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Full text of "Archiv für philologie und paedagogik .."

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| 
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805 
ΛΟΙ 


P5N 


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ARCHIV 


FÜR. 


"PHILOLOGIEum PRDAGOGIK. 


Herausgegeben. 


von 


Dr. Gottfried Seebode, 


Ν. Johann Christian Jahn 


und 
Prof. Reinhold Klotz. 
᾿ 


Zweiter Band. Erstes Heft. 


Leipzig, 
Druck und Verlag von B. &. Teubner. 


18338 


( 


| 


| 


© NEUR 
J AHRBÜCHER 


PHILOLOGIE P-EDAGOGIK, 


oder 


Kritische Bibliothek 


für das 
ὌΝΟΣ. und Unterrichtswesen. 


In Verbindung mit einem Verein von Gelehrten 
| herausgegeben 
Dr. Gottfried Seebode, 
M. Johann Christian Jahn 
ze und 


_ Prof. Reinhold Klotz. 


ΕΒ 


"Zweiter Supplementband, Erstes Heft. 


Leipzig, 
Druck und Verlag von B. G. Teubner. 


18338. 


ιν 


᾿ 


τῶ ὦ 


. 


Dt 


-- 


“+ 


Ueber 
:-Bentleys Leben, 
vornemlich 


seine Verwaltung des Trinity College auf der 
| Universität Cambridge. 


Üeber das Leben des bertihmtesten Englischen Philologen Rich. Bent- 
ley ist im Jahre 1830 in London ein sehr umfangreiches Werk von dem 
der gelehrten Welt bekannten Dr.J. H. Monk erschienen, welches mit 
Englischer Gründlichkeit ein bis auf die kleinsten Züge sorgfältig aus- 
eführtes Bild dieses Gelehrten entwirft. Da das theure Werk (es kostet 

L. 3Sh.) den Philologen Deutschlands nicht leicht zugänglich werden 
dürfte, und auch Wenige sich berufen fühlen möchten, den 668 Seiten 
starken Quartband durchzulesen, so glaubte ich meinen ehrenwerthen 
Collegen vielleicht einigen Dienst zu erweisen, wenn ich in dieser Zeit- 
schrift den Theil und die Seiten aus dem Leben des grossen Kritikers 
in einem gedrängten Abriss aus dem Englischen Werke zusammenstellte, 
welche in der bekanuten trefflichen Biographie von Fr, Aug. Wolf, 
in dem ersten Bande seiner Liserarischen Analekten anders oder gar 
nicht dargestellt sind. Zur Vervollständigung und vielleicht im Einzelnen 
auch besserem Verständniss des hier Mitgetheilten berufe ich mich auf 
meine Anzeige des Englischen Werkes in den Jahrbüchern für wissen- 
schaftliche Kritik, März 1832, Nr. 57— 59; und will nar hier noch be- 
merken, dass mein Bestreben gewesen ist, hier nicht zu wiederholen, 
was man in Wolfs Biographie oder meiner eignen Recension ebenso 
lesen könnte, 


΄ 
[--- τ τὸς οοονο σας ον Ὁ 


Im Allgemeinen wird Bentley für den Sohn eines Hufschmidts 
(blacksmith) gehalten, obgleich sein Enkel Rich. Cumberland 
ängstlich bemüht ist, über seines Grossvaters Ahnen den Glanz 
einer höheren Geburt zu verbreiten; als ob es für seinen Abnberrn 
ehrenvoller wäre, von edlem Blut abzustammen, als sich selbst 
aus der Dunkelheit der Herkunft durch die Kraft seines Genies 
erhoben zu haben. Auf jeden Fall hatte seine Familie zu den 
wohlhabenderen Landbesitzern (i4e higher description of English 
yeomen) gekört, aber da dicselbe durch thätige Theilnahme an 


‚6 Ueber Bentleys Leben. τ’ 


den Bürgerkriegen (sein Grössvater James B;, Capitain in.könig]. 


Diensten, war als Gefangener gestorben) herabgekommen war, 
so besass sein Vater nur noch ein kleines Grundstück zu Hood. 


lesford im Kirchspiel Rotiwell; durch dessen Verheirathung mil 
Miss Sarah Willie, der Tochter eines Steinmetzgers, früher 


‘ Majors in der königl. Armee, Oulton (27. Jan. 1662), einDorf in 
demselben Kirchspiel, nicht weit von ZFabkefield, Geburtsort des 


nach seinem Grossvater Richard benannten grossen Kritikers wurde. 


Der Grossvater und die auch der lateinischen Grammatik kundige 


Mutter waren die ersten Erzieher des Knaben; seine ersten Schu- 
‚ len, die däy school im benachbarten Dörfchen Methley und die 
Grammar-school von akefield; für letztere zeigte_er stets eine 


besondere Vorliebe, und was für ein ehrenderes Zeugniss könnte 


es für diese, als die stets dankbare Erinnerung eines so ausgezeich- 
neten Schülers geben? Von seinen Lelırern ist nur der Name des 
damaligen Master der Schule JoAn Baskewile bekannt, dem also 
wahrscheinlich die Ehre gebührt, die Grundlagen zu B.s späterer 
Ausbildung vollendet zu haben. Den 24. Mai 1676 kam er als 
subsizar (Stipendiat der unteren Classen) in das St. Johns College 
nach Cambridge, unter Aufsicht des Joseph Johnston. Merk- 
würdig ist, dass sein Eintrilt in das College mit Umgehung der 
Gesetze, die er später als Master des andernCollege derselben Uni- 
. versität so oft willkührlich anawandte, verbunden war; er wurde 


nämlich um 1 Jahr älter angegeben, als er wirklich war; Monk 


lässt es unentschieden, ob es Absicht oder Zufall war. Zum Ba- 
chelor of Arts, dem ersten akademischen Grade, wurde er 1680, 
mit einer ungewöhnlichen grossen Anzahl von Studenten zugleich 
‘ promovirt, und scin Name erscheint als der 6te auf der Beför- 
derungsliste (in the First Tripos or list of ‚honours); es muss 
aber bemerkt werden, dass nach einem damaligen Gebrauche, der 
- erst vor 40 Jahren abgeschafft ist, es dem Vice-CGhamellor und 
jedem der 2 Proctors zustand, einen Studirenden zu einem der 
Ehrenplätze, unmittelbar nach dem ersten Namen auf derListe zu 
ernennen, und dass B. nicht zu dieser Art von Begünstigten ge- 
hörte. . Nachdem er hierauf nur wenige Monate die headma- 
stership of the Grammar School von Spalding verwaltet hatte, 
wurde er 1682 Erzieber des Sohnes des bekannten Dr. Eduard 
Stillingfleet, nachherigen Bischofs von /Vorcester, und 1683 
Master of Arts der Universität Cambridge. Bekannt sind seine 
grossen gelehrten Pläne, die er hier entwarf, und durch rastlose 
Arbeit unterstützte; und wenn diese auch späterhin nicht zur 
Ausführung kamen, so bereicherten sie doch B. mit den ausgebrei- 
teten und vielseitigen Kenntnissen, die ihn zu jedem gelehrten Un- 
ternehmen, wozu die Umstände ihn aufforderten oder trieben, auf 
das vollständigsie ausrüsteten. Da ihn sein Gedächtniss nicht eben 
ausgezeichnet unterstützte, so sammelte er schrifilich sein Material, 
legte sich Indices der bei den vorzüglichsten Scholiasten citirten 


En. 


φ 


Ueber Bentleys Leben. 7 


Auforen an, und-beschrieb die Ränder’ seiner Bücher mit gelehr- 
ten Bemerkungen oder Conjecturen. Uugeachtet der fleissigen 
Benutzung der Bibliothek seines Patrones, scheint er jedoch die 
Erziehung von dessen Solıne nicht vernachlässigt zu haben, was 
die beständige Achtung und Theilnalıme des Bischofs gegen B. be. 


weisst. Als sein Zögling 1689 die Reife für die Universität er- 


reicht hatte, wählte B., der ihu auch dahin begleiten sollte, ınehr 
für sich als jenen, Oxford; durch die reichen Schätze der Bi- 
bliotheca Bodlejana angezogen, und wurde auch hier als Master 
of Arts inkorporirt; Dort arbeitete er mit derselben rastlosen 
Thätigkeit, verglich Mss., excerpirte, entwarf neue grosse Pläne, 


“wie einer Herausgabe sämmtlicher Griechischen Grammatiker und 


Lateinischen Dichter, und später eine Sammlung der Griechischen 
Lexikographen und eine Fragmentensammlung aller Griechischen 
Dichter; und zwar nicht im flüchtigen Abdruck, wie manche 


. grosse Sanımlungen klassischer Ausgaben neuerer Zeit, sondern 


durch und durch kritisch gesäubert und so viel als möglich in 


ihrer ursprünglichen Aechtheit hergestellt. Allein gerade die ex- 


tensive’ und intensive Grösse seiner Unternehmungen machten ilıre 
Ausfübrung schwierig, und bei seinen späteren Händeln unmög- 
lich, Doch auch schon sein Wille verdient eine lobende Aner- 
kennung, da er mit seinen Sammlungen und Vorarbeiten später 
nicht geizte, um ähnliche Unternehmungen anderer gleichzeitigen 
Gelehrten zu unterstützen. Hierzu kam noch seine ‚Bereitwillig- 
keit gegen die Aufforderungen seiner gelehrten Zeitgenossen, an 
ihren eigenen Werken Theil zu nelımen, die sebr im Widerstreite 
mit der sonstigen Unfreundlichkeit seines Charakters steht, 
Bekamntlich trat er zuerst öffentlich in seiner Kpistola ad 
Millium, bei Gelegenheit der unter Aufsicht des Dr. Mill veran- 
stalteten Ausgabe des Chronisten Jounnes Malelas Antiochenus, 
auf, welche kleine Schrift des 29jährigen jungen Mannes seinen 
Ruf damals schon bis in das Ausland trug. Den Ton dieser Schrift 
findet Monk kräftig und lebendig, aher, bei dem Selbstgefühl 
seiner geistigen Grösse, zugleich nicht frei von Mangel an dem 
schuldigen Respekt gesen den Dr. John Mill, und wenn er ihm 
auch noch die unziemlichen Anreden an den Principal of St. Ed. 
mund’s Hall: φίλη κεφαλὴ, und Milli jucundissime zu Gute hal- 
ien wollte, so kann er doch weder durch seine Vertraulichkeit 
und Freundschaft mit dem gelehrten Dr., noch durch die Freiheit. 
der todten Sprache, das Indecorum rechtfertigen, dass er tie 
dignified Head of a House a) ᾿Ιωαννιδίον (mein Hänschen) ange- 
redet habe. Der glückliche Erfolg dieser Schrift ist es übrigens, 
welche B. bewog, seine Studien überwiegend dem klassischen Al- 
terthume zug widmen. Indessen wandte ihn die Berufung zu der 
Robert Boyleschen, zur Vertheidigung der christl. Religion gegen 
den Unglauben gestifteten, Lecturship, eine Zeit lang wenigstens, 
wieder mehr den theologischen Studien zu. Zu dieserStelle wurd: 


-«- 


΄ -"" 


8 .  Veber Bentleys Leben. 


\ j 
er für das erste Jahr nach der Stiftung mit der Verpflichtung ge- 
wählt, 8 Reden in einer Kirche der Hauptstadt zu balten, wofür 
er 50 L. St. bekam. Er erntete grossen und allgemeinen Beifall 
“ ein, wurde aber, obgleich es die Stiftung erlaubte, für das fol- 
gende Jahr nicht wieder erwählt, denn 68 musste bei der Wieder- 
wahl sein erlangter Ruf dem Einfluss seines wichtigeren Mitbe- 
werbers, des Dr. Kidder, Bischof von Bath und /Fells, wei- 
chen. Eine Präbende bei der Kathedrale in Worcester, die er vor 
Ablauf seines Lectoramts durch den Bischof Stillingfleet: er— 
hielt, und die ausser einer sorgenfreien Lage ihm die fernere Ge- 
sellschaft seines Gönners gewährte, konnte ibn indess reichlich 
für seinen Verlust entschädigen, zumal da sein Domherrnamt ihn 
nöthigte, nur so lange in JYorcester zu sein, als es der Bischof 
"selbst war. 
Gleichzeitig mit dieser günstigen Gestaltung der äussern Lage 
B.s sehen wir aber auch die Dämonen des Neides und der Verklei- 
nerungssucht ihr Haupt gegen ihn erheben, mit denen er von jetzt 
an sein ganzes langes Leben hindurch zu kämpfen hatte, und die 
völlig zu besiegen es ihm nicht an Geist, wohl aber an sittlicher 
Kraft fehlte. , Selbst sein gütiger Patron musste es bedauern, dass 
ihm die Gabe der Bescheideriheit fehle, um der ausgezeichnetste 
. Mann in Europa zu werden. Den ersten Angriff. erfuhr er von 
‘Adrian Beverland, der ihm mit Unrecht vorwarf, dass er 
die glückliche Entzifferung einer schwierigen Carthagischen In- 
schrift den Papieren des Isaac Vossiug verdanke; und bald 
darauf musste er von Josua Barnes, dem Herausgeber des 
Euripides in dessen Vita des Dichters, sich einen Mann perfrictae 
ı  frontis aut judicii imminuti schimpfen hören, weil er, auf dessen 
eigne Bitte, ihm seine Gründe über die Unächtheit der angeblichen 
Briefe des Euripides auseinandergesetzt hatte. 


Das folgende Jahr 1693 vergrösserte B.s Wirksamkeit durch 
die Oberaufsicht über alle königl. Bibliotheken des Reichs, die er 
durch Vertrag mit einem begünstigteren Competenten, dem Mr. 
Thynne, erhielt, welchem er von dem mit der Stelle verbunde- 
nen jährlichen Salar, von 200 L. St., aufLebenszeit eine Abstands- 
summe von 180 L. gab; aber reichlich entschädigten: ihn dafür 
die ihm jetzt geöffneten literärischen Schätze. Bald darauf wurde 
ihm eine neue Begünstigung zu Theil, indem er auf das Jahr 1694: 
wieder zum Boyleschen Lector gewählt wurde. — Sein P/ilo- 
stratus und Manilius waren jetzt auch zum Drucke fertig, allein 
die in Folge des Krieges und der neuen Taxen gestiegenen Kosten 
für Papier und Druck schreckten ihn von der Herausgabe in Eng- 
land ab. Er schickte desbalb den Philostratus nach Leipzig; der 
erste Probebogen jedoch bewog ilın, diesen Plan ganz aufzugeben, 
weil sein Geisteskind nicht: in einer so unziemlichen Gestalt zur 
Welt kommen sollte; später gab er die Herausgabe dieses Autors 


«ΠΝ... 


Ueber Bentleys Leben. 9 


geaz auf, und schickte den grössten Theil seines Apparates an 
den Leipziger Gelehrten Olearius, der den Philostretus 1709 
edirte. 

Dies Bibliotbekariat B.s sollte indess für ihn bald die Veran- 
lassung zu seiner heftigsten literarischen Fehde werden, die, allen 
Stüärmen und Angriflen seiner Gegner zum Trotze, ihm einen glän- 
zenden Sieg verschafltie. Es ist dies der bekannte Streit über die 
Aechtheit der Briefe des Phalaris, über den ich nur das weniger 
Bekannte und was von einem allgemeineren Interesse sein kann, 
berausheben will. Der damals entstandene Streit über die Vor- 
züge der antiken und modernen Gelehrsamkeit hatte bekanntlich 
den gelehrten Sir William Temple zu der excentrischen Be- 
hauptung vermocht, dass die beiden ältesten prosaischen Werke 
zugleich die trefflichsten in ihrer Art wären; unglücklicher Weise 
aber hatte er als diese die Fabeln des Aesop und die Briefe des 
Tyrarmen Pbalaris genannt, und mit dieser Behauptung ein sol- 
ches Glück gemacht, dass das gelehrte Publikum eine grössere 
Verbreitung dieser beiden Werke zu wünschen anfing. In dem 
Christ- Church Collegium zu Cambridge herrschte damals unter 
dem Dekan Dr. Aldrich die Sitte, die ausgezeichneisten Schü- 
ler zur Herausgabe klassischer Werke aufzumuntern, die, auf - 
Kosten des Collegiums gedruckt, als eine Neujahrsgabe unter 
sämmiliche Schüler vertheilt wurden; eine zum fleissigen Studium 
anregende, aber zugleich Einseitigkeit befördernde Gewohnheit. 
Für das Mr 1694 wurden demgemäss die Briefe des Phalaris zur 
Herausgabe, und der junge Charles Boyle, nachmals Graf 
Orrery zumEditor bestimmt. Der junge Herausgeber war so un- 
vorsichtig, den Worten des Buchhändler Bennett unbedingten 
Glauben zu schenken, der seine eigne Nachlässigkeit durch B.s 
Ungefälligkeit, welcher eine erbetene Handschrift der Briefe, aus 
der Bibliothek von St. James, lange verweigert, und darauf. nach 
achttägigem Gebrauche schon wieder zurückgefordert haben sollte; 
und wagte in der Vorrede die bekannte, den nachherigen Brand 
entzündende Aeusserung: Collatas etiam curavi usque ad Epist. 
XL. c. Ms. in Bibliotheca regia, eujus mihi copiam ulleriorem 
Biblivothecarius pro singulari sua humanitate negavit. 
B. schrieb im Gefühl seiner Ueberlegenheit privatim an den jungen 
Mann, ihm den wahren Stand der Dinge auseinandersetzend, allein 
da er zur Antwort erhielt: ‚es sei jetzt zu spät, etwas zu än- 
dern“, schwieg er, bereitele sich aber zu einem Hauptangriff, 
nicht so sehr gegen Boyle, als gegen die Aechıtheit der Briefe des 
Phalaris überhaupt, vor. Die Zwischenzeit benutzte er zugleich 
als Freund schöner Drucke zur Verbesserung der Druckerei der 
Universität Cambridge, und wie trefflich er die, in dieser Ange- 
legenhieit ihm ertheilte, unbeschränkte Vollmacht benutzt hat, be- 
zeugen unter Anderem die schönen Ausgaben des Suidas von Kü- 
δῖον, Taylors Demosthenes, Talbots Horatius. Auch äus- 


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.. Ueber Bentleys Leben. 


serlich wurde seine Stellung immer bedeutender und glänzender. 


Durch die unabänderliche Zuneigung des Bischof Stillingfleet warde _ 
er zum ordentliehen Capellan des Königs empfohlen, und erlielt_ 


zugleich auf 3 Jahre das Rectorat von Hartlebury in Worces- 
tershire, bis zu welcher Zeit sein Zögling James im Stande sein 
würde, in den geistlichen Stand einzutreten, :Zugleich wählte ihn 
‚die königl. Societät zu ihrem Mitgliede; und im Juli 1696 wurde 
er nach feierl. Promotion, wobei er sich wie in seiner Promotions-" 
predigt als einen durchaus rechtgläubigen Christen bewies, doctor: 


of divinity, und hatte nach der Feierlichkeit sexost die Ehre, die 


Universität und ihre Besucher mit.eineın glänzenden Frühstück zu 
bewirtlien; eine Ehre, die bald darauf durch ein Gesetz abge- 


schafft wurde, weil sie wegen ihrer enormen Kosten manche tüch- 


tige Männer von der Erlangung jener geistl. Würde gänzlich ab- 
schreckte. 

Für das Jahr 1695 lelınte B. die Wiederwahl zum Royleschin. 
Lectoramt ab, um seine Zeit Jder Bibliothek und seinen klassischen 
Studien ausschliesslich zu widmen; und im Jahre 1697 erschien 
endlich seine bekannte Erwiederungsscheift gegen die ihm wider- 
fahrene Beleidigung in einer Dissertation über die Briefe des Pha- 
Jaris, welche, da sein eigentlicher Gegner seine eigene Schwäche 
zur alleinigen Fortsetzung des Kampfes fühlte, das ganze Christ— 
Church College und dessen zahlreiche Freunde in die Waffen rief; 
man bildete eine förmliche Föderation, um den Angriff nachdrück- 
‘licher zu machen, und tum ihn desto geordneter zu N: schob 

man den Ausbruch der Feindseligkeiten bis zum folgenden Jalıre 
auf. B. stiftete inzwischen, unbekümmert um die Pläne seines : 
Gegners, eine Abendgesellschaft, die sich einmal oder zweimal 
wöchentlich in den Zimmern der königl. Bibliothek versammelte, 
und hei ihrer Stiftung die berühmtesten Gelehrten der Zeit, wie 
Newton, Locke, John Evelyn, Christoph Wren, zu Mitgliedern 
zählte. Mit dem Neujahr 1698 brach der Sturm gegen ihn los; 
die Leitung desselben war Alsop gegeben, der als Neujahrsgabe 
für Christ. Church. die Fabeln des‘ Aesop herausgab, und darin, 
in geraden Worten und in Gleichnissen, B. auf das Heftigste an- 
griff, Besonders witzig ist eine in artigem Latein den Aesopischen 
nachgebildete Fabel auf B.s singularis humanitas, die ich, weil 
sie kurz und wenig bekannt ist, ganz illhalen will. Sie ist 
überschrieben ; 


Canis in 1 praesepi. 


„Bos post laboris tatdia reversus damum 
Pro more stabulum ingreditur, ut famem levet; 
Praesepe sed prius occupaverat canis, 
Ringensque frendensque arcet a faeno bovem. 
. Hunc ille morosum atque inhospitum vocat, . 
Et fastuosum mentis ingenium exprobrat; 


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Ueber Bentleys Leben. 11 
Canis hisce graviter percitus conviciis, 
Tune, inquit, audes me vocare inhospitum?. 
Me nempe sumpmis yuem ferunt praeconiis 
Gentes tibi ignotae? Exteri si quid sciant, 
Humanitate supero quemlibet canem. 
Hunc intumentem rursus ita bos excipit, 
Haec singularis an tua est humanitas, 
Mihi id roganti denegare pabulum, 
Gustare tu quod ipse nec vis nec potes.“ 


Die übrigen mit vielem Witze und Geiste geführten Streiche 
seiner Gegner, die indess natürlich mehr B.s Persönlichkeit und 
Charakter als Gelehrsamkeit trafen, übergehe ich, weil Fr. A. Wolf 
gerade diesen Theil von B.s Biographie aın ausführlichsten behan- 
delt und das Interessanteste daraus mitgetheilt bat. Die günstige 
Aufuahme indess der Gegenschrift des jungen Ch. Boyle, und die 
allgemeine Theilnahme dafür, muss man nicht nur dem Witze und 
satirischen Tone derselben, sondern auch mancherlei äusseren 
Gründen zuschreiben: dem Einflusse, der grossen Anzahl und 
Geschicklichkeit der Mitglieder von Christ- Church College; der 
Popularität Sir William Temples, die als gröblich von B. belei- 
digt dargestellt wurde; der persönlichen Theilnahme für den vor- 
nehmen jungen Ch. Boyle, und der herrschenden Meinung von B.s 
Iinhöflichkeit und hochfahrenden Wesen, dem Alle eine derbe 
Züchtigung gönnten. Ungeachtet des Sturmes von allen Seiten 
behauptete aber B. seine Ruhe, und antwortete seinen ig ihn drin- 
genden Freunden: „Ich habe keinen Kummer darüber, denn es 
ist mein Grundsatz, dass Niemand zu Schanden geschrieben wird, 
als durch sich selbst“ („that no man was ever written out of 
reputation, but by himself“); und während seine Freunde ein- 
zelne Streifzüge gegen die Widerpartei unternahmen, bereitete 
er seine zweite grössere Abhandlung über die Briefe des Phalaris 
vor, gegen welche seine erste nur ein Abfall (sprinkling) davon 
zu sein schien, nebst einer Antwort an Ch. Boyle, wodurch er 
den vollständigsten Triumph über seine Gegner davontrug, die 
zwar eine Widerlegung versprachen, aber ausser einzelne kleine 
Flugschriften es für rathsamer hielten, zu schweigen. Nur einer 
dieser Gegenschriften will ich bier wegen ihrer sonderbaren, aber 
in der Wissenschaft übel angebrachten Gutmüthigkeit Erwähnung 
ihun: des Mr. Salomon Whateley, der meinte: „man thue 
Unrecht, einem Werke einen Autor grossen Namens abzusprechen, 
da der Werth des Buchs häufig nach dem Namen seineg Verfassers 
.geschätzt werde.“ 


Hiermit endigte der-erste grosse Abschnitt in B.sLeben;, seine 
Gelehrsamkeit erregte die grössten Hoffnungen und Erwartungen 
für die Zukunft, da er bei rüstiger Gesundheit und unausgesetz- 
ter Thätigkeit noch viel bedeutendere Leistungen versprach, als 


- 


- 


18. Ueber 'Bentleys Leben. ὩΣ 


die früheren waren, ‚ wenn gleich diese schon seinen Rulım auch 
über die Gränzen seines Vaterlandes hinaus verbreitet hatten. Wie 
gross die Anerkennung seines Werthes aber in ebendemselben war, 


. bezeugt der gegen Ende des Jahres 1699 an ihn ergangene Ruf, zum 


Vorsteher des Zrinity Coliege der Universität Cambridge, ach 
dem sein Gönner, der Bischof Stillingfleet, schon ein Jahr vorber 
gestorben war: Dieses Collegium hatte früher auf der Universität 
eines so hohen Ruhmes genossen, dass durch die Mitglieder oder 
Fellows desselben die meisten. Headships- der übrigen Collegien be- 
setzt-zu werden pflegten, war aber ausser der allgemeinen: Ver- 
‚wirrung der Bürgerkriege in der letzteren Zeit besonders i ın Ver- 
fall .gerathen: durch die schlechte Disciplin der zwei letzten 
Oberen, durch die willkührliche Besetzung der Stellen auf dem- 
selben nach Gunst, nicht nach Kenntnissen, und durch, die ein- 
reissende Geringschätzung des alten Systems der akademischen 
Studien. . Man suchte deshalb für dasselbe einen Master von 
Energie und Ruf, und beides war in B. vereinigt; aber es. fehlte 


ibm sowohl an Liebe zu seinem neuen Amte, das er nur wegen der, 


‚damit verbundenen Einkünfte von 135 — 1400 L.St, annahm, alg 
an Achtung seiner Collegen, die er ala ein profanum vulgus ge— 
ringschätzte, Diesen war er ebenfalls, ein Fremdling in ihrem 
College, uhwillkommen, und nur als Kritiker und theologischer 

‚ontroversionaliet bekannt; . allein es waren sämmtlich ehren- 
werthe Männer, und geneigt, mit ihrem neuen Oberhaupte in 

rieden und Freundschaft zu leben, hätte B, nur seine Stellung 
richtiger und würdiger aufgefasst. Selbst der erste üble Ein- 
druck, den seine Ansprüche auf 170 L. St. machte, die seinem 
Vorgänger zukamen, ging schnell vorüber, und er bewog seine 
Fellows leicht zur Einstimmung in die Verbesserungsplane seiner 
"geräumigen Amtswohnung, um sie angeblich zur bevorstehenden 
Ankunft des damaligen Kanzlers der Universität, des Herzogs 
von Gloucester, angemessen einzurichten; sie versprachen, die 
veranschlagten Kosten von 300 L. gemeinschaftlich mit ibın zu 
tragen, und er unterzeichnete mit 100L.; auch die nachherige Ver- 
grösserung der Kosten auf 1600 L., die.B. selbst zu keiner grös- 
sern Beisteuer vermochten, erreglen nur eine schnell vorüber- 
gehende Unzufriedenheit.. Schon am 4. Novbr. desselben Jahres 
wurde er Yice- Chancellor der. Universität, nach einer unzweck- 
mässigen Gewohnheit, dass der älteste Graduirte unter den Heads 
der Colleges, welcher diese Würde noch nicht bekleidet hatte, 
sie erhalten musste, wenn gleich er. mit den Geschäften seines 


Amtes und :den verwickelten Verwaltungsangelegenheiten gar nicht _ 


bekannt war; was auch für B. vielerlei Inconvenienzen herbei- 
führte, und ihm noch: dazu den Tadel der Ungastlichkeit zuzog, 
einen Vorwurf, den’ sein späteres Leben zwar nicht widerlegte, 
der aber damals wohl durch den Zustand seiner Wohnung ent- 
schukligt werden konnte, welche den grössten Theil des Jahres 


iM un. Ans Pe 


Ueber Bentleys Leben. ᾿" 13 


über in den Händen der Maurer war. Selbst seine durch königl. 
Bispensation bewilligte Vermählung δίῃ 4. Jan. 1701, mit der lie< 
benswürdigen Tochter des Sir John Bernard ofBrampton, 
konnte des Masters Haus nicht wirtblicher für seine Collegien- 
genossen machen; er blieb stets auf einen sehr kleinen Umgang 
gelehrter Freunde beschränkt. ' Im Juli desselben Jalrs wurde er 
Archdeacon of Ely, und gleichzeitig begann er, um sich von sei- 
nen ermüdenden Amtsgeschäften zu erholen, seine Ausgabe des 
οτος, während er in steter literarischen Verbindung nit dem 
alten Graevius und andern Gelehrten blieb, 

Da seine wissenschaflliche Thätigkeit während dieser Zeit 
ausfährlicher von Fr. Aug. Wolf geschildert. ist, so will ich mich 
hier mehr auf seine nur kurz und zum Theil unrichtig von jenem 
Gelehrten dargestellte Leitung des Trinity College beschränken. 
B.s erste Veränderungen waren in ihrem Endzwecke durchaus 
wohlikätig und löblich, nur in der Form despotisch, und dess- 
halb tadelnswerth, weil er bei einer weniger willkührlichen Aus- 
legung der Statuten dieselben ehrenwerthen Männer zu seinen Hel- 
fern gehabt haben würde, die er nach und nach zu seinen erbittert- 
sten Gegnern machte. Sein erstes Augenmerk richtete er auf die 
Wahlen zu den Fellowships und Scholarships. Ein langer Brauch 
hatte es hergebracht , dass die Wahl zu den Scholarships (Stif- 
tungsstellen) in zwei Jahren immer nur einmal statt fand, und dass 
nur die sogenannten sophs und junior sophs (die 2jährigen Stu- 
denten) als Candidaten zugelassen wurden, eine für jüngere aber 
ibätige und talentvolle Studenten sehr entmuthigende Gewohnheit, 
Deshalb setzte B. jährliche Prüfungen und freie Zulassung zu den- 
selben- fest, und um die $Succession bei denStiftsstellen zu erleich- 
tern und zu beschleunigen, bestimmte er, dass von den Wahl- 
listen diejenigen-gestrichen werden sollten, die den Grad eines 
Bachelor of Arts erlangt und nicht ihre Absicht ausgesprochen 
hätten, in das College zurückzukehren, da nach den Statuten ei- 
nem jeden Scholar (Stiftsschüler) jäbrlich nur eine Abwesenheit 
vom College von 72 Tagen gestattet wurde. Auch änderte er die 
Art der Prüfungen, die früher mündlich in der Capelle vor dem 
Master und 8 Senioren, welche die Wähler waren, statt fanden, 
aus einer Scheinprüfung in eine wirkliche um: dass die Candida- 
ten bei jedem der Wähler auf dem Zimmer streng und ernstlich, 
mündlich und schriftlich, examinirt werden sollten. Die un- 
verantwortliche Gewohnheit ferner, dass die Candidaten während 
der 4 Prüfungstage offene Abendtafel in einem benachbarten 
Wirthshaüuse halten mussten, was der Person täglich gegen Ὁ L. 
zu stehen kam, schaffte er gleichfalls ab. Vortrefflich waren 
diese Neuerungen, wenn er nur nicht dabei unterlassen hätte, die 
8 Senioren der Fellows, seine gesetzlichen Rathgeber (consellor), 
dabei zu Rathe zu ziehen; ebenso wie er es bei der Relegation ei- 
ies- Studenten, der ein liederliches Haus besucht hatte, unterliess, 


14- Ueber Bentleys Leben. 


-obgleich zu dieser Bestrafung den Master nur die Zustimmung vorn 

‚ wenigstens 5 der 8 Senioren, ‚berechtigte. Ebenso waren seine 
Verbesserungen der Stifisbibliothek ein Gemisch von Zweckmäs- 
‚sigkeit und Willkühr: um nämlich die Fonds zur Vermehrung der 
Bücher zu vergrössern, führte.er ein, dass jedem Studenten der 
Gebrauch derselben gegen eine kleine Summe bei-seiner Aufnahme 
gestattet werden sollte, ‘welche Einrichtung 90 Jahre bestand; 
“und Monk bedauert selır, dass sie nicht noch länger beibehaltesa . 

, worden; als unzweckmässig aber tadelt er seine Eintheilung der 
Bücher in 2 Classen, für die Under-graduates und Bachıelors. 
Allein zu weit ging sein Eifer für die Vermehrung der papierenen 

‘Güter der Bibliotyek, wenn er zum grossen Verdruss der Senio-. 
ren, welche bedeutende Opfer bei dem letzten Ausbau der Biblio- 
ö ihek gebracht hatten, es durchsetzte, dass dieselben 360 L., von ' 
einem Vermächtniss des Bischof Hacket, die mit dazu verwen- 
det waren, aus ihren eignen. Mitteln wieder erstatteu mussten, 
weil sie eigentlich zur Anschaffung von Büchern bestimmt gewe-— 
sen waren, = | νον : 
r Die Statuten der Königin Elisabeth für das Trin. College . 
. erforderten. für die Mitgliedschaft desselben nur den Grad eines 
Master of Arts; allein bessere Wohnungen, olıne Gemeinschaft 
der Pensionärs, und einige pekuniäre Vortheile waren den Mit- 
gliedern von höheren Graden zugesichert; durch die Vergrös- 
. serung des Raumes und der Einkünfte des College halten aber 
‘diese Vorzüge aufgehört, solche zu sein, und, olıne Rücksicht 
auf den Grad, gab das Alter der Mitgliedschaft das Recht zum . 
Seniorat und .den andern Vortheilen, nur blieb ein streitiger Ar- 
tikel in’ den Statuten über die Vertheilung der Wohuungen, der 
lautete: Seniorem Jecundum suum gradum juniori iam inter s0-. 
cios quam inter discipulos praeferendum statuimus. Diesen legte- 
B. zu Gunsten der Graduirten aus, so dass, abgesehen von der . 
Dauer der Mitgliedschaft, der Bachelor of divinity dem Master of‘ 
Arts vorgezogen wurde. Eine Entscheidung, welche bewirkte, 
dass die Fellows nicht mehr als Master of Arts ergrauten, son- 
dern sich beeilten, auch die Grade in der Theologie zu erhalten, 
bis nach 70 Jabren derselbe Punkt wieder streitig wurde, \ 
“ Obgleich die erwähnten Neuerungen formlos ausgeführt waren, 

” 80 würde doch ihre Nützlichkeit bald gefühlt worden sein, und: 
auch B.s Gegner damit versöhnt haben, wenn er nicht durcli be- 
ständiges Mäkeln und Rütteln an den hergebrachten und liebge- 
wordenen unschädlichen Göwohnheiten die Gemüther beständig 
gegen sich von Neuem aufgereizt hätte. — Bedenklich bei einem. 
δὸ gewaltihätigen Manne musste sein, bei einer unbedeutenden 
Veranlassung wegen Verlegung der sonnabendlichen Declamations- 
übungen auf eine zweckmässigere aber statutenwidrige Zeit aus-' 
gesprochener Grundsatz: .,, 4888 man vom Buchstaben der Geselze _ 
abweichen müsse, um ihren eigentlichen Sinn zu treffen, oder 


„ni ἊΝ 


Ueber Bentleys Leben. | 15 


nach seinen eigenen Worten: A must be broken in order to be 
kept“; verleizend aber musste die pedantische Strenge sein, mit 
der er von der andern Seite auf die Zahlung der unbedeutendsten 
statutenmässigen Geldstrafen von 8 und 4 pence, wegen der seit 
langer Zeit vernachlässigten täglichen Vorlesungen und Abfragun- 
gen in der grossen Halle, über verschiedene Werke des Aristote- ᾿ 
les, hielt; da djeselbe Zeit zweckmässiger durch Lectionen der 
einzelnen Tutors angewendet worden war. Noch weiter ging er 
in den Plackereien seiner Fellows dadurch, dass er die Strafe von 
8 half -pence für Abwesenheit von dem Gottesdienste in der Ka- 
pelle auch auf die letzte Hälfte der 60 Fellows ausdehnte, indem - 
er die Bestimmung: „ dass jedes über 40 Jahre alte Mitglied der 
Universität dieser Strafe nicht unterworfen sein sollte“, so aus- 
legte: dass die genannte Hülfte der Stiftsgenossen, welche in der 
Regel weniger als 40 Jahre zählte, auch diesem Gesetze unter- 
worfen sein müsste. Um so verwerflichere Einrichtungen, weil 
er zugleich um die Gunst der Studenten buhlte, während er die 
|  Lebrer quälte. So hatte sich dieGewohnheit eingeschlichen, dass 
͵ nach der gemeinschaftlichen Abendmahlzeit in der Halle die Fel- 
'  lJows in freundschaftlicher Unterhaltung beisammen blieben, wäh- 
rend die Studenten, nach genossenem Mable, sich sogleich zu 
ihren einzelnen Geschäften oder Vergnügungen zerstreuten. Da- 
mit aber dem Buchstaben des Gesetzes genügt würde, welches 
jedem, der vor dem Abendgebet den Tisch verliesse, eine Geld. 
strafe auferlegte, so wurden von jedem Studenten ohne Ausnabme 
wöchentlich 2 pence Bussgelder für ibre regelmässige Versündi- 
gung erlegt. B. glaubte auch diesen Missbrauch abschaffen zu 
müssen; um sich aber nicht bei der/Scholars unbeliebt zu machen, . 
gab er es gänzlich frei, die Abendtafel vor dem Gebet zu verlas-. 
sen.. Rühmlich war es dagegen wieder, dass er sein eifriges Au- 
genmerk darauf richtete, manche Vorrechte der Nodlemenu, Fellow 
 cernmoners, der beiden ersten Classen unter den Studenten, aufzu- 
heben, die ihnen selbst sehr schädlich und den übrigen Studirenden 
zuwider waren: wie die Erlaubniss den Gottesdienst zu versäu- 
men, und die üblichen Declamationen, wenn die Reihe sie traf, 
nicht zu halten. Für die letztere Verordnung, meint Monk, sei 
- ihm das ganze Land Dank schuldig, da manches berühmten Staats- 
mannes und Parlamentsredners Talent. zuerst durch den hier- . 
durch unter den vornehmeren Studirendelı erregten Wetteifer er- 
weckt sei, 

Zum offnen Bruche kamen die Reibungen zwischen B: und 
den Fellows 1708 bei Gelegenheit des erwähnten Baues. Obgleich 
nämlich die wirklichen Kosten die veranschlagten um das fünf- 

| Sache überstiegen,, so war B.,doch dreist genug, noch obenein 
: den Neubau einer Stiege, welcher ansehnliche Zuschüsse nöthig 
machte, zu fordern. Nie Senioren erklärten diese Forderung für 
unstalihaft, und als B. dessen ungeachtet den Bau beginnen Tiens, 


8 “ Ueber Bentleys Leben. 


sd begaben sich der Bursar (Rendant) in Begleitung einiger 
nioren an Ort und Stelle, und untersagten den Werkleuten 
Arbeit. Da erschien auch B. im höchsten Grimme, fuhr den 
sar an: „er würde ihn aufs Land schicken, um seine Truth 
ner zu füttern‘. (μὰ would send him into ibe country, to 
bis turkeys), und befahl, ungeachtet aller Einwendungen, 
Weiterbau. Die natürliche Folge davon war, dass die Seni 
nun auch von ihm ällein die Tragung der Kosten verlangten; 
als sie wiederholentlich von B. um ihre Zustimmung -zu der 
zahlung aus der allgemeinen Kasse ersucht, bebarrlich weige 
erinnerte er sie an gewisse Rechte, die ihm zuständen, wel 
zwar aus der Mode gekommen, er aber zu ihrem Verdrusse 
brauchen würde, und nannte dieses sein verrostet Schwert ( 
sword). Hierher. gehörte ein altes Statut, nach welchem 
Fellows ohne Erlaubniss des Master.oder seines Deputirten ἃ 
College bei Strafe nur.62 Tage lang verlassen durften; all 
die Uebertretung dieses Gesetzes war schon lange eingeriss 
B. machte jetzt seine Collegen nicht nur auf die Einholung sei 
Zustimmung, bei längerer Abwesenheit, aufmerksam, sond 
ἢ auch auf die Strafen, die sich der grösste Theil von ihnen, durch 
frühere Uebertretungen, schon habe z4 Schulden kommen lassen. 
Aber weder diese Drohung noch gelegentliche Freundlichkeit oder 
Benutzung einer zufällig heitern Stimmung der Genossen machte 
diese wankend in ihrem Entschlusse zum Widerstande. Als da- 
her B. sah, dass seineDrohungen erfolglos blieben, ‚wandte er ein 
wirksameres, aber nach weit tadelnswertheres Mittel an. Es war 
siämlich denjenigen Fellows of Trinity, die Collegienprediger 
(College preacher) waren, deren Zahl seit James I 16 betrug, er- 
laubt, zugleich Anstellungen in der Kirche ( Church preferment) 
zu erhalten. Damals waren 4 Vakanzen unter den College prea- 
cher, und unter den 4 dazu qualifizirten Fellows war einer, 
Mich. Hutchinson, zu einer Stelle an der Kathedrale von 
Lichfield berufen, welche er aber als Fellow. nicht annehmen 
konnte, olıne zugleich Collegienprediger zu sein. B. glaubte jetzt 

seine Vorrechte gebrauchen” zu müssen, und war unverschämt 
genug, diesem Gentleman zu erklären, dass er in keine Wahl zu 
einer der Vakanzen eber einwilligen würde, bis die Senioren die 
Kosten des Treppenbau’s ‚bewilligt hätten. Hutchinson theilte die- 
ses seinen Amtsbrüdern init, die zu viel collegialischen Sinn be- 
sassen, um durch längeren Widerstand einzelnen ihrer Genossen 
empfindlich schaden zu wollen, und endlich nach 2 Jahren die Zah- 
lung von neuen 860 L., aus der gemeinschaftl. Kasse, bewilligten. 
, So war die Eintracht der Gesellschaft für damals wieder hergestellt. 


Zweiter Theil. 


Nach wiederhergestelltem Frieden (1706) nahın er seine frühe- 
ren Pläne zu Erweiterungen und Verschönerungen des Trin. College 


Ueber Bentleys Leben. 1% 
‘wieder eifrig auf. Ihm verdankt dasselbe die Einrichtung des Ob- 


allen Wissenschaften umfasste, 
| Das Geschenk einer prächtigen Orgel erweckte bei ihm ztı- 
gleich die Lust, die Eapelle nach einem grossartigen Plane zu re. 
isauriren. Es waren dazu durch frühere Donationen 600 L. aus- 
‚gesetzt worden, und um diesen, für die Ausführung seiner Ab. 
Jscht zu unbedeutenden, Fond zu erböhen, eröffnete er eine Sub. 
}«ription unter seinen Collegen, unterzeichnete sich mit 200LL.,. 
jund forderte von den Fellows, auf die ihnen zukommende Divi- 
jdende eines Jahres zu verzichten. Eine unbillige Forderung, da 
| diese, für den Senior 50 L., für den Junior 25 L., das jährliche 
᾿ Baupteinkommen der Fellows ausmachte; dessen ungeachtet fand 
‚sie bei dem Gemeinsinn der wackeren Leute Eingang, und man 
brachte die ansehnliche Summe von 2674 L. zusammen. Allein 
1 hierdurch wurden die wirklichen Kosten des Baues, der 6000 L. 
ἡ betrug, kaum zur Hälfte gedeckt. B. schoss zwar 1000 L. zu 
| ὅ Pres, sus eignen Mitteln vor, allein dies legte man ihm mehr 
fit Wucher als Grogamuth aus, und es hlieb nichts anders übrig, 
‚ls die fehlende Summe’ darch ‘eine Subscription der Fellows zu- 
Smmen au bringen, ns Viele in nicht geringe Verlegenheit 
tele Auf ihre Klagen und Beschwerden achtete B..dabei nicht: 
| „Des habe er erwartet, sagte.er,,. aber nach 20 Jahren würde das 
Allts einerlei sein“ (that he expated- their complaints, but that 
it would be all one twenty. yearshence); fragte Einer von ihnen 
nach einem gemachten Vorschlage, so erhielt er die brutale Ant- 
wort: „Er werde es.erfahren, wenn es fertig sei“; und ausser- 
dem ging er..zur Vergeltung der Gefälligkeit der Collegienbrüder 
it um, einen Rasenplatz, auf dem diese sich mit Ballspielen 
zu belystigen pflegten, ihnen abzudringen, weil der Lärm des 
Spieles ihn störte, da der. Platz gerade unter seinem Studirzim- 
mer lag, „Nicht weniger Missvergnügen verursachte seine Be- 
änkung der collegialischen Gastfreundschaft, denn ausserdem, 
&ss er selten Jemand bei sich bewirthete,. verbat er an den für 
das Collegium festlichen Tagen, wie dem Stiftungs-, den beir 
‚Zablungstagen, und besonders dem Trinitatis-Sonntag, an 
welchem die Heads und Würdenträger der übrigen Collegien in 
feierlicher Amtskleidung festlich bewirthet zu werden pilegten, 
alle Gäste, ausser auf Kosten der Mitglieder, welche sie einge- 
laden hätten, : Neberhaupt drückte er dig Collegen. in jeder Hın- 
ὁ uachlem er einmal ihre Zustimmung zu seinen Plänen er- 
halten hatte, und während .sie denselben die grössten Opfer 
brachten, quälte er sie. durch.andre Abzüge von ihren Einkünften 
τᾷ knickerhafte Einschränkungen. an | 
Bald fing ex, aber auch wieder an, seinem früheren Hange zu 
drchiy 7. Pkilol. u. Pädag. Bd. 11. ΗΛ... 4 


᾿ 


᾿ 


46 Ueber Bentleys Leben. ; 


eigenmächtigem Verfahren mackzugelseit. "Zuerst triels er vor seit 
her-6 Jahte lang gewissetthaft beöbachteten Regel: bei der Wahl 
nieuer Mitglieder nur auf ihr Verdienst zu sehen, zu Gunsten ἐδ. 
: nes unwürdigen Subjektes, eines Neffen des Vice-Master Dr. 
Stubbeab, und schlug ihn zum überzähligen Fellow gegen die 
Statüten vor, die jede preelection untersagten, derch einte gewand- 
ι te Emendation sich helfend, indem er seine Ungeselzmässigkeit 
eine presumption nannte. ‚Nicht lange darauf relegirte er 2 Fek 
᾿ lows; ohıte bei dem einen den Consens der Senioren erhalten, 
und bei dem Andern dessen Schuld bewiesen zu haben; und ls 
wegen andrer Gewaltthätigkeit die Opposition immer: lauter und 
stärker wurde, und die Mitglieder derselben sich vorzüglich it 
dem gemeinschaftlichen Versammlungssaale über ihre Massregefn 
zu berathen pflegten, suchte er diese dadurch zu zeraprengenn, 
dass er den Saat in mehrere Zimmer zu verwandeln vorschlug, 
Einzeltien matiche dabei zu erwartende ’Bequemlichkeiten vorspie- 
beind; aber vergebens. Die ungünstige Meinung über seinett: per- 
sönlichen Charakter, die im Pablikum sich dadurch wieder melst 
zu verbreiten nn war vielleicht mit die Veranlassung, dass 
8. die Stelle eines Bischofs von Chichester, zu welcher er dem 
Grafen von Pembroke ärmgend durch geitien Freund Ezeö 
Spanheim empfohlen war, nicht erhielt; ae 
‚Bei der wachsenden Opposition nahm er jetzt seine Zuflucht 
wieder zu seiner alten Taktik, sich uäter den jüngern Feilewrs 
durch vielfache Begünstigungen, wie Ertheilung von Pfrümden, 
einfrägliche Pensiotläre und andere äussere Verbesserungen‘, einem 
Anhang zu verschaffen; besonders gewann er unter diesen einen ge 
wissen Mr. Ashenhurst, den Monk als einen ungestäimen, dert 
ben, urnverschämten Menschen bezeichnet. Zunr Öffentlichen 
Bruche kam die Sache durch folgende Veranlassung: „Er machte 
᾿ Vorschläge zu einer neuen Vertkeilung der Dividende, die im 
Gänzen einfacher und nach den akädemischen Graden stattfinden 
söllte, wobei er jedoch selbst, durch Fikirung seiner Emoluniente, 
am meisten gewann, und viele der älteren Fellows' verniedrigeren 
Graden verloren. Natürlich fand dieses den entschiedensten Wider: 
pruch im Collegium: B. aber, nicht gewohnt seine Pläne ee 
leicht alıfzugeben‘, suchte seine Gegner durch Missbrauch seimide 
Gewalt zu erhiüden, und süspehdirte die ganze Zahlung der Dividerk- 
de bis zur Regulirung der Angelegenheit. Aber es ‚gelang ihm. 
nicht die Beharrlichheit der Collegen, obgleich sie durch stin Verl 
fairen in nicht geringe Veerlegenheit geriethen, zu besiegen, und 
nachdem er'sie zwei Jahre lang hingehalten hatte, reiste er-endlieb,, 
über ihren Widerdländ arbittert nach London, ἃ die Sache vor 
das Coubeil der Kötiigfti,, alb oberster Protectorin des‘ Gellepidim 
Zu bririgen, nicht Wenig dabei auf die Untersthtzung'seiner möcht 
tigen Freunde rechnend. — Seine Abwesenheit benutzten indges 
seine Gegner Äszu, eins förmliche "Klage gegen ihren- Master zu | 


x & 


en 


Ueber Bentleys Leben... 29 


utwerfen, welche ein rechtskumdiges Mitglied. derselben, Dr. 
Miller leitete. Auf die Nachricht hiervon eilt B. naelı Hause, und 


dem despotischen Grundsatze Divide σὲ irhperabis- folgend erklärt 


er zuerst in einer Sitzung die Stiftsstelle des Dr. Miller für erle 
dt, weil bei seiner Wahl eine Unregehhässigkeit vorgegengen 
wäre, und emennt semen Partisen Α δ ὁπ} ἃ Σ δῖ an dessen Stelle: 
ἔπι Streit zwischen dem Master und einem Fellow musste von dem 
Vice-Master und den Senioren statutenmässig entschieden werden. 
Diese Iorderten daher B. nebst seinem Gegner auf den felgenden 
Tag(1710) vor ihre Sitzung, und da B: nicht erschien, kassirten sie 
sem Urtheil, und beschlossen: zugleich durch Berufang auf das 
iöste Cap. der Statuten der Königin Elisabeth: De Mugöstri, δὲ 
ra esigat, amotione, sich ihres Masters za entledigen. Die Beupt- 
purkte der Klage waren: „Verschwendung der Collegienüter 
and Verletzung der Statuten; “ und: Dr. Miller wurde ven ilinen 
auersehn,, ihre Beschwerden, von einer grossen Zahl der‘ Cole. 
Penglieder unterzeichnet, vor den Visitor des College, Dr. 
John Moore, Bischof von Eiy, su bringen. ‚Der Br. Moore, ᾿ 
ein Gönner und Verehrer von B.s Gelehrsamkeit, untersog' sich 


᾿ impern dieser Pflicht, und wies die ersten Beschwerden ab, weil 


sie in der Form einer Petition vor ihn gebracht werden müssten; 
aber hierme verstanden sich die aufgebrachten Fellows gern, ja die 
Zahl der Unterschriften wurde dadurch noch grösser, unter 'wel- 
sten auch der junge Miädleton, der bekannte Biograpk Cice- 
ΤΟ, als einer der heftigsten Feinde B.s genannt wird, - - 
B:, durch diesen Schritt seiner'Gegwer noch ‚mehr‘ aufge. 
bracht, suchte ihnen: durch einen Angriff vom seiner Seite Zuvor- 
uksmmen, τον brachte die Angelegenheiten des College in der 
Potm eines pseudonymen Briefes an dem Bisehof vor das Publi- 
eum. Ἔν belegte seine Collegen mit den. verächtlichsten Prüdika- 
kn: „Er wäre, meinte er unter andern, ein guter Master für sie, 
wen er mit ihnen solmmauste und zechte; und ihre Geldverlegen- 
ht und Not, die sie seiner Verwalteng:suschrieben, läge darin, 
die der Franzwein: (Cheret) theurer geworden sei.‘ . Allbin wer 
shmäht hat Unrecht; und diese Schrift verfehlte nicht siur.die 
gehefite Wirkung beim Bischof Moore; söndern erweukte'auch 
eine Menge Gegemsohriften,, unter dewen Miller den veralteten und' 
kchlissigen Stil des -Kıritikers lächerlich zu: machen suchte, Der 
Yon 'beiden Seiten heftig fortgeseizte Btret machte; allgemeine Sen- 
tion: in dem Eoltege fheilte er sich den:Schülern mit; und:alle 
Bade der Disciplin drohten sich wu lösen. "Unter dem grösseren Ὁ 


‚ Rblikum weckte er viele von B.s’alten Gegnern, a. B. den.Dr. 


Ring, der eine mit grossem Beifhll aufgenommene Spottschrift 
afB., unter dem Titel Zoratein Trinity, verfasste. Der Dieh- 
ter wird darin vorgestellt‘, wie er seine alte Pfophözeining:' Fisam 
Britannos hospitibus feros erfüHend‘; fen Trihity College: bei dem 
Master einltehre, ‚und von: diesem: weilllieb,--aberauf Kosten des 

2 * 


29 Ueber Bentleys Laben. 


Collegiusse, beiwirthet wird; &ine Anspielang auf den B. häufig 
gemachten an Vorwait, dass er seine schon geringe Gastfreundschaft 
steta noch auf Kosten des Collegiums auszuüben pflege. In Bezug 
hierauf emihielt diese Schrift auch die Abbildung einer Medaille, 
auf deren Vorderseite Horaz wohlbeleibt mit einem Krug des, we- 
gen seiner Vortrefilichkeit damals berühmten Ale des Tr. College, 
und einigen Wecken Kuchen , und auf der Kehrseite die Worte: 
E Wrompsuario Collegii Trinitatis Cantabrigensis standen. 

- Während der Einleitungen zum Prozess kamen B.s Feinde, 
die Tories,, an däs Staatsruder, um daher seine Partei im. Colle- 
ginm zu verstärken, beter dem 9ten und 10ten Fellow ebenfalls 
den-Rang und die Einkünfte eines Seniors an, und suchle zugleich 
die Seniorstelle des alten ünd geistesschwachen Mr. Hawkins 


‘ , für wacant zu erklären. . Als aber dieser Versuch_an der Stand- 


baftigkeit der übrigen Senioren scheiterte, ‘äusserie er spötlisch, 
die Mehrzahl der Senioren sei nicht gesonnen den geistesschwa- 
ει ahen Mana aus ihrer. Zahl zu streichen,“ Derselbe starb indess 
nach’ wewigen Monaten, und da die Senioren den. Mr. Cooper, 
einen der :Ankläger B.s zu seinem Nachfolger erwählten, 80 VAL- 
weigerte B. seine Zustimmung, weil die Mitglieder des Senioremr 
collegii.viri et gravitate et prudentia praestantes sein sollten; 
"welche: Beleidigang Conpers ein Zusatzartikel zur une gegen 
ib warde. . Diese ging indess ihren förmlichen Gang; B. suchte 
vergebens durch ‘seine Connezionen mit dem Premier - Minister 
Harley’seiner Sache eine günstige Wendang zu geben, und eg 
blieb ihm zaleizt nichts übrig, als das Visitorrecht des Bischofs, 
von Ely. anzugreifen, , Er wandte sich daher unmittelbar an dis 
Eötscheidung der Königin,. ale den alleinigen rechtmässigen Vi- 
sitör desiCollegii Tninitstis.- Er behauptete: „Der Bischof von 
Ely:.wache einen Eingriff in die Rechte der Krone, und dass es 
seine Pflicht als Magister .Collegü sei, sich solchen illegalen Prä- 
lensionen 21 widersetzen.“ Der Bischof, von Ely gründete sein 
Viaitorreght nämlich auf. das.46. Cap. der Statuten K. Edwards 
VI; allan B. mieinte, durch die neuen Statuten der Königin Eli— 
ἂς worin des‘ Visitors. gar keine Erwähnung geschehen, sei 
£ (1710) an die Krone zurückgefallen; obgleich er selbst 
E50 Jahren der ste gewesen war, der im Jahre 1702 
dehnung: seiner eignen Macht das Visitorrecht des Bischofa 
Patriek v.Ely in Auspruch genommen hatte.. Die Königin .be- 
“ fahliindess in Folge dieses Gesuchs dem Bischof v. Ely den. Pro- 
zess:bis auf Weiteres zu suspendiren; dem Attorney - General und 
‚Solicitor.. wurde die Prüfung.des streitigen Punktes. übergeben, 
"und! diese-entschieden nach ὅ Monaten, dass ihnen der Bischof v; 
Ely‘'zwar der rerhtmässige ‘Visitor zu sein schiene, es aber der 
Königin: oder Β.. ‚ühsrlasgen bliebe, eine.richterliche Prohibition 
gegen jJanen in Vorschlag zu bringen. B. stand keinen Augenblick 
au, sich.an den-damaligen Premier, L. Oxford, in einem Schrei- 


ν" πὰ, ὩΣ τὰ ἐν πω, τι EZ, ne u a μῶν 


Ueber Bentleys Leben. 41 


ben zu wenden, worm er zugleich um die Ehre bat, ihm seinen 
Horaz dediciren zu dürfen, unbekümmert um den Vorwurf, den 
ibıh als Whig es nothwendig zusieken musste, seinen politischen 
Grundsätzen untreu geworden zu sein.” Er erreichte was er 
wünschte; seine Angelegenheit wurde vor den Grosssiegelbewah- 
rer (Lord-Keepes) Simon Harcourt gebracht. — Neun 
Monate hatte B., um seine Sache kräftig betreiben zu können, in 

London zugebracht; jetzt eilte er nach Cambridge zurück, um 
seinen Horaz zu vollenden, damit er sowohl die Gunst des Ρα- 
blikums wieder gewirmen, als besonders dem LBerd der Schatz- 
kammer seine Ehrerbjetung bezeugen könnte. — Nach fünfıno- 
natlicher anhaltender Arbeit, wobei er von dem Setzer oft so ge- 
drängt wurde, dass er die Bogen nass in 'die Presse schicken 
musste, was viele seiner übereilten Urtheile veranlasste, erschien 
seine Ausgabe gerade am Geburtstage des Dichters, IV. Id. Decbr. 
1711. In seiner Dedikation an den Lord Oxford spricht er unter- 
wärßg und demüthig, und in Bezug auf seine politischen Grund- 
sätze macht er darauf aufmerksam, -dass sein Dichter des Maece- 
nas Gunst dadurch nichtserscherzt hätte, dass er unter den Fah- 
nen des Brutus und Cassius gefochten, Hochfahrend dagegen ist 
der Ton seiner Vorrede an die Leser, als ob er (meint Monk) 
darin der Vorschrift des Dichters Sume superbfam quaesitam me- 
ritis hätte folgen wollen, — Die Ausgabe selbst, in der 7 bis 800 
Stellen durch seine Kritik geändert, und gegen die frühere Weise 
in den Text aufgenommen waren; die -dittatorische Sprache in 
seinen Noten, erregte allgemeine» Staunen, und neben der Be- 
wunderung seiner Gelehrsamkeit und seines Scharfsinns erweckte 
sie sogleich eine Menge Gegenschriften. Die gefährlichste darun- 


‘ter war die eines unbekannten Verfassers, welche betitelt war: 


The Odes eto. of Horace in Latin and English, with a translao- _ 
tion of Dr. Ben-leys Notes. To which are added Nötes upon 
Nötes. Diese erschien förmlich wie eine Zeitschrift in 24 Num- 
mern, zweiwöchentlich eine; über jeder stand ein witziges Motto 
4866 Horaz entnommen, wie: 


Od. Ill, 1. Carmina non prius 
- Audita Musarum sacerdos 
Virginibus puerisque cantat. 
oder: 
Od. IV, 2. Operosa parvus, 
Carmina fingit. 
ferner Od. Ε, 33. placet impares 
Formas atque ammos subjaga ahenea 
Saevo mittere cum joco. 


und Od. Ill, 15. Tandem nequitiae fige modum tuae, 
Famosisque laboribus, u. dgl. 


͵ ι N ἢ i 
) \ 5 ΄᾿Ὄ 


ΑΘ | Ueber Bentleys Leben. 


"Unter vielen andern Schriften ; elchs diese ἘΠΕῚ vor- 
anlasste, benutzte ein ‚alter, härt beleidigter Widersacher, dera 


“ΒΒ, m einer Kritik der ven demselben herausgegebenen Fragmente 


des Menander und Philemon’yölliger Unfähigkeit bezüchtigt 
hatte, der Französische Gelehrte La Clerc, in seiner Biblio= 
thegwe Chaisie, diese Gelegenheit, um feurige Kohlen auf seinem 
Haupts zu sammeln, 'iadem er mit hoher Anerkennung von dem 


‚Geiste und der Gelehrsamkeit B.s sprach, dass er aber aus per+ 


sönlichen Rücksichten sieh der Texteakritik enthalten wolle, 
Auch schrieb il sein alter Gegner Atterbu ΤΥ ΠΠΕΕ seinen Ho+ 
raz &inen sehr verbindlichen Brief, 

Die Entscheidung der ΠΕ (Kronanwalde), ‚die 
am Tten Jan. 1712 erschien, war indess für B. nicht so günstig 
wie er erwartet halte. Das Visiterrecht wurde nämlich im vorr 
liegenden Falle dem Bischof v. Ely zuerkannt, allein dig Aufke- 
bung der Probibition des Prozesses erfolgte nicht; wahrscheinlich 
durch Einfluss der Lady Masham, die beim Hofe sehr. angese- 
hen war, und B. begünstigte. Die Gegenpartei benutzte aber 
aöch Hıre Verbindungen, um eine Audienz beim Premierminister 


‚zu erhalten, der sich Mühe gab, die Parteien zu versöhnen und 


sie zu bewegen, ihre Angelegenheit de» Entscheidung der Krore 


ᾧ - 
4 


zu unterwerfen, um allen Chikanen zu entgehen, 
Dies udd andere zufällige Ereignisse schienen auch eine Ver- 


söhnung möglich zu wachen. Bei der neuen Basetzung nämlich - 
aweier Professuren auf dem Trin. Coll. empfahl B. selbst "einen sei= ° 


ner Gegner, und zugleich gelang es ibın, durch eine Kriegslist 
seine Widersacher zu trennen. Dr. Stubbe nämlich war schon 
seit langer Zeit Vice—Master des College, hatte sich aber, um’den 


‚ Prozess eifrig zu betreiben, 2 oder 8 Jahre lang i in London auf- 


gehalten. Bei der nächsten jährlichen Vice -- Master- Wahl nun 
(1712),wo in der Regel derzeitige wieder gewählt wurde, wussteB. 


einen der Senioren, den Dr. Thom.'Smith, für sich dadurch 
. zu. gewinnen, dass er ıhn zum Vice - Master vorschlag; die Stim- 


me eines Seniors nebst der des Master war aber kinreichend,, die, 
Wahl durchzusetzen, und da Smith erklärte, er würde für "sich 
selbst stimmen, so hielten die Senioren Widerstand für fruchtlos 
und seine Wahl ging durch. Dr. Stubbe wurde hierdurch so be- 
leidigt, dass er nie: wieder in das College zurückkehrte. — Bei 
einiger Mässigung hätte B. jetzt viel gewinnen, und bei der wa- 
ckeren Gesinnung seiner Genossen, bald eine völlige Versöhnung 
berbeiführen können, wenn er sich in seinem gewaltsamen Ver- 


“ fahren gemässigt hätte. Da er aber im nächsten Winter 1713 die 


Auszahlung der Dividende wieder verweigerte, so nahm sich Dr. 
Stubbe der Sache seiner Collegen ebenfalls wieder eifrig an, und 


:bewirkte durch seine Verwendung beim Premier, dass die königl. 


Suspension des Prozesses aufgehoben, und die Entscheidung über 


_ das Visitorrecht noch vor dem Ende der Ostersitzungen (Easter 


Ueber Bentleys Leben, | 2 


term) ver den königl. Gerichtshof gebracht wurde. Bald darauf 
erlebte B. einen empfindlichen Aflront, indem er zwar als der 
Nächste nach dem altersschwachen Vice-Chancellor vomSenate zu 
dessen Stellvertreter, zur Veberreichung einer Dankadresse der 
Uniyersität an die Königin, bei Veranlassung des Utrechter Frie- 
dens, gewählt wurde, zugleich aber vom ganzen Senate der Uni- 
versität einstimmig und mit grossem Applaus der Vorschlag an- 
genommen waude, dass künftig kein Archdeacon of Ey (was B. 
war), noch dessen Stellvertreter zum Vice - Chgacellor oder des- 
sen Stellverireter gewählt werden dürfte. Ein Beschluss, .der 
zur aus dem allgemeinen Hasse gegen B. auf der Universität, und 
eus der Absicht ihn zu kränkeun hervorging, indem er schon im 
folgenden Jahre (1713) wieder zurück genommen wurde. Diese _ 
sagünstige Stimmung, die auch im Publikum sehr’verbreitet war, 
swhlen seine Freunde, wie Clarke, Prof. Gotes, der neue 
Editor von Newstons-Principia, Hare und mehrere weniger Be- 
kannte durch ehrenvolle Erwähuung seiner in ihren ‚Schriften, 
Dedikationen u. dgl. entgegen zu arbeiten; und auch er 'selbst be- 
mühte sich nicht fruchilos durch zwei Abhandlungen über die 
Freigeisterei, unter dem Namen Phileleutheros Lipsiensis, der 
hohen Kirche neue Beweise seiner Anhänglichkeit zu geben; Ver- 
suche, die bei B.s literarischem Rufe nicht vergeblich gewesen wä- 
sen, wena er'nicht durch sein rücksichtsloses Verfahren Hohe 
und Niedre von Neuem erbittert hätte. 

Der Bischof von Ely, dessen Visitorrecht durch die Eatschei- 
dung des obersten Gerichtshofes bestätigt war, werlangte jetzt 
won B. eine Antwort auf die 54 Klageartikel, und bestimnite Lon- 
dan als den Ort der Entscheidung der Streitfrage. . Wichtige po- 
litische Angelegenheiten verschohen indess den Prozess wieder bis 
ia das folgende Jahr (1714), so dass B. Zeit gewana, sich an 11- 
terarischen Atbeiten zu erbölen, und seine Ausgabe des Terenz 
a i 
Ina May 1714 endlich begannen die Verhandlungen im Besi- 
denzhause des B. v. Ely zu Londen. B. erschien; die Zeugen von 


beiden Seiten wurden verhört, and als bei dieser Gelegenheit dee - 


Riachof Dr, Moore, den B. bisher zu seinen Gönnern gerechnet haife, 
sich auch einmal ungünstig über ihn äuaserte, so machte dies 
einen se gewaltigen Eindruck auf dem sonst körperlich und gei- 
süg nie wankenden Mann, dass er im Gerichtssaale ohnmächtig 
niederfel. Ueherhaupt nahm die Sache für Β, eine so ungünstige 
Wendung, dass seine Absetzung schon beschlossen war, als seim 
günstiges Geschick ilın wieder retten zu wollen schien. Der Bischof 
Μοάγα atarh plötzlich am 3i1sten Juli, kurz vor dem schon zur 
Sentenz festgesetzten Tage. 

- Dieses Ereigniss hatte für B. die günstigsten Folgen; wäh. 
send des fünfjährigen Rechtsstreites waren 6 seiner Kläger gestor. 
ben, won den übrigen waxen die beftigsten meist in achau vorge- 
i | 


ων 


ι 
\ ao. 


rg Ueber Bentleys Leben. 

rücktem Alter, und wünschten die übrige Lebenszeit in Ruhe zus 
. verleben, und der neue Bischof von Ely, Dr. Fleetwood, er- 
klärte, dass er im Falle’ gütlichen Vergleiches unparteiissche Ge- 
rechtigkeit gegen beide Theile ausüben wolle. Die Fellows zeig- 
ten sich auch bereit, sobald B. ihnen die Dividende nach der frü- 
her üblichen Art nioht länger vorenthielte. . Alldn es war B. un— 
möglich, sobald er sich wieder etwas frei fühlte, nicht auch so- 
gleich wieder über die Grenzen seinerMacht hinauszugehen, und_ 
“so benutzte er @e jetzt für ihn günstigen Umstände, nicht etwa 
'zu einer Versöhnung, sondern dazu, seinen alten Feind, Dr. 
Miller, durch Hülfe seiner Erklärungskunst, die er mit gleicher 
Eifer auf die Statuten seines College, wie auf die Klassiker, aber 
mit geringerem Ruhme, anwandte, aus denı Collegium zy entfer- 
nen, und erklärte ‚dessen, Fellowship für vakant, weil derselbe 
ein Vermögen von 100 L. jährlicher Einkünfte besitze, und be®£ 
sich dabei auf den 8ten Artikel: ‚‚si quis sociorum, qui non si& 
. Concionator , possessiones aliquas hereditarias, dictam summans 
(decem librarum) excedentes habuerit — ut post annum Collegio - 
amoveatur ;‘“ ohne freilich zugleich daran zu denken, einem Mr. 
Greswold, mit 1000 L. persönlichen Einkünften, seine Stelle 
zu entziehen. Diess veranlasste eine neue Klage des Collegium, 
zumal da jener Artikel nur ayf die geistlichen Fellows Bezug habe, 
was Miller nicht war; j h der Bischof Fleetwood wies diese, 
“ als nicht vor. sein Ressort gehörig, zurück; ein Verfahren, das 
5. Hochwürden überhaupt bei dem Bentleyschen Prozess beobach- 
, teten, weil der Bischof durchaus ‚wünschte, den fatalen, Zucht 
und Ordnung des College .schon Jahre lang störenden Hader auf 
dem Wege der Versöhnung zu beenden. — Die Ruhe, welche in- 
. dess B. hierdurch gewann, gebrauchte er wiederum nur zur, Ver- 

folgung persönlicher Zwecke; ' und da mit der Thronbesteigung 
des Hauses Hannover die Whigs wieder an das Staatsräder ge- 
kommen waren, benutzte er alle seine Aemter, als Magister Col- 
legii, Archidiaconus_v. Ely und Königl. Bibliothekar, um über- 
all seine enlschiedene Neigung zur Whig-Partei an den Tag zu 

en, wobei ihm eine zu populäre Aeusserung über Kitg. Georg, 
fast eine Klage des Crimen laesae Majestatis von Seiten Millers 
zugezogen hätte. Bei den bald von Neuem um sich greifenden 
Flammen des Aufruhrs hielt B. von einer der Universitätskanzeln 
herab seine Rede über den Papismus, die in England einen hohen 
Grad von Berühmtheit erhielt, und: Monk überführt Sterne in 
seinem Tristram Shandy eines Plagiats aus dieser Predigt, indem 
es dieselbe sei, welche er den Corporal Trim halten lasse. 

Da der Bischof Fleetwood selbst sich fortwährend dem Pro- 
zesse des Collegii abgeneigt zeigte, so fingen B.s Anmassungen bald 
an keine Grenzen mehr zu kennen; er erklärte seine Stimme bei 
der Besetzung von Pfarreien der: von sechs Fellows gleich, er- 
theilte einem Bachelor o£ Arts eine vakante Wohnung, auf die 


᾿ς ἃς 


- 


- 


Ueber Bentleys Leben. 3 
zsdre Mitglieder nähere Ansprüche hatten, nur desshalb, weil 
er-der Mrs. Bentley Kammerjungfer geheirathet hatte, und trieb 
sun gewaltsames Verfahren bis 1716 so weit, dass endlich Dr. 
Wake, Bischof v. Lincolm, sich für die rücksichtslos behandel- 
ten Fellows zu interessiren anfing, und ihnen eine neue Petition an 
den König anrielh. Indess hatte B. Musse gewannen, wieder an 
seine grösseren philologischen Unternehmungen zu gehen. Ermachte 
den zu einer neuen Ausgabe des N. T. bekannt, worin er er- 
klärte in Stande zu sein, ' demselben die Gestalt wieder zu geben, 
die es zur Zeit des Conciliums von Nioaea gehabt. Eine andre 
grosse Unternehmung, eine Herausgabe der Classiker in usum des 
11jährigen Principis FYiderici unter B.s Leitung, scheiterte offen. 
bar an der unmässigen Forderung desselben von 1000 L. jährlicher 
Remuneration, und bei einem baldigen Ministerwechsel gerieth sie 
gänzlich in Vergessenheit. 

Bei der nächsten Fellowwahl vergass sich B. um seinen Feind 
Miller von der Sitzung auszuschliessen sogar so weit, durch einen 
der Aspiranten eine Anzahl Studenten aufwiegeln zu wollen, die 
Miller mit Gewalt von dem Sitzungssaal eurückhalten sollten; und 
als dies nicht gelang, verlegte er, um das Hausrecht gegen Miller 
zu brauchen, die Sitzung in seine Wohnung, und stellte zwei Con. 
stabler vor den Eingang, um seinem verhassten Gegner den Eintritt 
za wehren. Diese Gewaltihat bewog einen der ehrenwerthesten 
Männer des College, den Dr. Colbatch, sogleich die Sitzung, mit 
Protest gegen die Gewalt, zu verlassen, und als drei Tage. nachher 
ibn B. bei der Beamtenwahl mit Spott und Verachtung behandelte, 
wurde er der unversöhnlichste Gegaer des Master. Ueberhaupt 
gab B. bei den Fellowwahlen auf hohe Empfehlungen und persön- 
liche Verbindungen mehr, als auf blosse Verdienste, gegen allen 
früheren und späteren Gebrauch des Collegii, und zueinem Schütz- 
ling dss Lord Parker sagte er bei seiner Aufnahme: „S.Herrlichk. 
haben ‚mich zu ihrem Freunde gemacht, ich will ihn zu dem mei- 
nigen machen.“ . 

Durch diesen so offen und ungescheut ee Missbrauch 
der Gewalt wurden die Angelegenheiten des Trinity- College jetzt 
Gegenstand altgemeiner Theilnahme, besonders erbittert war der 
Erzbischof Waker, der B. für das grösste Beispiel von menschlicher 
Schlechtigkeit (/railty) erklärte, das er kenne. Die Petition der 
Fellows wurde dem Attorney - General, SirEdw. Northey zum 
Gutachten übergeben, allein B.s altes "Glück kam ihm wieder zu 
Hülfe. Der edle Baronet schleppte nämlich, da der damalige Bi- 
schof von Ely auf sein Visitorrecht beharrlich verzichtete, die Ent-. 
scheidung so lange hin, bis er aufhörte Attorney - General zu sein, 
und um die Niederlage der Fellows zu vollenden, behielt er die 
Originaldocamente in seinem Besitz. 

So von Neuem in Unthätjgkeit versetzt, suchten die Gegner 
B.s sich an ihm, der seine Musse wieder ΜΠ vielfachen kleineren 


\ 


r 


8 ı  DVeber Beutleys Leben. 


Streichen der List oder Gewalt aysfülke, durch Kränkungen zu 
, Küchen; ‚besonders hatte er durch eine Gratulgtipmaadresse an dag 
. König, wegen Unterdrückung der. Nehellen, die er durch Uehax- 
saschung dem Universitäissenate in einer Sitzung, wo nur ews’ 
Mitglied ausser dem Vice - Chancellor zugegen waren, abgelockt 
‘ hatte, die Torypartei auf der Universität, welche die Mehrzeisl 

ausmachte, sehr gegen sich Aufgebracht, so dass man ihn ;bei.der 
nächsten Visekanzierwahl nur aus dem Grunde nehen dem Mr. Grigg 
"auf die Wahl brachte, um ihn auf eine recht eklatamte Wewe, wait 
406 Stimmen gegen 2, durchfallen zu lassen. — : Das Geschick | 
glich zwar diese Beschimpfung beld dadurch aus, dass sich für B, 
die Aussicht zur Erreichung des höchsten Zieles ‚seines Strehens 
eröffnete. Die Stelle eines Professar regius af divinity wurde den 
45. März 1717 durch den Tod des. Dr. James erledigt, »ach der 
B., als der geehrtesten und einträglichen auf der Uniweraitäf, 
schon längst getrachtet hatte. Zufällig war auch der Vicekanzler. 
gerade in Louden abwesenil, und da er eo nicht, wie es die Sta- ὁ 
tuten verordueten: „, pootridie qguam looum wacare intellexerint‘‘, 
ein neues Wahlkollegium für die erledigte Stelle hatte berufen 
können, drohte ibm B. im Geheimen, die Wahl der: Stelle für die 
Krone anheim gefallen zu erklären, wenn er sich seiner Erwäh- - 
lung widersetzen würde, Da er aber selbst ΒΒ. abgeneigt war, 
4, amd auch wohl die Gunst desselben beim Kanzler selbst berück- 
sichtigte, so verliess er lieber zur Zeit der Wahl das College wie- 
“der,. und liess ibn als seinen Stellvertreter zurück. So wusste B._ 
ein ihm gümstiges Wahlkollegium zu Staude zu bringen, und die 
᾿ Wahl so zu betreiben, dass-er am 25. April mit einer Majonität 
zon A gegen 8 Stimmen zum Professor of divinity gewählt wurde; ὁ 
den Formen des Gesetzes war dabei alle Genüge geachehen, 80 
' dass die Gegner zuibrem Schmerze gesetzlich nichts dagegen ein” 
ywenden konnten. B. aber brachte sein neues Amt 800 L. jährl. 
Zinkünfte, die er bald auf 600 zu vergrössern wussie, und we. 
nig Arbeit mehr., Er hatte nur den Vorsitz bei den theol, Dispu- 
, kationen zu führen, die Candidaten für alle theel. Grade zu prä- 
sentiren, die Dr. of divinity zu ersennen, zweimal während der 
Stallierzeit eine Vorlesung zu halten, und an bestimmten Tagen 
eine lateinische Predigt vor der Universität zu halten. Er selbat 
war 55 Jahre alt, als er dies Amt antrat, machte aber in seiner 
1% Stunden dauernden -Inaugural-Rede grosse Hoflaungen von 
seinen noch auszuführenden Plänen, unter denen der vorzüglich- 
. ste seine Ausgabe des N. T. war. 

Seine Verwaltung des Collegii blieb aber dieselbe; er machte 
‚eigenmächtige ökonomische Spekulationen, die zum Theil verun- 
glückten und dem Collegio zur Last fielen, unter denen ihm beson- 
ders eine-Kornspekulation, die, das College um seinen alten Ruf, 
das beste Bier zu brauen, brachte, sehr bösen Leumund zuzog; 
zum Theil aber zum Vortlieile seiner Gasse dienten, Die Auf- 


x 
A 


Ueber Bentleys Leben, , ΔῈ 


nahme neues Schüler machta er ganz von sich abhängig, indem 

er keinen zur Wahl liess, der sicht von ihm vorher erwählt war, 
und um allen Zweifel an seiner Macht zu nehmen, gab er den 
Condideten zum Thema den Vers Virgils auf: „Nemo es hoc nu τ 
mera mihi non donatus abibis.“ ' Selbst bis auf die untersten 
Dienerstellen am College erstreckte sich sein eigenmächtiger Ein- 
ἴσας, indem er die für Aufseckthaltung der äussern Ordnung nicht 
wawichtige Stelle eises Thürbüters seinem Kutscher, und nachher 
dessan Sohn übergab, welebe beide dieses Amt derch einen Stell. 
vertreter versehen liessen, nud diesen bloss auf die Trinkgelder 
der anordenutlichen Studenten suwiesen. Des Dr. Colbatch wie. 
derkolte Bemühungen baim Bischof Fleetwood, sich des Callegii 
anzumehmen, blieben aber auch jetzt wieder vergeblich. 

Der Besuch Königs Georg I. (6. Oct. 1717) wurde Veran- 
isssung, einen neuen Sturm über B.s Haupt zusammenzuziehen. 
Bei demselben wurden nämlich nach Brauch 3 Dr. uf diwnity 
creirt, und B. erhob von jedem derselben 4 Guineen über den ihm 

zeifeinızenden Antheil, Middleton, einer von diesen, re- 
klemirte seine 4 Guiueen vor dem Universitätsconseil, der aus dem 
Heads sämmtlicher 16.Collegien bestand, und da er auch diese 
durch Beleidigungen und Necknamen gegen sich aufgebracht hatie, 
so schicktem sie, als B. die Rückzahlung verweigerte, den Dr. 
Clarke, einen der Kequire Beadles (Hauspolizei der Universität) 
mit einer :schräftlichen Vorladwng an B. Dieser nahm ihm die 
Yorladung ab, behandelte ihn sehr unhöflich, und weigerte sich 
sogar, ungeachtet er erklärte, nicht erscheinen zu wollen, die 
Vorladung zurückzugeben. Am zweiten Tage erschien Dr. Clarke 
wieder m semem Amte, wurde aber gar nicht vor den Master ge- 
lassen, sendern ihm von drei Freunden B.s die schriftliche Vor- ' 
isdung zurückgegeben; .da er sie aber nur aus des Masters eignar 
Hand smrücknuehmen wellse, liess B. ihn in seinem‘ Vorzimmer 
allein, die Türen von Aussen und Innen abschliessen, und be- 
hielt ihn so volle yier Stunden als seinen Gefangenen Yeingespertt, 
um anterdessen Zeit und Bath zu gewinnen. Gichtschmerzen his- 
derten den so gsöblich beleidigten Esquire Beadle, am folgenden 
Tage die Sache zu werfolgen, und weil gerade auf denselben das 
Examen zu den Fellowships fiel, gab B. im höhnischen Triumplı 
über seinen Sieg den Candidaten als Thema den Vers: » ᾿Αλλφυς 
ἐξενάρεζ᾽, ἀπὸ δ᾽ “Εχνορος ἴσχεο χεῖρας’ auf. Nach wenigen 
Tagen erklärte er jedoch, er würde vor.dem Senate erscheinen; 
dieser versammelte sich am 3. Oct. 1718, — allein B. blieb aus, 
detzt riss der beleidigten und verhöhnten Versammlung die Geduld, 
and sie erklärte einstimmig B. wegen der ihr'angethanen Belai- 
digungen ven allen seinen akademischen Graden und seiner Pro» 
fessorstelle auspendirt. Auf B.s Appellation wurde geantwortet: 
er habe nur sein Vergehen gegen die Achtung des akademischen 
Gerichtshofes einzugestehen und um Verzeihung zu bitten; und 


οὐ 48. Weber Bentleys Leben. ἕ 


um ihm die Gelegenheit dazu zu geben, hielt der Vicekanzler kurs 
hintereinander‘ zwei’Sitzungen. Wie konnte aber der stolze Manıtı 
- diese Erniedrigung überwinden, der sich bisher nur vor Höhern 
gebeugt hatte? Desshalb stand er zwar nicht an, dem Kanzler 
ı der Universität, dem Herzog von Sommerset, der am Tage nach 
jener Sitzung Cambridge zufällig besuchte, seine Sabmission ein— 
zureichen, da dieser ‘aber ihn damit an den Vicekanzler und den 
Senat, als den beleidigten Theil, verwies, liess es der unbeug- 
same Master lieber zum Aeussersten kommen. Nach der dritten 
vergeblichen Sitzung des Universitätsgerichts wurde also das ganze 
Plenum des Senats berufen, der sich zahlreicher als je verwam- 
mrelte, und B. in zwei getrennten Sitzungen (im Regents’ House 
ι ‘und Non-Tregents’ House), mit einer Stimmenmehrheit von108 
\ gegen 50, aller seiner Grade für verlustig und seine Professur für 
‘vakant erklärte. Besonders bemerkt wird,’ dass von 30 Dr. 28 
gegen ihn, und von 10 anwesenden Heads nur einer für ihn 
stimmte. ' | | ee | 
Auf die Nachricht von dieser Niederlage antMrtete er, der 
nie in Gefahren Muth und Besonnenheit verlor, gleich dem gött- | 
lichen Dulder Odysseus: „Ich habe mir schon durch schlimmere | 
Dinge geholfen“ (7 have rubbed through many a worse business), 
und trug beim Könige, als obersten Visitor, auf Revision des Ür- 
| 


theils an; eine königl. Commission sollte abgeschickt werden, die 
Angelegenheit der Universität zu untersuchen; was indess die Tories 
auf derselben ungern sahen, zugleich .aber die Whigs B. geneigter | 
machte, go dass die Sache bald wieder die allgemeine Aufmerk— 
samkeif auf sich zu ziehen begann, und zahlreiche Flugschriften 
“ ‘von beiden Seiten veranlasste, leider aber auch der Zucht auf der 
, Universität wieder sehr nachtheilig ward. — Nichts war bei | 
diesen für B. ungünstigen Verhältnissen natürlicher, als dass die 
50 lange ruhende Angelegenheit der Fellows gegen den Master von 
Neuem eifriger betrieben wurde (1719): ihre Petition, welche 
ö 3 Jahre in. der Hand des Sir Edw. Northey gerüht hatte, wurde 
- -dem königl. Privatconseil übergeben, ünd von diesem eine Gom- 
mission zur Visitation des Collegium Trinitatis vorbereitet, | 
Bei diesen von allen Seiten heranziehenden Stürmen wüsste 
B. sich seines gefährlichsten Gegners, des Dr. Miller, zu entledi- 
gen, indem er zum ersten Male sich zur Nachgiebigkeit. verstand, 
und ihm aus dem College Stock 528 L. an Rückständen .und bis-- 
her auf den Prozess von ihm verwandten Kosten auszahlen liess, 
wodurch er diesen, den das lange Hinschleppen der Sache end- 
lich ermüdet hatte, so für sich gewann, dass er nicht nur von | 
allen ferneren Verfolgungen abstand‘,; sondern such mitwirkte, 
dass B. als eine Entschädigung für bisherige Prozesskosten und ei- 
'nige Ausbesserüngen im College 784 L. von der Majorität den Se- ᾿ 
nioren bewilligt wurden. Desto heftiger aber standen jetzt Col. 
batch und Middleton gegen ihn auf. ‚Wider diese kehrte num 


Ζ ; 


4 
- .-- 
- δον = - 


Ueber Bentleys Lehen, . 49 


such B. alle seine Waffen; Middleton suchte er wegen einer 
Schrift über den Zustand des Trin. College, worin dieser sich des 
Metto aus Cicero in Verrem bedient halte: „Prasermitlum minora 
ommia, quorum simile Jorsitan alius quoque aliquid aliquanıo 
fecerit: nihil dicam, nisi singulare; nisi quod, si in alium 
reum däceretur, incredibile vjderstur,‘‘ in einen Pressprozess zu 
verwickeln, der diesen wegen einiger uuvorsichtigen Ausdrücke 


auch in der Tbat in die grösste Verlegenheit und zu einer feier- 


‚ dass B. der frühere 


lichen Abbitte nebst dem Verlust von 150 L. Prozesskosten brach- 
te; an Colbatch aber rächte er sich, bei dessen Bewerbung um 
das erledigte Rectorat von Orwell, durch sechsmonatliche Hin- 
schleppung der Entscheidung, da dieser die von ihm gestellte Be- 
dingung, Zurücknahme der Petition geyen ihn, verweigerte. — 
Die königl. Untersachungskommission wurde unterdess wieder alıf- 
gegeben, und B. blieb seiner Grade beraubt. So verging auch 
da» Jalır 1720 ohne Entscheidung, und das folgeride begann wie- 
der mit einer Menge kleiner Scharmützel, unter denen den ungim- 
stigsten Eindruck auf das Publikum B.s Erwiederung auf eine 
Schrift Middletons gegen die Subscription und den Probebogen 
seiner Ausgabe des N. T. machte, worin er gegen den jungen Dr. 
der gröbsten Schimpfwörter nicht geschont hatte; empört war 
man, dass ein so heiliger Gegenstand Veranlassung zu einem so 
pöbelbaften Libell gegeben hatte, und Allen wurde es deutlich, 
Mann nicht mehr sei. 

- Neben allen diesen Kämpfen Und Aufeindungen war B. mit . 
stetem Studieren, so oft ihm nur freie Zeit blieb, beschäftigt, und 
obwobl seine grösseren Unternehmungen dadurch gehemmt wur- 
den, und nie zur Ausführung kamen, war er doch in allen Zwai- 
gen der philologischen Literatur thätig, und erhielt dafür ven 
seinen gelehrten Landsleuten besonders ehrenwerthe Beweise ihrer 
Anerkennung; auch genoss er in dieser Zeit gerade die Freude, 
dass sein ältester Gegner Charles Boyle, damals Lord Or- 
rery, ibn besuchte, um ihm seine Achtung persönlich zu be+ . 
zeugen. 

Eine unerwartet günstige Wendung aber nahm seine Äüge- 
legenheit, als er bei seinem nächsten Aufenthalt in London, we- 
gen der von ibm eingereichten Appellation gegen seine Degrada- 
ton, von Rechtsgelehrten erfuhr, dass das Verfahren des Senats 


gegen ibn nicht ganz legal sei, und er die Aussicht habe, durch 
; den königl. Gerichtshof eine Zurücknahme des Senatsbeschlusses 


bewirken zu können. Vergebens suchte Colbatch die Rechte des 
Universitätsgesichtes durch sein Schreiben Jus academicum zu 
tertheidigen; er zog sich selbst nur gerichtliche Verfolgung da- 
durch von B. zu, die ibm, ausser einer kurzen Verhaftung, noch 


| Er L. kostete, Der königl. Gerichtshof entschied endlich, dass 


der Senat kein Recht gehabt babe, sich in die Geldangelegenhei- 


, ten zwischen B, und Middleten zu mischen, und Allts, was darauf 


4 
‘ 


ww ᾿ Ueber Bentleys Beben. 


DE sel ungesetzmässig, alles Frühere aber dureh die 1721 
ertasserre allgemeine Gnadenakte erımässigt;; ‘und forderte am 7. Fe- 
bruar 1724 die Universität auf, .B. in alle seine Grade und Reehte 
wieder einzusetzen; dieser blieb richts übrig, als sich des vom B. 
so oft benutzten Mittels, auch einmal gegen ihn selbst, zu bedie- 
nen, nämlich die Wiedereinsetzung B. 8 80 weit als möglich, d.h. 
bis zum 25.März, hinauszuschieben.  B,, so nach 54 Jahren in 
seinen Würden wieder eingesetzt, zahlte jetzt auch die 4 Guineen 
an Middieton ohne weitere Weigerung. 


Jetzt trat für. B, eine grössere Ruhe als je ein; der Prozess 
des Collegii fand keinen Fortgang. Da auch der naue Bischof von 
Ely seit 1723, Dr. Greene, obgleich den Fellows geneigter, aus 
Scheu vor B.s Geschiek sich fortwährend aller Einmischungen 
enthielt, und von Seiten der Regierung nichts dafür gegchah. 
Diese.Zeit von seinem Leben ist daher wieder mit grösseren lite- 
_  zarischen Unternehmungen, wie seiner Ausgabe des Terenz und 
᾽ Phaedrus ausgefüllt; auch: fällt im dieselbe der Tod seines bestän- 
digen Freundes Newton, dessen Grabschrift: 


Hic guiescunt ossa et pulvis Isaaci Newtoni, 
Si quaeris quis et qualis fuerit, | 
ἊΝ Abi: ER | 
Sin ex ipso nomine reliqua novisti, 
| Siste paulisper, 
Et mortale illud- philosophiae numen 
καῖ mente venerare, 


er verfasste. Die Freibeit aber vor den ne der Gegneı 
musste, da der Mensch im Alter sich nicht ändert, B. wieder zt 
Aeuen Ungerechtigkeiten veranlässer. Willkühr in "Besetzung dei 
Stellen, ungerechte Begünstigung seiner Verwandten auf Koster 
des Collegii wurden wieder so häufig, dass Colbatch den Bischo 
Gibson von London für die Angelegenheiten des Trm. Coll. zı 
gewinnen wusste. Der königl. Gerichtshof ertheilte auf wieder 
holte Verstellungen der klasenden Partei jetzt dem Bischof voı 
Ely, Dr. Greene, die Vollmacht, in der Sache nach seinem Da- 
fürachten zu verfahren. Die gerichtliche Vorladung wurde auf ἀεὶ 
5.Mai (1729) festgesetzt; B.aber, um Zeit zu gewinnen, nahm ers 
zwei Tage vor dem Termine davon Notiz, und erklärte, dass nacl 
dem 40sten Artikel der Master zweimal durch den Vice- Maste 
‚und die Senioreit aufgefordert werden müsste, ehe eine Anklagı 
gögen ihri vorgebracht werden könnte; so dass er durch diese: 
‚Kunsteriff‘ die Sache wieder bis zum 2. Juni hinschleppte. Da er 
schien er endlich im feierlichen Ofnate und Purpurmantel, ‘wes 
halb man ihn scherzhaft Cardinael Bentivoglio nannte, — um siel 
einen längeren Termin, wegen einiger nicht in die Auklage gehö 
riger Artikel, zu erwirken, wohin z. B. die oben erwähnte An 


7 : ᾿ ı 


71" 


Ueber Bentieys Leben a1 


Ieteheit ınit der praelection gehörte, die Verhandiangen wur 
den also wietler bie zum 21. Juni bimausgesetzt; allein emige Tage 
vor Ableuf dieser Zeit trug sein Beistand Mr. Reeve auf eine neuk 
Prehiibitien gegen den Bischof von Eiy an, weil Alles, was vor 
1721 geschehen, durch die allgemeine Gnadenakte ermässigt wäre, 
ds Uebrige aber, was von B, nach vereinigtem Beschlasse den 
Suiloren geschehen, «ls eie Corporut-Aete, vor den königl. - 
Gerichtsbef gehöre. Das Verfaltren des Bischof musste also von 
Neuem suspendirt, und derProzess bis zu den nächsten Michaelis- 
ntzungen vertagt werden, B. wollte wenigstens, da er sich von 
euer richterlichen Entscheidung wenig Gutes vereprach, die: 
schen ungeheuer ängewachsenen Prozesskosten noch vermehren, 
de selbst im unglücklichsten Falle für ihn dem Collegio, und so 
seinen Gegnern selbst grössten Theils, zur Last fielen, da er stets 
wit Sache als die des Collegli behandelt hatte, und nur für die 
Rechte des Magister Collegii Trin. zu kämpfen vorgab, Zur Zeit 
der Michselissitzungen naht endlich der Prozess wieder seinen 
κέαρ, und schleppte sich wmter beständigen Chikanen B.s ein 
gunsesJetr hin. Man bot ihm, im März 1780, um ıhn aus allen 
Vernickelungen zu ziehen, das eiriträgliche Deeanat von Eincolm 
“π|, er schlug es aber aus, da es ıhm nicht gelang, damit eine 
Sefsherrnstelle zu Westutrinster zu verbinden, und die Streitig- 
keiten ihm zwar seine Zeit, aber nicht seine Gesundheit und Stim- 
Karg verderben. — Während der Ostersitzungen 1731 begann 
dich der Prozess von Neuem, und wurde auf der Trinitatid- 
“rung wieder duhin entschieden, dass der Bischof Ely der recht- 
mistite Vistow sei, dass aber die Prohibition gegen ihn nicht 
iphoben werden körine, weil er sich durch den 40sten Artikel 
ds solchen autorisirt und bestimmt (authorized and ap- 
Pod) geriannt habe, da er doch durch denselben nur als sol«- 
bestätigt. (recugnized) sei. 80 gewatin also B, durch eih 
Verchen seiner Gegner wieder, was er wimschte, — Zeit. Aber 
da Vritorrecht des Bischof war doch einmal gerichtlich ausge- 
tprochen; B. konnte der Untersuchung also doch nicht gänzlich 
Mestgeben hoffen, darum unternahm er den letzten Schritt: eine 
Appellatien an das Oberhaus. Um sich seinen hohen Richtern 
 Mmpfehlen,, beeilte er zugleich eine kritische Ausgabe von Mil: 
Im verlornem Paradiese, worin er anter der Fiktion, dass der 
Berausgeber bei der Blindheit des Dichters Vieles falsch aufgefasst 
δ willkührlich geändert habe, nach seiner gewohnten Weise 
ich eine Menge Abänderungen erlaubte, und sein Werk mit den: 
often schloss: But jactz est alea; and non injussa cecini παρ᾿ 
ἰμίγε καὶ ἄλλόν ΟΥ̓ κέ με τιμήσουσι, μάλιστα δὲ μῃτίετα Ζεύς. Da- 
ἐπὶ δέον er sich auf einen früher ausgesprochenen Wunsch der 
Königin Carolina ) dass der grosse Kritiker doch auch einmal das 
F Are Pablikum mit einem Produkte seines Talentes beschenken 
ehe, Nichts war.aber übler Berechnet; der sonst so rich- 


- 


= - ‚Ueber Bentleys Leben. | 8 


tig treffende Mann schadste sich durch seine eigene, Feder mehr, 
als alle seine früheren und damaligen Gegner zusammen vermocht 
hatten, und bestätigte an sich seinen eignen Grundsatzı „dass 
kein, Mensch zu Schanden geschrieben würde, als darch sich 
selbst.“ Ä | 

Den 6. Mai 1732 fingen bei yalleıs Hause und unter allgemei- 
‚ner. Theilnahme die Verhandlungen über B.s Prozess im Oberhause 
- ‘an, Die Vertheidiger verlangten, naehdem das Visitorrecht des” 
"Bischof von Ely bestätigt war, eine Prüfung der einzelnen 64 Ar- 
tikel der Klage. Dies wurde bewilligt; da dieselben eber von 
"den Lords mit grosser Aufmerksamkeit geprüft wurden, musste 


2% ‚die Vollendung bis zur nächsten Parlamentssitzung, die den 24. Ja- 


nuar 1733 begann, vertagt werden. 
.. “Zwanzig Artikel wurden von dem Oberhause für zulässig be- 
funden, und, der Bischof von Ely mit der endlichen Entscheidung 
des Prozesses beayftragt. Am 13. Juni 1733 wurde der damals 
schon 72 Jahre alte Master of Trinity vor den Bischof geladen, 
«rschien aber nicht, sondern sandte den Mr, Greenly als seinen 
bevollmächtigten Stellvertreter. _ Die gravirendsten Punkte waren: 
4) beständige Vernachlässigung der ‚gotteadienstlichen Uebungen; 
2) die Errichtung eines Landhauses zu.seinem Gebrauche auf Ko- 
sten des CoJlegii; 8) der oben erwähnte Vertrag mit Miller, der 
dem Collegio über 1000 L. gekostet hatte. — Die am 27. April 
1734 gefällte Sentenz erklärte dem Master seiner Mastership für 
verlustig., > 

De jure hatten die unermüdlichen Fellows nun freilich ihren. 
' Zweck erreicht; B.s Absetzung war ausgesprochen und unwider- 
ruflich; allein, was Niemand erwartet hatte, den gefürchteten. 
Master de facto abzusetzen, war eben so schwierig, ja noch 
schwieriger. B. nämlich lange auf diesen Schlag vorbereitet, hatte 
sich durch seine geschickte Auslegekunst auch dagegen eine Waffe 
bereitet, und verlangte jetzt, dass der 40ste Art. der Statuten, 
wonach ein verurtheilter Master sine mora per eundem Vice- Ma- 
. gistrum (was wahrscheinlich nur.ein Schreibfehler statt Fisitato- 
.xem war, weil vom Vice- Master darin weiter.gar nicht, von die- 
sem aber beständig die Rede ist) officio Magistri privetur, wört- 
lich auf ihn angewendet ‚würde, der damalige Vice- Magister 
Dr. Walker. war. aber durch nichts zu bewegen, die Absetzung 
des alten Master zu vollzieben, sondern wandte vielmehr, als 
ein Mann von vortrefllicher Gesinnung, seinen ganzen Einfluss an, 
ihn mit seinen Fellows für die wenigen Lebensjahre, die ihm noch 
ührig blieben, zu versöhnen, wogegen B. versprach, ihnen bei 
Begünstigungen und-Beförderungen fernerhin nichts in den Weg 
zu legen, welches Versprechen er freilich gegen Manche auch 
damals nicht hielt: Nur Colbatch und einige andere der ältesten‘ 
- Gegner blieben unversöhnlich, und verfolgten ihre Sache weiter. 
Walker fing nun für B, den alten Weg wieder an: zuerst den 


[0 


. 


‘ 
Ξ τ 


Ueber die verlorenen griech. Dramatiker τ, deren Fragmente. 83 


Bischof von Ely als Richter für incompetent zu erklären; und es 
gelang ihm in der That; so lange zu manövriren, bis die Hand 
der Vorsehung, die B. in Masters Lodge sterben lassen wollte, 
durch den Tod des Bischof Greene, in einem Alter von 60 Jahren, 
den 18.Mai 1738, sich noch einmal ins Mittel legte. Da gaben 
Colbatch und die Uebrigen, obgleich widerstrebend, den endlo- 
sen Hader auf, der ausserdem, dass er den. Kämpfern einen gros- 
sen Theil ibres Lebens verbittert hatte, dem Collegium 4000 L., 
den Klägern eine noch grössere Summe kostete, 
Wie wenig aber B.s Streitlust auch damals gebrochen war, 
zeigt sein Prozess, den er in seinem 77sten Jahre unmittelbar 
darauf gegen Colhatch erhob, wegen rückständiger Gebühren 
von 8 858. 6 p., die Colbatch, als Rector von Orwell, ihm: als 
Archdeacon von Ely für seine, zwar niemals abgehaltene, εὶς 
tationen schuldig wäre, und so seinem Feinde noch 40 L. Gerichts- 
kosten verursachte, | 
Die letzten 3 Jahre seines Lebens verlebte er endlich, frei von 
gerichtlichen Händeln, im faktischen Besitze seiner Mastership. 
Die Feindschaft seiner Collegen verfolgte ihn aber noch bis auf 
sein Grab, indem sie es verhinderten, dass er auf seinem Leichen- 
stein Collegii Magister genannt wurde. | 


E. Bonnell. 
ei Ueber die 
verlorenen griechischen Dramatiker 
und A 
: deren Fragmente. 


Erster Abschnitt. 
Ueber Thespis und Phrynichus 


᾽ 
"» 


Da wir in diesen Jahrbüchern, der Zeitfolge nach, das Leben 
und die Fragmente derjenigen verlorenen griechischen Tragiker 
behandeln wollen, die für die Kunstgeschichte irgend einen grös- 
seren Gewinn, als blosse Namen oder ungenügende Daten darbie- 
ten, so haben wir für passend gehalten, mit dem Anfang anzu- 
fangen, und auch über Thespis, obwohl schon Bentley ihn treff- 
lich behandelt hat, der Ordnung wegen Einiges voranzuschicken. 
Wir bemerken dabei, dass wir auf die strengste Vollständigkeit 
und genauste philologische Behandlung keinen Anspruch machen, 
weil Verhältnisse hindern, die Arbeit nochmals durchzusehen, 


Archivf. Philol.u. Pädag. Bd. ll. Hft.1. 8 


7 Ν 


- | . ͵ \ 
34 Ueber die verlorengn griech: Dramatiker u. deren Fragmente. 


Mangel an Büchern sie ‚zu vervollständigen, ‚und anfäniglicher 
Zweck mehr eigne Belehrung, genauere Kenntniss der griechischen 
[ragödie bis in ihre kleinsten Trümmer, richtige Würdigung der 
griechischenKunst war, als blosse Sammlgpg der Fragmente. Ob» 
‚wohl indess: gleichzeitige Verarbeitung ΙΝ Anderen hindernd 
eintrat, wird.doch das Wichtigste und Bedeutendste sich tiaden, 
sogar auch die einzelnen: in Lexikographen angeführten Wörter 
sind gesammelt, weil daraus, zumal bei den für allgemeine Kunst- 
betrachtung gar spärlichen Ueberbleibseln, munche interessante 
Bemerkung sich ergeben möchte ἢ). — Ueber - ᾿ ' 

= Thespis ᾿ . x 
verweisen wir auf Bentley resp. ad Bayle, in.dessen’opp. philol., 
wo er die Unächtheit der vorhandenen Fraäguiente überzeugend 
darthut, In wie fern er der erste Tragiker zu nennen, welch6 
- Stellung ihm in der Geschichte der tragischen Kunst anzuweisen 
sei, werden wir an einem anderen Orte berühren. Nur so viel 
wollen wir anführen, dass, da Suidas nur eine ungefähre Zeitbe- 
stimmung seiner Blüthe angiebt, da Plutarch (Solon) ihn schon 
“zu Solons Zeiten seine Dramen aufführen lässt, was durch Dio- 
genes Laertius bestätigt wird, da endlich Phrynichus sein Schüler 
war, anzunehmen ist, er habe schon c.' Ol. 54-seine Stücks auf- 
geführt und bis c. Ol. 63 noch geblüht, Auch können nach 
Allem, was wir von ihm und dem früheren Zustande der Tragödie 
‘wissen, zumal da ein Phrynichus sein Schüler war, von dem .die 
Alten einstimmig gestehen, er habe die Tragödie schon in ihrer 
wahren und vollendeten Gestalt gegeben, der aber eine tüchtige 
Grundlage und Vorbildung um so mehr voraussetzt, weil die grie— 
chische Kunst durchaus in stetiger, organischer Folge und in 
ganz eigentlichem Ablernen fortschreitet, so dass innerhalb der 
‚paar Olympiaden an einen irgend bedeutenden Sprung gar nicht 
zu denken ist, nach allem diesen können seine Dramen keine un- 
geordnete noch extemporirte Spiele gewesen sein, sondern Kunst- 
werke, meist wohl tragische Satyrspiele, mit vollendeter Tanz- ΄ 
und Musikbegleitung (etwa wie die Bakchen des Euripides) vor 
der Aufführung geordnet, aufgeschrieben und künstlerisch ein- 
geübt. Es geht diess auch schon aus der Art der Nachahmung 
eines so geistvollen Mannes, wie HeraclidesPonticus, hervor, der 
mit der Hellenischen Kunstvorzeit innigst vertraut sicher sehr 
fein im Geiste des Thespis gearbeitet-hat 5). — Mit welcher 
. Kunst und Sorgfalt man sich bemühte, dass untergeschobene Werke 


N 


- *) So scheint z. B. das Satyr- Drama besonders ungewohnte oder 
alterthümliche Ausdrücke und Worte gern gebraucht zu haben, wie auch 
der Tragiker Ion. ᾿ ᾿ 


*) Er schrieb περὶ τῶν τι y σικῆς) περὶ 
ποιητικῆς U. ἃ. a ΕΘ θΘΈΘΕΟ, κὰν PS 


- 


Erster Abschnitt. Ueber Thespisuü, Phrynichus, 85 


ıl ächt erschienen, gebt aus Piog. Laert. in dem Leben eben die- 

ses Heraclides hervor (p. 136. F.), und unser Mann war überdtess 
sehr rahm - und ehrsüchtig (p. 136. B.C.) Auch Dioscorides sagt 
von Thespis παίγνια καὶ κώμους τούσδε τελειοτέρους, nur darum 
konnte er von den Philosophen, :Alterthumsforschern und Ge- 
schichtschreibern für den ersten Tragiker erklärt werden, und nur 
wegen der noch nicht zur Vollendung gebrachten, auch mangel- 


_ haften äusseren und inneren Form, der Darstellung, Aufführung, 


der Metreıf, und wegen der überwiegenden mimischen Elemente 
konnte bei Manchen ein Zweifel entstehen. Seine ersten Stücke 
wıren wohl aus dem-Kreise der zahlreichen, ‘die Erzählungen von 
Bakchus unmittelbar umfassenden Mythen genommen. Doch blieb 
er sicher nicht bei diesen allein stehn, und schöpfte später seinen 
Stoff auch aus den dem Bakchischen Sagenkreise mehr oder we- 
figer frenden Mythen, mit mannigfachen Zusätzen und Umän- 
derungen, wofür auch die, bei Suidas, erhaltenen Namen seiner 
Spiele sprechen. Daher, und weil Thespis mit profaner Hand 
sus dem alten heiligen Bau des Mythus die Steine riss zu einem ir- 
dischen Hause, tadelte auch Solon so bitter, ernst und sorgenvoll 
die neue Erscheinung, obwohl ihm Thespis, sein ridendo dicere 
verum, das τὸ μετὰ παιδιᾶς λέγειν entgegenstellt. Solon sah mit 
praktischem Blick das kommende Unheil richtig voraus, und in 
der That war diese Erscheinung das Zeichen des völlig erwachten 
Bewusstseins des Hellenischen Geistes, welchem, als der nun sich 
herrlich entfaltenden Blütig des Griechischen Lebensbaumes,' ja 


ἈΠΟ bald das Abfallen der reifen Frucht folgen musste, und 
“sorgten blos praktische Weisen wohl oft, ob es nicht besser 


si, stehn zu bleiben, als über und damit ufterzugehn *). Der 
angeführte Mangel einer festgeregelten Form zeigt sich auch in dem 


Mangel einer. stehenden Bühne, da Thespis, wie bekapnt, seine 


Stücke anf einem Wagen aufführte, was, da auf diesem antistro- 


 Plische Chorgesänge mit Tanz nicht statt finden konnten, sich 
 atürlich so erklärt, dass er mit seinem eingeübten Chor, im Sa- 
_ Iygewande, auf seinem von fröhlichen Volksmassen umwogten 


Wagen -von einem Demos zum adern, von der Stadt aufs Land 
fihr **), wo’ dann am Orte der Aufführung der Wagen statt der 
Mäteren σκηνή) oder vielmehr statt der früheren erhöhten Tafel 
des Dilhyrambensängers, diente, indem der Schauspieler bei der 
kecitirung seiner Rolle auf den Wagen stieg, während der Chor, 


Ι 


, ἢ Vielleicht spielt auch jenes Solonische, an den Pisistratus ge- 
tete οὐ καλῶς ὑποκρίνῃ τὸν Ὁμηρικὸν Ὀδυσσέα zugleich auf des 
espis Neuerung an. 


: Ἢ Daher im Epigramm xmuıxoig vsapag und κώμους; daher er- 
Närt sich auch, wie seine Dramen, nach Aristoteles, eine μικρὸν we- 
Yo; hatte, ein nur kleines gerundetes Ganze ‘bildeten, mit ‚kurz 
Qauernder’ Aufführung. | 

3 % Pr - 


ὶ 


- 


80 Ueber die verlorenen griech. Dramatiker. u. deren Fragmente. 


! ! 

‘ unten aufgestellt, Sang und Tanz ausführte, Nicht unwahr- 
scheinlich ist, dass der Skenist, Thespis, während des reinen 
Chorgesanges den Wagen verliess, um djesen selbst zu leiten, dann 
wieder, zu seiner Zeit, vielleicht auch, je nach Bedürfniss, in 
wechselndem Ornat, ihn wieder bestieg, was auch noch bei des 
Phrynichus einem Schauspieler, auf einem schon erbauten Thea- 
ter, in ähnlicher Weise eingetreten sein muss. Die Rolle des 
Schauspielers — und der eigentlich zweite, der Chorführer, der 
ebenfalls ein gewandier, kunsterfahrener Sänger nnd Sehauspieler 
sein musste, wird, als eng mit dem Chor verflochten, von den 
Griechen nie zu den Schauspielern gerechnet, so dass wir, nach 

“ moderner Weise, dach im Grunde auch schon bei Thespis zwei 
Schauspieler und bei den einzelnen Einreden geübterer Chorsänger 
‚noch mehr annehmen dürfen — übernahm Thespis aus demselben 
Grunde, aus welchem der Dithyrambendichter anfangs. gewöhn-—"- 
lich selbst den mimetischen Theil übernahm, weil er eine bedeu- _ 
tende künstlerische Ausbildung und denkendes Eingehen in des 
Dichters Idee erforderte, was damals noch nicht zu einem beson- 
‘ deren Kunstzweig sich bilden konnte (Plut.Solon 8, 56). Uebri- 
‚gens scheint sich später noch, und zwar in der Komödie, viel— 
leicht zur erbaulichen und fröhlichen Erinnerung an dieses frühere 
Verhalten, etwas Aehnliches erhalten zu haben, indem, nach 
dem Schol,.egg. Aristoph. v. 551, hie und da Gesänge von auf 
Wagen sitzenden Sängern (τοῦ γελασϑῆναι χάριν) vorgetragen 
wurden. Die Dramen selbst hatten indess, nach Form und In- 
, halt, noch manche Bestandtheile, Einzelheiten und Eigenthüm- 
lichkeiten aus den vorhergegangenen Dithyramben, wie denn auch, 
gemäss dem Prooemium der Dithyramben, wohl ein Prolog in ihnen 
war, der, von Aeschylus und Sophocles abgelegt, im Euripides 
nur wieder, nicht zuerst, erschien. Einen solchen Prolog finden 
wir wenigstens noch ganz deutlich in des Phrynichus Phoenissen, 
der, wie der des Thespis, nichts anders gewesen zu sein scheint, 

als eine kurze Aufzählung des Inhalts eines jeden Stückes, und . 

wie in des Phrynichus Persern ein Sklave auftritt, so mag auch 

bei Thespis ein Andrer als sge.der jedoch so wenig, wie jener . 

Sklave in-den Persern — gleichsam ein Statist — für einen Schau- 

spieler gerechnet wurde, als Vortrager des summarischen Inhalts 

aufgetreten sein. Der Chor des Thespis muss schon sehr ausgebil- | 
det gewesen sein, da Sophocles ihn würdig hielt.und tauglich 
fand, ein ganzes Buch über ihn zu schreiben. Es liesse sich fra- 
gen, ob Thespis schon den Iambischen Senar in der Schauspieler- 
rolle angewendet habe. Erfunden,.und gebraucht war er schon 
von Archilochus; von keinem der folgenden Tragiker wird er- 
wähnt, dass er ihn zuerst eingeführt habe; Phrynichus hat ihn 
schon, als für die gewöhnliche Rede bestimmt; dass er für den, 
‚ Dialog ganz vorzüglich sich eigne, musste auch dem Thespis klar ἢ 
geworden sein, somit hindert nichts, die Frage zu bejaben. Doch 


φ 
μα — - 2 


»,’ 


Erster Absehnitt. Ueber Thespis αὶ Phrynichu. 89 


ist hier, wie in jeder Erscheinung der Kunst, kein förmliches Ab- . 
brechen und plötzliches Eritstehen,, sondern ein allmähliges Ue- 
bergehen anzunelımen. Thespis hat ihn wohl nicht so gewöhn-, 
ich, wie schon seine unmittelbaren Nachfolger, nicht so regel- 
recht gebraucht, die genaueren Gesetze des Baues festeten sich 
erst später; Aristoteles bestätigt diese Ansicht, denn‘, wenn er 
dort sagt λέξεως δὲ γενομένης αὐτὴ ἡ φύσις τὸ οἰκεῖον μέτρον 
spe, so war diese λέξις, deren Begriff wir anderswo näher bestim- 
men werden, schon im Thespis. Jenes τὸ μὲν γὰρ πρῶτὸν τετρα- 


_ akem ἐχρῶντο in Rhet. ἐκ τῶν τετραμέτρων εἷς τὸ ἰαμβεῖον μετέ- 


βηδαν ıst, selbst nach dem Grunde, den ΕΥ̓ atigiebt, so zu ver- 
stehn, dass Thespis, wie auch noch Phrytiichüs, häufig den Te- 
trameter und trochäische Maasse gebrauchten, wo und weil es 


die vorwaltende lebhaftere Mimik erforderte, aber eben so‘ an 


passenden Stellen sich. des Jambischen Senars bedient habs, wie 
man später an bewegteren Stellen den trochäischen Tetrameter 
gebrauchte (Aristoph. Acharn. 204 und Schol.; Eurip. Orest. 520). 
Wenn Aristoteles die früheren Tragiker ὀρχηστικωτέρους nennt, so 
müssen wir uns wohl hüten, an eigentlichen Tanz oder gär an. den 
modernen Begriff des Wortes zu denken. Atbenaeus nennt uns’ 
jene ὀρχηστικωτέρους., und indem er neben dem Thespis auch den 
Ihrynichus anführt, wirft uns schon dieser auf jenen ein erklä- 
rendes Licht. Die Griechen verstehen unter dieser ὄρχησις mehr 
eine häufige allzubewegte Gestikulation, und es wird meist die 
fanze äussere körperliche Mimik Orchestik genannt. Es ist also 
damit gemeint, . dass bei Thespis der Schauspieler durch allzu- 
ausgeprägte und heflige Aktion, nicht wie später durch kunstvolle 
Deklamation und gemilderte Mimik die Wahrheit zu geben suchte, 
(Arit. Rhet. 301), allerdings auch der Chor bewegter sowohl 
als häufiger, selten tanzfrei, auftrat *). ie 

Ohne darum weniger zu glauben, dass die vorhandenen 
Fragmente untergeschoben seien, wollen wir doch, ‚um der Wahr- 


hät die Ehre zu geben, auch noch zwei Umstände anführen, dass 


ünlich Hexaclides Pontivus eine der Hauptquellen des Plulärch 
var, der seine Schriften ‘also doch alle sicher genau kannte 
(Heeren de font. et anct. Plutarchi p. 128), dann aber scheint es 
uns, dass nach des Aristoph. vesp. 1519 — wo ohne Zweifel von 
ünsem’Thespis die Rede ist, jenes τὰ ἀρχαῖα, ‘die Entgegensetzung 
dr alten und der neuen Tragödie, der Tanz, die Tetrameter 1837, 
während Philocleon, als er zu den Neueren kommt, in Iambi- 
shen Senaren spricht, die Erwähnung, des Phrynichus :1830, 
les. spricht dafür, dass Xanthias dort von Thespis spreche — 
Ὦ des Aristophanes Zeit noch Tänze und dazu gehörende Ge- 


nn RER 


.*) Später trat wieder ein andres Uebel ein, wie Arist. von den 
ateren Schauspielern sagt: μεῖζον νῦν δύνανται τῶν ποιητῶν. 


88 Ueber die verlorenen griech. Dramatiker u. deren Eragmenin: 


sänge des Thespis -bei Kenmnern oder Liebhabern des Mterthume 
bekannt und beliebt,. vielleicht auch dem Volke noch nicht so 
ganz entfremdet waren, wie Bentley annimmt. Die Dramen, die 
Suidas von ibm anführt, sind: ’Adhe Πηλίου ἢ Φορβὰ ς, 
Tegeis,- Ἠΐϑεοι, Πενϑεύς. 

Die erhaltenen Fragmente sind folgende, von denen ‘wir des 
erste einem späteren Verfälscher zuschreiben müssen, da wir 
nicht annehmen dürfen, dass Heraclides, unserer von ihm ausgespror 
chenen Ansicht, gemäss, so plumb habe täuspben können. , Gegen 
dessen Aechtheit könnte man, ausser Beutleys Gründen, noch an— 
führen, dass nach.Herod. 6, 105., mit ‚dem Pausan. und Suidag 
übereinstimmen, eyst nach der Schlacht bei Maratbon, Pan einer 
eigentlichen, allgemeinen und öffentlichen Verehrung 1 in Atlıen 88: 
nosa.(Vgl,; Hexod. 2, 145.). Die beiden andern theilen wir mik 
Bentley "den en Dramen des Heraclides Ponti- - 
οἰ. Zu. — ες 


f u: 
I. 


Clem. Alexandr. Stram.:p. 242 ed. Sylb. sagt, dass bei Phi- 
losophen sowohl als Dichterm unzählig vieles räthselhaft Gesagte 
sich finde, führt den Heraelit, Lycus, Phereoydes, Andocides, 
Pythagoras an, bringt zum Beweise mehrere ee El Bad 
fährt so. fort: . er 


Θέσπις μέντοι ὃ τραγικὸς διὰ: τοὐτὼν E73 τι on 
μαίνεσθαί φησιν ὧδέ πως γράφων" 


5 ἴδε. cos σπένδω κναξξβ) 1). τὸ λευκόν 
᾿ς πὰ ἡλαμόνων ϑλίψας κνακῶν" 
᾿ς ἦδε σοι ἀϑύπτην. τυρὸν μέξας 
πα υν ἐρυϑρῷ. μέλιτι. κατὰ τῶν σῶν, Πάν 5) 
oe ὅ: δίκερωρ,, τίϑεμαι βωμῶν, ἁγίων. ! 
ἂν ἴδε 004 Βρομίου. οἰθοπα φδεγμόν. 


1 


λείβω.. 
4) Πὰν. ΕΉΡΟΣ Florent. Pr soul aurimal 8, 
2) κναξξβὶ Florent. semel κνααξβὶ . Sa Σ ογιδαΐ." 
ἢ κναὰξ Hesychius γάλα λῳκόν. " ἐδ: 
" φλεγμὸς — τὸ αἶμα. ᾿ Br 
. ξάβιχ 7 — ! " λευκόν. I τό τενι 
-ϑϑύπτης .. ; ὁ τυρός. ΚΝ τι 


γι 2. ἐχνακδρ' με ἫΝ ἵππος, Hesych. nach, dem Schol. Theoen. 
Id, ᾿ 16. εἶχε, τράγοιο κρακὸν δέρμ᾽ ὦμοι! Schol. κνακὸν" 


| ‚vo 
θηλαμόνερ, "die säugendsit- Mütter. 


IE AA a Bu + R 

‚Salmasius, auf Hesychius. “τ liest ‚im 1sten γ. ἜΝ: 
und ξαβιχ und im Sien ϑύπτην; aber alle Codd. des Clem., Alex. 
haben χναξξβὲ und Porphyr. τὸ κναξξβὲ γάλα ἐστὶν, τὸ δὲ χϑύ-- 
στῆς τυρύρ. Wenn es, nach Bentley, eine blosse Spielerei ent- 


hält, so ist noch weniger zu ändern (ep. ad Mill. p. 498). und 


" 


‚Erster Abschnitt. Ueber Thespis u. Phrynichus., 80. 


war Clem. Alex., als Neuplatoniker, in dergleichen 
spielenden Deuteleien ' befangen, obwohl{ör, bei seiner überall 
hervorleuchtenden Liebe. für griechische Kunst und Wissenschaft, 
durchaus keines absichtlichen Betrugs zu zeihen ist. — 


I: 


Plut. de and. poet. t.I p. 86, c- sagt: es sei nützlich, wenn 
mit den, was auf.der Scene gesagt oder zurLyra gesungen würde, 
die Sätze der Philosophen übereinstimmfen, und fährt, nach Bei- 
bringung mehrerer Beispiele fort: τὰ δὲ Θέσπιδος ταυτί, τί δια-- 

gas 00° Πόῤῥω γὰρ ἡδονῆς καὶ λύπης ἴᾶρυται τὰ ϑεῶν, ὡς 
Ἰατών ἔλεγε. Μ᾿ ἂν τ 
Ὁρᾷς ὅτε Ζεὺς τῷδε πρωτεύει θεῶν, -: ᾿ 
οὐ 1) ψεῦδος, οὐδὲ κόμπον, οὐ μῶρον γέλων ᾿.. " 
ἀσκῶν, τὸ δ᾽ ἡδὺ μοῦνος ?) οὐκ ἐπίσταται. Ä 
1) ταῖς. οὐδὲ δή. 2) volg. μόνορ; cod. Paris μοῦνθρ. 
UT. 
| Πενϑεός. 
„ Pollux Onomast. 1. 7,°$ 45. ἐπεὶ καὶ ὁ ἐπενδύτης ἐστὶν ἐν 
με πολλῶν χρήσει .--- — — καὶ ὁ Θέσπις δέ πού φησιν ἐν τῷ 


εἶ Er | 
. ἔργῳ νόμεζε νεβροίδ᾽ 1) ἔχειν ἐπενδύτην. 
1) νενοίδας Mess. xevolö” ἔχειν ἐπενδύτην Kühn. ψεβρίδας Hem- 
᾿ βέθα μΒῆ8.;., ,7. 7 0.01: a | u; 
Bist die Rede von des Pentheus Wahnsinn. Virgil. Aen. 4, 469 
Eumenidum veluti demens videt agmina Pentheus 
Et solem geminum et duplices 868 ostendere Thebas, 


μ᾿ 


Eurip. Bacch. 918, ν. 915. σκευὴν γυναικὸς Μαινάδος. Βάκχης 


ἧόν. v. 140, ' νεβρίδος ἔχων ἱερὸν ἐνδυτόν. Eur. Phoen. v. 742, 


Ueber das νεβρίς vergl. Pall. 4, c. 28 und dort: Jungermann. 


Da wir nach den Worten des Aristoxenus (Diog. Laert. 5, 17) 
φησὶ δὲ ᾿Δριστύξενος, ὁ μουσικὸς καὶ τραγῳδίας αὐτὸν ποιεῖν. καὶ 
θίσπιδος αὐτὰς ἐπιγράφειν... annehmen, dass auch dieses Fra, 
διποηΐ aus einem der nachgemachten Dramen des Heracl. Pont. sei, 
Pollux es, als aus-dem Pentheus, anführt, und Suidas eben den 


| Pentheus erwähnt, so wird ea wahrscheinlich, dass auch die bei 
 Sudas erhaltenen Namen nur die jener-untergeschobenen des He- 


taclides seien. Nichtsdestoweniger aber: haben wir uns oben 
darauf berufen, da Heraclides sicher solche Stoffe nahm — wie 
auch sichtbar — die Thespis entweder gewählt hatte oder hätte. . 


\ 


΄ 


+ 


: ᾿ ᾿ 


40 | Ueber die verlorenen griech. Dramatiker, u. deren Fragmente. ° 


' Phrywichus, der Athener, 
zw. Ol. 61.— ΟἹ. δ. : 


-- 


Suidas. 

Φρύνιχος Hokvpedönovog ἢ Μινύρου, οἵ δὲ Χαρικλέους» 
᾿4ϑηναῖος, τραγικὺς» μαϑητὴς Θέσπιδος ;; οὗ πρώτου νιπραγικὴν 
᾿εἰσενέγκαντο. ᾿Ενίκα τοίγυν ἐπὶ τῆς ἕξ᾽ Ὀλυμπιάδος" οτος, δὲ ner 
τος ὁ Φρύνιχος γυνανπκεῖον πρόσωπον εἰσήγαγεν ἢ) ἐν τῇ σκηνῇ 
εὐρέτης τοῦ τεξραμέτρον ἐγένετο καὶ παῖδα. ἔσχε. τραγικὸν. Πολυ-- 

φράδμονα 5). τραγῳδίαι Ἢ αὐτοῦ εἶσιν ἐννέα. αὗται. ΠΙευρω-- 
αι ὅ) «αἀϊγύπτιοι, Ακταίων, "Ἄλκηστις, ᾿Αἀκταῖος ἢ «Αἰβυξς, AL- 
καιϊοι,, Πέρσαι, Σύνϑωκοι 3) Δαναΐδες. . 

‚Nach Zwischenstellung eines anderen Phrynichus folgt dieses, 
was aus Schol. Aristoph. 'vesp. 1489 excerpirt, auf unseren Phry- 
nichus sich bezieht: Φρύνιχος Μελανϑᾶ ᾿ΔΑϑηναῖος.," τραγικός " 
ἔστι δὲ παὶ τῶν δραμάτων. αὐνοῦ ταῦτα᾽ ᾿Ανδρομέδα, ᾿Ηριγόνη. 
ἐποίησε καὶ Πυῤῥίχας 6), Φρύνιχον ol ᾿Αϑηναῖοι 6) χιλίαις ἐξημίω- 


. day, ἅλωσιν τραγῳδήσαντα Μιλησίων. 


Dass Harless und Fabr. bibl, στ..1 p. 484, nach Kusters 
Vorgang, fälschlich den Ephialtes und den Kronos dem Tragjker 
 Phrynichus zuschreibt," hat, aus Sch. Arist.:v.989 Möineke ge- 
zeigt (Quaest. Scen. spec. II p- 8), und glaubt (ib. p..7), dass, 
was der Schol. sagt: Φρύνιχος ἔθανεν ἐν Σικελίᾳ vielleicht von 
unserm Tragiker zu verstehn sei. — Des Fabric."und Eichstädts 


- Irrthum, welche die Σατύρους, als ein Satyrdrama ,'dem Tragi- 


ker Phrynichus zuschreiben, hat Meineke (Quaest. Scen. I p. 9) 
‘zurückgewiesen, dessen Ansicht schon das einzige Zeugniss des 
Schol. vesp. 82 hinlänglich bestätigt, wözu noch Schol. av. 1471 
(1463) kommt.. . 

- Wahrscheinlich führte Thespis, ΡῈ er eine. "Zeit lang 
durch Solons Ansehn *) verhindert daran gewesen war, oe. ΟἹ, 61 
mehr ausgebildete Dramen. auf, “und hatte damals den, noch sehr 
jungen, Phrynichus zu seinem Schüler. Daher Bentley mit ‚volleuz 
Recht annimmt, des Suidas: ἐνίκα ἐπὶ τῆς ξξ ᾿Ολυμπιάδος, sei 
von des Phrynichus erstem ‚Siege zu versteht. Doch hat er wohl 
schon vorher Dramen aufgeführt, zumal es wahrscheinlich ist, 
dass erst zu des. Choerilus Zeit, c. Ol. 68, die a Wett- 


1) Aus Schol. Thesmoph. Arist. v. 171. 2 Da er einen Schn, Ῥο- | 


Iyphradmon, hatte, so ist‘es sehr wahrscheinlich,’ dass auch sein Vater 
so hiess. Den anderen Namen liegt Verwechselung‘ zu Grunde, Schel. 
Arist. av. 710. 8) Bentley. vulg. Πλενωνία. 4) συνθᾶκοι Kuster. δ) 80 


muss gelesen werden nach Schol. Arist, el Periz. τ Ael., Spanh, ad 


Callim. 6) Hym. in Dion. 


*) Diog. Laert. Sol. Θέσπιν ἐκώλυσε τραγῳδίαρ ἄγειν ὡς ar 
τὴν ἐν μιὰ 


Erster Abschnitt. Ueber Thespis u, Phrynickus” 41 


kimpfe eingeführt würden ἢ, wie denn auch die Gesetze über 
das nothwendige Alter der Tragiker und die Tetralogieen erst in 
die. 70ste Olyınp. fallen möchten, Phrynichus, von dem wir nicht 

ohne Grund glauben, dass er nieht Jange nach Ol, 75, 4 gestor- 
ben sei, hatte in seinen Dramen noch viele Aehnlichkeit mit den 
Kitbaroden und Dithyrambendichtern, was, ausser Andern, der 
Schol, zu Aristoph. ran. 1825 bezeugt: ἀποδέχονται δὲ πάντες τοῖς 
pls, τὸν Dovsiyov ἐπινυγχάνοντα τοῖς κιθαρωδικοῖς und von Av- 


αὐγὰ, der eben dort aus Phrynichus geschöpft zu haben ange: 


fit wird: ἐκ γὰρ τοῦ κιϑαρωδικοῦ καλοῦ ὄντος εἷς τὸ τραγῳδι- 
τὴν μετήνεγκε. Auch wandte sich die Tragödie, wie es natür- 
ich war, aufeugs mehr auf.traurige, als auf tragische Stoffe. 
Sehr viele Stücke des Phrynichus scheinen Satyrspiele gewesen zu 
un (Πλευρωνιαὶ, Αἰγύπτιοι, ᾿Ακταῖος, “ἁίκαιοι, Σύνθωκοι), 
wenigstens eine tragisch - satyrische Haltung gehabt zu haben, wie 
dem aueh Choerilus und Pratinas mehr Satyrspiele, weniger Tra- 


 gödien, verfasst zu haben, und öfter mit einzelnen Satyrdramen 
 indeinzelnen Tragödien, obschen auch mit verbundenen Tragö- 


dien und Satyrdramen, aufgetreten zu sein scheinen. 


‚ $o stand die Μιλήτου ἅλωσις und die Perser des Phrynichus, 
wie nach der des Aeschylus, &inzeln da, und wurden sicher ohne 


logische Form in den Wettstreit gebracht. Was wir von Pra- 


ins, ja auch von Achaeus aus Eretria erfahren, die Fragmente, 
mamichfache Zeugnisse vieler alten Schriftsteller, die Namen der 
Stücke, führen darauf, dass Pratinas sowohl als Achaeus -mehr 
ıtyrdramen als Tragödien geschrieben, und Satyrdramen einzeln 

aufführen lassen. Daher Sophocles nicht sowohl zuerst 


mit einzelnen Dramen zum Wetkampf trat, als vielmehr die, yun 


äne Zeit lang schon gäng und gäbe, Sitte der Tetralogien aufhob. 
Eben darum glaube ich auch, gegen Boeckhs Ansicht, dass des 


Südas Nachricht von Pratinas: καὶ δράματα μὲν ἐπιδείξαντα, ὧν 


δετυρικὰ λβ΄, richtig und die Zahl wohl nicht zu ändern sei. 

Des Phrynichus erwähnte Tragödie Milnrov ἅλωσις, c. Ol. 
1! aufgeführt, deren Stoff Milets Einnahme durch Darius war, 
War 80 vorzüglich behandelt und machte einen so tiefen Eindruck, 
dass bei der Aufführung alles in Thränen zerfloss, Phrynichus so- 
gr um 1000 Drachmen gestraft.und verboten wurde, diese Tra- 


_ $die je wieder zur zweiten Aufführung zu bringen **). (Ael. 12,17, 


Strabo 14, 625, Herod. 6,21 und viele Andre). Was Suidas 
“gt: οἱ δὲ Χαρικλέους, ist einer der gewöhnlichen Irrthümer 


nn 


*) Darauf führt wenigstens Suidas v. Χοιρίλος. καϑεὶς εἷς ἀγώνας. 


”) ‚So verstehe ich diess. Herod. sagt nur καὶ ἐπέταξαν μηκέτι un- 
α γρᾶσϑαι τούτῳ τῷ δράματι, und es ist nicht mit Bentley anzuneh- 
un) dass verboten worden sei, ein Drama von diesem und ähnlichem 
lt aufzuführen. 


2 


42 VUeber die verlorenen ‚griech, Dramatiker'u. deren Fragmente. 


. seines fedankenlosen Abschreibens aus Schol. Aristoph. vesp., wa 
steht: Phryuichus, des Charicles Sohn, τραγικὸς ὑποκριτής. und’ 
dass die Meinung: von zwei Tragikern desselben Namens auf einen: | 
Irrthum beruhe, , bat Bentley (p. 294—300) mit Recht behaup-. 
tet. Was er aber eben dort (p. 295) meint, dass Aelian den 
Feldherrn Phrynichus, ebenfalls Athener, mit unsrem Tragiker 
verwechselt habe, scheint uns weniger richtig, vielmehr sind wir 
der Ansicht, dass Ael.v. ἢ. 8, 8,-indem er den- Feldherrn Phry- 
nichus, der ; in der letzten Zeit des Alcibiades lebte, nennt;, kei- 
nen Irrthum sich habe zu Schulden konımen lassen. Aclian sagt 
dort nur, dass Phrynichus in. einer gewissen Tragödie. die Verse 
und Sangesweise zu den Pyrrhichien gemacht habe, und gerade, 
indem er sagt: μέλη δὲ xal ποιήματα un dnddovsn τοῖς 'ἔνα- 
σλίοις ἀνδράσιν; und ferner τοῖς πυῤῥιχίστοις ἐπιτήδεια μέλη 

᾿ ἐξεπόνησεν, so war dieses μὴ ἀπάδοντα und ἐπιτήδεια wohl bei 
einem sonstigen Feldherrn merkwürdig, und nicht bei dem aus- 
gezeichneten Dichter Phrynichus. — . Die Pyrrhichischen Tänze 
waren ein Theil der Iyrischen Poesie, Einlagen in Dramen später 
nicht ungewöhnlich; Aelian sagt auch nicht, dass Phrynichus die 
Tragödie selbst verfertigt habe, sondern nur ὅν zıvs- τραγῳδίᾳ 
und. ra ἐν τῷ δράματι wein, daher scheint es uns;, dass der 
Feldherr Phrynichus ; in einer Tragödie Verse und Melodie zu ir- 
gend einem Pyrrhichischen Tanze in einem fremden Drama, geliefert 
habe, und hier von unsrem Tragiker nicht die Rede sei. Aelian 
sagt auch 13, 17 ganz anders und deutlich: Φρύνιχος τοῦ τραγι- 

ποῦ, und Cinesias scheint auf ähnliche, Weise ἐνόπλια eingelegt zu 
Arist. ran, 700 erwähnt des "Avroigs unsres Phrynichus, in wel- 
chem er vieles über das Ringen vorbrachte, ‚Das wenigstens. ist 
aus dem Schol. sicher (ἐπεὶ τραγικὸς Φρύνιχος ᾿Δνταίον δράματε 
— — --- ὡς πρόκειται). ungewiss aber ist, ob der Komiker 
Phrynichus Ringchöre aufgestellt habe oder der Feldherr, und ob 
Aristophanes dort den Feldherrn, oder den Tragiker, oder den 
Komiker Phrynichus verspottet habe, obwohl mir am wahr- 
scheinlichsten ist, dass es auf den Feldherrn gehe (Schol. ran. 710). 

. Denn dass der Feldherr Phrynichus nicht, wie Conz annimmt, nach 
Abschaffung der Vierhundert, ‚Ol. 92, 2, gestorben sei, lehrt 
v. 313 in der. Lysistrata, und der ‚von Beck (comment. ad ran, 
p. 174) citirte alte Scholiast., Eben, dieser Schol. des Beck, der 
zu unsrer Stelle und der Schol. ran. 977 (νῦν δὲ͵ Φῤύνιχον τῆς 
τραγῳδίας ποιητὴν λέγουσιν) hindere die Verspottung des Tragi- 
kers anzunehmen, und dem Komiker Phrynichus ist die ganze zu 
ernste und politische Haltung der Stelle im Arist, entgegen. — 
Dass der Komiker a ähnliche Chöre eingeführt habe, 


*) Ueber die Pyrrhichien und Eneplia seat, Spauheim zu Callim. 
Hym. in Dion. v. 241 u. 242. ὺ 


“δὰ. Ξ 


| 
| 


Erster Abschnitt. Ueber Thespis u. Phrynichu. 48 


hat Meineke (Quacst scen. I p. 7) behauptet, welchem wir gerne 
beistimmen, obwohl des Suidas Uebereinstimmung , der aus dem 
Schol. des Aristophanes folgt, nichts weiter beweist. . 

Dass Aeschylus hie und da aus des Phrynichus Chorgesängen 
einiges entlehnt habe, deutet Arıstophanes rau, 1307 u. 1808 an 
(ed. Inverniz); dass P ger in der μελοποιΐχ ganz. vorzüglich 
susgezeichnet war, und in seinen Dramen die Chorpartieen an ΄ 
Länge und Kunst den scenischen Theil bei weiten übertrafen, er. 
hellt hinlänglich ‚aus Aristoph. selbst, und 16 Scholiasten loben, 
ibn deswegen um die Wette, . Seine alterthümliche Einfachheit 
lobt Aristophanes (ran. 986) und sagt von Aeschyias μωροὺς λα. 
βὼν παρὰ Φρυνίχου τραφένταρ, und wenn der feine Kunstkenner 
Aristophanes seiner überall so sehr in Ehren gedenkt, so thut 
Dindorf sehr Unrecht, seine Tragödie insulsaam zu nennen, die 
sicher mit Anmuth Kraft verbindend sehr gehaltvoll waren. — 
So sagt Aristophanes av. 750, selbst ein Phrynichus in diesem 
lieblichen Zeugniss (vergl. ran. 1826): ὥςπερ ἡ μέλιττα Φρύνιχος 
μέλεεον ἀπεβόσκετο κάρπον ἀεὶ φέρων γλυκεῖων ῳδήν. Eben so 
ssgt er- Thesmoph. 171: αὐτὸς δὲ καλὸρ ἦν. καὶ καλῶς ἠμπίσχετο, 
καὶ καλὰ ἦν τὰ δράματα. Er. war also auch von schöner körper- 
licher Gestalt, daher er denn um so leichter öfters die :Weiber- 
rollen in seinen Dramen übernehmen konnte. —. Auch in seiner 
Μιλήτου ἅλωσις übernahm er selbst die Rolle des Schauspielers 
nach Aelian 13, 17 (ὑποκρινόμενον) und Arist, vesp. 1481, wo 
jenes zum Sprüchwort gewordene πλήσσει Dovvirog ag τις ἀλέκτωρ, 
von dessen Furcht bei der, wohl sehr tumultgarischen, Auffüh. 
rang seiner Tragödie. — Wenn der Schal, ihn dort υἱὸν Ma 
λανϑᾶ nennt, 60 ist. diess eben 80 verwirrt, wie die Stelle im Schol. 
ran. 700, und kommt wohl. daher, .dass der Feldherr Phrynichus, 
dessen Vater vielleicht so ‚hiess, inirgend einem Drama Waffentänze 
eingelegt hatte. . 

Doch wie sich das auch verhalten mag, die dort erwähnten 
᾿Ανδρομέδα u.’ Horyovn gehören, eben so wie die Μιλήτου ἅλωσις: 
unsrem Tragiker. Plutarch erwähnt von ihm, dass er μύϑους καὶ 
πάϑη in die Scene gebracht habe. Von sich selbst sagt Phrmi- 
chns in einem von. ihm bei Plutarch erhaltenen regenle 


σχήματα δ᾽ δρχησὶς τόσδα μοι πόῤεν, 006” ἐνὶ. πόντῳ 
κύματα ποιεῖται χείματι νὺξ ὁλοή. 


Ι, 
Φοίνισσαι, aufgeführt Ol. 75, 4 
Argum. Pers. Aeschyl. 
‘rad’ ἐστὶ Περσῶν τῶν πάλαι βεβηπκότων. 


Obgleich dieser Vers mit dem Anfang der Perser des Aechylus 
1003 μὲν Περσῶν τῶν οἰχομένων ε sehr übereinzustimmen und des 


ΓΔ 


\ 


- 


΄ 
ir 


‚44 Ueber die verlorenen griech. Dramatiker u. derehFra gmente, 


‘Glaucos Meinung zu bestätigen scheinen, so bedeuten sie doch bei 
‚ Phrynichus etwas ganz Andres: Das ist der Perser Unglück, die 


jüngst aus unsrem Lande zogen; nach des Glaucos eigenem Zeug- 
niss: Γλαῦκος ἐν τοῖς περὶ Αἰσχύλου φησὶ Φρυνίχου τοὺς Πέρσας 
παραπεποιῆσϑαι" ,χτίϑησι δὲ καὶ τὴν ἀρχὴν τοῦ δράματος ταύτην. 
συλὴν ἐκεῖ εὐνοῦχός ἔστιν ἀγγέλλων ἐν ἀ ἀρχῇ τὴν τοῦ Ξέρξου ἧτταν 
στρωννύς τὸ Θρόνοὺς τινὰς τοῖρ τῆς ἀρχῆς παρέδροις. ἐνταῦϑα δὲ 
προλογίξει χορὸς πρεσβυτῶν... 

Man sieht jedoch, wie sehr Aeschylus den Stoff verändert, 
wie verschieden seine Anordnung der Handlung, wie anders die 
Form war, und. die Aehnlichkeit muss denn. doch mehr in dem- 
selben'Stofl, der an sich schon. wenig Veränderung darbot, und 
in manchen Aeusserlichkeiten gelegen haben. Bei Phrynichas 
ist die Scene im Perserland, und sogleich -Alles entschieden. — 


‚ Aeschylus führt, fast durch den vierten Theil seiner Tragödie, in 


250 Versen, den Chor und die- Atosia redend ein, noch ohne 


‚Naehricht von des Kampfes Ausgang, voll Erwartung der Zukunft, 


μ der Chor hofft mitunter, von freudiger Hoffyung bewegt, obwohl 
jene dunkle Ahnung, die ao oft einer entscheidenden Stunde’ trüb 


, und lastend vorherzugehen pflegt, stark Me dass die _ 


Griechen besiegt wären: 2 
v.87 δόκιμος δ᾽ οὕτω ὑποστὰς βεγάλῳ δεύματι φωνῶν ἐχϑοοῖς β 
ξρμεσιν εἴργων, v. 91 ἀπρόσοιστος γὰρ ὁ Περσῶν στρατὸς alul- 
φρων τε Anog und öfter. | 
In Aeschylus ist die Spitze der tragischen Katastrophe gerade 
das, was.bei Phrynichus ganz wegfällt, dass der Bote, das be- 


'jammernswerthe Unheil verkündend, jene, die Siegespalnie ex-. 


wattende,'.Hoffnung der Atossa. und des Chores vernichtend zu 
Boden schlägt ,'was fast ein drittes Viertheil der Aeschyleischen 
Tragödie bildet (v.250 fl), dem nun erst, als mildernder Schluss, 
des Darius und des Xerxes Klagen folgen. So hatte also Phryni«- 
chus da begonnen, wo Aeschylus end&t, und es stimmt diess ganz 
‚mit den von Aristoteles, Athenaeus u. A. vorgebrachten Zeugnis- 


, sen, über Phrynichus und seine Zeit; ; denn indem, der eigent- 


liche Stoff’, des Xerxes Niederlage, als bekannt vorausgesetzt 
wurde, blieb bei weitem der- grösste Raum für den lyrischen Theil 
und dig Chorgesänge, gar wenig für. die Schauspielerrolle. — Wir 
werden daher wohl nicht irren, wenn wir es für wenig mehr als 
eine grosse dramatisirte Hymne halten. 

Es scheint sich hierdurch Bentleys” Vermuthung , dass des 
Plutarch Worte, Θεμιστοκλῆς Φριάριος ἐχορήγει, Φρύνιχος ἐδί- 
δασκε, ᾿Δδάμαντος ἦρχεν, auf diese Phoenissen unsres Phrynichus 
sich beziehen, ganz zu bestätigen. So wie bei Aeschylus, der Anlage 
nach, wenig Raum blieb für die Erhebung Einzelner unter dem 
Griechenhelden ‚ so musste, im Gegentheil, bei Phrynichus um 
so mehr Gelegenheit dazu sich finden, und wie bei Aeschylus die 
Herrlichkeit der Hellenen mehr an der Niederlage der Perser. durch-. 


Em 9 ᾿ A ἫΝ 
; ® 


Erster Abschnitt, Ueber Thespis u. Phrysichus, 45 


schmmert, als selbstständig aufgeht, und die Thaten der Athe- 
ner nur in so weit eingeflochten sind, als sie der niedergedrückten 
Peraer Bild. lebendiger hervorheben, so hielten sich wahrschein- 
lich bei Phrynichus beide Momente mehr gleichwertliig. 

Vielleseht wurde also Themistocles selbst darin gefeiert, der 
damals, als die Phönissen gegeben wurden, διὰ τὴν στρατηγίαν 
sl ἀγχίνοιαν ἀποδοχῆς ἔτυχεν οὐ μόνον παρὰ τοῖς πολίταις, ἀλλὰ 
ze) παρὰ πᾶσι τοῖς "“Ελλησι (]οᾶ. Sic, T. I p. 436 Wessel), Ob. 
wohl nun der Name des Stückes daher rührt, dass, wie in des 
Euripides Phönissen, die Handlung in Theben vorgeht, der Chor 
aber aus Tyrischen Frauen besteht, so hier das Stück in der 
Hauptstadt des Perserkönigs spielt, und der Chor aus Phönici- 
schen Frauen besteht, so ist doch vielleicht eben diese Wahl von 
Phönicischen Frauen, wie die des Namens, nicht ohne politische 
Beziehung, denn Themistocles und die Athener kämpften haupt- 
sächlich nit den Phönicischen Schiffen, und sie waren es, die 
diess aufs Haupt schlugen (Herod. 7, 85, 90, 91). 


. 1. 
Φοίνεσσα:.. Schol. vesp. Arist. 220 (Inverniz): 
καὶ Σιδῶνος προλιποῦσα τὸν ναύν. 
wie klar, vom Chor der Phönicierinnen gesprochen. 


IH. 
Φοίνισσαι. Eben dort: 
Σιδώνιον ἄστυ λιποῦσα. 


0 


| IV. \ 
®olvıccas, Athen. Deipnos. 1.14 p.635 C.: 
καὶ Φρύνιχος δ᾽ ἐν Φοινίσσαις εἴρηκϑ 
ψαλμοῖσιν ἀντίσπαστ᾽ ἀείδοντες μέλη. 
Was die μέλη ἀντίσπαστα seien, werden wir unten, bei ἄθῃ. 
Fragmenten des Diogenes Oenomaus, näher erörtern, 


V. 
Φοίψισσαι. Bekker. Anecd. p. 114, 6: 
σφηκῶσαι. τὸ δῆσαι Φρύνιχος Φοινίσσαις. 


: R VI. 
Πλευρώνιαι. Paus. Pkoc. 10, 81 vom Meleager. 
Die vegstellten Verse haben wir so geordnet: 


«- 


- 


, 


- 


'v. 4) πυρὸς μαλερὰ γνάϑος. Aeschyl. Choeph. 322 u. ἀγρίαις 7 γνά- 


46 Ueber die verlorenen griech. Dramatiker u. deren Fragmente. 
ἐκ 5) x κρυεροῦ γὰρ οὐκ. ἐς ὧς. 
ἥλυξεν μόρον, ὠκεῖα δέ νιν pAOE κατεδαίσατο, ὲ 

δαλοῦ περϑομένου ἵ), ματρὸς ὑπ᾽ αἰνᾶς ‘) κακομηχάνου., 

u) ἐς valg. — ἔκ Sylburg. | 

- Β) Sylburg hält πρηϑομένου besser, aber beide wechseln die iyaonyme 
Bedeutung, ausserdem dass sie die allgemeine Bedeutung verzehren 
haben. — ‚Eur. Hecub. ’/Auddog σκοπιὰν πέρσαντες und eben dort 
Ἑλλάνων νέφος Πέρσας ἔσβεσϑ τὴν λαμπάδα, wie der Schol, des 
Lucian hiervon sagt. 

᾿οὃ alas vulg. ὕπαινας Codd. Vind. et Moscor. 


Im Pausanias steht Πλευρῶνι, im Suidas Πλευρωνία; der 
wahre Stamm, den auch Bentley annimmt, ist im Schol. Lycophr. 
v. 433 ἐν δράματι Πλευρωνίαις. 
᾿ς Βοθαν den Stoff der Tragödie erhellt aus Pausanias nichts 
weiter, als diess, dass weder das Schicksal noch der Tod des 
Meleager den eigentlichen Inhalt bildeten. Die. Benennung ist, 
nach gewöhnlichem Gebrauch der Tragiker, von dem Chor- der 
Frauen, aus der ätolischen Stadt Pleuron, des Thestius Haupt- 


! 


stadt, und vielleicht hat ein Mythus yon ihm -die Grundlage ge- 


bildet, 
a ὙΠ, | 
Πλευρώνιαι. Tzetzes ad Lycophr. v.454 t.2 p. 604 ed. 


‘Müller. — Müller bemerkt, dass in Vitt.2 u.3 Πλευρωνία, wie 


im Suidas, stehe, und es sei "auch bei Pausanias nichts zu ändern, 
da Eudocia p- 248 ebenfalls Divovle ‚ als den Namen dieses 
Drama, habe. Doch ist zweifelsohne Bentleys Ansicht die rich- 
tige. Tzetzes hat folgendes: ἄλλος δέ τες ἱστοφικός (Hecat. Mil. 


ες ἀπά Strabo 7 p. 321,9, p. 401) φησιν. "Tavreg ἔϑνος βάρβαρον 


τὰς Θήβας παρώκιδσαν. Μέμνηται δὲ τοῦ ἔθνους τούτου καὶ Φρυ- 
vıyog ὁ Τραγικὸς ἐν DBEREH Πλευρωνίαις λέγων. 


«Σερατός ποτ᾽ εἰς γῆν τήνδ᾽ ἐπεστρώφα ποδί 
"Tavrog, ὃς γῆν ναῖεν ὃ) ἀρχαῖος λεώς." 
πεδία b) δὲ πάντα παὶ παράκτιον πλάκα 
ὠκεῖα μάργοις φλὸξ ἐδαίνυτο “). γνάθοις. 


γὴν ναῖεν. Vitt.2u.8 γυναῖαν. 
πεδία δὲς. Vitt.2 υ, 8 πεδία. 
ὦ Müller εἰδαίνυτο. Vitt. 2 ἐδέννυτο. Vitt.3 ἐδαίνυτο. 


v. 1) Blomfield zu Aesch. Prometh. scheint im ersten Vers By 
gelesen zu haben, wofür er Kaönog setzen will, weil Cadnus 


die Hyanten aus ihren Sitzen vertrieben habe. Für ὃς γὴν ναῖεν 
will er ohne rechte Noth ändern ὅς γ᾽ ἔνναιεν. 


gr: Choeph.278. Blomf. verweist auf Choeph. 601 in Gronov | 
serv. 2, 11 p. 293 u. Scaliger ad Manil, p.364. Ueber Pleu- 
ron Hesych. v. κουρῆτες" ol τὸν Πλευρῶνα, κατοικοῦντες, und 
von den Kureten Eusth. 11.3 p:213. Πλευρωίαρ τοπικῶς, ἀντὶ τῆς 
᾿4ργείας Inn γὰρ πόλις Πελοποννήσου καὶ Θεράπνῃ en 


. Erster Abschnitt, Ueber Thespis u. Phrynichu. 4 


Da des Meleager Tod in den Pleuronien nur nebenbei erwähnt 
war, 80 scheint es, nach Vergleichung der beiden vorhandenen 
Fragmente, als wenn der Kampf des Thestius und der Kureten 
mit den Aetolern, und des Tlıestius Leiden, den Grundstoff des 
Stückes gebildet hätten, Strabo 10 p. 468. sag. ed. Casaub. ὅτε 


τὴν Πλευφωνίαν ὑπὸ Κουρητῶν οἰκουμένην Αἰολεῖς ἐπελθόντες 


ἀψείλοντο, τοὺς δὲ κατέχοντας ἐξέβαλον. 


ΥἼΠΙ. 


Vielleicht aus einem Drama: Troilus, dessen Stoff, ie von 
Achilles, wegen verschmähter Liebe, getödtete Troilus war. 

Athen. Deipnos, 1. 18 p. 608 £. Sophocles sagt (aus den 
Epidemien des Tragikers Ion aus Chivs) ὡς καλῶς Φρύνιχος ἐποί- 


uw εἴπας" 


j 


-  Aaune δ᾽ “πὶ πορφυρέαις παρηΐσι ") φῶς ἔρωτος. 
2) Cod. A. sagınaı. epitom. παρηΐσι. 


Dort wird Erythizeus von Scophorus getadelt, als Verächter 
der Parpurwangen. Athen. 1. 18 P- 564 f. Φρύνιχός τὸ ἐπὶ τοῦ 
Τροΐλου ἔφη. λάμφειν ἐπὶ πορφυρεαῖς παρηΐσι φῶς ἔρωτος. Viel- 
licht, da Phrynichus die Tetrameter liebte, 


- Acunes δὲ πορφυρέαις παρηΐσιν ἔπι φῶς ἔρωτος. 
"Ἄλκηστις. Hesychius v.”AYaußes, Φρύνιχος ᾿Δλκήστιδι, 
- dpa δ᾽ ἀϑαμβὲς γυιοδόνιστον᾽ 
τήρει. 


Es sind, wie ich glaube, Worte aus einem anapästischen Sy- 
sem, und wahrscheinlich von Hercules zu, Admet gesprochen. 


' 80 Ärgum. Eur. Alcest. τὸν δὲ "Aöunrov ἠξίου λαβόντα αὐτὴν 


ER en γὰρ αὐτὴν πάλης ἦϑλον ἔλεγον. 


X. 
ΖΔαναΐδερ. 
ἔγκαρ τα für ἔγκαρπα. Hesych, v. ἔγκαρτα τοὺς κεχουρου- 
ni πυροὺς » ἀλλὰ καὶ ἔγκαρπα Φρύνιχος Δαναΐσιν. 


XL 
Αἰϊγύπτιοιν» 
ἑαϊνεται" χολοῦται, ἐπικραίνεται a τὸν ἰὸν. Φρύνιχος 
6. 
᾿ ΧΙ. 
Τάνταλο δ. 


“ρον. Eusth, I, Θ p. 604. Voss. 


͵- 


-ἀφέδρανα' ἐφ᾽ ὧν καϑῆντο οἱ τὰς λύρας ἔχουσι. Φρύνιχος 


’ 


48 Emendationes Tullianae. Ä 
1} > "XI. N 


-Ungenanntes Drama. 
Hephaest. de metr. ed. Gaisf, p- 67 τῶν δὲ &v τῷ μέτρῳ μεγέ- 


ϑων τὸ μὲν ἐπισημότατόν ἔστι τὸ τετράμετρον κατἀληκτικὸν, οἱῦν τὸ 
τοῦ Φρυνίχου τοῦ τραγικοῦ τουτί. : 


τό γε μὴν ξείνια δούσαις, λόγος ὥσπερ, λέγεται, 
ὀλέσαι κἀποτεμεῖν ὀξεῖ χαλκῷ κεφαλάν. 
Ein schöner lonic. Tetram, catalect. zu dem Gaisf. bemerkt: 
κῳποτὲμεῖν emendat. D’Orvillii, καί worte in edd. e Mss. — | 
Ein sicherer Sinn und etwaiger Zusainmenhang ist mir nicht 
Klar. 
Berlin. . Carl Johann Hoffmann: 


ee Ἐ 
1 r - 


| Emendationes 
‘Tull1l.i’a,n ἃ 6. 


Scripsit N 
Reinholdus Klotz. 


In arte critica faotitanda cum plarimum librorum fide iisgue 
monumentis quae aliquid aut fuisse scriptum testantur aut non 
fuisse adiuvemur, maxima utilitas percipi potest ex accurata ac 
diligenti cognitione librorum palimpsestorum, ad quos nobis aditus 

, egregia opera A. Mai, A, Peyroni, A. G. Niebuhri aliorumque pa- 
ratus est. id etsi in iis M. Tulli Ciceronis orationibus, quarum fra- 
gmenta ex libris rescriptis, qui παλίμψηστοι Graece dicuntur, eruta 
habemus, probe intellexit 1. C. Orellius, explorate percepit E. Wun-. 
derus in oratione Planciana, penitus perspexit in Cluentiana 1, Clas- 
senius, in aliis alii, tamen etiam nunc videmus esse quosdam neg- 
lectos locos, qui ex libris palimpsestis, quorum summa debet esse 

‚ auctoritas, aut rectius scribi aut omnino melius constitui possint. 

praeter aufem quam quod verba scriptoris quae in tali libro legun. 
tur ex eo ipso emendari possunt, etiam alia inde utilitas eaque ut 
opinor non minor accjipitur, ut istorum librorum indicio adiuti 
etiam de ceteris libris, qui nobis eandem scriptionem servarunt, 

rectias exislimare cerliusque iudicare possimus. etenim quem li. 

brum videmus in eis locis, quos palimpsestus exhibet, cum hoo 

" maxime consentientem, is sine dubio putandus est etiam aliis locis, 
quos ille non habet, antiquam scripturam diligenter accurateque 
custodivisse. denique etiam illud ex libris palimpsestis accurate 


- 
N 


͵ 


. - Bezipsit Reinholdus Klotz, 9 


coguitis. intelligi patekt,: quo. jure quaque facilitate comımunia omni- 
um librorum menda toll: qneant. νος Er 

Ac primum quidem iam in tensura orationis Plancianae ab E. 
Wandero. editae ( Nov. Annal, philol, et paedag. 1832. Vol. 1. p. 
59 — 133.) milhi videor demonstrasse aliquoties illum cetararum 
ıeram diligentem. criticum .perverso .iadicio ab libri palimpsesti 
auctositate recessisse; quem..ad- modum.c. XIV. δ. 38., ubi docui 
ex libri Ambrosiani fide id guod Tulliana consuetudg flagitat scri- 
bendum fuisse: coneuls P. Nasicae praeco Granius in medio foro 
cum ille edicto iustitio domum decedens rogassıt Granium etc. pro 
eo quod ex ceteris libris sumptum obscuravit usque adhuc nitorem 
sermonis Tulliani medio a» foro. c. XV. $.86., ubi significavi ex 
eodem libro scribendum esse: nec enim quicguam alıud in hac lege 
nisi edisicios indiges gegusus-es pro eo qnod Volgo legebatur:: zegus 
enim qwicqguam alud nis editicios iudices es secutus. c. XXIV. 
% 58., abi mibi Yiaum est, auotore eodem libro edendum fuisse; ir 
quo Cassi si tibi ita respondeam, cum cekeri haberent: si ia tibi 
repondeamı ii. ΠΠΠΠιτΠΠ νι τς ως : 

Sed aliis quogue locis.debebant homines critici eam verhorum 
callocationem asciscere, ‚quae libro palimpsesto .niteretur. essetque 


 adtotamlacisententiam accommodatior, uti in Lulli oratione ea quae 


est pro P. Quintio c. XXI. δι 68., ubi est ex libro palimpsesto.Tau- 


quoniam non tam illud urgetur hoc loco quae res in discrimine 
versetur, quam quasres nunc, hoc est ex quo acceperunt rei C. 
Aquillium iudicem fpre, exsnectanda sit. deinde, ut dixi, sine 
iusta caussa etiaın novissimi.editores videntur signa lacunae posuisse 
post addicatur. namgque ad sententiam quod attinet, optime pro- 
cedit ao sine offensione ista oratio, ceterorum autem librarum et 
editionum nonnullarum auctoritatem facile vincit gravissimum libri 
palimpsesti testimonium;.in eo enim ne minimum quidem 'vestir 
gium omissionjs relictum :est, sed haec verba continenter apteque 
scipta. leguntur, ac debebit talibus lacuna® indiciis eo minor 
Archiv f. οί. u. Pädag. Ba.1l. Aft.1.' πος 4 ᾿ 


% 


Α 


> 


“--- 


δ | Ἑς οδ δείξει 1} 18 8 8 6. 


haberi ἡ βᾶει, quo: Anopits sap ulla cuassu εἴ kb.tihrariis οὗ ΨΥ 
nostris errores huiüs modi videtmas 8696 cumimissos, conf.infra 
$. 94. , übi δῇ vorba cum audasia perfdiaque viverunt in mergine 
ἘΡΩ͂ Palatini IV. seriptum estı .defioiuns duae dietiones: vol. ara, 
sed nihil videtur’deesse, : ad sertentisin quod 'attinet, amhis cen-. 
junctio in’eis locis reote emittitwr,-ubi guae.adiieiuntur verba mihil 
aliud continent nisi- expliestionem' sius.quod ante jam est signii- 
catum. conf. οὐδὲ, Plandiemae c. X: δ. 46. neque. enim: ogo zic 


, rogabam, μὲ 'petere viderer, qJuia famnilaris δοδεὲ meus,: gs 


RS 
ι 


-- 


5: 


. Vieinus, quia hulns parenie- semper plurimum essern Usus, seh. us 
quasi: parenti ei custodi salutüs Πιραιόν: non potentia mem; sed 
taussa rogalionis fult gratiosa.,. qua ‘in loco ultimis verbis: zen 
potentia 'mea, sed’ caussa rogationis fuit gratiosa, non minus quae 
dicta atte erant 'explicantar quam in öratione Quintiana 'verbis 
his: non comparat se tecum gratia P» Qxintius, Ses. Naeyi, non 
'opibus, non facultäte nn eiv; A ee e2 ws er 
‚paußo αὔθ comtndindrate, ı 0} - Bus 
Eiusdem orationis c. ΧΥΙ. δ. 68. debebat Orellins ER U 
nem corruptorüm verberum quae-in volgaribas Hbris'&t editionibus. 
Jeguntur non inchoare,, sed perficere: σα libro palimpsesto m hunnz 
modum: cum ius amicitiae ; societals,: affinitabis agerelur,. .ciamı 
᾿ Yffiei 'rationem 'afqüue existimatienis duös donveniret: eu.tempbre 
tu 'non modo non ad C: Aquillium aut ad L..Eucikumretulisti, 
sed ne ipse guidem te consuluisti:ns.'hoe- quidem Secum loeutzes: 
horae diltte' fuerunt; Quintius ad uadimonium non vers: quäd 
ago? — ubi ille’ quidem teterz ex Peyroni ratione optimo: ἔσο 
duce bene constittit, sed in extrem: istis'verbis fon meete scri- 
piuram reliquit hatte: 'ne haec quidem 'tecunms locutus: δὰ ;: qwae 
verba liber praesfanlissimus, ut supr& a me 'posita eunt, cum" its 
quae antecedunt cönidäncta habet. illis- enim verbis hase subiecte 
sententia est: wed-'ne ipse quidem te consuluisti, ne 
eo quidem uf'tecam hoc locutus sis" ceterum:ut supra 
alterum nor post non modo recte 'est- ab. Orellio adieotum, ita 
etiam c. XXI. δ: 69: ex eodem libro in movissima editione: idea 


. receptum est-his in verbis: δὲ quod' du semper summe conoupistp, 


idem volebdt Alfenus,, ea''re tib6..cum. eo: par contentio: nors 
erat? hoc igitur utröqde loco in: eeteris libris erat particala me— 
galivd non omissa, sel'vata autem in'Hibro palimpsesto, quod ourze 
‚ita sit cumque in 1118’ guoque hufıs orationis Ioeis, ut'c- XVI. 

᾿ξ, ὅ8:, ista particuä in geibusdam libris tömere-sit-omises, ᾿ὀπέφεῖ... 
inare debemus eam quo pleramque sölebat compendio soribirz, 

eodem etiam hac ih ‘orätione in libris- volgaribus esse scriptemg 
eogue facilius potuisse abiici a festinante librario. hao ezplörat = 
re atque percepta iam ad alium me converto locum,, qui: volgo itm 
legitur, ut aut''nullam aut plane absurdum explicatum hiberes 


‚ videatur. c. XV. $. 49. sic ratiocinatur Tullius:. pecuniam sz 


cuipiam oz) ademit aut si alicuius eripuit iniuria: samen: 


Stripsit Reinholdus Klotz. . 17 
dum existimatio est integra, Jacile consolatur honestas egesta- 
im. ai non nemo aus ignominia affectus aus iudicio turpi 
convictus bonis quidem suis utitur, allerius öpes, id quod mi- 
serrimum est, non exepectat: hoc tamen in miseriis adiumenso 
εἰ solatio sublevatur. cuius vero bona venierunt, cuius non 
modo ällae lissimae fortunae, sed etiam victus vestitusque 
necessariuss praecone cum dedecore subiectus est: is non 
modo ex numero vivorum*) exturbatur, sed si fieri potest infra 
edam mortuoe amandatur, etenim mors honesta sarpe vitam 
gquoque £urpern exornat: vita turpie ne morti quidem honestae 
locum relinquit. ultima haec verba non modo ad hunc locum 
ron esse spla, sed eliam inter se vehementer pugnare intellexe- 
rant omnes. itaque alias aliam proposuerunt coniecturam, ut 
aut scriberetur vita haec turpis ne morti quidem obscurae lo. 
cum relinquit aut existimalio turpie ne morti quidem hu I. r. 
aut in antecedentibus ederetur: eienim mors Jhonesta vitam quo- 
que miseram exornal, Schützius denique audacissime totum lo- 
eum ita -constituit: etenim mors honesta saepe vilam mistram 
esornas: vita terpie δὲ misera ne morti quidern honestae locum 
relinguit. Orelliks postreimo eiectis pravis,; ut ait, glossernatis 
sic scribendum existimat: +Senim mors saepe vitam quoque ex- ἡ 
ornat, vita turpis dic; harum emendatronum aliae faciunt confra 
Latinam consuetudinemn, aliae sunt audaeissimne ac maxime te- 
merariae testanturdue hommum nostrorum in re critica sammam 
lubidinem, πῇ Schützi Orellique. qui emim potuit fiert, ut 
guoque turpem scriberetur pro miseram in omnibus' libris et 
tum verba εὖ misera exciderent? qui factum est, nt ne glos- 
somate ad mors ascriberetur honesta, δὰ sitam, ut voluit Orel- 
lius, turpem? dua in ratione nie itısta qiidem verborum oppo= 
sitio apparet. quam ob rem credo ege farcillimam atque ad hunc 
locum accommodatissimam 'hanc esse emendationem, qua nihil 
alind :hod loco mutefur nisi ut quam saepe' vidimus' cüm: alias 
tam in hac oratione ab lihrariis οὐ δὰ negalionem non ante 
twrpem adiiciamus itaque scribainus: etenim more honestd stLepe 
vitam quoque non turpem ekornat: via Tarpis nemorti quidern 


 honestae locum relinquis. sic habebinms ‚hane sententiam: et- 


enimmors honestä vitam quoque, mode ne sit tum 
pis, exornat: Vitae, si est turpis, ne morti güidem 
howestae Locum relinquit. ‚sie credo ego hutic Ἰδοῦ 
facili opera &sse persanatum, sed accedant inm’alii quidarı huius 
orationis loci, quos sive librarii sive komines critici cum‘ vellent 
emendare, videntur &orrupisse. ac primuitt aHbrendus eet locas 
«αἰ legitur c: I. $. 5., ubi miror quod: hothines doeti cum Ve- 
neta editio atque Juntina eandenı tuereritur scriptdram, quam 


*) Orellius exemplum Beckianum, in quod virorum per errorem typo- 
grapli videtar irrepsisse, secutas male ac nulla auctoritate edidit virorum. 
ἢ : 4 .. 


. 


| το 
Σ᾿ ᾿ Emendationes Tullianae. 


habent etiam libri Oxonienses tres, tamen aliam rationem eam- 
que ut opinor: deteriorem anteferendam censuerunt. verba sunt 
haec: quod si iu iudex nullo praesidio fuisse videbere contra 
‚vim et gratiam solitudini atque inopiae, si apud'hoc.consilium 
ex opibus,.non ex veritate, caussa pendetur: profecto nihil est 
Zam sanctum neque sincerum in civiate, nihil quod humilita- 
tem cyiusquam gravitas et virtus iudicis consoletur., ubi nuper 
cum ab aliis tum ab. Orellio scriptum est: profecto nihil est 
\- dam sanctum alique sincerum in civitate. nam etsi haec scri- 
ptura per se possit probari, tamen cum negatio praecesserit bene 
etiam copula negativa sequitur. sed: magis etiam mırandum vi- 
detur ‘esse, quod simile vitium idque profecto maius atque ad 
. pessumdandam loci sententiam grayius etiamnunc obsedit aliyım 
Tulli locum, .qui est in Laeli c. XIV. δ. 60. quem locum ita 
ex libris optimis. scribendum duxi: quid? si illud etiam addi- 
mus (volgo legitur: quod, si etiam illud addimus),.quod recte . 
addı potest, nihil esse quod ad se rem ullam tam alliciat εἰ. 
dam atirahat quam ad amicitiam similitudo:: concedetur pro- ᾿ 
fecto verum esse, ut bonos boni diligant asciscantque sibi . 
‚quasi' propinquitate coniunctos atque natura. nihil ‘est enim 
Gppetentius ‚similium sui nec rapacius quam natura., ubi miror 
‚ab omnibus editoribus.optimorum librorum scripturam esse ne- 
‚glectam, a Beiexo ὅδ tautum ob. caysgam .antelatam,. quod 11}. 
” ‚de officis I. .c. XVII. $..56. haec verba legerentur: nihil autern 
est amabilius nee copwlatius quam morum similitudo.bonoram,. 
flagitat enim in isto’ Laeli loco sententia, quae his verbis sub- 
iecta .est, ut quod optimi libri tueantur, ut Erfurtensis, Ber- 
nensis, Basileensis, Vindobonensis uterque, alii multi, id asci- 
scamus. etenim si scribemus, ut volgo seribitur: nihil est, enim 
appetentius similium -sui, nihil rapacius, quam natura, non 
‚ . satis intelligetur verbum rapacius ἀρὰρ esse coniungendum cum, 
lis quae praecesserant verbis appetentius similium sui, ita ‚ut tum 
nova. oriri videatur sententia. .etiam Ὁ. XV. $. 50. in oratione 
Quintiana imiuria videntur haec verba esse mutata in nowissimis 
editionibus: ergo, Jerculs ouius byna ex: edicto possidentur, 
' huius omnis fama.' ἐξ. «xistimatio cum’ bonis simul possödelurs 
de quo libellö in celeberrimis locis proponuntur, huss ne. perire 
quidem certe tacite obscureque conceditur. hic cum libris ‚qui- 
busdam particula cerie' nuper eiecta est ante Zacite, quae quamı 
facile ab librariis omitti:potuerit apparet, cum sequerentur haec 
verba tacite obscuregue cumque omnino coniunctae istae parti— 
culae saepe ab librariis depravarentur, canf. A. G. ‚Gernhard. 
ad Cic. Cat. mai, c..D. $. 6. p. 14. et. €. Beier. ad Cic. lib. 
de officiis 1. c. XXXIX. $. 138. neque in: eo opinor quisquam 
offendet,‘ quod praecessit ze negatio, quae praeter negationem 
nihil ad hunc locum affert, Graece eodem modo dicas quo ma- 
gis singularem vocem efleras: μηδὲ ἀπολέσϑαι γοῦν. cf, Luciani 


Ah 


Scripsit Reinholdus Klotz, | δῷ 


Call. ᾿. 1. ὥς μηδὲ νύκτωρ γοῦν τὴν πολὺ σοῦ μιαρωτέραν πε-- 
vv διαφύγοιμι., quod Latine reddesı δέ ne nocte quidem certe 
gatatem multo te impuriorem effugerem. deinde eiusdem ora- 
bonis 6. XXIX. |. 89. in libris omnibas habemus haec verba; 
omnia autern bona possessa non esse constitui, quod bonorum 
possessio spectetur non in aliqua parte, sed in universis quae 
teneri ac possideri possint., ubi critici inde a Lambino ex Ho- 
iomani coniectura scripserunt omnes: omnino autem bona pos- 
usa non esse constitui., quod tametsi ferri posse videatur, multo 
tamen ei scripturae quam omnes libri tuentur pasthabendum est, 
tantım abest, ut.ista verba corrupta esse videantur. commiserunt 
autem hoc loco critici ut saepe alias errorem in dialectica ratione. 
Iullius 'enim hoc volt demonstrare inde,*quod Sex. Naevius non 
wiversa quae teneri ac possideri possint possederit, apparere 
adeo nihil istorum bonorum iure esse possessum itaque dicit: . 
omnia auterm bona possessa non esse conslitui, quod — possint., 
hoc si recte,, ut par est, intellexeris, non est, ut pularant critici: 
Naevium non omnia possedisse, sed Naevium omnia 
ıon possedisse, es seien alle Güser nicht in Beschlag ge- 
mmmen worden, i. 6. es sei kein Gut ’in Beschlag genommen 
worden. hoc denique nihil est aliud nisi hoc: omnjno ac plane 
10} possessa esse Quinti bona a Naevio. 

Alla huius orationis menda mox ‘alias tollemus. quam ob 
m accedamus ad orationem pro A. Caecina, quae locis innu- 
 merabiibus cum ex libro palimpsesto Taurinensi tum 6 ceteris 
oodieibus, de quibus iam rectius possumus existimare, emendanda 
st, ac primum quidem videmus librum palimpsestum Taurinen- 
sem ab A. Peyronie excussum egregias scripturas multas exhi- 
_bere receptas illas ab Orellio multis locis, saepe etiam neglectas, 

cum eoque librum Erfurtensem plerumque conspirare,, nisi quod 
 Erfurtensis in pluribus lotis depravatys est quam Taurinensis, 

guem longe antiquiorem constat esse. ‘quod cum ita sit, illud 
re videtur a nobfls posse concludi, in qua scriptura liber Tau- _ 
Mmensis cum FErfurtensi aliisgue conspiret, eam recte videri a 
ΤΠ manu profectam, sed ne hoc quidem videtur negligendum 
Ibrum Erfurtensem etiam aliis locis quos non habet Taurinensis 
Miore praestantia esse quam reliquos libros, quod cum ex ipso- 
Am quae habet verborum praestantia, tum maxime ex eo 
 Poterit demenstrari, quod in 118 locis quos habet Taurinensis 
; Perumgue cum eo consentit et ob eam caussam integrior atque 
imcerior ceteris libris putandus est, haec si itaggıt dixi, vera 
nt, vix poterit fieri, quin multas quas®etiam ab Orellio ne- 

8 videmus scripturas asciscamußs,. SR 

‚ dc primum quidem. c. 11. $. 7. debebat Orellius non solum. 
Yindicanda pro iudicanda ex libris Taurinensi et Erfurtensi re- 
Opare,'sed ulterius etiam progredi atque extrema quoque hujus 
“ntentiae verba emendare hoc modo: nam ut quaeque res est 


\ 4 


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Ti . 


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΄ 


54 Emendationes Tullianae. 


Zurpissima, sic maxime εἰ maturissime vindicanda est: at ea- 
dem, quia existimationis periculum «st, tardissime iudicatur., 
uhi etsi quod est in libro Taurinensi at de eadem 'hac quia 
existimationis periculum est, tardissime iudicatur, per sese 
optime potest ferri, tamen cum verba de et Aac punctis sint 
notata, quibus in ἰδία codice semper non sine caussa delenda 
verba significantur cumque qui fere proxime’ ad optimi libri 
auctoritatem ‚accedit Erfurtensig exhibeat: at eadem quas existi- 
mationis Periculum «st, tardissime indicatur, ubi facile appa- 
ret cur sit Ira quia exigtimabionis scriptum quae existimatiungs, 
in illa quam supra ppeui scriptura acquiescendum videtur: illud 
autem vix est quad dieam non sine summa acerbitate dici: φερέα 
existimationis periculufh est, ac si haec ipsa istis sit Caussa cur 


' ἤδη tarde iudicetur quae debebat jiudicium maturare, 


Etian c. II. $. 7. nihil caussae est cur Orellius reiecerit 


' quae est in libro palimpsesto scripturam hanc: δὲ quis quod 


spopondit, qua in re verbo se obligavit uno, δὲ id non facit, 
maturo iudicio sine. ulla religione iudicis condemnatur., ubi 
Orellius se ait lubenter assentiri codicis palimpsesti auctoritati 
in verborum collocatione verbo se obligavit uno, sed repetitum 
δὲ ante id ferri non-posse. at recte atque ordine cum aliquid 
quod suspenderet inchoatam constructionem interiectum esset, 
Cicero recepta oratione dixit: δὲ äd non facit, ceonf. infra c. 
XXI. 6.:58., ubi ex,libri Erfurtensis ac multorum aliorum au- 
ctoritate scribendum est: efiam si, ut lungius a verbo reveda- 
mus, ab aequitaie ne tantulum quidem , δὲ iuus servus nullus 
fuerit „ sed omnes alieni ac mercenarii: tamen «t ipsi tuae fa- 
miliag genere ed nomine continebuntur. sunt autem saepe La- 


᾿ Ἐπὶ scriptores ita locuti, copf. T. Livi lib. Aistoriar. II. c. XIX. 


5.9. scälicet δὲ quis vobis humillimus homg de vestra plebe — 
quam partem velut abruptam a cetero populo vesiram patriam 
Peculiaremque fecistis — si quis ex his domum suam obsessam 
a familia armata nunciaret, ferendum auxikum putaretis. cf. 


‘ L. Ramshorni gr. Lat. $. 206. C. Ρ. 702 sqgq. ed. pr. 


' 


€. V. $. 18. ex eodem lihro palimpsesto quocum etiam alii 
guorum aliqua est auetoritas, ut Erfurtensis, Palatinus secundüus 
aliique, congentiunt scribendum videtur esse: versabatur eo quo- 
que teinpore in his ralionibus auclionis εἰ partilionis; alque 
eliam ge ipse inferebat et .intro dabat: «t in eam opinionesn 
Caesenpiam adducebat, ut mulier imperila nihil putaret agi 
callide Possagbi non adesset Aebutius, nam praeter quam 
quod libroru uctorias ut äntro dabas pro intrudebat scyibäatur 


, requirit, sententia ipsa quogue videtur pene postulare, ut iatud 


potius quam inirudebas dicatur. hoc enim loco etsi quae se- 
quuntür verba: quam personam iam e quotidiana vita cogno- 
scitis, non ita accipienda existimo, quem ad modum ea interpre- 
tatus est Orellius, ut guotidiana vita mimi. alicuius inscri- 


Seripeit Reinholdus Klois. δύ 


pioesdputaketur, qua inita ratiorie necsssarie scribendum erat 
coovistis, quod est contra librosum auctoritatem : tamen negare 
noa possummis Ciceroriem facile potnisse a re scenica muluari 
voeem, qua significaret- in summam islius mulieris familiaritatem 
vosisse Aöbutium. in scena autem se infert is, qui non solum 
ane acdıs versatur, sed etiam in aedis ipsas quod nen faciunt 
mi qui sumt ei domui familieres, se confert atque iniro dat. 
intro enim frequentissimum atque usitalissimum verbum in re 
xenicaest, que in interiorem aedium partem moveri aliquid 
sgmkicatur, eonf, Forcellini Lexic, s. ἢ. v. nec veru se intru- 
debat Aebutius, quod si focisset, facile esset tamquam vehe- 
mentior ressctus, sed adulando se ita insinuavit, ut a muliere _ 
Inbenter aeciperetur. se dare autem quamquam interdam nihil 
videtar aliud significare nisi se conferre, habet tamen saepe 
xiunetam quasdam notionem +ius modi, ut aliquis se totum 
dicatur exlubere. alicuf et cam quadam humilitate atque adula- 
tape, huc aucedit guod verbum inirudendi numquam neque 
spud Cieetonem mec alias me legere memini: güod tamen non 
Into opere urgebo. c. eodem $. 14. his verbis pergit Cicero : 
uam personam iam 6 quotidiana vita cognoscitis, reciperatores, 
malierum assentaloris, eognitoris viduarum, defensoris nimium 
Itigiosi, contrisi ad regiam, inepti ac stulii inter viros, inter 
Mmulieres periti iuris et callidi: hanc personam imponite Aebutio., 
ui miror Orellium non intellexisse unam  maxime veram esse 
kripturau coririti ad regiam, ubi volge scribunt conciti ad 
som, non autem, ut ipse dicit, miram. namque ad libros 

attinet non. solum palimpsestus Taurinensis copntriti. ad re- 
giam tuetur, sed eo quogque vehementer ista scriptura defenditur, 
qued libri Oxonienses sex pre ad riram scriptum habent ad 
"glam, nuper etiam cognitum est librum Erfurtensem, qui ad 
Mlimpsesti praesfantiam 'proxime accedit, habere coniriti ad ᾿ 
"giam, id quod Orellins nondum poterat scire. illud autem 
nor guod: Orellius non sensit verbum concilus, quod alias 
umgum a Tullio usurpatum est, non posse in Tulliana ora-. 
bone locanı habere, sed poetis εἰ scriptoribus posterioris aetatis 
rinquendun: esse. ad sententiam denique egregie docuit A. 
Peyrönius p-. 200. ed.. Tubing. contritum ad regiam otiosum 
 Weanque (subrostranum vel subbasilicanum) dictum esse. paullo 
pst debebat Orellius ex optimo libro edere: guwis igitur? ide, 
übe quem supra deformavi: voluntarius amicus mulieris etc. 
üle saepe ite cum Magna vi repetitur, conf, Cic. orat. pro Mi- 
Ione 6. XXX. 6. 94. εἰδὲ equites Romani üli, ill, inquis, 
si, Sallasti bei. Catil. α. XX. $. 14. en illa, illa quam saepe 
OHastis libertas. deinde $. 15. scribendum erat ex: libro Tau- 
Mensi, guocum iam consentit Erfurtensis : id quod ipsi quoque- 
Mulieri ‚yeriebat in mmentem pro volgsto verborum ordine in. 
"tem periebat. paullo autem post isdem auctoribus edendunı 


᾿ 


56 ᾿ς Emendationes Tullianae. 


erat: nusguam eam posse melius ovllosari pro volkato:: nusgquam, 
eam posse melius cullocari. vakio cur-hoc: statuam attento cui- 
que ipsa patebit. . mox ‘totum locum Orellius ita constituere de- _ 
bebat: itaque hoc mulier facere ‘constituit: mandat μὲ fundum. 
sibi emat. cui tandem,:cui pulatis? .annon in mentem: vobis 
venit omnibus illius hoc inunus esse ad’ ommia mulieris nego=. 
tia parali, sine quo nihil satis caute, nihil.satis callide pos-. 
set agi. nam et pronomen Aoc ante. sulier ad hunc. locum 
aptissimum est, quod cur ascriptum. sit a. .librario excogitari 
nullo modo potest, nec pronomen vobis' videtur. hoc ‚loco- otio - 
sum esse, quo appellantur qui adsunt, quorum tanien cum 
nemo putetur aliter sentire‘, recte' post: verlit adiectum ‚omnibus 
- est. denique collocatio verborum callide posset. agi wmelius vi- . 
detur cadere maioremqgue vim habere quam altera: callide agi 
posset. c. XIII, $. 38. haec verba volgo leguntur: etenim: cıs. 
perspicuum non sit ad incertum reuocari bona, fortunas, pos-. ᾿ 
„sessiones omnium, si ulla eu parte sententia huius interdicti 
deminuta aut infismata sit? quo in loco. iam Ernestins sensif. 
coniunctivum sit loecum non habere, quam ob caussam mirandum: 
est :quod Orellius dubitavit Peyronium sequi, qui ex :optimö. 
libro Taurinensi, in quo habemus:.... um est ad incertum etc.,. 
‚‚scribendum praecepit: etenim cui non perspicuum est ad .incer- 
dum esc. -eoque minus iam dubitare possumus, quod: collocalio-. 
nem istam verborum: cui non perspiouum est, etiam.tuetur: Co-. 
dex Erfurtensis, quamquam is quoque sit pro est, @aod. cum. 
optimus liber tum Latina consuetudo requirit, scriptum habet.. 
 c. XIV. δ. 39. idem’Orellius debebat ex libri Taurinensis ;atque. 
Erfurtensis vestigiis sine ulla dubitatiene edere: quid ergo? 
hoe quam habet vim:- ut distare aliquid aut ex aliqua parte 
differre videatur? utrum pedem cum intulero. atque in posses-. 
wionem vestigium fecero, tum .expellar ac deiiciar, an eadem 
vi et isdem armis ante occurratur, ne non modo intrare,, verums. 
aspicere aut aspirarse possim? quem locum iam Peyronius recte. 
constituerat: ceterum hoc quoque loco. libri Taurinensis atque. 
Erfurtensis non solum in corruptis quae volgo legebantur verbis 
ut illa res aliquid aliqua ex parte differre emendandis egregie. 
consentiunt, sed uno consensu etiam ac deiiciar pro atque deii- 
‚eiar tuentur et verum aspicere pro volgato verum etiam aspi-. 
cere, quod utrumgue a me receptum. esse nemo iam mirabitur. 
€. XXI. $. 64. erat ex libro palimpsesto , quocum 'vide-. 
mus etiam Erfurtensem consentire, scribendum:ı venio nuna ad 
lud tuumı “non deieci, non enim sivi accedere.“, δὶ libri.dete- 
riores ac volgatae editiones habent: 02 deieci si non sivi accedere. 
, adlibrorum autem optimorum scripturam comprobandam illud etiam. 
‚accedit, quod ea locutio iam ante erat declarata debebatque Cicero, - 
si illud tuum dicebat, isdem plane verbis.eam repetere.. conf.. 
Ὁ. XL $. 31. δὲ eadem defensionis ratio pluribus ‚quidem Ver-. 


Scripsit Beinheldus Klotz. Κ΄. 


bis,sed tamen eoden mode eflertur: „nom deiech, sed obstäti. non 
mim te sum pdasus im fundum ingredi: sed armatos homines 
mposus, μὲ äntelligeres, δὲ in fundo pedem ‚posuisses, siatim 
ibi esse pereundum.““ : quod cum’ita sit, quid est caussse quin 
gum verborum rationem supra Aulimus, ‚eandem hoc quoque: 
Iooo optimis libris oonsentientibus recipiamus ἢ paullo post vi- 
detw ex libro palimpsesto soribendum fuisse: "qui sine scutis 
inte ferro fuerint pro volgato ao sine ferro. of. Nep. Aitic. 
ς ΧΧΥ͂, δ. 9. pecuniam sine /emord sineque ulla stipulatione 
erdidit et L. Ramshorn. gr. Let. δ. 179. B. a. 1. 

Sed satis credo apparet quot locis e libro palimpsesto haec 
απο emendari possit, modo diligentius in unam quamque, quam 
is babet, scripturam inquiramus.. qua re äliis locis omissis illud 
xguitur, ut doceam librum Erfurtensem non solum is locis, 
ıbi cum palimpsesto 'consentit, següendum esse, sed multis eliam 
alis Jocis unuım inceorruptam scriptoris manum servasse. sic c. 
IV, £ 11. videtur ex eo scribendum: usum δέ /ructum omnium 
bomrum suorum Caesennias legat, ut f. veretur una cum filio, 
im etsi ceteri libri videntur .omnes habere: usum fructum, 
Iamen videtur hoc loco. illud esse a Cicerone profectum, primum 
γιοῦ cum formula usus fructus ex ieris.consultorum libris sa- 
fs note esset , vix poterat ueum fructum si antiquitus scriptum 
eat, mutari in usum et fructum, quod contra fieri facillime potuit, 
deinde .quod etiam infra eodem modo «es particula inter haec 
(wo verba interposita est, c. VII. δ. 19., ubi ex libro Erfur-. 
toi scribendum duco: usus enim, inquit, eius fundi es fru- 
Aus tetamento viri fuerat Caesenniae. c. VII. $. 22. haec vol- 
δ verba in libris leguntur> quo loco depulsus Caecina, tamen. 
Qua potuit ad eum fundum profectus ex. quo ex conventu vim 
[αὶ oportebat. quo in loco duplicem dubitationem moverunt 
lei nequs id iniuria. primum enim vix poterimus oarere hoc. 
Io verbo substantivo est post profectus, quod recte est, cum 
Propter compendium scoripturae profectust facıllime omitti potuisse 
um esset, ex coniectura adiectum. altera difficültas in eo fuit, 
juod verba ex quo ex conventw minus eleganter ad orationis so— 
m se excipiebant volgo: et ob eam caussam Lambinus putavit 
 wribendum e quo ex conventu; quem eleganli iudicio usus Chr. 
Dan, Beckius seeutus est. equidem utramque offensionem ita posse 
declinari arbitror, ut Erfurtensi sic hunc locum con- 


 Irmemuss quo loeo us Caecina, tamen qua potuit ad 
m fundum profsctus W%t, in quo ex conventu vim fieri opor- 
4 quae ratio et ad hunc locum aptissima est et summa 
i Erfurtensis auctoritate nititur. neque enim tam ex hoc 
' fündo guam in hoc fundo 'vim fieri oportebat: namque opponi- 
hie füondus is de quo ambigebatur antiquo fundo, de quo 
“ılroversia non erat. per antiquum fundum cum accedere vel- 
ad eum, in qu6 vim.fieri. oporiebat, iam.erat depulsus, ita- 


w a  Emondatiönes Tullianae. 


que ἢ nusc qua potnit ee ipsum fumdom,; in quo 
‘vis parata. erat. . deinde facile perspieitur, unde volgata scri- 
ptura profackiss «x quo orta. sit. nam cum scriplum osset pro- ΄. 
fectus est in guo, etillud est, uti saepe alias, in ex depravaium, 
omissa in praepositio est sivo.de imdustria sive etiam errore, cum: 
in pex ur zes 5 scriberetwr. . sic etiamı ο. XXKIIL $. 98. Ἐὰν 
_ fürtensis.liber cum multis aliis veram atgus singeram. scripiaram 
tuetur, quam_.mirer ab Orellio prorsus meglectam esse. ‚ibi seri- 
hendum est: aus. aus voluntate aus kegis multa profect# swnt, 
quam δὲ sufferre voluissent, tarnıen: manere in civitate Ppotnissent, = 
. be, wenn sie diese Strafe dulden wollten, 80 konn- 
‚ten sie demungeachist (damen, non fam) im Staate 
bleiben. sie ο. XII. $. 87. reete videtur E. Wunderus praef 
ad varr. lecti. e cod. Erf. enotatas p, LÄXVL sq. exitimavisse, 
qui unice veram dixl esse libri Erfurtensie soripturam hanc: u 
solus prohibitus et a: tuis asdibws vi atqgue armis proterritus, ubi 
libri.et-editiones omnes habent perterritus. eonfusa autem saepe 
sunt pro et.per cum in simplici praepositione,, tum in composita. 
praeter Terent. eantont, III, 1.v. 37. conf, Plauti Trin. il, 2. 
v. 77. ne msa opera te ἀπο proterriitum autwmet, 

Etiam in verberum collocatione liber Erfurtensis guavis ΕΣ - 
pagina.ceteris omnibus, quantum ex minus accurata eorum colla«: 
tione intelligi potest , longe praestat. sic. c. Il. $. δ. ex eo scriben- 
dum.estz eed cum de ea mihi iure pro volgato sed cum de eo iure ' 
mihi eic: ο. IV. $. 10. .et vivus ipse multis rebus ostendit. δ. 14, 
cum uteretur uxoris dote numerata. δ. 12: matrique partem ma. 
vorem bonorum legauit. 6. IX. |. 25. 'quid loguar amplius de hoc 
homine? c. %. 6. 29. adductum esse pretio. δ. 30. cum caussa 
ab illis ageretur, c. AV. $. 48. in fundum Caecina utrum tan- | 
dem »oluit, quam collocationem verbaram etiam liber palimpse- | 

. atus tuetur. c. XIX. $. 55. quo de agitur. c. XXVIL$. 78. gu 


! 
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Ἷ 


"Wa iustus est σέ bonus νὲγ. ibid. κά guidquid inde haurias, pu- 
rum te liquidumgus haurire sentias, $. 79. vesser iste auctor. : 


“= XXVIR 8. 81. re et’sententia cognita. ο. XXX, $. 86. atiendite 
'quaeso diligenter reciperatares pro volgato atiendite diligenter, 
guaeso, reciperatores. conf. de senect. c. XVII, $. 59. multas 
ad τες perutiles Xenophontis libri sunt, quos legite quasso ssu- 
"dioss, ut faeitis. paullo post ex eodem libro scribendum est: 
‚non enim id sum dieturus, quod ego isgignerim. longum est in 
singulis his locis explicare eur qui τὸ Erfurtenss verbo-— 
zum ordo anteferendus esse 'videatur, mqguam multis id locis 
 Sacile est ad intelligendum, intelligetur autem ab illo optime, τοι 
diligentigsime lectitaverit Tulli opera. ! 

- Maxima nuper lux affalsit orationi Ciceronis, quae est pro 2. 
Flacco, ex libris palimpsestis quos diligentissime excussit A. Μαῖα. 
etenim non solum nova quaedam fragmenta in ists membranis de. 
tscta sunt, sed permulti loci turpiter corrupfi ex eis possant emem- 


Scripsit Reinlholdus Klotz. δῷ 


der. ac primum quidem c. II. $. 5. ex eolibro videturscribendum 
, esse: condemnatus est is qui Cafilinam signa patrige inferentem 


interemit, ubi volgo legitur damnatus, illud autem condemnatus, 
quod libri palimpsesti auctoritate confirmatar, cum esset per com- 
pendium ödemnatus vel ödemnasus scriptum, facilliing potuit im’ 
damnatus depravari. sed alia quogue eaque graviora menda illius 
codicis ope tolli poterunt, c. VL δ. 14. scripta haec verba sunt ia 
editionibus ac libris praeter palimpsestum omnibus: prünum quod 
distribustis partibus sermo est tota Asia dissipatus Cn. Pompeium, 
quod L. Flacco est vehementer inimicus, contendisse a.D. Laelis pa- 
terno_amica ac pernecessario, ut hunc hoc iudicio arcesseret, quo 
loco cum indicativus estin verbis his: quod L. Flacco est vehementer 
inimicus, faceret contra Latinam consustudinem, Huldricus recte 
erat suspicatus legendum 6686 esse} pro est, quam coniecturam per-. 
verso indicio improbavit Orellius, nunc autena cum liber palimpsestus: 
eamtueatur non mings quam lociratio flagitet, nemo praesiantissimam 
scripturam repudiabit. c. eodem; δ. 16. et libri optimi auctoritas et _ 
sententiae aequabilitas postulat, ut ista verba sio constituamus: sic 
suns expressaista prasclara, quae recitantur psephismata, non sen- 
imtiisneque auctoritatsdeclarata, non iure iurando constricta, sed 
porrigenda manu profundendoque clamoremultitudinis ooncitatas, 


hoc enima loco si pro non scribatur nec ante äure iurando, senten-  _ 


base ratio pessumdatur. c, VII. δ. 17. scribendum ex eodem 
libro. estz nuper epulati, paullo ante omni largitione saturati 
Pergameni, quod Mühridates, qui multitudinem illam non au- 
ciorisate sua, sed sagina tenebat, se velle dixit, id sutores δὲ z0- 
naris corclamarunt. hoc loco pronomen sua ex libro optimo erat, 
adücendum, nam et potuit facillime omitti estque etiam alias id 


 Sactum et ad huius loci sententiam pene necessarium est. conf. 


supra c. VL (. 14. ommemgue ei suam auctorisatem, gratiam, 
copias, opes ad hoc negotium conficiendum detulisse pro P. 
Sestio c. XXXL_$. 67. accessit ad caussam publicam: restitis 
auctoritate sua reliquis rebus: de praeteritis quesius esi. Pro- 
nomen vero suus saepissime excidit in libris deterioribus, conf. πὲ 
uno exemplo defungar, eiusd. orat. c. LXII.$. 180. cumque eum 
ad domestici exempli memoriam «et ad Numsdici illius Meiellä 
casum vel gloriosum μοὶ gravem convertisset: collacrimavit vir 
egregius ac vere Metellus totumque se P. Servilio dicenti etiam 
tum tradidit: nec illam divinam gravitatem plenanı antiquitatis 
diutius homo eiusdem sanguinis potuit sustinere et meoum absens 
beneficio suo rediit in gratiam., ubi in libris omnibus amissum est 
pronomen #0 post bexeficio, quod cum Manutius conisotura r&- 
prehendere vallet, in collocatione tantum modo verborum ewat 
falsus, quod scribendum existimavit: εὖ mecum absens suo beneficio 
rediit in gratiam. nunc Jiber praestantigsimus id adücit loco suo. ‘ 

Iam supra vidimus eritices interdum elam in 00 erravisse, 
quod ibi lacunas in libris essa putarent, ubi omnia essent integra, 


-Ψ 


’ 


60 Emendationes Tullianae. . = 


ic ut ne ura ha littera excidisse videretur. accedat novum 


huins rei exemplum. orationis eius quae estpro P. Flacco, c. VIII. 
$. 19. volgo creduntur nonnulla deesse, ubi ego mihi videor ne 


levissimum quidem omissionis vestigium deprehendere. nam post- 


quam Tullius Graecorum testimonium infirmavit hortatusque est 


judices, ut in refn ipsam inqguirerent his verbis itaque perscruta- 
mini penitus naturam rationemque criminum: iam nihil praeter 


‚spem, praeter terrorem ac minas reperietis, iam ut istorum homi- 
num rationes exponat doceatque Flaccum ne potuisse quidem prae- 


dari in illorum civitatibus sic pergit c. IX. 6.20. in aerario nihil 
habent civitates, nihil in vectigalibus. duae rationes conficiendae- 


Pecuniae aut versura aut tributo. nec tabulae creditoris profe» 


runtur nec tributi confectio ulla recitatur etc. in quibus quis potest: 


ad sententiam lociquicquam omissum putare? quam ob rem cum 
ne in scholiis quidem ab A. Maio editis ullum sit omissionis vesti- 
. gium et egregie ista argumentationis Tullianae ratio explicata sit 
p- 20., vix ulla dubitatio potest esse quin haec verba integra aint, 

C. XVII. $. 41. sed quoniam de hoc teste totoque Mithrida- 
lico crimine disseruit et subtiliter et copiose Q. Hortensius, nos, 
ut instituimus, ad reliqua pergamus. hoc loco vera scriptura 
iam erat ex paucis illis quidem, sed bonis libris ascita, plerique 
autem codices verbum crimire dicuntur omittere. nunc videmus 
librum praestantissimum ipsum quoque illud verbum tutari, in 
quo-haec verba scripta sunt: totoque Mithridatico cri=- 
mine: eleganter et vratorio stomacho : mithridatico crimine quasi 
. mithridatico bello. illud autem crimen significat quod Mithri- 
dates iste pergamenus intenderat. c. XIX. $. 45. ex eodem libro 
scribendum est: Zeraclidem istum Temni nemv postea vidit. mox 
c. XX. $. 46. confirmat ille codex veram eamque iam inde a 
Faerno receptam scripturam 'hanc: qui tamen credidit P. Fulvi 
Nerati lectissimi hominis fide. etiam infra $. eadem videtur liber 
palimpsestus rem de qua diu multumque dubitatum est ab homi- 
nibus doctis confioere. scripta ibi haec verba sunt: habebat enim 
rhetor iste adolescentis quosdam locupletis, quos dimidio redderet 
stultiores quam acceperat, ubi nihil possent discere nisi ignoran- 
tiam litterarum. hoc loco cum in libro Vaticano quem video non 


solum cum optimis, quibusque codicibus facere, verum etiam in“ 


118 locis, quos habet palimpsestus, ab huius praestantia proxime 
abesse, ultima haec verba: zbi nihil possent discere nisi, igno— 
rantiam litterarum, omissa essent, ex oratione Tulliana ista verba 
eiicienda putarunt Ursinus, Schütziüs, Wolffius: Orellius autem 
‚ rem tamquam incertam in medio reliquit, uncinis verba circum- 
dedit. nos vero speramus posse hoc loco efhici, ut si accuratius in 
ista verba inquisiverimus, intelligamus necessario ea esse omittenda. 
ad sententiam enim ipsam quod attinet negare non possumus ea, 
etiam si non idem quod ante dictum sit contineant, tamen nihil 
‚novi aflerre quod quo iure.a Tullie adiunctum sit appareat:' ac ne 


“΄ 


Scripsit Reinholdus Klotz, ὦ Ai 


loco quidem suo posita, omminoque Ciceronis ingenio: indigua vi- 
dentur esse, huc accedit, ut etiam. ipsa verba non satis Tulliana 
esse videantur. namque ille numquam alias usurpavit nomen 
ignorantiae, sed quotiens Hanc vim debebat significare, ignora- 
tionem dixit. etenim qui unus locus huc possit vocari Cic. de amic. 
c. XIX. $. 70., ibi optimae editiones ex oplimis libris iam pridem 
scriptum habent: ut in fabulis qui aliquamdiu propter ignora- 
tionem stirpis et generis in fabulatu fuerint, cum cogniti sunt εἰ 
aut deorum aut.regum fiüii inventi, reiinent tamen.caritatem in 
pastores ,„ quos patres multos annos esse duxerunt., pauci libri 
ac deteriores editiones relinent propter ignorantiam stirpis. vix 
estquod dicam eo loco, quem alterum adiicit Nizolius ex. orationis, 
Sestianae c. XVII. $. 39. petitum, in omnibus seriptis libris atque 
editis scribi non per ignorantiam, sed. per igngminiam, quag 
unice vera scriptura est. videtur igitur Cicero ‚cum yocem ἄρτιο-- 
rationis saepissime usurparit, ignorantigeverbum aut non novisse ἢ) 
aut de industria declinasse: quam ob,rem hoc quogne laco istud 
verbum recte nobis suspieionem interpolationis videtnr. habere. 
ad lbrorum auctoritaten quod attinet iam. supra diximus librum 
Vaticanum, cuius scripturas debemus Niebuhrio ragment. Ci; 
ceron. p. 113 sqg., iure haheri praestantissimum, qui, cum ἰδίᾳ 
verba omittat, quae neque ab huius loci sententia commendentur 
et a genere. dicendi, .quo nsus. est Tullius, videantur abhorrere, 


iam confecta esseres existimari queat: at cum ex libro palimpseste 


intelligi etiam illud possit,. qui factum sit, ut ea in Tulli oratipnem 
immerito reciperentur, impudens git qui eliam πῆς se dubitare 
dieat. scholigsta autern iste haec verba_ hahet: Habebat di. 
scipulos quos dimidioreddereistulfioresqguam ac- 
ceperat: inludit personae rhetoris imperjti, hanc eruditionem 
discipulaorum fuisse, in eius schola dicens, ut in ea nihil aliud 
disceretur pr.aeter ignorantiam litterarum, unde apparet verba 
quae scripserat Tullius; habebat enim rhetor ille adolescentis 

quosdam locupletis quos dimidio redderet stultiores quam acce- 
Perat, esse a scholiast« per istgm dictionem, 'quae videtur in pro- 
verbi consuetudinem abisse, yhil discere praeer ignorantiam 
litterarum, explicata, quae tum ab 4110 librario in jpsam orationem 
incaute a ee est. nme quis autem hoc dicat ex scholiastae anno- 
tatione illud potius colligi posse Ciceronem ipsum ista varba 
dixisse, cum dicatur: inludit personae rhetoris — dicens etc., 
commemoro eiusdem scholiastae 'verba ad orat. pro A. Licinip 
Archia c. X. $. 25. p. 247. ex his rebus, quas vendebab, 
iussit ei pretium tribui, sed eaconditions, nequid 
postea scriberet: non potuit expressius vitia poetae decla- 

rare, quam dicendo datum illi non praemium laudis, sed merce- 


t 


Ἢ) Novit quidem Tullins hoc vocabulam, cf. Academ. I. c. 
noluit cum genitivo iungere. ni 


11.6.2, 
KL) ὁ 


x 


4 
ἢ x 


| Emend ationes Tullianae. 


dem ''silentis., quio loco ipso duoque sententia communi studet scho- 
Hiasta Ciceronis verba explicare, ipsias autem sententiae- non sunt 
vestigia in Tulliana oratione. 

C. XXI $. 51. legendum videtur ex vestigiis libri palim-— 
psestiz verio ad Lysaniam eitsdem civitatis. peculiarem tuum, 
Dectone, testem, quem tu cum ephebum Temni cognosses, quia= 
tune te 'nudıus delectaverat, semper nudum esse voluisti., ubi 
volgata scriptura est: qyondum te nudus delectarat, palimpsestus 
autem scriptam hahet gui.tunc te nudus delectaverat, Vaticanus 
gua te nudus delactarat, veteres quaedam editiones atque Faer— 
thus guia tum te nudus delectarat. ὁ. XXXH. $. 78. videtur ex 
eodem fibro palimpsesto edendum® cum ididem esses, cum prodire 
nolles, non est Abc in absentem, sed in. datentem reum. verba 
_ "inim eed in latentem, ‚quae ego ex illo oodice adlicienda putavi, 
'apparet qudni fücile pötuerint ab librario post in absentern omitti, 
ac si ad hüric ldcam πὸπ sunt necessaria, habent ea 'tamen quan- 


dam gravitäteni‘ et 'oppositlionem rationi accommodatam, etiam 
6: 80. videtur ax? particula ex Ἦτο optimo recipienda in verbis 


his: subsignari apud derarium aut apud censorem possint idque 
etiam scholiasta® explicatione confirmatur. c. XXXIE.:$. 82. scri- 


psit Orellius cum Lambino ac Schützio: invidisei ingenio subserd»- 


= 


ptorie ἐμὲ, yuod'ornabat facete locum, quem deprehenderat.- ἐξ 
quid quaeso est facete ornare locum quem'prehend e- 
Yis? id qurdem mihi videtur et ad huius loci seitentiam valde 
ineptum esse neque υἷα niti libroram' auctoritate, libri enim qui 


collati sunit omries habent:. quod ornabat facile locum quem pre= 


henderat, ita ut guod Lambinus scripsit facete ex eo errore, quo ih 
'editionem Cratandrinam et Hervagianam pro fäcike'irröpsit facere 
'$olita permutatione, ortum esse videatur. cum Auten scriptur& 
Facile sese'commerdet.'ipsa per sese, "turn confirmatür 'etiam gra-. 


vissimo Hibri palltbpsesti- testimonio, in quo haet verba rette. 


scripta in hunc modum sunt: änvidisti ingenio subscriptoris ξεεὲ, 
quod ornabat facile locum quem prenderat. c. XXXIV. $. 84. ex 
. eiusdem ibri auctoritete edendum erat: nihzl enim potest detutela 
legitima :nisi omnium tuiorum aucloritate deminui pro völgato 
sine omnium 4ıstorum auctoritate deminui, particulse nisi et 
sine confusae etiamalibisunt. denique eiusdemn orationis’c. XXXVH. 


4. 94. ex eödem libro scribendurm videtur: Pidetis quo’ in motu 


demporum‘, quanta in conversiune rerum ac pertürbatione verse- 
mur., ubi- volgutäs etlitiones häbent in quo motu, präestantissind 
vero libri seriptüra guo in motu temporum praestat- jam propteeea 
quod sequitur: guanta in: conversione rerum ac perturbätiöne. 
Plura etiam ad orationem Ciceronis Sestianam ewierdandark 


Ἐκ #sto libro palimpsesto peti possunt., ac primum quidem c. III. 
$.-7. ex eius libri testimonio apparet recte in quibusdam editioni= 


. bus dioi P. Sestium fillam L. Scipionis, non C, Seipienis, in matri. 
‚monium duxisse. Γ,, Scipionis, qui cum C. Norbano oonsul fuerat, 


- ͵ ᾿ \ 


-Boripsit Reinboldus Klotz, δὲ 
‚im breviter nlembrawit schelissta doctegue existimavit.A. Maize 


istam scripturam Unice veram esse. rem jan pridem perspexeret 
Puteanus ad Vellei. Paterc. II, 26. p. 987. ed. P.Borm. $. 8..pene 
sdducpr ut credam vearba, quae babet scheliasta Vaticanus, etei 
 avideri.possint libere ab ee excerpta ac translata, ab ipso Tullio 
_profeeta esse oma, ut ἔδει scribendum esse videatur: impedion 
nmullius offici, ut ego interpreior, religivune quo mmua expo- 
nm geane- aulta P. Seetius, cum esset cum collega meo, senserit, 
alme danlerit, ‚gquanto ‘ante provideris. tantem! enim: abest ut 
plına Sesti appellatio hoc loco molesta esse videatur- ul:nom sine 
uva posita facile cognoscatar, of. infra: par prope Jams P. Sesti 
eue debet. ο, IV. $.9. qua de canesa et tum vonvertis εἶδα Capuas, 
gi propter salutern illius unbis comsulatu conservatam meo me 
num patrenum adoptavit,' Muic apud me P; Sestio maximas 
gralie egit; eb hoc tempore idem: homines nomine commutato 
colmi deewrionesuue fortissomd atgue optimi viri beneficium P, 
Sei testimonie declarant., perisulam decreto suo deprecankerı, 
bi sine ulla eaussa probabili Mematio' verba PL Sestio erant 
 mptdis, guae fon sine quwadatn 'gravitate sunt a Cicerome 
 Hietla, ef, pramteren Lard:c. M. $. 7. abi seribendum est ex 
 atstentissimis- librist itayue.iex-mie quaerwnt, credo ex hoc 
᾿ ὅσα Soasvola, “"quonarı ῥάοίο mörtem African ferae., quo in 
koo negue particulem item volgo reei® eollocant hoe modo 
ind item ex: hee Seaevola, et sine iusto- argumento momen 
Saweise delendum existimarerunt esse. c. V: $. 11. 12, 18. 
ἐοῦσα mode semper 2 ;Sestise commenioratur: sed vum non 
ats eerte mtelligi ‘possit quanam ratione im: Hibris‘ volgasibus 
omma sin‘ ἰδία verba, it medio ren relinqguem et setis haben 
wem quislem suspieronem'‘stgnificasse. 'c. ‘IV. $. 10: huius 
ratlos nom potest dubitarl quin sine Alla caussz eritici inte 
gan seripturam eliciendo tentarint hanc: resita quasso, P. 
Sat, quid' decreverint Capuae decuriones; a8 iam puerilio tus 
“x possit aliquid signifidare inimicie nostris,' Juidnam cum 
δ oorroberaris effectura' esse wideatur., quo in loed pronomen 
sid, 'quod est in libris emnibus im suspiclonem vochvit Er= 
"eins, delevit Schützius, Orellius etiam hodie dubitavit vocem 
iontem immerita suspicione 'Hiberäre, quam ‚cum etiam liber 
onptus tueatur vix operae prelium est exponere, cur ea NOR 
Nat hoc loco omitti, namgne nti nufla potest perspici causea, 
“ itud verbum- ab librario astriptum esse videatur, quo- loci 
to impediatur potius quam’explicetur, ila modo recte hunc‘ 
| Perceperimus, quem ad modum: istud verbum interpre- 
᾿ fadum sit faeile" intelligetur. namque aliguid pronomen etsi 
 Mdhme locum non esf necesssrium,\tamen aliquam adiungit 
 olienem quae maxime videatur in hunc locum convenire, ut 
Glır ut iam aliguid, i. 6. gravius quiddam atyue 
"aus, fua vox possit significare, et deinde tamquam explica- 


\ 


N 


᾿ 


04 Emendetioncs. Tultistae, 


tiorlis ER Adiiciantur: käse varba:. guidriem! cum: δε ‚corröbo- 
zuvit effectura! esse widesdur.. «a: 1... 


κ΄ Ὁ V..$.12.. wgue md Διο tempus.'grave ὁ mendum Tullia- 


=. 


nam, orationem. inquihavit,'.gnod. sam triplici libri ıpalimpsesti 


destimonio Tepudiatunr remoyvebimus,. volgo’ ibi leguntur . haec 


verba: φώοα atinudos, admawarit ‚homini. studioso fortassis «ἦν: 
᾿φέογέας, sed tamen. nimium ‚communem Martem:bellique casum 
‚metuenti,? sic in. libzis ‚quantum. equidem stiam ommbus atque : 


"im cunctia..editiomibus kans 'locum scriptum ‚hahemus,,. 16 ut 
F. Handius  Tursellini, 6. de ‚partioulis Lutinis cammentariorum 


Re τ 


‘vol. 1I..p. 729. de vitio nihil, suspicans ‚hunc: loczn..attulerit, ° 


.guo ‚prohäret Tullium. non modo fortasse frequeiitasse, verum 
etiam fortussis.. dixisse: quem. errorem.\miror 'a -viro. egregio 
mwihique amieissinip,, : qai.-vel..de. coniectura ‚partieula fortassös 


-Tullianum sermonem debehat liberare, esse commissum. dubi- . 


tari eniih ndn ‚potest. quin- Cicero, ut semper. alias, ita hoc απο». 


‚que loco particulam, fortassis. repudiarit, et -hee quidem loco - 


dicet ceteri emnes.-libri -fordassis habeant, qua de. re propter : 
megligentem zorum :collationem ‚potest. dubitari, ‚tamen iber pa- . 


Jumpsestus, quem: iure nosfFo, habemus Praestantissirnum ‚habet | 


‚fortasse. idque, ker Tepetitum.., in...eo.,haec. varba ‚scripta suntz.. 


:guos stimulag.admoanerit homini stiudioso fortasse.. 
sictori@er nolissamum est..in. historiis. c. Antonium exercitii: 


Ppraepositum, qui contra Catilipam duceretur. . δὲ ‚eleganter hoc 


omne vietori@e meritum .dexivat in 0. Sestium quasstorem, quasi 


τ-ν 


eins incitamentp. factum sit ut Antonius vinceret. subdidit μετὰ. 


wohaxlachsmimi.stwdioso. fortasse wicieriaa nam, 
fortadse dubitativum. est. ἐπ et. dicendo. studiesum victoriae 


„Antönium ‚pepargii,.et dubitandg, laseravit. - sic: wenns in ao. 


cadice , quo. ms ‚ont ista..scheliafa, sine: dubio, farkesse ibi 
Seriptum .fuisse,, ‚abi-ig nogtris 'editionibus volgo legebatur: for. 
Sdassis. ‚at, inguies, ‚sunt etigm 411] (iceronis leci, ubi fortassig 
in libris esse .videatur. vereor ‚ega ne minor etiam sit cetero- 


- zum: locorum , Ruetozitas ‚guam .huius,,, cuius. nulla. fuit. qua χα 
age inguiremus, ip ‚opanis ‚208 .Ipcos, quos' E.: Handius. ut 'sentenr | 
tiam suam:stabiläret attulit.. Cies:libu\ de: offielis II. c. vi. δ. 20. 
quae si longior ‚fuerit ‚oratio, vum. magnitudine. utslitatis com 


paretur: ita fortasse, atiam brevior videbitur.,. ubi lıbri qui ac- 
‚eurate collati sunt:ompes fortasse tuentur,, ut Berrienses quin- 


que, Basileensis, ‚aliiqye, volge autem. ante’ C.. Beierum in edi- 


tionibus ompibus,. ex, quarum numnero tamen ezimendae ‚sunt | 


Manutiana. et Lambiniana ν᾿ fortassis, scriptum..erat, in Verrir. 
autem 110. 11. c. XLII. ὃ. 107. recte videtpr.C. Τὶ Zumptius 


fortassie quod tantummoda tres, codices: habent ei quod religui 
libri tuerentur fortasse postposuisse. ᾿ δὰ lib. .epist. ad famzl. 


II. ep. ΧΥ͂Ι. $. 18. quod attinet, eo loco codex. Mediceus Vi- 


'tiorianaque .editio fortasse habent ideoque confecta res est.. ulti»- 


de 
\ 


_  Sgripsit Reinholdus. Klotz, ἢ 8 


mus lscns, qui est allatus ab Handio, est, 1116 ipse orationis 
Seatianae, quem auctoritate libri palimpsesti vitio liberatum 
wpra scripsimus. quae cum ita sint, non videtur Charisius 11}. 
I, 165. sine idonea gaussa docuisse formam Jfortassis Latinis 
arıbus minus placuisse, mibi quidem exploratum est Cicero- 
km numquam ea forma 6880 usum. | 
Ὁ VII. $. 16. haec verba volgo leguntur: vel ut ego arbi- 
rar exoratus vel ut non nemo putaret mihi iratus etc, omnes 
iterpretes facile senserunt absurdum hoc loco esse coniunctivum 
putaret, itague Ernestius de coniectura sua edidit puias, quem 
scutus etiam Schützius est, Garatonius aut delendum. verbum 
at id mutandum in putabat existimavit. hoc debuisse Beine τς 
fponere et per se constat et inde probatur, quod liber p 
pestus diserte putabat scriptum habet. sequilur iam locus dif- 
iclimus, qui tamen egregie libri palimpsesti ope restitui pussit. 
«Vill. $. 18., ubi orätor consules describit Gabinium et Piso- 
18, quorum neutrum potuit probare. et de Gabinio quidem 
has dixit, ut volgo habentur in.libris: alter unguentis affluene, 
“lmistrata coma, despiciens conscios siuprorum ac veteres 
veatores aetatulae suae, puteali et feneratorum gregibus infla- 
ha atque perculsus, olim, ne Scyllaeo illo aeris alieni freto 
od eolumnam adhaeresciret, in tribunatus portum perfugerat. 
nlemnebat equites Romanos, minitabatur senatui etc., quibus 
it verbis expressa corruptionis vestigia. apparent. quanto autem 
meins omnis hie locus constitui atque etiam explicari poterit 
ἐσ quo egregia A. Mai industria libre palimpsesto uti possumus. 
enim excussis copiis apparet locum corruptum emendate ita 
we scibendum: alter unguentis affluens, calamistrata coma, 
despiciens conscios stuprorum ac veteres vexatores aelatulae suae, 
Puttali et feneratorum gregibus inflatus, a yuibus compulsus olim, 
"in Scyllaeo illo aeris alieni tamquam in freto ad columnam 
t, in tribunatus porlum perfugerat, contemnebas equi- 
ἰδ Romanos, minitabatur senatui etc. haec verba totidem pene 
äteis non solum liber palimpsestus custodivit, verum etiant 
ptimi libri, qui ante eum erant excussi in eadem scriptura de- 
da consentiunt, ut in eo quod in libris optimis scriptum 
ΒΡ compulsus pro perculsus, quod videtur ex coniectura sive 
breri sive Tecentioris cuiusdam critici fluxisse, restat ut iaımn 
Angula quae possint difficiliora videri aut etiam nunc quandam 
Coraptionis suspicionem movere explicem. ac primum quidem 
N verbis puteali es feneratorum gregibus inflatus, in eo videntur 
Tasse critici quod puteali et feneratorum gregibus pro ablativo 
unt atque = praepositionem adirciendam putarunt. ille 
"wo dativus est, qui ut cum omni verbo, quod quandam animi 
eclionem exprimil, sic etiam cum .participio inflatus recte 
mungitur. hic dativus quo significatur Gabinium inflatum 
non tam erga alios homines quam erga feneralores, a 
Arckio 1, Philol, u. Pädag, Ba.Ul. Hft.1. I | 


δ 


8. τ᾽ ᾿ Rmebdeiionen Tullianae. 


quibus olim iniurias perpessus erat — " solent enim homines non 
magni animi 8688 118 potisstmum inflare, a quibus se pütant cum 
esset alia vitas conditio esse contemptos —, non magis debebit 
quemquam offendere, quam si pad Horatium lib. Satirarum ]; 
1. v. 20 sgg. dicitur: 
yuid caussae est, merito guin als Jupiter ambas 
iratus buccas inflet neque se fore posthac 

ὃν tam facilem dicat, votis ut praebeat auris”*)? 
sequuntur. iam haec verbas a quibus compulsus olim, ne in 
Scyllaeo illo aeris alieni tamquam in freto ad columnam adhae- 
rescerei., quae quin recte in libro palimpsesto scripta sint non 
Ρ t esse ulla dubitatio. facile enim potuerunt verba ὦ gwi- 

'compulsus , cum pronomen gwibus per compendium esset 
2 a in atque compulsus, unde nata est scriptura atque 
perculsus, mutari, recteque iam Garatonjus viderat quae hoc 
loco requireretur sententia, cum coniecit nimis quidem audaciter 
ille sic haec verba stribenda esse: puteali et feneratorum gregi 
, subiratus, a quo compuisus etc. quod autem ex. codem libro ante 
Sceyliaeo particnlam in adiiciendam putavi et lamquam ante ὧς 
‚Jreto recipiendum, id nemo mirabitur qui Consideraverit in illis 
.  werbis in ‚Scydlaeo illo aeris alieni dici Scyllaesum ἐμά quasi sub- 
. stantivum de periculosa aeris alieni conditione, deinde auten a 
Tullio verba tamguam in /reto adiungi, ut translatio ista miti— 
getur mägisque appareat. de columna ista: quae 'est Maenia recte 
iam scholiasta Vaticants existimavit. denique- receptis his verbis 
non potest esse controversia, quin. post perfugerat, pro quo per 
errorem in lihro palimpsesto .perfisgeret propter antecedens aZ- 
haeresceres scriptum est, comma ponendum sit et coniemnebat cum 
nominativo.alier unguentis affluens etc. cohaereat. | 

C. ΧΙ. $. 29. bis reiicienda est forma ablativi civi atque 

auctoritate libri palimpsesti scribendum: quod ausus esset pro 
cive, pro. bene merito. cive, pro amico, pro re publiea deprecars. 
c. XII. $. 80. ex eodem libro edendum est: πέλὲζ acerbius δοοξξ 
et Latini ferre, soliti sun quam se, id quod perraro accidit ) δας 
urbe esire a consuläbus iuberi. de scriplura sacii et Latini vid. 
Manutium ad Cic. de amie. c. Il. $. 12.:domum reductus ad 
vesperim est a patribus oonscriptis, populo Romano, socüs. ee 
Latinis pridie quam ekcessis e vita. c. XIII. $. 39. quam scri— 
pturam iam ex.libris Oxon. sex alisque receptam opartebat, 
eam videmus etiam optimi hbri auotoritate confirmari, ita at 
scribendum sit: non verebar ne quis aut vim ρὲ depulsam (vlgo 
legitur repulsam) reprehenderet aut perditorum civium vel potü, 
domesticorum. hostium mortem maereret. a. XIX. ᾧ, 43. ex a 
libro scribendum est: cum quidam in concione dixisset aut m 
sernel pereundum aut bis esse vincendum. etenim non solum ärı 
ipso lemmate hast verba ita scripta habet scholiasta Vaticanınss, 


h) 


ἢ Qui locus non recte est explicatus ne &aKirchnero ’quidem. -[B.Kl. 


x 


Seripdt Beinholdys Klotz. ur Θὲ 
vum etiam exponit, αμὲα iste quidam fuerit: sidetur, ingait, 
itie vel ipsun Pisonea ναὶ quod ab.alüis proditum est Gabinium 
spuificare. c. ΧΕ 6. 490. hber palı tus verborum colloca-. 
tionem, quam Graeyiua, Ernestius, ülzius Descid qua aucto-. 
nieie reseperent canfırmat hancce: es mus bis rem publicam 
umavi, semel gloria, iterum aerumna. mea. . ς, ΧΧΙ͂Υ. $. 62 
pessnandus: est locus din maltaumque variis coniecturis tentatus 
smplieissiema lihri palimpsesti scripture, in quam nemo adhuc, - 
quod miror, Gonieotara ineidit, scribendumgue: adüs tum. peri- 
cukan, sel adiis ob sam: caussam;, quae quanta fwerit iam, mihi‘ 
diwe non: est meeesse. 6. AV. δι 116. ipae Ale mazume ludius 
um sokum apecdator, sed aliam acroama eie. walgata acriptura 
pe üle masime ludius etiam libri palimpsesti testimonia winili, 
aturı itaque- nulla videtur esse caussa cur ‚Oxellius baec verba 
abi eorrupta videri dixerit.. I 

Foedissimum vitium a .nullo adhue critica detectnm. obsefif 
usıe ad hunc diem omnis Cicesonis aditiones in eissdera pra- 
tonis ο, LVII. $. 122., ibi. enim ex.Accio volga aflertur hic 
Versüs: gr . 

ὁ ingratific| Argtvi, inanes Ordii, immomorea binchsi., 
ıbi quid quaeso sibi volt inanes inter verba ingratifici et im- 
 mmores benefici? inane est profecto istud‘ verbum hoc loco. 
gu re existimandus est A. Maius recte statuisse ex libro palim- ᾿ 
Pesto scribenidum "esse: . Se Fe 
6.ingratifick Arglvi, immunes Girdii, immemores bencfici., 
ΙΔ quod scholiasta etiam explicavit rectissime: o immunes 
Grail inquit, et Aaes werba suns de tragoedia, in qua verbum 
ul inmunes ingrasos siguificat, quem ad modum *** mu 
üfieee dieebant eos qui grais εἰ liberales. exslitissent. quis igiknr 
Plast dubitare gun amumzınes recipiendum sit? quod verhbam ei 
 aumanes erat depravatum, ut est in quibusdam libris Cigexor 
u de amio. c. XIV. $. 50. immunis in immanis comuptum, 
®d ποῦ debebant cum alii tum Orallins nuper commendare, 
ianes, quod mulla modo ad kune locum accommodari 
potest, polerat enasci.: cum de isto namine adiectivo zmwraunss 
ἔχε ad istum Laeli loeum dicenda sint, iam ad alium Iacum 
De converto. Ὁ, LVIII. $. 124. libro optimo confirmatur volgata 
unptara haec: senit, μέ scitäis, ad colummam Maeniam, ,; ubi 
»n debebat Orellius ex quibusdam hbris cammendare: veri, 
uscilis, a columna Maenia, quae hinc oxta ost mautatio, quod _ 
᾿ Mantiquo libro scriptum erat:.adcolumnd Maeniä. c. LIX.$.:186. 
‚ Yetr εχ libro ‘optimo scribendum: emmergaebat subito cum ‚su 
'Ilellas subrepserat, ut mater 6 appello dicturss videretur. 
ἴσιο illa ‚via latebrosior, qua spectatum ille veriebat. co. LÄIL 
ΟΕ 180. ijam supra vidimus ex eodem libto scribendum :esses ef 
"cum abseris beneficio suo redüt in gratiam. c. LÄIV. $. 133. 
5 * 


\ 


“ Explicater Herodot. 2; 146. 


videtur A. Maius probabiliter coniecisse ex libri palimpsesti ve- 
sligiis scribendum: acta mea sibi ait displicere: sed quis nescit ? 
qui legem meam conlemnat, quas dilucide velat gladiatores bien- 
nio, quo quis pellerit aut pelilurus sit, dare. c. eodem, δ. 135. 
liber palimpsestus scripturam- quam iam Orellius e coniecturd re- 
ponendam daxit confirmevit' hanc: Caeciiam Didiam, Lici- 
. niam Juniam contempsit. c. LXV. $. 186. scribendum ex eodem 
libro is pro Ai medentur rei‘ publicae δίδ. c. LAVI. $. 141. 
eadem auctoritate scribe Miltiadi pro Miltiadis et deinde neque 
Aristidi pro nec Aristidis. denique c. LXVIII. $. 142. ex libro 
palimpsesto intelligitar nullam fursse cansssm cur Orellius in 
verbis his: hund sui cives e ciwisate eiecerunt tommendaret quod 
_ est in quibusdam editionibus de civitate, cum et optimus liber 
tueatur e civitate et in oratione pro L. Fläcco c. VII. $. 16. 
consentiente libro palimpsesto dicatur: um. optimos merilos civis 
᾿ς vivitate eüciebant. sed cum in eo loco, a.quo modo digressi 
‚ sumus, liber pelimpsestus pro eieceruns exhibeat eiciunztur vix 

potest duhitari quin totus locus ita constituendus sit: Aunc sus 
cives 6 civitate eiiciunt: nos eliam hoslem litieris nostris et mae- 
moria videmus esse celebraism. 2° Be | 


΄ ᾿ 5 
. ' + 
ν᾿ N ᾿ 


1} 


Expli catur Herodot, 2, 146. 


Sunt loci veterum, quibus, velut snenigmatis, quum inve= 
neris, unde solvendi exerdium ducas, nmihil sit facilius, nibil 
iisdem obscurius, si semel expediendi nodi perversam rationem 
inieris. Nec in aliis magis accidit, ut.nec eruditione nec: sage- 
citate quidquam proficias. Nec enim ocoulta et quasi involuta 
cogitando »perias, nec recondita eruditionis copia eruas, sed in 
medio ao plano posita oculis ne praetereas 'oportet. In horuma 
numero locorum ‚sum quoque dixerim essb, qui legitur apud 
Herod. 2, 146. Cujus qui perspexerit: sententiam, equidem, 
quum studiose quaererem, interpretem inveni neminem, nec in 
iis, quos inspiciendi copia nulla .erat, libris’meliora crediderim. 
latere, quum ne Creuzerum quidem ac Baehrium, operis Hero- 
dotei olarissimos explanatores, a Schweighaeuseriana explicatione 
discessisse videam. Itaque quasi ἕρμαιον invenerim forte fortuna 
oblatum, cujus in partem venire aequum esset, quicungue flo— 
rentissimo scriptore delectantur, rem communicandam duxi cum 
viris eruditis. 

Exposuit Herodotus superiori capite, Herculem, Dionysum, 
‚ Panem alio ab Aegyptüs tempore natos perhiberi, alio a Graecis, 

: Ex Aegyptiorum enim sententia deorum illorum qui Amasis aeta- 


Explichtur Hexodot.:2, 146. es 


tem proxime attingat, 'quindechn mıillibus amnorum ante regem 
illum vixisse, quum: Gresci'-qguidem. ἐξα tempera explicent,, ut 
ab orta Dionysi, ‚qui sit ex fribus illis antiquissimus, ad Hero- 
doti tempora sedecim fere saecula'praeterisse otedant. His ex- 
posilis, integrum se dicit relinquere alijs, ex his duabus opinio- 
nibus utram magis probenf amplectii ἐμοῖ δ᾽ ὧν, ihquit, ἡ περὶ 
αὐτέων γνώμη ἀπαδέδεκται, Haec ita vertit Bangius: „ich habe 
mein Urtheil darüber vorgelegt.“ Neque aliter Schweighaeuse- 
rus. At qui pofest monstrari locus, hoc ubi fecerit Herodotus? 
Immo non declaravit, quid’ ipse hisca de rebüs statuat, sed nuno 
cummaxime in eo est, ut declaret. Itaque dsoöldınes im. hanc 
senteritiam accipio der a ‚ quid his de rebus statuam, 
exploratum est.‘“ Sic Herod, 4, 132 αὖ Δαρείῳ ἡ γνώμη 
ἀπεδέδεκτο, quod recte Stegerus dicit dem e algue quod 1e- 
gitur in principia capitis: Aagsligv — & . Jam qui 
ipse’ ἀρὰν μία ita ° dicit; αὐ qua pokledini ten στιὰ suami sibi 
probaverit sententiam, simul aperiat. Nervus autem argumen- 
tstionis hic est, ut Herculis longe alıam atque Panos et Dionysi 
conditiomem !esse contendat. Sed hoc jpsum interpretes fefallit, 
‚sciam, ommmnes. Omnes enim in verbis' „sau How 
κλέης, ὁ ἐξ ᾿Αμριτρύωνος ‚gavöpsvog, καὶ δὴ «αἱ Asovpoogs 9 ἐκ 
Σεμέλης, καὶ Πὰν, ὁ ἐκ Πηνελόπης γενόρρνρρ΄. iu his igitur ver- 
bis καὶ de) καὶ σοιφμοχυηί idem .significare, quod simplex x 
quum tamen Zaramıg. — καὶ da} καὶ ‚sit Latinorum „„quem, a 
modum — its etiam,‘‘ neque καὶ. δὴ, καὶ .‚Dionysum, et, Panem 
in ejusdem fortunga societatem. adjungat Herculi, sed hun illis 
in hac quidem conformatigne sententiae opponst. In fraudem 
inductos eredo quod non 'attehderumt Herodotum vocabulis καὶ 


οὗτοι quasi praecipere 'seguentiaPanos ac Dionysi nomina,  sicut'ih-" 


numerabilibus in locis per idem prorismen praecedentia substantiva 
ἀνακεραλαιωτικών ὧὲ ἀλοτν πὸ Jtaque recte intellecta cum pro- 
nominis tum particularum potestate bunc vides ordinem verbo- 
rum, hanc argumentatigni$ sumimam esse u 


a) εἰ μὲν γὰρ, καεάπεφ ὁ ΣΗρακλέης 6.6" Aupisgu@vog γενόμενος, 
φανερᾳέ ze ἐγένοντο καὶ ἐγήφασαν ἐν εῇ ᾿Ελλάδι «αὐ οὔτοι h. 9. 
Διόνυσος ὁ Σεμ. καὶ Πὰν ὁ Πενελ., sive, ut pressius etiam 
Herodoti verba saguamur::.denn, wenm auch diese, nämlich 
wie Hercules, so auch! Dionysus und. Pan in Griechenland sicht- 
bar und alt geworden; wäre -- ἔφη ἄν τις, καὶ τούτους ἄλ- 
λους i. 6. non Hereulam solum, sed Dienysum et Panem etiam 
ἄνδρας γενομένουρ ἔχειψ κ- τ. 4, h. e. mortales esse genitos et 


in deorum Panos.et Dionysi,.multo prius natorum, nota jam 


atque celebrata nomina inyasise. ὁ. 


b) Nune autem Dionysus et Pan secus atque Hercules neqae 
apparuerunt in Graecia.neque consenuerunt, sed utrumque 
tradunt Graeci, postquam editus in lucem fuerit, deseruisse 


\ % 


-- 


“ 


Commenbstiunbulk eritica an Livi-Eb, XXX XXX. 


'Grbecdiemj; ao’ Diorayaiiik quident alone ‚Nysam: 'aaportatum 
2 a) ee ve, ud " u 9. schi a ς ὌΝ 


ro: 


ΠῚ in \ in eorum alle proud ] "gel 
„Ihe μοι 'erodotus, Panos ac Dionysi, nö; na 
‚sgrius | rum ‚deorum inmgtuisse, ebstyue (et 
ur "baec jenfentiäg ) ΤΩ ‚primum tehipore Pa- 
. MOB. EI Am, „Homiha. fando ae 
"δ ββ οδὸς ἊΝ 
euzd Nosimbergkanpel Jet: ὯΝ Ju nn „Naegeislach, 
εὐ ἷά nu al Be De a if! Bi EIN Be 
δ RE EEE I or. were : ne ἘΣ Io. 0 nee - 
Ὁ βολοτοι οἰ δινοιβο, eritiea. in Jrü Ib, zz. ᾿ 
ER a 2 νοῦ tn 0, ia mi οὐκ rayelan 
2 an ΤΉ ὃ. ἜΠ ΝΕ 


ae His ἀρεῖ 'aeistatie' ἌΝ ein Hiseipulie: ameisi;; En 
Pätdvmt Jactkin’elbyuentidm yunfdrent, "Historiue Ro | 

Kunz“ ΚΝ Ἢ tra@tarem, sädßus acerlit, ut In teclım. qui 
dicitär' eorruptetis, ustyaconsültis Thaioribus, inpripis Draken- 
borchit, οὐτοἠϊδυιβ, 
andre hie 468] 


4“ !:λυλιη m 


ἀν" 


Areperium, ὧν, απρέσς, AEG basır) 


'üphe 'vdlerein Bxperin. :Aeberene.i iNeque 


a ἡπὼ ΕΝ est. "Quare, 'Ncet mtdischaud 
‚ta 'nlulturn 'trößtteke :$0leatn; "haec tälnen  Aualikckkigue veticere 
οὶ, ἈΠ ‚em‘ ΘΕ ΗΝ ἐξείη vos eiilteräbtis "omknureere; “:.- 


har, clan! Iit.2 © εὐ ἑν. Ὁ 
L., "Buhl; βμοΗσΉΝ ον αι ὦ εἰ 4 qu {πε enim procömgieli 


1 Teverteretun, Ὁ 
bus nemo ea ln 
Omnibus humanis: 9 nakyra fortunagne, ‚bonis. Hunc'. Jochum, 
qualis vulgo legitur, .mutilum esse, 'ngmp ‘non concedet, ‚ Codd. 


a ‚mutant, ‚nisi quod 


Wo: ei 


gestis- ze 


> Bag‘ „20, 


1 


7.2.) "subced leret > & „26 


AugHOgHE ἐφ ΤῊ abitus ad osiera, Güi- 
inatrudtior, gig habe γα , cönges zs 


abilis pro “habitus legat Ber., era 


ἐξ: 'omnibws 'kumani Harl: . Omnibus: fere 
Äntkrppztbns. Men ıipmn ' niovere  Yidas sunt voces „od. cetere, 
ra. sörntra'indfite Yeruinds habet Drakenbarchius 'et, Crevierium 
'Geeitiis ereipit "pre Baper , 'präeter' wetera: Haec mterpreiatio 
. "per 86 ‘guide ’wohiekitma | est;' at -corte'hoe loco 'neutiquam ad- 
-bibentdä,  "Seilicet' "pemmale: me Faber ietud guogue, quod nescio 
"ἀπόληδᾶσ' viros urftigön' ἐδερᾶϊα dudersipbtuerit. Nequei proföcta 
‚exemplis: deimonstehrg!'poßsit,| Romamosp particulis guoyunet esiarra 
!usbs: illsae , "ΒΥ: als! Ing ὠιθπιουεῖδι fe ‚adiieienda ıerantı ++ 


᾿ Ex coniectura igitur totum 'locum' sic Festitul weint: δα 
"Romam !veverkereiur;. belle guippe bonus, . ‚habiöis. ad. ;weterz, 
-quibus-'nemo φὰ et instructior ar EN cor— 


an ὃ ιἢ 


Commentatiuncnla critica in Livii lib. XXX. 1 
3 Fa: 


Ibid,. . δέει. in 'senatu, ad populum etc. Sic 1. Fr. Grono- 
vius primus edidit, quum ante eum legeretur: in senata et ad 
populum. Segatus est Drakenborchius, quia optimi quigue codd. 
copulativam et ignorarent. Male, si quid video, -Etiamsi enim 
Livius voculam et saepius omisit, hac quidem formula haud qua- 
quam eiici potest, praesertim quum' Cap. XL. nulla codicum 
varietate eadem reperiatur: in senatu di’ öpulum. ᾿ 

. Cap.. ΠΙ. $Sed ex Sicilia quoque et "Hiıbania vestimenta, 
Jrumenfumque, ei arma etiam ex Sicilia,’ et omne genus com- 
meatus eo porlabantur. Mirum 'videatur, cur vocabula. eiam 
ex Sicilia adhüc servata 'Sint. Haud dubie varia lectio vocula- 
rum praecedentiümi ex Sicilia guoque, ad marginem codd, mas. 
notafa , in textum subrepft. ὃ. τ τὰ FR 

Cap: VI.‘ Ei 'clamor inter caedem δὲ vulnera sublatus, an 
ex trepidatione noctumä esset, confusus,, sensum veri adimebat. 
Sine controversia mendupn hic latet, quod iam et Rhenanus et 
Gronovius intellexerünt, Drakenborchiys perperam amplectitur 
Crevierii sententiam, vulgatam lectionem sic exponentis: confu- 
sus, sive incertus; ac si con/usus vim transitivam habere possit 
τοῦ confusum faciens.. Quod nego: desiderantur saltem 'hujus 
rei exempla. ‘Verum 'enim vero 'etiamsi confusus tali significa- 
Bone occurrat, nihil sane facit, ad hunc locum expediendum. 
Namque vigiles et excitatos Carthaginiensiam milites iminime in- 
certos fnisse, atque ex trepidatione nocturna incendii ortus esset 
clamor, patet ex sequentibus: ut quibas nihil hostile suspectum 
esse. Mhenani coniecturam confüusis eanidem ob causam reiicio. 
Placet Gronovii emendatio:' ‘cum ex trepidatione nocturna esset 
onfums. ὦ΄οὃὺΣΨΣὦὕ»ὅ͵ν . j 

Cap. VO. Tertia Romanae in adversis rebus constantias 


won. 


Cap. XIV. In Hispania ad Jungendam mecum amicıliam 


Cap. IV. Proinde, sew ipsi staret iam senientia, seu con- 


sulendus Hasdrubal et Carthaginienses essent, consuleret. Quid, 


Biden 


ΝΗ Er 
72 Tommentatiuncula. critica in Livis ib, XXX, 


quncso, coniuliatonie opüb est, ubi Km atat sontentia ὥσῃμα 
primum hagc obvenissent, stalim, apud. nos dicebaggug: ecce hor- 
. rendum typothetae vitsum [ totum verbum omisit.!"&t fallebamur. 
Tuentur enim omnes et mss. et impressj hanc lectionem. Verum- 
tamen, quaqua te verigs, id sane ‚non potes non concedere, de- 
eiderari verbum aliquod, quod convenieng sit τῷ seu ipsi dam 
staret sententia; 'namque consuleret unice ad consulendus essent, 
respicif el respicere debet. Corrige igitur: Proinde, si ipsi iam 
staret sententia, pronuntigret, si consulendus Hardrubal et Car- 
thaginienses essent, cönsuleret. conf,..cap, XXXJ. sub finem. Ὁ τ 
° Cap. XVII. Zumulium equestrem quxit clamor ab legiö- 
nibys additus. Etsi vulgätam additus spuriam non habeo , ma- 
lim tamen pro ea legi audizus, quöd,'quum sententiam 'aliqua- 
, tenug ancipitem reddere visum esset, facile in additus mutari poterat. 
τ΄ Ibid, Aique elepliantos iam etiam peditum aciem turbantes 
zweadunt, Sic pleriqug codices. habent. Alii, omisso iam, so- 
lum etiam exhibent, Alii contra, neglecto etiam, zam, tum, 
{am legunt. Vtut sit, Βορ certe contendg, non posse non hoc 
locgq significationem partieulae etiam retineri, quamquam ΝΟΣ. ipsa. 
pro parte saltem suspecta est. Scilicet hastati legionis undeci- 
mae invadunt, elephantos, qui, quum antea equitym aciem per» 
upissent, iam etiam pedites turbabant., Emendo: iam ei pedi- 
tum aciem turbanies.  , , u 
Cap. XL], De his rebus inierrogaii Macedones, "guuum 
perplexe responderent ipsi, ante responsum tulerunt etc, Hauc 
dubie eosruptum; .nec iuvant libri, .Fortasse ‚quum perplexe 
responderent ipsi, anceps responsum tulerunt. ἃ. Fr. Gronovits. 
- Doujatius vulgatum hac ratione tneri conatur, quasi perplexa 
illorum responsa pro responsis 'vere habenda non essent; sed 
Bomanos ad priorum Macedonum legatorum orationem certo et 
perspicuo respondisse, jdque proprie dicendunt responsum, Verum 
bis glandibus ipse -vescatur. Non tamen Gronovü cpniectura pla- 
cet, quia mox irisie, responsum vogatur, Vide igitur ; an cum 
Clarissimp Perizonig ad marginem Livii legendum sit, acre respon-'" 
'sum iulerunt. Drak. Tanta pertinacia Yiri Docti miserum hoc axzie 
tentaverunt, quum verum quo locus noster laborat vulnus pro 
furore, suo critico videre non possenf., Livjus videlicet, fategr 
insolenlins, per anastrophen partieula anteguam usus est, quod'a 
peitis haud raro factum videmus. Itaque aenigma solütum ha- 
bes. Corrige:. De his rebus interrogsati Macedones, 'quam per- 
plexi responderent ipsi, ante responsum tulerunt. Profecto nihil 
planius. Vide insuper Tibullum lib. 1, eleg. IT, 9 
| 4.80 me quam mittert we, 
| Dicitur ante omnes consuluisse deog. : 2 
Ibi guam emendatio Donsae est. - Ante eum wulgo guum 
: vel. cum legebatur. Ferdinandus Stoecker. 


Ueber Liv; UI, 86. ‘von Licktwr, ° ἡηξ 
Versuch 
᾿ einer un Ὥς 

neuen Erklärung 

der Stelle u 
iv. Il, 86. Quamguam haud.sane liber erat zeligione animss, 
vacundia tamen majestatis magistratuum tinioxem.vicit, πὸ ἐπ 
."  ora hominum pro ladibrio abizet. 


Diese Worte des grossen Geschichtsschreibers sind von den 
Anlegern sehr verschieden erklärt worden. Ich will hier nicht 
ἂς früheren Erklärungen einzeln anführen und widerlegen; son- 
tra sogleich eine, so viel ich weiss, bis jetzt noch nicht gegebene - 
Erklirang derselben versuchen ;'bei welcher sich das Hichtige und 
Fahche in den’ früheren Erklärungen von selbst dem Leser auf- 
dringen wird. ae Ἢ i 

‚ Was die ersten Worte betrifft‘: „‚guamguam 'haud'sane liber erat 
ipone animus,“ so haben diese keine Schwierigkeit, und ihr 
Son ist nach den Worten des vorhergehenden Satzes folgender: 


Miaies für seine Person glaubte wirklich, dass ihm Jupiter er— 


icienen sei, dass derselbe gesagt habe, dass im der Vortänzer 
der ice misefallen, dass, wenn dieselben nicht feierlich wie- 
würden, der Stadt Gefahr drohe , und dass ihm der Gott 
ΠΥ habe dieses den Consuln zu melden. Dieses alles hielt 
wahr, und man hätte demnach wohl erwärten können, 
Ian er die Sache anzeigen würde;' allein er that es nicht. Der 
Grud'xber, warum er es nicht that, Hegt in den folgenden Worten 
Uerer Stelle: ‚, veretundia tamen majestatis magistratuum timo— 
tn yieit;“ nämlich, obgleich Atinius das Erscheirfen und die 
en Japiters für wahr hielt, so war doch bei'ikm die „ve- 
cındia majestatis magistrafulm ““ noch grösser (vicit), als die 
Eorcht (timorem), welche ihm ‘das Erscheinen, die Reden und 
Drohungen .des Jupiter, welche er für wahr hielt (religie), ein- 
sten, und welche letztere nur durch seine Anzeige abgewendet 
erden konnten. Nach dieser Erklärung ist verecundia der Sub- 

| "apminativ des Satzes verecundia majestatis magistratuum ti- 
üten vicit, und dabei apıd eum za suppliren, welches sich 
von selbst versteht, und in ähnlichen Stellen auch manch- 

| nl dabei gefunden wird; ferner gehören die Worte verecundia 
‚ Majegtatis magistratuum Zusammen, und timor bleibt von vicit 
tert allein stehen, ohne das voranstehende der nachfolgenden 
®te van sich abhängig zu haben. Zur Rechtfertigung dieser Er- 
gen mögen folgende ähnliche Stellen dienen. Liv. V. 36. 

(m von'den Galliern die Rede a Erant, qui extemplo Ro- 
"an eundum censerent, Vicere.seniores, ut legati prius mitteren- 


, 


74 Ueber Liv. II, 86. von Lichtwer, 


sidır 
% 


tur etc. Id. XXV. 14. (wo von.den römischen Soldaten die Red, 
ist) Vicit tamen pmnia pertinax virtus et aliquot etc. Eben βι 
Tacit. hist. IV. 56. De reliquiis Vitelliani exercitus dubitavere. Ple 
rique interficiendes cengebaut, turbidos, infidos, senguine ducun 
pollutos. Vicit ratio parcendi, ne sublata spe veniae, pertinacia ac. 
cenderentur, Liv. XXIV.44. Verecutdia majestatis ejus (Consulis) 
dd. XAXIV, 2. Vereeundia singaläruni (matronarüm) hiagis maje- 
statis et.punlorie. Liv. I, 16.: Multi et varii timerea.. Jater cetera« 
eminebat terror. bewvilis, Id. 1. 89, Sod .externus.timor, maximun 
‚ concordiae vinculum, quamvis suspectos infensosque inter δὲ 
jungebat animds. Id, XXVI. 13. Primoribus, qui jam diu publi- 
is, consiliig;abarant, prapalam miyabantnr.,, ‚nisi, venigent in.Sena- 
dum, circa;dgmes; eorum ityfop. 96, ‚et, in publichum omnes vi ex- 
tracturog se, 18, imor frequentem senatum magisiratui praebuit 
dd. XLV.26. Tandem Theodoiys gquidam ,, nobilis et ipse adole- 
Acens, quam.major a ‚Romans. mens timerem ἃ, principibus sui 
‚vacısset, Quyae'‚vos rabies, inguif, Ant ee. ‚Eben so Plin. epist. 
N . 16, Quod tamen periculorum collatia elegit, et apud illum qui- 
dem ratio rationem, 105 tjmarem kimor ρος. _ 

. „Was nun die De ee se 116 betrifft, „ne in.ora 
hominum pro -lydibrio abiret,* so enthalten diese wiederum den 
Grund von dem, warum δρυΐ Atiniym die verecundia majestatis 
magisttatuum grässer gewesen βοΐ, als die Furcht (timor), welche 
jbm sein Glaube an, das Erscheinen und an die Drohungen des 
Jupiter (religie), .alao der timgor religionis eingeflösst hatten , und 
. das'Subjegt ven abiret jst dieser timor. religionis. ‚Der Sinn ist 
‚dieser: Wejl or (Atinius) fürehtete,. as wirkliche Erscheinen und 
‚die Drokpngen :des ‚Inpiter. (Humor ‚religionis) möchten von der 
‚Leuten fin, ρέμα blosse Täuschung, für eine Sache, die ihm ‚nur so 
‚yargekompen, gebalten werden (pro. Iudihrio abiret); ‚man möchte 

her seine, Axızeige yerachten und die,Spiele doch nicht wieder- 
‚holen, ‚zumal;.da ar ‚gin homo de plehe war. Liyius,gebraucht ne 
apch in vielen,agdern Stelleu aben ao, wie in dieser hier, yon de- 
nen ich μὲ ββηῖρα ‚anführen will. IL. 3, Ita, jam sua βρφηΐρ aegri 
animis, legatj [Δ ;regihys auperveniunt, sine mentione. redit 
'bona tantunm repetentes. gorum verba postquam in senatu audi 
unt, ;per aligupt. dies ea gansnltafio tenuit: ne non reddita, be 
sausa: raddita,, bejli materia et adjumentum esgent, Id. ΠῚ. 1 
Multi et varji timargs. inter ceteros emigebat terzor. servilis, ne su 
„nuique.demi hostis esaet. Id. VIII. 29. Et quamgyam noya res er 
taıen-taıta cura patres incessit, uf pariter susceptam neglec 
4,89 limerent; me, aut. imppnitas eorum lascivia. superbiaque, a 
‚bello poanas: expetitae metu propinquo afque ira, Concixent fi 
mps populos. Man,sche auch. die schon oben angeführte Ste 
‚aus Tacit. hist, IV. 56. — Dieses ne vor den angeführten Sätz 
‚erklärt man gewöhnlich dureh das vor denselben aus elassene 
-mere, oder reverari, welches in ähnlichen Stellen auc aft dave 


. Ueber Liv. H, 86. von Lichtwer, ᾿ > 


steht. Liv. XXV. 25. Maxcellus pesuit, eastra, timens, ne, si 
frequentia intresset loca, contineriab discursu miles avidus prae- 
dae non posset. Id. XXVII. 36. Acrius et intentius omnia gestaros, 
timentes, ne crescendi ex se inimico collegae;pötssias fieret. Ich 
glaube daher auch in nnasrer. Stelle ‚„,quia timebat‘“ (Atinius) sup- 
pliren zu müssen. 
Was endlich-die Worte ‚in-ora hominum pro ludibrio abiret“ 
betrifft, so hat der Gebrauch der Bedeutung des pro in dieser 
Stelle bei Livius keine Schwierigkeit, -eben so wenig auch abiret; 
Indibrium aber gebraucht unser Schriftsteller theils allein, öfters 
aber in Verbindung mit oculorum et aurium von Sachen, die nur 
den Schein von etwas haben‘, einem nur so vorkommen, in der 
Wirklichkeit äber sich nicht'so verhalten. ‘So sagt er XXV. 36. 
Indibriuin vor'einem Welle, den er kurs vorher imaginem tantum 
vali genannt hatte. Die Worte sind folgende: Punici exercitus 
postquam’ advenere, in tunmulum quidem perfacile agmen erexere, 
munitionis ‘vero facies nova primo eos velut miraculo quodam te- 
neit, quum'’duces umdique veciferarentur, quid starent? et non 
fudibrium illud, vix fenninis puetisve satis validum , distraherent 
diriperentque? Eben so XXIV. 44. Et alia Iudibria oculorum au- 
flumgue credita pro verie, ‘nevium longarum species in flumire 
Tarracina, quae nullae'erant;,'arma conerepuisse: et flumen Ami- 
terni cruentum fluxisse.e Und dass diese Erklärung der "Worte 
„nein ora hominum pro ludibrie wbiret “ die richtige sei, scheint 
mit auch'durch folgende, in dem’ Capitel unserer Stelle noch vor- 
konnnenden Worte bestätigt zu werden, ‚,Fessüs igitar  malis 


᾿ eritt ᾿ > ee 'consikto proptnquorum adhibito quum 
ἶσα atque au 9 


εἴ observatum‘ tolles somno Jovem minas iras- 
"que caelestes, repräesentates casılus 'suis exposuisset, consensu 
ide Aaud 'UHubio unmium, 481' adlerant, 'etc. Denn durch alles 
dieses will''er-seinen Freunden beweisen, dass die Brseheinung und. 
die Drohtiken ’des Jupiter keine Sache, die ihm nur so vorgekom- 
men (ludibrium), sondern wirklieh-statt gefunden habe (religio), 
und folglich auch timor vorbanden, wenn den Befehlen des Jupiter 
nicht nachgekommen werde. - ' 


Dass diese Erklärung der ganzen Stelle wenigstens dem Geiste 
unseres Autors. angemessen sei, dafür spricht auch eine ähnliche 
Stelle bei einem ähnlichen Vorfalle. V, 32. Eodem anno M. Cae- 
ditius de plebe nuntiavit tribunis, se in nova via, ubi nunc sacel- 
Jam est, supra 'acklem' Vestae, vocem Hettis silentio audisse clario- 
zen humana, quae magistratibus diei juberet Gallos adventare, 
#M, ut fit, propter auctoris :humalitatem spretum, et quod lon- 
YWingua, eogue ignotior, gens erat, 
: “Usbrigens erzählen Cicero, de divinatione I. 26. und Lactan- 
Kus, de origine erroris 11. 7. dieselbe Geschichte; jedoch weicht 
asterer in, Ansehung der Zeit, in der sie sich zugetragen ‚haben 


— 


“ 


48 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. 


soll, von Lirius ab; und üder den Grund des Verschweigens sagt 
Cicero „illum 'non esse ausum,“' und Lactantias „eum haec 
meglexisse. = | ae : 
Weida, bei Gera. ἌΝ “= 

= on ὶ Adolph Magnus Lichtwer, 


.. ‘ .. 


4 
.r 


Π [U U 
« 2 a . * = Ρ τ 
: dı ᾿ 


‘ Bemerkungen zu einigen Stellen des’ Isocrates. 
: 2 x : a : 2 : or 
5 Bei Vergleichung meiner Isocratischen Ärbeit mit Leistungen 

‚ähnlicher Art wurde ich zwer..ao mpthlog nicht,: dassich alle Ge- 


danken δὴ die Fortsetzung‘ ‚derse/hen- ablegte;:, doch konnte: ich 
mir’s nicht verhehlen, diese müsse auf einige Zeit noch.verschoben 


werden, wenn meine Bemühung Beifall bei gelehrteg Männern 
erlangen sollte.- Das Studium des Isocrates wurde von mir schan 


seit mehrern Jahren betrieben; weil aber die für litterarische Be- 


schäftigung gestattete Zeit mieistens zu beschränkt war, und well 


meine Lage nicht erlaubte, den hierzu nmötbigen Apparatus von 


„Büchern mir zu verschaffen, so.konnten meine Studien fast auch 
nur diesem Schriftsteller zugewendet seyn. Welch nachtheiligen 
Einfluss dieser Umstaid auf. schriftetellerische Versuche ausübte, 
leuchtet ein, Aus Mangel ar umfassender Kenntniss. der Griechi- 
schen Sprache musste natürlich manche einseitige Bemerkung, 
und was noch schlimmer,  voxeilige Conjectureg, zum Vorschein 
kommen, . Diese Einsicht, die mir um so empfllicher war, je 
weniger ich.mir hinsichtlich:des Fleisses vorzuwerfen hatte, ‚wurde 
jedoch auf der andern Seite ein:Sporn. für mich, ga auch die 
Verhältnisse ein wenig besser sich gestaltet hatten, mit verdop- 
pelter Kraftanstrengung auf dem. weit ausgedehnten. Felde des 


Griechischen Sprachstudiums fortzuarbeiten, und wo möglich 


meine Ueherelung bei dem gelehrten Publikum wieder gut zu 
machen. Letzteres war ich zu erreichen bestrebt durch, nach- 
folgende Bemerkungen, zu deren öffentlichen Mittheilung ich 
‘ mich zugleich veranlasst fühlte durch die von mehrern ausgezeich- 
'neten Gelehrteg an mich ergangerie sehr schmeichelhafte Bitte, 
das Angefangene nicht zu 'unterlassen. Ke 

Oratio ad Demonicum p. 1, 8: "Hyovusvog οὖν πρέπειν τοὺς 
δόξης ὀρεγομένους καὶ παιδείαρ ἀντιποιουμένονς τῶν σπουδαίων, 
ἀλλὰ μὴ τῶν φαύλων εἶναι μιμητὰς, ἀπέσταλκά σοι τύνδε τὸν λό- 
γον δῶρον, τεκμήριον μὲν τῆς πρὸς ἡμᾶς δὐνοίας, σημεῖον δὲ τῆς 
πρὸς “Ιππόνικον ρυνηϑείας. ; 

Diese Stelle hatte ich wohl nicht gehörig gefasst, als ich in 
meiner Ausgabe vorliegender Rede der Lesart εὐνοίας nur darum 
den Vorzug gab vor φιλίας, weil dieses Wort gleich wieder vor- 


- 


‘ 


Von J. Strange 7 


komme, Ἐς würde jedoch mir ein solchus Urtkeil vielleicht nicht 
entfallen seyn, wenm ich damals entweder die Ausgabe von Coray 
vor mir gehabt, oder wenn Bekker an dieser Stelle die Varianten 
so gegeben hälte, wie es sich gebührte. Mh meine nämlich, die 
Lesart πρὸς ὑμᾶς φιλίας babe einen und denselben Verfasser, und 
ὑμᾶς dürfe daher neben φιλέας nicht übergangen werden, wie 
dieses von Bekker geschehen. Indessen biu ich weit davon ent. 
ferst, dieser von Coray in dem Text genommenen Lesart das Wort 
zu reden; vielmehr halte ich jene für die einzig wahre. Denn 
beziehen wir ὑμῶς auf Vater und Sohn; so werden die Worte: 
Φημεῖον δὲ τῆς πρὸς ᾿Ιππόνιχον συνηθείας, müssig und lästig; 
oder wollte einer mit Coray behaupten, der Schriftsteller habe 
hier, wie Epist. ad Antipatr. p. 895, 16, ὑμᾶς gleichbedeutend 
mit σὲ gebraucht, so bestand doch gewiss kein Verhältniss zwi. 
schen Isocrates und Demonicus, was man eigentlich φιλέα nennen 
könnte; abgesehen davon, dass in beiden Auslegungen gänzlich 
ihre Beziehung verlieren die folgenden Worte: πρέπει γὰρ τοὺς 
weidag ὥςπερ τῆς οὐσίας, οὕτῳ καὶ τῆς φιλίας τῆς πατρικῆς κλη- 
covopsiv. Wir nehmen also das’ πρὸς ἡμᾶς εὐνοίας für das Ur- 
sprüngliche, beziehen das Prongmen auf den Redner selbst, und 
finden irn den Worten: πουμήριον μὲν τῆς πρὸς ἡμᾶς εὐνοίας, σή» 
μεῖον δὲ τῆς πρὸς ᾿Ιππόνικον συνηϑείας, einen zweiten Grund ent- 
halten, warum er diese Rede schrieb, Einestheils will nämlich 
Isocrates dem Demonicus zeigen, welche Wege derjenige einzu- 
schlagen habe, der nach Bildung und Ruhm ringe; anderntheils 
soll. diese Rede einen Beweis abgeben, wie theuer ibm sey das 
früher mit Hipponicus bestaudene Freundschaftsverbältniss, und 
wie sehr es ihn freue zu sehen, dass auch der Sohn eine so wohl- 
wollende Gesinnung gegen ibg augenommen habe. Denn die Kin- 
der, fährt der Schriftsteller fort ,. müssen nicht nur das väterliche 
Vermögen, sondern auch die Freundschaft der Väter zu erhalten 
suchen. — Dase die Worte πρέπει γὰρ — κληρονομεῖν nur auf 
sexungsov μὲν — εὐνοίας Bezug haben, bedarf kaum der Erin- 
swerung; vergleiche Panath. p. 205, 12 —15 und daselbst Coray 
p. 233, 21. Auch ist das nichts Auffallendes, wenn von Einer 
Person der Plural des Pronomens gebraucht ist; denn diese Εἰ». 
genheit ist dem Isocrates mit fast jeder Gattung von Schriftstellern 
gemein. Daher hier nyr das Bedeutendste. Nicocl. p. 81, 17: 
τὴν εὕνοιαν τὴν πρὸς ἡμᾶς ἐν τοῖς ἔργοις ἐνδείκνυσθε μᾶλλον 
ἢ [ἐν] τοῖς λόγοις. Panath, p. 208, 10: ἣν ἔχουσί τινες τῶν 
πεπλησιακύότων μοι καὶ πανταχῇ τεϑεωρηκότων ἡμᾶς. (Οἱ 

Permut. p. 831, 85: πολλὰς ἐλπίδας ἔχω τότε wos τοῦ Ploo 


᾿'φὴν τελευτὴν ἥξειν, ὅταν μέλλῃ συνοίσειν ἡμῖν, welche Stelle 


den Abschreibern wieder anstössig war, so dass sie statt 
ἡμῖν ein sinnlöses ὑμῖν einsetzten. So wie aber hier der - 
Schriftsteller den Plural ἡμῖν neben no} sich &rlaubt hat, so fin- 
den wir auf ähnliche Weise nicht selten den Plural neben dem Sin- 


ν 


4 


." 


τς Ἱ x Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. 


) 


gular des Zeitwortes, Epist. ad’ Diostys. p. 886, HM: world; ἐλπίς 


dns ἔχω φανήσεσθαε λέγοντας ἡμᾶς τι τῶν δεόντων. Epist. ad 


Antipatr. p. 395, 171 zb μὴ ϑαυμάσῃς μήτ᾽ εἰ μαυροεέψαν yiyga- 


ga τὴν ἐπιστολὴν. uf εἴ τε περιεόγότερον καὶ woesßurikairegon 
ἐϊρήκαμεν ἐν αὐτῇ. Philipp. Ρ..78,.19: οὐδὲ γὼρ ταῖς περὶ τὴν 
λέξιν εὐρυϑμίαις καὶ ποικιλίαις κεπμοσμήκαμέν αὐτὸν, abe αὐτός τὲ 
νεώτερος ὧν ἐχρώμην. Panath. p. 228, 11: ἐκεῖνα μὲν οὖν ἔασο- 
μεν, ἐπειδὴ πρὸς τὸ παρὸν αὐτοῖς κατεχρησάμην. Panatk. Ρ 211, 
᾿ ΒΥ: ὕστερον ἐροῦμεν, νῦν δὲ ποιήσομαι περὺ ἐκείνων τοὺς Aoyovg. 
Or. de Permut. p. 806, 26: τῆς μὲν οὖν ἐπιϑυμίας οἶδ᾽ ὅτό πολὺ 
καταδεέστερον ἐροῦμεν" ὅμως δ᾽ ὅπως ἂν δύνωμαι πειράσομαι 


διελϑεῖν. Hergestellt ist jetzt diese Eigenheit: im'Philipp. p. 83, - 


. 21: τότε συμβουλεύσομεν ὡς χϑὴ πολεμεῖν ἀρὸς τοῦς βάρβαρουον 
ὅταν ἴδωμεν αὐτὰς ὁμονοούσας.. πρὸς σὲ δὲ νῦν' ποιήσομαι τοὺς 
“λόγους. Ebenso auch Panath. p. 210, 27: αὖϑις ἐροῦμεν, ἢν μή 
ks προανέλῃ τὸ γῆρας, ἢ περὶ σπουδανοτέρων. πραγμάτων ἔχω τε 
λέγειν. Panath. p. 241, 1: περὶ μὲν οὖν τοῖν δυοῖν πολέμοιν ἐν 
τοῖς ἔμπροσϑεν ἱκανῶς εἰρήκαμεν, περὶ δὲ τοῦ τρίτου ποιήσομαι 
᾿ φρὺς λόγους. Hiernach wäre zu vertheidigen die Vulgata im Phi- 
. lipp. p- 87, 26: νῦν δὲ φοβοῦμαι μή τιγες ἐπετιμήσωσιν ἡμῖν, εἶ 
μηδὲν πώποτε μεταχειρισάμενοι τῶν στρατηγικῶν σοι τολμῶμεν πα- 
᾿γαινεῖν. Doch verdient meines Erachtens die Urbinische Lesart: 


μεταχειρισάμενος τῶν στρατηγικῶν νῦν τολμῴην vol παραινεῖν, bei ᾿ 


weitem den Vorzug. ᾿ 


‘ Ζδια, p. 1, 18: 9006 μὲν οὖν πρὸς τοὺς ἑαυτῶν φίλους τοὺς 
“τροτρεπτικοὺς λόγους συγγράφουσι, παλὸν μὲν ἔργον ἐπιχειῤοῦσιν, 
VÖ μὴν περί γε τὸ κράτιστον τῆς φιλοσοφίας διατρίβουσιν. ᾿᾿ 

Nach ἐπιχειροῦσιν fügte hier Coray aus einer Handschrift bei 
Auger den Infinitiv πονεῖν hinzu, weil ihm selbiger nothwendig 
schien εἷς ἀπαρτισμὸν τοῦ λόγου. Auf gleiche Weise urtheilt Bai- 
ter bei den Varianten, welche: derselbe uns neulich aus einer 
- Schafhausener Handschrift in der sehätzbaren Ausgabe des Pane- 
gyricus mitgetheilt hat. Wäre mir. dieser Zusatz bekannt gewesen 


Zur Zeit, als ich vorliegende Rede herausgab, so würde derselbe 


einer Anzeige gewürdigt worden seyn, Aufnahme hätte er nicht 
“gefunden, nicht sowohl, weil alle andern Handschriften keine 


Spur davon enthalten, sondern vielmehr, weil mir dieser Beisate 
als völlig unzulässig erscheint, da Isocrates, so oft.er auch dieser 
Wortverbindung sich bedient, nie ποιεῖν hinzufügt, sondern: ὅπι-- | 


ἰχειρεῖν jedesmal allein setzt. Es könnte dies ποιεῖν nur dann Statt 
haben, wenn es den Begriff eines vorhergehenden Zeitwortes vei- 
träte in der Art, wie Panath. p. 216, 5: ἐγὼ δὲ πρὸς ἅπαντα μὲν 
τὰ δριαίως ἂν ῥηθέννα κατὰ τῆς 'πόλεως οὔτ᾽ ἂν δυναίμην avre- 
. ρεῖν. οὔτ᾽ ἂν ἐπιχειρήσφιμι τοῦτο ποιεῖν. Da aber solches an un- 


serer Stelle nicht der ΕΔ]] ist, so können wir ποιδὲν nur als Ein- 


fall eines Abschreibers betrachten, dem.der Accusaliv ἔργον an- 


\ ν΄ 


. Von 1, Strange. 9 


stösig war; für welche Construction er kein anderes Beispiel bei 
Isocrates vorfand, die aber letzterer sich aus dem Grunde er- 
hubte, weil ihm der Dativus einen Hiatus würde verursacht haben. 


Ibid. ρ. ὃ, 82: ἀλλὰ τὸ μὲν ἀκριβὲς αὐτῶν ἐν ἑτέροις καιροῖς 
ἑηϊώσυμεν, δεῖγμα δὲ τῆς ᾿Ιππονίχου φύσεως νῦν ἐξενηνόχαμεν, 
πρὸς ὃ δεῖ ζῆν σὲ ὥςπὲρ πρὸς παράδειγμα: | A 

Unter - denjenigen, ‘welche die Aechtheit unserer Rede in 


6] zogen, hat wohl keiner aich ernste Mühe gegeben, seine 


Meinung mit gehörigen Beweisen zu unterstützen. Man stiess auf 
emige Sonderdarkeiten, und das war hinreichend, sich zu einen 
ibereilten Urtheile bestimmen zu lassen. Auch die sogar, welche, 
im Besitze trefflicher Kenntnisse, die in dieser Rede vorkommen- 
den Schwierigkeiten ohne sonderliche Arbeit hätten lösen können, 
iessen sich von Harpocration blenden. Wie aber auf jeder Seite 
it Denkweise und Figung der Sätze die Isocratische Manier dem 
mit des Schriftstellers Sprache vertrauten Leser sich kund giebt, 
wit dieselbe‘ auch in dieser Stelle nicht σὰ verkennen. Epist. 


 dTinorh. p.401, 16: νῦν δὲ σοὶ μὲν αὖϑις συμβουλεύσομεν, ἐὰν 
ΒΜ κωλύσῃ μὲ τὸ γῆρας, ἂν δὲ τὰ παρόντι πεῤὶ τῶν ἰδίων δηλώσο- 


μὲν, Gewöhnlich hier κωλύῃ. Jenes bestätiget sich durch die 


Selle Panath. p. 210, 27: περὶ μὲν οὖν τῶν ποιητῶν αὖϑις ἐροῦ-- 
ΒΥ, ἣν μή μὲ προανέλῃ τὸ γῆρας. Ἐσδροτ. p. 174, 94: περὶ μὲν 


ὃν Κύνωνος ἄλλος ἡμῖν ἔσταί λόγος. Areopag. p. 138, 86: περὶ 


-Ὧῇ “hr . ‘ or: a “a 
ἐν οὖν τούτων καὶ πρότερον εἰρήκαμεν, καὶ πάλιν ἐροῦμεν, ἣν μ 


πείσωμεν ὑμᾶς. ήθοτηι Schriftsteller. hatte’ vor Augen Julian. 


Laud. Constant. p. 20 A.: ἀλλ᾽ ὑπὲρ μὲν τούτων καὶ αὖϑις ξξέσται 


ιὰ μακροτέρων δηλῶσαι. Ändere wesentlichere Nachahmurigen 
üitses Schriftstellers hat schon Wyttenbach angezeigt. Eine aber 
vollen wir noch bemerken, um zugleich das von Dindorf auf den 
Wiäk der Urbinischen Handschrift in Klammern geschlossene συμ- 
φέροντα p. 8, 20 sicher zu stellen: "Aoxss τῶν περὶ τὸ σῶμα" 
Yavaoloy μὴ τὰ πρὸς ἡ μην, ἀλλὰ τὰ πρὸς τὴν ὑγιείαν συμ- 
γέροντά, Julian. p. 10 D.: τῆς μὲν φῦν ἐπιμελείὰς τῆς περὶ τὴν 
Tv οὐ τὸ πρὸς τὰς ἐπιδείξεις ἁρμόξον ἤσκησας. — Die letzte 
älfte unserer Stelle giebt uns Veranlassung, über zwei andere 
Steflen des Isocrates zu sprechen, Was Wort παράδειγμα hat be- 
Käuntljich die zwiefach& Bedeütung "von Beispiel, Muster oder 
Richtgihrlur. ° Areopag. p. 120, 28: καὶ τούτων ἐνεγκεῖν ἔχω πα- 
ῥεδείγματα πλεῖστα μὲν ἔκ τῶν ἰδιωτικῶν πραγμάτων. Die zweite 
δρἀδῃ!πηρ΄ liegt in unserer Stelle, αὐ wiederum .Or. contra So- . 
Phist, p. 259, 16: ϑαυμάξω δ᾽ ὅταν ἴδω τούτους μαϑητῶν ἀξιου-- 
βένους, οὗ ποιητικοῦ πράγματος τεταγμένην τέχνην παράδειγμα φέ- 
βοντες λελήϑασι ὀφᾶς αὐτούς κι τ. A. Dass die Erklärung, die Co- 
ΠΥ von diesen Worten giebt, verfehlt sey, hat schon Pauly in 
“inen gehaltvollen Quaest. Isocrat. p. 17 bemerkt, so wie dieser 
auch den Ausdruck ποιητικοῦ πράγματος richtig aufgefasst hat. 


Θ80 | Bemerkungen zu einigen.Stellen_des Isocratea. 


‚ Aber ich- sehe durchaus keinen Grund, warum dieser Genitiv so 

'insolent von παράδειγμα regiert werden müsse, der doch gewiss 
zunächst von τεταγμένην τέχνην abhängt. Wir verdeutlichen den 
Sinn der Stelle durch Uebersetzung: under nimmt es mich, 
wenn ich.sehe, dass solche Leute Schüler bekommen, die über ein 
freies, geistiges Schaffen ein Lehrgebüude aufstellen als Richt- 
schnur, woran sich der angehende Redner zu halten habe. Denn 
eine solche Anleitung kann allenfalls nur bei schriftlichen Uebun- 
‚gen Statt haben, weil da alles fest steht, und jegliches nachgpe- 
stimmten Regeln vorgenommen wird. Dagegen jenes schaffende 
Vermögen sich nicht in der Schule erwerben lässt,‘ Ich glaube den 
Ausdruck τεταγμένην τέχνην nicht unrichtig mit Lehrgebäude wie- 
dergegeben zu haben; man sehe,.auch die ganz hierhin gehörige 
Stelle Or. de Permut. p. 807, 18. — Bekannt ist ferner auch die 
Bedeutung von.deiyua. Or. de Permut. p. 284, 3: ὥςπερ δὲ τῶν 
καρπῶν ἐξενεγκεῖν ἑκάστου -δεῖγμα πειράσομαι. Or. de Pace p. 15%, 
82: ὥρτ᾽ εἴ τις σκρπεῖσϑαε βούλοιτο περὶ τῶν ἄλλων, ὥςπερ προὺ 
δεῖγμα τοῦτ᾽ ἀναφέρων, φανεῖμεν ἂν μικροῦ δεῖν ἀντηλλαγμένοι. 
Die Vulgata παράδειγμα, die Leloup wieder in den Text genom- 
men hat, obne ein Wort von der Urbinischen Lesart zu melden. 
Diese verwirft nach Bekker und Dindorf auch Bremi, und be- 
merkt: δεῖγμα enim est specimen, quod mercatores exponunf. 
Allein durch diese Anmerkung ist die Stelle keineswegs aufgeklärt. 
‘So viel ich sehe, verbinden die Uebersetzer das Pronomen τοῦτο 
. mit δεῖγμα; was mir aber verwerflich scheint. Denn der Schrift- 
steller würde dann. gesagt haben: πρὸς τὸ δεῖγμα τοῦτο, oder 
ϑτρὸς τοῦτο' τὸ δεῖγμα. Ferner würde in diesem Falle die Con- 
Junction ὥσπερ ohne alle Bedeutung da stehen. Nach meiner An- 
sicht bezieht sich das Pronomen vielmehr auf das vorher Erzählte, 
' und vor demselben ergänze man in Gedanken πρὸς, in dieser 
Weise: πρὸς τοῦτο ὥςπερ πρὸς δεῖγμα ἀναφέρων. Plat. Protag. 
Ῥ. 887 E.: ἐγὼ μὲν οὖν καὶ δέομαι καὶ συμβουλεύω, ὦ Πρωταγόρα 
τε καὶ Σώχρατες, συμβῆναι ὑμᾶς ὥςπερ ὑπὸ διαίτητῶν ἡμῶν παι 
βιβαξόντων εἰς τὸ μέσον. Julian. Laud. Constant. p. 8 B.: wgmeQ 
ἐξαὐχμοῦ τῆς ἀπληστίας τοῦ δυναστεύσαντος πολλῆς ἀπορίας χρῆν 
μάτων οὔσης. Demosth. I contra Aristogit. p. 199, 80: καὶ μῆ 
με ὑπολάβητε, ὦ ἄνδρες ᾿Αϑηναῖοι, ὡς πρὸς ὀφείλοντας ὑμᾶς τῷ 
δημοσίῳ διαλέγεσϑαι. ΟΥ1 adv. Onetor, p. 248, 86: ὡς as, 
ὀφείλοντος ἂν αὑτοῦ μάρτυρας ὑπελείπετο. Thucyd. I, 84: ἀεὶ δὲ 
ὡς πρὸς εὖ βουλευομένους τοὺς ἐναντίους ἔργῳ παρασκευαξομεϑα: 
Plutarch, de Liber. Educat. XIV, 14: ὡς γὰρ ἐν συμποσίῳ μεγαλῳ 
τῷ ϑεάτρῳ σκώπτομαι. Mehrere Beispiele dıeser bei Vergleichun- 
gen der Art den Griechen fast zur Regel gewordenen Ellipse geben! 
Schaefer ad Julian. p. XIX, Stallbaum ad Plat. Euthyphr. Ρ. % 
Bestätigt wird diese Auslegung aber auch durch Epist. ad Mytilen. 
Mag. p. 403, 14: ἅπαντες. γὰρ ὥρπερ δείγματι τοῖς τοιούτοις χρῶ 
μενοι», καὶ τοὺς ἄλλους τοὺς συμπολιτευομένους ὁμοίους εἶναι! 


Vo 2. Strange: 8 


τούτοις νομίζουσιν. Die gleichfalls verkannte intransitive Bedeu- 
tung des Zeitwortes ἀναφέρειν haben schon Andere anderswo er- 
wiesen ; daher ich mich begnüge mit der Stelle Plataic. p.263, 80: 
ϑαυμάξω δὲ πρὸς τί τῶν γεγενημένων ἀναφέροντες καὶ πῶς ποτὲ 
τὸ, δίκαιον κρίνοντες ταῦτα φήφουσι προρτάττειν ἡμῖν. Wie jetzt . 
richtig gelesen wjrd für ἀφορῶντες. 


Ibid. p. 4, 1: ἅπαντα δόκει ποιεῖν ὡς μηδένα λήσων᾽ καὶ γὰρ 
ἂν παραυτίκα κρύψῃς, ὕστερον ὀφϑήσει. 

Zu diesen Worten macht Bernhard folgende Anmerkung: Bei 
κρύψῃς vermisst man die Objectsbezeichnung, welche entweder 
σεαυτόν oder τὰ πεποιημένα seyn kann. Für das Erstere 
spricht ὀφϑήσει. Ersteres wäre für diese Stelle eine lächer- 
liche Ergänzung; letzteres ist besaer, aber man begnüge sich mit 
dem einfachen Wörtchen etwas oder es, und übersetze: Denn’ 
wenn dw es auch im Augenblicke verborgen hast, so wird man 


doch nachher sehen, dass du es thatest, Ein solches Verschwei- 


gen des Objects macht dem fleissigen Beobachter wenig Schwierig- 
keit. Paneg. p. 54, 15: μέγιστον δὲ τῶν πακῶν, ὅταν ὑπὲρ 


, αὐτῆς τῆς δουλείας ἀναγκάζωνται συστρατεύεσϑαὶ, καὶ πολεμεῖν 


τοῖς ἐλευϑεροῦν ἀξιοῦσι, mit denen die sie befreien wollen. Or. 
de Pace p. 139, 18: τοῖς μὲν ἐκφέρουσιν eig τοὺς ἄλλους "Elln- 


τ ψας τὰ τῆς πόλεως ἁμαρτήματα τοσαύτην ἔχετε χάριν ὅσην οὐδὲ 


τοῖς εὖ ποιοῦσι, denen die euch Wohlthaten erzeigen. Xe- 
noph. Memor. I, 2, 7. Doch widerfährt zuweilen auch gelehr- 
ten Männern etwas Menschliches. Philipp. p. 90,.17: χρὴ δὲ 
τοὺς μείξονος δόξης τῶν ἄλλων ἐπιϑυμοῦντας περιβαάλλεσϑαι μὲν 
τῇ διανοίᾳ τὰς πράξεις δυνατὰς μὲν, εὐχῇ δ᾽ ὁμοίας, ἐξξεργάζε- 
σϑαε δὲ ἕητεῖν αὐτὰς ὕπως ἂν οἵ καιροὶ παραδιδώσιν. Coray 
übersetzt die letzten Worte dieser Stelle also: wie die Zeiten es 
gestatten, συγχωρῶσιν; oder: wie die Zeiten sich darbieten,,. Ev- 
διδῶσιν mit verstandenem £uvrovg. Gegen den Sinn an und für 
sich kann man nichts einwenden; dieser vertrüge sich recht gut 
mit dem Zusammenhange. Auch will ich nicht bestreiten, dass 
Verbum in einer solchen Bedeutung‘ vorkomme; denn so 
weit verbreitet sich meine Belesenheit nicht, dass ich hierüber 
urtheilen könnte. Aber zu jener künstlichen Auslegung brauchen 
wir nicht unsere Zuflucht zu nehmen, wir bleiben stehen bei der 
Bedeutung, die παραδιδόναι bei Isocrates auch sonst hat, und 
ergänzen das vorausgegangene αὐτὰς also: ὅπως ἂν αὐτὰς ob 
παιροὶ παραδιδῶσιν, wie die Zeiten sie ihnen an die Hand geben, 
derbieten. Platon. Gorg. p. 523 A.: διενείμαντο τὴν ἀρχὴν ὃ 
Ζεὺς καὶ ὃ Ποσειδῶν καὶ ὁ Πλούτων, ἐπειδὴ παρὰ τοῦ πατρὸς 
παρέλαβον. Menex. p. 989 D.: δεῖ δὴ αὐτὴν ἰδεῖν, εἰ μέλλες τις. 
καλῶς ἐπαιμεῖν, τροπὴν einer sie gehörig loben will. Xenoph, 
Memor. ΠῚ, 11, 13: ὁρᾷς γὰρ ὅτι καὶ τῶν βρωμάτων τὰ ἥδιστα, 
ἐὰν μέν τις προςφέρῃ Χρὶν ἐπιϑυμεῖν, ἀηδῆ φαίνεται. Demosth. 
Archiv. Ῥιμίοῖ. τι, Pädag. Bd.IL. Hf.l. Ὁ 6 


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ὍΝ " 
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55. Bemerkungen zu einigen Stellin des Isocrates. . 


de Symmor. p. 140, 17: ὥςτε πολλῶν ἂν χρημάτων, εἰ ἔχοιεν 

δοῦναι, πρίασϑαι γενέσϑαι τινὰ αὐτοῖς καιρόν. Häufig wird 

auch per attractionem das Object des abhängigen Satzes zum Sub- 

ject oder Object des regierenden gemacht. Platon. Gorg. p.523D.: 

.’ τοῦτο μὲν οὖν καὶ δὴ εἴρηται τῷ Προμηϑεῖ ὅπως dv παύσῃ dü- 
“τῶν, Wo αὐτῶν 80 von τοῦτο regiert wird, als wäre Jetzteres. 

das Object zu παύσῃ. Nicocl. p. 22,17: εἰ προεπιδείξαιμε πρῶ- 

τον μὲν τὴν πολιτείαν τὴν παροῦσαν ὡς ἄξιόν ἐστὶν ἀγαπᾶν. 

᾿ Demosth. de Fals, Legat. p. 819, 10: τὸν γὰρ “᾿Ηγήσιππον ὁρᾶτε 

καὶ ταὺς μετ᾽ αὐτοῦ πρέσβεις ὅπως ἐδέξατο. Or. contra Απατοῖ, 

p. 71, 9: καίτοι .γ8 εἴ τις ἔροιτο αὐτὸν τὰς εἰςφορὰς πότερον τὰ 
 φκτήματα ἢ τὰ σώματα ὀφείλει. Οτ. ΠΠ contra Aphob. p. 226,27: 
δείξατε γὰρ ταύτην τὴν οὐσίαν, — ποῦ παρέδοτέ μοι. Or. pro 
Phormion. p. 801, 88: καὶ μὴν οὐδὲ τὰς ἐπιγενομένας μισϑαΐσεις 

ὡς οὐκ ἀπείληφεν ἔστ᾽ εἰπεῖν αὐτῶ. Oder das Öbject bleibt aus 

. einem vorhergehenden Genitiv zu ergänzen. Antisthenes Odyss. 

τὶ p. 667, 14: οὐ τοῦ νεκροῦ τοῖς Τρωσὶν ἀλλὰ τῶν ὕπλων ἔμελεν 
κι ΠΣ ὅπως AdBossv. Demosth. de Fals. Legat. p. 274, 90; εἶ γὰρ 6 
᾿, τῆς εἰρήνης χρήματ᾽ ἀναλώσας ὥςτε τυχεῖν, wegen des Friedens — 
damit er denselben erlange. Lycurg. contraLeocrat. $ 90 Ρ. 2207 
οὐ γὰρ τοῦ πράγματός: ἔστι σημεῖον, ὡς οὐ πεποιήκασιν. Hier 
bringen wir nochmal in Erinnerung die Stelle Paneg. p. 60, 13:. 
διὸ καὶ τοὺς ἥωνας ἄξιον ἐπαινεῖν, ὅτε τῶν ἐμπρησϑέντων ἵερῶν 
ἐπησάσαντο εἴ τινες κινήσειαν, wo Dindorf in seiner erneuerten. 
Ausgabe jener Rede es für gut fand, auf Valckenaers Anrathen εὖ 
τί τινὸς zu schreiben. — Einen zweiten Fehlgriff. beging in obi- 
ger Stelle Coray hinsichtlich des Zeitwortes περιβαάλλεσϑαι. Er. 
vermuthet dafür προβάλλεσϑαι, sich vorsetzen; welches Wort auch 
der Italienische Uebersetzer vorgefunden haben müsse, da er ver-" 
‘dollmetsche: proporsi nell’ anımo, Uebersetzungen, mögen sid 
, auch noch so alt seyn, sind gewöhnlich unzuverlässige Autoritä- | 
μεν, ten, da die alten Uckersetzer bei schwierigen Stellen ebenso ver- 
fuhren, wie neuere, Neue Lesarten aus ihnen zu constituiren, 
muss daher als ein sehr gefährliches Unternehmen erscheinen 
‘ „Achten wir nun jetzt auf den Gebrauch des Verbi περιβάλλεσθαι, 

so findet es sich häufig it der Bedeutung: sich etwas aneig 

anschaffen, κτᾶσϑαι, mit welchem es von andern Schriftstellern 
einigemal verbunden wird. Paneg. p. 87, 32; p. 65, 33: zog 

μείζους μὲν τὰς δυναστείας 7 κατ᾽ ἀνθρώπους περιβεβλημένοις. 
Philipp. p. 80, 14: τηλικαύτην δὲ δύναμιν περιεβάλετο. Hieraus 
entwickelte sich die Bedeutung: sich etwas anzueignen suchen, 

nach etwas trachten. Or. ad Nicocl. 15, 12: μεγαλόφρονας vo- 

μιξζε μὴ τοὺς μείξω περιβαλλομένους ὧν οἷοί τ᾽ εἰσὶ κατασχεῖν, 

ἀλλὰ τοὺς καλῶν μὲν ἐφιεμένους, ἐξεργάξεσθϑαι δὲ δυναμένσυξ᾽ 

οἷς ἂν ἐπιχειρῶσιν. Für hochsinnig halte nicht diejenigen, welche 

| nuch Grösserem trachten, als sie durchzusetzen im Stande sind, 
z sondern die, welche nach Schönem streben, und das auszuführen | 


| 


Von J, Strange. 88 .. 


ra was sie unternehmen. Plutarch. Vit. Alcibiad, 17: 
καὶ Πελοπόννησον ἤδη περιεβάλλετο. Vergleiche Wyt- 
tabich, hd Julian. p. 176. | 


- Bid. p 5, 7: Ogxov ἐπακτὸν προρδέχου διὰ δύο προφάσεις, 
Hey αἰτίας αἰσχρᾶς ἀπολύων, ἡ φίλους ἐκ μεγάλων κεν 
key διασώζων. Me: 

‘ Ben Ausdruck 60x09 ἐπακτὸν erklärt Harpocration folgender 
Ware: ὃν αὐτός τις ἑκὼν αὐτῷ ἐπάγεται, τουτέστιν αἰρεῖται. 
Istweder hat derselbe den Zusammenhang nachlässig beachtet, 
oder er berücksichtigte bei jenem Ausdrucke wirklich digErmah- 
en des Isocrates von Apollonia, und hatte also unsere Stelle 
gelicht vor sich. Hier kann nur die Erklärung gelten, welche 
alas Lexikographen geben: ὁ ἀλλαχόϑεν ἐπιφερόμενος, ἀλλ᾽ 
‚ts εὐθαίρετος. Diese erfrischt das Zeitwort προςδέχεσϑαι, das 
beilgerates nur die Bedeutung unnehmen, aufnehmen, hinzu 
nm hat, . Or. ad Nicoecl. Εν 2; Ewagor. Ρ. 172, 21; Epist. 
dl, Mag. p. 402, 29; Philipp. p. 85, 27. Eine dritte Er- 
giebt Passow: ein dem Gegner zugeschobener Eid; die 

f eben so unrichtig ist, wie die erstere: — Bemerkenswerth 
al an unserer Stelle noch die Participien ἀπολύων und διασώ- 
{nr in der Bedeutung des Zweckes. Paneg. p. 37, 35: οὐ γὰρ 
is, ἔδει χτωμένους χώραν διακινδυνεύειν, agri occupandi 
eh, wie Wolf richtig übersetzt.- Lysias Epitaph $ 68 p. 187: 
bee γὰρ μεγάλην ποιοῦντες τὴν Ἑλλάδα οὐ μόνον ὑπὲρ 
αὐτῶν σωτηρίας κινδυνεύειν. Demosth. contra Timocrat. 
» 1, 24: ὅταν ποὺ καταλύοντες τὸν δῆμον πράγμασιν ἐγχειρῶ-. 
ὁ φμικίροις. Julian. Laud. Constant. p. 42 Β: ὑπέμενες δὲ (ni 
Imen) οὐδὲν κέρδους χάριν, οὐδὲ κλέος ἀείμνηστον ἀντωνούμε: 
τῷ Herodot. IV, 164: ὡς δὲ ἐγένετο ἐν τῷ πελάγεϊ, ἀποσιεύ-- 
ug τὴν ἐξόρκωσιν τοῦ Ἐτεάρχου, σχοινίοισε αὐτὴν διαδήσας 
καρ ds τὸ πέλαγος. Daher dürfte Passows Aenderung ἕξοντα 
| seyn Parthen. Erot. VI, 1 p. 7: τὸν δὲ Σίϑονα πρῶτον 
Me φῳιβλεύειν τοὺς ἀφικνουμένους μνηστῆρας πρὸς μάχην ἰέναε 
τὸ ἔχοντα. Nach dieser Ansicht ist λαμβάνοντες zu fas- 
κα ir,de Pace p. 143, 81: ὑπόταν βουληϑῶφιε πόλεμον πρός τι. 
Ὁ δριγκεῖν, αὐτοὶ χρήματα λαμβάνοντες λέγεεν τολμῶσιν ὡς 


τοὺς προγόνους μιμεῖσθαι. Dinarch. confra Demosth. $ 99 
| ζω πῶς ὁμονσήσομεν ἅπαντες ὑπὲρ τῶν κοινῇ συμφερύντων, 
ἡ δὲ ἡγεμόνες καὶ ol δημαγωγοὶ χρήματα λαμβάνοντες προϊων-» 
WE τῆς πατρίδος συμφέροντα. | 


Destio ad Nicoclem p. 10) 27: of μὲν εἰωθότες, αἵ Νικό- 

A, οἷς βασιλεῦσιν ὑμῖν ἐσθῆτας ἄγειν ἢ χαλκὸν ἢ χρυσὸν 
4 τῶν ἄλλων τι τῶν τοιούτων κτημάτων. 

Wie an vielen’andernStellen, so hat auch hier dieUrbinische 

Umdhrift den gewähltern Ausdruck erhalten, τῶν ἄλλων τι τῶν 


4 


(2 


, 


en Bemerkungen zu engen Stellen des Isocrates, 


τοιούτων. Exoept. adv. Callimach. p- 359, 1: τοὺς Ikea 
ἢ φήναντας ἢ τῶν ἄλλων τι τῶν τοιούτων πράξαντας, wo Wolfu ora) 
die gewöhnliche Sprache einführen wollen: ἢ τοὺς ἄλλο τι τῶι 
τοιούτων πράξαντας. Aristot. Rhetor. II, 22, 18: τὰ ὑπὲρ ᾿Ηρα- 
πλειδὼν πραχϑέντα, ἢ. τῶν ἄλλων τι τῶν τοιούτων. „Eyeurg 
contra Leocrat. $ 139 p- 238: κπεχορήγηκε λαμπρῶς ἢ τῶν ἄλλωι 
τῶν τοιούτων τι δεδαπάνηκεν. Demosth. de Fals. Legat. p. 321. 
11: εὐφωνίαν. ἤ τι τῶν ἄλλων. τῶν τοιούτων ἀγαθῶν. Or. ] 
‚ contr. Aristogit, p- 201, 32 


Ibid. p- 18, 20: ὅλως γὰρ εἰ ϑέλοιμεν σκοπεῖν τὰς φύσεις 
τὰς τῶνδ ἀνθρώπὼν, εὑρήσομεν τοὺς πολλοὺς αὐτῶν. οὔτε τῶν 
σιτίων χαίροντας τοῖς ὑγιεινοτάτοις —, ἀλλὰ παντάπασιν ἔναν- 
τίας τῶ συμφέροντι τὰς ἡδονὰς ἔχοντας, καὶ δοκοῦντας πκαρτερι- 
κοὺς καὶ φιλσπύόνους εἶναι. τοὺς τῶν δεόντων τι ποιοῦντας. ' 

Bei meinem, wie ich glaube, nicht ungegründeten Tadel der 
Corayschen Erklärung der letzteren Worte verfiel ich selbst in ei- 
nen grössern Fehler, da ich dieselben mit einer Conjectur heim- 
suchte. Was uns beide irre machte, war, weil wir diese Worte 
als Ansicht des gewöhnlichen Haufens, dessen Handlungsweise im 
Vorhergehenden geschildert wird, betrachteten ; da sie vielmehr 
die Ansitht des Schriftstellers bezeichnen. Es darf also .bei do- 


᾿κοὔντὰς nicht αὐτοῖς ergänzt werden, eben so wenig ist dasselbe 


mit Coray durch ψομίξοντας zu erklären, sondern man überselze: 
und wir werden finden, dass nur diejenigen ausdauernd und ar- 
beitsam zu seyn: scheinen ‚„. welche etwas Nützliches thun. Ein 
anderer Schriftsteller würde, wenn er diesen Gedanken noch hätte 
hinzufügen: wollen, vielleicht sich so ausgedrückt haben: !wir 
werden finden, dass ihre ἢ ergnügungen dem Nützlichen gerade ent- 
gegengesetzt sind, da doch nur diejenigen ausdauernd und arbeit- 
sam genannt werden können, die sich mit nützlichen Dingen be- 
Jassen. So nun auch Or. de Pace p- 156, 36: ἀλλὰ γὰρ ἐπὶ τῶν 
ἐλαττόνων καὶ τοῦ βίου τοῦ καϑ' ἡμέραν ἐπιδείξειεν & ἄν τις τοὺς 
πολλοὺς χαίροντας μὲν καὶ τῶν ἐδεσμάτων καὶ τῶν ἐπιτηδευμά- 
τῶν τοῖς καὶ τὸ σῶμα καὶ τὴν φυχὴν βλάπτουσιν, ἐπίπονα δὲ 
καὶ χαλεπὰ νομίξοντας ἀφ᾽ ὦν ἀμφότερα ταῦτ᾽ ἂν ὠφελοῖτος 

καὶ καῤτερικοὺς εἶναι δοκοῦντας τοὺς ἐν τούτοις ἐμμέψονταζ, 
während doch nur diejenigen ausdauernd zu seyn scheinen, weicht 
siandhaft bei solchem verbleiben. — Sodann ist an unserer Stell@ 
εὐρήσομεν gesagt. für εὕροιμεν ὧν, wie bei Demosth. in Midiam 
Ρ. 54, ‚20: καὶ γὰρ αὐτὸ τοῦτο εἶ ϑέλοιτε σκοπεῖν καὶ Inreiv, — 

εὐροιτ᾽ ἄν. Wiewohl das Futurum viel bestimmter und zuve 
sichtlicher die Ansicht bezeichnet. Philipp. p. ‚86,7: καὶ μὴν 
βουληϑεῖμεν ἐξετάσαι καὶ παραβαλεῖν πεν ᾧ εὑρήσομεν. Nicoc 
Ρ. 25, 26: ἀλλ᾽ εἰ “ϑέλοιμεν σκοπεῖν καὶ τὰς φύσεις καὶ τὰς ὃ 
νάμεις καὶ τὰς χρήσεις τῶν πραγμάτων, εὑρήσομεν τὰς μὲν μ 
μετεχούσας τούτων τῶν ἰδεῶν «μεγάλων κοκῶν αἰτίας οὔσας, 


ἐ 


Von 3. Strange. | ‘85 


das von der Urbinischen Handschrift ausgelassene τῶν ζδεῶν 
sicher gestellt wird durch die jetzt geheilte Stelle Helen. Laud, 
p.189, 20: τῶν μὲν γὰρ ἀνδρίας ἢ σοφίας ἢ δικαιοσύνης μὴ μετε- 
mov πολλὰ φανήσεται τιμώμενα μᾶλλον ἢ τούτων ἕκαστον, τῶν 
δὲ κάλλους ἀπεστερημένων οὐδὲν εὑρήσομεν ἀγαπώμενον, ἀλλὰ 
κύντα καταφφονούμενα πλὴν ὅσα ταύτης τῆς ἰδέας κεκοινώνηκε. 


Nicöcles p. 26, 19: τοσούτου γὰρ δέω τον ἀλλοτρίων ἐπιϑυ-- 
μὲν ὥςϑ᾽ ἕτεροι μὲν, ἣν καὶ μικρῷ μείζω τῶν ὁμόρων δύναμιν 
Hacıv, ἀποτέμνονται τῆς γῆς καὶ πλεονεκτεῖν ξητοῦσιν, ἐγὼ δ᾽ οὐ» 
δὲ τὴν διδομένην χώραν ἠξίωσα λαβεῖν. 

Ich sehe nicht, was Coray mit seiner Conjectur μακρῷ μείζω 
vil, Der Sinn der Stelle ist folgender: Venn sie auch nur um 


einwenig mächtiger sind als ihre Nachbarn, so glauben sie den- 


nch, es stehe ihnen frei, jene in ihrem Besitze zu kränken, wäh- 


 rmdich, mit Königsmacht bekleidet, nicht einmal das mir an- 


gebotene Land annehmen wollte. Ausserdem dass jene Conjeclur 
den Sinn der Stelle völlig corrumpirt, so ist sie auch — ich will 
icht sagen sprachwidrig, aber nur bei den allerspätesten Schrift- 


'stellern findet man μακρῷ μείζων und dergleichen. Die δόκιμοε 
sagen bekanntlich πολὺ oder πολλῷ uelfov. — Die vermindernde 


Bedeutung des καὶ trifft man seit Homer bei vielen Schriftstellern 


‚au, und ist nicht so selten, wie Passow glaubt. Vor dem Verbum 


bemerkte diesen Gebrauch Buttmann zu Sophocl. Philoct, 234: 
ὦ φίλτατον φώνημα. φεῦ τὸ καὶ λαβεῖν πρόςφϑεγμα τοιοῦδ᾽ ἀν- 


᾿ ὗὑρὸς ἐν χρόνῳ μακρῷ. So auch bei Isocrates Pangg. p. 61, 18: 


τ γὰρ ἂν βουληϑεῖμεν ἡμῖν προςγενέσϑαι — ἔξω τῶν νῦν ὑπαρ-- 


Ἰῦντων. Demosth. contr. Androt. p.60, 1; contr. Timocrat. p. 184, 
10; αἰτιασάμενος γάρ με ἃ καὶ λέγειν ἄν τις ὀκνήσειεν εὖ φρονῶν. 
Or, contra Aristocrat. p. 109, 18: οὗτος δ᾽ ὡς ἀληϑὼς τίνος av 
καὶ ἴόγον σχοίη μή τινος Χαρίδημον ἀποστερήσῃ; vergleiche Wyt- 
tenbach ad Julian. p. 159. Häufiger noch ist dieses καὶ vor Ad- 


jeliven und Adverbien. Panath..p. 216, 35: εἰ καὶ μικρὸς Ao- 


N6nög ἐνῆν αὐτοῖς. Except. adv. Callimach. p. 362, 30; Nicocl. 
PM, 36: τοὺς καὶ κατὰ μικρὸν ἡμᾶς ὠφελεῖν δυναμένους, Ar- 
didam, p.99, 34; Panath. p. 232, 9: τοὺς δὲ καὶ μικρὸν παρα- 
βέντας, Philipp. p. 81, 14: τῶν καὶ μετρίως λογιζομένων. Or. da 
Pace p. 148, 1: χρὴ δὲ τοὺς φμραὶ μικρὰ λογίζεσθαι δυναμένους. 
Dass ein solches καὶ zuweilen auch ergänzt werden müsse, hat 
Bäter berperkt zum Paneg. p. 116. 


„ Panegyr. p. 52, 5: ἡροῦντο δὲ τῶν Elluray ἕἑνίοις δουλεύειν 
or εἰς τὰς αὑτῶν πατρίδας ὑβρίζειν. - 

Es sind dies Worte aus der tragischen Schilderung der Fre- 
velthaten der Decadarchen, mit welcher man füglich vergleichen 
kam die nicht minder ergreifende Beschreibung des Elendes der 
von Sparta abgefallenen Peloponnesier im Archidam. p. 110, 23; 


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86 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isogrates. 


- and wiederum die rührende Lage der ynglücklichen Platfer im 
Plataic. p. 270, 5. Trefflich sind auch des Redners Worte über 
die Macht der Rede ‚Nicocl. p. 21, 7; Panegyr. p. 40, 4; über 
das Recht Archidam. p. 104, 30; über die Verfassung Areopag, 
p-122,10; über die Verträge Except.adv.Callimach. p. 360, 11.— 
Worauf sich’ aber.an unserer Stelle die Erwähnung der Heloten be- 
ziehe, war Benseler, dem neuesten Uebersetzer des Isocrates, 
dunkel. Data aus der Geschichte sind zwar auch mir hierüber 
nicht bekannt; indessen scheint es solcher zum Verständnisse je- 
“ ner Worte nicht zu bedürfen. ° Bemerken wir vielmehr des Schrift- 
stellers Redeweise. Or. contra Lochit. p. 379, 4: τοὺς xarappp- 
ψοῦντας τῶν νόμων καὶ βουλομένους τοῖς μὲν πρλεμίοιρ δου- 
λεύειν, τοὺς δὲ πολίτας ὑβρίζειν. Or: de Bigis p. 841, 8: ὃς 
τοῖς μὲν πολεμίοις δογλεύειν ἐπεθύμει, τῶν δὲ πολιτῶν ἄρχείν 
ἠξίου. Areopag. p. 132,19: of μὲν γὰρ ἠξίουν τῶν μὲν πολι- 


."zovy ἄρχειν, τοῖς δὲ πολεμίοις δουλεύειν. Helen. Laud. p. 185, 


26: ὁρῶν γὰρ τοὺς βίᾳ τῶν πολιτῶν ξητοῦντας ἄρχειν ἑτέροις 
δουλεύοντας. Plataic. p. 272,25: ol πῶς αν διατεϑεῖεν, — εἶ 
Kugimv ὑμῶν ὄντων αἴσϑοιντο τοὺς μὲν δουλεύειν τοῖς βαρβάροις, 


‚ ἀξιώσαντας δεσπότας τῶν ἄλλων καθισταμένους. 


, Philipp. p. 71, 2: ἅπερ ἐγὼ γνοὺς διαλεχϑῆναί σσιε προει- 
᾿λόμην, οὐ πρὸς χάρι» ἐκλεξάμενος, καίτοι πρὸ πολλοῦ ποιησαί, 
᾿ μὴν ἄν. σοι κεχαρισμένως εἰπεῖν, ἀλλ᾽ av“ ἐπὶ τούτῳ τὴν διά- 
,“Ψοίαν ἔσχον. | | | 

Dex Artikel τὰ vor πρὸς χάριν. den man seit Wolf gegen die 
Handschriften hier las, wurde von Bekker mit Recht wieder aus- 


οὖς gemärzt. Denn der Ausdruck πρὸς χάρῃν ἐκλεξάμενος ist zu γόγ- | 


gleichen dem πρὸς ἡδονὴν, χάριν λέγειν und ähnlichen Redens- 


ὥ arten. Or. ad Nicocl. p. 11, 16; de Pace p. 188, 20; Panath. 


p- 229,.18; p- 231,2; 256, 4; de Permut. p. 298, 22; Epist. ad 
Antipatr. p. 398, 84; Ρ. 394,4; Epist. ad Archidam. p. 405, 22. 
Glücklicher war Wolf in der Aenderung zovro für τοῦτο, welches 
‘letztere vielleicht herüber genommen wurde aus der ähnlichen 
"Stelle Helen. Laud. p. 187, 18: εἵλετο τὴν οἰκειότηία τὴν “Ἑλένης 
«ἀντὶ τῶν ἄλλων ἁπάντων, οὐ πρὸς τὰς ἡδονὰς ἀποῤλέψας, nal 


τοι χγχαὶ τοῦτο zpig εὖ φρονοῦσι mollaiv αἱρετῴτερον ἔστιν, ἀλλ᾽ 
εν & 3 ma’ 0 . 
ὕμως οὐκ ἐπὶ τοῦϑ ὥρμησεν. Fi 


ge Nachahmung unseres Schrift- 
stellers bei Libanius T. I ΩΝ ἢ Ρ. 988 B.: ἐζήτογνν δὲ περὶ 
τούτων οὐ συμβόλοις, οὐ φήμαις, οὐ μαντείαις ἀνϑρώπωνγ;, κα 
τοι διὰ τούτων ol ϑεοὶ σημαίνουσι τὰ δοκοῦντα, ἀλλ᾽ οὐκ ἐκ 
 eovrov ἠξίρυν εἰδέναι. β 


‘ Ibid. p. 82, 48:1. ὧν ἐνθυμούμενόν σὲ χρὴ μὴ περιορᾶν 


, τοιαύτην φἤμην σαυτηξ, περιφυομένην, ἣν οἱ μὲν ὀχϑροὶ περι" | 
Θεῖναί σοι ζητοῦσι, τῶν δὲ φίλων οὐδεὶς͵ ὅςτις οὐκ ἂν avsei- 
πεῖν ὑπὲρ σοῦ τολμήσειδν" καίτοε περὶ τῶν 4οὶ συμφεφοντῶν 


-Ἁ 
“ 


% 


Von 1. Strange. 87 


ἐν ταῖς τούτων ἀμφοτέρων γνώμαις μαάλισε᾽ av κατίδοις τὴν 
ἀλήϑειαν.. 

Das Pronomen os, was die Urbinische Handschrift bier aus- 
lasst, kann nicht fehlen. Die Stellen, womit ich früher die Aus- 
lassıng als zulässig darthun wollte, sind verschieden ‚von der 
unssgen. Eben so unstatthaft ist die Auslassung des αὐτὴν p. 96, 
27; man vergleiche p. 89, 9—11. Anders urtheilt Baiter ad 
Isocrat. Oratt. 1 Ρ. 214 ed. Bremi. — ‚Sodann bemerkt Coray zu 
den Worten οὐκ ὧν ἀντειπεῖν x. τ. 1. folgendes: Σημείωσαι τὴν 
δοκοῦσαν δῆς συντάξεως ἀκαταλληλίαν " «τὸ γὰρ, ᾿Αντειπεῖν, 
πρὸς τὺ, ‘Hy, συνέταξε μεταβατικῶς, ὡς καὶ τὸ, Περιθεῖ- 
va. Die zweita Erklärung, welche der Herausgeber giebt, über- 
geben wir, weil sie denselben Charakter der Willkührlichkeit an 
sich trägt. Es ist aber an dieser Stelle nicht eine scheinbare, son- 
dern eine wirkliche “ἀκαταλληλία συντάξεως, die wir, da sie auch 
anderwärts anstössig war, mit einigen Beispielen erläutern wollen. 
Pangg. p- 49, 23: τοσοῦτον yap ἡ πόλις ἡμῶν διέφερεν, ὅ ὅτ᾽ ἦν 
ἀχέραιος, ὥςτ᾽ ἀνάστατος. ᾿γενομένη πλείους μὲν συνεβάλετο τριή- 
es εἰς τὸν κίνδυνον τὸν ὑπὲρ τῆς “Ελλάδος ἢ σύμπαντες os 
ναυμαχήσαντες, οὐδεὶς δὲ πρὸς ἡμᾶς οὕτως ἔχει δυρμενῶς ὅστις 
οὐκ ὧν ὁμολογήσειε διὰ ᾿μὲν τὴν ναυμαχίαν ἡμᾶς τῷ πολέμῳ 
ἀρατῆσαι, ταύτης δὲ τὴν πόλιν αἰτίαν γενέσϑαε, wo die Worte 
ee οὐδεὶς an von ἐπεὶ vorigen Construction völlig losgerissen 

" Die einen en, hier die vorangehende Partikel μὲν til- 
nn Coray aber I μόνη schreiben. Besonnener als diese war 
$pohn. Durch den trefllichen Urbinas wurde diese Eigenheit dem 
Isocrates wiedergegeben Panath. Ρ- 209, 9: οἷς ob μὲν νεώτεροι 
μᾶλλον 1αίρουσι τοῦ δέοντος, τῶν δὲ πρεσβυτέρων ovdeig' ἔστιν 
Ὅςτις dv ἀνεκτοὺς αὐτοὺς εἶναι φήσειεν. Eng hiermit zusammen, 
hangend ist derjenige Fall, wo die Griechen mit der ihnen eigen- 
thümlichen Vorliebe zur directen Darstellung, in der Fortsetzung 
eines mit dem Relativ angefangenen Satzes das Pronomen αὐτὸς 
folgen lassen. Panath. p. 211, 31: ἣν ot μὲν «πολλοὶ μετρίωρ 
ἐπαινοῦριν, ἕνιοι δέ τινες ὥρπερ τῶν ἡμιϑέων ἐχεῖ πεπολετευ- 
ρέχων μέμνηνται, περὶ αὐτῶν. Panath, Ῥ. 233, 34: τοὺς νόμους 
οἷς Auzoügyos μὲν ἔθηκε, Σπαρτιᾶται δ᾽ αὐτοῖς χρώμενοι Tvy- 
χάνουσιν. Panath. p. 245, 26: ἅπερ ἄπαντες ἂν εἴποιεν, κα 

μάλιστ᾽ av αὐτοῖς ἐκείνους χρῆσϑαι φήσειων, wo an εἴποιεν nichts - 
zu ändesn ist. Demosth. de Rhod. Libert. p. 147, 32. Matihiae 
Gr. Gr. p. 381. Vogmel ad Demosth. Philipp. p. 137. Foertsch ' 
Observ. Οὐ. p.67. Jacobs Addit. Animadv. in Athen, p. 72% 
Stallbaum ad Platon. Gorg, p.46. Loers adMenex. p.129. Aechn- 
liches aus Lateinern giebt Wopkens Lectt. Tull. p. 104. — Keh- 
ren wir zu unserer Stelle zurück, so hat Benselar ; in seiner Ueber. 
setzung die’eben besprochenen Worte völlig übergangen, und den 
letzien Satz folgender Weise verdeutscht: Und was dir nun in den 
Ansichten über dieses beide zuträglich seyn dürfte, davon wirst 


88 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. 


du das Wahre ohne Mühe "selbst bemerken , καίτοι περὸ τῶν σοὶ 


συμφερόντων ἐν ταῖς τούτων ἀμφοτέρων γνώμαις μάλιστ᾽ ἂν πατ- 
ἔδοις τὴν ἀλήϑειαν. Diese Worte, gchon an und für sich ziem- 
lich dunkel, sind in der Uebersetzung noch unverständlither., 
Zuerst ist zu bemerken, dass περὶ hier in der Bedeutung juod 
atlinet ad genommen werden müsse, wie wir diese Präposilion 
wieder finden Nicocl. p. 22, 27: περὶ μὲν οὖν τῶν πολιτειῶν, — 
οἶμαι πᾶσε δοκεῖν δεινότατον μὲν εἶναι τὸ τῶν αὐτῶν ἀξιοῦτϑαι 
- τοὺς χρηστοὺς καὶ τοὺς πονηροὺς. Paneg. p.34, 9; Philipp. y. 87, 
30; p. 88, 19; de Permut. p. 285, 6. Zeune ad Viger. p. 562. 
Ruediger ad Demosth. Philipp. I p. 162. Ueber den gleichen Ge- 
brauch der Präposition ὑπὲρ vergleiche man Demosth, de Fals.Le- 
gat. p. 247, 18; p- 308, 9: ἀλλὰ μὴν ὑπέρ γε τοῦ δῶρα εἰληφέται, 
sl μὲν ἠρνοῦντο, ἐξελέγχειῦ λοιπὸν ἂν ἦν. Or. contra Andit: 
ἼΡ.60, 94: ὑπὲρ οὖν τοῦ μὴ παῤακρουσϑέντας ὑμᾶς ἐναντία μὲν 
τρῖς ὁμωμοσμένοις πεισθῆναι ψηφίσασθαι, - προςέχετε τὸν νοῦν 
᾿ οἷς ἐρῶ. Or. adv. Phormion. p. 283,23. Erfurdt ad Sophocl. 

‚Oed. Tyr.164. ‘Sodann ist τούτων ἀμφοτέρων kein Neutrum, son- 
: dern. diese Worte beziehen sich auf die erwähnters Feinde und 
‚Freunde. Auch können die Worte ἐν ταῖς — γνώμαις unmöglich 
mit περὶ τῶν σοὶ συμφερόντων zusammenhangerf, vielmehr sind 
sie zu verbinden mit dem Verbum κατίδοις, und bezeichnen: also 
deri Gegenstand, durch den man zur klaren Einsicht der Sache 
gelangt. Nicocl. p. 25, 34: τὴν μὲν οὖν δικαιοσύνην ἐκεῖϑεν ἂν 
μάλιστα κατίδοιτε. Panath. p. 214, 96: μάλιστα μὲν οὖν ἐνεεῦϑεν 
"Ay τις δυνηϑείη κατιδεῖν. Busir. p. 202, 25: μάλιστα δ᾽ ἂν κατ- 
Hol: τὴν εὐήϑειαν τῶν εἰρημένων ἐπὶ σαυτοῦ ϑεωρήσας. Es 
scheint nun Isocrates :mit jenen Worten dieses gesagt zu haben: 
Däher dürftest du hinsichtlich dessen, was dir erspriesslich ist, 
wöhl’am besten die Wahrheit einsehen, wenn du die Meinungen 
dieser Beiden genau erwägest. Führe er nämlich gegen die Grie- 


chen etwas im Schilde, unternehme er etwas Feindseliges gegen. 


sie, so sehe er leicht, welch übler Ruf ihm dadurch bei allen 
Menschen entstehe, da man ja jetzt schon auf blossen Verdacht 
B0-Böses von ihm spreche. Vielimehr müsse er auf das Wort sei- 
riee Freunde achten, die ihm rathen, Griechenland durch Wohl- 


thaten:sich verbindlich zu machen; denn dann nur erlange.er un. 


sterblichen Ruhm, wenn er die Griechen zu Freunden habe, nicht 
wenn er dieselben gegen sich. stimme. — Im Folgenden wurde 
οὖν statt δὲ mit Recht aufgenommen: ἴσως οὖν ὑπολαμβάτγεις μι- 
“προψύχίαν εἶναι τὸ τῶν βλασφημούντων — φροντίζειν. Denn die 
Einwürfe, die von’einem Andern: gemacht werden körmten, von 
dem Redenden selbst aber erwähnt und widerlegt werden, begin- 
nen gern mit ἔσως οὖν, τάχ᾽ οὖν. Or. contra Lochit. p. 378, 6: 
Τσὼς' οὖν «Ποχέτης ἐπιχειρήσει μικρὸν ποιεῖν τὸ πρᾶγμα, mit der- 
selben Variante . ἴσως οὖν ἄν τις πρὸς ταῦτα τολμήσειεν εἰπεῖν. 
Αχοορδρ. p. 126, 4: Ἴσως ἂν οὖν τις ἐπιτιμήσειεν τοῖς εἰρημένοις. 


- 


Von J. Strange. u 89. 


Busir. p. 199, 36: Epist. ad Jason. Fil. p. 398, 26; ad’ Mytil 

Mag. p- 408, 17. Doch finden wir auch ἴσως δὲ Phihpp. p. 92, 
7: ἴσως δ᾽ av τινες ἐπιτιμῆσαί μοι τολμήσειαν. Or. adv. Eu- 
thyn. p. 383, 28. Mit τάχ᾽ οὖν wird die ὑποφορὰ eingeleitet 
Philipp. p- 75, 14: zog’ οὖν ἄν τις ἐνστῆναι. "τοῖς εἰρημένοιφ᾽ 
τολμήσειε. Areopag. p. 132, 29: τάχ᾽ οὖν av τις ϑαυμάσειεν. 
Or. de Pace Ρ "147, 22; Panath. p. 232, 28: τάχ᾽ οὖν ἄν τις 
γες ἄτοπον. εἶναί με φήσειαν, οὐδὲν γὰρ κωλύει διαλαβεῖν zov 
λόγον, ὅτε τολμῶ λέγειν ὡς ἀκριβὼς εἰδὼς περὶ πραγμάτων οἷς. 
οὗ παρῆν πραττομένοις. Die Lesart διαλαβεῖν verdanken wir 
hier der Urbinischen Handschrift; die Vulgata ‚giebt διαβαλεῖν. 
Alcidamas de ‚Sophist, Ρ. 677, 6: τοῖς δὲ γεγραμμένα λέγουσιν 
ἂν κατὸ μεκρὸν ὑπὸ τῆς ἀγωνίας ἐκλίπωσί τι καὶ παραλλάξωσιν, 
ἐπορίαν ἀνάγκῃ καὶ πλάνον καὶ ξήτησιν ἐγγενέσθαι, καὶ μακροὺς 
μὲν χρόνους ἐπίσχειν, πολλάκις δὲ τῇ σιωπῇ διαλαμβάνειν τὸν 
λόγον. Olme den Beisatz τὸν λόγον bei Demosth. Epitaph. 
Ρ. 260, 11: ἀνάγκη δ᾽ dv τῷ μεταξὺ διαλαβεῖν, καὶ πρὸ τοῦ 
τὰ τοῖςδε πεπραγμένα τοῖς ἀνδράσι δηλοῦν καὶ τοὺς ἕξω τοῦ γέ-: 
γους πρὸς τὸν τάφον ἠπολουϑηπκότας πρὸς εὔνοιαν παρακαλέσαε. 
Hieruach dürfte der Sinn unserer Stelle wohl dieser seyn: Denn 
nichts hindert mich, den Faden der bisherigen Darstellung fallen 
zu lassen, die bisherige Rede zu unterbrechen. Welcher Lesart. 
Benseler folgte, ist schwer zu entscheiden, wenn er übersetzt: 
Denn nichts hindert mich ; Wirem Einwurfe hier zu begegnen. 
Das ist willköhr, 


Jbid, p. 84, 81: ἀρὰ δ᾽ b τῶν μετὰ Κύρου καὶ Κιμάρ. 
χοὺ συστρατευσαμένωγ. | 

Es genügle hier das einfache στρατευσαμένων, was die ge- 
wöhnlichen Bücher enthalten. Indessen da wir jenen 'Pleonas- 
mus noch: einige Male bei unserem Schriftsteller antreffen, sa 
dürfen wir der Urbinischen Handschrift wohl trauen, dass sie 
auch hier die ursprüngliche | Lesart bewahrt habe. .Or. ad Ni- 
cocl. p. 16, „21: μεϑ ὧν ἥδιστα συνδιάτρίψεις. Paneg. Ρ. 585 
22: ‚ned οὗ συνηκολούϑησαν. Areopag. ‚pP: 122, 5: οὐδὲ τοῖς 
μετὰ πλείστων ἀνθρώπων εἷς τὸν αὐτὸν τόπον. συνηϑροισμένοιρ. 
Häufiger noch findet man diesen Pleonasinus bei andern Red- 
nern, Lysias contr. Agorat. $ 80 p. 279; de Muner. Accept. 
68 p. 331. Isaeus de Pyrrhi Her. $ 14 'p. 30; de Philpct. 
Her. ς 55 p. 80; de Ciron. Her. $ 22 p. 101; de Astyph. Her. 
528 p. 115. Demosth. in Midiam p. 33, 1; p. 34, 14; adv. 
Onetor. 1 p. 250, 27; adv. Zenoth. p. 257, 34; contr. Olym- 
piod. p. 101, 20; adv. Eubulid. p. 203, 26; contr. Neaer.' 
p. 231, 32. Vergleiche Lobeck ad Phrynich. p. 864. Wurm: 
Comment. in Dinarch, p. 183. Hermann ad Lucian, Hist. Con. 
scr. p. 177. 


— 


q 


-“ 


| ‚Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. 


„I. p 85, 17: καὶ μηδεὶς ὑπολάβῃ μὲ βούλεσθαι λαθεῖν, 
ὅτι τούτων ἔνια πέφρακα- τὸν αὐτὸν τρόπον ὄνπερ πρότερον. 


ἐπιστὰς γὰρ" ἐπὶ τὰς αὐτὰς διανοίας εἴλόμην μὴ πονεῖν γλιχόμε- 


ψος τὰ δεδηλωμένα καλῶς ἕτέρως εἰπεῖν. | 

Wie überhaupt die Sprache des Isocrates sich sehr gleich 
bleibt, und in dem’ einmal gut geformten Satze sich behaglich 
gefällt, 30 kelırt aucli der Anfang unserer Stelle häufig in den 
übrigen Reden wieder. Panath. p. 237, 19: καὶ μηδεὶς οἰέσϑω 
Ἢ ἀγνοεῖν ὅτε τἀναντία τυγχάνω λέγων οἷς ἐν τῷ Havnyuauf 
070 φανείην ἂν περὶ τῶν αὐτῶν τούτων γεγραφώς. elche 
Stelle Dindarf verglich zu Paneg. p. 44, 22: καὶ μηδεὶς oli- 
690 με ἀγνοεῖν ὅτε καὶ “Δακεδαιμόνιοι — πολλῶν ἀγαϑῶν αἴτιον, 
τοῖς “Ελλησι κατέστησαν. Paneg. p. 55, 4: καὶ μηδεὶς ὑπολάβῃ 
μὲ δυςκόλως ἔχειν. ὅτε τραχύτερον τούτων ἐμνήσϑην. Äreopag. 
p- 128, 25; p. 138, 25: Panath. p. 225, 24; contr. Sophist. p. 
261, 14; de Permut. p. 309, 16; -p. 324, 9; adv. Callimach. 
p. 360, 37. Bei den nächsten Worten unserer Stelle, die ihrer 


"argen Entstellung wegen früherhin den Herausgebern viele Schwie- 


rigkeiten machten, hätte die Kritik wohl immer scheitern müs- 
gen, wenn nicht der unschätzbare Urbinas zu Hülfe gekommen, 
und dieselben ihrer ursprünglichen Gestalt wiedergegeben hätte. 

Es kommt jetzt nur nuch auf die richtige Auffassung an. 


5 Benseler. verdeutschte also: Denn da ich mehr auf die Gedan- 


ken sah, so wolli’ ich mich nicht abmühen mit dem Bestreben, 
das, was bereits von mir dargestellt war, durch eine andere schöne 
Wendung auszudrücken. In welcher Uebersetzung die’ ersteren 
Worte völlig verfehlt sind. _Die διάνοιαι sind hier vielmehr 
das, was der Schriftsteller sonst ὑπόϑεσις nennt. Zum Verständ- 


nisse des Participiums ἐπιστὰς ‚führt uns.die Stelle im: Euagor. 
ΣΡ». 174, 30: τοῦ. μὲν γὰρ ἀκούων τὰς παρασκευὰς τοσοῦτον κα΄ 


ἐφρόνησεν ὥρτε διὰ τὸ μὴ φροντίξειν μικροῦ δεῖν ἔλαϑεν αὐτὸν 
ἡ τὸ βασίλειον ἐπιστάς. Wir werden demnach jene Worte 80. 


‚übersetzen. müssen: Denn da ich auf denselben Gegenstand su 


‚ sprechen gekommen war. Philipp. p. 88, 26: ἐφ᾽ ὃν εἰ μὲν νδῶ- 


Sega ὧν ἐπέστην, wo die Uebersetzung glücklicher ist: wäre 
ich in meinen jüngern Jahren darauf gefallen. Helen. Land. P- 
185, 8; ἀπορῶ δ᾽ ὅ τι χρήσωμαι τοῖς ἐπιλοίποις" ἐπιστὰς γὰρ 

τᾷ. Θησέως ἔᾳγα καὶ λέγειν ἀρξάμενος περὶ αὐτῶν φχνῶ μὲν μὲ’ 
τοξὺ παύσασϑαι. Hierkin gehört auch die Stelle Epist. ad Ar- 
chudam. p. 405, 28: ἐφ᾽ οἵςπερ ἐγὼ τυγχάνω νῦν ἐφεστηκῶῦ» 
ῥοὲ aa: ich Jeist stehe, womit ich mich jetzt befang GT 


“ Und dann wird καλῶς wohl richtiger zu τὰ δεδηλωμένα beaoge", 


und nicht zu ἑτέρως εἰπεῖν, wie Benseler thut. In ähnlichem 


Sinne lesen wir καλῶς im Areopag. p. 122, 2: πολιτείαν TR 
τὴν ὀρθῶς ὧν τοῖς πράγμασι χρησαμένην οὔτ᾽ ἔχομεν οὔτϑ καλοῦ 
ξητοῦμεν. Or. de Pace p. 138, 24: πῶς ἂν ἄνθρωπον % 

δυνηθεῖεν ἢ κρῖναι. Nicocl. p. 80, 84: ἦν yag καλῶς ἄρχεσϑοι 


᾿ 
| 


Von J. Strange . 91 


μέϑωσι, πολλῶν ἄρχειν δυνήσονται. Or. ad Νίοοοϊ, p. 12, 15: 
ἐὰν γὰρ ἐν κεφαλαίοις τὴν δύναμιν ὅλου τοῦ πράγματορ καλῶς 
περιλώβωμεν. Or. de Permut. p. 818, 22: ἣν γὰρ ταῦτα καλῶρ 
περιλάβωμεν. Or. de Pace p. 140) 18: ἣν γὰρ ταῦτα καλῶρ 
ὑριφώμεϑα. 


Ibid. p. 87, 12: ἢ πάντων γ᾽ ἂν εἴη σχετλιώταξος Ἶ). 

Die Partikel ἢ entspricht hier dem Lateinischen alioquui, 56. 
nde wie in den zu Or. ad Dem. p. 10, 1. gesammelten Stellen; 
nur dass dort ein von dem Verbum des vorhergehenden Satz- 
gliedes mittelbar abhängiger Infinitiv damit verbunden ist. De- 
mostb. adv, Nicostrat. p. 158, 6: dv ταῖς συγγραφαῖς εἴη τριά- 
τογϑ᾽ ἡμερῶν αὐτὸν ἀποδοῦναι N διπλάσιον. ὀφείλεεν. Isaeus 


(sonym, Her. $ 89 p. 18: καὶ ταῦϑ᾽ ἡμᾶς καὶ ἢ συγγένεια, 


τοὶ οἱ γύμοε καὶ ἡ παρ᾽ ὑμῶν αἰσχύνη ποιεῖν ἠνάγκαζεν ὧν, "ἢ 
ταῖς Ense ξημίαις ταὶ τοῖς ἔσχατοις ὀνείδεσι περιπεσεῖν, wo 
der 


oiliv erklärt werden kann ὧν περιεπέσομεν, wie denn . 


auch micht selten das termAys finitum nach solchem 4 gebraucht 
wurde; so bei Demosth. de Coron. p.. 174, 3: οὐ γὰρ av par’ 


εὐτῶν παρόντων ἡμῶν, ἢ οὐκ ἂν ὠρκίζομεν gurov. — Die fol- - 


sende Partikel γὲ, Wie hier nur die Urbinische Handschrift er- 
halten hat, ist in solcher Verbindung bei den Rednern regel- 
missig. Or, de Permuf. p. 291, 22: ἡ πάντων χ᾽ ἂν εἴην δυς- 
τχέστατος. Aeschines contr. Ctesiph. p. 149, 24: ἢ πάντων 
1 ἂν εἴην ἀπορώτατος. Pemosth. contra Aristogit. ἔ p. 196, 
31; adv. Nausimach. p. 832, 123 adv. Boeot. p. 342, 21. Isacus 
de Pyrrhi Her. $ 64 p. 41. Iysias ad. Simon. $ 42 p. 199. 
Andere Schriftsteller Tassen dieselbe wohl zuweilen aus, wie 


᾿ Σαρρα, Sympos. IV, 19: ἢ πάντων Σειληνῶν τῶμ dv τοῖς σοτυ- 


m αἴσχιστος ἂν εἴην. Thucyd. I, 121. — Nicht sehr glück- 


ὦ war Coray bei der Stelle Philipp, p. 96, 7: ἀλλὰ μετά γδ. 
my Ἡρακλέους ὑπερβηλὴν καὶ τὴν Θησέως ἀρετὴμ τοὺρ in) Τροίαν ᾿ 


δρατευσαμένους a0 τοὺς ἐκείνοις ὁμοίους γενομένου ὅπαντορ 
ἣν εὐλογησδιαν, da er.mit Tilgung der Praepositiop μετὰ, ἀλλά 
nv gab. Denn abgesehen davon, dass die Zusammenstellung 


alla γε aus dem Isokrates nicht gerechtfertigt werden konnte, so ᾿ 


hatte die Conjectur auch das Missliche, dass die unmittelbare 
Verbindung des Heracles, Theseus und der Troischen Helden 
mt der nachfolgenden Rede sich wenig vertrug. Vielmehr musste 


üs Vulgata ἀλλά γε μετὰ berichtiget werden in ἀλλὰ μετά γε, 


΄ 


ὃ Hermann ad'Soph. "Prach. 876 : non memini me huias verbi (oydr- | 


Ὁ) aut comparativam aut superlativum Ἰθκεχο. Der Superlativ ist sehr 
hänfig. Archidam. p- 109, 1; de Pace p. 147, 1; Plataic. p- 265, 4; de 
Permut, p. 300, 8; p. 304, 28; und nicht seltner hei den übrigen Rednern. 
Deu Comparativ findet man bei Demosth. de Coron, p. 234, 8; contra Ti- 
wi p- 176, 4; adv. Onetor. I p. 252, 1, Antiphon. de Ghoreat. $ 47 


% 


92 .. Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. = 


wie nun jetzt'aus der Urbinischen Handschrift hergestellt ist; 
vgl. Or. de Pace p. 161, 11: nv μηδὲν περὶ πλείονας ἡγῆσϑε, 
μετά γε τὴν περὶ τοὺς θεοὺς εὐσέβειαν, τοῦ παρὰ τοῖς “Ἑλλησιν 
εὐδοκιμεῖν. Demosth. contr. Timocrat. p. 162, 28: τοῦ καταλα- 
Bovrog Φυλὴν καὶ μετά γε τοὺς ϑεοὺς αἰτιωτάτου ὄντος τῆς καϑ- 
odov. _Dinarch. contr, Demogth. $ 75 p. 167: ἡ πόλις ἡμῶν 
ἦν μεγάλη καὶ ἔνδοξος παρὰ τοῖς “Ελλησι καὶ τῶν προγύνων 
ἀξία, μετά γε τὰς ἀρχαίας 'ἐκείνας πράξεις. Herodot. IV, 152: 
ἀπονοστήσαντες οὗτοι ὀπίσω μέγιστα δὴ Ελλήνων πάντων --- ἐν 
φορτίων ἐκέρδησαν μετά γε Σώστρατον. Ἠεχοά. V, 8. 


Ibid. Ῥ. 88, 1: μοναρχίας ἐπιϑυμήσας, οὐχ ὁμοίως ἐβουλεύ- 
θατο τοῖς πρὺς τὰς τοιαύτας φιλοτιμίας ὁρμωμένοις. ᾿ 
Das Verbum ὁρμᾶν, einen innern Drang wozu in sich füh- 


᾿ den, gehört zu den Lieblingsausdrücken des Isocrates. Euagor. 


p- 175, 7: ἐποιήσατο τὸν πόλεμον πρὸς αὐτόν. οὕτω δ᾽ οὖν 
ὥρμησεν ὥςτε εἷς τὴν. στρατείαν ταύτην πλέον ἢ τάλαντα πεντα- 
κιοχίλια καὶ μύρια κατηνάλωσεν. Meistens wird der Gegenstand, 
nach dem man trachtet, mit der Präposition ἐπὶ hinzugefügt, 
welche Phrase wir dann mit eiwas ergreifen wiedergeben Kön- 


ει 


nen, Or. de Permut. p. 276, 4: ὃ τῶν νεωτέρων τοῖς ἐπὶ τὰ 


μαϑήματα καὶ τὴν παιδείαν ὁρμῶσιν ἀκούσασιν dv συνένέγκοι. 
Paneg. p. 32, 16: πολλοὶ τῶν προςποιησαμένων εἶναι σοφιστῶν 


ἐπὶ τοῦτον τὸν λόγον ὥρμωσαν. Or. de Pace p. 159, 35: οὐκ 
ἐπὶ τὸν ἴδιον χρηματισμὸν ὥρμησεν. Or. de Permut. p. 803, 34: 
εἰ δυνηϑείην πλείω κτήσασϑαι καὶ περιποιήσασϑαι τῶν ἐπὶ τὸν 
αὐτὸν “βίον ὁρμησάντων. Or. de Permut. p. 314, 11: ἀμελήσαν- 
τες τοῦ συμφέροντος ἐπὶ τὰς ἡδονὰς ὁρμῶσιν. Helen. Land. p. 


487, 21: Panath. p. 225, 26: ἧς οὐ καταφρονήσαντες ob mar 


ρες ἡμῶν ἐπὶ τὴν νῦν καϑεστῶσαν (πολιτείαν) ὥρμησαν, Paneg 


Ρ- 48, 80: ἀσμένως ἐπὶ τὰς διαλλαγὰς τὰς πρὸς τοὺς βαρβάρου 


ὥρμησαν. Philipp. p. 91, 16. Mit folgendem Infinitiv ist es 
‚ unserem beabsichtigen, Willens seyn entsprechend. Panath. ἢ. 
248, 12: πολλάκις ὁρμήσας ἐξαλείφειν αὐτὸν (τὸν λόγον) ἢ κα΄ 
τακάειν μετεγίγνωσκον. In gleichem Sinne wie das Activum scheint 
Isocrates auch das Medium gesetzt zu haben; wenigstens dürfte es 
᾿ schwer fallen, einen genügenden Unterschied zwischen beiden For- 
men za ermitteln, Panath. p. 209, 11: ἀλλ᾽ ὅμως ἐγὼ τοῖς ὠρμῆ“ 
“μένοις ἐπὶ ταῦτα (μαϑήματα) παρακελεύομαι πονεῖν. Or. de Pace 


lo.) “« 


p. 138, 3: λίαν yag τινές μοι δοκοῦσιν ὡρμῆσϑαι πρὸς τὸν πό- 
λεμον. Bei nachfolgendem Infinitiv ist es anfangen, unternehmen, 
wie Or. de Pace p. 148, 17: οὐ μὴν ἀλλ᾽ ἐπειδή περ ἀποκεκαλυμ- 
μένως ὥρμημαι λέγειν, οὐκ ἀποκνητέον ἀποφήνασθαι καὶ περ 
τούτων, Oder auch Willens seyn, wollen, wie Busir. p. 199 
18: ἔχοι δ᾽. ἄν τις μὴ σπεύδειν ὡρμημένος πολλὰ nal ϑαυμαστα 
— διελθεῖν. Die Perfectform, welche an diesen Stellen alle Lo- 
dices geben, bietet an der unsrigen auch die Vulgata. Und diese 


= 


ἢ 
᾿ 


Lesart scheint nicht verwerflich, da der Begriff des Imperfects, 
der an unserer Stelle erfordert wird, auch in jener Form enthal- 
fen ist. Except, adv. Callimach. p. 355, 7: ἐνίους ἑωρᾶτε τῶν 
πολιτῶν συκοφαντεῖν ὡρμημένους. Epist. ad Archidam. p. 404, 
15: εἰδὼς ὦ ᾽ Αρχίδαμε πολλοὺς ὡρμημένους dyxonıafev σὲ καὶ τὸν 
πατίρα καὶ τὸ γένος ὑμῶν, εἴλόμην τοῦτον μὲν τὸν λόγον --- ἐκεί- 
os παραλιπεῖν. Bei weicher Stelle wir beiläufig den seltneren 
Gebrauch des Zeitwortes παραλείπεον mit einem Dativ der Person, 


 inder Bedeutung üderlassen und übrig lassen, bemerken. De- 
 mosth. in Midiam p. 81, 86: τὸ δὲ τιμωρεῖσϑαι καὶ ἐπεξιέναι τοῖς 


πικονϑύσι καὶ τοῖς ἐχϑροῖς παραλείπεται. So ist in fünf Hand- 
schriften enthalten;' zwei geben ὑπολείπεται; die Vulgata, welcher 


_ auch Buttmannn folgte, καταλείπεται. Or. I. contra Aristogit. p. 


196,15: ἡγοῦμαι τοίνυν καὶ περὶ τῆς -Zvöslkeng, & μοι παραλεί- 
πεῖν ἔδοξε Ausoveyog, βέλτιον εἶναι πρὸς ὑμᾶς εἰπεῖν, mit der Va- 
riante περιλιπέεῖν. Or. de Fals. Legat. p. 301, 9: ἐγὼ δὲ παρελϑὼν 
οὐδὲν ἔφην τοῦτον ὧν ἠβούλετ᾽ εἰπεῖν πρὸς Φίλιππον ἐμοὶ παρα- 


᾿ ἀμπεῖν, 


Ibid. p. 89, 24: τὸ γὰρ μὴ δεῖν ἀλλοτρίοις χρῆσθαι παραδεί- 


. Von ἢ. Strange. ΟΣ. 


“ 


Tnacıv, ἀλλ᾽ οἰκεῖον ὑπάρχειν, πῶς οὐκ εἰκὸς ὑπ αὐτοῦ σε παρο-. 


ἔυνεσϑαι. 

Wolfs Conjectur τοῦ γὰρ, die bei seinen nächsten Nachfolgern 
Befall fand, wurde von den neuesten Herausgebern mit Recht 
wieder verworfen, 4 τὸ γὰρ hier nicht minder richtig ist. Der- 
selhen Redeform bediente sich der Schriftsteller im Panath. p. 246, 
δ1: τὸ δὲ μηδὲν τῶν αὐτῶν συμβαίνειν τοῖς ὀρθῶς καὶ δικαίως πράτ» 
wo καὶ τοῖς ἀσελγῶς τε καὶ κακῶς, τίνι τῶν ὀρϑῶς λογιζομένων 
οὐχ ἂν εἰκότως ταῦτα γίγνεσϑαι δόξειεν; Andocides de Redit. $ 27 
P.134: τὸ δὲ δόντας ἐμοὶ τὴν ἄδειαν ἀφελέσϑαι ὑμᾶς, εὖ ἴστε ὅτι 
ουδεπώποτε ἡγανάκτησα. Lycurg. contra Leocrat. $ 91 p. 220: 
ἐπείγετὸ ἐλϑεῖν τοῦτον, οἶμαι ϑεῶν τινὰ αὐτὸν ἐπ᾽ αὐτὴν ἀγαγεῖν τὴν 
τιμορίαν. Demosth. IV in Philipp. p. 109,9: τὸ δ᾽ ἐν ἡσυχίᾳ διάγειν 
καὶ μηδὲν τῶν δεόντων πράττειν, ἀλλὰ προϊεμένους καϑ᾽ ἕν ἕκαστον 
ἀσφάλειαν ἔχειν οἴεσϑε. Or. de Coron. p. 226, 1: τὸ δὲ προςκροῦ- 
σαι καὶ μὴ πάνϑ᾽ ὡς ἠβουλόμεθ᾽ ἡμῖν συμβῆναι τῆς τῶν ἄλλων ἀν- 
ϑρώπων τύχης, τὸ ἐπιβάλλον ἐφ᾽ ἡμᾶς μέρος μετειληφέναι νομίξω 
"iv πύλιν. Bei der Uebersetzung dieser Infinitiv - Constraction 
Nnmt man wohl am füglichsten Conjunctionen, wie da, ssenn 
wd ähnliche, zu Hülfe; denn ein quod attinet ad, dessen sich 


' ware ἑτέρους ἐῶσαι λαβεῖν, ϑαυμαστὴν εὐδαιμονίαν καὶ πολλὴν 


Blume zu Lycurg. p. 116. bedient, passt nur für die wenigsten 


Stellen. — Das in der zunächst vorhergehenden Stelle vorkom« 
mende ὑποστησαμένους wurde fälschlich verglichen zu ὑφίστατο 
Or. ad Demon. p. 2, 23. 


Ibid. p. 90, 5: δρῶ γὰρ τὰς μὲν χαλεπότητας λυπηρὸς οὔσας 


καὶ τοῖς ἔχουσε καὶ τοῖς ἐντυγχάνουσι. 


, 


94. Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrate, A; 


Die letzten Worte dieser Stelle erklärte Coray folgender Art: 
καΐ τοῖς χαλεποῖς οὖσι, καὶ τοῖς πρὸς οὗς χαλεπῶς προςφέρονται. 
. In gleichem Sinne fasste dieselben Benseler. Das Richtige traf’ 
. aber unstreitig Wolf: tum 118 enes-quos sunt, tum his qui eorum 
-Consuetudine utuntur. Vom Umgange finden wir das Wort wie- 
derum gebraucht Epist. ad Timoth. p. 401, 29: Κλέαρχον δὲ κατὰ 
hir ἐκεῖνον τὸν χρόνον — ὡμολόγουν, ὅσοι περ ἐνέτυχον » vd 
βιώτατον εἶναι. Epist. ad Απιραῖτί p. 898, 7: ἐπειδὴ δὲ δι᾿ ἕτέ-. 
gmv ἐντετύχηκέ σσι, nachdem er aber schon durch Andere deine“ 
Bekanntschaft gemacht hat. Mit Jemanden sich in ein ‚Gespräch 
£inlassen Or. ad Demon. p. 4, 22: τὸ τοῖς λόγοις αὐτοῖς οἰκείως, 
ἐντυγχάνειν, in welchem Sinne andere Schriftsteller dieses Ver- 
ba allein, ohne den Beisatz τοῖς λόγοις, zu setzen pflegen. Dann 
_ äber wird der Begriff des Uniganges auch auf Sachen übertragen, β 
= Wie Areopag: p: 123, 10: κατεστήσαντο πολιτείαν οὐκ ὀνόματι μὲν 
' τῷ κοινοτάτῳ --- προςαγορευομένην, ἐπὶ δὲ τῶν πράξεων οὐ τοιαύ- 
᾿ γὴν τοῖς ἐντυγχάνουσι φαινομένην, wo es als gleichbedeutend mit | 
2070001 genommen werden kann. Am gewöhnlichsten ist die 
edeutung antreffen, auf etwas slossen , wie Epist. ad Iason. Fi- 
lios p. 897, 35: μὴ ϑαυμάξετε δ᾽, ἄν τι φαίνωμαι λέγων ὧν πρότε- 
φον ἀκηκόατε" τῷ μὲν γὰρ ἴσως σιῶν ἂν ἐντύχοιμι, τὸ δὲ καὶ προ 
εἰδὼς — προς: λάβοιμι. Or. eontra Sophist. p. 960, 4: ἡ δὲ παίδευ- 
σις — οἷς γὰρ νῦν ἐντυγχάνουσι, πλαφώμενοι, ταῦτ᾽ ἐξ ἐτοιμοτέρου 
λαμβάνειν αὐτους ἐδίδαξεν. Helen. Laud. p. 192, 6: οὐκ ἀπορή- 
σουσιν ἀφορμῆς ὅϑεν Ἑλένην - ὅξουσιν ἐπαινεῖν, αἀλλὰ πολλοῖς 
“καὶ καινοῖς λόγοις ἐντεύξονται περὶ αὐτῆς. Paneg. p. 37, 10; p 
39, 26; p. 58, 35; Philipp.-p. ’90, 34. Das Particip Besoygdviet 
steht in der Bedeutung quicungue occurrit Areopag. p. 184, 375 
Except. adv. Callimach. p. 361, 26; vgl. Buttorann 86 Plat. Dia- 
log. IV p. 218. 
Ibid. p. 98, ZA: τῆς δ᾽ εὐνοίας τῆς παρὰ τῶν πολιτῶν -- μη» 
᾿ δέναξ ἄλλους καταλείπεσθαι κληρονόμους πλὴν τὸς ἐξ ἡμῶν γ5- 
ας. 
Dies Lesart πολιτῶν gehört den gewöhnlichen Büchern an. 
ı Helen. Laud. p. 186, 21: οὐδ᾽ ἐπακτῷ δυνάμει τὴν ἀρχὴν diayv- 
ες οἰ λάντων, ἀλλὰ τῇ τῶν πολιτῶν εὐνοίᾳ δορυφορούμενος. Or. δὰ 
Nicocl. p. 14, 20: φυλοκὴν ἀσφαλεστάτην ἡγοῦ τοῦ σώματος εἶναι 
τήν τε τῶν φίλων ἀρετὴν καὶ τὴν τῶν. πολιτῶν εὔνοιαν» welche 
Stelle vor Augen hatte Julian: Laud. Constant, p. 48 A: Da .aber 
an unserer Stelle nicht von dem Verhältniäse eines Herrschers zu 
seinen Unterthanen die Rede ist, sondern da der Gedanke ganz 
allgemeiner Natur ist, und auf jedes Individuum Anwendung lei- 
det, so scheist mir vorzüglicher die Lesart der Urbinischen Hand- 
schrift, πολλῶν. Epist. ad Timoth. p. 400, 88: ἀρετῆς δὲ καὶ 
δόξης kalze καὶ τῆς παρὰ τῶν πολλῶν εὐνοίας ἐπιϑυμεῖς. Die Ver- 
wechselung beider Wörter mag wohl häufig in den Handschriften 
Statt finden; 80 bei Du de Βα, Legat. $ 244 p- 3 378. Bekk. 


| 
| 


AM. . N N 


ST 


Von ἢ. Strange 86 


Urchidam. Ῥ.- 98, 95: γῦν δ᾽ ὁρῶν τοὺς μὲν συναγορεύονταβ ᾿ 
εἷς οἱ κολέμιοε προςτάττουσι, τοὺς δ᾽ οὐκ ἐῤῥωμένως ἐναντιουμέ- 
γοῦς, τοὺς δὲ παντάπαδ» ἀποσεσιωπηκότας, ἀνέστην ἀποφανού- 
μένος ἃ γιγνώσκω περὶ τούτων, αἰσχρὸν νομίσάς . εἰ τὴν ἰδίαν τοῦ 
Er διαφυλάττων περιόψομαι τὴν πόλιν ἀνάξια ψηφισαμένην 


Zu συναγορεύοντας kann verglichen werden Or. de Pace p. 
197, 14: καὶ γὰρ τὸν ἄλλον χρόνον εἰώϑατε πάντας τοὺς ἄλλους 
βάλλειν, πλὴν τοὺς συναγορεύοντας ταῖς ὑμετέραις ἐπιθυμίαις. 
Philipp. ΡΑ͂δΟ, 1: οὗτοι μὲν γὰρ παρώξυνον ἐπὶ τὸν πόλεμον, συν 
αγυρεύοντες ταῖς ἐπιϑυμίαις ὑμῶν. Paneg. p. 56, 98: οὐ μὴν οὐδ΄ 
εἰ συναγορεύουσι τοῖς ὑπ᾽ ἐμοῦ λεγομένοις, οὐδ᾽ ὥς ὀρϑῶς περὶ τῆς 
ἐκείνου δυνάμεως γιγνώσκουσιν. Mit dieser Stelle hätte Baiter 
(Paneg. p. XIX) seine Behauptung unterstützen können, dass die 
lteLesart ἔχω zurückgeführt werden müsse Or. de Permut. p.281, ᾿ 
1: οὐ μὴν οὐδ᾽ εἶ ταῦτ᾽ ἔχων περὶ ἐμαυτοῦ λέγειν, οὐδ᾽ οὕτω pa- 
mom περὶ. τοὺς λόγους τοὺς τοιούτους γεγενημένος. Indess 
möchte ich wenigstens immer noch bei ἔχων stehen bleiben, da 
diese Lesart von den besten Handschriften überliefert ist, und da 
äne solche Abweichung von der gewöhnlichen Sprechweise kei- 
neswegs so unerhört ist, wie Baiter zu glauben scheint. Demostl, ᾿ 
de Fals, Legat. p. 302, 15.— Das folgende ἀποσιωπᾶν, kein Wort 
havorbringen, stumm seyn zu einer. Sache, kommt wieder vor 
Panath.p. 245, 9; ταῦτ᾽ ἀκούσαρϑρασέως μὲν οὐδὲ πρὸς dv ἀντεῖπα 
τὸν εἰρημένων. οὐδ᾽ αὖ παντάπασιν ἀπεσιώπησεν. Lucian. Gym- 
m 21.T. II p. 908: τοὺς ταὶ ἀναγκαιότατα μὴ λέγοντας Ev’ Apclo 
πάγῳ, ἀλλὰ ἀποσιωπῶντας. --- Die Heilung der Schlussworte unserer 
Stelle verdanken wir der Urbinischen Handschrift, da der Law 
rentianus und die Vulgata folgendes geben: προήσομαι τὴν πόλιν 
ἀγαξίως προφεισαμένην ξαυτῆς. In welcher Entstellurig besonders 
kevortritt προπεισαμένην,, welches Compositum won den Lexiko- 
graphen mit Recht verschmäht wurde. Damit man aber nicht 
uf den Einfall gerathe, als habe προφεισαμένην ein grösseres " 
Wort, denn-pnpicaufumv, vertreten, so bemerke man, dass Ietz- 
‚ers zuerst in φεισαμένην überging, wie καταψηφισάμενοι ih xu- 
mpasauevo, bei Antiphon Tetralog. II, 2. $ 11 p. 29; worauf 

ῃ eine andere Hand das πρὸ aus προήσομαις wiederholte. — 
Kinsichtlich des regioyoucs vergleiche man Panath. p. 248, 73’ 
 αἰηρὸν ποιήσω καὶ δεινὸν, εἰ παρὼν περιόψομαί τινα τῶν ἐμοὶ 
καληδιακύότων πονηροῖς λόγοις χρώμενον. Except. adv. Callimach, 
> δδδ, 18: δεινὸν οὖν ἡγησάμην, εἰ τῶν νόμων οὕτως ἐχόννων 
ἐὺ δεριόψομαι τὸν μὲν συκοφάντην dv τριάκοντα δραχμαῖς κινδυ- 
γῦθντα. Demosth, contra Theocrin. p. 209, 22. Beiläufig berüh. 
'n wir hier eine seltnere Construction des Zeitwortes περιορᾶν, 
Baneg. p. 55, 94: τῆς χώρας τὴν μὲν πλείστην αὐτῆς ἀργὸν περιὸ- ὦ 
tere. Archidam. p. 118, 20, Isaeus de Apollod. Her. $ 82 Ῥ. 
N: ἄπαιδα ἐκεῖνον περιεωράκασι. Demosth,. I contra Aristogit. 


N 
“ 


x 


᾿ bekannt, wie es scheint, ‘ist die Bedeut 
᾿ mosth.. in Midiam p. 54, 15: καὶ τίνι 


, ı 
ὦ ᾿ # x 
͵ ᾿ ͵ ' 


- 


. 98 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. 


p.208, 12: τούτους ἀτιμωρήτους περιορᾶν. An welchen Stellen das 
Zeitwort unserem lassen entspricht. Etwas häufiger, weniger aber 

im Stiche lassen. De- 
n pe λογισμῷ περιεῖναι 
ταῦτα παϑόντα καὶ ζῆν, εἶ περιόψεσϑέ με νῦν ὑμεῖς; dass hier an 


- "eine Wiederholung des ταῦτα παϑόντα zu περιόψεσϑε, die Spal- 


ding und Buttmann fordern, nicht zu denken sey, sehen wir aus 
folgenden Stellen desselben Redners. Or. II contra Aphob, p. 229, 
26: οὕτως ὄναισθε τούτων, μὴ περιίδητέ μεν" μηδὲ ποιήσητε τὴν 
μητέρα — ἀνάξιον αὑτῆς τι παϑεῖν. Or. adv. Apatur. g 266, 88: 
ἐγὼ δὲ τὸν πιστεύσαντα ἐμαυτῷ τοσούτῳ ἔφην ἧττον ἂν περιιδεῖν. 
Or. de Fals. Legat. p. 295, 18. Denselben Gebrauch treffen wir 
bei unserem Schriftsteller an Plataic. p. 271, 31: τοὺς αὐτοῦ πε- 
ιορᾶν, μὴ δυνάμενον ἐπαρκεῖν. Hergestellt ist dasselbe im Ar- 
chidam. p. 111, 26: el — τῶν Ἑλλήνων ol μὲν ἀδικοῖεν ἡμᾶς, ob 
δὲ περιορῶεν, οὐδ᾽ ἂν οὕτω Aerayvalyv, wo der Laurentianus 


< ‚und die Vulgata ὑπερορῶεν enthalten. — — Zum Schlusse un- 
ον serer Bemerkung machen wir noch aufmerksam auf den- eigenen 


Gebrauch von uıxgög,' den wir in dem Griechischen Argument 


. unserer Rede finden: xaraysras δ᾽ οὕτως ὁ μικρὸς ᾿Αρχίδαμος , IM 


Gegensatze des ältern Archidamus, des Sohnes des Zeuxidamus; 


. also minor, wie Wolf richtig übersetzte; vgl. Argument. ad. Isaei 


Or. de Aristarch, Her. p- 118, 25, wo Schoemann p. 485 Bei- 


- spiele vermisste. 


r 


, Teid. p. 103, 16: ὥρτε μὴ τοῦτ᾽ εἶναι χαλεπώτατον, εἶ τῆς 
χώρας στερησόμεϑα παρὰ τὸ δίκαιον, ἀλλ᾽ εἰ τοὺς δούλους τοὺς 
ἡμετέρους ἐποψόμεϑα κυρίους αὐτῆς ὄντας. . 

Den Comparativ χαλεπώτερον, den hier die Urbinische Hand- 
schrift giebt, gab ich zu voreilig für die ursprüngliche Lesart auß, 
da derselbe nur ein reiner Schreibfehler ist; vgl. Or. ad Nicocl. P- 
15, 37. Isaeus de Cleonym. Her. $ 6 p. 5: ἐγὼ μὲν γὰρ οὐχ am 
ἀδίκως κινδυνεύω, τοῦϑ᾽ ἡγοῦμαι μέγίστον εἶναι τῶν παροντῶν 
xaxcv, ἀλλ᾽ ὅτε ἀγωνίξομαι πρὸς οἰκείους. Demosth. adv. Leptif- 
Ῥ. 352, 9: οὐκ εἰ τῶν πάντων ἀδικήσομέν τινα ἢ μείζονα “ἢ Eat 
τονα, δεινόν ἔστιν, ἀλλ᾽ εἶ τὰς τιμὰς — ἀπίστους καταστήσομεν. 


Or. adv. Pantaen. p. 828, 8 ; adv. Nausimach. p. 333, 12: οὐ γαῤ 


εἶ un τῶν δικαίων ἐγὼ παρ᾽ ὑμῖν τεύξομαι, τοῦτ᾽ ἐστὶ δεινότατον; 
ἀλλ᾽ εἰ πρᾶγμα δίκαιον ὡρισμένον ἔκ παντὸς τοῦ χρόνου νῦν κατῶς 
λυϑήσεται. Olynth. III p. 28, 18: ἐγὼ δὲ οὐχ ὅ τι χρὴ περὶ τῶν 
σξαρόντων συμβουλεῦσαι χαλεπώτατον ἡγοῦμαι, ἀλλ᾽ ἐκεῖν᾽ ἀπορῶ, 
τίνα χρὴ τρόπον --- περὶ αὐτῶν εἰπεῖν, wo uns eine Handschr 


‚denselben Fehler, χαλεπώτερον, giebt. 


Cölln, den 29. April 1832, 
J. Strang®- 


% 


Das Unterscheidende der Mythologie der Indier. οἹ 


: t Das f 
Unterscheidende der Mythologie 
der 


Indiert) 


Das Werden der Mythologie der Indier ist ihr unmittelbares 
sich Bewusstwerden der allgemeinen Idee der Gottheit, ihr erstes 
Denken der Gegenwart Gottes in der Schöpfung und des Verhält- 
nisses des Göttlichen zum Endlichen. Es ist das Werden ihrer 
volksthümlichen Vorstellungen von den in den Naturkräften er- 
scheinenden Göttern; es ist. der objectiv werdende Zusammenhang 
der Erscheinungen in der Tiefe des Herzens und in der äussern 
Welt bei den Indiern. Beide Erscheinungen gingen zunächst zwar 
denselben Gang wie bei andern Völkern; aber sie gingen ihn auch 
der individuellen Naturbestimmung gemäss. Klima und Erdnatur 
von der einen Seite, Stammcharakter von der andern modificirten 
die Weise ibrer religiösen Entwicklung dergestalt, dass die unter- 
sten Stufen rasch durchlaufen, 2) da- Gemüthliche von dem Phan- 
tastischen überwunden, 3) die sich bald erschöpft habende gedie- 
gene Thatkraft in ihre Gegensätze, in religiöse Meditation auf der . . 
eänen, und in sinnloses äusseres Thun auf der andern Seite um- 
schlug und dabei auf ewig unterging. Dies gilt jedoch vorzugs- 
weise nur von,dem Kern der Nation in den obern Gangesländern. 
Indien ist das"Land der sich gleichgültigen Widersprüche; und 
ausserdem dass es im Norden himmelliohe Berge, im Süden .das 
unendliche Meer hat, ist das Klima und der Boden in Indien so 
verschieden, wie seine Bewohner. So wie wahrhaft paradiesische 
Gegenden und wüste Steppen in Indien wechseln, so wechseln 
schön gebaute, geistvolle Völkerschaften mit solchen, die dem 
Thierischen nahe stehen, der edle Kaukasier mit dem viehischen 
Paria, Kasmir mit Dekan u. s. w. So wie Kabul die Religion Zo- 
roasters vom Brahmanenthume schied, so trennt auf der entge- 
gengesetzten Seite der Brahmaputra dieses vom Brahmaismus. 
Ebenso ist ein anderes religiöses Leben in der Gegend diesseits und 
jenseits des Indus; ein anderes im nördlichen als im südlichen n— 
dien. So gehirgs- und flussreich Indien im Allgemeinen ist, so 


haben doch blos der Himalaya und der Ganges durchgreifenden 


*) Das Verhältniss der indischen und grischischen Mythologie ist 
in der Thas gerade das Wichtigste auf diesem ganzen Felde; es sind die 
beiden festen Puncte des Gegensatzes, den man ganz verstehen muss, 
wenn man von der Sache etwas Wesensliches begreifen will. Aber wie 
kann man das bei solcher willkührlichen Einseisigkeit ἢ 5 

(Solger, verm. Schr. 8. 758.) 


Archiv f. Philol. u. Pädeg. Ba.1l. Hft.. ni 


Ἰ 


958 Das Unterscheidende der Mythologie der Indier, 


Einfluss auf die geistige Bestimmtheit der Indier gehabt, die x. Β. 
“ihre Weltansicht so gestalteten, dass ikmen der höchste Gipfel eines 
Gebirges, Meru, erschien als strahlendes Centrum der Erde, als 
Göttersitz, dessen Strahlensegnungen die Quelle ihres Seelenglücks 
seien; der heilige Ganges aber als die Pulsader alles irdischen 
Seegens, von dem angeschwellt sie alljährlich (zur Zeit der Passat- 
winde) wie neu geboren das Land befruchte, den heiligen Lotus 
emporschwingend, vom heiligen Krokodil begleitet. — Geschicht- 
lich merkwürdig und daher auf die Volksvorstellungen und Sagen 
-einflussreich wurde das nordwestliche Indien auch noch durch 
Alexander, der aber dort schon hierarchische Brahmanenstaaten 
abwechselnd mit kleinen Monarchien und Republiken in grossem 
Wohlstande antraf. Dem Ganges näher liegt die üppige Landschaft 
Antaverdi mit Kasmir, die Ursitze des Brahmanenpriesterthums, 


wo dasVishnuthor, durch das die Indier einst in die Ebenegedrungen _ 
sein wollen. Die einzelnen Gangesländer waren vielleicht alle von _ 
- hier aus, wie sowohl die,uralten Tempel, als auch die epischen _ 


Gedichte beurkunden, frühzeitig cultivirt worden; der eigentliche 
Mittelpunkt der indischen Macht und Kultur wurde aber östlich die 
Landschaft Oude, deren Städte der Xamajana feiert. Die südlichen 
Gangesländer blieben von der feuchten Erdnatur und dem heissen, 
nngesunden Klima gehindert bei aller Fruchtbarkeit des Bodens in 
der Geistesentwicklung weit zurück. Ebenso der eigentliche Sü- 
den Indiens, der Sitz einer v6n den Hindus ganz verschiedenen 
Völkerschaft, die in Wäldern und Schluchten ein nomadisch wildes 


- Leben führt. Ihre rohen Vorstellungen sind im indischen Mythen- 
systeme nicht spurlos verloren gegangen. ‚Die Küsten der Halb- 
‚insel, namentlich die westliche, hatte frühzeitig berühmte Stapel. 
plätze und reiche Handelsstädte. Die Küstenmauer vom Cap bis 


zum Reiche Maheswara (Land des Siva) aus der indischen Vorzeit 


beweist, welchen Einfällen wilder Horden das Land ausgesetzt ge- 


wesen ist, und wie den Indiern ebenso das Meer als unrein und 
unheilig gelten konnte als dem Zendvolke das nördliche Gebirge. 


Das Land des Krishna auf der östlichen Küste mit seinem Heilig- 
thume blieb lange vor Einfällen und Landungen sicher, und im 
ungetrübten Besitz seiner Volksthümlichkeit ; und die heilige Insel 
Rameswara, die Insel der Sonne bei Ptolemäus-und Plunirus, ist 
noch jetzt das Ziel der Wallfahrten, und der Entsündigungsort, 
weil vor Alters sich die Göttin, wahrscheinlich Bali ( Bohlen 1. 
p. 27), hier, namentlich an der Südspitze des Landes, gebadet 
haben soll. Unter den Inseln hing Ceylon ( Taprobane)) ehemals 
‚äusserljich und innerlich enger mit Indien zusammen als jetzt und. 


seine Dämonen-Ideen sind in die indische Mythologie übergegan- 
gen; so wie wechselseitig das Brahmanenthum und hernach über- 


wiegend der Buddaismus sich hieher verpflanzte, und von hier 
aus den ganzen auf den übrigen Inseln verbreiteten Negerstamm 
eultivirte, so gering auch jetzt in den Malaischen Nachkommen 


͵ 
ΠῚ τ 


Das Unterscheidende der Mythologie der Indier. ” 


die Uebexreste dieser irdischen Cultur sein mögen. Das Klima, in 
de? Mitte durch die Zeit der Hitze und durch die Regenzeit zu ab» 
wechselnden Gegensätzen. bestimmt, im Norden durch die kühlang- 
spendende Bergluft angenehm temperirt, tritt nirgend in der Welt 
ἐφ σεἰθ in so schroflen Gegensätzen hervor, als auf den beiden 

Der rasche Wechsel der Witterung, der auf den Körper 
ss schädlich und verderblich wirkt, stimmte das Gemüth dazu, 
die daun ausbrechenden Krenkheiten als unmittelbaren Zorn, 


Strafe der Götter anzusehen ; so wie die überaus fruchtbare Vege- 


tstion, die seltensten, prachtvollsten Blumen und Bäume, die 
Wunder des Thier- und Steinreichs in ihnen den frommen, frucht- 
bıren Gedanken, dies als anmittelbares Geschenk ihrer Götter 
vor allen Völkern voraus zu haben, leicht erzeugen musste, Jones 


echt mit dem Ursprung der Büssungen, dieses mit dem über- 


 ichwenklichen Cultus-Gepränge in der geuauesien Verbindung; 
beides weckte früh die Vorstellungen von der unendlichen Macht 


dieser Götter, Vorstellungen, welche diehierdurch mächtig erregte 

ie aus sich herauszusetgen strebte, und die in ungeheuern 
Tempeln und colossalen Bildern und Statuen die Kunst objektivirte, 
Diein dem Reiche des organischen Pflanzen - und Thierlebens ein 
objectives Leben lebende Götterwelt, wie sie das religiöse Gemütk 
des Indiers in unmittelbarer Erfahrung hatte, durch Mythus und 
Poesie zum allgemeinen Volksbewusstsein erhoben, ist Hauptgegen- 
stand des indischen Cultus geworden. Dabingegen das Geschlecht 
ἐὰν halbthierischen, unflätigen, von den Göttern verworfen ge- 
dachten Parias nicht weniger als diätische Nothwendigkeit, die 
Beinlichkeit und den Kastenunterschied zu religiösen Bestimmun- 
gen gemacht zu haben scheint, besonders wean man annimmt, 


‚ dass die andern nicht indischem Völkerschaften von den Hindus, 
al diese am Fusse des Himalaya, dem Ganges entlang, sich nach 


Süden ausbreiteten, überwunden und unterdrückt worden sind: 
welche Begebenheiten die historische Grundlage der politisch reli- 
gösen Verhältnisse, und der historischen Elemente der indischen 
Mythologie ausmachen. Denn dies war das Zeitalter der Mythen- 


bildung bei den Indiern, wo sie ihr Verhältniss zum Absoluten 
 ulzufassen und zu gestalten bemüht waren. Die Zeit des Zuges 


des Rama durch die südliche Halbinsel bis nach: Ceylon, und des 


Krieges der Pandus und Kurus, wo das Volk sein Verhältnjss zu 


den Nachbarvölkern gestaltete, und seine volksthümliche Beson- 
Üerheit gründete und verwirklichte, gab schon mehr der Sage den 
Stuff, so wie in das bald darauf folgende der Ursprung der Iyri- 
schen und epischen Poesie fällt. Durch die Poesie wurde nicht 
zur die Mythe mit der Sage vermischt und ausgeschmückt, son- 
dera auch unter das Volk verbreitet und populär gemacht. Die 
Banze Weltansicht der Indier wurde dadurch in demselben Grade 
üythisch poetisch, als sich ihr ganzes Leben und Handeln durch 
Üse zu Grande liegende Idee zu einer beständigen ‚Festfeier be- 
JR. 


: 


. 1009 Das Unterscheidende der Mythologie der Indier. 


- 


- stimmte. Den Mythus von der poetischen Vor- und Darstellung 
zu scheiden, wird aber hier besonders schwer, theils weil die 
äussere Natur die Phantasie des Indiers eben so früh als das Ge— 


,  müth aufregte, und schon den ersten religiösen Vorstellungen ein 


: 80 poetisches , phantastisches Gewand gab, dags der religiöse Kern 
fast darin unterging; theils weil der natürlich. gegebene Stofffür 
mythische Vorstellungen in Indien, fast unendlich war und unmit- 
telbar in den poetischen Sagestoff hinüberspielte. Die‘ Eigenschaft 
‚der indischen Boesie stets sich malerischer Bezeichnungen zu be— 
dienen und z.B. tausendhändig für allmächtig, tausendäugig für all- 
‚wissend zu gebrauchen, charakteristische Benennungen, sprechende 
Namen der hervorstehenden Eigenschaften selbstständig zu behan- 

, deln, die besondern Kräfte einer Gottheit bis aufs Kleiifste detail- 
lirt wiederum zu personificiren und auf verschiedene: Götter zu 
übertragen ‚, ‘allen Erscheinungen der geistigen Welt'lebendige In- 
dividualität zu geben — hat den religiösen Inhalt der allgemeinen 

_Weltansicht verdunkelt und ihre Mythologie in ein unauflösbares 
Gewirr gebracht, — Die älteste historische Quelle dieser Mytho- 

- logie sind die Veden, die Grundpfeiler des ganzen Brahmayen- 
‘ thums und der ganzen indischen Religion. Aber darin ist schon 
vollständig, volksthümlich ausgebildet die Vergötterung aller Na- 
turkräfte, ein bis'ins Kleinste detäillirter Naturdienst. Es lassen 

‘sich indessen als ältere Bocumente des indischen Glaubens darin 
‚ausscheiden die einfachen Hymnen an Sonne, Mond und Erde, 
Feuer, Luft, Wasser, und demzufolge als ältere Gegenstände der 
Verehrung der Indier, Mond, Senne, Erde etc, betrachten; aber 
daraus lässt sich keineswegs erweisen, dass diese Götter das Urvolk 
von seinen Bergen mit in die Thäler gebracht, noch dass auf die 

‘ Eigenschaften und Verhältnisse dieser Elementargötter untereinan- 

‚ der und zur Menscheriwelt die allerersten religiösen Vorstellungen 
(der Indier Bezug gehabt haben. Vielmehr gab ihrer allgemeinen 
Gottidee (Brahma) erst die Natur der neuen Wohnplätze die volks- 
thümliche .Bestimmtheit und löste sie in die, der zweifachen Erd— 
natur Indiens entsprechenden, Gegensätze vonSiva und Vishnu auf. 

‚Indiens geographische Natur erzeugte leicht die Vorstellung vom 
Zusammenhange des Brahma mit der Sonne und von dem Wohn- 
sitze der Sonnengottkeit aufMeru, von wo aus sie mit ihren milden 
erquickenden Strahlen über die Thäler wandele, selbst mild milde 
Opfer des Dankes in Empfang nehmerd, und bezeichnete demge- 
mäss den Süden als den Untergang alles Lebens, als das Reich der 
Unterwelt. Andere Gegenden liessen die andern Eigenschaften der 

- Sonne mehr kennen, z.B. Bengalen ihre befruchtende Kraft, Mit- 
tel- und Südindien ihre zerstörende Macht. Die Vorstellungen von 
Sivä aber als der Macht des Erdfeuers, der blutige Opfer begehre, 
dem fruchtbaren Herrn, aus dessen Stirn die Ganga fliesst, können 
nur die vulkanischen Gegenden des nördlichen, Indiens, wo die 
Naphtaquellen sind, erzeugt haben; aber in den südlichen 


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Das Unterscheidende der Mythologie der Indie. 101 


Gangesniederungen war Vishnu die Erzeugungskraft der Erdfeuch- 
ügkeit, und auf den Küstenländern der durchdringende Wasser- 
soegen, wo aus seinem Nabel dann die Lotusblume entspriesst, 
welche dem Brahmann erst das Dasein giebt. Aber schon in die» 
sen drei,Gottheiten, dem ursprünglichen Brahma (von dem der 
philosophische Parabrabma zu unterscheiden ist), dem populären 
Siva und. Vishnu zeugt sich das Unvermögen des Indiets, einen be- 
simmten Begrifl festzuhalten. Denn die Begriffe des Siva und _ 
Vishnu liefen durch die gegebenen Prädicate nicht nur bald unter 
sich in einander, sondern beide auch mit jenen des Brahma, der 
‚darin ganz unterging, als Siva und Vishnu, diese ursprüng- ' 
lichen Localgottheiten, allgemeine Volksgottheiten wurden; wo- 
durch eine gewisse fromme Realität ausbrach, und sich bestimmte 
religiöse Secten ausschieden. Der Sivaismus sprach sich aus in 
einer Menge mythischer Vorstellungen. von der Zeugungskraft der 
Natur und durch rohe sinnliche Symbole. Weniger sinnlich sind 
die Vorstellungen der Vishnuiten, vielmehr gebildet und geistig 
ihre Mythen von den Verkörperungen der Vishnu. In jenem Cul- 
tusprincip ist der Charakter des phrygisch - ionischen, in diesem, 
das die Krishna-Verehrung erzeugte, des griechisch - dorischen 
Mythensystems vorherrschend. Daher man häufig im Siva den 
Bacchus und im Vishinu-Krishna den Hercules zu finden geglaubt 
hat. Vishnu selbst (auch der Bla@e,— die Luft) wurde späterhin von 
der Secte der Vishnuiten, die den Aether als Grundstoff ausahen, 
als Herr der Welt und, aller Götter betrachtet und auf ihn alle 
Prädicate und Attribute Brahmas übertragen. Vorzüglich geschieht 
dies in der philosophischen Bhayavadhita. Den Krishna aber fand Ὁ 
schon Megasthenes ap Yamanu bei den Suraseern, Brahma tritt . 
in den kosmplogischen Mythen wieder hervor, selbst Weltenerzeu- 
gend durch seinen Gedanken und sein Schöpfungswort; aber 
nach einem ‘andern, Veda selbst als erzeugt durch das absalute 
Schöpfungswort. Dies Erschaffenwerden des Brahma,, wie über- 
baupt die Totalansicht von der Schöpfung gestaltete sich nach _ 
dem Princip der Oertlichkeit, und wie den Sivaiten das Feuer als 
Urgrund galt, so den Vishyuiten die Luft. Uebereinstimmend sind 
nur die allgemeinen Vorstellungen, welche die allgemeine übereiy- 
‚immende Landesnatur einflösste, wornach Alles ursprünglich 
klar und rein. erschaffen, dem. urgöttlichen Quell entströmt, und 
demselben nach verschiedenen Abstufungen in seinen Gang und 
Verlauf in der irdischen Erscheinung und körperlichen Verwirk- 
lichung näher oder ferner, ähnlicher oder unähnlicher ist, wie 
die Sonne in ihrem Lauf vom heiligen Meru durch verschiedene 
Erdnaturen bald klar und bald mild, baldgetrübt mit Regenwolken 
und brennend, wie die heilige Ganga sich mehr und mehr mit dem 
Unlautern vermischend, bald ruhig dahinfliessend, bald überströ-— 
mend, wie die von beiden bestimmte Witterung und ganze äussere _ 


Natur im beständigen Wechselgange sich befindet: und so ist die 


108 Das Unterscheidende der Mythologie der Indier, 


ganze Weltansicht Indiens nur der geistige Abdruck des Natur- 
lebens. Der Kreislauf durch die Abstufung der Verschlechterung 
and das stufenweise Zurückkehren zur geistigen Idee ist in ihrern 
 religiös-politischen Leben wie in ihrer mythischen Welt das durch- 
greifende Princip. Das Göttliche in allem Natürlichen gab allem 


Natürlichen göttliche Berechtigung, und das Natürliche, Irdische | 


in den Güttern lässt diese, in Allen mit dem Menschen sympathi- 
sirend, dieselben Stufen darchwandeln, wo sie den olınmäch- 
tigern, im Sinnlichen mehr befangenen Erdensöhnen in ihren Auf- 
streben nach dein göttlichen Leben in wiederholten Offenbarungen 
‚(dem Avataras des Vishmu) hülfreich erscheinen. | 


Aus dieser Grändanschauung nun entsprangen die Abstafun- 


gen in der Heiligkeit der Menschen und Thiere, in den Weltaltern, 
in der Metasomgtosis und den ‘drei Sinnenwelten,, ‚die die Seele in 
ihrem Läuterungsprocess zu dyrehlaufen hat: Vorstellungen, ‘die 
alle mythisch aufgefasst und vielfach begründet worden sind. 
Dieser aus der Natur Indieris entlehnte allgemeine Inhalt der in- 
dischen Mythologie, mit wenigen auf die ältesten Begebenheiten sich 
‚beziehenden Elementen vermischt, hat dadarch eine entsprechende 
'Form erhalten, dass er in tropischen, ebenfalls von den Nater- 
verhältnissen hergenommenen Ausdrücken, in phantastischer Ans- 
schweifung dargestellt wurde. — Aber wenn die Hauptgotter 
'der Indier suf der zweiten Stufe %ler Entwicklung des religiösen 
Bewnsstseins die allgemeinen und besondern Localgeister, d.h. 
die zunächst‘ die menschliche Bewunderung 'und die Gottidee des 
religiösen Bewusstseins auf’sich ziehenden tellurischen und .atıno- 
sphärischen Mächte, ‘oder die Neturelemente waren, wis'ihaen, 
nach den Vedas, Opfer unter Absingung von Hymnen gebracht 
‘wurden, sn verlor sich bald wieder die elementarische Beziehung, 
wie schon in den Vedas, vorzüglich aber in den Epopöen sicht. 
bar ist, so sehr auch die religiöse Meditation aus den poetischen 
Phantasiegebilden diese festzuhalten und eine elementarische Grund. 
‘bedeutung der Götter aufzuzeigen 'bemüht war. — Dies οἱ der 
historische Urgprung und Entwicklungsgang der indischen Mytho- 
| Yogie in Bezug πε Inhalt ‘und Form. Unter den historischen 
Onellen, δέει Veden, den Epopöen und !Puramas entsprechen ketz- 
teren bei den Griechen im Allgemeinen Hesiodus ‚und die kykli— 
schen Dichter. Denn ausser ‚den kosmogenischen und tlieogoni— 


schen Mythen enthalten sie auch heroische; aber alle diese haben | 


‘hier mehr oder weniger den allegorischen Charakter, und sind 
zum Theil 'mystische Philosophemne der spätern Zeit. Das Alle- 
gorisiren ist aber bewusste Mystik, die aus der unbewussten My- 
'stik, der Symbolik in der Kunst, entstanden sein mag. Die Kunst 
‘schloss sich zeitig an diese Mythen an, und suchte durch äusser- 
‘liche Colossalität die colossalen Göttermächte, wie sie die Na- 
'turwunderwelt Indiens zeigte, auszudrücken; und das Malerische 
in der Poesie hat auch hier seine Geltung, wo z. B. Langarmigkeit 


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ς-ς. αὐ τῆὑὟὋ κ΄ ἢ πρὶ κ πιῶ τὰὸὰἡἩ “-΄ῷ' γχὰ ὦ. 


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Das Unterscheidende der Mythologie der Indir,. 1608 


Macht bedeutet, welche Symbolik die griechische Kunst, wo diese 
auch in den Mythen, wie in denen von den Titanen, dem Argus 
u. 8, w. gegeben war, verschmähte. Diese rohe unbeholfene Sym- ' 
‚ belik, in ie die indische Mythologie und Kunst befangen blieb, 
unterscheidet sie wesentlich von der geistvolleren der Griechen, 
de mehr idealische Herrlichkeit bezweckte, nicht aber von der 
Aegyptischen und Vorderasiatischen, die auch nur möglichst of- 
fabar sinnliche Anschaulichkeit in der äusserlichen Körperlich- 
kit zu erzielen bemüht war. Die ephesische Göttin mit den ge- 
schlossenen Füssen und vielen Brüsten unterscheidet sich nicht we- 
sntlich von der vielbrüstigen Bhavari der Inder. Vielmehr muss 
mn die ägyptische und vorderssiatische Vorstellungsart und Dar- 
stellungsweise als Selbstironie des Begriffs der indischen betrach- 
ten. Die Aegypter battenaber bei aller ihrer grobsinnlichen Sym- 
blität noch ein Streben, das Geheime, Verborgene, Unerforsch- 
che mit auszudrücken, und durch ganz unangemessene kleine 
Figuren ihre Resignation auf die Darstellbarkeit des Unendlichen 
zu bezeichnen. Das Unlebendige, die Andeutung des Todes in 
allen Darstellungen ist aus eben dieser mystischen Gemüthsstim- 
mung hervorgegangen. Von beiden ist in Indien das Gegentheil. 
Das rege Leben in der üppigen Natur mit ihren beständigen Wech- 
selverhältnissen, die dadurch erregte kühne Einbildungskraft liess 
dieIndier überall die lebendige Nähe und Offenbarung der Gott- 
keit erblicken, -und sie auch in den groben Sinnbildern. ihrer jüng- 
sten Kunstferligkeit die Geschöpfe ihrer frömmsten Begeisterung 
so wieder erkennen, dass sich ihr religiöses Gemüth darin befrie- 
digt fand. Die Stärke ihrer Einbildangskraft verlieh allen diesen 
Bildern Geistesleben, Der bedachtsamern, ruhigeren Verständig- 
keit, dem tiefern religiösen Gemüthe des Aegypters, seiner na-. 
üürlichen Abneigung gegen die lebendige, oberflächliche Be- 
schauungsweise wurde es schwer, seine Gottidee im objectiven 
Zusammenhange anit den Naturkräften und Naturpbänomenen , die 
öfter zerstörend als segnend wirkten, zu erblicken. Nur trübe 
Almungen erzeugte ig ihm die sie umgebende Natur. Indem aber 
der Indier auf ganz leichtfertige Weise mit seinen Gottideen die 
Naturgesetze in einen religiösen Zusammenhang setzte, verfiel 
ieser sein Mythns in ein gehaltloses Spiel der Phantasie, das alle 
ie Bestimmtheiten seiner Welt verflüchtigte; mit allem Wirk- 
ichen willkührlich scherzend kam es dem Träumen ganz nahe, 
in welchem die Schranken der wirklichen Welt ebenfalls nicht 
existiren. In diesen Producten der phantasixenden Willkühr ist 
das Sinnige, das die meditirenden Indier der späteren Zeit her- 
vorzuheben und zur Allegorie auszubilden suchten, zufällig. In 
dieses Traumleben, in diese phantastische Ekstase wurde aber 
schon von Haus aus der von seinen Bergen herabgestiegene Kau- 
kasier durch alle die Wunder, die Kasmir und Nordindien plötz- 
lich vor seinen Augen entfaltete, versetzt, und darin durch den 


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1% _ Das Unterscheidende der Mythologie der Indier. 


‚immer neuen Wechsel derselben erhalten. Aegypten dagegen 


ist der’ Beginn des Erwachens. Aber von dem Morgendunkel una= 
schattet, und vor den verschwindenden Nachtgestalten erbebendhälz 
Aegypten die Augen verschlossen, Persien öffnet sie dem reinen 
Morgenlichte zwar, aber kommt nicht hinaus über das Licht der 


Welt, das es erblicket hat. Erwachen aus freiem Bewusstsein ist 
erst Griechenland. Jene einfachen, natürlichen Principien des 
Anfangs im Orient, die Gegensätze, die embryonisch in Indiens 
“ unbestimmter Allgemeinheit gegeben,’ im weitern Orient sich näber 


bestimmend ‚hervortreten, sivd in dem sich frei individualisiren- 


den Geist. Griechenland aufgehoben. — Sehn wir nun, in wel— 
chen einzelnen Formenbestimmtbeiten sich das Absolute bei derz 
Indiern ausgelegt hat! — Brahma haben wir schon oben als all- 


᾿ς gemeine Bezeichnung der ursprünglichen Gottidee der Indier auf- 
gefasst, als (schaffenden) Urgeist ohne äussere Formbestimmthait, ὦ 


als göttliches Wesen überhaupt, das sich dann näher bestimmte 
und ‘offenbarte in Siva und Vishmu, darin wirklich ward, 
Formbestimmtheit, Tempel und Kultus erhielt. Dieser subjektiv- 
objective Gottgedanke ist in der That der lebendige Urquell alles 
"bewussten. Seelenlebens in Indien, des indischen Priesterthums 


‘und’ Göiterthums gewesen. Die Zeit war noch nicht erfüllt, wo. | 
dieser Gedanke in dem Menschen zum klaren Bewusstsein kom- 


men und in der Idealität festgehalten werden konnte, Sondern 


seinen ewigen, unendlichen Gehalt an sinnliche Volksgötter ver- 
lierend ward er zur blossen Abstraction. Er hiess zwar bei den | 


Indern Pitämahas, Urvater; Prajäpatis, Herr der Wesen; $ür&g- 
'varas, Herr der Götter; Eökapürvajas, aller Wesen Erstgeborner. 
Aber auch als Schöpfer (Dhätra), oder vielmehr als Demiurg, 
wurde er dann den Volkgöttern untergeordnet; eben so alsSchick- 
'salsgott und Erhalter 'des Ganzen,. als welchen ihm zu seinem 


Dienste unzählige Genien zugeordnet sind, die in acht Regionen 


des Himmels, welche auch Welten heissen, vertheilt, von beson- 


deren Oberhäuptern, , Vagas, regiert werden. Hier entstand seine 


Abbildung mit vier Köpfen, und Armen, pleich einem nach allen 
‘vier Weltgegehden 'hinsehauenden Menschen, und die Vorstellung, 
‘dass Brahma nach gewissen Zeiten sterbe, und wieder lebendig 


werde, ‘gemäss der indischen Grundanschautung von der ewigen 
“Wandlüng in der Natur. ‘Als Diener des Höchsten regiert er In- 


‚ dien, empfing von jenem die Vedas, die er zuerst in der Sprache 
der Genien; dann ald'’er zur Erde 'herabstieg, um Hindostan zu 
regieren, in Sanscrit, der damaligen Landessprache, schrieb, wo- 
nach er. das Hinduvolk in die erblichen Stämme theilte u. 8. w. 
Die Weisheit ist seine Gattin, welche als Urvernunft, Väch, bei 


der Schöpfung zugegen war, und nachher als Sarasvati die Wis- Ὁ 


senschaften in ihre Obhut nahm, und der, wie der Brahma, der 
Hansa geheiligt ist. Seine Farbe ist roth. In der einen Hand hält 
er einen Scepter, zuweilen einen Opferlöffel (jenes Sinnbild’ der 


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Das Unterscheidende der Mythologie der Indier. 105 


königlichen, dies der priesterlichen Würde); in der andern 
einen Ring (Sinnbild der Ewigkeit) oder den Rosenkranz; in der 
dritten die Vedas; die vierte ist leer und offen ausgestreckt (Zei- 
chen der stets mittheilenden Güte). Die Mythen nun sind theils 
Darstellungen dieser seiner Würden, theils Vorstellungen über jene 
geschichtliche Veränderung des Begriffs Brahma: z.B. ein furcht- 
barer Kampf über den Oberrang mit Vishnu, in den auch Siva 
verwickelt wird; die Gestirne fielen vom Himmel u. s. w. — Als 
genau mit dem Brahma zusammenhangend, als besonders heraus-— 
gehobene individualisirte Theile seines Wesens müssen ausser der 
Sarasyäti angesehen werden viele andre Götter, als Jama, Bramas. 
Eigenschaft als Gott des Schicksals der Menschen in ihrem Leben 


und nach dem Tode, der die Seelen der Verstorbenen nach ge- 


rechtem Urtheil entweder in die Wohnung des Dewandren oder 
der guten Geister, oder in den schrecklichen Narak führt, von 
wo sie nach Jahrtausenden ıbre Wanderungen durch Pflanzen und 
Thiere bis zum Menschen wieder antreten. Ihm sind viel Diener 
und Gehülfen bei diesem Amte gegeben. — ‚Die übrigen hieher: 


_ gehörenden Götter, als Indra, in ihren Mythen übergehen wir. — 


üivas, der Verebrungswürdige, auch unter dem Namen Isvaras 
der Herr, Sthanus, der Ewige, Beständige, Rudras und Ugras, 
der Fürchterliche, und gewöhnlich Mahädevas, der grosse Gott 
genannt, ıst dem Brahma entgegengesetzt, der coucrete Naturgott, 
den Vishnu selbst als Erstgebornen der (sinnlichen) Götter (der 
aus dem allgemeinen Gottbegriff entstandenen) anerkennt, das Um- 
schlagen der Abstraction (Brahma) iu ihr Gegentheil, die concrete 
Idee der ewigen, beständigen Erzeugung der Welt, das concret- 
werdende allgemeine Ursein in acht Gestalten (nach der Ansicht 
der Indier) in’Wasser, Feuer, im Opfer (menschlichen Gemüth), 
inSonne und Mond, im Aether und in der Luft, worin das Ur- 
sin aufgeht, sich auflöst und untergeht. Also eben so gut Zer- 
stöorang als Erzeugung: dies eine mehr durch die Erdfeuchtigkeit, 
jenes andre mehr durch Feuer. Die schaffende Kraft der feuchten 
Natur aus seinem Begriff gesondert ist Bhavari, seine Gattin; und 
die Flamme, sein Symbol, in Gestalt eines Triangels, mit der 
Spitze'nach oben, bezeichnet ihn als Herrn des Feuers. Auf Ber- 
gen.Ihronend ist er mit der berggebornen Göttin‘ Pärvati vermählt, 
und aus seiner Stirn fliesst die heilige Ganga. Auf einer der drei 
Spitzen des Himalaya liegt aber seine eigentliche Residenz, wo er 
stets von seeligen Büssern und himmlischen Tänzern und Tänzerin- 
nen, den Gandsarren und Apharasen umgeben ist. Sein Haupt 
reicht bis an die Atmosphäre; den Halbmond trägt er auf der 
Stirn. Auch dieser Gott wird zuweilen mit 4 Armen wie Brahma 
und Vishnu dargestellt, doch so, dass sie, als Beweis seiner grös- 
seen Macht, gleich von den Schultern an sich gliedern. Durch 
sine drei Augen (eins auf der Stirn) ist seine Aufsicht und Macht 
über Himmel und Erde nnd Unterwelt’angedeutet, wie auch wohl 


: 


ἐν 106 ‚Das Unterscheidende der Mythologie der Indier. . | 


.  durch.den Dreizack. Der ‚Gingsm, den er trägt, der Stier, sein 
. gewöhnliches Vehikel, sein Schlangenschmuck — Alles dies be- 
zieht sich auf seine Erd befruchtende Kraft, warauf sich die vie— 
len obscönen Mythen, Darstellungen und Ceremonien bei den In— 
‘ diern gründen. Auf ihn, als die zerstörende Naturkraft gedacht, 
deuten mehrere Attribute, als: Schlinge, Keule, Bogen, Pfeile, 
Dolch, 'eine Halskette von Schädeln. — Dann ist seine Gattin 
die schreckliche Kätt, die allgemeine Zerstörung. Beim allge- 
meinen Untergange der Welt durch Feuer bläst er die schreckliche 
Muschel (Sankbs). Auch wird er, wie auch Brahma, mit seiner 
Gemahlin (Parvati) eineFigur ausmachend gebildet. Parvati war 
die Tochter eines Königs, mit weleher Siva auf der Erde als geist- 
licher lebend, tausend Jahre in unterbrochenem Genuss der Wol- 
‚Just lebte, bis ihn die andern Götter von ihr trennten u, 8. w. 
‘In diesen und anderen Mythen liegen Andeutungen über das Ver- 
hältniss des sinnlichen Volkskultus des Siva zum reinen Brahmais- 
ınus, und über die gegenseitigen Beziehungen, die zu derZeit ein- 
‚traten, als ersterer durch ganz Indien vorherrschänd wurde. Die 
Parvati aber oder Bhavani ist auch die Ganzadewi, aus der alle 
Flüsse Indiens entstanden, Ihr Mythus kann indessen bier nicht 
erzählt werden, eben so wenig als der Mythus der Mariatale und 
der Duaga, oder der Mythus der Druga und ihres Sohnes Ganesa, 


Wishnus, der Durchdringer, durchdringt fortwährend die 
‚Gegensätze Brahma und Siva (Abstraction undMaterialismus, oder 
‚Geist und Natur) und hebt sie in sich auf. Dies ist die fort- 
‚dauernde Verwirklichung seines Begriffs, seine unendliche Offen— 
barung. Die die Götter- und Menschenwelt stufenweis durch- 
dringende und ihre Widersprüche negirende und in sich aufneh- 


zmende Idee des göttlichen Geistes, hindurchgehend ‚durch den 
Kreislauf der Zeit in einer Reihe aufeinanderfolgender Entwick- 


lungen und Erscheinungen nalım also in Vishnus Mythus sinnliche 


Formbestimmtheit any. Dieser schöpferische Geist auf der Erde 


und im Himmel, auf dem Wasser und in der Luft ward entweder 
in schneller Thätigkeit oder in seliger Ruhe gedacht, Im ersten 


‚Falle reitet. er auf dem windschnellen heiligen Garuda, öfter in 


menschlicher Form, so dass nar Flügel und Schnabel eines Vo- 
gels beibehalten sind, in seinem Sturmfluge Segen auf die Fluren 
träufelnd und sich auf einen heiligen Hügel des Meru in sein un- 
beschreiblich schönes Paradies (Vaikuntha) begebend, worauf er 
dann in eine schlafähnliche tiefe Meditation versunken vier Mo- 
nate lang ruht oder auf einem Blatte des Feigenbaumes auf dem 


überströmenden Gangeswasser fluthet, als endlose Ewigkeit den . 


Fuss ım Munde baltend. Im dritten. Monat wendet sich Vishnu 
um, und am Ende des vierten Monats, wo die Ueberschwemmung 
des Ganges ihr Ende erreicht, wacht er völlig auf, und seine 
segenspendende Gattin Sris oder Lakschmi ruft nun das Wachs- 


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Das Unterscheidende der Mythologie der Indir.. ὙΦῚ 


tkum hervor. Dies wird so. vorgestellt, dass ihn auf dev Unend- 
lichkeitsschlange ruhend seine Gattin gelinde die Füsse streichelt, 
wodureh aus seinem Nabel dann erst die B.otusblume entspriesst, 
welche sich öffnend den schaflenden Brahma ans Licht führt. Der 
Letus, die dunkelbraune und grüne Farbe, die Meermuschel und 
audre Attribute beziehen sich darauf, besonders das Dreieck , mit 
der Spitze nach unten, und unzählige Prädicate, 

Dieser Geist ausser sich, in geschichtlichem, periodischem 
Verlaufe sich offenbarend , erzeugte nun und erfüllt die Avantaras- 
und Avatarasmythen der Indier, den Mittelpunct aller indischen . 
Mythologie, die Quelle der Heroensagen und der epischen Dicht- 
kunst. Von diesen zehn Verkörperungen sind besonders die fünf’ 
letzteren stufenweis sich vervollkommende Ofienbarungen, die 
gleichsama fünf Weltperioden bilden, und jede einzelne ein be- 
sämmtes, Alles-durchdringendes geistiges Princip — in symboli= 
scher, diohterischer, eum Theil allegorischer Mythusform. — 
Vishnn wird in dieser gewöhnlich von einer Jungfrau geboren. 
Die erste Verkörperung aber, die Fischwerdung, hängt mit der 
Fluthsage zusammen. Die zweite spielt im Reiche der Götter und 
bezieht sich auf die wichtige Bereitung des Amrita, des Unsterb- 
lichkeitstranks der Götter vor der Erschaflung der Menschen, wo 
nur mächtige Dämonen und Riesen auf der Erde wohnten. Selt- 
samere, grossartigere Mythen hat kein W.olk jemals gehabt, als 
diese hierauf sich beziehenden sind. Wir erkennen in ihnen das 
objectiv gewordne Ringen und Sireben des ewigen Geistes im phy-. 
sischen Götterthum der Indier, -die Ahnung des Ewigen, Unend. 
lichen, des absoluten Geistes. Dessen Wesen besteht aber nur 
darin, seine Unmittelbarkeit ewig zu setzen und aus dieser seiner 
Offenbarung wieder in sich zurückzukebren, wie dies in diesen 
Avetaras als gedacht erscheint. Das Ringen des-Geistes, das Na- 
tuzsein äbzustreifen, ist Vishrrus Kampf mit gewaltigen Erddämo- 


nen und ‚Riesen, die Abfall von den Göttern und grause Verwü- 
 stungen auf Erden anrichten, auch in den folgenden Verkörperun- 


gen. Die Riesen hatten gewöhnlich diese ihre Macht von Brahma 
zum Lolsn strenger Bussübungen zu erhalten gewusst, und gegen 
ihre Göttermacht konnte Vishnu .nur durch. Ueberlistung etwas 
ausrichten. List, Klugheit, Weisheit galt den ältesten Völkerr 
als gleichbedeutend, und es hat sich hierin eben der Mangel an 
freier Geistigkeit ausgedrückt. Vom Halbgette Ramas, der Tien 
Verkörperung, die der Ramagana feiert, geht Vishnu in.der $ten 
Avatara, dem Inhalt des Mahabarata, zur Erscheinung als wirk- 
licher Gott, Krishna, über. Seine Götterkrafi beweist er schon 
in frühster Jugend durch Wander in der Bestrafung der Bösen und 
in derBelobnung derFrommen. In der neunten Vermenschlichung 
erschien Vishnu in der Person des Religionsverbesserere Buddha. 
Die zehnte Erscheinung dieser Gottheit, unter dem Namen Kalkt, 
ist noch zukünftig, und bezieht sich auf den Untergang der sün- 


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18. . Nekrolog von Fr. Aug. Wolper. : 
, digen Welt, wodurch eine neue goldne Zeit wiederhergestellt werr 
den wird. — Wenn man aus Tempeln, örtlichen Monumenten 
“und dergl. folgert, dass vielen dieser Mythen historische Begeben- 
“ beiten zu Grunde liegen, so kann man dies' zugeben in sofern, 
‘ als die Idee in Zeit und Raum sich verwirklicht, und so als die 
Zeitbegebenheiten gestaltendes inneres Princip vornehmlich hier 
oder.dort sich äusserlich kund gibt. Δ a 
Diese Götter nun, Brahma, Siva, Vishnu, oder Brahma, 
Vishnu, Siva, machen die berühmte indische Dreiheit aus (Tri- 
murti), die aber nichts weiter ist als formelle Abstraction,_ als 
reiner Sinn oder erstes Gedachtsein der Gottheit in drei Götterge- 
stalten. Reiner Gedanke ist ebenso auch der Kreis der Offenbarun- 
gen des Vishnu. Die Verwirklichung aber des ganzen, durch die 
Mythensysteme der alten Völker zertheilten Gedankens der Offen- 
barung Gottes ist Christus. In ibm haben sich’die vereinigten re- 
Iigiösen Gedanken der Offenbarungen der Gottheit verwirklicht, 


Haupt 


Nekrolog 
| des BRectors 
Dr. fr. Aug. Wolper. 


! 


4 


Am 15.0Oct. 1832 starb der, um das hiesige Gymnasius 
wohlverdiente, zweite Lehrer, Rector Dr. Fr. Aug. Wolper. 
Er war geboren zu Göttingen am 17. März des Jahres 1795. Ds 
Anfäng seiner wissenschafllichen Ausbildung geschah unter den 
günstigsten Verhältnissen auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt 
Hier waren es vorzüglich Kirsten, Lünemann und Egserh 
welche sich des talentvollen und muntern Knaben mit besonders 
Liebe annahmen. Schon auf seine erste Bildung hatte auch. vor- 
züglich Prof. Dissen grossen Einfluss. Wolper gehörte zu den 
Knaben, mit denen Dissen schon im 8ten Jahre die Odyssee Jas. 
So. wurde schon frühe in dem Knaben die Liebe zum philologischen 
Studium angeregt. Um Ostern 1812 begann er geine Universitäls- 
Studien.: Theologie sollte sein eigentliches Studium sein; se 
bisheriger Bildungsgang und die Bekanntschaft mit den genannten. 
Männern hatten ihn aber mit.Vorliebe zur Philologie, Geschichte, 
und Geographie hingezogen. Ohne klares Bewusstsein über sei? 
"künftige Bestimmung, trieb er beide Wissenschaften mit vorzUß” 
lichem Eifer, so sehr, dass seine Angehörigen und Freunde wegen 
der Gesundheit des blühenden Jünglings in Besprgniss gexiethen 


- 
! ’ ΩΝ ! 
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"Nekrolog von 'Fr. Aug. Wolper. 1 


πὰ πὴ nur selten und mit Mühe von den ernstern Studien zur 
Erholung überreden konnten. Bald wurde er Mitglied des phi- 
logischen und theologischen Seminare. Das freundschaftliche 
 Verbältniss, welches sich zwischen ibm und seinen Universitäts- 
Ishrern Dissen, Wunderlich, Heeren und Mitscherhch anknüpfte, 
geb ibm Gelegenheit, seinen Lieblingsstudien unter den günstig- 
ten Verhältnissen obzuliegen. Nach einem Cursus von 3% Jahre 
machte er das theol. Examen in Hannover, und trat 1815 im Oct. 
sin Amt als Vorsteher eines Privatinstituts und Collaborator an 
der Bürgerschule zu Harburg an. Er war damals ganz in der 
Blüthe seiner Jahre und lebte seinem Berufe mit-voller Liebe. Bei 
50 wöchentlichen Lehrstunden pflegte er fast jede Woche ein Mal 
mpredigen, und wusste dennoch Zeit für anderweitige literari- 
sche Arbeiten zu gewinnen, Bei dieser“ ungewöhnlichen An- 
‚ftrengung kam ihm sein heiterer Sinn und die Gesundheit seines 
| Körpers vorzüglich gut zu Statten. In der Schule erwarb er sich 
'dieliebe seiner Schüler, im gesellschaftlichen Leben die Zunei- 
‚ gung Aller, die ihn kennen lernten. Indess haben die überhäuf- - 
kn Arbeiten in Harburg ohne Zweifel den Keim zu seiner 
| mchherigen Körperschwäche gelegt. Hier wurde er mit seiner 
 tachherigen Gattin, einer durch Geist und Herz gleich schätzungs- 
 verlhen Frau, der 2ten Tochter des sel: Generalsuperintendenten 
Dr. Th. Schlegel verlobt. Bei eiper Reise nach Göttingen, 
ımSommer 1817, wurde er. Dr. Phil. und schrieb bei dieser Ge- 
| Isgenheit eine Abhandlung de Medea Euripidis. Um Weihnach- 
ten 1817 erhielt er eine Lehrstelle am Johanneum in Lüneburg. 
War Ἴδα δες Abschied on Harburg wegen der augenehmen Ver- 
hiltnisse, in welchen er dort gelebt hatte, ‚hart, so fand er bald 
in den collegialischen und freundschaftlichen Verbindungen in Lü- 
ıbarg “eine Entschädigung, deren er in seinem spätern Leben 
noch oft mit Wärme gedachte. Gleiches wissenschaftliches Stre- 
ben brachte ihn in die engste Verbindung mit dem bekannten Geo- 
graphen Volger, mit dem er bis zu seinem Ende in inniger 
Freundschaft lebte. Um Ostern 1820 ertheilte ihm die Königl. 
Regierung zu Osnabrück die zweite Lehrstelle bei dem neuerrich- 
teten Gymnasium in Lingen. Hier fand er einen passenden Wir- 
ungskreis für seine rege Thätigkeit und seine umfassenden Kennt- 
ee, Die Gabe eines fasslichen und angenehmen Vortragesunddie . 
Art, wie er sich die Liebe seiner Schüler zu gewinnen wusste, trugen 
ht wenig dazubei, der neuen Anstalt eine vortheilhaftere Richtung 
u geben. Hatte sein lebhaftes und geselliges Temperament früher 
‚ia den Erholungsstunden in grössern Kreisen erheiternde Zer- 
äreuungen gesucht, so trugen jetzt seine wichtigen Lehrstunden 
nd seine vermehrten literarischen Arbeiten, so wie das häus- 
ὁ Leben dazu bei, sich auf einen kleinen Kreis von Freunden 
mbeschränken, Durch anbaltendes und tiefes Studium des clas- 
üschen Alterthums hatte er sich diejenige ernste Ansicht des .Le- 


“ 


118 er Nekrolog von Fr. Aug. Wolper. 


' bens gebildet, die sich mit der geräuschvollen Welt so wenig ver- 
‘trägt, und diein den gewöhnlichen grossen Gesellschaften für die 
... freie und offene Aeusserung der, Meinungen und Ueberzeugungen 
s0 leicht Anstoss finde, Denn er dachte nicht daran, wie er 
scheinen möchte, sondern wie er sein wollte, und hatte nicht den 
Ebrgeiz, durch guteEigenschaften auf der Stelle za glänzen, son- 
dern verbarg seine Vorzüge oft sorgfältiger, als Viele ihre Fehler.. 
Bei diesem zurückgezogenen Leben genoss er wahre Erholung 

in dem vertrauten Umgange von Freunden, denen er sich ohne 
Rückhalt aufschloss, und in deren Gesellschaft nicht selten seine 
Seele zu der früheren Heiterkeit sich erhob. Zu diesem engern 
vertrauten Kreise'gehörten der jetzt wegen seines hohen Alters in 
den verdienten Ruhestand getretene Rector, Prof. Heidekamp, 
_ ein würdevoller Greis, gleich achtungswerth als Gelehrter und als 
‚ Mensch, dann der für alles Gute und Schöne glühende Superin-. 
tendent Jüngst und der zu früh verstorbene gemeinsame Freund: 

" Subconrector Niehaus, so wie der wegen seiner offenen Gemüth. 
lichkeit dem’ Verblichenen so theure Collaborator Strick, dessen, 
Uebergang in’s Pfarramt an seinen Collegen einen geliebten 
Freund entzog. ne 
In den ersten Jahren seines Hierseine bemerkte man an seinem 
von Natur aus starken, muskulösen Körper die Einwirkungen 
nicht, welche seine fortggeeizte zurückgezogene Lebensart noth- 
wendig auf denselben haben musste. Endlich aber erlag derselbe 
' dem angestrengten Studium und dem fast gänzlichen Mangel an Be- 
wegung, und seine von Jugend an reizbaren Nerven wurden all- 
mälig so sehr geschwächt, dass er im Hörbste 1830 vol einer ge 
fährlichen 'Krankheit ergriffen wurde, und seine Freunde um sein | 
Leben besorgt waren. Er genas zwar in so weit, dass er seine 
volle Stundenzahl am Gymnasium wieder übernehmen uhd seine. 
literarischen Arbeiten fortsetzen konnte (in diese Zeit gehört seine | 
Vebersetzung des Aeschines), doch hat er sich seitdem. nie einer 
festen Gesundheit wieder erfreuen können. Seine Abgeschieden- | 
heit von der Welt ward nun noch grösser, und er erschien nie 
in grösseren gesellschaftlichen Kreisen, ausgenommen bei musika- 
lischen ‚Unterhaltungen ; denn die Musik blieb ihm bis an sein 
Ende eine das Leben erheiternde und erfreuende Kunst, und er 
selbst vertrieb sich in der Ahnung trüber Zukunft manchen unan- 
genehmen Augenblick vor demClaviere, das er mit nicht geringer 
Fertigkeit spielte. So verfloss das Jahr 1831. Die Hoffnung sei- 
ner bekümmerten Gemahlin und seiner besorgten Freunde, dass 
der Sommer des folgenden Jahres seine Gesundheit völlig herstel— _ 
len werde, > Fin leider so wenig in Erfüllung, dass das tief ein. 
gewurzelte Uebel der Nervenschwäche vielmebr in eine allmälige 
Erschlaffung überging. Der Kranke ahnete, was ihm bevorstand, 
und mit seltener Ergebung in den Willen der Vorsehung, äusserte 
er einige Male mit Thränen im Auge seiner geliebten Gattin den 
ον ᾧ 


% ΄ ' 
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Nekrolog von Fr. Aug. Wolper. 111 


Wansch seiner Auflösung, wenn ihm nicht die grosse Liebe zu 
ihr und seinem unmündigen Sohne die Erhaltung des Lebens 
wünschenswerth mache, 

Ueberhäuftes Arbeiten und dadurch vermehrie geistige An- 
strengung bei Mangel an gehöriger Bewegung, zu welcher ihn die 
dringenden Bitten seiner Freunde nicht mehr bewegen konnten, 
brachten endlich das Tlebel zum Ausbruch. Noch immer hatte er 
seme Lehrstunden auf’s Pünktlichste gehalten, als überhand,.neh- 
mendeSchwäche und der ihn immer beunrubigend® Gedanke, seine 
Antspflichten nicht mit gehöriger Genggigkeit ausführen zu kön- 
ten, ihn mit einer wehmüthigen Traurigkeit erfüllten, und ihn 
m 18. Sept. d.J. auf’s Krankenlager warfen, von dem er nicht 
wisder aufstand, νον κ 

Das Grundübel war eine gänzliche Zerrüttung des Nerven- 
syıtems, verbunden mit einer so schnell überhand nehmenden 
Krafllosigkeit,. dass ungeachtet der sorgfältigsten ärztlichen Be- 
mühungen der Zustand sich von Tage zu Tage verschlimmerte 


ud endlich in ein Nervenfieber ausartete, welches seinem Le- 


ben am 15. October ἃ, J. ein Ende‘ machte, 
Wenn uns schon überhaupt der Tod eines verdienten be- 


jährten Mannes mit einem Gefühle von Wehmuth erfüllt, um 
wie viel weniger können wir unsre Theilnahme versagen, wenn 
εἶπ junger Mann mitten aus der Bahn seiner segensreichen Thä- 
keit, seines rastlosen Strebens nach höherer Veredelung und 
der unetmüdeten Entwickelung der Geistesgaben Anderer, aus 


dem Kreise seiner trauernden Familie, aus dem Vereine seiner 
Freunde scheidet. Diese Theilnabme ist um so inniger, wenn 
üch zu hervorstechenden geistigen Vorzügen auch liebenswür- 
dige Seiten des Charakters gesellen. Diese besass der Vollen- 
dete ‘in hohem Masse, Seine religiöse Denkungsart wer frei 
von allen befangenen Begriffen, er umfasste Alle mit gleicher 
Bruderliebe, und das Geseiz der christlichen Duldung war ibm 
Hauptgrandsatz seines Lebens geworden. , Nicht allein das Wohl 
und Fortschreiten der Menschheit im Allgemeinen lag ihm am 
Herzen, sondern auch den Kummer und die Ihränen des Dürf- 
igen nach Kräften zu stillen, gewährte ihm stets eine wahr- 
haft wohlthuende Freude. Zu, 

Aus derselben Quelle, aus welcher diese Frömmigkeit ent- 
fang, gingen auch zwei andere schöne Tugenden bei ihm 
herwor: sirenge Pflichterfüllung in Berufsgeschäflen, verbun-, 
den mit einem gleichmässigen, gewissenhaft - rechtlichen Be- 
tagen gegen seine Schüler, welches die, durch eine klare und 
agenehme Lehrweise gewonnene, Liebe derselben erhöhete, so 
"io eine stets friedliche und freundschaftliche Gesinnung gegen 
sine Collegn, die sich überall in und ausser dem gewöhn- 
ichen Geschäftskreise kund gab. Rechtlich in seiner ganzen 

- und Handlungsweise war der Vollendete äusserst gewis- 


᾿ 
ΕΥ] 


112. Rede zum Andenken von F, H. Grautoff gehalten. | 


senhaft di Urtheile über Andere; . und immer bemüht, den 
übelgedeuteten Handlungen derselben bessere Beweggründe un- 
terzulegen. Bei seinem offenen und freundlichen Charakter war 
‘er ein entschiedener Feind aller Tücke und Gleisnerei, und 
wo er diese vorfand, äusserte er sich nicht selten in den stärk- 
sten Ausdrücken dagegen. . Wenn ihm dieses erhöhete Zartge- 
fühl den Besuch grosser Gesellschaften, in denen es ıhm, wie 
er sich oft ausdrückte, unheimlich werde, verleidete, so fand 
‘er. dafür reichlichen Ersatz in dem "Schoosse seiner Familie, 
Er lebte seit zwölf Jabreg in der glücklichsten Verbindung 

einer Gattin, -die seine zu schätzen und sein zurück. 
." gezogenes Leben durch Geist und Frohsinn zu erheitern wusste 


ες and jetzt mit einem achtjährigen Knaben seinen zu frühen Tod | 


beweint, 
“Der Vollendete starb im 38sten Jahre seines Alters, ohne 


Zweifel das Opfer seiner grossen Thätigkeit und seines wissen- ο 
schaftlichen Strebens, von Allen, die ihn kannten, die und 


geachtet, 


Ausser Recensionen und kleinen Aufsätzen für Seeb ode δ᾽ 
kritische Bibliothek und dessen Archiv und ausser mehreren | 


ar hat er noch geschrieben: 
‘1. Kleine deutsche Schulgrammatik. Göttingen, 


2. Commentationes tres de Anacreonte, de oratione- De- 


mosthenis pro corona, de Medea Euripidis. Lipsiae, 
8. Terentius Lustspiele (übers.). Prenzlau, 
4. Aeschines (übers). Prenzlau, | 
Lingen. - CA. Grauert. 


Rede nr un 
zum Andenken an den am 14. Juli 1832 verstorbenen Herrn 
Professor Dr. Ferdinand Heinr. Grautoff 

Φ gehalten 
in einer Versammlung der Lehrer und Schüler. 


€ 


« Wenn ein lebensmüder Greis, nach vollendetem langen Ta. 
gewerke. hinüberschlummert in die Wohnungen des Friedens, 
- 80 weint zwar ‚auch um ibn noch am Grabeshügel die, Liebe 

der Seinen; doch tröstet sie bald sich durch den Gedanken an 


Rede zum Andenken an F, H. Grautoff gehalten. 118 
ds unmmgängliche Gesetz der Natur, beruhigt sich bei der 


, Vorstellung, dass sein Hingang Erlösung von der Bürde des 


Alters, und in der gewohnten Ordnung der Dinge erfolgt sey. 
Wenn aber in dem Jahren der Kraft, mitten unter würdigen und 
ensten Beschäftigungen, den segenreich wirkenden Mann die 
kılte Todeshand dem’ Kreise ‘derer entreisst, für. deren geisti- 
ges Wohl er -mit entschiedenem Segen wirkte; wenn. so manches. 
schöne von ihm "begonnene Werk dadurch an seiner Vollendung 
behindert wird; wenn Kenntnisse einer besondern Art, die er 


in verzüglichen Maasse, wo nicht ausschliessend, besass, mit 


ihm gleichsam zu ‚Grabe getragen werden; wenn unmühdige- 
Kiuder den unersetzlichen Vater verlieren, die trostlose Gattin 
känderingend den Verlust ihres Versorgers und treuen Lebens- . 
geährten beklagt: o wie ergreift dies die Seele in ihren inner-. 
sten Tiefen, wie gehört die ganze Macht eines weltüberwinden- 
den Glaubens dazu, um hier nicht in laute Klagen über das 


_ dunkle Loos der Menschheit auszubrechen, und dann noch in 


süber Ergebenheit .die Wege des Ewigen zu verehren! Und ein- 
sicher Fall, geliebte Jugend, ist der, von dem ich rede. Wer 
hegte nicht noch vor wenigen Wochen, als ein sonniger Tag: 
gauemssmer Freude uns zu einer ganz andern Feier vereinte, 
ud wir alle in Ihren aus der edelsten Liebe hervorgegangenen: 
Wunsch, dass Ihnen der theure Lehrer erhalten werden möchte, 
# herzlich einistimmten.,' wer hegte nicht da noch die Hoffnung, 
dass ein. Mann, der noch im letzten Halbjahr so kräftig wirkte, 
ms, den Seinen, dem Staate könne gerettet werden! aber um- 
sust! Der Menschen Gedanken sind nicht Gottes Gedanken, 
uisere Wege nicht seine Wege) Nicht die heissen Thränen der- 
Gattin, μὲ die Wünsche der liebenden Mitlehrer und der: 
Schüler, nicht des befreundeten Arztes gewissenhafte Sorge, hat: 
sin fliehendes Leben aufhalten können, Wie ein fruchtbelade.. 
ıer-Baum, der noch .zu grossen Hofihuwgen berechtiget,: ist er- 

eines wuheilbaren Uebels . Raub geworden. Doch ihm ist wohl! - 
Sein kräftiger Geist ‚hat sich entbunden .der Bürde eines krän. 
keinden Leibes und‘ sich emporgeschwungen au den Höhen des 


lichte, dem er schon hier :mit der gänzen Energie seines geisti- 


gen Wesens nachstrebte; nicht mehr hemmt den Flug seiner 


Gedanken ein träges Gewicht des zerrütteten Körpers: uns nur 


und den ‚Seinen bleibt die herbe Trauer, die nur dadurch ge- 
mägsigt wird, dass wir ihn befreit von Schmerzen wissen, und 
im dankbaren Andenken an seine Verdienste ‘uns erheitern an 
dem Bilde. seiner‘ Tugenden. Dazu mag denn nach einer kurzen 
Darstellung seines Lebensganges die in der Eile entworfene und- 
auf Nachsicht Anspruch machende Schilderung seiner Wirksam- 


δὴ «αι δ . Ferdinand Heinrich Grautoff 
vard seinem früher in Kirchwärder, später in Hamburg an 
‘Arckiv 7. Philol. το Pädag. Ba.IL.-Hfe.l. - ΄ 8 ὶ 


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114 ‚Rode zum Andenken an F. H. Grautoff gehalten. 


‘ 


der St. Katharinenkirche , als Pastor angestellten Vater an dem 
"zuerstgenannten Orte 1789 am 27. Mai geboren. Anfangs: dem 


Handelsstande bestimmt, entwickelte er bald auf dam Gymnasium 
seiner Vaterstadt ein so entschiedenes Talent, namentlich für ma- 


thematische Wissenschaften, dass’ der Entschluss, ihn dem Gelehr- 


ten-Stande zu widmen, bei aller vielfachen Sorge des, mit einer. 


Familie von 18 Kindern gesegneten Vaters dadurch ‚hinreichend 


gerechtfertiget wurde. In der gründlichen Schule eines Gurlitt, 


‘ Hipp und anderex trefflicher Lehrer. zu den academischen Stu- 


dien vorbereitet, wählte er zur fernern Ausbildung seines Geistes 
die hohe Schule zu Leipzig, bezog diese 1809, und widmete sich 
hier, den theologischen. Wissenschaften ‚mit so anhaltendem Eifer 


und so gühstigem Erfolge, dass er auch dort schon als Lehrer in 


der Bürgerschule und. durch zahlreich ‚beiuchte, Predigten zu den 
schönsten Erwartungen. berechtigte. Ermuntert durch diesen Bei- 


fall, und nicht gemeiner Kräfte sich. bewusst, fasste er den Vor- 
‘ satz, sich zu dem Amte eines academischen Lelirers durch fortge- | 


setztes planmässiges Studium vorzubereiten, wozu ihm der gün- 
stige Umstand förderlich war, dass ihm die Leitung eines jungen 
Grafen Solms anvertraut. wurde, nachdem .er schon die Prüfung 


bestanden und den Grad eines Baccalaureus erworben hatie, -Doeh | 


das furchtbare Ereigniss der Leipziger Völkerseklacht, und.die de-. 
durch veränderten Verhältnisse seines Züglings bestimmten -ähn, 
jenen Plan aufzugeben und in seine Vatarstadt heimzukehren. 
Auch diese zu verlassen und aich.den. Kandidaten: des lü- 


beckischen Ministeriums anzuschliessen, ward .er wohl ka 


sächlich durch die Hoffnung bestimmt, dss damak in Kirchwärder | 


erledigte, früher von seinem Vater bekleidete Predigtamt zu erxin» 
gen. ‚Doch ungeachtet diese Hoflnung fehlschlug, blieb er jn Lü- 


beck, wo sowohl seine.trelichen in der theologischen Prüfung be- 
währten Kenntnisse, namentlich der hebräischen Sprache, als 


auch seine Gewandtheit im Unterricht und seine durch körperliche 


: Beredisamkeit unterstützten gediegenen Kanzelvorträge ihm hald . 


‚hohe Achtung erwarben. Als nun im Jahre 1815 die durch den 


Tod des verdienstvollen Directors Mosche verwaiste Schule nach 


eines tüchtigen Hülfslehxrers bedurfte, und der aus Magdeburg hie- 
her berufene Hr. Direct. Göring an die Spitze derselben getreten war, 


glaubte die Behörde, bei der mehr uhd mehr steigenden Anzall 


der Schüler und der zunehmenden Alterschwäche des Herrn. Pro- 


fessor Federau, 'keineri “würdigern Mitarbeiter ‚ als unsern Grautoff, 
anstellen zu können. . Der. Erfolg rechtfertigte vollkommen. ihre 
Erwartung. Schon bei seinem ersten Auftreten erkannte man. in 
ihm den Mann, der mit seltönem pädagogischen Tacte, regem 
Fleisse und pünktlicher Ordnungsliebe .einen Ernst und eine Ge- 
wissenhaftigkeit verband, die ihn auch für einen umfassenderen 

Wirkungskreis an unserer Schule vollkommen tüchtig machte, 
Kaum ward daher durch das plötzliche Absterben des .rastlos thä- 


\ 
Ι 
; 


᾿ 


‘ Bede sum Andenken an F. H. Grautoff gehalten, 115 


tigen Horrmarım eine Professur des Gymnasiums erledigt, als sich 
alle Stimmen dahin vereinten, dass der erledigte Platz durch seine 
Anstellung würdig ausgefüllt werden könnte. Da nach einem alten 
Herkommen mit der Stelle des dritten ordentlichen Lehrers die 
Aufsicht über unsere Stadtbibliothek verknüpft ist, so ward auch 
diese ihm anvertraut; und nun begann er in diesen verschiedenen 
Functionen eine 60 fruchtbare Thätigkeit zu entwickeln, dass so- 
wohl unsere öffentliche Lehranstalt durch die Gediegenheit seines 
Unterrichts, die Klarheit semer Vorträge,. und den lebendigen Eifer, . 
womit er den Privatfleiss seiner Schüler anregte, als auch die Bi- 
biothek durch seine unermüdeten Anstrengungen und semen mu- 
sterhaften Ordnungssinn, sichtbaren Gewinn zogen. Schon in den 
frühern Jahren hatte ihn, wie überhaupt die Geschichte des Mit- 


 telalters, eo insbesondere die des hanseatischen Buudes und seines 


Bauptes, der Stadt Lübeek, mächtig angesagen, und er benutzte 
den grossen Reichthum ven Quellen, der sich. ihm in unserm. öf« 
fentlichen Bücherschatze. darbot, zur Erweiterung und tiefern Bel 
Fündang seiner tüchtigeri Vorarbeiten. ‚Er. durchforschte und 
vergich mit prüfendem:Scharßblick die Chroniken des Mittelalters 
und bereitete so sich von ferne dazu vor, die m imdnchen Puncten 
ὅπερ Berichtigung : und'virbesserfen: Darstellung bedürftige, vom 
Iientist Becker verfasste, Stadtgeschrthte Lübscks eirist gründlich 
umgearbeitet an’s Licht treten zu lassen. Besonders zog das kü- 
beckische Münzenwesen seine Aufmerksamkeit atıf sich, dessen Ge 
schichte, von ihm wahrscheinlich fast bis zur Vollendung ausgearbei- 
teunter seinem Nachlasse befindlich seyn miuss, Einzelne Vorträge 
darüber, in der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätig- 
keit gehalten, wurden -mit ungstheiltesn BeifaH} aufgenommen, und 


' erregten das Verlangen, ein Werk, in welchem er unverkennbare 


Proben "seines historischen Forschungsgeibtde: niedergelegt hatte, 
bakl erscheinen zu sehn. Bevor indessen a» dieses Werk geringen 
Umfangs die letzte Hand gelegt ward, veranlasste ihn die durch 
Herrn Dr. Bremer aufgefandene Detmersche Chronik ‚: diese so.be- 


᾿ deutende Urkunde, mit Einleitungen und gelehrten Bemerkimgen 


verssehn, in einem gereinigten Abdrucke ars Licht treten zu las- 


‚ kı Die ersten vom Kenner mit Befall aufgenommenen Theile 


disses Werks, dessen Vollendung leider der Tod gehindert ‚hat, 
änd ein dauerndes Denkmal seines auslrarranden Fleisses und sei« 
n6 ächt historischen Sinnes. Um seinen Arbeiten die nöthige Voll-. 
endang zu geben, benutzte er nicht nur fleissig die ihm aus demi 
Stadterchive dargebotenen: Urkunden und Beiträge, sondern un- 
terhielt auch, Rathfragend und Rathgebend, mit auswärtigen 6.65: 
Ichrten, unter welchen ich nur den Herrn Etatsrath Falck in Kiel 
und den gründlichen Geschichtsforscher Lappenberg in Hamburg 
ıemmen will, fleissigen Briefwechsel. Selbst seine Reise nach Lon- 
don hatte zum ‚Theil auf seine wissenschaftlichen Zwecke Be- 
äihung; lebhaft interessirte ferner ihn Alles, was Lübecks Ge- 


δὲ 


ἱ 


’ 116 Rede zum Andenken ar F. H, Grautoff gehalten. 


meinwohl, namentlich die Einrichtung seinesKirchenwesens und die 
Geschichte der grossen Kirchen -Reformation in unsern Mauern 
ες betraf, und eine Reihe von Vorlesungen, die er vor wenigen Jah- 
᾿ς “ ren darüber gehalten, gaben rühmliche Beweise seiner umfassen- 
den Kenntniss in diesem Fache. Auch früher schon, als wir im 
Jahre 18 17 das Andenken der Kirchenreformation feierten, er- 
schien in einer wiederholten Auflage eine‘ höchst gelungene allge- 
mein fassliche Darstellung dieses grossen Ereignisses," welche zur 
allgemeinen Verbreitung in Schulen von der höchsten Staatsbehörde 
“  "&fentlich empfehlen war. Wie sehr er durch seine dreimal auf- 
‚ geiegten geographischen und statistischen Tabellen zur Beförderung 
a Erleichterung dieses Zweiges des Schulunterrichtes beigetra- 
gen, wie.er ferner durch sein Lehrbuch der christlichen Religiort 
auf Herz und Geistsseiner Confirmianden gewirkt hat — das Alles 
ist Ihnen ,, geliebte'Schüler, durch den daraus gezegenen Gewinn 
zu.bekannt, als dass -es-einer besondern Hervorhebung bedürfte. 
 In:Allem, was er leistete, bewährte sich ein unverkennbares 
Streben nach Gründlichkeit,, Licht und Ordnung, er besass einen 
| seltnen Scharfblick , das. Mangelhafte, wie. im staatsbürgerlichen 
und .sittlichen Leben überhaupt, so in dem Thun und Treiben der 
einzelnen Stände zu Bernerken, und dabei stand ihm ein so feiner 
und trefiender Witz! zu Gebote, dass er in seinen Darstellungen 
des Unvollkommenen den Getadelten. selbst ein unwillkürliches ἡ 
. Lächeln abnöthigte. So war er gahz der Mann, der äufzuregen; 
die Aufmerksamkeit zu schärfen und’ immer den Sınn für das 
- Völlkominenere zu wecken verstand. Seine schriftliche und müud- 
liche Darstellungsgabe war 'eben so würdig’als klar und bestimmt, 
seine häusliche Thätigkeit, selbst auf Kosten der Gesundhef, un- 
ermüdet.‘ Das sind.dieischönen Züge aus dem Bilde Ihres: treuen 
und hochverdienten Lelirers und aus diesem kurzen Abrisse seines 
Wirkens mögen Sie die Grösse des Verlustes ermessen, um den 
. wir trauren. Was würde bei ungeschwächter Gesundheit ein Maun 
noch geleistet haben, der, zurückgezogen von zerstreuender Ge- 
sellschaft, ganz seinen Studien, dem engsten Familienkreise und 
einer kleinen Anzahl erlesener Freunde lebend, immer ein würdi- 
"ges Ziel: seiner Bestrebungen im Auge hatte? Aber bei aller wohl- 
, geordneten Einrichtung seines häuslichen Lebens, aus welchem als 
schöner Zug noch hervorzuheben ist, dass er seinen Kindern 
durch selbsteignen Unterricht weiser Erzieher ; und seinen unver-— 
heiratheten Geschwistern liebevoller Versorger war; bei aller Vor- 
sicht und Mässigung’ konnte er ein an seinem Innern nagendesUebel_ 
nicht besiegen. Die überraschende Nachricht von dem plötzlichen. 
Tode seines geliebten Bruders, eines angesehenen Kaufmannes in 
London, scheint ihm, weil auch dadurch der Familie eine Stütze 
weggeschlagen ward, den langsam naheiiden Tod noch beschleu- 
nigt zu haben. Zum letzten Male lächelte ihm eine allerdings mit 
wehmüthigen Besorgnissen gepaarte Freude in der Geburt eines ge- 


Ueber das Lesen des Homers in gelehrten "Schulen. 117 


sunden Sohnes auf; aber ach! er sollte ihn nur einmal sehn, um 
anf ewig sein Auge zu schliessen, und der zarte Sprössling der 
edelsten Mutter den Vater nicht erkennen. Θ᾿ 
- Bier schweige ich, in stiller Demuth verehrend die Wege des 
Useforschlichen. Es ist der 13. Lehrer, den ich, in einer 34jäh- 
rigw-Amtsführung, an dieser Schule, zu Grabe tragen sehe; aber 
kaum einer dieser Todesfälle. hat so mich erschüttert. — Doch 
er soll die Klage vor dem tröstenden Zuruf dessen, der 
dem Tode die Macht genommen, und seine. gläubigen Verehrer 
düsch die Hinweisung auf eine selige Zukunft zu froher Hoffnung 
eweckt hat. Dann ich lebe des Glaubens: a | 
"Was der .Mensch säet, das wird er ernten; 
Wer auf den Geist säet, der wird vom Geiste ewiges 
. » Leben ernten. ᾿ 
Und so wird auch unser Grautoff von seiner treuen Aussaat 
erıien ohne Aufhören! 


$ au are 


Andeutungen 
t= j = j über j 
ἐᾷ Liebli icht der Neueren, den Homer in ‘gelebrten. 
Sesilen mit der zarteren Jugend zu lesen, nebst einer Nachlese 
von Bemerkungen über die kleine Odyssee des Herrn Professor 
E Dr. Koch, ἣν» 


Allseitig regt sich ein warmes, kühnes Streben, den Bau 
ὧν griechischen Sprachkenntniss zu fördern, und man hat weise 
das sicherste Mitttel, diesem Bau eine feste Grundlage zu sichern, 
darin ergriffen, dass man die zartere Jugend für hellenische Sprache 
wst Weisheit zu erwärmen, und ihr, indem man sie an der Hand 
ἔβαν guten Lehrweise die der Ausbildung gewidmeten Lebensalter 
, litdarch leitet, das Gewonnene liebens- und .achtungswürdiger 
ἴξ machen sich bemüht. So wie man also im Gesammten des 
' gischischen Sprachschatzes waltet, hellend, ordnend, den Nutzen 
| der Jugend streng im Auge behaltend, so hat sich diese frische 
vorzüglich dem Altvater Homer zugewendet, in welchem wir 
sem Kindern einen angenehmen, durch stets neue Unterhaltung 
ekeiternden Gesellschafter geben wollen. Das Lobenswerthe der 
Absicht anerkannt, könnte noch gezweifelt werden, ok Homer 
ἀπ gutes Förderungsmittel für die Bildung der zarten Jugend sein 
könne? Näher beleuchtet wird dieser Zweifel durch die Beantwor- 
mgäolgender Fragen: 

" "Brstens: Verfolgt man bei dem Lesen Honrers einen Bildungs- 
ode einen Unterhaltungszweck ? τ 


Ν, 


΄σ- 


LU 


118 Ueber das Lesen: des Homers in gelehrten Schulen, 


τς Zoeitens: Wenn däs Erstere, als wäs spricht sich 'dieser 
Zweck aus? Σ | 


Drittens: Welches ist das beste Mittel, diesen zu erreichen? 
" "Die erste Frage betreffend‘ bemerke ich. Folgendes: Im Begrifl 
, einer Bildungsanstalt, mag sie sich nun Gymnasium oder Lyceum, 


oder mit einem andern Namen nennen , liegt. die Bildung als ober- 
 ster Zweck ausgesprochen, welcher im Allgemeinen dieser ist: 

Gleichmässige Entwicklung und gerade Lenkung aller Seelenkräfte 
‘des jungen Menschen zur Humanität, Unterhaltung ist. da nur ein. 


Mittel zur ‚Befeuerung des 'Fleisses, und es ist gewissenlos,i das 


Mittel zu einem Zweck zu erheben, Dieses musste ich voraus- 
schicken, da ich weiter unten darauf zurückkommen werde. 
αἱ Zweitens ı Dieser: allgemeinste Zweck bestimmt sich, wenn wır 
die Frage auf Homer .hmüberspielen, enger also: Einführen der 
Jugend in das griechische Alterthum, insbesondere dessen ‚Dichter- 
welt, und namentlich in den Geist Homers,.um das jugendliche 
Gefühl für das Einfachschöne und Erhabne, welches in Homer 
‚lebt, zu 'entzünden und dadurch das Gemüth zu veredeln. Wis- 
senschaftlich- sittlich ist also dieser Zweck bei dem Xnaben. Die 
wissenschaftliche Seite dieseg Zwecks ist der Grammatik, die sitt- 
liche einer christlich- ästhetischen Kritik anheim}gegeben. . 
Drittens: Bei Bestimmung des Wegs, welcher am sichersten 


zum Ziele führt , ist die Wissenschaft der nächste, der Hauptger 
‚sichtspunct. Die Hauptfrage einleitend möge Folgendes stehen: 
Aeltere Sprachgelehrte und Schulmänner, wie Scaliger, Fahe, 
Morhof, Gesner und neuere, wie Thiersch, empfehlen das Lesen | 


Homers mit der zarteren Jugend, sobald diese die ersten grammd- 
tischen Sohwierigkeiten hinter sich habe. Vie erste homerische 


“ Weihe 8911 die Jugend durch die Odyssee empfangen. Also thateh, 
Ὁ segt man, die Griechen, und Homer ist der Urborn aller griechi- 


scher Weisheit, Wahr! Selbst der hartnäckigste Pyrrhonist wird 
dies als Wahrheit zugeben. Aber — eben weil Homer jener Ur- 
quell und eine ganz. eigenthümliche Welt von Sachen und Formen 
ist, gilt es bei dieser Refreundung mit ihm weise, ängstliche Sorg- 


Salt. Und darum fragt, jeder, der diesen Muttersinn gegen die ihm | 


auperirente Jugend; in sich trägt: Was verstehst du unter dem Sieg 


. über die ersten grammatijschen Schwierigkeiten? Tabellarische 6* 


dächtnissfertigkeit in Declinationen und Conjugationen? oder kla- 


ses, bewusstes, Durchdringen der ganzen griechischen Formen 


lehre, wenigstens der des attischen Dialects, verbunden mit der 


᾿ Kenntniss der einfachen Grundlehren der. Syntax ? Wird das Er- 


stere unter diesem Siege. verstanden, wehe dem Sieger, welcher 
durch den ehrwürdigen Rhapspden der Verworrenheit in die Arme 
geführt wird; ist das Letztere, so darf man Segen hoffen. 


Die Zeugnisse ältrer und jürgrer Philologen für das frühe. 


Lesen Homers haben nicht 'für alle Lehrer und für — alle Schüler 
gleiche Gültigkeit. Denn was erstens die Zeuguisse dieser Männe? 


von Zehner. 119 


᾿ omsich selbst (z.B. Tanaquil Fabers, qui provocat ad suam ex- 


perientiam et virorum illustrium exempla), betrifft, so können 
diese nur äusserst individuell beweisen, weil der Schluss vom Ein- 
zeinen auf Alle (Schüler) ein Trugschluss ist. Zweitens kann man 
nit Gewissheit annehmen, dass nicht alle Lehrer unter dem Siege 
über die ersten grammatischen Schwierigkeiten das verstehen, 
was sich jene darunter dachten. Im Gegentheil scheinen nicht 
wenige diesen Sieg in die erwähnte tabellarische Gedächtnissferti - 
keit in Declinationen und Conjugationen zu legen. Und diese 
Lehrer stiften durch das frühe Lesen Homers mit so vorbereiteten 
Schülern grosses Unheil. Denn entweder gehen sie Hand in Hand 
mit Homer die ganze griechische Formenlehre (die Homers, welche 
doch nicht nur eine eigenthümliche, sondern auch die der übrigen 
Dialecte an Formenreichihum weit überbietende ist, mit einge- 
schlossen), mit ibren Schülern durch, oder, sie überlassen dag 
Studium der gesammten so wie der homerischen Formenlehre ins- 
besondre, dem Privatfleiss des Schülers. Im ersten Falle leidet 
die liebe Jugend durch Ueberreizung der Verdauumgswerkzeuge 
an grammatischen Magenkrämpfen, im zweiten sendet die untere 
Region der obern jene nicht minder gefährlichen Dünste zu, wel- ΄ 
che der übelbefriedigte Magen zu erzeugen pflegt, in beiden Fällen 
wird bei der Jugend Abneigung gegen das griechische Sprachstu- 
dam erzeugt. Aus dem Gesagten ergibt sich also soviel: Nur ein 
mit der gewöhnlichen Formenlehre und den Grundlehren der Syn- 
lax vertrauter Schüler kann mit Nutzen sum Studium Homers 
schreiten. 

Ist in der letzteren Behauptung Wahrheit enthalten, so ist 
auch der richtige, zur Kenntniss Homers führende, Weg gefunden: 
Dem Schüler darf in seinem Homer auch keine Partikel in ihrem 
Zusamme, mit dem Satzganzen hinsichtlich ihres Nutzens 
unklar bleiben. Er wird mit Liebe an dieses anscheinend beschwer- 
liche Studium gehen, da dasselbe nun ein lebendiges geworden, 
da er für jede Sprachregel sogleich einen Beleg, und in dem Vers- 
maass ein Festhaltungsmittel für das Gedächtniss hat. Er wird 


_ tun vorzugsweise in die homerische Formenwelt eindringen und 


wänen syntaktischen Kenntnissen im Umgang mit Homer Umfang 
und Abrundung erwerben, er wird auch im Grammatischen das 


᾿ Wohltbätige eines lückenlosen, systematischen Studiums fühlen, 


$o in Homer eingeführt geht der Schüler auf dem Felsengrund der 
Grammatik weiter zu höherer Kenntniss mit einem edlen Selbstver- 
trauen, welches das Gefühl, wie viel ihm zu thun noch übrig 
bleibe, in sich schliesst. Verderblich ist daher jener Lehrgang, 
welcher, einer Art von grammatischem sechsien Sinn vertranend, 
bier eine Form heraushebt, dort eine wichtigere, weniger bekannte, 
übersieht, hier eine leichte syntaktische Regel bemerklich macht, 
dort eine feinere, schwierigere, nicht berührt, Unmöglich kann 
bei einem solchen Verfahren jener oben aufgestellte allgemeinste 


- 


120 Ueber das Lesen. iss Homern i in gelehrten Schalen, ᾿ 


Bildungszweck und noch weniger der hesondre durch. das Lsen 


Homers zu erreichende erreicht werden, vielmehr wird dadurch 
eine schaale, den Schüler langweilende, das Gemüth auseinander 


. zerrende Unterhaltung geboten, So nachtheilig dieses Verfahren 


ion mündlichen. Unterricht ist, so nachtkeilig ist ea in Bücher, 


welche bestimmt sind, dem Schüler als Ariadnefadan bei. seinem 


Studium zu dienen, Und so gehe | ich z zu der kleinen Odyeme des 


Herrn Professors Koch über. - 


Da ich den Plah, welchen Herr K durch die kleine Olyases | 


erreichen will, als bekannt voraussetzen darf, und da auch über 


die dem Buchg vorangeschickte historisch - kritische Einleitung an- 


derweitig genug gesagt worden ist, so wende ich mich sogleich _ 


‚ um Text und dem Verfahren, wodurch Herr K. das Interesse für 


diesen Zweck zu beleben und das innigere Verständniss desselben 
für den Schüler zu fördern gesucht hat. Seite IX der' Vorrede 
bemerkt der γῇ, er habe, die Vorbereitung zur kursorischen Le- 
ctüre anziehender zu machen, den Text in kleinere Abschnitte Zer- 


legt, und durch kurze die Wissbegierde reizende Einleitungen oder 


Ihhaltsanzeigen zugleich den rechten Gesichtspunct des ethischer 


Zusammenhangs oft anzudeuten, besonders aber die Aufmerksam- ! 
keit auf das Einzelne stets aufzufrischen und zu beleben gesucht, 
Dieses, so wie der eigenthümliche Styl dieser Inhaltsanzeigen ist 


zu billigen. Ferner hat der Vf. (Vorrede XII) jene Vorbereitungnoch 


inehr zu' erleichtern, die Noten zum Texte so kurz als möglich 


gemacht, indem „kein Anfänger Exegesen zu nützen verstehe, und 


der klare, einfältig erzählende, nicht gelehrte, Homer deren richt _ 


bedürfe,“ In wie weit und wie viel Wahrheit in dieser Artsisht 
liege, wird späterhin untersucht werden, In den syntaktischen 


᾿ Anmerkungen hat sich der Vf. stets auf die 6$ der Buttmannschen 


Schulgrammatik bezogen, „die aber leicht auf die von Matthiä 
udd T’iiersch nach dem hinten angehängten Verzeichniss zurück- 


. geführt werden können, Aber nur Eine Sprachlehre will jedesmal 


das örtliche Gedächtpiss des Anfängers zum Grunde gelegt haben, 
während allerdings jene drei an Vortrefflichkeit hit einander wett- 
eifern. 4 ‚Auch diese Ansicht bedarf einer nähern Prüfung. 


- Der Herausgeber eines Schulhomers hat folgenden Forderun- 
‚gen zu, genügen: 


Erstens muss er, ehe er zur Arbeit schreitet: Eine Beste | 
Classe von Schülerg, für, welche er sein Buch ausarbeitet, stets 


in Auge behalten; und es für die Kenntnissstufe dieser nee u 


bearbeiten. "... 


Zweitens. in der Arbeit einen gleichmässigen Lehrgang; den | 
- “Feind des oben berührten grammatischen Tastsinns, streng. ver- 


folgen und 
drittens .sigh hüten, der zu bildenden Jugend Trägheitspol. 


» ster unterzulegen. 


> 


von Zehner.' ' 121 


Diesen Forderungen, welche gewiss jeder Jugendetzieher als 
biliganerkennt, hat Herr K, nicht ganz genügt. Denn was die 
este Forderung betrifft, so scheint er sich“ durchaus nicht Eine 
bestimmte Classe von Schülern, deren Nutzen sein Werk bezweckte, 
gedacht zu haben. Denn bald scheint er eine Knabenclasse, die 
kaum .die tabellarische Gedächtnissfertigkeit erworben hat, bald 
eipe andre, welche mit der ganzen Formenlehre und den Grund- 
lehren der Syntax vertraut ist, vor Augen zu haben. Daher jene 
Buntscheckigkeit der Noten, in welchen der Vf. durch ein Nöt- 
chen dem Knaben verräth , dass κεῖται 8. praes. indicat. von xeims 
sei, und dicht daneben in einem andern eine Lehre der tießgren 


Syntax nebst Nachweisung der Buttmannschen Spzxachlehre stellt. 


Und da ist wohl die Frage natürlich, ob man einem Schüler, der 
sicher Belehrung, wie die über κεῖται, bedarf, den Homer in die 
Band geben soll? und ob nicht ein Schüler, der, in einem salto 


‚nortale, aus der Conjugationstabelle in die tiefsinnigsten syntak-- 


tischen Regeln hinübergerückt wird, unfehlbar ein Wirskopf wer- 
den muss? Und kann bei diesem Verfahren der zweiten Forderung 
eines gleichmässigen Lehrgangs entsprochen werden ? eines Lebr- 
gangs, worin Regel und belegendes Beispiel, Beleg und Regel, dem 
Unterricht Lebendigkeit und Nützlichkeit geben? wo auch keine 
Partikel in ihrem Zusammenhang mit dem Satzganzen übergangen, 
worin .also die ganze Grammatik an dem lebendig vorliegenden 
Muster erlernt und geübt: wird? — Endlich hat der Vf. seinen 
Schülern einige recht weiche Trägheitspolster in-— den Noten 
gebaut. Diese Noten bestehen nemlich grossen Theils aus — An- 
gaben von Präsensformen. Solche Formen aber nachzuweisen, 
mag bei einem Schüler, der-den ersten Cursus. des Jacobsschen 
Elepentarbuchs Hest, ganz an seinem Orte sein, nimmermehr aber 
bei einem Schüler, welcher die homerische Weihe empfangen soll. 
Besser hätte der Vf. gethan, wenn er — die regelmässigen Bil- 
dungen ganz ausgeschlossen — den Schüler bei. abweichenden 
Futur-, Aorist- oder Perfectformen, an .die $$ der Grammatik, 
worin diese Formen abgehandelt sind,, hätte verweisen wollen. 


; Steht es doch aus der Erfahrung fest, dass der Schüler aus eiguem: 
Antriebe selten bei der Grammatik über jene Formen Aufschluss 


sucht, sondern, wenn ihm einmal die Präsensform gezeigt worden, 
ın Vertrauen auf seine Zrrathungskunst, sich den Sinn derStelle, 
80 gut es gehen will, selbst zusammensetzt, und dem Lehrer, den 


_ ähern Aufschluss über jene Formen zu geben, überlässt. Wie 


störend und hemmend für den Unterricht dies aber sei, weiss 
jeder Schulmann. — Selbst: die vom Vf.'ohne Angabe der gram- 
wmalischen Regel, worauf sich die Uebersetzung stützt, gegebnen 
Uebersetzungen einzelner Verse und Stellen, gehören zu jenen 
Trägheitspolstern, indem der Schüler nun wohl weiss, wie aber 
nicht. warum die Stelle so zu übersetzen sei. — Ob nun wohl der 
V£, durch diese Kürze ‘der Noten seinen Zweck erreicht habe? 


.. 338 | Ueber das Lesen des Homers in gelehrten Sohulen, 


scheint sehr zweifelhaft, Zwar.gebe ich zu, dass der Schüler bei 
dem einfachen Wesen Homers keirier eigentlichen Exegesen bedürfe, 
glaube aber doch, dass nur auf dem Wege gründlichen gramma- 
tischen Forschens der Schüler in Homers Geist einzudringen ver- 


möge. Auch gebe ich jene Einfachheit Homers nur ic Beziehung 


auf den Stoff, welchen der Dichter behandelt, ganz zu, zur 


Hälfte aber nur in dem, was die Form betrifft. Den reichen Wech- 


sel der Formen, den feinen, nur auf den tiefsten philosophischen 
Gründen (wie z. B. Odyss.IX. 102 bei dem Gebrauch der Partikel 
μήπω mit dem Conjunctiv), beruhenden Unterschied im Gebrauchs 


“ derdeiten theilt Homer mit den übrigen griechischen Schriftstel- 


x 


lern, und dies macht jene Einfachheit etwas problematisch. — Bei 
den grammatischen Nachweisungen hat der Vf. blos die Buttmann- 


- sche. Gramimatik zu Ratbe gezogen: ist dieses wohlgethan? Butt- 


manns Weg ist bekanntlich ein allgemeinerer, weiterer, als der 
ΙΓ Grammatiker z. B. Thiersch’s, auch ist die Syntax gegen 


‘ die Formenlehre hinsichtlich des Umfangs und der vollkommenen | 


deutlichen Ausführung in einem offenbaren Missverhältniss; die 
Erklärung vieler‘ syntaktischer Regeln bei Buttmann ist für den | 
Schüler zu philosophisch, mithin zu wenig verständlich, und ge- | 


wiss ist es, dass- man über manches Auffallende in Homer bei 


Buttmann entweder sehr dürftig oder gar nicht aufgeklärt wird. 
Ein Beispiel der Art steht Odyss. IX. vv. 126. 127 und 180. Mit . 


grösserm Nutzen wäre Thiersch zu Rath gezogen werden, der über 
die meisten grammatischen Erscheinungen genügenden Aufschluss 
ertheilt. Ueberhaupt — so lautet mein Glaubensbekenntniss — ist, 
bei dem Studium Homers, ohne Thiersch kein Heil. — Aber der 


, Vf. hat ja auf die $$ der Thiersch’schen und Matthiä’schen Gram- 


matik in dem dem Büchlein angehängten Verzeichniss hingewie- 


sen. — Aber hat denn der Vf. noch nicht die Erfahrung gemacht, 


dass der Schüler nur das gern auflasst, was ihm zunächst liegt, . 
und .den Umweg hasst, — Und dann hat der Vf. diese Hinweisung 


gerade da, wo sie am nöthigsten war, gänzlich unterlassen. —— 


‚ Um diese bisher ausgesprochenen Urtheile über des Vfs. Arbeit 


10 Verse aus dem ersten Buch mit inbegriffen, in dem Büchlein 


. zu begründen, gehe ich das ganze neunte Buch der Odyssee, die 


durch, und hebe diejenigen Verse und Stellen heraus, die vorzüg- 


lich Aufhellung aus der Grammatik verlangen. Ich werde mich 


‚dabei stets auf die grossen Grammatiken von Thiersch und Rost; 


den Zlarsten der neueren Grammatiker, beziehen. 
Odyssee A. | 
v. 8. Auslassung des αὐτῶν in der letzten Vershälfte καὶ νόον ἔγνω. 


"Rost. 6 99. 1. Anm. 1. 


6. ἀρνύμενος. Da der Vf. ein grosser Freund etymologischer Er- 
örterungen zu sein scheint, so hätte er durchaus dem ‚Schüler 
. das Vergnügen nicht vorenthalten sollen, ‚die schöne Entwick- 


von Zehner. . . 138 


kung bei Thiersch $ 282. 5 nachzulesen, wo man zugleich sieht, 
dass däs Participium ἀρνύμενος zur Bezeichnung der Absicht 
dient: „Er ertrug vieles, um ‚sein Leben zu gewinnen, zu er- 
retten.“ 

6. Ensvög περ. Die verstärkende en ‘der Enklitika weg 
ee 8. 


Odyss ἢ, ᾿ 


35. Hier ist’s, wo der Vf. seinem Zögling vefräth, dass zeizaı von 
κεῖμαι herzuleiten sei. Wird wohl ein Obertertianer in irgend 
einem leidlichen Gymnasium solcher Nachhülfe bedürfen ? — 
Nützlicheren Beistand hätte ler Vf, geleistet, wenn er denSchü- 
ler mit den epischen Genitiven ϑοάων v. 29 und μουνέων v.138 
(Th. $ 179, 88u.84) und den epischen Formen von es£og ν. 80 
und besonders v. 400 (Th. $ 198, 86. R. $ 42, δ, Anm. 4) . 
hätte bekannt machen wollen. - 

88. ἀπὸ Τροίηϑεν. Verbindung,der Adverbien mit Präpositionen. 
Th. $ 298, 8. b. 

42. Musste notwendig einmal auf den Gebrauch der Absichtspar- 
tikeln ὄφρα, ὡς u. a. mit dem Optativ und Conjunctiv, ersteres 
inv.42 u. 155, letzteres v. 102 (Th. $ 341. 4. R. $ 122.11.9 
nebst Anm. 4) aufmerksam gemacht werden. 

48, φευγέμεν. Ursprüngliche ältre Infinitivform, Verkürzung der- ' 

selben bei jüngeren Schriftstellern. R.$ 75.3.8. 

4. ἠνώγεα. Volle Urform des Plusquamperfects in le Th. $ 
211. 31. 1. 

4. v.51 erklärt der Vf. das Participium ἐόντα als eine ionische 
Eorm, sagt aber nichts über die geschlossene Form γεγώνευν in 
unserm V., so wie über die ähnlichen in vv. 121 und 218 u.a. ᾿ 
(Th. g 291. 80. c. R. $ 70. Bemerkungen die ‚öste b.). 

68 vgl. mit v. 168 u, 169. 250. 251. Ist die Gegenbeziehung der 
Partikeln "Huog δ᾽ und καὶ τότε δὴ, δὴ τότε u.a. Th. $ 848. 
8.b u.c. Kenntniss der Partikeln, durch welche die epische 
Sprache den ergänzenden und den ergänzten Satz mit einander 
verbindet, thut dem Schüler um so mehr noth, als er, unbe- 
kannt mit dieser Regel, nur zu leicht geneigt ist ‚ den Ergän- 
zungssatz, welcher z. B..mit καὶ τότε anhebt, . für einen fortge- 

᾿ς selzten Hauptsatz zu halten. . 

64. Οὐδ᾽ ὥρα μοι: προτέρω νῆες κίον ἀμφιέλισσαι. Ein Rest der 

.  Natur- und Kindersprache in dem Dativzusatze μοι, .der hier 

eben so wenig überflüssig steht, als wenn wir im gewöhnlichen 

Leben sagen: „Gehe mir nicht dahiri! Er ging mir nicht eher 

weg, als bis die Sache völlig ausgeglichen war!“ Er ist nichts 

. anders als der Ausdruck ‚des Ergriflenseins von Dirigen, deren 
Upheber wir entweder selbst sind, oder die von Andern gethan, 
δα ans einfliessen, R.$ 108. 2. Anm. 9. . 

19, Bemerkt zwar der VL; in der Note, dass ἱκόμην durch: „ich 


Ἂς 


123 Ueber das Lesen des*Homers in gelehrten Schulen, ὦ 


‘ würde gekommen sein“. — zu übersetzen sei, gibt aber den 
grammatischen Grund der Uebersetzung durchaus nicht an, da 
er doch hier an der Hand des lichtvollen Thiersch ($ 334, wo 
unsre Stelle namentlich unter 8. b. angeführt ist), eine, schöne 


Gelegenheit zu gemüthlichen ‚. dem Schüler nützlichen und noth-' 


wendigen, gewiss auch ‚anziehenden Bemerkungen gefunden 


τ haben würde. ᾿ 
88. Imperfectform πρρΐειν. ΤᾺ, $ 226.29, 
108. Die Dehnung in ἀρόωσιν (Th, $ 222.86.R. $ 77. Bem: 6. ἃ. 


β. vgl. v. 295, so wie in περύωσι, Ri. a, $. Bem.6. δ. 7. 


vgl. v. 234). 


111. Hätte der Dichtergebrauch wenigstens eine einmalige Er- | 


'wähnung verdient, kraft welches statt des pronom. definit. in 
‚den cass.. obliqu. der erforderliche Casus des dritten Personal- 


. Pronomens angewendet zu. werden pflegt. R. $ 99. Anm.1. 


Die Bemerkung in dem Wörterbuch 8, 254 über σφέας und ogl, 
oplv wäre dadurch erspart worden. ὌΝ 
116. Das Perfectum τετάνυσται drückt hier dasBleibende, dieFort- 


dauer eines Seins und Zustandes (R. $ 116.11. 7. Anm. 1.) und 
das Reciproke oder richtiger das Reflexive (Th. $ 288.5) au. 
130. Ist es zu missbilligen, dass der Vf. den Aorist &xauovro zwar _ 
durch: „die ihnen auch’ die Insel wohlangebaut schaffen wür- 


den“ —— übersetzt, den Schüler indessen über den Indicativ 
im relativen Satze ganz im Dunkeln lässt. Eine Erklärung oder 
wenigstens eine Verweisung auf die Grammatik war hier um 80 


nothwendiger, da ein nur etwas aufmerksamer Schüler, nach 


den in vv.26u.27 vorangegangenen Optativen, besonders durch 


die (unrichtige) Uebersetzung Hrn. K.s stutzig werden musste, 
Der Optativ steht in den relativen Sätzen der vv. 26 u. 27, wel 


in diesen 1) etwas Reingedachtes (Th. $ 847. 1) ausgesprochen 


wird, weil 2), wenn (Th.i. a. $8.a) ἄν od. κέν zu demOpta- 


tiv in dem Relativsatze tritt, dieser als bedingter Hauptsatz in 
Bezug auf den angegebenen Nebensatz: οὐδ᾽ ἄνδρες νηῶν ἕνι T&- 
xtoves — zu betrachten 181... Der Indicativ steht v. 130, indem 
(Th. $-345. 8. c.) der relative Satz, da κέν zwischen die Re- 
lation und den .Indicativ gestellt ist, als Hauptsatz angesehen 
werden muss, dessen Nebensatz v. 26 angedeutet und durch die 
parenthetisch stehenden vv. οἷά τε πολλὰ "“ἄγδρες ἐπ᾿ ἀλλήλους 
εὐ ψῃυδὶν περόωσι θάλασσαν — von dem Hauptsatz losgerissen 
- wurde. Unrichtig übersetzt der Vf. den 130ten v. durch: „die 
ihnen auch die Insel wohlangebaut‘schaffen würden“, indem die 
griechische Sprache durch den Indicativ andeutet, dass sie den 


- 


Satz als Hauptsatz gedacht wissen Ὑγ0116.. Die deutsche Sprache. 


wandalt, einer bekannten Regel gemäss, einen bezüglichen ‘Satz, 


wenn ihm mehrere Bezugsätze, besonders mit Subjeoten ver- - 
εν 7 schiednen Geschlechts, vorausgegangen sind, im einen Haupt- 


satz mit dem Demonstrativ an der Spitze um. Der"Vers werde 


΄ 


} 


von Zehner. e 125 


also übersetzt: „Diese würden ihnen auch die Insel wehlange- 
baut schaffen.“ ” Ausserdem musste dem Schüler gezeigt werden, 
dass in den vv. 126, 127 u 150 ein Bezugsatz von dem andern 
abhängig stehe. 

148. Steht der Infinitiv sübstantivisch bei der Partikel πρίν.. BR. 
6 125.2. Anm.3. 

146 u..151. ἐςέδρακεν u. anoßelfavreg. Hier hätte der γέ. statt‘ 
der Angabe der Präsensformen auf die Grammatik hinweisen 
scllen, um der vis divinandi der Schüler keinen Spielraum zu 
Isssen. 


174. — — τῶνδ᾽ ἀνδρῶν πειρήσομαι, οἴεινές εἶσι. Eine ΜΕΝ 
‚sion, in gewöhnlicher Wortstellung: πειρήσομαι 7) οἴτινες οἵδε 
οὗ ἄνδρες εἰσί. 

᾿ 484. Accusativ‘der Bewegung. R. ς 104. 8. a. Th. 268. 2. α: 

v. 252. 

| N Dass der Vf. die Regeln der höhern Syntax ı nicht verschmäht, 
beweist dessen Erklärung des Optativs in v. 94 u. 208. Istes 
zun nicht unfolgerecht, wenn.er hier, wo der Zusammenhang 
die richtige Bedeutung und Uebersetzung an die’Hand gibt, mit 
Zuziehung der Grammatik erklärt, und anderwärts, wo die 
Errathungsgabe weniger zureicht, dies unterlässt? ı 

2941. Das Plusquamperl, ἔρχατο BR. $ 73 a. S.220.c. ᾿ 

220. Pu in ναῖον (troffen). Th. $ 166. 7. 


239. ὕφρ᾽ αὐτὸν ἴδοιμι, καὶ εἴ μοι ξείνια δοίη. Der Schüler fühlt, 
dass nach den Worten ὄφρ᾽ αὐτὸν ἴδοιμι zu der zweiten Vers- 
hälfte ein Wort, wie versuchen, sehen in der Bedeutung erfal 
ren, binzuzudenken sei. Es musste gezeigt werden, dass, nach ἡ 

* dem καὶ, in der zweiten Vershälfte das ἴδοεμε der ersten, dart 

' als Act des Gesichtssinns stehend (hier als geistige Wahrneh- 
müng), zu wiederholen sei, Uebersetzung: damit ich ihn sähe, 
und'sähe (erführe), ob er mir Gastgeschenke geben werde, Eine 
"ähnliche Ergänzung findet v. 287 Statt, 


28. 000’ ἤμελγε: Das Imperfectum muss hier autweder, ‚gleich 
einem Aorist, also durch; welche er zu melken pflegte, oder: 
welche er melkn wollte — ὅσσ᾽ ἔμελλ᾽ ἀμέλγειν, übersetzt wer- 
; den. Dass. die Handlung noch zukünftig war, sieht man aus 
_ den folgenden vv., namentlich aus vv. 244 u. 245. Vgl. R. 
| 116. 10. Anm. 7. Th. $ 95.7. Anm.2. Auch lässt sich eine 
Uebersetzung rechtfertigen: welche er melkte. In dem 

letzten Falle geht jene Scene dem Erzählenden lebendig vor- 
über, und geschieht gewissermassen noch einmal vor seinem gei- 
stigen Auge. An belehrendsten würde auf Tbiersch $ 209. 2 

u, 3 verwiesen. worden sein. Das jugendliche Gemüth übt 
zwar tlieses Gesetz, welches auch in der deutschen Sprache be- 
steht, es kennt dasselbe aber nicht. Darum muss der Lehrer _ 

es ilim verdeutlichen. — Solche Exegesen sind, was auch der 


Ν 
+ 
ΠῚ : 
- 
v - 
k - 


\ . 
- be = f} 


326 Ueber. das: Lesen des. Homers in gelehrten Schulen. 


ΜΕ, dagegen sagen mag, ‚nicht nur erlaubt, sondern sogar noth- 
wendig, -- 0 " 
249 u.250. ὄφρα οἵ εἴη Πίνειν αἰνυμένῳ, καί οἱ ποτιδόρπιον εἴη. 
. Hier ist nach den Schlussworten des’ 249sten V’s. ποτὴς zu er- 
äuzen, so wie zum Vollsinn des 250sten V’s, ἐσϑέειν αἰνυμένῳ 
‚ hinzuzudenken δ. ὼ 
356 u. 467. ἡμῖν δ᾽. αὖτε κατεκλάδϑη φίλον ἦτορ, 4εισάντων 
φϑύγγον τε βαρὺν "αὐτόν τε πέλωρον. Ist eine wichtige Notiz 
vom Vf. verabsäumt worden, .da, wie ich aus Erfahrung weiss, 
der Schüler an dem absoluten Genitiv in v.267, nachdem v.256 
das Subject. im Dativ vorausgegangen — eine Erscheinung, die 
.der dem Schüler bekannten lateinischen Participialconstraction 
' stracks zuwiderläuft — Anstoss nimmt. Th. $ 258. 3. | 
258. ἀλλὰ καὶ ὥς u. 8. w. „Aber auch so == 'demunerachtet 
(ohnerachtet , dass wir uns fürchteten) antwortete ich ihm“ 
289 u.-811. Hier musste das σὺν als den Begriff’ des Zusammen 
bei Zahlen nach Th. $. 283. 1 herausgehoben werden, da der 
Schüler gar leicht verleitet wird, das σὺν als durch Tmesis von 
‘ μάρπτω geschieden, anzusehen. : ὌΝ, : 
820. Optativform φοροίη. Th. $ 221. 88. ἃ. Ἀ. 8. 989 unten. 
᾿ς, 880. ἢ ga κατὰ σπείους κέχυτο μεγάλ᾽ ἤλιϑα πολλή.. Die Verbin- 
; = der Adverbien. mit ‘Adjectiven zur, Verstärkung. Th 
298. 7.0. ... x ἮΝ Fe Ὁ ρλ᾿ Ὁ 
886. ἑσπέριος. Verwechslung der Adverbien und, Adjective und 
᾿ ähnlicher Gebrauch bei den Lateinern. | 
347. Τῇ Imperativ vom Stamm Τά, nimm. Im thüringischen 
Dialect noch lebend Thä, Th. 282. 119. Im Wörterb. gibt 65. 
‚der Vf. als eine Interjection von τείνω n. ὁ ; | 
405. Uebersetzt Hr. K. den V.: 7 μήτις σευ μῆλα βροτῶν ἀἕπον- 
τος ἐλαύνει; — „Treibet nicht jemand der-Sterblichen die 
᾿ Heerden wider Willeh dir weg?* Unrichtig, indem der Vi 
᾿ 88 als eine bestimmte Frage übersetzt. ”H steht (Th. $ 851.2. a) 
ohne'Partikeln, wenn der Fragende die Antwort muthmasslich 
ε in einer:zweiten Frage sogleich nachstellt, Richtig übersetzt 
: Thiersch i. a. $: ‚Es entführet dir doch niemand die Herden? | 
- und v. 406: Es wird doch niemand dich tödten? Auch dieser 
 V.'mrusste wegen des xrelvg ebensowohl wie v. 405 erklärt, 
. warden. " ΝΣ | 
Dieses sind die Bemerkungen, zu welchen mir meine Beruß- 
arbeit am hiesigen Gymnasium, in welchem die kleine Odyssee des 
Herrn Professors Koch in der oberen Abtheilung der dritten Classe 
eingeführt worden ist, Gelegenheit gegeben hat. | 
Hanau, |  Zehner 


Neue Uebessstzung der Batrechauyomackie. 481 
ἼΝΟουΘ Uebersetzung “ 
Batrachomyomachie 


von 


Dr, Merleker. 
| 


Die Batrachomyomachie oder Myolatrachomachie, wie Sui- 
das und andere das Gedicht nennen, das erste Beispiel einer 
Parodie, welches gewöhnlich mit den Homerischen Gesängen zu- 
sumen herausgeseben wird, aber aus vielen Gründen über die 

lat des Xerxes nicht hinausreichen kann, und von Plutarch 
| md Suidas einem'gewissen Pigres (8. v.) aus Halicarnass zuge- 
' schrieben wird, ist zwar achon von Willamow, Christian 
Grafen zu. Stolberg, Seckendorf und anderen in’s Deut- 
sche übersetzt, ohne dass dadurch eine abermalige etwas mehr das 
σα und. die Geläufigkeit der Verse berücksichtigende Ueber- 
| setzung überflüssig gemacht wäre. 


| ‘Vor dem Beginn den Chor helikonischer 
usen 
Niederzusteigen in Huld ‘und die Brust zum Gesang mir 
a zu schwellen, 
Den ich auf eigenem 'Knie den Täfelchen eben vertraute, 
Schrecklichen Kainpfes te ‚ ein Werk des tobenden 


' 68, 
6. Wünsch’ zu verkündigen ich der Sterblichen stetem Ge- 
dächtniss: \ 
'  Rühmliche Siege der Mäus® in der Feldschlacht gegen 
ge | ‘ die Frösche 
Erdgeborener Riesen erhabenen .Thaten vergleichbar. 
| Längst war Sage: bekannt je Sterblichen; dieser ihr 
ang. 
Als eine durstige Maus der Jagd des Katers entgangen 
10 Einst sich dem Teiche genaht und den niedlichen Mund 
zu des Wassers 
| Lieblichem Trank hinneigt zu Erquickung, schaut sie des 
Sumpfes 


Froher, geschwätziger Freund, a solcherlei Rede be- 
Ä gann er. 
sr Freund, wer bist, woher kamst du ans Ufer hier, 
| | wer ist dein Vater? 
| Alles erzähle derSache gemäss, sonst merk’ ich die Lüge, 
ı 15. Kenn’ ich dich erst als biederen Freund, dann lad’ ich 
dich zu mir, 


- 


, 
“ 128 


80.- 


τ 


Wenn er mit-"manchem Gewürz die Speisen, d 


< 


- 


Neue Uebersetzung der Betrachomyomachie, 
Gebe Geschenke dem Gast, recht passende, viele und 


schöne. 
Pausback bin ich, der Herrscher hieselbst und längst in 
ων dem ,Teiche. : ; 
Rühmlichgeehrt anführ’ ich die Frösch’ seit undenklichen 
Zeiten; 
Kothmann zeugte zrich einst mit der Wassergenossin 
aus Liebe 
Innig vereint und beseelt an des Rauschbachs felsigem 
Aher auch ‚du scheinst ‚mächtig zu’ gein wie erhaben vor 
andern,“ | 


Scopterbechreter Könige Spross, im Kriege ‚ein Kämpfer. 
Also ‚PeBun. und erzähle mir schnell, wes Stammes du 
beim magst? 


Brosamdieh ee drauf und redete also: 
Warum fragst du, o Freund, nach meinem Geschlechte? 
das allen 
Menschen und Göttern bekannt und selbst. dem Geflügel 
‘der Lüfte. | 


3 Brosaması ist der-Naw’, ich rühme zu. sen mich der 


“Feigen und Nüssen genug und allerlei anderem Nasch- 


Aber wie willst du iin Freunde mich machen? Das 


Die‘ mich i im Hüttchen gebar und freundlich mit Speisen 


Sprössling 


| Brodkrumräubers, » des mächtigen Ehegemahles der Meh- 


rau, 


Tochter des Schinkenfreunds , des mächtiggebietenden 


Königs, 


ernährte, 


- werk. 


- ı Leben ist. ungleich | 
Deines im Wasser bestimnt; ich liebe die Menschen und 


nage 
Alles, was ihnen gefällt, und wittere jegliche Speise: 
Dreifachgebeuteltes Brod’ in zierlichgerundetem Korbe, 


‘ Kuchen mit Ueberguss und übergestreuetem Sesam, 


mn Schnittchen von. Fleisch und Mehl umbratene 


Leber, 


Auch von ralimiger Milch nur eben gewonnenen Käse, 


Herrliches Honiggebäck, wornach auch die Götter ver“ | 
langen, | 


| Und was irgend ein Koch den Menschen zum i Mahle ber; 


. ‚reitet, ersel Bag: 


“ vwerherrlicht, 


Von.Dr. Merleker. 129 


Niemals bin ich im Krieg’ dem tobenden Kanipfe ge- | 


wichen, 
Sondern eilt in die Schlacht und trat in die vordersten 
Reihen. 


_ Menschen erschrecken mich nicht, obgleich sie vom Kör- 


per 50 gross sind, 

Sondern ich hüpf’ in ihr Bett "und-zupfe die Spitze 
des Fingers; ; 

Pick’ ihm bisweilen die Fers, doch nimmer beschweren 


ihn Schmerzen, 


Nimmer verlässt ihn der Schlaf, wenn also ich end: 


| ihn beisse. 

Aber vor allen befürcht drei Dinge ich heftig auf Erden: 

Katze und Habicht sind’s, die schrecklichen Jammer be- 
reiten 

Auch die verderbliche Falle ,„ In der ein kläglicher Tod 
weilt; 

Aber am meisten befürcht’ ich die Katz; denn sie ist 
die beste 

Die in dem Loche sogar den armen Verkrochenen auf- 


sucht. 
Rettig, und Kohl und Kürbiss, die speis’ ich nicht, nim- 
‘mer von Beeten, - 


Oder von grünendem Eppich ernähr ich mich; solcher- 


lei Speise 
Lasse ich „gern für euch, die Simpfe bewohnenden 
"Frösche, 


Ihm antwortete drauf Pausback mit gefälliger Rede: 

Lieber, du prahlest zu sehr den Magen dort;, aber auch 
uns sind 

Dinge i im See_und hier auf dem Land, ein Wunder zu 


schauen; ‘ 


Denn eine doppelte Weide verlieh den Fröschen Kronion, 


- Hüpfend das Land zu besuchen und nisderzutauchen ins 


Wasser, 
Doppelten Aufenthalt, Obdach für zwei Elemente, 
Fühlst du. Behagen auch dies zu beschau’n, so darfst 
du nur wünschen. 
Steig’ auf den Rücken behend’ und halte mich, dass du 
, nicht umkommast, 


. Und ach fröhlicher Fahrt anlangst in meiner Behau- 


sung. . 
Also er selbst, dann reicht’ er dem Rücken, das, 
Mäuschen bestieg ilin, 


Hielt mit den Händen den wapplichen Hals nach hurti- 
gem, Sprunge. 


Arckivf. Philol.u, Pädag. Ba. II. Bft.1. 9 


Ἐν 


" 70. 


75. 


«80. 


/ 


Neue Uebersetzung. der Batrachomyomachie. 


Anfangs freute es sich beim Anblick naher Gestade | 
Und liebkoste im Schwimmen den Pausback, aber 80- 


bald nur 
Teiches Gewog’ aufströmt’, da, flossen ihm heftige Thränen, 


Jammerte laut ob der, nichtigen Thorheit, zaufte das 


Haar aus, 
Zuckte: die Füss®’ dicht unter den Leib, es pochte das 
Herz ihm 


Unmuthsvoll, Aid ea wünscht schon wieder ans Land | 


zu gelangen, 


| Schmerzyoll seufzte es auf aus Furcht vor das schreckli- | 


chen Tode. 


Plötzlich erhob aus dem Wasser für beide‘ ein fürcht- | 


barer Anblick; - 


Eine gewaltige Schlang’ mit. geradaufstrebendem Halse, 


Als ‚Pausback sie erschaut, taucht er in die. Tiefe des 
Teiches : » 

Rasch und gedenkt nicht des Tod’s, den jetzt er dem 
Freunde bereitet, 

Tief i in die Tiefe des Sces, dem grausen Verderben ent- 
rinnend. 

Jener dem Tauchenden . ab fiel‘ rückwärts nieder ins 

| Wasser, 
Reokte die Händ’ empor und wisperte nahe dem Tode, 
Hob aus den Fluthen den Schwanz und ruderte, ähn- 
‚ lich dem Steuer, _ 
Tauchte ins Wasser hinab Fe vielfach wieder hinauf 


Schnappte vergebens nach ταῖν τι flehte den Gott um. 


Errettung. 


‚.So anf dem grünlichen Teich in ‚schaukelgewiegeter 


: Schwingun 
Rief sie in kläglichem Ton noch folgende Rede ver- 
nehmbar : | 
Also entführt auf dem Rücken der Stier die. theuere. 
Last nicht, - 
Welcher nach Kretas Land Euröpen schwimmend da- 
vontrug, 
Wie mich leider bethört in die Heimat zu führen der 
Frosch meint. | 
Nüsse umschlang den Leib und abwärts zog sie die 
Last nun, 


Da‘in gebroohenem Ton aufjammert sie folgende Klage: 


© nicht bleibt es verborgen, du Pausbock, listiges. 


Sinnes, 


. Mich von dem schlüpfrigen Rücken hinab, wie vom Fel- 


᾿ς sen, Zu stürzen; ; 


- 


05. 


100. 


105. 


110. 


Von Dr. Merleker. 191 


Nicht hast du ἐδ gewagt auf dem Lande Verräther zu ΄ 


kämpf: 


Im Alikampf, im Lauf, im "Ringen nicht, sondern: tän-. 


schend 
Warfst du im Wasser mich ab, Heimtückischer, fürchte 
die Rache; ; 


entkommen. 
Sprach’s und ertrank im Gewässer, es schaute sie 
Tassenbelecher, 
Der aus der Näh’ es gesehn am dichtumwachsenen Ufer; 
Schmerzlich erhob er die Klag’ und erzählt es in Eile 
den Mäusen. 
Als sie vernommen den Tod, da fasste sie blasses 
Entsetzen. 


‚Drauf ein jeder befahl seinem Herold kommenden Mor- 


gens 
AlP zu versamm’len zum Rath in des Broditrumräubers 
Behausung 


van vom Gestad’ als Leiche dahinschwamm; wo er 
den Tod fand. | 


‚Wie mit des Tag’s Anbruch sie all’ sich versammelt, er- 


hob sich ᾿ 

Brodkrumräuber. zuerst und red’te bekümmerten Her- 
zens: 

0) ihr Genossen , obgleich ich allein viel Ueb = 
litten. 


Jetzt durc#® der Frösche Geschlecht, die Schmach“ ist 


euch’ allen bereitet. 
Unglückseliger ich nach drei mir geraubeten Söhnen, 
Deren mir einen mit List, nachdem ihn ergriffen, ge- 
"tödtet 
Die feindselige Katz’, ihn ausser dem Loche ertappend. 
Aber den anderen "haben die hässlichen Menschen: er- 
drosselt 
Dufch die verderbliche Kunst, die hölzerne, die sie er- 


Falle genannt ‚„ in der des Verderbens für Mäuse so viel 


weilt. 


: Endlich den dritten, geliebt von mir und der ehrsamen 


Mutter, - 

Tödtete Pausback jetzt auf des Teich’s Abgrund ihn ver- 
leitend. 

Aber wohlan! jetzt rüstet euch schnell und, ziehet zu 
Felde, 


Unsere Körper geschmückt mit herrlich strahleriden Waffen, 


΄ o* 


"Mäuse auch werden es rächen und dü nicht der Strafe 


Vaters des Brosamdieb’s, des elenden, welcher im Teiche . 


132 


190. 


125. 


1%. 


5 


140. . 


-- 


᾿ 146. 


δ 
͵ 
, | 


-" 
Neue Uebersetzung der Batrachomyomachie. 


Sprach’s und alle zusammt umgürteten prahlende 
Rüstung. 
"Hülfreich rüstete Mars, dem stets nur die Sorge des 
Krieg’s ist. 


- Schützende Pamzer zuerst umlegten sie Wade und Schien- 


bein, 


Welche vom Bohnengesträuch. noch grün sie geraubt und : 


gefüget, 
Als sie verständigen . Sinn’s bei Nachtzeit jene gebrochen. 


. Panzer gewähreten jen’ mit Rohr umflochtene Fe e, _ı 
Die sie der Katze entzogen, in klüglichem Sinne berei- 


tend.' 


Schild’ war Lampengeblech und langhinschattende Nadeln 


Dienten als Lanz, ein ehernes Werk des tobenden Ares, 


Aber dem Haupt als Helm des Wallnusskernes Umwölbung,. 

Also standen gerüstet die Mäuse dort, Aber die 
Frösche 

Hörten die Kund’ und tauchten empor und kamen zu- 
sammen 


'Sämmtliche, pflogen dann Rath ob des bitter 'belasten- 


den Kriegsdrangs, 


Als sie des Kriegs Unheil und des Aufrührs Gründe er- 


forschten, 
Nahte der Herold schon mit Scepter geziereter Rechten, 
Käsebenagers Sohn, ‚des männlichen, Töpfebeschleicher, 
Botschaft bringend vom Krieg, dem schr ecklichen, zedet 
er also: ° 
Frösche, mich senden die Mäus’ mit drohender Krie- 
geserkläräng, 


Krieg u und Bewallenung euch und Kampfes Gefahren zu 


. . melden, | 
Denn sie sah’n auf dem Teich’ Brosamdieb, ΕΠ ge 
tödtet ν' 
Pausback euer Behertscher, sie forderen jetzo zum 
Kampf euch, 
Die ihr die besten euch rühmt und tapfersten unter den 
Fröschen, 
Sprach’ und enteilte sogleich; es erregte der Frösche 
΄ Erstaunen 
Dieser Bericht, ‚selbst des, wer muthiges Sinnes zu sein 
schien. 


Vorwurf hört man umher, da erhob :sich. und’ redete | 


Pausback. 
Freunde , nicht hab’ ich getödtet dieMaus, ich sah’ 
‚. sie nicht einmal - 
Sterben , ._ sie ertrank beim Spiel dort neben dem 
Ufer, . 


«- 


x 


Von Dr, Merleker. | N 133 


Während der Frösch’ Schwimnnkunst sie geübt; nun kla- 
gen die Bösen 
Mich Unschuldigen an; wohlan denn pfleget Berathung. 
Wie es uns irgend geling’ zu vernichten die listigen Mäuse. 
Aber ich gebe euch an, was jetzo mir scheinet das Beste: 
150. Lasset uns Waffengerüst anlegen und eilig den Kampf] latz 
Dort, wo dasÜUfer so steil an des Teichs Anhöhen erwählen. 
Wenn sie inSchaarensodann zum Angriff gegen unsstürmen, 
Lasset uns, wer sich genaht,,. am schiller@®n. Helm ihn 
- ergreifen 
‚Und iin mit diesem zugleich in die Tiefe des Meeres 
versenken, 
155. Sind sie im Wasser erstickt die wenig geübeten Schwimmer, 
Richten wir fröhliches Muth’s Siegszeichen auf über die 
Mäuse. : 
Als er vun solches gesagt, trieb jeglichen er in den 
Harnisch. ΄ 
"Kalmueblätter amhüllten die Schienbein‘, oder auch Malven, . 
| Anderes Wassergewächs, breitgrünendes, diente, zum Panzer. 
166. “ Aus Kohlähnlichem Kraut, aus faltigem, fügte man Schilde, 
Jeglichem diente zur Lanz’ einZängliches, spitziges Schilfrohr, 
Aber dem Raupe enthob sich als Heim das Gebäude der 
Schnecke. 
Dieht:hun in Schsnrin gedrängt umstanden sie felsige Ufer, 
Schwangen die Lanzer mit Macht und be Ben a 
zum Kampf 8 ' 
168: Zeus nun’ ‚berief‘ die Götter ‘zum Sterneblkäeten 
” . Himmel, 
Zeigte die Schauren. des Krieg’s And die Macht der ge- 
waltigen Streiter, 
Viele und täpfere dort ‘in Lanzengerüstete# Schlachtreih'n, 
Wie Kentauren Geschwader einherziehn oder Giganten. 
Fragt’ im belinglichen - Lächel’n <dapauf ;''wer Fröschen 


| die Hülfe, 
‘170, Oder gequälsten ἜΝ sie brächt?' ‚And sprach zw: 
a Athene: 
Töchterchen; ; "uröchten du wohl hüffreich zu den 
ee " Mäusen’ hinabgehn?. Ä 


Tohider: ja βάρει fre'@chaer ; in deinem geweiheten Tempel, 
Fröhlich des Dampies- däselbst unuager: sie Speisen der 


Opfer 
᾿ Solcherlei sprach der Kronide;- ihm ‚aber: entgegnet 
176. Väterchen, nimmer verinöcht Ich :den bittergekränketen‘- Ὁ 
Se Mäusen Ä 
Hülfe zu leisten für jetzt, die mancherlei Schmach' mir 
‚bereitet, 


\ 


_ 


134: 


} 


180. 


no 
w 


18% 


.. 200. 


| Neue Uebersetzung der Batrachonsyomacie. 


-Kränze benagen sie mir "Ν᾿ den Lampdocht wegen des 
6168. 

Aber vor allen iet dies , was heftig das Herz ταῖν be- 
trübte: 


N eulich zernagten sie mir das Gewand, das ich’ selber 


gewebet - . 
Aus zartfädigem Garn und zierlichgemodeltem. Aufzug; 


nMiser, 
gibts des Geschäftes; die QuelP des gerechts- 
-sheH Zornes “ τ’ 


| "Weil das Geweb’ ich geborgt ΠΣ doppelte Zinsen nun 


„Aber auch Fröschen zu HülP, das hüpfenden, της ich 
nicht eilen. - 

Diese. sind: all’ ‚nicht: gescheit, ‘da sie neulich durch gros- 
ses Gequacke, 

‚Als ich‘ "vom Kanpfe daheim: so: heftig. ermafiet zu- 
' rückkam, 


Tine obwohl ich ihn wünscht’, den Schlaf durch a8 
Lärmen. ‚verscheuchtem, 

Gar nicht genoss ich des. Schlaf’s, ganz. achlaflo« lag ich 
darnieder, 

+ ‚Kopfschmerz litt ich dabei,. bis der Besuche kräftig 


rtonin . 

“ Aber so lasset doch. ab, ihr Olympier, diesen zu helfen, 

' Dass. ment; Einer von uuw,duseh.'scharfe Gesthosse ver- 
wundet, 

 Qder durch Lanzenstich:ußd; des. Schwert’s Schlag ‘an der 
Gestalt leid’; 

‘ Alle ja sind Nahkämper und nahte, sich selber ein Gott 
auch. 

Lasset uns 8116 von’ bier. zusehan’n. und des Kampfes uns 
freuen! 

ı Also En sie und, slle: der. anderen Götter gs- 
horchten, 

‚ Alle’ versanmmalten sich auf enmgm erhabauien Platze. 

‚Mücken erhoben, darauf, a N ρων ἀνωμυτῷ δὲ 


- ‚Schrecklichen Kampfes; Getön n aa donnernd; Aimmte Ä 


vom -Himmel 
Zeus in gewaltigem Ton, der’ blutigen Schlachten Ver- 
künder. 
Quackhals zielte zuerst und ‚traf mit der Lanze den 
᾿ς Leckmann, 


un μι durch und durch, Ausbesserung harxet nun 
| Vieler 


Welcher im Vortrapp stand, in den Leib bis mitten zur | 


Leber; ; 


210. 


Ab. 


«ὦ» 


Von Dr. Merleker. | 138 


Vorwärts stürzte er hin, es sand Staub ihm das 
Haupthaar.' 

Lochfreund sendete drauf seine Lanz auf den stattlichen 
Kothfreund, 

Dass in der Brust ihm der Speer schwer haftete;_ ‚aber 
im Starze 


Hüllte ikn dwmkeler Tod, und dem Körper entschwang | 


sich die _ 
Kohlbauch bohrt mit dem Schaft dem üpfebeschleicher 
das Herz auch, 
Aber Geschreilieb fiel in den Magen gestochen von 
\ . Brod: ra88, 
Vorwärts stürzta er hin und dem Körper entschwang 
sich die Seele. 


‚Sumpfheim, wie er erschaut den sterbenden, nen Ge- 


schreilieb, 


Stürzt’ -in gewaltiger Eil’ auf den Lochfreund hin mit 


dem Mühlstein, 
Enackte ihm durch das Genick: und es deokte ihm Dun- 
᾿ς ΚΟ die Augen, 


Leokmann zielte auf ihn mit des Schaftes geziereter Spitze ΄" 


Warf und verfehlte die Leber. ihm nicht; als dieges be- 


nierkte 

Kohlmaul. floh er behend und stürzt?” in die Tiefen des 
Seees; Ἂ 

Dech wach i ins Wasser entging er ihm nicht; depn jener 
durchbohrt ihn, 1 


Küppte und sthmete aus mit purpurnem Biute das Wasser 


Färbend, aber die Well. entschleudert ihn auf das Gestade, 
Wo nun der Leichnam ruht mit verschütterter aeg 
füllung.‘ 


Rohrmann floh mit Gequack wie er Saul schaute 


im Andrang, - 

Hüpfte behend in den Teich, warf Panzer und Lanze 
von dannen. 

Süssmaul aber erlag dem tapfern Dümpelbewohner, 


Der mit dem Kiesel ihm schlug auf das Haupt hin, dass 


das Gehirn ihm 
Weit aus der Wunde entspritzt und die Erd’ mit dem 
Blute beröthet. 
Tassenbelecher erschlug den tapferen Dümpelbewohner 


- 


Mit der gewaltigen Lanz’ und es deckte ihm Dunkel die . 


Augen. 

a aber erschaut und ergriff bei den Füssen den 
Bratikopf, 

Prost, mit der Hand ihm die Kehl’ und würgt' ihn im 
‚Wasser zu Tode. 


er 


ἢ 
"ἢ 


136 Νουο Uebersetzung der Batrachomyomachie, 
Brosamspürer beschützte mit Muth die gefallenen Ereunde, 
‚‚Kresskopf traf er mit Kraft, der so eben dem Wasser 

entstiegen, 
230. Vorwärts stürzte er hin, und die Seele enteilie zum 
‚ Hades. - 
a warf ihn sofort mit dem Kotlıkloss, als 
er ihn schaute 
Salbte ihm grau das Gesicht und hätte beinah ihn gr 
blendet. 
Dräuf nun ergriummt? er im Zorn und erfasst’ mit en 
tiger Rechten 
Einen gew altigen Stein von der Erd’,. die Beschwerde 
des Feldes, 
235; Diesen entsandt’ er auf Schlammsprungs Knie und zer- 
’ brach ihm das rechte 
Bein mit Gewalt, „.er. stürzt rückliogs in den staubigen 
Boden, 
_ Quackhals: 'eilte zum Schutz mit tapferer See]e entgegen, _ 
' ‚Sach ibn die Mitte des Bauchs und lief nit dem binsi- 
gen Schafte 
Er ‚ Drang er hinein, . es entquoll aus des Leibesumhüllung 
SER das Inn’re, 
240, Als er mit ‚krälliger Hand seine Lanz’ aus der Wunde 
En  Jhheranszog. 
Wie an des Teiches Seitad dies schaute Kernebenager, 
5: "Welcher mit: lünkendem Fuss entlloh'n 'war,' weinte er 
heftig, 
; Sprang in den Graben hinein. Bu meidend : das‘ grosse 
\ Verderben ΣΝ 
‚Daun an der Firse verletzt den Pausback Semmelbenager, 
245. Da nun die Wunde nur leicht und jener noch lebend 
1 dahinsank. 
Ei er ihm nach durch die Reih’n und entschleudert die 
spitzige Lanze, φ-᾿ 
Aber nicht. brach er den Schild, aufhielt er ‚die Spitze 
δ: ΔῈ . des ‚Schaftes... . . 
‚ Diesen verwundet durch Busch und ‚durch. Helm der 
göttliche Maßbisperr, 
‚Maulsperr, welcher im Kampf: nachahint und in Thaten : 
dem Ares, 
250. Welcher von allen berühmt dästand in den Beihen der 
az Frösche, 
‘Aber als gegen ihn zog der Mäuse gewaltige Heerschaar, 
Hielt er den Helden nicht Stand und taucht in.die Tiefgg 
des Teiches. 
Auch i in dem Mäusegeschlecht stand 81} übertreffend 


᾿ ein ͵  Jüngling 


! 
\ 


255. 


466. 


470. 


270. 


Von Dr. Merleker, 187 


Im Zweikampfe geübt Brodlistigers- herrlicher Sprössling 

Blitzendes Auges, wie Mars, der Waffengerüstete Greifzu, 

Dicht an dem Teich’, nur allein, stets fertig und meinte, 
ein Prahlhans 5 

Kühn zu vernichten der Frösche Geschlecht, der rüsti- 
gen Kämpfer, 

Hätte vielleicht auch gesiegt, da begabt er mit tüchtiger 
Kraft war, 

Wenn nicht das Uebel gemerkt der Götter und Menschen 
Gebieter. 

Und es erbarmte sich der fallenden Frösche Kronipn ᾿ 

Schüttelt’ sofort mit dem Haupt und sprach die geflügel- 


ten Worte: 
Götter ein trauriges Werk blickt’ jetzt mir die Schärfe 
‚des Auges 
Und ich ersgaune fürwahr über Greifzu, ie am 
Teiche 
All’ zu vernichten der Frösche sich prahlt, doch lasset 
uns eilig 
Pallas hinab in den Kampf uns senden jefzt oder auch 
Ares, 
Dass sie ihm legen den Kampf, selbst wenn er noch hef- 
ε} “ tiger 'tobte. 


Also die Rede des Zeus; ihm drauf antwortete Ära, 
Nicht‘ der Athene Kraft, nicht meine Gewalt, a Kronide, 
Wird vom harten Verderben die Frösch zu befreien ver- 


mögen. 
Lasset uns alle nun gehn als Helfende; sende. die Waffe, 
Der Titanen erlagen, die mächtigsten unter den Riesen, 
Die Kapaneus einst traf, den Gewaltigen, welche ver. 

nichtet, 
Enkelados und die Schaar wildstürmender, roher Giganten; 
Diese entsende mit Macht und bändige wer sich erhebet. 
Sprachss; der Kronide entsandte den hellaufglänzenden 


.  Blitzstrahl | 
Anfangs donnert’ er nur und erschüttert den weiten ἡ 
j Olympos, 
Dei auch sandt’ er den Blitz, die schreckliche Waffe 
:des Gottes - 
Schwißgend, dieser entflog der kräftigen Hand des Ge- 
bieters, 
Und sein Wurf scheucht alle zurück ‚ die Frösche und 
“> „Mäuse, \ 
Aber es liess nicht ab der Mäus’ Heer, sonderen mehr 
noch 


Strebt‘ 68 der ‚Frösche Geschlecht, der Kämpfender, ganz 
zu 2. vernichten, 


ν᾿ 
. | 


. 
{3 
x 


20% 


x 


! 


128 Collatio duoram librorum Vindek Catonis mai. ὦ 


‘Wenn nicht vom Himmel herab der Frösch” sich erbar- 


' - met Kronion, 


. Welcher den Fröschen sofort hülfleistende Kämpfer ge- | 


sendet. 


Plötzlich kamen herbei krunmmbeinige, Panzergezierte, | 


985. BRückwärtsschleichende, spielende, Zangengewaflnete, harte, 


Mit. Schildkrötengedeck ,. breitschultrige, gläuzend am 

- = Haupte u 

Krummen Gebeins und sehniger Händ, die: über die 
. Brust, schau’n, 


4 Mit acht Füssen und doppeltem Haupt, handlose, 86’ 
᾿ δ 3 ruf ‚ 


Scheeren die Mäuse, 


290. Füsse und Hände zugleich, und krümmten die Spitze 


der Lanzen.. 


; Fe en ᾿ 
‚Krebse; sie kniffen sofort in den Schwanz mit den 


Heftig "erschraken die furchtsamen Mäus’, sie standen | 


nicht länger, 


Wandten zur ‚Fincht sich hin; da tauchte die. Sonne | 


sich unter, 


f 


‘Diese Vebersetzung ist nach dem griechischen Text der Ste- 
Zeotypausgabe, welche 305, also zwölf Verse mehr enthält; @ 
sind also als überflüssig und verwirrend oder sinnverstellend fol- 


gende Verse ausgelassen: bei der Umstellung (hier ‚zwischen Vers 


7490, im Griechischen zwischen Vers 74—92) zwei Verse, 


dann ‚Vers 107, 186, 201, 208, 918, 226, 230, 254, 266 
und ‚282: Spdann ist Vers 255 für: Πρασσαῖος δ᾽, ZU lesen: 
Τρωξάρτης δ᾽, und Vers 256 statt σχοίνῳ zu lesen δουρί. — 
Königsberg, im Friedrichskollegium, am 24. Nov. 1880. 
| | Obeilehrer Dr. Merdeber: 


. ὁ 
͵ 


᾿ Collatio duorum librorum Vindeb. Catonis mal. 


‘ 


cum ed. Orell. 


Indicis librorr. mss. lat. philölog. Bibl. ‚Caes, Viennensis 
n. ΟΟΥ͂, | 


“ Estidem liber membranaceus, qui Laelium continet. Vide, quad 
ad Laelium scripsi. .‚Ceterum Paradoxa in hoc libro bis leguntur; 


vum 


s - 
- 


‘Algo erblickt’ ein’Tag des Krieges Beginn und Beendung 


cam ed, 0.4}. ' m 


est enim 6 duobus conflatus, eius pars prior complectitur Tusc. 
LILV., Paradoxa et Semn. Scipionis, in cuius fine haec sunt: 
„Marcı T. Οἷς, de somnio Scipionis liber explieit foeliciter (:sic) 


Anno dpi, Millesimo quingeniesimo sexagesimo primo die quinto- 


decimo Sept. per me Q.P. Ὁ.“ pars posterior continet (:huius 


meımbranae breviores sunt) Catonem, Laelium, Paradoxa et nn. 
= p. Marcello; haec ommia eadem manu a. 1449. scripta, 


olim dixi,*) — 


Ciceronis ἃ; Senectute 
᾿ (menu librarii) 
L O Tite si quid ego adjuto 


curanıye levasso , : quae te” 


nunc coquit et versat in 
peetore firma. E qua 


deprimeris (:ia margiue' 


»ο»ἤάεο quid eris pretii (:in 
zsargine“ alii hen:) In- 
ter versuni hune et quisequi- 
| tur „Varro ab eo depressus 
a quo erigi extölligusaperer 
bat.“ 
Licet enim versibus hisdem af- 
fars Attice' quibus afatur 


ezenorides 
Flamizzum ille vir haud 
zmagna cum re sed plenus 
Didei (:quid illud exeno- 
 zädes sit, non asseguor) 
4. c.s.n.u, Flamininumsol- . 


que diesque. — 


dentiam — 
— Et tamen suspicor Aisdem 


| zebus ” quibus (:sic ie- 


| eadem manu.) 

᾿ς πα interdum maxime  commo- 
| veri — " 

| Nunc autem mihi visum est de 


I. et te “ me ipsum levari vo- 


. Jo (:sic) 


— aliquid conscribere, tu — | 


—— ut non omnes Rode abster- 


serit — 


Ξὰ Namguid igitur satis digne, 


laudarı philo — 


m aetatis suae sine molestia 


oterit degere — 


— hunc ausem librum de sene- 


ctute — 


— „non Tithono ut BERN 


ne parum esset — 


» 


— haberet orationostra. Ap --΄ 


— facimus Jogui admirartes 


= ferat, hisque eum r.Q. δ, 


videbitur eruditius disputar 


re, quum — 


— attribuito ÜterisGreseis, gua- 


um — 


licitari te Attice sic moctes- '— nostram communem 'de ee 


nectute — 


- IL — cum hoc Laelio — 
— humanitatem: atque provi-- — sapientiam, tum — (in 


margine: maxime) quod nun- 


quam gravem "tibi senectu- 


tem 6880 — 


— ut onus grarius Aetna (: "ὦ 


se dicant sustinere — 


ὁ Laeli admir — 


‚ “ὦ sane difficilem o Scipio et 


— quod mihi secum eommune:- — Quibus esim nihz} opis est 


‚ est, aut jam urguentis “τὸ 


*) Has hihi; quas Andr. Dan. Michnay Pannonius vir mihi 
amicissimus ad me humanissime dederat, cum absoluta editione mea ac- 
rn, multis me, si hoc loco foras darem, gratum factarüm putavi. 


ad bene b. q. τ, %is omnis — 


en Klotz.) 


- 


7 
' 


19, Coflatio duorum librorum Vindob. Catonis mai, en 
u. petunt his nihil malum pos- IX. possis tamen praeoipereSci- 


est videri — 

Quo in genere est in primig 
senectus (in his verbis de- 
sinit pag. altera, quae dein- 
ceps tres paginae sequeban- 
. tur, exscissae sunt, Pag.quae 
nunc proxima est, incipit a 
verbis $ 26. virtutum. stu- 
dia ducuntur. Nec me io-. 
cundum : minus intelligo, 
‚quam vos mihi esse jocHn- 


“dos (:Sie). 
— agens aliquid. ztmoliens al. | 


— Quid dicam*! 


quid tale, scilicet — (:sie.- 
quod etiam 
addiscunt — 


—— versibus gloriari vidermus, 


ἐ 


' qui se cotidie addiscentem 
aliquid senem heri dicit, ut 
8. f. ᾳ. Jiseras Graecas — 


= ut ea mihi ποϊὰ essent- — 


“- vellem guidem etiam illud, 


d. enim is fidibus a, a. i. I- 
teris elaboravi. 


IX. — is enim locus erat allise- 


nd 


quam adolescenizs tauri aut 


. elephansis desideratam. Nam-- 


quod est, eo decet uti et 
quicquid — 


—— Millonis Crotoniatae — 
᾿ — in curriculd vident, adspa- — 


5 91 


xisset lacertog. dicitur ille- 
lacrimansque dixisse: At-hii 
quidem mortui iam sunt, 
Cato. Non verb tam isti ἐα-- 
certi siert vanı quam tu 1086 - 
nugator.. Nec enim tu un- 
quam ex da es nobilitatus — 
Nihil Sextus Aemilius — 


.artium magistri sunt putan- 


esse extr —— 


Ν 


‚pio et Lael: Quid estenin—' 
"iuventutis. etiam has quidem 
vires senectuti 8. v. ütado-' 
lescentes doceat — 

mihi vero et Gneus, p. Sci-! 
piones — {(:sic). 

L. Aemilius p. Africanus — 
nec nulli homines bonarum 


di beati, quamvis et senue- 
int τ 

virium vitis adolescentiae ef- 
feitur — \ 
corpus tradidit senectuti — Ä 
Ego ZL memini puer — | 
consulatum et pontifex ma- 
ximus esset XXX et duos 
annos c. 8, Ὁ. i. b. viribus 


zequirerek, Necesse est..de 
me ipso dicere — 
— oratio. Ad Bu: var 


.katem — 


et tamen Graeciae_ dus ἐδ 
huzquam optat‘ u 


habeat XmzlJites at δξ sepfem; | 


‚Ba ventes Nestoris 7 duod εἰ 
sibi acciderit — ' 


brevi tempore sit — 
Quartum ego anntım — 
hoc quero (:sic) dicere — 
"quidem Ars esse. yiribus — 
aut quadriennio cum tribu- 


pe 


-— Titus Corruncanius , nihll. — 


up 


N 
zz 


P: Crassus_ — 
provecta povidentia _. 
sed lateru et virium — 


quo2 guidem non adluc — 


amisi --- 
Sedtamen est Seesen; senis - 


- 


sed tamen, wi videtis vos 
me non plane .enervavit se- 
nectas nec afflixit nec curia - 
Nec enim unquam assensus 
sum veteri — 
naturae fieri senem si diu se- 
nex velis esse. . Ego_vero 
minus diu esse senem mal- 
lem — 

Nec vos quidem ’T. Ponti — 
Moderatio pero virium ad- 
sit — 


" τον cum ed. 

X. nitatue nec quidem magno 
“üesiderio tenebis usus' vi- 
zium — 

— quum humeris suis sustine- 
ret bovem vivum igitur utras 
in has corporis un (:sic) — 

— Denique in isto bono cum 
adsit gaudeas dum absit, ne 
"requiras — 

— adolescentes pueritiam re- 
guirant paululum ae. Ὁ. a. 
debent perquirere, Cursus 
certus esi aetatis — 
δα propria et cui ραν — 

— naturale sibi quiddam ha- 
beat quod tempore suo per— 

— Audire arbitror Ze Scipio 
hospes tuus hitus Mas — 

— quum ingressus aliquod iter 
sit pedibus, in — 

.-α summam in 60 .eöse siccita- 
tem corporis, Itaque omnia 
probatur exsequi — 

— etiam senectuti Conservare 
aliquid — 

XI. Nee sint in senectute — _ 
— müneribus his en, 
sine yiribus sustineri — 

— At multi sunt imbecilli senes 
ia ut — 

— vitae nullum munus exsequi 
possunt => 

— sed commiüne invalitudinis 
et senectutis. Quam — 

— fuit imbecillis — 

“ — adoptavit et quam tenui — 

— exstitisset εἰ lumen — 

| πα si infirmi sine aliquando, 

quum neca.g. efl, possunt— 
— pugnandum est tamquam — 
— 'corporisolum subveniendum 
est, sed et menti — 
—- quoque Zamquam oleum lu- 

 .miniinstillee — ἡ 

—- quidem exercitationum: de- 
fatigatione ingravescunt a. 
a. excitando 1; h. quod ait 


΄- ‘ 
͵ - 
΄ k 


4 


\ 
Orell. 4a 
ΠΕ comicis qui in comoediie 
introducuntur. Comicosstul- 
tos senes hoc significat es 


credulos es obliviosos disso — 


(:omnia sic, se abest.) 

XL senectutis sed meritis AED 
viae som — 

‚„— senium levium — 

— metuebantur servi v. ]. ca- 
num habebant, vigebat ἐπ 
eo animus putris et ἃ, — 

-— COFpore senescit animo nun. 
quam erit — 

— Septimus mihi liber origi- 
num est in manibus e/omnia 

_(:in deletum) | 
— illustrium res quascumquede- 


fendi — - 
— jus augurum pontifioum ci- 
vile — 


— nmultum ei g. 1 utor ΤῊΣ 


goreo nomine — 


— commemoro adoram vespe- 


ri (sic nescio quid isthoc ad 
oram) 
— mentis. Omnibus his desu- 
. dans — 
— multum diu et EOB»EataE eas 
intueor — 
— siribus. quas ei a - 
— lectulus meus oblectaretea— 
— quae agere non possem — 
ΧΙ]. — eam dicunt carere vo- 
Iuptatibus, Sed praeclarum 
munus aetatıs. Si quidem 
id aufert a nobis, quod 
etiam in’ adolescentia (: sic 
4 nobis) 
cum essem Tarenti adol«- 


scens ““" Q. Maximo (:sic) 


quam . 'voluptatem corporis 

hominibus et dicebat — 

—— nullum facinus esse malum 
ad — 

— vero et adulterium — 

— nisi voluptatibus — 

— nihil iam esse inimicum — 


N 


: 


\ 


145 | Collatio duoram librorum Vindob. Catonis . mal, 


XIL omnino voluptatis regho — 

— magis intelligi possit — 

—- quanta percipi possit δέ ma- 
xima. Nemini fore ceusebat 
dubium qui tamdiz ita gau- 
dent quod nihil — 

“-- Quocirca zil tam detestabile 
esse — 

— si quidem ea voluptas 4. m. 

..8. 1. de animi lamen — 

“-- T. Veterius. 


Ultima huius® paginae verba 
sunt haec; ne arcus taremtinus 
hospes noster qui ininfimo loco 
zn amicitia. Hinc pag. proxima 
<continuo seguuntur verba, quae 
sunt Cap. XXIII. ὃ 83. Quid 
. quod sapientissimus quyisque 
animo @equissimo moritur 
stultus iniquissimo, cet. 
que adeo 1. 1], estlacuna 7.—8. 
paginarum. ° 
animus qui plus cernit ee — 
autem cxi obtusior — 
equidem offeror j 
neque enim eos solos conve- 
nire abeo oo. 
sed etiam illos — et ipse 
scripsi ᾿" 
sane facile Quis retraxerit 
et si quis deus largitur mıhı, 
ut ex hac vitae aetate re- 
pueriscam — 

(Desunt haec: neque tam- 


— 
[  } 
pP 


At- 


f 


1 


verum ad Piatonem mem. 
quo »iro vir melior natus 
nemo est pietate prestantior 
(:sic) | | 
crematum quod — 
animus non me deserens — 
mihi ipse cernebat — 
fortiter visus sum — 

non longum inter nos — 
hominum esse immortales 
(: abest ER) luben- . 
ter —. 
extorquere volo. 
mortuus — 

nihil sentiam vereor 'nüc 
(: miro compendio) errorem 
nostrum philoso phi irrideant. 
(:sic) | 
immortales facturi — | 
cuius defectionem fugere de- 
bemus — | 


Si enim 


XXXIL 


membranaceus ; forma maxima, 
manu eleganti scriptus. Littera- 
rum genus quod cursivum Vo- 


cant. Erat olim Jo. Sambuci, qui 


nomen suum inscripsit. Arbi- 
tratull. Eichenfeldü Custodisest 
Sec. XV. — Complectitur: 


Offeior. LL,IIL,.a1 —49. Pag 


Epitaphia. duodecim Schola- 


sticis Cic, posita 


; Caton. a 51 — 62. pag- 


quam Peliam recoserit 
quod) ; 
— πες non velim quasi decur- 
80 spatio ὦ pfetiad oalce re» 
vocari (:sic) 
᾿ς — Quid enim vita habet com- 
modi quod non — 
— non Äbet enim — 
— multi ei docti — 
—— diversorium — 
— Proficiscar enim: non solum 
ad eos yiros — 


Laelium a 62 — 76. 
Catilinar. oratt. IV.a 769. 


Synonyma Cic. perperam ad- 
scripta a 95 —113. 


Senecae libr. de proverbis 

— de remediis fortuitoräm 

— de mioribus 

er de clementia 

— de paupertate 

— de quatuor virtutibus car- 
_ &nalibus, 


cum ed. 
Incipit Tullius de se. 
nectate (:sic) 

J. Ο Tite si quid ego 
7. 

-- fixa et qua deprimeris 208 
erit pretü — 

— affatur Flaminzzum (αἴο eliam 
infra.) 

— sed plenus fide gasanım 
certe scio — 

— sic dies noctesque — 

— teque cognomen non solum 
Athenis portasse sed huma-— 
uitatem aique prudentiam 
intelligo. Et tamen te suspi- 
cor eisdem rebus te quibus — 

— nunc autem mihi visum est 
de senectute ad te @liquid 
Conscribere — 

“- et me ipsum levare volo — 

— de senectute aliquid vellem 
scribere — 


= absterserit senectutis προς» 


— Nanguam igitur δα laudari 
digne phil. — 
— Sed de ceteris diximus — 
— non Tithono ut Aristezs ne 
parum esset 
= eisque eumrespondentem qui 
δὲ sidebatur erudisius et 
_inlibris ss attribuito literös 
Graecis quarum — 
cum ceterarum rerum (:sed 
᾿ admodum difficile est in hoc 
libfo c at distinguere —) 
— quod nunquam gravem tibi 
senectutem esse senserim 


> Scipie οἷο Laeli — 
= vivendum eis omnibus aetas 
gravius est. Qui autem a se 
ipsis omne borum petunt his 
nihil malum potest Wderi q. 
2. n. auferat 
— eandemgue adeptam accu- 
‚ sant, Tanta igest — 


, “αὐῷὸ 


Orell 148 

II. quam pwassent — 

— Qu enim ότι adolescen- 
tiae — 

= esset his ἀξαϑλ — 

nulla consolatio permul- 

“ cere — 


extremura danguam — 

== Quid enim est Gigantum — 

— Volumus quidez senes heri— 

— ingravescentem astateın ferre 
possumus . 

— ut non gratum dieis futurum 
est — (:sic) 

— viam cum feceris(:sic) qua _ 
nobis quoque ingrediendum | 

- sit, quo ie pervenisti vi- 

dere — 

UI. — querelis aequaliam meo- 
rum — 


— congregantur quod C. Salina- | 


tor, quas Spurius — 

— spernerentur ab his — 

— non erenirent. — 

— 'quorum ego cognovi multo- 
rum senectutem — 

-- Eat istug quidem ο Lasli — 

— in ista omnia — 

— Seriphio quis cuidem iniurio 
respondisse (?sic) quum 


'— ille dixisset Seriphius non — 


- Seriphius essen ignobilip nec 
si tu Atheniensis — 

— Quod guodammodo de Pr 
nectute 

— Neque enim in summa — 

— potest non sapienti quidem 

"nee insipienti etiam 

— Aptissuna — sunt Scipio 
οἱ — 

— mirificos ER fructus— 

— deserunt necextremo q. Ἔ, — 

— guamquamı em miaxi- 
mum est — 

— verum etiam conseientia 

IV. — recepit serem adolescens 
ita dilexi ut — 


mesm admiramın! quae— 


f 


\ 


] 


W. 


“ — 
— 
͵ 


’ 


I artılı! 


BEREBS 


Il 


| 


ν i 


nec senecfz mores mutave- 
rat — ur 
cumque eo consule quario 
adolescentulus miles — Ca- 
puam profectus sum (:ad 
abest)) 

ad Tarentum quaestor dein- 


de aedilis. quadriennio post 


factus sum-praetor quem ma- 
gistralum (:sic) 
et Aannibalem — 


Unus guinobis cunctando— 


ergo posiqyam magisque viri 
glorta nunc gloria (:sicdaret 


(:sic). Tarentumvero quanta 


vigilantia — 

cum quid me audiente (:sic) 
fugerat in arce glorianti — 
amisisses non recepissem — 
agrum Picenum et — 

esset ausus est dicerg — 


mortem Marc: Slüi tulit — 


antiquitatis. scientia iuris e£ 
augurü — 
ita cupide fervebat quasi iam 
divi — | 


Quorsum ergo haec — 


miseram 2sse talem mortem -- 
ut urbium expugnaiores — 
et pure afyue eleganter — 
ac leuis senectus — 
gwalem Socratis qui cum li- 
brum qui panathenicus in- 
scribitur guarto nonagesimo 
anno scripsisse dicitur (:sic ) 
studio ac opere cessavit — 
is cuiusinentionem nodo fe- 
cimus (: Ennius deest) 
confectus quiescit — 
Annum enim undecimum — 
hit consules T. Flaminius — 
ille autem Scipione et Phi- 
lippo iterum consule — 
gquum ego quinque et sexa- 
ginta — 

magna voce ei Zaudibus :et 
lateribus bonis suasissem — 


144 Eollatio duorum librorum Vindob. Catonis mai. 


V. ita duo ferebat — 
— quod advocet a rebus — . 
— quod corpus /atigat et fäciat 
infirmius. — 

privet fere omnibus volupta- 
tibus — 

a morte. karum — \ 
unaquaeque videmus — 
VL — An biis.quae iuventute 
--- tamen adminisirantur — 


‚— L. Paulus pater tuus socer 


viri optimi filii mei — 


— Ad Apüi — 


-—— Qua vobismentes — flexerre 
: vig ceteraque dirzt graVvissl- 

me. Notum est enim vobis 
carmen et — 

— septem et decem annos post - 

nihil‘ ergo afferunt 

—- nihil agere dicznt 

malos scandent 

in puppi non faciat ea quae = 

Ac senatui quae sunt geren 

perscribo et quomodo. Car- 

thagini resistitur cuiiam dia 


geizeruus 


mala cogitanti bellum multo 


ante denuntio (:sic) 


— sed memoriam illius vIr, 


omnes recordentur ann! — 
—- post consulatum meum cuM 
‘simul consul iterum me CeN- 


| 


‘sule (:h. 1. rasura) crealus 


esset. Num ergo si —. 

— nec comminus gladiis ute- 
retur — 

— quidem Aü,. qui = 

— legere vel audire voletis 6X" 
ternas maximas 768 — 


— Sic enim percanctantuf u 


6. in N, poetze ludo 

VII. — aut eiiam si sis natur® 
tardior Themistocles en#7 
omnium — 

— nu ergo censetis — 

— et quidem non modo 603 
novi— 

— his enim ipsts 


VIL modo maneat stulikum et in- 
dustria. Neque ea solum in 
clar. virz et konoratis (: sic) 


sed in vita es privats et 


quieta, 
Sophocles ca ad summanı 
senectutem pervenisset tra- 
| ‚goedias feeit, propter gu0d 
studium — 
— 'patribus bonas interdici 80- 
ἐεπϑοῖς — . 
— Tum senex fabulam dioitur 
em qum — 
= nam Carmen illud desipien- 
Zr 
- iedicum liberatus est Num 
ergo hunc rum Hesiodum 
Simonidem thesitorum (:sic) 
num quos ante dixi Socra- 


tem Gorgiar num Homerum, 


| num philosophorum prin- 
eipes. 

— Zenonem de auie aut eum 
quem etiam vos vidistis Ro- 
mae Diogenem stoicum c. i. 
studiissussobmu — 

πα omnibus Aüs studiis — 

. — non concedendis fructlibus —\ 
= mirum si2 nemo est — 

. = sed idem in eis — 

— seculo prosint— 
—Nec agricola sero dubitat 
 quamvis si senex — 
= qui non accipere 726 modo a 

majoribus — . I 
— prodere posieris — 
VIL Ze melius Caecilius — 
— edepol (: sic) senectus si zıhil 
4 a, vitiz adportes tecum — 
= quae non volt videt et. K. 
multa fortasse quae volt, At- 
quein ea quae non vult (:sic) 
— Caecilius dixis vitiosius — 
= ea aetate se odiosum esse 
Alter: X Jocundum — 
τα leviorgue sit senectus eorunı 
qu — 


% 


Archiv f. Philol. u. Pädag. Bd. 1. Hft.1. 


| ; cum ed, Orell, 


135 


VII. Quid δὲ etiam addiscunt ali- 
quid ut ei Solonem glorian- 
tam versibus Τιάδαιμε qui se 
‚coidie — 

— qui lizeras Graecas 

— quibus exemplis me nung uti 
videtis 


— vellem etiam equidem etiam 
illud (: εἰς alterum delevit) 


TR. aut elephantis (: 8 eräsum est 
leviter) 

= At hil quidem mortoi sumt 
sam K non vero — ᾿ 

— Nihil Sextus Aemilius tale 
 divebat mhil — 

— et videtis annos meos, sed 
tamen est decorus sermo se- 
nis quietus — 

— απο praecipere Seipioni et 
Laefo — 

— :Quid enim est iocandius 

— An ne has quidem v, 5. re- 
linqusmhus ut adolescentes’ 

— Mihi vero etGneus et P.Sci- 
piones et — ΄ 

— Nec ulli bonarum artium 
magistri beati nor putandi 
quamvis vires consenuerint 
atque — 

— adolescentia effectum corpus 


trahit βοηθοί, — ' 
"— quem ae moriens ha- 


‚buit — 
— factam qui adolescentia fuis- 
set — 
— πα bonis viribus esse extremo 
— non inquireret — 
— Nihil necesse est de me ipso 
mihs dicere quamquam — 


X. Jam enim tertiam aetatem — 
— egebat viribus corporis et 
tanum dux 1116 
— similes decem habeat at Ne- 
storis ‚quod si ipsi accide- 
rit (sic, quae ego indicavi, 
a prima manu deleta sunt) 
- 10 


- 2 


146 


᾽ς 


Χ. Quartarm ego anınum etocto- 


u 


[-- 
un 


: gesimum ducens vellem — 
nen me ‚quidem his esse — 
‚enervavit non afflixit s.n.c. 
meas vires desid — 

velis senex 9888 — 
cuieninus fuerim occupatus, 
Ad minus habeo 


πα :Ne vos quidem Z. Poncä — 


um 


num est idoirco 116 prae- 
stantior — 
nitatur ne. (: olim nec poste- 


rior litera erasa) ille' quidern - 


non magno — 
bovem unum. ehe utrum 


has .. 
paululum aetate progressi | 


 olescentiam debeant 


ρὲ via una naturae — 


ut enim infirmitag p. ef. j. 
6. g.i. © 86. 6. 8.0. Ὡ. 6, 
habeat — 

Audire te ‚arbitror Scipio 
tuus hospes habitus — 


quae facigt hodie octuaginta 
. annog nalus quum, 


in equum non omnino ascen- 
dere cum autem equo „non 
ex equo“descendere (: signis 


additis) summan in eo cor- 


pore esse siccitatem — 
etiam in seneetute(: sic a ma- 
nu secunda) 


ΧΙ. Ne sint in senectute — 


muneribus hiis quaenon pos- . 


‚sunt sine viribus sustineri (: 816 
"non aprima manu deletumrubro 
colore, ut alias mendas notare 
consuevit ‚iterumscriptum a ma- 


- mu 


adnodum recenti. 


Sed nec tantum quantum 


possumus quidem {:sic) co- 
gimur. At multi &a sunt im- 
becillessenes— exsequi os 
sunt — 


Quam imbecillis fuit P. 


m ΄Ν 


Collatio duorum Iibrorum Vindob. Catonis mai. 


XL. iHad June exstitisset civi- 
tatis — 

= Quid mirum ergo in seni- 
bus — ᾿ 

— cum nec idadolescentes effa- 
gere quidem' possunt (:hoc 
compendio püt.) Resisten- 
dum est p Laeli οἱ -ο Scipio 
senectuti eiusqgue — 

— Pugnandum namque contra- 

- - Habenda estratio valftudinis, 

τς utendum es} exem — 

— corporisolum subveniondum 

ot ἐς 
— haec nam quoque nisi 


— Et corpora quidem exerci- 


tatione defaligatione ingra- 
vescunt — 


— wenum levium ἃ non ommium 
(:est nescio ἃ quo adlitum) 
— filios θέ quinque hilias δέ tan- ᾿ 


tam domum ei tantas — 


== reverebantur liberi — 


— ad ultimum spiritum domi- 
“ nabitur in 8808 — 

— senile aliqukl 682 sic senem 

. in quo est adoleseentis ali- 

quid probo — 

— Septimus mihi ber. Origi- 
num est — 

—— monimenta colligo — 

— Jus auguram civile pontificum 


etiam tracto ΕΟ ΤΙΝ Graecis 
literis utor phitagoricorum- 


que (:sic) 
- dixerim egerim audierim 
commemoro — | 
— in his desudans —. 


\ 


— tueor non corporis sed animi 


vnıribus — 


τ tamen me lectulus zmzeus ob- 


. lectaretea ipsa — (me ms- 
nu admodum recenti) | 
— sed ut possim fJacit (: μὲ ea- 
dem manu recenti) ante acta- 
— Semper enim in Aus studis— | 


-- Itaque sensim sine — 


ῳ ῳ 
ἣν 5 


U, = aufert a nobis — . 

— εὐ) ὁ optimi — 

— quam voluptatem corporis 
hominibua 

— ad potiendum — 

— clandestina nascicollognia — 

— malum esse facinus — 

— nullis.ex ctitari (:sic) ille- 
cebris aliis nisi voluptalis — 

— vihil praastabilius mente de- 

et — 

— muneri nihil tam inimicum 
esse quam (: doost «2 done) — 

— Quod »t magis intelligi pos- 
u 

— nil ratione, πὸ cogitalione 
ronsequi posset — 

— atque longinguior — 

» L. emilio et p. claudio (:sic 
et voc. emilio in principio 
et fine rasum, e vestigiis an- 


tiqua scriptura apparet Ca- " 


millo :) — Utintelligereiis — 

= magnam senectuti habendam 
gratiam'quae eflecerit uz Öi- 
beret, quod non oporteret — 

— perstringit oculos (:omnibus 
literis neqgue habet — 

— T. Flaminz fratrem L. Fla- 
ΤΩΣ 

| — exortatus in convivio — 

— qui in vinculis fzössent dam- 
nati — SRH 

— neufriguam probari — 

ΧΙΠ, — a Thessalo cive esse — 

— voluptatibus dedissent — 

— quod sponte sua peteretur — 

— Quorsum ergo haec multa 


‚de voluptate Quia vitupera- 


tionon modo nulla sed etiam 
summa laus est senectutis— 
— magnopere desideraz caret 
epulis = 
— violenta (: ὁ a manu sec.) et 
crudeliiate et in sopmiis — 
— ut pisces haıno — 


cum ed. Örell 


1a 


XUL conviviis delectari potest 
C duelum — 

— Poenos primus classe devi- 
cerat — 


—— Sodalilates autem me quae- 


store Ab his verbis quae sunt 
in pag. 56. altera fere exire- 


ma scripta librarius oscitaus 


ad Cap. XV. $. 53. verba: 


utilitasme solum ut dixi ante 


sed eliam cullura ei natura 

ipsa delectat, adminiculorum 

ordines.cet, aberravit atqus 

hinc oralionem continusat, 

sarmentorumgue ea quae.di- 

lexi aliorum — 

— Quid’ergo irrigationes — 

— atque Homerus qui — 

ze leriam lenientem Bas 

“τ stercorantem fecit (: 6 imloco, 
raso, olim haud dubie a. 
res rusticae sunt lactag ερὰ 
hortis etiam et pomerijs tum 
eiiam pecudum pasin et 
apum — ες 

XVL Possum persequi permulta 
oblect — Sr 

— quae dixi sentio fuisse lon- 
giora — Be 

— nam astüdio rusticarum re- 
ae ren sum (:sic ὦ 

— omnibus vitiis egm videar 
vendicare : 

--Ξ non enim habere azrum prae- 
clarum sibi videri — 

— animus eflicere non iocun- 
dam senectutem — _ 

— insenatum accersebatur (:sic 

etiam paullo post) — 

Num ergo horum — 

— porco, agn0, hoedo galli- 


na —— 


— JIpsi jam hortum agricolae 


succidiam — ee 
Conditiora facit hoc super- 
vaani— 

— specie pulchra dicam — 


10 * 


N 


E 


\ 


A Ι 


148 Collatio duorum libroruin Vindob. Catonis mai. 


XVI. culto ni? potestuu— 2 uacceptis cet. Vide mihi:hic 
'— vel aprecatione —  librarium explentem, quae 
— -Sibi ergo habeant arma .  superius, negligenter evo- 
— sibi venationes et cursus — luta archetypi pag. fortasse 
τ et tessarus id ipsum unum una, omisit, Jam igitur ad 
wel alterum habebit quoniam Cap. XUL $ 45. redea- 
sine hiis beata potest esse mus, ᾿ 
senectus — XVII. Epulabar ergo cum — 
XVII. multas ad res sernper uti- — Sed erat eguidem — 
Is — — . Bene enim maiores aceubi- 
—— quos legite studiose quaeso tionem — 
ut faciatis — XIV. — qui pauci Jam admo- 
— qui de tuenda re familiari dum restant — ὁ 
Ῥὴς αυἱ --- — 864 cum νοόΐγα aetate — 
0 studium colendi gi— __— quae nostri sermonis avidi- ᾿ 
— Persarum regem — tatem — | 
— 'conceptum agrum — — cuius est fortasse ae | 
— qui afflarentur a floribus — naturalis modus — ' 
— descripta Cyrum ei respon- —- ne in istis quidem ipsis vo- 
disse. Atqui ego ista sum luptatibus carere — 
. omnia dimensus mei — — ἃ summo magisterio (:sic) 
‚„— Rie vero te.Cyre Ὁ ἰδῖο com- adhibetur in pocud et p- 
‚"  pendio quod haud dubiere- cula sicut — | 


cte demotat) — rorantia το et refrigeratio. - 


. — Hae ergo frui fortuna li» — cotidie compledo. — . | 
cet — — Sed.nec desideratio' quidem. 
— τοῦτ in primfe agti co- Nihil autem est molestum — 
Ilendi ° —— cum ex eo quidern iam de- 
, “- M. quidem Valerium Corvi- ‚fecta aetate quaereret (sic) 
num — — Dii inquit meliora ego enim | 
j — perduxisse quum jam esset istinc sicut a domino agresü 
atta aetate — ac furioso profugi — 
— anni interfuerant — —- Quamgquam non caret qui | 
— tantus ΣῈ tursus honoris desiderat ergo non deside- 
. fuit atque huius ex — , rare — 
— auetoritatis habeat plus mi- er 
zus laboris. Apex autem se- — qm (:== quoniam) siistis 
nectutis est auctoritas — ipsis voluptatibus — | 
— elögium unicum' plurimum — deinde hiis quibus senectus 
consentiunt — ettam si non abunde — | 
— Notüm est totum carmen — — Ut turpi ambivio magis gu 
— Jureergo gravis est cuius— in prima cavea spectabatur 
“ “- ponfificem magnum — delectatur etiam qui (:sic) 
— aut sam ante de Maximo --- animum delectant tamquam 
j quorum nor sententia soluam _emerilis — 


sed etiam constitutae sunt — contentionzrr inimiciarum— 
sacris Idaeis magnae matris —— pabulum scientiarum atque 


. cum ed. Orell.. : 


doctrinae nihil est officiosa 
senectute iocundius — 

XIV. atque terraegallum (:egtera 
omnia ut Orell. «xhibyst -- 

— qotiens illum (: τ εἰ 
infra) — . 

— quam., delectabat { ὩΣ era. 
sum cum solis . δὲ :Junae 
multo ante defectiones nobis 
dicere, 

— vidi etiam senem Lewiom- — 

= ceutoue tudicanoque — 

— quid de Licinii Crassi — 

= studio izris loguar ant de 
hnius an qui hüs —. 

— Atg;- (: sic..atque),. eos 
omnes 4. c. hüs studis — 

—,Spadae medullam — 

— exerceri in discendo .— 

— Quae sunt ergo Zudorum aut 
epularum aut s. v,c, hus — 

— Ätque (:sicatg;) haeg qui- 
dem studia doctrinae: sunt 
quae — 

XV. — quae nec nulla (:omni- 
bus literis) impediuntur — 

— terrae vis εἰ natura dele- 
cetant — 

τ primum id obcecatum (: δὶς) 


cahibet ex quo abcecatio 


quae haec efficitt — 


= compressu suo diffundit et 


dieit — 

— spicae ordine structam — 

— minarum morum — 

— senectutis Tequiem ei oble- 

| elamentum cognoscatis 

— aus ceterarum frugum aus 
stirpium (sic) 

— trancos tanios a 
- Pprocreet 


—.vites radices — 
— caduca est nisi fulta est 


= quicquid nacta est comple- 
ctitur — 


"Itaque ineunte vere in küis— 


ὙΠΟ 


XV..uva se ostendit — 
— deinde masura dulcescit 


:Qua "güid potest esse tum 
fructu laetius, tum aspectu pul. 
chrius. cuius quidem in metu 
residebat auctoritas. Sic nullo 
addito signo, in media- pagina 
pergit ad ea in quibus superius 
substitit Cap. XVII. 6 61. extr. 
Habet honorata senechus‘ pras- 
serim τ΄’ 


XVIII. mementote me eam .86. 
nectutem — 


Non cani pec rugae — 
δοῖδ aique superior — 


In 


rabilia quae sunt levia — 
oplime morata est ita — _ 
cuius feci modp mentio- 
‚nem τοῦ 

Athenis in Judia quidem — - 
venisset (:h.l. rasura). ma- 
gno consensu locum ei nus- 


quam datum a suis civibus— . 


consurrexisse omnes 2llö αἴξ. 
cuntur et senem sessum Te- 
cepisse Quibus a consessu 
cuncp ' — 

ex Jiiis quendam — 

sed Js eliam qui — 

Quae sunt ergo — 

hii mihi widentur m 

Sed haec sunt vitis morum 
At morositas tamen et ea 
quae dixi vitia habent a. 6. 
non illius iustae sed quae 
probar:i videatur — 


scena (:c et & simillimae li- 
terae sunt in-hac lihro:) in- 
telligi potest ex hiis —. 

„it enim non omne — _ 
aetas naturae vetustate Coa- 
cescit er 
sicut etiam modicam — 


] 


jdque cum in vita cum in 


19 


adolescentiae znstlituta est — " 


aec enim sunt ipsa hono- _ 


-- 


[| 


150 


XVII. Quam quo viae restet 
minus eo plus -—— 
XIX. — nostram.mentem vide- 
‘tur appro —— ... 
— non potest abesse. longe 
— Atg; (:=atque) tertium 
. cerio — 
— Quid ergo timeam — : . 
— se esse ad vesperum victu- 
‚rum gq. 6. illa aetas — 
Ὁ «= Itaque perpauci — 
: — quod nisiita accideret — 
— Quod est lud crimen gaum 


“— Sensi ergo in optimo filio 

tunc in exspectatis 

.— fratribus Scipio (:sic) 

— diu esse se vieturum — 

— Quid est enim stultius — 

— Senex ne quid speret‘ qui- 
dem — 

— quod ille sperat hic conse- 
cutus est — 

—— in vita hominis diu — 

— exspectemus tarsiorum Te- 

is — 

— arthatonius gidem gaäibus- 

— regnavit aınos centum vi- 
ginti vixit — 
— quidem quidgqzid videtur — 

— Quum enim id extremum ad- 
venit turz illud — 

-— virtute ac recte factis — 
usque plaudite vivendum 

“ἢ Breve — 

— batis longum est — 

— commodata sunt — 


“— quod idem contigit adole- 


scenlibus — 

— Itäque adolescentes mihi mo- 
ri sic videntur — 

“— flammae vis oprimitur — 
— nulla vi adhibita — 


Α 


er meditattone 


5 
4 


Collatio duorum librorum Vindob. Catonis mai. 


XIX. terram videaf videre — 

ΧΧ. venturus. Senectutis au. 
tem (:Desunt: Oninium 86. 
tatıım certus est terininus: ) 
nullus es? certus termimus 
recteque in ea viviturgise 


“αὶ respondit senectute: 


— est öptimug finis — 
— δε ἴα Ὁ sensibus opts suum 
“ eadem gua coagmentavit — 

= ‘sec apetendum avid seni- 
bus — 

— quod se negat velle — 

— Jnmsensus mortentialiieis 

— 'Sed hoc meditandum — 

in tranquillo 
animo nemo esse potest; No- . 
riendum enim :certe est et 
id incertum est — '' 

«= 'Mortem ergo ‘omrübus' im- 
pendentem Aoris timens quis- 


.r 


᾽ν 'disputatione Jonga opus — 


— quasi ex arboribüus poma si 


sint cruda vi avelluntur 


x 


— vis aufert senibus miaturitas 


aufert, uae—  _ 


--- cam recordor non tantaml. 
Brutum (:tantum ΒΕ b- 
Be 

— non duos Decios — | 

ὩΣ M. Acilium (:6ed: Hlüd c- 

‚ admodum incertum et), 

I - non duos Scipiones ee 

= euius interilum zec'— 

— in eum locum ap role. 


ἀν "ctas — 


— Quod ergo adolesbentes ei 

— li Ὁ ΤΑΝ ie 

— sed et rustic — (#xtime- 
‘scznt. Omnino guidem ut 
miki videtur rerum: oAmium 

' batietas —— 

— num ergo: ea 

— sunt.ei ineuntis adoissssnlike: 

— sunt studia efiarz eius aetatis- 

— queruntur 3» senectute sun 
extrema studia quaedaı se 
nectutis — 

XXI. — non dicere audiain vo- 
bis quod — h 

— et ca quidem vita quae — 


cum ed, Orell. 


xxT. sumus inclusi in hiis com- 


paginibus — 
᾿κρλῥεύδαν id est in locum 


divinae naturae contrarium 


(:delevit scriba) aeternitati- 
que contrarium 

animos in hurmana corpora - 
Audiebam pitagoran pilago- 
rasque — 


Demonstrabantur praeterea ' 


mihi — 
celeritas animarum sit tanta 
mem. fusurorum praeteri- 


᾿ torumque — 


semper animus agitetur — 
quia ipse se moveak ἢ“ (:sic, 
quod alibı = nec 

esset nec haberet — ..: 
quod si non posset — 

nati sunt quod ἴδηι — 

ita res innumerabiles celeri- 
ter accipiant = 

non tun -- 


recordari. ΗΝ supradicta 


sunt Platonis fere (sic) 


t 


‚XXIL — autem Cyrus maior 


— 


haec dicit moriens — 

o mi _(estera; 67.888) Garissi- 
mi 
ex hiis rebus quas gerebam 
esse intelligebatis (:sed su- 
perius esse etiam adest —) 
Eundem ergo e. c. et a 
Nec enim clarorum — 


1 


corporibus mortalibus essent _ 


151 


XXIIL quos numerare modo 


* 


[01 


[Ὁ 


non est necesse — 

es hiisdem finibus — j 
otiosam aetatem sine ullo 
labore aus contentione — 
semper «a prospiciebat 
denique esset victurus, Quod 
ς quidem nisi ita — 

"ad immorztalem gloriam ni- _ 
teretur — 


nonne vobis se animus vide- | 
tur, 


qui ı 
Eiror equidem studio 
negue-ensm eos solum Con- 


venire habeo — 


zetraxerit nec tamquam. re- 

traxerit pilam. Et si quis 

deus Zasgiatur u. 6. h. vitae 

aetate repweriscam 

Non Pe — Ä 

quod multi ei indoctz fece- 

runt — ᾿ in 

tamguam e domo — 
iversorjum —- : 

guum in illyd divinum — 

ad meum Catonem — 

est, πέψῃ. Bus ai 

tior — 

corpus est crematam — 

mihi ipse cernebat — 

Hiis mihi rebus 

enim cum Laelio te admirari 

erro qui aniinos hominum 


" immortales — 


[4 


--οσ hiis emori nec vero tunc 
animam esse insipientz co — 


pore (:desunt: insipientem, 
quum ex } Qüsre-si haec ita 
sint sic me colitote Ban 
ut deum 


XXIL.— Pos si placet 


t 


 .libenter erro — 


- philosophi mortui irrideant 
Sic vivendi modum vel sa- 
jietatern. Senectus autem ae- - 
tatis est perfectio (:in loco 
raso) tamquam fabulae cuius 


‚.defatigatiogem effugere de- 


bemus : ven 


Cum orationk ab Orellio recogaita contalit _ 
(πᾶν. Dan. Michnay, Pannonius. 


΄ εἰ 


* 
ΓΗ Du) 


Ἵ } v \ 
31%. Πκιδικ α. 
‘ Σἴ } \ ! ‘ 1, = £ Σ ‚’ 
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‚Holv:wviadov γέ νυ © ee 
ὭΣ. ι Νεῦε λόφοιο-- Δι νὴ 00 ἢ 
ΤῊ «οὐδ᾽. φὰς Χείλεος ἐπ γλυκύ ! δ. 
Die 66000, -“ 5 ἐπ πὶ 


., Matthiss. Gedichte. Zürich, &:75. 
Mädchen entsiögelten, en 


N Auf! die geflügelten m τς τ’ 
Freuden zu haschen, 
“Locken und Becher von, Rösen auiglähtt ΔῸΣ 
Auf! 'eh? die möosigen ᾿ τς ΟΝ 


4 ἧς - « 


Brüder! die Flaschen; Ba, ce ὄπ ον 


Er Πᾶν γεαῤάνϑεμον. ee ER 


Hügel uns winken, .. ze Re AT 
“ Wonne von rosigen Γ΄  “" τι re 
t Σ Pi we x : “λιν 4: 

Lippen zu trinken, . τ ἣν 
| Huldigung Allem, was jügentlich' ΠῚ a a 

ἊΣ ἱ j N «τῷ» — dt 4{{ἰ 
Eee ee EEE ee re ἕως γῆ 

Br u re urn 

ae ei ᾿ς ᾧ το κα . - } » : i ΣΑΣ ἢ re 

Tr i ἊΣ ef 3) Horat. Od. ἃ, 88.. . ı, ' ΙΖ νι 
m nf - 


᾿Πίρσιδὶ a κόσμον, πάϊ, δυρχεραίνω,., en ee 

En en rı ΠΗ 07 ‚IChENTOV φιλύρρ. TEE, ale. ld 

Mn δεν ‚MOV. ὀψιφανές͵ ga γα ins. ΠΣ ΣΝ 
Ekstase! a τ πον 


ma εὐφιουρ ἂν δ᾽ ἀφελεῖ᾽ σίέψερ δόῥη 
᾿Εὔχομ᾽, υὔτ᾽ ἂρ σοί, nor; τοῦτ᾽ ὄνειδος» | 
+ 2 Οὔτ᾽ Bir" οὖν οἶνον ἐν ἀμπελῶνι ΠΡ " 
BB δοφέοντι. ‘ ΗΝ ee δ BR 


Weg. mit "Pracht; ‘ie’ Persis, ὁ 'Khab’, erfunden; 

Mit dem Kranz’, aus zartestem Bast gewunden! 

Nicht zu forschen, wo noch ein ‚Baschen blühe, 
Mache dir Mühe! .-- 


Fe: 
.4 


Παιδικ d; 


Einfach gieb’, 'so lieb’ ich es, yur die Myrthen, 

. Schön den Diener schmücken auch hei'm Bewirthen ἢ 

_Myrthen, trink’ ich unter der dichten Laube 
Thränen der Traube. 


8) Aus G;-Schwab’s schwäb. Alp 9:48. 


| = a z j ᾿ “Μ᾽ δ΄ δ᾿ (3 δ. ᾿ ne = 2 
: ἧς νον »»δεῦρᾳ». δίγδρονδ᾽ ἄνθια, 
"Hhoyde παιδία! er 


‚4dovl’, ὥς γε χόρτον͵ ἢ ἃ 
: “Κεῖραι, deize, oe 
. Δεῦρο κλωδώνων φ ἐπ το 
0 “εῦρ᾽ἢ ἐκχλησίαφ᾽ ΤΙΝ ἜΝ» ον 
Πίστις οὐρανῶν δέ, 
ou ᾿Ζιρψέες ψυχῶν. δέ “τ΄ 
“Δεῦρο, Φυῖβε δειλινξ, ᾿ 

‚Aeögo 8” ὄψις οὐρεινή, 

Θάλλον δρυμοῦ ueidog, 

᾿Δνέμων ψιπίσβος. ᾿ 


‚Asög‘ ὁδιτ᾽. ἀπειρηκώς, 
᾿Δριόνδ᾽ ὦ κεκμηκώς, 
͵ πο χωρὶς ϑνητῶν 
Ev νήσοις μωκαρτῶν! 


‚Hieher! 


| Riecher, Blüthen, auf den Baum! : 
| Kinderspiel im hellen Raum! 
Schäflein, uni den Rasen 
Ruhig abzugrasen! . 


Hieher Glockenruf und Klang, 

Hieher der Gemeinde Sang, ᾿᾿ 

.Dü auch Himmelssonne, 

“ Glanb’ und Seelenwonne! Kane 


Hieher Abendsonnenlicht, 
.. Bergesangesicht,. 
Jur er Wälder Lächeln, 
er Winde Fächeln! 
Hicher müden Wandrers Stab, Ὁ 
τ Bieher, sattes Herz, ins Grab, | 
Von der Welt geschieden, " 
Hier, in Gottes Frieden! _ 


EN im Nov. 1831. 4A. Scheiffele. 


- 


‘ 


151 . .Ovid’s erste Hetoide. 
- τ εὐ Υ 148 erste Heroide τ 


1 


᾿ Ἄν Penelope an Ulysses, 


ν 
Deine Ῥδηοῖορα. schickt Dir Zögeinden: dieser, Uyses, 
Schreibe mir Nichts zurück, „sendern erscheine doch selbst! 
Hin sank Troja gewiss, den Argolischen Mädchen ein Abschen. 
Priamus galt nicht so yiel, doch “uch der Troer Gebiet. 
Hätte doch dazumal, da er stenette fen Lacedämon, 
Jenen Verbuhlten die Wuth stürmender Wasser bedeckt: 
Nimmer hätt’ unerwärmt ich auf einsamen Lager gelegen, 
Noch mich beklagt, dass alleim träge die Tage mir flieh’n; 
Noch, indem ich mich mühte,: die -schleichende Nacht zu ver- 
u... kürzeg,: | 
-Senkte sich mir am Geweh ‚uatt die "Verwittwete Hand. 
Ach, wann ahndet’ ich bang nicht gröss’re Gefahr, als sie da 
5 ᾿ς "war 
τς Vell von quälender: Angst ist döch ein liebendes Herz! 
Gegen Dich, mahlt’ ich unr aus, stürzt wüthend die Schaar 
ο΄ ὅν Trojaner; 
Wurde nur Hector genarmt, jegliches Mal war ich blas, 
Wenn, dass von Hector besiegt Antilochus, Einer erzählte, 
Ward Antilochus uns. Quelle des bangen Gefühls; 
Oder Menötios Sohn sei gefallen in tänschender Rüstung, | 
Weint’ ich, dass List nicht stets freue‘ sich gutes Erfolgs, 
War von Tlepolemos’ Blüte des Lykiers Lanze geröthet, 
Wegen Tlepolemos’ Tod ward:mir.der. Kummer erneut. 
Kurz, wenn nur Einer erwürgt im.Achivischen Lager dahinsank, 
Wurde der Liebenden ‚Brust kälter, als. starrendes Eis. 
Doch wohl sorgte der Gott, der den schukllos Liebend 
R hold. ist: , ... 
Troja versank zu Staub, während ‚der Gatte noch lebt. 
Argos’ Führer, sie kehrten zurück, ‚Rauch steigt von’ Altären 
Heimische Götter enipfah’n ferneerworbenen Raub. Ὁ ᾿ 
Für des Gemahls Heimkehr bringt Jiebliche Gaben die Gattin, 
Dieser erzählt, wie das Lees Troja’s dem Grajer erlag. 
, Staugend vernehmen’s die würdigen Greis’ und die bebend 
Ä 0" "Mädchems.':..\ 
Auf des Erzählenden: Re#. horeket die Gattin mit Lust. 
Mancher auch zeigt auf gestelletem Tisch wildtobende Schlacht 
Und der Trejaner Gebiet malt er im Kleinen mit Wein: 
„Hier rann Simois hin, hier: sind die Sigeisehen Fluren; Ὁ 
« „Hier stand ragend des hoch alternden Priamus Burg. 
„Dort war das Zelt des Peliden gebaut, dort das des Ulysses 
‘Hier scheucht? Hecior, entstellt, ffüchtige ‚Rosag! dahin. 


2 - + Ἵ 
τω VE er A te 


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4 


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Ovid’s erste Heroide,. I 


Nestor nämlich, der Greis, als Dein Sohn Dich zu suchen ge- - 
schickt war, 
Hatte dem Alles erzählt, er nun ersählet’ es mir. 
Er auch eyzählte, wie Rbesus dem Schwerdt’ und Dolon' erlagen, 
Jener verrathien durch Schlaf, dieser verrathen durch List. 
Da, e der Deinen zu sehr, Ὃ zu sehr Vergesieues, stürmtest 
Keck in des Tbrakier-Heers Zelte mit nächtlicher List! 
Tollkühn schlachtetest Ds, zur von Einem begleitst, so Viele, 
‚Vormals warst Du doch so sorgsam und dachtest 'an mich, 
äAugitvoll bebte der Busen empor, bis es hiess, dass Du siegreich 
Darts die befreundete Schaar thrakische Rosse geführt. 


"Aber was frömmet es.mir, dass von eueren Händen zerstört ist _ 


Dios, und dass, was einst Mauer gewesen, zerstob; 
Wenn ich: verbleibe, so wis. ich verblieben, wenn Troja noch 
: ᾿ . etäride, 1 
Und der ersehnte Gemahl ewig entfernt von mir lebt? 


Ändern versank es in Staub, mir allein steht Pergamum auf- 


ni recht, | 
Das mit erbeutetem Stier" heimisch der Sieger bebaut. 


Troja ist jetzo ein Saatengefild, und der schneidenden: Sichel 


Wuchert entgegen die Flur, fett von der Phrygier 'Blat.. 
Mensohengebein, nur zur Hälfte beerdiget, malmt der:gekrümmte 
Pilug; vom Grase bedeckt, liegt das zertrümmerte Haus. 
Siegreich lebst Du entfernt, und den Grund des Verzugs zu 
a: erforsehen, ᾿ 
Ist mir versagt, und wo, Grausamer, Da Dick verbirgst. ἢ 
Wer nur immer zu diesem Gestad’ herschifft aus der Ferne, 
Eh’ er scheidet, von Dir frag’ ich der Dinge mir viel; 
Und dass er’s bringe zuDir, wird er Dich nur irgend erblicken, 
Geb’ ich von eigener Hand ihm ein beschriebenes Blatt. 
Hin nach Pylos, den Fiuren des alten Neleischen 'Nestor , 
Sandten wir; dunk’les Gerücht wurde von Pylos gesandt. 
Sparta auch wurde beschickt, doch auch Sparta wusste nicht 
| er Wahrheit. ὁ’ ἊΝ. 5. 
Was für ein Land hegt Dich, oder wo wailst Du so fest? 
Nützlicher würden noch jetzt da stehen die.Männer :des Phöbus, 
Leicht selbst sürw ich auf das, was ich, ach, sehnlich 
ER Ἢ gewünscht. | 
Wo Du strittest, ich .wüsst’ es und Schlachten nur könnt’ ich . 
| | 5 befürchten, 
. Was ich beklagte, das wär mir auch mit Vielen gemein. 
Was ich befürchte, nicht weiss ich's, doch ängstigt mich Alles 
er im Wahne, m 
Und mir beut sich ein gross Feld zu Besorgnissen dar: 


_ Welche Gefahren nur immer das Meer hat, welche das Festland, 


Δ Sie sind, dünkt mich, der Grund Deines so langen Verzug», 
Während ich Thörichte diess bei eurer Begierde bedenke, 


πο ἢ 


2136 Ovid’s erste erde 


.Fesselt : vielleicht in der Ferw eine 'Gelitbte Dein‘Herz: 
Auch sagst Muhr vielleicht, was Dir für ein bäurisches Weib ist, 
Das .Nichts anderes, denn ‘Wolle zu spinnen, versteht. | 
Möcht ich: mich täuschen, und dieses Vergeh’n in. die Lüfte: 
.. verschwindenz . 
Blichat Du. doch, steht Dir es a; wiedereukommen nicht 
Fur n!.: | 
Vater Ikarius zwingt. wich = zu geh'n aus verwittwetem: Bette, 
Und :den. so. langen Verzug wirft er beständig: mir vor. 
Mag er das, immer auch ihux, Dein bin ich, die Deinige will ich 
-Heissen, Penelope bleibt ‚stets dem Ulyases vermähle.: 
Jener -doch lässt’ sun von mir-durch Lieb’ und 'schamhaftds® 
"Bitten Wange 
Beugen und mässigt ich selbst ; in dem so harten. Begehr. i 
Von Dulichium aus und von Samos, vom hohen Zakynthos 
'Stürzt auf mich hin ein Schwarm Freier. in üppiger Last. 
Und von Keinem gebindert., ‚beherrschen: sie Deine Gemächer! 
Dieses zerreisst mir das Herz, Dir wird zerrissen das Gut. 
"Was soll'ich Dir den Pisandros und Polybos, Medon;, den Wüthrich, | 
‘Und des Eurymachos,. wie auch des Antinoos Gier, : | 
Und noch Ander’ erwähnen, die. all’ abwesend Du schimpflich 
Selber. ernährst mit dem Gut, das Du Dir ‚blutig er 
warbst? ἜΣ | 
Irus, der Bettler und er, der. die Zicklein hütet, Melanthens, 
Treten als äusserste Schmach, Dich zu verderben, hinzu. 
a sind wir drei an der Zahl, ich, die mu 
Gattin, - | 
, Und‘ Taaries; der Greis, Knabe Telemachus dann; - 
Durch Nachstellungen wurde mir der fast neulich entrissen, ᾿ 
Als.er nach Pylos zu geh’'n, Allen zum Trotza, beschloss. 
Mögen die Götter verleih’n, dass nach richtigem Gange des 
un ° Schicksals:  . 
Ten uns beiden N schliesse das. sterbende Aug! 
Also flehet die alternde Amm’ und der Hüter der πλήθει, 
Und des unfläthigen Stalls treuer Verpfleger dazu. : 
‚Aber weder: Laertes vermag, zu schwach für: die Wellen; | 
Zu handhaben das Reich , rings von den .Eeindelr bedroht; 
.(Einst kommt, bleibt er nur wohl, dem Telemachus stärkeres 
τ Alter γ' Ἔν | 
Jetzo geziemt es Dir noch, ihm als Beschützer zu μα’) 
Weder vermag ich die Wüthriche selbst aus dem Hause zu treiben. 
Eile. zurück , Du für uns schützender Port und Altar ! 
Ist Dir doch, mög’ er Dir ‚sein, ein Sohn, der in blühender | 
Jugend ' 
In den Künsten, die Du treibest, Belehrung “τ ᾿ 
Denk’ an Laertes zurück; dass Du ihm die Augen. verschliesse® 
Schiebt er den äussersten Tag seines Geschickes noch au. 


| 
| 
| 
| 


--- 


ἮΝ 187 


Werigstens migh, die ich einst, als Du sehiedest, noch jugend- ᾿ 
β lich bJühte, 
' Kehrst Du auch schnell zurück, findest Du alt und ergraut. 


Trier. Ph. Laven 


Der Gartengott. 


Der Gartengott, 
(Nach Catull) 


- wu 


. 
” mn em 4 . σὰ ὅσα» 


| Seht, ihr Jünglinge! diesen “Ἢ und das sumpfige Höf- | 
- ein 
Mit geflochtener Binsenmatt’ und mit Schilfe gedecket, 
Schützt” ich trockener Eichenstamm, von dem ländlichen 


“ Beile 
Einst geformet ) und werd’ es noch ferner schützen und 
segnen. 
ὅ, Denn es ehren mich seine Herrn und begrüssen als Gott " 
mich, 


Beide, Vater und Sohn, die Herrn dieser ärmlichen Hütte: 
Jener sorget mit regem Fleiss, dass mir stets von dem 
Templein 
Rauhes, stachliches Kraut hinweg sey geräumt und gejätet; 
Dieser bringt in der kleinen Hand immer reichliche Gaben. 
10, Mir im blühenden Frühlingsmond werden farbige Kränze, 
Mit sanftgrünender Spitze dann zarte Aehren gespendet, er 
Auch goldgelbe Violen mir, und goldgelbliches Mohnhaupt, 
Weitumkriechende Kürbiss’ auch, und süssduftende Aepfel, 
Dann die purpurne Traüb’, erzielt in dem Laube der Reben. 
15 Mir auch färbet mit Blut (allein schweigen müsst Ihr!) 
den Altar 
Hier ein bärtiges Böckchen wohl, und, hornfüssig, ein 
ες Zicklein. 
τς Solcher Ehre nun folgt die Pflicht, dass auch allem Priapus 
Vorsteh’, und er dem Herrn getreu schirme Gärtchen und 
Weinberg, 
Darum, Knaben, enthaltet Euch hier des schädlichen Raubes! - 
20. Neben an ist der Nachbar reich, sein Priapus ein Träger: 
Dorten Ben, Es führt Euch dann hier zurücke der 
a 


158 Der Dichter an seine Gemahlin. 


‘ 


Anmerkungen; 


Dar Bildniss des Flurgottes Priapus ward gewöhnlich als eine aus - 
Eichenholz geschnitzte Satyrfigur, ‘die sich in einen 'ztugespitz- 
ten Pfahl endigte, in: den Gärten aufgestellt, um Diebe und 
Vögel zu verscheuchen. — | 


Vi — Nutrivi: Nutrire heisst. nähren, auch erhalten; daher 
im weiteren Sinn: schützende Sorge tragen. Mit Ramler 
lese ich hier, statt ut beata, ei beabo. Dieser Dichter hat das, 
gegenwärtige Stück in Hexametern übersetzt. Der von mir bei- 
behaltene Rhythmus des Originals ist von Catull auch bei sei- | 

. nem Gedicht: In Nuptias Manlii Torquati et Juliae Aurunculejag, 
und zwar die erste Hälfte desselben bei den vier ersten Zeilen, 
die zweite bei der letzten Zeile einer jeden Strophe, ange- 
wandt. — ® | 


“--- 


ν.6. -- Dieser Von: Pauperis taguri pater filinsque- — ist im 
‚Original nieht vollständig. — | 


Vv 48. — Statt pallentes ziehe,auch ich das für die Kürbisse gr 
eigustere Beiwort palanies yor. — | 


V.20. — Ein Träger: Negligens; der deinen Dienst vernach- 
ma | 
ἄ.. Gei ὃ. 


“Der Dichter an seine Gemahlin. 
Ä . (Trist. V. 14.) | 


Was für Erinn’ age dir meine Gedichte sim πεῖ; 
. Siehst, mir über mein Ich theure Gemahlin, du selbst. 
| Mag das herbe Geschick dem Dichter auch vieles entziehen, 
‘ Du wirst dennoch berühmt bleiben durch meinen Gesang; 
Und so lange wie ich wird auch dein Name gelesen, ἍἉἭἉ 
. Und durch das traurige Scheit wirst du nicht gänzlich vertilgt. Ä 
Wean beklägenswürdig da scheinst durch den Sturz des Gemahles, 
αὐ 80 wird doch manche fürwahr wünschen zu seyn was da bist; 
Welche, wenn auch die Leiden, die mich getroffen, du theilest, 
Ueberglücklich dich preist und dir beneidet dein Loos. ° | 
Hätt’ ich dir Schätze gebracht, so hätt’ ich nicht mehr dir gegeben: 
Denn des Reichen Gebild führt zu den Manen nichts mit, 
, Ich gab dir 'den Genuss eines ewigen Namens, und du hast, 
Traun! das grösste Geschenk , was ich nur geben’gekonnt. 
Füge hinzu, dass, weil du allein mein Alles beschützest, 
Nicht gering ist der Ruhm , welcher von dorther dir kam: 


"- 


Des Dichters Abschied von den Rlegien von der Liebe. 188 


I) τς τὰς ἢ 
Dass mir nie von dir τα Zunge verstummt, und du stolz seyn | 
Musst auf den ehrenden Preis, der dir vom Gatten eıtönt. — ΄ 
Dass nun Keiner mein Lob ein verwogenes nenne; beharre 
‘ Und erhalte zugleich liehende Treus mit mir, 
Denn als im Glück ich stand, war frei von schändenden Fehlen 
Deine Tugend, und nie ward sie vem Tadel berührt; 
Jetzo bat dir dein Starz einen gleichen, denselben , bereitetz 
Stell’ ein ragendes Mal hier darch die Tugend dir auf, 

. Tugendhaft seyn ist leicht, wenn was es verhindert entfernt ist, 
Und der Gattin nichts wehrt , treu za bewalirem die Pflicht; 
Wenn laut donnert der Gott, sich dann nicht entzieh’n dem Gewitter 

Dieses wird erst mit Recht Liebe, das Trene genannt. 
Selten ist zwar die Tugend, die, nicht vom Glücke 'beherrschet, 
Noch mit ständigen Fuss bleibet 4: wenn jenes euiflieht. ᾿ 
Doch wenn eine sich selbst Lohn ist des erstrebeten Werthes, 
Aufgerichteten Muths steht in dem berben Geschick, 
Die wird, zählst du die Zeiten, durch all’ Aeonen gepriesen, 
Und die Orte, so weit reichen die Bahnen der Welt. 
Da siehst, wie in der Dauer der Zeiten gepriesen noch fortlebt 
Penelopeische Treu’ ein nicht erlöschender Ruhm; 
Du siehst, wie des Adnet, wie Hektors Gattin sie preisen,, 
Wie Evadne, die kühn stürzt’ auf das flammende Scheitz 
Wie noch der Ruhm fortlebt der Gattin aus Phylake, deren 
Gatie mit eiligem Fuss sprang auf den Ilischen Strand. 
Für mich braucht’s nicht des Todes, nur Liebe und Treue be- 
darf es: 
Nicht von schwieriger Höh darfst du erringen den Ruhm. — 
Glaube nur nicht, dass ich diess erinnere, weil du’s nicht thuest ; 
Segel nur geb’ ich dem Kiel, der durch das Ruder schon läuft. 
Wer dich erinnert zu thun, was du schon thust, dessenErinn’rung 
Preist, und indem er ermahnt, zollet er Beifall der That. 


Trier. _ Dr. Loerse. 


‚Des Dichters Abschied von den Elegien - 
Ä Ä von der Liebe , 
" Amor. II, 15. 


Such’ einen netien Sänger, o Mutter der zärtlichen Liebe, 
Mein elegisches Lied rennt hier am äussersten Ziel, 

Das ich habe gesungen, ein Sprössling der Fluren Pelignums, 
—Und der heitere Scherz hat mir nicht Schande gebracht, — 

Ich, wenn es. etwas gilt, ein Erb’ urahnlichen Standes, 
Nicht zum Ritter erhöht jüngst erst im Sturme des Kriegs. 


ΝΣ 


- 


16® R:ü.g © on. et 
Mantua rühmt sich Virgilse, des Catullus την sich Verona; 
Ich werd’: einstens genannt Stolz des Peligniervolks. 
Das die Liebe zur Freiheit zum edelen Kampfe gezwungen, 
Als vor den Schaaren des Bunds bebte das ängstliehe Rom. 
‚Und es wird einst der Fremdling, erblickt er des quelligen Sulmos 
‘ Mauer, die von der Flur wenige Acker nur fast, 
“ ‚Rufen: o du, die du eimst ’nen so grossen. Sänger erzeugtest, 
Dich, wie klein du auch bist, nennet der Fremdling doch 


᾿ εἰ ἔτοδβ. — ᾿ N 
Niedlicher Knab’, Amathusische Mutter des niedlichen Knabens, 
Hebet das gold’ne Panier weiter von nieinem Gefild, 
Denn mit schwerem Thyrsus treibt der gehörnte Lyäus: 
. Stampfen mit grösserm Gespann muss ich die grössere Bahn. 
Friedsam’ Elegien und scherzende Muse, so lebt wohl, | 
‚Ihr mir über dem Grab stets noch ein lebendes Werk. 


Trier. Dr. Loers. 


- 


Α 


τιν Δι Rn 1} g 6, Α 


Herr G. Bernhardy sagt im Grundriss der Römischen Li- 
teratur 8. 183, dass die Aufgabe, ob L. A. Seneka die ihm bei- 
gelegten Tragüdien verfasst habe, noch ungelöset 867. “ἢ. 
glaubte sie doch gelöset zu haben, als ich in dem Vorworte Eu 
meiner Ausgabe von Seneka’s Tragödien schrieb: Vicarios inter- 

_ Pretationis accipe similes po&tarum et aliorum locos, quoram αὐ 
ex prosaicis Senecae operibus passim laudantur, simul ad yvn- 
σιότητα Harum tragoediarum confirmandam valent. Es wird auch 
in den Heidelberger Jahrbüchern der Litteratur, ‘Aug. 1821, zum 
Lobe meiner Ausgabe gesagt: ‚Besonders unterrichtend sind die 
Parallelstellen aus Seneka’s eigentlich philosophischen Werken, 
‚welche, oft überraschend ähnliche, Stellen, ausser dem Licht, 
das sie auf Einzelnes werfen, noch den allgemeinen Nutzen haben, 
die aus Missverständniss oft angefochtene Identität des Dichters 
. mit dem Stoiker zu beweisen.“ Ich würde.dieses nicht erw 
haben, wenn es mir nicht leid thäte, meine geringen Bemühung” 

um den Römischen Tragiker von einem Gelehrten unbeachtet 7 
schen, dessen Grundriss der Römischen Litteratur in den Hände® 
aller Humanisten ist, oder zu seyn verdienet. 


Kopenhagen, den 18. April 1832. T, Baden. 


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ARCHIV 


PHILOLOGIEum PEDAGOGIK. 


Herausgegeben 
von 


Dr. Gottfried Secbode, ZZ 
M. Johann Christian Jahn 


und 


Prof. Reinhold Klotz. 


Zweiter Band. Zweites Heft. 


Leipz i & 
Druck und Verlag von B. α. Teubner. 


1. 85 ὃ 38. 


NEUE 


J AHRBÜCHER 


PHILOLOGIE mPIDAGO ΜῊΝ 


oder 
Kritische Bibliothek 
für das 
Schul- und Unterrichtswesen. 


In Verbindung mit einem Verein von Gelehrten 


re 


‚ Dr. Gottfried Seebode, 
M. Johann Christian Jahn 


und 


Prof. Reinhold Klotz. 
Dritter Jahrgang. 
Zweiter Supplementband, Zweites Heft. 


Leipzig, 
Druck und Verlag von B. 6. Teubner. 


1833 


/ 


5, 


-- 


Die Reisen des Ulysses. 


ΠΝ Reisen des Ulysses sind noch immer ein Gegenstand der 
Untersuchang; ihr Ziel und ihre Richtungen sind noch immer 
“nicht so zuverlässig ermittelt, dass es nicht verschiedene Mei- 
nangen hierüber gäbe. Wenn sie nach früherer Meinung bis an 
die Strasse vom jetzigenr Gibraltar gingen; so haben sie die „ 
neuesten Untersuchungen des Hın. D. Völker „über Homerische 
Geographie und Weltkunde“ (Hannover 1830. p. 100 — 20.), 
ein.grosses Stück näher nach Sicilien zugerückt; so glaubte ich 
sie gar auf der entgegengesetzten Seite, im Pontus Euxinus, zu 
finden, und habe die Gründe dafür in dem Büchlein: Ging die 
Irrfahrt des Ulysses nach Gibraltar oder nach Colchis? EB. 
antigu. Abh. m. 8. Kart. (Neisse und Leipzig b. Th. Hennings 
1890.), niedergelegt. Ob die Gründe dafür stark genug seyn 
werden ? — Ich habe noch nichts davon erfahren, ausgenommen 
in der Lit. Beilage σά d. Schles. Prov. Blätt: 1833. Da nun der 
Ree. sagt: „Hätte der Verfasser seiner Darstellung Eingang ver- . 
schaffen wollen, so musste er die früheren Ansichten umstossen, 
aber durch gewichtige Gründe, nicht durch allgemeine Redensarten 
Ὁ. 8. w.:‘* so erlaube ich mir hiermit meine Zweifel gegen die frü- 
beren Ansichten vorzulegen; und zwar besonders gegen die’ 
Völkersche. 
Ulysses kam von Troja zu den 

Il. Kikonen. Diese waren im südlichen Thracien, Von 
dakam er zu dem Vorgebirge Maleia und der Insel Kythere. 
Hierüber ist kein Streit. Ulysses kam 

I. zu dem Lotophagen. Der Boreas trieb ihn: jene 
müssen also wohl im Süden gewesen seyn. Herr Völker setzt sie. 
(ρ. 110.) an den Vorsprung Africa’s, der sich nach Sicilien hin- 
aufzieht,; denn in Tripolis, Tunis, Algier wird noch jetzt die 
Frucht des Lotosbauınes unter dem Namen iuiupa geschätzt. Mein 
Rec. sagt, hier sey das wild wachsende Futterkraut, Zotos, Lo- 
los= Klee, von der Brodgebenden Pflanze Zotos in Aegypten und 
"von einem eben so benannten Baum rhamnus Lotus. L. zu verste- 
hen, Mag dieses dahin gestellt seyn. Wenn nun auch die Loto- 


- 


!: 
\ 


166 . - Die Reisen des Ulysses. 


phagen im Süden waren; aber müssen sie so weit von Maleia, im 


Westen gewesen seyn? In der Erzählung bei seiner Mutter (Od. 
XIX. 186 f.) sagt Ulysses, er sey nach Kreta’ gekommen, als er 
nach Troja fuhr. Von Kreta sadt er auch beim Eumaeus (Od. 
XIV. 199. 300.); von’ da sey er zu den Thesproten gekommen 
(315.); aber kein Wort ist hier von einer Reise nach Festen. 
Ob wohl beide Erzählungen erdichtet sind, so bleibt sich U. 2) doch 
im Ganzen treu, wie in den Erzählungen von Ogygia bis Scheria 
(XIV. 237.). Das meint Hr. V. (p. 67.) Könmnte nicht auch auf 
Kreta die Lotospflanze gewesen seyn? also auch die Lotophagen ? 
Die botanische Nomenclatur damaliger Zeit ist ja wohl nichts so 


zuverlässiges. Doch weny auch die Lotoph. in Africa waren, so 


kommt Ulysses doch wieder zurück; denn er war auf der Reise 
nach Troja begriffen (XIX. 187.). Von der Fahrt kann hier nicht 


> die Rede seyn, denn diese war mit der übrigen griech, Flotte; es 
᾿ς muss also hier die Reise nachı dem Troj. Kriege gemeint seyn (XIV, 


235 —800.). Kamaber U. nach Troja, so spräche dieses für unsre | 
Meinung. Und wenn nach den Untersuchungen Kanngiesser’s 


, (Grundr. der Alterth. Wiss. c. 9. p.195 — c. 14. p.268.) Ur- Ae- 


gypten und Ur-Libyen im Colchischen war, wie auch schon Th. 
Jac. Ditmar (Yon den kaukasischen Völkern der mythischen 
Zeit, Berlin. 1789.) gesagt hat, und erhielt und pflanzte sich | 
Kunde mit Mythıe fort, so stimmte auch die Erzählung beim Eu- 
maeus mit der vom Ulysses angegebenen Reise gewissermassen zu- 
sammen; so deutete diess alles auf Osten. Ulysses kam zu den 

IL Kyklopen. Diese sind dem Hrn, V. in Sicilien, weil 


sie keine ganze Tagereise von Wen Lotophagen entfernt waren; 


nördlich von diesen liegen; mit diesen ihr Land ungefähr in glei- 
cher westlieher Länge liege: U. mit aufgespannten Seegeln dahin 
komme. Allein 1) bestimmt Homer nicht ausdrücklich die Zeit- 
dauer dieser Reise, sondern sagt nur, dass sie dahin kamen (IX. 
107.); dass vor der Ankunft Sturm und Finsterniss war, und sie 
bei der Frühkost waren, deswegen das Ufer u. s. w, nieht eher 
sahen, als bis sie gelandet waren (v. 146 — 50.). Es konnten 
also auch wohl ein paar Tage seyn. 2) Die Kyklopen wohnen in 
einem grossen Lande, das, wie der Verfass. selbst sagt (p. 119.), 
so gross wie Griechenland oder Asien oder Libyen, vielleicht ein 
Welttheil sey; Sicilien aber ist zur eine Insel, und noch dazu 


' eine sehr schmale Insel,‘ die sich länglich weiter nach Süden er- 


strecke, dadurch sogar die Strasse bis Africa verengere, dessen' 
westliche Seite ganz fabelhaft sey (p. 118.). 8) Homer sagt’ 
ganz deutlich und bestimmt, wie nicht überall (IX. 165.f.), dass 
Kyklopen in der Nähe, — Nachbarschaft — den Kikonen wohn- 
ten; denn sagt Ulysses: viel in alle gehenkelten Krüge schöpften 


wir, die heilige Stadt Kikonen beraubend. Wir erkannten das 


Land der Kyklopen, welche nah waren (ἐγγὺς ἐόντων). Das ist 
doch wohl allzu. genau bestimmt, als dass man an Sicilien denken 


\ 


Die Reisen des Ulysses. 107 


komte, Wenn also die Kikonen in Thracien waren, so waren es 
auch die Kyklopen; und Thracien war auch wirklich ein so gros- 
ses Land, wie der Verf. sagt. Eben in diese Gegend haben wir 
auch die Kyklopen gesetzt, p. 9.u. Karte. Nun stimmt es auch 
mit der obigen Beise nach Troja zusammen (ΧΙΧ. 186 f.). Dazu 
kommt, dass 4) nach der Mythologie dia Kyklopen vom Uranus 
und der Gaea mit den Titanen stammten (Hesiod. Th. 189 - 40), 
oder von Poseidon und der Thoosa (04.'1.70.), diese ganze Tita- 
nenfamilie, wie die Croniden, Jupiter, Pluto u. 8. w. nur im Col- 


chischen zu Hause waren. Siehe Kanngiessers Grundr. d. Alterih, ἢ 


Wiss. p. 159 u. A. Wenn auch die Kyklopen bier, in Thracien, 
waren, so ist diess kein Einwand, denn die griech. Mythologie 
hat sich von Golchis aus durch Kleinasien über Thracien und den 
Archipelagus nach Griechenland verbreitet: dass sich aber Kyklo- 
pen auf Sicilien befanden, sagt Homer nicht. Die Ziegeninsel kann 
Thasos seyn.. Es wäre also doch eine wirkliche Insel da und 
dürfte nicht erst, wie dort, fingirt werden. Ulysses kommt nach 
IV. Aeolia.- Homer sagt nichts Bestimnites; es muss also 
durch Schlussfolgerungen gefunden werden. Wenn diese Insel 
nach dem Hrn. Verf. (p. 113.) nicht eine. von den liparischen Ins. 
seyn kann, so stimmen wir bei, aber aus andern Gründen. Wenn’ 
‚ae aber bei Sicilien, zwischen diesem u. Africa, liegen soll, und 
durch Siciliens Länge die Strasse so enge geworden; so will sich 
diese 1) nicht mit der Fahrt des Ulysses vereinigen lassen: denn U. 
wäre ja ganz nahe dp Acolien gewesen, oder hätte gar en ihr vor- 
bei fahren ; sia also gewahren müssen, da er zu den Kyklopen 
fehr, und um zu diesen zu kommen. 2) Wenn die Reise von 
den Kyklopen nach Aeolia sehr kurz war, „die Fahrt über einen 
Tag gewesen wäre, wie Pänden es angemerkt (p. 114.) ; so muss 
Acolia in der Umgegend der Kikonen, also um Thracien, gewesen 
seyn. Zwar kann uns der Verfasser einwenden: die Fahrt mit 
᾿ dem Westwinde in 40 Tagen.bis nahe von Ithaka. Wenn also 
Aoolia in Thracien gewesen wäre (Qd. IX. 25.), so wäre Ulysses 
von da noch weiter östlich gekommen, also nicht nach Ithaka. 
Acolia muss alao nach dieser Richtung des Westwindes westlich 
von Itbaka gewesen seyn. Diese Schlussfolge ist richtig. Allein 
1) der Kyklopen Wohnort ist nach Obigem doch allzu bestimmt 
and unumstösslich; 2) kommt es darauf an, wo die folgende 
Beiselinie hinführt und die folgenden Stationen seyn werden, und 
nach diesen würde vorliegender Punkt seine Bestimmung und Be- 
stätigung finden; 3) können wir mit den Worten des Verfassers 
selbst antwörten (v. 77-9.): Wir lernen hieraus erstlich, dass 
aus dem Wohnort eines Windes nicht auch die Richtung folgt, 
aus welcher er weht, oder, dass er nicht aus einem gewissen 
Local weht, weil er da wohnt; dass wir.zweitens auf mytholo- 
gischem Boden stehen. Die Winde reden, hören u. 8. w., sind 
Personificirt und als personilicirte Wesen weht der Zephyr dieses 


168 Die Beisen des Ulysses. _ 
Mal aus Thracien (also ein anderes Mal anders woher), wie es 
das Schicksal oder der Götter Wille bestimmt. (p. 79.). - Die 
Schwierigkeit wäre also gehoben, Denn wenn der Westwind nicht 
.an und für sich und überhaupt den Ulysses nicht nach Oster 
trieb; so muss auch Aeolia nicht grade in Westen von lthaka, 

- sondern könnte auch: anderswo gewesen:seyn. ‘Wir haben Aeolia 
in den Symplegaden von dem thracischen Bosphorus zu. finden 
geglaubt, weil Beide schwimmend waren u. 8. w. (p.9— 10.) 
und fügen noch bei Heyne’s Obs. in Apollod. a. h. 1. (p. 80.): duae 
caules sub ingressum Ponti E , situ sub navigationis per illud mare 

‚  incerto habito ita ut errare viderentur cf. Apoll. Rh. II. 317. 551: 
608. Nun stimmte damit die nicht gar zu weite Entfernung deo- 
liens von den Kyklupen, Aber Homer bestimmt ja gar nicht die 
Zeitdauer, sondern sagt wieder nur: ἀφικόμεϑα (X. 1... Wenn 
Ulysses von den Aeol. Ins. herab durch’s aegaeische Meer bis in die 
Nähe von Ithaka getrieben wurde; so ist das wohl bei einem Dich. 

‚ter nicht so. genau zu nehmen, sondern ist etwas hyperbolisch aus- 
gedrückt; das Seltsame noch wunderbarer machend; so ist. die 

᾿ Zeit von 10 Tagen herunter und wieder 10 Tage herauf eine be— 
deutende und binlängliche Zeit; so fuhr Ulysses von den Kikonen 
zu den Latophagen 9 Tage; so stimmte also die Zeit dieser Hin — 
und Herfahrt zusammen (würde aber vor des Heırn Verf. Aeo- 
λα big Ithaka 10 Tage seyn?): so kommt doch ‚Ulysses wieder zü- 
rück und wenn der Westwind nach Obigem Aeolia nicht schlechter- 
dings nach Westen versetzt, so könnte unser Aeolien die Sym- 
plegaden seyn. Es kommt nun noch auf das. Folgende an. - End- 
lich scheint uns in der (sub. II.) schon angeführten, wenn auch 


erdichteten Erzählung eine Bestätigung unsrer Meinung zu liegen 


(XIX. 185 f.);_ wo ἐγ νου Troja verstürmt aber nach Troja wie- 


der hingetrieben, gleichsam geworfen wird (ἔμενον), das gefäbr- ᾿ς 
‚liche Vorgeb. Maleia vermeidend. Mit Recht hat’ Homer diese 
Reise nur kurz angegeben; er hätte ja sonst müssen die ganze uns | 
schon bekannte, Reise, wie bei den Phaeaken noch einmal er- | 


zählen. Ulysses kommt zu den 


᾿ V: Laestrygonen. Sie sind dem. Hrn. Verf. (p. 115.) Ä 


wieder auf Sicilien; weil.sie von der Circe auf θὰ kaum eine 
Tagereise entfernt sind; die Circe so wohne, dass der Nordost. 


‚wind durch die Scylla und Charybdis führe ; also im Nordwe- . 
sten wohne, dicht hinter Sicilien, Allein 1) Ulysses kommt in | 


ein anderes Land, als in dem er früher war. Hoıner giebt keine 


Spur, dass es dasselbe Land, dieselbe Insel sey, wo U. jetzt hin- 


gekommen ist. Sieilien wird vom Hrn.. Verf. nur angenommen, 


weil die Reise nun einmal im Mittelmeer gewesen seyn soll. 2) Von 
des Verfassers Aeolia bis zu den Laestrygonen scheint uns der | 


Weg viel zu kurz zu seyn, als dass Ul. erst am siebenten Tage 
dort hätte ankommen können; aber nicht zu kurz scheint uns der 


Weg bis zu dem Punkt, wo wir Jie Laesirygonen wohnen lassen, 


Die Heisen des Ulyssen. = 1069 


zämlich am Vorgb, Carambis (p. 11.). 3) fragt es sich, ob ein 
hea überhaupt hinter Sicilien war? Wenn es nun gar nicht er- 
weislich da war, aber wohl ein Aea im Pontus Enxinus? Davon 
wien. 4) Wenn U. von den Tbraeischen Küsten, den Kikonen 
und Kyklöpen kam; Aeeolia aber in ihrer Nähe oder doch nicht in 
zu weiter Entfernung war; wenn U. zwar von Aeolia (den Sym- 
plegad.) herab nach lihaka zu zwar getrieben aber wieder auf. 
semen ersten Punkt zurück kam, wie können dann die Laestrygo- 
nen in Westen, auf Sicilien zu denken seyn! 67, giebt Homer ei- 


nm geographischen Punkt an, der sie wenigstens auf unsre bie- " 


herige Heiselinie versetzt, nämlich Artekia (X. 107.). Die rü- 
stige Tochter des Antiphales stieg zur Quelle Artakia. Plin. N. H. 
LV.c. 82. Attace portus, ubs oppidum fuit. Wenn dieses 
riehtig ist, so sind die Laestrygonen nicht auf Sicilien ; so hängt _ 
unsre Reiselinie natürlich zusamınen. Wir baben nun freilich die 
Laestrygonen um das Vorgeb. Carambe geseizt (p. 11... Wenn 
zun diese Ärtakia - Quelle in der Propontis war, so wäre dieses 
freilich ein Stück, zurück, sogar bei den Aeol. Ins. vorbei. Es 


_ bliebe aber doch fest stehen: Es fände sich das Artakia auf der an- 


gegebenen Reiselinie: und eine Artakia- Quelle oder die Laestry- 
gonen um ein paar Tage zuweit östlich oder westlich zu setzen, 
bei der damaligen: mangelhaften Geographie, wäre doch immer 
nur ein sehr kleiner Irrihum und endlich Laestrygonen konnten 
sich auch von Carambis bis an Propontis finden. 6) Unsere An- 
nahme scheint aber noch Bestätigung darin zu finden, dass Ca-: 
rambis wirklich ein Vorgebirge ist; das Phänomen also, das der 
ἣν, Verf. (p. 117.) von hohen Bergen, z. B. vom B. Athos an- 
führt, zur Erläuterung der Homerischen Stelle, hier wirklich 
δίας finden konnte; was aber d. Hr. Verf. auf Nordwest Sicilien 
zur annehmen muss. 7) DieStadt Telepylos liegt dem Eingange im 


‚ Bades gegen. oder doch ziemlich gegen über, wie auch Hr. V. sagt 


(Ρ. 116.) ; also grade da, ‚wo wir den Unterwelt - Eingang zu fin- 


dem glauben. (Strabo VIL p. 309. ΧΙ]. p. 545. Plin.‘N. H. IV. 


, 1%. promontorium criumetogum adversum Carambi Asiae pro- 


montorio procurrens. Wenu nun dieses richtig ist und das Fol- 
gende sich im Pont, E. nachweisen lässt, so findet unser Aeolien 


auch mit Bestätigung, so wie das Vorhergehende. Ulysses 


kommt nach | 
VL Aea, . Dieses soll hinter Sicilien seyn, weil es nur Eine 
Tgereise von den Laestrygonen liegt; Ulysses noch in der Nacht ἢ 
rt ankam; weil es eben so weit vom Hades ist; Jer Weg dahin 
mit dem Boreas geht (p. 117.); von Tlırinzkia nicht weit ist 
(p. 180.); weil die Griechen die Ansicht vom Weltall harmonisch 
iideten, ‘wie im Osten der Bruder Aeetes, so im Westen die 
Schwester Circe, Wenn das Bisherige und Folgende mehr Wahr- 
scheinlichkeit für sich hat, so kann Aea nicht kinter Sicilien seyn. 


 %)Muss Aea von den Laestrygonen nicht grade nur Eine Tagereise 


΄ ἷ ὶ 
- ν 8 


-- 


10 .᾿. Die Reisen des Ulysses. | 


entfernt seyn; wenigstens steht keine Zeitdauer angegeben, son- 
dern blos: wir kamen dahin (X. .185.). Als Ulysses schon still 
gelandet war (140.), sagter, lagen wir noch zwei Tage und zwei 


Nächte voll Kummer; am dritten aber u. 8. w. (144.) 8) Zwar 


führt Pomp. Mela (11. 7.) ein Aea circum Siciliam an, in Siculo 
"freto, quam Calypso habitasse dicitur. Doch schon Cellarius 
zweifelt daran (2, 10. p.946.). Gesetzt auch, es sey ein Aea da 
gewesen, so ist dieser Name gewiss erst später hieher gebracht 
worden, in der gewöhnlichen Voraussetzung der Reise des U. im 
Mittelmeere, wie so viele andere Namen von Osten nach Westen. 
Aea im östlichen Pont. E. ist nach allzuvielen. Nachrichten ein 
. frühzeitiger geogr. Punkt, Auch Hr. V. nimmt es an. Wenn 
nach K. Ὁ, Müller (p. 185.) das Ziel der Argonauten ursprüng- 
lich ein unbestimmtes Feeenland war, das man an wirkliche Ge- 
genden anknüpfte, das aber mit erweiterter Erdkunde immer 
“ melır in die Ferne rückte, bis es an dem östlichsten Lande des 


‘x. Pont. E. haften blieb; so war doch allgemeiner. Meinung zu Folge 


wirklich Aea daselbst geglaubt. Aber was giebt es für Beweise 
oder Gründe für ein Aea hinter Sicilien? Dieses ist doch offenbar 
‚blos in der betannten Voraussetzung von der Ulysses- Reise dert- 
hin gesetzt worden. Der Verf. selbst sagt (ρ. 130.): wenu das 
Pontische schon mythisch ist, so ist es das Westliche noch »se/ 


mehr, das heisst doch wohl nichts anderes als: man setzthin, 


weil Ulysses soll dortlin gekommen seyn,: Eine petitio prinoipii. 


Das Pontische Aea ist aber im vollkommensten Einklang mit un- 
srer Reiselinie; folglich liegt darin eine Bestätigung des Vorigen. 


4) Homer selbst setzt es in die Morgengegend, wo „der tagenden 
‚Eos Wobnung und Tänze sind und Helios leuchtender Ausgang 
(XI. 3. 4), nicht weit vom Ocean; denn dieser war auch im 


Osten. Es war. 5) nicht gar weit. vom Hades (davon unten). 6) ist 


jener Meinung die Mythologie entgegen. Denn Circe war die 
Schwester des Aeetes, Königes von Colchis, dieser ein Sohn des 
Helios, Enkel des Hyperion, Urenkel des Uranus. Die ganze 
- Titanenfamilie aber war nicht hinter Sicilien, sondern im Colchi- 
schen zu Hause. Kanngiesser und A. haben zu viel und gründlich 
diess dargeihan, als dass es noch zweifelhaft seyn könnte oder 
hier einer. Auseinandersetzung bedürfe. Wie kann nun Circe an 


‚das andere Ende der Welt — hinter Sicilien — gesetzt werden!“ 


Die harmonische Weltbildung kann unmöglich ein Grund seyn: Ist 


aber Circe und Aea hier, im Pontus, so geht Alles in der Ord- 


nung; so sind die Laestrygonen am Pontus; so stimmt ihre Rauh- 
heit u. 8. w. mit den wilden Völkerschaften am Pontus, so haben 


wir gleichsam festen Boden, indess die frühere Idee auf lauter 


Annalımen beruht ; so ist auch Aea nicht weit van den 
VI. Kimmeriern (Od. XI. 14.), und wieder ganz in der 
Ordnung. Denn nach allen Nachrichten wohnten sie am und 


über den Caucasus: also in den damals als den nördlichsten und ᾿ 


Die Reisen des Ulysses, ‚m 
als kältesten bekannten Gegenden, wo die Sonne nicht hinkommt ; 
wo also Nebel und Finsterniss seyn musste, Und wenn auch 
wirklich Kimmerier von χειμόριοε abgeleitet werden kann oder 
mus, so ist eben dieses eine Andeutung des nördlichen Locals, 
also eine Bestätigung. Aber war es auch so winterlich kalt im 
Westen, wo nach dem Verf. die Sonnengluth die Aethiopen braun 
machte? Wie stimmt diess zusammen ? Und warum sollen unsere 
Kimmerier nicht das bekannte, historische Volk seyn? Weil es die 
Voraussetzung der Reise nach Westen so verlangt. Wir bleiben 
bei dem, was Natur, Sache, Ordnung und Geschichte giebt. 
Ulysses kommt 
VII. ıa die Unterwelt, den Hades. Dieser ist nach dem 
Verf,gweifach; einmal und überhaupt das Todtenreich, das Reich 
des Aides, das Haus desselben, in oder unter der Erde .(p. 140. 
Ρ. 138.}, und dann auf der Oberfläche der Erde (p. 138.). Die- 
ser obere Hades ist nicht weit von Aea, jenseits des Oceanus 
(26 — 7.), im äussersten Westen, an den äussersten Enden des® 
Ärde, wo die Sonne untergeht; wo die Nacht wolınt und nach . 
Seunen- Untergang über die Erde zieht; wo Tod und Erstarrung 
und ewiges Dunkel ist; ζόφος. und ἔρεβος (p. 40.). Hier ist 
auch der Aufenthalt der Verstorbenen; ζόφος und ἔρεβος heisst 
selbst auch Todtenreich. Hier hat Pluto die Proserpina hinabge- 
führt; Hercules den Cerberus geholt. Hier ist Ulysses in die Un- 
trwelt gegangen. 1) Es ist aber doch befremdend , dass es zwei 
Hades geben, und in beiden die Versiorbenen seyn sollen. , Wie 
können die Todten nach 8. 72.-im Innern der Erde und auch zu- 
eich nach $. 73. jenseits des westlichen Oceanus seyn? Das har- 
mosirt nicht. Zwar könnte es Incansequenz des Volksglaubens 
syn. Es fragt sich aber doch wohl noch: ob Homer wirklich 
zwei Hades und zwar so weit von einander sich gedacht habe? ' 
2) Pluto soll nach p. 42. im westlichen Hades, „wo die Sonne 
untergeht‘“ gewesen seyn. Wenn Pluto die Proserpina in diesen 
wesil. Hades gebracht haben soll (p. 836 -8.), so scheint uns die- 
ses gegen den Homer; so ist dieses Factum-in den nyseischen Fel- 
dern geschehen (H. Hymn. i. Cer. v. 17. νύσιον dunsölov), also 
inKl. Asien; sey es das mehr östliche oder westliche, wenigstens 
; im Osten; da kam Pluto herauf (τῇ ὄρουσεν); und indem Proser- 
| pina mit den übrigen Freundinnen Blumen pflüchte, öffnete sich 
die Erde unter ibr (v. 430. γαῖα δ᾽ ἕνερϑε yugnasv. τῆς δ᾽ ἐκϑορ᾽ 
| ἄναξ,), und Pluto trug sie unter die Erde (v. 431. ὑπὸ y.), ent- 
‚ führte sie in das nächtliche Dunkel (v. 80. 349. 335.). Also 
ticht auf Sicilien (Cicero in Verr.), noch viel weniger hinter Si- _ 
ülien; wo es gar kein nyseisches Feld gab. Eben so wenig hat ' 
Hercules den Cerberus dort geholt. Dass Circe und Aea und die 
Kimmerier nicht hinter Sicilien, sondern im Pont. E. waren, haben 
Wir schon gesehen. Wenn nun unsre Reiselinie wahrscheinlicher 
wäre; Ulysses jetzt ım Pont, E. ist; so kann er unmöglich hinter 


* 


ΕἾ 


Ι Φ 
, 


112 Die Reisen des Ulysses. 


Eins von Beiden muss falsch seyn. Aber war denn der Hades, in 
den Ὁ]. ging; in Westen? 4) Wahr ist es; der Hades war nicht 
sehr weit von Aea und den Kimmeriern; war über den Oceanus, 


“ Sicilien gewesen, also auch dort nicht in den Hades gegangen seyn. 


Allein der Ocean war ja nicht blos und allein nur am westliehen 
Erdrande, sondern auch am östlichen, nördlichen; war ringsher- 


um um die Erde (ἀψόῤῥοος. Od. XX. 65. p. 93.), also auch ἐπ 


den Gegenden, wo wir Aea und die Kimmerier fanden. Muss 


demnach Ulyssesin dem westlichen Oceanus jetztseyn? Kann er | 


nicht auch im nördlichen, wo er sich jetzt eben befindet, in den 


Hades gegangen seyn? -Wenn nun die Lage von Aea, den Kim- 


meriern und das Uebrige damit. übereinstimmte, wäre es dann 


nicht wenigstens möglich— denkbar? 5) Allerdings heisst ζόφος Ä 


und ἔρεβος auch die Unterwelt. Allein wenn auch da, wo die | 


Sonne untergeht, die Nacht dort heraufzieht, Dunkel und Fin- 


sterniss ist, muss darum auch der Unterwelteingang oder der : 
Weite Hades grade dort seyn? Jene Westgegend und die Unter- 

| welt haben einerlei Benennung, weil sie beide von einerlei Be- 

schaffenheit, nämlich dunkel, sind aber deswegenticht an-einer- Ὁ 


lei Ort. Der Verf.. führt zur Beweisung an Od. ΧΙ. 154— 67: 
die Seele ging in den Aides; aber war dieser nicht unter der Erde ὁ 


bus: die Sonne ist ausgelöscht, rings Dunkel.“ 6) Der Unterwelt. 


‚Eingänge gab es mehrere; einen am Pont. E. der Acherusische 


Sumpf in Kl. Asien, wo nach Pomp. Mela (I. 9. juxta specus) Her- 
cules den Cerberus holte; einen in den nyseischen Feldern, wo 
Pluto die Proserpina raubte (oben); bei Taenarus, aus dem Os- 


ἐνόουν seine Gattin holte (Argon. v. 41.); bei Troezene, wo Altäre. 


ir die unterirdischen Götter waren; ‘"Bacchus die Semele holte 
Pausan. II. 31.); bei Hermione, wo der kürzeste Weg.dahin war 
Strabo VIJI. p. 848. Pausan. II. 35. Plin. IV. 4.); bei Aornos im 


"Thesprotischen, wo auch die Todten befragt wurden (Pausan. IX. 


30. cf. Plin. III. 5.); bei Heliopolis in Aegypten (Diod. 8, I. 96.); 
in Italien, Avernus, wo Aeneas die Todten befragte (Virg. Aen. 
VI) Muss nun Ulysses grade hinter Sicilien in den Hades gegan- 


gen seyn? Einer Gegend, von der Homer nichts wusste? Wenn - 


nun des Ülysses Reise wahrscheinlicher im Pontus. E. gewesen 
ist? Endlich 7) scheint uns der Eingang des Ulysses nicht ein 
wirklicher Eingang, sondern nur ein Actus zu seyn. U, ging nicht 
χε oder unter die Erde; fuhr nicht in einen Schlund hinab, sondern 


"blieb auf der Oberfläche der Erde, wie auch Hr. V. sagt (p. 149 - 


60.) Ulysses sagt (XI. 25.): Ich eilte eine Grube zu machen ins 
Gevierte. Wir gossen für alle Todten ein Opfer; flehten und ge- 
lobten den Luftgebilden der Todten. Nach diesem zerschnitt ich 
den Schafen die Gurgeln über der Grube (v. 88. ἐς βόϑρον.). Das 


Blut floss in diese und nun sammelten sich die Seelen der Ver-. 


storbenen tief aus dem Erebus (37. ὑπ᾽ ἐξ.), welche schaarenweis 


‘ Was zwingt uns hinter Sicilienzu denken? Eben sop. 20, bei Ere- 


Ἶ ἸΣΠΣΣΕΣΣΝΝΝΝΝΣ 


Die Reisen des Ulysses. ı 1% 


᾿ dis Gruft umwandeln von allen Seiten (42. περὶ βόϑρονῚ,, mit, Ge- 


schrei. Ich setzte mich hin (ἤμην) und fragte Tiresias. Nas 
Ganze ist also eine Darstellung der Art und Weise, wie man 
(0d. U.) die Tudten befragt, eine Necromantia. Diese war ja 
nieht etwas Ungewöhnliches. Spencer (de Legg. Hebr. I. p. 308. 
ed. Hay c.) sagt: Nam gentilibus antiquis’in more erat, (in fossam 
plerumque) ssnguinem effundere, cum mortuorum animos evo- 
candi et consilium ab 18 petendi cupidine ducerentur. Die Wittwe 
zaEndor. A Samuel 28, 7. Cic. (Tusc. I. 16.): inde ea, quae meus 
nie Appius νεκρομαντεια faciebat: inde in vicinia nostra Aver- 
ai lacus Fu. Ä 
Unde animae excitantur obscura umbra,, aperto ostio 
Alti.Acherontis, falao sanguine, imagines mortuorum 
has tamen imagines logui volunt etc. Hor. Serm. I, S. 8. cruor . 
in fossam diffusus etc, Augustinus de civ. d. 7. 23. genus divina- 
tionis. Dieser Actus der Todten - Befragung muss also nicht schlech- 


_lerdings hinter Sicilien, sondern konnte auch an anderp Orten oderef 
‚ überall geschehen. Aber, sagt Hr. V. (p. 149), Uilysses war 
virklich im Aides; denn Circe sagt (XII. 22.): Kühne, die ihr 
' kbendig in des Aides Haus hinabsteigt, zweimal todt, weil sonst 
nur einmal die Menschen sterben (ΧΙ. 151. 164. 476.). Sollte dies 
wörtlich zu nehmen seyn ? Des Aides Haus war richt auf, sondern 
in, unter der Erde. Es ist Metonymie. Die ganze Unterredung 
mit den Todten ist doch nur Dichtung. Die Personen, Eigen- 
schaften, Gespräche u. s. w. sind ganz dieselben, die die My- 
ihologie an die Hand gab, und der gemäss Homer sie reden liess. 
Oder sollte Homer wirklich an die Wirklichkeit dieses Gespräches 
 seglaubt haben? an wirkliche Wanderung der ‚Seelen aus allen 
Gegenden an diesen Ort? War es Dichtung, so war es wohl auch 
der Or, wo dieser Actus vorging; nicht ein geographisches Lo- 
cal; so konnte er auch an einem andern Orte seyn, also nicht 
nolhwendig im Westen, hinter Sicilien; so war es schon genug, 
den Ort recht weit zu denken, an die Enden der Erde; diese wa- 
ren aber auch hier, wo Ulysses jetzt war: hier floss auch der 
Ocsanus. 8) Wenn der Verf. die Circe, Helios auf Thrinakia, ἡ 
die Aethiopen, Kimmerier, die Aepfel der Hesperiden, Gorgo- 
nen, den Fels Leucas, Erythia u. a. (p. 87. 88. 96. 102.) nach 
Westen hinter Sieilien verlegt; so waren diese Gegenslände gar 
nicht historisch erweislich dort; so sagt der Verf. (p. 98.), dass 
mer Länder , Völker u. s. w. hinter Sicilien nicht kannte; so 
Waren es Schöpfungen der Phantasie eines poetischen Volkes, das. 
 üch den West und die goldne Beleuchtung der Abendsonne als ' 
Wunderland fesenartiger Glückseligkeit träumte u. 8. w.; aber 
wobl erweislich aus der Geschichte der Mythologie im Osten, im 
Colchischen, um den Pont. E:, in Kl. Asien bis Griechenland. 
Ner Andeutungen. Helios war auf Taurica (cf. Kanngiesser p. 
168); die Aethiopen waren im Osten und Westen, aber darum 


4 


171 Die Reisen des Ulysses. 


nicht hinter Sicilien. Der Ausdruck Homers: im Auf-und Unter- 
, ‘gang der Sonne ist doch wohl nur im Allgemeinen zu verstehen ; 
so viel als: weit und breit; wie Od. VILI. 29. Die Menschen sind 
Bewohner im Osten und Westen. (Kanngiesser. p.169.) Die Agpfel 
der Hesperiden waren im Lande der Hyperboreer, wo Prometheus. 
dem Hercules rieth nicht selbst nach diesen Aepfeln zu reisen, son- 
dern den Atlas, (jenes Bruders!) zu schicken. (Apollod. II. 5. 
Kanngiesser. p. 179.) Die Gorgonen waren im äussersten Norden 
neben Hesperiden; führten Krieg mit den Amazonen. (Hesiod, 
Th. v. 271. 332. Diod. S. IH. 53.) -Leucas findet sich im-Pont. E, 
vor dem Borysthenes. (Plin. IV. 18) Ante Bor. Achillea est ea. 
dem Leuce et macaron (μακαρων) appellata. Amm. Marc. XXI. 8. 
'Freilich kein Fels, aber doch immer der Name, ein Ort, indess_ 
auch dieser nicht einmal hinter Sicilien ist. Wir haben diesen 
Actus in die Meerenge von Kafla und Feodosia verlegt; ein Punkt, 
von dem aus nicht gar zu weit die Kimmerier und Aea war, und 
dann die Scylla und Charybdis und Thrinakia (Taurica, davon 
unten) war, südlich gegenüber ‚das Vgb. .Caramb. (p. 13—) 
Ulysses kommt | 
IX. zur, Scylla und Charybdis. „Da nun durch die Irr- 
felsen Feuer und Rauch ausströnien, sagt der Vrf. (p. 118:), so 
sind hier unverkennbar die liparischen Inseln zu verstehen, und 
Ulysses sucht diese zu vermeiden und drängt sich links an der 
 Seylla und Charybdis durch. Man sucht diese im Meere zwischen 
‚Italien und Sicilien.“ Und freilich, wenn das Ausströmen des 
Feuers und so wie der Name: Scylla und Charybdis, die gefähr- 
liche Passage (Strabo) entecheidend sind, so muss Ulysses hjer 
gewesen seyn. Allein 1) wenn es etwas sehr oft Vorkommendes 
ist, dass die Namen von Städten,‘ Flüssen u. 8. w. aus früheren in 
spätere Gegenden, von Colchis, Kl. Asien u. 6. w. bis Thracien, 
Griechenland, Sicilien, Italien u. 8, w. kamen und dieselben Na- 
men mehrmals ‚gefunden werden, wenn sie wegen Aehnlichkeit 
‘ der Lage, Dinge, Begebenheiten u. a. Ursachen von den Eolonien 
weiter verpflanzt wurden; wofür Kanngiesser sehr viel Beispiele 
gesammelt hat und wir noch mehr gesammelt haben: so wäre we- 
- nigstens die Möglichkeit, dass auch dieses Phänomen und der 
“ Naıne, wenn sich Aehnliches wieder fand, von Osten nach Westen 
gekommen wäre. „Aber wird man einwenden, dieser Name fin- 
det sich gar nicht in Osten, und die Sache....? Richtig; der Name 
ist nicht da; aber er könnte verschwunden, vergessen seyn, we- 
gen Länge der Zeit, des Eindringens anderer Colonien, Völker, 
und andrer Ursachen, Auch das ist nicht etwas so Seltenes. Wie, | 
wenn aber die Sache, das Naturphänomen im Pontus E., und 
zwar gerade in der Gegend, wo wir uns den Ulysses jetzt etwa 
denken möchten, wo wir es zu finden glaubten und bingesetzt ha- 
ben, gerade in ἊΝ solchen Entfernung, wie sie ungefähr von 
hier bis Aea und Thrinakia angegenen finden, wenn es ως von 


Die Reisen des Ulysses, 178 


‚ der Art und Beschaffenheit wäre, wie sie Homer angiebt; wenn | 

Bügel,kochende Bewegung des Wassers, weisser Daınpf, Schlamm- 
: quellen, Blasen, Schlammvulkan da wären — was nicht einmal 
, vonjener Scylla und Charybdis gesagt werden kann — sollte man 
ı dann nicht vermuthen dürfen, dass es dasselbe seyn könnte? 
_ Wenn der Verf. eine Insel (Thrinakia) in seine Reisecharte bin- 
‚ setzt, die gar nicht da ist, und zwei Wege, die nicht da sind, 
, also blos der Combination der Reise wegen neu geschaffen werden, 
' wir aber solcher Dichtung gar nicht bedürfen, sondern nur die 
' Ssche so nehmen, wie sie da vor uns liegt, sollte dann uıfsre 
‚ Neinung so gehaltlos seyn? Siehe diese p. 21. 

X. Ulysses kommt nach Thrinakia p. 118. Das Alter- 
ihum spricht Sicilien; allein der Hr. Verf. verneint dieses, weil 
die Aussage des Alterthums nicht gewichtige Gründe für sich babe; 
der Ursprung der Benennung Thrinakris sehr zweifelhaft sey; 
Homer selbst es von Sicilien dadurch unterscheide, dass Sicilien 
| ün grosses Land (7) sey; Helios seine Rinderheerden nicht den 
Ä hen Völkern ausgesetzt haben würde; Thrinakia aber eine un- 
bewohnte Insel sey und meint, Thrinakia sey eine Insel zwischen 
‚Italien und Sicilien, sebr klein und bilde daher zwei Wege, weil 
der Nordwestwind von der Nordspitze Thrinakiss nach Ithaka 
führt (p. 118.); der Südwind hinderlich war; weil Ulysses in 
der Erzählung (Od. XIX, 261.) sorgfältig jede Unwahrscheinlich- 
‚keit hätte vermeiden müssen und demnach von Nordwesten zu den 
'Phseaken hätte kommen wollen., Dass Thrinakia nicht Sicilien 
‚ty; meinen wir natürlich auch, aber aus andern Ursachen. Die 
| Xyklopen und Laestrygonen waren nicht dort. (Ob. N. III. u. V.) 
 Uyases reist von Land zu Land und es giebt keine Spur oder we- 
| Mistens keine deutliche Anzeige, dass jene Völker in einem und 
demselben Lande gewesen wären. Sie wurden blos wegen der 
Bere Voraussetzung dahin gesetzt. 2) Sicilien war dem Ho- 
mer viel zu unbekannt. Er weiss oder sagt wenigstens von ihm . 
tichte als dass die Sikuler Sclaven kaufen (Od. XX.383.); dass 
me alte Sikulerin bei dem alten Laertes war (Od. XXIV. 210.); 
ἄωο konnte aber auch eben so wohl aus Mittelitalien gekommen. 
ya: denn dort waren erst die Sikuler nach Dionys, 'Halic. I. 
| Dapn nennt Homer noch Sikania und Alyba (Od. XXIV, 801.); 
im paar Lichtpunkte in tiefer Dunkelheit, von denen Ulysses we- ᾿ 
δα nicht grosser Entfernung von Ithaka durch Hörensagen etwas 
Wissen konnte. Diess ist die gunze Kunde von Sicilien! 8) Die: 
| Insel Thrinakia zwischen Italien und Sicilien ist, nach des Hrn. 
| Verf, eignem Geständniss, nur erschlossen aus den Winden, der 
, hage des wieder nur erschlossenen Aea’s und alles nur um der 
 \ombination und Voraussetzung wegen. Homer sagt keinesweges, 

dass sie da war; und eben so die beiden neuen Wege. Wieder. 
ans petitio principii. 4) Auch die Mythologie ist dieser Ansicht 
tulgegen, unsre Meinung aber bestätigend. Denn Helios war nie 


3 ι 


“΄ς 


1: ͵᾿ Die Reisen des Ulysses. 
im Westen von Griechenland, sondern im Osten. Er war der Soh 
des Hyperion, eines Titanen. Er war Vater des Aeetes und de 
Circe; diese wie die ganze Titanenfamilie war im Colchische: 
So war Atlas und sein Bruder am Caucasus; sey er ausgezoge. 
sogar bis nach Thracien u. 8. w. gekummen.(cf. Kanngiesser), abe 
nie war er hinter Sicilien und am allerwenigsten bis nach Nord 
west- Africa. Das sind alles spätere Aussagen, spätere Benemnun 
gen. Plinius (V. 1.) kann doch nicht hier Autorität haben. He 
lios war auf Osiris und auf Taurica. Hier war. Ackerbau, alsı 
wohl auch die Rinderheerden desselben. (S. Kanngiesser p. 158 


‚ auch Ritters Vorhalle über den Kuros.) Und eben hier suchen wi. 


Thrinakia (p. 23.). Es liegt ganz in der Reiselinie; in der angege 
denen Entfernung von der Scylla u. 8. w. hat eine dreiseitige Form 
“wie Sicilien. Darum und wegen der Scylla, würde,der früher 


᾿ Name auf Sicilien verpflanzt. Taurica war in der Urzeit gan: 


Insel, später aber durch Senkung des Meeres (cf. Kanngiesser p 
11. 22.) Halbinsel. (Plin. IV. c. 12. p. 65. ed. Hard.) Tauric: 
quondam mari circum fusa.) Auch Leucas ist nicht weit. Wenr 
nun so Vieles zusammenstimmt , sollte dann unsre Reiselinie sc 
unwahrscheinlich seyn? Ulysses kommt R 


ΧΙ, auf Ogygia. Nach den Untersuchungen des Hrn. Verf 
muss sie hoch in Norden oder Nordwesten liegen (p.20.). Auch 
wir fanden uns veranlasst sie in diese Gegend zu setzen (p. 25.). Wit 
begegnen uns also hier und fahren nun zusammen mit unserm Ulys- 
ses von Norden nach Süden; kommen zu den Thesproten (Od. 
xIV. 315.); und dann zu den Phaeaken auf Scheria. Denn dies 
sagt Homer ausdrücklich Od. VI. 8. XIII. 160. ὙΠ. 79. Unte 
Scheria denken wir Corcyra zu verstehen (p. 28.). Die Phaea- 
ken wohnten früher in Hypereia nahe den Kyklopen (VI. 45.) 
Wenn Alkinoos von Eurymedon stammte; Letzterer König der 61" 
Ben war; so waren diese als Verwandte der Titanenfamilie 1 

sten; so konnten wohl die Phaeaken, wie so viele andere Co- 
Jonien durch Thracien, Thesprotien, Epirus u. 8. w. hierher ge- 
kommen seyn. : 


‚Wenn nun der Hr, Verf. (p. 109.) sagt: Au planloses Umher- 
irren, wo eben ein Wunderland sich darbot, und Anbringen und 
Auskramen geographischer Kenntnisse von Seiten des Dichters und 
Aehnliches ist nicht zu denken‘“r so will es uns bedünken, se) 
unsre Reiselinie- viel einfacher, als jene, gehe unsre Reise der 
Reihe nach an den Puncten im Pont. E. herum bis Colchis, Tau- 
rica, Borysthenes, wo wir überall griechische Mythen finden; }} 
im Ur -Mythenlande; bis an den Borystlienes und die Ins. Ogy8'* 
Hier hört die Mythe auf; da hören auch Abentheuer des U. aul, 
bis er wieder seinem Vaterlande näher kamz denn die Phaeaken 
waren nicht weit von Ithaka. 

Es sollte mich nun freuen, wenn ich etwas Wahres gefunden 


Ἂς - 
f s 


Beytrag zur lateinischen Anthologie, 177 


hätte und wünschte nun freilich auch, die Urtheile der Sachken- 
ner zu vernehmen, 

Herr V. giebt nun auch die Argonauten - Fahrt an $. 66 — 68: 

Haben wir den Ulysses nach ganz entgegengesetzten Richtungen 
reisen lassen‘, sa freut es mich, dass wir bei dieser Fahrt auf ei- 
nerlei Wege sind (p. 32 8). War es für mich ein Saltus morta- 
ls, den Ulysses aus dem Pontus E. ins Adriatische Meer zu den 
Phaeaken zu bringen, so ist der Saltus, den die Argonauten des, 
‚Bro. V. machen, bis hinter Italien ins Mittelmeer doch noch grös- 
‚ser und meine Furcht vor Urtheilen Jegte sich. Aber eben in die- 
‚ser vom Hrn. Verf. angegebenen Fahrt der Argonauten finde ich zu- 
gleich eine Bestätigung meiner Reiselinie des Ulysses, weil es 
nämlich nicht unwahrscheinlich ist, so viel mir bekannt, dass 
schon vor Homer Argonautenlieder waren und Homer den Mythen 
davon folgte. . Schuster. 


l 


Auch ein Beytrag zur lateinischen Anthologie. 


Schon sind mehrere Jahre verflossen, seit der Diakon Bar- 
dili über die Nothwendigkeit einer neuen Bearbeitung der latei- 
nischen Anthologie in diesen Jabrbüchern sich aussprach und eine 
grosse Anzahl neuer Hülfsmittel aufzählte. Bald erfolgte ein Nach- 
trag von Dr. Sillig nebst Mittheilungen aus Pariser und Wolfen- 
büttler Manuscripten, die aber keine neuen guten Lesarten ent- 
hielten, Eine bedeutendere Vermehrung ward durch Dr. Dübner 
‚geliefert, welcher ungefähr 20 unbekannte, meist hübsche Epi- 
'sramme nebst guten Lesarten zu anderen aus Gothaer Handschrif- 
ten mitiheilte. Die neuen Epigramme stattete nachher Hr. Fröb- 
lich in München mit einigen trefflichen Emendationen aug- Ich 
xenne sie trefflich, weil sie darch die Vatikanische Haddschrift 


kebst einigen andern in seiner Collectio Classicorum Auctorum 
Vaticanis codd. editorum Tom. {Π1, Romae 1831. 89, p. 359 — 
364 heraus. So viel nun geschah in den neuesten Zeiten für die 


bestätigt wurden. Ang. Maius nehmlich gab die gleichen Stücke ' 


‚Iteinische Anthologie. _Dass diess nur ein Tropfen im Meere ist, ' 


Weiss jeder, der die Sache näher kennt. Um so noihwendiger 
tes, dass noch mancher Beytrag dem künftigen Editor zufliesse, 
damit er eher befähigt werde, das verwickelte'Ganze zu ordnen 
usd den Text zu verbessern. Auch meine Abhandlung soll nur 


ων 


dazu dienen, einen künftigen Editor mit neuer Liebe zu dieser Ar- . 


ι 


‚Stoffes Winke zu ertheilen, | ἐπ 
4rchto 7. Pilot, m, Ῥδάος. Bd. 11, Afl.2. ‚12 


kit za erfüllen und ihm über die chronologische Ordnung des 


S 


ι 


18 ° ___Beytrag zur lateinischen Anthologie. 


.‘ Die römische Anthologie besteht nicht wie die griechische 
aus Einen Ganzen; von Einer, Hand liebevoll gepflegt und, der 
Nachwelt überliefert. Sie ist ein künstliches Ganze, das locker 
zusammenhängt: denn der äussere Verband ist willkührlich und 
zufällig. Aber eine innere Kraft hält das Ganze zusammen. Wer 
die gesammte poetische Litteratur des römischen Volkes, nicht 
blos.die Koryphäen derselben kennen lernen will, welche der ewi- 
en .Sonne gleich durch alle Jahrhunderte leuchten, wie Virgil, 
oraz, Katull und einige andere, sondern auch die übrigen Dich- 
ter beachtet, welche entweder die Vorgänger jener waren, oder 
in Zeiten fielen, welche die poetische Eutwickluug des Gemüthes 
. hemmten, oder als minder begabte Sterbliche kleinere Gegen- 
stände befangen, oder endlich obgleich hochbegabt nur in weni- 
gen Bruchstücken noch erhalten sind, der wird in der lateinischen 
. Anthologie eine reiche Ernte poetischer Genüsse finden, und über 
die Eigenthümlichkeit der römischen Poesie manche Belehrung 
schöpfen, zu welcher sich anderwärts keine Gelegenheit darbietet. 
Schon darum, weil die Stücke meist von geringem Umfange sind, 
gewinnt man schneller den Ueberblick, und durchwandert bald 
manches Jahrhundert und nimmt die Unterschiede derselben wahr, 
und fühlt den Reichthun und die’Armuth der Zeiten, welche in 
der Poesie.am wahrsten sich enthüllen. Ferner ist in einer so gros- 
‚sen Blumenlese, wo tausend Meister ihre Gaben vereinigt haben, 
die Mannigfaltigkeit des Inhaltes höchst überraschend. Alle Ge- 
danken und Empfindungen des menschlichen Gemüthes vom Kin- 
.desalter bis zum Greisen wogen auf und ab, alle Nüancen der 
Freude und des Schmerzens werden laut. Die männliche Gesel- 
ligkeit der alten Römer hat sich in Lust und Scherz und Spott er- 
halten, Die Vorliebe zu derben Spottgedichten, welche theils 
Einzelne auf bedeutende Männer, theils die Soldaten auf ihre 
Triumphatoren, theils das Volk auf seine Unterdrücker verfer- 
tigte, erhellt aus der Sammlung bey Burmann, welche noch mit 
‚manchem Stücke vermehrt werden kann. Ueberhaupt istjede Gat- 
tung des Witzes und poetischer Ausgelassenheit i in der Anthologie 
verhanden. Die Freude am Sinnengenuss ist mit Italischem Wohl- 
behagen geschildert. Der Glanz und die Würde des alterthümli- 
. chen Staatslebens offenbart sich neben den Klageu über den Unter- 
‚. gang und den Verfall römischer Grösse. . Dem Glück der Liebe, 
des ruhigen Haushalts, der Freundschaft sind viele, Lieder ge- 
widsset, andre athmen die Leidenschaft des feindseligen Gemüthes, 
Neid, Hass, Rache in Italischer Wildheit. Menschliches Glück 
und Unglück ; in alterthümlicher Sitte stellt sich von jeder Seite 
dar. Die Bildung des Geistes, die in zarter Empfindung und 
sehöner Form sich ausprägt, ist in den Gedichten der ersten Jahr- 
hunderte überall sichtbar, allmählig werden die Verse schlechter 
und einroher Geist spricht sich aus. Alle Gegensätze des öffent- 
lichen freyen und des eingezwängten Aauslıchen Lebens treten her- 


Beytrag zur lateinischen Anthologie, 10 


vor. Kurz sowie der Alterthumsforscher aus allen Sphären der 
Literatur den Inbegriff der alten Welt verdeutlichen und vervoll- 
sländigen will, und in seinen Forschungen das klare Tageslicht 
sucht, um nicht wie im Reiche der Schatten umherzuirren, and 
nur leere Gestalten, eille Phantome ibörichter Einbildung zu er- 
blicken, so wird er auch aus diesen Ueberresten römischer Dich- 
iung nene Anschauungen und Kenntnisse erzielen. 

Kaum der dritte Theil der Anthologie fliesst aus Einer alten 
Sammlung, die in der Salmasischen, einigen Thuaneischen Hand- 
schriften und in denen von Barth erhalten ist. Auch hat diese 
handschriftliche Sammlung nicht eben den vorzüglichsten Werth: 
es sind grossen Theils Stücke aus später Zeit und von unbekann- 
ten Verfassern. Viele dieser Gedichte fallen sogar ins zwöllte 


᾿ Jahrhundert wie diejenigen der zwölf scholastischen Poeten. Aus 


dem Alterthum scheinen nur drey kleinere Saınmlungen, welche 
ebenfalls in der Anthologie vereinigt sind, auf uns gekommen zu 


seyn. Die Katalekta des Virgilius, in welchen auch fremdartige 


Stücke eingereiht wurden. Die Katalekta. Priapeischer Lieder, in 
welchen bis auf wenige Stücke Gedichte der besten Meister der 
Augusteischen Zeit enthalten sind. Viele tragen das Gepräge Ka- 
tullischer Weise. Die Katalekta des Petronius, welche eine be- 
deutende Sammlung witziger, launiger Gedichte bilden. Die wah- 
ren Goldkörner hat Scaliger und Pithoeus nicht aus Hand- 


schriften, sondern aus den vorhandenen Schriftstellern und ıhren 


Scholiasten gezogen: ich nenne sie die Goldkörner,, weil sie den 
edelsten Bestandihbeil der Burmannischen Anthologie ausmachen. 
Sie enthalten nehmlich Epigrammen und kleinere Gedichte aller 


Art in Inhalt und Versmass von der ältesten Zeit an durch die 
_ blühenden Gefilde römischer Poesie in der Augusteischen Zeit, und 


liefern eine ununterbrocheng Geschichte der Ab-und Zunahme, 
der mehrmaligen Blüthe, des öftern Absterbens der römischen 
Muse. Vie Zahl dieses Liederkranzes beläuft sich auf beinahe 
40Stück. Dass Scaliger und Pithoeus, deren Schätze Bur- 
mann bedeutend vermehrte, und durch den gelehrten Apparat . 
zum trefflichen, wenn gleich ungelenken, Werkzeug des Studiums 
bildete, nicht strenge den Begriff des Epigramms festhielten, sonr 
dern ebenso willig alle kleinern Gedichte, epischen, erotischen, 
Iyrischen Inhalts unter diesen Titel zusammenfassten, und die 
sömische Anthologie überhaupt ala eine Freistätte ansahen, in wel- 
cher jedes Bruchstück aufgehoben und jeder geistige Lant der rö- 
mischen Poesie vor abermaligem Untergang gerettet werden sollte, 
War weise und gut. Denn wer für diese Sammlung den jetzt herr- 
schenden Begriff des Epigramms festhalten wollte, der könnte aus 
der ganzen Sammlung nur einige hundert Stücke ausbeben: denn 
die moderne Definition des Epigramms passt nur auf diejenigen 
des Martialis und die ältern Schriftsteller verbinden mit den Worte 


 pigramma nicht jene Bedeutung. Sie nennen kleinere Gedichte 


12 * 


7 


΄ 


180 ᾿ Beytrag zur iateinischen Anthologie. , 


der verschiedensten Art so, und viele Dichter gaben unter dem 


Titel Epigrammata ihre Liedersammlungen heraus, ohne’ein einzi- 


‘ges darin zu haben, welches die Eigenthümlichkeit des Martialis 


trägt. Belegstellen findet man in den Briefen des Plinius und bey 
Petronius. Je grösser der Werth dieses Theiles der Anthologie 
gerade darum ist, weil die schätzbarsten Stücke der ältesten und 
mittlern Zeit hier gesammelt sind, desto mehr lässt sich erwarten, 
dass ein künftiger Editor diese vervollständigen und dahin trach- 
ten werde, die Verfasser der Epigramme aufzufinden, die’ falschen 
Namen auszuscheiden, und die echten den jetzt namenlosen 
vorzusetzen. Dass diess bey vielen jetzt möglich wird, hat der 
gelehrte Wernsdorf in seinen Poetis latinis minoribus Bereits er- 
zielt. Den merkwürdigsten ‚Beytrag aber zur BE der älte- 


sten römischen Epigrammatik hat erst die neuere Zeit seit Bur- 
mann zu Tage gefördert. . Ich meine die Epitaphien der Scipionen 


im Saturmischen Versmass. Ueberhaupt müssen auch die Bruch- 
stücke der Saturnischen Poesie, welche Hermann, Grote- 
fend, Niebuhr zuerst erkannt und erläutert haben, ‘jetzt in 
der Anthologie einen Platz finden. Die Vergleichung dieser Epi- 
taphien mit der nachherigen Entwickelung der römischen Sprache 
und Poesie ist überraschend. Welch grosse Zeitabschnitte der Bil. 
dung treten in den Verfassern der Saturnischen Lieder, inKatull, 


in Ovid, in Martialis hervor! Ich würde demnach die 4 Epita- 
 phien der Scipionen aus den Insch;iften von ‚Orelli aufnehmen 
T.I. p. 149 u. 150, dann ein ötes aus Cicero de Finibus, 2,35, 
116. coll. Cato. mai. ο. 17 auf Atilius Colatinus, ein 6tes aus Li- 


vius 5, 16 nach‘ Grotefend, ein Ttes aus Festus s. v. Elami- | 


‚nius Camillüs, wozu Zell in den Ferienschriften zu vergleichen 


“ist, ein 8tes aus den Arvalischen Liedern bei.Marinius, ein. Otes 


aus Livius.6, 29., das Nieb uhr .ordnete, ein 10tes aus Livius 
40, 52, das Hermann, “οἷα 11tes aus Liv. 4, 26., das Niebuhr 
‚ale ein Beyspiel Saturnischer Lyrik aufstellte, dessen Theorie aber | 


schen Geschichte 8. 560 aus Orosius hervorgezogen, ein 14ἴ68 ist 
in den Inschriften von Orelli TE: I. p. 151 n. 568 als Saturnisch 
benannt. Doch will es mir nicht gelingen, diess als solches zu 
erkennen. Von diesen allen steht in Burmann nur das δία und 


5te, das letztere unkenntlich, und das 1ite. Andere zwar zählt 
“ Hr. Passow (Encyclop. v. Ersch. Philologie 8. v. Anthologta la- 
‚tina p. 266) in den Kreis Saturnischer Versart, II, 2,218. 108. 


111. 219. 232. IV. 38. 43.279. 398., worin ich nicht beystimmen 
sonders da der 2te Vers vollständig die Saturnische Regel hat, 


und er übrigen Versuche, diese. zwey vs in Hoxameter 


“ zu'erkennen durch den Tod des unsterblichen Mannes unmöglich 
“geworden, da er eine eigene Schrift über diesen Gegenstand zu 
schreiben gedachte; ein 1268 ist das Epitaphium des Naevius bey 
Gellius 1, 24, ein 18tes hat Niebuhr im Sten Bande der römi- 


- kann. Eher gehört dahin H, 42, was er ebenfalls anfährt, be+ 


‚ Beytrag zur lateinischen Anthologie, 181 


oder Trochäen (wie Botbe wollte) umzuschmelzen, nicht ge- 
lungen sind, N 

Ein kritisches Verzeichniss aller Autoren der Anthologie ist Ὁ 
für eine künftige Bearbeitung unentbehrlich. Denn erstlich fehlt 
dasselbe ganz bey Burmann und 2tens erleidet dasjenige, welches 
Saxe in der Vorrede des Onomastison 8, XXVII, und Passo w 


; inder erwähnten Abhandlung aufstellt, mehrere nicht unwich- 


tiga Veränderungen, da die meisten Namen chronologisch nachge- 
wiesen werden können. Das eigene, das ich hier mittheile, wird 
ebenialls wieder durch spätere Entdeckungen vermehrt und be- 
richtigt averden können. Ich begleite das Verzeichniss mit beur- 
theailenden Notizen. \ ΄ Br 

Naevius. 

Ennius. Seine Gedichte in der Anthologie bestehen in Epi- 
taphien, epischen Bruchstücken aus den Annalen und einem Frag- 
ment der Hedypathetica oder vielmehr Hedyphagetica, einer freien 
Bearbeitung der griechischen Gastronomie des Archestratus. 

Plautus. Diess Epitaphium würde wohl niemand dem ge- 
wandten und künstlerischen Komiker zuschreiben, wenn nicht. 
Varro dasselbe als das seinige angeführt hätte, wie Gellius berich- 
ist: denn der Stil ist roh, der Vers sehr mittelmässig. 

Pacuvius.. _ i 

Porcius Licinius. Er darf nicht mit Porcius Licinus, dem 
Konsul des J. 570, verwechselt werden, wie neulich Madwig in 
der Abhandlung De Didascaliis L. Attii gezeigt hat. Das erotische 
Epigramm dieses Dichters ist sehr zart. Das 2te Fragment ist 
eine merkwürdige Notiz über dies erste Aufblühen der römischen 
Dichtkunst. 

Valerius Aedituus. Zwey erotische Epigramme, .die das 


Feuer der Sappho atmen. 


Lucilius. Fragmente ethischen Inhalts. 
Valerius Soranus. Diess Epigramm konnte erst kürzlich aus 
den Mythographis, die Ang. Maius im 3ten Bande der schon oben 
genannten Collectio Auctorum edirte, berichtigt werden, 
᾿ς Manilius. 
M. Terentius Varro. Die poetischen Fragmente dieses 


‚Schriftstellers gehören zu den schönsten Erzeugnissen der ältern . 
'Timischen Poesie. Der Stil ist leicht und zart, die lamben, Ana- 
Pisten, Hendekasyllaben, Galliamben und elegischen Stücke weit- ΄ 
᾿Εἰΐοστι mit der griechischen Verskunst in Leichtigkeit und Reinheit 
der Füsse. Die Bilder sind einem wahrhaft poetischen Gemüthe 


entsprungen. Wie weit ist die rolle Prosa des Varro von seiner 
poetischen Sprache entfernt! Mit Cicere bildet er darum einen 
merkwürdigen Gegensatz. Dieser vereinigt als Prosaist alle Vor- 
füge, als Dichter verliert er alle Leichtigkeit und Würze. Varro 
‚kt als Dichter gross, als prosaischer Schriftsteller kaum klassisch 
u nennen. Das schönste Stück jedoch der Varronischen Poesie 


% 


182 Beytrag zur lateinischen Anthologie. 


vergass Burmann aus. den Katalekten des Scaliger herüberzuneh- 
men, welches dort S. 251 edit. Lugd, 1617 steht. Diess nebst 
einigen andern lohnt sich in einer neuen Ausgabe aufzunehmen, 
besonders da Varro von dieser Seite nicht genug gewürdigt wurde. 
Zugleich ergibt sich aus diesen Fragmenten, dass Varro auch Ge. 
dichte ın hexametrischem Masse schuf, was Hr. Wüllner in sei- 
ner Schrift über den P, Terentius Varro Atacinus mit Unrecht be- 
zweifelte, Ueberhaupt würde er eine Monographie am allermmei- | 
sten verdienen. 

Q. Lutatius Catulus, Zwey treflliche erotische Epigramme. 

 Decimus Laberius. . Zum Studium der echt römischen 
Sprache und ihres angebornen Glanzes höchst wichtige Stücke. * 


P. Syrus. Sein Fragment, Anth. III. 132. zeigt am besten 
die grosse Anlage der römischen Sprache zur komischen Poesie. 
Es wäre ein glücklicher Gedanke, wenn jemand die Reste der ko- 
mischen Poesie bearbeiten würde, um die Verschiedenheit des 
Stile, der Wahl der Wörter, der Wortbildungen, der Bilder und 
Wendungen anschaulich zu machen, da diese Erkenntniss heut za 
'Tage vielen mangelt, welche nur an die rhetorische Diction des 
Cicero oder an den 'epischen’ Ernst des Virgilius gewöhnt sind. 

, Dann würden wohl solche Anmerkungen nicht mehr gemacht wer- 
den, wie sie von Tzschucke gerade zu diesem Fragmente gelie- 
.fert wurden. Ä 

Pomponius. | 

Laevius. Ich glaube TE von am Dichter ein Bruch- 
stück seiner. Erotopaegnion, das Appuleius T. 2. p. 461. aufbe- 
wahrt hat, aufnehmen zu dürfen. 

M. ‘Tullius Cicero. Wiese Epigramme sind beyaae älle aus 
.dem Griechischen übersetzt. Eines derselben Ill. 56, das bey 
Quintilian VIII. 6, 73 steht, ist bey Pithoeus und Burmann um ein 
Distiehon vermehrt worden, aus keinem andern Grunde, als weil: 
von ferne ein ähnlicher Gedanke in beiden ausgesprochen wird. 
"Dieser Sünde, des Amalgamirens haben sich die Editoren der An- 
thologie ziemlich häufig schuldig gemacht. Ein anderes Epigramm, 
DI. 128. wurde von Scaliger aus einer Anekdote versifizirt, und 
muss daher ausgestrichen werden, ' 


Quintus Tullius Cicero. Auch er beschäftigte sich, neben 
. dem, dass er einst in 14 Tagen 4 Trauerspiele schrieb, mit astro- 
nomischer Poesie, wie alle römischen Dichter, aus welcher noch 
ein ziemlich verworrenes Stück übrig ist. 

- Tullius Laurea. Ein Freigelassener des M. Cicero, der auch 
‘ griechische Epigramme schrieb. Er dichtete ein hübsches Stück 
auf die ehemalige Villa seines Herrn. 

C. Julius Caesar. Ein einziges gehört ihm unzweifelhaft δή, 


das auf Terenz, und ist darum merkwürdig, weil dasselbe auf ein 
ähnliches des Cicero gemünzt ist. ! 


| 


4, ἃ 


“ Beytrag zur lateinischen Anthologie. 188 


’ 


-C. Licinius Calvus. In den beiden Stücken zieht er auf . 


Pompeius und Caesar los. 
M. Furius Bibaculus. Zwey oder drey hendekasyllabische 
Spottgedichte auf den Grammatiker, die vortrefflich sind. 
Yalerius Cato. Ihm wurden von Scaliger die sogenannten 


 Dirae beygelegt. In den Mss. stehen sie unter Virgilius Namen, 


, 


wie ich unten bemerken werde. 
C. Helvius Cinna. 
P. Terentius Varro Atacinus. Dieser Dichter ward zuerst _ 


ΠΝ Ruhnken, dann darch Wernsdorf, neulich durch 


Wüllner auf umfassende Weise litterarisch gezeichnet. In dem 
Epigramm auf den reichen Freigelassenen Lieinus, Anth. II. 37 
hat Wüllner gezeigt, dass das zweite Distichon von keinem alten 
Autor erwähnt werde, sondern von den Editoren der Katalekten 
des Petronius herrühre. Das Fragment der Chorographia des Varro 
verdient eine ganz neue Bearbeitung. Bey Burmann stehen in 
Anth. V. 48 und 49 zusammen nur 18 Verse, ich glaube, die 
Zahl auf 30 vermehren zu können mit strenger Berücksichtigung 
der Idee des ganzen Werkes. ‚Varro gab in demselben nach dem 
Vorbilde des Eratosthenes (wie G. Bernlardy andeutete) eine 
umfassende Geographie des Himmels und der Erde. Er beschrieb 
alle Himmelskörper, den Lauf der Gestirne, die Harmonie der 
Sphären u. 8. f. Die Geographie der Erde zerfiel in drey Theile, 
Europa, Asia, Libya, und behandelte die physischen Merkwür- 
digkeiten aller Länder, so wie die Einwohner, die Thier- und 
Pflanzenwelt. Diess geht nicht bloss aus den vorliegenden Frag- 
menten, sondern aus der Naturgeschichte des Plinius hervor, 
welcher diess Werk gerade in jenem Theile seiner Arbeit benutzte. 
Wie in des Eratosthenes Werk, welches Merkur betitelt ist, die- 
ser Gott als Reisender auftritt, so scheint auch in diesem Merkur 
eine Rolle zu spielen, und die beschriebene Reise durch Himmel 


. und Erde ihm beygelegt zu werden. Wenigstens leitet diese Ver- 


mutbung zum Verständniss des ersten Fragmentes, das mit Fidis 
anfängt. Dass diess Gedicht, welches um des zuletzt erwähnten 
Umstandes willen auch Iter Varronis genannt wurde, sehr dun- 
kel war und daher von wenigen gelesen wurde, beweist das Ge- 
dicht des Licentius an den heiligen Augustinus, seinen Lehrer, 
das bey Wernsdorf steht T. 3. p. 420 der französ. Ausgabe. Ein 
sonderbares Schicksal litten vier Verse dieses Gedichtes (bey Bur- 
mann stehen sie Anth, v. 49): Scaliger hatte sie der Chorographie 
einverleibt, ohne in den Anmerkungen den Autor zu nennen, aus 
welchem er sie nahm, Burmann suchte ihn, fand ıhn aber nicht; 
ebenso wenig Wernsdorf; ebenso wenig Wüllner, der überdiess 
darin irrte, dass er diese wohlklingenden grossartigen Verse des 
Varro unwürdig erklärte. Er hätte diess nicht gethan, wenn er 
gewusst hätte, wo sie gelesen werden. In der Collectio Pisauren- 
sis Poet. latin. T. IV. p. 308. stehen sie unter dem Namen des Pa- 


1834 Beytrag zur lateinischen Anthologie, 


.cavius; eigentlich aber finden sie sich in Diomedes p. 498 ed. 
Putsch., wo sie in ganz verdorbener Lesart folgender Massen lauten : 
Pocalee sunt versus, qui alte producta locutione sonantibus 
Hilteris universam dictionem illustrant ut est Illum Pacaonia: 
non meo Oceano Hyperion fulgurat euro 
διοίο plaustro. Boreas bacchatur rheno 
hesperio Zephyro Orion volvitur austro. 
Fulva aretonio vaga cynthia proruit ausiro. 
ὡς Das korrupte Plum Pacaonia scheint von Scaliger irgendwie auf 
Varros Chorographia bezogen worden zu seyn: in einer alten 
Ausg. des Diomedes v. J. 1533 steht 8. 128 am Rande: Pro Pacu- 
vii exemplo aliud hic ex Virgilio substituere placuit, quod versus 
illi ex Pacuvio corrupti plane, nedum confusi prorsus erant. Ei- 
gentlich sollte man eher denken, däss mit diesen zwei Worten 
Diomedes den Anfang eines bekannten Verses wie Zlum Paeonia 
oder Jlie Machaonia anführt. Ober darin mit vel oder etwas ähn- 
lichem fortgefahren habe, weissich nicht: aber es ist wahrschein- 
lich. Ich wünsche, dass Lindemann aus bessern Mss. Licht 
über. diess schöne Fragment verbreiten werde. 
Pupius. 
Caesar Octavianus Augustus, Diess Epigramm ist so derb 
- wie die Katullischen und Priapeischen Lieder. - 
€. Cilnius Maecenas. Kunstvolle Stücke der weichsten Art 
römischer Dichtkunst und Metrik. ' 
.  P. Virgilius Maro. Unter diesem Namen kennt man nicht 
blos die Kätalekta , sondern noch viele elegische Gedichte werden 
in Mss. dem Virgilius beygelegt. Virgil und Ovid waren im Mit- 
telalter Kollektivnamen geworden, unter welche man eine Masse 
‚herrenloser Gedichte einregistrirtte. Dem Horaz ist diess nicht 
widerfahren. Die Katalekta hat wohl Virgil grossen Theils selbst 
verfasst, aus welchen hervorgeht, dass er sich in allen Gattungen 
der Poesie übte und auszeichnete. Heyne trieb die Zweifelsucht 
zu weit und meinte, dass neben andern auch die salirischen Spott- 
gedichte in den Katalekten nicht von Virgil herrühren, da-sein_ 
Gemüth immerdar dieser Stimmung fremd geblieben sey, Auch 
Hr. Putsche glaubte auf diesen moralischen Gesichtspunct ein 
vorzügliches Argument stützen zu können, um die Dirae, welche 
alle Mss. dem Virgil zuschreiben, demselben abzusprechen. Auf 
Gründe dieser Art kann ich keinen Werth setzen. Ἢ Jeder Mensch, 
auch Virgil konnte gereizt werden, und im bittern Unınuthe spot- 
tende lamben dichten. Eines der schönsten Stücke ist die Paro- 
die des Katullischen Phaselus, (N. 4.) ‚angewandt auf Ventidius 
Bassus, der erst Maulthiertreiber und nachher Konsul war. Mit 
überraschender Kunst schmiegt sich die Parodie an die Worte des 
Originals und weiss durch leichte Veränderung weniger Buchsta- 
ben oder eines Wortes den komischen Effekt zu erregen. Diess 
Gedicht ist um so merkwürdiger, da nur ein paar solche gut ge- 


Beytrag zur lateinischen Anthologie. . 185 
zathene Parodien in der römischen Litteratur übrig sind. In 
Horaz steckt einiges dieser Art, und in einem der Priapeischen 
Lieder wird nach Blumauerscher Art der Endzweck der llias und 
Odyssee erörtert. — Die Epigramme, welche Donatus in der Bio- 
graphie des Virgil anführt‘, sind unecht und scholastische Pro- 
ducte, und konnten nicht leicht andere täuschen als den Donatus 
selbst. — Die Copa ist ein unühertreffliches Naturgemälde, mit 
kampanischer Laune und Heiterkeit geschaffen. Das Ebenmass 
des Ganzen macht, dass es Virgil würdig ist. Die Dirae übergehe 
ich, da ich über diess räthselvolle Gedicht noch kein entscheiden- 
des Urtheil auszusprechen wage. Scaliger hat es bekanntlich 
dem Valerius Cato wegen der Nachrichten, welche Suetonius er- 
zählt, beygelegt. Die Elegie auf den Tod des Maecenas gelangte 
durch Scaliger zu der unverdienten Elrre, ein Gedicht des Pedo 
Albinovanus, eines guten Elegikers, genannt zu werden. Auch 
Scaliger, obgleich er ein universeller Kopf war, konnte sich der 
Unart aller Italienischen Gelehrten und Antiquare jeder Zeit, na- 
menlose, ganz werthlose Gedichte oder Kunstgegenstände mit be- 
rühmten und glänzenden Namen zu belegen, nicht erwehren. Da- 
gegen verdrängen die Scaliger unserer Zeit nicht selten echte 
Stücke aus wohlerworbenem Besitzthum. In der genannten Ele- 
δῖα ist .die Sprache hart, die Gedanken prosaisch,,- das Gange ist 
ein deklamatorischer Versuch über diesen Gegenstand, und gleicht 
am meisten den Elegien des Pentadius. Die 2te Elegie, welche - 
die letzten Worte des sterbenden Maecenas enthält, und ebenfalls 
in den Mss. dem Virgil beygeschrieben wird, ist eine ebenso geist- 
lose Deklamation, 

C. Cassius Parmensis. Der Orpheus, der,ihm von den äl- 
tern Gelehrten und neulich noch von Fea beygelegt wurde, rührt‘ 
von Antonius Thylesius,' der um das Jahr 1525 lebte, ber , wie 
Kordes und Bardili gezeigt habern. 

Gaetulieus, Um diesen Epigrammen - Dichter ins Andenken 
zurück zu rufen, kann man ein Fragment, das bey Probus zu 
Virg. Georg. I. 227 steht, aufführen. 

Horatius, Die zwey unechten Oden, die in neuerer Zeit 
eingeschwärzt wurden verdienen der Seltenheit wegen die Auf- 
nalıme, worüber sich niermand verwundern wird, der weiss, dass 
die Anthologie eine grosse Anzahl ähnlicher Apokrypha besitzt, 

Caesar Germanicus. Ein einziges Epigramm (und auch 
diess nicht unbestritten) ist übrig. Das Fragment der Prognostica 
kann weggelassen werden, da dasselbe in der neusten vollständi- 
gen Ausgabe der astrononnischen Poesien dieses Dichters von Orelli 
den gebührenden Platz einnimmt. 

C. Abronius Silo. 

Ovidius. Obgleich sehr vieles in den Mass. ihm beygelegt _ 
wird, so ist doch wohl nur ein einziges priapeisches Lied durch 
anumstössliche Autorität sein Eigenthum. Auch sein Epitaphiurn 


156 ' _ Beytrag zur lateinischen Anthologie. 


ist untergeschoben, wie Schpenwisner in Antiquitatum et 
Hist. Sabariensis libris p. 86 beweist. 

Cornelius Gallus. Von dieseni Dichter existirt nichts in der‘ 
Anthologie. Aber es wird ein Gedichtchen auf den Tod des Virgil 
ihm in einigen alten θα, beygelegt, welches wohl Maximianus, 
dem scholastischen Dichter und Professor der Pariser. Akademie, 
von dem ich bey Anlass der 12 scholastischen Dichter sprechen 
werde, zugehören mag, da Cornelius Gallus fortwährend mit die- 
sem Namen vertauscht wurde. Ferner wurden von Manutius eine 
Elegie und 8 Epigramme unter dem Namen des Asinius Cornelius 
Gallus edirt, welche’Wernsdorf noch als antik aufgenommen hat, 
aber ältere Kritiker haben bereits die Elegie für Erdichtung des 
Manutius erklärt. Dazu kommen noch 6 Elegien, welche dem 
Corn. Gallus untergeschoben wurden aber den Maximianus Etru- 
scus, der zu Theodorichs Zeit lebte, zum Verfasser haben, wie 
die Mss. lehren. Bieser ist nicht zu verwechseln mit dem erstge- 
‘nannten Maximianus. Man vergleiche, was ich unten bey den 12 
scholastischen Poeten anmerke. Diese 6 Elegien sowie diejenige 
des Manutius hat Burmann indess nicht aufgenommen. 

Tibullus. Ein-priapeisches Lied wird ihm nicht ganz sicher 
beygelest. | 

Cn. Matius. Ich habe ihn mit Passow in die Augusteis 
sche Zeit gesetzt: andere halten ihn für älter als denM. Varro, 
Ich kann die Sache für jetzt nicht entscheiden. Die Fragmente 
der Mimiamben sind würdige Seitenstücke zu Laberius und P. 
Syrus, um die komische Poesie zu schätzen; auch er zeichnet 
sich durch origmale Wortbildungen aus. Wir kennen von dieser 
᾿ Seite die römische Sprache sehr wenig und doch gab es eine grosse 
Nienge sinnreicher ‘neuer Wortformen. Aber die rhetorischen 
Schriftsteller bildeten ihre Sprache nicht in dieser Beziehung, son- 
dern lediglich in der Komposition oder Periodologie aus. 

Pedo Albinovanus. Ein episches Fragment, 
| Domitius Marsus. Er hat eine liebliche Gral auf 
Tibullus und ein satyrisches Epigramm. 

Cornelius Severus. Die edle Gesinnung, die sich in der 
Stelle über den Tod des Cicero ausspricht, verleiht demselben 
mehr Gewicht als der poetische Gehalt. | 

Aemilius Macer. Auch von diesem Dichter kann ein Frag- 
ment aus Isidorus Origg. 12, 7, 19 aufgenommen werden. 

Alphius Avitus. Die Fragmente sind aus den Nachträgen 
von Burmann T. 2. p. 750 zu vervollständigen. Die Verse sind 
vorzüglich schön. 

Lucilius minor. Das einzeilige Epigramm kann durch ein 
2tes aus Senecas Stem Briefe vermehrt werden. 

L. Annaeus Seneca, Diese Epigramme haben zwar den ethi- 
schen Ton des Philosophen, aber die Sprache hat nicht das Glän- 
“ zende und Reizende seiner übrigen Werke. Etwas ähnliches ha- 


Beytrag zur lateinischen Anthologie. 19 


ben wir oben über Cicero bemerkt. Zudem tragen einige spätere 
Producte um der moralischen Färbuug willen seinen Namen. 

Volcatius Sedigitus, Ein merkwürdiges Fragment eines an- 
' tiken Kunstrichters. 
| Nero. 

Petronius, Unter diesem Namen haben wir eine grosse 
Samınlung von Epigrammen, welche durch Charakter und Sprache 
so weit von einander abstehen, dass es das gerathenste ist, ver- 
schiedene Petronius z. B.den Satyriker und den Petronius Antige- 
nis_und andere zu unterscheiden ; oder wir müssen diesen Namen 
auch für eine Kollektivperson halten, welcher in später Zeit man- 
cherley zugeschrieben wurde. Uebrigens hat Burmann nicht wohl 
geihan, die im Satyricon eingereihten Gedichte aus dem Zusam- 

menhang herauszureissen und in die Anthologie zu versetzen, da 
die meistenohne,den Zusammenhang unverständlich sind. Ebenso 
wenig nahn er doch die Gedichte des Seneca, welche in der Sa- 
ἄτα auf da Kaiser Klaudius stehen, auf, da auch sie ausserhalb ° 
ihrer Vewindung keinen Genuss gewähren. Das Epitaphium, 
welches Anth. IV. 344 steht, und einen gewissen Petronius Anti- 
genis berifft, würde ich auch hieher versetzen, damit der Kreis 
gleichmmiger Personen vollständig geschlossen "werde, In eini- 
gen Eggrammen mag der Name mit Pentadius verschrieben seyn. 
Dass adlich auch das Zeitalter des Petronius ziemlich ungewiss 
gemaht wurde, ist bekannt. 

"urnus. Ohne äussere Autorität legt diesem satyrischen 
Dichtr Wernsdorf das Fragment einer Satyre auf Nero bey: das 
Stück 'ıat geringen poetischen Werth und ist so nüchtern wie das 
von Ccnelius Severus. 

4 Septimius Serenus. Zwey ERRER der Opuscula 
ruralia 

Trentianus Maurus. Ein Stück aus seinem Gedichte De 
metrisst ich weiss nicht wie in die Anthologie hineingerathen, 
Anth. I. 237: Diess muss ausgestrichen werden. 

Ffus Verginius. Eine Grabschrift mit antikem Selbstgefühl, 

 Enius Cuecilius Secundus. Ziemlich prosaische Verse. 

Sıtius Augurinus. Ein erotisches Lied. 

&picia, Diess Brachstück ist unverständlich. 

;artialis. Einige Epigramme, die in den Haupthandschrif- 
ten dselben fehlen und daher angefochten wurden , stehen hier. 
Ein mes theilt Lessing im 1. Bd. der Werke p. 221 mit. 

d. Valerius Probus. Der Prolog zu seiner Grammatik steht 
in a Nachträgen T.I. p. 739. Doch ist damit nicht, wie man . 

glate, der Grammatiker,- der zu Neros Zeit lebte, gemeint, 
solern einer des Mittelalters, 

Hadrianus. Die tändelnden luftigen Epigramme haben eine 
aallende Aehnlichkeit mit denen des Maecenas, dem auch seine 
ἐ und. Gelehrsamkeit am meisten gleichen mochte. Ein neues 


- 


188 Beytrag zur lateinischen Anthologie. 


‚ kann aus Appuleius Apolog. p. 410 kufgenommen werden. Ein 
anderes ist zweifelhaft, da mehrere in verschiedenen Mss. entwe.- 
der dem Jul. Caesar oder Caesar Augustus oder Caesar Germanicus 

“ oder Caesar Hadrianus beygegeben sind. Eines, wo das Ms. die 
Aufschrift Caesaris hat, und sonst nichts, könnte Hadrian zuge- 
hören, Anth. Il, 230. | ὮΝ 

Florus. Vielleicht kann man den Geschichtschreiber dar- 
unter verstehen. Ein spasshaftes Gedichtchen geht auf den Kai- 
ser Hadrian, der ihm ebenfalls in ähnlichem Tone antwortete, 
Die übrigen Gedichte sind sententiös. Salmasıius schreibt sie 

‚alle dem gleichen Dichter und Historiker zu. 
C. Sulpicius Apollinaris, Grammalische werthlose Ge- 

‚ dichte über Virgil. | 

᾿ς dppuleius. Treffliche Stücke, die grossen poetischen Werth 
haben. Diess war ein ausgezeichneter Kopf als Dichter, Philosoph 
und als Redner, und er hinterliess auch mehrere Eeden. Ich 
‚ bemerke diess beyläufig, da ich ihn in meiner Fragmaıtensamm- 
lung der römischen Redner übergangen habe. Zwey Sücke des- 

. selben, die in der Anthologie stehen, sind unecht. III, 9. u. 231. 
Das letztere ist von Muretus gemacht, wie Scaliger sellst gegen 
Scriverius im Jahr 1604 sich äusserte. Ein drittes Anh. I. 5. 
ist ebenfalls auszustreichen, da es eine moderne Ueberetzung 
griechischer Verse ist, welche bey Appuleius stehen. Tagegen 
steht noch ein hübsches Gedichtchen, ein poetisches Rezpt zu 
einem Zahnpulver in der Apologia desselben 5. 391, das icı auf- 
zunehmen rathe. ἢ ' 

Modestinus. Ob Herennius Modestinus der berühmte äechts- 
gelehrte, oder, wie ich eher glaube, der Scholastiker Mdestus 
zu verstehen sey, ist ungewiss. \ = 

Gallienus. Ein zärtliches epithalamium ! 

Albus Ovidius Juventinus. Diesen Verfasser gibt @lAast 
und Wernsdorf der bekannten Elegie De Philomela ‚welche 
ein kleines merkwürdiges Lexicon über die Thierlaute :nthält, 
Das Gedicht ist an den Kaiser Geta gerichtet, von demekannt 
ist, dass er den Grammatikern gern Fragen über die Naen der . 
Thierlaute vorlegte. Diese Entdeckung des Zeitalters dı Elegie 
hat Bernhardy in der Röm. Litt. Gesch. p. 135 gemacl, . 

 Solinus. Ein Fragment aus dem naturhistorischen (dichte 
über die Fische und Meerproducte des schwarzen Meeres, eiches 
Scriver und Wernsdorf dem Varro Atacinus zulegh, als 
gingen diese Verse über den Verstand des Solinus hinaus, ’üll- 
ner dagegen findet dieselben eben reeht für ilın. | 

Hosidius Geta. Muthnfasslicher Verfasser des Trauenjels 
Medea, Anth. I. 178, das ganz aus Virgilischen Versen kompirt 
ist. Dass Hosidius Geta der Verfasser sey, ergibt sich zieich ὦ 
sicher aus Tertullian lib. De Praescriptionibus adversus Hagi.- 
cos: Vides hodie ex Virgilio fabulam in totam aliam compi, 


N 


." 


Beytrag zur lateinı».hen Anthologie. 189 


maleria secundum versus, versibus secundun, meterjam concin- 
ταῦθ, Denigue Hosidius Geta Medeam tragoedianı ὡς Virgilio 
plenissime exsuxit. Meus quidam propinguus ex eodem pucta 
inter cetera stili sui otia Pinacem Cebetis explicuit, Homerogen- 
tones eliam vocari solent, qui de carminibus Homeri ‚propria 

‚ opera more centonario ex multis hinc inde compositis in unum 
sarciunt corpus. Es ist sonderbar, dass mehrere Gelehrte, durch 
diese Stelle nicht belehrt, den Hosidius Geta sammt diesem trauri- 
gen Trauerspiel unter "Claudian selzten, aus keinem andern 
Grunde, als weil sich zu jener "Zeit gerade ein Konsul dieses Na— 
mens findet. Selbst Bähr in ἃ. neust. Ausg. d. Röm. Litt. p. 89 
hat diess andern nachgeschrieben , obgleich Burmann, auf den er 
doch verweist, bereits das bessere hat, Aeltere Litteratoren nann- 
ten diesen cento Virgilianus die Medea des Ovid. Wer so urthei- 
len kann, der muss auch behaupten können, Homer sey blind 
gewesen. 

Publilius Optatianus Porphyrius. Diess ist ein bekannter 
Verskünstler, der Verse in allen Längen drechselte und 39, dass | 
sie die Figur einer Orgel, einer Syrinz, eines Altares bilden, auch 
so, dass vorwärts und rückwärts gelesen immer ein regelrechtes 
elegisches Distiochon herauskommt, oder so, dass vorwärts und 
rückwärts die gleichen Worte ganz verschiedene Metren ergeben. 
Auch in der griechischen Anthologie gibt es, ja noch weit meh- 
rere solcher Verskünstler. 

Pentadius. Er hat viele artige Epigramme, welche meist 
die metrische Eigenheit haben, dass die erste Hälfte des Hexame- 
ters in der letzten Hälfte des Pentameter wiederholt wird, 

Citerius Sidonius Syracusanus. Er hat ebenfalls ein metri- 
sches Kunststück, welches darin besteht, dass die gleichen drey 

᾿ nomina propria in jedem einzelnen Verse bey immerwährender 
Abwechslung ‚des Gedankens wiederholt werden. Doch erklärt 
Lancillotti in Inscriptt. Siciliae p. 305. dasselbe für modern. Ein 
gleiches wird Hadrian beygelegt. 

Lätinus Alcimus Arvitus Alethius. Wir verdanken diesen . 
vielaamigen Dichter Wernsdorf, welcher zeigt, ‘dass die Epi- 

. gramme, welche dem Alcimus und Avitus und Alcinous sonst als _ 

 abgesonderten Personen beygemessen. werden, Einer angehöre, 

᾿ς nehmlich dem Professor Latinus Alcimus Alethius, welchen Auso- 

“ sius in seinen Gedichten auf die Professoren von Bordeaux be- 
singt. Auch verrathen dieseschönen Epigramme einen Gelehrten, ὁ 
da sie meist auf Homer und Virgil anspielen. 

Ablavius. Er war Consul d. J. 331 nach Chr. und wurde 
von Constanfius, dem Sohne von Constantin dem Grossen getöd- 
tet. Sein satirisches Epigramm auf‘ Constantin den Grossen ist 
eins der besten Stücke in der ganzen Anthologie, 

Aemilius Magnus Arborius. Eine Elegie ohne poetischen 


΄ 


.- 


10 ‚Beytrag zur J»»inischen Anthologie. 


Ausonius. }sehrere zweifelhafte Stücke steheri unter seinem 

Namen da | 
‚ Jmnodius.. Das einzige Epigramm fällt besser weg, da von 

Ennodius eine besondre Sammlung von Gedichten existirt. 

Palladius. Freund des Symmachus und vorzüglicher Dich- 
ter. Man darf ihn wohl von dem spätern dieses Namens, den ich 
unten anführe, unterscheiden. 

Symmachus. Unter dieser Aufschrift sind 8 Epigramme in 
der Anthologie, auch Saxe und Pass’ow legen sie schlechtweg 
einem Symmachus bey. Die nähere Prüfung lehrt aber, dass diese 


‘ Stücke unter drey verschiedene Symmachus vertheilt werden müs- 


sen. Fünf derselben Anth. IH. 145 — 149. dichtete der Vater des 


᾿ bekannten Redners, L. Aurelius Avianus Symmachus. Zwey ge- 


hören dem Sohne, den ich eben nannte, Q. Aurelius Symmachus. 


"Anth. U. 143. 144. Diese können mit einem dritten vermehrt 


werden aus seinen Briefen lib. I.ep. 8. Das achte, auf den Tod 
des Boethius, der im J. 524 starb, muss folglich einem viel spä- 


‚tern Symmachus beygelegt werden, etwa dem Q. Aurelius Anicius 


Symmachus, welcher im J. 522 das Konsulat bekleidete und ein 
Anverwandter des Boethius war, 


Sedulius. Diess Gedicht ist eine Dedikation an den jüngern 
Theodosius. Dieser hatte eine neue Karte des römischen Reiches 


verferligen lassen, an welcher Arbeit auch Sedulius Antheil hatte 


und daher die Zuschrift an dem Kaiser selbst abfasste.e Meermann 
hatte einen wichtigen Kommentar über diese Reichskarte mitge- 
heilt, welche andere mit der tabula Peutingeriana verwechsel- 
ten, Anth. V. 115. 


Augustinus. Ein neues Epigramm dieses Heiligen edirte. 


Hr. Dübner. 
Rufus Festus Avienus. Seine Gedichte sind denen des Pli- 


᾿ aius nicht unähnlich. 


Laetus Avianus, Ban Gedicht steht in den Nachträgen 
T.I. p. 738. 

Turcius Bufüs Gorösianiie Asterius. Ein Epigramm auf 
einen codex des Virgilius, den er verbesserte. 

Mavortius. Er war Konsul im J. 527. Wir haben den Ho- 
raz aus seiner Recension. Das Stück ist ein cento Virgilianus. . 

Patricius. Die Behandlung dieses Hochzeitgedichtes und die 
Reminiscenzen aps Virgil machen es wahrscheinlich „ dass der 
Verfasser ein Rhetor war. Ich denke, es sey derjenige, dem 
Boethius seine Commentarien über die Topik des Cicero zueignet 
und ihn mit Patrici ; rhetorum peritissime, anredet, . 

Priscianus. Ihm gehört ein asironomisches Gedicht, Anth. 
V, 47. und das bekannte über den Werth der Worte Ja und Nein 
(Est et Non), das ganz im Geschmacke eines Grammatikers ge- 
dichtet ist, A. V. 139. 

Donatus, Da man 2 Grantmatiker dieses Namens, einen ältern 


“-.-ν 


' Beytrag ες. lateinischen Anthologie. | | 191 


und einen jüngern kennt, so ist ungewiss, welchem der beiden 
man das impromptu auf eine gebackne Henne mit einer Eierfülle 
(de ovata gallina) zuschreiben soll. 

Phocas. Ein Lobgedicht auf seine Grammatik , ‚nebst 
mehrerem. 

Forentinus, 

Flavius Felix. 

Luxorius. Diese 3 Dichter waren alle Zeitgenossen und leb- 
ien gegen das Ende des öten Jahrh. Alle erwähnen und besingen 
den König Thrasamundus. Dieser König der Vondalen gelangte 
im J. 496 zur Regierung und beherrschte über 27 Jahre das Reich. 
Er war der grösste und vollkommenste unter den vandalischen 
Königen und übertraf alle an Schönheit, Klugheit und Seelengrösse, 
wie Gibbon geurtheilt hat. : Er scheint auch die Dichter geehrt zu 
haben, da uns von drey seiner Zeitgenossen sein Lob aufbewahrt 
wurde. Von Luxorius ist eine grosse Sammlung von Epigrammen 


vorhanden, 96 an der Zahl; der Werih ist gering. 


Eugenius. Bischof von Toledo vom J. 646 bis 657. (s. Fa- 
bricius Bibl. inf. et.med. aet. T. II. p. 121.) Es stehen in der 
Anthologie zwei Gedichte II, 264; V, 164, welche in der Ausgabe 
des Sirmondus ihm beigelegt werden. τὰ . 

Eucheria. Sie schrieb Satyren: wenigstens ist das erhaltene 
Stück eine solche. Nach Wernsdorf lebte sie gegen das Ende 
des 6ten Jahrhunderts. ’ 

Sisebutus. Dieser König von Spanien bestieg im J. 650 den 
Thron. Sein Gedicht beschreibt die Ursachen der Sonnen - und 
Mondfinsterniss, 

Beda Venerabilis. Er lebte vom J, 672 bis 735 und liefert 


᾿ eine versifizirte Beschreibung der Jahreslänge und einen Dialog 
zwischen Frühling und Winter. Der letztere ist auch in einem 
_ Zürcher Ms. erhalten, in dem gleichen, aus welchem Prof. Orelli 


zum ersten Mal das Gedicht des Helpericus auf Karl den Grossen 
im J. 1832 herausgab. Das Gedicht, welches die Komposition 
euer Sormenuhr beschreibt, und bey Burmann unter ‚Bedas Na- 
men stebt, Anth. V. 116., hat den Wandalbertus zum Verfasser, 
Noch trägt das Gedicht V, 85, seinen Namen. Aber Beda sagt 


selbst, dass er es aus einem älteren Dichter anführe. 


‚Julius Speratus. Er istnach Goldast und Wernsdorf 
Verfasser einer Elegie auf die Nachtigal, Auth. V, 149. Dass er 
ungefähr im 8ten Jahrh. gelebt habe, lässt sich nur dadurch wahr- 
scheinlich machen, dass ein Mönch des 9ten Jahrh. Paulus Al- 
varus Cordubensis sie ausschrieb und nachahnite. 

Wandalbertus Prumiensis Diaconus. ' Er lebte um das 
Jahr 860. Sein Gedicht liefert eine sehr verständige Beschrei- 
‚ wie man eine Sonnenuhr einzurichten habe in den Gegen» 


den, die ostwärts an der Donau, nordwärts nach Lion hin liegen. 


| Die Donau und Lion sind 


die Grenzpunkte, da beide ungefähr 


Ä 


Va; 


192 Beytrag zur lateinischen Anthologie. 


Annter Einer Breite liegen. ‘Früher ward diess Gedicht dem Beda 
beygelegt. Aber die vorliegende Sonnenuhr entspricht gar nicht 
derjenigen, welche. dieser gelehrte Mann im 1sten Bande seiner 
Werke p. 465 mittheilt. Mabillon und Fabricius in der Bibliotb. 
med. et inf. aet. haben dagegen den Wandaibert als Autor ge- 
nannt. 

Gerbertus. Dieser ist unter dem Namen Sylvester II. vom 
J. 990 — 1008 römischer Papst. Er schrieb ein kleines Gedicht, 
als Kaiser Otto II die Schriften des Boethius in der Bibliothek 
aufstellte. Diesen gelehrtesten Mann seiner Zeit hat ausser Fabri—- 
cius Heeren ind. Gesch. d. Philologie Β, LS. 164 ausführlich 

geschildert. 

Theodulfus. "Ein Zeitgenosse Karls des Grossen. Am besten 
wird diess Gedicht ausgestrichen, da dasselbe in der Sammlung 
der Poesien dieses Mannes existirt, ᾿ 

Hugo Metellus, welcher im Jahr 1117 starb. Er ist nach 
Meermann Verfssser mehrerer poetischer Räthbsel: denn sie 
stehen. nebst andern Epigrammen hinter den Episteln dieses 
Schriftstellers und sind denen, welche in den Briefen selbst ver- 
kommen, picht unähnlich. Anth. V, 118. 119. 122. 123. 129. 
Das erste Räthsel ist gereimt. Vgl. Fabricius Bibl, med. et inf. act. 
T. 8. p. 296. 

Hildebertus Cenomanensis. Er starb im J. 1139. Sein Ge- 
“ dicht über die Ruinen der Stadt Rom setzte er aus meist entlehn.- 
“ ten Versen älterer Dichter zusammen. Lessing hat viel über diess 
Gedicht in seinen Werken gesprochen. 


‚Vomanus " | Eusthenius 
Euforbus : Pompeianus \ 
Julianus Maximianus 
Hilasius 2 Vitalis 
΄“ Palladius Basilius 
Asclpiadius 6 dsmenus. 


Diese 12 Dichter sind unter dem Namen noetae scholastici be— 
kannt. . Man hat sich darunter eine Art von Dichterakademie zu 
denken, da alle über den gleichen Gegenstand im Wettstreite san— 
gen. Man schrieb das Metrum und den Gegenstand vor, dann 
arbeiteten alle darüber. 80 entstanden mehr als 20 solche i in ver- 
schiedenen: Versmassen abgefasste Gedichte, zu welchen jeder 
dieser Dichter seinen Beytrag gab. Da das Zeitalter des Maximia- 
‘ nus bekannt ist, so lässt sich auch das Alter der übrigen bestim— 
men. Fabricius in Biblioth. Med. et Inf. Aet. 8. n. Maximianus | 
sagt: Maximianus grammaticus, versificator, qui in Academia 
Parisiensi praelegi pueris solebat, vixit ante ἃ. 1900. Haec Can- 
gius, illum, ut non dubito., Maximianum intelligens, cuius ver- 
sus in Virgilium et Ciceronem leguntur inter XII poetarum Scho- | 
᾿ lasticorum carmina in antiquis poematibus Petri Pitlıvei,. Wenn 
Fabricius aber weiter sagt, dass unser Maximianus der Verfasser ı 
\ ΠΣ 


! - 
- 
. - 


Beytrag zur lateinischen Anthologie. 193 


jmer 6 Elegien sey, welche man früher immer dem Cornelius 
Gallus unterschob, so kann ich hierin nicht beistimmen. Denn 
 ausdem Inhalt jener Elegien geht hervor, dass ihr Verfasser zu 
' deaZeiten Theodorichs und Anastasius I, um das Jahr 500 lebte, 
_ und dass er von Theodorich als Gesandter nach Konstantinopel 
‚ gesandt wurde. : Alle Mss. nennen den Verfasser dieser Elegien 
' Maximiarmus. Und so ist klar, dass diess derjenige Maximianus 
‚ it, von welchem Cassiodorus Var. Lectt. lib. I. ep. 1. redet, der 
ebenfalls unter Theodorich lebte, Dass Maximianus in den Elegien 
den Boethips erwähnt, bestätigt vollends diese Annahme, Wir 
müssen also zwey Maximianus unterscheiden. Des letztern Ele. 
gien wurden früher gewöhnlich dem Cornelius Gallus unterge- 
schoben, und zwar zuerst von Pomponius Tauricus, der sie zu 
Venediga. 1501 edirte, später versuchte Goldast eine Vermittlung 
der Namen ausfindig zu machen, und benannte den Verfasser 
Cormelius Maximianus Gallus Eiruscus. Da aber die Mss. bloss 
Maximianus geben, so ist es besser, bey diesem Namen zu blei- . 
ben. Wernsdorf hat die Verbältnisse dieses Maximianus, der 
unter Theodorich lebte, genügend erörtert. T.7. p. 143, In den 
gliehen Kreis gehört noch eine Elegie mit 8 Epigrammen, III. 
172. 238.240 not., welche ebenfalls von Manutius im J. 1590 dem 
Corneliis Gallus untergesehoben, dann von Wernsderf im 22. Bd. 
8,179 #. unter dein Namen des Asinins Cornelius Gallus edirt 
wurden, und höchst wahrscheinlich moderne absichtliche Täu- 
schungen des Manutius sind. . Wenigstens ist diess von der Elegid 
ziemlich gewiss, wie bereits Scaliger entschied (vgl. Wernsd. 
3.183.), obgleich Wernsdorf sieaufs Neue als antikes, wenn gleich 
als späteres Product darzustellen suchte, worüber er mit Recht: . 
von Bernhardy Röm. Litt, S. 243. not. 464 getadelt wird. 
‚ Ausser den gemeinschaftlichen. Gedichten dieser Posten exi- 
sliren von den einzelnen noch mehrere. ; Ä 
Diess chronologische Verzeichniss der Autoren umfasst 109 
Namen, welche alle Abstufungen der römischen Poesie beinahe 
bis zu den Grenzen des Mittelalters daxstellen. Auch die Dichter 
der spätern Jahrhunderte , wo der Römer Name schon längst 
üntergegangen war und von fremden Volksgenossen Kunst und 
Wissenschaft spärlich gepflegt wurde, sind hier aufgenommen. 
Dieses Verzeichniss kann auch dazu dienen, den Höhepunkt der 
Poesie in jedem Jahrhundert zu bestimmen, und gibt eine sichere 
Grundlage, um die grossen Massen der herrenlosen Gedichte chro- 
| Nologisch aufzufassen und sie in die einzelnen Jahrhunderte zu 
 Vertheilen. Denn sollte es wohl eine zu hohe Forderung an den 
Kritiker seyn, dass er alle eigenthümlichen Werke des Alterthums 
| 1n die Zeit, wo sie.hingehören, mit sicherem Gefühle einreihe, 
ı und dass er sein inneres Gefühl auch auf sichere Grundsätze des 
_ Verstandes und der Erfahrung stützen könne? Denn wenn er nach 
der Zeitfolge die Litteratur eines Volkes durchstadirt, und die 
Archiv 7. Philol.g. Pädsg. Bd. U. Hfi.?. 13 


ΜΕΝΕΊΘΙΝΗ -----------’»--ς---Φ-Ὑ-ὺ-ὺ--.---- -- --΄- ,..---- τ gg m mr -τ ῆ -.-.-.. - »...ὕ.«ὕαο-κἧΟἰ΄΄... rar — m --Ἕ-οἈ.Ψ-- 


‚194 Beytrag zur lateinischen Anthologie. 


Wendepuncte der Jahrhuuderte beobachtet, ini welchenisich die 
politische Verfassung, die Lebensverhältnisse, die Denkart, die 
Kunst und Wissenschaft jedesmal umgestaltet haben, wenn er fer- 
‘ner wahrgenommen hat, dass selbst die.universellsten Geister Joch 
den Stempel ihres Jahrhunderts getragen haben, so wird es i 
wohl gelingen, auch das Zeitalter solcher Werke, deren Ents 
hung sonst unbekannt ist, zu entdecken. Nicht anders handelt 
der. Naturforscher:.auch er sucht an der Eigenthünlichkeit.z. B.. 
- einer -Pflanze den Boden zu erkennen, in dem sie.erzeugt wurde. 
Erhält nicht erst dadurch das Studium der Litteratur inners 
Werth, wenn der menschliche Geist den ganzen Stofl zu durch- 
dringen und zu ordnen vermag? Es ist zwar wahr, dass dem 
Alterthumsforscher unübersteigliche Hindernisse entgegentröten, 
end. dass es ilım niemals gelingt, die ganze Masse aufzuräumen, 
da an vielen Werken der Litteratar durch die Unbill der Zeiteh; 
das.Gepräge .des Jahrhunderts, in welchem er geschaffen wurde, 
'getilgt ist. Nicht anders als wie der reine. Typus des Menschen 
‚ durch Unkültur entstellt wird. Ein zweites Hinderniss, welches 
am meisten in.der ‚Anthologie. einwirkt, liegt ἐπ΄ der: innern-Be- 
schaffenheit vieler Stücke. Nur die gehaltvollen dichterischer 
Erzeugnisse können .ihre Zeit-nicht verläugnen , 'weil.sie ein. eigen. 
ihümliches Gepräge des Geistes tragen... Dem der Geist allain τ 
zeugt dasselbe, und aus ihm lässt sich der Ursprung εὐ κ μι, 
welchen der Kritiker erforschen will. Viele Stücke aber in de? 
Anthologie sind nur Schlacken, Werke geisiloser Menschen, οἶμο, 
Stempel und Gepräge. So können einige hundert zusaminaage-' 
worfen werden, obgleich die einen vielleicht Jahrhunderte älter| 
sind als die andern. Es lässt sich an ihnen gleich wie an schlech-| 
ten veralteten Münzen kein Gepräge erkennen. Sie erwecke| 
, wehmüthige Empfindung, dass das Schlechte erhalten, das Gute 
“ ausgelöscht wurde. 

Noch bleiben einige Verfasser übrig, deren Zeit noch nicht 
ausgemittelt werden konnte, obgleich alle diese in das Zeitalter 
der 12 scholastischen Poeten zu gehören scheinen. Früher war 
die Zahl der unbekannten sehr gross, und wer das Verzeichnis | 
von Pass®w nachschlägt,. wird Sehen, dass er 67 als hekannte 
Dichter, 49. als unbekannte Namen Re . Für ie steben 
noch 18 da. : 

‘ Jlarus, 
Claudius. . 
Caesar. Vielleicht ist Caesar Hadrianns gemeint. 
Ä Ponnanus. Vielleicht aus ae ne oder en ver- 
ΝΣ schrieben. 
Coronasus. 
Modestus. Oben war Modestinus genannt. 
x 0 Lindinus. a 


I 


} 
I 


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| : 


SE, ΤΩΣ 4 = 


Ἤν τος τ΄ χὰ ji. Θ᾽ ME ω" ἘΣ Zn en DE Ei δ Te τὰ ἊΣ 
ἕ ΔΝ „ 
r ᾿- 
'ἷ" 


Beytrag zur lateinischen Anthologie. ἡ 195 

» " Petrus Referendariys. ae r 

‚ Begianus oder Regilianus. | 

Suipicius Euperons Servastus, 

» Tuccsunus, = 
Ber f alerianus, 
+ Finoentius. 
” Zaurentius, ᾿ 

- Reoposianus. 

᾿Ο Aureolus Romulus, 


ı 


+ Caelius Firmianus Symposius. 


Es ist, bekannt, dass viele moderne Gedichte in der Anthologie 
stehen. Die Untersuchung über diese werde ich ein andermal 


Ber dritte Bestandtheil der lateinischen Anthologie ist aus den 
Inschriften "gebildet. Poesie und Kunst begleitete im Alterthum 
des Menschen von der Wiege bis zum Grabe. Noch auf dem 
Geabe.sang der Dichter das Lob des Gestorbenen und der Künstler 
wewigte πὶ Marmor die flischtigen Worte. Burmann arbeitete 

Bit sichtbarer Liebe diesen Theil des Ganzen aus. Und fürwahr 
obkleieh in den ersten beiden Abtheilungen die lieblichsten Ge- 
diehte stehen, so sind .sie doch von viel Mittelmässigem und 
eingeschlossen, Hingegen unter den Epitaphien ist 

de Mehrzahl gut, wiewohl in metrischer Beziehung sie den übri- 
gernachstehen. Diese Epitaphien zerlegte Burmann in verschie- 
@ene Klassen; esstlich in solche, welche die Gatten den Gattiunen 
oder umgekehrt setzten. Aus vielen derselben leuchtet wahre 
Achtung, der bittere Trennungsschmerz , Glaube an das Wieder- 
bervor, was im heidnischen Munde wunderbar an unsre 

Seele spricht. Ferner in solche, welche Eltern ihren Kindern 
setzten. Diese sind reich an väterlicher Innigkeit, an Mutterliebe, 
in allen drängt sich die bittere Klage über das traurige Schicksal 
hervor, das ihnen auferlage, ihre Kinder zu bestatten, statt von 
der liebennden Hand der Kinder selbst bestattet zu werden. Ferner 
in solche, welche Kinder den Eltern setzten. Kindliche Liebe - 
wäd Barikbarkeit ist die Seele aller. Ferner in solche, welche 
Pülsgeeltern dem Pflegling, der Patronus dem Freigelassenen oder 
Selaven oder Freigelassene.ihrem Patromus setzten. Aus ihnen 
lemt men die Verhältnisse der Freigelassenen ziemlich genan ken- 
nen. Endlich ist noch eine grosse Zahl von Grabschriften auf 
Männer, Frauen, Kinder übrig, bey welchen derjenige, welcher 
das Denkmal 'errichtete, unbekannt ist. Da diese Eintheilung für 
den Leser bequem und angenehm ist, so darf ein künftiger Editor 
nicht unterlassen, die Nachlese, welche Burmann vom 359sten 


Tpitaphium an bis zum 892sten ans allen Klassen liefert, in die 


betreffenden Rubriken zu vertbeilen. Und da man sich an aol- 
chen Grabschriften, in welchen das nstürliche Gefühl selbst in 


 derrohen Ausdrucksweise uns werther ist als alle Kunst, niemals 


13 * 
4 


‘ 


196 Zur Kritik der Copa. 


satt lesen kann, so muss aus den neuern Werken für Inschriften 
nicht bloss für die vorhandenen ein neuer kritischer Apparat ge- 
wonnen, sondern auch die Zahl derselben vermehrt. werden. Da 
Burmann die meisten Inschriften aus Gruter nahm, so wies schon 
Schrader in der Epistola critica eine Menge Stellen nach, welche 
aus Muratori verbessert werden können. Tieberhaupt muss Schrg- 
der das Vorbild für den künftigen Editor werden. Ich glaube be. 
haupten zu dürfen, dass beinahe keine einzige Inschrift darch 
sorgfältige Benutzung neuerer Hülfsmittel unverändert bleibt. Oft 
wird sich zeigen, dass die Korruptel in einem Druckfehler liegt, 
der allmählig in alle Werke überging. - 80 steht in einer Inschrift 
Anth. Ill: 22. Moenibus ipse locum dixit,. duxitque recenti 
Fundamenta solo statt moenibue ipse locum cinsxit: dieser 
Druckfehler ward auch von Wernsdorf fortgepflanzt und von Ang. 
Maius in Scriptorum Veterum Nova colleotione T. 5. Romae 183. 
4.0. Neue lassen sich ohne Mühe über 100 auffinden. Doch halte 
ich die kritische Verbesserung des Textes in den Inschriften für 
᾿ die schwierigste Aufgabe des Gelehrten, und in den Handschriften 
der Autoren gelangt ınan weit leichter zum erfreulichen Ziel, da 
nirgends eine so'grosse Willkühr als in den Inschriften herrscht, 
wo oft sechs ganz verschieden lautende Zeugnisse aufgeführt wer- 
den. Nirgends, trifft man auf seltsamere Räthsel, da jeder Rei— 
sende (berufene und unberufene) eine Abschrift nahm, und aus 
den muthmasslich erhaltenen Buchstaben den Sinn.nach Massgabe 
seines Witzes errieilh. Daher muss die Quelle, aus welcher man 
schöpft, genau geprüft werden. | ἮΝ 
Zürich. ᾿ ne | Ἢ. Meyer. 


Zur Kritik der Copa 


Des Hrn. Dr. Sillig Bearbeitung der Copa scheint mir beson. 
ders deswegen mislungen zu sein, weil er es sich erlassen hat, 
seine Ansicht von dem Werthe der gudischen Hs., die ἐγ. ΠΣ dis 
beste unter den verglichenen hält, durch bedachtsame Prüfung 
. zu berichtigen. Diese Handschrift stammt aus dem funfzehnten 
Jahrhunderte, in welchem bekanntlich unter der schrankenlosen 
Willkür italienischer Veersmacher, die wenigstens seit Lachmann’« 
Leistungen nicht mehr blenden sollte, nicht wenige der lateini- 
schen Dichter gelitten baben. Den Verdacht, welchen das Zeit. 
alter der Hs. gegen ihren Werth billig hätte erregen sollen, 
würde eine genauere Betrachtung ihrer Lesarten in Vergleichung 
'zu denen’ der älteren Hss. bestätigt haben. Ich mess hier die 
- nähere Prüfung aller zu der Copa angemerkten handschriftlichen 


3 


N, Sg 


'Zur Kritik der Copa. 197 


Lesarlen aufgeben, weil es, obne überall durch erhebliche Er- 
gebnisse zu entschädigen, zu raumspielig wäre, diese nothwen- 
οὐλὶνλβέρονονν eines Herausgebers ausführlich mitzutheilen, und 
| sich bei der Kürze des Gedichtes der Werth und das gegen- ἢ 
seitige Verhältnis der Hss. mit leichterer Mühe, obwohl geringe- 
rer Gewissheit, als bei Werken grösseres Umfangs, herausstellt: 
Die ältesten Has. sind auch hier die besten und ächtesten. . Die 
erste Hs. Colbert’s u, die erste de Thou’s, beide aus dem zehn- 
teg Jahrhunderte, sind von allen absichtlichen Aenderungen frei; 
die ktztere hat vor der ersteren voraus, dass sie an Einer Stelle, 
ven der unten die Rede sein wird, die richtige Lesart allein an- 
dıstet, wenn nicht etwa vergessen worden ist, aus Colb. 1. das- 
seibe anzumerken was Thu. 1. hat. Die erste Vossische Hand- 
schrift 3st wahrscheinlich ebenfalls alt. 3ie ıst gleichfalls von 
Interpolationen frei. Die übrigen Hss.. sind zum Theil obne Ei. 
gesthümrlichkeit,, zum Theil interpolirt. Der gudischen Hs. will 
ich das Verdienst, an mehreren Stellen die richfige Vulgate , de- 
sen Geschichte ich nicht kenne, gegen sonst bessere Hss, zu ent- 
halten, nicht abstreiten. Es ist gleichgültig, ob in diesen Stellen 
der unverfälschte Text einer alten Hs. in sie übergegangen ist, 
«der ob ein Interpolator das Richtige, wo es nahe lag, getrof- 
fen bat, Ihr Werth wird dadurch nicht erhöht. 
Die einmal vorgefasste Meinung von ihrer Vortrefflichkeit 
hätte aber der Herausgeber wenigstens in consequenter Anwen- 
dung durchführen sollen. Es ist nicht einzusehen, warum er im 
7Verse, wenn er einmal von der Lesart des Voss. 1. Sunt to- 
pia et calybae, die durch alle Abweichungen der besseren Has. 
bestätigt, nicht nur von Scaliger, sondern auch von Bentley ge- 
bilhgt, und nur. durch Scheingründe bestritten worden ist, abge- 
hen wollte, lieber mjt Nic. Heinse aus blosser Vermuthung Sunt 
obbae et calices, als, nicht ohne Vorgang früberer Herausgeber, 


mit Hs., zu : auch die gudische mit ihrem cuppe et zu 


rechnen ist cupae et calices geschrieben hat. Ueberhaupt | 
aber bemerke i dieser Gelegenheit, dass nicht nur hier, wo 
Heyne’s Worte *Soaliger legit: sunt topia et calybae: quae ca- 
licm genera sunt‘ ohne alle Berichtigung geblieben sind, son- 
era’ auch anderwärts in diesen pseudovirgilischen Gedichten 
| Seliger’s Ansichten eilfertiger, als löblich und erspriesslich ist, 
‚ äbgethau werden. | 
Ich wende mich nun van diesen Dingen, die bei einiger 
Aufmerksamkeit leicht zu erkennen sind, zu den beiden Stellen, 
über welche ich Vermuthungen vorzulegen habe, die mir zwar 
. biete weniger als Erzeugnisse sonderlicher Gelehrsamkeit oder 
_ Erfindungen beträchtlichen Scharfsinns scheinen, die denn aber 
doeh der Zufall auch gebührlichem Nachdenken vorenthalten 
"wenigstens bis jetzt den, Herausgebern vorenthalten hat, 
ut die mich daher diesen Aufsatz niederzuschreiben veranlassten. 


108 _ Zur Kritik der Copa, 


Die Copa beginnt ihre Einladung: 
“ Quid iuvat aestivo defessum pulvere abesse, 
Ä Quam potius bibulo decubuisse toro? | 
. Hr. Dr..Sillig bemerkt zu dem ersten dieser beiden Verse: “recte 
interpretatus est Wernsdorfius lectionem vulgatam de eo qui iti- 
nere aestivo domo -abest, peregrinatur.‘ Weder hat Wernsdorf so 
erklärt; noch würde er daran wohlgethan haben. Seine Worte 
sind: ‘abesse, diutius haerere in via: nam alloquitir copa viato- 
res et ut divertentur ad seinvitat,‘ und diese Erklärung lässt sich 
zur Noth eher rechtfertigen, als die des neuen Herausgebers. 
Wenigstens hat Wernsdorf den erforderlichen Sina der Worte 
richtig gefasst. Hr. Sillig dagegen, indem er in seiner Erklärung 
des abesse sich der Worte de eo qui— domo abest bedient, hätte 
hemerken sollen, dass eben diese Beziehung auf Haus oder Hei- 
‚math,, die allerdings immer stattfindet,- an abesse von einem Re 
‚senden oder vielmehr von einem, der verreist ist, gesagt wird, 
hier ganz unschicklich ist. Denn wenn auch der Wanderer der _ 
Einladung folgt und in die Schenke einkehrt, so ist er darum 
doch nicht weniger von Hause abwesend. Mir ist es sehr wahr- 
scheinlich, dass der Dichter abisse schrieb, dahin ziehen, vorbei- 
gehen, ohne einzukehren; wozu auch äusserlich decubuisse im 
- folgenden Verse stimmt. | 2 
- Auch in diesem folgenden Verse vermag ich Hrn. Sillig’s Um 
theil nicht zu billigen; freilich ebenso wenig die früheren Erklä- 
rungen oder Aenderungen, mit denen ich mich nicht aufhalte. 
Br. S. schreibt: Quam potum bibulo decubüisse toro, nachll- 
gen’s Vermuthung, “quam lectionem egtegie confirmat gud. prae 
‚stantissimus, in quo est Quid potum viduo.* Diese Besfütigung 
hätte in jedem Falle nicht sehr viel auf sich; aueh falsche Con- 
jecturen sind schon oft durch Hss. bestätigt worden. Und die 
‘ Lesart der gudischen Hs. scheint überdiess eben auch nichts wei- 
ter zu sein, als eine Conjectur. Darauf führt s viduo. Das 
nicht gleich deutliche bibulo verleitete zu in ae wie 
ja auch die Baluzische Hs. quam potes herbosWWWt, was ver- 
muthlich quum p. h. sein soll. Viduo lag nahe durch ungefähre 
Aehnlichkeit der Buchstaben und des Klanges und durch’ Dichter- 
stellen,, wo viduus torus vorkommt, 5. B. Ov. her. 16, 806. 
Dem musste dann auch das übrige angepasst werden und so ward 
quid aus quam und der Sinn etwa. dieser: 79as frommt es, im 
Sommerstaube weiterzuziehen? was frommt es, wenn man ge 
trunken hat, auf einsames Lager sich niederzulassen? Der 
Interpolator mag etwa dieses gewollt haben: Was frommt es, 
ἐπι Staube weiterzuziehen? Komm’ herein, du findest Wein und 
Mädchen. Denn was frommt nach dem Irunke ein einsames 
Lager ? Leider ist diess nur gar zu unvollkommen und unbehülf 
lich ausgedrückt. An der Ilgen’schen Conjectur wäll ich weıter 
nicht mäkeln; ich unterdrücke daher die Untersuchung, bei we- 


Zur Kritik der Copa, 100 
cher Gattung von Schriftstellern sich der ‘Gebrauch finde, nach 


Verbis, die eine comparative Deutung zulassen, quam ohne vor- 
hergehendes potius oder magts zu setzen; die Conjectur mag sinn- 
reich seen und stehe oder falle mit dem Zeugnisse oder der Hin- 
deutung unverfälschter Has. Ich finde eine Abweichung von der 
Vulgate nur aus Einer der Hss,, die mir als echte gelten, ange- 
. markt. Die erste thuanische 4. nämlich hat: Quam potis, 
Diegs führt zu der, wie ich glaube, überzeugenden Aenderung: 
Quid iuvat asslivo delessum pulvere, abisse, 
Quum potis es bibnlo decubuisse 19ro ? 
_ Die zweite Stelle will ich in aller Kürze behandeln, V. 28. 
Nunc etiam in gelida sede lacerta latet. 

Diese Lesart hat Hr. 8. beibehalten, “ex Gud.‘ Ich zweifle nicht, dass 
dieses Nunc, etiam in nichts ist, als eine leichtsinnige Aenderung des 
sinnlosen nunc verein, welches die übrigen Hss. bieten, und wor- 
aus, wieich glaube, mit völliger Gewissheit das Rechte hergestellt . 
_ werden kann » wenn man nur statt sede mit Nic. Heinse sepe liest, 
was sich ja auch in einigen Hss., zufällig aufbehalten oder aus 
absichtlicher Aenderung, findet. Wenn man ı nämlich die bekannten 
' und ja auch von Hr. 8. angeführten Stellen Theocr. 7, 22. 


| ἁνίκα δὴ καὶ σαῦρός up’ αἱμασιαῖσι καϑεύδει 
und Virg. Ἐς): 2, 9. 
τ" Nune virides etism occultant spineta lacertas ἡ 
(aug welcher Stelle wohl der Interpolator sein etiam holte) auf- 
merksam vergleicht, so ergiebt sich: 
Nunc- veprum gelida sede lacerta latet, 


Ueber andere Stellen des Gedichts, in denen ich von Hr. 8. 
abweichen muss, verlohnt es mcht zu sprechen, da ich nicht ge- 
rade neues vorzubringen habe und keine formliche Recension der. 
Silligschen Ausgabe schreiben will. Daher verstatte ich mir lieber 
eine Bemerkung über das von Hrn. Sillig 8. 307. behandelte 
Fragment des Septimius Serenus, der Einjgen für den Dichter der 
Copa und des Moretum’s gegolten hat. Man liest es bei Nonius 
5,86 ἴῃ folgender Gestalt: Ad mercatum eo, villice. Ecquid vis 
inde evehi aut agi. Ugen (in seiner Abhandlung über die Copa, 
die ich jetzt nicht einsehen kann) glaubte hierin glykonisches 
Veramass , dessen sich Serenus erweislich bedient hat, zu erken, 
nen, und schrieb daher quid und vehi, Hr. Dr. 8. billigt diess 
nicht, da ecquid schwerlich von einem Abschreiber. herrühre. 
Dieser Einwand ist nicht sehr trifiig, Wer auf paläograplıische 
Künste hält, der könnte ec als Schössling des vorhergehenden 
ce betrachten. Jedes Falls sind Ilgen’s Aenderungen nicht so küln 
als Hrn. Silligs Verfahren. Dieser behält nämlich die einzelnen 
Wörter zwag alle getreulich bei, stellt aber vis inde um, und 
zetreisst das Ganze folgendermassen: 


200 Vorschlag zur Emendation einer Stelle des Propertius. 


Ad mercatum eo villicg, 

Ecquid inde vis evehi 

-- ---, δυϊ ag -- - 

“ut ex basi cum duobus creticis οσοπείαῖ, Dergleichen kretische 
Dimeter mit zweisylbiger Anakrusis nachzuweisen dürfte Hrn. 8, 
schwer fallen. Ilgen hat das Versmass ohne Zweifel richtig er- 
kannt; aber eequid konnte er allenfalls stehen lassen, da die 
Verse rhythmisch zusammenhanger ; nach neuerer Schreibweise: 


Ad mercatum eo, villice.. Ec— 
‚ quid vis inde vehj aut agi. | 
Zittau. Dr. Morits Haupt. 


\ 


’ 


Vorschlag zur Emendation einer Stelle 
des Propertius, 


| |—— 


Zu denjenigen Stellen des Propertius, welche bisher mit 
Recht grossen Anstoss erregt haven, gehört unzweifelhaft auch 
die, folgende in Eleg. II, 1, 1. 2. 


Callimachi manes et (Coi sacra Philetae, 


In vesirum, quaeso, me siniteirenemus. ᾿ 

Ueber die Erklärung dieser Verse ist man im Allgemeinen zwar 
-einverstanden; denn dass der Dichter hier des Callimachus und 
Philetas abgeschiedene Geister, — welche, wie die Seelen der 
Heroen, nach dem Aberglauben der Alten, in Quellen und Hai- 
nen ihren Aufenthalt hatten ($.die Ausleger zu dieser Stelle, und 
Serv. ad Virgil. Ecl. V, 40. Heroum animae habitant 
vel in fontibus vel in nemoribus) — anrede und sie 
anflehe, ihm zu vergönhen, dass er ihren heiligen Hain betreten 
dürfe: das fällt einem Jeden, ohne weitere Auseinandersetzung, 
in die Augen. Desto verschiedener sind aber die Ansichten der 
Kritiker über die Auslegung der Schlussworte des ersten Verses: 
Et Coi sacra Philetae, welche den Vorhergehenden: 
Calli ma chi manes, oflenbar gar nicht entsprechen. 


Aus den Handschriften und ältern Ausgaben ist hier keine 
Hülfe zu holen; denn auffallender Weise variiren diese lediglich 
nur in.der Schreibart Coi, wofür sie bald C’Aho:, bald C’hoy ge 
ben; und nur in einem Manuscripte, dessen Auschke, jedoch 
ohne nähere Angabe, in seinen handschriftlichen Bemerkungen 


Ν 


. Vorschlag zur Emendation einer Stelle des Propertius. 201 


zum Propertius*) gedenkt, scheint ”*) sich in umgekehrter Stel. 
 Inngder Worte zu findm: C’hoi et. 

Dagegen soll, wie Bruining (in Act. Societ. Rhieno- Traject. 
T.II. p. 139.) anführt, bey Apuleius (de Deo Socratis) und bey 
᾿ Isider (in Origg. VIII, 9. fin.) der erste Vers mit folgender Va- 
᾿ς ziante stehen: Οἱ m. Cois sacer atque Phileta, Auch 
ertheilt Zrusning derselben den Vorzug vor der gewöhnlichen 
Lesart. Ich habe indessen diesen Vers bey den erwähnten Schrift. 
stellern vergebens gesucht. 

Man begreift also leicht, warum die Ausleger zu den ver- 
schiedenarligsten Erklärungen und Conjecturen ihre Zuflucht ge- 
nommen haben; unter denen aber, geradezu gesagt, auch nicht 
eine Einzige ist, welche irgend des Beifalls würdig wäre, wieaus 
dem Folgenden zur Genüge erhellen wird. 

Gewiss eine höchst unglückliche Idee stellte Caspar Barth 
(ad Statis Dieb. I, 521.) auf, wenn er wähnte, dass Propersius 
durch den Ausdruck Sacra die Gedichte des Philetas habe be. 
ztiebnen wollen; eine Auslegung, die weder dem Zusammen- 
hange der. Stelle im Allgemeinen angemessen ist, noch auch insbe. 
sondere den vorausgehenden Worten Callimachi manes 
entspricht. Um nichts besser sind die verschiedenen Erklärungen, 
welche Broukhusen mitiheilt; auf deren Widerlegung aber ich 
um so wgniger mich einzulassen brauche, als selbige schon von 
Huschke (in Epist. Crit. in Propert. p. 60.) gehörig abgefertigt 
worden sind. Nichts desto weniger bat doch die Eine derselben, 
wornch Sacra für Manes stehen soll, besonders bey meh- 
ten nenern Herausgebern des Dichters, wie [Yulpius,] Barth, 
Kuinöl, und Bach (in Epist. Grit. [Gotbae 1812, 8.] p. 83.) Bey- 
fäll gefunden. Der letzte fügte ausdrücklich hinzu: Sunt igitur 
Sacra ipsi manes, qui ex religione Romanorum sancti ap- 
pellabantur. Allein schon Huschke und Santen (8. Unten) be- 
merkten dagegen nicht ohne Grund, dass diejenigen Stellen, auf 
welche Broukhusen und Yulpius, zum Beweise jener Bedeutung 
des Wortes Sacra (nämlich Yirgil. Aen, II, 298. IV, 50. Ovid, 
Meamorph. X, 696. und Fast. VI, 449.) sich herufen hätten, 
diesen verlangten Beweis nicht lieferten, vielmehr die Verwech- 


‚) Bey dieser Gelegenheit erlaube ich mir die Bemerkung, dass 
mein College, der Prof. Fritzsche in. Rostock, den gesammten Jitterari- 
schon Apparat Huschke’s über Propertius aus dem Nachlass des Verstor- 
| benen erstanden hat, und, nach seinen Aeusserungen zu urtheilen, Willens 
‚ it, nächstens einmal eine Probe aus dem reichhaltigen, aber leider unvoll- 
endeten Commentar des. Prof. Huschke in diesen Jahrbüchern mitzutheilen. 

Ich sage absichtlich: „scheint“, denn in Huschke’s handschriftli- 
chem Apparat zu dieser Stelle findet sich folgende, etwas dunkele Bemer- 
kung: Chey. Cod. 11. Choi V. et. C. Vic. I. Hiernach wäre es näm- 
lich «ποῖ zuöglich, vielleicht selbat wahrscheinlich, dass sich die Partikel 
ei hier-gaf nicht auf den Vers des Propertius beziehen solle. 


. 208 “Vorsehlag zur Emendation einer Stelle des Propertius. 


selung mit einer a Bedeutung dabey zum Grunde liege. So 
lange es demnach an diesem Beweise mangelt, wird auch obge- 
‚dachte Auslegung nothwendig verworfen werden müssen. 

Welche Ansicht der verstorbene 'F’öss über diese Stelle gehabt | 
haben möge: das dürfte schwer auszumitteln seyn, denn seine 
Uebersetzung: Und heiliger Coer Philetas! lautet oflenbar zu 
frey, ‚als dasssich daraus ein sicherer Schluss ziehen liesse. Selbst. 
mit der angeblichen, oben von Bruining aus Isidor Angehlärten | 
Lesart stimnit sie nicht völlig überein, 

Was endlich Huschke's (in Epist. Crit.1. c.) Erklärung, wo- 
mit auch Sunten übereinstimmt, anbetrifit, so kann solche eben 
so wenig, wie eine der Vorhergehenden;,, stattfinden. Seine ei- 
genen Worte sind: Satius est intelligere loca ipsa,. in quibus 
Manes "habitare putabant Veteres, quibusque sanctitatem eoe | 
‚ fröbuisse, in vulgus notum. Sacra sepulcra saepius inve- 
‚nias. Will man nun hierbey sogar keine Rücksicht auf den gewiss 
nicht ungegründeten Einwand nehmen, dass der einfache Aus- 
druck Sacra nirgends in der Bedeutung von Sepalerum vorkommt, 
und dürfte noch insbesondere zur Frage stehen, οὗ der Plural 
Sacra i. 6. Sepulcra, wirklich jemals von einer Person, wie hier 
von Philetas Grabmal, gebraucht worden sey: 80 passt doch auch. 
diese Auslegung, ‚wie schon Bach (a. a. O.) mit Recht erinnerte, 
wiederum nicht in den Zusammenhang; denn eines Theils wird 
, dadurch der Stelle der Character grosse Mattigkeit aufgedrückt, 
‘indem der Dichter, welcher Anfangs dıe abgeschiedenen Geister 
des Callimachus selbst, also gewissermassgn beliebte Wesen, an 
geredet, Jetzo die Gräber des Philetas, also. einen todien Gegen- 
stand, auf eine höchst unpoelische Weise anriefe; andern Theils 
aber entsprechen die folgenden Worte: In vestrum me si 
nite ire nemus! zwar der Anrede an die Manen der Dichter 
sehr schön, nicht aber einem Anrufe an die Gräber derselben, 
Dieser letzte Umstand steht auch der weitern Erklärung Sunten’s 
entgegen, welcher, um Manes und Sacra. in Einklang zu 
‘ bringen, unter Berufung auf zwey hier wenig passende Stellen, 
den ersten, Ausdruck Manes ebenfalls für Sep ulerum gesetzt 
balten will. 

Demnach bleiben sur noch die von den Kritikern Ἢ 
genen Emendationen, wodurch sie dem streitigen Verse aufzü- 
helfen gesucht, der Erwähnung übrig. Die meisten derselben 
finden sich in einem Schreiben Santen’s an Huschke*) angemerkt; 
daher ich es nicht für unzweckinässig halte, die eigenen Worte 

‚desselben hier mitzutheilen. Derselbe sagt: „Sülentio improbas 
 ;,Forteinianam coniecturam: tuque his comes,umbra Phi. 


“ΠΝ Aus Huschke’s ans erwähnten handschriftlichen met vet 
nommen. ιν» 


᾿ 


Verschlag zur Emeridatiom einer Bteils des Propertius. 268 


‚„Jetae, Non multo meliores Schraderiana: Et Cois sanete, 
„PAileta; Eldickianas Et Coi serta Philetae; Val- 
„cheriana in Callimacheis [i. 6. ad Fragm. Callim. p.3.]: Et 
„Cei scripta Philetae. Broukhusium sacra sive Deorum 
„imagines cum sacris sive sacrificiis confudisse, monui in 
„Diss. de Rei Consecratione, quam rogasus Crassus vester 
‚abi forsan tommodabit. Turecte, mi ΑΕ, accipie ipsum δὲ.» 
„peierum, quod et ipse dudum »ideram. Manes quoque sie 
„eaplicari possunt. Of. Stat. Theb. I, 278. Lucan, Phars. IX, 
96-978. — Ausserdem ist noch zu erwähnen, dass Was- 
iinbergh (in Propert. Ed. Burm. Addend, p. 981. b.) folgende 
| Cojectar vorschlägt: Et Coum fama, Phileta! Und dass 
.odlich Bruining (anter Berufung auf Festuep. 221. Ed. Gothofr.) 
sogar lesen will: Et Coi larva Philetae! 

Betrachtet man nun diese Emendations- Versuche im Gan- 
sa — denn eine Widerlegung im Einzelnen verdienen sie, vrie 
schon Santen zu verstehen gab, in der That nicht — so ist so 
vet gewiss, dass alle diejenigen Kritiker, welche für Sacr a ain 
Wort substitwiren wollten, das dem Vorhbergehenden Manes 
nicht entspricht, vom rechten Wege ganz und gar abirrten ; dıss 
aber die übrigen Kritiker, welche, zwar den Zusammenhang der 
gatisen Stelle berücksichtigend, nach einem passenden Ausdrucke 
fir Sacra suchten, auf eine theils so gewaltsame, theils so un- 
pettische Weise (wie z.B. Bruinings larva, zeigt) zu Werke gin- 
pn, dass sehon desshalb von allen jenen Emendationen auch 
uicht Eine auf den mindesten Beyfall Anspruch machen darf. 

Ob es ausserdem noch andere Erklärungs - oder Verbesse. 
rungg-Versuche giebt: das muss ich freilich dahin gestellt seyn 
lasen; denn wenigstens die neuesten Herausgeber, wie Lachmann 

‚und Jacob, beobachten key dieser Stelle ein gänzliches' Still. 
schweigen. | 
| Bey so bewandten "Umständen, da so mancherley Versuche 
| wssgeglückt sind, sollte man also fast die Hoffnung aufgeben, ob 
Ä & überall möglich sey, zu einem genügenden Resultate zu gelan- 
gen. Allein Audacem fortuna iuvat! Ich glaube nämlich eine 
, Verbesserung. des verdorbenen Verses mittheilen zu können, wel- 
| &6 nicht 'nur mit dem ganzen Zusammenhange in vollkonunener 
; Bartsonie steht, sandern auch dureh ihre Leichtigkeit und ihr 
iegen an die gewöhnliche Lesart einem jeden Unbefangenen: 
"sich empfehlen dürfte. Meiner Ansicht nach schrieb nämlich der 
Diehter folgendermassen : Callimachi manes, Goi si- 
melacora Philetae! oder falls man- die Partikel für unent» 
ich halten möchte: C. m., Cod et simulacra Philetae. 
„Diese Emendation wird durch folgende Gründe. bestätigt ı 
1) Hat es seine Richtigkeit, was freilich nach der oben gemachten 
Bemerkung nieht mit voller Sicherheit zu bestimmen ist, dass in 
‚ mer Handschrift sich die Lesartı Choä e&.; finde; so erscheint 


| 
Ι 
N 
! 
ἰ 


204 Vorschlag τας Emendation einer-Stelle des Propertiun. ἢ | 


diese Umstellung der Partikel (statt ei Coi), wodurch das Vers 
maass verdorben wird, als höchst auflallend, und lässt sich πᾶς 
‚dann genügend erklären, wenn wir annehmen , dass’ statt Sacra 
ursprünglich ein mit dem Versmaasse harmonirendes Wort gestan- 
den habe. Sollte indessen das Bedenken gegen jene Variante auch, 
überwiegend seyn, so würde sich doch aus der gleich nachker 
bemerkten Abkürzung von Simufacra, welche, von den Ab- 
schreibern missverstanden wurde, der Grund der geschehenen 
Hinzufügung der Partikel et, um dadurch das Versmaass wieder 
. herzustellen, leicht ergeben. 2) Nach Waltheri Lexicon di. 
plom. abbrev. wurde in ältern Zeiten die Partikel δέν ὦ durch 
‚die Abbreviatur S2 oder auch St bezeichnet. Es kann daher 
keinen Zweifel leiden, .dass statt Simu/ucra oftauch die Ab- 
breviatur Slacra vorgekommen seyn wird, zumal als wenig- 
‚stens Slacre für Simulacra gebraucht , nicht derjenigen. 
Missdentung ausgesetzt seyn konnte, welcher vielleicht das ein- 
fache SZ (auch durch Seme? zu erklären) hätte unterworfen. 
seyn können. Die Geringfügigkeit der an den Zügen der alten 
Lesart vorgenommenen Veränderung fällt hiernach ohne Weiteres 
in die Augen. 8) Der Ausdruck Simulacra stimmt nicht 
allein mit dem Zusammenhange der ganzen Stelle aufs schönste 
überein, sondern entspricht auch ganz genau denn vorhergehenden 
manes. Unter so manchen Stellen , die anzuführen wären, 
möge hier Eine genügen. In Ovid. Metam. X, 111. 112. heisst 
es nämlich: Zlysiasque domos et regna novwissima, 
: mundi, Me duce, cognosces, simulacrague car& 
‚parentis. In der nämlichen Bezeichniss findet sich auch bey 
Homer, (5. B. 11, ψ, 104.) zuweilen der Ausdruck εἴδωλον. -. 


Nachdem der vorstehende kleine Aufsatz geschrieben wär, 
‘ schien mir eine Mittheilung desselben an meinen Collegen, den 
Professor Fritzsche hieselbst, um auch dessen Urtheil über mei- 
nen Vorschlag zu vernehmen, nicht unangemessen zu seyn. Der- 
selbe hatte nun bey der Zurückgabe die Güte, mir eine. auf 
meine Verbesserung bezügliche Bemerkung mitzusenden , welche 
ich mit seiner Bewilligung hier folgen lasse. Sie lautet wörtlich - 
also: „Eine, wie ich glaube, höchst wichtige Bestätigung Ihrer 
„Verbesserung finde hier noch eine Stelle. Nämlich dem Dichter 
„Philetas hatten seine Landsleute auf Cos ein ehernes Denkmal— 
„wie es seheint unter einem Platanenbaume — gesetzt. Diese 
„grosse Auszeichnung erwähnt und rübmt seinSchüler und Freund 
„ermesianax in der sehr bekannten Elegie, welche bey ‚dehen. 
ΧΡ, 598. F. steht wo es heisst: Οἶσϑα δὲ καὶ. τὸν. ἀοιδὸν, ὃν᾽ 
» Εὐρυπύλου πολιῆται Kor χάλκειον ϑῆκαν ὑπὸ πλατάνῳ; Βιτ. 
„ide μολπάξοντα ϑοὴν, περὶ πάντα; Φιλητᾶν, “Ρήματα, καὶ πᾶς" 


. Ueber die masorethische Note: pres yszas ἐφοῦ, 206 


„os ῥυόμενον λαλιήν. Muhnken. wollte verbinden ὑπὸ πλατάνῳ 
;„Buzide μολπάξοντα, nam poetae, sagt er, umbram sequunlur. 
„Dies ist aber sehr gekünstelt und es erscheint viel einfacher, &4- 
' „say ὑπὸ πλατάνῳ nicht zu trennen, Biernach giebt ihre Con: 
_ „jeetur einen. wunderschönen Doppelsinn; während es zunächst 
- 80 viel bedeutet als Schatten, Manes, zugleich aber auch auf 
. „das Simulacrum corporis, non animi anspielt, auf jenes äus- 
| „sere Denkmal, welches dem Piletae vielen Ruhm brachte, und 

„ınsserdem dem Properz auf jeden Fall eben so wohl bekannt 
„war, als dem Zlermesianas. Es leuchtet nun ein, dass Properz 
‚geaz vortrefflich sagt: Callimachi manes, Coi et sm 
„mnulacera Philetae, während er umgekehrt gar nicht sagen 
„konnte: Callimachi simulacra und manes Philetae; 
‚denn mances hatte jeder Verstorbene, also auch Callimachus, 
„dagegen Philetas hatte simulacra in jenem doppelten Sinn.“ 

Rostock. ΤῸ Kämmerer, 


Versuch 
einer 
bestimmteren Erklärung 
der 


in den hebräischen Bibelausgaben befindlichen 
masorethischen Note: ΟἿΌΣ Yınxa ἈΡΌΞ, 


Gewiss selbst für den Leser des alttestamentlichen Urtextea 
em sehr unwichtiger Gegenstand; allein, sollte man die rechte 
Bedeutung gefunden haben, verlohnt es sich doch vielleicht 
der Mühe, Einiges darüber zu Papiere zu bringen. 

In allen seit einerlangen Reihe von Jahren erschienenen Aus- 
taben der hebräischen Bibel (zwei ältere, die des Felix Pratensis 
von 1518 und die des Arias Montanus von 1581 liegen Unter- 

ἶ vor, von denen die eine kein, die andre nur ein ein- ἢ 
üsea Beispiel giebt) findet sich in Stellen wie Genesis 35, 22; 
ἴῃ, 96, 19; Deuter. 2, 8; Jos. 4, 1; .8, 24 und vorzüglich häu- 

ἔξ ἂψ .den Büchern Samuelis, überhaupt aber im ganzen Codex 
bei anbedeutender Abweichung der verschiedenen Texte von einan- 
der'ohngefähr dreissig Mal obige Marginalnote, auf welche im 
Texte durch ein kritisches Zeichen, gewöhnlich ein Zirkelchen, 
welches nach dem mit Athnach versehenen Worte steht, hinge- 
' wiesen wird... Zu punktiren ist sie: ja03 ΨΥΏΜΩ ΜΡῸ5 und zu 
| „oteizen ; „Unierbrechung oder Zwischenraum in der Mitte des 
eräes, 


= ) 


& 
208 Ueber dis.masoreihisehe Note: na yınıca ΜΡΌΘ, 


.  » Za welcher Zeit man angefangen kihe, an den bezeichneten 
Stellen leere Räume zu lassen und überdiess eine besondere Rand- 
bamerkung beizufügen, 'wird eben so wenig genau ermittelt wer- 
den können, als:die Abfassung der Masora überhaupt, jedenfalls 
‚aber ist. beides geschehen, nachdem man schon mit der Versthei- 
lung des Alten Testaments zu ‚Stande war. Letzteres ist wegen 
der Worte: pro» uxpis- nicht einmal anders möglich, 

Was nun unter jenem Piska zu verstehen sei, so hat beson- 
ders in früherer Zeit die’ wahrscheinlich von jüdischen Gelebrten 
zuerst aufgestellte. Meinung immer gegolten, dass es eine Lücke 
im Texte andeute. Es sind allerdings einige Fälle vorhanden, wo 
man durch leere. Plätze den Ausfall gewisser Worte anzuzeigen 
beabsichtigt hat, wie z. B.. Genesis 4, 8. Hier sehieben der Sa- 
maritaner und Andre nach ıın die Worte ΠΩΣ n>43 ein;.der 
masorethjsche Text lässt sie nicht gelten und man findet daher in 
den Ausgaben entweder die leere Stelle dafür oder die Randnete 
pop ba ἃ. h, [besser] ohne Piska. Eben so hat man in älteren 
- Editionen Josua 22, 84° durch eine kleine Unterbrechung in der 

Zeile nach den Worten: 3 21 an ein unächtes ı»,' was bei An- 

dern sich finde, erinnern ?wolleh, "und Tychsen „über die erste 

Psalmenausgabe vom Jahr 1477 in Eichhorns Rep. Thl. V. 

zählt unier die Eigenthümlichkeiten derselben, dass sie statt des 

Wortes mı7? sehr häufig nur den entsprechenden leeren Platz gebe, 

Allein diese wenigen Beispiele berechtigen uns noch nicht zu jener 

allgemeinen Annahme, um so weniger, da man in den übrigen 

Stellen keine Unterbreehung des Zusammenhangs wahrnimuft; 

und es wären diess doch blosse »p0S,nieht:aber Ὁ yanoa j"pb3. 

Daher hat sich in neuerer Zeit eine andere Ansicht geltend ge- 

macht, welcher auch Gesenius zugethan ist. Er sagt in seinem 

Leirrgebäude der hebr. :Spr, p. 124: ‚man eieht das Piska richti- 

ger für eine grössere Abtheilung der Rede an, wo allenfalls schon 

der Verstheiler stehen könnte, und es verhielt sich sonach zur 
gewöhnlichen Versabtheilung, wie das Keri zum Chetlfibh.“ Allein 
ist der erste Satz. bis „Rede an‘ unbestritten, so wird man sich 
mit dem Uebrigen deshalb nicht ganz befreunden kömen, ‘weil & 

eind andere Art gab, dire Verschiedenheit der Versabtheilung 808», 

zudrücken, nehmlich die doppelte -Accentuatien, wie i | 

und Genesis 35, 22 geschehen, in welchem letzteren Falle das 
pwos vsnna apos noch neben den doppelt gesetzten Accenten 

Unwahrscheinlich ist es aber auch deswegen, weil in den stregge? 

gehaltenen masorethischen Ausgaben, in denen von Michaelis, vol 

. Opitz, Clodins, den Hooghtischen (der eigentliehen, der Lendner, 
der Hahnschen) an jenen Stelleı wirklich der Raum von fast einer | 

‚halben Zeile’ leer gelassen, bei dem gewöhnlichen Versende bin- 
gegen nur etwa eine Buchstabenbreite frei behalten ist. "Prum 
scheist esnothwentig, eine natürlichere Deutung aufzusuchen an 


- der Schlüssel dazu wird seyn, das pıbs- vspx2 zu urgiren, WE 
| | 


ε 
Ueber die masarelhische Note: Dion yo ΜΡ0ΌΒ, 99}. 


es aich-als Gegensatz von pro mioy (Zwischenraum am Ende des 
Verses) oder. wenn man lieber will, von paog nyrına (Zw. am 
Asfang des Verses) zu denken. Piska wäre sonach der Name der 
Gattung, das Piska der Versmitte aber, und das Piska des Versen. 
des die Namen zweier Species davon. Dass die letztere Art wirk- 
lich vorhanden sey, fällt in die Augen, wenn man eine der er- 
wihnten Ausgaben vor sich hat, nur ist keine Randbemerkung 
beigegeben, weil man diess wohl hei der Ausnahme, nicht aber 
bei der Regel für nötlıig fand. Simonis, Beineccius, also auch 
Dödexlein haben, um Raum zu sparen, jene Zwischenräume über- 
gangen und Jahn hat seinen ojgnen Weg. 

Die Bedeutung des Piska überhaupt ist wohl klar, denn je- 
denfalls wollte man damit den Fall bezeichnen, wo wir nach ei- 
nem geschlossenen Gedanken die Zeile abbrechen und eine neue 

anfangen; so dass mithin das Piska der Versmitte nicht für eine 
Variante oder ein Keri, als Gegensatz von einem Cheihibh zu hal- 
' tenist, sondern für ein eigentliches bx5 (nivnh "1% 12, sic debet 
‚ se), eine Bemerkung, die wahrscheinlich eigentlich den Abschrei. 
' bern galt, und welche die Masorethen öfter an den Rand Jer Bü- 
‚ cher astzten, um bemerkbar za machen, dass man sich von der 
im Texte befindlichen Ausnahıne nicht zu entfernen habe. | 

Je seltner Noten dieser Art in andern Druckbüchern vorge» 
fonden werden, und je öfter man die Zwischenräume der Vers- 
wilte nicht erwartet, desto schwerer wird ınan geneigt seyn, auf 
‚die angegebene Erklärungsweise einzugehen. Es scheint daher 
sicht überflüssig, weitere Belege zu geben. Sie sind von zweierle; 
Art, theils die Analogie anderer masorethischer Bemerkungen. mit 
der in Erage stehenden, theils die Analogie des Ὁ vsnora Β mit dem 

, Augenummenen Ἔ yıb3 "3. Aa: 
| J. Dass die jüdischen Abschreiber überhaupt an gehäufte 
und äugstlich\genaue Gesetze gebunden waren, wird hier nicht erst 
᾿ wiesen werden müssen und Näheres darüber lies’t man in Eich- 
ı keni’s Einleitufig in das A.T. Für unsern Fall finden sich unter 
jenen Gesetzen .auch solche, welche bestimmen, wo man nichts 
ἄπ schreiben, oder, wo man leere Räume zu lassen habe, 
Diese, rabbinisch - hebräisch geschriebenen Regeln sind in die 
, asirenden Bibelausgaben übergegangen. So Genesis 47, 27.-: 
ne ΓῚ De 2 05 con ya γὺε (man est hic Piska omni- 
 Mused ;apatium litterae unius). Es beginnt nehmlich mit dem 
Rösken Verse des 47sten Cap. die zwölfte der Paraschen, bekannt- 
Ich jüdische Pericopen des Pentateuchs, als deren Ueberschrift 
gewöhnlich das &n» und vop mit beigesetztem hebräischen und 
deutschen ZahlZeichen gilt. pns bedeutet Nu (separatio, ‚sectio), 
bb == Ὑπὸ oder u70 (ordo). Was für einen Unterschied man 
sich zwischen diesen beiden Arten von Abschnitten gedacht .babe, 
ist unbekannt, für die-Abschreiber aber war festgesetzt, dass die 
 Üeberschrift 588 drei Linien und die der oo& blos Eine Linie Raum 


308 Ueber die masorsthische Note: pr&B ΨΧΌΝΩ MPOR. 


erhalten sollte, was auch V, ἃ, Höoght in seiner Ausgabe treulich 
beobachtet hat. In obiger Note liegt also der Sinn: es solle bier 
ausnahmsweise blos eine Buchstabenbreite freigelassen werden. 
Als wahrscheinlichen Grund, warum hier von dem Gewöhnlichen 
abgewichen. sei, giebt V.d.-Hooght in seiner Vorrede zur Bibel 
an: ein Judaeus nasutulus habe diese Parasche, weil sie von 
Messias handle, von den übrigen unterscheiden wollen als maerno 
clansaä, obsignata. Doch genug hiervon. Für meinen Zweck wi 
ich nur noch eine Note anführen und es wird bewiesen seya, dass 
es masoretbische Vorschriften über Freilassung des Raumes giebt, 
dass also auch 105 ὉΧΌΜΣ ΜΡΌΞ eine solche seyn könne. 
Exod. 1, 1; Lev.1, 1; Num. 1, 1 u.Deuter. 1,1 stehen die Worte: 
In men τὴ ΠΡ Yonnay tmaa, Yang) Ἢ ΠῚ} (relinguat [seriba] 
quatuor lineas vacuas et incipiat ab initio lineae quintae, 
Sie sind für sich klar, nur erwartet man sie, da sie jetzt doch ei- 
gentlich blosse Setzerregeln geworden sind, in einer Bibelausgabe 
nicht, und sie werden obnehin gehörigen Orts weder verstanden 
noch berücksichtigt, indem man sich auch hier, wie billig, nach 
deh allgemein geltenden Gesetzen der typographischen Syenmetrie 
richtet. Als specimen diligentiae et accurationis Masorstharum 
würde man sie übrigens lieber in einer Tiberias suchen. und sie 
ist an unserm Orte für Platz und Kopfzerbrechen zu theuer er- 
kauft. Ausserdem findet man noch Bemerkungen dieser Art Num, 
, 24,5; Ex. 14, 28 u. 8. w. Jerem. 14, 14 kann nicht dahin ge- 
rechnet werden, denn hier gehört die Marginalnote zu try und 
sie ist beigesetzt, um dieser Lesart den Vorzug vor ans zu sichern; 
man vergl. De Rossi’s Varrantensammlung, ee Τὸ ῷ 
II. sollte nachgewiesen werden, dass, wo.n der Mitte des 
Verses die Reihenfolge der Wörter durch einen Hiatus unterbro+ 
chen wurde, man denselben Gesetzen folgte, als wo. diess am 
Ende desselben geschah. Es ist schon gesagt worden, dass im 
Allgemeinen das Pıska mit dem zusammen triflt, was in jedem an- 
dern Buche in Hinsicht auf die Abtheilung grösserer Sätze für 88. 
gemessen gehalten wird. Im ersten.Capitel der: Genesis z. B. fir 
det man 6 Einschnitte nach V. 5. 8: 13. 19. 28. 31. und durch 
sie werden die 6 Schöpfungstage von einander geschieden, eine 
Abtheilungsweise, die Jeder als passend und bequem anerkennen 
wird. 80 hatte sie, da man einmal darauf gekommen war, auch 
früher gefallen und man wurde darauf bedacht, sie treu fortzu- 
pflanzen. Hierzu mussten für die Abschreiber, die nicht allemal 
Gelehrte seyn konnten, wenn man die Bücher nicht um einen 
hohen Preis bezahlen wollte, leitende Vorschriften gegeben wet- 
den, und sie sind für den Pentateuch, der vielbedeutenden nA 
(die übrigen Bücher haben nur die leeren Zwischenräume), in dem 
einzeln stehenden 3 und Ὁ vorhanden, wo das erste nnına (aperta), 
das zweite κηροῦ (clausa) bedeutet und wozu mau ned (lines) ! 
oder γι (sectio) zu suppliren hat. Letzteres jedoch ist natür- 


Ueber die masoreiliische Note: Pros »sona mpos. 209 


Ich von der eigentlichen Parasche oder Gesetzespericope zu. unter- 
scheiden und kann. auch nicht mit den 7 Unterabtheilungen der- 
seiben rerglichen werden, da diese wieder für sich bestehen und 
ner bisweilen und zufällig mit jenem 5 und Ὁ zusanımen fallen. 


 Offmheisst die Linie, wenn sie am Ende frei, geschlossen, wenn, 


ud am Ende beschrieben ist. 

Dass man lieber wünscht, es möchte dieses so oft wiederholte 
und so beengende Notabene in ‚unsern Ausgaben weggeblieben 

‚versteht sich wohl von selbst; wenigstens musste es ge- 

en, wenn dem cessante caussa cessal eflectus (d. h. keine 
Absöhreiber, keine Abschreiberregeln ) sein Recht widerfahren 
sollte, | 

Im Besöndern ist zu bemerken, dass es Einschnitte an Stel- 
len giebt, wo man sie nicht erwartet, Allein wie anderwärts 
die Masoretilen das Logische hintansetzten, so verfuhren sie 
hier &benfalls nach mechanische Normen. Man band Einschnei- 
den.in der Rede mehr an die Wiederkehr gewisser Redensarten 
und Sprechformen, die allerdings sehr häufig die Grenzen der 


Abtheilang grösserer Sätze richtig bezeichnen, oft aber auch nicht. 


Vorzüglich bielt man das Piska dan» für nothwendig, wenn eine 
Wichtige Person oder die Gottheit selbst entweder zum ersten Mal 
oder nach Unterbrechung von neuem wieder sprechend oder han- 
delnd eingeführt wird und man kann z. B. in den Propheten, wenn 
meht ein augenscheinlicher Uebelstand dadurch hervorgerufen 
wird, sicher darauf rechnen, dass vor mıis on n>, oder "5 
nen 51 oder 17° "wor eingeschnilten ist. Dieses gefällt bei 
Amos Cap. 1. wo fünfmal, bei V. 3. 6. 9. 11. 13. abgesetzt wird, 
wo aber zugleich jedesmal ein neues Vaticinium beginnt. Genesis 
Cap. 1. kann man von derselben Seite betrachten. Dagegen fällt 
es unangenehm auf, wenn man Ezech. Cap. 14. bei V. 2.V. 4u. 
V.6 durch Einschnitte unterbrochen wird, da doch die Rede in 
einer anapherartigen Häufung von Vordersätzen bis zum ersten 
%kenh-katon des 6ten Verses fortschreitet, wo dan der Nach- 
sis anfängt. Eben se wird man gestört bei Jerem. 27. V.19 u. 
A-Die oben angeführten Stellen betreflen nun zwar das Piska am 
Yersende; es gelten aber dieselben Rücksichten auch in der Mitte 
des Vezses u. Ezech. 3, 16. hat aus keinem andern Grunde das 


Pre ΥὙΧΌΜΣ ΜρΌΞ, ala weil min? 437 2.1 einmal in der Mitte des . 


Vezaes steht, obgleich man hier die Trennung ungern sieht, da 
&gfswei Vershälften genau zusammen hängen, | 
; Andre Beispiele noch anzuführen und den speciellen Gründen 
dessiben nachzuspüren, müchte für überflüssig gehalten werden. 
„Leipzig im Juni 1833. οὶ ͵ 
ΡΣ Κι, W. Landschreiber. 


Ἄν ie 
.Φ, 


δεν . Philol. u. Pädag. Ba. 11. Hfe. 2. 14. 


r 


n 


ἣ 


. unter dem Boden erhalten. Nor die gallisch-römischen Ortsna- 


‘“ war esam Rhein selbst'und südlich an der Donan hin. 


ι, notti und v. Ströbel und Herr Domdechant v. Jaumann. Man Iin- 


. der Zufall. Daher ist zu beklagen, dass von Seiten der Regie- 


n 


210 Ueber antiquarische Butdeckungen in Würtemberg. - ‘ 


N a i 
ον, ÜVeber einige der :neuesten antiquarischen Ent- 


deckungen in Würtemberg. 


Würtemberg &ehört seinem grössern Theile nach zu den Ge- 
genden, in welchen die römische Cultur nur vorübergehend ihre 
Wohnsitze aufgeschlagen; wie sie denn daselbst kaum einen Zeit-: 
raum von 140. Jahren hindurch in ungestörter Dauer geblüht zu 
haben scheint. Gleichwohl besitzt dieses Land einen auffallenden 
Reichthum an Ueberresten römischer Niederlassungen. Sie ira- 
gen alle die Spuren einer plötzlichen und gewaltsamen Zerstörung 
durch Feuer. Nicht auf den Trümmern der alten Wohnssätten 
der römisch - gallischen Bevölkerung selbst, sondern fast immer 
in einiger Entfernung haben sich hierauf die wilden alemannischen 
Einwanderer, niedergelassen , glücklicherweise , olıne sich die 
Mühe zu geben, die mit Vegetation überwachsenen und allmälig 
mit Humus sich bedeckenden Brandstellen Behufs der Cultur des 
Bodens aufzuwühlen. Auch’ scheint sich frühzeitig der Glaube, 
als ob etwas Dämonisches auf jenen verlassenen Stätten hafte, aus-, 
gebildet zu haben. Kaum dass hier und da ein fester Unterbau zur 
‚Anlage eines Herrensitzes benutzt ward. $o haben sich an vielen, 
durch die Namen #Slistadt, alte Burg, Mauern, Mäurich, u.& 
bemerklichen Stellen die Grundlagen und zum Theil die Erdge- 
‘schosse römischer Häuser, oft ganzer Reihen derselben bis auf 
unsere Tage, während der Pflug darüber hinging, unangetastet 


men sind bis an die Donau ällenthalben fast spurlos verschwunden. 
Denn bey der eigenthümlichen Katastrophe, welche dieser Theil 
des jetzigen Würtembergs erlebte, war der frühere Zustand mit 
dem folgenden durch keinerley ' Uebergang vermittelt. _ Anders 


Sonach bieten unsere Gegenden einen ergiebigen Boden für, 
Nachgrabungen, und wo diese nur einigermassen planmässig an- 
gestelltwurden, was in früheren Zeiten z. B.bey Oehringen, Car- 
statt, \und Köngen geschah, lohnten die schönsten Resultate. In 
unseren Tagen forschten einzelne Privatmänner mit Liebe und 
Einsicht nach Alterthümern, z.B. Herr Buzzorini in Ellwangen 
am Limes rhaeticus; an der Donau bey Ehingen und Riedliagen, 
und am Neckar bey Rotenburg die Herren NWomcapitulare v; Fa- 


det ihre Ergebnisse grösstentheils niedergelegt in den: Würtember- 
gischen Jahrbüchern von Memminger, und in dessen Beschseibun- 
gen der betreffenden Oberämter. Allein solche Bemühungen geben 
doch meist nur Unzusammenhängendes, und das Beste dabey thut 


rung, die für die Aufhellung der römischen Periode unsrer 6* 


Ueber antiquarische Entdeckungen in Würtemberg. 211 | 


schichte allein etwas Durchgreifendes ihun könnte, so viel als 
Nichts geschieht, dass keine planmässigen Nachforschungen an 
den das Meiste versprechenden Orten angeordnet, dass nicht ein- 
mal die Versuche Einzelner gehörig unterstützt, dass endlich — 
worin doch Bayern mit einem so beschämenden Beyspiele voran- 
‚gebt — die zer»plitterten, oft sehr interessanten Ueberreste nicht 
in einem auch nur anständigen und zugänglichen Local zu einer 
ordentlichen Sammlung vereinigt werden, um den vereinzelten 
Bemühungen einen Mitielpunkt, den Freunden der Wissenschaft 
Aufınunterung und Belehrung zu geben. Oder verdienen etwa die 
Denkmäler einer untergegangenen Cultur geringere Beachtung als die 
Ueberbleibsel einer versunkenen Tlier-und Pflanzenwelt, die wir 
hier gleichwohl, und mit Recht, in einem sehr schicklichen Con- 
seryalorium untergebracht sehen ? Allein es scheint überhaupt, als 
ob man hierorts seine Verdienste um die Alterihums - Studien auf 
Dukdung beschränken wollte. Uebrigens verdient rübmliche Er- 
wähnung, dass vor zehn Jahren der inzwischen verstorbene Mi- . 
nister des Innern, von Schmidlin (wie denn überbaupt die gei- 
stigen Interessen an ibm jederzeit einen Protector fanden), den 


. Plan zur Errichtung eines Anutikensaales vor die Stände brachte: 


aber das schöne Vorhaben scheiterte an dem gemeinen Sinne unse- . 
zer damaligen, in materiellen Dingen desto willfährigern Kammer. 

Sehr erfreulich ist es daher, dass in Rottweil am Neckar ei- 
nige Beamte, darunter Lehrer des dortigen Κα. Gymnasiums, in ' 
einen Verein zusammengetreten sind, der die Bestimmung hat, 
die an Alterthümern sehr reiche Umgegend selbiger Stadt zu durch- 
forschen. Eine freystehende, auf zwey Seiten von den Flüssen 
Prim und Neckar, die sich bier vereinigen, begränzte, auf der 
Rückseite durch Kunst befestigt gewesene Anhöhe, wo einige 


‚Römerstrassen zusammenlaufen, Hochmauern genannt, trägt die 


Trümmer ausgebreiteter -Bauanlagen; und es istin neuern Zeiten 
so ziemlich die allgemeine Annahme, dass das aus Ptoleinäus und . 
der Peut. Tafel bekannte Arae Flaviae auf diese Stelle zu setzen 
sey. Vielleicht dass es mir an einem andern Orte gelingt, bey 
Gelegegheit einer Beleuchtung der Oken’schen Erklärung des auf 


‚der Peutingerschen Tafel verzeichneten Strassenzuges von Vindo- 


nissanach Reginum (Isis Dec. 1832.) wahrscheinlich zu machen, 


dass wir die flavischen Altäre vielmehr an den Donauquellen, bey 
Rottweil dagegen die räthselhafte Stadt Samulocenae (oder Suma- 


cenni?) zu suchen haben, welche auf der Peut. Tafel gleich 
andern namhaften und festen Orten mit zwey Thürmchen bezeich- 
Betist. Auf der ganzen weit ausgedehnten Fläche dieser Anlıöhe 
fördert der Pflug fast mit jedem Jahr Mauerwerk, Mosaiken, Mün- 
sen, Terracotta’s u, dergl. zu Tage. Ordentliche Nachgrabungen 
waren jedoch nicht angestellt worden. Ein sehr beschränkter 
Versuch im J. 1784 führte sogleich einen Fuss tief unter der Ober- 
fläche in ein ziemlich geräumiges Gemach, Ὡὰ τὼ aus ge- 
| : 14* 


R [3 
* 
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212 Ueber antiquarische Entdeckungen in Würtemberg. 


schmackvoller Mosaik bestand, unter welchem sich durchkreu- 


zende Heizungskanäle hinzogen, und dessen Seitenwände mit 
Fresken auf Stucco vou sehr lebhaften Farben geziert waren. In 


der Mitte dieses Raumes fand man die Ueberreste einer gehamisch- 
ten Figur, eine Säule von Sandstein toscanischer Ordnung, Bruch- 
stücke vieler zum Theil ungemein zierlicher Vasen, und mehrere 
Münzen von Erz und Silber. Noch schönere Mosaik und man- 


“ nichfaltige Bronzen, Terracotta’s,.Geräthe u. derg]. Heferte ein, 


leider sogleich wieder eingestellter Versuch im 3. 1817. In die- 


sen Ergebnissen fand der genannte Verein eine Aufforderung, 
Freunde des Alterthums und des Schönen zur Theilnahime an sei- 


. ner Unternehinung einzuladen. Diese ist nämlich auf Actien ge- 
gründet, und der Betrag einer Actie,' welche zu der Theilnahme 


auf Ein Jahr berechtigt, auf Einen Gulden festgesetzt. Jedem steht 


, übrigens frey, so viele Actien zu nehmen, als er will. Dafür 
. . macht sich der Verein verbindlich, durch einen sachverständigen 


Ausschuss jährlich regelmässig Nachgrabungen veranstalten zu 


lassen, von den aufgefundenen Merkwürdigkeiten genaue Be- 


schreibungen und Lithographien zu liefern, von welchen jede 


Actie ein Exemplar erhält und am Ende jedes Jahres über seine 


Verwaltung öffentkche Rechenschaft abzulegen. Die erhobenen 
Gegenstände selbst bleiben in’ dem Antiquarium der Stadt Rottwesl 


- niedergelegt. 
So unbedeutend bis jetzt die Mittel des Vereines sind, — 


denn die Gesegneten des Landes haben sich, so viel ich weiss, 
der Sache nicht angenonımen — so wurde doch gleich Hand ans 


Werk gelegt, und hauptsächlich unter der eben so eifrigen als‘ 


umsichtigen Leitung des Herrn Salinenverwalters von Alberti eine 


Stelle des classischen Bodens auf Hochmauern aufgedeckt, wobey | 


nur zu bedauern ist, dass das Interesse der Eigenthümer jener 


Grundstücke zur Eile nöthigte, und die nach der Ernte aufgegra— 
‚ benen Stellen, so wie sie ausgebeutet ‘waren, Behufs der neuen 
_ Aussaat wieder zugeworfen und geebnet werden mussten. Möclıte 
doch die Unternehmung so viele Unterstützung im In- und Aus- 


lande finden, dass der Verein im Stande wäre, auf längere Zeit 
über jene Flur zu’ verfügen, damit die schöne Anlage der Gebäude 


in ihrem wohlerhaltenen Zusammenhang bequemer übergchaut 


werden könnte. Denn nicht nur die fortlaufenden Fundamente 
der Häuser, sondern δὴ vielen Stellen auch die Gemächer der 


‘ Erdgeschosse mit einem Theile der Seitenwandungen, der kunst- 


“vollen Heizeinrichtungen u. dergl. haben sich erhalten; ja zuwei- 
‚len liegen noch Reste des römischen Daches (die tegulae und dar- 
“ über die imbrices) über den Trümmern, als ob es eben zusammen- 


gesunken wäre, Die Ausbeute an Mosaikresten , Fresken, fei- 
nen Fictilien, Fragmenten von gläsernen, auch Porphyr-Gefäs- 


‘sen, Geräthschaften, Münzen u. a. m. war nicht gering, und 


lässt bey grössrer Ausdehnung der Grabungen aufsehr-schöne Ex- 


Ueber antiquarische Entdeckungen in Würtemberg. 213 


. / ᾿ 
gebnisse schliessen, Unter den mannichfaltigen Gefässen-.der ver- 
schiedansten Grösse befindet sich auch ein gut erhaltenes Exemplar 
εἶπες Vase aus demselben Model, aus welchem die aus Dorow’s 
Werke: Opferstätten u. 8. w. 2te Abth. Taf. XV. fig. 1. bekannte 
hervorging, welche dort als die schönste der am Rhein gefunde- 
nen aufgeführt ist. Nur Inschriften (ausser Töpfernamen z. B. Co- 
natius £) sind bis jetzt nicht zu Tage gekommen. Rottweil be- 
sitztnur eine, vor längerer Zeit gefandene Ara, den Strassengöt- 
tern (biviis, triviis, quadriviis) geweiht. ee 

Eine Beschreibung dieser Nachgrebungen wird der Verein ' 
dem Vernehnien nach mit seinem zweyten Rechenschaftsberichte 
liefern, und mit zwey, von Hrn. v. Alberti gefertigten Zeichnun- 
gen, den Grundriss von Hochmauern, und die interessantesten 
der aufgefandenen Gegenstände darstellend, begleiten. Mit dem 
ersten Rechenschaftsbericht wird demnächst eine mit Zeichnungen 
versshene Beschreibung des ungefähr eine halbe Meile von Hoch- 
mauern entfernten, und kürzlich aufgegrabenen Todtenfeldes 
(Schelmenäcker) bey Bühlingen ausgehen, aut welchem eine 
grosse Anzahl von Gebeinen mit römischem Waffenschmuck, Ur- 
nen, Geräthen ü. 6. w. aufgedeckt wurde. Nach allen Umständen 
hat hier der Sieger, nachdem er in einem Treffen die Höhen über 
der Eschach und dem Neckar gewonnen, seine Todten begraben, 
Zur Bestimmung der Zeit dieses V.orfalls könnte vielleicht eine 
durchlöcherte Münze des Kaisers Probus dienen, die sich unter 
diesen Gebeinen vorfand, und welche als Zierrath oder aus ir- 
gend einer Superstition am Halse getragen worden zu seyn scheint. 
Diese Münze ist sehr abgerieben, und besonders an der Oeffnung, 
durch welche ein Ring läuft, stark ausgeschliffen, was sich nur 
aus einen lange dauernden Gebrauch erklären lässt. Nun ist aber 
bekannt, dass gleich nach des Kaiser Probus kurzer Regierung 
die Alemannen diese Gegenden zwischen Rhein und Donau aber- 
mals überschwemmten, und demrümischen Besitze derselben für 
immer ein Ende machten (283 n. Chr.). Weiterhin wissen wir 
nichts mehr von siegreichen Zügen der Römer .bis in diese Ge- 
gend, mit Ausnahmen der Unternehmung Valentinians I., der an. 
den.Donauquellen und über dieselben hinaus die Sueven schlug, 
Auson. Epigr. 3u.4. Mosella 424.*) Und jenes Leichenfeld ist 


‘*%) Hätten sich die Unternehmungen Valentinians auf die von. Am- 
mian. Marc. XXVII, 10. erzählten und wahrscheinlich am Rhein und untern- 

eckas vorgefalienen Begebenheiten beschränkt, wie Creuzer in seiner 
Mmesten gehaltvollen Schrift: Zur Geschichte der altrömischen Cultur am 
Ober- Rhein und Neckar. Lpzg. u. Darmst. 1833. 8. annimmt, so wäre 
diese mehrmalige geflissentliche Erwähnung der obern Donau als damali- 
ger Zeugin sömischer Siege, auch bey dem Dichter nicht erklärlich. Es 
Ing in der Natur der Sache, dass Valentinian den Feind auch von der Süd- 
sciteher hedrängen liess. Vergl. Ammian. XX VII, 5. a. E. 


NER δ 4 π΄ ς ΡΣ ΟΝ ΩΣ απ. Δ ὙΠ Σὺ, δ ΤΑΝ ἄγον ΡΣ ΠΤ ττς ἢ 
- 
᾿ ᾿ D 
, 
+ 


314 Ueber antiquarische Entdeckungen in Wintemberg, 


von den Donauquellen nur wenige Stunden entfernt. So wird mie ἔ 
nicht unwahrscheinlich, dass hier die Opfer irgend eines Gefech- 
tes in dem valentinianischen Kriege bestattet wurden, wohl derh- 
᾿ selben Kriege, welcher dem Ausonius in den Besitz einer schönen 
Gefangenen des Suevenmädchens Bissula setzte, von welcher er 
‚sagt (Idyll. VIEL): 
Bissula trans gelidum stirpe et lare prosata Rhenum, 
Conscia nascentis Bissula Danubi, - 
Capta manu, sed nıissa manu, dominatur in eius 
Deliciis, cuius bellica praeda fuit, ; | 
Diess mag genug seyn, um die Aufmerksamkeit der Alterthums- 
Freunde nach jener Gegend hinzulenken, von wo wir bey zu 
wiünschender allgemeinern Tbeilnahme und Unterstützung die 
schönsten Aufschlüsse erwarten dürfen. 

Noch sey es dem Einsender erlaubt, einiger unedirten röm. 
Inschriften aus Würtemberg kurz zu erwähnen, welche derselbe 
bekannt zu machen und zu behandeln unlängst "Veranlassung ge- 
funden. Bey Jaxthausen am Limes transrhenänus ward vor eini- 
gen Jahren eine Steintafel mit folgender verstümmelter Inschrift 
ausgegraben : IMP"CAES*........... |»... PE-INVICT-AVG..... 

ἱ . BALNEVM || COH-T’ GERM......... ἢ VETV- 
STATE: "CONLABSVM- RE |] STITVERVNT-CVRANFEQ° 
CAEC: PVDENTE- V*C-LEG:AVGG- || PR-PR-INSISTENTE- 
Q-MAMIL- || HONORATO - TRIB-COH-S'S- Der Kaisername 
‘ist sichtbar geflissentlich getilgt. In dem Herbstprogramm des 
hies. K. Gymnasiums vom J. 1831 habe ich diese Inschrift aus- 
führlich besprochen uhd zu zeigen gesucht, dass der Anfang der- 
selben, den Namen und vollständigen Titel des K. Severus ent- 
haltend, verloren gegangen, und dass die ausgemeisselten Schrift- 
züge dem Caracalla gegolten haben. Zur Ergänzung dient Wort 
. für Wort ein in Britannien gefundner Meilenstein bey Grut. 157, 1. 
Die 1te Coh. Deutscher biess unter Caracalla wahrscheinlich Aurelia. 
Eine Ara mit der, in nachlässigen Zügen dargestellten In- 

schrift: I-O-M- || CONFANES | SES- ARMISE || SES’V-S 
(51) {ΡΠ Ν᾿ wurde nebst Bauüberresten vor mehrern Jahren von . 
dem angeschwollenen Ermsflüsschen bey Metzingen im Oberamt 
Urach ‚ausgewühlt, und von mir zuerst in genauer Copie mitge= 
theilt in Memmingers Würt. Jahrbb. Stuttg. 1831. S. 175 ff. wo 
ich meine Erklärung: „dem höchsten Gotte die Tempelgenossen- 
schaft (confanenses) an der Erms (Armisenses, von Armisus). ver- 
möge Gelübdes.“ zu begründen suchte. 

Einen dritten sehr interessanten Stein förderte neulich die 
Hacke eines Bauers bey Köngen*) am Neckar zu Tage. 8. meine 


a Die im J. 1783 auf Befehl des Herzogs Carl von Würt. dort veran- 
stalteten Nachgrabungen schlossen eine regelmässige Anlage römischer 
Gebäude auf, and lieferten Auncagnen aller Art. Leider geriethen diese 


Ueber astiquarische Entdeckungen in Würtemberg. 215 


Beschreibung des Fundes in Memmingers Jahrbb. 1833. 8. 89 ff. 
aus.welcher ich hier das Wesentliche in aller Kürze aushebe. Der 
Stein trägt folgende Inschrift: DEO-MERCVRIO- VI || SVCIO: 
ET  SACTE " VISV | CIE-POVARTIONIVS || SECVNDINVS- 
DECV || -IVI-SVMA....V-S-L-M- Im vorigen Jahrhundert 
wurde auf dem heiligen Berge bey Heidelberg der Votivstein eines 
gewissen Calpurnianus ausgegraben, der Visucio aedem cum signo 
gesliftet hatte, und die damalige churpfälzische Academie der 
Wissenschaften zu Mannheim lieferte über diese fast gänzlich un- 
bekannte Gottheit Visucius eine Abhandlung ihres Historikers und 
Secretärs Andreas Lamey (Acta Acad. Theod. Palat. I. p. 202 sgq.), 
der in diesem Namen eine Localgottheit und zwar einen auf den 
Waldhöhen über der Weschnitz (im Mittelalter PVisgotz) verehr- 
ten Berggott zu erkennen glaubte, Andere sahen darin geradezu 
den Flussgott der, wiewohl zwey ganze Meilen von dem Fundorte 
enlfernten, Weschnitz selbst, ‚‚deren muthwillige Fluthen durch 
Capelle und Bild versöhnt werden sollten“ Leichtlin Forschungen 
Ϊ, 8, 21. Vergl. Mone Geschichte des Heidenthums II. 8. 841. 
Diese Hypothesen, und was noch so eben Creuzer a. a. O. 8. 5i1f. 
für den örtlichen Naturdienst deutscher Stämme aus diesem ‚‚Weiss- 
floss“ gefolgert hat, scheinen jetzt von selbst zu fallen. Denn 
nunmehr erscheinen ein Mercurius - Visucius und eine Göttin 
Visucia, Bekanntlich finden sich in den Rhein-und Neckar Ge- 
genden von keinem Cultus häufiger Spuren, als von dem jener 
&llischen Hauptgottheit, welehe dieromanisirten Gallier mit dem 
Mercurius der Römer identificirten. Häufig fügten sie demselben 
auf den Denkmälern noch andere Namen bey, welche entweder 
Stammes - oder Ortsbenennungen waren, oder einzelne Prädicate 
aus dem weiten Bedeutungskreise dieser Gottheit bezeichneten. 
Se finden wir einen Mercurius Moccus und Mercurius Cissonius 
(Lenoir Dissertat. in Memoires de la societ& des Antiquaires de 
France T. 1. p. 122.) aber auch. einen Deus Cisonius allein (zu 
Speyer, 8. König Beschr. der rom. Denkmäler u. 8. w. Kaisers- 
lautern 1832.. Taf. I. fig. 14. Irrig ist dort und bey Creuzer 
8.108. CISCNIO geschrieben). Ich vermuthe, dass Visucius eine 
Loesibenennung war, aus dem Nainen eines Ortes oder Gaues ge- 
bildet, in welchem Mercur vielleicht in einer besondern Weise 


. gedacht und dargestellt wurde. So gab es einen Mercur der Au-, 


 vergne, aber ein Stein, Mercurio Arverno, ward weit von dort, 


im Jülichschen, gefunden. So ist auch eine Sancta Visucia er- 
klärlich, die darum keine Mercuria ist, sondern eine Ortsgöttin in 
der fernen gallischen Heimath dieses Povartionius. Eine Dea Ve- 


_ ia verschiedene, meist profane Hände. Ein merkwürdiges Bronzebild des 


Jupiter, im hieratischen Styl, kam nach Tübingen, wo es lange unbeach- 
tet blieb. Noch ist diese Fundgrube lange nicht in ihrem ganzen Umfange 


, 
» 


216 τὰ Händler: Ueher Theoerit. κξι, v9. 


sunna ward verehrt zu Vesunna , jetzt Perigueux; und die 
Visuneier (Besangon) opfertem ihrem Neo Visonti. Vergl. (Martin) 
‘ la Religion des Gaulois T.-I. p. 376. Wegen der verstümmelten 
letzten Zeile verweise ich auf meine oben angef. Abhandlung. ἡ 


Stuitgart im.Juni 1835. JdJugust Pauly. 


Ueber Theocrits Idyll. »g’ v.9. 


Der Neunte Vers der bezeichneten Idylle des Theoecrit ist, 


wie er in den meisten Ausgaben erscheint, eine wahre crux inter- 


pretum. Aeltere Herausgeber u. Commentatoren waren der Sache 
‘viel näher als die Neuesten, u. eine vermeintliche Concinnität, 


die durch einzelne zwischen denı Daphnis u. dem Mädchen alterni- 

_ zenden Verse äusserlich erzielt worden ist, hat nach meiner Mei- 
nung noch mehr Verwirrung angerichtet. Durch die Abtheilung, 

die man vorgenommen, nach welcher das Mädchen mit einem 

Verse beginnt u, so Vers um Vers das Gespräch mit dem Naphnis 
fortsetzt, haben die Erklärer, die sie verfechten, mehr gegen 

᾿ das Innere verstossen als äusserlich hat gewonnen werden können. 
So hat man den ersten Vers τὰν πινῦταν etc. dem Mädchen er- 
tbeilt, ganz gegen die Natur u. unnöthiger ‚Weise angenommen, 

als sey der Anfangsvers: für den Daphnis hepausgefallen. Die 

᾿ Idylie beginnt wie sie vorliegt, und beyde ersten Verse gehören 
dem Daphnis. Eben so gehören auch der 8. 9. u. 10 V. aus 1Π- 

nern Gründen dem Daphnis, die mehr gelten müssen, als die aus 

einer äusserlichen Concinnität, die herzustellen sey, je fliessen 
können, Jetzt folge erst kurz eine Uebersicht der Behandlung, 


die die angezogene Stelle erfahren hat, und an diese schliesse sich 


mein Vorschlag. Eine alte Ausgabe von 1603 beginnt mit.dem 
Anfangsverse für Daphnis, der 8. V. wird dem Daphnis, der9.V. 
deın Mädchen ertheilt und die Uehersetzung beygefügt: quae prius 
‚uva erat, passula est et rosa arida tamen uon perit «ἡ orapuks 


‚orapıg ἐστι καὶ οὐ ῥοδον αὖον ὀλειται. So hat auch Schaefer | 


ed. cur. Tauchnitz 1809. Lips. zwey Anfangsverse dem Daphn' 
„ und den8 -— 10. eben demselben, und Letzteres ganz richtig, εξ“ 
{8611}, aber obne die alte Lesart zu ändern und öhne die Schwie- 
rigkeit des Sinnes zu heben. Kiessling hat die 2 Anfangsvers 
richtig dem Daphnis gegeben; fährt aber dann alternirend in ein- 


zelnen Versen für die-redenden Personen fort und lieset καὶ οὕ 
6odov αὖον ὄλειται. im9.V. und hat mit Warton, Dahl und Manso 


die Vertheilung des 9. und 10. V. ex edit. Florent. mit dem Ste- 


phanns aufgenommen. So lesen Valckenaer, Schaefer und andere 


4 ϑ 


Ι 
ι 


| 
Ι 
| 


Händler: Ueber Thevezit. κζ΄, ν.9. Σ 217 


' os vor dodoy mit Stephanus. Dahl hat übersetzt: etiam quum 
, facta est passa, uva omnino usui est, et folia rosarum vel arida 


nen abiteiuntur , sed odorifera sunt. . Ob wohl Theecrit so etwas 
hst sagen könnes und wollen? Reiske conjicirt orapıg ἔσται και 
ῥοδον. Dies hat Brunk aufgenommen, , Isaac Voss u. Eldikius 
haben conjicirt und vorgeschlagen καλὸν ῥοδον zu lesen für xas 
οὐ ῥοδον. Warum hat ınan das neuerlich so wenig beachtet ? 
Auch fehlt das οὐ in manchen alten Handschriften, was in der Flo- 


rentinischen ‘steht. Wüstemann giebt den 9, V, dem Mädchen . 


und mit Dahl übersetzend setzt er weislich zur Erklärung hinzu 
tun guogue mieus mihi habebitur honos und schlüpft über Is. 
Vossens Conjectur hinweg. Heinrich Voss hätte wolıl am ersten 
auf Is. ‚Voss achten sollen; aber er giebt den 1. V. dem Mädehen 
und lässt die Verse sodamn einzeln alterniren zwischen den Spre- 
chenden, so dass die Kogn natürlich nun den 9. V. bekommt; was 


sie damit sagt, kümmert ihn nicht; er übersetzt frisch weg: _ 


Weinbeer wird zur Bosine und truckne Basen ‚vergehn nicht. 
Wern ich auch den Ausdruck vergehn nicht urgiren will; aber 
fiel ihm denn gar ‚nichts bey der Stelle ein, das ihn hätte auf die 
Unwahrsebeinlichkeit der Lesart aufmerksam machen können”? 
Werin aller Welt weilte wohl einem Mädchen zumutben, sich 
mit einer Rosine und verdorrtien Rose zu vergleichen, oder sich 
damit zu trösten, dass auch eine verdorrte Rose noch einigen 


Gerach habe?. So weit zu gehen erlaubt. ihr nicht einmal die Per- Ὁ 


silage und Ironie, die man etwa finden wollte. Doch finde ich. 


auch nirgesrds daran eine Erinnerung in den sämmtlichen Aus- 
geben. Ganz natürlicher und richtiger Sinn kommt in den Vers, 
wenn er. dem Daphnis gebört und nur richtig interpungirt wird. 
Ich Iese: “4 σταφυλις σταφις ἐστι, και οὐ ξοδον αὖον ὄλειται; 
so’dass der. 2te Theil des. Verses eine nachdrucksvölle Frage ent- 
hält. - Aus einer Traube wird eine Rosine und welkt nicht auch 
die Rose dahin. und vergeht? So ist die Stelle ohne alle Aende- 
rung durch die-blosse Interpunelion im richtigen Sinne im Munde 
des Daphnis.- 

Ausserdem ist mir auch die Conjeetur von Is, Voss, καλον 


für καὶ οὐ sehr annehmlich und hat leicht καλὸν in καὶ ΗΝ ver- 


schrieben werden können. 

Was aber die vermeinte Concinnität, bey der einzelne Verse 
alterniren- ‚müssten ,,. beisiflt, so ist sie genz aufzugeben, wenn 
man dem Dichter nicht ϑυθ ει ἄτοπα zumuthen will. 

I τ . Händle rn 


᾿ς 


ΔΒ ___Gxammii‘Specimen ememdall. :Plutarehi. 


Zu (Io. Grammii) 
Specimen emendationum ad unum älterumgue librum Plv- 
‘  tarchi ex Philosopbicis, quas inter legendum oris \net 


exemplaris illevi, usus editione „ieneufsztensl ap. Andr. 
Wechel, hueredes 1529. 


: Lib. de Iside et Osiride. 


‚pag. 352. Α. 8. ὧν τὸ. μὲν ἕτερον. corrig. τὸν μὲν ἕτερον... 
ibid. F. ν. panult, ἐπιϑίγοντας τὴν ögebıw. legendum ἐπι- 
᾿ ϑήγοντας. 
pag. 8δ5. E. 7. ἐγχειρήσαντος αὐτῷ. corrig. αὐτῇ, nam Pa- 
y. intelligitur ?. observatum etiam hoc Xylandro in notis, . 
pag. 356. A. v. 8. ἀπόρου βίους. corrig. βίου. 
ἐδὲά. }). 6. ταραχὰς καὶ πτυήσεις. corrig. πτοήσεις ὃ. 
. ibid, Ἐ, 1. πᾶντι. legend. πάντη. 
ibid. — 6. ὀτεύεσϑοαι. corrig. ὀττεύεσϑαι, 
ibid. — 8. ἐρῶντας. corrig. ἐρῶντα ὅ. | 
ibid. — 9. Aurıvov. legendum: statim videbam- λώτινον δ᾽ 
. eliamsi nullus Codex suffregaretur. Confirmat tamen lectionem 
nostram Turnebianus. 
ibid. F. 1. διὰ φόβον τοῦ Τυφῶνος εὔρεϑέν eis: inter Τυφ. 
et εὕρ. inserendum ἐκϑεῖναι., idque etiam, alterius munus con- 
grui vocabuli loco, ex coniectura restituisse Xylander in za0t4s pro: 
fitetur. Abest tamen et in hac et in Parisiensi edit. eti in minor® 
Stephaniana?. (p. 635. v. 4 a fine). 
pag. 357. Ε. 2. ἔχει δὲ τιμάς. leg. ἔχειν. ἈΠῸ. ita recte Ste- 
ae p- 637.8. | 
ibid. — 4. ἢ πυλούσιον. corrig. πηλούσιον. 
‘ pag. 859. C. 8. αἰνῶν. Lego αἰνῶ. atqu& sic recte Latimas 
interpres atque Stephani editio pag. 640. 
ibid. C. ult. εἰς δὲ τὰς γραφάς. Lego ταφὰς, sepulturat, 
aut rectius forsan τροφὰς 9. πω quod posterius Latina ver- 
sio expressil, 


1) Wyttenbachius assentitur Meziriaco, scribenti τὸν sine av: τϑοῖδ, 
ut opinor. 
2) G. non unus hic erravit. cf. nn adh.. 
8) sic W. | 
4) sic W. 
5) sic W. 
| 6) w on μελιλώτινον. 
᾿ 7) ch ἵν. 
8) sio ὟΝ. 
9) Prius c. Salmas. Reisk. Jabl. recepit W.; posterio iam oocupa" | 
verant Xyl. Meziriac. . ,_ 


Grammmii Specimen emendait, Plutarchi, : 2198 


859. Ὁ. 8 seq. Κνηφαγένητον. separandum esse, ut dıma 
᾿ ὕφρε8 aan, iam monuit Xylander; cur ergo in-textu mansit 
segendalum: nam et wilioae unam wocem facit Stephaniane 

pa. 640.20 
Br ibid, E. ult. πολεμεῖν ἐν τῷ πολλῷ χρ. pro.dv Ἰορὶ oportet 
nl, nempe ut respondeat sequenti μόνον, non dantum lungo 
iempore, 

pag. 360. A. 8. ἀναγεγραμμένοις. lego: ἀναγεγφαμμένουρ, ao 
sine hobio rectius quam, quod Xylandro ΔΗΡΗΝ ἀναγεγφαμμό- 
γον 5, non enim referri puten: ad vavapyav καὶ βασιλέων, sed 
ıd illud quod ante ea legitur, Θεούς. Et qui apud Eusebium 

Prapar. I. 2.p. 60. Diodori Siculi nerrationem expendat, nobis 
non difficulter assenlielur. . . 

ibid. E. 8. φϑόγγοι τε Διονύσου. corrig. φυγαί ᾽δ. ex Euseb, 

Praepar. 1. 5. p. 187. quod et recte vidit interpr. Latinus. 

ibid.:C. v. 1. ἅμα νεύτητι καὶ ayvig. Scribatur ἀγνοίᾳ 4, 
guod et Stephanus in sua recte nebst, p- 641. v. ult. sed Parisien. 
ss alterum illud vitiosum. 

psg. 862. B. 6. χαροπῶς τοὺς μέν. pro τοὺς scrib. τίς 15 et 
sg. ᾿Ισαιακοῦ. corrig. ᾿Ισιακοῦ. 

ibid. C. 7. inlaußaveodaı. omnino legendum ROTEN 
σθαι, exigente sententiä , utque ratio Constet eis, 486 praecesse- 
zunt de portis Aydns καὶ Κωκυτοῦ = 

ibid. μετριώτερον δὲ παρὰ 1.0. καὶ τ. σ. τὴν τοῦ m. etc. ex- 
aderunt.in his particulae duae οὗ et xal, ita reponendae: werg. δὲ 

οἱ παρὰ τ. σ. καὶ τὸ σοῦσϑαι καὶ τὴν τοῦ π. x. a. φ. 

pag. 363. A. 1. ἐσομένοις, iegendum; sicut et Xylander in 
notis conieeit opporiune, σεβομένοις 17. 

ibid. F. penult. v. διογέρων. Vitiosum hoc esse quivis videt: 
quomodo autem corrigendum? Cogitavi dr ὃ γέρων non incon» 
gruum fore: aut fortassis nasdoyepov.  Cogitent 18} alii, -aut 
certus quid ὁ scriptis ezemplaribus eruant, quibus talium copia. 

pag. 364. E. 1. ἀρχικλαμένουσαν. monstum vocabuli ‚„.pro 

{πο facili correctione legendum censeo ἀρχιλὰν μὲν οὖσαν, Vid. 
Hesych. in v. ’4eyılav, atque ibi not. Salmae. 

 ibid. Ἐπ v. 9. Sive ταυρομόρφου Διονύσου ἀγάλματα πολ- 
lol, sive ταυρόμορφον “΄πηόνυσον ἀγαλματοποιοὶ legens, parum 


' 40) emend. W. 

| N)sicW. 

. 18) Xyl. seoutus est Wessel. ad Diod. T. I. p. 864. et Wyttenb. Ve- 
ram vidit Bent. ad Callim. Fragm. 86. legens ἀναγεγραμμένα sc. ὀνόματα, 
ουἱ coniectura Grammii ἀναγεγραμμένους praeferenda esse videtur, quia 
nonsisi una litera a vulgari lectione difiert. 

13) sic W. 
14) sic W. 
15) cum Bas. et Xyl, 
16) Haic Xylandri conieoturae favet ν΄. 
17) sic W. 


ΠΝ 


250 Grammii Specimen emendatt. Pluterehi. - 


ulique interest, neque, meindice, facile quis divinaverit, utrum 
eorum ab .auctore ipso profectum. Dixerit forte Xylander, non 


᾿ omnes in Graecia sculptores tali forma Bacchum effinxisse, ideo- 


-"» 


que melius legi πολλοί: sed neque'istud, ἀγαλματοποιοί, nude 
positum, ex genio locutionis Graecae , omnes, sed potius yuos- 
dam aut-ımultos .denotat. Ä 

pag. 366. D. 5: σοφὸν ᾿Οσίριδος. corrig. σορὸν 18. mendum 
typogr. qualia in hoc libro aliisque auctoris nostri permulta raris- 
sime in Parisiensi correcla, quae em, hoc loco fovet vitium. 
Steph. tamen σορὸν p. 653. 

pag. 367. A. 4. διαμένειν τὴν la: scribendum xpdaw!?, 

zbid. A. 6. εἰ δὲ ταῦτα μὴ λέγεται omissum incuria librario- 
rum inter μὴ et λέγεται adverbium, sive hoc μάτην fuerit, seu 


- ἀλόγως, aut simile quid. - 


pag. 368. A.5. μονοειδῇ γενομένην. reponendum Prada” 
‚uti el proxine supra legebatur. 

pag. 871. B. 7. αὖ τὸν Τύφωνα. corrig. οὗ τὸν Tip. 21 
pag. seqg. A. 6. pro οἷς φϑείρει itidem © legendum. 

\ Pag. 374. B. 1. καὶ ὅσον ἐνιαυτῶν ἔξη χρόνον" ὃ Kaas 
μὲν οὖν etc. ita vitio operarum excusum crederem, füsi idem 
prorsus vitium (quod et de plar ibus , imp innumeris aliis per to- 
tum hunc tomum, dicendum) in Stephani editione exstaret p. 666. 
sel facillima est correctio: καὶ 9. &. Ε. χρόνον ὁ ἴΛπις 33. τὸν μὰν 
οὖν ἴῶραν — Et δέῃ. pag. B. 8. est dıakeyöpeva pro διαφλεγόμενα 
et pag. 376. A. 4. pro ὑφιέμην vitiose ὑφιεμένην. ita el pag. 877. 
B.1. διαμένουσαν exstat, sensu requirente διανέμουσαν 58, man 
enimadversum Latino interpreti, quem quanlumvis saepissime eL- 
rantem utinam in multis aliis locis consuluissent secutique fais- 
sent textus Graeci editores. et pag. 378. B. 3. ἑτέρους mendosum 
pro ἑτέρως 25. Hisque omnibus enumeralis locis aequ& inemen- 
data editio Henr. Stephani in 8vo. 

pag. 378. C. 1. 2. ἀδιαϑρώτου. error typogr. pro ddagden- 
του; in Stephaniana recte Expresso.- 
. δία, E. 1. καὶ Βοιωτοὶ τὰ τῆς "Aymäs Μέγαρα κινοῦσι, 
pro Μέγαρα ominino legendum Μεγαλάρτια, quod pluribus pro» 
bare supersedemus, cam ante nos egregie id praestilit Spanhemjus 
ad Gallimachi HZymn. in Cererem p- 673. | 

pag. 379. B. 8. οἵ τοὺς «Αἰγυπτίους. verbum a desideratur hic, 
παρεκάλουν, aut eiusdem sensus simile. 


18) sic W. 

19) sic, post Bentl. et Sgair, W. 
20) sic W. 

21) sic W. 

22) sic W. 

23) In a α inciderunt Squir. et W. 
24) sic W 


Grammii asien smengalt, Platecch. 2 


pag. 880. B. 2. ἀμύνοντας. Ἰερραάτμη bic credo ἀμύνοντες 35. 
ΠΩ 888. D. ἘΠ. ἑκκαίδεκα μνῶν. reetius, nı fallor, legas 


ibid. F. 1. ἄλλα πλεῖστα. nova periodus, a priore distin- 
 guenda, et pro alla legendum alla ?T, 
ο΄ μ88. 884. B. 8. κρᾶμα σύμμιγμα. interseratur inter ca 
μια καί. | 


Es Conviv. Septem aa 


pag. 146. F. 2. “Ἱερεῖον (εἶπεν) ἔπεμψεν αὐτῷ. Fallor, an ' 
post haec verba oscilantiä librarii excidit nomen  Amasis, quod Ὡ 

eumusque ad haec verba nullibi appareat, uti necin subsequen- 
tbus, hic necesse est locum inveniat. 

pag: 158. C.4. ἀναιροῦσι αἰρομένης τροφῆς. Minus integra 
ἰδοὺ esse vidit Xylander in naozis, nescius, quo referret sequens 
οὖσαν. Sed Jevissima correctione opus,- praeponendo artichlum 
ἥν; ut sit: ἣν ἀναιροῦσιν αἐρ. τρ. φιλίων ϑεῶν βωμὸν οὖσαν. 
ätque hanc etiam lectionem ad calcem voluminis ἴῃ Varıarum 
sylioge deprehendo. 

pag’160. E. 8. ὑπερφϑεγγόμενον. Praetermisit Latinos in- 
terpres, ut alia multa, istud verbi, hoc loco täm opportuni et 
Gergiae praesertim accommodati, cuius esset supra dithyrambos 
ipsos sermonem, allius quid sonanlem maierisque „spiritus afferre. 
Usas etiam alibi Noster et lib. σερὶ τοῦ μὴ χρᾷν ἔμμετφα τὴν πυ- 
ey pag. 896. Ὁ. πολὺ τὸν “Ησίοδον εὐεπείᾳ καὶ τὸν “Ὅμηρον 
ἐμιρφϑέγγεσθαι 35, 

pag. 162. F. 2. ὅτι μουσικῇ. τὰ ζῶα „etc. quid.haec legentem 
on Xylandram, ut particulam 9 97s abundare sententiam- 

gue impedire in notis pronunciaret, non capio. Sand abesse 
Don potest particula, δὶ δὰ sententiam auctoris eiusque eonstru- 
tlüonem attendamus. 

Pag. 163. B. 5. ϑυγατέρα Σμινϑέως. ᾿ Vera lectio, pro qua 
male ; in Latina interpretatione sorori Sminthei Xylander reposuit, 

t scilicet absurdum esse, quod in prioribus editionibus le- 

gerät, μητέρα. sed nescio qua de cuusa ad sororem potius con- 
Reluram suam deflexit, quam ut de filia cogitaret, kaud conside- 
Tans vocab. ϑυγατέρα ad μητέρα propius accedere, ut vilium im 
| Kriptara orialur, quam ad ἀδελφήν. 
" pag. 164. Β. 5 πολλοὺς δὲ πιστούς. acribendum ἀπίστους. 
Δ quod postea deprehendi Xylandro etiam in notis probatumn, et ’ 
in Varüis ex Cod, Vulcobi aflerri. 


25) sic etiam W. 
26) cum Xyl.; sic etiam Bart. Squir. 

sic W in nota. ξ 
48) cf. W. z 
29) sic W. & 


_ 


“hie adeo obscuri jpsum morari potuerit; ὄγκος enim pro mole 


de bracnlor. defectu Pag- 408. Boayvioylav καὶ σφυρήλατον νοῦν 


Γ 4, 


 notis,, haec verba non cohaerent, neque mendo carent, Fortas- 


notis, nullaın prorsus medelam afferens. Fortassis ita possunt ΓΘ. 


'riserit ἀναϑέρντα, aut forte ἅμα ϑέοντα. 


'mentem et cogitationem haec venisse etiam ante Platonem, πρό-- 


32 _ __Grammii Speeimen emendatt. Plutarchi. 


Περὶ τοῦ Eı iv Δελφοῖς, 


‚pag. 385. B. v. ult. καὶ λέσχην. ögsog δεῖ. Miror in’ omni: 
bus editionibus Graeci textus sic-expressum , cum Latina versic 
recte quod legi debet repraesentet. Legendum verö: καὶ Asayn- 
‚vögıog δέ39, Posset aliquis temere suspicari, Henr. Stephanun 
et Guil. Xylandrum (quorum hic nibil ad h. 1. annotavit, uterqui 
autem ita inemendatum in textu reliqnit, quemadmodum invene- 
rant) sic mentem Nostri cepisse, quasi diceret: Ἰσμήνιος δέ, τοῖς 
ἔχουσι τὴν ἐπιστήμην. καὶ λέσχην. ὍΟριος δέ, ὅταν ävegy. etc 
nisi id essef iniuriam doctissimis. Viris facere, quos nullo mod« 
fugiebat Apollinis coguomentum 'ex Phurnuto, Suida, Harpocra‘ 
tione, aliis, notissimum. | 

ibid. C. 2% ἐπεὶ δὲ τοῦ φιλοσ. ἔφη. Xylander mavult ἔφυ, 
nonıquidem incommode. sed hic ista mutalione non opus, ἔφη 
modo uncis (vulgo parenthesi) includatur. 

ibid.. E. 6. διέσπειρεν. legend, διέσπειραν 2 Ä 

pag. 389. B. 6. 7. 8. ἀνωμαλίαν ἕνιον ὄρει etc. usque ud 
ἀνακαλοῦσιν. Haec corrupta esse et vitieta agnovit Xylander ἐπ 


stitui, praecedentium praesertim diligenti interpunctione adhibita 
quae ideirco tuta repraesentabo, quemadınodum legenda autumem 
τῷ δὲ μεμιγμένην τινὰ, παιδιὰν καὶ ὕβοιν καὶ σπουδὴν καὶ μα; 
vlav προςφέροντες ; ἀνωμαλίαν, ὅταν Εὔιον ἐν ὄρει γυναῖκες 
μαινομέναις Διόνυσον ἂν ϑέοντα τιμαῖς ἀνακαλοῦσιν. ‚nisi pr 
ἀνϑέοντα (quod in h.. perperam hucusque lectum) aliis magis 


pag. 390. ἢ. 7. παρασχεῖν διττὸν ὄγμπον. Nescire se ἀρ ἐμὴν 
Xylander, quid sibi velit διττὸς ὄγκος. Non video tamen qui 


sumilur, uti recte interpres cepit, et.sic Noster saepius, et did, 


ἐν ὀλίγῳ περιέχουσαν ὄγκῳ. Vocavit autem διττὸν, quia, cum 
dv μήκει καὶ πλάτει simplex moles consistat, accedente τοῦ βά- 
ϑὲι duplex (διττός) ὄγκος efficitur καὶ dvelrumog. 

pag. 391. C. 5. et 6. πυϑόμενος (φησι) etc. Hoc nihil- viti 
habent, modo Jegas nvdonevog (φασὶ) δή τις ταῦτα καὶ πρύξ 
ρος συνιδὼν Πλάτωνος, δύο ξ. Sensus est, aliö cuidara. in 


τερος Πλάτωνος, phrasis est Graece scientibus haud ignotae, 
pag. 393. E. 1. ai αὐτὸν ἅμα σπῶσιν. Judice Xylandro in 


sis olim scripta sic fuere: αὖ αὐτὸν BRoERUN » quae ipsam cir- 


80) sic W. 
81) διέσπειρον w. 


ı 
} 


. zieum ἐπισπεῖν αἴσιμον βαρ. 


Grammii Specimen emandatt. Plutarchi. 228 


cumstent et comitentur. νοὶ: αὐτὸν &p’ ἐπίσπωσιν. Hesych. ἐπι- 
σπέσϑαι, ἐπακολουϑῆναι" ἐπισπομένη,, ἑπακολουθοῦσα. et Home- 


4 


. Περὶ τοῦ μὴ χρᾷἂν ἕμμετρα etc. 


Pag. 895. Ὁ. 8. Restitnendum sic credo: ἢ τοῦτο μὲν ἤσειέ 
ug πρὶν: Θεόγνιν. In Variis Lectionibus etiam affertur ex Tur- 
nebi et Volcobii Codicibus yosıg. Noster in proverbio eodem alibi 
habet ἤδειν. Uterque locus allegatur Erasmo in Ckil. 

ibid. E. 4. τῷ χαλκῷ. pro τῶ melius erit τὸ referendum ad 
προςτρίβεσϑαι. | j 5 

ibid, — 9. Εὖγε (εἶπεν) ὦ παῖ xal.... Lacunam egregii 
Codices Turnebi et Volcobii suppleverunt, addendo xal σὺ al- 
πάσω, ita ut nihil hoc loco amplius videatug desiderari. 

ibid. F. 3. avapalov...... καὶ μενόντων. Laudati Codices 


‚habuerunt, ut in Variantium notatur Indice, καὶ μαναῶν ὄντων. 


Recte quidem, pro ultimis illis in textu superstitibus, καὶ μενόν-᾿ 
τῶν, ut arbitror. Sed cum pluribus ad lacunae supplementam 
opus esse videatur, in ea Opinione sumus , scriptum olim exsti- 
tse: ἐἀνωμάλων καὶ ἀραιῶν καὶ μανῶν ὄντων. De μανὸς vid. 
in b. v. ac in Ναστός 32. πὸ , 

pag. 396. A. 6. post πυκνοτήτος scribendum διάλυσιν et A. 7. 
Pro αὐτὴν, αὖϑις ulrumque ex V.L. 

ibid. C. οὐ δίησι. Leg. ex V.L. οὗ, ubi. 

ibid. Ὁ, τὸ καλόν. Leg. τῶν καλῶν. ᾿ 

ibid. — 7. τὸ ἄσωμεν οὖν πάλιν. Rectius 
ἔάσωμεν ἔμπαλιν. | omnia ex W. 

ibid. — 8. “Ομήρου καὶ “Ησιόδου λέγειν.( LL. T. et V. 
Omnino legend. λείπειν. 

ibid. — 5a fin. 70.... πεπονῆσϑαι, Sup- 


"plend. μὴ καλῶς πεπον 88. 


| 


pag. 397. C. ult: αἰτιῶσϑαι. Legend. αἰτιῶσϑε. V.L. 84. 
pag. 398. A. 4. dvapysıav. Leg. ἐνέργειαν. V.L. 
ibid. B. ult. ἀνακεκρασθείη. Leg. ἀνακραϑείη. V. L.®5, 
pag. 399. A. 2. γενομένου. Crediderin reete esse in V,L. 
YernsauEvov. | 
ibid. A. 3. καλ΄.... δὲ ὁ μὲν etc. an sic forte supplend. κα- 
ὃς οὕτως δὲ ὃ μέν. Nam in Var. Lect. hic nihil adiumenti. _ 
ibid. Ὁ. 9. τοῦτο δὲ ἦν τὸ πολεμ. ‘pro ἦν putarem reclius 
fore ἐπέ. 
᾿ δίά. E. 6. τῶν γραμμάτων συνεμπεσόντων. Recteita, citra 
omne dubium, et ποία usurpataque alias comparatio. Aldinae 


224. Ueber drei Handschriften des Horatius. 


vero editionig lectio, quam amplexus latinae interpretationis 
auctor, prorsus absona. | 
pag. 399. F. 2. λιμναῖόν ἔστι. Seribendum potius λιμναῖον 
ὅτι, vel λιμναῖόν τι. 
" pag. 400. A. 8. ἀρχὴν ἀνατολῆς. Leg. ἀντὶ avar. V.L. 
pag. 401. C. 3. ἀνέχεται. Leg. ἀνέχεσθαι. et E. 8. pro ἀρ 
τόπῳ, τῇ ἀρτοποιῷ ὅ5. 
pag. 403. ‚a 1. τὴν αὐτῷ ἀναφερομένην: Legam libentius 
ex V.L. εἰς αὐτὸν ἀναφερ. 
Supersedee admonitione de pluribus huius libelli, quae Va- 
riantium ex praeclaris Codd. Turnebi et Volcobii Lectionum ope 
facile restituantur, diligenti ir adhibita. ΄ Unicum tantummodo 
adiiciam de loco pag- “408, B . 2. ubi vitiose hucusque lectum in 
-omnibus editionibus ὑφ᾽ ὧν ὁ χῶρος “Ἁλιάρτου ἀνδρός; de quo 
tamen non dubitern, quin aliis in mentem venerit, ita emendan- 
dum esse: ὑπὸ Neoywpov "Alıagrlov ἀνδρός. mempe ih Vita Ly: 
'sandri non Bene a fine Tom. I. p. 450. 


ἃ 


Ueber ’ | 
drei Handschriften des Horatius, 
welche sich auf der herzoglichen Bibliothek zu Dessau befinden. 


Als ich vor drei Jahren (1829) den Katalog der herzoglichen 
Bibliothek zu Dessau zum Druck besorgte, erwähnte ich zwar if 
dem Vorworte der hier befindlichen Handschriften Lateimischer 
Dichter*), ohne aber, dem Zweck des Kataloges gemäss, diese 
Handschriften näher, zu beschreiben, noch ihren Werth zu prü- 
fen, was ich mir “für eine künftige Mussezeit vorbehielt. Da δ 
nun namentlich eine sehr grosse Anzahl Horazischer Handschriften 
gibt und bei Wiederherstellung des Textes nicht die ZasZ, sonders: 
. die Güte der verglichenen Handschriften, entscheidet, so würde 
ich das Ergebniss meiner Untersuchung nicht bekannt gemacht 
‘haben, wenn nitht ein besondrer Umstand hinzukäme. Eine oder 
ein Paar neue Handschriften vergleichen kann eine sehr unbedeu- 

tende Ausbeute geben, aber einen Irrthum bei schon verglichenen 


‘ 


36) sic W.' | 

*) Nämlich ausser den drei Handschriften des Horatias: Yirgili de 
neis, Lucanus zweimal; Ovidii Metamosphos., Ovidii Tristia, de Ponto, 
Ibis; Statii Thebais, sämmtlich auf Pergament ” ausserdem eine Band-. 
schrift ı des Bocthius auf Papier. ᾿ 5 


3 


- 


Ueber drei Handschriften des Horatius. 225 


aufswdecken ist jedenfalls dankenswerth. Die Sache ist nämlich 
die: Georg Fabricius verglich eine vonF. Georgvon Anhalt 
‚ihm äugesandte Handschrift des Horatius zu seiner grössern Aus- 
‘gabe djeses Dichters (1565), welche mir leider nicht zur Hand 
ist und rühmt in der Vorrede diese Handschrift sehr ,. wie es bei 
ἴλη! und Mitscherlich heisst: quem (codicem) a vetustate et bo- . 
'Bitate lectionum maxime commendat, eumgue sibi Lydii lapidie 
‚kco füigse ait, cuius benelicio emendarit ac restituerit loca plu- 
‚rıma et Acrenem molto habitiorem et nitidiorem in palaestram 
‚hiterariam produxerit. Diese Handschrift nannte er Codex An- 
haltinus und unter diesem Namen ist sie in die folgenden kriti- 
schen Ausgaben übergegangen, Ueber zweihundert Jahre später 
benutzte Jani zu seiner Ausgabe der Oden zwei-Codices Dessa- 
viensen , weiche der damalige Pfarrer Happach in Alten für ihn 
‚verglich und beschrieb (vgl, wieder die Vorreden ‘von Jani und 
Mitscherlich), aber dessen Beschreibung so wie die Angabe des 
‚Titels der ersten ist nicht ganz genau, und die Vermuthung, dass 
‚die beiden Handschriften vor etwa hundert Jahren aus Italien nach 
Dessau gekommen seien, etwa durch F. Leopold I., verrückt den, 
ganzen Stand der Sache: als F. Leopold Italien durchreiste, hatte 
dieser kimftige Held ganz andre Sachen im Sinne, als alte Hand... 
schriften zusammenzukaufen. Die wissenscheftliche Bildung der 
‚Fürsten von Ankalt schon seit F. Georg (+1553) ist bekanat ge-: 
Img und so ist die Anlegung einer Bibliothek und die Sammlung 
‚älter Handschriften schon weit älter, so dass der Codex des Ovid, 
‚welchen Gregor Bersman (damals Rektor des Gymnasiums jn 
Zerbst) dem F. Johann Georg 1611 verehrte und den er 1564 aus 
'kerrara mitgebracht hatte, von den oben genannten der zuletzt er- - 
'worbene zu sein scheint. Schon aus der Vergleichung der Lesar- 
ten beider Horazischen Handschriften .würde sich ergeben, waa 
‚geschichtliche Gewissheit ist, dass der Codex Anlıaltinus des 
'Fabrieins und der Codex Dessav. 1, desJani eine und dieselbe Hand- 
‚schrift istund dass sie also nicht bloss aus landsmännischer Freund- 
schaft vollkommen übereinstimmen, ausser wenn sie etwa weni- 
‚ger sorgfältig, verglichen sind*), Die Handschrift war ursprüng- 
lich ein Eigenthum des Klogters Nienburg an der Saale, kam 
nach dessen Aufhebung in den Besitz des F. Georg, der sie Fabri- - 
aus mittheilte und blieb dann in Dessau, wo sie für.Jani aufs 
Neue verglichen wurde: ein artiges Spiel des Zufalls wäre es ge- 
wesen, wenn sie noch ein dritter Herausgeber verglichen und, 
wie sie eigentlich heissen sollte, Codex Nienburgensia genannt 
hätte, Diese schöne Handschrift, welche, wie ein Sachverstän- 
diger versicherte, aus dem 13. Jahrhundert atamınt, hat. viele 
Lücken, ist arı vielen Stellen sehr verblasst und die Anmerkangen 
Ve” X . 2 j ᾿ : a . 

“ ἢ Es liegt hier die Frage sehr nahe, sollte ein ähnlicher Fall nicht 
schon bei mehrern-Handschriften vorgekommen zein? {Jawohl. Die Redact.] 

Archivf, Philol. u. Pädag. Bd. 11. Hft. 2. re 1δ 


͵ τ΄ 


, 
Pr Du ne 


m 


5 226 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. - 


« 
! 


am Rande se wie die Erklärangen zwischen den Zeiler weichen 


wie gewöhnlich von den gedruckten alten Erklärern vielfach ab. 
Für die Satiren und Episteln ist sie seit Fabricius nicht verglichen. 
‚Die. zweite yon Jani benutzte Handschrift ist gewiss jünger 
(Jani sagt vecentius fortasse), zwar vollständig, aber im letzten 
Drittel sehr beschädigt. Sie hat sehr viele Abkürzungen, viele 
falsche Lesarten und nicht selten völligen Unsinn, Dia Beschrei- 
bung e. bei Jani u. Mitscherlich; für die Satiren und Episteln ig 
sie noch gar nicht verglichen. 
- - Derselbe Fall ist es mit der dritten, ΤῈ bloss die Satiren 
und Epistela enthält, aber in der Mitte eine bedeutende Lücke 
"hat. Das erste Blatt. ist zerrissen, an uranchen Stellen jst sie ver- 
blasst und die zwischenzeiligen und Randbemerkungen sind wie 


.... ἐπ der zweiten sehr ungleich vertheilt. Auch sie hat viele Abkür- 


_ zungen, bietet aber meist gute Lesarten dar; das Format ist ‚klein 
Oktav. | 
Wie in mehrern Handschriften des Horaz. gehört auch in den 
unsrigen die sog. rs poetica nicht zu den Episteln: in der ersien 
ist die Folge: Oden, Ars: poetica, 'Epoden, Carmen saeculpre, 
Episteln, Satiren — in der zweiten Oden, Epoden, Carmen sae- 
eulare, Ars poetica, Satiren, Epjsteln — in der dritten’ gleichfalls, 
Ars povetica, Satiren, Episteln. 

Sollte nun, den Gelehrten meine Beschreibung nicht kunstge- 
recht erscheinen, so entgegne ich, dass es mir ‚bisher nicht ver- 
gönnt gewesen ist,. die Handschriftenkunde nach. ‚eigner Ansicht 

zu studiren und dass ich jetzt bloss den Zweck hatte, auf den 
eo Irrthum sowol als auf das Vorhandensein der dre 
. Handschriften aufmerksam zu machen und ich füge noch. hihza, 
_ dass ich sehr gern erbölig bin, für einen künftigen Herausgeber 
des Horatius unsre Handschriften so gut es meine Zeit erlaubt za 


vergleichen. _ 
Dessau 1833. Heinrich Lindner. 


Bemerkungen 


zu KDENEERE 688 Isocrates, 


Orasio ad ΓΝ p- 4,6: Ein: ἧς φιλομαϑὴς; ἔσει 
πολυμαϑής. ἃ μὲν ἐπίστασαι, ταῦτα a ταῖς μελέταις, 
ἃ δὲ μὴ. ἐν πο » προρλάμβανε ταῖς ἐπισνήμα | 

kt unpassend wergleicht. Wyttenbach diose Stelle zu den 
Worten des Julian. Or. I. p. 16 A.: τὰ μὲν ἐκ τῆς φύσεως ἀγαϑὰ 
᾿Φυναύξων ἄχ παντὸς, va δὲ ταῖς ἐπιμελείαις ἔξωϑεν ἀεὶ προς- 
λαμβάνων, ΟΡ aber iulian, wie wohl anulE amlerwärts, sp ΔΙ͂ΟΣ 


Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates, ὁ 2217 


bier unseren Schriftsteller vor Augen gehabt, lässt sich sehwerlich 


mit Sicherheit behaupten, da man doch wohl einem jeden der 
epstern Schriftstelfer zutrauen darf, dass er einen so gewöhnh- 
chen Gedanken, wie der vorliegende, selbst, ohne cin älteres 
Moster hervorzubrinigen im Stande war. Es sind sich aber such 
im Grande genommen beide Stellen nur in dem gleichen Gebraucht 
von προςρλαμβάνειν ähnlich; denn Isocrates setzt hier nicht, wie 
Iulian, Geistesgaben dem Studium entgegen. Und προςλαμβάνειν 
istin der Sache unserein Schriftsteller nicht ausschliesslich eigen, 
sohdern es ist ein verbum proprium Früherer und Späterer. Da- 
her ich wenigstens nicht so ohne Weiteres zu jenen Worten /so- 
crateum würde gesetzt haben, um sie damit als Isocratische 
Nachahmung zu bezeichnen. Doch wollten wir das noch hinge- 
hen lassen ,„ wenn der Herausgeber nur nicht aus dieser vermeint- 


_ lichen Nachahmung schlösse, Iulian habe an unserer Stelle Zmıue- 


λείαις statt ἐπιστήμαις gelesen, was dem Isocrates herzustellen sey, 
da jenes auch demSinne nach nicht passe. Si sententia et concin- 


 nitas Isocratea servanda est, in ablutivo actipi debet, acquire 
 scientia. Alqui hoc repugndt Graecae consuetudini; qua 


ἐπιστήμη non comparationem scientiae, sed possessionem eins 
notat." Jenes ἐπιστήμαις ist allerdings, ebenso wie μελξέαις, der 
Ablativ, "und nicht der Dativ, abhängig von πρὸς im Verbo, wie 
lächerlicher Weise Bernhard glaubt. Darin aber irrt Wyttenbach 
sehr, wenn er der ἐπιστήμη die Bedeutung comparatio scientiae 
abepricht. Die Wörter ζπιμέλεια, μελέτη und: ἐπιστήμη heissen 

alle ‘drei die auf einen Gegenstand gewandte Anstrengung und 
Thätigkeit, Uebung, Lernen, Studium; nur dass letzteres in die- 


᾿ sem Sinne seltener als die beiden andern ist. Von ersterem geben 
wir nur die Stellen, wo es, wie bei Iulian, in Verbindurig mit 


φύσις, Naturanlage, vorkommt. ' Archidam. p. 99, 11: οὐ τῷ 
πλήϑει τῶν ἐτῶν πρὸς τὸ φρονεῖν εὖ διαφέρομεν ἀλλήλων. ἀλλὰ 
τῇ φύσει καὶ ταῖς ἐπιμελείαις. Panath. p. 254, 35: ἐπήνεδσα τήν 
τε φύσιν αὐτοῦ καὶ τὴν ἐπιμέλειαν. Or. de Permut. p. 308, 5: 


al δυνάμεις αὗται παραγίγνονται τοῖς καὶ τῇ φύσει καὶ ταῖς ἐπι" 
᾿ μελείαις διενεγκοῦσιν. Or. de Permut. p. 809,2: τοὺς xaradee- 


στέραν μὲν τούτων τὴν φύσιν ἔχοντας, ταῖς δ᾽ ἐμπειρίαις καὶ 
ταῖς ἐπιμελείαις προφςέχοντας, wo an προςέχοντας nichts zu än- 
dern ist. Die φύσις und μελέτη steht verbunden Or. de Perinut, 
P- 329, 23: τοὺς δ᾽ ὑπερέχοντας καὶ τῇ φύσει καὶ ταῖς μελέταις. 
Die ἐπιστήμη aber finden wir in dem angegebenen Sinne Or. de 
Permut. p. 307, 81: τῷ μὲν γὰρ εἰδέναι περιλαβεῖν αὐτοὺς οὐχ 


‚ οἷόν τ᾿ ἐστίν" ἐπὶ γὰρ ἁπάντων τῶν πραγμάτων διαφεύγουσι 


τὰς ἐπιστήμας, denn bei allen Dingen vermeiden sie das Findrin- 


' gmin die Sache, die wissenschaftliche Behandlung. Or. ad 


Nicocl, p. 156, 6: πολεμικὸς μὲν ἴσϑι ταῖς ἐπιστήμαις καὶ ralg 


, παρασκευαῖς, wofür er sagt πολεμικοὺς μὲν ὄνταὶ ταῖς μελέταις 


καὶ ταῖς παρῳσκευαῖς Or. de Pace ρ..161, 16; Unserer Stell 
5 er | 15* | 


’ 


v 
"ας | 
228 “Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates.- 


/ 


näher noch kommen die des Demosthenes Erotic. Β5 40. Ῥ. 681: | 


ὧν αὖν πρῶτον. ἐκεῖνό 08 δεῖ καταμαϑεῖν ἀκριβῶς, ὅτι πᾷσαῚ 


παιδεία δι’ ἐπιστήμηβ καὶ μελέτης τινὸς συνέστηκεν, Ibid. gar 


p..603: πολὺ γὰρ nv ἀτοπώτερον, εἶ. τὰ μὲν μικρὰ dr ἐπιστή: 
uns καὶ μελέτης ἠναγκαξόμεϑα ἐπιτελεῖν. Ibid. $ 49 p. 601: ᾧ 
γὰρ δήπιδ τοῦτό γ᾽ ἔστιν εἰπεῖν, ὡς οὐδὲν πρὸς τὸ φρονεῖν ε 


παρὰ τὴν ἐπιστήμην διαφέρομεν ἀλλήλων. Uebrigens ist dies 
Bedeutung von ἐπιστήμη dem Lexicon nicht unbekannt, Ob’ sber 


das ‚Wort in diesem Sinne richtig'von ἐφίστημι abgeleitet wegde, 
daran möchte Ich fast zweifeln. — Im Folgenden p.5, 19 wünschte 


"ich, dass meine Ausgabe des Demionicus die Note: Yerba,nepl 


4 


τῶν φητῶν ὡς ἀποῤῥήτων ἀνακοινοῦ malim abesse, entbehr 
Denn die Worte μὴ τυχὼν --- ἐπιστήσει sind mit dem vorherge- 
henden Gedanken ἐὰν μὴ — προςποιῇ unverträglich; sie bekom- 


men erst Sinu und Bedeutung durch Beziehung auf περὶ — uva- 


ποιγοῦ. Es entsprang aber bei mir jener Einfall aus der falschen. 
Auffassung von τυχών. 


P unegyr. Ῥ. 42, 23: καὶ τῶν παρόντων ἀγαϑὼν. αὐτοῖς | 


ἁπάντων ἀρχηγοὶ κατέστησαν. 


᾿ Baiter’s Verdacht gegen das Pronomen αὐτοῖς ist ungegründef, : 


"In derselben Stellung finden wir es Panath.p. 221, 83: καὶ τῶν 
«ὑπαρχόντων αὐτοῖς ἁπάντων μετέδοσαν. . Aehnlich ist die Stelle 


des Plato Apolog. Socrat. ρ. 80 B: οὐκ ἐκ χρημάτων ἀρετὴ ylyve- 
ται, ἀλλ᾽ ἐξ ἀρετῆς χρήματα καὶ alle ἀγαϑὰ τοῖς ἀνϑθϑυὦ» 
ποις ἅπαγτα. Ueberhaupt habe ich mich täglich immer mehr 


überzeugt, dass man nicht vorsichtig genug seyn könne bei dem. 
Gebrauche der verdächtigenden Klammern, und dass namentlich : 


Ey ee a) ae ξὸ Se Bunt 


., die neuesten Herausgeber des Redners sich vielfacher Uebereilung: 


in diesem Punkte schuldig machten. So sind nach meinem [ΔΝ 


halten die von. Bekker und Dindorf bei παῤῥησίῳ gesetzten can-. ' 


celli durchaus zu entfernen Panath. p. 205, 35: εἰπεῖν δὲ περὶ 
τῶν αὐτῶν τούτων ἦν συλλόγῳ πολλῶν παῤῥησίᾳ ἀνϑρώπων ἅπα: 


σῶν ὡς ἕπος εἰπεῖν ἀπολελειμμένην. Unglücklicher noch verfuhr ' 


Wolf, da er dieses παῤῥησίᾳ, auf welchen Begrilf es hier doch 
besonders. ankommt, sogar aus dem Texte aliess. Die für dus 
freilich auffallende Stellung desselben machte einem Griechen nicht 
die mindeste Schwierigkeit. Auch ein anderer Autor glaube ich 
würde, wenn er mit gleich feinem Sinne, wie Isocrates, die be- 
deutungsvollere und nachdrücklichere Stellung der Worte zu trel- 


fen verstand, diesem παῤῥησίᾳ denselben Platz angewiesen, und 


es nicht nach εἰπεῖν δὲ gesetzt haben, wie Auger und Coray’ iha- 
ten. Cir. Or. de Permut, p. 280. 1: εἰπεῖν δὲ περὶ τῶν συμφέ" 

ἠ “ὃ »ν . ἢ ἢ . Ὁ ’ 4. 1 i 
φόντων ἀξίως τῆς πόλεως καὶ τῆς Ελλάδος οὐκ ἂν πολλοὶ δυ- 
νηϑεῖεν. Epist. ad Jason, ΕἸ], p. 397, 31: εἰπεῖν δὲ περὶ τῶν 
σροτεϑέντων ἐπιχαρίτως καὶ μουσικῶς καὶ διαπεπονημένως -οὐκ- 
ἕτι τῆς ἡμετέρας ἡλικίας ἐστίν. Wie an diesen Stellen.die Adverbia 


-nicht fehlen können, so darf es an unserer ὑταῤῥησίᾳ nicht. — — 


Era PS BR ee Pr} 


Bamerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. 229 
| I geich darauf Folgenden, Ρ. 42, 25, lesen wir diese Worte: 


mein’ εἷς τὴν χώραν ταύτην εἰςβαλεῖν ἐξ ἧς δρμηϑέντες av- 
u οὗ πρόγονοι τοσαύτην εὐδαιμονίαν κατεστήσαντο. Indem 
wirigegen die von Baiter bei den’Worten αὐτῶν of πρόγονοι an- 
ne Klammera, und gegen das εἰςβάλλειν desselben, nur 

Vorübergehen unsere Missbilligung zu erkennen geben, ver- 
wälen wir bei κατεστήσαντο, welche von Bekker zweifelsohne 

. δὴ der Urbinischen Handschrift in den Text genommene Lesart 
baden neuesten Herausgebern Pinzger, Bremi und Baiter viele 
, Anfechtung gefunden. Dindorf schrieb Folgendes in seiner Aus- 
abe des Panegyricus: Multiplex est in Isocratis scriptis usus 
‚ mb κατασϑήσασϑαι, quo ἐδ mirum quanium delectatus est. 
 Dequare dicturus sum ad orationem de pace p. 149, 21. Diese 
| Stelle hätte man etwas genauer ansehen müssen. Sie ist folgende: 
8 οὐδ᾽ ἄν δυνηϑεῖμεν τὴν ἀρχὴν ταύτην καταστήσασϑαι, 
πῆξος οἶμαι δηλώσειν. ἣν γὰρ μετὰ μυρίων ταλάντων οὐχ οἷοί 
αἰ ἦμεν διαφυλάξαι, πῶς ἄν 'ιταύτην ἐκ τῆς παρούσης ἀπορίας 
ἀτήσασϑαι δυνηϑεῖμεν. Und damit kein Zweifel mehr an der 
Richtigkeit der Urbinischen Lesart übrig bleibe, führen wir den 
_ Raerodötus an, welcher die VIIL, 105 vorkommenden Worte: ὃς 
‚m ζόην κατεστήσατο ἀπ᾽ ἔργων ἀνοσιωτάτων, im darauf ἢ 
genden Capitel- also ändert: ὦ πάντων ἀνδρῶν ἤδη μάλιστα 
ar ἔργων ἀνοσιωτάτων΄ τὸν βίον κτησάμενε. Dann bemerke 
mifi noch Lesbonax Protrept. II. p. 657, 23: βραχὺν χρόνον ave- 
 Yöpvor τὰ ὅπλα τῶν πολεμίων μακρὰν δόξαν ταταστήσεσϑε 
:@parig. Demnach wäre also auch die Lesart μεγάλους πλούτους 
πακαστήσασϑαι Panegyr. p. 65, 25 nicht falsch. Dieselbe 
r anzuempfehlen und sie nach Dindorfs Vorgange zurückzu- - 
dazu würde ich mich schwer entschliessen, aus Ehrfurcht 

vor dem‘ cadex optimus. 

Philipp. p. 82, 12: οὐδὲν ἂν λέγοι περὶ αὐτοῦ φλαῦρον, 
ἄν. ἀνδρωδέστερον αὐτὸν καὶ πλέανος ἄξιον δοκεῖν εἶναι 
ποιήσειεν. : 
ες Die, Partikel ὧν, welche Coray aus seiner Handschrift nach 
daxsiy Tinzugefügt hatte, wurde, da diesen Zusatz der bessere 
eodexnicht begünstigte, mit Fug wieder ausgemärzt. Denn auch 
anderwärts noch finden wir bei Isocrates den Fall, dass in zweien 
ın gleichem Verhältnisse stehenden Gliedern ὧν nur einmal ge- 
xiztist. Sa ist gleichfalls in dem mit ἀλλὰ beginnenden Gliede 
die Partikel aus dem vorhergebenden in Gedanken zu wiederholen 
Panath, p- 259, 29: οὐχ ὅπως γράφειν ἂν λόγον ἐπεχείρησεν, 

all αὐδ΄ ἄλλου δεικνύοντος καὶ πονήσαντος ἠϑέλησεν ἀκροατὴς 
γεγέσϑαι. Or. adv. ECallinach. p- 365, 13: ἧς δ᾽ οὐ μόνον ἄν. 
μοι δικαίως ἔχοιτε χάριν, ἀλλὰ καὶ τεκμηρίῳ χρήσαισϑε περὶ τοῦ 
παντὸς πράγματος. Epist. ad Jason. Fil. p. 397, 86: τῷ μὲν γὰρ 
Un: ἄκων ἂν ἐντύχοιμι, τὸ δὲ καὶ προειδὼς, εἶ πρέπον εἰς τὸν 
λόγον εἴῃ,. προςλάβοιμι. Panath. p. 243, 88: ἐλήρεις μὲν ἂν, od, 


m 


τὸ 


7 
r 


250 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. 

μὴν ἐναντία γε λέγων ἐφαῖΐνου σαυτεῦ. Wenn aber beide Glieder 
nicht ein und dasselbe Subject haben, sa wiederholt Isocrates die 
Partikel. Daher der Urbinas mit Recht unberücksichtigt gelassen 
wurde Or. de Permut. ‚p- 283, 81: οὐκ ὧν οἷός τ᾽ ἦν ἰδεῖν ὑμῖν 
αὐτὰς παρασχεῖν, ἀλλ᾽ ἀναγκαίως ἂν εἶχεν εἰκάξοντας ὑμᾶς ἐκ 
, τῶν εἰρημένων “διαγιγνώσκειν. Οἵ, Archidam. p. 118, 28. --- — 
Dagegen muss ἂν, was die Vulgata nach pövog:giebt, wohl wie- 
der zurückgerufen werden Philipp. p. 75, 80: gr! οὐδὲν & &T0- 
πον, εἰ καὶ ταῦτα μόνος συστῆσαι δυνηϑείης. So finden wir die 
Partikel in einer der, unsern ganz ähnlichen Satzbildung Epist. ad 
Dionya. p, 887,5: ὥςτ οὐδὲν ἄτοπον, εἴ τι τῶν συμφερόντων 
ἰδεῖν ἂν μᾶλλον δυνηϑείην. Durch Entziehung des ἂν entsteht 
dem Sinne der Stelle ein grosser Nachtheil, wenn die Behauptung 
wahr ist, dass εἰ ἄν mit dem Optativ gesetzt werde, wenn man 
die Bedingung | als wahrscheinlich betrachte, während ei mit dem 
Optativ ohne ὧν eine blosse Hypotliesis ohne Rücksicht auf Wirk- 
lichkeit gey. Diese Ansicht zeigt sich als wahr auch in der Stelle 
Or. de Permut. p. 812, 17: εἰ τῶν μὲν σωμάτων μηδὲν οὕτως 
ἂν φήσαιεν εἶναι φαῦλαν 0 τι γυμνασϑὲν καὶ πονῆσαν οὐχ ἂν 
εἴη βέλτιον. Durch Hinzufügung des ἂν giebt der Redner zu ver- 
stehen, dass man wirklich zugestebe, jeder könne durch Uehung 
und Anstrengung körperlich besser werden. Nies sind übrigens: 
die einzigen Stellen, wo wir av nach ei wenn fanden; denn,an- 
derswo ist εἰ οὗ. Panath, Ρ. 249, δι ἡμῶν μὲν πεῖραν λαβεῖν. βου- 
λόμενος » εἰ φιλοσοφοῦμεν — καὶ συνιδεῖν δυνηϑεῖμεν ἂν ὃν, 
τρόπον ὁ λόγος τυγχάνει γεγραμμένος. Hinzugefügt wurde am 
Partikel durch die Urbinische Handachrift Epist..ad lason. Fil.p- 
896, 23: ἀπηγγειλέ: τίς μοι —, ὅτε καλέσαντες. αὐτὰν ---α ἐρωτή: 
σαιτε εἰ σπεισϑείην ἂν --- διατρῖψαι mag" ὑμῖν. Hingegen Jässt ı sie 
und der Ambrosianus dieselbe aus Or. de Pace p. 153, 29: gt 
εἶ τις ἡμᾶς ἐρωτήσειεν εἶ δεξαίμεϑ' ἂν τοσοῦτον χρόνον. ἄρξαν-. 
τες τοιαῦτα παϑοῦσαν τὴν πόλιν ἐπιδεῖν, τίς ἄν ὁμολογήσείεν.,͵ 
Aber die Stelle kann die Partikel nicht entbehren. — — Beachten 
wir jetzt noch das wiederholte ἂν, welcher Fall nicht minder.als 
der eben besprachene den älteren Bhilologen anstössig war. , Mai 
gehe unter andern bei Heusinger ad Plutarch. de Liber. Edusat 
p. 21, Reisig CGoniectan. p. 187. Elmsley ad Eurip. Heracl. 721. 
Ausführlich und zugleich einsichtsvoll behandelt diesen Gegenstand 
Hermann ad Viger. p. 814, dem ich jedoch darin nicht beistimmen 
kann, wenn er mit Hoogeveen einen parapleramatischen Gebrauch 
der Partikel bei dem Eintreten eines längeren Zwischensatzes 81" 
nimmt. ' Denn veranlasste nur der Zwisensatz die Wiederholung, | 
so würden die Griechen doch wohl jedesmal bei einem solchen‘ 
Falle sich des doppelten ἂν bedient haben, wovon man jedoch 
nur zu häufig das Gegentheil findet. Nehmen wir zum Beispie 
die Stelle Or. de Permut. p. 312, 6: ὅπου δὲ καὶ διὰ τὰς αὑτῶν 
ἐπιμελείας γίγνονταί τινες βελτίρυρ, πῶς οὐκ ἂν αὗτοι λαβόντες 


/ N 


Beinerkungen zu einigen Stellen des Isocrates; 481. 


ἐπιστάτην καὶ πρεσβύτερον καὶ πολλῶν αἰραγμάτων ἔμπειρον, καὶ 
τὰ an σραρειληφύτα, τὰ δ᾽ αὐτὸν οὐρηκότο, πολὺ ἂν ἐπὶ “πλεῖον 

καὶ σῳψῶν αὐτῶν καὶ τῶν ἄλλων διήνεγκαν; wer- wird hier eines 
fürüberflüssig ausgeben, und'nicht vielmehr einem jeden seine Be, 


deutung zukommen „lassen, ebenso gern wie denen in der Stelle 


Philipp. p. 9%, 88: ὅςτις γὸρ ἔθνη τοσαῦτα τυγχάνεις κατέστραμ- 
μένος ῦσας οὐδεὶς πώποτε τῶν Ἑλλήνων πόλεις εἷλε"), πῶς οὐκ 
ἂν πρὸς ξκαστον αὐτῶν ἀντιπαραβαλὼν ῥαδίως ἂν ἐπέδειξα μείξω 
ur κἀκείνων διαπεπραγμένον ; Achnlich ist Or. de Permut. p. 280, 
21: Κι “ου σφόδρ᾽ ἂν ol κακῶς πεπονθότες ἐποι ἂν δίκην 
seo ἐμοῦ λαμβάνειν, wo Coray sehr schlecht _ γ᾽ οἱ con 
jreirte. Philipp. Ρ. 81, 18: τίς δ᾽ οὐκ ἂν τῶν καὶ μετρίως koyır 


ξμένων ταύταξ ἄν σοι παραινέσειε μάλιστα προαιρεῖσϑαι Toy 


πράξεων; Panath. p. 245, 5: καίτοι τίς ἂν τῶν εὖ φρονούντων 
οὐκ ἂν τρὶς ἀποθανεῖν ἕλοιτο μᾶλλον; Trapezit. p- 362, 28: οὐδ᾽ 
ἂν εἰ προρωμολόγει μὲ ἀποστερεῖν τῶν χρημάτων, οἷόρ τ᾽ ἂν ἦν 
za αὐτοῦ δίχην λαβεῖν. Epist. ad Philipp. I. p. 890, 14: οὐ μό- 
vov γὰρ ἂν συναγωνιζομένη γίγνοιτ᾽ ἂν αἰτία σοι πολλῶν aya= 
ϑωῶν. Einigemal setzten die Abschreiber ein doppeltes av, we 
das einfache genügte, wie Paneg. p. 59, 11. Οἵ. de Pace p. 144, 
29. — Bevor ich za Anderm übergehe, bemerke ich noch, dass 
die Urbinische Lesart ὁρμωμένοις von mir mit Unrecht der Vulgata 
ὥρμημένοις nachgesetzt wurde ‚Philipp. p. 88, 2: οὐχ ὁμοίως 
ὕσατο τοῖς πρὸς τὰς τοιαύτας φιλοτιμίας δρμωμένοις. Chr. 
Enagor. Ὁ. 168, 24: οὐ τὴν αὐνὴν γνώμην ἔσχε τοῖς ταῖς τοιαύ- 
ταῖς συμφοραῖς περιπίπτουσιν. 
Archidam. p. 114, 86: ἣν γὰρ παρακατοικισώμεθά τοὺς EL 


dotag —, le οὐκ οἶδεν 5 ὅτι πάντα τὸν βίον ἐν ταραχαῖς καὶ zıy- 


δϑύνοις διατελοῦμεν ὄντες; 


Das Präsens der Urbinischen Handschrift, διατελοῦμεν, giebt 


einen recht guten Sim: Wer sieht nicht, dass wir dann unser 
ganzes Leber hindurch stets in Unruhen und Gefahren sind? Mit 
welchem Rechte Baiter und Rost δεατολοῦμεν für ein Futurum At- 
ticum ausgaben, sieht man bei Vergleichung der Stelle Nicocl. 
Ῥ. 28, 36: of δὲ 006 τῶ πεφυκέναι καὶ διογνωκότες ὅτι μέγι- 
“τόν ἔστι τῶν ἀγαθῶν ἀρετὴ, δῆλον ὅτι πάντα τὸν βίον ἐν ταύ- 
Dr τάξει διαμένουσιν, wo Wolf zwar das Futurum giebt, 
‘ohne alle Autoritat der Handschriften. — Das bessere προς-- 

#06: verdanken wir gleichfalls der Urbinischen Handschrift Är- 
idam. p. 118, 12: δεῖ δὲ ᾿μηδὲ τοῦτο λανϑάνειν μᾶς, ὅτι πάν- 


. ες τῷ συλλόγῳ τούτῳ καὶ τοῖς γνωσθησομένοις ὑφ᾽ ἡμῶν προς- 


ἔχουσι τὸν νοῦν. Οἵ. Or. adv. Callimach. p. 862, 23: ἐνθυμεῖσθε 
δὲ, — ὅτε πολλοὶ προφέχουσι ταύτῃ «ῇ δίκῃ τὸν νοῦν. — — 


*) Die Urbipische Lesart εἶδε ist doch gar zu fade, als dass man sie 
gern von einem nn Manne Dora ΘΕ ΗσΒο δεῖ sähe. . 


2 232 Beinerkungen zu einigen Stellen des Tsocraten. ΕΙΣ 


Bremi nahm nach Dindorfs Vorgange die Canjecter μενεῖν mit. 
solcher Zuversicht in den Text, dass er die Lesart aller Hand- 


schriften nicht einmal zu erwähnen der Mühe werth achsgte Ar- 


chidam, Ἂν 111, 17:- μὴ γὰρ οἴεσϑ᾽ αὐτοὺς μένειν ἐπὶ "τούτοις. 
Zwar steht ein Futurum. Or. de Pace p. 141,6; μὴ γὰρ οἴεσϑε 
᾿μήτε Κερσοβλέπτην ὑπὲρ Χεῤῥονήσου. μήτε Φίλιππον ὑπὲρ Ay 


φιπόλεως πολεμήσειν, ὅταν ἴδωσιν ἡμᾶς μηδενὸς τῶν allo- 
τρίων ἐφιεμένουῤ. Und so bei Lysias contr. Andocid. $ 38. p. 919. 


Demosth. contr. Apbob. Il. $ 24. p. 129. Aber alle diese Stellen 


beweisen noch nicht, dass auch an der unsrigen ein Kuturum 


nothwendig sey. Im Gegentheil scheint hier das Präsens μένειν, 
als Bezeichnung eines fortwährenden Verharrens, um vieleg vor- 
züglicher und kräftiger. Man vergleiche die von R. Klotz in den 


Neuen Jahrbüch. 1832. IV, 4. p. 428 angeführten Stellen, — Sehr 


unpassend fi finde ich die Conjectur πολιτευσεῦϑαι im Panath. Ρ. 338, 
23: οὗς οὐκ ww φρονεῖμ ἡγεῖσϑαι Σπαρτιατῶν τοὺς νοῦν ἔχον- 


τας, εἰ νομίζουαιν ἀσφαλῶς πολιτεύεσθαι μετὰ τούτων. οὐ- | 


. aoövreg. Denn auch bier wird, weit besser der fortwährend si- 


‚ chere bürgerliche Zustand während des Zusammenlebeng bezeich- 


net. — Irre ich nicht sehr, so bedürfen wir auch ἐμμενεῖν nicht 
᾿ς Banath. p. 252, 1: νῦν δ᾽ οἴομαι τοὺς μὲν πλείστους ,Σπαρηα 
τῶν ἐμμένειν τοῖς ἤϑεσιν οἷςπερ καὶ τὸν ἄλλον χρόνρν, τοῖς 
δὲ λόγοις τοῖς ἐνθάδε γραφομένοις οὐδὲν μᾶλλον προς ἐξων 
τὸν νοῦν ἢ τοῖς ἔξω τῶν ᾿Ηραπλέους στηλῶν λεγαμένοις. W.e- 
nigstens nöthiget uns προςέξειν nicht die Lesart der Handschrif- 
τ ten zu verlassen, daeine Verbindung des Präsens und des ων 
turi in der griechischen Sprache sehr häufig, oft sogar notkwen- 


dig ist. $o finden wir beide Tempora vereinigt bei Herodok, WW 


147: οὕτω δὴ ὑ Θήρας δεινὸν ποιεύμενος ἄρχεσθαι ὑπ’ ἄλλων, 
ἐπεί τε. ἐγεύσατο ἀρχῆφι οὐκ. ἔφη μένειν ἐν τῇ «Δακεδαίμονε, 
. ἄλλ᾽ ἀποπλεύσεσθϑαι ἃς τοὺς συγγενέας. Herod. IX, 106: ab 
ὅτι τὸ καταλαβόντες καὶ ὁρκίοισι, Ἴ 

στήσεσϑαι.. Und bei Isocrates edv. Callimach. p. 361, 11: 
οἶμαι δ᾽ αὐτὸν. ὀδύρεσθαι τὴν παραῦσαν πενίαν καὶ τὴν γεν 
γενημένην αὐτῷ συμφορὰν, καὶ λέξειν ὡς δεινὰ καὶ σχέτλια 
σείσεται.. Nothwendig ist das jetzt hergestellte Präsens Helen. 
Laud..p. 187, 94: νομίζων --- μεγάλας μὲν ἀρχὰς — καὶ φαύλοις 
᾿ ἀνθρώποις ποτὲ παραγίγνεσθαι, τοιαύτης δὲ γυναικὸς αὖ- 
δένα τῶν. ἐπιγιγνομένων ἀξιωϑήσεσϑαι. Demosth. de Fala 


Legat. ὶ 161. p..3503 δυοῖν anal οὐ διαμαρτήσεαϑαν τὴν 


πόλιν ‚nyodunv, πλευσάντων ἡμῶν". ἢ γὰρ παρόντων καὶ κὶ 

τὸ ψήφισμ᾽ αὐτὸν. ἐξορκωσάντων ‚& μὲν εἰλήφει. τῆς πολεωδν 
ἀποδώσειν, τῶν δὲ λοιπῶν ἀφέξεσϑαι, ἢ μὴ ποιοῦντος 
᾿ φαῦτα ἀπαγγέλλειν ἡμᾶς εὐθέως δεῦρο. Weit verzeihlicher 
- wäre es nach meinem Däfürhalten, wenn .die Aenderung anayye 
λεῖν, die man hier vornabm, gdmaebt worden wäre Or. de Corol. 
δ 823 p. 299: οὖς av ἐκεῖσε a οἴωμοι. — Vorzüglicher 


ἐμμένειν ze καὶ μὴ amır 


Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates, 233 


οἷο was Bekker und Dindorf gaben, προκρινεῖ, ist das Präseng 
der Handschriften Panath. p. 243, 11: γνώσει δ᾽ ὡς ἔστι τοιοῦ- 
zog, ἣν ἐρωτήσῃς τινὰς τῶν εὖ φρονούντων ποῖα τῶν ἐπι 

δευμάτων κάλλιστα νομίζονσιν εἶναι, καὶ μετὰ ταῦτα πόσος χρῦ- 
τος ἐστὶν ἐξ οὗ Σπαρτιᾶται τυγχάνουσιν ἐν Πελοποννήσῳ κατοι- 
ξοῦντες. οὐδεὶς γὰρ ὅςτις. οὐ τῶν μὲν ἐπιτηδευμάτων προκρί- 
var τὴν εὐσέβειαν --- καὶ τὴν δικαιοσύνην ---, Σπαρτιάτας δ᾽ 
ἐνταῦϑα κατοικεῖν οὐ πλείω φήσουσιγ ἐτῶν ἑπτακοσίων. Wenn 
bier φήσουσιν steht, so folgt auf keine Weise, dass auch jenes 


. ein Futurum seyn müsse; vielmehr wird Jeder das Präsens loben, 


welches dem Gedanken den Ausdruck der Allgemeinheit giebt, 
und aussagt, dass der verständige Mann zu jeglicher Zeit den er- 
wäbnten Tugenden den Vorzug gebe*). Präsens und Futurum 
finden wir noch verbunden Ar. contr. Lachit. p. 377, 26: ϑαυ- 
μαστὸν δ᾽ εἰ τοὺς μὲν ἐπὶ τῆς ὀλιγαρχίας ὑβρίσαντας ἀξίους ϑα- 
ψάτου νομίζετε, τοὺς δ᾽ ἐν BURDRGENG ταὐτὰ ἐκείνοις ἐπιτη- 
δεύοντας ἀζημίους ἀφής σετέ, wo die Vulgata νομιεῖτε enthält. 
Or. adv. Callimach. p. 360, 2. Eher würde ich ἀπέχεται ändern, 
als dase ich das dem Charakter der Stelle so angemessene ἁγνεύει, 
mit Beiske in ἁγνεύσει umwandelte, Antiphon de Saltat. „$ 4, 
p. 70: τοσαύτην ἀρ ἀνάγκην ὁ νόμος ἔχει, ὥςτε καὶ ἄν τις 
πτείνῃ τενὰ ὧν ad κρατεῖ καὶ μὴ ἔστιν ὃ τιμωρήσων, τὰ νο- 

μιξόμενον καὶ τὸ ϑεῖον δεδιὼς ἀγνεύει τε ἑαυτὸν καὶ ἀφέξεται 
ἀξ, εἴρηται ἐν τῷ νόμῳ. Sehr richtig ‚bemerkte Pinzger, dass 
die Conjectur ἀναδέξεσϑε der handschriftlichen Lesart um etwas 
nachstehe, Dinarch. contr. Demosth. $ 3 p. 147: οἱ axonavas 
τίνα ποτὲ aunv ἕξετε περὶ τῶν τῇ πατρίδι συμφερύντων. καὶ 
πύτερον τὰς ἰδίας τούτων δωροδακίας καὶ πονηρίας ἀν αδἐχε- 
6ϑε εἰς ὑμᾶς αὐτοὺς, ἢ φανερὸν πᾶσιν ἀνθρώποις ποιή σετϑ 
διότι μισεῖτε. Noch geben mehrere ‚Handschriften ‚das Futurum 


 magapevei Or. ad Demon. pP. 4,13: τὰ μὲν γὰρ ταχέως ἀπολεί- 


πει, τὰ δὲ πάντα τὸν χρόνον παραμένει. Doch bewahrt die ΄ 
bessere Autorität des Urbinas das Präsens, was denn auch dem 
Wesen der Stelle angemessener ist. 


Areopag. p . 125, 23: ἑώρων γὰρ τοὺς περὶ τῶν συμβολαίων 


. κρίνοντας οὐ τοῖς ἐπιεικείαις. χρωμένους, ἀλλὰ τοῖς νόμοις πει- 


ϑομένους, οὐδ᾽ ἐν τοῖς τῶν ἄλλων ἀγῶσιν αὑτοῖς ἀδικεῖν ἐξου- 
σίαν παρασκευάζοντας. _ 


Es leidet wohl keinen Zweifel, dass αὐτοῖς die richtige Schrei- 


Wung sey, wie Or. de Pace p. 158, 18. Epist. ad Timoth. p. 400, 


14, und nicht αὐτοῖς, wie Bergman verlangte.- Die Athenischen ἡ 
Richter, mit jedem Jahre wechselnd, wurden, bekanntlich zum 
grössten Theile aus der ärmern Volksklasse gewählt. Bei dieser 


. ug 


°) Auch übereilte sieh Dindorf gewiss sehr, wenn er die Conjectur 
κρινεῖ aufnahnr bei Demosth. adr. Euhulid. ἢ 27 p. 511: 


2336 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates: 


Einriehtung ist es nicht zu verwundern, wenn namentlich in’den 
spätern Zeiten der Sittenverderbuiss die Mehrzahl der Richter sich 
grosser Vergehungen in ihrem Amte schuldig machten, und ar- 
statt gegen die jedesmal Angeklagten nach der Strenge der Gesetze 
zu verfahren, ihre Stimme zur Freisprechung derselben hergaben, 
damit sie nämlich selbst ohne Scheu und gefahrlos Betrügereien 
ausüben könnten. Denn wurden sie etwa ihrer Ungerechtigkeiten 
wegen vor Gericht gezogen, so durften sie ja da dieselbe Nachsicht 
hoffen, die sie gegen die gezeigt hatten, deren Richter sie vordem 
gewesen. Von den Richtern damaliger Zeit spricht Isocrates auch 
Or. de Permut. p.300, 10: τοῖς μὲν ἀδικοῦσι συναγωνίξονται καὶ 
᾿ συγγνώμην ἔχουσιν, οἷς δ᾽ ἂν φϑονήσωσιν ἀπολλύουσιν, ἥνπερ | 
δυνηϑῶσι. — σώζοντες οὖν τοὺς ὁποίους σφίσιν αὐτοῖς βοηϑεῖν 
νομίζουσι. Wolf, der übrigens unsere Stelle richtiger fasste als 
Bergman, vermisste nur ohne Grund den Artikel τοῦ vor ἀδικεῖν. 
Der Artikelkann hier ebenso wenig stehen wie Panath. p. 228,37: 
τὴν δ᾽ ἐξουσίαν ὃ τι βούλεταί τις ποιεῖν, wo das von Coray nach 
ἐξουσίαν eingeführte τοῦ von seinen Nachfolgern mit Recht wieder 
herausgeworfen wurde. Plataic. p. 268, 20: ὅτε μὲν γὰρ ἐξουσίαν. 
ἤλπισαν αὐτοῖς ἔσεσϑαι ποιεῖν ὃ τι av βουληϑῶσιν. Or. de Per 
mut. p. 801, 15. 304, 7. Plataic. p. 266, 7: ἐπειδὴ δὲ νομίξουσιν 
αὑτοῖς ἄδειαν γεγενῆσϑαι ποιεῖν 0 τι av βουληϑῶσιν. Epist. ad 
‚Dionys, p. 385, 5: τὰ δὲ πράττεσϑαι νῦν ἀκμὴν εἴληφεν. Nicht 
' anders verhält es sich mit den von Schoemann δὰ Isaei Oratt. 
p- 383 angeführten Beispielen. Der Artikel wird nämlich wie ich, 
glaube nach solchen Substantiven erst dann gesetzt, wenn zugleich 
in der Stelle liegt, dass etwas schon geschieht, wie Epist. ad 
Antipatr. p. 398, 88: οὗτοι πλείστην ἐξουσίαν αὐτοῖς τοῦ“ πράτ- 
τειν ἃ βούλονται παρασκευάζουσιν. Areopag. p. 128, 15: τὴν δ᾽ 
ἐξουσίαν τοῦ ταῦτα ποιεῖν. Philipp. p. 91, 99: εἰς ἐοῦϑ᾽ ἥκομεν. 
 ἐπιϑυμίας τοῦ κακῶς ἡμᾶς αὐτοὺς ποιεῖν. Paniath. p. 215; 14: 

ἐπὶ 'δὲ τῆς Δακεδαιμονίων (δυναστείας) οὐ μόνον τοῦ πορεύεσϑαι 
καὶ πλεῖμ ὅποι βουληϑεῖεν ἐξουσίαν ἔλαβον. Um noch bei dem 
Artikel stehen zu bleiben, so.kann ich das τὸ, was Coray hach 
ὅτι setzte, nur einen sehr unglücklichen Einfall nennen Or. contr. 
Sophist. p. 257, 10: οἶμαι γὰρ ὅπασιν εἶναι φανερὸν ὅτι τὰ 
μέλλοντα προγιγνώσκειν οὐ. τῆς ἡμετέρας φύσεώς ἔσνιν. Cfr. He- 
“len. Laud. p. 182, 8: οὐ γὰρ τῆς αὐτῆς γνώμης ἐστὶν ἀξίωῃ eb 
στεῖν. περὶ ἑπατέρων αὐτῶν. Epist. ad Iason. ΕἸ]. p, 897, 81. Ds- 
gegen ist das τὸ ganz an seiner Stelle Philipp. p. 70, 29: ποιῆσαι 
:pavagpv ὅτι τὸ μὲν ταῖς πανηγύρεσιν ἐνοχλεῖν καὶ πρὸς ἅπαν- 
πῶς λέγειν τοὺς συντρέχοντας ἐν αὐταῖς πρὸς οὐδένα λέγειν 
ἐστίτ. — Ferner Panath. p. 210, 34: τότε μὲν γὰρ ἐν λόγοις περὶ 
ἑτέρων πραγμάτων ἐμεμνήμην αὐτῆς. Den Artikel τοῖς» den man 
vor περὶ verlangt, würde ich dann billigen, wenn es etwa hiesse: 
dv τοῖς λύγοις τοῖς. περὶ τῶν ** πραγμάτων, wie in derselben 
‚Rede p. 228, 7: πολὺ γὰρ ἂν μᾶλλον ἥρμοσεν ἐν τῷ λόγῳ τῷ 


x 


Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocraten. 235 


περὶ τῆς πόλεως διελϑεῖν περὶ αὐτῶν. Or. ad Nicocl. p. 17, 37: 
Panegyr. p. 63, 23. Nun aber auf keinen Fall. — Philipp. p. 89, 
16: μνημεῖον δὲ τῆς ἀρετῆς αὑτοῦ καὶ τῶν κινδύνων. Baiter 
verlangt hier nach der Handschrift des Victorius τῆς ἀρετῆς τῆ ὃ 
αὐτοῦ, wie es unter andern heisst Butir. p.196, 15: οὐχ ἐπὶ Tov- 
τοις μόνοις μέγ᾽ ἐφρόνησεν, ἀλλ᾽ ὠήϑη δεῖν καὶ τῆς ἀρετῆς τῆς 
αὐτοῦ μνημεῖον εἷς ἅπαντα τὸν χρόνον καταλιπεῖν. Ich billige 
den Zusatz auf keine Weise. Weın bekannt ist, mit welchen 
Unterschiede τῆς αὐτοῦ ἀρετῆς und τῆς ἀρετῆς τῆς αὑτοῦ und 
dem Aehnliches gesagt de der tritt leicht meiner Meinung bei 
dass an unserer Stelle nur τῆς αὐτοῦ ἀρετῆς, oder wie es den, 
Schriftsteller um den Hiatus zu vermeiden beliebte, τῆς ἀρετῆς 
αὐτρῦ stehen könne. — Ganz unstatthaft ist der Artikel τὴν, den 
Spengel in der Zuvay. Teyvov p. XIV. vor δύναμιν setzte Areopag. 
p- 122, 9: τοσαύτην ἔχουσα δύναμιν ὕσην περ ἐν σώματι φρόνη-᾿ 
σις. Wir lesen zwar τοιαύτην ἔχουσι τὴν δύναμιν in der schon 
von Spengel angeführten Stelle Or. de Pacep. 144, 25; und τοιαύ- 
τὴν ἔχουσι τὴν φύσιν Paneg. p. 33, 3. Aber bei τοσοῦτος verhält 
sich die Sache ganz anders. Aus den vielen Stellen führen wir 
nur Panath. p. 230, 22 an, wo sich dieselben Worte wiederlinden: 
τοσαύτην ἔχουσα δύναμιν ὅσην περ. ἐν σώματι. φρόνησις. Besser 
würde Spengel sein τὴν angebracht haben Or. de Permut. p.306, 6: 
τοιαύτην ἔχει δύναμιν, wo der Artikel jedoch auch fehlen kann, 
ohne dass eine wesentliche Verschiedenheit des Sinnes Statt fin- 
det. — Endlich fragt es fich, ob τοῦ σώματος zu schreiben 'sey, 
wie Bekker wünscht, Or. ad Nicocl. p. 17, 17: ἐπειδὴ ϑνητὸῦ 
σώματος ἔτυχες, πειρῶ τῆς ψυχῆς ἀϑάνατον τὴν μνήμην Kara- 
λιπεῖν. Bis jetzt ist mir noch keine Stelle vorgekommen, wo- 
durch sich die Conjectur vertheidigen liesse. Fand ich in der 
Construction des Zeitwortes τυγχώνειν den Artikel, so stand er 
immer nur vor dem Adjectiv, niemals nach demselben. Daher 
bleibe ich bei meiner frühern Behauptung, dass hier τοῦ σώματος 
dem Geiste der Sprache widerstrebe, und vergleiche nur noch 
die ähnlichen Worte bei Lysias Epitaph. ὃ 81 p. 190: οἵτινες 
ιδὴ ϑνητῶν σωμάτων ἔτυχον, ἀϑάνατον μνήμην διὰ τὴν ἀρε- 


'τὴν αὑτῶν κατέλιπον. Uebrigens nennt Spengel diese und andere 


Conjecturen Bekkers sordes, und zwar aus Gründen, die keinen 
‚Menschen, der den Redner genauer beachtet hat, abhalten könn- ᾿ 
ten dieser Conjectur Beifall zu geben, falls sie sonst sich als rich- 
tig zeigte. Aber wäre der Fehlgriff auch noch so gross, 80 würde 
ich es doch immer als Sünde mir anrechnen, einem so verdienst- 
vollen Manne wie Bekker auf solche Weise zu begegnen. Wie 
würde es Spengel empfinden, wenn man seine verfehlten Con- 
jecturen und was er sonst Falsches gedacht und gesagt über Ge- 
geustände des Altertbums, mit solchen Namen begrüsste? — 
Veber den umgekehrten Fall, nämlich über die widerrechtliche 
Verstossung des Artikels, handeln wir näckstens zu Panegyr. 


u / 


- 


- 


ἰοῦ N 


386 Bemerkungen zu eimigen Stellen des Isocraten, 


p. 41, 10. Gehen wir jetzt zu Anderem über, so verdanken wir 
die Lesart ἡμῶν οἵ πρόγονοι σφόδρα der Urbinischen Handschrift 
Areopag.-p. 126, 13: οὕτω γὰρ ἡμῶν ol πρόγονοι σφόδρα περὶ 
φὴν σωφροσύνην ἐσπούδαζον. Eine Trennung des οὕτω vori dem 
Worte, wozu es gehört, die den Abschreibern hier anstössig gewe- 
sen seyn mag, ist bei Isocrates mehrmalen zu finden. So wie- 
der in derselben Rede p. 124, 5: αὕτω δ᾽ ἀπείχοντο σφόδρα τῶν 
τῆς πόλεως. Panatlı. p. 235, 98: τῶν μὲν γὰρ ᾿Ελληνίδων πξόλεων 
οὕτως αὐτοῖς ἀπέχεσθαι σφόδρα δεδογμένον ἦν. Or. δᾶν. Calli- 
mach. p. 868, 8: οὕτω γὰρ ἀμφοτέρων σφῦύδρα πεπείρασϑε. Isaeus 
de Bhiloct. Her. $ 48 p. 78: οὕτως ὑβρίζει σφόδρα πιστεύουσα 
τούτοις, WO σφόδρα unstreitig zy ὑβρίζει κα beziehen ist. Areopag. 
p. 132, 2: οὕτω τὼ πρὰς τοὺς ἄλλους καλῶς καὶ νομίμως διῴ- 
xncav. Euagor. p. 165, 6. 170, 37. 174, 33. 176, 17.. Epist. ad 
Timoth. p. 401, 26. — — Beachten wir jetzt die Conjectur yv- 
“μνασϑῆναι, die Bekker aus der fast erloschenen Schrift deg Urbi- 
'nas für die Vulgata παιδευϑῆναι versuchte Areopag. p. 127, 16: 
ξώρων γὰρ τρὺς τηλικούτους ταραχωδέστατα διακειμένους % 

πλείστων γέμοντας ἐπιθυμιῶν, καὶ τὰς ψυχὰς αὐτῶν μάλιστα 
παιδευϑῆναι δεομένας ἐπιϑυμίαις καλῶν ἐπιτηδευμάτων καὶ πό- 
νοις ἡδονὰς ἔχουσιν. Diese Conjectur kann natürlich dann erst 
berücksichtiget werden, wenn man weiss ’ dass Bekker gleich-. 
falls ἐπιμελείαις emendirt für ἐπιθυμίαις. Denn γυμνασϑῆναι ἐπι- 


. ϑυμίαις wird wohl schwerlich Jemand: sich gefallen. Aber ge 
. rade dieser Umstand, dass zu Gunsten des γυμνασϑῆναι ein an- 


deres in allen Handschriften. fest stehendes Wort zu ändern ist, 
muss schon gleich Anfangs Jeden gegen die. Wahrheit der Can- 
jectur misstrauisch machen. Gesetzt aber auch es waltete dieser 
Uebelstand nicht ob, und es gäben schon die Handschriften ἐπι" 
μελείαις, so könnten wir Bekker auch so nicht einmal wegen des 
Einfalls beneiden, da wir sehr zweifeln, dass ein Schriftsteller 
γυμνασϑῆναι ἐπιμελείαις gesagt habe. Wenigstens wird Isocrate$ 
sich nicht so ausgedrückt haben; denn wenn er van Bildung re- 
det, so ist ihm ἐπιμέλεια im Wesentlichen dasselbe was yunvaßs- 
σϑαι, γυμνάσιον, nämlich der Inbegriff jeglicher Uebung und 
Thätigkeit. Wir würden daher γυμνασϑῆναι etwa dann billigen, 
wenn- hier stände καλοῖς ἐπιτηδεύμασι. So aber lassen wir uns 
auf keine Weise zur Annahme desselben bereden, und loben Din- 
dorf, dass er bei der hergebrachten Lesart stehen blieb. Die ın 
der Urbinischen Handschrift noch erbaltenen Sylben lassen. allen- 
falls auf ein anderes Wort denn παιδευϑῆναι schliessen, sehwer- 
lich aber auf eines, welches ein, passenderer Ausdruck für die 
Sache wäre als jenes. Οἵ, Or. de Permut. p. 812, 19: τὰς δὲ ψυ" 
χὰς τὰς ἄμεινον πεφυκυίας τῶν σωμάτων μηδὲν “ἂν νομίζουσι 
γενέσθαι σπουδαιοτέσας παιδευϑείσας καὶ τυχούσας. τῆς most 
κούσης ἐπιμελείας. Xenoph. Memor. IV, 1,3: af ἄρισται δοκοῦ" 
σαι εἶναι φύφεις μάλιστα παιδείας δέονται. Fragen wir nun, 


* Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates. 237 
ἐκιθυμίαις einer Aenderung bedürfe, Wenn Bekker dafür ἔπιμε- 


"λεῆχις zu lesen vorschlägt, so weiss ich nicht recht, ob ibm ἐπι-- 


ϑυμιῶν — ἐπιϑυμίαις anstössig war, oder ober die Verbindung 
ἐπιθυμίαις καλῶν ἐπιτηδευμάτων tadelnswerth fand. War es das 
erstere, 30 lassen sich viele Beispiele, selbst aus den polirten Re- 
den des Isocrates, anführen, welche diesen Anstoss als unge- 
gründet zeigen. Man sehe Or. contr. Lochit. p. 378, 15 — 17. 


᾿ Bremi ad Panegyr. p.' 28. Jacob ad Lucian. Alexand. p. 66; und 


besonders was nach Coray Baiter ad Pangg. p. 79 bemerkt. Ein 


; solcher Fall kann nur daun missfallen, wenn eines von beiden‘dem 
 Sione nach nicht gefallen wall.. Nun aber hat die Verbindung 


en a a TE 


des ἐπιϑυμίαις mit καλῶν ἐπιτηδευμάτων an sich nichts Schwieri- 
ges noch Anstössiges, sundern wir treflen nur einen klaren, . ver- 
ständlichen Ausdruck und Isocratische Sprache hier an. Or: de 
Permut. p. 314, 23: χρηστῶν ἐπιτηδευμάτων ἐπιϑυμοῦντας. Eua- 
gor. p. 178, 13: ἵνα ζηλοῦντες τοὺς εὐλογουμένους τῶν αὐτῶν 
ἐκείνοις ἐπιτηδευμάτων ἐπιϑυμῶσιν. Dafür’brauchte der Schrift- 
steller ὀρέγεσθαι Or. ad Demon. p. 9, 24: μάλιστα δ᾽ ἂν παρο- 
ξυσϑείη: ὀρέγεσθαι") τῶν καλῶν ἔργων, εἰ καταμάϑοις ὅτι Kal 
τὰς ἡδονὰς ἐκ τούτων μάλιστα γνησίως ἔχομεν. Dann aber. 
scheint mir auch’in Rücksicht auf das Ganze ἐπιϑυμίαις vorzüg- 
licher als ἐπιμελείαις. "Isocrates sagt dieses: Man salı, dass die 
Jagesiäd mit gar mancherlei sinnlichen Begierden und Leidenschaf- 
teh behaftet war, und dass gerade deswegen ihr Geist am meisten 
der Bildung bedürfe. Aber man -verfuhr hier nicht, wie der Ge- 


 setzgeber zu Sparta, der um die zügellose Jugend zu bändigen ih- 


gen gewährten. 


nen der strerigen Arbeiten soviel wie möglich auferlegte, und sie 
nicht zu Athem kommen liess (Xenoph, de Rep. Lacedaem, III, 2). 
Zu Atlıen war die Erziehung philanthropischer, man bildete die 
Jugend, indem man ihnen Lüst und Liebe zu schönen Werken 
einflösste, und sie mit Arbeiten beschäftigte, die ihnen Vergnü- 

Or. de Pace ἢ. 140, 37: συμμάχους ξἔξομεν ἅπαντας av- 
ϑρώπους: οὐ βεβιασμένους, ἀλλὰ πεπεισμένους, οὐδ᾽ ἐν μὲν ταῖς. 


ἀσφαλείαις διὰ τὴν δύναμιν ἡμᾶς ὑποδεχομένους, ἐν δὲ τοῖς κν- 6 


δύνοις ἀποστησομένους. ᾿ 
Wie Leloup überhaupt nicht gar glücklich‘ war in der Wahl 
der Lesarten, so aueh hier, indem er die Vulgata ὑποδεξομένους 


. wieder aufnahm. In welchem Sinne das Participium Praesentis 


zu fassen sey, erkennen, wir deutlicher bei Vergleichung der 


' Stelle Or. de Permut. p. 278, 87: ὁρᾷ γὰρ ὑμᾶς μὲν λίαν τα- 


χέως ἀπ οδεέχομένους τὰς αἰτίας καὶ τὰς διαβολὰς, ἐμὲ δ᾽ 
ὑπὲρ αὐτῶν οὐ δυνηδόμενον ἀξίως τῆς δόξης ambloynoaodas. 


᾿ wie in meiner Ausgabe 
steht, ὀρεχϑῆναι. CA. Xenoph. Memor, ΠῚ, 5,3: ἅπερ οὐχ ἥκιστα παρο- 
ξύνει χινδυνεύειν. Demoäth. contra Timgerat. ὃ 196 p. 60. ἌΡ, 


.*) So ist zu lesen nach dem Urbinas, nicht 


ἕῳ, 


\ 


u; 


240 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates.: 


Busir. p. 198, 35: καὶ γὰρ mv ἀρχὴν οἱ τὸν φόβον ἡμῖν 
᾿ δνεργασάμενοι. τούτων αἴτιοι γεγόνασι τοῦ μὴ παντάπασι θη- 
ριωθῶς διακεῖσθαι πρὸς ἀλλήλους, , 

Der Genitiv τούτων gestattet zwar kaum eine andere Bezie- 
hung, als die, welche im Coray und Orelli geben, nämlich auf 
das vorhergehende τῶν ϑείων πραγμάτων. Man begreift aber 
nicht recht, wie der in den aufgeschriebenen Worten enthaltene 
Gedanke sich an das Frühere anschliessen könne, abgesehen da- 
von, dass bei dieser Beziehung mothwendig der Artikel vor φό- 
Bov getilgt werden müsste. Eine gehörige Verbindung der Ge- 
danken wird aber bewerkstelliget, wenn man ergreift, was schon 
lange vermuthet,. von Dindorf aber erst in den Text genommen 
wurde,-r0v φόβον — τοῦτον. Der Schriftsteller hat unstreitig 
dieses hier sagen wollen, däss die Menschen anfangs durch dieje- 
'nigen dem Zustande des thierischen Lebens entzogen und Zur bür- 
gerlichen Ordnung und Geselligkeit geleitet worden wären, welche 
“ ihnen nicht sowohl Furcht vor den göttlichen Dingen überhaupt 
eingeflösst, als vielmehr sie zu dem Glauben gebracht häften, 
dass die Götter in der Bestrafung der menschlichen Vergehungeh 
weit mehr ἀκριβεῖς seyen, als sich wirklich zeige. — Beispiele, 
wo in solcher Weise das Demonstrativam in einiger Entfernung 
dem Substantiv nachsteht, sind bei Isocrates häufiger als bei'an- 
dern Schriftstellern. Philipp. p. 69, 22: τὴν χώραν ἡμῖν ταύτην. 
Areopag. p. 135, 6: τῶν κακῶν ἡμᾶς τούτων. Or. de Pace p: 150, 
80: ἡ δύναμις ἡμῶς αὕτη. Pauath, p. 206, 96: τῶν λόγων ἤγε» 
μόνα τούτων. Archidam. p. 113, 8: τῶν λόγων μόνον δηϑέντων 
, τούτων. Areopag. p. 135, 8: τοὺς λόγους εἴρηκα τούτους. Panatl. 
p. 265, 35: τὸν τε λόγον ἀποδεχομένους τοῦτον. Philipp. p- 93, 
28: τὴν στρατείαν ποιεῖσϑαι ταύτην. Or. de Permut. p. 328, 28: 
᾿ τῆς u ταραχῆς παύσεσϑε ταύτης. Or. de Permut. p. 301, 37: 
τὸν βίον ἤδίω νομίσας εἶναι τοῦτον. Or. de Bigis p. 840, 18: 
τὴν μὲν αἰτίαν μόνος τῶν πολιτῶν ἄξιος ἦν ταὐτὴν ἔχειν. Οἵ. 
Antiphon-de Caede "ΠΕ $ 93 p. 68. Herodot. VIN, 16. The 
mistius Or. XIV. p. 225, 29. Or. XV. p. 2357, 31. Dionys.. Aal. 
Ant, Rom. I. p. 14, 19 ed. Sylburg. — — Busir. p. 202, 5: εἶ 
μὲν γὰρ μηδὲν δέονται. χρηστοὺς αὐτοὺς εἶναι. Das δέονται ἐἴ“ 
klärte die Vulgatä mit βούλονται. “15 diesem Sinne kommt δεῖϑα! 
᾿ wiederum vor Plataic. p. 263, 22: τῆς δὲ σφετέρας αὐτῶν πολι" 
τείας οὐδὲν δεομένους κοινωνεῖν ἀναγκαάξουσι. Julian. Or. 1.p- 848: 
ἠνάγκαζε τοὺς οὐδὲν δεομένους τὰ βασιλικὰ κτήματα πρίασϑα. 


- 


+ 


Euagor. p- 168, 17 hätte entnehmen können. Letztere Stelle hatte vor 


Augen Herodes p. 658, 28; vgl. auch noch Themistius Or. II. p. 46, 6). — 
Dagegen bedürfen wir nicht Has πρλλῶν, was Coray vor πόθων setzen 
wollte, Phillpp. p. 84, 29. πολλῆς χώρας καὶ πόλεων. CF. Xenoph- Hel- 
lenia. HI, 5, 12: χώραρ πολλῆς καὶ πόλεων. Themist. Or. IL. p- 57, 36: 
00x πολλῇ καὶ χρήμασιν. ' 


' Bemerkungen zu einigen Stellen des Thosrekän: 211 , 


äreopag. p, 124, 7. Or. contr. Sophist, p . 257, 27. de Pimüß 
801; $1. Demosth. ad Philippi Epist, Ss 9. p. 141. Aeschines 
eoitr, Ctedipb. $ 139 p. 428. Andocid. de Myster. καὶ 49 p. 100. 
5.80 p. 107. Isaeus de Menecl. Her. $ 80 p. 23. Plato Apolog. 
Sechat. p. 21 C. 
ı Fanathen. p. 215, 25: ἑὰς συμφορὰς ϑᾶττον διάλυσαμένην 
τῶν αὐτῶν ξούτων. 
ich muss mich sehr wundern, Base hier Niemand an dem Me- 


dem διαλυσαμένην Anstoss genommen hat, wofür man das Acti- 
_ am erwarten sollte, wie ‚Archidam. Ρ. 117, 19: καὶ μὴ περιμέ- 
Weber ὡς ἄλλων vo» τὰς παρούσας ἀτυχίας ἰασομένων, ἀλλ᾽ 


ἀσιδήπερ ἐφ᾽ ἡμῶν γεγόνασιν, ἡμεῖς αὐτὰς καὶ διαλῦσαι πειρα- 
ker. Denn das Medium wird, wie schon das Lexiton aussagt, 
von-der gegenseitigen Beilegung, Aufhebung eines Verhältnisses, 
der Freundschaft oder Feindschaft, gebraucht. 80 φιλίαν Plataic. 
pP. 267, 32; olxssotnta Aepinet. p. 368, 17; διαφορὰς Panatlı. p. 
456, 9 ; ἔχϑρας Panegyr. p. 34, 10. 89, 5; πόλεμον Paneg. p. 63, 
18. Philipp. p. 69, 31, 76, 2. Plataic. p. 266, 26. Or. de Permut. 
285, 38. Δάν. Callimach. p. 860, 15. Da es nun aber nicht 
sche wahrscheinlich ist, dass die Medialform den Abschreibern 
= Entstehung verdanke, so bleibt nichts anderes übrig, als 
opag in ähnlichem Sinne zu nehmen, wie es steht Or. adv. 
h.p .868, 19: οὕτω καλῶς καὶ κοινῶς πόλιξευόμεϑα ὥξπερ 
οὐδεμιᾶς ἐπν συμφορᾶς γεγενημένης, an welcher Stelle Wolf 
und Lange διαφορᾶς änderteh. Or. de Pate p- 154, 16: τὴν γὰρ 
πολιτείαν ἣν --- οὐδεὶς οἷδεν οὔϑ᾽ ὑπὸ κινδύνων οὔϑ᾽ ὑπὸ συμ- 
φῃροῶν κινηϑεῖσαν, WO κινδύνων die äussern Gefahren, συμφο-- 
δῶν. die innern Vorfallenbeiten, Parteiungen und Zwistigkeiten 
der Bürger unter sich bezeichnet. Andocides de Myster. $ 140 
Per123: ἄνδρες ἄριστοι καὶ εὐβουλύτατοι δοκεῖξε γεγενῆσϑαι οὐκ 
ἐπὰ. τιμορίαν ἐραπόμενοι τῶν γεγενημένων, ἀλλ᾽ πὶ σωτηρίαν 
τῆς πόλεως καὶ ὁμόνοιαν τῶν πολιτῶν, συμφοραὶ μὲν γὰρ ἤδη 
καὶ ἄλλοις πολλοῖς ἐγένοντο οὔκ ἐλάττους ἢ κἀὶ ἡμῖν" τὸ δὲ τὰς 


᾿ γενομένας διαφορὰς πρὸς ἀλλήλους ϑέσθαι καλῶς, τοῦτ᾽ εἰκότως 
Mn δοκεῖ ἀνδρῶν ἀγαθῶν καὶ ‚sapgövav ἔργον van —— 
| Panath. P- 224; 15: διαῤῥήδην γράψαντες χρῆσϑαι τοῦϑ᾽ ὅ τι ἂν. 
, αὐχὸς βούληται. Hier darf Man wohl nicht arnehınen, der Schrift- 
_ steller habe τοῦϑ' für τούτῳ geschrieben, wiewohl χρῆσϑαι we- 


nigstens bei Spätern, wie bei Libanius, den Accusatir nicht ver- _ 
schmähte. Vielmehr ist das Object aus dem Vorhergehenden in 
Gedanken zu ergänzen; ; und τοῦϑ᾽ auf dieselbe Weise zu erklären, 
wie das fulgende 5 ὁ τι; nämlich πρὸς τοῦϑ᾽. Demosthen. „Epist. IT. 
pP 683,1: ἕνα μήτε προδῶ τὴν ἀλήϑειαν μήτ᾽ ἄκυρος ὑμῶν ἐμοῦ 
μηδεὶς γένηται, ἀλλ᾽ ὅ τι βούλοισϑε, τοῦτο χρήσαισϑε. So ist 
auch πλεῖστα zu erklären Xenoph. de Re Equestr. VI, 8: πλεῖστα 
δ᾽ ἂν ἵππῳ δύναιτο χρῆσϑαι. CA. Matthiae Gr. Gr. p. 749. — 
Panath. p. ‘295, 13: ὡς ἐπιδείξων τὴν πόλιν ἡμῶν πολὺ ur 
Archiv . Philol.w. Pädag. Bd. 1: Aa. 16 


% 


213 Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates.‘ | 


ἀξίαν “Μακεδαιμονίων περὶ τοὺς "Ellnvag: γεγενημόνην. Die ge 
'wöhnliche Lesart ist ἀξίαν ἢ τὴν «Δακεδαιμονίων. Man sollte we- 
nigstens ἀξίαν τῆς Auxsdusuoviov erwarten, wie Panath. p. 222, 
12. Jedoch ist dieser Zusatz nicht streng @rfoderlich; denn ganz 
auf dieselbe Weise drückt sich Andocides aus Or. de Pace $ 30 
Ῥ- 142: τήν ce συμμαχίαν ἀποδεικνύντες ὅσῳ “κρείττων ἡ σφετέρα 
εἴη τῶν Ἐγεσταίων, wo Reiske sin τῆς τῶν wünschte, 


Panathen. p. 5388, 7: πάλιν ἐπανελθόντας περαίνειν παὶ Ak 
ya 08m ἀπέλιπον. 


Der Urbinischen Wortstellung gebührt wohl vor der gewöhn- 
° lichen λέγειν καὶ περαίνειν der Vorzug. Es hat aber περαίνει» 
“ hinsichtlich seiner Uebersetzung einige Schwierigkeit. Nach dem 
vorhergehenden διαλαβεῖν τὸν λόγον Ρ. 232, 29 könnte man ge- 
a. zu übersetzen in der Rede Jortfuhren, was denn auch 
nicht unpassend wäre für die Stelle Or. de Permut. p. 284, 16: 
ὑμᾶς μὲν οὖν ἀξιῶ μοι διὰ ταῦτα συγγνώμην ἔχειν καὶ συναγῶ» 
vıorag γίγνεσϑαι, τοῖς δὲ ἄλλοις ἤδη περαίνειν ἐπιχειρήσω, 
μικρὸν Er προειπὼν, ἵνα ῥᾷον ἐπακολουϑῶσι τοῖς λεγομένοις. 
Richtiger jedoch fassen wir es in der Bedeutung, ausführen, 
bis zur Vollendung durchführen, entsprechend dem Lateinischen 
exsequi. Zu vergleichen ist das verwandte τέλος ἐπιτιϑέναι, 
welches ausser seiner gewöhnlichen Bedeutung auch noch den Be 
griff ausführen in sich schliesst, wie Archidam. p. 118, 6. Panall, 
p. 213, 24. Jenes stelıt noch so bei Damosthenes Philipp. I. $ 23 
p- 44: ἴσως δὲ ταῦτα μὲν ὀρθῶς ἡγεῖσϑε λέγεσθαι, τὸ δὲ τῶν 
χρημάτων, πόσα καὶ πόϑεν ἔσται, μάλιστα ποϑεῖτε ἀκοῦδαι. 
τοῦτο δὴ καὶ περαίνω. Und wiederum bei unserem Schriftsteller, 
Panath. p. 208, 2%: ἀλλὰ μὴν οὐδ᾽ ἐκεῖνο ποιεῖν οὐδεὶς ἄν μοι 
΄ συμβουλεύσειεν, ἀμελήσαντε τούτων καὶ μεταξὺ καταβαλόντε mi 
ραένειν τὸν λόγον, ὃν προήρημαι, an welcher Stelle das Verbum 
εὐ ἰφαταβάλλειν in der Bedeutung abbrechen, aufhören gesetzt zu seyn 
scheint. Fast das Entgegengesetzte bringt Benseler beraus, den 
Faden wieder aufnehmen. Coray, und nach ihm Passow, er- | 
klärte dasselbe mit xareppaveiv, und verglich die Stelle Panath. 
p. 205, 20: μὴ τῶν καταβεβλημένων εἷς εἶναι μηδὲ τῶν κατημε" 
λημένων. Allein dort versteht der Schriftsteller unter den xare- 
βεβλημένοις nicht sowohl Verachtete, Verworfene, als vielmehr 
solche, die müssig dahin leben, die um ihre geistige Ausbildung 
unbekümmert nur darauf bedacht sind, wie sie sich einen ver- 
gnügten Tag anthun werden. Or. de Permut..p. 328, 29: τοὺς μὲν 
σεονεῖν ἐθέλοντας καὶ παρασκευάζειν σφᾶς αὐτοὺς χρησίμους τῇ 
scolsg περὶ πολλοῦ ποιήσεσϑε, τοὺς δὲ καταβεβλημένως ζῶ; 
τας καὶ μηδενὸς ἄλλου φροντίζοντας πλὴν ὕπως ἀσελγῶς ἀπολαν" 
σονται τῶν καταλειῳφϑέντων, τούτους δὲ pionosze. Man ver- 
gleiche auch τοὺς βεβιωπότας ἀμελῶς und ἐκχκεχυμένως ξὴν καὶ 
ῥαϑύμως Or. de Permut. p. 329, 16. 312, 5. Wollten wir aber 


΄ 


ΗΝ». ᾿ , = 


N 


„Bemerkungen au einigen Stellen des Isocrais., 248 


auch 'dem Worte die Bedeutung verachten einräumen, eo ist die-_ 
seibe doch an jener Stelle wegen des durch die Urbinische Hand- 
whrift jetzt hinzugekommenen μεταξὺ auf keine Weise zulässig: 
Bieses Wort ist hier nicht zu versteben, wie Euagor. p. 174, 33. 
Or de Permut. p.303, 12. Epist. ad Timoth, p. 400, 24; sondern 
wie Helen.- Laud. p. 185, 4: λέγειν ἀρξάμενος περὶ αὐτῶν ὀκνῶ. 
pir μεταξὺ παύσασθαι. — Um nach dieser Abschweifung 


: wieder auf unsere Stelle zurückzukommen, so ist Benselers Ueber- 


setzung des ἀπέλιπον ganz unrichtig. Dieses Verbum bedeutet 
hier: sich entfernen von seinem Gegenstande in der Rede. Aechn- _ 
tieh ist Pansth. p. 220, 80: οἶμαι δ᾽ ἤδη καϑορᾶν ὅϑεν ἐπλανή- 
ϑην. ‚Jenes finden wir noch Or. de Pace p. 150, 12: ὅϑεν δ᾽ 


 ünllewoy πάλιν ποιήσομαι τὴν ἀρχήν. CS. Lobeck ad Plrynich, 
᾿ Ῥ,44, Scheemann ad Isaei Oratt. p. 299. Das Verbum hat ausser. 
des noch folgende bemerkenswerihe Bedeutungen. Euagor. p. . 


477,4: τί γὰρ ἀπέλεπεν εὐδαιμονίας, ὃς τοιούτων μὲν προγόνων". 
Bug; denn welcher Theil von Glückseligkeit ging ab? Als 
rensiti unterlassen, omittere, praetermittere Or. de Permut. 
pP. 801, 13: οὐδὲν ἀπολείποντας κακῶν, null improbitatis prae. 
iermittentes, Demosth. contra Conon, ὃ 4 p. 469: zoogsovgouw 


ml ἀσελγείας καὶ ὕβρεως οὐδ᾽ ὁτιοῦν ἀπέλειπον. Herodian. Hist, 


Ι, 8: Ὁ. 8, 28: τῆς ἐσχάτης ὠμότητος οὐδὲν ἀπολείποντα. Herodot. 


‚V,®%; 7. Heindorf ad Plat. Phaedon. p. 62. Alsdarm heisst es 


einge hiater sich zurücklassen, νικᾶν, wie Harpooration über- 
siizt, .Paneg. p. 85, 17: ὅσῳ γὰρ ἄν τις ποῤῥωτέρωϑεν σκοπῇ 


περὶ τούτων ἀμφοτέρων, τοσουτῷ πλέον ἀπολείψομεν τοὺς ἀμ- 


ψισβητοῦντας. Paneg. p. 40, 20: τοσοῦτον δ᾽ ἀπολέλοιπεν ἡ πό- 
Is ἡμῶν περὶ τὸ φρονεῖν -καὶ λέγειν τοὺς ἄλλους ἀνθρώπους. 


, Panath. p. 211, 35. Das Medium bedeutet im Allgemeinen zurück. 


bleiben, nicht folgen. Philipp. p. 96, 19: αἰσχρὸν οὖν ἐστὶ πα. 
λῶς νῆς τύχης ἡγουμένης ἀπολειφϑῆναι. Dann wird es gebraucht 
von denen , welche bei Wettrennen zurückbleiben. Euagor. p. 178, 
28: zal γὰρ ἐκεῖνος παρακελεύονται τῶν δρομέων οὐ τοῖς ἀπο- 
λελδιμμένο:ς. Von denen, welche an einem Kriege nicht theilneh- 
men, Euagor. p. 167, 4: καὶ πολλῶν μὲν ῥκατέρωϑεν ἀϑροισϑέν-- 
iv, οὐδενὸς δὲ τῶν ὀνομαστῶν ἀπολειφϑέντος. Helen. Laud. 
p- 189, 14: ἀπολειφϑεῖσι τῶν περὶ ἐκείνης κινδύνων. Ῥ]αἰδὶο. 


ΟΡ 267, 14: ποίας γὰρ εἰςβολῆς ἀπελείφϑησαν τῶν εἰς ταύτην 
᾿ τηγ' χώραν γεγενημένων. Alsdann nicht treffen, verfehlen Nicocl. 
Pi 3 


,» 88: οὐκ ἀπολείπονται τῶν καιρῶν. ἀλλ᾽ ἕκαστον ἐν τῷ 
δέοντι πράττουσιν. Euagor. p. 179, 89: ὥςτ᾽ σὺ δέδοικα μὴ φα- 
νῷ μείξω λέγων τῶν ἐκείνῳ προφόντων, ἀλλὰ μὴ πολὺ λίαν ἀπο- 
λειφϑῶ. τῶν πεπραγμένων αὐτοῦ, was Wolf dem Sinne nach rich- 
tig so übersetzt: ne magnitudinem rerum ab eo gestarum oratione 
πε nequaguam attingam. Nerner hinter einen zurückbleiben; 
einem nachstehen Or. de Perinut, p. 311, 85: πρεσβύτεροι δὲ ye- 
Yopevos “πλέον διήνεγκαν πρὸς τὸ φρονεῖν καὶ λέγειν τῶν αὐτῶν 

' 16 * 


“΄ 


4 


| 444 Bemerkungen zu einigem Stellen des Isocrates, 


= «οὕτων ὧν παῖδες ὄντες ἀπελείφθησαν. Philipp. p. 91, 29.' Ar- 
ehidam. p. 116,'16. Euagor. p- 172, 25: καὶ ταῖς ἄλλαις πατασῦ 
σκεναῖς οὕτως ἠὔξηδε τὴν “πόλιν ὥςτε μηδεμιᾶς τὸν ᾿Ελληνίδων 
ἀπολελεῖφϑοαι. Panath. p. 234, 81: τοσοῦτον ἀπολειφϑέντες τῆς 
τοῦ βαρβάρου φρονήσεως. Panath. p. 251, 20. 364, 26. Seine 
Natur nennt Isocrates ἁπασῶν ἀπολελειμμένην, allen Naturen 
nachstehend , insofern ihr die Kühnheit in öffentlichen Versamm- 
lungen freimüthig zu reden fehlt Panath, p. 205, 37. Die Sache, 
worin einer zurückbleibt > im Dativ mit 5 Pangg. p. 89, 18: το» 
σούτων τοίνυν ἀγαϑῶν διὰ ‚rag, συνόδους ἡμῖν γιγνομένων οὐδ᾽ 
ἐν τούτοις ἡ πόλις ἡμῶν ἀπελείφιϑη.. Panath. p. 215,27. Ve- 
schieden hiervon ist der blosee Dativ Or. de Pace p. 145, 4: οἵ 
τοσοῦτον ἀπολελείμμεϑι καὶ τοῖς ἔργοις καὶ ταῖς διανοίαις τῶν 
'κατ᾽ ἐκεῖνον τὸν χρόνον γενομένων. Euagor. p. 175, 10. Eudlich 
bedeutet das Medium entfernt seyn von ‚etwas, untheilhaftig seyn 
“ Panath. p. 244, 9: οὗτοι δὲ τοσοῦτον ἀπολελειμμένοι τῆς καινῆς 
σεαιδὲίας καὶ φιλοσοφίας εἰσίν. Or. contra Sophist. p. 259, 8: 
ἐγὼ δὲ πρὸ πολλῶν μὲν ἂν χρημάτων ἐτιμησάμην τηλικοῦτον ) 
δύνασϑαι τὴν φιλοσοφίαν, ὅσον οὗτοι λέγουσιν, ἴσως γὰρ οὐκ 
ἂν ἡμεῖς πλεῖστον ἀπελείφϑημεν. Philipp. p. 88, 11: τοῦ δὲ φρο- 
μεῖν εὖ καὶ πεπαιδεῦσϑαι καλῶς --- ἀμφισβητῶ, καὶ ϑείην ἂν 
ἐμαυτὸν οὐκ ἐν τοῖς ἀπολελειμμένοις. So wurde früher anole 
λειμμένος gelesen Or. de Perınut. p. 283, 14: τῆς παιδρίας τρύ-᾿ 
της, ἧς οὐδ᾽ ἂν ἐγαὶ φανείην ἀπεληλαμένος. Aber was ausden 
besten Handschriften aufgenommen wurde, giebt denselben Sinn; 
vgl. Demoath. Erotic. δ 49 p. 603. Orelli ad Or. de Permut. p. 
852. Dafür setzte Isocrates ἄμοιρος. Epist. ad Dianys. p. 387, 5: 
τῆς δὲ παιδεύσεως — οὐκ ἂν φανείην ἄμοιρος γεγενημένος, 
Noch giebt der Urbinas ἀπολελεῖῳϑαι im Νίοσοϊ, p. 28, 4: καὶ 
δένα τῶν ἐξ ἐμοῦ γενομένων ἀποστερηϑῆναι ταύτης τῇᾳ eve 
veiog. Auch dieses wäre zu fassen ; in der- "Bedeutung untheilbaftig 
seyn, wie Busir. p. 200, 32: οὐ γὰρ δή που τοὺς ἁπάντων τοῦ- 
τῶν ἀπολελειμμένους προφήκει μᾶλλον ἢ ᾿κεῖνον τηλικούτων ἀγα» 
ϑῶν supetag γενέσϑαι. Cfr. Iulian. Or. Lp.17B.44C. Elmsley 
ad Eurip. Med. 35. Jedoch ist nur von neuerer Hand jene Lesart 
δι den Rand des Codex geschrieben, — Nach diesem katın Jeder 
leicht selbst den Werth der Conjectar ἀπελειπόμην für ὑπελειπύ" 
μὴν Panath. p. 247, 36 beuribeilen. | 
Or. de Permut. p. 295, 14: ἡμεῖς μὲν rag χειροτονεῖτε στρα- 
τηγοὺς τοὺς εὐρωστοτάτους -«- ὡς διὰ τούτων διαπραξάμενοί u 
τῶν δεάντων. 


*) So ss τι Or. de Permat. φ. 297, 1} dagegen τηλοῦ 
μῆκος de Permut. p. 287, 32. Die Form τοσοῦτο wird jetzt nur noch an 
drei Stellen, gelesen , Busir. ‚p 195, 18. de Permut, p. 290, 1 15. de Bigis 

P. 334, 27. Ebenso ist τοιοῦτο durch die Urbinische Handschrift jetzt et- 
was Seltenes geworden, und findet sich nur Areöpag. p. 126, 26. de Pace 
. P. 158, 31. de Permut, p. 307, 14. 319, 30 


I TTU3O ee . er De ze ΝΕ 


Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrates, . 848 
Das Participium Aoristi ist hier ®ohl in demselben Sinne zu 


nehmen, wie jener Infnitivus Aoristi, den man so hänfig nach 
den Verbis hoffen, glauben und ähnlichen antrifft, Or. de Pace 


 p142, 18: ἡμεῖς γὰρ οἰόμεϑα — διαπράξασϑαί τι τῶν δεόντων, 


wo übrigens die Conjectur διαπράξεσϑαι die Uebersetzung an Güte 
übertrifft. Lysias contra Agorat. 6 58 p. 273. Ungleich seltener 
ist das Participium, und nicht ohne Variante bei Demosthenes 
eontra Andrat. $ 42 p. 544: κατηγορήσει τούτων, πρᾶγμα ῥά- 
dıov, οἶμαι, διαπραξάμενος. Irre ich nicht sehr, so ist auf diese 
Weise auch ὡς ἐμοῦ τοῦτο ποιήσαντος zu nehmen bei Andocides 
deMyster. $ 62 p. 103. Dann lesen wir bei unserem Schriftstel- 
ler Philipp. p. 78, 10: τελευτῶντες δὲ πρὸς Φωκέας πόλεμον ἐξή- 
ψίγκαν ὡς τῶν τε πόλεων ἐν ὀλίγῳ χρόνῳ κρατήσοντες, τόν τ 
τόπον ἅπαντα τὸν περιέχοντα κατασχήσοντες, wo das Futurum 
κανασχήσοντες der Aufnabme der Urbinischen Lesart, κρατήσαντες, 


‚ nicht im Wege steht. — Auf obige Stelle kam ich zu sprechen, 


wegen Baiter, der sich wurdert, dass hier Niemand*) Anstoss 
genommen, da doch der Sinn offenbar διαπραξόμενοι erfodere. — 
Eine grössere Uebereilung lässt Baiter sich zu Schulden kommen, 
wenn er uns die Conjectur προέχοντας anempfiehlt Or. de Permut. 
p: 809, 1: καὶ μὲν δὴ κἀκείνους ἴσμεν τοὺς καταδεεστέραν μὲν 


τούνων τὴν φύσιν ἔχοντας, ταῖς δ᾽ ἐμπειρίαις καὶ ταῖς ἐπιμέ- 


λείαις προ ςέχσντας, ὅτι γίγνονται κρείέτους οὐ μόνον «αὐτῶν, 
ἐλλὰ καὶ τῶν εὖ μὲν πεφυκότων, λίαν δ᾽ αὑτῶν κατημεληκύτων. 
Displicet, sagter, verbum τ ροσέχεεν εἰ propter oontextum δὲ 
quoniam ex Isocratis solenni usu addendum erat τὸν νοῦν, 
qui accwsalivug quum quinquagies ferme adsit, semel omissus 
est, in Panath. $ 139. Letzterer Umstand kann hier. gax nicht 
in Betracht kommen; der Zusammenhang muss allein entscheiden. 
Und da sieht denn nun doch wohl jeder, dass die Lesart der 
ihndschriften unumgänglich nothwendig ist. Denn wodurch wohl 
anders übertreffen die mit schwächern Naturanlagen Begabten, 


, Nicht nur: sich selbst, sondern auch die, welche die Natur, zwar 


besser bedachte, die sich aber vernachlässigten, als τῷ πραςέχειν 
ταῖς ἐμπειρίαις καὶ ταῖς ἐπιμελείαις, dadurch dass sie sich in der 
Erfahrung üben, und überhaupt die Studien.und Uebungen fleissig 
betreiben, welche die Redekunst vorschreibt? Diese Zusammen- 
stellung sagt aber im Ganzen nicht viel mehr, als περὶ τὴν ἐμ- 
περίαν γυμνάξεσϑαι, wie der Schriftsteller sonst zu reden pflegt. 
Or. contr. Sophist. p. 269, 37: af μὲν γὰρ δυνάμεις καὶ τῶν λό-- 


av κρὶ τῶν ἄλλων ἔργων ἁπάντων ἐν τοῖς εὐφυέσιν ἐγγίγνονται 
nal ταῖς περὸ τὰς ἐμπειρίας γεγυμνασμένοις. Or. de Permut. 


ἜΤ ΟΞ ΡΝ 


*) Doch schrieb. schoy, Dobree im Jahr 1823,in seinen Adversariis zu 


Isocrates: Lege, διαπραξόμενοι, vel forsan — ousvavg. Die ᾿ 


Adversaria sind abgedruckt in der 1838 von Dobson besorgten Ausgabe 
es Redners, die mir soeben zu Händen kommt. 


36. . Bemerkaugen zu einigen Stellen des Isocrates! 


p. 308, 18: γυμνασϑῆναι Φερὶ τὴν χσείαν καὶ τὴν απειρίάν αὖ. 
τῶν. Helen. Laud. p. 180, 27: περὶ τὰς πράξεις ἐν οἷς richt 


᾿φευόμεϑα τοὺς συνόντας παιφβδεύειν, καὶ περὶ τὴν ἐμπειρέαν τὴν 
‘ τούτων γυμνάζειν. ‚Panath. p. 984, 3: τὴν ἐμπειρίαν τὴν “περὶ τὸν 


σεύλεμον οὐ πρότερον ἤσκησαν οὐδ᾽ ἄμεινον ἐχρήσαννοι. Auch 
übergehen wir nicht die Stelle Or. de Permut. p. 312, 3: ἄνδρες 
δὲ γενόμενοι τούτων διήνεγκαν καὶ μετήλλαξαν τὴν φρόνησιν τῷ 
τοὺς μὲν ἐκκεχυμένως ζῆν καὶ δαϑύμως, τοὺς δὲ τοῖς τε σερά-΄' 
γμασι καὶ σφίσιν αὐτοῖς προςέχειν τὸν νοῦν. Or.de 
Permut. p. 828, 86: προςέχειν σφίσιν αὐτοῖς καὶ τῇ φελοαοφία 
τὸν νοῦν. — Wie nun im Obigen προςέχοντας vom Zusammien- 
hange gefodert wurde, so ist dies nicht minder der Fall in der 
Stelle Or. de Permut. p. 329, 17x τοὺς διαφέροντας καὶ προρό-- 
yovsag μὴ μόνον ταῖς εὐγενείαις καὶ ταῖς δόξαις, ἀλλὰ καὶ-τῷ 


. φρονοῖν καὶ λέγειν. Die grössten Thaten, sagte Isocrates, voll- 


brachten nicht die Sykophanten, auch nicht die, welche ihre Bil- 
dung vernachlässigten und gleich dem gemeinen Haufen lebten; 


‚sendern die sich auszeichneten und nicht nur auf ihren Adel 


und Ruhm bedacht waren, eondern auch ihre Denkkraft übten 
und der Bede oblagen, wie die vorerwähnten Männer, Clisthe- 
mes, Miltiades, Themistoches, Pericles, welche, nebst Solon, 
viele Sorgfalt auf die Rede_verwendeten; vgl. Or. de Permut.p. | 
315, 84 3244. Ob der Ambrosianus προςέχοντας oder προέχονταβ 
habe, darüber will ich nicht streiten. Es genügt uns, dass jene& 
in Bekkers Handschriften entbalten ist, Wenn aber Baiter sagl, ὁ 


‚auf den Urbinas könne man sich in diesem Punkte nicht verlassen, | 


da er häufig ein Sigma zu viel gebe, so findet sich dies nicht nur 


 beiddieser Handschrift, sondern auch bei der Vulgata, und über 


baupt bei allen Büchern mehr-oder weniger. So giebt die Vulgate 
προςεπιδείξαιμρ Nicocl.- Ὁ. 22, 173 mpogayayeiv Paneg. p. 84,27; 
zoogayay&odas Paneg. p.-48, 5;.alle προςαγαγὼν Or. de Permul. 

pı 329, 9; die Yulgata’zpogxaiscausvog Philipp. p. 85, 8. Trap 
zit. p. 868, 12; προςελϑεῖν Epist. ad Antipatr. p. 394, 34; der 


-Urbinas von erster Hand προςειλόμην Panath. p. =. 99, de 


Vaticanus προςειπόντος Or. ad Callimach. p. 365, 23P Umgekehrt 
aber giebt die Vulgata προείλετο Aeginet,. p. 374; 12; und der 
Mailänder Codex προελόμενοι bei Themistius. Or. VI. p: 90, 26. 
Andere Beispiele heiderlei Amt giebt Walz ad Bhetor. Grae«k 
p. 14. Man sieht also hieraus, dass -bei einem solchen Falle vor 
den Handschriften der Charakter der jedesmaligen Stelle’in 805 
tracht zu ziehen ist. — TDebrigena will auch Dobree mpo&yovss. 

Or. da.Permut. p.323, 81 δέομαι δ᾽ ὑμῶν μὴ προκαταγνῶνα! 
μου τοιαύτην μανίαν ὡς ἄρ᾽ ἐγὼ κινδυνεύων προειλόμην ἂν λόγους | 
εἰπεῖν ἐναντίους καὶ ταῖφ ὑμετέραις γνώμαις, εἰ μὴ καὶ τρις 
προειρημένοις ἀκολούϑους αὐτοὺς ἐγόμιξον εἶναι. 

Bekker möchte das καὶ nach dvavzioug.gern tilgen, Dobsn 
schloss es in Klammern, Padurch dass ich die beiden καὶ durch | 


.;’ 


Bemerkungen zu einigen Stellen des Isocrate, 247 
den Drack auszeichnen liess, werden die Leser schon gleich er- 


sathen, wie ich erkläre. Dem Wesen nach gleich, nur der Form 


nach verschieden sind folgende Stellen. Nicocl. p. 28, 31: ἄξιον 
μὲν οὖν καὶ τοὺς φύσει κοσμίους ὄντας ἐπαινεῖν καὶ ϑαυμάζειν, 


Eu δὲ μᾶλλον καὶ τοὺς μετὰ λογισμοῦ τοιούτους ὄντας, wo das. 


letztere καὶ durch den Urbinas an seine gehörige Stelle gekommen 


ist, Ganz ähnlich drückt sich Themistius aus Or. IV. p. 59, 20:- 


ἐγὼ δὲ ἐπαινῶ μὲν καὶ τοὺς πόῤῥω ἐπ᾽ εὐλαβείᾳ πορευομένους, 
ἐπαινῶ δὲ οὐδὲν μεῖον καὶ τοὺς ἐφ᾽ ἑστίας τὸ ϑεῖου τιμῶντας. 
Dann rechnen wir hierhin die Stelle des Antiphon de Herod. Caed. 
S4.p. 44: εἰκὸς γὰρ ἐν ἀνδράδε γε ἀγαθοῖς καὶ ἄνευ τῆς al- 
τήσιως τὴν ἀχρύασιν ὑπάρχειν τοῖς φεύγουσιν, οὗπερ καὶ 0 


διώκοντες ἔτυχον ἄνευ αἰτήσεως. ‚Isaeus de Hagn. Her. $28p. 


133: ὥςπερ καὶ γραφὰς κατ᾽ ἐμοῦ δέδωκεν, οὕτω καὶ δίκας 
ἐμοὶ εἶναι καὶ τῷ παιδὶ πεποίηκεν. Or. de Nicostrat. Her. $ 26 
Ρ».42: ὕπερ ἂν οὖν καὶ ὑμῶν ἕκαστος ἀξιώσειε, τοῦτο καὶ του- 
τουσὶ τοῖς. νεανίσκοις βεβαιώσατε. Isocrates de Pace p. 187,6: 
εἰ καὶ περὶ ἄλλων τινῶν πραγμάτων ἥρμοδε τοιαῦτα προειπεῖν, 
δοκεῖ μος πρέπειν καὶ περὶ τῶν νῦν παρόντων ἐντεῦϑεν ποιή-- 
σασϑαι τὴν ἀρχήν. Or. de Pace p. 148, 86. Epist. ad Mytil. Ma- 


gistr. p. 402, 8. Or. adv. Callimach. p. 358, 11. Or. ad Demon. 
Ρ.ὅ, 13: ἔλπιξε γὰρ αὐτὸν καὶ περὶ σὲ γενέσϑαι τοιοῦτον οἷος. 


καὶ περὶ ἐκείνους γέγονε. Δερὶπεῖ, p. 868, 18: ταῖς αὐταῖς τύ- 
us ἐχρήσατο καὶ περὶ ταύτην αἷςπερ καὶ περὶ νὴν προτέραν. 
Or, de Permut. p. 319, 27. Of. Stallbaum ad Plät. Gorg. p. 61. 
Heindorf ad Phaedon.p. 36.42. ΝΣ 

Aeginet. p. 375, 37: ἣ πασῶν ἂν εἴη δυςτυχεστάτη γυναι- 


λῶν, εἰ μὴ μόνον ἐξαρκέσειεν αὐτῇ στέρεσϑαι τῶν παίδων, ἀλ- 


ἰὰ καὶ τοῦτ᾽ αὐτῇ προςγένοιτο. 


κι Nicht ohne Grund, meint Coray, halte Wolf μόνον hier für’ 
überflüssig; und schlägt daher νῦν zu lesen vor. Man denke sich‘ 
βῦψον als vor oder nach den Worten στέρεσϑαι τῶν παίδων ste- 


hend, und man’ hat nicht einmal nöthig mit Baiter ad Paneg. 


pP. 81 seine Zuflucht zu nehmen zu einer sogenannten confusio 


duarum construclionum, ‚geschweige denn dass man dasselbe ent- 
fernt wünschte. Xenophon Memor. I, 4, 13: οὐ τοίνυν μόνον 
ἤρκεσε τῷ ϑεῷ τοῦ σώματος͵ ἐπιμεληϑῆναι, ἄλλ᾽ ὅπερ μέγιστόν 
ἔστι, καὶ. τὴν ψυχὴν κρατίστην τῷ ἀνθ 27" ἐνέφυσε, wo der 


Sinn sogleich das μόνον zu den Worten τοῦ σώματος ἐπιμεληϑῆναι᾽ 
tinatellt, Demosth. adv. Leptin. $ 188 p. 449: πῶς γὰρ οὐχὶ καὶ 


κατὰ τοῦτο deivoras', ἂν πεπονθὼς ὁ Χαβρίας φανείη, εἰ μὴ 
βόνον ἐξαρκέσει ἢ) τοῖς τὰ τοιαῦτα πολιτευομέναις. τὸν ἐκείνου 
3 τ - ς. ἕ ᾿ 


ΟἮ Vulgo ὀξαρκέσειϑ, wie an unserer Stelle. Man vergleiche aber 
Okyath. τ, ἃ. 26. p. 16. contz: Artetogit. II. $ 24 p. 102, adv. Phormions 
$ 47 p, 193. adv. Boeot. de dote $ AD, 276. adv. Leochar. $ 53 p. 337. 

88 vom codex optimus gebotere σκέψμεσθε würde ich.daher nicht ver- 
schmäht haben adv. Aphob, 8 40 p.140. Οὐ, Lobeck ad Phrynich. p. 721. 


Ὦ 


‘ 


r 


248 Bemerkungen zu einigen Stellen des Iageratea, 


δοῦλον Auxldav πρόξενον τι πεποιηκέναι, ἀλλ᾽ εἶ καὶ διὰ 
τοῦτον πάλιν τῶν ἐκείνῳ τρ δοϑέντων ἀφέλοιντο; wo derselbe 
Wolf an μόνον Anstoss, nahm und dasselbe aus dem Texte stiess, 


‘Den dort von F. A. Wolt angeführten Stellen füge ich bei Demasth. 


--- 


contra Timecrat. $ 47 p. 17: τῷ. δ᾽ οὐκ ἀπέχρησε, τοῦτ᾽ ἀδικεῖν 


| μόνον. Andogides contra Alcibiad. 8.15 » 150: οὐ τοίνυν. ταῦτα 


μόνον ἐξήρκεσεν, ἀλλὰ καὶ λαϑραῖον ϑάνατον ἐπεβούλευσε Καλ- 
Ma. Τιγεῖαβ adv. Simon. $ 25 p. 195. Isaeus de Dicaeogen, Her. 


30, p. 62. Xenoph. Memor. II A esil. ud, 4. Iulian. Or. L 
Ρ ἘΠ δ 


p. 46 Ὁ, Herodes de Polit.p. 659,1 Themistius Or.IV.p. 64, 23. 
Epistola ad Philipp. 1. ‚P- 390, 5: ἡγοῦμαι δὲ δεῖν, πρὸς μὲν" 


᾿ τρὺς πικρῶς τῆς πόλεως ἡμῶν κατηγοροῦντας ἐκείνους ἀντιτάτ- 


τεσθαι τοὺς πάντα, τε ταῦτ᾽ εἶναι λέγοντας, καὶ τοὺς μήτε μεῖξον 
μήτ᾿. ᾽ ἔλαττον αὐτὴν ἠδικηκέναι φάσκοντας. 

Die bessere Legart ἀντιτάττεσϑαι verdanken wir der ‚Urbini- 
schen Handschrift. Cf. Panath, p. 211, 9: ὥρτε πολλοὺς ἀντιτάτ-- ' 
TE080ı πρὸς αὐτούς. Ob aber Bekker und Dindorf gleich richtig 


„derselben Handschrift in der Lesart sg ταῦτ᾽ gefolgt sind, ‚be- 


zweille ich sehr. Ich wenigstens habe aus den Worten τοὺς Kirn 
τε ταῦτ᾽ εἶναι λέγοντας noch nie einen vernünftigen Sion heraus- 
bringen können, 80 lange und so sehrich mich auch mit der Stelle 
abgegeben. Vor zwei Wochen glaubte ich der Londoner Heraus- 


‚geber würde sie mir. aufklären, und bevor ich nach anderem mich 


umsah, schlug ich zuerst diene Steile auf. Aber was fand ich ? 
n der Ausgabe selbst durchaus Nichts; nur ‚Dobree macht i in, seir 
nen Adversariis die kurze Bemerkung: πάντα ze ταῦτ᾽ el- 
να! στ Corrupta, Früher noch wendete ich mich im Betrefl un- 
serer Stelle an einen Gelehrten, zu dem ich das Vertrauen hatte, 
dass er'mir die Worte entweder aufklären, oder doch wenigstens, 
einen’ probabeln Einfall mittheilen könnte. Ich wurde aber keiner 
Antwort gewürdigt, aey esnun, dass auch er nichts Befriedigen- 
des darüber wusste, oder dags er sich einbildete die Stelle zu ver- 
stehen, und es etwa unter seiner Würde hielt, sich mit Jemanden 


| einzulassen, der nicht. einmal so Verständliches fassen könne. So 


von allen Seiten verlassen besah ich mir vor wenigen Tagen noch 
einmal recht aufmerkgam, was die Vulgata giebt: τοὺς NANTA 
TE ΤΑΎΤΗΣ εἶναι, λέγοντας, und schrieb dann bald darauf 
Folgendes nieder: τρὺς πάντα μέτ᾽ αὐτῆς εἶναι λέγοντας. Der 
Sinn: die, welche sagen, dass sie es anz mit der Stadt hal- 


ten. σι. Archidam. p. 110,9: el καὶ un πάντα μεϑ᾽ ἡμῶν εἰσίν. 


Or, de "Pace p. 160, '90: τῆς πόλεως ὄντας. Zum Ueberfluss 
vergleiche man noch die in ihrer Bildung ähnliche Stelle Philipp. 
p- 96, 24. | Joseph Strange 


Bremi ad Lysine et Aeschin. Oratt. p. 444, Bei. Isocrates ἜΝ wir die- 
sen Fall jetzt nur einmal noch, nämlich Ἔρμι: ad Mytilen. Mag. p« 403, 
36, wo Wolf aa bat. 


( 
! 


Anlmadvers, et emendat. Lib, 1. 20 


Martini Lagunae 


inM, T. Ciceronis et Clarorum Virorum Epistolas- 
animadyersionnm et emendationum fragmentum*). 


DE 
TSITVLO LIBRI VNIVERSHE 
ANNOTATIOL 


»ErISTOLARVM FAMILIARIVM“ titulum, Iano Gebhardo in Pa- 
htino secundo ac tertio, nobis in solo Redigeriano tertiv, charta- 
(60 ac recentiori oblatum, ante Aldum et Paullum, Manutios, ἡ 

uorum 1116 in Venetä anni 1512., Sigismundo Thurzo, Varadiensi 
episcopo inscriptä, hic in Venetä anni 1533., Maphaeo Leoni, Pa- 
trieio Veneto sub ipsa typographiae Aldinge instauratae initia 
mncupatä, retinuit, Editiones vetustae praebent haud paucae, 
veluti Vreneta anni 1476., Veneta anni 1492., Mediolanensis anni 


1498. aliae: his vetustiores, scriptis melioribus atque incorruptio- 


ribus adhaerentes, veluti Mediolanensis anni 1472., quam. nog 
primi his libris adhibuimus (Ernestius enim non nisi Mediolanensi 
tert anni 1478. est usus), Vetusta in membrfnis, loci atque anni 
siificatione Carens, sed optimarum lectionum plenissima, ‚‚FA- 
MIHIARIVM““ appellationem omittunt; quam, post Victorium, recte 
repudiavit Henricus Steplianns Schediasmatum II, 97... p. 74. edit. 
1578. Nec agnoscunt, praeter aliorum libros, ex nostris Redige- 
rianus primus, ‚membranaceus, sequacem in multis habens Medio- 
Ianensem anni 1472., et, qui instar multorum nobis est, itidem 


 tembranaceus, Redigerianus secundus, atque Excerpta Codicis 
 Telustissimi Martini Cuövae.. Hinc, cum Lambino, nisi fallor, 
 atgaeHenr. Stephano (vide huius Castigationes in Ciceronem p.39. 
edit. 1557.) appellari coeptae sunt „An FamıLıares“; nam in edi- 
_ bone Parisinä Ioannis Thepdorici, Bellovacensis, apud Ambro- 


sium a Porta, quae’decem annis Lambinianä antiquior est, adhuc 


»EPISTOLARVM FAMILIARIVM ““ nomine circumferuntur, quo ipso 


Ioannes ugus est Hervagius, cum omnia Ciceroyis ederet a. 1534: 


Πα expressere cum 81118 Argentoratenses, in edit. Lambini recoctä 


niet | 


*) Als der verstorbene Martini - Laguna 1804 die bekannte Auswahl 
von Ciceros Briefen herausgegeben hatte, begann er auch einen Gom- 
mentar dazu dracken zu lassen, von dem aber nur fünf Bogen fertig 
wurden. Die Fortsetzung des Druckes wurde durch das dazwischenfallende 
Verbrennen der Martinischen Bibliothek und andere Umstände gehindert. 
Von dem vorhandenen Fragment des 'Commentars ist durch Zafall ein 

xemplar in meine Hände gekommen, welches ich hier wieder habe db- 
drucken lassen, Dr TE Ä , 


“ 


48. Animadvers. et emendat. Lib, I. 


a. 1581. Neutrum esse antiquum, opfimus, si quid video, mihi 
testis Suetonius de illustribus Grammaticis c. XIV. p. 961. Ouden- 
dorp., ubi ad Atticum Epistolae disertis’verbis appellan- 
tur: ad Dolabellam Epistola, quae est decima libri nom. 
earum, quas ad Familiores wocant, nullo peculiari titulo libri, 
separatim Jaudatur. Nec potest esse "antiquum, quod est ineptum 
et syntagmati universo parum congruum, Itaque titalum excogi- 
tarunt elium, multo illum ineptiorem,,  atque etiam barbarum 
„EPISTOLARVM AD DIVERSOS* 5; quidni eliam AD DISPARES? — (Juasi 
hic ag@retur de hominibus cortrariis, invicem pugnantibus, aliud 
᾿ atque aliud spectantibus, 4110 atque alio tendentibus! (Conf. Io, 
Mich, Heusingeri Observ. Äntibarbar. c. IIL p. 401.) Hunc titu- 
lum Camerarius et Graevius in praefationibus posuere: Cellarius, 
Bengelius, Cortius atque Ernestius in ipsä fronte libri; resecuit 
prudenter Benedictus; Oliveto, Lallemando, Garatonio cum Edi- 
tione Oxoniengi, quae Olivetanam recoxit, titalum Lambinianum et 
Stephanianum tenentibus; lacoba Gronovio i in edit. Lugd. Batavä 
1692., in Notis certe p. 849., tacite adstipulante scriptis editisgue 
melioribus vetustis, qui, quod etiam Victorio placuit, simplex 
„EristoLanvm“ nomen sine additamento pfaescribunt, 

A nemine proditum est, quod nos in Guelferbytano prime, 
imembranaceo, sed multaram interpolationum feraci, deprehendi- 
Mus, „MARCI T. CI. EPISTOLARVM DOMESTICARVM LIBER PRIMVS IN- 
„cırır“. Quod sapit doctum interpolatorem, qui meminisset Ep 
stolarum Caesaris ad Familiares „domesticis de rebus“ 
scriptarum apud Suetonium in Caes. c. LVI. p. 95. Oudendorp., 
et cui haesissent „domesticarum rerum scriptores“ in 
simili argumento e Cicerone II, 4. init. — 

Nos, cum alius atque alius aliud 'atque aliud excogitaverit, 


antiquum et genuinum non appareat; si non antiquum, at ralioni | 


tamen, et consuetudini romanae, et libro universo convenientem 
ac simplicem titulum praestrugimus, „CICERONIS ET GUAHOBT MV νχ- 
ΦΆΟΕΥΜ ERIBTOLAS" inscribentes, 


DE 
TITVLIS LIBRORVM SINGYLORVYM 
ANNOT ATIO IL 


Hos titulos, licet quodam modo .ambiguos, tamen, si post 
ALIOS interpungas, utcumque ferendos, retinendos seusui, Cum 
eint antigwi, in Redigeriano certe secundo ‚ qui praecipuae penes 
me auctoritatis est, et qui vix semel aut bis in eis aberrat, con- 
stanter praescripti; sic laudati etiam Criticis.veteribus, quorum 
rationem recte declaravit Victorius in Explicat, suarum in Cic. ca- 
er p- 8,9. edit. Lugd.’ 1660. Sic ber quartus Gellio 


Animadvers.. et. emendat.: bb; I. SR 


NA. ΧΙ, 13. to, 2. p. 148. ed. Conr.: ‚in libro M. Tullii 
„Epistolerum ad Serv. Sulpicium‘“; liber quinlus aliie, 
„in libro Epistolarum ad Metellum“: non, utnuna , 
valgo fit, posito numere librorum et epistolarum. (Quo loco cor.- 
rigendus nobis est Sosipater Charisius, Grammaticorum latinorum 
aestantissimus, cum bis laudat „requietem‘‘ ex Cicerone ad 
ostilium, p. 52, et 86. Putsch. Sed intelligenda est Epi« 
stola Lucceit, "quae decima quarta est libri quinti, rescribendum. 
que ad Metellum, Sio enim laudabant veteres: Cicero ad Me. 


: tellum Epistolä Lucceii; ubi nos: Eic. Epist. V, 14. Quod miren 


non suboluisse emunctae naris viro, Gerardo loanni Vessia de 
Analogia II, 20, p. 781., ubi tamquam sanum laudat Hostilium, 
ad quem nullae umquam Ciceronis Epistolae scriptae sunt, 


IN 


Pag. 4. versu 11. Redigerianus secundus c. P. LENTVLO SAL, 
Redigerianus terlius Μ. T. C. LENTVLO ῬΒΟΘΟΝΒΥ͂ΙΙ 8. ἢ. HRetinui, 


' guod Mediolanensis 1472. et Velusta in memhranis excusa prae- 


soribunt, et salutantes literas, 8. D., cum eisdem ad. medium re- 
vocavilocum, quem recte occapant Romano more. Ecce tibi 
erim fictae ex vero inscriptionis exemplum Agrar. Il, 20 in iucun-. 
ne illo Ciceronis lusu de Rullo: | 

‚ ΒΡ, SERVILIVS RVLLYVS 

TRIBVYNV& PLEBIS DECEMVIR 
8. Ὁ. 
ΟΝ POMPEIO GN. FILIO, 

Aliud, hoc non incertius, arbumentum est in epistolis “8, qua- 
rum initia ex:inseriptionibus pendent, velut I, 11. (al. 10.). XVI, 
18., ubi TıRoxı manifeste extrema in inscßptione vox est; non 
literae salutantes: illa enim ad initum refertur epistolae. Adde ad 
Attic; ΠΕ, 20. Μὲς minus res patet exemplis: epistolarum-earum, 
quarum initia ultima verba inscriptionum in codicibus negligenter 
scriptis hausere: quod genus declaravimug in Animadversionibus 
adlf, 12. 11,18, 

Atque ın boo genere ‚permultis locis prierum in primis qua- 
tuor librerum constantioris scripturae est Redigerianus primus, 
bomae notae liber, cum Mediolanensi 1472. et Vetustä membrana- 
ced. Simplex litera salntans, 8., quam:Redigerianus secundus hio 
scivit, recte collocatur post nomen salutati, ut V, 15. Atque 
sit, praesuntibus ipso Cicerone Tuse. V, 32.: 

ANACHARSIA HANNONI SALYTEM, Bu 
Livio XLV, 4.: = 
BEX RERSEYE: CoXsvLı FAVLLO BELNIEN 


4 


32 : ὃς Inbibril. -EpistL 


ἌΝ 


et libris optimis editionibusque vetustissimis et accuratissimis. 


Curiosius enim in talibus versatos Romanos, quam nunc vülgo 
nobis, parum accuratae vulgarium librarum scripturae assuetis, 


videtur.,' et veterum scriptorum loci, et librorum meliorum aucto- 
ritates collectae comprobant; et consentanea res est omnium tem- 
porum et 'gentiam cultissimarum moribus, hominem urbanum in 
his quoque descriptas servare vices, quae curialium 
momine hunc praecipiuntur et addiscuntur. Ac snperiore quogue 
renascenlium literarum teınpore ex illis, qui Epistolarum latine 
scribendarum laudem consectati sunt, ut quisque ad veterum ra- 
tionem proxime accessit, ut Petrus v..c. Vietorius in Collections 
Epistolarum ad Germanos missarum, quam a. 1577. 
Rostochii Ioannes institwit Caselius, ita eundem veterum scripto- 
rum morem constanter servavit. Contra in Ruhnkeniand Epi- 
stolarum Muretinarum editione, cum ipsis tamen epistola- 


rum scriptoribus, ubique in hoc genere peccatum est. Nec fuit 


ἀπ tot Ciceronis Epistglarum editoribus et interpretibus, qui rei 


accoratius tractandae exemplum praeiret, praeler unum fere la- 


cobum Gronovium ad XII, 15. p. 855. edit. Lugd. Batavae, qui 
tamen rem non exhausit, Plura enim aupersunt, ab hac com- 
mentandi brevitate aliena. 

Pag. 4. versu 15. Ceteris, frustra suspectum Ernestio, οἵ 
orationis leges, etipsa Ciceronis consuetudo (epistolä 5. init, „abs 
„teipso, deinde a ceteris omnibus“), et scripti libri omnes, 
Guelferbytanus primus, tertius, quartus (in secundo priores libri 
duo desiderantur) Redigeriani tres editique vetusti cuncti cum Me- 


diolanensi 1472. et Vetustä membranaceä defendunt. Nec cir- 


cumscriptum in margine, festinante librario, vocabulum, propter 
hanc unam causam impugnaverim. — De mihi ipsi hoc quiden 
- in loco praecipientem sequor Ernestium, idemque sequor in 118 
locis, in quibus oppozitio occulta’est: Rivianag (Castigat. in Cic. 
p. 79. edit. Salingiao. 1537.) ac Schellerianae. disputationes (Ob- 
aerv. in prisc. script.®@. 27, 28.) rem non conficiunt. Libri script 
et editi ipse, quod vitiosum reor ἢ). | | 

Pag: 4. versu 16. Tanta enim magnitudo est. Hanc 
“ ordinem, in quo scripti editique mei omnes consenfiunt, uno vel 
altero aliorum turbantibus, difficiliorem. fecit Bengelius, repo- 
nendo Tanta enim est magnitudo. | 

Pag. 4. versu 17. Ut, quoniam tu,—ego. non idem. 
Auribus careat oportet, qui elegantem Ernestii correctionem, 
quia’ post ego 6 glossä vetustä in omnes libros, invectam tol- 
. lentis, non sentiat: nam augeri, orationis suavitatern repetitä par- 
 tieulä, ng Graevio quidem oredam. Priori loco, Guelferbytanus 


primus, terlius, quartus a primä manu, Redigerianns primus, ᾿ 


secundus (nam g’m est quoniam).cum editis: vetustis omnibus, 


͵ 


[”) At vide quae soripsi ad Lack p, 94. BR. Klotz.} 


Adinis duabus 1808. et 1612., Ascensiank 152%, Hervagiand 


1554, Basileeusi Westliemeri 1544., Parisina Portae 1557. et c® 
teris recte praeferunt quoniam. Unus Nlilichisnus et Redigeria- 
nus tertius ut, cum tu; sed hic in margine gquoniam pro va- 
πὰ lectione ab eadem manu. Quum, quod frustra Bengelio 
placuit, libros solos, non aures consulenti, utique orlum est ex 
male lecto g’n. Quoniam, quod, post ineptos Gruteri et Geb-. 
hardi conatus, dudum expedierat Iacobi Gronovii solertia , recte 
propagarunt Cellarius, Cortius, Olivetus, eui accessit Lalleman- 
dus cum editoribus Oxoniensibus, 

Pag. 4. versu 17. 18. nisi perfectä re de me, non 


 conquiesti. Vitiosam interpunctionem, πὶ δὶ perfectä re, 


FRE 


ΠΡ 7 FE ΨΩ 


de me non conquiesti, quae latinitati repugnat, invexit 
Veneta Paulli Manutii 1633., propagavit Parisina Portae 1557: 
nam in Aldinis 1502., 1612. et in Ascensiand 1522, quae illas 
presso pede sequitur, uno tenore legitur, ut quoniam tu 
nisi perfectä me de me non conquiesti, quod certa 
minus absurdum est. Lambino, elegautis iudicii viro, qui ex 
VI, 18. (aliis 12.) extr. viderat recte latine dici perfici de 
aliquo, correxeratque perfectä re de me, post Graevium 
et Bengelium, Lallemandus et Gaäratonius, soli, merito fortasse 
von suo, obseculi sunt, inscite deflecientibas Iac. Gronovio, Cel- 
lario, Cortio, Verburgio, Oliveto, Ernestio, Benedictd, Oxo= 
niensibus*). Ernestium certe in viam reducere poterat elegans et 
ii tritas seriptor, Corradus, in Quaestur& p. 185. Quo minus 
niror, in libros ista talia venisse, elegantiae latinae, si diis placet, 
declarandae ac docendae destinatos, veluti Augustini Gabr. Gehli 
lbrum de ratione ordinat. verbor. p. 65., quem meliara docere 
Poterat alius locus in eadem epist. ad Balbum 1], 1. „neque ullo mode 
„divulgandum, de. te iam esse perfectum“ εἴ δὰ Attic. IM, 
22: „de Metello scripsit frater perfectum esse per te“. 
Pag. 4. versu18.canquiesti. Sic, contractä formä, Guel- 
ferhytanus quartus, Redigerianus primus, secundus, tertius. In Guel- 
ierbytano prime conquievisti, sed syllabä quarlä punctis πσ- 
tatä.. Contracta forma legitur in Venetä 1476., Venetä1492., Medio- 
lanensi 1498; aliis. Mediolanensis 1472. et Vetusta in membranis 
Conquievisti cum Guelferbytano tertio, numero parum Tulliane. 
‚ Pag. 4. versu 19. vitam mihi esse acerbam putem. 
Sic, ordine plane Tulliano, libri scripti et-editi mei cum Eybo 


‚ Onnes, praeter unam Mediolanensem 1472., in quä vitam mi- 


li acerbam esse putem, non consentiente, quieum in mul- 
ts illi convenit, Medigeriano primo. In Milichiano et Redigeriano 
tertio deest esse, in hoc pro glossä inter versus positum. Male. 

Pag. 4. versu 20. In causä haec sunt, Sic scripti mei 
Oipnes, etiam optimus Redigerianus secundus, ubique. Tamen 
SEEN | 


[ἢ Sed vide quaeego dehis verbis scripsiad Laelium p.186 9. R.Klotz.] 


862 . In Eibei L Epiet. I. 


Quintifianus: I, 7. 20. p. 44. Gesner. ὃ ἃ ἃ 588 placnisse Cicefoni, 
manu eius doceri perhibet. Sed placuit etiam, eodem perhibente, 
divissiones, cassus (pro casus); (quo modo scribentem 
'nuno qui ferat? Caussa, sibilante literä geminatä, probavit 

Vossius Aristarcho I, 42. p. 151. - De vi formulae lectu digna 
eunt apad Hierorymum Lagomarsinium, laline tallentissimum, 
. ad Iulii Pogiani Epistolas Vol. I. p. 232. sqgq. edit. Romanas 
. 1762. 4. a = 

- Pag. 4. versun 20. Ammonius. Sic, aspiratione neglectä, 
Magdeburgensis, Redigerianus secundus ac tertius cum Vetustä 
membranaceä, Venetä 1492., Mediolanensi 1493., Venetä Paulli 
Manotii 1538,, imitatione Graecorum, quibus v. c. Auu@viog- ὁ 
᾿Αλεξανδρεὺς etc.: Scripti reliqui vel Hamonius cum Mediola- 
nensi 1472., vel Hammonius, quod praestare videtur, cum 
Venet& 1476., Aldinä 1612, Ascensianä 1522., Parisinä 1557. 
aliis: aspirationem ılomini certe Aegyptio asserente Io. Bapt. Pas- 
serio in Lexico Aegyptio - hebraico ap. Gerium in Synbolis liter. 
Vol. 4.p.45. Caius Avianus Hammonius obvius est XIII, 91. 
ubi nihil variant hbri scripti. Horum discrepantiam dadum nota- 
verat Arnaldus Pontacus Notis in Eusebii Chronicon p. 439. ἢ. 

Pag. 4. versu 22. creditores. Sie omnes mei cum edits 
veteribus omnibus. Fuisse tamen, qui competitores legerent, 
praeter Lambini codices et Nic, Scaelsi librum, vel ex Übertini 
Commentariis constat. Idem’ex Magdalenensi editoribus Oxomien- 
sibus, ex Dresdensi quarto Benedieto enotatum. Sed nihili est. 
δῖα lectio. Habuisse enim Roınae plures et creditores, et ormnino | 
operas, cum alia, tum illa argamento sunt, quae Cicero ad Ire- 
batium VII,17. et ad Quintum Fratrem II, 10. p. 1089. cum δοιὰ 
Ernestii. ° Ceterum, quod hic duabus sententis extulit, una dixil 
ad Quintum Fratrem Il,2: „creditores vero regis apert® 
„pecunias suppeditant contra Lentulum'“ Dere 
Middletonus to. 2. p. 22. > : | 

Pag. 4. versu 27.. et orare. Guelferbytanus primus, | 
Magdeburgensis, et rogare. Mox Milichianus, accusat® 
repraesentare; quod, quale sit, ignoro. 

Pag. 5. versu 2. non desistimus. Guelferbytanus gun 
tas, non destitimus. Male, vel propter iam antecedens. 
Destitimus ortum traxit ex sequentibus; quamquam in eodem 
Guelferbytano quarto relinquit legitur, non reliquit. 

' Pag. 5. versu3. reliquit locum. Ita correxi cum Redi- 
gerisno secundo, quo nallus praestantior liber, (lineola superne 
premens i est a manu recenti), Goelferbyta primo, tert, 
Magdeburgensi, Lincolniensi, Dresdensibus tribus,. Eybo, edit" 
nibus vetasiis omnibus, quod etiam Übertinus et Phileticus 18 
eommentariis seculi sunt. Etiam Redigerianus primus sic, υἱ δ) 
quam prima manus posuit, punctis notaverit. Vulgo, rell®- 
quit, Interpunctionem feci meliorems cohaerent emm rel 


.— 


’ 


Animsdvers. et. emendat. Lik. I. 255 


quit — nam sic egit, at etc. Loquendi modus neminem 
morabitur; rogari, videri posse esse eius romana modestia indi- 
cat, cuius de amore et de amicitiä dubitelur. . Epistolä deeimä 
p. 47, 28: ‚ea tantae mihi curae sunt, ut me nolim admoneriz 


„rogari vero sine magno dolore vix possim“, 


Pag. 5. versu 6. nec gravitate. Neque, qguod Grae- 
yius, Gronovius, Mnestins atque alii expressere, est sane in 
Venetä 1476., Venetä 1492., Mediolaneusi 1493., Manutianä 1538., 
Basileensi Wesihemeri 1544., Parisioa .Portae 1557. atque in aliis 
recentioribus. Sed scripti omnes et Eybus cum Mediolanensi 1472, 
Vetustä membranaceä, Aldinä 1502. et 1512., Ascensiana 1522. 
tenent nec, quod praeferendum, vel numeri lenioris causä, 
praetulitgue dudum, optimae fidei editor, Bengelius,. Eandeın 
lectionem Dresdensium esse omnium certissime iudico , tacente li- 
eet Benedicto. Mox.dup verba nec studio male desunt Magde- 
burgensi. Redigerianus secundus nec eloquentia, ut quater 
sit nec, quod non ingralum. 

Pag. 5. versu 8. erga te sui. Ita recite Redigerianus pri- 
mus, tertius, Guelferbytanus quartus, recentior et ehartaceus, 
vetustiorum tamen. subinde et meliorum vestigia premens, cum 
Dresdensi secundo et Lipsiensi, Dresdensi primo et quarto a pri- 
md manu, quibus atcedunt Mediolauensis 1472., Vetusta mem- 
branacea, Aldinae 1502. et 1512., Ascensiana 1522., Manutiana 
1688., Basileensis 1544., Parisina Portae 1567. alise. Inanis Ju- 
sus vel error eliam librariorum erga se 101, quo ınodo 6 no- 
stris Guelferbytanus tertius, primus et Magdebfirgensis a manı 
secund& , et Redigerianus, quod miror, secundus cum Eybo; ut 
taceam de Oxoniensium et aliorufh libris, quibuscum eundem er- 
rorem errant Veneta 1476., Veneta 1492., Mediolanensis 1493., 
guibus nusquam non adhaeret, quae plane non sui generis est, 
Ascensiana 1605. Alius, .parum ingeniosus, lusus librarii Scael« 
sianı irn Anuotat, doctiss. viror. p. 43. edit. Lugd. 1542: amoris 
ggate sui vel etiam amoris erga te summi; nimi. 
rum captabat ille, quod praecessit, cum summä testifica- 
tione. Frustra omnia. Du9.in oratione Pompeius declaraverat, 
Lentuli officia in se, et amorem auum. in Lentulum. 

Pag. 5. versu 9, Marcellinum regi esse iratum 


 sc}s εἴα, Scripti editigque omnes, Marcellinum tibi esse 


iratum scis, quae mira ratio est, ut, cuipiam iratus, 
scerrimus eius defensor sit; nec.melior fit exceptione additä. lIla- 
que reposui regi, quod placuit viris doctis apud Corradum, qui 
ipse non male ratiocinatur. In libris tibi seribitur dl, regirl; 
quantillum discrimen 1" Mirae interpretum facetiae: alius flagitare 
sequentia ail; alius negat, in quibus est Glandorpius Annotat. in 
Cic. Epist. p. 5. Si, praeterquam in μὰς regiä causä, ceteris in 
rebus acerrimum 86 Lentuli defensorem fore ostendit, non Lentulo, 
sed χερὶ iralum fuisse oparluit. Guelferbytanus primus, quartus, 


. 


25 'In Libri 1... Epist. I. 


iratum 6886 scis; claudicahte Fake et turpi vogaliım eius- 


dem soni concursu. Magdeburgensis, Redigerianus tertius cüdh 


Magdalenensi: postpositum in primis placeret. Epist. 6. p. 15, 18: 
„desertum se atque abiectum före‘“, 


Pag. 5. versu11. Qtod dat, accipimüa, Glossa ma- | 
nuseripta ad accipimus, grate.' Fere proverbii loco Hadc 


Dresdensi secundo οἱ Magdalenensi, Marcellum; vetante hi- 
. slarıa. Se ante acerrimum deest Guelferbytano primo et 


dicuntor. Ad Attic. I, 14: „ab illo, aperte, tecte quidquiä. 


„est datum, libenter accepi“. De Fin. 11,26: „tamen ac- 
„eipio, qup ἃ dant in disputand6 “, Aninadversa res est ab 


Übertino; uberius declarata Rostio in ‚Observat. Criticie Specim. . 


I. p. vi. 

Pag. 5. versu 16. teneri enim res aliter non pötr 
est. Magdalenensis, teneri enim aliter non poötest. 
Male. Luculli unus Guelferbytanus tertius, σοφαὶ Luculi. 


Paullo post Guelferbytanus quartus et Magdalenensis cum Dres- 
densi-secundo, tibi decrevit; sed post cedit recte sequitur 


deeernit, quod optimorum librorum est. 


Pas. δ. versu 19. ut regem reducas. Sic scribendum, 
non deducas ; quomodo corrupti sunt omnes lıbri, praeter Ex: 


cerpta libri vetustissimi Martini Cuövae ad Aldinuam a. 1512., li= 


brumgue Stewechii et Graevii nonnullos, in quibus redücas 


t sic, iam ante Victorium, Lambinum, Gulielmium in com- 


ientarsis Phileticus, Tabem. codicum traxerunt editi veteres ad 
unum omnes; s#fa Manutil 1533. et margo Basileensis 1544. re- | 


ducas, quod recte secuti sunt 'Graevius; Bengelius, Cortius, 
Olivetus, ali. Deducas in Gfonovianam et Verburgianam venit 


a Grutero et Gebhardo, manuscriptorum mancipüs. Nusquam ' 


Cicero variavit: omnibus in locis, epistolä secundä et odtavä, bis, 


ter reducendi verbo est usus, deducendi numquam. Re- 
stitui, redire in regnum dixit; deduci nonitem, Aliä 
‘ plane notione deduci, utin Orat. pro Flacc, ὃ. 19. Schelle- ὦ 
rus logtuacissimä disputatione p. 141. nihil efficit. Guelferbyta- | 


nus primus a manu secundä cum Magdalenensi, 'Lincolniensi, 


Dresdensi quarto, ut si regem, Magdeburgenisis, quod si, 
‚regem; quae nihili sunt. | 
Pag. 5. versu 19. Quod commodo rem fatere pos: 


sis. Hanc incorruptamh scripturam, quam recte, deserto. Erne-— 


.stid, post alios recepit Benedictus , praeter aliorum libros, con- 


firmant Excerpta Cuövae, Redigerianus secundus ac tertius cum 
Mediolanensi 1472. et Vetustä merhbranaceä. Guelferbytanus pri- 


mus a manu primä, tertius, Magdeburgensis, Milichianus, quod 


commode rem facere possis, quöd per se non damnan- 
dum evincit locus XIII, 1. init. -— Quomodo pro commodo 


‚scriptum ansam. ‚interpolatoribus dedit inculcandae novae vocis, 


ut in Scaelsiano, Guelferbytano quarto, Redigeriano primo, 
| N 


Α 


Animadvers. et emendat. Lib. I, 257 


᾿φαοᾶ, quomodo rem facere possis, ignoro; sed in 
| hos posterior manus punctis cancellavit ineptum additamentum.— 
Qyod commode facere possis cum editione loan. Spirae 
tenent Veneta 1476., Vicentina 1479., Veueta 1492., Mediolanen- 
sis 1493., Aldinae 1502. et 1512., Ascensianae 1505., 1522., Ba- 
sileensis 1544., Parisina Portae 1557. aliae: scriptorum paucissi- 


morum est, eorumque recentiun. Commodo rei publicae, 


φυρὰ Lambinus Bengeliusque seculi sunt, et quomodo scripsit 
 Brutus XI, 11., iam ante Victorium (cuius vid. Castig. poster, 
'p. 570, 571.) ediderat Manutius in Venetä 1533., quod fugit Er- 
nestum: in libris scriptis non est. Sed in Variis lectionibus huic 
editioni ad calcem additis, .quas nemini commemoratas vidi, e 
codice Munutius affert quia tu rem facere possis. Frustra, 
Commodo et.rem probasse videtur Ernestius in Clave νοῦ, 
Quod. Vim formulae, quam nollem aperte mendosam praecipiti 
indieio appellasset Henr. Stephanus in Pseudocicerone p. LXVII., 
Ä nn declaravit Io. Fred. Gronovius ad Livium to, 8. p. 1122, 
ἂν . 


"Pag. 5. versu 21. Crassus tris legatos decernit,, 


"Sie, cum editis veteribus omnibus, Redigeriani tres et Guelferby- 


tanus fertius. Male tres Guelferbytanus primus et quartus; 


qued nescio cur intulerint Cortius et Olivetus, quem expressere 
lallemandus et Oxonienses, In Redigeriano secundo vitiose, de- 
cernitur. 

Pag. 5. versu 22, 23. censet enim etiam ex iis, qui 
cum imperio sint. Guelfer®ytanus guartus male, censet 


“ 
΄ 


negue. His vel hiis pro more scripti et editi veteres, pro. 


iis; quod, per se leve, universe ienendum est: infinitis enim lo» 
ds in editis libris etiamnum circumfertur his, ubi corrigendunm 
et sis; quem errorem in Antonio Raudensi suo iam tempore ca 
sligaverat Valla p. 3. Censet enim iam, male Veneta 1476., 
'Veyeta 1492., Mediolanensis 1493.: etiam recte retinent Medio- 
‚lanensis 1472. et Vetusta in membranis. Redigerianus primus 
| ylabamı et in etiam punctis notavit. Male. Ex 118 male 
‚omiitit Hervagiana.. Sint cum Guelferbytano tertio, quarto, 
‚Redigeriano secundo, tertio, Milichiano, et edd. veteribus omni- 
bus, Solus Guelferbytanus primus, sunt, quod recentiores tan- 
‚um nou omnes occupavit. 

| ‚Pag. 5. versu 23. Bjbulus tris legatos, ex lis, qui 
'P 

'Male, et inyitis libris scriptis plerisque editisgue veteribus omni- 
bus M. ante Bibuli nomen intrusit Graevius, quem partim per« 
‚specte secuti sunt Verburgius, Olivetus, atqud ex hoc Lalleman- 
dus cum. Oxoniensibus: recte desernit post Bengelium Benelictus, 
Decernit, nescio unde, arreptum Ernestio, spurium est, in 
"010 Güelferbytano prime, interpolationum feracissiimo, obvium 


Archiv 7. Philol. u. Pädog. Bd, 11. ΗΠ. 3. 


guet sint. Sic scribendus et interpungendus est locuss . 


‚et in ‚Redigeriano tertia, recentiori, pro glossä inler versus 
1 x 


238 In Libri 1, Epist. I 


ascripfum.a manu recenti, nec ulli editorum veterum -agnltum; 


aeque expungendun: Benedicto, non in notis tantummodo repu- 
diandum. — Tris, ut sibi constet scriptor, cum Guelferbytano 
terlio, Redigerianis tribus,, Lincolniensi, et editionibus vetustis 


‚omnibos, quomodo II, 18. „tris fratres“, II, 6. „tris co- 
hortis‘, et sic seımper casu sexto in imparibus. cf. ἰδ Par. 
. rhasii Quaesit. per epist. p. 129. edit. Neapol.1771. Etiam ex 
iis, male inculcato etiam, Hervagiana. Sint etiam contra 


libros reposui cum Ernestio. Ceterum male hic locus omissus est 


in Gruterianä et.lac. Gronovii editione, pro glossemate temers 


habitus in Cellarianä et Cortianä, 


Pag. 5. versu 25. reduci negat. oportere. Magdale- 
nensis, duci, Sic paullo ante peccatum in verbis ut regem 


reducas, ubi maxima pars librorum, deducas. 
Pag. 5, versu 26. Pompeio decernit. Guelferbytanus 


tertins et primus a primä manu (nunc recarrectus, ut Pompeio 


legatur), Pompeium decernit. ‚Frustra Pompeio de 
cernit, nimirum ut regem reducat, sic dictum, ut paullo ante 
tjbi decernit. ᾿ 

Pag. 5. versu 27. et Afra nium. Scripti plerique: mei, 
praeter Redigerianum aecundum et Guelferbytanum tertium; Af- 
franium. Milichianus, Adfranium. Mediolanensis 1472. 
et praeter Affranium. Ceterae amnes praeter, quod est 
- in uno Magdalenensi, omittunt, Recte, Est e glossä, qualis ap- 

- paret in Bedigeriano tertio. Veneta 1492., Mediolanensis 1493 
cum Aldinis et Manutianä 1538." emendate, Afranium, Inla- 
pide Narbonensi apud Petr. Servium Feriis Iuvenil, 9. νη. PB 147. 

L. AFRANIA, 
VXOR. PIA. FRVGI. 
Nee aliter est in celeberrimä tabulä Traiani Pisank ap. Gorium 
Vol, 5. post p. 40. col. 1. versu 92. 

Pag. 5. versu 28. suspicionem Pompeii voluuta 
.tis. Guelferbytanus primus, quartus, Magdeburgensis, volan- 
tatis Po.mpeii, quod est librarii recentioribus linguis assueli? 
Roinani aliter. Cic. II, 19. extr.. „Ut omnes intelligant, ame ha- 
„bitam esse rationemtuae maiorumque tuorum dignif« 
tie“, VI, 19. (aliis 18.):. „exemplum Paciaeci literarum“ 
Ad Attic. XVI, 15. p. 10388. „Leptae literarum exemplum 
„tbi.misi“. Nep. in Attico cap. X. „hoc quogue sit Attici bo- 
„mitatis exemplum‘“. — In Redigeriano secundo nusquam non 


Pompei, non Pompeii. Vide accuratissimä diligentiä de his 


disputantem I. F. Heusingerum ad Cic. de Offic. p. 495. 

Pag. 5. versu 29. nam advertebatur, Pompeii fa- 
miliaris assentiri Volcatio. Lambinus, reclamantibis 
libris, animadvertebatur, quad sane est elegans et plane 
Ciceronianum: veram enim loci scripluram obliteratam argait 
Redigerianus secundus, in_quo plaue soriptum ‚est, adverte- 


L 


Animadvers, et emendat. 118. [- Φ᾽ 


 bem,. Advertebantur, quod est in Venetä 1476., praebent 

Bedigerianus primus et Guelferbytanus terlius a priımä manu, Vi- 

deiurque hoc placuisse Aegidio Förcellino in Lexico Latinitatis I, 
‘2.66. in Adverto. Advertebatur cum Mediolanensi 1472., 
Velustä membranaceä, Venetä 1492., Mediolanensi 1493., Aldi. 
nis 1502., 1619., Manutianä 1533., Basileensi 1544., Parisinä 
Portae 1557. praebent Guelferbytanus primus et Redigerianus ter- 
tids cum Lallemandi duobus et 1ribus Dresdensibus. Hoc posui, 
sed ita ut magis faveam Lambino: nisi verum est, quod certe 
Ciseronis studio aptum est, animadvertebam. Familia- 
ris scripsi cum Redigeriano secundo, Assentiri, quod et Io, 
Mich. Heusingero placebat in Observ. antibarb. c. IV. p. 450. 452., 
m Guelferbytano primo est a manu secundä fuitque in Lambini 
libris; et sic scripsit, deserto Oliveto, Lallemandus. Assentio 
tibi, nisi in libris aliter, impressi certe ad Attic. IX, 9. init.: 
nam scriptore belli Africani c. 88. init., etsi non contemnendo, 
in tali causä vix ego utar. Apud Eic. de Offic. I, 6. 3. p. 48. Heu- 
sing. similiter libri discrepant. Apud Suet. in Caes. ὁ. 80. init, 
„ue assentiri necesse esset,‘“ ubi nihil variant libri. Reliqui 
scripti mei‘impressique veteres, assentire, 

Pag. 6. versu 1. inclinata res est. Sic cum omnibus 
kbris scriptis Mediolanensis 1472. et Vetusta in membranis. Quem 
ordinem pervertunt Veneta 1476., οποία 1492., Mediolanensis 
1493. et quaedam aliae, praebentes inclinata est res. Glossa 
manuscripta, unde fartasse sapuit Übertinus, inclinata a 
Lentulo ad Pompeium. Inepte Inclinata res est af- 
ı Nieta et prope iam deperdita. Sic de acıe Livias XLIJ, 59. „in 
| clinatä re‘, tum terga vertunt hostibus. | 

Pag. 6. versu 2. Hypsaei non obscura concarsa- 
tie, Redigerianus primus, tertius hypsei, secundus hipsei, 
᾿ etsic Guelferbytanus primus, in quo nomen a primä manu deest, 
᾿ς amanu recenti. Guelferbytanus tertius hypsey, quartus his 

 pei. Numus apud Spanhemium de V. et'P. N. to.2. p. 151. M. 
FRAVTL.L.F.HYDPSAEVS. AED.CVR. Mediolanensis 1472. 
, σὲ Vetusta in membranis obscure, quod, praeter alia signa, 
imdiesum mihi est utrumque librum pendere e libris- ‚scriptis, nam 
| sic-praeter Eybum Redigerianus primus a manu primä, secundus, 
 tertims; tum Guelferbytanus primus et Magdeburgensis a manu 
prima, Guelferbytanus quartus, Dresdenses quatuor; quo vergit 
etiam Lincolniensis obscurae. Solus Guelferbytanus terlius 
amanu primä emendate, obscura concursatio. 
| Pag. 6. versu 4. ut paene is cupere videatur. Im- 
pressi omnes οἱ scripli manu, ut Pompeius cupere videa- 
' tur. Ünice vera est lectio libri Scaelsjani, in centenis interpo- 
 lationibus et corruptionibus interdum aliquid veri prae se ferentis, 
m Armotat. doctiss. viror. proposita p. 43., quam repoauimus, 
 Sie’innumeris locis is, ipse, iste, de Pompeio et Caesare, Ad 


17 * 


| 


4, 


- 


290 la Libri I Epist. I. 


Auicum VII, 2. init. huius pro Pompeii reponendum acu- 
tissime vidit Faernus, primi subsellii Criticus. Pompefus ex- 
plicatoris est, non scriptoris. Paene aulemin ameribus Tullio. 

Pag. 6. versu 8. exstinguit. Ita recte cuın lihris scriptia 
‚et Eybo Mediolanensis 1472. et Vetustain membranis, Exstinxit 
contra mentem scribentis, qui non in omne tempus exstinctam 
dicit, Veneta 1476., Veneta 1492. et Mediolauensis 1493. 

Pag. 6. versu 9. hominum suspicio etc. Glossa ma- 
nuscripta Redigeriani tertii, opinio. Bene, et signilicatione 
commodä ut respondeat Germanorum vocibus, der Gedanke, 
die Vorstellung. Cic. de N. ἢ. I, 23. „Equidem arbitror, 
„‚nullas gentes esse sic immanitate efferatas, ut apud eas nulla su- 
„spicio deorum sit“. Magdeburgensis a manu secundä, qui. 

‘Pompeio. Male, .et contra concinnitatem membrorum. 

Pag.6. versu 11. ab ipso rege, et ab intimis ac 
‚domesticis Pompeii. Ita recte libri. In Mediolanensi 1472. 
desunt voces et ab. In Venetä 1476., Venetä 1492., Mediola- 
nensi 1498.: et intimis omisso ab. Sed positis duobus sub- 

“ jectis unius eiusdemque regiminis numquam fere semel, nisi ubi 
libri corrupti sunt, semper bis utitur praepositionibus a, ab, ex, 
_ e,in, de, ad, pro, ob, quod innumeris inlocis , adhibitis 
- hbris optimis ac praestantissimis, perspeelum in toto Cicerone 
nobis est. V, 2. init.: „ut ego urbem a domesticis insidiis οἵ ab 
„intestino scelere, ty Itallam ab armatis hostibus et ab occultä 
„coniuratione defenderes“. Sic enim scribendum. VII, 26. extr.: 
„a betä et a malvä“, ubi duo libri a utrobique, vitium passi 
priori tantum loco exhibent. Aliam rationem sequitur, cum dua- 
bus vocibus, alterä propriä, alterä figurstä, non nisi unum sub- 
iectum exprimitur. V, 16. (al. 15.) „excludere me a portu et 
„perfugio videntur‘, Haec a Jac. Gronovio ad Herenn. Hl, 
13. iam pridem optime anuimadversa , a sequentibus Ciceronis ed 
toribus, si excipias exquisitae doctrinae virum ad I, 14. de Oflic. 
p. 112., parum in consilio habita sunt. Attamen ad hanc nor- 
. mam, certam et indubitatam, exigenda ubique in Cicerone scri- 
pturae veritas est, quoties librarii, pro captu quisque suo el ΕΣ 
consuetudine linguarum recentiorum, quarum diversa est ratlo, 
turbas dedere. Sed de his suis locis diligentius, est enim ad κρί» 
σιν in primis Ciceronianam valde utilis locus, profuitque nobit 
cum alibi, tum I, 7. extr. . 

Pag. 6. versu 14.15. amorem tui absentis praesir- 
tes tui cognoscent. Sic. scribendus locus cum praestanli 
simo Redigeriano secundo et Excerptis vetustissimi libri Martın! 
Cuevae, quibuscum convenit libro Scaelsiano, et ita recte Viclo- 
rius, Lambiuus, Graevius cum Bengelio ; ut mirer, sordes Gru- 
terianas et Gebhardinas, in lacobi Gronovii editionem derivatası 
ferri ab Ernestio potuisse, cum vel sine libris ex simillimo epislo- : 
lae quintae loco p. 18, 16. Olivetus et Lallemandus resipuerint, - 


s 


Animadvers. et emendat. Lib. I. ‚261 

Et sie incorrupte legit Vetusta in membranis, cum reliquae omnes 
cam libris plerisque, praesentisque dederint. In Guelfer- 
bytano tertio omissum est tui; Guelferbytanus. primus sententiä 
pleme corruptä: praesentis absentisque cognoscent, 
Redigerianus primus, agnoscent. Praesentes tui est in. 
_ Redigeriano terlio, sed idem cum Dresdensi primo et secundo ante 
amorem male inserit et, quod Veneta 1492. et Mediolanensis 
1493. cum Äscensiand 1505., Aldinis 1502. 1512., Ascensian& 
. 15822, Manutianä 1533., Hervagianä , Basileensi eto. exhibent, 
Nediolanensis 1472., amoremque; sed ipss quoquemox vitiose, 
ride tisque; ut plane fugeritratio Henr. Stephanum in Pseu- 

icerone p. LXVIII. contendentem, omnium librorum lectionem 
dicendam esse, quae paucissimorum est.‘ 

Pag. 6. versu 15.15. Si esset in 118 frdes etc. Fi- 
des cur suspectum videretur Bengelio, praefixä improbationie 
notä, causa nulla eral: summä impudentiä, et vero ac honesto 
susque degue habito, in causä Alexandrinä Romae tum actum 
esse, pecuniä regiä et avaritiä domesticä ubique praevalente, vel 
illa declarant, quae, collectis veterum testimoniis, diligenter ex- 
posuit Freinshemius ad Epit. Liv. CIV. to. 6. p, 504, 305. Drakenb._ 

Ceterum, ferant enim talia eruditi, quod Quintißanus'fIX, 
4,26. p. 461.) praecipit, verbo sensum cludere, si com- 
positio patistur, optimum esse; €ius rei exemplo, si voluissent, 
vel πὰς epistolä interpretes ὉΠ potuissent, in quä singulae prope 
modum enunciationes verbo cluduntur. Graece facta, ut hoc’ ad- 
 damus, exstat a Camerario in Rhetorica p. 266, 


| 
Zu EN 
EPISTOLAM IE 


Pag. 7. versu 7. Redigerianus secundus, =. TVLLEVS CICERO 
‚ MERTVLO IMPERATORI SAL. D.; quod ferrem, praescriptum episto- : 
‚ he nonae, in quä rerum gestarum mentio: hie, cum Guelferby- 
tıno primo et Redigeriano primo, ek cum editionibus vetustis plu- 
us Proconsulem malui. Mediolanensis 1472. et Vetusta in 
 menibranis neutrum agnoscunt, inscribentes M, CIGERO 8. Ὁ. PV- 
' BUS LENTVEO, 
Pag. 7. versu 8. Fdibus Fanuariisetc, Sic scripti edi- 
_ igque vetusti omnes, more Romano. Vid. Io. Mich, Heusingeri 
serv. Antibarb, c, IV. p. 444. - Magdebuürgensis, nil. Non 
placet ἢ. 1, : . 

Bag. 7. versu 10. altercatione bentuli. Ita omnes 
me cum omnibus Benedicti et Eybo, editisque vetustis omnibus. 
In Varietate exemplarium Manutianae 1539. subiectä primitus 

. tommemöratur lectio Lucii, de quä disputat Manutius in Com- 


| 
| 
| 


- 


x 


202 - In Libri I. Epist. U. Ä 


mentariis, nec taımen persuadet. Si Lentuli verum δεῖ, ut 
existimo, maluit Lentulum nunc dicere, quem epistola superiore 
Marcellinum dixerat: plenum enim consuli nomen Gnaei Corneli 
- Lentuli Marcellini. Temere Gebhardus Mediceo tribuit Lucii, 
quod fraudi {01} Graevio, | 
.  Pag.7. versu 10. Caninii, tribuni plebis Siche- 
᾿ς digerianus tertius a manu primä, Guelferbytanus primus et Redi- 
gerianus secundus 6 correctione: nam, ut saepius factum, tri- 
buni plebis appellatio, his siglis (Tr. rı.) notata, in ty- 
᾿ ranni vel tyranni Publiı Lentuli appellationem, ut. in 
Guelferbytano tertio, quarto, Redigeriano primo, Magdeburgensi, 
inepto librariorum stupore, abüit. Conf: Jac. Gronov. nota p. 725, 
4, et Ernestüi p. 21, 56. Kditi vetusti ab häc labe liberi. | 
Pag. 7. versu 11, multa verba fecimus. In oratione, 
opinor,, de rage Alexandrino. Cuius oralionis memoriam solus 
servavit Aquila Romanus de Figuris Sententiarum. p, 154. edit. 
"Ruhnk. et, qui Aquilam exscripsere, Fortunatianus et Marcianus 
Capella. | : | 
Pag. 7. versu 15, 16. videbatur enim reconciliata 
nobis esse voluntas senatus. Ernestius cum Graevio et 
Jac. Gronovio, videbatur enim recanciliata nobis vo 
luntas senatus esse, Et ita sane Mediolanensis 1472., Ve 
tusta membranacea, Aldinae 1502., 1512,, Ascensiana 1522, Ma- 
nütiana 1533. et harum assechae; ac vetustae quidem illae haud 
dubie sic e libyis, vitaturgue hoc modo clausula hexametri, vo- 
luntas esse senatus, quae estin Venetä 1476., Venetä 1492, 
Mediolanensi 1493. aliis, obsidelque etiam Redigerianas tres, 
Guelferbytanum primum ac tertism , 'Dresdenses quinque, libros 
Lambini, qui, licet 6 suis prolatam, ‚quo erat elegantiae sensu, 
abiecit. Scaelsianus liber, videbatur enim nobis recon- 
ciliata esse valuntas senatus. Magdalenensis et Ballio- 
lensis, videbatur enim recaonciliata nobis voluntas 
senatus. In Guelferbytano primo nobis manus insernit se 
cunda. Non exstare in vulgatis legitimos Ciceronis numeros, €X 
dissoluto turbatoque verborum ordine, qui in libris obtinet, quis 
non colligat? Proxime ad verum Gnelferbytanus quartus, futilis, 
- si universum speetes, et pudendä negligentiä scriptus liber, sed 
vetustioris aliculus pretiosa λείψανα hic ibi canservana, Guelfer- 
bytano in primis’secundo, optimo libro , ubique fere adhaerens; 
ex illo igitur, quod praestare 'videbatur, depramsimus, suffrs- | 
gante libro Magdeburgensi , cuius excerptas-lectiones, dum haec 
limae subijciantur, commodante optimo atque amicissimo Weiskio 
nanciscimur, "- ες ᾿ 
Pag. 7. versu 16. guod cum dicendo, Sic, post Ohve- 
tum, Lallemandum atque alios, reposui 6 Redigeriano secundo, 
“ tertio, -Guelferbytano quarto. Idem ex guingue suorum reci® 
Benedictug fecerat. Redigerianus primus, Guelferbytanus, teruuß 


Fr 


“ FC) 


Animadvers. et emendat, Lib. I. 203 


cum Editis velustis, quos vidi, emnibus, tum dicendo, quod 
Ernestius secutus est. Sed requiritar bic cum, tum: singulis 
enim appellandis eliam magis id perspexerat. Guelferbytanus 
primus a correoiore, cum dicendis, in margine, senten- 
tiis; illud exhibent Gruterianus et Stewechianus liber male: di- 
cendo eo perlinet, quod oralione habita senatum maxime com- 
movisse sibi visus erat; quo facto singuli appellati sententiaeque 
regatae sunt. Guelferbytanus quartus, perspeximus, quol 
effictum est ex superioribus verba fecimus, visi aumus etc. 
Male. Vide, quae dicimus ad Il, 7, Bedigerianus secundus, et 
rogandisque prospexeram. ‘= 
Pag. 7. versu 19. regem reducerent. Guelferbytanus 
terttus et Magdalenensis, regem ducerent; Magdeburgensis a 


 manu prima, deducerent, ex quo manus secunda fecit duce- 


rent. Cuiusmodi calamorum lusus utinam studiosius animadver- 
 terent praeclari Crilici, quibus epistolä prima deducendi ver- 
 bum de redactione videlicet regis mordicus tenetur! Tamen πος 
 kco regem ducerent (quasi ad supplicium. ducendus 
. fuisset) plaowit ineptissimo homini, tribus nimirum codicibus sti- 


| 


pato, Gebhardo, qui Ciceronis Epistolis plus nocuit, quam pro- 
ἴα, Nam vel sexcentorum librorum consensus in depravati 


, mhili est. 


"Pag. 7. versu 22. Quatenus. Guelferbytanus primus, 
quatinas, Nempe pertinet res ad subtilitatem et acumen Grami- 
malicorum, quale est Flavii'Capıi de Orthographiä p. 2248., 
quod explosit Vossius de Analogiä IV, 25. p. 271. Plura dabit 


 Vausquins Orthograpkicorum Vol. 2. p.260. Rem ego non dirimo. 


Pag. 7. versu 22,28. cui rei jam obsisti non pote- 


ταῖς. Vulgati, cuigue rei; sed copula, quae plures meus, 
᾿ς Lambini aliorumque libros ınale occupat, ferri nullo modo potest. 


Quod sentientes acuti et elegantis iudicii Critici, Lambinus et I. F. 
Gronovius, ille correxit cui quidem, hic encliticam melius de- 
kevit: delent ex meis Guelferbytanus quartus, hic quogue meliora 
seculus, Vetusta membranacea, Veneta 1476., Veneta 1492., 
Mediolanensis 1498. Nemini placebit, quod ex δυο libro Aldinae 
1512. Martinus ascripsit Cuöva, ei rei quoniam obsisti 
non poterat, cui proxima ex Guelferbytano tertio, eigue 
reiquoniam obsisti non poterat. Aliquanto melior le- 
ctio, ex simili libro eflicta, quam exhibent Hervagisna 1534., 
Basileensis Westhemeri 1544. et Parisina Portae 1557. parenthesi 
inclusam, (eique rei δι obsisti nom poterat). Aldinae 
cum sequacibus, cui rei quia iam obsisti non poterat, 
ubi otiosum est 418, quod etin Venetä 1476. et sequacibus ex- 
stöt, orkum ex enclitica transposilä, utin illa alterä lectione quon- 


Jam. &lanutiana 1533. cum alis, ei rei quia iam obsisti 


Kon poterat, parum congruenter. lam in plerisque scriptis 
et editis veleribus corrupte legilur clam; sed iam, praeter alio- 


--Ὅ 


204 In Libri 8. Epist, I. 


rum librps, prasterque Lingolniensem et Balliolensem, est in Re. 
digerigno tertio et Mediolanensi 1472., in quibus, cuique rei 
δ), Jam servat etiam Vetusta in membranis. ix: 

Pag. 7. versu 24. frequentes ierunt in alia omnia. 
Bic est legitimus verborum ordo, non, ut Glandorpius p. 9. atque 


ali, in omnia alia.. Ita Plipius insigni illä epistolä ad Aristo- 


nem, Jurisconsultum, VII, 14. p. 592. Cort.. In’aliis quoqug, 
‚praeter hanc senatariam formulam, idem ordo abtinet.. Epistolä 
10. p. 45.: „integra οὐ ἰδ", ubi temere mutat liber scriptus 
Suetenius Damit. ρ. XV. p. 937. Oud.: „clausa omniaY, 


non, omnia clausa, 


'Pog. 7. versu 25. cum Lupus, Ita recte cum multis 


Jibris Mediolanensis 1472. et Vetusta membranacea: aberrantibus 


eum Guelferbytano primo, qui tamen pro variä.lectione cum, 
Redigeriapa secundo et Magdeburgensi, Venetä 1476., Venelä 


1492., Mediolanensi 1493., Aldinis 1502., 1512 et sequacibus, ın 
quibus, quod frustra Bengelio placuit, cui Lupus. Nempe 
οὗ etcuı, quod puncto in vetustioribus desütuitur, facile per- 
mutantur. Manutius in Venetä 1533, emendate, cum. ᾿ 

Pag. 8. versu 1. intendere coepit. Ita scripti editique 
omnes mei: Ernestium, de veritate et signilicatione verbi inten- 
dere frustra dubitantem expedire poterat egregius Lexicographus, 


“ Aegidius Forcellinus in Lexico Latinitatis to. 2. p. 590,, quadrien- 


nie integro ante editum Ciceranem’in lucem data; cuius callectis 
exemplis hie locus addi debet. Lpcum ex Orat. pro Quintio 0.29, 
quem ipsi ascripseramus, attulit quoque Schellerus p. 142., car- 
pendi alias, 'quam docendi studiösior. Contendere prolertur 
ex Medicea, nescip quamı vere, etex nescio qua Longolis codice 
in edit, Basileensi 1544. p. 154. in notis. Idque paullo festinan- 


 tius Venetae 1533, intulit Manutius, cuius exemplo et Lambint 


fluctuatione in errorem dati sunt poateriores, ut Cortius, assiduns 
aliogui exquisitae latinitatis vindex, 

Pag, 8. versu 2. quam consules. Sig scripti ek editi ve- 
tusti omnes mei; cansulares, in solo.Dresdensi quarte,. non 
magni pretii libra, reperlum, ex nescio quibus: Venetis a Canie- 
rario commemoratum recepit Bengelius, quem revocaze debuisse 
canstans in talibus ratio senatus, Ceterum est sane quaedam hulus 
loci in rebus obseuritas, quam minuit 'magis, -quam dispulit pri 
marium lo. Fred, Gronovii ingenium., 

Pag, 8; versu 2. cuius arationi vehementer est ab 
omnibus reclamatum: erat enim αἱ iniqua, et 8096. 
Tribus partibug colarem Ciceronianum et numeras Tullianss red- 
didimus loca: primum, interpunctione post consules redinle 
gratä, reponendo cuius ex Guelferbytano primo,a prima mail, 
Guelferbytano tertio, lectionibus exquisitissimis haud paucis cOM- 


 memorabili et Magdeburgensi; deinde verba substantivo eat 


en... 


suas sedes revacanda,, unde expulsum et ardo verhorum in lihr0 


» 


- 


' Anlıpadvers, et emendat. Lih, I. 265 


Scaelsiano dissolutus, et Guelferbytani primi testimonium arguit, ' 
in quo est in fine sententiae supplevit manus recentior; denique 
geminandä copula in verbis et iniqgua, et nova, ex Redige- 
riano tertio,, Milichiano, Dresdensibus duobus, Vetustä in mem- 
branis, Aldinis 1502., 1512., Ascensianä 1522., Manutianä 1538., 
Hervagiana 1534., Basileensi Westhemeri 1544., Parisina Portae 
1357., more plane Tulliano, quem recte observarunt Victorius, 
Lambinus, Bengelius, male deseruere Graevius, Jac. Gronovius, 
Olivetas, Ernestius, 411. Cuins et eius non semel in libris 
permutantur. V,2. omnium librorum est „cuius iniyria mihi 1a- 
men honori summo fuit‘: solus Milichianus male, eius. | 
Pag. 8. versu 5. id quod est factum. Guelferbytanus 
primus ac tertius cum Eybo, id quidem est factum. Redi- 
gerianus primus, teıtius cum tribus Dresdensibus, id est qui _ 
dem factum: Redigerianus secundus, idem quod factum. 


 Guelferbytanus quartus satis perplexe, id est de al. quidem 


| — 


inde ἔκ οἵᾳ πὶ, nimirum voluit id est deinde factum, alij, 
jd eat quidem factum. Magdeburgensis, id est, quod. 
factum est, Adeo nein vulgatissimis quidem et maxime' obviis 
formulis Jaquendi ipcorruptos veterum libros descripteres nobis 
transmisere! Mediolanensis 1472. cum Vetastä membranaceä, id 
guod fastum est. Venueta 1476., Veneta’ 1492. Mediulanensis 
1498.) aliae, hactenus scriptis praeferendae, id quod est fa- 
ctum, Et hoc Ciceronis est. Pro NMurena e, 26: „et cum in meta 
„tt perioplo consulema viderent, id quod est factum, ad opem 
„praesidiumgue meum cancurrerent‘“ Aliter in oratione negante, 
addita negandi particulä, id factum non est. Sic ΧΙ], 56. 
med. — Paullo ante Eybus vitiose, expugnabant. ᾿ 

. Pag.8. versa6. Perspiciebant enim etc. Mediolanen- 
ss 1472, prospiciebant. Enim deest Redigeriano prima, 
Plaris est ex Vetere membranaceä.. Volcatio aperte as- 
sentirentur Guelferbylanus primus, quartus, Magdeburgensis;. 


| Parum congruentur, 


Pag. 8. versu 10. valere cupiebant. Ernestio, verissime 


_ oortigenti cupiebgnt, inani conatu nescio quid ehstrepit Schelle- 


us p. 142., cum vulgata lectio cupierunt, Yuae omnes libras 
eonlaminayit, plane ferri nequeat, Atque 18 primis delector, cum 
tali viri alicuius praestantis acumini postea.accedit, sine quä Cri- 
ci illi eese nequeant, librorum scriptorum auctoritas: nam, ecce, 


 btidem syllabis serjplum cupiebant oflert praeclarus liber, 
 Redigerianus primus,. idemque in margine Aldinae 1512. ex 510 
_ “uliquissimo escripserat Martinus Cu&va. Ä 


‘Pag. 8. versu 10. 11. Häc controversiä usque ad 
nöctem ductä,senatus dimissus. Ex librorum quorun- 
dam, veluti Redigerjani tertii, lectione Nec pro Häc substi- 
tuentium, factum est Haec, quad male intulit Bengelius; est 
au ineptum, Pro ductä Guelferbytanus primus, cuiuswadi 


= % 


206 In Libri I. Epist: I, 


libro usus est Eybus, deductä; invitä latinitate, Magdebur- 
gensis, duetä usque ad noctem. Temere. Senatus est 
dimissus, Eybus cum -Guelferbytano primo et Milichiano in 
margine, Mediolanensis 1472., Aldinae 1502. 1512., Manutiana 
‚ 4533., unde sic cum Petro Servio Feriar. Iuvenil. p. 181. Bellen- 

deuns p. 538. Male: Glossae debetür est. 

Pag. 8. versu 11. Et ego eo die. Sic seripti mei omnes 
cum Mediolanensi 1472. et Vetustä in membranis. Plures editi 
veteres, δὰ die: Sed sequiori sexu utitur, ubi de tempore uni- 

‚ verse, ut 1,7. Aliter II, 11. extr. 

Pag. 8. versu 12.13. hoc magis idoneum. Hoc, quod 
plane est consuetudinis Ciceronianae, male omittit Redigerianus 
primus. Quam umquam antea malein quam numgquam 

' antea mutat Veneta 1476. 

Pag. 8. versu 13.14. quod, post tuum discessum, Η 
dies honestissimus nobis fuerat. Guelferbytanns pri 
mus, Magdeburgensis, discessum tuum. Non placet, Sic 
*pistolä 5. init. „post tuam profectionem“, Veneta 1476. 
decessum.- In verbis 18 dies primus honestissimus 
Hullas ıneorum librorum, nec Eybus, nec-praestantiores editi, Me- 
diolanensis 1472. et Vetus membranacea agnosount primus. Ex 
sequioribus, Venetä 1476,, Venetä 1492. aliis venit ia Aldinas 1502, 
1512; ex his in Manutianam 1533., Hervagianam 1584., et baram 
iasseclas. Redigerianus primus, is diebus. 

Pag. 8. versu 15: ita cum illö sum loeutus. Sie edi. 
‚oportuit, ‘non, ut operae dederunt, ita sam cum illo locuw 
tus: ille legitimus in ἀποδόσει: Tullio numerus est, a libranis, 

- verbis transponendis,- centies obscuratüs. . Integrum habes III, 8. 
‘sub fin. et alibi; restitutum a nobis V, 12. (al. 11.). Alia ralio 
est in προτάσὲέι, quod genus est V, 6. | ἐπε ὭΣ, Ὁ 

Pag. 8. versu 17. (ἰδ πάϑηι traducere. Guelferbytenus 
‚quartus, ducendam traducere. Quis non videt adnomina- | 
tione peccatum? Sed ad talia quoque, qui recte fungi officio vet, 
animum mihi Criticus intendat: est enim, 'ubi prosint. 

Pag. 8. versu 21.totam remistam. Guelferbytanus prinus 
totam causanristam. Sed res magis declarat totum negotiam. | 

Pag. 8. versu 21. 22. a certis hominihus. Redigerianus 
‘primus omittit homini'b us, quod semper in tali oratione Cicero 
‚addit.I,10.: „certorum hominum, quos iam debes suspicarl“- 
1V,9: „certorum hominum minime prudentium““, Agrar. II, 
24. init: „certorum hHominum importunam avaritiau‘. Et 
sic alibi. Neque aliter Nepos‘ Alcib. cap. X. 1. Magdeburgenss 
perperam, ceteris, quae sexcenties -permutaiitur. 

Pag. 8. versu 24. Haec scripsi ante diem-XVl. Κι- 
lendas Februarias, Paucis moneudum est, kanuariur me 
‘sem, ante ordinatum a Iulio Caesare annam, fuisse biduo min 
rem; quä ze aniınadversä, de quo Bernardinus Rutilius in Anno“ 


» 


Animadvers. et emendat, Lib. L. 267 


tat. doctiss. viror. p. 62., Manutfus p. 20., Glandorpius p. 12. et 
Bengelius admonuere, de supputatione constabit. Quae enim Idi- 
bus, postridie Idus et a. d. XVI. Kalendas Februarias scripta 
actaque sunt, ea continuum triduum, 1. e., ut nunc computatio. 
fit, diem 18. 14., et 15. Ιδπυδτὶϊ implent. 

Pag. 8. versu 28. ad popularem ration&metc, Cormupte 
editi vetusti plures, Veneta 1476., Veneln .1492., INediolanensis 
1493. alii, in quibus ad popularem orationem. Guelfer- 
bytanus primus, videmur assecuti; esse a ımanu secundä. 
Magdeburgensis, videmur assecuti a manu prima. Non 
male, Sed vulgata auribus meis suavior. 

Pag. 9. versu 2. sine vi possit. Possit, Guelferbyta- 
zus primus et Magdeburgensis cum Mediolanensi 1472, Vetustä 
membranaceä, Aldinis, Manutianä 1533. ceteris, quod PraserD: 
Reliqui cum pluribus ; impressis veteribus, posset. 

Pag. 9. versu 3. Senatus auctoritas gravissima in- 


tercessit. Guelferbytanus primus et Magdeburgensis, senatns 


gravissima intercessit auctoritas; inillointercesse- 
rat a manu secundä. Intercesserat est etiam in Venetä 1476, 


Venetä 1492., Mediolanensi 1493., Aldinis, Ascensianä: 1522. eig. 


Pag. 9. versu 4, cui cum Catoetc. Bedigerianus tertius, 
cam enim CGato. Mendose et contra mentem Scriptoria, guid- . 
quid argutentur alii. Mox Guelferbytanus primus et Magdebur- 
gensis a primä manu, missam arbitror, quod non displicet 
in μὲς brevitate sermonis. VII, 27. „me autem — tibi liberum non 
„visum demiror“. Esttamen esse in simili brevitate et rapidi- 
tate scribendi V,7. extr. Ad te malein margine Magdeburgensis., 

Pag. 9. versu 7. utque.quam rectissime- agantur 
omnmia, omni mea cura, opera, diligentia providebo. 
Vulgati more parum Tulliano, et unä dictione minus, aliä auctius, 
ubi Tullius certe noluit: et, ut quam rectissime agantur 
omnia, mea cura, opera, diligentia, gratia provi. 
debo. -Quibus, quatuor locis sanitatem, ut puto, reddidimus. 
Ex Magdalenensi praetulimus utque, quod mirifice convenit ex- 
peditae ac profluenti celeritati verborum in clausulä epistolae: 
contra, et, ut quam moleste relardant incitatum orationis car- 
sum, qui hic utique requiritur. Omnia, omni, usitatissimä 
Tullio figurä ex ipso librorum manuscriptorum dissensu. elicuimus, 
quorum alii, Lambino in natis testante, omnia, alii omniz nec 
mentiri Lambinum, ut inhumane nonnulli, testis milıi Guelferby- 
tanus primuys, in quo disertlis verbis, agantur, omni mea 
cura. Denique repudiavimus gratia auctorilate optimi atqug 
praestantissimi Redigeriani secundi et Excerptorum Cu&vae, quae 
cam Redigeriano secundo bonitate ceriant: nen enim poluitgra- 
tiä aliquid provideri, quam superioribus literis, nudius terlius 

scriptis, hominum suspicione extingui narraveral, 
[Getera proximo volumias edentar,]. 


. 


268 Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 


Ueber 
Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre 


vom 


Vortrage der Griechischen und Lateinischen Verse: 


und über seine eigne Lehre, 
Von . 


PA. Gotthold, 


Im Jahre 1830 sind in den Jahrbüchern für Philologie und 


‘Pädagogik, Bd. 14, 8. 113 #. und 5. 216 ff. zwei Aufsätze von 


mir gedruckt worden, von welchen der erste Ichrt, dass der Vers- 
ictus ein bloss theoretisches Zeichen ist und keinen Einfluss auf 


den Vortrag der Verse haben darf, der zweite aber darthut, dass 


die Verse der Griechen und Römer gewöhnlich fehlerhaft und ge- 
schmacklos theils skandirt, theils skansionsartig gelesen werden, 
und dass man sie vielmehr, nach dem Muster der Alten, mit 


- gleichzeitiger Beobachtung der Quantität und der Wortaccente, 


ohne alle Einmischung des Versictus vortragen müsse. Ein drit- 
ter Aufsatz, der die praktische Anleitung zu diesem Vortrag ent- 


‚ hält, ist zugleich mit jenen abgefasst worden, um mit ihnen ge- 
druckt zu werden. Dder mir aber für unsere ge-und bedrängte 


Zeit zu lang zu sein schien, so behielt ich ihn noch zurück, um 


„ihn durch Umarbeitung zu verkürzen, Und haben gleich Ge- 


schäfte die Ausführung meines Vorhabens verzögert, so hoffe ich 
doch nunmehr bald an dieselbe gehen zu können. Uebrigens ist 
dieser Verzug nicht ohne Nutzen gewesen. Jede neue oder nach 


Jahrhunderten erneuerte Lehre findet Widerspruch — das hiegt in 
‘ der Natur der.Sache und der Menschen — und so ist es auch mei- 


ner Lehre ergangen, was mich keinesweges verdriesset. Denn 
einerseits ist Widerspruch ein Beweis der Aufmerksamkeit, woran 
es in unseren Tagen gar aehr gebricht;; anderseits. wird auf diese 
Art eine Gelegenheit dargeboten, Dunkelheiten zu erhellen, Frr- 
thümer —- sie seien nun auf Seiten des Schreibenden oder des Le- 


“ senden — zu berichtigen, und die Wahrheit — wenn’s glückt — 
‚gegen jeden ferneren Angriff’ sicher zu stellen. Natürlich ist hier 


nicht von Angriffen des Ersten Besten die Rede, sondern nur von 
Angriffen sachkundiger Männer. Der Mann aber, welcher mich 


angegriffen, oder richtiger gesagt, meiner Lehre widersprochen 


hat, ist nicht bloss ein sachkundiger im Gebiete der alten Vers- 
kunst, sondern der Koryphaeus selbst, Herr Professor Gottfried 
Hermanıı —. denn so ist doch wohl die Unterschrift Ο. H. einer 
Beurtheilung in der Leipziger Litteratur- Zeitung 1833 Nr. 6 a. 7 
zu ergänzen. Ich fühle sehr wohl , welch ein ungünstiges Vor- 


ν΄ 


Aa 


Ueber Herrn Prof, 6, Hermaun’s Lehre etc, ἡ 4269 


ς urtheil dieser Widerspruch gegemybinen Unbekannten, wie ich 


bin, erwecken muss — das kann ich nicht äudern. — Indessen 
lege isch m meine Wagschale zwei Dinge, denen ich einiges Ge- 
wicht zutraue, und vielleicht auch meine Leser. Zinmal: ich 
babe mich mit meinem Gegenstande sorgfältig beschäftigt und ver- 
binde mit der Verskunst theoretische und praktische Musik und. 
namentlich auch den Gesang... Zum andern: es liegt mir einzig 
und allein an der Wahrheit, und ich suche nicht nach Künsten » 
eifen Irrtum, der meinerseits statt haben sollte, auch nur im 


_ mindesten zu verbergen oder zu beschönigen. Hab? ich mich ge- 
τί, so soll es mieh freuen belehrt zu werden Σ manmag sich ei- _ 


‚ nes Irsthums schämen, nicht der Belehrung. Sieht einer von 


meinen Schülern ein Ding richtiger an als ich, so freue ich mich 


und lobe ihn, und noch niemals ist mir’s eingefallen meinen Irr- 
tkum durch sophistische Künste für Wahrheit auszugeben. Auch 
hab’ ich nicht gefunden, dass ich dadurch bei der Jugend verlos 
ren hätte. Selın wir doch in unseren Noten unter dem Texte 80 


manchen Irrthum der Valckenaere, der Bentleye, der Porsone, 
' wie sollte ich.mich denn bei irgend Jemand für infallibel ausgeben! 


Bin sch aber für Schüler belehrbar, so werde ich’s ja dem Meister. 
der Kunst gegenüber um so viel mehr sein. Und zu der Besorg- 
niss, ‘der Widerspruch eines Unbekannten gegen den Widerspruch 
des berühmten Mannes sei geeignet diesen zu seiner und meiner. 
unwürdigen Aeusserungen zu reizen, halte ich mich durchaus. ᾿ 
nicht für berechtigt, zumal da ich mir bewusst bin, ihn mit der 
grössten Hochachtung bebandelt zu haben. In wiefefo, will ich 
sogleich angeben und damit von der Einleitung zur Sache selbst 


' übergehen. 


In gem zweiten der oben genannten Aufsätze habe ich Isaac 
Voss’s, Bentley’s, Valckenaer’s und Klopstock’s Ansichten vom 
Vortsage der antiken Verse getadelt. Ich hätte zu diesen auch, 
Herrn Hermann’s Ansicht hinzufügen können. Denn im essten. 
Bande seiner Opuscula legt er 8, 119 ff., in der Disputatio de 
differentia prosae et poeticae orationis, eine, meines Bedünkenis, 


durchaus unrichtige Ansicht von dem Vortrage der Griechischen 


und Lateinischen Verse an den Tag, indem er fordert, dass die 
Prosa nach dem Accente der Alten, die Po&sie nach der Quanti- 
tät vorgetragen werde, ‚‚Inde propria poeseos ea pronuntiatio 
„est“, sagt er S. 120., „guae mensuram neglecio acceniu expri- 


mit,“ Und: „In Graeca vero lingua certa res est: quae simul- 


„atque in duas formas divısa est, poelicam et prosam, pros@ . 


 „aceenfum- conservavit, poetica prorsus reiecit.“ Hr. Hermann 


ist ein so ausgezeichneter Alterthunskenner und hat sich nament- 


lieh um die äntike Verskunst so allgemein anerkannte Verdienste 
erworben, dass sein Ansehn wohl geeignet ist selbst seinen Irr- _ 
ihümern bei allen denen Eingang und Ansehn zu verschaffen, . 


- welche sich mit diesem wissenschaftlichen Zweige nicht gründlich 


v \ 


t 


5216 ‚ Ueber Herrn Prof. G. Hermanı’s Lehre etc. , 
beschäftigt noch die Hormaninschen Behauptungen geprüft haben. 
Um so nöthiger und vielleicht auch verdienstlicher ist es daher 
seine Theorie mm ihrer Unhaltbarkeit zu zeigen und statt ihrer die 
‚riehtige aufZustellen und zu verbreiten. Das würd’ ich denn auch 
schon in meinem Aufsatze über den Vortrag der antiken Verse ge- 
ihan haben, hätten mich nicht zwei Gründe davon zurückgehal- 
ten. Theils fürchtete ich nämlich, eine übele Laune Fortunas 
skönnte einen wissenschaftlichen ‚Streit in einen persönlichen ver- 
wandeln, theils sagte ich mir: jene Disputation hat Hr. H. vor 
Jahren geschrieben und seine Ansicht seitdem berichtigt. Freilich 
Μά ich da®dort Geschriebene widerlegen und schliesslich hin- 
zufügen können, dass Hr. H. es vermuthlich jetzt selber nicht 
mehr billigen werde; aber ich that auch das nicht und führte 
Hrn. H. gar nicht mit auf. Und das ist die Hochachtung, die ich 
ihm erwies. Nachdem ich aber aus der Leipziger Litteratur- 
Zeitung a. a. O.ersehn, dass er seine frühere Ansicht nicht geän- 
dert, "wenigstens die meinige nicht theilt, sondern vielmehr ohne 
"Einschränkung behauptet, dass äch gänzlich irre, fällt meine bis- 
herige Bedenklichkeit weg, da ich nicht der Angreifende, son- 
‘dern der Angegriffene bin, und Hr. H. mir die Vertheidigung 
meiner Sache gewiss nicht verübeln wird. Ich werde aber bei 
meiner Vertbeidigung so verfahren, dass ich zuerst die hieher ge- 
hörigen Stellen der Disputation mittheile und widerlege und dann 
auf die mich betreffende Stelle der Recension komme. 

In seinen Opusculis T. L 8, 119. zerlegt Hr. H. die modu?a- 
tio vocis in die der Quantität und ın die des Accentes und fährt 
dann fort: „Utra harum sit formarum ad poesin, utra ad prosam 
„orationem accommodata, non potest obscurum esse. Accentus 
„enim non modo hanc vim atque hunc usum habet, ut significa- 
„tiones vocabulorum discernat, et qua quidque potestate dicatur 
„indicet, sed etiam tali temperamento cum mensura Confunditur, 
„ut severitatem mensurae alque accuratam proportionem minuat, 
„Itaqae quum ex una parte ad cognitionem rerum atque intelli- 
„gentiam spectet, ex altera parte autem pulcritudine illa, quae 
„in ınensurarum aptis comparationibus est, careat, prosae oratio- 
„nis, non poeseos est. MNensura vero non solum quod accentu, 
„qui verborum significationis demonstratio est, caret, sed etiam 
„‚quia duralionem sonorum certis proportionibus indicat, a cogni- 
„tione eorum, quae verbis denotantur, ad ipsam vocis considera- 
„;tHonem, et contemplationem pulcritudinis, quae est in iusta tem- 
„‚poris diınensione, animos avocat. Inde propria poeseos ea pro- 
„nuntiatie est, quae mensuramm neglecto accentu exprimit. Ceon- 
„‚firntantur ea, quae diximus, experientia exemplisque linguaruın. 
„Ac Graecos quidem Latinosque in prosa oratione accentum, in 
„‚jpoest solam mensuram sequutos constat. Quorum de Latinis 


„‚certior foret clariorque disputatio, nisi in perpaucis tanlam vo- 


„cabulis accentus, quo in communi sernione utebantur, vel e 


Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lebre etc. qq 
ı „grammaticorum teslimoniis notns easet, vel probabili copiectura 
„posset exputari. Ut exinde, de quo Servii habemus auctprita- 
„tem, et infinitivi praeteritorum activorum, qui contractionem 
„admittunt, ut amavisse, quorum accentum ‚e centractione divi- 
„nare licet. In Graeca vero lingua certa est res: quae simulat- 
„que in duas formas divisa est, poeticam et prusam, prosa accen- 
„lum conservavit, poetica plane reiecit. Antiquissimis enim tem-—' 
_ „poribus, nondum jllo discrimine Constituto, accentus eliam im 
_ „poesi aliquam dominationem habebat: quod in Homero et He- 
„siodo plurimis potest et luculenlissimis documentis cognosci. 
„Inde vero multae verborum conformationes, in quibus mensura 
' „propter accentum neglectia esset, deinde ut legitimae manserunt 
_ „alque in epicum serinonem receptae sunt. De bis in libro priuo 
„de metris poelarum Graecorum et Romanorum explicatun est. 
| „Eadem quae tum fuit Graecae linguae ratio, nunc Germanicas 
„est. Sequimur enim fere accentum etiam in poesi: sed veniet 
_yaliquando , si recte auguror, tempus, quum cerlior mensura 
ı „negligere accentum, et poeticam quandam pronuntialionem con- 
„stituere docebit. Initia. certe huius rei quaedam videre iam nunc 
„icet, ut apud Klopstockium, = 
weist du auch, Gleim,. noch, wie, o undurstigster 
von allen Sängern, 
„quod ineptus foret, qui ob neglectum accentum reprebenderest.‘. 
| Zuförderst nun scheint mir Hr. H. überhaupt darin einen 
Missgrifl za ihun, dass er Poesie und Prosa nur einander entge- 
' gensetzt und ganz aus der Acht@psst, dass sie auch Vieles mit 
einander gemein haben, und dass, troiz ihrer Artverschiedenbeit, 
die Poesie doch in gewissem Betracht auch als eine erhöhte oder 
verfeinexte Prosa anzusehn ist, endlich dass etwas in die Ab- 
straction der Theorie vollkommen Wahres dennoch an einem kon- 
_ kreten Falle gar leicht scheitern kann, und man. mithin dem kon- 
kreten Fall nur Gewalt anthut, wenn man ihn der Theorie unter- 
. ordnen will. Das aber ihut Hr. H., indem er die Bestimmungen 
᾿ seiner Theorie den Griechischen und Lateinischen Versen bei vol- 
lem Widerspruche des gesammten . Alterihumes von Aristoteles 
bis Priscian aufbürdet. Uira harum sit formarum ad poesim, 
‚sagt er, zira ad prosam orationem accommodats, mon potest 
' obscurum esse, Hätte er gesagt accammodalior, so läge, wenig- 
stens in abstractu etwas Richtiges in diesem Gedanken, aber auch 
nur in abstracto; denn sobald die Rede von einzelnen Sprachen 
ist, wird, nach Beschaffenheit derselben, für diese der Accent, 
für jene die Quantität die passendere Grundlage der Verse bilden: 
wie uns denn die Erfahrung in den beiden klassischen Sprachen 
des Alterihuma auf.die Quantität, bei den Deutschen, Italiänern, 
Spaniern, Engländern, Holländern, Dänen und anderen neue- 
ren Völkern auf den Accent gegründete Verse zeigt. Da aber Hr. 
H, „accommodatia“ schreibt, scheint mir der ganze Gedanke un- 


7 


22 “ _ Ueber Herın Prof. σ. Hermann’s Lehre ete, 
etatthaftg denn Poesie und Prosa sind beide auf Beides, Onantilät 


und Accent hingewiesen. Der Accent ist est bekanntlich, der 
aus den einzelnen Sylben aus und Rath, ex und stat, die Wör- 


ter Hausrath und exstat bildet. Wie kann nun ein Gedicht, das 
aus Wörtern besteht, des Accentes entbehren, obne den die 
Wörter und Worte nur Sylben sind, oder ohne den sie vielmehr 


durch die Verkrmüpfung zu Füssen in ganz sinnlose Gruppen tre- 


ten? Lesen wir 3. B. den Vers: 
‚Irriden@hniserum dubium sciat omne futurum, 


so vernehmen wir entweder lauter einzelne Sylben, 2er; wenn 


gemein skandirt wird, Unsinn, wie 

Irri densmise rumdubi umsciat omnefu turum, 
und, wentri vornehm skandirt wird: der 

"Irridöns miserum dubilim sciat ὀπιπε Jutürum, 
wobei barbarischerweise Ein Wort (irridens) zwei Accente, Eines 
keinen, und drei ihn auf der letzten Sylbe erhalten, wo ihn die 
- Lateinische ‚Sprache, mit geringen und noch zweifelhaften Aus 
nalimen, überhaupt :nicht, — und auf keinen Fall in den Wör- 
tern des angeführten Versen “- duldet. Wie wäre es auch mög- 
‘lich, dass ein Vortrag gefiele,, der, nicht etwa hie und da dem 
prosaischen Vortrage ein wenig nachhilft, sondern in jedem 
Worte das erste Gesetz der Sprache, die richtige Wortbetonung 
verletzt? Und doch nimmt Hr. H. dies an, wenn #r sagt: Prosa 
accentum conservarit, poetica plane reiecit. Der Accent ist in- 
tegrirenuder Theil des Wortes, tritt also zugleich mit deın Worte 
in den Vers und kann weder ve@dem Worte entferrt, .noch durch 
einen nicht ihm, sondern dem Verse angehörenden ja genau ge- 
nommen, nur in der Theorie vorhandenien Accerit ersetzL’ werden. 
‘Wer nichts desto ‚weniger einen solchen Vortrag gut heisst, der 
stellt sich auf Eine Stufe mit einem Tonsetzer, der den guten 
Takttheil durchaus nicht zu fühlen vermöchte, ausser, went er 
die höchste Note regelmässig in diesen guten Takttheil setzte und 
so ganze Opern komponirte. Fürwahr, das würde eine saubers 
Monotonie geben, Die Monotonie alles SKandirens aber, mögen 
nun ‚unsere Schüler oder wir- selber die Skandirenden sein, ia 
nicht nur nicht geringer,. sondern noch unerträglicher, weil der 
blossen Recilation weniger Mittel zu Gebote stehn, 816 Monaotosis 
zu verstecken, als dem Gesange. 

Hr. H. sagt 5. 127 der gedachten Dispatation: 

„Ac quoniam prosae orationis hic est finis, ut rerum cogni. 
„tionem atque intelligentiam afferat; in primis curari in elocution® 


r 


„debet, ut clara sit vox atque distincta. Poesis autem quumad 


„sensum puleritudinis referatur, atque ipsa quoque elocutinse 
„animos commovere studeat, operam dare poterit, ut, etiem,ä 
„nonnihil impediatur sententiarum intelligentia, vox tamen quan- 
„tum potest plena, sonora, grandis, coagmentata, et pene tu- 
“ „multuosa ad aurem accidat. Quam ob rem prosa oralio assam 


N 


, Veber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 273 


_ „Yöcem reguirit, quam non modo sie intelligimus, ut sympho- 
„Aia musicorum instrumentorum, sed etiam ut aliarum' vocum 
„eoncentus absit. Confunduntur enim coniunctae voces, neque 
„exaudiri salis cognoscique id, quod quis loquitur, sinunt. 

 „Poesis vero, quae non ad cognitionem "sed ad oblectationem 

„apta est, ac saepe cognita jam et omnibus nota eanitur, den- 
„satis vocibus et symphonia confertam vim in animos hominum 
„eflundit.‘“' 

Wie Hrn. U.s Theorie der Poesie und Prosa auf dem Unver- 
mögen oder der Trägheit der Neuern beruht die antiken Verse 
samt der Prosa in ihrer rechtmässigen, natürlichen ‚und bei den 

_ Alten üblichen Weise vorzutragen, so ist auch das, wäs Hr. ἢ. 

über.den Gesang sagt, nicht aus den Alten geschöpft, sondern 

aus der Unnatur unseres modernen Operntheaters. In diesem, 
wie selbst in unsern geselligen Cirkeln, ist ‘es freilich nicht leicht 

Warte zu verstebn, die man £ide Oktave höher oder auch tiefer 

singt, als die natürliche Stimme es gestaltet, zumal wenn ein 

- ganzes Chor dies thut und zugleich zwei — oder dreierlei Text 

vorträgt, am allerwenigsten aber, wenn dies überkünstliche 

Tongeflecht noch von einer Menge schreiendcr , pfeifender, 

, schmetternder, brummender und krachender Instruments über- 

; tönt wird, von denen abermals ein jedes seinen eignen Weg ein- 

herschleicht — geht — trabt — oder galopirt. Endlich sind auch 

die Texte gewöhnlich , so schlecht, dass es weder den Singenden 

‚ darauf ankommt sie vernehmlich auszusprechen, noch den Hö- 

za sie zu verstehen, die ohnehin mit den Augen sehn, , wovon 

etwa die Rede sein werde. — Was hat nun diese Musik mit der 
autiken gemein? Bei den Alten war der Text die Hauptsache. 

, Wer mag daher glauben ein Pindarischer oder Aeschylischer 

' Chor sei so gesungen worden, dass der Hörer ihn nicht verstand, 

zumal da 'er keine Poesis cognita iam et omnibus nota war? 

Deutliche Aussprache, es mochte nun Einer oder Hundert zu- 

gleich singen, war bei den Alten unfehlbar eine ganz unerlässliche 

Bedingung, und ohne organischen Fehler eines Singenden das 

Gegentheil ganz undenkbar. Wie wär" es denn auch anders zu er- 

warten bei Leuten, welche sich selbst zur Bildung des prosaischen 

Vertrags des Phonascus bedienten? Es war aber bei ihnen auch 

keine schwierige Aufgabe deutlich zu singen; denn sie sangen 

‚2 syllabisch, nicht melismatisch. 2) nur unisono, nicht harmo- 
nisch, im heutigen Sinne des Wortes. 3) Sie sangen nie Töne, die 

ausser dem natürlichen, bequemen ‚Umfang der Stimme liegen. 
4) Bie Kompositionen entsprachen durchaus den Gedanken und 
Empfindungen, so wie der Natur des jedesmaligen Chores. 5) Die 
Kompositionen wurden durch wenige gleichartige, sich dem Ge- 
88} aufs engste anscliliessende Instrumente, besonders die Lyra, 
also.etwa durch Töne, wie die unserer Chitarre und Harfe, nicht 

_ übertönt, .verdunkelt und verwirrt, sondern vielmehr getragen 

Archivf. Pilot. u. ee Bd. Il. Afı.2 18: 


# ὶ 
411 Ueber Herrn Prof, G. Hermann’s Lehre etc. 


und geleitet, wie schon aus Pindar (Pyth. Pzu Anf.) zu ersehn. 
Denn obschon auch von den späteren Griechen gelten mag, was 
Horaz von seinen Zeitgenossen sagt: 

Verum equiti quoque iam migravit. ab aure voluptas 

Omnis ad ingratos'oculos et gaudia vana, 

80 fragt sich doch, ob sie es je bis zu dem Unsinn brachten, des. 
sen Horaz ebenfalls gedenkt: 

Tibia non, ut nunc, orichglco iuncta tubaeque 

Aemula, sed tenuis simplexque. foramine pauco 

Adspirare et adesse choris erat utilis, atque 

Nondum spissa nimis complere sedilia Jlatu. 

Und selbst die hier beschriebene δία sollte sie wohl lauter ge- 
wesen sein als die Blasinstrumente in einer Oper®von Graun, 
Benda, Hiller, Dittersdorf oder sonst einem Tonsetzer aus der 
‘ Mitte des vorigen Jahrhunderts? denn dass sie den Lärm heuti- 
ger Opern nicht erreichte, unterliegt auch nicht dem kleinsten 
Zweifel. 

Man würde mir Unrecht than, wenn man glaubte, ich wolle 
Hrn. H. gder’irgend Jemand mit dem’ hier Gesagten belehren: 
dies enthalt vielmehr nichts als die Prämissen, deren ich benö- 
thigt bin, wenn ich darthan will, dass Hrn. H.s Irrthum nicht 
bloss an Einzelnheiten hafte, sondern dass er ein durchgröifender 


sei. Hr. H. zeiht mich ns Irrthums; wie kanır ich mich nun 


besser rechtferligen, als durch Nachweisung,, dass in der fragli- 


chen Sache und in dem ihr Verwandten nicht ich ‚ sondern Är. 


H. der Jrrende sei, und durch Darlegung meiner Gegengründe, 


diese mögen so bekannt sein als sie wolten, wenn sie nur zam 
Beweise taugen? Zunächst aber soll mir die Musik dazu dienen 


das Verhältniss des Wortaccentes zum antiken Verse darzulegen, 


als woraus sich dann auch der Vortrag der Verse ergeben mus. 

Der Zalın der Zeit hat gerade so viele musikalische Kompo- 
sitionen des Alterthums verschont, als nötkig sind um mit histo- 
rischer Ueberzeugung zu behaupten, was freilich auch schon aus 
der Natur der Sache folgt, und daher kein Musikverständiger an- 
ders erwarten wird, dass die Alten die mit deım,Wortacocent ver- 
sehenen Sylben mit den höheren Noten die unbetonten Syiben aber, 


sie mögen den Versictus haben oder nicht, mit den tieferen No- 


ten bezeichneten.‘ Ich habe diese, so viel ich weiss, vdn mir zU- 
_ erst gemachte Beobachtung in den Jahrbb. f. Phil. u. Päd. a. a, 0. 

S.219 f. mitgetheilt und halte sie. allein schon für entscheidend 
in dieser Sache, wenn man auch von allen übrigen höchst beden- 
teiden Gründen für meine Theorie ganz absehn will. Wer in aller 
Welt kann’ glauben, dass der Wortaccent, der doch in den gesun- 


genen Versen sorgfältig beobachtet wurde, in den recitirten un- 


beachtet geblieben sei ? 


- Nachdem ich so auf den verlassenen Weg zurückgekehrt bin, | 


nehme ich den obigen Vers wieder auf und frage: Warum sell er 


Ueber a Prof. > Hermann's Lehre ete. 5 


denn anders gelesen werden, als nach Accent uni Quantität zu- 
gleich? warum®nicht so — τ΄ 
Irridens miserum dübium sciat sinne futarum ? 


oder in Zeichen ausgedrückt: | 7 N 
’ , [2 [4 ı > 
m u m ῳ ῳ “π᾿  ῳ — U I “πα μὰ ? “ 


Man lese ihn doch so und hüthe sich nur vor der Verlänge- | 


sung der Sylben wi, s&, dä, bY, sci, ne und fü, und man wird 


zugleich den Vers nach Metrum und Melodie vernehmen-und der 


Sprache ihr unveräusserliches Recht angedeihen lassen. Was den 


fleissigen meiner Schüler, Jünglingen von 14 bis 18 Jahren mög- . 


ποῖ ist, des wird doch wohl Lesern, wie diese Jahrbücher sie 
Yoranssetzen , nicht unmöglich sein! Ich ersuche sie also die 
kleine Mühe des richtigen Vortrags nur einen-Monat hindurch täg- 
liek zehn Minuten lang fortzusetzen und dann zu gestehn, ob sie 
| früher einen Begrifl von der Euryihmie und mannichfaltigen Me- 
lodie des antiken Verses hatten. Am Ende ist der Beweis, dem 
 Gktristas für die Wahrheit seiner Lehre führt (Evang. Joh. 7, 17.) 
“such in. manchen anderen Dingen der überzeugendste. Ich will 
Niemand von den vielen Tausenden, die ihren Vers schlecht ge- 
| wüglesen, beleidigen, das sei fern von: mir! aberenan wird mich 
pieht-davon #berzeugen, dass es mit der Würde eines Lehrers der 
‚ klassischen Sprachen verträglich sei, seinen Schülern fort und 

βαὶ die Schönheit antiker Verse anzupreisen, und jeden Vers, den 
&selber in den Mund nimmt, wie ein Barbar zu verhunzen; man 
ad mich nicht überzeugen, dass dies Verfahren, genau erwo- 
A, micht Täuschung, nicht Unsittlichkeit sei. — Verzeihung 
2 meiner guten und ehrlichen Sache willen, für dieich, einmal 
auf dem Kampfplatz erschienen, meine Lanze nicht im Scherz, 
sondern im vollesten Ernste zu brechen entschlossen bin. 


τιν Ich:gehe weiter in der Prüfung von Hrn. H.s zuerst angeführ- 


tee Stelle. Er behauptet daselbst, dass der Atcent nicht bloss 
(wor moto) die significationes der Wörter und ihre potestutern be- 
stimme, sondern auch (sed eliam) dass er severitatem mensurae 


wiqus accuratam proportionem verringere (minuat). Diese Be- 


kaaptung ist gegründet und grundlos, je nachdem sie erklärt und 
angewendet wird. Theoretisch ist sie ganz ungegründet: denn 
' Quantität und Accent gehn nicht auf demselben Wege und können 
einander daher auch nicht hinderlich sein. Dieser ist Melodie, 
 Verhalt der Stimme in Absicht auf Höhe und Tiefe, jene ist Zeit- 
' verhalt, hat es ihrer eigensten Bestimmung nach mit der Zeitdauer 


| ae Eine Notenreihe bleibt in demselben melodischen Ver _ 


Fa τὶ welches rhythmische man ihr auch geben mag. Dass 
' aber ‚dieselben Noten im graden Takt und im T ripeltakt eine garız 
᾿ andere Wirkung hervorbringen, das liegt nicht in der Melodie, 


_ sondern eben im Rliyihmus, also im Zeitverhalt, in ‘der Quanli-- 
δὲ, So verbält sich die Sache im Allgemeinen, Was aber das 


18 * 


! 


276 ‚Ueber Herrn Pröf, G. Hermann’s Lehre etc. 


Praktische oder die einzelaen Sprachen amgeht, so ist daräber 
Folgendes zu sagen. Die zwei neben einander hinlaufenden Rei- 
ben der Quantität und der Betonung stören einander auch in den 
einzelnen Sprachen an und für sich oder:objectiv auf keine Weise. 
Aber wie auch der Geübteste sechs oder acht von einander unab- 
hängige Reihen zu gleicher Zeit gar nicht oder doch nicht mit Si- 
cherheit auffassen würde, so fasst der minder Geübte auch nicht 


einmal zwei solcher Reihen auf, wenn nicht irgend ein Sg 
᾿ stützungsimittel zur Ausgleichung beider Reihen hinzutritt, 


z. B. im ‚Lateinischen das Zusammenfallen des Wort- und‘ des 
Versaccentes in den zwei letzten Füssen des Hexameters und in 
den beiden mittleren des jambischen Senars. Ueberhaupt je-ge- 
nauer eine Sprache Längen und Kürzen unterscheidet, wie z. B. 
die Griechische, die schon zu Homers Zeit die Quantität der Po- 
sitionslängen.mit bewundernswürdiger Sicherheit behandelte, und 
späterhin das kurze und lange O und E sogar durch zweierlei 


- Buchstaben unterschied, je weniger ferner ihr Accent an die 


Stammsylben gebunden ist, und je schwächer endlich dieser Ac- 
cent gehört wird, wie beides abermals in der Griechischen Spreelie 


statt findet, deren Accent jede der drei letzten Sylben eines |Worts 
aufnimmt ,. sie yögen lang oder kurz sein, und deren Accent end- 


lich so schwach ist, dass er auf den letzten Sylben in der zusam- 
menhangenden Rede ganz schwindet — je mehr , Bag’ ich , diese 
Umstände in einer Sprache statt finden, desto weniger kann der 
rhythmische Vortrag der Worte durch den melodischen der Ac- 
cente gestört werden. Nach meiner Ueberzeugung haben daher 
selbst die vorhomerischen Griechen ihre Verse stets nach der 
Quantität, nie nach dem Accent gemessen, und was Hr. H. in 
verschiedenen seiner Schriften lehrt, dass bei Homer und Hesio- 
dus der Accent eine Kürze verlängern könne u, z, B. ἕως in einen 


Trochäus verwandle (wodurch also auch noch eine zweite verkür- 


zende Kraft zugestanden wird) das hat für mich niemals auch nur 
die geringste Wahrscheinlichkeit gehabt. Ich weiss wohl, dass 
sich bei Eustathius schon Vorgänger des Hrn. H. finden, die Spitz- 
ner de Versu Graecorum hervico 8. 98 auzeigt: allein ich weiss 
auch mit Hrn. H., welche Künste die Alten’brauchten um Dinge 
zu erklären, die sie nicht erklären konnten. Wer das bei Eustath. 
Gesagte betrachtet, der wird so viel Possen darin’finden, z.B. 
die Verlängerung einer Kürze durch den Spiritus asper, und zwar 
nicht durch einen nachfolgenden — denn das liesse sich wohl hö- 
ren — sondern durch einen vorhergehenden, dass ibm auch das 


muss. Es liegt vom Zwecke meines Auisatzes zu fern mich über 
diesen Gegenstand weiter zu verbreiten, und ich füge daher nur 
dies Eine hinzu: Das öfters bei Homer, besonders im ersten und 
fünften Fuss vorkommende ἕως ὁ wurde nach meiner Ueberzeu- 
gung als reiner Anphibrachys («— x) vorgetragen. Der Amphi- 


"Uebrige schon vor der Untersuchung höchst verdächtig werden 


ee 


Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 97 


birachys hat einerlei Morenzahl mit dem Daktylus, und seinen ᾿ 
natürlichen Icius nur um Eine More später als jener von (& ΜΡ 


| υζ..) ς wie leicht konnte also durch jene späterhin kunstmässig 


behandelte Anaklasis das Gleichgewicht hergestellt werden? zu- 
wal da der Acut auf der ersten Sylbe von ἕως, zwar keine Ver- 
läfgerung aber doch eine Hervorhebung derselben bewirkt und 
so das Gefühl, -das sie gern zur Arsis machen will, unterstützt, 
Auf ein solches Hervorheben beschränkt sich die rhyihmische 
Kraft des Accentes, und dieses Hervorheben biete ich Hrn. H. 
stait der verlängernden Kraft, in der Hoffnung, dass er bei dem 
Tausche nichts einbüssen werde, Dieser Gebrauch des Accentes 
ist auch späteren Dichtern nicht ganz unbekannt, indem z. Β. die 
dramatischen Dichter bei gehäuften Tribrachen die iambische oder 


: tiochäische Bedeutung derselben durch geschickte Accentstellung 
‚ andguten und so Auflassung und Vortrag derselben erleichtern. 


Vid hierin finde ich den einzigen rbythmischen Gebrauch, den 
die Griechischen Dichter vom Accente machten; . und leugne, dass 
er ihnen auch ein Mittel zur Verlängerung der Kürzen war. . 


Anders verhält sich die Sache bei den Römern und in den 
neneuropäischen Sprachen. Dock von den Römera nachher. 
Jetzt nur noch ein Wort von .der Anaklasis, die hier vielleicht 
Manchen befremden wird. Ich werde sie durch einige Beispiele 
aus der Zxise unseres verewigten Voss erläutern, Beispiele, die 


man aus Unkunde getadelt hat, während man sich durch Studium 
von ihrer Gültigkeit und Schönheit hätte überzeugen sollen. 
: Man Hiest daselbst in der ersten Idylle folgende Verse (10. 152. 
217.443. 525. 612. 614. 695. 745): | 


4. Mit lehrreichem Gespräch au erfreun, und mancher Er: 


zählung. 
2%, Yon Buchweizen umblüht, im Gesums’ einiragender 
Bienen. 
8. In wetteifernder Hast, und ἢ, mit den schöneren prah- 
Zend. 
4. Zum einträchtigen Tanz: auch hörten sie rauschen har- ἢ 
| monisch. 


5. I5 sonntäglicher Jack’ am buschichten Ufer umher- 


ing. 
6. Auf‘ sanftschwellendem Moose ‘des weitumschattenden- 
Tu Buchbaums. Ä 
7. Durch abhangendes Laub, oft nöthigend, weiter zu. 
rücken, 
8, Und braunkolbiges Ried; Seelilien jezo durchrauscht’ er. 
9. Vom hinschmelzenden Halle gesänftiget, lauschten sie 
ringsum. 


͵ 


.- würde diese Verse nur dann mit Recht treffen, wenn sie statt der 


- 


zweiten Sylbe statt der gewöhnlichen hoch - oder tieftonigen 


. Arsis und Thesis, Mit und Zehr, so werden wir von der Thesis 
‚ dehr die erste Hälfte oder das erste Drittel noch zur Arsis Mi 


Denn die Sylben Be und Den sind zu schwach einen Theil der 


»icht; aber beide Anfänge, mein’ ich, erläutern einander, und 


. Vorstellung vom Wesen der Anaklasis wünschen, nicht leicht wird 
genügen können, “Die Anaklasis ist in der Verskunst der Alten 


π 


Ν 


ΔΒ  Α Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc; 


| | Ä 
Diese Verse beginnen alle neun nicht, wie’s die Regel fordert, 


5 ξ ς = ’ Ἷ ! ᾿ = 
mit einem sinkenden Fusse (2, “-- 10} sondern mit ei- 


ψ Μ 
nem ΑΗ ΔΝ: der zwischen dem Iambus und, dem steigenden 


Spondeus\ — 1) in der Mitte steht und sich daher so bezeichnen 


lässt: 7 —. Sie würden, nach dem Ausdruck der Griechischen 
Metriker, Kopflose oder ἀκέφαλοι sein, wenn nicht Voss zur 


Länge ἘΣ >) eine übeftonige (2) brauchte ,„ welche ihren 
Kraftüberschuss der vorangehenden zu Gute kommen lässt. Zer- 
legen wir also den ersten Fuss des ersten Verses: Mit lehr iu 


ziehen. Mit richtigem Takte hat der unvergessliche Mann diesen 
herrlichen Hexametereingang der Natur selber abgelauscht. Tadel 


Mittelzeit mit einer klanglosen Kürze anfıngen, wie folgender; 
Bevortheile mich nicht, denn nie wird solches gelingen, 
oder gar mit einer Kürze und nachfolgender gemeinen Länge, wie 

dieser: 2 
Den Krieg lob’ ich mir noch! Was mehr? Man rückt an 
„ einander. 


nachfolgenden an sich zu reissen, und werden vielmelır, von die- 
sen unterdrückt, indem der Recitirende über die Kürzen hin der 
Länge zueilt. Die Sylbe Kriag hat überdies keinen Ueberschuss, 
den sie ihrer Vorgängerin mittheilen könnte. Ob nun Voss bei 
diesem Anfang das Homerische ἕως ὁ vor Augen hatte, weiss ich 


die Sache selbst ist das, was die Alten die Anaklasis nennen. Die 
wunderliche Idee, welche sich Manclıe von dieser machen, ent- 
schuldigt mich vielleicht, wenn ich noch ein Paar Worte über sie 
hinzufüge, zumal da sie Hr. H. in seiner Epitome .Doctrinae me- 
tricae etwas kurz behandelt und auch in den Zlementis Doctrinae 
metricae, wo man wohl einen vollständigen Auszug aus Juba und 
Heliodor erwarten durfte*), denjenigen die sich eine bestimmte 


*) Was Jaba und Heliodor über die Anaklasis sagen, meldet uns 
Marius Victorinus p. 2539 ff. Putsch. Da aber dieser Manchem nicht 
sugäuglich ist, so bemerke ich, dass die Stelle aus Mar, Väct. in dem 
1832 zu Leipzig erschienenen Hephaestion abgedrucktist.. Gotthold 

! 


\ 
hl 


δ Ueber Herrn Prof. 6. Hermann’s Lehre etc. 1) 


das, was in der neueren Musik die Synkopirung ist. Unter die- 
ser versteht man nämlich die Verbindung eines schwachen und des . 
darauf folgenden guten Takttheiles in Fine Note, diese zwei Takt- 

theile mögen demselben Takte oder zwei verschiedenen Takten an- 

gehören. Denken wir uns zwei heutige Takte, jeden aus vier 
einzelnen Virtelnoten bestehend, also beide aus acht Viertelnoten, 
80 sind’ die erste, dritte, fünfte und siebente Note gute, die übri- 
gen Noten schlechte Takttheile. Verbinde ich nun das zweite 
und das dritte Viertel, oder auch das sechste und siebente Viertel 
ig eine bindige Note vom Werihe zweier Viertel, so ist das eine 


' Synkopirung, und zwar innerhalb "Eines Takten. Verbinde ich ὁ ᾿ 


- aber, die vierte Note des ersten Taktes mit der ersten Note des 
zweiten, ‚welche also aus der Gesammtzahl der acht Noten die 
: fünfte ist, so enisteht eine Synkopirung,, die zwei Takten ange- 
kört, . Will man nun einen Takt in seim® gesetzlichen Theile zer- 
und trifft dabei auf eine synkopirte Note, so muss sie zer- 
itten und jeder Theil an seinen Platz gestellt werden. Und 
dasselbe Verfahren findet statt, wenn man ein Musikstück in 
eine Takte zerlegt und dabei auf.eine Synkopirung stösst. Diese 
. Istzte Art ven Synkopirung oder Anaklasis ist es nun, wenn von 
der Anaklasis zwischen zwei Jonicis a minore die Rede ist. Zwei 
 selche .(zu Deutsch) steigende loniker bilden zwei anlike Füsse 
| Me Takte zu sechs Moren: 


I 5 — WS um u 


ware‘ MEU ΞΕ fe? ονεισουρ =; 
Du zerstürst Pe | die Gesundheit. 


Verbindet man nun die letzte More des ersten Taktes mit der er- 
sten More des zweiten, so nehmen beide Takte folgende Gestalt an: 
| um — "- — u κονο 


κατὰ μευ σχι- | eig ovsıgovg 
Du entflichest, | holdes Traumbild, 


Jetzt hat der erste Takt nur fünf, der zweite dagegen sieben Mo- 
ten, ein Verhältnis, das weder die alte noch die neuere Musik 
gestatiet, und welches die Anaklasis in das richtige Verhältniss 
von.eeslis zu sechs bringt, indem sie der ersten Länge des zwei- 
ten Takts., σεις oder /ild, eine More entzieht ünd der Schluss- 
kürze das ersten Taktes binzufügt: ; 


uu m -. “ -“..:ῳ u tue 
KOT μευ χισε } 36 ονψειρους 
Du entfliehest scho | enes Traumbild, 


Iedermenn sieht, dass hier eine Brechung, πλάσις, und ein zu- . 
rück, dun,. statt findet, und begreift ohne Mühe das Wesen der 
\ ha Noch bemerkte, ich, dass sich Voss dieser Anaklasis 

niemals oder doch nur selten i in anderen Füssen als im’ersten be- 
dient, der ja allenthalben die meisten Freiheiten zeBltel: und 


320  - Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 
sogar in eine Basis oder einen locus mobilis übergeht, und dass 
. die beifen Voss, Vater und Sohn, im iambjischen Trimeter mit 
gleichem Rechte die Proklasis (sit venia verbo) anwenden, indem 
sie diesen Vers mit einem kräftigen Trochäus anfangen: 


Nehm’ ich den Sitz ein; seh’ ich dann mich ganz allein. 
Willst du, ein Kap umlenkend, einen Poet erspähn? 
Muss er den Göttern büssen nun in vollem Mass. 


Reif zur Verkündung ; sondern einzuhüllen frommt’s, 


So viel über die Anaklasis und Proklasis. Und nun kehre 
ich zurück zur Beurtheilung der ohen angeführten Worte des 
Hın.H. AKaque, entscheidet er, guum ex una parte ad cogni- 
᾿ς tionem rerum alque intelligentiam spectet (accentus), ex altera 

᾿ parte autem pulcritudine illa, quae in mensurarum apsis cum- 
paratiönibus est, careat, prosae vralionis, non poeseos 688. “τὸ 
Und das meint Hr. H. nicht bloss so theoretisch, sondern behaup- 
tet auf den zunächst folgenden Blättern, die der geneigte Leser 
selber nachsehn wolle, den Rhythmus der Verse bilde die Quan- 
tität, den Rbythmus der Prosa der Accent. Diese höchst unne- 
türliche Lehre konnte den Alten schlechterdings nicht einfallen, 
und Hr. H. hätte durchihre zahlreiche und ausnahmlose Ueberein- 
stimmung auf seinen eigenen Irrthum sollen geführt werden, wäh- 
rend er sie samt und sonders ohne Umstände verurtheilt and 
8. 121 schreibt: „Nam quae e Graecis ‚Aristateles Demetrius, 
„Dionysius Halicarnassensis, Longinus aliigque, ex Romanis autem 
„inprimis Cicero, et Quinctilianus de hac ‚re disputarunt, 118 ve- 
„reor. ne perturbaverint magis buuc locum, quam expediverint.“ 
Und hei einem blossen vereor bleibt es nicht, vielmehr heisst 65 
sogleich von einer Stelle des Aristoteles: „Apertum est, aliaın ' 
„his falsa, alia ambigua esse. “ Und von einer des Longin: „Quamn- 
. „guam, si ultima verba ὥσπερ νέφος pro Ionico a maiori, ut vi- 
„detur, habuit, falsus est simili errore, ac Dionysius Halicaroas- 
„sensis, quisubique‘ (wo er vom oratorischen Numerus han- 
delt), „nulla accentus ratione habita, mensuras syliabarum Ye- 
„spicit.“ Wenn Hr. H. in seinem Leben irgendwo gänzlich g* 
irrt hat, so ist es bier. Ich behaupte — und werwird es nio 
mit mir behaupten? — alle Poesie würde ohne Accent ein höchst 
unvollkommenes, ja etwas ganz undenkbares sein. Add cognitie 
nem rerum,alque intelligentiam spectat accentus, _ So. lehrt Br. 
H., und damit kann er unmöglich meinen, obschon die cogn#i0 
rerum und die intelligentiq aueh olıne den Accent schon vollkom- 
men vorhanden sei, so habe man doch noch zum Ueberfluss un 

aus Vorsicht, vielleicht für schwache Menschenkinder, den ΑὉ- 
cent hinzugefügt, und könne ihn daher auch, wo er unbequel 
werde, wiederum bei Seite schieben. Nein so’ meint es Hr. # 
wirklich nicht; denn er fordert ja den Accent für die Prosa. Viel 
mehr ist seine Meinung, der Accent sei etwaa Wesentliches, aher 


ῃ 
Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 81 


esächade der Poesie nicht, δὲ nonnihil impediatur sententiarum 
intelligentia. Imdessen fürchte ich sehr, - dies Nonnihil werde 
etwas bedeutend ausfallen, wenri Gedichte erstens accentlos ge- 
sungen, und dann ihre coniunctae voces confundirt werden, ne 
gu exaudiri satis cognoscique id, quod quis loquitur, sinunt. 

o blieb dann freilich nichts übrig als zu erklären, Poäösis non ad 
cognitionem, sed ad oblectationem apta est. Ich aber kann mich 
auch so noch nicht beruhigen, da mir diese ablectatio, wenn ich 
mir nicht eine grobsinnliche denken soll, allerdings cognitionem 
rerum atque intelligentiam zu fordern scheint, und zum Theil 
eine recht bedeutende, Ich will ganz absehn von didaktischen 
Gedichten, bei denen eg offenbar auf cognitionem rerum atque in- 
teligentiam ankam , weil sie auch ohne Gesang noch ihre Wir- 
kung ihun; aber die lyrischen Gedichte eines Pindar und: Aeschy- 
lus verlangen das Verstehn in nicht geringerem Grade; und nicht 
bloss wir suchen uns dasselbe zu erwerben, sondern schon die ‘ 
Grischen jener und der nächsten Zeit. Und sollte es uns bei 
Klopstocks Oden, sie mögen recitirt-oder gesungen werden, nicht 
ganz vorzüglich auf ihr Verstehen ankommen, welches obenein 
ticht so ganz leicht ist? Was würde Klopstock von einem Leser 
artheilen, dem es nicht darauf ankäme? Nachdem aber Hr. H. 
einen ganz vom Ziele abführenden Weg eingeschlagen hat, so geht 


‚ rauch folgerecht weiter auf demselben und behauptetin der oben 


angeführten Stelle, die Quantität sei auch deshalb poetisch, weil, 
sie unsere Aufmerksamkeit vom Accent und dem Gedanken ab— ' 
und auf die rhyihmischen Verhältnisse hinlenke. Ist das nicht 
eben so, wie wenn Jemand den Rhythmus musikalisch hiesse, 
wel er unsere Aufmerksamkeit von der Melodie und dem Texte 
auf sich hinlenke? oder wie wenn Jemand die Zeichnung in eineni 
Gemälde deshalb malerisch nennte, weil sie unsere Aufmerksam- 


᾿ keit von dem Colorit und der Bedeutung der gemalten Gegenstände 


ab-und auf sich binziehe? Mit einem Worte, kein wesentlicher 


 Theilirgend einer Kunst kann dieser. deshalb wesentlich angehö- 


ren, weil er einem anderen ebenfalls wesentlichen Theil dersel- 
ben ein wesentliches Hinderniss in den Weg legt. Oder sind etwa 
Gedanken und Melodie — und diese beruht auf den Accenten — 
weniger wesentliche Theile der Poösie als das Versmaass? Im 
Gegentheil das Versmaass fehlt manchem Gedichte, aber niemals 
darf ihm der Sinn und der Accent fehlen.. Ich bin ein Freund des 
Consequenten und lobe es auch in dieser Disputation des Hrn. H.; 


; aber es führt ein grosses Uebel mit sich, wenn es dem natürlichen 
Gefühl und den Sinnen Schweigen auferlegt, was es meines Be- 


dünkens ebenfalls in dieser Disputation gethan hat. — Aeusserun- 


gen der Art sind mir peinlich, und um so peinlicher, je mehr ich 


sie für gegründet halle, und ich bitte Hrn. H. mir zu glauben, 
dass ich weit lieber von ihm lerne als ihn belehre, zumal in ei- 
ner Sache, die denk’ ich, er doch jesz# eben so ansieht, wie. ich. 


- 


ψ' 


2853 Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre ac. 


Da mir aber hierüber doch "nichts Sicheres Bekannt. ist, 80 μων 
mir nichts weiter zu tun übrig als den Weg einzuschlagen, den 
ich eingeschlagen habe. — Sollte übrigens noch Jemand für das von 
mir über die melodische Kraft des Accentes Gesagte Beweise aus 
dem Alterthume forderu, so bin ich auch diese bereit zu geben, 
obschon ich sie für überflüssig halte, Die Poesie besteht nach 
Plato (de Rep. 8. 398 St.) aus drei wesentlichen Theilen, dem 
Gedanken, dem Rhythmus und der Melodie, Dia Gedanken bie- 
tet die Bedeutung der Worte dar, den Rhythmus ihre Quantität, 
und die Melodie ihre Betonung. Letzteres Jehrt Dionys. Hal. (de 
vi dicendi in Dem. 8. 1101 Reisk.); τοῖς πρώτοις μορίοις τῦς λέ: 


ξεως. .- εἴτε τρία ταῦτ᾽ ἔστιν, ὡς... ᾿Αφιστοτέλει δοκεῖ, Ovapara 


sel ῥήμοατᾳ καὶ σύνδεσμοι... εἴτε πλείω, δύο ταῦτα͵ ἀκολουϑεῖ, 
μέλος καὶ χρόνος ἴσα. κατὰ μὲν δὴ τὰς ᾿ὀξύτητᾶς ze καὶ βαρύ- 
τηήτὰς αὐτῶν τάττεται τὸ μέλος" κατὰ δὲ τὰ μήκη καὶ τὰς βραχύ- 
ξητας ὁ χρόνος. Eben wegen dieser Eigenschaft hiess die Wort- 
betonung bei den Griechen προφῳδία und bei den Römern accen- 
tus, Wörter, die schon ihrer Zusammensetzung nach einen Ge- 
sang zu den Worten andeuten. 

Doch es ist Zeit Hrn. H. in seiner Disputation weiter zu fol- 
gan. Wenn es dort heisst: „Confirmantur ea, quae diximus, exXr 
„perientia exemplisque linguarum. Ac -Graecos quidem Latinosr 
„que in prosa aratione accentum, in. poesi solam mensurem 860 
„quwutos Constat“; so hat sich hoffentlich aus meiner bisherigen 


Widerlegung ergeben, dass gerade das Gegantheil confirmirt werde 


‚und constire. Die Exempla zwar, auf welche Hr. H. sich beruft, | 


sind richtig, aber sie sind durch eine verkehrte Experientia , den 
verkehrten Vortrag der Neueren, so verunstaltet, dass sie Hrn. 


H. zur Grundlage seiner ganz unbegründeten Ansichten dienen | 
konnten. Wo ist ein Lateinischer Hexameter oder iamhischer Sa- 


ΒΓ, der nicht den Accent beachtete? Horaz suchte seine Haxa- 
meter absichtlich der Prosa zu nähern, und beachlete eben des- 
halb den Wortaccent weniger ala Virgil und Ovid, aber Hexame- 


ter mit ganz unbeachtetem Wortaccente wird. anan dennoch 


schwerlich bei ilım antreffen. 
Was Hr. H. bald darauf über den verlängernden Accent bei 
‚Hemer und Hesiodus sagt, das hab’ ich bereits oben besprochen. 
Weun ferner Hr. H. weissagl, das für unsere deutsche Possie 


die Zeit kommen werde, wo a sie bei einer bestimimteren | 
Quantität den Accent verschmähen werde, so ist es hier, wie 


schon manchmal hei anderen Prophezeihungen gegangen: hat man 
sie einmal vernommen, so finden sich auch Leute sie ins Werk 
zu richten. Hr. F. H. Boihe, dessen Verdienste, trotz manchem 
Missgriff in seineu philologischen Werken, ich gern anerkenn®, 
bat uns mit einer Sammlung Antik gemessener Gedüohte, Berlin, 
1812, beschenkt. Er hat aber sehr richtig gefühlt, dass sich der 
Anspruch, den der Accent an unsere Verap- macht,“ nicht abwei- 


Ei 


Ueber Herrn Prof. G. Hernzann’s Lehre etc. 288 


sen lässt, Man lese die Bothischen Versuche und meine Beurthei- 
lung derselben in meinen Schröften über die deutsche Verskunst, 
8. 87 ff. und man wird sich leicht überzeugen, dass an. eine rein 
antike Messung, ἃ. b. an eine der biossen Quantität bei völliger 
oder auch nur überwiegender Nichtachtung des Accentes folgende, 
niemals gedacht werden darf. Der Anfang einer solchen Messung, 
den Hr. H. bei Klopstock zu sehn glaubt, ist eine oflenbare Selbst» 
täuschung, In dem von ihm als Beleg angeführten Alcäischen 


, Verse: 


Meist du auch, Gleim, noch, wie, o undurstigster 

Von allen Sängern: 
hat ds den Ton im Gegensatz zu dem hinzugedachten: wie ich 
noc/s weiss; und selbst ohne diesen Ton würde im ersten Fuss die 
oben erläuterte Proklasis Aufschluss über den Trochäus weisst dus 
statt des gesetamässigen Iambus geben. Das Wort undurstigster 
betont Klopstock hier, wie unmenschlich, unglaublich, indem er 
nicht auf un, sondern auf durst den Ton legt, was Voss nicht 
billigt, der u nur in der Zusammensetzung mit Verbalien unbe+ 
tont lässt. Ueberhaupt gehört der ganze Vers zu Klopstocks 
schlechtesten, theils wegen der vielen einsylbigen Wörter, theils 
wegen der vier nur um eine Sylbe von einander entfernten Unter- 


 seheidangszeichen, theils weil statt aller Kürzen Mittelzeiten. ein- 
_ treten, theils wegen der zu wenig rbythmischen Anordnung der 


Längen und Mittelzeiten, iheils wegen der Kakophonie in undur- 


:sigster und dem doppelten Hiatus in wie, ὁ un. In der That, 


emesa verunglückteren Vers konnte Hr. H. kaum finden. Fern 
sei’s ilın als Vorbedeutung unserer künftigen Verskunst anzusehn, 

Auf diese oben mitgetheilte Stelle des Hrn. H., deren Prüfung . 
ick Riermit beendet habe, lässt er 8. 121 seine Untersuchung und 
Bestimmung dessen folgen, worin der poetische und der prosair 


sche Rbytbmus von einander verschieden sind. Nach Hrn. Ha 


Meinung hat dies, wie schon oben bemerkt worden, das ganze 
Altertıum nicht erkannt; denn das ‚ganze Alterthum behaupte — 
was auch wir Neuern thun —, der poetische Rhythmus sei der 
zum Verse geordnete, der prosaische der nur versähnliche und 
beide beruhen auf der Sylbenquantität in den alten Sprachen. 
Warum diese Bestimmung Hra. H. nicht genüge, das mag man bei 
ihm selber a. a. O. nachlesen. Seine eigene Ansicht legt er S. 123 
in folgenden Worten dar: „Scilicet non est mirum, ai aftis rhe- 
„ioricae doctores, qui ad accentum non atteuderent, prosae ora- . 
„tonis numeros 8 poeticis non potuerunt salis accurate distinguere. 
„boeticus numerus hic est, qui, neglecto accentu, mensurae 
„quibusdam varietatibus continetar. Huius lex et ratio certis 
„Anrationibug; certoque.ordine sonorum comprehensa est. Ne- 
„que is cognitioni, sed oblectationi änservit: unde inilie, fines, 
„intercapedines non’ pro verboriun atque orationis distunctionibus, 
„sed pro ipsa mensurazum commoda distribulione constitulae ha- 


« 


' 


234 Ueber Herrn Prof. G. Hermann’g Lehre etc. 


4 
„bet. Eaque ratio metrum vocatur, In prosa autem oratione nu- 
ποσὶ accentu reguntur, qui quum πες tollere plane syllabarum 
„mensuram, neque ab ea ipse tolli possit, numeros efficit e du- 
„Plici numerorum genere, mensura accentugque, constantes, in 
„quibus potiorem locum accentus, secundarium mensura tenet.“ 
Wer kann diess lesen, ohne in das grösste Staunen versetzt zu 
werden? Wie? Griechen und Römer, die bewundernswürdigen 
und unübertroffenen Meister in der Theorie und Praxis der Poesie 
und der Beredsamkeit — denn es hilft Hrn. H. nichts, dass er 
bloss vorı den Doctores spricht, da Aristoteles und Cicero Theo- 
rie und Praxis verbanden, und überhaupt der Numerus in den 
Schriften der Alten ihrer Theorie aufs vollkommenste entspricht — 
sie sollten nicht auf den Accent geachtet haben! Wie sehr sie auf 
ihn achtetei, wenn er z.B, zu malerischen Wirkungen führte, 
das lässt sich nachweisen, und habe ich zum Theil in dem zweiten 
meiner schon angeführten Aufsätze 5. 220 ff. wirklich nachge- 
wiesen. Das Nichtbeachten also oder das nicht genugsam (satis) 
Beachten — beides läuft hier auf Eins hinaus — wäre nicht blöss 
mirum , sondern omnium miraculorum vel mirabilissimum. 
Auch was Hr. H, hier weiter sagt: — „unde initia, fines, inter- 


„capedines non pro verborum atque orationis distinctionibus, sed. 


„pro ipsa mensurarum commoda distributione constitutas habet‘“ 
(poeticus numerus) — auch das stimmt nicht mit den Versen der 
Alten überein. Wer dies streng nehmen wollte, könnte sogar auf 


die sogenannten Nonsens- Verse der Engländer gerathen. Jaich 


sehe nicht, was sich einwenden lässt, wenn Jemand behauptet, je 
geregelter und numeroser die Verse gein sollen , desto mehr mrüs- 
sen ihre initia, fines und intercapedines den Abtheilungen der 
Worte und der Rede entsprechen. Ich will mich statt alles Be- 
weises, der mich.zu weit abführen möchte, nur auf Horaz und 
Virgil berufen. In zehn Versen des Horaz wird Hrn. H.s Gesela 
fünfmal auf eine Weise befolgt, die bei Virgil durchaus missfal- 
len würde: 
Non tuus hoc capiet venter plus ac meus; ut, si 
Reticulum panis venales inter onusto 
« Forte vehas humero, nihilo phıs accipias quam 
Qui nil portarit. Vel dic, quid referat intra 
Naturae fines viventis, iugera centum, an 
ille aret. At suave est ex magno tollere acerva, ᾿ 
Dun ex parvo.nobis tantundem haurire relinquas, 
Cur tua plus laudes cumeris granaria nostris ? 
ι Ἐπ, tibi si sit opus liquidi non amplius urna, 
Vel cyatho, et dicas: Magno de flumine malim 
Quam ex hoc fonticulo tantundem sumere. Eo fit 
Plenior ut si quos cet. 
Wer fühlt nicht, dass Horaz seine von ihm selbst für Prosa ausge- 
gebenen Verse wohl mit frisch eintretenden und fortschreitenden 


s 


‘ Ueber Herru Prof. G. Hermann’s Lehre etc, «(δῦ 


und sich ungern sondernden Worten, wie uf, si; quamj intra; 
an und Eo fit schliessen durfte, und ‚dass sich dergleichen Vers- 
schlüsse bei Virgil und Ovid sehr übel ausnehmen würden ? Fin- 
det sich bei diesen Dichtern irgendwo etwas der Art, so ist es 
eine absichtliche Abweichung, die einem malerischen Zwecke 
dienen soll. Bei Virgil schliessen die hundert ersten Verse der 
Aeneide 63mal mit einem Interpunktionszeichen, bei Horaz die 
hundert ersten Verse der ersten Satire nur 52mal. Und doch ent- ° 
halten diese Horazischen Verse etwa 40, die Virgilischen nur 
etwa 31 Perioden, so dass man der Natur der Worte nach bei 
Horaz mehr Verse, die mit einem Interpunktionszeichen schlies- 
sen, als bei Virgil erwarten sollte. Auch in diesem Punkte scheint 
mir daher Hrn. H.s Theörie unbegründet zu sein. . Etwas nachgie- 
biger gegen die Prosa zeigt sich Hr. H. in seinen Elementis Docsri» 
nae metricae 8. 33, wo er sagt: „Quum potior sit totius oratio- ὁ 
„nis, quam unius alicuius vocabuli finis, 118 in versibus, in qui. 
„bus utrovis modo incidi potest, non ex vocabuli, sed ex oratio- 
„nis fine aestimatur caesura. Itaque hunc versum Homeri, 

πόντῳ μὲν τὰ πρῶτα κορύσσεται, αὐτὰρ ὄπειτα, 
„non sic distinguimus: “* | 

πόντῳ μὲν τὰ πρῶτα | κορύσσεται, αὐτὰρ ἔπειτα, 
sed sic: | 

πόντῳ μὲν τὰ πρῶτα κορύσσεται, αὐτὰρ ἔπειτα " 
Wenn aber auch Hrn. H.s Ansicht hier richtiger ist, so irrt er doch 
in Absicht auf die Caesur dieses Verses; denn die von ihm be+ 
liebte ist zwar unter dem Namen der bukolischen wohlbekannt, 
aber sie ist nur eine Nebencäsur, nur eine schmückende,, keipe 
der notbwendigen, und kein Hexameter genügt, der nur die bu- 
koläsche. Caesur hat: er bedarf durchaus entweder der Caesur 
nach dem fünften, oder nach dem siebenten Halbfuss, oder nach 
dem dritten Trochäus 


Der obige Vers ist also folgendermassen vorzütrageti 

πόντῳ μὲν τὰ πρῶτα || κορύσσεέαε | , αὐτὰρ ἔπειτα, 
womit ich natürlich nicht behaupte, dass man hinter πρῶτα an- 
halten, wohl gar länger anhalten solle als hinter κορύσσεται. Ich 
halte die Caesur, die eine’ Pause fordert oder gestattet, für ent- 
scheidender und befriedigender als die anderen, aber es giebt in 
den Versen der Alten unzählige, deren Cäsur mit keiner Pause 


verbunden ist. Allzu nachgiebig ist Hr. H., wenn er ebenfalls in ὁ 


den Elementis Doctrinae metricae S. 111 f. drei Verse so zerlegt. 


κείνου γέ τοι δὴ παῖς ἐκλήξεθ᾽. | ἡ δ᾽ ἔσω. 
n γὰρ δίδωσιν ἥδε σοι; | μάλιστ᾽ ἄναξ. 
πλεκταῖς ἐώραις ἐμπεπλεγμένην" | ὁ δέ. 


+ “ 4 
2% Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre ete. 


Der Einschnitt dieser Verse ἰδὲ viehnehr nach δή, nach δίδωσιν 
ες und nach ἐώραις. Den Beweis kann ınan sich selber führen, wenn 
‚. man darauf achten will, dass im tragischen Trimeter stets eine 
der folgenden drei Caesuren statt findet: 
’ s—ı.— vw|- |. | su — 
Den Sophokleischen Vers (Oed. R. 616): 

ı κακὸν δὲ κἂν ἐν ἡμέρᾳ γνοίης μιᾷ, 
üer hiervon eine Ausnahme macht, kann man leicht ändern: 

. κακὸν δὲ κἂν γνοίης dv ἡμέρα μιᾷ, 
wodurch er folgendem in Soph. Elekt. 1149 ähnlich wird: _ 

νῦν δ᾽ ἐκλέλοιπα ταῦτ᾽ ἐν ἡμέρᾳ Hide 

Scheüt man eine Aenderung wegen der Uebereinstimmung der 
Handschriften und des Stobäus, so kann man den Vers als eine 
Maierei desxaxov ansehn, welche zwar uns ruhigen Nordländern 
wenig passend erscheinen mag, anders aber den lebhaften, Alles 
durch Ton, Miene und Gebehrde versinnlichenden Athenern. Wie 
fühlbar übrigens den Griechen die Caesur naclı dem dritten Halb- 


fuss war, siebt man auch daraus, dass sie dieselbe auch daun- 
zubringen suchten, wo die Eaesur nach dem dritten Fusse statt 


« 


fand, wie in folgendem: 
βλέποντα νῦν μὲν | 509’, | ἔπειτα δὲ σκότον,. 
den Hr. H. fälschlich so abtheilt: . 

βλέποντα, | νῦν μὲν 509°, | ἔπειτα δὲ σκότον. 


Es ist aber leicht möglich, dass dieser Vers, wenigstens auf der 
Bühne, für die er doch eigentlich bestimmt war , so vorgetragen | 


wurde: 
βλέποντα νῦν μέν, 009°, ἔπειτα δέ, σκότον, ᾿ 
in welchem Falle sogar die Caesur ganz gesetzlich nach μὲν 
eintrat. 
| Da aus dem Gesagten meine eigene Ansicht von der Verbin- 
dung der prosaischen Wortgruppen, Sätze und Perioden mit dem 


Verse vielleicht nicht deutlich hervorgeht, so spreche ich sie hier . 
noch ausdrücklich aus. Denn mir liegt nicht daran meine An- 


_ sichten unausgesprochen zu lassen, um mich auf jeden Fall zu- 
rückziehn und decken zu können, sondern es kommt mir recht 


eigentlich darauf an, Jedem der mich widerlegen will, recht viele 
Angriffapunkte darzubieien. Widerlegt man mich ehrlich und 
gründlich, nun so gewinne ich gewiss dabei, und vielleicht auch 
die Wissenschaft. Schweigt man, nun so hab’ ich wenigstens 
nicht ganz verächtliche Materialien zu weiterer Verarbeitung ge 


Hefert. Nur wo man mit sophistischen Künsten oder mit Waffen 
der Kohheit streitet und aus einem wissenschaftlichen Streit einen 


persönlichen macht, nur da werden beide Absichten unerreicht 


bleiben, Meine eigene 'Iheorie ist folgende, = ρ 
a 


“ 


- ᾿ 


Ueber Herrn Prof. G. Hermanns Lehre οἷο. 287 


‘ Jede. Kunst hatihre Bedingungen, ohne welche sie nicht 
kann ausgeübt werden. Bei der Verbindung mehrerer Kimste ra 
einer Einheit, kann daher keine dieser Bedingungen enisagen, 
Da es aber möglich ist,. dass die Bedingungen der einen Kunst mit 
den Bedingungen der anderen unverträglich sind, so bleibt nichts 
übrig als dass keine Kunst einseitig ein Opfer von der anderer 
fordere, sondern dass jede zu einiger gegenseitigen Nachgiebigkeit 
bereit sei. In der Prosa z.B. werden die Sylben ἢ, nx, nd und 
gyde nicht gleich lang, sondern jede spätere immer länger aus- 
gesprochen als die vorhergehende, und die meisten Sylben, in 
denen auf einen kurzen Vokal Muta cum liquida folgt, sind Kür- 
zen. Der Vers dagegen fordert gleiche oder doch ähnliche Länge 
and hilft daher zu schwachen oder zu kräftigen durch den Vor- 
trag nach, jene Positionskürzen aber, falls er nicht einer Menge 
brauchbarer ja unterbehrlicher Wörter entsagen will, muss er 
dureh Nachhülfe zu Längen erheben und statt r&-xvov und nd- 
τρός vielmehr τέκνον und πάτ-ρός hören lassen. Die deutsche 


Ἢ Prosa spricht das Wort Vornehme fast wie einen Daktylus ιν. 
aus Im Hexametor ist aber dies Wort nur so zu brauchen, dass 
\ Vor in die Thesis (Senkung), nes in die Arsis (Hebung) tritt, 
‚ wodurch Arsis und Thesis ihre Plätze zu vertauschen scheinen, " 


Trinken wir jetzt noch 


| Kaffe hier? Vornehme geniessen ihn gleich nach der Mahleeit, 


Damit demnach nieht der Vers zerstört werde, muss die Prosa ge- 
statten, — nicht, dass ner stärker betont werde als Yor, denn 

. das wäre Unnatur, und könnte die Prosa nicht erlauben — son- 
dern dass neh etwas kräftiger und weilender ausgesprochen werde, "ἡ 
alt man es im gemeinen Leben ausspricht. Dies Opfer ist geringe 
und dem Verse genügts. Verbinden wir, um ein anderes Beispiel 
zugeben, den Vers mit dem Gesange. Dieser yerlangt, dass seina 
Töne in der musikalischen Skale liegen, der blosse Vers verJangt 

. das nicht, lässt sich® aber gefallen, um jene Verbindung einzu- 

' gehn, und wenn er ein lyrischer Vers ist, gewinnt er sogar dabei, 
Wollte der Gesang aber auch die natürliche Betonung des Verses 
mit einer nur ἐπι gefälligen vertauschen und die Worte: 


Seht den Himmel wie heiter ! 
etwa so betonen: 


Seht den Himmel wie heiter, 


so darf der Vers das nicht dulden, weil diese Zumuthung, wie- 

wohl in unserer Modemusik eine ziemlich herrschende, seine un- 

erlässlichen Bedingungen aufhebt. Giebt man mir dies zu, wie 

ich es hoffe, so wird man mir nun auch Folgendes, worauf es 

eben ankommt, zugeben. Die Prosa hat ihre natürlichen und 

uothwendigen Wortgruppen, Sätze und Perioden; und diesen 
ι 


« 


\- 


εἰ 


ι 


488 " Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre stc, 


kann sie auch nicht entsagen, wenn sie sich mit dem Metzum zum 
Verse verbindet. Der Vers in der Wiederholung würde aber ıno- 
noton werden, wenn er stets mit einer Interpunktion schlösse, 
und wird diese daher nicht immer zulassen. Gleichwohl darf 
sein Ausgang nicht unbemerkt bleiben, wodurch denn etwas mit- 
ten in die verbundenen Worte eintritt, was ilınen als Prosa fremd 
ist, Die Prosa wird das bis zu einem gewissen Grad gestatten, 
’aber nicht bis zu jedem. Will Ζ, B. der deutsche Vers den Arli- 
kel oder die Praeposition von ihrem Substantive , oder der Grie- 

ische ein Wort von der ihm angehängten Enclitica trennen, so 
dulden die Worte. dies nicht. Wie mit dem Versschlusse, verhält 


“gs sich aber auch wit den Einschnitten oder Caesuren. Hiernach 


beantwortet sich auch die Frage, wie es zugehe, dass man Klop- 
stocks Messias lesend, selten Hexameter zu lesen glaubt, obschon 
sie stets ihre richtigen sechs Füsse haben und selten die Sylben- 
quantität verletzen. Klopstock wollte die grosse Mannichfaltig- 
keit der prosaischen Sätze und Perioden dem Hexameter nicht 
zum Opfer bringen, sondern fing seine Perioden an jeder Stelle 
desselben an und endete sie ebenso an jeder Stelle. Das ist aber 
der Natur des Hexameters zuwider, der vielmehr die Anfänge der 
Perioden mit seinem'eigenen Anfange und seinen wesentlichen und 
einigen der ausserwesentlichen Einschnitte vereinigt. Wo .hievon 
abgewichen wird, hat der Dichter seine besondere Absicht dabei, 
die also nur Ausnahmen, nicht Regeln giebt. 

Ich komme auf Hrn. H. und seine Lehre vom oratorischen 
Numerus zurück, der ihm vom Wortaccente abhängt und neben 
dem der durch die Quanitität gebildete als ein seuidarius, non 
plane sublatus einherläuft. Dieser in der Prosa schwache Quar- 
tiltätsnumerus, muss wie er in der Poesie allein gebietet, so in 
der Prosä sich alles Rechts begeben. Daher hält Hr. H. (a. a. 0. 
S. 184 4.) die Worte ὥςπερ νέφος, womit Demosthenes eine Pe- 
riode schliesst, nicht mit dem Alterthume und uris neueren Erden- 
sölnen für einen Ionicus & maiore (=7 ‚ sondern misst ihn 


’ ’ 
80: — “τους üund-“wasHern. H.s Ansicht deutlicher sagt— as- 


σπερεὶ νέφος, schliesst ihm antispatisch, und ὡς νέφος „accedit 
paene ad molitiem amphibrachi“‘, In den Worten ὠςπερεὶ vEpos 
ist ihm der Gravis auf εἰ ein Acut oder etwas dem Aohnliches. 
Denn Hr. H. erkennt zwar (De emendanda rat. Gr. Gramm.) 30; 
dass der Gravis ein accentus consopitus sei, aber ohne Accent, 
wie die unbetonten Sylben, will er die mit dem Gravis versele- 
men doch nicht ausgesprochen wissen. Ich kann dieser Ansicht 
nicht beitreten, und zwar aus zwei Gründen, einmal, weilihn 
die Alten widersprechen, und zum andern, weil auch die Erfah- 
rung, soweit sie hier statt findet, das Gegentleil lehrt, Was.die 
Alten anlangt, so kennen sie samt und sonders nur einen drei- 
fachen Ton, den Acutus, den Gravis und den aus der Verbindung 


| 


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\ 


Ueber Herrn Prof. G. Hermaunn’s Lehre etc. | 250 


beider in Einer Sylbe:entstandenen Circwnflex. Hr, H. fügt einen 
vierten hinzu, der zwischen dem Acutus und Gravis in der Mitte, 
stehe, indem ihm die aus einer acuirten Sylbe zur gravirten ge-, 
wordene nicht wie die von Natur gravirte ausgesprochen wird, 
sondern betonter, aber doch nicht so betont als die acuirte, wälhı- 
rend die Alten diesen Unterschied nicht kannten und die von Na- 
tur gravirten Sylben ebenso bezeichneten, wie die, welche den 
Acatus in den Gravis verwandelten, z. B. Θὲσόδωρὸς. Eine Wi. 
derlegung der Alteri bei Hrn. H. gefunden zu haben, kann ich 
mich nicht erinnern. Was die Erfahrung angeht, so bigtet mir 
diese unser Arlikel. Wir betonen ihn z, B, in den Worten: Der, 


nicht voll seinen Feinden, sondern von seinen Freunden verrathene 
. Fürst, während wir ihn tonlos, d. h. nur mit soviel Ton, als 


jedd Sylbe, die man ausspricht, schlechterdings fordert, ausspre- 
chen in den Worten: Der Fürst ist von seinen Freunden ver- 


 rätken. Jedes Wort hat an und für sich einen Ton, durch den es 


hervoriritt, sich geltend macht; esverliert ihn aber, sobald es sich 
einem andern eng anschliesst und gänzlich unterordnet. So wird 
der in der Verbindung der Fürst tonlos, wie τό in der Verbindung 
τὸ πρᾶγμα. Freilich giebt es hier noch ungelöste Probleme, wie 
die verschiedene Betonung in 0, ἡ, τό; doch scheinen sie der Ent- 
scheidung über das Wesen des Gravis nicht in den Weg zu treten. 
Mag aber die gewöhnliche Ansicht oder die des Hrn. H. die rich- 
tige sein, immer wird sich nun fragen, was mit dem Numerus 


‚sicher Stellen anzufangen, wie folgende sind. Demosth, 8. 245.. 
᾿Εν» ος συναγωνιστὰς καὶ συνεργοὺς λαβὼν καὶ u. 8. w. Ebend. 


5,.2384.- οὗ δὲ τοὺς στρατηγοὺς μετεπέμποντο καὶ τὸν δαλπιγκτὴν 


᾿ κάλουν. Ebend. 8, 816.: ταῦτ᾽ ἀφεὶς ἐμὲ τὸν παρὰ τουτοισὲ 
πεπολιτευμένον. Ebend. 8, 332.: φαιδρὸς ἐγὼ καὶ γεγηϑὼς κατὰ 


τὴν ἀγορὰν περιέρχομαι. Hier muss Ein Acut, höchstens zwei, 


Τὰ zwölf bis sechzehn, in dem letzten Beispiele sogar Ein Acut 


für neunzehn Sylben hinreichen, wenn die gravirte Sylbe wie eine 
gewöhnliche tonlose angesehen wird. Gesetzt aber auch, wir 
gestatten allen diesen gravirten Sylben mit Hrn. H- einen acusum 
consopitum, welchen Numerus soll denn diese schlaftrunkene Ge— 
sellschaft von Accenten hervorbringen? Wie unvorsichtig und 
unverständig ist ferner Cicero, wenn er seine Perioden mit via: 


. dedatur, auctique discedant, sperant futuram, auctoritate de- 


fendit, impetum facit und tausend ähnlichen Wendungen schliesst, 
die nach Hrn. H. lauter prosaische Adonii sind, da er doch solche 
Scheu vor dem esse videtur trägt? Wie elend ist ferner der Nu- 


‚ meras in folgenden Anfängen, wenn man ihn nach Accenten be- . 


stimmt? Sccedit illa quoque caussa. Huc accedit summus ti. 
mor. Multa palam domum suam auferebat. Quodsi luce quo- 
que canes latrent. Und doch sind sie, gleich den obigen, aus Ci- 
ceros Rede für den Roscius aus Ameria entlehnt. 
Bis hieher babe ich ‘Hrn. H.s Theorie des Verhältnisses der 
Archiv ΚΓ. Philol. u. Pädag. Bd. 11. Hft.2. 19 


300 Veber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 


Sylbenqugntität' und des Wortaccentes zum Verse und zur Prosa 
᾿ der Alten dargelegt und beurtheilt, %o weit dieselbe in der ge- 
dachten Disputation entwiekelt ist. Ich hoffte, wie schon gesagt, 
Hr. H. habe seine Ansicht von diesem Gegenstande längst mit der 
richtigem, vertauscht.‘ Gleichwohl kann ich mich nicht erinnern 
᾿ in seinen späteren Werken eine andere gefunden zu haben, und 
, die jetzt ausdrücklich nachgesehenen Kapitel, in welchen am er- 
sten hierüber etwas zu erwarten stand, gaben ebenfalls keine Aus- 
kunft. Der Beurtheilung von Hın. H.s Ansicht habe ich überall 
meine eigene beigefügt, so weit sie mir erforderlich schien. In 
Ansehung meiner eigenen Ansicht aber von dem Vortrage der 
Griechischen und Lateinischen Verse sagt Hr. H. in der“Leipziger 
Litteratur - Zeitung 1883 Nr. 6. 8.42, dass ich gänzlich irre und 
sucht dies auch zu beweisen. In sofern mich Hr. ἢ. hiebei auch 
lobt, oder vielmehr meine Bemerkungen, muss ich seiner’ Tadel 
als wohlgemeint anseben, und danke ihm aufrichtig dafür; denn 
dass er ungegründet ist und mich nicht trifft, soll meiner persör- 
lichen Hochachtung keinen Eintrag thun, Hrh, H.s Worte kauten 
aber folgendermassen: 
„Alles dieses beruht nun auf der unklareri Vorstellung, die 
„Hr. Ritter von dem metrischen Icize hat. Diese ist-sehon vou 
„Hrn. Dübner in Seebode’s und Jahn’s Annalen 1831. 8. B: 2. Hell 
„gerügt worden, der sich, was die richtige Reeitation der Verse 
„anlangt, auf Hrn. Gottbolds allerdings sehr gute Bemerkungen 
„in eben diesen Jahrbüchern 1830. 3. Bd.2. St. 8. 216 fl. beruft. 
„Doch sieht man aus dem, was Hr. Gotthold in diesen Jahrbüchen 
„1830. 8. Bd. 1. 8ι. 8. 113 ff. sagt, dass er zwar mit Recht des 
„sonst in den Schulen gewöhnliche hölzerne Scandiren nach Für» 
„sen verwirft, aber doch gänzlich irrt, wenn er die Verse der 
„Alten so recilirt wissen will, wie die Italiener ihre Verse vor- 
„tragen. Nimmt man diesen Versen den Reim, so sind sie nichts 
„anders als die Saturnischen Verse der Lateinischen Dichter, 
quos olim Fauni vatesque canebant, 
guum neque Musarum scopulos quisquam superabal, ' 
nec dicti studivsus erat. 
„Denn die Lateinische Poesie hat in rhytbmischer Rücksicht drey 
„Perioden gehabt. Die erste kannte bloss die Saturnischen Verse, 
„die sich ohne bestimmte Prosodie, ohne geseizmässige Elisior; 
„bloss nach dem Klange der Worte richteten. Nach dem Muster 
' „verse, den die Grammatiker von dem Saturnisehen Metrum auf) 
„stellen, ἣ "ἢ 
dabnnt malum Metelli Na&vio poetae, 
„sind daher folgende aus der Odyssee des Livius Androniou 


„zu lesen: 
virim mihi, Cam&na, insece versutum: 
neque &nim te oblitus sum, Laertie noster: 


h 


Ed 


° 


Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 291 


argenteo pollübro alireo et gutto: 
tuque& mihi' narräto dmnia disertim : I 
gan dies adveniet, quem profata Morta est: 
ıbi denique .vir aumınus äpprimus Patroclus: 
partim errant nequinünt in Gradciam redire: 

‚. sanctö puer Sulürai filia regina, 


„Bald aber, und vielleicht machte schon Livius Andronicus selbst 


‚ „den Anfang, gab das Uebersetzen Griechischer Tragoedien Ver- 
„anlassung, andere Versarten einzuführen, die Prosodie fester zu 
. „gestalten, und mithin von der Betonung der Sprache des gemei- 


„sen Lebens unter gewissen Bedingungen abzuweichen , regelmäs- 
„uger zu elidiren, der Positien ein billiges Recht einzuräumen, 
„mit einem Worte, eine zwischen der Sprache des Umgangs und 
„Banz ‚fester Sylbenmessung mitten inne stehende Prosodie anzu- 
„iehmen, ungefähr so wie wir Deutschg meistens eben so roh wie 


| „die Römer , selten mit der Kunst wie der Graf von: Platen - 


„Hallermünde es machen, Dass es eben so aueh mit der Griechi- 
„schen Prosodie gegangen ist, zeigen noch viele Spuren in: Homer. 
nUnd est ist dies auch der natürliche Gang, der sich eben so in 


' „den neueren Sprachen, die sich mit dem Reime helfen, beson- 
„ders in der deutschen gezeigt haben würde, wenn sich von ihr 


„an anderer Djalekt ausgebildet, und nicht das Erlöschen der so- 
„uoren Vokale die Sache unmöglich gemacht hätte. Die dritte 
„Periode endlich der Lateinischen Prosodie ist die, deren Einfüh- 
„sung Ennius sich zuschreibt, welche nach dem Muster der grie- 
nChischen ohne Berücksichtigung des Wortaccentes stregg der na- 
„türlichen Quantität und Position folgt. Dadurch wird man aber 
„Doch nicht genöthigt, die Verse der Lateiner und Griechen bloss 
„nach dem Metrun: zu, scandiren und nicht zugleich die den Wor- 
„ten für sich selbst zukommende Betonung hören zu lassen; viel- 
„mehr muss beydes verbunden werden, was auch gar nicht schwer 
„ist, sobald ınan die Verse nach rhythmischen Reihen, und 
„uicht wie die Schulknaben nach Füssen liesst. Diese Prosodie 
„nun haben die Römer von Ennius an in der epischen, Iyrischen, 
„ganz spät endlich auch in der scenischem Poesie befolgt.‘ 


, ‚Ich babe diese Stelle ganz hergesetzt, weil nicht völlig klar 
Μὲ) wie viel darin gegen Hrn. Ritter, dessen Ausgabe der Teren- 
schen Andria Hr. H, beurtheilt, und wie viel gegen mich gesagt 
ssınsoll. Ich werde daher am sichersten fahren, weun ich diese 
Stelle von Anfang bis zu Ende durchgehe und mit meiner Beur- 
iheilung begleite. ε΄. Ὁ | 

Ich bekenne also zuvörderst freimüthig, dass ich nach Le- 
sung dieser Worte des Hrn. H. lebhaften Verdruss empfand. Wie! 
sprach ich unwillig, wie! bloss „das sonst in den Schulen ge- 
wöhnliche hölzerne Skandiren nach Füssen * soll ich getadelt ha» 
ben! bloss das! nicht jedes Skandiren, esseinach Füssen ader wo- 

an 197 


- 


292 Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. - 

nach essonst wolle! und nur das sonst gewöhnliche! unddas Jetzt 
gewöhnliche nicht! — Und wie! sprach ich noch unwilliger, wie! 
‚ich soll wollen, dass die Verse der Alten ao recitirt werden, „wie 
„die Italiener ihre Verse vortragen!“ Solchen Unsjnn soll ich 
lehren! solchen Unsinn kann mir Jemand  zutrauen! Und wie, 
sprach ich mit äusserstem Unwillen, wie in aller Welt kann mich 
Hr. H. folgendermassen belehren: „Dadurch wird man aber noch 
nicht genälhigt, die Verse der Lateiner und Griechen bloss nach 
‚dem Metrum zu scandiren, und nicht zugleich die den Worten 
„für sich selbst zukommende Betonung hören zu lassen; vielmehr 
„muss beydes verbunden werden, was auch gar nicht schwer ist, 
, „sobald man’die Verse nach rhythmischen Heihen, und nicht, 
„wie die Schulknaben, nach Füssen liesst.‘“ Wie! das sagt mir 
derselbe Gelehrte, der 1803 (in, der Disputation) drucken lässt: 
Propria poeseös ea pronuntiatio, quae mensuram neglecto accentu 
exprimit. Und: Prosa oratio accentum conservavit, poelica 
prorsus reiecit; derselbe Mann, der 1827 in seinen Opusculis 
dasselbe drucken lässt und dort zwar einige Emendationen Grie- 
‚chischer Stellen zurücknimmt, seine Lehre von dem Vortrage. 
Griechischer und Lateinischer Verse aber mit keiner Sylbe wider- 
ruft, sondern durch das tiefste Stillschweigen bekräftigt, — der- 
selbe Gelehrte lehrt mich nun meine eigene, der seinigen ‘schnur- 
stracks entgegengesetzte Lehre, eine Lehre, die ich im vorigen 
Jahrhuudert bereits ahnete, die ich in den ersten Jahren des jelzi- 
gen Jahıhunders als ausgemacht erkannte, die ich 1808 (im Mai. 
heft der neuen Berlinischen Monatschrift) aufs bestimmteste aus- 
sprach*), die ich 1830 in Jahn’s Jahrbüchern ausführlich vor- 
trug, und die Hr. H. dort nach eigenem Geständniss gelesen hat! 
So sprach ich zu mir selber, aber fürchtend,, es möchte bei 

mir gekränkte Eitelkeit hier wider mein Wissen und Wollen mit 

sprechen, | 
Schlug ich gefasst an die Brust und schalt mein Hers 
en “mit den Worten: | 

Duld’ auch dieses, o Herz! schon .Aergeres hast du 
erdulde, 0 

Ja ich gedachte zu schweigen und die Sache gehn zu lassen, wie 
sie könne und wolle. Es meg, dacht’ ich, mit H.s. Aeusserung 
eine mir unbekannte Bewandtniss haben, bös kann er’s unmöglich 
mit mir meinen, da er meine Bemerkungen zugleich lobt. — Doch 
bald erkannte ich auch diesen Entschluss als eine Uebereilung und 
schämte mich seiner. Es ist ja bier gar nicht. von deiner Person 
die Rede, bedeutete ich mich, sondern von einer wissenschaflli- 


Ἢ Zwar glaubte ich dort noch, dass das Leseu der Verse nach 
Quantität und Accent zugleich von öffentlichen Schulen nicht zu erwar- 
ten stehe 3; aber, fügte ich hinzu, „Griechen und Römer konnten es.“ 


Ueber Herrn Prof. G. Hermann’ Lehre etc. 23 
, 


chen Angelegenheit, Du gehst ernstlich damit um, den verkehr- 
ten Vortrag der Griechischen und Lateinischen Verse ganz, oder 
soweit es möglich ist, aus den Schulen zu verdrängen, und bei 
dcm ersten Widerstande, auf den du doch hättest gefasst sein 


 sallen, willst du dich aus Bequemlichkeit zurückziehn? Ist das 


Recht? Siehst du nicht, dass eine einzige Zeile aus H.s Feder bei 
dem Poblikum, für welches du schreibst, mehr gilt als ganze Bü- 
eber aus der deinigen ? zumal da H. ohne Beidenschaft schreibt 
und einen Theil des von dir Gesagten lobt? Musa da nicht, wenn 


er zugleich Anderes tadelt, sein Tadel als um so gegründeter er- 


| 


scheinen ? — Gegen diese Vorstellungen fand ich durchaus nichts 
mehr einzuwenden, und sie mögen auch diejenigen erwägen, de- - 
nen bei der Lesung meines Aufsatzes jenes Tart de bruit pour une 
omelette? einfallen sollte. Und nun zur Prüfung und Wider- ' 
legung | 

Gleich in den ersten Worten, we vom Skandiren die Rede 


. ist, lösst mich Hr. H. zu wenig sagen, denn ich verwerfe hicht. 


bloss das Skandiren nach Füssen, sondern jedes Skandjren, auch 
das Shaudiren nach rhythmischen Reihen. Der Vers 


Quodst pudica mülier In parttm iuv 


| ist nach Füssen skandirt, der Vers 


τς  Quodst pudica nulier in parsem iuveh 
ist nach rhythmischen Reihen 'skandirt, Nach meiner Lehre muss 
die Quantität und die Betonung vollständig ausgedrückt wer- 
den, wodurch der Vers in Zeichen folgende Gestalt erhält: 


* ὔ ß Π] ὃ , 


Des Komma aber soll nur zur bequemen Uebersicht dag Ende der 


einzelnen Wörter andeuten, unter denen in partem nicht für 


zwei, sondern für eins gerechnet ist, Nur wer den Vers nach 


meiner Weise vorträgt hat Wortaccent und Sylbenquantität voll- 
kommen beobachtet; wer nach rhytkmischen Reihen liesst, hat 
die Wörter guodsi und partem wit eiriem falschen Accent ausge- 
sprochen, und zwar mit einem, der den Römern ganz fremd 
wär und ihnen daher sehr zuwider sein musste, wit einem Accent 
zuf der letzten Sylbe. Kolgenden trochäischen Vers geb’ ich zu- 
sze} nach der Skansion in rhythmischen Reiben 

Mälitia ipsa eul veneni mdximam partem bibit 
Ich verlange ihn so vorgetragen: | | 

a r δ N ΝΣ 

, (Ὁ), πὶ — “-- Ὁ) m vu 
Wenn nun auch Hr. H. am Schluss der zu beurtheilenden Stelle 
gegen seine früheren Ansichten die Verbindungdder Quantität mit dem 
Wortaccente fordert, zugleich aber die Verse noch in Gemässheit 


Φ 


\ r 
% 
RK » 


Ὡς 


, ι΄. | 
292. Ueber Herrn Prof. G.-Hermann’s Lehre etc. , 


seiner früheren Ansichten nach rhytihmischen Reihen vortragen 
will, so fürchte ich, dass er da auf ein unmögliches Ding stossen 
wird, wie jene zwei Verse darthun; es müsste denn sein, dass 

. er unter der Verbindung der Quantität und des Wortaccentes 
nicht eine vollkommene versteht, sondern eine die hier statt fin- 
det, und dort wiederum nicht statt findet. Dann kann aber auch 
der nach Füssen Skandirende sagen, er verbinde Quantität und. 
Wortaccent. So z. B, gleich in folgendem Verse: 


Praesssre invidiam dico miseriobrdid,. 


u Zum andern soll ich wollen, dass die Verse der Alten so re- 
citirt werden, wie die laliener ihre Verse vortragen. Aber wo 
in aller Welt hätte ich das gewollt? wie sollteich mir das auch 
nur einfallen lassen? Ja wie kann es irgend einem in den Kopf 
kommen, der je eineri Lateinischen und einen Italienischen Dich- 
ter in Händen gehabt hat? — Hr. H. weist nach, wo ich das ge- 
sagt habe, oder gesagt haben soll, nämlich in Jahn’s Jahrbb. a. 
ἃ. Ὁ. 5. 113 ἘΞ Nun was sage ich denn da? Ich sage, dass we- 
der die Tanzkunst, noch die Musik, noch die Poesie, welchen 
drei Künsten der Rhythmus eigen ist, ein äusseres, ἃ. b. ein aus 
ser dem Tanze, der Musik und der Poesie liegendes Mittel zur. 
Bezeichnung des Rhythmus anwende noch irgend bedürfe, dass 
aber die Versictus ein solches äusseres Mittel sein, mithin aus 
dem Vortrage Griechischer und Lateinischer Verse verbannt wer- 
den müssen, und dass die Sylbenguanutität und der Wartton ohne 
allen Versictus den Rhythmus vollkommen genug andeute, Dapn 
fahre ich 8, 119, wo ich zuerst auf das Italienische komme, also 
fort. „‚In den Versen der’ Alten ist er (der Wortton) kein rhythai- 
„sches Element und kann daher für sich selbst keine SyIbe zur Ar- 
„‚sis erheben. Auch die Poesie der lebenden Sprachen bietet gül- 
„tige Beweise gegen jene willkührliche Betonung. Ich will mich 

„aber auf die Italienische und Deutsche Verskunst beschränken. * 
Nun zeige ich weiter, wie die Italienischen, gleich den Deutschen 
Hendekasyllaben a 


, » », ὃ ’ 
Yon 1) m SP un A) u m , 
fimf Versicius haben, wie aber nur zwei in der Sprachö selbst 
liegende, also innere Hervorhebungen nöthig sind, um uuech di 
anderen drei Versictus, die durch nichts angedeutet sind, und 
somit den ganzen Vers, in seiner Bewegung fühlbar zu machen, 
wie dies z. B. gleich bei folgendem Verse der Fall ist:. 

. Che la sua γειὰ vinca, o paregge, 
wo die zwei natürlichen, in der Sprache liegenden Hebungen #< 
und reg hinreichen den ganzen Vers in seiner Bewegung verneh- 
men zu lassen, ohne dass wir barbarischerweise sprechen: ., 


Che la sua ferit4 vinca, 5 pardgge, 


' 


: Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc, 295 


du des Haliener die drei ersten Wörter. tonlos ausspricht,, in /e- 
ritd uur die letzte, und in vinca die erste, nicht die zweite Sylbe 
betont. Ebenso nun, fordere ich, aollen auch die Verse der 
Rümer vorgetragen werden, also 
ill; Inter .sese mägna vi brächia tölluni, 

nieht; Ἴ 
Hli inter 5εο6 πιαρτιά vi brächia töllunt, 
Das ist es, was ich in dem von Hrn. H. angeführten Aufsatz ge- 

sagt habe und genau das, was Hr. H. nunmehr selber für richtig 

hält, wenn er sagt: vielmehr muss beides (Metrum und Woriton 

verbunden werden, Schlechterdings nicht sage ich also, was mich 


Br. H. sagen lässt. Das Nichtgebrauchen von aussen hineingetra- 
' gewer Ictus, deren sich die Skandirenden bedienen, das ἰδὲ mein 


Vergleschangspunkt im den alten und neueren Sprachen. Wer 


zwei Dinge in irgend einer bestimmten Rücksicht gleich stellt, 


stellt der denn diese Dinge überhaupt gleich? Hr. H. weiss das so 


gut, wie irgend ein anderer Maun unter dem Monde, und doch 


soll er einen solchen Fehlschluss begehn? Es hiesse die Achtung 
gegen ihn ausser Augen setzen, wenn ich’s bejaite. Und wie 


Κη ich’s auf der anderen Seite yerneinen? Hr. H. wird dies 
Problem selber am besten lösen, und die Lösung, welche ihn am 
 grüsdlichsten entschuldigt, soll mir die liebste sein. ' 


„Nimmt man,“ sagt Hr. H. weiter, „diesen Versen (den 
„Hendekasyllaben der Italiener) den Reim, so sind sie nichts an- 
„ders .als die Saturnischen Verse der Lateinischen Dichter. «τὸ 
Wohl! bier sind zwei Verse aus Guarini’s Pastor fido, die keinen 
Reim haben: | 


"Chi ben commincia, ha la metä dell opra; 
Ne si commincia ben, se non dal Cielo,. 


Das sind eilfeylbige Verse, nach unserer Art zu reden, mit fünf 
 ktus Nu vergleiche. man mit ihnen den Saturnischen Vers 


Dabunt malum Metelli Naevio poötae. 


Er hat seine richtigen dreizehn Sylben und seine richtigen sechs. 
Pius, und ist, wie Hr. H, sagt „versibus asynartelis fortasse 
madnumerandus“, während die Heudekasyllaben der Italiener 
mit dem Asynarteten ganz gewiss nichts zu schaffen haben. Ich 
bemühe mich Hrn. H. zu entschuldigen und sage: Hr. H. meinte 
ner, die Hendekasyllaben ohne Reim sein rohe Rhythmen, wie es 
die Saturnischen Verse auch waren. Aber bedarf’s dazu der Mit. 
theilung und- Besprechung von neun Saturnischen Versen? Und 
was beweisen diese Saturnischen Verse und ihre Bohheit und die 
Geschichte der: Römischen Verskunst gegen mich, selbst in dem 
Fell, dass ich gesagt hätte, was ich nicht gesagt habe, sondern 


& 
κ᾽ 


! 


206 Ueber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 
"mich nur Hr. H. sagen lässt? Was beweist das Alles gegen mich? 
So vielich sehe, ist Hın, H,s Sohlussfolge diese: ᾿ 


1. Italienische Hendekasyllaben ohne Reim sind Saturnische 
Verse. τ᾿ 
Saturnische Verse sind rohe Verse. 


Also sind die Italienischen Hendekasyllaben rohe Verse. 
U. Wer wohlgebildete Verse der Griechen und Lateiner wie 
rohe Italienische Hendekasyllaben und Saturnische Verse 
vorträgt, der irrt gänzlich. 
Dies thut aber Hr. Gotthold. 


Also irrt Hr. Gotthold gänzlich, 

Ich will den ersten Schluss unangegriffen lassen, obschon er 
leicht umzuwerfen ist, und leugne nur die maior des zweiten. 
Schlusses. Warum soll ich denn einen ganz roh erfundenen Tanz 
und den aller kunstreichsten nicht nach denselben Grundgesetzen 
aufführen? Warum soll ich nicht eine rohe Musik nach denselben 
Grundgesetzen wie die kunstreichste, und warum nicht den ro- 
hesten Vers nach denselben ‚Grundgesetzen wie:den allerkunst- 
reichsten vortragen? — So schliesst ein Mann, wie Hr. H,, nicht, 
und ich leg’ es ihm nicht zur Last; aber so wenig ich begreife, 
wie er mich sagen lassen kann, was ich nicht gesagt habe, se 
wenig begreife ich auch, was für eine Beweiskraft u gegen mich 
geführte Beweis enthalten könne, | 


Wenn Hr, H. weiter schreibt, der Saturnische 2 ers habe 
sich ohne bestimmte Prosodie, ohne gesetzmässige Elision, bloss | 
nach dem Klange der Worte gerichtet, so drückt .ex sich zwar 
nicht ganz bestimmt aus, doch ergiebt sich aus dem Zusammen- 
‚ hange und Hro. H.s Ansichten überhaupt, dass unter dem Klange 
der Worte die prosaische Wortbetonung zu verstehn sei. Hrn. H.s 
Meinung ist also, wie die vorhomerischen Griechen, so hätte auch 
das frühere Latium seine Verse nitht nach der Quantität, sondern 
nach dem Wortaccente gemacht. Ich aber bin der festen Ueber- 
zeugung, dass Griechen und Lateiner niemals Verse nach dem 
Wortaccente gemacht, sondern sich stets der Sylben. Quantität | 
dazu bedient haben, wenn gleich diese Quantität Anfangs unbe- 
stimmter war als in späterer Zeit, wie sich dies bei den Lateinem | 
nicht bloss in den Versen eines Livins Andronicus sondern auch 
in den Komödien des Plautus und Terentius zeigt. Kurz das 
rhythmische Princip der Horaze und der Virgile war auch das 
Princip der ersten und rohesten Dorfsänger Latiums. Auch bei 
Horaz und Virgil finden sich Hiatus statt der Elisionen und ‚ver- 
Jälgerte Endaylben, die an sich nur Kürzeu sind, aber freilich 
mit Maass uud Ziel und meistens wohl aus bestimmter Absicht, 
während das ungebildete Ohr wenig Anstoss daran fand. 

᾿ Betrachten wir den Saturnischen ven; 80 zeigt er uns fol- 


δ κε 


f 


Weber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 297 


, das man nach Einzelfüssen, nicht nach Dipodien 
messen hat, was auch vom älteren Senar der Lateiner gilt: 
ὲ ᾿ ͵ , ͵ ’ ἢ N 

I.U—- m. —- s1—d -ὐ —U 

Q, vu vos vuV vo Tuuy vuu vu 

ß, Yu WO u υ τ. Wu ῳ ὦ σὴν 

4. Yu «ῖῆ“Φῳ“ῳῳῳ ἢ .ῳῴς rd u 


wobei sich fast van selbst versteht, dass beide Hälften statt der 
Kürze auch einen Pyrrhichius zum Schluss haben konnten. Nir- 
gend findet sich hier ein Wortiambus oder Wortpyrrhichius statt 


‚ des Trochäus, nirgend ein bloss nach dem Wortaccent gemachter. ἡ 
, Vers, wie folgender sein würde; 


Ei hörum mihi vöca famullmque simul, 


Erst im Mittelalter, als das Ohr die feineren Unterschiede der 
in nicht mehr beachtete, und in neuerer Zeit machte man 
erse nach dem Wortaccente, wig | τς 
Mihi est propositum‘ 
In taberna mdri, 


_ Dagegen finden wir im Saturnischen Verse die Längen, sie mögen 


im’ den Wortaccent haben oder nicht, unbedenklich als Vershe- 


 Inmgen (Arses) gebraucht. So in dabünt malım M., in pirım 
' mihl, in quandoö dies, Ist nicht überhaupt die Sylbenquantität 


(ich meine jene alterthümliche, aber immer Quantität) ist sie nicht 
ganz genau beobachtet? ja entsprechen nicht Verse, wie folgender: 


᾿ Quandd dies αὐἀνέμέεε, φμέπι profäta Mörta est 


dem strengsten Gesetz der gebildetern Verskunst ? 

. "Fragt man aber, warum denn der Saturnische Vers doch so 
viel Rücksicht auf den Wortaccent nehme, ‚und namentlich am 
Sehluss der beiden Hälften, so ist die Antwort: weil auch alle 
übsigen Lateinischen Verse selbst des goldenen und silbernen Alters 
diese Rücksicht nahmen und nehmen mussten. Der Hexameter 
lässt, mit geringen und absichtlichen Ausnahmen, im fünften und 

en Fusse stets Vers- und Wortaccent zusammenfallen, der 
Senar in den mittleren Füssen. Der Grund davon ist nicht fern 
zw suchen: er liegt in der ursprünglichen Unbestimmtheit der La- _ 
teinischen Quantität in sofern diese auf Position beruht, und in 
des zu zahlreichen Längen. Folgender Senar hat fünf Spondeen 
and nur einen Iambus, und diesen noch dazu am Ende, wo er 
nicht fehlen darf: | | 


Quando et formösos δαέρε inveni pessimos, 


Wasikann man mit zehn Längen anfangen, wenn ihr Rhythmus 
nicht dureh irgend etwas angedeutet wird? In lyrischen Versen 
kann die musikalische Komposition nachhelfen, und in diesen fin- 


286. - Ueber Heim Prof, 'G. Hermann’s Eelire ete.' | 


deu wir dedher'auch:bei den Lateinern weniger Rücksicht auf dm 
Accent genommen; der für. die blosse Recitation bestimmte Vers 
aber bedarf noch einer ausdrücklichen Andeutung des Vortrages, 
wenn diege- nicht schon im Wechsel der Längen und Kürzen liegt. 
Hieraus leuchtet oun.ein, ‚warum auch der Saturuische Vers der 
Andeutung des, Vortrages durch den Wortaccent bedarf. 
Da πμῃ keine nach Wortaccenten gemachien Verse der Römer 

vorhanden sind, da ferner kein Zeugniss der Alten von Versen 
dieser Art vorhanden ist, und da uns endlich auch nichts zur An: 
nahme solcher: Verse zwingt, so kann ich Hrn. H.s Behauptung, 
dass die ältesten Griechen and Römer ihre Verse nach dem Wort. 
. sccente gemacht haben, so vwrenig beitreten, dass ich vielmehr die 
‚entgegengesetzte Ansicht für völlig erwiesen halte. Die gelehrte 
Welt aber mag seine Gründe und meine Gegengründe in die Wage 
legen und. dann entscheiden, | 

"Die acht von Hrn. Ἢ. emendirten Verse des Livius Andronicus | 
gehn mich und meine Theorie des Vortrages der antiken Verse 
zwar wenig oder gar nichts an; da aber gegenwärtiger Aufsatz 
mehr wissenschaftlich als polemisch ist, so sei mir vergönnt auch 
über sie ein Wort zu sagen. Mehrere dieser Verse mögen aller- 
dings durch Hrn. H. gewonnen haben: alle nicht. Ich will abes 
‘nur von Einem sprechen, an welchem ich meine Behauptung 
glaube bewähren zu können. Es jst dieser; 
| partim. errant nequinins in Gratciam redire, 
d.h: mach Füssen gemessen δ 

τ partim: Er |rant ne | quinänt | in ἢ Gradci | dm red | ira. 
Der Vers ist aus Festus entiehnt, welcher so schreibt: „Negki- 
nont pro nequeunt, ut splinunt et ferinunt pro solent et feriuns 
dicebant antiqui, Livius in Odyssia: Partim errant neque nunc 
Grasciam redire,“.,wo also natürlich neguinunt oder negienent 
mach älterer Emendation zu lesen. Mir schien der Vers, als ich 
, ha vor Jahren in ἤτω. H.s Elementis. Dockrinae metricae, wa er 

als verstümmelt geliefert, wird, so lass . | ἌΝ 


'',. partim errant, nequinunt Gratciam redire, 


vollständig und von Hra. H. unriehtig gemessen zu sein. Jetzt 
hat ihn derselbe durch ein eingeschobenes ἐπ zwar vervollständi 
aber immer noch unrichtig gemessen. Was nun zuvörderst 
Einschiebung des iz anlangt, so scheint es mir immer bedenklich 
aus siner besseren Messung durch Emendation eine schlechtere 
hervorzubringen. Besser aber ist auf jeden Fall der Einsehmitt ip 
nequinunt || Graeciam als in neguinunt in || Graeciam. Sodann 
wird ein unwissender Abschreiber zwar seia in, wo es bei Län- 
 dernamen fehlt, binzusetzen, aber-es nicht leicht weglasaert, weeıkt 
er es findet, so dass man sich selbst, wenn ein solches in als Les- 
αἴ augogeben würde, gegen seine Aufnalune sträuben musste: 


N 


a 


u 


Ueber Herrn-Prof. G. Hermann's Lehre ec 3090. 


Sollte-wider-Verhoffen Jemand die Canstruction Grasciam redira, 
bedenklich finden, so sei er auf Corte zu Sallusts ἡ VII, ὃ ver-. 
wiesen. Denn obschon viele Stellen, dje man sonst für jene Con-, 
struction geltend machte, jetzt ihre Gültigkeit dadurch verloren. 


ΠΟ haben, dass man Inseln und Halbinseln den Städten ‚gleich gesetzt 


zum andern die falsche Messung angeht, so hat Hr 
 Nequire, wie alle 


hat, so bleiben doch noch immer Länder genug übrig.. Was aber. 
ἡ die Sylben. 

rant nequi als Dak nu behandelt, während sie ein Kretikus sind. 
örter der vierten Conjugalion hahen das i von 


, Natur lang und verkürzen es nur nach der Begel: vocalis ante, 
 vocalem brevis, also freilich audio, audiam, audient, audiunt, 


aber nicht audire, audivi.n.s.w. . Ebenso neguE&o, nequkam und 
negu&unt, aber sobald auf den Vokal ein Kondenant folgt, tritt die 
ursprüngliche Länge wieder ein, also redinunt, prodinunt, obi= 
nunt, ferinunt, nequinuni, Das ΡΟΝ bestätigt. Ennius- ie 
Festas in Prodinuns : 


Prodinunt famzlei, zum kandida mind Zucent, 
Demnach behält der Vers des Livius seine alte Gestalt. | 

Partim erränt, nequinont Grateiäm redire. ὁὉ : 
Belaufig bemerke ich, — falls man mir eine @bschweifung von 


der Abschweifüng vergönnt — dass ich zegueo oder vielmehr gueo, ᾿ 


nicht mit τα, Döderlein von qui ableite, wie olog re aus οἷος 
wird, zwei Fälle, die sch noch sehr verschieden finde, da qui 
für sich allein „nicht οἷος, sondern nur ὅς, queo ausserdem ein 
Verbum ist, οἷός τε aber ein Pronomen. Aus einem Pranomen 
lässt sich leicht ein neues Pronomen bilden ‚ aber schwerlich ein 


' Verbum. Auch ist οἷός re eigentlich nur ein etwas modificirtes 


οἷος: oder was ist für ein grosser Unterschied zwischen οἷός τῷ 
ποιῆσαι und οἷος ποιῆσαι Ich halte quire für einerlei mit ἐγε. So 
sehen wir io in κίω und κιάϑω übergehn, womit auch das Dent- 
sche gehen genau zusammenhängt. Das Transitivum von queo ist 
dio oder cieo, ich mache gehen, setze in Bewegung, Auch wolle 
man die ‚gleiche und von der Regel ziemlich abweichende Conju- 


 gation von ire und guire nicht übersehen. Endlich bestätigt auch 


die Bedeutung von gzire meine Herleitung. Festus sagt, Ne- 

mi, non eunt. Und in der That heisst ire, von stalten ur 
wie im Deutschen: es geht, ἃ, h.es kann geschehn, es ist mög- 
lich, and es geht nicht, es kann nicht geschehn, es ist nicht mög- 
lich, Besgleichen i im Französischen: Ca ira, 


‚Nun zurück za Hrn. H.. Er wirft uns Deutschen vor, ΓΡ 
wär in Ansehung der Prosodie unsere Verse meistens eben so rolk 
wie die Römer machen, ‚selten mit der Kunst, wie der Graf von 
Pleten- Hallermünde. Der Graf von Platen. verdient meines Be- 
dünkens Lob, deun er arbeitet mit grosser Sorgfalt und sucht jede 
Härte zu vermeiden. Aber er verhält sich zu Voss, wie Nonnug 


-- 


* 


4290. Weber Herrn Prof. G. Hermann’s Lehre etc. 


sum Honıer. Homer’s Vers trachtet nicht nach möglichster Glätte; 
sondern nach dem passenden und malerischen Ausdruck der Ge-. 
danken, und ist daher eben so mannichfaltig als es die Gedanken ı 
selbst sind. Dies Passende, dies Malerische, dies Mannichfaltige 
fehlt dem Nonnus, aber er besitzt — Glätte.- Den Homegischen 
Weg schlug Voss ein, wiewohl ihm unsere Sprache, die, genau 
genommen, gar keine Hexameter im Sinne.der Alten hervorzubrin- 
gen vermag, seinem Vorbilde nur von fern zu folgen gestattete. 
Voss war ein Mann von ausserordentlich feinem Gehör und fühlte. 
in Versen, wıe folgender aus seiner Odyssa®: | 


lihaka, jesa auch nicht war jener entfloln aus der Mühsal, 


die Härten gewiss. nicht weniger als Hr. H. oder der Graf von 
Platen oder. sonst Jemand von uns, Aber selber ein ausgezeichne- 
‚ ter Dichter und ein selten erreichter Uebersetzer Griechischer und 
Römischer Dichter, hatte er begriffen, dass die Glätte des Verses 
weder die einzige noch auch die höchste Forderung, ich will 
nicht sagen an ein Gedicht, sondern auch nur an den Vers selber 
ist. Ihm schien es, erst müsse man nach dem gesunden voll- 


ständigen, poetischen und sprachlich richtigen Ausdruck der G- 


. danken, dann nach der Richtigkeit und dem Malerisch - Ausdrucks- 
vollen des Verses, und dann erst nach der Glätte desselben trach- 


ten. Er hat sich um dieDeutsche Verskunst das doppelte Verdienst 


erworben, dass er die wahren Gesetze ihrer Prosodie entwickelt 
und sie durch eigene musterhafte Beispiele erläutert bat. Das zu 
ängstliche Vermeiden jeder Härte erkannte er als unverträglich 
mit der Natur unserer Sprache, und man würde sehr wohl gethan 
haben, wenn man ihm hierin treulich gefolgt wäre, und nochmal 
wohl gethan haben, wenn man sich überzeugt hätte, dass der 
Trochäus im Tripeltakt des Deutschen Hexameters vollkommen 
erlaubt ist, abschan ihn der Griechische und der Lateinische Hexa- 
aneter, der im geraden Takte gemessen wird, nicht gestatten durfte. 
Diese zwei Götzenbilder unserer heutigen Verskunst, Glätte uud 
Trochäenlosigkeit, verehrt man mit Opfern, die um Vieles das- 


jenige üherwiegen, was man durch sie erstrebt, nämlich mit Ab- 


ruch, den die Gedanken selber erleiden, mit unnatürlichem, un- 
paetischem und undeutschem Ausdrucke, und endlich mit Einför- 


migkeit und Schlaffheit der Rhythmen, wie mit Kakophonie das 


Wortklanges. 


Um auf den Grafen von Platen zurückzukommen, sa glaube _ 


ich nicht, dass wir. ihn als Muster empfehlen dürfen. Sein Vers 
besitzt grösstentheils Eurythmie und Glätte, aber es fehit ibn die 
Mannichfaltiskeit, die Kraft und .der Ausdruck des Vossischeg, 
der, wa es Voss nöthig fand, eben so glatt ist ohne deshalb schlaf 


su sein. Soll von einem allgemeinen Gebrechen der Deutschen 


Verskunst geredet werden, so finde ich meines Theils dieses. 
dem Mangel alles Malerischen. Griechen und Römer versäumt 


[ 


Ueber Herrn Prof, G.. Hermann’ı Lehre etc, 801 


keine. Gelegenheit in ihren Versen den Gedanken‘ auch durch 
Rhythmus, Accent und Klang der Wörter auszudrücken; unsere 
Dentschen Dichter haben, hievon nicht einmal eine Ahnung, und 
ὦ gereicht uns wohl nicht zum Lobe, dass Ausländer uns richti- 
ger beuriheilen als wir selbat. Man sehe =. B., was, Hr. de Va- 
!enti (in seiner Anleitung die Italienischen Verse richtig zu lesen, 
Weimar, 1825.) S. 64 f. über das Zusammenlallen der Wort- und 
Versaccente sagt, wiewohl Hr. der Valenti so gutes Deutsch 
schreibt, dass. er nur seinem Namen nach ein Ausländer zu sein 
scheint. Die Verse des Grafen, sagte ich, besässen grösstentheils 
Eurytbmie; aber ea finden sich doch auch übelgegliederte darun- 
ter, wie folgende: 


—u. u — u w —— u .ψ «-- Ψ“ι 1) ΞΕ ΨῚ 
Frühe | das Sieuer | zu drehen | gelernt | und | die Ruder | 


zu schlagen. ς 


u —— ω νὰ —— w «Ψ — ἀρ + 
Her anschwimmen! | es liebt sie | der Esser | im reichen ἢ 


Neapel, 


Er fürchtet Fleinen | neid’schen | Zeind u, | keinen tück’schen [τ 


- 


Spötter. 


von denen der letzte sechs Worttrochäen enthält und daneben die 


Kakophonie: neid’schen, tück’schen Spötter. 
Die den Alarich beweinen, | ihres | Wolkes | besten | Todten. 


Doch | hoffe | keiner | ohne | tiefes | Denken, 
wo ausserdem noch die übermässige Schwäche des Rhythmus der 
Gedankentiefe widerspricht. 

Wenn ferner Hr. H. behauptet, es sei der natürliche Gang 
der Sprachen, dass sie vom Rhythmus des Wortaccentes sum 
Rhythmus der Sylbenquantität übergehn, und .dieser würde auch 
im, Deutschen statt gefunden haben, wenn sich eine andere Mund- 
art ausgebildet und die alte Fülle der sonoren :Vokale erhalten 
hätte, so kann ich ihm auch hierin nicht beistimmen, da Theorie 
und Erfahrung gegen ihn sprechen. Im Allgemeinen ist es ja viel- 
mehr natürlich, dass ein Volk das rhythmische Princip seiner 
δ ραν bald wahrnehme und dann mit zunehmender Kultur aus- 

de, nicht aber dass es zu einem anderen Princip überspringe. 
Von einzelnen Sprachen ist die Sache nicht erwiesen, und Hrn, 
unerwiesene Ansichten sollen, wie ich hoffe, .durch meinen 
Aufsetz widerlegt sein. Wer die Griechische Sprache auch nur 


flüchtig betrachtet, muss doch bald wahrnehmen, dass sie aus _ 


42 -Veber Herrn Prof. G. Hermann’s L ehre eto. | 


bequemen Kürzen und mässigen Längen beateht, dass ai frei ist 
von jenen das Ohr betäubenden aber nicht füllenden Konsonauten- 
imassen, und dass ihr Wortaccent leicht von einer Sylbe zur an- 
deren hüpft (wie in τρίαινα, τριαίνης, τριαινῶν) und oft (näin- 
lich am Ende der Wörter) ganz verschwindet. Wer wird nun 
hier ὦ priori erwarten, dass der vorhomerische Grieche eher aus 
dem flüchtigen ünstäten und nur melodischen Wortaccente einen 
regelmässigen Rhythmus heraushörte, als aus der stätigen Sylben- 
""quantität, in der er sich ganz von selbst hörbar machte? Zeug- 
‘nisse aber von Versen ‚ die man nach dem Accent gemacht hätte, 
‘kennt das Altertum nicht. Doch es ist; ja vergönnt, die Sache 
in Beispielen näher zu prüfen. Der Anfang der Demosthenischen 
Rede gegen den Leptines lautet so: 


I Evöges δικασταὶ, | μάλιστα μὲν | εἵνεκα 
(ἕνεκα) τοῦ νομίξειν | συμφέρειν τῇ πόλει 
. λελύσϑαι τὸν νόμον. 
Br bietet der Quantität nach folgende Rhythmen dar 


δου WERE: | U PU IWW) , u N) > | 


ΜΞ EEE | Vom m mn f SP 
΄οο 


Na haben wir zwei iambische Glieder, ein daktylisch logaödisches | 
oder trochäisches, werin inan ἕνεκα liest, ein kretisches and ein 
iambenähnliches Glied. ‘Wie nahe liegt solchem Sylbenrhythmas 
der Vers? Welchen Rhyibmus bittet dagegen der Wortaccent in 
diesen 28 Sylben? Voraus bemerke ich, dass ich den Accent anf 
μέν mitzählen werde, da er sich rechtferligen lässt, dass dage- 
gan der Accent auf. τὸν wegbleiben müsse. 
RE ..0.0 0. . | ἐφ Φο ου r | er ..oe "τ Φο ἐπὰν] i 


‘ ‘ [2 ᾿ ® [4 
Φδο 0.08% 00 00 99 er Φο Φο old no ο9 


Hier sind gleich die zwei ersten Glieder und das vierte von sol- 
cher Künstlichkeit, dass das Ohr eines Kindervolkes ihre Rhyth- | 
men unmöglich auffassen kann. Trochäen, lamben und Dakty- 
len werden uufehlbar zuerst gehört, die künstlichern Rhytbmen 
werden erst später durch die höhere Lyrik ausgebildet. Die Rö- 
mer sind fast niemals über j jene einfacheren Verse ; hinausgekommen. Ä 
Wirft man mir vor, 'ich verfahre nicht ehrlich, indem ich 

mich auf Demosthenes berufe, der bereits nach versähnlichen | 
Rhythmen der Quantität trachtete, so ist es ja vergönnt aelber 
den Versuch an ganz schlichten Schriftstellern z. B. am Herodot, 
zu machen. Hier ist der Anfang desselben: 

"Hoodorov ᾿Δλικαρνηησῆος ἱστορίης ἀπόδεξις ἥδε. 

un I N u  πσσοῳ 


vi das nicht fast ein Pindarischer Vers? Man sche Pind. Olymp 
il, 6: 
εν τὶ Guumaslon τε χάριν κἂδός va τιμάσαις ξὸν, ἐν δὲ ψίλων, 


. stens Einen Actent haben’ mtssen. " Wirklich? Muss von allen . 


“ Ueber Herrn Prof. G. Hersıann’s Lehre ste. 0 
oder. in metrischen Zeichen 


—. ut) m ur) ES ΒΕ ΘΒῈ ΝῊ ΤΣ — φᾷ “-. 
Oder Olymp. X, 19, 

ἀκρόσοφον δὲ καὶ αἰχματὰν ἀφίξεσθαι. τὸ γάρ. 
in metrischen Zeichen: u ͵ 


— 1) UN ——— |) un ὦν. --- U) sms 


. Willman dagegen die erste Zeile des Herodot nach Accenten skan- 


diren, ap erhält man 20 Sylben mit 5 Accenten., Doch was ist 
in unserer Zeit unmöglich? Man beschenkt das Wort .Hoodorob 
noch mit einem zweiten Actent, und‘ Alısagvnoojog noch mit ei- 
nem zweiten und dritten, und die Sache. ist gethan. "Denn dass 
das Alterihum mit Quintilian I, 5, 31 lehrt: Est autem in omre 
voce utique acuta (syllaba), sed nunquam' plus una, das hat 
nichts zu bedeuten: die Alten überhörten die anderen Accente, 
und wir Neueren können beweisen, dass sie dagewesen sein müs- 
sen. Auch haben ja viele Deutsche Wörter zwei, drei und noch 
mehr Accente. Der Beweis dürfte etwa so lauten: Wir sehen, 
dass bei den Alten eine der drei letzten Sylben in jedem Worte 
den Accent hat. Daraus ist klar, dass jede drei Sylben .wenig- 


Sylben gelten, was von den drei letzten gilt? - Dazu kemmt,- dass 
einige Neuere ergründet haben, einige Lateinischen Wärter hatten 
den Accent auf der viertletzten Sylbe. Ich sage dies aber nicht 
gegen Hrn. H., weil ich nicht weiss, ob er auch mehrere wirkliche 


nicht etwa bloss theoretische Accente in Einem Worte bei Grie-. 


chen und Lateinern annimmt. 

Ob die Lateinische Sprache geeigneter war als die Griechi- 
sche Verse nach dem Accente za machen, möge folgende Stelle 
lehren, die ich aus der vor mir liegenden Disputation des Hrn. H. 
entlehne. Da Hr. H. den prosaischen Rhytlimus im Accente findet, 
so sind wir berechtigt, ihn bei ihm auch dort zu suchen. 

. Tertia prosae et poöticase elocutionis differentia posita est 

in numeris, | | 

; I, “οὐκ te 
vu, — N wm 


’ ᾿ ’ ’ ὔ ᾽ 
20 ἠο 08 00 90, 00 99 09, 90 90 02 90 96 on sa 96 90 69 696 de vo 
‘ 


L ΓΖ 
zo 00 20 90 ᾷ 4ὦ δ. 9Φ6Φ᾽΄-. 


Auch hier spricht Alles für die Messung nach Quantität, und ge- 
gen die Messung nach dem Accent, su dass ich ınich enthalte noch 
andere Gegengründe, an denen es mir nicht fehl, . aufzustellen. 
Lieber will ich nech meine Ansicht von dem mittheilen, was Hr. 
H.-über die Dentsche Sprache sagt, von welcher er urtheilt,. dass 
sie unier etwas veränderten Umständen ebenfalls eine auf Quanti- 


| tät, nicht auf Wortton gebaute Verskunst hätte gewinnen können, 


\ 


\ 


N 


04 Ueber Herrn Prof. G. Hermatın’s Lehre etc. j 


Die Wörter der Deutschen Sprache beschränken sich nicht, 


wie die Grieehischen und Römischen auf Eine betonte Sylbe, son- 
dern selır viele haben einen, zwei, drei und mehr Accente, wie 


folgende: Aedeweise, an, ‚ Gewaltthaten, Verstandes- 
mensch, Kinderstubengeschrei, Geschwindschreibkunst, Buch- 
händlergelegenheit, Wasserstoffgasbereitung und Wassersiof- 


gasbereitungsapparat , welches letzte Wort sogar fünf Ac- 
cente hat. ᾿ ἷ : 
Ausserdem aber dass das Deutsche weit zahlreichere Accente 
besitzt als die beiden klassischen Sprachen des Alterthums, haben 
diese Accente auch eine ganz andere Kraft, da sie nicht hin und 
herspringen und stets an den bedeutenden, nie an Ableitungs - 
‚und Biegungssyliben haften. Betrachten wir folgenden Altdeut- 
schen Eid: ER ες | 
Oba Karl then Eid, then er sin emo bruodher Ludhuwig 
gesuor, geleistit in de Ludhuwig min herro then er imo gesuor, 


vorbrighhit, ob ih inan es erwenden ne mag, imo ze follusti. 
I - 


widhar Karle ne wirdhit. 

‚ja Zeichen: u 

’ , | ’ ᾽ N ΕΝ x ' ’ 1 

ou 00 00 to 0. 40 Φ6 Φὁ9 969 da 820 00 00 08 Q 949 99 l. ... 
+ 2 ν΄... ΄ ’ ’ ’ 

Φο 09... ΘΟ 00 τ΄ 99 sn 09 | ..00 u....: u. 00 | ....: 06 | ..e.s 

[2 ’ Γ ‘. ‘ [2 ’ 

δο Φ6 so ὃὺ do θυ Be else .:.eo0 ae so N RR .... .. 9999 


Bildet sich hier nicht Alles von selbst zu Trochäen, Iamben und 
Daktylen? und herrschen diese nicht auch heut zu Tage in unse- 
ren Gedichten wie in unserer Prosa? Welche Wahrscheinlichkeit 
ist unter solchen Umständen wohl vorhanden, dass unsere Mut- 


tersprache jemals zu einer Sylbenmessung nach der Quantität 


hätte übergehn können ? Das aber dürfte’ sich beiläufig ergeben, 
dass gerade die Betonung der Hauptsylben die Ursach ist, wes- 
halb wir so viele tonlose Sylben theils abgeschwächt 1heils ganz 
. verloren haben. ἡ. 

Da Hr. H. ausser der Deutschen auch der „andern neueren 
Sprachen, .die sich mit dem Reime helfen ‚““ gedenkt, so will ich 
nur daran erinnern, dass das Italienische und Spanische in-der 
That reich an „sonoren Vokalen‘“ ist, und dass gleichwohl die 
Versuche, die antiken Metra in diese Sprachen einzuführen,. miss- 
glückt sind, hauptsächlich wohl, weil auch hier der Accent 
ziemlich fest an bestimmten Sylben haftet und so das quantitative 
Sylbenverhältniss unterdrückt. ne 


Endlich sagt Hr. H., beides (Accent und Quantität) müsse 
im Vortrage der Verse verbunden werden, und dies sei auchgar 
nicht schwer, .sobald man die Verse nach rhythmischen Reihen, 


und nicht wie.die Schulknaben nach Füssen liest. — Dass die 


Lehre von der Verbindung der Sylbenguantität und des Wortae- 
centes im Vortrage der Griechischen und Lateinischen Verse sell 


! 


ze ---- πΠΠέΣάῆσὶπ πσπτΠέο;π΄Π ΤῸ, 


Veber Herrn Prof. G. Hermann's Lehre etc, 505 
dreissig Jahren 66 meinige ist, Hr. H. dagegen bisher gelehrt hat, 


der Vers müsse nach der Quantität, die Prosa nach dem Accente 
gelesen werden, und dass er jetzt zuerst meirfe Ansicht auch za 
der seinigen macht, das habe ich schon oben angeführt. Da je- 
doch Hr. H. dies in einem Tone sagt, als sei es immer seine An- 
sicht gewesen, und +eine frühere nicht zurücknimmt, wie er sie’ 
denn auch beim Abdruck der Disputatio de differentia etc. noch 
als richtig angesehen hat, so vermuthe ich aus Hochachtung für 
Hrn. H,, dass er unter der Verbindung des Wortaccentes mit der 
Quantität etwas anderes verstehe als ich, und diese meine Ver- 
muthung wird fast zur Gewissheit erhoben durch Hrn. H.s Zusatz, 
die Verbindung der Accente und der Quantität sei auch gar nicht 
schwer, sobald man nur die Verse nach rliythmischen Reihen lese, 
Ich habe selber einige Hundert Schulknaben, falls Hr. H. auch 
Primäner eines Gymnasiums darunter versteht, nach rhythmischen 
Reihen (ja noch naturgemässer, nämlich nach dem Sinne), nicht 
nach Versfüssen, lesen hören, und unter Männern, zumal Ge- 
Ichrten, dürfte es wohl überall wenige so rohe geben, dass sig 
'nach Eiissen skandirten, aber Allen wird der richtige Vortrag 
sehr schwer und wird von Vielen gar nicht erreicht; ja genau ge-+ 
sagt, habe ich nur unter meinen Schülern einige, und zwar nur 
in Hexametern, Pentametern, iambischen Trimetern und Horazi- 
schen Strophen überwinden sehn. Die Uebrigen lasen und lesen 
nach rbyfhmischen Reihen und skandiren doch, wenn man unter 
Skandiren den Vortrag versteht, welcher den Versictas auch da 
hören lässt, wo er nicht mit dem Wortton zusammenfällt.. Ger- 
hard Iohann Voss, Isaak Voss, Bentley, Valckenaer, Klopstock, 
Wieland, ja die Alten selbst hielten den richtigen Vortrag für 
schwer. Wieland (im zweiten Theil seiner Uebersetzung der Ho« 
‚razischen Briefe 8. 271.) schreibt: „Ich weiss nicht, ob irgend 
„an Gelehrter lebt, für dessen. Ohr die Verse des Plautus und Te- 
„renz wirklich Verse sind; ich meines Orts bekenne, dass meins 
„Ohren nicht dazu organisirt sind, Iamben, wo der Poet, so oft 
„er will, und in jeder Zeile wenigstens drei- bis viermal einen 
„Spondeus, Dactylus, Anapaest, Tribrachys für einen lambus 
„brauchen darf, und wo eine Zeile bald aus 8 oder 12, bald aus 
„18, 20, 22 und mehr Sylben (diejenigen, die zusammengezogen 
werden, nicht gerechnet) bestehen kann*), — von Prose zu 
„unterscheiden,“ — Und Priscian (zu Anfange seines Aufsatzes 


*) Man sieht wohl, dass Wieland sich nicht darauf einlässt, Dimeter; 
eter und Tetrameter zu unterscheiden. Denn weder kann ein Trime- 
sich in 8 Sylben zusammenziehen noch zu 22 Sylben ausdehnen. Die 
Pucawiengkeit beim Vorträge der Verse des Plautus und Terenz’liegt 
ohl darin, dass sehr oft zwei nnd drei Sylben nur für eine gelten, ganz 
e bei den italienern, mit deren Versen, so schön sie auch für das Ohr 
85 Italieners sind, der Deutsche dennoch zu ringen hat. Hier ist ein 
Archiv f. Philol. u. Pädag. Bd. Τί. Hft.2. 20 i 


[ 


206 Ueber Herrn Prof. 6. Hermann’s Lehre eto. 
‚de. Metris Terentii) sagt: „Miror qullpdam vel gdnegare, esse in 


„ Terentii comoediis metra, vel ea quasi arcana quaedam et ab 
„omnibus-doctis semota, sibi solis ease cogrita confirmare.““ So 
die Alten, und so die Neueren.. Und wie viele Gelehrte, selbst 
Philologen, können denn die Verse des Plautus und Texenz auch 
nur skandiren, geschweige denn kunstmässig vortragen, wie ein. 
Römer sie vortrug? Folgender Vers. aus u Trinunmmus 
nicht zu den schwierigen: 


"Homo ego sum, homo tu es: ita me amabit Tuppiter. 


_ Und doch, wie Viele werden einen richtigen Vers darin erkennen, 
selbst wenn man ihnen denselben in der Weise der Alten vorträgt? 
Sie wollen ihn skandirt: | | 
| Hom’ ego | #’, homo. ἢ τ᾽ es: μα | m’amd | it Lip | piter. 

Dies Ungeheuer hat freilich sechs hi aber, wie von einem 
Ungeheuer zu erwarten steht, weder Sinn noch Menschenverstand, 
und noch weniger Lateinische Wortbetonung. Schwieriger als 
dieser Senar sind folgende Verse: 


Mordüces dliter diffugiunt sollieitiidings, ἨΣ 
Nequidgyam V eneris praesidio [erox. 
Phrygium nemus citdto cüpide pede ieligit, 
Fdmuli sdlent, ad Idae ietuli nemora pedem, 
Bevxavo. ἀπέδεσϑαί φησί μου τοὺς δακτύλους. 
οὖ Ἡρφάκλειρ, τουτὶ τί ποτὶ ἐστὶ ϑηρίον : 
τίς ἡπτέρωσις; τίς 6 τρύπος τῆς τριλοφίας ; En ἢ 
' οὐλομένην, ἣ ῇ unge ᾿Δχαιοῖς days ἔϑηκεν. 
“ ἁζόμενοι Διὸς υἷον ἑκηβόλον ᾿Απόλλωνα. 
Ber Schwierigkeiten der Gedichte Pindars und der tragischen 
Chöre will ich nicht einmal gedenken. Uebrigens muss voraus 
gesetzt werdehi, dass, wer obige Verse nach der Weise der Alten 
vortragen will, auch die fehlerhafte Aussprache ablege. Denn 
wer ἐξ und ci wie zö, nicht wie ἐΐ und ki apsspricht, muss we- 
. nigstens die Lateinischen Verse verderben, Sollikitudines ist 80 


ει 
— vu u gemessen, Sollizitudines aber ru, wo- 


durch das Versmaass Agelart wird, 


_ Vers des Plautus (Asinar. 1, 1, v. 52.), der viermal dreisyibige Fünes statt 

der Jamben hat, und viermal” zwei Sylben für eine rechnet. 

| Arguo ego me id facere studeo: volo amari. a, meis, | 

Es begreift sich, dass Verse der Art dem, der das Handwerk. nicht ver- 

. steht, schwer sein müssen. Dieser Vers aber, sobald man 'sich nur des 

richtigen Vortrags befleissigt, ἃ, h. Sylbeuquahtität and oe geschickt 
verbindet ; 5 gehört nicht eben σὰ den schweren. Gostholl. 


j 


! 
[ 
| 


Nachbildung einex Ekloge des Virgit etc: 307 
‚ Vorstehenden Aufsatz habg ich in der ersten Hälfte des März 
geschrieben ; seitdem hat er bis zum August unberührt gelegen. 
Im August aber habe ich ibn 'durchgesehn und einige Stellen ge- 
strichen, andere mit solchen Worten vertauscht, von denen ich 
mehr hoffen darf, Hr. H. werde sie mir nicht übel deuten. Sollte 
ihm gleichwohl in dem Gesagten ein und der andere Ausdruck 
missfallen — denn ich weiss nur zu wohl, wie schwer es ist sich 
vor dem Missfälligen zu hüten, — 80 wolle er mir wenigstens 
glauben, dass ich das Gegentheil beabsichtigt habe, Freuen würde 
es mich, wenn Hr. H, auf die zwischen uns streitigen Punkte ein- 
gehn, und zwar nicht zu summarisck eirigehn wollte. Auf jeden . 

Fall würden Alterthumswissenschaft und Paedagogik dabei ge- 
wınnen. 
Königsberg F. A, Gotthold. 


| 


| Nachbildung  ’ 
einer Ekloge des Virgil und einer Idylle des 
Theokrit in Jamben. | 
Von 
Karl Gei.. 


Vorerinnerung. . | 
Es ward vor mehreren Jahrdr in einem Aufsatze der Zeit- 


' schrift: Rlieinisches Archiv, die Meinung aufgestellt, dass eigent-_ 


! 


lich nur heroischen Epopeen der stolze Gang des Hexameters, 


. idyllischen Dichtungen aber ein leichteres Versmaas anstehe, und 


ı 
} 


| 
! 


dass man auch bei Uebertragung der Poesien des Alterihums diesen 
Grundsatz befelgen möge. Obschon dagegen nicht allein die Grie- 
chen und Römer, sondern auch Neuere, und vor allen unser Alt- 
meister Yoss, 'hinlänglich erwiesen haben, ‘dass der mahlerische 
und woblklingende Hexameter zu den verschiedenartigsten Dar-. : 
steil 'paste, so dürfen doch auch, wie selbst Goethe zuge- 
steht, mancherlei Arten dieses Theils der Literatur statt haben, 
und namentlich die, welche er die parodistische (katın auch heis- 
sen paraplirastische) nennt, wo der Uebersetzer sich . Sinn und. 
Ausdruck des Originals aneignet, ohne .die. Form desselben zu 


beobachten; was durch die Franzosen, Wieland etc. gesche- 


hen ist.‘ Daher gegenwärtige zwei Proben: . 
᾿ ὑπ ; ᾿ . 20 


ı Bi ὶ =” 
„« 


408 , Nachbildung einer Ekloge des Virgil’etc. 


Tityrus. 
(Virgil’s I. Ekloge. 
Meliböus. \ 


Gelagert, Tityrus, im Buchenschirm, 
Tönst ‘Du auf leichtem Rohr den Waldgesang: 
“ Wir flieh’n der Heimath Gränz’ und holde Fluren, 
Wir unser Vaterland!!) Du singst in Ruh’ 
Dem Hain das Lob der schönen Amaryllis. 


Tityrus,. 
Ein Gott, o Freund, hat diese Ruh’ gewährt!) 
Er sey mir stets ein Gott: oft soll ein Lamm ἐδ 
Aus meiner Hürd’ ihm feuchten den Altar. 


Denn er vergönnt, dass ringsum meine Rinder 
Ich weid’ und meine Hirtenflöt’ erschallt. 
Meliböus. 

Nicht Neid, doch Staunen fühl’ ich: überall. x 
, Ras’t auf den Feldern das Getümmel; kaum 

Noch .bring’ ich Armer diese Ziegen fort: 

Zwillinge liess, der Heerde Hoffnung, erst 

Auf nacktem Fels, im Haselstrauch, die eine. 

Ach! Leichtsinn hegt’ ich wohl; denn oft gewarnt 

War ich durch Blitz, der in die Eichen fuhr, 

Oft kündet’ Unglück mir vom Baum die Krähe.°®) 

Doch Tityrus, wer ist denn jener Gott? 


Tityrus. 


Die Stadt, die Roma heisst, -o Meliböus, 
Hielt sonst ich Thor der unsern gleich, wohin 


7 


1) In dem Kampfe der Triumvirn mit Brutus und Cassias hatte die 
Stadt Cremona für Letztere Partei genommen. Deswegen wurde nach 
dem Siege des Octavius ihr Gebiet unter dessen Soldaten vertheilt, und 
da es nicht zureichte, auch noch vieles von dem Mansuanischen, wo Fir 
gil wohnte, genommen., Meliböus ist einer derjenigen, die ihre Felder 
verloren und auswandern mussten; Tityrus gehört zu den Wenigen , die 
so glücklich waren, ihr Eigenthum wieder zu erhalten. Unter Letzterem 
verstehen eini e'Ausleger den Virgil selbst, Foss u. ἃ. seinen Gutsvrerwai 
ter, weil zu ἤθε Zeit Virgil noch im Jünglingsalter war, Zieyrus aber 
ein Greis genannt wird. ER 

. 9) Der Kaiser Augustus. (Octavius) wurde von den Römern wie ein 
Halbgott verehrt. j 

8) Ein Wetterstrahl, der Bäume traf, und das Geschrei gewisser 

A ögel, waren, nach dem römischen Volksglauben, eine schlimme Vorbo- 
eutung. a ἢ 


. 


x mn 


‘Wir Hirten oft die zarten Lämmer treiben. %) 

Doch gleichen Böcklein auch und Hundchen so 

Den Aeltern; Kleines galt für Grosses mir: ͵ 

Denn über alle Städte ragt ihr Haupt, 

Wie über Schlingbaumsträuche 5) die Cypressen. 

I Meliböua. | 

Und welcher Drang bewog dich, Rom zu sehn? 
> | Tityros 

Die Freiheit, die mich spät, doch endlich, fand, 

Als weisser schon der Bart vom Messer äel. 

Ach! Freund, sie kam nach langer Zeit heran, 

Seit mein ward Amaryllis, Galatea 

Sich mir entzog; denn als mich diese hielt, 

War weder Freiheit, noch Gewinn, zu hoflen. 

Obschon manch Opfer ging aus dem Geheg’ 

Und Käse ward der eiteln Stadt gepresst, - ' 

Trug ich doch nie die Hand voll Geld nach Hause. ®) 


a Meliböus, ' 

“Mich wundert‘ es, da traurig AmaryHis | 
Den Göttern rief. Wem hing die Frucht am Baum? 
Du fehltest ihr; . Dich riefen, Tityrus, _ ‘ 
Die Pinien,? auch Quellen und Gesträuche ς 

Ä | τ  Tityraoa. Γ 

| Wa$ sollt? ich thun, der Knechtschaft los zu seyn? 

“Wo anders stand mir nah” der Götter Huld? ἡ | 

Dort, Meliböus, dort sah ich den Jüngling, 

| Dem zwölfmal jährlich unser Altar raucht; 

Er sprach auf meine Bitt’: „‚Ihr Hirten, weidet,l 

"Wie sonst, die Heerd’, und lasst die Stiere zur 


‚ Nachbildung einer Ekloge des Virgil et. 308 
r 
| 
| 
‚ 
| 


/ 


4) Die. mit Rom verglichene Stadt ist Maxtug. | 
τς δὴ Schlingbaum (Viburnum): ein Strauch, dessen Laub dem der Erle 
᾿ ähnlich ist. Er trägt weisse Blüthen und schwarze Beeren. 
un et : 

, 6) Tisyrus erscheint hier wirklich als freigelassener Knecht. Diesen 
' waren Dienerinnen beigesellt, mit welchen sie wie im ehelichen Verhältniss. 
leben darften. Die frühere Geliebte des Tityrus, Galatea, scheint keine 
gute Hauswirthin gewesen Zu seyn, desto mehr aber ist es seine gegenwär- 
üge, die schöne Amaryllis, durch deren häusliche Sorgfalt und Sparsam- 
keit es ihm elang, so viel zu erübrigen, dass er sich frei kaufen konnte 
und die Stelle eines Anfsehers über das Gut und die Heerden seines Ge- 
 bieters erhielt, | 


"ἢ Di Pinie ist ein Fichtenbaum jo südlichen Ländern, mit langen, 
feinen Nadeln und essbarer Frucht. 


Se 


810 ; Nachbildung einer Ekloge des Virgil εἰσ. 


Melib sa 8. 
Beglückter Greis! Dir bleiben Deine Fluren, 
Noch gross genug: obschon ein nackter Fels, 
Und Sumpf mit Binsen, durch die Weiden zieht, 
Schmeckt doch das trächt’ge Vieh kein böses Kraut, 
Und Seuche trifft es nicht nach der Geburt, 
Beglückter Greis! Du athmest küble Luft 
An heil’gen Quellen und am trauten Bach; _ 
Oft wiegt auch dort am grünen Nachbarzaun, ὴ 
Wo Hybla’s Biene®) saugt die Weidenblüthe, 


- Ihr leichtes Summen Dich in süssen Schlaf; 


” 
--ς 


Dort schallt vom hohen Fels der Winzer Lied, 
Indesd die Turtel von erhab’'ner Ulm, ΄ 
Und Deine Lust, des Waldes Taube, DEE 


Tityrus. 


Ja! eber soll der Hirsch am Aether weiden, 
Und Fische send’ an’s Land die wilde Flutlı, 
Eh’ trinke, fern der Heimatlı, aus dem Rhein 
Der Parther,' aus dem Tigris der German’, ?) 
Als meinem "Herzen j jenes Bild entweicht. 


Meliböus. 


Wir aber zieh’n in’s heisse Africa, 

Nach zum kretischen Oaxis, 

Ja, zu den Britten, die der Erde fremd !P). 
Ach! Werd’ ich je "das beimische Gefild, 
Das Rasendach der armen Schäferhütte, 


. Und wen’ge Halmen meiner Felder, schaun? : ᾿ 


Ach! sie besitzt ein wilder Krieger nun, 
Und jene Saaten ein Barbar:!!) so weit 
Führt Bürgerzwist! — Wem streuten wir die Saat? — 


Nun pfropfe Birnen, Meliböus! Ordne 


Weinreben! — Geht , ihr Ziegen, glücklich einst! 
Nicht mehr gelagert in begrünter Kluft, 
Werd’ ich an Fels’ und Busch euch klettern seh’n. 


8) Aybla; ein Berg in Sicilien, auf dem sich, wegen € des dort wach- 


_ senden Thymians, vortreffliche Bienenzucht fand. 


schwarzen Meeres anfän 


9) Der Tigris, als ein Fluss Armeniens, bildete die. Gränze des 
Pürklerlandes — Der Rhein: Hauptstrom Germaniens oder Deutschlands, 


10) Scyshien: im Pr mi Sinn das Nordland, so jenseits des 
— Oazxis, ein Fluss der Insel Kreta. — Die 
brittische Insel galt für eine neue Welt, weil man kein weiteres Land 
gegen Nordiwest kannte, 


11) Barbar: einer der gallischen oder are Kriegen, die den 


Römern als Hülfsvölker dienten. 


. 
up immo πα mm κα τὰ "Ὁ πὰ. αὔθ, πκ5ᾳκ τῷ. m α πῦῶτ 


a ru — BEE eg καὶ EST gig: ge eigen — ὑεμα 


x 


, Nachbildung einer fäylle des Theocrit etc. δΒΙΪ. 


Es schläft mein Lied: nicht mehr, o Ziegen, pflückt 

Ihr. dort den Blüthenklee!?) und bitt’re Weiden! 
Tityrus, 

Doch heute Nacht noch kannst du mit mir ruh’n 

Auf grünem Laub; ich habe süsses Obst, 

Kastanien auch, und wohlgepresste Mfich, 

Es rauchen fern der Hütten Giebel schon, 

Und läng’re Schatten zieh’n von dem Gebirge. 


, “ 


Der Cyklop. 
(Theocrit’s 11. Idylie.) ; 

Kein Mittel gegen Lieb’, o Nikias ‚!) | 2 
Ward in Arznei und Salbe noch bereitetz 
Gesang der Musen hilft allein; fürwahr, 
Ein Lirid’rungsbalsam unter Menschen | Doch 
Nicht jeder findet ihn: Dx kennst ihn wohl 
Als Arzt und Lieblingssobhn der Pieriden. —®) 
So schuf einst Polyphemos,®) der Cyklop, 
Der hier im Land gelebt, sich wieder Rub’, 
Als er für Galatea brannt’, und ihm 
Noch zartes Haar um Schläf und Lippen keimie, 
Doch liebt’ er nicht mit Rosen, Aepfelchen 
Und Quitten — nein! Verderblich und voll Wuth, 
Vergessen war ihm alles: oflmals kehrten 
Die Schaf allein am Abend in’s Gelteg 
Von grüner Au’; er aber härmte sich 
Um Galatea dort am Schilfgestad 
Vom frühen Morgen an, und krankte schw 
An seiner Wunde, von der mächtigen ἊΣ 
Cytbere*) Pfeil ihm tief in’s Herz geschlagen. 
Doch endlich fand er Linderung; denn hoch 
Auf einem Felsen sitzend , und zum Meer 
Den Blick gewandt, hub er zu singen an: . 
„O schöne Galatea! Du verachtest | 
Den Liebenden — Du, weiser noch als Milch, ON ν 
Zart wie ein Lamm, muthwillig wie ein Reh, 


12) Blüchennklee: der Cytisus oder Steinkle. — 

1) Nikias, ein milesischer Arzt, Freund des Theokrit. 

9) Pieriden:. Beiname der Musen, von dem ihnen geheiligten Berge 
Pieria in Macedonien. ΩΝ 

8) Polyphemos ταν εἷπος der Cyklopen (Riesen mit einem Änge auf _ 
der Stirne), die nach Homer an der Westseite Siciliens, nach der neueren | 
Sagd um den Aetna wohnten. 

. 4) Cythere: Venus, von der ihr geweihten Insel benannt. 


“΄ 


% 
. 
4 - 


ᾷ 


812 Nachbildung einer Idylle des. Theocrit etc. 


Doch herber auch, als ungereifte Trauben. 
Du nahbst, wenn mich der süsse Schlaf befällt, 
Du fliehst, wenn mich der süsse Schlaf verlässt: 
So flieht ein Schaf, den grauen Wolf erblickend. 
Ich ljehte Bich, o Mägdlein, dansals schon, 
Als Du herauf mit meiner Mutter kamst, 
Dir Hyacinthen im Gebirge dort | 
Zu pflücken, und ich Dir den ‘Weg gezeigt. 
Seit jenem Tage glüht für Dich mein Herz 
Ohn’ alle Ruh’; allein Du kehrst Dich nicht, 
Bei’m’ hohen Zeus, Du kehrst Dich nicht daran! 
Ich weiss, o schönste Nymphe, wohl, warum 
Du mir entfliehst: weil sich das Augenbraun 
Mit borst’gem Haar, von einem Ohr zum audern _ 
Auslaufend, über meine Stirne zieht, " 
Und weil ich nur eiri Auge hab’ und über 
Die Lefzen breit sich meine Nase hängt. 
Doch, wie Du mich da siehst, ich weide stets 
An tausend Schaf’, und melke mir davon 
Kostbare Milch zum Trunk ; auch fehlt, es nie 
Im Sommer, Herbst, und bei dem harten Frost 
An Käsen mir; stets sind die Körbe voll. 
Auch spiel’ ich auf der Flöte, wie umher 
Kein anderer Cyklop, und mein Gesang 
$challt oft bis in die späte Nacht von Dir, 
Du Honigapfel, und’ von meiner Liebe ! — 
Eilf Rehchen, deren Hälse schön geschmückt, 
Zieh’ ich Dir auf,’ vier kleine Bären noch: 
Komm her! Du hast es gut bei mir! O lass 
Die blaue Meereswog’ am Ufer schäumen! 
In meiner Grotte wohnst Du lieblicher  _ 
Mit mir; dort stehen Lorbern und geschlanke 
Cypressen, dunkelgrüner Epheu rankt 

Sich dart, ein Weinstock auch mit süsser Frucht; 

-, Dort fliesst ein kühler Bach zu mir herab, 
Ein recht ambros’scher Trank, vom hellen Schnee 
Des waldumrauschten Aetna hergesandt: - 
Wer wohnte lieber in des Meeres Wellen? — 
Doch schein’ ich Dir zu rauh von Ansehn’? Hier 

! Ist eich’nes Holz und in der Asche Glut!. Ὁ 

Verbrenne mir die See’, ich duld’ es — ja, 

Mein einz’ges Aug’, das mir vor allem werth! 

O warum nicht gebar mit Flossen mich 

τς Die Mutter!) In. das Wasser taucht’ ich schnell, 


N 


5) Die Mutter des Polyphem war Thoosq, eine Nereide oder Meer- 
nyınphe wie Galateg, und sein Vater Neptun. 


Ai αἱ, ἐδ er 


me nad, nn rn _ . "ἢ A αὖ. 


΄ 


Nachbildung einer Idylle des Theocrit et. 318 


Und Küsste zärtlich Dir die Hand, wofern  . 
Du mir den Mund entzögst; dann brächt’ ich Dir 
Auch Silberlilien, und mit rotben Blättern 

Den zarten Mohn zum Klatschen; jene zwar 
Blühn’ uns im Sommer, ‘der im Winter: schon, 
Und alle nicht zugleich könnt’ ich Dir bringen. 
Fürwahr! Das Schwimmen lern? ich, trautes Kind, ᾿ 
Wenn mit dem Schifi allhier ein Seemann landet, 
Um doch zu seh’n, was in der Wog’ Euch freut. 
Komm, Galatea, komm hervor! Und wenn 

Du kamst, vergiss, wie ich, der hier noch weilt, 
Dich heim zu wenden! Könntest Du mit mir 


Doch Schafe weiden, ihre Euter melken, - 

Und dann Dir pressen die gestand’ne Milch! — 

Die Mutter tadl’ ich, die am Unglück Schuld; 

Sie sprach Dir nie von mir ein freundlich ‚Wort, 

Und sah doch, wie ich täglich abgenommen: 

Ich sag’ ihr, fieb’risch klopf’es mir in Haupt | 

Und Fuss, dass sie sich grämt, wie ich mich gräme — - 
Cyklop! Cyklop! Wohin floh .Dein Verstand ὃ 
Wenn Du Dir Weidenkörbe machtest und 

Den Lämmern trügest abgeschnitt’nes Laub, 

Das wäre klüger: auf! Geniesse, was 

Du hast. und syche nicht, was Dir entiflieht! 

Es finden sich wohl and're Galateen, 

Und schön’re noch: die Mägdlein rufen mich 

Oft Abends in der Spiele Kreis, und bell 

Dann kichern sie, wenn ich genaht; fürwahr! 
Ich muss noch etwas werth im Lande seyn.“ 
Also bezwang der heissen Liebe Gram 
Einst Polyphemos, und verschaffte ich ΦΘὃ 
Die Ruhe, die man nicht mit Gold erhandelt, 


\ 


\ 


EEE EEE EBERLE EEE 


| An Gräcinus. 
(Nach Ovid. Epist. ex Ponto, I. 6.) 


War, nachdem Du gehört, was mich betraf, denn ein and’res 
Land bewohntest Du ja, trübe Dein fühlendes Herz? 
Magst Du, Gräcinus, auch selbst verfehlen und scheu’n das 
πος ἢ Geständnis, 
Doch, . wenn ich je Dich erkannt, musste voll Trauer es seyn. 
5, Nimmer zu Sitten, wie Deine, gesellt sich unfreundliche. 
| Wildheit, 


se An Gräcınus ° 
ἙΝ 


Auch verträgt sich mit ihr nimmer Dein geistiges Thuh. - 

7 Die Da zu üben gewohnt mit höchster Sorge, die freien 
Künste, sie mildern das Herz bald, und, das Störrige flieht; 
Treuer und ianiger hat sie, wie Du, kein And’rer umfangen, 

10. Wo die Pflieht.es erlaubt, oder des Krieges Geschäft. " 

‚Ich fürwahr , da zuerst mir fühlbar wurde mein Zustand, - 
(Denn dem Betäubeten war, lang die Besinnung entfloh’n,) 
Fühlet’ auch unter den Weh’n des Geschieks, wie ferne der 
j Freund ΒΟΥ, z 
Der mir ein-mächtiger $chutz wäre für künftige Zeit! 

15. Damals waren mit Dir entfernt der bekümmerten Sevle 
Trost und ein wichtiger Theil meines Gemüthes und Rathg. 
Wolle, was jetzt noch blieb, die einzige Hülfe mir spenden 
Aus der Ferne! Dein Wort labe mein sehnerndes Herz, | 
Welches (wofern Du traust dem niemals lügenden Freunde) 

20. Mehr zu den thörichten sey, als zu den schlimmen, gezählt! 
Wo mein Vergehn’ entsprang, nicht leicht und sicher zu 

se κε melden | 
Ist es, da selber die Wund’ alle Berährungen scheut: 

- Wie und warum mir jenes gescheh’n,, οὐ frage nicht weiter ! 

. Niemals dringe darauf, dass Du erfahren es willt! 6 Ὸ ΄ 
25. Was es aueh sey, man neünet es Schuld, doch übele That 
se : acht; 
Heisst den Göttlichen wohl Lästerung jegliche Schuld ? 
Darum auch ist, Gräcinus, dieHoffnung, dass noch gemildert 
Sey die Strafe, nicht ganz mir aus dem Herzen enträckt. 
Jene Göttin, da Himmlische floh’n den strafbaren Weltraum, 
80. Blieb ungeseh’n und allein noch auf dem irdischen Grund, 
᾿ Solghes geschah, dass selbst τ Fröhner, mit Bandetı ge- 
fesselt, ne 
Leb’, und glaube voni Stahl künftig die Glieder befreit ; 
Auch, dass der Seheiternde nech, wenn rings kein Land er 
| | gewahrt, ΄ ΄ 
Hebe die Arm’ empor mitten aus wegender Flat. | 
85. Manchen auch schon verliess die Kur scharfsinniger Aerzte; 
Doch mit dem schwächeren Puls sinkst die Hoflnung ihm 
: "nicht. 
Anders hennt man, die Rettung gehofft im verschlossenen 
Kerker, | 
Manche sogar, die am Kreuz haftend Gelübde gethan. . 
Jene Göttin, wie Vielen schon hat, die den Hals sich um- 
| ER schlungen _ 

40, Mit demi Strange, gewahrt sie. den beschlossenen Nord! 
Als ich selber gewagt, den Gram mit dem Schwerte zu enden, 
Fässt’ und hielt mich zurück ihre gewaltige Hand: 

„Was beginhst Du? Man heischt hicht Blnt, nur’Thränen; 
(so sprach sie;) 


- u 


\ 


Das Urtheil des Paris, , 515 
Oft derch Thrünen gebeugt ward ja der fürstliche Zorn it 


45. Darum, wenn sie auch nimmer gebührt dem, was ich ver- . 


| schuldet, | 

Bau’ ich die Hoffnmmg doch stark auf des Göttlichen Huld, ὦ 

Dass nicht schwer die Bitte mir sey, o wolle, Gräcinus, 
‘Noch zu meiriem Begehr fügen Dein heilsames Wort! 

Liegen möcht? ich verscharrt in Tomi’s sandigem Boden, - 

50. Wäre nicht kund mir schon, dass Da geloben es wirst. 

@her meidet die Tatıbe den Thurm, die Höhlen das Bergwild, 

Eher die Heerde das Weidgras, und der Taucher die Flut, 

Als sich dem alten Freund Gräcinus übel erzeiget: 

Β0 ist alles doch nicht feindlich in meinem Geschick! 


Karl Geib, 


‚Das Urtheil des Paris. 


(Nach Ovid. Heroid. XVL 68 — 88.) - 


͵ 1 
Mitten im .waldigen Thal des Ida ist ein entleg’ner | 
Ort, wo mit Tannen sich wölbt stachlichter Eichen Ge- 
| Ä büsch: | Ἢ 
ὺ Nie dort weidet das friedliche Schaf, die Klippenvertraute 
ἐὺς Geis, auch nimmer das weitmaulige, langsame Rind. _ 
δ. Schauend von dort hinab auf Dardania’s Mauern, auf hohe 
‘Burgen und Sunde des Meers, stand ich am Bapme gelehnt. 
Sieh’! da schien mir das Land bewegt von erschütterndem 
| ‚Fusstritt: 
Wahres erzähl’ ich; doch kaum wird man es halten für wahr. 


2 er ππὰὩὖῶὸ  - υσὩἱ- μεπημημ»" ασι αν 


a τ᾿ U. 


10. Schwinge getragen einher, stand vor den Augen mir jetzt. 


Durft’ ich ja sch'n: drum sey es erlaubt, das Geseh’ue zu . 


᾿ melden ! 
In des Göttlichen Hand glänzte der goldene Stab, _ 
Drei der Göttinnen auch, mit Pallas Juno, und Venug 
Hoben den niedlichen Fuss über die! Auen heran, 


= 


i = J. Ida,.ein Gebirg in Phrygien, von dem in Kreta zu unter- 
cheiden, 

ı ,.,V.5. Dardania, Troja, welches von Dardanus, dem Sohüe des 
| ἐμ. und der Elektra, erbaut wurde. 


. Merkur ist der Sohn des Jupiter und der Maja, einer der sie- _ 


.9 
ben Plejaden und Töchter des Atlas undder Pleione. Er trägt den golde- 
. nen Heroldstab, und jst in der ältern Mythologie mit Schwungsohlen, in 
der neueren mit Fussflügeln versehen. 


‘ 


8 ’ 5 
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Atlas, des Grossen, und seiner Pleione Enkel, auf leichter 


͵ 


"816 , Cerevisiae Boicae Jaudes. 


᾿ 15. Staunen ergriff mich, es sträubte das Haar ein fröstiger 
Ä Schauer; | 

: „Ferne sey Furcht! sprach Zeus fliegender Bote zu mir. 
Schönheitsrichter bist Du; den Streit der Göttinnen schlichte, 
Sagend, wer an Gestalt würdig die andern besiegt |“ 

Dass nicht Weigerung galt, ‚befahl er mit Jupiters Worten 

20. Solches, und eilet’ empor schnell zu dem Aethergestirn. 

Wieder genas mein Geist, und Kühnheit nahte mit einmal; 

“ Länger scheuet’ ich nicht, jede zu fassen in’g Aug. 
Alle doch waren sie werth des Siegs: als Richter besargt’ ich, 
Dass sie gewännen auch all’in dem begonnenen Zwist. 

25. Doch gefiel schon eine davon mir mehr, als die andern: 
Welche von ihnen es war? Jene, die Lieb’ uns erweckt. 
Gross war aller Bemüh’n um Sieg; zu bestechen das Urtheil 
Mir mit hohem Geschenk strebten die Göttlichen nun. 

Reiche versprach Zeus Gattin, und kriegerische Tugend die 


Tochter; 
80. Mächtig und tapfer zu seyn, frommt’ es? Ich zweifelte 
selbst. ᾿ 


ἦν Venus aber begann sanftlächelnd: „Es locke Dich, Paris,, 
Keine der Gaben, die nur Zweifel umringen und Furcht!. 
Wiss’! Ich schenke, was lieb Dir auch sey; der reizenden 
᾿ς  Leda 
Tochter , schöner denn sie, eile Dir selbst in den Arm,“ 
55. Sprach’s, und billig erkannt als Erste durch Gaben und 
Schönheit, 
‘ Nahm sie den siegenden Flug wieder hinauf zum Olymp. . 
ur .«K Geib, 


CGerevisiae Boicae laudes. 


Ν 


Cui tu benigno, diva Ceres, semel 
Vento per almi nectaris aequora 
. Cursum dedisti, navigare - 

Non’ alias velit is per undas, 


+ Seu temulento vortice spumeae 
Ruptis redundant montibus, et iuga 
Per laeta hacchantur, per arva 
Quae patrio rigat amıne Rhenus: 


' V, 88. Helena, die Tochter des Jupiter und der spartanischeu Pür- 
stin Leda, als die Schönste ihrer Zeit berühmt. 


m _ 


| | Ein noch ungedrucktes Gedicht von M. A; Muretus. 317 ; 
! 
| 


Seu de Falernis collibus aureo 
Bulcique manant agmine, seu tuos, 
‚O Francia, exsultant per hortos 
Ignivomis validae procellis. 


Bojos per agros Castalius sacris 
Exundat humor fontibus, Huc gents 
Adeste vatum; qui labella 
‘ Prima pio bene strinxit haustu, 
Totus calescit numine pectora | ) 
Intrante, surgunt altius altius | | 
Fluctus comarum, vena turget, 
Fatidicus. quatit horror ossa. 


Voces severo colla iugo dare 
Certant metrorum, nascitar ut maris - 
E flammea Sol clarus unda 
Ex animo geniale carmen, 


His ora vates proluit haustibus 
Baldaeus ingens, his Anemoetüi . 
Ar Impexa virtus expligavit 
Böcraticas madefacta rugas. 


En Boja pubes, spes bona patriae, 

Decus parentum, nobilis hostium | 

‘ Terror, magis magisque. crescit,. ur. 
‚Diva, tuo saturata στο; ὖ. ä 


'En. ut lacerti‘luxuriant toris nn 
Pectysque latum, vividus in genis 
Stat flos iuventae, corde regnat 
Ingenua et sine fraude virtus. 
C. Hoffmann, 


* 
* , 7) 


Ein noch ungedrucktes Gedicht 
| vo 


M, A, Mureius, 


” . t 
i x ἐνῷ τς we 


.£ 
“ 


_ Kürzlich wurde mir das Glück zu theil, das Reisetagebuch 
des Pighius, worin er von Tag zu Tage, was er in Italien an In- 
schriften und sonstigen Merkwürdigkeiten gesehen, sorgfältig ein- 
gelregen hat, benutzen zu können. Unter andern findet sich -ein 
Gedicht auf die auf deralten Villa Traians vom Cardinal Hippolytus 


! 


320 An die Gattin. 

Was den Iason trug, war ein gewaltiger Kiel. 

Tiphys war mir auch nicht Pilot, noch hat mich Agenor’s 

Sohn, wo den Weg man schifft, wo er zu meiden, gelehrt. 

enen schirmte zugleich mit Pallas die Herrscherin Juno: 

40. Keine der göttlichen Schaar haben mein Leben gesehützt. 
Jenem halfen auch hier die heimlichen Künste des Amor: 
Hätte doch nimmer gelernt solche die Liebe durch mich ! 
Jener kehrete heim; ich sterb’ in diesem Gefilde, . 

Wenn der beleidigte Gott schwer auf dem Zorne beharrt. 

Ab. Was ich erdulde demnach, ist härter, o treueste Gattin, 
Als was jener bestand aus dem Aesoner Geschlecht. 

Dich auch, die, von der Stadt abscheidend,, ich dorten als 
junges - 

Weib gelassen, hat wohl älter mein Leiden gemacht. _ 
Könnt ich — o wollten die Götter! — als solche Dich schau’n, 

und der Wange, 

‚Deiner veränderten, aufdrücken den herzlichen Kuss! 

Köunt’ ich den schmächtigen Leib mit liebendem Arm Dir 
umwinden, 

., Und mit den Worten: ‚So dünn macht’ ihn die Sorge für 

mich ! “© 

Weinend der Weinenden jetzt erzählen die eigene Mühsal, 

Und, was icb nimmer gehofft, süssen μὰν μος mich er- 
freu’n, 

Drauf den Cäsarischen Göttern, zugleich mit ung Gattin, die 

᾿ς (θα 

‚Würdig, den Weihrauch strew’n, schuldend, aus dankbarer 
Hand ! ! 

Rufe. doch diesen Tag; wenn nun der Horse besänftigt, ] 

Memnon’s Mutter herauf Bad) mit dem xosigen Mund! 


K. Geib. 


Υ. 37. Mi Ihe, ein sehr geschickter Stenermann » war Lenker des 


“ Argonantehschi 


V. 38. Kadmus, der Sohn des phönicischen Königs wen schiffte 
den damals noch unbekannten Weg von Asien nach Griechenland, um 
seine nr Schwester Europa zu suchen. 
89-42. Junb und Pallas beschützten die Unternehmung des 

Jason, "und Medea, die Tochter des kolchischen Fürsten Aeetes, half ihm, 
durch Amor’s Künste,.d. h;: durch Liebe zu ihm, bewogen. Ovid spielt 
zugleich auf sein Gedicht: Die. Kunst zu lieben, an, welches an seinemt 
Unglück Schuld war. 

V.58.. Die Tagesgöttin Aurora war die Mutter dos ne Fäl- 
sten Memnonı 


t 


ΝΒ. Den Herren Interessenten der Jahrbücher diene hiermit zur 
‚Nachricht, dass der 7te Heft derselben bereits versandt wor- 
den ist, 


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ARCHIV 


PHILOLOGIEumPEDAGOGIK. 


Herausgegeben 
von 


Dr. Gottfried Seebode,. 
 M. Johann Christian Jahn 


‚und 


ze 


Prof. Reinhold Klotz. 


Zweiter Band. Drittes Heft. 


Leipzig, 
Druck und Verlag von B. 6. Teubner. 


1833 


J AHRBÜCHER 


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' PHILOLOGIEumP EDAGOGIK, 
} oder 
' Kritische Bibliothek 
᾿ für das 
ΒΡΆΒΕ. uhd Unterrichtswesen. 


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In Verbindung mit einem Verein von Gelehrten 
herausgegeben | 


τ Dr. @ottfried Seebode, 
» ΜΙ. Johann Christian Jahn 
j | und 


Prof. Beinhold Klotz. 


ER 


Dritier Jahrgang. 
Zweiter Supplementband. Drittes Heft. ! 


| Leipzig, 
τ Druck und Verlag von B. G. Teubner. 


1 8 8 83. 


or 


, 


δ . 
Studien über Cicero, 


dargelegt in einer Nachlese zu der Orellischen 
Ausgabe desselben. 


ἰ — 
Vorwort 


Ei. gewichtiger Kunstrichter sagt, dass die Menge selbst der 


‚besten Handschriften, und die sorgfältigste Vergleichung der ver- 


schiedenen Lesarten keinen sonderlichen Einflass auf die Vorzüge 
einer Ausgabe haben, wo nicht Scharfsinn, Urtheilskraft, Kunde 
des Alterthums und eine vollkommene Sprachkenntoiss hinzukom- 
men, sg Warner mir diese Bedingnisse in dem Grade.erfüllt 
zu haben, Qass ich die Stunden, welche ich, unter seiner Anlei- 


tung, auf das Studiam des Cicero verwendet habe, zu den frohe- ᾿ 


΄, sten meines Lebens rechne. Er hat, den Forderungen der Kritik 


gemäss, unzählige verdorbene Stellen wieder hergestellt, andere 
80 weit gebracht, dass zu ihrer völligen Wiederherstellung mehr 
Glück als Einsicht zu gehören scheint. Widrigenfalls hätte ich, 
derich meiner geringen Kräfte mir bewusst bin, so viele Ashren 
nach Orelli’s gesegneter Erndte nicht lesen können. Ich habe 
zwar die Nachlese möglichst frei von Spreu zu halten gesucht, 
aber da ein Orelli sie nicht ganz vermieden hat, wie hätte ich sie 
vermeiden sollen? Denn für Spreu halte ich fast alle die von ibm 
in den Text aufgenommenen Konjekturen Madvigs. Wie mögen 


sie aber zu der unverdienten Ehre gelangt sein, in den Text auf-- 


genommen zu werden? Es ist wider besser Wissen des Herausge- 
bers geschehen, es ist ihm,:bei der mühsamen Aufführung seines 
Riesenwerks gegangen, wie bei L. Chrysogonus’s rechtlosem Ver- 
fahren mit den Gütern des Sex, Roscius Amerinus dem L. Sulla, 
von welchem Cicero sagt, es sei kein Wunder, wenn er manthes 
nicht bemerke, zumal da so Viele seine Geschäfte aufpassen, und 
auf die Gelegenheit lauern, damit sie, sobald er den Blick weg- 
wendet, so etwas unternehmen können. Ermuthiget durch sein 
gelungenes Unternehmen trat Madvig mit einer Ausgabe von zwölf 
auserlesenen Reden Cicero’s hervor, deren Lesart, nach seinem 


Vorgeben, δῷ 600, schreibe sechs hundert Stellen, und darüber, 


“Ὁ 


“ 


338 Studien über Cicero, 


von der Orellischen Ausgabe der Werke Cicero’s abweicht. Fährt 
er so fort, kommen am Ende hundert tausend Abweichungen her- 
aus. Das ist mehr, als irgend ein Herausgeber je geleistet hat, 
oder je leisten wird, ohne dem Verfasser Gewalt anzuthun, und 
ilın ganz unkenntlich zu ınachen. Ich glaube bemerkt zu haben, 


dass die vielen Abweichungen grösstentheils auf Missverständniss - 


beruhen, und im Grunde nichts als wabedachtsame Verirrungen 


sind. Uebrigens habe ich durch diese ,„ fast auf alle Werke | 


Cicero’s sich arstreckende Nachlese mein Scherflein beitragen wol- | 


len zu dem kritischen Anhange, womit Orelli uns noch beschen- 


' ken wird. Ich bin auf sein Kennerurtheil um desto begieriger, 


da ‚es mir tausendmal im Cicero trefllich zu Statten gekommen itt. 
Dieses Geständniss mag ihn überzeugen, dass er seine Mühe nicht 
verschwenden werde an Einem, der monitoribus asper ist. 

1. Baden. 


Ad Herennium. 


I. $ 29. Viram fortissimum, integerrimum, inimieitiaram 


persequentissimum, iniuria lacessitum, ira exsuseitatuns, homo 
timidus, nocens, conscius sui peccali, insidiosus, inimicum'in- 
columem esse noluit: cui tandem hoc mirum videbitur ? Lies: 
issidiosus inimico ἃ, i. der seinem Feinde nachstellet, ihn nicht 
im freien Felde angreifen darf, Gerade so wird der, in Rede ste- 
hende, Ulysses von Ovid geschildert. Met. 18, 104: qui elam, 
qui semper inermis Rem gerit, et “γέλα incautum decipit Jhostem. 
Derselbe verbärgt die Construction, sagend Her. 15; 22: O facies 
oculis insidiosa meis! — IV. $ 5. Num si eorum volumina pre- 
henderint antiqui oratores et poelae, et suum quisque de libris 
tuis tulerit: nihil istis, quod suum velint, relinquetur, Lies; εἰ 
suum quisque de libris zum ἐΐδ tulerit: nihil istis, quod salvım 
velint, relinquetur. D. h. und ein jeder das Seinige von denselben 
Büchern darauf hinwegnimmt; so wird Ihnen nichts, was sie auf- 
behalten, aufheben möchten, übrig bleiben. — δ. 13. Hi quum 
se, et opes suas, et copiam necessariorum nofint; tum vero ni- 
hilo minus propter propinguitatem, et omnium rerum socidtatem, 
quid in omnibus rebus popwlus Romanus posset, scire et exisli- 
mare poterant. Orelli hat et copiam eingeklammert, und neces- 
sario gegeben. Aber es steht gut mit der herkömmlichen Lesart. 
copia necessariorum bedeutet das Vermögen sich Freunde zu ver- 
schaffen, Alliirte zu erhalten. Val. Flac. I, 102; necdum dala 


copia rerum. Siehe daselbst Burmann. — $.45. Augendi capıya- 


sic: Nullius moeror et calamitas istius explere inimicitias, et n&- 


. fariam saturare erudelitatem potuit, : Lies mit einigen Handschrif- 


ten: Nullius urbis moeror. Anders kommt die αὔξησις nicht 


hervor. Denn urbs wird für die Einwohner der Stadt gesetzt, 


Studien über Cicero. ur 27 


wie bei Lucan. I, 605: illi effusam longis anfractibus urbem Cir- 
cueunt. und öfter. Br 


De Inventione 


1. 6 43. Quarta autem pärs est ex 18, quas negotüs diceba- 
mus esse attributas, consecutio, Man bessert: quae... attribuia, 
guas res, undanders. Ich möchte bichts ändern wegen der unten 
vorkommenden Wiederholung desselben. II. $ 42: Quarta autem 
pars «rat ex.jis, quas negotiis dicehamus esse attributas, conse- 
sutie, — II. 6 152. nam et indices neque quid sequantur, habi- 
turos, eiab eo, quod scriptum sit, recedant> neque, quo pacta 
allisimprobare possint, quod contra legem iudicarint. Da meh- 
rere Handschriften probare haben, so lese man: quo pacto aliis 
probro dare possint, quod etc. Gell. 7, 12: Africanus Gallo id 
guogue probro dedit, quod etc. — Sf 161. pietas, per quam 
sanguine comiunctis, patriaeque benevolis officium et diligens ti- 

' buitur cultus. Lies: benevolentis officium. Cic. Ep. ad Div. 5, 
16, 10: existimabam me officio tamen 6866 functurum benevolen-_ 
F kissimi atque amioissimi, 
| De Oratore. 
| 1. $ 28. Postero autem die, quum illi maiores natn satia 
' quiessent, etin ambulationem ventum esset, dicebat tum, Scae- 
j volam... dixisse: ΟἿΣ etc. In einigen Handschriften wird gele- 
, ὅθι: quiessent, in ambuJationem ventum ‘esse dicebat: tum etc. 
; Dadurch aber scheint der geringfügige Unsstand, dass es zu einem 
; Spesiergange gekommen war, ζᾶ sehr hervorgehoben zu werden. 
‚ Lieber streicht man, nach Ernesti’s Willen, dicebat, das keiner 
| vermissen wird, weil diese Ellipsis ganz gewöhnlich ist. — $ 85. 
«α (Menedemus) quum diceret esse quamdam prudentiam , quae 
᾿ verssretur in perspiciendis rationibus constituendarum et regenda- 
᾿ rum rerum publicarum, excitabatur homo promptus #8 homine 
| abündanti doctrina et quadam incredibili varietate rerum et copia. 
, Schätx wollte die Worte ab homine herausgeworfen wissen. Ich 
| lese: omptus ab nomine ἃ, i. rüstig, seinem Namen nach, mit. 
bin vir nominis sui, wie Severus von Spartianus genannt wird. 
Denn Charmadas kommt von χάρμη i, 6. κῇ εἰς τὸν πόλεμον προ-- 
‚ wie Aristarch es deute Auf dieselbe Weise spielt Cicero 
mi Namen des Furius II $ A, und ΠῚ $ 81'mit dem des 
| Cozax. Mehr dergleichen gibt Quintilian 6, 8, 85 fg. Die Ver- 
weehselung des nomine mit bomine gleichet der des hominis mit 
nominis, welche sich unten $ 176 in etlichen Handschriften fin- 
de, — ξ 146. Verum ego hanc vim intelligo esse in praeceptis 
ompfhus, non ut ea secuti oratores eloquentiae laudem sint adepti, 
sed quae aua sponte homines eloquentes facerent, ea quosdam ob- 
servasse atqye id egisse. Lies: atqueid exiösse*) i. 6. id, quod 


[ Siehe jedoch meine Quaest. Tull. δ. 12—15. R. Klotz] 


Η 


328 Studien über Cicero 


- 


observaverant, in vulgus emanasse. Quintilian. 5, 10, 120: Nec' 


enim artibus editis factum est, ut argumenta inveniremus; sed 
dicta sunt omnia, antequam praeciperentur: mox ea scriptöres 
observata et collecta ediderunt. — $ 157. subeundus usus omnium 
ἃ. h. der Redner darf nichts unversucht lassen, er muss alle Mittel 
versuchen, um den Sieg zu gewinnen. — $ 177. Quid? quod 
item in centumvirali iudicio certatum esse accepimus, qui Romam 


in exilium venisset, cui Romae exulare ius esset, si se ad aliguem 


quasi patronum applicavisset, intestatoque esset mortuus : nonne 
in ea causa ius epplicationis, obscurum sane et ignotum, pate- 
factum in iudicio atque illustratum est a patrono? Ich pflichte 
Müller bei, welcher glaubt, dass der Stelle Mchts zur Vollstän- 
digkeit fehle. „Wie?“ sagt Cioero, „ein Fall, worüber, dem 
Vernehmen nach, bei demselben Gerichte ist gestritten worden, 
wenn derjenige, welcher nach Rom als Exulant gekommen wäre, 
und dort als solcher gesetzlich leben könnte, sich an Einen gleich- 


sam als Patron angeschlossen hätte, und ohne Testament ge- ' 


‚storben wäre: ob nicht in dieser Sache das “wahrlich dunkle 


und unbekannte Recht einen solchen Client zu beerben (ius ap- . 


era im Gerichte vom Sachwalter hervorgezogen und ins 
icht gesetzt warden ist?“ Ich habe über diese so verstandene 
Stelle das Gutachten eines bewährten Rechtsgelehrten eingeholt, 
welches dahin ging, dass ‚die Streitfrage an dem beigebrachten 
Gesetze leicht zu erkennen wäre, — δ 193. Nam sive quem alie- 
na studia delectant, plurima est et in omni iure civili et in ponti- 
ficum libris et in'XII tabulis antignitatis effigies. Statt des aliena 
bietet eine Handschrift atica. Lies: avit@ studia i. 6. a maioribus 
celebrata. Das Beiwort rechtfertigen Cato und Longinus, be- 
rühmte Antiquarien zur Zeit der Vorfahren. Madvigs Conjectyr, 
Aeliana studia, ist darum verwerflich, weil der Name des Anti- 
quarius die Empfehlung seiner Wissenschaft überflüssig macht. — 
ᾧ 194. Ex his enim et dignitatem maxime expetendam videmus, 
guum verus, iustus atque honestus labor honoribus, praemöls, 
splendore decoratur. Henrichsen hält gegenwärtige Stelle für 
verdorben, erstens wegen der zwischen iustus und honestus ge- 
setzten Conjunction, zweitens weil quum mit dem Indicativ ver- 
bunden wird, drittens weil verus ‚Jabor keinen rechten Verstand 
habe. Aber ist denn quum eine coniunctio causalis? Ist es wahr, 
dass die Tugend immer belohnt, und das Laster immer gestraft 
wird? Nein doch! Wir brauchen uns nur, in Ansehung des ar- 
steren, auf Iason zu berufen, den Valerius Flaccus einführt tan- 
. tos flentem sine honore labores, und, in Ansehung des Letzteren, 
‚auf das alte Sprichwort, dat veniam corvis, vexat censura Co- 
lumbas, wozu die Römische Gerichtsverwaltung Belege in Merige 


darbietet. verus labor ist solidus (wirklich), So hat der Ver 


fasser des Trauerspiels Octavia v. 291 gesägt: era priorum vir- 
tus quondam Romana fuit, verumque genus Martis in illis san- 


΄ 


-»» ὍΠΗΡ ΠΕ 


-Ἔ 


— ταῖν ------------ .«:αὧ΄΄--- π -- ----- -- 


Studien über Ciceru, 329 


guisque viri. Für atque spricht der Umstand, dass Cicero, 
durch Auslassung der Conjunction, einförmig geworden wäre, 
Denn es folgen unmittelbar darauf die drei unverbundenen Sub- 


stantiva honoribus, praemiis, splendore. — ὃ 198. multique - 


praeterea, qui, quum ingenio sibi auctore dignitatem peperissent, 
perfecerunt, ut in respondendo iure, auctoritate plus etidm; 
quam ipso ingenio, valerent, Lies: quum ingenio sibi azctiorem 
dignitatem peperissent. Livius hat auctiorem amplioremque maie- 
statem.gesagt 4, 2.— $ 215. Neque vero... hic diserlus atque 
eloquens, si est idem in procuratione civitatis egregius, aliquam 
scientiam dicendi copia est consecutus. Lies: aliqua 1. e. aliquo 
modo. In diesem Verstande hat Terenz das Wort an mehreren 
Stellen gebraucht. — $ 249. Cui nostrum non: licet fundos no- 
stros obire, aut yes rusticas vel fructus causa, vel delectationis, 
invisere ὃ tamen nemo tam sine oculis, tam sine mente vivit, ut 


quid sit sementis ac messis, quid arborum putatio ac vitium, quo 


tempore anni, aut quo modo ea fiant, omnino nesciat. Lies: Οὐ 
nostrum non libet.' ‚Wer von uns,‘ sagt Antonius, „die wir'uns 
der Landwirthsehaft nicht befleissiget haben, mag nicht unsere 
Güter bereisen, und der Landwirthschaft entweder des Nutzens 
oder des Vergnügens halber zusehen? So kurzsichtig, so’ vers 
standlos ist doch Keiner, dass er gar nicht wissen sollte, was Saat 
und Erndte, was Beschneidung der Bäume und der Reben sei, zu 
welcher Jahreszeit oder auf welche Art sie vorgenommen wer- 
den.“ Diese Lust zum Landleben suchten die Geschäftsinänner 
Roms in den Ferien zu befriedigen. Hierauf bezieht sich, was 
Horaz von Regulus sagt Od. 3, 5, 50: non aliter tamen Dimovit 
obstantis propinquos, Et populum reditus morantem, Quam si 
clientum longa negotia Diiudicata lite relingueret, Tendens Vena- 
franos in agros, Aut Locedaemonium Tarentum. licet aber und 
libet sind unzähligmal mit einander verwechselt worden. — II. 

91. Si vero eliam vitiasi aliquid est, id sumere etin eo vitiosu 

esse, nom magnum est. Lies: in eo vitio suum essei. e. ui iu- 
rs. De Fin. 4 ὃ 10: is poterit semper esse in disputando sus. 
5$ 14: Hic quoque suus est. Mehr Beispiele gibt Heinsius zu 
Ovid; Met. 3, 689 und Advers, p. 575. Quintilian aber bestätigt 
diese Verbesserung, im Gegentheile sagend 10, 2, 26: Quid ta- 
men nocet, vim Caesaris, asperitatem Caelii, diligentiam Pollionis, 
iadicium Calvi, quibusdam in locis assumere? Nam, praeter id, 
quod pradentis est, quod in quoque oplimum est, si possit, 
suum facere: tum eto. — $ 212. Nam et ex illa lenitate, qua 
conciliamur iis, qui audiunt, ad hanc vim acerrimam, qua eos- 
dem excitamus, influat oportet aliquid, et ex hac vinonnunquam 
animi aliquid inflammandum est illi lenitati. In den mehresten 
Handschriften und in den alten Ausgaben findet sich influendum 
est, ‘Wie wäre es, wenn wir läsen: aliquid influendo est illi le- 


- 


αἰαῖ! ἢ d. h. fähig zum Einfliessen, esse inflaendo wird gesagt wie 


2 Studien. über Cidero; 


Epistolae ad Brutum. 


I, 17. Pudeat concupiscere fortunam, cuius nomen suscepe- 
rit consularis, ut Ciceronis est. Man interpungire: consularis. 
ut Ciceronis .est! ἢ. e. quam. Es ist spöttisch gesagt, wie bei 
Terenz Heautont. 5, 5, 19: ut elegans est. Einer ähnlichen Iro- 
nie bedient sich Seneka, sagend Agam. 167: Quum stetit ad aras 
ore sacrifico pater, Quam nuptiale! ἢ 


Epistolae ad familiares. 


1.9, 11. Ego, siab improbis et perditis civibus rem publi- 


cam teneri viderem, sicut et meis temporibus scimus et nonnullis 
aliis accidisse, non modo praemiis, quae apud me minimum va- 
lent, sed ne periculis quidem compulsus ullis, quibus tamen mo- 
ventur etiam. fortissimi viri, ad eorum causam me adiungerem, 
ne si summa quidem eorum in me merita constarent, Wieland 
begleitet die Worte: quibus tamen moventur etiam fortissimi virl, 
mit der Anmerkung: „Die gemeine Meinung ist indessen , die ἐα- 


pfersten Männer seien gerade diejenigen, denen vor keiner Gefahr. 


grauet.“ Aber Cicero’s Urtheil wird durch Thatsachen bestätiget. 
Homer sagt Il. 7, 216, das Herz hätte in Hektor vor Angstge- 
klopft, als er in Kampf mit Ajax trat. Cicero. Tusc. Disp. 4 $49 
lässt ihn sogar toto pectore tremere, welches Jac. Baden Opust. 
Lat. p. 107 als einen Gedächtnissfehler auslegt. Aber was ist 
Hekter gegen Herkules? Von ihm sagt gleichwohl Seneka in der 
Apocolacyuthosis: Tum Herenles primo adspectu sane perturbatus 
est, ut qui eliam non omnia monstra Zimuerit. Herc. Fur. 45: 
nempe pro telis gerit, Quae Zimuis, et quae fudit. Dasselbe wie- 
derholt er Herc. Oet. 270 und 292. Die Furcht aber thut der 
Tapferkeit keinen Eintrag. Jene rührt von der Natur her, diese 
vom Verstande, dem Bezähmer der auch die tapfersten Männer 
bei dem ersten Angriff anwandelnden Furcht. Denn Epikur lehrt, 


dass Tapferkeit keine Naturgabe, sondern die Wirkung des ver- | 
nünftigen Nachdenkens über das Nützliche sei. Ich habe diese | 


Lehre wider die Phrenologen vertheidiget im Neuen Archiv für 
Philologie und Pädagogik 8, 2, 43 fg. — Il, 5, 8. Tunc mibi 
ille dixit, quod classe tu velles decedere, per fore accommodatum 
tibi, si ad illam maritimam partem provinciae navibus accessis- 
sem, Lies; illum maritimum portum: Scylax sagt: Ziön, Kv- 
μαίων ἀπορία, καὶ λιμὴν. Als einen Seehafen lernt man auch 
Sida kennen aus dem Anfange des folgenden Briefeg: Quum ille 
mihi respondisset, nihil me tibi gratius facere pdsse, quam si ad 
Sidam navigassem. Die Anzeige dieser Stellen habe ich dem Cel- 
larius zu verdanken, — V. 12, 1. Neque enim me: solum com- 
memoratio posteritatis ad spem quandam immortalitatis rapit.s sed 
etiam illa cupiditas, ut vel auctoritate testimonii tui vel indicio 
benevolentiae vel suavitate ingenii vivi perfruamur. Martyni-La- 
guna ergänzt das unvollständige Glied sed etiam illa vmpidilas 


fe 


EI ou 


Studien über Cikere. 0.988 


also: sed agit etiam illa cupiditas. Ich bleibe noch immer bei 
meiner in der Kritischen Bibliothek 1821 No. 1 8. 91 geäusserten 
Meinung, dass Cicero sedet etiam illa cupiditas geschrieben habe. 
sedere gibt eine augenscheinliche, sichtbare Begierde zu erkennen. 
Siehe Ruperti zu Juvenal. Sat. 4, 74. Die letzte Sylbe ist von der 
ersten des Worts etiam verschlungen worden. Aehnliche Ver- 
schlingungen der Sylben hat Davisius zu Caes. de bel. Gal. 8, 4 
nachgewiesen. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass sed ausge- 
lassen wird. Liv. 41, 22: Nec earum tantum civilatum, per 
quas itarus erat, satis habuit animos sibi concikare: aut legatos, 
aut litteras dimisit, petens etc. — 17, 2. quum in tui familiaris- 
sim? indicio ac periculo tuum crimen coniungeretar οἷο. Lies: 
tuum discrimen. crimen und discrimen werden in Haridsebriften 
verwechselt, wie Burmann zu Val. Flac. 1, 696 erwiesen hat. — 
VI. δ, 8. Quare ad eamr spem, quam extra ordinem de te ipso 
habemus, non solum propter dignitatem et virtutem tuam: haec 
etim ornamenta sunt tibi etiam cum aliis communia: accedunt 
tua praecipua, propter eximium ingenium summamque virtutem: 
cni, mehercules, hic, cuius in potestate sumus, multum tribait. 
Itaque ne punctum quidem temporis in ἰδία fortuna fuisses,. nisi 
etc. Ich glaube, dass dieser sinnlosen Stelle völlig geholfen ist, 


wenn man liest und interpungirt, wie folgt: Quare (ad eam 


'spem, quam extra ordinem de te habemus, non solum propter 


dignitatern et virtuten tuam: haec enim ornamenta sunt tibi etiam 
cum aliis communia, accedunt tua praecipüa, propter eximium 
ingenium summamque ubertatem: cui, mehercules, hic, cuius 
in potestake sumus, multum tribuit), itaque ne punctum quidem 
temporis in ista fortuna fuisses, nisi etc. ad eam spem d. i. der 
Hoffnung gemäss, nach der Hoffnung. itaque steht, wie die 


' Lexika zeigen, auch anderwärts nach der Parenthesis, wie das 


Deutsche also oder sage ich, um den zerrissenen Zusammenhang 
wieder herzustellen. accedunt hat Ernesti richtig genommen für 


' sed etiam. summam ubertatem sagt auch Plinius, zum Lobe des 


Isaeus. Ep. 3, 8, 1: Summa est facultas, copia, ubertas. — 
IX. 6, 6. Quae igitur studia magnorum hominum sententiä vaear. 
tionem habent eandem publici muneris, 1158, concedente re publi- 
ca, cur non abutamur? Lies: vacationem habent excusarndım 
publici muneris. — XIII, 16, 1. P. Crassum ex onıni nobilitate 
adolescentem dilexi plurimum: et de eo quum ab ineunte eius 86-- 
tate bene speravissem, tum per me exisfimare coepi, lis iudiciis, 
quae de eo feceram, cognitis. Madvig bessert: tum perbene exi- 
atimare coepi, 18 iudiciis, quae de ea feceras, cognitis, Er will 
nämlich fereras in dem Sinne gesagt wissen, dass Cäsar durch 
sein Urtheil die Hoffnung des Cicero bestätiget habe. Aber in den ᾿ 
angezogenen Stellen der Commentariorum de bello Gallico hat 
Cäsar kein Urtheil über den Crassus gefällt, sondern schlechthin, 
nach seiner Gewohnheit, die Kriegsthaten desselben berichtet. 


u 


ges Gegenstück zu jenem: ut potes, honeslissime. — XVE8,% 
‚von Eoripides: Ego certe singulos eius versus singula eius testi- 


x 


331 - Studien über Cicero. 


Wenn er seiner wirklich mit Lobe gedscht hätte, «o würde Ci- 


cero, statt frostig zu sagen: perbene de eo existimare coepi, als 
ein Weltmann: magni eum aestimare, oder se was, gesagt haben. 
perbene ist unzeitig. per me ἃ. i. von selbst, ohne auf etwas an- 
deres, als mein durch die That bestätigtes Urtheil von ihn, Rück- 
sicht zu nehmen. iudicia cognita nämlich sind, eventä,- re com- 


probata. Nie Ellipsis desselben Worts ist zu gemein, als dass 


Jemand Bedenken tragen könne bene aus Obigem bei. existimare zu 
verstehen. — XIV. 4, 5. Quod religaum est, sustenta te, mea 
Terentia ut potes. Honestissime viximus, floruimus. Madrig 


will die Worte so abgetheilt wissen: ut potes, honestissime, Vixi- 
mus etc. Aber ut potes und honestissime sind durchaus unver- 
einbarlich. Eins ist etwas so gut man kann, ein anderes es’uuf 


das Beste zu machen. Wie Cicero, redet auch der Sohn 16, 21, 
A: μὲ possum, ex meis angustüs illius sustento tenuitatem. Wenn 
hier stünde: ut possum, liberalissime, so hätten wir ein würdi- 


monia puto. Einige lassen das letztre eins weg. Quintilian hat 
nichts dawider, sagend von den in die Rede eingeflochtenen Ver- 
sen, 1, 8, 12: accedit non mediocris htilitas, quum sententiüis 
eorum, velut quibusdam testimoniis, Quae proposuere conlirment. 


4 


Epistolae ad Q. Fratrem. 


I, 11,4. Lucretii po&mata, ut scribis, ita sunt: non muktis 
lumiaibus ingenii, multae tamen artis. Die Gedichte des Lukrez 
sind voll luminum ingenii, und die Bräder konnten, ds Muser- 
freunde, unmöglich das Gegentheil behaupten. non hat auch die 
Handschriften wider sich. Aber, sagt man, es ist uneutbehrlich, 
wegen des tamen, welches einen Gegensatz erfodert. Man scheint 
demnach mehr um die Worte des Briefstellers als um den Leumund 
des Dichtens besorgt zu sein. Allein die Brüder haben an keines 
Gegensatz gedacht, sondern gesagt, dass man in den, Gedichten 
des Lukrez bei vielen luminibus ingenii viele Kunst wahrnebme, 
Das tamen ist nach aussen gerichtet, und berweckt diejenigen, 
welche der Kunst allen Einfluss auf den Werth eines Gedichts ab- 


‚sprachen, und nur Genialität vom Dichter erheischten. Ein sol- 


cher Thor war Demokrit, wie Höraz bezeugt, von ihm sagend 


De Art. Paöt. 295: Ingenium misera... fortumatius arte Credit, _ 


et exsludit aanos Helicone poctas. Es gibt heutiges Tages viek 
Thoren von gleichem Schlage. — 15. 6, 2. De quo petis, ut ad 
te nihil occultans, nihil dissimulans, nihil tibi indulgeus, ger- 
mane fraterneque rescribam, id est, atrum voles, μὲ dixerimas, 
ad expediendum te, si causa sit, commorere. Lies: ü&trum ın- 
voles, ut dixerimus. Die Construction geht se: petis, ut dizer- 
mus, utrum involes, d. i. ‘dass ich sagen möge, welches von be- 
den (Gehen ader Bleiben) du ergreifen sollest. Das Bedünkerfdes 


t ex ΝΣ ἢ 
: 


-- 


— 


: Studien über Cicero. 38 ’ 
Marcus enthalten die Worte: ad expediendum te, si causa sit, 
ı cäinmorere, d. ἡ. ich sage, du sollst bleiben. Es wird nämlich 
dabei hoe dico, oder ita dico verstanden. Siehe wegen dieser 
Ellipsis Perieon zu Sanct. Minerv. 4,5, 7. Manutius hat andere 
Gedanken gehabt, als er an zwischen dixerimus und ad einschob.. 
Was den Ursprung des Fehlers anlangt , so ist die erste Sylbe des ᾿ 
Verbi von der Endsylbe des vorhergehenden Adverbii verschlun- 
gen worden. — 1014, neque laborant, quod mea conscientia co- 
perum nostrarum, quod Caesaris, quod. Pompeü gratiam tene- 
' mus, Zaborans sc. inimici nostri quod 1. 6. id.quod sc. laborat 
‚, mea conscientia copiarum nostrarum 1. e. ego Conscius copiarum 


ST πὰ Ο παψν- | | -- 


nostrarum, Diese Erklärung wird hofientlich dia Lesart von denr 
Verdachte der Verfälschung befreien. — 3. Quare suavitatis 
; equidem mostrae fruendae causa cuperem te ad id tempus venire, 
quod dixeras: sed illud malo tamen, quod putas; magis eliam. 
! illa (etenim magni aestimo me), κἐμφιλαφίέαν illam tuam et exspe- 
᾿ etalionem .debitorum tuorum,. Lies: etenim ınagni aestiıno mea, 
. d. i. denn ich setze grossen Preis auf das Meinige. Terent. Phorm. 
ı 4,1, 21: nam ego meorum solus sum meus. Horat. Epist. 1, 9,8: 
‚ timui, zaeane finxisse minora putarer. : Das a in mea ist von dem 
" Aufangsbuchstaben des folgehden Wortes verschlungen worden. ᾿" 
exspeelationem debitoram tuorum d. 1. die. gute Aussicht zur Be- 
: zahlung deiner Schulden, wenn du länger bei Cäsar verweilest. — 
II, II,3. Equidem hoc, quod melius intelligo, affırmo, mirifica 
 suavitate te villam habituram, pisciga et salientibus additis, pa- 
laestra et silva viridicata. virdicata haben die Handschriften. Lies 
. darnach: asilva sirgis sata 1, e.-plantarium, seminarium. Plin. 
Hist: Nat. 17, 18: salicem in humidis virga seri, 


” 


De Petitione Consulatus. 


| 1,8. Habes enim ea, quae novi habuerunt. Lies: quae novi 
ı haud habuerunt. Das Verbum hat die Negation verschlungen. | 


Epistolae ad Atticum, 


| 1.1, 2. von dem Candidaten der Prätur, Thermus: Nemo 
est... ex 15; qui nunc petunt, qui, si in nostrum annum reci- 
Ä derit, firmior candidetus fore videaturz propterea quod curalor 
est viae Flaminiae, quae guum erit absoluta, sane facile eum li- 
beei ϑερμὸν ciceri, consuli accuderint. Ich berene nicht die von ΄ 
‚nr in der Kritischen Bibliothek 1821 Ne.1. 8. 92 mitgetheilte 
' Konjektur: se facile eum Zaberii θερμὸν ciceri consuli accude- 
rint, D. Σ, der Mims Laberias mit seines Gleichen. Die Mimo- 
' graphen spotteten über die Begebenheiten. des Tages, wie die 
᾿ Vaudevillenschreiber es jetzt thun. Cie. Epist. ad Div. 7, 11,2: - 
Denique, -si cito te retuleris, sermo nullus erit: si diutius frustra 
abfueris, non modo Laberium ,. sed etiam sodalem nostrum Vale- 
Tim pertimesco, '12, 18, 2: Equidem sic iam obdurui, ut ludis 


N 


δ. sulatum illum nostrum, quem Curio antea ἀποϑέωσεν vocabat, # 


336 Studien über Cisero, ᾿ 
Caesaris nostri animo aequissimo viderem T. Plancum, andirem 
Laberii et Publii poömata. Nihil mihi tam deosesse scito, quam 
‘'quicum hbaec femiliariter docteque rideam. Epist. ad Att. 1, 16, 
18: Sed heus tu! videsne, consulatum illam nostrum, quem Cu- 
rio antea ἀποθϑέωσιν vocabat, si hic factus erit vappa, mimum 
futurum. 14, 3, 2: Tu, si quid πραγματικὸν habes, acribes: sin 
minus, populi änionpaclav, et mimorum dicta perscribito. Der 
Pluralis aber wird für den Singularis gesetzt, wie bei Livius 3, 
44: non enim semper Valerios Horatiosque consules fore, und 
öfter. — 6, 2: Pater nobis decessit a. d. ΠῊ Kal. Decembres. 
Dieses wird Keinem frostig vorkommen, der auf den Nachdruck! 
des Dativus achtet. Cicero sagt: „Mein Vater ist zu meinem 
Leidwesen am 28sten November gestorben.“ Von dieser Emphasit 
‘ handelt Perizon zu Sanct. Minerv. 2, 4, 5. — 16, 12. Οοποιὶ 
autem ille, Doterionis histrionis similis , suscepisse negotium di- 
eitur et domi divisores haberes quod ego non credo. Sed senatus 
consulta duo iam facta sunt,, odiosa, quod in-consulem facta pu- 
tantur, Catone et Domitio postulante; unum, ut apud magistratus 
inquiri liceret; alterum , cuius domi divisores lmberent, adver- 
susrem publicam. Lies: alterum, gui eiusmodi divisores habe- 
rent d. i. die solche divisores hätten, wie der Consul haben sol} 
cuius ist daher entstanden, dass man cui für qui geschrieben ha 
nach alter Gewohnheit. Siehe Burmana zu Val. Fl. 7, 129. Da: 
die Wörter domus und modus häufig mit einander in den Hand 
schriften verwechselt werden, bat Barmann zu Ovid. Art. Am.% 
861 und sonst oft gezeigt. — Ib. 13. Sed heus tu! videsne, cos 


hic factus erit, fabam mimum futurum. Die Handschrift dei 
Du Bois hat: faba mimum. Lies also: comsulatum illum πὶ 
strum , si hic factus erit vappa, mimum futurum,. Ὁ. i. went 
dieser nichtswürdige Mensch Consul wird. Catul. 28, 5: satisnt 
cum isio Yappa frigorague et famem tulistis? — II, 5, 1. Ουὶδ 
‚ vero historiae de nobis ad annos DC praedicarint? quas quider 
ego multo magis vereor quam eorum hominum, qui hodie viyunl, 
rumusculos.. Sed, opinor, excipiamus et exspectemus, Bei e 
cipiamus verstehe rumusculos. Derselbe sagt pro Deiotaro $ % 
at eo, inquit, tempore ipso Nicaeam Ephesumque mittebat, gi 
rumores Africanos exciperent, et celeriter ad se referrent. 
V. 18, 8. Plura scribebam tarde reddituro. sed dabam familiaf 
homimi etc, In den besten Handschriften findet sich: Plura scıt 
bam tarde tibi reddituro. Sed dabam etc. Lies: Plura scriban 
Tarde dedi tibi reddituro ἃ. i. Mehr künftig. Ich habe den Brie 
Einem gegeben, der ihn Dir spät abgeben wird. Er erspart litte 
ras, wie gleich darauf, sagend: Tu autem sagpe dare tabellarıi 
publicanorum poteris, und 15, 15,1: A Bruto tabellarias rediit 
attulit et ab eo et Cassio. Das Verbum aber ist von der a... 
des vorhergehenden und der ersten Sylbe des folgenden Wort 


Studien über Cicero, 337 


verschlungen ei VHI, ὅ, 1. von Dionysius: Nanguam 
; adtem certior fuit, quam in hoc negotio. Lies: certior fürit d.i. 
' Nie raset er sichtbarlicher, ‘als in dieser Sache. Unten 9, 15, 5 
: von demselben: Ego autem illum male: sanum semper putavi. 
 fuit und furit sind auch in den Handschriften Seneka’s Herc. Oet. 
: 1391 verwechselt worden. — IX. 11,4. Tuas litteras iam desi- 
‚ dero. Post fugam nostram nunguam iam nostrum earum inter- 
'vallım fuit, Lies: nunquam 'fam vasium earum intervallum 
 füit, Dass nostrum mit vastum.in Handschriften vermengt werde, 
‚bat Burmann zu‘ Lucan. 7, 436 gezeigt. — X. 4, 6. litteras eius 
μὲ Caesareım missas ita graviter tulimus, ut te quidem celaremus, 


.eed ipsius videmus vitam insuavem reddidisse. Orelli hat, nach 


, Madvigs Conjectur, videremur gegeben. Aber wenn Cicero durch 
.seine Empfindlichkeit das Leben des bösen Buben verbittert hätte, 
‚brauchte er ihn nicht so, anzufahren, wie er, laut des Briefes 
‚7, 3, that. Vielmehr sagt Cicero: ‚Sein Brief an Cäsar hat mich 
“80 verdrossen, dass ich es Dir zwar verhehlte, um Dich nicht zu 
!kränken, aber ich sehe, dass sein Betragen Dich verbittert hat.‘ 
‚Denn insuavem bezieht sich auf das vorhergehende te, und be- 
‚deutet amarum, wie bei Horaz Sat. I, 3,85: Quod nisi conce- 
gas, habeare insuarvis. Siehe wegen dieser Ellipsis des Objekts 
'zueine Anmm. zu Seneka’s Herc. Fur. 1029 und 1193. — XIV. 
52 vide... 808...» qui orbis terrae custodiis non modo saepti, 
‚Verum etiam magni esse. debebant, tantummodo laudari atque 
‚guari, sed parietibus contineri. Die Handschrift des Bosiys hat: 
kan’ vagisse. Lies mit ihm: verum etiam vagi esse debebant 
‚> % liberi, soluti. Denn Cicero sagt 8, 2 von Brutus: quem 
‚Biden ego spero iam tuto vel solum toto orbe vagari posse.' 

ist auch der Gegensatz gerettet. Denn wer bewacht wikd, 
“ἄπ int gewisser Massen eingekerkert, wie Cicero Tusc. Disp. 5,20, 
B8 zu verstehen gibt. — XV. 1. B. 2. Itaque eam (orationem) 


. 


ψβογείροτθ non potui. Quo enim in genere Brutus noster esse vult. 


* guod iudicium habet de oplimo genere dicendi, id ita conse- 
‚Falus est in ea oratione, ut elegantius esse nihil poseit. Sed ego 
‚solgs alius sum; . sive hoc recte sive'non recte. Lies: ego Zoilus 
Ε sum d.i., ieh bin ein anderer Zoilus, ich bin, gleich ihm, 


strenger Kritikus. — XVI, 15, 3. quamquam enim postea in _ 


‚grassentia belle iste puer (Octavianıls ') retundit Antonium, tamen 


ini. 6, gratia. Diese Bedeutung des Worts haben Heinsius zu 


3 
it Orationes . 
A Pro P. Quintio 


" ἢ 49. πιοσβ honesta saepe vitam quoque furpem exornat. 
ji 


sti findet den Gedanken hart, wenn exornat buchstäblich δε: . 


Arcktof. Philol. u. Pädag. Bd. TI. Hjt.3. = 22 


u | x 


exspectare debemus. Für postea muss gelesen ‚werden po- ᾿ 


. Met. ws 373 und Burmann zu Val. ΕἸ, 6, Ἐν trefflich er- 


% D 
με 4 


235 Studien über Cicero, 


nommen wird.’ So muss es doch Seneka genommen haben, der 
Hipp. 1189, von Cicero angeregt, die Phbaedra ausrufen lässt: 
O mors pudoris maximum laesi decus! Ich habe daselbst noch 
u grössere Dichter, als Bürgen dieses Gedankens angezogen. 


Pro Sext. Roscio Amerino. 


᾿ς 8. nonne... indignissimum est... ab his hoc postulare 
homines sicarios atque gladiatores, non modo ut supplicia vi- 
tent,... verum etiam ut speliis Sexti Roscii hoc iudicio ornati 
i auctigue discedant? Weil in einigen Handschriften. Roscii fehlt, 
so liest Madvig, um die zwei Ablativen zu vermeiden: ut spoliis 
‚ex hoe iudicio ornati auctique discedant. Aber wie oft bedienen 
sich nicht die Alten zweier solcher verschiedenen Ablativen! Siehe 
deshalb Matthiae zu Οἷς. Or. pro Mar. 4, 87, Henrichsen zu Cic. 
de Orat. 8, 44, 174, mich zu Senec. Thyest. 1081, u. A. an 
findet die allgemeine Lesart den besten Vertheidiger an Cicero 
selbst, der Brut. 64, 229 sagt: eorum, qui afluerunt,... iudicio 
discessit probatus. Noch ist es seine Gewohnheit, discedere ohne 
Casum zu gebrauchen, wenn es, wie hier, exire de causa (davon 
kommen) bedeutet. — $ 11. Omnes hanc quaestionem, te prae- 
tore, de manifestis maleficiis quotidianoque sanguine haud remis- 
sius sperant futuram. Es ist, nach meinem Bedünken,. nichts 
an dieser Lesart auszusetzen. Cicero sagt: „Alle hoffen, das diese 
Untersuchung offenbarer Verbrechen und täglicher Mordthaten 
werde, da du Richter bist, eben so ernatlich betrieben werden.“ 
remissius wird für remissiorem gesetzt, Diesen Sprachgebrauch | 
hat Bötlicher hinreichend erläutert in seinem Lexicon Taciteun 
‚unter Esse. — $ 32. etiamne ad subsellia cum ferro atque telis 
"venistis, ut hic aut juguletis, aut condemnetis Sex. Roscium? 
Madvig hat Sex. Roscium ausgestrichen. Ineptissime enim, sagt 
er, additur, quum non in oratoris nersona, sed 2x ipsius Roscii 
haec dicantur. Additum est, quum deesse accusativus videretur, 
ex superioribus intelligendus. Fraudem vel locus arguit. Cicero 
non exiremo loco post verba posuisset. Er hat nicht bemerkt, 
dass das nomen proprium, des grösseren Nachdrucks wegen, statt | 
des pronomen ‘gesetzt wird. So bei Cicero Or. pro Ligar, 2, 6: 
M. Cicero apud te defendit, alium in ea voluntate non fuisse, in 
qua seipsum conlitetur fuisse. Der Name am Ende der Frage 
macht einen eben so starken. Eindruck, als bei Seneka Thyest. 
180: questibus vanis agis Iratus Alreus? wo Gronov diese Figur 
näher beleuchtet. — $ 40. Patri, inquit, non placebat. Patri 
non placebat? quam ob causam? Madvig hat Patri non plapebat? 
ausgestrichen. Das wird ilım Keiner Dank wissen. Cicero redet 
dem Gegner nach, wie Elektra der Clytaeınnestra bei Seneka Agam. 
962: Clyt. Et esse demens te parem nobis putas? El. Nobis?, 
Vor.mir wurde Vobis gelesen. Ich habe durch Terenz’s, Lucians 
und Cicero’s Hülfe die Stelle wieder in ihren vorigen Stand ge 


\ 


ee 


Studien über Cicero. 839 


setzt. Die Wiederholung gehört zur μίμησις, wovon Quintilian 
9,2, 58 handelt. — $ 54. Exheredare fillam voluit. Quam ob 
causam ? Nescio. Exheredavitne? Non. Quis prohibuit? Cogi- 
tabat. Cogitabat? cui dixit? Nemini. Madvig hat wiederum. 


hier die Wiederholung weggenommen. Denn, sagt er, wäre sie - 


richtig, so müsste es von vorn heissen: Exheredare filiun: voluit. 
Exheredare voluit? Quam ob causam? Hierauf antworte ich, dass 
man auch des Guten zu viel kriegen kann, und lumina orationis 
überdrüssig wird, wenn sie zu dicht auf einander folgen. Cic. de 
Orat. 8, 25, 100: omnibus in rebus voluptatibus maximis fasti- 
dium finitimam est: quo hoc mihns in oralione miremur; in qua 
vel ex poetis possamus iudicare, concinnam, distinetam, orna- 
tem, festivam, sine intermissione, sine reprehensione, sine va- 
rietate, quamvis celaris sit coloribus picta, non posse in delecta- 


tione esse diuturna. Man kann auch nitht exheredare filium vo- 
hit fragweise setzen, obne cui dixit? nachfolgen zu lassen; und _ 
' wenn man das gethan hat, so hört die Unterredung auf. Uebri. 


gens 'habe.ich diese scenische Figur nicht übersehen, als ich von 
dem komischen Geberdenspiel der Alten handelte. Man sehe Ar- 
chiv für Philologie und Pädagogik I, 8, 451. — $73. Et sic 
tecum agam, ut in eo loco vel respondendi vel interpellandi tıbi 
potestatem faciam, vel etiam, si quid voles, interrogandi. Das 
in eo loco kann sich, nach der von Matthiae gegebenen Erklärung, 
leicht halten. Madvig bessert: meo loco, und erklärt es: nunc, 
etsi meus est dicendi locus, vergleichend jenes der griechischen 
Redner: ἐν τῷ ἐμῷ ὕδατι. Aber meo loco bedeutet „ah meiner 


Stelle, in meiner Lage“, nimmer ‚‚in der mir zum Reden zuge- - 
standenen Frist.“ In diesem Verstande gebrauchen die Lateiner 


tempus. Quintilian 11, 3, 52: temporibus praelinitis aquam per- 
dit. 12, 10, 55: si impediant brevitate Zernpora a iudice data. — 
6 76. Arcessivit aliquem. At quando? Nuntium misit. Quem 
aut ad quem? Madvig hat At quando ausgestrichen. Die Zeit ist‘ 
doch, in solchen rechtlichen Untersuchungen ein wichtiger Um- 
stand. Auf derselben lassen sowohl die Tragödienschreiber die 
Entdeckung des Mörders des Lajus, als die Geschichtschreiber die 
Erkenntiig des Cyrus zum Theil beruhen. Er will, dass sich 
quem auf Arcessivit aligquem, und ad quem auf Nuntium misit be- 
ziehen solle. Cicero verdiente, wenn er so holperig wäre, der 


Ἶ 


gelehrten Schulen verwiesen zu werden. — 8.90. Non necesse . 


est oinnes commemorare, Curtios, Marios,... pöstremo Priamum 
ipsum senem, Antistiam. Madvig hat senem' eingeklammert. 
Denn, sagt er, si Priamum ipsum senem coniungimus, quae 
haec est ratio dicendi, quasi non intelligatur, qui Priamus ipse 
dicatur, senem dici. Der Einwurf wäre gegründet, wenn hier 


stünde: Nestora ipsum senem. Denn Nestor galt für den Stell- " 


vertreter des Greisenalters. Aber durchs Andre wird Antistius \ 
nur als der ältest# unter seities Gleichen bezeichnet: seriem Pria- 
en 9x 


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Ὄπ RER? EA mn τὰς Mn ehe τῆς τος Feen -- ee Fe ἢ 


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338 Studien über Cicero. | 2 


mum sagt. Cieero nach dem Beispiele des Homer, der im letzten [ 


Buche der Iliade γέροντα 7]ρίαμον bis zum Ueberdrusse wieder- 
holt. — $ 102. Quasi yero id’ nunc agatur,. utrum is quod dixe- 
rit, credendum, an, -quod fecerit, vindicandum sit.” Madvig 
' vermuthet: (Quasi vero non id nunc agatur. Auf die Weise fragt 

‚es sich, ob man nicht seinem Zeugnisse Glauben beimessen solle? 
. Cicero dagegen sagt: ,„‚T. Roscius will Zeugniss wider Sex. Rosciüs 
ablegen. Es ist aber nicht die Frage, ob. man seiner Aussage 
trauen, oder seine Unthat atrafen solle. Das letzte nur liegt den 
Richtern ob, Sie haben keine Doppelwahl (alternative).“. — 
δ᾽ 110. cum illo partem suam depacisci, hisce, aliqua fretus hera 
semper, omnes aditus ad Sullam intercludere. Statt der schönen 
Lesart der Handschriften, hora, gefiel es den neueren Herausge- 


bern die armselige Konjektur des Graevius, mora, zu setzen, alr | 


“qua fretus hora semper d. i. immer auf eirien Glücksfall rechnend, 
der Jen Sulla verhindern würde, die Gesandten zur Audienz zu 
lassen. hora wird gesetzt für fortuna, wie bei Seneka Thyest. 
698: Ima permutat levis Aura summis. ‚Ich habe daselbst meh- 
 rere Beispiele von dieser Bedeutung des Wortes beigebracht. — 


$ 120. In dominos quaeri de servis iniguum est. Anne quaeri- 


tur? Sex. enim Roscius reus est. Neque enim, quum: de hoc 
quaeritar, vos dominos esse dicitis. Vier Oxford'sche Handschrif- 
.ten und die alterı Ausgaben bieten: 4 ze quaeritur. Lies: At 
inique quaeritur. Die Gegner sagten: „Es ist unbillig, Sklaven 
gegen ihre Herren zu verhören.“ Cicero versetzt: „Allein es 
wird unbillig Verhör angestellt. Denn Sex. Roscius ist Beklagter. 
Aber wenn er verhört wird, so nennet: ihr euch nicht Herren.“ 
' Oben hiess es 8, 23 von T. Roscius: ipse amplissimae pecuniae 
fit dominus, und 28, 78 von Sex. Roscius: ne tamdiu quidem 
dominus erit in suos, dum ex iis de patris morte quaeratur. 
Hieraus folgt, dass, wenn er nicht Herr über das Seinige war, 
so müsste er Sklav der Ändern sein, und als gerichtlich Befragter 
“ wider sie zeugen, . Cicero bedient sich hier, wie leicht zu sehen, 
der Ironie. Das Versehen aber ist aus der unbeachteten Verdop- 
pelung des que entstanden. — $ 136. Quis enim erat,- quinon 
videret, humilitatem cum dignitate de amplitudine contendere? 
Madvig hat dighitate de eingeklammert, weil dignitas und ampli- 
tudo eins und dasselbe seien. Aber es ist ein grosser Unterschied 
zwischen beiden. amplitudo ist das Ansehen, welches der Stand 
und das Amt einem Manne verleihen, dignitatem hat derjenige, 
‘welcher eines Ehrenamtes würdig ist. So hatte Cato, der bei der 
Bewerbung um das Consulat durchfiel, dignitatem conaularem, 
obgleich er das Consulat nicht erhielt. Corn, Nep. Att.6: Hon& 
res non petiit, quum ei paterent propter vel gratiam vel degnita- 

tem. — δ 143. Verum haec omuis oratio (ut iam ante dixi). mea 

- est, qua me uti respublica et dolor meus et istorum iniuria coögit, 
ον Sed Roscius horum nihil indignum putat; neminem accusat ei. 


. 


' Bedenken auslassen. — $ 145. Si spoliorum causa vis hominem 


» 


Studien über Cicero. 811 


Maävig hat coegit. . Sed Roscius in coegit; Sex. Roscius verän. 
dert, aus zwei Gründen, die ich mit seinen eigenen Worten an- 


führen will: Neque enim, sagt er, hoc loco obiicilär aliquid _ 


suaperiorihus adversativo mıodo, quemadmodum obiiceretur, si 
seriptam esset: haec dicere volui, sed prohibet Roscius, sed di- 
stinguitur, quid Ciceronis sit, quid Roscii aliter sentientis, in qua 
erationis forma non magis sed punitur, quam in illa: ἀοο Cicero- 
nis est, non Roscii. Sed si oui hoc minus perspicuum videtur, 
accedit ea causa, quod Cicero nunguam in hac oratione, ubi ad 
clientem eius redit.oratio, simpliciter Roscium appellat, sed Sex. 


Roseium vitandae ambiguitatis causa. Was den ersten Grund an- ° 


belangt, so ist es in Gegensätzen nicht unumgänglich noihwendig, 
dass coniunctio adversativa ausgelassen werde. Cicero Ep. ad 
Div. 8, 6, 7, seine Handlungsweise mit der des Appius verglei- 
chend, sagt: ut tuum factum... alieni hominis,... meum vero 
coniunctissimi et amicissirhi esse videatur. , Derselbe De Orat. 1, 


2,5: solesque... a me... dissentire, quod ego prudentissimorum 


hominam artibus eloquentiam contineri statuam, tu autem illam 
ab elegantia doctrinae segregandam putes etc. Dieser, von Schel- 
ler Praeo. st. Ὁ. lat.p. 471 angezeigten, Stellen war auch Heumann 
uneingedenk, sed, als einen Sprachfehler, verweisend aus der 
Stelle des. Mintcias Felix Octav. 18, 11: qui Iovem principem vo- 
lant, fallentur in nomine, sed de.una potestate consentiunt. Der 


zweite Grund ist eben so schwach. - Denn adiuncta passen einzig - 
und allein auf den Cliehten. Weil hier nun gar keine Zweideutig- ᾿ 


keit zu befürchten war, so konnte Cicero den Vornamen ohne 


. veridere, 'spoliasti. Quid quaeris amplius? Si inimicitiarum: 


guae sunt tibi inimicitiae cum eo, cuius ante praedia possedisti, 
quam ipsum cognosti ? Sin metuiss ab eone aliquid metuis, quem 
vides ipsum ab 8686 tam atrocem iniuriam propulsare non posse ? 


etc. Statt dessen hat Madvig gesetzt: Si spoliorum causa vis ho- 


mivem occidere, quid gquaeris amplius? ... sin zneius: ab eone 
aliquid metnis etc. Die Worte: quid quaeris amplius erklärt er: 
quid spolierum restare putas praeter en, quae iam habes? das 
Ziel mit der Erreichung desselben verwechselnd. Denn spoliorum 
causa ist spoliandi hommis causa. „Willst du“, fragt Cicero, 
„den Manrı ermorden, um ihn zu plündern ? Du hast ihn geplün- 
dert. Was willst du mehr?“ Das Substantivum wird bekanntlich 


oft an Statt des Verbum gesetzt. Beide gewaltsame Veränderun-. 


gen geschahen bloss, um -die Gleichheit der Glieder zuwege zu 
brisgen.: Cicero’ aber setzt oft diesen Redeschmuck beiseite. 
Siehe nur Scheller Praec. st, b. lat. p. 962. — ἢ 150.. Sinon 
satis habet avaritiam suam pecunia explevisse, nisi etiam crudeli- 
tate sanguinis perlitus sit. Madvig hat das letzte verändert in: 


΄ 


niei etiam crudelitati sanguis praebitus sit. Denn, sagt er, „per- _ 


lint sauguine fat lächerlich, crudelitas sanguinis noch lächerlicher, 


- 


. 342 Studien über Cicero; 


und perlini crudelitate unerklärbar.“ Ich sollte meinen, dass 
erudelitas sanguinia, zufolge der Freiheit, welche sich die Alten 
oft nehmen, Adjektivum in Substanitivum zu verwandeln, gesagt 
sei für sanguis crudelis, und dieses wiederum für sanguis crude- 
liter eflusus. Statt dessen sagt Valerius Flaccus 8, 241, saevos 
cruores, perlini sanguine wird gesagt, wie illini songuine, und 
dient lediglich zur Vergrösserung der Sache, 


ἱ 


In Werrem Actio prima, ᾿ 


8.88. Cognoscet ex me populus Romanus, quid sit, quam- 
.obrem, quum equester ordo iudicaret, annos prope quinguaginte 
continuos, nullo indice equite Romano iudicante, ne tenuissima 
quidem guspicio acreptae pecuniae ob rem iudicandam constituta 
sit. Lies: zulla in dica equite. Romano iudicante i, 6. au; 
iudicio.. 

In Verrem Actio secunda. 

I. $ 137. venit homo sammo honore „ pudore ‚et summo of» 
-ficio spectatissimus ordinis sui, P. Potitius, tutor. Madvig hes. 
sert: homo gummo pudore et summo officio, weil homo summo 
honore nicht wohl gesagt werden könne, und weil sich die besten 
Schriftsteller es zur Regel gemacht haben, bei dreien oder mehre- 
ren Suhstantivis entweder alle unverbunden neben einander zu 
stellen, oder die Conjunction zu wiederholen. Die Anwendbarkeit 
dieser Regel aber muss nach Handschriften, und, was mehr ist, 
nach Vernunftgründen beurtheilt werden. Hier ist sie ganz un- 
anwendbar. Denn der höchste Grad der Bescheidenheit ist Blö- 
digkeit, die, von Cicero Ep. ad Div. 5, 12, 1 subrusticus pudor 
genannt, einem Bauern eher als einem Senator ansteht. Wer alsa 
nicht zugeben will, dass Cicero eine Ausnahme von der Regel ge 
macht habe, wie denn keine Regel ohne Ausnahme ist, der muss 
auf eine gescheitere Verbesserung bedacht sein. Nur verschone τ 
das unschuldige Wort honore, um Cäsars Willen, der Bel. Gal, 
6, 18 sagt: homines, qui aliquo sunt numero atque honore. — 
I. $ 180. Quem igitur ab iis equitibus Romanis, qui istius casa 
cupiunt omnia, qui ab eo benignigsime Lractati sunt, condemnari 
necesse esget: is a vabis, iudices,. ulla via aut ratione absolvi 
potest ὁ [168 mit den Handschriften: ulla »z aut ratione i. e, pote- 
state. Cicero will sagen, dass sie keine Macht noch Ursache ha- 
ben ihn freizusprechen, Diese Bedeutung des Worts hat Heinsiua 
weitläuftig erläutert zu Vell. Pat. 2, 30. ‚Wenn via richtig wäre, 
80 müsste es heissen, entweder via et ratione, wie De Fin. 2, 1, 
8, oder via acratione, wie Verr. 5 $ 161. --- 11. $ 117. Sie 
lege, magno: si, ut lex esset libido tua, parvo: οἱ, ut, quae 
dimidiae essent, decumae vocarentur, parvo, vendidisti, Lies, 
um der leidigen Wiederholung des parvo los zu werden: si, ut 
- lex esset libido tua prava, si, ut, quae dimidiae essent, decumae 


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Studien über Cicero. 843 


vocarentur, parvo vendklisti. Die Verdoppelurig des si gibt auch 
der Bede mehr Nachdruck. — IV.6 22. Mamertina civitas, im- 
proba anlea non erat: etiam erat inimica improborum: quae C, 
Catonis, illius, qui consul fuit, impedimenta retinuit. At cuius 
hominis? clarissimi 'potentissimique; qui tamen quum consul 
fuisset, condemnatus est. Ita C. Cato, duorum hominum claris- 
simorum nepos, L. Paulli, et M. Catonis, et P. Africani sororis 
filjas, quo damnato, tum, quum severa iudicia fiebant, HSXVIN 
milibus lis aestimata est. Huic Mamertini irati non fuerunt; qui 

maiorem sumtum, quam, quanti Catonis lis aestimala est, in Ti- . 
marchidis prandium saepe fecerunt. Ernesti hat die Worte Ita C. 
Cato.... P, Africani sororis filius eingeklammert, ohne Grund, 
Das Ita ist einzig und allein Schuld an der Unverständlichkeit 
dieser Stelle. Lies: Ira C. Cato sc. condemnatus est, d.h. Aus 
Zorn ist C. Cato verurtheilt worden. Verres hingegen stand mit 
᾿ς den Mamertinern auf gutem Fusse. Was Cicero von Cato bejahet, 
das leugnet er von Verres, huic dem C. Cato und irati dem ira 
entgegensetzend. Die Ursache der von Gruter und Orelli fälsch- 
lich ausgelöschten Negation gibt er sogleich an, sagend: Verum 
baec civitas εἰς, Damit vergleiche man $$ 136 und 150. — 
$62. Erat etiam vas vinariam, ex una gemma pergrandi trulla 
“xcavyata, cum manubrio aureo. Madvig sagt, nachdem er be- 
merkt hat, dass mehrere Handschriften cum auslassen: Equidem 
ae latine quidem, certe non Ciceroniane ita dici censeo, de ea re, 
guae non aliam extra addita comitetur, sed eius pars sit. Aber. 

hat es denn nicht angefügte Handgriffe gegeben? Columella geden- ἢ 
ket solcher 2, 2, 90. Wäre jener Unterschied gegründet, so hätte 
Cieero richtig gesagt 2, 47, 115: argenteum (Cupidinem cum lam- 
pade,.4, 21, 46: patella grandis cum sigillis, 22, 49: duo po- 
cala cum emblematis, und, von einem Bilde der Ceres redend, 
49,109: Ex aere fuit quoddam modica amplitudine, ac singulari 
opere, cum facibus; aber unrichtig 4, 34, 74: Erat admodum 
amplum et excelsum signum, cum stola. Denn das Gewand war 
gewiss ein Theil von dem Bilde. Aber der Unterschied scheint 
ersonnen zu Sein, und ob ich sage, homo veste longa, oder homo 
cum veste longa, dürfte wohl auf Eins hinauslaufen. Sa lehrten 
auch die Grammatiker bis Dato. — V. δ. 25. non ad Q. Maximi 
Sıpientiam, neque ad illius superioris Africani in re gerunda cele- 
Nitatem, neque ad huius, qui postea fuit, singulare consilium, , 
neque ad Paulli rationem ac disciplinam, neque ad C. Marii vim 
alque virintem, sed ad aliud, genus imperatorum sane diligenter 
telinendum et conservandum, quaeso, cognoscite, Madvig ver- 
wirft das letzte ad. Orelli aber will dabei Verrem esse verstan- 
den wissen. : Und er muss gehört werden, Denn mit derselben 
Ellipsis hat Cicero De Leg. 1, 2, 6 gesagt: Ecce autem successere 
huic Gellii, Clodiüs, Asellio, nihil ad Caelium, sed potius ad 
anligaarum Janguorem, atque inscitiam. — ὅ᾽ 29. propterea 


! { 


34 j Studien über Cicero. ° 
quod tum putant obeundam esse maxime provinciam, qumm in 
areis frumenta sunt, quad et familiae congregantur , et magnitudo. 
- servitii perspicitur, et labor- operis maxime offenditur , et. fru- 
 menti copia commonet.tempus anni non impedit. Madvig ändert 
offenditur in offendit,. und erklärt es von den Sklaven, die sich 
wegen anstrengender Arbeit empören. .Aber..opus ist hier, wie 
. ἔργον bei den Griechen, die Feldarbeit, und labor die mit dersel- 
ben verbundene Mühe, welche doch wohl kann bemerkt und er- 


| "kannt werden. Der Prätor bereiste Sicilien in der Erndtezeit, 


- um den Ertrag seines, den Römischen Staat ernährenden , Bodens 
, mit eignen Augen zu sehen, ‚nieht, wie M. wähnt, um politischen 
Umtrieben zu steuern. Denn dazu bedurfte er mehr als einer ge- 
wöhnlichen Begleitung, er bedurfte einer ganzen Armee. Es will 
„mir auch scheinen, dass offendere den Begriff eines. in Enipörung 
ausbrechenden Missvergnügens gar. unvallkommen ausdrücke. — 
δ 39. non {δὲ idcirco fasces ac secures et tantam imperii 'vim tan 
tamque ornamentorum omnium dignitatem datam, ‚ut earum re- 
' rum vi et auctoritate omnia repagula iuris, pudoria et ofhicit per- 
friingeres etc.: Madvig streicht iuris, ohne zu bedenken, dass da- 
durch der härteste Vorwurf, der einem Prätor, als Handhaber 
der Gerechtigkeit, gemacht werden könnte, wider die Absicht 
des Anklägers wegfällt. Die Conjunction ist Schuld an diesem : 
Misgriffe. Einen ähnlichen , aus derselben Ursache. entaprungs- 
'nen, Missgriff habe ich bei 1, 52, 137. gerügt. — $ 40, ipais | 
aulem Valentinis, ex tam illustri nobilique municipie, tantıs de 
rebus responsum nullum dedisti, etc. Dieses: respousum nullum 
.dedisti, und jenes vorhergegangene: id refugisti, kännen sehr 
wohl mit einander bestehen. Cicero will sagen, dass Verres den 
Valentinern weder Hülfe geleistet, noch auf ihr Gesuch Antwort 
gegeben habe. Das erste ‚zeigt, dass .er die Hülfsbedürftigen 
gleichgültig, das zweite, dass er sie unwürdig behandelt hat. In 
einigen Handschriften findet sich kein nullum. Ein Klügling hat 
‘es nämlich, der bequemen Kritik zu Liebe, gestrichen. — $ 131. 
nihil est, quod multorum naufragia fortunae colligas, Madyig | 
lässt sich von Ernesti und Orelli nicht einreden, dass fortunae 
unschicklich ist. Mir scheint es aus forlunas entstanden zu sein, 
ἃ. i. widrige Schicksale, wodurch man naufragia hat erklären 
wollen. Equidem, sagt Madvig, ubi Cicero naufragium pro ca- 
lamitate dixerit, non addito genitivo, non invenio. Das heisst 
oratorem in exiguum gyrum compellere. Es findet sich naufre- 
gium in der nämlichen Bedeufung absolute gesetzt bei Cicero;s 
Nebenbuhler Plinius Paneg. 66, 3; Erant sub oculis naufragia 
multorum, quos, insidiosa tranquillitate provectos, Jmprovisus 
turbo perculerat, und sonst oft. Ausserdem glaubt M.,' ‚dass, 
wenn die Rede von zeitlichen Vermögensumständen ist, nicht for- 
tunae, sondern fortunarum naufragia müsse gesagt werden. [π΄ 
dess haben sich Scaevola, N pe „ Horaz and Ovid des au 


4 
+ ı - 


Studien über Cicero. | "8345 


bedient, Man beliebe nur das erste das beste Lexikon nachzu- 
schlagen. — Ibid. Ego naves inanes fuisse dico:... praefuisse 
classi populi Romani Siculum , perpetuo sociis atque amicis Syra- ' 
cosenum, Man hätte perpetuo nicht anfechten sollen. Das Ad- 
verbium vertritt die Stelle des Adjectivs, und perpetuo sociis 
wird gesagt für, was Lambin muthmasste, perpetuis sociis. Eben 
so redet Cicero pro Rosc. Amer. 5, 11: quagtionem haud remis- 
siss füturam. Andere Beispiele findet man bei Voss. de Construct. 
c. 61, Zeun. zu Viger. de graec. dict. Idiotism. p. 366, und Zampt ᾿ 
Lat. Gram. $ 262. — . $ 135. Quapropter si mihi respondere vo- 

les,‚haec dicito: classem instructam atque ornatam fuinee, nullum 
propugnatorem abfuisse, nullum vacuum transtrum fuisse, remigi 
rem frumentariam esse suppeditatam εἰς. Garatoni muthmasste: 
vacuum transtrum fuisse remige, rem etc. Madvig zieht die Lesart 
mehrerer Handschriften vor: nullum vacuum tractum esse remum, 
rem etc. Ich lasse mich begnügen an dem, was vorhanden ist. 
Cicero will sagen, dass keine Ruderbank unbesetzt gewesen sei, 
die Ruderknechte ihr Deputat am Getreide bekommen haben. Sie 
wären sonst davon gelaufen, wie die des Antonius, wegen schlech- 
ter Verproviantirung, vor der Schlacht bei Aktium, davon liefen. 


Bine, sagt Velleius, von dieser Schlacht redend, 2, 84, 2, hinc 


(von ‚der Seite des Augustus) remiges firmissimi, illinc (von der _ 
Seite des Antonius) inopia adfectissimi. Siehe daselbst Lipsius. — 
168. Etiamne id magnum fuit, Panormum litteras mittere? as- 


 servasse baminem? custodiis -Mamertinorum tuorum vinctum, 


Fi 


cluusum habuisse, dum Panormo Pretius veniret? Madvig sagt: 
In his plara me offendunt, primum coniunctio diversorum tempo— 
rum mittere, asservasse, habuisse, quum nulla omnino mutatio- 
nis cauga sit; tum ipse hic usus perfecti temporis magnum fuit 
asseruasse? neque enim unquam Ciceronem ita perfecto infinitivi 
tsmpore pro aoristo usum puto, quod apud poätas frequentissi- 
mam est; ipsa denigue res postulat, ut illis Etiamne id magnum 


fuit una quaedam et facillima res subiiciatur, litterarum missio. 


Quid multa? Scripsisse Ciceronem credo: asservasses hominemz 
custodiis ... clausum 'habuisses,. dum Panormo Pretius venirets 
cognosceres hominem etc. Hierauf ist es leicht zu antworten. 


. Färs Erste werden verschiedene tempora unzähligmal mit einan- 


der verbunden. Beispiele in Menge gibt Drakenborch zu Liv. 
8,46. Zweitens steht es dem Redner eben sowohl, als dem Dich- 
ter, frei, daa praeteritum an-Statt des aoristi zu setzen, dieweil, 
wie Cicero De Orat. 1, 16, 70 sagt, der Redner und der Dichter 
Gränznachbaren sid. Aus der Ursache kann ich demselben Kri- 
tiker nicht beipfliehten, wenn-er, obgleich nach Handschriften, 
Gunctum statt des mehr poetischen crinitum setzt 4, 56, 124: Gor- 
gonis os pulcherrimum, crinitum anguibus , revellit atque abstu- 
lit, Drittens endlich war die Aufhebung des Gavinus nicht schwe- 
ter, als die Absendung eines Briefes. 


848 Studien über Cicero. 


Pro Fonteio. 


δ 8. quod vos, δὲ nulla alia ex re, ex litteris quidem vestris, 
quas scripsistis, et missis, et allatis, certe scire potuistis. „Ich 
lese, auf die Veranlassung derjenigen Handschriften, welche no- 
stris, quas exscripsistis darbieten: ex litteris quidem nostris, quas 
exscribi iussistis d, ἃ, die Ihr von den öffentlichen Schreibern habt 
abschreiben lassen. 


Pro Caecina 


ὁ 74. Quid enim refert, aedes, aut fundum relictum a patre, 
aut aliqua ratione habere bene partum, si incerlum sit, quae 
[cum oınnia tua] iure mangipii sint, ea possisne retinere? Statt 
der von Ernesti eingeklammerten Worte lies: quae summo omnia 
tua iure mancipüi sint ἃ, i. was alles nach. dem strengsten Eigen- 
thumsrechte das Deine ist. summo habe ich aus cumom hervorge- 
lockt. — 8 96. Perspicis hoc nihil esse, et ea teris quae inter. 

‚ Primum illud cancedis, non guidquid populus iusserit, ratum esse 
oportere. Meinude etc. Man interpungire; et ea leris, quae inter 
primum illud concedis etc. teris i. c. frequentas. Academic. 2, 6, 
18: hoc.. verbum satis hesterno sermone trivimus. inter steht 
seinem Casus nach, wie Lael. 22, 83, und öfter. 

Pro Lege Manilia | 

Θ 2. et, si quid etiam dicendo consegei possum, 118 ostendam 
potissimum, qui ei quoque rei fructum suo iudicio tribsenduin 
esse censuerunt. Madvig behauptst, dass erstlich die Partikel 
etiam keinen Verstand habe; deinde (ich lasse ihn selbst reden) 
locutio recta non est; nam dicendo aliquid consequi est oratoriee 
facultatis.usu aliquid eflicere, obtinere, interdum, sed alio modo, ' 
rem verbis aequare, non, quod hic dicendum erat, aliquid an 
ipsa arte oratoria eflicere, eliguam eloquentide facultatem habere. 
Hoo est in dicendo aliquid consequi. Itaque e codice Erfurtensi, 
eui ex minus bonis tres Oxonienses accedunt (in uno est δὴν 
in), scribendum erat: si quid in dicendo. Dieses hätte Cicero, 
als angehender Sachwalter, in seinen Reden pro P. Quintio und 
pro Sex. Rascio Amerino sagen können. - Aber einem vollkomar- 
nen Redner ziemt es nicht, seine Geschicklichkeit dartbun zu 
wollen. Er konnte sich schon, nachdem er für Q. Roscius, M. 
Fonteius, A. Caecina, und gegen C, Verres und Licinius Macer 
geredet hatte, des rühmen, wessen er sich später in der Rede pro 
C. Rabirio Rostumo 4, 9 rühmte: nulla pars, 4086 aliquam facul- 
tatem dicendi aflerre posset, non mea fuit. Anitzt besteigt Cicero 
die Rednerbühne, nicht um sich einem tentamen ingeniorum zu 
unterwerfen, oder Probe von seinen Fortschritten in der Rede- 
kunst abzulegen, sondern um zu zeigen, was er durch seine 
männliche Beredsamkeit ausrichten könne, Matthiae gibt quid 


δ 


Studien über, Cicero. Br ὃ 


consequi am Besten: „etwäs leisten.“ Dem etiam entspricht das 
folgende guoque, so dass hier auch nichts zu ändern ist. — $ 13. 
Hi vos tacite rogant,, ut se quogue, sicut ceterarum provincia- 
rum s0ocios,: dignos existimetis, quorum salutem tali viro coım- 
mendetiss atque hoc etiam magis, quam ceteros, quod eiusmodi 
in provinciam homines cum imperio mitimas etc. Madvig liest: 
sique hoc etiam magis, quod ceteros eiusmodi in provinciam ho- 
mines cum imperio mittimus ete-, und erklärt es: quod ceteri, 
4808 in provinciam pittimus, eiusmodi sunt. Aber ceteros eins- 
modi homines ist kaum für lateinische Magen. Er meint, dass 
quam ceteros erheische atque magis eliam, und in suam provin- 
dam, Wıe so? Der nämliche Wortbau findet sich bei Cicero Or. 
2 de leg, agr. 35, 97: nedum isti...non statim ‚congnisituri sint 
aliguid soeleris et flagitii. immo vero etiam hoc magis, quam illi 
 veleres germanique Campani, quod ıeto. Auch wird kein auf- 
 merkssmer Leser provinciam anderswohin, ‚als auf Asien ziehen. 
Den Worten endlich: quam ceteros, gibt das Folgende Licht, 
Es heisst nämlich ὃ 14: nam ceterarum provinciarum vectigalia, 
_Quirites, tanta sunt, ut 118 ad ipsas: provincias tutandas vix con-. 
tenli esse possimus: Asia vero tam.opima οἱ fertilis, ut et uber- 
‚ tale agrorum, et varietate fructnum, et magnitudine pastionis, et. 
 miltitudine earum rerum, quae exportantur, facile ownibus 
terris, antecellat. Itague haec vobis provincia, Quirites, ai et 
belli utilitetem et pacis dignitatem sustinexe vultis, non modoa . 
calamitate, sed etiam a metw calamitatis -est defendenda. — $ 51... 
tatnetsi" cognoscitis auetoritates contrarias virorum fortissimorum Ὁ 
et clarissimorum, tamen, omissis auetoritalibus, ipsa re οἵ, ra- 
_ tione exquirere possumus veritatem. Madvig bessert: cognosce- 
ts, in der Meinung, dass die Worte sich auf die unten 23, 68 er- 
Wähnten auctoritates beziehen. Obgleich nun die Titel: fortie« 
sinorum et clarissimorum, eben .so wolıl auf P. Servilius, C. Cu- 
το, (πη, Lentulas und C. Cassius, als auf Ὁ, Catulus und Q. Hor- 
tensius passen, so müssen sie doch, :nach den Regeln der Hermes 
nentik, demjenigen zugesprochen werden, von welchen die Rede 
zuletzt gewesen ist.” Auch würde Cicero schwerlich die Meinun+ 
gen seiner Gönner durch das unfrsundliche Wort contrarias be- 
zeichnet haben. Auctoritates contrariae sind die Meinungen der 
Gegner, oder, wie er sich an vorbenannter Stelle ausdrückt, il- 
lorum, qui dissentiunt! - Matthiae scheint cognoscitis richtig zu 
erklären durch:. recopnoscitis, prius cognitas nunc animo “88 
mente denuo percensetis, — $ 67. Videbat enim papulum Roma+ 
num non lecapletari guotannis pecunia publica, praeter paucosz 
negue nos quidquam aliad assequi classium nomine, nisi ut, de. 
Wimentis accipiendis, maiore affici turpitudine videremur. Vor 
Zeiten.wurde gelesen: Videbat enim praetores locupletari. Ernesti 
hat die andere Lesart gehörig vorgezagen, und erklärt: Ora ma- ° 
τη vädebat, tantum paucos de populo RB. locuplatari, qui cum 


= 


- 


ss . Stadien über Cicero. > 


imperio mitterentur; eos autem nihil bello gerendo eflicere, msi 


etc., mit dem Zusatze: Turbavit homines modo 'loquendi, non 
nimis frequens, sed bene latinus, non locupletari pupulum prae- 
.ter paucos. Madvig sagt dagegen: vectigalia, quae solvuntur a 


u a Br 


provinclis, pecunia pablica nusquam sunt appellata; ea est, quae 


in aerario est et inde erogatur in publicas impensas; eamgue hic 
intelligi ostendunt proxima. Pecuniam enim publicam ad classes 
tuendas sociosque defendendos datam interverti verba significant. 
Atqui haec certe pecunia locupleiare populsm non debebat nec 
poterat. Itaque verissima est lectio optimorum codicum: Yide- 
bat enim praetores locupletari quotannis pecunia publica, prae- 
ier paucos, Dann aber hat praeter paucos hier nichts zu thun, 
es sei denn, dass jemand uns diejenigen nenne, welche ausgenom- 
men werden. Man findet ‘unter den Prätoren jener Zeit keme 
solchen Heroen in Uneigennützigkeit, wie beide Scipionen, L. Aemi- 
lius Paullus, L. Mummius waren. O, wie wenig passt die Aus- 


nahıne auf eine Zeit, wo es mit der Untreue in öffentlicher Gelder 
Verwaltung aufs höchste gekommen war! Cic. de Off. 2, 21,75: 


Nondum centum et decem anni sunt, quum de pecuniis repetaudis 
a L. Pisone lata lex est, nulla antea quum fuisset. At vero postea 
tot leges,*et proximae quaeque duriores: tot rei, tot damnati, 
tantum Italicum bellum propter iudiciorum metum excitatum: 
tanta, sublatis legibus et iadiciis, expilatio a I sociorum, 
ut imbecillitate aliorum, non nostra virtute valeamas. Hinwie- 


derum ist die Ausnahme vom Römischen Volke passend and. Cice- . 


ronisch. Denn mit andern Worten sagt Cicero eben dasselbe 
Ver. 5, 48, 126: Patimur enim iam multos annos, et silemus, 
quum videamus, ad paucos homines omnes omnium nationum 
pecunias pervenisse. pecunia publica, sagt M., ea est, quae in 


attributa, fueritne tibi quaestui? Diese Einkünfte von den erober- 
‚ten Provinzen, dienten gerade zur Bestreitung der vom Redner 


hier berührten Staatsausgaben. Cic. Verr. 8,55, 127: Quum'’vero, 


perditis profligatisque sociis, vectigalia populi Romani sint demi- 
nuta; res frumentaria, commeatus, copiae, salus urbis atque 
exercituum nostrorum in posteritatem istius avaritia interierit: 


. saltem commoda populi Romani respieite, si sociis fidelissimis pro- 


spicere non laboratis. Schliesslich bemerke ich, dass auch die 


Staatskasse, bei ihrem Zuwachse, das Volk bereiehern musste, 


weil alles, der Staatskasse anheimfallendes, Geld dem Volke ge- 
hörte. Darum werden die Gelder, welche von’ dem Verkaufe der 
in der Sullischen Proscription cönfiscirten Güter eingelöst und der 
‚ Staatskasse zugestellt wurden, von Cicero Verr. 8, 35, 81, peeunia 
a populo facta quaesitaque genannt. «Die Aechtheit der’Wortfägung, 
non locupletari populum praeter paucos, hat Matthias dargetkat. 


 däerario est. Dahin aber flossen alle Einkünfte des Staats. Cie. 
Verr. 8, 71, 165: ex te quaero:... pecuniane publica ex aerario | 
erogata, ex vectigalibus populi Romani ad emendam frumentum 


s Studien über Cicero, 519 


Pro 4. Cduentio, 
δ 28. ita, quod ceteri propter liberos pecunise cupidiores 


soleut esse, ille propter pecuniam liberos amittere iucundius esse - 


daxit. Weil mehrere Handschriften itaque vorzeigen, so lese 
man: ia, 'guo ceteri propter liberos pecuniae cupidiores solent 
esse, ille etc., und verbinde quo cupidiores. Das eo fehlt, wie 
beiLivius 2, 51: Quo plures erant, maior caedes fuit, und an- 
derswo. — $ 103. Nec numero hanc absolutionem. Nibilo minus 
enim potest, ut illam multam non commiserit, accepisse tamen 
ob rem iudicandam captam nusquam Staienus eadem lege dixit. 
Proprium crimen illud quaestionis eius non fuit. Lies: Nihilo 
minus enim potest, ut’ illam multam non commiserit, accepisse 
tamen ob rem iudicandam. Caput autem, nusquam Staienus ea— 
dem lege dixit d. 1, Die Hauptsache aber ist, Stajenus ist nirgends 
nach demselben Gesetze Beklagter gewesen. Bei accepisse wird 
pecuniam, bei dixit aber causam verstanden aus dem Obigen. Die 
Abkürzung der Wörter hat dem Verfasser geschadet, 


De lege agraria Oratio 11 


‚$22. ceteri fructus omnium rerum, qui in spe legis huius 
poaiti' sunt, communi cautione, atque aequa sibi parte retinentur. 


Es bedarf keiner Veränderung. sibi wird für illis gesetzt, wie an 


hundert andern Stellen, wo keine Zweideutigkeit obwaltet. _Bei- 


spiele gibt Sanctius Minerv. 2, 12. retinentur aber für retinebun- ' 


tur. Siehe wegen dieser Verwechselung der. Zeiten Perizon zu 
Sanct, Minerv, 1, 18, 4. — $ 97. Quibus illi rebus elati et inflati, 
fortasse non continuo, sed certe, si paullum assumpserint vetu- 
statis ac roboris, non continebuntur: progredientur longius, effe- 
tentur, Lies: auferentur d. i. sie werden dahin gerissen, entrückt 


werden; Cic. Ep. ad Div.2, 7, 1: te hortor, ut omnia gubernes 


et moderere prudentia tua, ne te auferant aliorum consilia,. Siehe 
daselbst Korte. Wie oft beide Verba mit einander verwechselt 
werden, hat Burmann zu Val. Flac. 7, 46 gezeigt. 


In L Catilinam. 


I. 9 18. Quae nota domesticae turpitudinis non inusta Vitae 


iuae gst? quod 'privatarum rerum dedecus non haeret infamiae? 
An die Stelle des non haeret infamiae hat Madvig gesetzt: non 
inhaeret in fema. Das ist aber eine zu gewaltsame Aenderung. 


zweien von Ernesti angeführten alten Ausgaben findet sich: in, 


faniae tuae. Lies: quod privatarum rerum dedecds .non haeret 
insöniae tuae 1. 6. luxuriae, profusioni tuae. Diese Verbesserung 
'wird‘darch Sallust bestätiget, der Catilin, 5 von ihm sagt: alieni 
appetens, ‚su3 profusus, ardens in cupiditatibus, Es pflegen aber, 


wie Burmann zu Val. Fl 2, 525 zeigt, die Wörter insania und in 


famia mit einander verwechselt zu werden. — II, ὃ 4. Tongilium 


! 


8ῃ᾽ι᾽ . Studien über Cicero, 

“ mihi eduxit; quem amare in pradtexta oalumnia coeperat. Lies: 

ἼΩΝ amare in praetexta a oalumnia coeperat. Cicero will sagen, 
ass Catilina, nachdem er den Tongilius chicanirt hatte, ein 

Freund desselben geworden ist. ἃ bedeutet folglich post. An Bei- 

spielen dieser Bedeutung lässt es kein Lexikon fehlen. Die Präpo- 

sition ist aber von dem vorhergehenden Worte verschlungen wor- 


den. — II. 8 25. Atque illae dissensiones erant huiusmodi, Qui- 


rites, quaenon ad delendam, sed ad commutandam rempublicam 
pertinerent: non illi nullam esse rempublicam, sed in ea, quae 


esset, se esse principes, neque hanc.urbem conflagrare, sed sein 


hac urbe florere voluerunt. Atque illae tamen: omnes dissensiones, 
.quarum nulla exitum reipublicae quaesivit, eiusmodi fuerunt, ut 
non reconciliatione concordiae, sed internecione civium diiudiea- 
tae sint. Madvig hat den letzten Punkt eingeklammnert : Atque 
illae tamen omnes dissensiones. .. diiudicatae sint.. Er hätte bes- 
ser gethan, wenn-er dem Emesti gefolgt wäre, der, von Händ- 


schriften und alten Ausgaben geleitet, den Text vortrefllich so 


verbesserte: - Atque illae dissensiones, Quirites, quae non ad de- 


lendam, sed ad commutandam remipublicam pertinerent: (non illi 


nullam esse rempublicam, sed in ea, quae esset, se esse princi- 
pes, neque hanc urbem conflagrare, sed se in hac urbe florere 
voluerunt;) atque illae tamen omnes dissensiones, quarum nulla 


. οἷς. Denn der Conjunctivus ist keinesweges, wofür ihn M. halt, 


ein Soloecismus, sondern wird hier, wie in den von Zumpt Lat. 
Gram. $ 558 Anm. angeführten Beispielen, gesetzt. Allein M. 
findet auch was an der Parenthese auszuseizen. Sie soll nicht 
richtig sein, weil sie atque sowohl vor als hinter sich hat, und 
mit non illi anfängt. Wie sie aber hätte sein müssen, um ihm zu 
gefallen. sagt er nicht. Das erste Wort der Periode wird doch 


mehrentheils in den von Scheller Praec. st. b. lat. p. 589 ange 
führten Beispielen wiederholt. Hier aber dürfen wir an die Wie- | 
derholung um desto weniger zweifeln, da sie tamerı zum Gefährten 
hat, das heisst, inguam, igitur, wie Ernesti es deutet. — $ 26. 


Memoria vestra,, -Quirites, nostrae res alentur , sermonibus cre- 
scent, litterarum monumentis inveterascent et corroborabuntor: 
eandemque diem intelligo, quam spero aeternam fore, et ad salu- 
tem urbis, et ad memoriam consulatus mei propagatam: unoque 
tempore in hac republica:duos cives extitisse, quorum alter fines 
vestri imperii ndn terrae, sed caeli regionibus terminaret, alter 
eiusdem imperii domicilium sedemque servaret. Man hat sich in 
dieser Stelle nicht herausfinden können, weil man quam für ein 
Prönomen ansahe, Es ist eine Conjunction, worunter potiuB 
verstanden wird. Siehe wegen dieser Ellipsis die Ausleger zu Val. 
Fl. 8, 191. An Statt des propagatam bietet eine Handschrift bei 
Grävius propagandam. Lies daher: eandemque diem intelligo, 
quam spero, aeternam fore, et ad salutem urbis, et ad memoriam 


consulatus mei propagandum, uno tempore etc. ἃ. h. ich. glaube 


! 


Studien über Cicera ἮΝ 8δ1 


mehr, als ich hoffe, dass derselbe Tag unsterblich sein werde, 
und dass es zum Heil der Stadt, und zum Andenken meines Con- 
sulals auf die Nachkommenschaft werde : fortgepflanzt werden, 


. dass zu gleicher Zeit u. 8. w. dies ist ille senatus dies, wie Vel- 


leins die Begebenheiten jenes fünften Decembers nennet 2, 35, 1. 
propagandum wird gesagt, wie Or. pro Sext. 48, 102: Aasc fama 
celebrantur, monumentis annalium mıandantur, posteritati propa- 
gantur, Das ad galutem urbis erinnert an Cicero’s. Wofte Or. pro 


 Flac. 40, 102: O nonae illae Decembres, 4886, me consule, fui- 


stis! quem ego diem vere natalem huius urbis, aut certe salutarem 


 appellare possum. — IV. $ 12. Quum vero mihi proposui regnan- 


tem Lentulum, sicut ipse se ex fatis sperasse confessus est, pur- 


 puratum hunc Gabinium, cum exercitu venisse Catilinam, tum 


lamentationem matrumfamilias, tum fugam virginum atque puero- 
rum, ac vexationem virginum Vestalium perlrorresco. Madvig 
setzt Komma nach Vestalium, und lässt das einzige perhorresco 
den Nachsatz ausmachen. Dass es aber dem Cicero grauet vor 
lamentationem matrum familias etc., erbellt aus den Worten des 


folgenden Satzes: et, quia mihi vehementer haec videntur misera 


atque miseranda, idcirco in eos, qui ea perficere voluerunt, me . 


 severum vehementemque praebeo. Was-wäre auch das für eine 
_ Periode, worin der Vorsatz aus acht starken Gliedern, der Nach- 
satz dagegen nur aus einem winzigen Gliede bestünde., Ich glaube, ἡ 
Cicero würde beim Schlusse des Vorsatzes den Athem verloren, 


und.den Nachsatz verschluckt haben. : Antonii gladios potuit con- 
temnere, si sic Omnia dixisset. Ja, diese Periode ist noch drol— 
liger, als jerie, zum Beispiele einer schlechten Periode, von Schel- 
ler Praec. st. b. lat. p. 254 ausgeheckte: quum pater meus, qui 
te inoredibili amore complecti solet, saepissime mihi mandasset, 
ut, quibuscungue rebus possem, te adiuvarem , nihilque omnin», 
er tua interesse putarem, omitterem: ego, quae mandavit, 
aclam, " | 


- 


“ἢ Pro P. Sulla 


$ 63. Atque in ea re per L. Caecilium Sulla accusatur, in 
qua re est uterque laudandus; primum Caecilius, qui id promul- 


' garit, in quo res iudicatas videbatur voluisse rescindere, ut sta- 


tueretur; Sulla recte reprehendit: status enim reipublicae maxime 


‚Audicatis rebus continetur. Mir scheint in dieser Stelle nichts feh- 


lerhaft zu sein, ausser ut statueretur, wofür ich schreibe: ut 
statum tueretur reipublicae, in Gemässheit der Sullischen Gegen- 
erinnerung: status enim reipublicae maxime iudicatis rebus conti- 
netur. Die Abkürzung der Wörter ist Schuld an dem Versehen. 
Der Nachsatz aber fehlt, wie schon Andre eingesehen haben. Für 
die Redensart haftet Cicero selbst, sagend Ep. ad Div. 9,16, 15: 
eg0 me non putem tueri meum siatum sic posse. Ἢ 


Ι! 
« 


— 


= 


x 


62 Stadien über Cicero, 
In P. Vatinium. : 
8 10. Quum mihi hoc responderis, aut ita impudenter, ut 
manus a te homines vix abstinere possint, aut ita dolenter, ut 
aliquando ista, quae sunt inflata, rumpantur. Lies: ut aliganando 
intestina, quae sunt.inflata, rumpantar. Scribon 188: intes 


inflan tur. 2 


Pro Archia Poita., 


16. haec studia adolescentiam alunt, senectutem oblectant. 
Die Handschriften bieten: adolescentiam agunt. Lies: adolescen-: 
tiam augent 1. e. adolescentes promovent, provehunt, „verhelfen 
sie zu Ansehen“, Dieses hat Cicero an sich selbst erfahren. Ep. 


ad Q. Fratrem 1, 9,' 28. Non ... me hoc iam dicere pudebit,,... 


ea, quae consecuti sumus, 118 δἰ 116 et 116 artibus esse adeptos, 


quae sint nobis Graeciad monumentis disciplinisque traditae. Or. 
pro Caelio $ 72: Cuius prima aetas dedita disciplinis fuit, iisque 
antibus, quibus instruimur ad hunc usum forensem, ad capessen- 
dam rempublicam, ad honorem, gloriam, dignit@tem. Orat. $148: 
quae (/itterae) quidem me antea in indicia atque in curiam dedu- 
cebant, nunc oblectant domi. 


In L. Pisonem 


& 67. bibitur usque eo, dum de solio ministretur. "Lies: | 
dum de dolio imo ministretur ἃ, i. es wird so lange gezecht, bis 


das Fass auf die Neige geht. 


Pro Milone 


6 2i. Non fuit ea causa, iudices, profecto non fuit. Madrig 
hat, wie ersagt, auf das Gebot der Rhetorik, ein Komma vor dem 
wiederholten non fuit gesetzt. Wenn ich meinem Gefühle van 
Wohllaut und Nachdruck trauen darf, so muss profecto im. zwei- 
ten Gliede stehen bleiben. Und da stellt’es auch Cicero Or. pro 
Flacco $ 53: Non est ita, iudices, non est profecto. — $ 102% 
mene non potuissge Milonis salutem 1ueri per eosdem, per quos 
nostram ille servasset ? At in qua causa non potulsse? quae eat, 
grata genlibus; a quibus non potuisse? ab 118, qui maxime P. 
Clodii morte acguierunt. Madvig erklärt diese Stelle nicht allein 
für fehlerhaft, sondern auch für lückenhaft. In seiner Ausgabe 
ist sie folgender Massen gestaltet: At in qua causa non potuisse? 
quae est grata ** gentibus non potuisse? iia qui maxime P. Clodis 


͵ 


. morte acguierunt. Er meint, dass ein Dativus ausgefallen sei, 


und dass hinterher im Texte gestanden habe: [Quibus iudica ]nti- 
bus non potuisse? etc. Dieses Sengen und Brennen ist d 
Garatoni veranlasst worden, welcher an der Richtigkeit des ein- 
zelnen gentibus zweifelnd, omnibus hinzugefügt wisseh wollte, 


Sed, sagt M., vel hoc addito, perverse, omisso populi Romasi 


ας Studien über Cicero, τ᾿ : 858 


_ omniam ordinam indicio, quod gravissimum eraf, gentibüs omni- 

bus, qy0‘nomine exterae signilicantur, grata Milonis causa dice- 
 retur. Et quam est hoc languide expressum, es# grata gentibus! 
_ Die guten Leute sahen nicht, dass genlibus gesetzt ist für: totiorbi, 
_ universi orbis terrarum populi, das Römische Volk mitgerechnet, 


. Burmann hat diese Bedeutung des Wortes erläutert zu Lucan. 1, 
' 465, und so verstanden ist Cicero’s Ausdruck edel und kraftvoll. 


Orationes Philippicae 


IL. ὁ 50. Accipite nunc, guseso, non ea, 4186 ipse in se 
alque in domesticum dedecus impure atque intemperanter, sed 


4888 in nos fortunasque nostras , id est, in universam rempubli- 


' eam, impie ‚ac nefarie fecerit. Winckler übersetzt: „nicht die 
gegen sich, gegen die Ehre seines Hauses verübten unzüchtigen 
"und zügellosen Handlungen ‚“ als wenn er in domesticum decus 
'gelesen hätte. Madvig hat es wirklich aufgenommen, und sich 
über die bisherige Lesart folgender Massen ausgelassen : vix opus 
'estaddi, sed addendum tamen, quia plerique ignorant, in dede- 
8 illo sensu, quo vulgo accipiunt, omnino a Cicerone dici non 
potuisse ; recentior enim est longe is huius praepositionis usus, 
; quo de consilio et effectn actionis dicitur, ipse rei, quae eflici- 


‚tur, nomine adiuneto. Nun werden Beispiele angeführt, die be- 


᾿ weisen sollen, dass, wo Cicero und seine Zeitgenossen rei alicuius 
'causa sagten, da bedienen sich Seneka und seine Zeitgenossen der 
‚Präposition. Unter diesen Beispielen ist Seneka’a Ep. 108, 4: li- 
'eet non in hoc venerit. Rubnken aber in seiner Aumerkung zu 
Vellei. 2, 41, 8 weiss viel ältere Beispiele nachzuweisen, näm- 
lich die des Horaz und des Ovid, vermuthend, ‚dass gräcisirende 


‚Biehter zuerst in hoc für eius rei causa gesagt haben. Wenn diese 


Vermuthung Stich hält, so hat Cicero bei manchen Dichter, der 
nach den Punischen Kriegen quaerere coepit Quid Sophocles et 
Thespis et Aeschylus utile ferrent,. die Präposition so gebraucht 
‚Inden könmen. Ob es dem Cicero gefallen habe sie in die Sprache 
aufzunehmen, können wir nicht mit Gewissheit sagen, da ein 
grosser Theil seiner Schriften verloren gegangen ist. Allein, weil 
der Reduer und der Dichter, nach seiner Meinung, Gränznach- 
baren sind, so bedarf es einer guten Dosis von Dreistigkeit, um 
behaupten zu können, was M. behauptet: ‘in dedecus illo sensu, 
qua vulgo accipiunt, omnino a Cicerone dici non potuisse, Cicero 
hates nicht allein sagen können, sondern auch eher als das An- 
dere gesagt. Denn es ist empfindlicher, und die Abschreiber 
versehen sich öfter darin dass sie eine Sylbe zu wenig, als darin 
dass sie eine Sylbe zu viel setzen. Die Präposition wird zwar in 
anderem Siune wiederholt, aber ohne dass.es der Deutlichkeit im 
mindesten schadet. Aehnlicher kaum zu vermeidender Amphibo. 
lien erwähnt Scheller Praec: st,b. lat.-p. 567. Siehe auch Gronovs 
zu Senec. Thyest. 763. — $ 89. Quid? eundem in septemvirat 
Archiv J..Philol. u. Pädag. Βὰ. 1. HAft.3. 23 . 


\ 


, 


5 Studien ‚über: Cicera 


nonne destituisti? Intervenit enim. Quid mefulsli? Credo, ne 
salvo capite negare non posses, Eben so wenig als. Orelli, kann 
Madvig sich in dieser Stelle herausfinden. Er will gelesen haben: 


‚ Intervenit enim, cs metuisli, credo, ne etc. Hätte Cicaro so: 


geschrieben, würde Javenal diese Rede nicht eine götöliche Rede 
genannt haben. Die allgemeine Lesart ist unverbesserlich. „Wie? 
(fragt Cicero) hast du nicht denselben beim Septemvirate im Stiche 
gelassen? Kein Wunder} (antwortet Antonius) Er' kam dazwi- 
schen. Was (fragt Cicero) fürchtetest du? Ich vermuthe, dass du 
es ihm nicht ohne Lebensgefahr abschlagen konntest.‘‘ Das Inter- 
venit hat zum Subjecte einen Gewissen, der, weil er den Zuhö- 
rern bekanst war, nicht brauchte vom Redner genannt zu wer- 
den. Diese Ellipsis des Subjects ist sehr gebräuchlich. Siehe Cic. 
'Verr. 5, 6, 14, Caes. Bel. Gal. 6, 34, Flor. 1, 26, Virg. Aeui. 7,243 
und 664, 9, 733, Senec. Hipp. 1085 und daselbst Grongv. enim 
‚wird gesagt, wie bei Horaz Serm. 2, 5, 79: Venit ezim magnum 
-donandi parca iuventus. Melır Beispiele geben Zeune zu Vigeri 
de graec. dict. idiotism. lib. p. 481, Scheller Praec. st. b, lat. p- 
:484, und Andre. — VII. ὁ 3. Suscipiunt pacis patreoinium, qui 
sic disputant : irritari Antoniam non oportuit etc. Vor Graevius 
wurde gelesen: Suscipiant partis patrocinium, welches mir noch 
beissender scheint. Cicero will sagen: „Sie.übernehmen die Ver- 
theidigung einer Partei, indem sie rathen, dass man mit Hoch- 
verräthern, als bildeten sie eine Partei im Staste, vorsichtig un- 
gehen müsse.“ Philip. 5, 12, 82: Hoc bellum non est ex dissen- 
sione partium‘, sed ex nefaria spe perditissimorum civium excita- 
tam. 8, 8, 8: Hoc bellum qyintum civile geritur... primum non 
modo non ex dissensione et discordia civium, sed in mazima 
eönsensione incredibilique concordia. Omnes idem volant, idem 
defendunt, idem sentiunt. Ferner sagt Cicero, entrüstet über den 
Ausdruck: et partibus utilius, dessen sich Antonius in einem 
Schreiben bedient hatte, 13, 18, 89: Partes, furiose, dituntur 
‚in for, in curia. bejlum contra patriam nefarium suscepisti: op- 


‘-pngnas Mutinam: circumsedes consulem designatum : bellum 


contra te duo consules gerunt cumque his pro praetore Caeserı 
cuncta contra te Italia armata est. istas fu partes potius, qguam& 
republica defectionem vocas? 20, 47: (Quodsi partium certamen 


“ ‚esset, quarum ommino nomen extinctum est, Antoniusne polias 


et Ventidius partes Caesaris defenderent, “αὐδᾶν primum Caesar, 
adolescens summa pietate et memoria parentis δαὶ ἢ deinde Pansa 
. εἰ Hirtius, qui quasi cornua duo tenuerunt Caesaris, tum, quum 
illae vere 'partes vocabantur, Hae vero quae sunt partes, qgumm 
alteris senatus auctoritas, populi Romani libertas,, reipublicae 
salıs proposita sit: alteris caedes bonorun, urbis. Italiaeque par- 
titio? — ΧΗ, δὶ 24. Teneant alüi castra, regna, res bellicas, -ode- 
rint hostem. Es gibt hier nichts zu bessern. oderint i. 6. animo 
inimico et hostili circumstent et irruant, Nach dem Vorgange.Ci- 


. Stadien über Cicero 355 


oero’s hat Valerias Flaccus gessgt 7, 630: Jamque omnes odere 

virum. „Siehe daselbst Burmann. — XI. ὃ 5. Cum hoc quas 

pex potest esse? Hostis si esset externus, tamen id ipsum vix, 

talibus faclis, ‚posset aliguo mode, Es steht ebenfalls gut mit 

der Lesart dieser Stelle. Bei id ipsum verstehe. man nur! μὰς 

esse. Diese Art zu reden hat Gronov erläutert Observ. 2, 19. — 

XIV. ὁ 15. Qaum, ut scilis, hoc triduo vel quatriduo tristis a - 
Mutina fama manaret, inflati laetitia atque insoleutia impii cives, 

unmm se in locum, ad illam curiam, viribus potids suis, quam 
rei publicae infelicam , cosgregabant. Die Gelehrten irren sehr 

darin, dass’ sie viribus. für verdorben halten. Viribus suis, id est, 

Cassari, per quem illi valebant et potentes erant. Diesen Kraft, 

ausdruck hat Virgil sich zu eigen gemacht Aen. 1, 664, we Venus 

zum Amor sagt: Nate, meaesöres, mes mıagna potentia. 


Icademicea. 


| I..$ 9. Nam, quod dicunt omnia se credere ei, quem indi- 
cent fuisse sapientem: probarem, ai id ipsum rudes ei indoeli iu- 
dicare potuissent: (statuere enim, qui sit sapiens, vel maxime 
_ Videlur esse sapientis) sed, ut potuerunt, omnibus rebus andilis, 
cognitis etiam reliquorum sententiis, judieaverunt: aut re semel - 
᾿ audita ad unius se auctoritatem contulerunt. Orelli hat nach Lam- 
bins Comjectur gegeben : sed, ut' pofuerint, potuerunt omnibusrebus 
suditis, cognitis otiam reliquorum sententiis; judicaverunt äuten ἢ 
zesemel audita algue ad unius se auctoritatem contulerunt. Aber 
die Voraussetzung steht in geradem Widerspruche mit.der Are 
 Aung, dass unwissende Menschen so was nicht beurtheilen kön- 
nen, and die Folgerung ist um kein Haar besser als die Voraus- 
selaung. Denn sie können bei allem ihren Wissen eine mittel- 
mässige Urtheilskraft besitzen. Mir genügt an der bisherigen Les- 
st, und’ich verbinde iudicaverunt, ut potaerunt, übersetzend: 
„sie urtheilten , so gut sie konnten.“ Cic. Cat. 1, 7, 18. Superiora ᾿ 
illa, quamguam ferenda non fuerunt, tamen, us ροέμὲ, tali. Ep. 
ad Div. 14,.4,.5: sustenta te, mea Terentia, μέ potes. — 6116. 
Prinum ergo, si placet, quae de natura rerum sunt quassita, ‚vi- 
deamus, velut illud ante, Ich. halte es mit denjenigen, welche 
bessern: verum illud-ante, und dabei videsnus verstehen. Ohne 
Figur sagt er dasselbe ὃ 128: Sed paullum ante diceendum est. — 
$ 148. per ἐποχὴν' illam omnium rerum comprobans, illi alteri 
sententiae, nihil esse, quod percipi possit, vehementer assen— 
tor. . Ich sehe dieser Stelle keinan Fehler an, und erkläre per 
ἐποχὴν ommium Terum comprobana dermassen: ita comprobans 
omnia, ut assensionem sustineam a rebus, tanquam probabilibus, 
non perceptis. Dasselbe wird gesagt, nach Art des Terenzischen 
fugitans litium, da nämlich das Participium den Genitivus regiert. 
Von diesem Idiotismus handeln Voss Aristarch. 7, 9, und Zumpt 
Lat, Gram, $ 438. — I. $ 32. post argumentis et quasi rerum 
' " ; 23»... co 


368. Studien über Cicero, |. 


dd 


R ! 


- notis, ducibus ntebantar sd probendum et ad concladendarn fd, 


quod explanari volebant: in qua tradebatur omnis dinleclicae di- 
'sciplina, id est, orationis ratione cdnclusae; huic quasi ex altern 
parte etc. Es müssen die Worte, nach meinem Ermessen, 80 
abgetheilt werden: post argumentis et quasi rerum notis, duci- 
bus utebantur ad probandum et ad concludendum id, quod ex- 
planari volebant in qua tradebatur omnis dialecticae disciplina, id 
est, orationis ratione conclusae. Jluic quasi ex altera parte ete. 
in qua 1. e, in ea philosophiae parte, in qua tradebatur etc. Das 
ist die zu Anfange des Kapitels genannte tertia philosophiae pars, 
"Diese Art zu reden bat Perizon zu Sanct, Minerv. 2, 9, 6 binläng- 
lich erläutert. — $ 44. Cum Zenone, inquam, ut accepimus, Ar- 
cesilas sibi omne certamen instituit, non pertinacia, aut studio 
vincendi, ut mihi quidem videtur, sed earum rerum obscuritate, 
quae ad confessionem iguorationis adduxerunt Socratem, et vel- 
uti amantes Socratem, Democritum, Anaxagoram etc, Statt des 


_ ungereimten: et veluli amantes Socratem, baben die neuereh 


Herausgeber Muretus’s Conjectur.et iam ante Socratem aulgenom- - 
men. Es muss aber gelesen werden: et veluti amantes Socretern. 
Derselben Metapher bedient er sich. Acad. Prior. 2, 27, 87, von: 
Chrysipp sagend, ab eo armasum esse Carneadem, 


De finibus bonorum et malorum, 
L$ 9. Res vero bonas, verbis electis, graviter ornstegue 


᾿ς dictas, quis non legat? 'nisi qui ae plane Graecum dici velit: ut a 


‚Scaevola est praetore salutatus Athenis Albucius. Quem quidems 
locum cum multa venustate et omni sale idem Lucilius: apud 
quem etc. Da sowohl handschriftliche als gedruckte Bücher io- 
cum für locum, und ridet für idem darbieten, so lese man: Quem 
quidem ioco cum multa venustate & omni sale irridet Lucilins, 
ioco i. e. periocum. Terenz Heaut. 8, 2, 30: ..Iocone an aörio illaey 
dicat, nescio. . irridet ieco völlig, wie Gicero De Nat. Beor. 2, ὃ, 
7 von P. Claudius sagt: per iocum deos irridens. — IV. ὶ 68, 
Itaque eadem ratione, (qua sum paullo ante usus, haerebitis. Var 
Zeiten wurde gelesen: Iiaque x? eadem. In Zukunft lese man: 


' Itaque zsti eadem ralione i. 6. pressi (gedrängt, zugeseizt). Dieig 


Bedeutung des Wortes hat kein Lexicograph unbemerkt gelassen. 
Tueculanae Disputationes, Ser 3 
1. $ 72. qui se humanis vitiis contaminavissent, οἱ δὰ ἴοζον. 


τ Nbidinibus dedidissent, quibna caecati vel domeslicis vitiis atqus 


flagitiis se inquinavigsent, vel re publica violanda fraudes inexpig- 


- biles concepissent, 118 devium quoddam iter esse, seclusum a cab 


cilio deorum etc. Lies: domesticis iniuriis atque: Hagitüs ἧς. ἃ. 
stupris, wie Bentlei mutbmasste. Diese Bedeutung des Worte 
ist von Westerhov zu Terent. Andr. 8, 2, 8 und Andern erläute 
worden — $85. von dem traurigen Ende des ‚Priamus:. Q 


ἴω - 
εν 


"Studien über Cicero. = ,͵ 8501 


verö ista vi quidquam tum potuerit ei melios aecidere! In den 
Handschriften gibt es vel, nicht vi. Lies: ista vice i. e.. sorte 
(Schicksale). — II. 9 89. Abducet (Eusypylum) Patrocles, cre- 
do, ut collocet ih cubili, ut vulnus obliget; si quidem homo est. 
Sed uihil vidi minus, Lies: nihil viri minus d,i. Nichts sdhickt 
. sich weniger für einen Mann. Terent. Eun. 1, 2, 7%: Eu noster!. 

laudo. tandem perdoluit. vir es, Horat. Epod, 15, 12: si quid in 
Flacco viri est, — V. 876. sint sane illa genera bonorum; dum 
is et externa jaceant humi, et tantummodo, quia sumenda 
suut, appellentur bona; alia autem illa divina longe lateque sd 
pandant, caelumque contingant, ut, ea qui adeptus sit, cur 
 eum beatum modo, et non beatissimum etiam dixerim? Orelli 
hat das ut, als verdächtig, eingeklammert. Ich lese: ut, ea φαΐ. 
 adeptus sit, guaeram cur eum beatum modo, et non beatissimum - 
etiam dixerim? d.i: dass ich fragen möchte, warum ich denje- 
nigen, welcher dieselben Güter erlangt hätte, nur glückselig, und 
nicht auch der glückseligsten heissen sollte? quaeram iat von cur 
eam verschlungen worden. — 6 107. At enim sine, ignominia 
. aflicere sepientem. de sapiente enim haec omnis oratio est, cui 

iure id accidere non possit. Dem sine geht in mehreren Hand- 
schriften non voran. Lies daher: At enim non sine ignominia, 
Ignominia afficeres sapientem? Der Widersprecher sagt: „Aber 
Verweisung ist mit Beschämung verbunden.“ Cicero antwortet: 
„Du wolltest den Weisen beschämen?‘“ der über alle Beschämung 
erhaben ist, wie Seneka lehrt De Constant. Sap. 10 sqg. Der 
Buchstabe s in affıceres ist von demselben Buchstaben des folgen- 
den Wortes verschlungen worden. | 

, Paradosa 


9. 6 86. ut in magna familia sunt alii Jautiores, ut sibi vi- 
» servi, sed damen servi, atrienses ac topiarii, pari stulti-. 
Ga sunt, quos signa, quos tabulae, quos caelatum argentum, 


quos Corinthia opera, quos aedificia magnifica nimio opere de- 


lectant. Orelli hat aus der Handschrift des C.Stephanus gegeben: 
tamen servi, sic ἢ pari stultitia sunt, quös etc., und atrienses ac 
topiarii fahren lassen, weil sie zu der niedrigsten Klasse von Skla. 
ven gehört bätten, und darum sich nicht vornehmer als die an- 
deren Sklaven dünken könnten. Mir scheint aber die Zusammen- 
stellung der Wörter, sic pari, eine Perissologie herzuführen. 
Dem verglichenen Dünkel des ersteren Sklaven kommt Plautus zu ' 
Statten, der Asinar. 2, 2, 84 den Leonidam sagen lässt: Extemplo 
facio facetum me, atque magnificum virum, Dico me esse atrien- 
sem.- Neben ilım stellt Plinius Epist. 8, 19, 8 den topiarium. 
Derohalben bin ich der Meinung, dass jene Lesart von Leuten ἢ 
herrühre, die sich ander Auslassung der Vergleichungspartikeln 
vor atrienses ac topiarii gestossen haben. Wie hier aber, so 


fehlen sie bei Horaz Epist. 1, 2, 34, 42 und anderswo. 


ἝΝ 


συ. 


8.5 Studien über Cicero. 


De Re Publica. | 

I. $ 13. Quibus de rebus, quoniam nobis contigit, ut iidem, 

et in gerenda re publica aliquid essemus memoria dignum con- 
decuti, et in explicandis rationibus rerum civilium quandam la- 
cultatem non modo usu, sed etiam studio discendi et docendi 
[essemus auctores]; quuım süperiores alii fuissent in disputationi- 
bns perpoliti, quorum res gestae nullae invenirentur; alii in ge- 
sendo probabiles, in disserendo rudes: nec vero nostra quaedam 
est instituenda nova et a nobis inventa ratio etc. Orelli glaubt, 
dass er durchs Einklammern der Wörter, essemus auctores, die 
übel beschaffene Stelle im Grunde geheilt habe, Ich finde das 


Mittel zu gewaltsam, und’lese: Quibus de rebus, gebuns nobis 


contigit, ut iidem, et in gerenda re publica aliquid essemus me- 


“ moria dignum consecuti, et in explicandis rationibus rerum civi- 


lium quandam facultatem non modo usu, sed etiam studio discendi 
et docendi: id essemus auctores, guum superiores alii fuissent in 
disputationibus perpoliti, quorum res gestae nullae invenirentar, 
alii in gerendo probabiles, in disserendo rudes. Nec vero nostra 
quaedam est instituenda nova et a nobis inventa ratio etc. id esse- 
us auctores d.i. so möchte ich darin Lehrer sein. Möbius hat 
schon eingesehen, dass in essemus der Begriff eines Wünsches liege. 
Die Construction geht, wie in jenem des Terentius Adelph. 5, 8, 
16: ödne estis auctores mibi? Siehe daselbst Westerhoy. Die 
Endsylbe des vorhergehenden, Wortes hat id verschlungen. — $56. 


 quem (Jovem) unum omnium deorum et hominum 'regem 9586 


omnes, docti indoctifque expoliri] consentiunt. An Statt der von 
Orelli eingeklammerten Wörter, lese man: omnes,'docti indocti- 
que, voce parili consentiunt. Ovid Trist. 1, 8, 26: Accipere, et 
parili reddere voce, vale,.Varro De Ling. Lat. 8, 23: ut separa- 
tim in suo utroque genere similitudines sint pariles.. — IV. ὃ 12 
Scipio, Quaeso, inquit, ne me e sumno excitetis, et parum rebus; 
äudite cetera. Lies: et parumper visa audite cetera d.'i.’und 
hört.ein Weilchen den übrigen Traum, as: Ra: 


4 1.ἢ 


τὸ De Legibus . .- 


I. $ 14. Nec vero eos, qui ei muneri praefuerunt, universi 
iuris expertes fuisse existimo, sed hoc civile gquod vocant, eafehus 
exercuerunt, quoad populum praestare voluernnt, “ Unter allen 
Lesarten der Handschriften, gefällt mir am besten Üie Lesart: 

uoad populö praestare voluerunt i, e. populo gratificari. 'Sencks 
Med. 495: Hoc suades mihi, Praestas Creusae. wo ich diese Be- 
deutung des Wortes, zum Besten der Lexicographen, erläutert 
habe. — $ 26. Ipsum autem hominem eadem natura non solum 
celeritate mentis ornavit, sed etiam sensus tamquam satellites at- 
fribuit ac nuntios: ‚et rerum plurimarum obscurarum necessarias 
‚intelligentias enudavit, quasi fundamenta quaelam scientiae &t. 


‚ Lies: rerum plurimarum necessarias intelligentias εἰ Zonavit. Gc 


x 


Studien über Cicora, E 3 
De Nat. Deor.3 ὃ 70r Quos bona ratlone donavit (mens volun- 


tasque divina). — ᾧ 46. Nos ingenia iuvenum non item ad inge- 
nia: natur& virtutes et vilia, quae existunt ab ingeniis, iudica- 


‚ buntur? Orelli hat nach Madvigs Cenjectur gegeben: Nos ingenia 


iuvenum iudicamus naturä: non item virtutes et vilia, quae ex- 


“aistunt ab ingeniis, iudicabuntur? Aber naturä versteht sich von 


selbst. Denn das Naturell kann bloss nach der Natur beurtheilt 
werden. Darum hat auch Quintilian ohne Erwähnung dieses 
Mittels gesagt Inst. Orat. 1, 8, 1: Tradito sibi puero, docendi 
peritus ingenium eius in primis naturamque perspiciat. Hieraus 
esgibt sich ferner, dass suvenum ohne Grund von N. gestrichen 


wird. Es stelıt, gut mit der Stelle, wenn nur die Worte besser 


abgetheilt werden, und zwar so: Nos ingenia iuvenum: non item 
ad ingenia nalurä virtutes et vitia, quae exsistunt ab ingeniis, 
indicabuntur? Bei Nos ingenia iuvenum verstehe man iudicanıus 
aus dem iudicabuntur des Nachsatzes.‘ Diese Ellipsis ist häufig. 
Siehe Gronov zu Liv. 80,7 und D’Orville zu Chariton. p. 707. ad 
ingenia h. e. ‚convenienter ingeniis. Cic. Ep. ad Div. 6, 5, 8: ad 
eam spem, quam extra ordinem de te ipso habemus, ... ne pun- 


᾿ cum quidem temporis in ista fortuna fuisses. — II. $ 1. visne... 


locum mutemus, et in insula, quae est in Fibreno (nam opinor illi 
alteri flumini nomen esse) sermoni reliquo demus operam seden- 
tes? Lies: in insula, quae est in — Fibreno opinor illi alteri flu- 
mini nomen esse — sermoni etc. Er stellt sich,' als ob.er den 
Namen des Flusses vergessen habe. Siche wegen dieser Aposio- _ 
pesis Quintilian. Inst, Orat. 9, 2, 61. — $ 38. Iam ludi pubjlici, 


quoniam sunt cavea circoque divisi,. sint corporum certationes, 


, earsu et pugilatione, luctatione curriculisgue equorum usque ad 


certam victoriam circo constitutis; cavea, cantu, voce ac fidibus 
et tibiis. Ich möchte nichts ändern. circo constituti sind das 
Volk , dessenthalben die Schauspiele im Circus gegeben wurden, 
und das ‘denselben von den foris zusahe. — $ 44. tantum po- 
nam, erui duplicem poenam esse divinam. Lies: tantum ponam 
eruti, duplicem poenam esse divinam. Pas ist, entdeckt, er- 
forscht. Quintilian Inst. Orat. 5, 2, 60: scriptorea arlium hoc, 


'lanquam occultum et.a se prudenter erutum tradunt. — III. $ 9. 


Ast quando consul is est magister populi; reliqui magistratüs ne 
enuto. Madvig muthmasste: Ast quando consules magisterve 
populi πές reliqui magistratus nec escunt, auspicia patrum sunto 
etc. Diese Muthmassung hat Orelli zwar in den Text aufgenom-. 
men, aber in seiner Anmerkung so wichtige Zweifel gegen die- 
selbe erhoben, dass man sich über die Aufnahme höchlich wun- 
dern muss. Ich schreibe, der Geschichte gemäss: Ast quando 
consularis est magister populi, reliqui magistralus ne sunto. Li- 
vıus, die erste Ernennung eines Dictators berichtend 2, 18, sagt: 
Consulares legere: ita lex iubebat de dictatore creando lata. 
War aber weiss nicht, dass, wenu der Dictator ernannt war, 


t 
᾿ 


89 Studien ἄρον Cicero 


die übrigen obrigkeitlichen Personen, ausser den tribunis pie 


bis, ibre Asmter niederlegten? 


De Natura Deorum 


L 625. Thales... Milesius... aquam dixit esse initiumre- 


rum, deum autem eam mentem, quae ex aqua curncta'fingeret. 


$i dii possunt esse sine sensu et mente, cur aquae adiunxit, si 
ipsa mens constare potest vacans corpore? Lies: Si dii possunt 


esse sine sensu, at mentern cur aquae adiunxit etc. Αμὲ δἱ folgt 
onzähligmal at, besonders in aflectvollen kurzen Reden. Bei- 
apiele gibt ein jedes Lexikon an die Hand. — $ 39. Chrysippus... 
sit... vim divinam in ralione esse positam et universae nalurae 
animo atque mente; ipsumgue mundum deum dicit esse et eius 
änimi fusionem universam; tum eius ipsins principatum, qui in 
mente et ratione versetur, Communemgue rerum naturam univer- 
sam alque omnia continentem; tum fatalem umbram et necessila- 
tem rerum futurarum etc. Lies: fatalem vim, duram et neces- 
sitatem rerum futurarum. Cic. De Fato $ 40: eas (assensiones) 
veteres illi, quibus omnia fato fieri videbantur, νἱὲ effici et necex 


sitate dicebant. dura. ist, wie Bentlei zu Horat. Od. 8, 24,6er- 


wiesen hat, das eigentliche Beiwort zu necessitas. Dass aber et 


‚ oftmals dem Worte nachgesetzt werde, bedarf, als weltkundig Ὁ 
keines Erweises. — II. $ 185. Linguam autem ad radices eus | 


(oris) baerens excipit stomachus, quo primum illabantur ea, quae 
accepta sunt ore. Is utraque ex parte tonsillas atlingens palsto 
exiremo atqueintimo terminatur. Atque is agitatione et motibus 
linguae quum depulsum et quasi detrusum cibum accepit, depel- 
lit. Eies: Atque is agitatione et motibus linguae, quum depulsum 
et quasi detrusum cibum accepit, sepelit. Die Gebräuchlichkeit 
dieser Catachresis hat Pricaeus dargethan zu Apulei. Metam. 5. 
p. 273. — III. 6 84. Hunc (.Dionysium)) igitur nec Olympius 
Zuppiter fulmine percussit nec Aesculapius misero diuturnogue 
morbo fabescentem interemit, atque in δυο lectulo mortuus in 


Tympanidis rogum illatus est etc, Die Ausgabe des Petrus Marsus 


hat: in Tympanidiis rogo. Lies darnach: atque in suo lectulo 
mortuus, intuentibus diie, rogo illatus est, ἃ. h? im Angesichte 


der Götter, die sich an ihren Verächtern schrecklich zu rächen 


pflegen, wie Salmoneus, Mezentius, und andere Goltesverkchter 
ezeugen. j -“--.-: | 


De Offieciis. 
\ 


L 8382. si... Neptunus, quod Theseo promiserat, non 19 
cisset, Theseus filio Hippolyto non esset orbatus. Ex.tribus enim 
Optatis,... ut scribitur,... hoc erat tertium, guod de Hippolyü 
interitu iratus optavit: quo impetrato, in maximos Juctus incidil. 
Gernhard hält das Ganze: Ex-tribus... inoidit, für Einschiebsel. 


. 4 $ ) 


Studien über Cicera. . ᾿ς 86Ὶ 


(nid απὲπε, segt er, opus fuerit narrare, in luctus incidisse The- 


sum, quem audivinms filio esse orbatum ? Theseus aber trauerte 
nicht um den Verlust des Sohnes, sondern darum, dass er Schuld 
an seinem Tode gewesen war. Wenigstens lässt Seneka ihn sagen 
Hipp. 1122: Quod interemi, non quod amisi, fleo. — $ 104. 


 Indendi est etiam quälam niodus retinendus, ut ne nimis omnia 


profundamus etc. Lies: ut ne nummis omnia profundamus d. h, 
dass. wir nicht für Geld, um Geld zu gewinnen, Alles verthun, 
So reden auch Plinius Ep. 9, 87, 8 und Paulus fi. XLVII, nur das® 
jaier nüänime, dieser nummis sagt. Cicero meint aber das Ha- 
zardspie. Der Ausdruck, omnia profundamus, erinnert ans Ho. 


. Tazische: quem praeceps alea zudaz, Epist. 1, 18, 21. — II. ξ 41. 


quum premeretur inops multitudo ab 118, qui maiores opes habe- 
bant: ad unum aliquem confugiebant, virtute praestantem; qui 


. quum prohiberet iniuria tenuiores, aequitate constituenda sum. 
᾿ mos cum infimis pari iure tenebat:. An Statt des inops haben meh- - 
ΣΟ Handschriften initio. Lies: in iudicio, dem Herodot gemäss, 


welcher in der von Cicero berücksichtigten Stelle, 1, 96, sagt: 


᾿ πουνϑανόμενοι οὗ dv τῇσι ἄλλῃσι κώμῃσι; ὡς Δηϊόκης εἴη ἀνὴρ 


ἀ 


μοῦνος κατὰ τὸ ὀρϑὸν δικάζων, πρότερον περιπίπτοντες ἀδίκοισε 
Ἱνώμῃσε, τότε ἐπεί τε ἤκουσαν, ἄσμενοε ἐφοίτεον πῶρὰ τὸν 
Δηϊόκεα καὶ αὐτὰ δικασόμενοι. — ὃ 50. hoc ’quidem (ἐπ indi- 
cium vocare) non est saepe facisndum, nec umquam, nisi auf’ 
röpublicae causa,.,. aut ulciscendi, ut duo Luculli; aut patroci- 


io, ut nos pro Sionlis; pro Sardis: pro M. Albucio Julius. Die 


von Julius belangte obrigkeitliche Person hiess nicht Marcus, son-+ 
dem Titus Albucius. Man hat zur Heilung der Stelle Verschiede- 
nes erdacht, als: pro Sardis in T. Albucium Julius, pro Sardis 
vero Albucium Iulius Caesar, pro Sardis gravis Albucio Iulius,; 

und Anderes. Ich schreibe getrost: pro Sardis porro in Albu- 
ciüm Iulios, porro bedeutet „ferner, ausserdem, auch,“ Verr: 
1,46, 121: neque enim perfacete diota, neque.porro hac syveri- 
tale digna sunt. M ist, wie Orelli bemerkt, aus in entstanden, „ 
Statt dessen sagt Cicero am Ende des Kapitels: ut nos... conira 
L. Sullae dominantis opes pro. 8. Roscie Amerino fecimus, — III. 
$67.. M. Marius Gratidianus... Ὁ. Sergio Oratae vendiderat ae» 
deseas, quas.ab eodem ipse paucis.ante annis’emeret. Hae Ser+ 
gio.serviebaut: sed hoc in mancipio Marius non dixerat. Wenn 
das Haus dem Sergius selbst dienstbar war, wie konnte er,dieseg 
entweder als Fehler auslegen, oder den Marius desshalb belangen ? 
So frage mit Recht die Herausgeber, nicht einsehend, dass der 
Name versetzt ist, und dass man lesen muss; M. Marius Gratidia» 
nus... Ὁ, Sergio Oratae vendiderat acdes eas, quas ab eodem 
Ipse-paucis ante annis emerat Sergio. .Hae serviebant: sed hoc 
In mancipio Marius non dixerat. Diese Verbesserung. wird durch 
Cicero selbst bestätiget, der De Orat: 1, 39, 178 dasselbe berich- 
tend, ‚nur im. Allgemeinen sagt, dass eine Serv tut an dem Hause 


- 


863 ΟΠ Χμ δεῖ 1 Epist. IN. 


gehaftet habe. Eine ähnliche, von Marutius bemerkte und ge- 
hobene, Versetzung der Wörterfindet sich Acad. prior. $ 126, 
᾿ς E Baden ἢ 


Martini Lagunae 
in M. Ciceronis. et Clarorum -Virorum Epistolas 
'animadversionum et emendationum fragmentum. 


LIBER L 
| IN » 
EPISTOLAM IM. 


Pag.9. versu 18, Aulo Trebonio etc. Hoc breva gpi- 
stolium a superiore epistolä recte seiungunt Guelferbytanus ter- 
tius,. Redigerianus tertius, Dresdenses quatuor, Lipsiensis, cum 
Vetast& in membranis, Venetä 1476., Venetä 1492., Mediolanensi 
1493., Aldinis duabus, Manutiana 1533. et sequacibus ; nec au- 
diendns Nie. Scaelsius in Annotat. doctiss. viror. Ὁ. 57., ubi a su- 
periore epistalä separari debuisse negat. Nec Codicum in talibus 
et Impressorum veterum auctoritas per se spectanda est, quam 
equidem in tali lite iudioandä nom magni facio, nisi accedat, quod 
plurimum refert, ἀπεστολικὸς τύπος ipsumque epistolae argumen- 
tum. Sic Graeviagus: primus alteram annectit primae, quod 
nemo probaverit, In Mediolanensi 1472., in Lambini libris et in 
quatuor scriptis meis altera et tertia coniunguntur. Coniunctam 
eum alterä in suis habuit Eybus, 'hanc libri primi secundam nu- 
ınerans in Parta Margaritae Epistolica. Sed male ille, Trebatio. 

Pag.9. versu 19. et ampla, et expedita habet, Gael- 
ferbytanus primus, ampla et expedita; Redigerianus gecun- 
dus, et:ampla expedita: uterque male. Redigeriani secnndi 
lectionem ferrem, immo praeferrem, δὲ osset, et magna nego 
tia, et ampla, expedita habet: imagna negotia sunt, am- 
pla sunt, et tamen expedita; ita ut etiam proconsuli commodan 
esset, tali negotiatore in suis rebus τι, Hedigerianus tertius, et 


- explicata. Häonotione explicatum dicitur ΠῚ, 2, Sed hic 


malo expedita. ΡΨ | 
Pag. 9. versu 20. Is cum antea semper ete. 'Guelfer- 
bytanus tertius, quartus, cum Venetä 1476., is. tum: verum 
est cum. — Semper quarto loco in scriptis editisgue - meis 
omnibus; male ad extrema detrusit Mediolanensis 1472., exhibens 


- Is cum antea, et suo een provincia sem. 


per fuit, Numquam sic Tullius. V, 16: „etenim eum te 
„semper, et privatis in rebts, et publicis praestitisti.“ - Sie 


Animadvers, et emendat. ib. L ες 868 - 


enim scribendum illo Ioco.' Acoedit;, quae vel in primis spectan- 


 daest, eoncihnitatis ratio menibroramgus orationis paritas. Ned 


aliter in suis legit Eybus, 
Pag. 9. versu 22. gratiosissimus in provinciä fuit. 


Ad hanc locum praecläre Lambinus: „Sic reposut, codi- 


„em unum manuscriptum secutus: 'atque ifa'sine 


„dubio legendum, etiamsi nulli codices hanc le- 


„elionem confirmarent“, — Accessit tamen, -quindeeim an- 
nis post, Fulviani libri auctoritas in Notis in Cie. p. 81., ei nung 
sccedunt (de Lincolniensi’ enim et Balliolansi incerta res est; de 
hoc confidentius nego) Excerpta vetustissimi libri Martini Cuevae, 


᾿ 41 4 Aldinse 1512. gratissimus, ascripsit gratiasissi- 


mus: libris ug ungne meis omnibus, scriptia Eybi et glio- 
rum pertinaciter coAsentientibus in gratissimus; quod cum 


illo in libris permutari,.quis nescit? Ha II, 18. init. quingge.libri 


me emendate,; homimi gratissimo:,unus Guelferbytanus 
quartus corrupte, homini gratioso.. Etlatinitatis, et totins 


_ lociratio membrorumque arationis ἦρθα oppositio flagitat gratio- 


sissimus; non quam grätus,.quod plate aliud est, sed quam 
&ratios us fnerit in provinciä, nunc 'agitur; estque adeo vo- 
cähulam In häc re: signatim et proprium. Frustra consumitur. 
omris pro Yitiosä lectione disputatio. Quasi non cehties in scriptis 
Biale esset lectum gratus et gratissimus, pro grätiosus 
ἐξ gratiosissimus. Philipp. II, 37. med., ubi nunc in emen- 
ätia libris recte habetur „apud mottuum factus est gratio- 
„2b“, antea editi.pariter ac seripli vitiose: „factus est gra- 
„tu“ Mud, quod femini nunc suspectum est, 'ingenid debetur 
Ubaldini Bandinelli, recteque praetulit insjgnis Criticus ‚'Hiero- 
dyuus Ferrarius Emendat. in Philipp. p.. 56. edit. Veh, "1649, 
Profecto, qui talia docendi sunt, rectids a Criticä faciendA abiti- 
uetent! Magdeburgensis perperam non ittellecto cum, fuerit. 
“ :'Pag. 10. versu 1. 2. his meis literis etc. His deest 
Redigeriano tertio. — Nostris literis Veneta 1476., Veneta 
1492., Mediolanensis 1498. Male, et refragantibus scriptis libris 
et editis vetustioribuss meis fere Tulfius maluit; sed tamen neo 
alterum noluit, ut I, 11., ubi libri.nihil dissentiunt; quamquam 
hocrarius. Gratiorem Redigerianus primus, secundus; nempe 
ut zesponderet vitioso gratissimus. Ὁ 
‘Pag. 10. versu 38: vehementer te rogo. Sic maluli cum 
Guelferbytano primo, Eybo, Vetustä membranaceä et Mediola- 
nensi 1472. Sic Aldinae duae 1502. et 1642., Ascensiana 1522, 
Manutiana.1538., Basileensis 1544. aliae,. Sic, numeris Tullian 
consulens, zecte' Beuigelius;.ita enim.cum:;alibi, tum XI, 17. XI, 
42, XIII, 44. XV, 4.XV, 14. Cicero. Roge te, si Bruta ansior 
Titag, sic potius dici videtur, ut quaeso te, ΧΙ, 926. ᾿ 
Pag. 10. versu 4. negotia, .libertos, Frustra conspi- 
Taut omnes scripti editique mei et aliorum, excepto vetuslissimo 


304. = In Libri JE Epist II. 


. Cu@vae Libro, In. vitiosä lectioneliberos. Primus veraa lectio- 
nis auctor Paullus Mauutius in Venetä 1533., quem recte, Herva- 
“ gianä desertä, secutae sunt Basileensis 1544., Parisina Portae 
1657., εἴδο. Qui codicum consensu omnia peragunt, formularii 
Critici, n»isi esset locus XII, 29., hic debebant edere liberos. 
Mox Voneta 1476., Veneta 1492., Mediolaneusis 1493. cum-Eybo 
‚male omittunt que post in primis, 
Pag. 10. versu, 5. T. Ampius. Sio emendate cum Guel- 
ferbytano primo a primä manu, Excerptis Cuövae, Dresdensi = 
cundo, tertio, Mediolanensis 1472. et Vetusta membranacea, μᾶς 


᾿ς χεοῖθ, "Acllectentibus Aldinis, expressit Manutius in Venetä 1558: 


ἴα Guelferbytano tertio, T.Amplius, quomode peccatum est in 
Kbris Suetonii. Vid. Oudendorp. ;p. 120. ‚Ceteri corrupte vel 
. Apius, vel Appius. Sed Ampius non 'habet dubitationem: 


Rom. to. 8. p. 876. Praenomen en omittunt Hervagianı 
1554. et Banileensie 1544. 


Pag. 10. versu 6. de eius re ET _Haec est vorn | 
lectio, quae et Pighio placuit 1; 1,, et Bengelio, et Lallemando. 
Et sic Guelferbytanus tertius, quartus, Redigeriani tres, Ex- 


cerpta Cuövae, Milichianus, Scaelsiinus, duo Lallemandi, Lin- 


 colniensis, tres Benedicti, qui recte post Ernestium, decrevi τ, 
cum Eybo, Mediolanensi 1472. et Vetustä membranaceA. - De cer- 


tis Ampii decretis Joquitur. Proprium autem et signatum in hac 
. re desernendi verbum: proconsulum enim ac propraetorum 
in provinciä de rebus privatorum decreta. γιὰ. Oret. pro Quin- 
Vo c.7. Vitiosum decreverit ex Venetä 1476. Editos occa- 
a plures, etiam Aldinos 1502. et '1512,, et Manutianam 1583. 
‚Sustulit, quae plurs bona habet, Basileensis Westhemeri 1544. 


οὐ Hervagiand. Satis impudenter, et ut tantum obloqueretur 


Ernestio, Schellerus p. 142. „plerorumgue codicum“ esse, 


decreverit; hoc ille, qui nullos viderat. Male Graevius ba- | 


riolatur decrerit. Cellarins in textu bene, decrevit; sed in 
notis fluctuat: scilicet ut Graevio, amico, velificaretur. 


Pag. 10. versu 7. meam commendationem. Sic opli- 
ani libri scripti mei cum Mediolanensi 1472. et Vetustaä membra- 


naced. Nostram Guelferbytanus primus et Magdebargensis 


eunt Venetä 1476. et cum pluribus seculi quinli decimi extremi 
impressis, quod et in Aldinas 1502. 1619. οἵ in Manutianam 1538. 
aliasque male propagatum est. Atque omnino haud paucis locis, 
ubi optimi scripti editique vetustiores mea; meae, meam εἶσ. 
Aldinae. ex nescio qua’ seculi aus decimi editione nostrs, 
nostzae;, nostram. 


οὖς, «stenim, qui Ciliciae praefuit ante Lentulum. γιά, Pigbias Annal, 


- — | — 


- Animadvers, et emendat is: L 206 
IN Se 


EPISTOLAMN W. 


‚Pag. 10. versu 20. ». LENTVLO zRocousvzr. Bio emen- 
date Redigerianus primus cum Venetä 1492., Mediolanensi 1498. 
alüs, Guelferbytanus primus, ımrznsartorı, Redigerienus se- 
nn FROCONSVLI vel ıursrnaTonts Sed nondum factä 

un mentione, quod fit demum epistolä nond, quae 
incpit e omnibus rebus, ἄτοπον est Imperatoris appella- 
θάμα uti. “ Mediolanensis 1472. et Vetusta membranacea omittunt 
»ROCONSVLI, Veneta 1476. omiltit LENTvVLo. ; 

"Pag. 10. versu 21. Ante diem ΧΥ͂Ι, Kalendas Fe- 
brusrias, Indiscretam librorum manu scriptorum et impresso- 
rum pleroruinque omnium scripturam Ad. XVLKal Febr. vi. 
tiosamı esse patet γε] ex Lambini admonitione ad Orat. pro Quintio 
6, 6.,. cum legendum sit A.D.i.e. Ante Diem; 4086 res, etiam 
post Lambinum a multis ignorata, multarum inepliarum causa ex- 


δεῖ in libris Technicorum,, quales supersunt in Wegeneri Veters 


Calendario Romano p. 68., qui perperam intellectas notas tam- 
guam Ciceroni peculiares explicat. Raro integris literis in codi- 


eibas, Ante diem, ut in Sallustianis librissreperit Cortius ad 
 Catilin. XXX. p. 182. Peius Guelferbytanus quartus, ad XV kl., 


omisso Februariarum appellatione, et male’ numerans xV, 5 


nal ante diem XVI. Kalendas Februarias Senatus est habitus, 


. Pag. 10. .versu 22. pulcherrime staremus, Guelferby- 
tenus primus et Magdeburgensis, pulcerrime. Guelferbyta- 
nus terlius, extaremus cum duobus Gebhardi et Scaelsiano; 
merä librariorum lubidine, ut recte existimat Io. ττϑα. Gronovius 
ad Pleutum to. I. p. 868. Ernest, ᾿. 

Pag. 10. versu 21. quod jiam Sententiem Bibali etc. 
Valgati δ, quod iam illam sententiam Bibuli. In 
Guslferbytano prime et Magdeburgensi deestiam. Immo delen- 
dam est illam, quod egregie friget, cum addiderit de tribus 
legatis, ortamgne traxit ex male lecto ijam, (Quare delevimus. 
Guelferbytanus quartus, cum iam illam. 

Pag. 11. versu 1. unumque certamen esset reli- 
ctum sententia Volcatii, Feustra tentat Lambinus un τ» 
que certamen esset relictum cum ‚sententiä Volca- 
til. Nec’in carmine tantum, ut Io, Fred. Gronovius ostendit, 
veram eliam in prosae scriptoribus obvium est, quamquam rarius. 
Redigerianus primus, unumgue certamen esset reli- 
etum in sententiä Volcatii, ut subaudiatur frangendä- 
vel simile quid. Tamen nihil muto, et vulgatum dictum mihi vi- 
detur exqguisitius: in peperit ultima litera in relictu m. 

Pag. 11. versu 3 — —5. causam enim—in magnä va- 
Tietate, magnäque invidiä eorum, qui— obtineba. 
mus, Sic zBelR editur et rei peassent accommodate; nec tam | 


δὲ. In Libri 1, Ἐρίοι, IV. 


᾿ respicitur nunc ad varietatem Sentenlierum, quam ad varias ca- 


‘Jumnias adversariorum. (Juare, etiamsi unurm tantum superesset 


certamen sententia Volcatii; supererant tamen multae ac varise 
calumniae adversariorum; quo pertinet illud, quod scribit, in 

magnä varietate magnäque invidia multorum, se tamen Causam 
obtinuisse. Atque ita sex libri apud Manutium, totidemque Geb- 


bardi, Dresdensis quartus, Guelferbytanus quartus cum editioni- | 


bus vetustis meis omnibus. In Guelferbytano primo. ac 'textio 
Redigerianisque tribus corrupte, mon magnä varietale: 


᾿ quod qui ex sordibus librorum, quorum ne praestantissimus qui- 


dem est ab omni labe liber, receperunt, non restituerunt, sed 
corrugerunt Iocum, cuius sententia haec est: Certamen, guod 
contra Volcatium suscipere paratus eram, extractum atque elusum 
est variis calumniis:- causam tamen ipsam, ij. 6. redudlionem regis, 
obtinebamns. Non magnä yarietate magnäque invidia, 
ne ralioni quidem consentaneum est. Magnäque invidiä, 
Guelferbytanus tertius, quartus et Redigeriani tres cum impressis 
vetustis omnibus, ut sine.causä abiecerit que postmagna Lam- 
binus,. reposueritque in, fretus, utait, veteribus codicibus. 
Pag. 11. versu 5. alio transferebant. Sic omnes mei, 


‘{nisi quod a ae primus, tranferebant,) sicque iidem 


Υ, 20. „uomen a “lusio transferri“, non traferri, guod 
Victorius £ suis ibi protulit, ubi de häc scribendi ratione disputat, 
Castigat, p. 49. Lambinus ex suis, traferebant. In Caesars 
libri scripti et editi ‚veteres ubique μὰ transdere, ran 
iicere, transducereetc _ 

-Pag. 11. versu 7. paene etiam amicum, Guclfarbjta 
nus terlius, et paene iam amicum, divulso ‚etiam, uts- 
Ient. . Guelferbytanus quartus, paene etiam iam amicam 
Redigerianus secandus, paene et amicum. Male omnes. 

Pag. 11. versu 8. se legem ullam,. Sic scripti omnd 
mei cum plerisque .Editis veteribus, quod et Manutius amplezus 
est in editione 1533., quam sequitur Basileensis Westhemert 1544. 
Mediolanensis tamen 1472., Vetusta in membranis, Aldinae duas, 
easque secuta Ascensiana 1522. et Hervagiana 153%, se ullam 


legem. Scaelaianus, se legem illam, 


‘ Pag. 11. versu 9—12. Senatus haberi. ΓΤ Κ 4168’ 


Ὧδε Februarias—non potest; neque mense Februs- 


rio toto, ἢ isi perfectis, aut reiectis legatioonibns. 
Haberi deest Redigeriano tertio, sed vacuo voci spatio relieto. 
Scaelsianus, senatus ante Kal. Febr. — haberi non 
potest. Male, et contra Tulli morem, Legat ionibus pra« 
bent Excerpta Cuövae , Guelferbytanus primus, tertius, quartus, 
Redigerianns primus, tertius, Magdeburgensis , Editi vetush 
omnes: Togationi ib. 118. Redigerianus secundus, Milichiamns et 
Guelferbytanus primus in margine a manu recenti pro variä le- 
ctione, Vel tironi notum est, legitimos senatui habendo dies 


| 


{, 


Animadvers, et amendat. Lib. 1 β8 
fusee Kalendas, Nones, IAusz quibus diebus, οἷ εχ die 


zum rationd epistolis adscriptarum quilibet digitis computavärit, 


consumtis, ante Kalendas Februarias senatus haberi sane non po- 


_ tuit, ut hoc pulveris exigui iactu magna, uf ille it, certamina 


quiescere posse videantur. Bogationes reiectae in iure pu- 


' blico Romano omni res mihi inaudita: legationes reiectas 


tum aliunde novi, tum ex epistolis ad Attic. I, 18, extr. 


Pag. 11. versu 12. Haec tamen opinio est populi. 


BRomani. Guelferbytanus quartus cum Venetä 1476., Veenetä 
1492., Mediolanensi 1498., haec tamen est opinio. Frustra. 
Populi Romani, ita, sine notis, Redigerianus primus solus. 


_Ceteri.pp1. 10, P.R., PR. In Redigeriano secundo pp+1, 


„lis esse“. II, 17.: „ut tu me in Asiä possis convenire“. . 


spatio vacuo unius vocis pone relicto, 

Pag. 11." versu 16. vellet ire. Redigerianus secundus, 
το vellet. Frustra.. Cicero II, 6.: „te in primä provinci& 
„velle esse“. IV, 9.: „utineäre publicä, quaecungue est, ve- 


„Nep..in Attico, cap. X. &.; „ut omnibus eius amicis esset inimi 


„ons, eosque vellet proscribere“, 


Pag. 11. versu 17. quin existimet—ab senatu. In 


mazima parte scriptorum et editöorum veterum, ‚qui existimet: 


 quin est tamen in Redigeriano primo, et in Torgaviensi libro 


epud Benedictum. Ex impressis sola exhibet Vetus membrana- 


tea; post hanc Aldinae 1502. 1512., Paullus Manutius in-Venetä 


1583. et sequaces. Guelferbytanus primus , Magdeburgensis, 
Redigerianus tertius, a senatu. Ab videtur placuisse Tullio. 
Pag. 11. versu 18. nemo est enim. Sic scripli omnes 
mei-cum Mediolanensi 1472., Vetustä in membranis, Aldinis Ma- 
antigue editionibus.. Nemo enim est Veneta 1476., Veneta 
1492, Mediolanensis 1493. cum quibusdam aliis. lllud magis 
Tulienum.. Ita etiam in interrogationibus, quid est enim? 
guid est igitur? ubique maluit, quam, quod in editis parum 
enendatis circumfertur, quid enim est? quid igitur est? 
Pag. 11. versu 19.20. Qui nunc populi noniine. Ita 
maluj, ut antecedentia, per adversarios tnos esse fa- 
etum, τελείᾳ absolverentur στιγμῇ. Populi nomine ammes 
scripli.et Vetusta in membranis. In editis reliquis, eliam Medio- 
lanensi 1472, populi Romani nomine, quod additamen. 
tum,: in Magdeburgensi et Lincolniensi obvium, bene omisit Ben- 
gelaus, qui tamen paullo ante, nescio quare, quod minus 
discessio fieret. | πο αν, 
Pag. 11. vereu 21. si qua conabuntur agere. Scripti 
omnes Lambini et mei euni’Mediolanensi 1472. et Vetustä membra- 
nactä, si quae: edidi si qua, ut estin Venetä 1476., elisın 
ın reliquis mwultis, in Aldinis etin Manutianä 1538. 
‘Pag. 11. versu 21. satis mihi provisum est, Satis 
Provisum est cum vulgatis Guelferbytanus primus, quartus, 


ı 
u \ 


28 ” In Libri 1. Eplst, W. 


et Redigerianus primus. In Redigeriano secundo, inprovieum 
est, Redigerianus tertius, improvisum, Guelferbytanus quar- 
. tus cum Magdalenensi, Dresdensi secundo ac tertio, improvi- 

sum est, et sic a manu secundä Magdeburgensis. Quae tota 
varietas orta ex compendio scribendi, quod, satis vulgatum u 


libris, Dresdensis primus h. 1. incorruptum exhibet, satis m 
provisum est, et Lipsiensis sine compendio, satis mihi 
provisum est, et sic rescripsi: plane enim Tullianum est. Ad 
Attie. VILI, 16. init, „omnia mihi provisa sunt, praeter 
„occultum et tutum iter ad mare“. Scaelsianus utrumgue, et 
compendium voeis leviter corruptam, et vocem plene scriptam 
exhibens, satie est improvisum mihi. Milichianus a 
correctore in margine, satis jam pr ovisum est. 

Pag. 11. versu 28. aut iam sine vi. Si cum Editis ve- 

ttstis omnibus Redigerianus primus, Guelferbytanus tertius, quar- 
tus, quod placuit propter Qui nunc. Aut etiam, quod Oli- 
vetus, Lallemandus atque alii ‚edidere, est in Redigeriano se- 
cundo actertio, exhibetque sic iam Basileensis Westhemeri 1644. 
In Guelferbytano primo ac Dresdensi quarto, aut denigue; in 
Magdeburgensi, aut jam denique, 4026 videntur esse inter- 
. polatoris ex epistolä secundä extr. 
Pag. 11. versu 23. agere possint. Sic cum Redigeriano 
' primo Mediolanensis 1472., Vetusta in membranis, et magna vel: 
maxima pars reliquarum. Ceteri libri scripti ınendose, poss ent; 
Magdeburgensis vitiosius, possit. 

Pag. 11. versu 24. neque de nonnullorum iniuriä 
ecribendum mihi esse arbitror. Guelferbytanus primus, 
 iniuriss: ex seguentibus, ut apparet, huc illatum. InM 
burgensi deest mihi. Mediolanensis 1472., Veneta 1476. Ve 
neta 1492., Mediolanensis 1493. mihi scribendum esae 
arbitror. Male. Vulgata et numeris lenior, et omnium codi- 
cum est. Sic etiam Vetusta membranaces , ‚ Aldinae Manutiiqup 
editiones, | 

Pag. 11. versu 27. tuorum meritorum. Sic malui post 
alios, et numeris ,. et sententiä ita flagitante, cum libro Scael- 
siano, Vetustä membranaceä, Aldinis et Manutianä: ceteri sgripti 
et editi vetusti, meritorum tuorum. Magdeburgensis cum 
Scaelsiano, tuorum meritorum videar. Paullo ante Guel- 
ferbytanus primus a primä manu pro verbis, qui, si vitam, 
vitiose, qui sim vitam. Hinc novae interpolationes in Magde- 
bargensi, qui sim, cum si-vitam, et in Dresdensi guarto, 
qui sim, cum si qui vitam. Temere omnia, 

Pag. 11. versu 29. Ego tibi a vi, hac praesertim 
imbecillitate magistratuum etc. Sic plane et incorruplä 
sententiä Excerpta Cutvae, Redigerianus secundns cum Dresdansi 
Primo et secundo, et Vetustä membranaceä, ut reponendum prag- 


s’ 
! 


Anımadvers. et emendat. Lib. I: - 869 


care vidıt Victorius in Castig. poster, p. 10.: reliqui libri mei cum 
ceteris errant. Guelferbytanus primus, tertius, quartus, Magde. 

ensis, Ego {δὲ in hac praesertim, quae scriptura. 
est Impressorum veterum, quotquot vidi, omnium, Redigerianus. 
primus, Ego tibi praesertim in hac. Redigerianus' ter- 
tus, Ego tibi et vi hac praesertim, quomodo videtur 
exstare in Balliolensi, Redigeriani tertii simillimo; proxime ad 
verum. Apposite autem vim et imbecillitatem caniunzit; 
alversus enim vim,, ut recte Manutius, fortitudo reguiritur. 

Pag. 12. versu 1. 2. vi excepta. Sic emendate solus 
Redigerianus tertius, recentior, et Excerpta Cusvae: ceteri omnes, 


ne excepto quidem Redigeriano secundo, labem txaxerunt. Guel-. 
ferbytanus. quartus proxime ad verum, ut exceptä, male, ut. 


videtur , assecutus veram scripturam libri antiquioris, vi. Bedi. 

gerianus primus, δὲ exoepto. Bedigerianus secundus, ut ex- 
0 

cepta. Interpolatorem passi sunt Guelferbytanus primus, in 


quo prima manus dederat, quod est in Magdeburgensi et Lincol- 
niensi, ut exceptä, secunda recentior fecit at e& exceptä, 


gaomodo duo Lallemandi, qui nullo iudicio et interpolata veris . 


substituens intulit δὰ exceptä; et Guelferbytanus tertius, in 
quo excepto quod; deterius Scaelsisnus, nisi ut hac re 
exceptä, Nec melius veteres editi. Mediolanensis 1472., ut 


täexceptä. Veneta 1476., Veneta 1492., Mediolanensis 1498., 


ütexceptä vi. Aldinaeet Manutiana 1538. ex libris interpola- 
ls, quos sane interdum, exemplo non bono, et Aldus expressit 
t Paullus Manutius, cum Hervagianä, δἰ δὰ exceptä. Incor- 
ruptior ceteris Vetusta membranacea, in exceptä. Atqne sic 
'ınmargine, haud dubie ex aliquä vetustiore, Basileensis Westhe- 


neri 1544., cum utraque vellet vi exceptä: in libris enim exa- 


alar sic m, — Mox Magdeburgensis, affirmare. Guelferbytanus 
jartus incomposite, ut assolet, etiam senatus, etiam p. r. 


IN _ 
EPISTOLAM V. 


Pag. 12. versu 20. Tametsi nihil mihi fuit opta- 
ins etc. Guelferbytanus guartus, Nam etiamsi. Mediola= 
ensis 1472., Nam etsi, aberrante miniculatore in literä initiali, 
uas ille liber xubro adpictas habet; nam etsi est quogue in 
uragine Eybi. Sed me quoque offendit in initio sic positum Ta- 


ıetsi, ut Bengeliam videtur offendisse. — Nihil mihi pro | 


ulgatis mihi nihil dedi cum Guelferhytano primo , ‚Redige- 

iano tertio, Dresdensi primo, secundo, Lijpsiensi, Excerptis 

uevae, Venetä Manutii 1533., Parisinä Portae 1557. aliis, re- 
Archtu 7. Philol. u, Pädeg. Bd, IL. ΗΝ. 3. 24 


& 


3. Im Libri L'Epist Υ. 


eteque sic, deserto Emestio, edidit Benedictus. Milichiumis 
purperem, fuerit. Güelferbytanus quartus ourrapte,: ad te 
ipso; voluit ate ipso. Mox erga te esse cum scriptis 
meis omnibus Mediolanensis 1472. et Vetusta membranacen; solus 
Gauslferbytanus tertius omittit erga te, quarias esse: ulergue 
male. Perperam, et vetante orationis structurä esse. erga te 
Neneta 1476., Veneta 1492., Mediolanensis 1498... Eybi farrage, - 

. Pag. 13. versu 3. te autem videre. Autem, qguod in 
hoc orationis nexu eripi mihi non ‚patiar, praebent Guelierluyta- 
mus primus, qüartus ,..Magdeburgensis, Drescmsis quartuüs, ex 
editis Mediolanensis 1472., Vetusta in membranis, sceriptis libris 
auctoritate pares,. Aldinae daae, Ascensiana 1522., οποία δῖα. 
‚mutii 1533., Hervagiana 1534., Basileensis 1544. aliae: in Venetä 
.. 4476. et, sequacibus et apud Eybum desideratur. — Εἴ videre 
.-praetee rem Hervagiana, Basileensis Westherkeri.et Purisisa Bor- 
lae, nescio,. unde. — Mox Guelferbytanus quartus, ean.dem 
esse fidem.  Vulgatus ordo praestat. Esse a ‚ quibusdam 
Lambini libris, Mediolanensi 1472., Aldinis, Manutian& 153$., 
Hervagianä, aliis deest, Male. In "Guelferbylano primo 'manus 
. Becunda inter versus reposuit. Ego male deest Magdeburgenäi. 
Expertus sum male Veneta 1476., Veneta 1492.; Mediolanen- 
sis 1495.: sum expertus revocante Mediolanensi 1512. apud 
Leonardum Vegium, : 
ει Ραῤ. 18. versu 4. 5. in meä 841 ἴθ. Sic libri mei omnes 
tum Mediolanensi 1472., Vetustä membranaceä, Aldinis, Manu- 
tiand et sequacibus. Male Eybus et Veneta 1476. cum düinque 
allis, in’ meam salutem, quod et res ipsa, et concinnifatis 
ratio repudiat, si vel sexcentis libris scriptis niteretur.. 

"ὦ Pag. 13. versu δ, Nos cum maxime consilio, δῖα. 
dio,'tab ore, gratiä' — niteremur. Recte quidein hoc Igco 
bratiä: depositä enim fere a Pompeio ‚ cui homines antea grafi- 
ficabantar , Causä ‚regiä, consentaneum erat, Cieeronem geabih 
‚ rursus valere, quä modo debilitatä fuerat usus. Vid. ad epist. 2. 
extr. — Niteremur, et usu, et librorum omnium auctoritate 
firmum, non tentandum erat Ernestio, quem recte hac parte re- 
Br rehendit Schellerus Obs. p.. 120: Eybus, subito est orta. 

ihil muto. — Mox Magdeburgensis, animum, quod et in Guel- 
ferbytano primo exstitit a primä manu. Male. 

Pag: 13. versu 10. Sed tamen, in ziusmodi pertur- 
batione rerumetc. - Eiusmedi ex scriptis editisque kbris 
smnibus et Eybo, repudiato huiusmodi, reposuimus. „Eiws- 
„modi tempora“, „eiusmodi causam“, '„eiusmodi 
„studium“ in epistolis fere maluit; alıbi δ το, Atque sic 
“reete Bangelius et Benedictus.” Solus Redigerianus tertius eins, 
omisso mbdi. Vitisse; nec est in talibus, quae sola describem- 
tum -iacuria fudit, . ἀοεῖο. tricandum. In eiusmodi reraam 
 perturbation ὃ, sententiö perversä, Aldinee Ser Mamutistan 


d 


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' bus, Manutian& 1688. aliis. Sese res habeat Veneta 1492. et _ 


| . 
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' 1688. aliae. Magdeburgensis , sint metuende. Perperam. 


Animadvere. et emendat. Lid, 1,0 Br 


Guelferbytanus primus, nihil- tamen magis. Inepte pet 


sed tamen. Be 
Pag. 13. versa12.13. et Catoni quidemetc. Quidem 
cum Eybo male omittunt Veneta 1476., Veneta 1492, Mediola- 
nensis 1498. aliae.e— Quoquo modo se res habeat scripsi 
cum Guelferbytano quarte, Vetustä membranaceä, Aldinis dus- 


᾿ multae sequaces, in quibus et Hervagiana, Basileerisis 1544. alias. 


‚ Mediolanensis 1472. res se habeat. Guelferbytanus primus, 


res se ht.  Guelferbytanus tertins, Redigerianus prianus, se- 
cundus, se res h’t. Unus Redigerianus tertius cam Magde- 
bargensi explieite, se res habet. Atque ita XIII. 37. Pro 
Ligar. ο. 7. extr. Nectamen mihi placnit, quod elegantis dottri- 
nae viro praef. ad,Cic. de Offic. p. LV.: loguitur enim de rebus 
incertis, quas faturas metüat. Ald. 1502. 1512., quoquo mo- 
do quidem, quod bene deseruit Paullus ; pro more seculus est, 


ineptus editor, Ascensius 1522. — Resistimus tenui eum 
‚Gnelferbytano tertio, Vetustä membranaceä, Veneta Manutii 1583.: 
Guelferbytanus primus, Redigerianus primus, secundus, Magde- 


burgensis cur Mediolanensi 1472., Venetä 1476., Venetä 1492., 


 Mediolanensi 1498. aliis resistemus; quod languet. Redige- 
 Tianus tertius ineptissime, restitimus. ΝΙΝ de suis Benedi- 


ctus. Guelferbytanus quartus, resistemus profecto. Medio- 


Ianensis 1472. et Aldinae duae profecto plane omittunt. 


Pag. 18. versu 15. cumulate satisfacturum. Guelfer- 
bytanus guiartus cam Scaelsiano, accumulate. ‚Sed vid, For- 
cellinum in Lexico Lat. to. I. p. 26. 


® 


Pag, 13. versu 16. Sed vereor, ne aut eripjatur. | 


Parui Ernestio et Reizio in Notis manuscriptis, additamentum ve- 
teris glossae, causa regia, eiicientibus, quamguam acyiptis 
meis editisgue vetastis omnibns, Eybo non excepto, insidens et 
editori non uni sacrosanctum; 'sed in tantä eorundem verborum 
Yicmitste non ferendum, «et sedibus incertis, ut solent aliunde 
ascha, in anliquis. libris oberrans. In Mediolanensi 1472., ne 


ant eripiatur nobis regia caysa, in Veinstä membrana- , 


co, ne regia causa aut eripiatur nobis, a. d.; in codir 
cibue, ne aut eripiatur causa regia nobis l,a nebin. 
In Guelferbytano tertio a est inter versus a manu αἰδῶ, In Magde- 


burgensi δῇαις integra Sad. vereprr- possaam existimare 


in mergine axhibetur. a Be 
Pag. 18. versu 19. quod negue:Selicie, nec mihi 


displicebat.. Nihil mutavi, guamquam.scripts οὐ δηλ velusli _ 


et inter se, et a vulgatä, 4086 beme hahet, summopers.dissen- 


tiunf, aliis cum Eybo neque Selieio, negue mihi, aliie 


neo .Selioio, nec mihi prasbgnäibus, quonada. δὲ seguuautie 
| | 24 * 


-- 


372 In Libri L Epist. V. 


disiungunt, quae et ipsa bene habent. Veneta 1492. et 'Medich. 
nensis 1498. male, neque Qu. Selicio, quod est a sciolo.' 

Pag. 13. versu 20—22. ut neque iacere rem 'pate- 
remur — ad quem prope iam delata exiatimatur. 
Vulgati omnes: ut neque iacere regem pateremur, nec, 
nobis repüugnantibus, ad eum deferri, ad quem 
prope iam delatum existimatur; in quibus quantopere 
 abhorreant a Tullii venustate atque elegantiä, iacere regem 
pateremur, nec(pateremur) ad eum deferri, adquem— 
‚delatum existimatur, non eget explicatione. Intelligenti- 
bus certe et, ut cuın poetä loquar, dignoscere cautis quid solidum 
crepet, ᾿σαϑρὸν φϑέγξεται ὁ λόγος. Magis etiam suspectum red- 
dunt libri. In Guelfeıbytano primo a manu primä exstitit dela- 
tus, ut referatur ad regem, quod tamen minime placet, nec 
comparari posse arbitror Horatiauum illud deferar in vicum; 
nam ibi de se, tamquam de lıbro venali, loquitur. In Guelfer- 
byiano quarto, quem librum propter habitum horridiorem, et 

ropter innumera deliramenta nemg fastidiosior abiiciat, auf, ut 

‚solent nonnulli, ex trium duorumve foliorum perlustratione diiu- 
dicet,. a primä manu exstitit delata, unde factum est dela- 
tus; ut vix dubitandum sit legendum esse levissimä mutatione, 
neque iacere rem pateremur, ji. 6. reductionem regis, et 
paullo post delata existimatur. (uae sunt ipsissiina Gice- 
ronis ep. I. „omnes rem ad Pompeium deferri vo- 
„lunt‘'; et sic, uno orationi subiecto reddito, et color et nervi, 
qui in vulgatä nulli sunt, sententiae redeunt. Ceterum Redige- 
rianus primus et Magdeburgensis ‚ delatum esse, quod et 
Mediolanensis 1472., Aldinae, Manutiana 1533. cum aliis quibps- 
dam male propagarunt. Magdeburgensis, existimabatur. 
Redigerianus secundus cum Eybo, iam prope. Liv. XL, 3£ 
„iam pro pe eerat, ut sinistrum cornu pelleretur Romanis“*.-& 
ceroni magis placuit prope iam. Orat. pro Cael. ο, XVIL extr. 
„prope iam soli in scholis sunt relicti“. Et sic ubique. ΄ 

Pag. 13. versu 23. ut negue, si gäid— nec, si quid. 
Ita rescripsimus e Redigeriano primo, secundo, Guelferbytane 
tertio, sex Benedicti, Eybo, editisque vetustis nostris omnibus. 
Ita quogue Lallemandus et Benedictus, recte. — Poterit, ehen- 
date cum libris meis Mediolanensis 1472., Vetus in membranä, Al- 
dinae, multae aliae. In Venetä 1476., Venetä 1492., Mediolanensi 
1493. ΔΕ δ quibusdam mendose, ut apud Eybum, potuerit, ' 

Pag. 13. versu 25. Tuae sapientiae magnitudini= 
que animi est etc. Animi male omittit Redigerianus primns; 
omnem aeque male Eybus, Veneta 1476., Veneta 1492., Medio— 
lanensis 1493. Paullo post ac dignitatem rescribendum erat.— 
Mox, invitante Guelferbytano quarto, in quo est et in tuä στ» 
vitate, concinnius, nisi fallor, hypodiastole post virtute 
sublatä, menbra orationis disposui, virtute etrebus gestis 


Animadvers. et emendat. Lib. 1. 878. - 


unsm enunciationem constituentibus, gravitate alteram. Li- 
centius, ut solet, Scaelsianus liber, in virtute et in gravi- 
tate tua, atque in rebus gestis tuis, 

Pag. 18. versu 28. 29. si quid ex iis rebus, quas. 
tibi fortuna largita est etc. [18 emendate Guelferbytanus- 
tertius cum Manutiand 1533., cum omnes reliqui pro more his 
velhiis. — Elargita est offendi in Venetä 1492. et Medio- 
lanensi 1493., unde videtur adhaesisse Aldinis duabus, Mediola- 
nensi 1912., Ascensianis, Venetae Manutii 1533.; hinc derivatum 
in ceteras. Sed libri scripti non agnoscunt, neque Eybus, spre- 
'vitque Hervagiana, auctoritatisque dubiae esse monet Forcellinus 

to. 2. p. 158,, ut non satis perspecte adıniserit Bengelius.. Tamen 
huios generis composita, bonis libris et veterum auctoritatibus 
nixa, damnare universe in Cicerone nolim. Sic, ubi mınc com- 
posita eduntur, veteres in suis libris simplicia videntur habuisse, 
Nonius p. 265. ex l. 2. de Divin. c. 2. laudat „studium vehemen- ᾿ 
„tus in dies citatur“, ubi nunc editi, incitatur; illud de- 
fendas aljio exemplo ex Tuscul. ΠΠ,11. init. Atque id genusplura. "Ὁ 
exquisisse in primis Statilius videtur Maximus in libro, quem in- 
wripserat Singularia apud Ciceronem positaz difficili, 
et qui potest aliter? at utili fortasse labore, cuius nil nisi pauca 
fragmenta apud Charisium, Granimaticum, nunc supersunt, 

Pag. 14. versu1. id maiori illis fraudi, quam tibi 
futarum. Guelferbytanus primus pessime, scito id maicri' 
etc, cum oratio pendeat ab infinitivo existimare. Sed huius 
generis interpolationibus liber ille scatet. Nec melius fortasse 
Magdeburgensis, de quo Excerpta mea silent, Scaelsianus quo- 
que foede hic interpolatus, futurum scias. Etiam Editi ve- 
tusti in planä sententiä varie corrupti sunt: Veneta 1476. cum 
Eybo, id majori illi fraudi; Veneta 1492, id maior il- 
lius fraudi; Mediolanensis 1493., id maiori illius fraudi 
Paullo ante hominum male omittit Magdeburgensis. 

Pag. 14. versu 8. 4. utorgue ad omnia Q. Selicio. 
Utorque cum praestantissimo libro, Redigeriano secundo, quem 
non sine voluptate tractavi, cum Vetustä in membranis, Eybo et 
Venetä.1476., quae et ipsa bonas subinde lectiones sequitur, re- 
imeo. .„Agnoscunt et Veneta 1492., Mediolanensis 1493., Aldinae 
duse, Ascensiana 1522., Veneta Manutii 1533., Hervagiana, Ba- 
sileensis. Westhemeri 1544.; et valet, credo, in talibus, si vel 
omnium librorum auctoritas absit, non nihil aurium iudicium et 
ratio consuetudinis Tullianae, Redigerianus primus et secundus, 
N. Sel i ti 0. 

Pag. 14. versu 5. neque fide msiore esse iudico. 
Seripti mei cum Lambini et aliorum libris variant, alii, ut Guel- 
ferbytanus primus, tertius, Redigerianus primus, Magdeburgen- 
eis, maiorem; alii, ut Redigerianus secundus, tertius, Guel- 
ferbytanus quartus meliorem praebent. Illud est in Eybo, et 


\ 


“δ᾽ | In Libri-h Epist. Vi (al N}) 


in editis antiquissimis. Aldinse 1502., 1512., Asdensiana 1322, 
Veneta Manutii 1538, Hervagiand 1634, Basileensis 1544. aliae, 
fide maiore, quod verum existimo, Fide meliorem po- 
tarumı est, et a Ciceronis consuetudine a®horwens, Horat. Odar. 
‚ UL 1. 12. „moribus hic meliorque famä& Contendat“, 


ee 


.— 


IN | 
EPISTOLAN VI; 
(quae aliis pars quintae.) 


Pag. 14. versu 17. Seiungenda haec a superioribus cum Ex- 
cerptis Cuövae, editione Mediolanensi 1472. et Vetustk membre- 
, maceä, ita, ut, interpositä, quod faciunt, inscriptione, zovat 
. epistolae initium sit, quod et Manutio, et le. Fred. Gronovio, εἶ, 
sententiam factis comprobanti, Lallemando placuisse video. Nec 
aliter Reizius in Notis manuscriptis. Redigerianus primus, ex 400 
inscriptionem sumsimus, Guelferbytanus tertius, quartus, Magda- 
lenensis cum Venetä 1476. novam epistolam inchoant a. verbis 
"Posteagquam Pompeius Perperam, ut cuivis patebit le 
genti. Mediolanensis 1472. et Vetusta membranacea, ut magl 
lectori caveant, Vale post amantiorem tui addant. N«| 

dissimile initium est epistolae septimae,, aliis sextae, | 
‚ Pag. 14. versu 20. Hic quae agantur. Mediolazensis 

1472., Sic quae agantur; miniculatoris incuriä, | 

Pag. 14. versu 21. et literis— et nunciis cognosc® 
- ze arbitror. Guelferbytanus primus et Magdeburgensis, ΕΚ 
literis, et ex nunciis. Eybus, ex literis. Bedigerimn 
secundus, Excerpta Cuövae, Vetusta membranacea, coghösst 
arbitror, ut vel hinc patdat, non temere sic esse in Iantinä et 
in Stephaniend. Et sic laudat Io. Fred. Gronovius ad Liv. XX, 
8. et alibi ita Cicero, XII, 8: „ex actis, quae ad te mitti oerlo 
„scio, cognosse te arbitror“, recepitque hoc loco, em 
cansä certe, Bengelius. Nec tamen alterum damno. XII, 287 „ 
„te publicä quid agatur, credo te ex eorum literis cog2% 

.  „„®cere, qui ad te acta debent perscribere“, 
͵ Pag. 14. versu 22. quae autem posita sunt in com 
iecturä, quaeque.mihi videntur fore etc. _BRedigeri=- 
aus seoandus locum exhibet sic scriptum, yuae autem positt 
esse in coniecturä, quaeque mihi videntur forg, vr 
dentur ad utramque sententiam referens.,. Guelferbytants ta- 
tus, Redigeriarnus primus, tertius cum guataor libris Bensdic, 
Oxoniensibus duaobus mihi omittunt. Frust; et recte retinuf | 
Bengelius: tollit enim, quae inesse videatur, ταυτολογίας special: 
sensus hio est, quae corliici universe possunt, et quae ego ἔπεσα 


\ F 
 Animadvers, et emendat; Lib. L: ss 


“ N [4 
sogicio. Firmiant: mihi, guaimvis mutatä Ἰϑοὶ δουρευγὰ,. "Redi- 
gefisnus secundus, Guelferbytanus quartus ‚. meliorem sdeps ve. 
stigla stringens, et Eybus. ne er 

Pag. 14. versu 23, ea puto tibi a me scribi opor- 


i td 


tere, Sic ommnes libri script) mei cum Mediolanensi 1472, Vet 


tust in membranis, Aldinis, Manutianä, aliis., Sed praestat 
verborum ordo, quem in suis Jibris habuit Eybus, et qui est in 
Venetä 1476. et sequacibus, ea puto ametibi scribi.opor- 
tere. Sie reponendym. \ = 
Pag. 15. versn 1. Postea quam Pompeius et apuäd 
populum—-in senatuque. Male a recentioribus, ’etiam ab 
Ernestio , neglectum est et ante verba apud populum, quod 


primus reete reduxit Bengelius, sequente Benedicto. Praebent et "Ὁ 


Excerpta Cuövae, Redigeriani tres, Guelferbytanus primus, 'ter- 


iius, Magdeburgensis, Milichianus, Lincolniensis, Graevianus . 


primus apud Jac. Gronoviun p. 849,, sex Benedicti, Vetus mem. 
brenscea, Veneta 1476., Veneta 1492., Mediolanensis 1493.: sed 
qponiam Aldinse Manutianaeque editiones inde ab anno 1533,, 
quihus solis fere posteriores inhaesere, neglexerant,, tempore dis- 
paruit. Guelferbytani primi librarius, quem male videtar har 


4 


 buisse et apud populum, in senatugue, refinxit etin 


senatu. Mediolanensis 1472, in’senatu quoque. Vitiose, 
Pag. 15. versu 8, clamore convicioque jactatüs ὁ, 
Bedigert 
quae hunc hbrum in multis exprimit, Mediolanensi 1472. [ἃ cta- 
tus est Redigerianus primus et secundus, duo optihi, et Guel- 
ferbytanus primus a correctore, Aliud agebat Bengelius, cum 
adımitteret vitiosam .codicum quornpdam lectionem j.antus Kst, 
uam etiam Guelferbytanus tertigs, quarius, Redigerianus tertius 
ibent, solito libris errore, in quem dudum animadvertit Victo- 
Tius im Üastig. poster..p.:10. edit. Lugd. 1644)" 


} 


Pag. 15. versn 4. aspere et'acerbe himiam, magno ἡ 


est silentio accusatus. Sie edidimus, libros.secuti. Omni. 
mmagne silentio primus invexit Manutias in Venetä 1688.) 
ntan Aldinee, tempore priores, kequuntur libros sorüptos... My- 
wutiem. expressit Bawileensis: Westhemeri 1544., Parisina Bortae 
1657. aline; non Henvagiana: 1634. Vid. Epnestius praef. to.1.p. 
Χχχυ, In Basileensi Westhemegi tamen ἢ. 55. profertur ut leotio 
dicis Longohani, mihi ignoti. — Magno est silentio ac- 
Küsatus reseripsimms äudicium secuti aurium et Gnelferbytani 
Prim „Aubiam tomen, auctoritatem. - “ | ΠΕ, 

j Kg. 15. veren 5. esse perturbatus. Guelferbytanus 
Primus, quartus, Magdeburgensis omittunt esse. Male, | 

_ Pag. 15. versu 10. ut rex, cum intelligat. Miror, 
probatum iam e libris Lambino verum verborum ordinem, quem 
et Redigerianus tertius et Vetusta membranacea pra&£unt, ita 
neglectum a posterioribus fuisse, ut, Bengelio excepto, nemo cu- 


anus primus, clamore continuo, non adstipulähfe, ᾿ 


δῖ. In Libri 1, Epist, VL (al. V.) 


RARReT Restituit e duobus Dresdensibus recte Benedictus. In 


Guelferbytano quarto, ut tum rerum intelligat, ubi verba 
duo rex cum mutata sunlin rerum, 


Pag. 15. versu 10. id speramus, idque molimar, 
'Guelferbytanus primus a manu primä et Magdeburgensis, atqus 
molimur,. Permoleste, cum incitatius omnis feratur oratio. 


Pag. 15. versu 11. Sese, quod cogitabat. Cum valgs- 
tis Ernestius, sese id, quod cogitabat, Et displicet ter re-' 
petitum id, et omittunt scripti omnes mei, sex Benedicti, Oxo-: 
nienses ires cum Mediolanensi 1472, Vetustä membranaceä, ve 
tustisque aliis. Primum reperi in Venetä 1476. et sequaeibus, de- 
ände in Aldinis et Manutianä 1533., unde migravit in alias. Bece 
expunxere Bengelius atque Benedictus. | 


Pag. 15. versu 11. ut a Pompeio reducatur. Gad- 
ferbytanus tertins, ded ucatur: non potuit excuti librariis illud' 
suum deducendi verbum, quod sensu plane alio Cicero adhi 
bet VI, 19. (aliis 18.): „comprehendere, ad Caesaremgus 

„deducere“. Ceterum male de glossä suspecta hacc haberi 
tio, vix operae pretium est monuisse. " 


Pag. 15. versu 14. 16. si Pompeius aan modo 
ostenderit sibi placere. Mediolanensis 1472., paulu- 
lum. Guelferbytanus quartus, sibi placere ostenderit 
Mox Guelferbytanus primus et Magdeburgensis, atque taci- 
turnitatem,. Verum estac, quod reponendum. 


Pag. 15. versu 17.18. Nos tamen nihil, —praeter 
mittimus. Sic omnes scripli editique mei, et sic  correctiene 
Guelferbytanus primus, non praetermittemus, ut etm 
Magdeburgensi, quod nollem praetulisset Ernestius propter pras 
cedens faciet, et sequens resistemus, ut,ait. Sed Futuro 
faciet plane nihil est cum hac enanciatione; etresistemus, 
quod seguitur, pendet a sperandi verbo. Cohaerent. enim 
Sed nostietc. et Nos — praetermittimus, häc Berge 
Quidquid Pompeius peccet tarditate et intempestivo silentio, 
tu& causä eo sumus alacriores et vigilantiores. Futuri en 
hic nulla ratio; nt, ubi minime debebat, ut fit acupidis, Erme- 
stium Schellerus laudaverit p. 144. ' j 


Pag. 15. versu 21. ceteri sunt. partim obscurius 
iniqui. Guelferbytarıus primus et Magdeburgensis, partim 
sunt; quod numerum pessundat. In fine idem Magdeburgensis, 
assequare. Male; nec mutat Guelferbytanus primus, «αἱ en 
perpetua fere cum Magdeburgensi consensio. 


Animadvers, et emendat, Lib.L ° 877 
| IN 
EPISTOLAM VI, 
(quae aliis sexta.) 


Pag. 16. versu 10. Quae gerantur, - Guelferbytanus 


guartus, quae geruntur. Mox Magdeburgensis, non con- ἢ 
 sentiente Guelferbytano primo, non solum interfuit, 


Pag. 16. versu 12. Me in summo dolore, quem.ex 
nis rebus capio. Ita rescripsi cum praeclaro libro Redige- 


' riano secundo et Excerptis Cuövae pro vulgato in tuis rebus; 


ut frustra suspectam habuerint Henr. Stephani fidem, Schediasm. 
Il, 24. p. 68. iam pridem eandem lectionem proferentis. Capi- 


mus dolorem, voluptatem, fructum ex aliquä re, 
nom in aliquä re, nec aliter scripsisse Ciceronenr, aut Cicero- 
᾿ nis aetate, locutos puto. (L. M. Plancum excipio, modo argutius, 


modo insolentius, modo difficilius scribentem, cui aliter placuit 
X, 28.) Cicero I, 10: „cum se. maximum fructum cepisse 


‚ „vere dicerent ex libertate mea“, V,7: „ex literis tuis 


„sex miseriis — videndo fructum caperes maiorerm, quam ἡ 


„cepi incredibilem voluptatem“, V, 16: „tantum ex tuis 
„molestiis cepi doloris“. pro Sullä cap. 32. med.: „‚cuius 


 „audiendo‘, Brutoc.62: „ex accusatione Aquillii diligentiae 


„eructum ceperat“. Nec aliter, qui saepe Cioeronem imits- 


_ tur, Rutilius Lupus p. 88. edit. Rubnk.: „Nimirum nullo consilio 
 „Ailios proereamus: nam maiorem partem ex illis dolo- 


„ris et contumeliae capimus“. Caesar B. G. I, 20; ‚neo 
„Juemguam ex eo plus, quam sedoloris capere“, et sic 


_ ubique locis innumeris. Diversi generis est locus Epist,. X, 12. 


extr.: „atque in his curis, quas contuli ad dignitatem tuam, 


„cepi magnam voluptatem“, ibi enim est pro inter has cu- 


Tas; et multo magis diversus XV, 21. init.: „sed tamenin eä vo- 


„luptate hunc accepi dolorem“, dum eä voluptate fruor. 
iti vetusti omnes, male, in tuis rebus, quod, vel sine li- 
bris, reote monente Stephano corrigendum fuisset. 

‘Pag. 16. versu 15. quae debilitat cogitationes et 
inimicorum, et proditorum, Veneta 1476., Veneta 1492., 
Mediolanensis 1493., Aldinae duae, Manutii 1533. et sequaces cum 
Hervagiand male et contra libros, qua debilitantur. Guel- 
ferbytanus primus et Magdeburgensis, inimicorum et pro- 
itorum, omissa et anteinimicorum. | 

Pag. 16. versu 18. in rebus tuis. Ita recie sex libri mei 
cum guinque libris Benedicti, Vetustä membranaceä, Mediola- 
nedsi 1472., Aldinis, Manutiand. Guelferbytanus primus.et Mag- 
deburgensis cum Venetä 1476., Venetä 1492., Mediolanensi 1493. 
et sequacibus, quibus accedunt Hervagiana et Basileensis, in 
tuis rebus, Male. ᾿ 


\ 


N 


\ 


81. In Libri L. Epist. VII. (al. VIL) 


Pag. 16. versu.19. nam etsi minore—quam mea sa- 
lus afflicta sit, Sic scripsi cum Mediolanensi 1472., Vetu- 
stä in membranis, Vicentmä 1479., Aldinis, Manntiaus 1533., 
Hervagianä 1534., nec moror Graevii inconstantiam, in Addendis 
repudiantis, quod in textu ediderat. Et quamquam in nullo 
scriptorum meorum exstat salus; agnovit tamen e 8110 -codice 
Übertinus videturque exstitisse in Lincolniensi et Balliolensi, nisi 
quid fallit Oxoniensium industria. Sed, missis libris, maximum 
mihi pondus est in ipsä Tallii ipsius consuetudine,, salutem digni- 
tati ubique sic iungentis. Epistolä 5. p. 13,3: „‚eandem fidem esse 
„hominum in tu& dignitate, quam ego in meä salute sum ex- 
„pertus“. Epistolä 8. p. 23, 8: „multum enim interest, utrum 

„laus‘‘ (ita nunc. de dignitate, cf. IF, 6. vers. fin.) „imminuatur, 
„an salus deseratur“. Alibi, epistolk 10. p. 32, 19. non diserlis 
quidem verbis, at sententiä simillimä,, „eam fidem te -cognosse 


„hominum non ita magnä mercede“ (i. e.’imminutä dh- 


gquantumi laude) „‚quam ego maximo dolore coghoram“ (i.e: 
amissione prope modum salutis). Quas cum itasint, vel unius 
libri, diotionem necessariam suggerentis auctoritas, credo, sufidit, 
Pag. 16. versu.26. A me omnia summa in te studis, 

‘ Frustra post verba a me intrndit autem Basileensis West- 
hemeri 1544., quod certe Aldimis non debetur, sed fortasse Her- 

. vagianae 1534; sequentibus non bene Argentoratensibus 1581. 


Guelferbytanas primus, qui captare talia solet, .verbis inepte tra- 


iectis, ame summa in te studia omniagque officia, hi. 
᾿ hil mutante Eybo, 


IN 
EPISTOLAM VI, 
‚ (quae aliis septima.) 


| Pag. 18. -versu 21. rPrRocorsver omittunt Vetusta in mem- 
brawis et Mediolanerisis 1472. Retinui. e Venetä 1476, Vicen- 
πὰ 1479., Venetä 1492., Mediolanensi 1493., aliis. ' Prasbet etiam 
᾿ Manutiana 1533. Redigerianus:primus, secundus, Unuelferbyta- 
“ wis primus, :ImPpBRATorı. Wide, ran een 
quartam, 
Pag. 18. versu 22. Legi ta as literas etc, Guelf 

nus quartus, legi literas tuas. Frustra.. Mox Guelferbyia- 
wos primns, gratum esse tiba.: Non placet, γα V, 11; int 
Veneta 1492. et Mediolanensis 1493. male omittunt tibi. In-Guel- 
ferbytano primo negligenter omissa suht verba tria de aunibus 
rebus et verba per me δ aliä manu in margine agoripte. Eybus 
ex suis interpolats , et meam erga te fidem et benive- 


Antuävers, αἱ emmdst Li. 1 . SB 


lentiam; wed fidem ex FEUER hie cömmemorari 
patet ex verbis, πὶ te plurimum diligam. Ze 


Pag. 18. versu 25. Quorum alterum, ut te pluri- 
mum diligam, mihi facere necesse est-etc. Vulgati 
onhes, gnorum alterum mibhi, ut te plurimum dili- 
. gam, facere necesse est. Mihi, Ἴδοσ 'non 'suo positum, 
omittunt Redigerianus secundus et Guelferbytanus tertius; Tevo- 
catum jam ad suas sedes, et leniorem orationis cursum, et stru- 
᾿ ecluram minus impeditam reddit, et Tullianae consuetudini apfio- ” 
rem. Magdeburgensi et Guelferbytano primo a primä manu deest 
 plarimum. —Mox in verbis, quem tu me esse voluisti, 
esse‘male omittunt Veneta 1492. et Mediolanensis 1493. 2 agno- 
ecente tamen in Commentariis Übertino. 


Pag. 19. versu 2. quoniam intervallo locorum ao 
temporum disiuncti sumus etc. Ac, huic iunctürae plane 
proprium, restituimus ex Guelferbytano quarto, Eybo et.ex Ve- 
tustä in membranis. Ac ante tet d in libris emendatissime scri- 
pis et accuratius impressis ubique. Talia in Cicerone, „officio- 
„rum ac temporum‘, „praedicatore ac teste‘, ‚„sustinere ac 
_ „tueri*‘, „iudicio ac testimonio*‘, „lacrimis ac tristitiae“‘, „vi- 
„etoriam ac triumphum “, „deprehendi ac teneri‘; „de te ac 
„detuis“, „intimis ac domesticis“, „propugnatio ac defensio“s, 
„udicii ac. defensionis “, „fagitium ac dedecus“, „describi ac 
„distingui“ et innumera huiusmodi, in Tullio ubivis obvia, sed 
certae omnia legis: quae enim contrariam habere rationem viden- 
tur, ea vel vitant ingratum sonum, vel cuivis potius sermonis in- 
commodo oceurrunt, Sexcenta alia ‚.vel sine lbris, ad hanc le- 
gem refingenda, Tusc. II, 14. „praestans ac divina sapientia “* 
ex impressis veleribus, Mox Redigerianus secundus cum Ballio- 
lensi, diiuncti, quod pesetulit Bengelius; Redigeriänus tertius, . 

conloquar. 


: Pag. 19. versu 4. Quod si rarius fiet. Guelferbytanus 
primus, quod si minus fiet. — Mox Eybus, temere com- 
mitiere audeam. Frustra. 


Pag. 19. versu 6. quoties enim mihi certorum ho- 
niaum potestas eritetc. Enim, quod yulgati omnes iguo- 
reut, his numeris, et huic orationi sarre quam aptum, revocavi-' 
muse Redigeriano primo et secundo, et ex Vetustä membranaceä: 
facile preetervidetur in libris sic scriptum, .w.. Potestas, est 
omnium meorum librorum, scriptorum pariter atque impressorum, _ 
aon secus, ac Lambini. Facultas reperi in Hervagianä 1584., 
in Basileensi 1544., ın Parisinä Poxtae 1667: οἷ in pluribus se- 
quioribus. Mutandi causa niılla. 


Pag..19. versu9. qua quisque in te fide sit et vo- 
lantate... Guelferbytanus primus, qua quisque fide sit 
im te, et woluntate; Guelferbytauus tertins, qua fide in 


<= 


ι 


880. In Libri 1. Epist, στ, (al, VIL) 


ET) quisque sit et voluntate, Magdeburgensis, fide in 
te; Frustra, nec mutant ordinem reliqui scripti et impressi mei. 
Pag. 19. versu 12. re perspecta et cognita. Guel- 
ferbytanus primus, perspecta re et cognita. Vix aperae 
retium est monere, in Venetä 1476., Venetä 1492, et aliis gui- 
usdam veteribus male edi, re perfecta. 

Pag. 19. versu 13. 14. qui te et maxime debuerant, 
et plurimum iuvare potuerunt. Sic emendate Redige- 
riani tres, cum Vetustä membranaceä, Mediolanensi 1472., Vi- 
centinä 1479., quibus accedit Manutius in edit. 1533: ceteri seri- 
pti et editi, quae bene habent, varie turbant. Guelferbytanus 
primus et Magdeburgensis, quos sequuntur Aldinae, Ascensiana 
1522, Hervagiana 1534., Basileensis 1544., Parisina Portae 1557. 
qui et te maxime debuerunt. Guelferbytanus quartus, 
quite et amare maxime debuerunt; extali libro in Edi- 
tos quosdamı vetustos, ut Venetam 1476., Venetam 1492. etc. ve- 

᾿ nit, parum scite immutatä scripturä, qui ette amare maxi- 
me debuerunt. In Guelferbytano tertio verba, qui teet 
maxime plane desunt, cui accedit Magdalenensis. A mare hic 
ἀπροσδιόνυσον. Maxime, in quibusdam male lectum, ex com- 

‚pendio non intellecto mäme, abüt in amare. De fide et de 
voluntate agitür, non de amore; ad duo illa refertur iu- 
vare. 

Pag..19. versu 16. tui temporis nunc etc. Redigeris- 
nus primus, tui temporis et nunc. Voluit, et tui tem- 

oris nunc, et nostri etc. Sed id quoque ineptum hoc, 
0c0, 

Pag. 19. versu 17. ut, quos tu rei publicae causa 
laeseras. Redigerianus secundus, ut tu quos rei publi- 
cae c.1, quod forsan placebit quibusdam: mihi non; vel cor- 
cinnitatis habitä ratione, Mox Redigerianus primus non tam 
immemores essent; unde nascitur sententia argulissima, in- 
vidiam; virtulis aemulam, praeclare designans; ut taceam cob- 
einnitatem verborum immemores ‚inimici, Sed vulgata non 
deterior. 

Pag. 19. versu 21. ut scripsi-ad te antea. Per- 
scripsi. cum scriptis plerisque Vicentina 1479., Veneta 1492, 
Mediolanensis 1493., Aldinae, Manutiana 1533., aliae. In Ve- 
netä 1476., praescripsi. Sed Mediolanensis 1472., Vetustain 

‚membranis cum Guelferbytano primo et Magdeburgensi, scripsu 
quod praetulimus, 
| Pag. 19. versu 23. ex magistratibus autem. L. Ras 
cilium, et fide, et animo in te singulari. Racilium 
emendate Impressi veteres, quot vidi, omnes: Rutilium, guod 
perperam est in editis quibusdam recentioribns, ortum traxit ex 
librorum nonnullorum scripturä, quaö etiam Redigeriani secandi 
6, Ratilium. Ex Aldinis venit in Ascensianas , Hervagi- 


Μὴ». 


Animaävers, et emendat. Lib. L se 


nam 1534., Basileensem 1544., Parisinam Portae, alias; docte 
vitante Manutio in edit. 1635. Verba in te, quae recte regui- 
rebat Lambinus, addidi auctoritate Excerptorum Cu&vae, Vetu- 
stae membranaceae et Manutii in editione 1688,, sequacibus Basi- 
leensi Westhemeri, Parisinä Portae etc.; ceteri ignorant. Agno- 

vit Pighius Annal, Rom. to. 8. p. 882. videnturque esse necessaria. 

Saepius in lıbris omissa sunt, interdum' transposita; est taınen 

etiam, ubi interpolata. Epistolä 10. p. 47, 16.: „testes senpiterni 

„meritorum erga me tuorum, meaeque pietatis‘, ubi post 

meaegque scripti edilique vetusti omnes ignorant verba in te; 

eädem epist. p. 31, 11. in verbis „meaerga te studia‘ Guelfer- 

bytanus tertius erga te male omittit. 

Pag. 19. versu 26. 27. officii maiorem auet orita- 

tem habere videstur, quam sententiae. Elegans et 
plane Tulliano more expressa sententia; tamen Guelferbytanus. 
quartas recte connexa insulse dissolvit, officio maiorem ha- 
bere auctoritatem videtur, quam sententiä. Offi- 
eii auctoritatem plane ϑαυμασεῶς. Sic Tusc. III, 27. init. 
„quasi offieii iudicio KHeri“ dicit,; gleichsam weil man. muse, 
zu müssen glaubt. Aldus Nepos in versione italica: „presumendo 
„gli huomini, che ie ti aiuti non per giudicio, ma per.obligo ®. 
Germani, hat mehr das Ansehen einer Schuldigkeit, 
als des freyen Urtheils. Quo quem dicat officiosum dolorem 
Tusc. III, 28. extr., optime intelligitur. 

Pag. 20. versu 1. amici animi. Male deest amici in qui- 
busdam editionibus veteribus, ut Venetä 1492., Mediolanensi 
1493. et harum asseclis. Agnoscit tamen Übertinus. Paullo ante 
officii, aut ex@derant Magdeburgensi. 

Pag. 20. versu2. non solum a me ἐροθ ει εης: ‚Goel- 
ferbytanus primus ‘cum Magdalenensi (de Magdeburgenesi incerta 
res mihi), non solum me provoconte; id ipsum, nescio 6 
quorum libris, notatum Graevio in Va,ietate Lect.’p. 415. Sed 
nihil opus. — "Mox, in senatu fuisse, mei'omnes cum Me- 

. diolanensi 1472, Vetustä membranaceä, Aldinis, Manutianä 1588. 
In Venetä 1476. et sequacibus, fuisse in senatu. Non sequor. 

Pag. 20. versu6.7.8. quod facile intellexerim, per-. 
incandae fuerunt— 181 quidem humanitas tua— 
sed etiam etc. Magdeburgensis et Guelferbytanus primus a 
manu primd, intellexi. Redigerianus secundus, fuerint. 
Frustra.. Idem mox cum Lambini libris, sed et admirabilis 
v. 6. Eybus omittit etiam, Quidem solus Redigerianus ter- 
tius,, recentior, omittit; ceteri scripti editique omnes recte te- 
nent. Frustra suspectum, propter duorum Dresdensium aactori— 
tatem, Benedicto ; nec loco alieno positum, sed vel maxime suo; 
neque opponitur hic, sed adıungitur, adiungendis häc 
sententiaä verbis longe aptissimum et plane Tullianum. — Mox 
Magdeburgensis et Guelferbytanus primus a prim& manu, et tibi 


> Bemerkungen zu den Reden des Lecrites 


‘4t ἔπ, ihani luss, quartus male omiütit tua ante praestanti. 
Veneta 1476. vitiose, devictum. Redigerianus tertius cum Al- 
dinis duabus, Manutii editione 1638., Hervagiand 1634. et seqms- 
eibus multis, cupiditatis sauae. Praeter rem, et praeter Ve- 
tustiorum Gidem. Ä ΝΠ Ἢ 
Pag. 20. vereu 12. te ab se abalienatam. Sic sola, 
tantior scripiis, Vetusta in membranis; proxime - achedit 
Medialanensis 1472, te ab se alienatum, quam relictis ıı- 
perioribus, rursus exprimjt Mediolanensis-1512. apud Leonardum 
Vegium: simplici certe alienandi verbo sie ums est V, 8.: 
„te nonnunquam a me alienarunt‘; sed abalienatum 
recte Dresdensis primus et Lipsiensis. Meliora secuatae Aldins 
.duase, Mamıtiana 1533., Hervagiana, Basileensis Westhemeri etc., 
ἕξη quibus, te ab se abalienatum, Flagitiose corrupti Libri, 
etiam optimi. Guekferbytanus primus, tertius, quartus, Redig« 
rianus primus;: secundas, Magdeburgensis et Editi vetüsli tantum 
non omnes, seintentiä iugulatä, abs te alienatum. Solas 
Redigerianus-tertäus, recentior, tu a:se alienatum, qui vo 
tebat'te.: Bes nen hahet dubium, sed: vel hoc exemplo ligust, 
yuantopere, qui.seceulo sexto decime libros excudehant,- Editos 
vetustiores neglexerint. Redigerianus primus, epistula. In 
Redigeriano secundo epistola excidit.. ν᾿ δή 
- Pag: 20. versa 18. tuae laydi faverd, Guelferbytenus 
tertius, laudi tuae favere. Guelferbytanus quartus, fate 
re tui (sic) laudi.: Hinc Veneta 1476., Veneta 1492., Medio- 
anensis 1493., favere tuae laudi, .Nihil muto. Suspir 
ciosissimo tempore,. verbo νοὶ maxime signato. Vid; Rahr- 
kenius ad Rutil. Lap. p. 186. — Mex Hedigerianus tertius frustry, | 
leetis literis tuie*)  ΄ 


Bemerkungen zu'den Reden des Isocrates, 


Ἅ 


Dig neuesten Herausgeber des Isocrates scheinen nicht selten 
unbillig gewesen zu. seyn gegen den Artikel. . Die betreffenden 
Stellen habe ich zusammengefasst, und denselben die zunächst 
folgenden Bemerkungen gewidmet, Me ςτὸ 

Or, ad Demon. p. 2,27: μᾶλλον ἐϑαύμαξε τοὺς περὶ av 
τὸν ozovönfovsag ἢ τοὺς τῷ ydysı προρήκονταρ. Die Schafhan- 


*y° Hier endigen die Anmerkungen Martini - Lagune’s and mehr ᾿ϑέγτοῦ 
denselben wicht gedruckt: worden, Zur Erklärung der: Vebarscl 
welche genau nach dem Original beibehalten siod, sei nur noch bem kt, 
dass Martini diesem Fragmente folgenden Specialtitel vorausgeschickt at: 
In M. T. Ciceronis et Clarorum irorum epistolas Animadversionam es 
Emendationum liber primus , qui sractat epistolas libri primi : 


Bemerkungen au den Reden des Isoerates. 288 


sener Handschrift giebt hier γένει ohne Artikel, und dies erklärt 
Bsiter fir das Richtige. : Denn so finde man γένει gleichfalls ohne 


Artikel in derselben Verbindung mit προφήκειν Aeginet. p- 578, 12: 


zalsos δίκαιόν ἔστιν ὑμᾶς τὴν ψῆφον φέρειν οὐκ εἴ τινες γένει μέν 
φασι προφζήκειν, ἐν δὲ νοῖς ἔργοις ὅμοιοι τοῖς ἐχϑροῖς γεγόνασιν. 
Aber wer sieht nicht sogleich das verschiedene Verhältniss beider 
Stellen ein? Während letztere ganz allgemeiner Natur ist und also 
das ydvas.den Artikel entbehren muss, weil keine Beziehung auf 
ein bestimmtes Geschlecht vorhanden ist, so wird dagegen an un- 
serer Stelle ausgesagt, dass Hippenicus, die ihn ljebten, höher 
achtete, als die seinem Gesehlechte angehörten. Daher kann 
dem hier der Artikel ebenso: wenig fehlen, wie Euagor. p- 169, 
22: τῷ γένει τὸς τιμὰς τὰρ πατρίους ἐκομέσατο, «καὶ τύραννον αὖ-- 
τὸν si πόλεως κατέστησεν. Vergleichen wir auch Themiist.. Or. 
XIV p. 224, 12: καὶ γὰρ ἐκείνη μηδ᾽ ὁτιοῦν τῷ γένει νῶν κρατούν.- 
τῶν “προρήχουσα κοινωνὸς γέγονε εἰ μεγάλῃ. απόλει τῆς βασιλείαρ 
δέ ἀρετήν. Ein anderer Fall ist es ei dem Dativ der Rücksicht, 
wie Philipp. p- 80, 9: πολλοστὸς ὧν Συρακοσίων καὶ τῷ γένεε καὶ 
τῇ δόξῃ, καὶ. 'τοῖς ἄλλοις ἅπασιν. Helen. Baud. p. 182,.16: καὶ τῷ 
γένει καὶ τῷ κάλλει καὶ τῇ δύξῃ πολὺ διήνεγκεν, wonicht zu läug- 
nen ist, dass der Artikel auch fehlen könne, wie Asginet. ρ. 878, 


I: πάντες ἂν μαρτυρήσειαν Σίφνιοι τοὺς προγόνους τοὺς ἐμοὺς ' 


, δαὲ ψένει «αἱ τον: xal δόξῃ κοὶ τοῖς ἄλλοις ὅπασι πρώτους εἶναι 
τοὖν πολιτῶν. = 
τῶν “Βλλήνων, τη δ᾽ οὐδονὸς ὕστερος τῶν πολιτῶν. 


Bigis p. 338, 30: πλούτῳ μὲν πρῶτος ὧν 


% 


Jbid. p.-5, 18: τοῦτο᾽ δὲ ποιήσεις, ἐὼν ag δεόμενος φὸ δε: 


“us bogen. Das δα} ἔοτον. son alleh Herausgebern in dedur- - 


vos. τοῦ vertrandeite δεύμενος: τὸ malım ich schon früher in: Schutz, 
vergleichend Epist. ad Philipp. Ip. 391, 7: προςποιοῦμαι τὸ Bil- 
τιον. αὐτῶν φρονεῖν. Ich füge jetzt roch hinzu Herodot. VI; 48, 
wo das gleichbedeutende σκήπτομαι dieselbe ‚Construction wie un« 


ver προςποιοῦμαι hat: arte σκήψομαι τὺ μὴ εἰδέναι τὴν ἐμεωυτοῦ 


᾿ οὐσίην. Womit zu vergleichen die von Rubnken ad Tim, p. 19 
angeführten Worte des Olympiodorus: προσποιῇ μωρίαν καὶ τὸ 
μὴ εἰδέναι. Auch übergeben wir nicht die Stelle des Themistius 
Or. XHI Ρ- 198, 2: Σωκράτης ὁ Σωφρονίσκου τὴν „adv ἄλλην σο- 


φίαν σχεδόν τι πᾶσαν ἔξαρνος ἦν καὶ οὔτε μέγα οὔτε μικρὸν “μάν. 


ϑημα ἐπίστασϑαι ὡμολόγει; ᾳπὴν τοῦτο αὐτὸ μύνον, τὸ μήτε οἶδ 
ἐνὶ εἰδέναι, ἃ “μὴ Nöss, ‚wo EBEN den. Artikel τὸ vor μήτε 
tlgte, 

Ibid, μ-7, 19: περὸ ὧν ἂν αἰσχύνῃ παῤῥησιάσασϑαε, βούλῃ 
δέ τισι τῶν φίλων ἐναχοινώσασθαι, χρῶ τοῖς λόγοις ὡς περὶ Aldo 
τρίου τοῦ πράγματος. Die letzteren Worte sind wohl. folgender 
Weise zu construiren: χρῶ τοῖρ λόγοις περὶ τοῦ πράγματος ὡς di“ 
λοτρίου. Was wir bemerken wegen Baiter, der wiederum auf. 


das Anschen der an) Handschrift den Artikel τοῦ getilgt 


wissen will. - . 


[N 


48 Bemerkungen zu den Reden des Isocratee. 


Nicocles p. 23, 87: οἵ δὲ διὰ παντὸς τοῦ βίου κύριοι τῶν 
σραγ μάτων ὄντες εἷς ἅπαντα τὸν χρόνον καὶ τὰς εὐνοίας ἔχουσιν, 
Wenn die Vulgata hier nach εὐνοίας das Adverbium ὁμοίωρ ent- 
hält, so weiss ich nicht recht, ob ich diesen Zusatz mit Franz ad 
Lysiae Oratt. p. 304 solchen Abschreibern beimessen soll, welchen 
des Artikels Bedeutung nicht geläufig war, oder ob er zu halten 
sey für eine Wiederholung des vorbergehenden Begriffes εἰς ἅπαν» 
τὰ τὸν χρόνον. Jedenfalls aber gab Bekker dem Worte mit grös® 
tem Rechte den Abschied. Was nun εὐνοίας mit Artikel anbe- 
trifft, so ist dieser bedingt durch den Gegensatz: of μὲν πρὸς al 
λήλους δυςμενῶς ἔχουσαι. Auf gleiche Weise verhält 66 sich 
mit dem'zag ψυχὰς des Lysias contr. Theomnest. I $ 29 p. 240: 
. δῆλον γὰρ ὅτι τοῖς μὲν σώμασι δύνανται. τὸς δὲ ψυχὰς οὐκ ἔχου- 
σειν. Anstössig war ein ähnlicher Fall bei demselben Redner Or. 
contr. Philocrat. $ 4 p. 370: καίτοι δεινὸν εἰ οὗ μὲν τὰς οὐσίας 
᾿ ἔχοντες ἀλοφυροῦνται τριηραρχοῦντες, οὗτος δὲ οὐδὲν πρότερον 
πεκτημένος ἐν ἐκείνῳ τῷ χρόνῳ ἐϑελοντὴς ὑπέστη ταύτην τὴν λει" 
τουργίαν. Mit Recht zwar rügt Foertsch Observ. Critt. p. 54 das 
μεγίστας, was Reiske und Auger zu τὰς οὐσίας hinzufügen woll- 
ten, der Sinn aber, den er dem Artikel unterlegt, kabentes eas 
opes, quas habere debet qui sumptibus sgıygagylag subsistere 
vult, passt zwar für jene Stelle, an andern aber, wo man den- 
selben Fall findet, lässt sich eine solche Erklärung nicht anwenden, 
‚ da der Gegenstand fehlt, in Rücksicht auf welchen ein bestimmtes 

Vermögen erfoderlich wäre. Daher sie auch wohl dort nicht als 
die alre gelten kann. Da Foertsch keine Beispiele giebt ,. wel- 


che die Natur des Artikels in dieser Verbindung verdeutlichen, s0 | 


will.ich zu diesem Behufe einige aus Isocrates mittheilen. Areopag. 
p- 125, 10: οἵ τε γὰρ πενέστεροι τῶν πολιτῶν τοσοῦτον 
ἀπεῖχον τοῦ φϑονεῖν τοῖς πλείω κεκτημένοις ὥςρϑ᾽ ὁμοίως ἐκήδοντο 
τῶν οἴκων τῶν μεγάλων ὥςπερ τῶν σφετέρων αὐτῶν, ἡγούμενοι 
τὴν ἐκείνων εὐδαιμονίαν αὐτοῖς εὐπορίαν ὑπάρχειν" οἵ τε τὰς 
οὐσίας ἔχοντες οὐκ ὅπως ὑπερεώρων τοὺς καταδεέστερον πρὶν 
sovsag. Auf dieselbe Weise Or. contr. Lochit. p. 880, 21: τοῖς 
τὰς οὐσίας ἔχουσιν. Archidam.p. 111,6: οὗ μὲν κεκτημένοι 
τὰς οὐσίας ἥδιον ὧν εἰς τὴν ϑάλοτταν τὰ σφέτερ᾽ αὐτῶν ἐκβά- 
λοιεν ἢ τοῖς δεομένοις ἐπαρκέσειαν, ol δὲ καταδεέστερον 
πράττοντες οὐδ᾽ ἂν εὑρεῖν δέξαιντο μᾶλλον ἢ τὰ τῶν ἐχόντων 
ἀφελέσϑαι. Or. de Pace p. 160, 18: gr ἄλγιον ζῆν τοὺς τὰς ov- 
σίας κεκτημένους ἢ τοὺς συνεχῶς πενομένους. Jedoch steht χρή 
ματα ohne Artikel Or. de Bigis p. 849, 4: οὐ περὶ τῶν αὐτῶν α- 
πασιν ὁ κίνδυνός ἔστιν, ἀλλὰ τοῖς μὲν χρήματα κεκτημένοις περὶ 
 ξημίας» τοῖς δ᾽ ἀπόρως ὥςπερ dya διακειμένοις περὶ ἀτιμίας. Wo- 
her diese Verschiedenheit ihren Grund habe, ist leicht einsichtlich. 

Panegyr. p. 41, 10: γνοίη δ᾽ ἄν τις καὶ τὸν τρόπον καὶ τὴν 
ῥώμην τὴν τῆς πόλεως ἐκ τῶν ἱκετειῶν. Hierzu bemerkt Baiter: 
Ante τῆς addunt τὴν Urb. Bekk, Dind, quod recepissem, nis 


ἃ 


͵ 


Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. 885 


genitivus ad praecedens quoque nomen, τὸν τρόπον, Pertine- 
ret. Folgende Stellen - dürften wohl anders zu denken veranlassen, 
Busir. p. 199, 37: τὴν μὲν χώραν καὶ τοὺς ψόμους καὶ τὴν εὐσέ- 
βειαν, ἕτι δὲ τὴν φιλοσοφίαν ἐπαινῶ τὴν Alyvazlav. Panath. 

Ρ. 238, T: ποτέρων διεξίω πρότερον τοὺς κινδύνους καὶ τὰς μάχας, 
> Σπαρτιατῶν N τὰς τῶν. ἡμετέρων. Lysias contra Andocid, . 
$ 35 p. 212: ἀπαλλάξας δέους καὶ ταραχῆς τῆς τότε. Or. de 
Permut. p. 805, 6: ἐπαυσάμην τοῦ δέους καὶ τῆς ταραχῆς ταύ- 
τῆς. Euagor. p. 173, 13: μέγιστον δὲ τεκμήριον καὶ τοῦ τρύπου 
καὶ τῆς ὁσιότητος τῆς ἐκείνου. Panath. p. 227, 32: τοὺς πα- 
τέρας καὶ τὰς μητέρας τὰς αὐτῶν. Hierbin gehört auch die 
Stelle, ‚Or. conir. Sophist. p- 258, 36: ταύτης τῆς δυνάμεως οὐ- 
δὲν οὔτε ταῖς ἐμπειρίαις οὔτε τῇ φύσει τῇ τοῦ μαϑητοῦ neradı- ' 
δύασιν, wo das zweite τῇ gleichfalls erst durch den Urbinas 
hinzugekommen ist. — Hiernach könnte Jemand geneigt seyn das 
καὶ τοὺς φόβους, was die Vulgafa nach ταραχὰς giebt, wiederum 
einzusetzen Epist. ad Iason. Fil. p. 399, 3: τὰς δὲ ταραχὰς καὶ 
τὰς συμφορὰς τὰς τοῖς ἄρχουσι συμπιπτούσαρ. Man sehe auch 
Or. ad Nicocl. p. 11, 24. . 

Archidam. p. 10%, 33: ὁρῶ γὰρ --- τοὺς πολέμους, τοὺς 
προγεγενημένους οὐ κατὰ τὰς δυνάμεις, ἀλλὰ κατὰ τὸ δίκαιον 
τὸ τέλος ἅπαντας εἰληφότας. Sonst steht τέλος in Verbindun 
mit λαμβάνειν ohne Artikel, wie Panegyr. p. 32, 23: ὅταν ἡ 
τὰ πράγματα λάβῃ τέλος. Epist. ad Jason, Fil. p. 398, 9: δύ 
ὧν -- λήψεται τέλος. So auch bei andern Schriftstellern, wie 
bei Herodian. Hist, IV, 12 p. 96, 13. und anderwärts, Indes- 
sen darf darum der aus der Urbinischen Handschrift hier zum 
Vorschein gekommene Artikel nicht wieder verdrängt werden, 
da er in Rücksicht auf den Charakter der Stelle sehr nothwendig 
erscheint. Es ist nämlich zu erklären: Das Ende was sie er- 
langten, erlangten sie auf die Weise; sie haben ihr Eude er- 
langt. Vergleichen wir: ähnliche Fälle, so heisst es wiederum 
ohne Artikel Or. de Permut. p. 310, 23: ἐπειδὰν γὰρ λάβωσι δύ- 
yapıy, τοῖς ἀλλοτρίοις. Epist. δὰ Timoth. p. 401, 32: ἐπειδὴ 
δὲ δύναμιν Maße, Panegyr. p. 51, 24. Or.‘'de Pernut. Ρ. 303, 8. 
Dagegen ist der Artikel nothwendig Or. de ‚Permut, p- 283, 2: 
τοὺς δ᾽ ἐκ φιλοσοφίας ἐκείνων τῶν λόγων ὧν ἄρτι προεῖπον τὴν 
δύναμιν εἰληφύτας. Zu vergleichen ist auch Or. de Pace p. 160, 
A: φαίνεται δὲ τὰ μὲν ἀμελούμενα τοσαύτην εἰληφότα τὴν Enldo- 
σιν. Ohne Artikel dagegen Or. de Pace p. 162, 1. Euagor. 
p- 172, 29. Archidam. p. 117, 36. Panegyr. p. 33, 13. Richtig 
heisst es jetzt auch im Archidam. p- 98, 21: τοσαύτην πεποίη- 
μαι τὴν μεταβολήν. Cf. Blume ad Lycurg. ‚p- 57. 

Areopag. p. 123, 23: τὴν δὲ κατὰ τὴν ἀξίαν ἕκαστον τι- 
μῶσαν καὶ κολαζουσαν προῃροῦντο. Der Artikel τὴν. den die 
Urbinische Handschrift dem ἀξίαν vorsetzt, findet sich auch an 
den andern Stellen, wo der Schriftsteller sich der Redensart be- 

Arckiv 7. Philol. u. Pädog. Bd, ll. Hft.3, 25 


> φ ᾽ Ξ ; 
, 8386 Bemerkungen zu den Reden. des Isocrates. 
dient, Nicodl. p- 22, 80: δικαιότατον δὲ τὸ διωρίσϑαι “ερὶ τού- 


. " τῶν κανμὴ τοὺς ἀνομοίους : τῶν ὁμοίων τυγχάνειν, ἀλλὰ καὶ πράτ- 
zu”) καὶ τιμᾶσϑαι κατὰ τὴν ἀξίαν ἑκάστους. Busir. p. 198, 80. 
Or. contr, Lochit. p. 878, 9. 80 auch bei andern Schriftstellern. 
Iulian. Or. Ip. 6 B: τυγχανόντων δὲ ἑκάστη κατὰ τὴν ἀξίαν ab | 
λοιπαὶ τοῦ προοήκοντος. Demosth, ad Epist. Philipp. $ 11 p. 141.. 
Or. de Coron. $ 74 p. 228. adv. Leptin, $ 76 p. 483.. Jedoch 
bleibt letzterer sich nicht gleich. Or. contra Midiam ξ 127 
, Ρ. 500: τὴν κατ᾽ ἀξίαν τῶν πεπραγμένων παρὰ τούτου δίκην λα- 
βεῖν. Or. pro Phormion, ὃ 46 p- 222. Aeschines contr. Ctesiph. 
δ. 188 p. 447: ἐκεῖνοι κατ᾽ ἀξίαν ἐτιμήϑησαν. Dass ἀξίαν in die- 
ser Redensart als Substantiv zu betrachten sey, bemerkt Her- 
zanann ad Lucian. de Coıiser. Histor. p. 203. 

Jbid. p. 129, 28: ᾿ἀπήλλαξε -- τοὺς δὲ πολιτευομένους τῶν 
πλεονεξιῶν ταῖς τἰμαυαίς καὶ τῷ μὴ λανϑάνειν τοὺς ἀδικοῦντας. 
Für τοὺς ἀδικοῦντας vermuthete Coray αὐτοὺς ἀδικοῦντας, 80 
dass αὐτοὺς sich bezöge emtweder auf πολιτευομένους, oder 
κατὰ μετάβασιν auf die Areopagiten. Ich missbillige die Conje- 
ctur, weil sie grammatisch kaym bestehen kann, und erkläre 

.. φοὺς ἀδικοῦντας, die unter ihnen, welche unrecht handelien. So 

i heiast ea Helen. Laud. Ῥ. 189, 84: τοῖς δὲ καλοῖς εὐϑὺς ἰδόντες 
εὖνοι ,γιγνόμεϑα, καὶ μόνους αὐτοὺς ὥςπερ τοὺς ϑεοὺς οὐκ ἀπα- 
ορεύομεν θεραπεύοντες, ἀλλ ἥδιον δουλεύομεν τοῖς τοιούτοις 

ἡ τῶν ἄλλων & ἄρχομεν; πλείω χάριν ἔχοντες τοῖς πολλὰ προς- 
ταττόυσιν ἢ τοῖς μηδὲν ἐπαγγέλλουσιν: Sehr unnö- 

thig ist auch die Conjectur die Dobree macht Or. contr.- Sophist. 

Ῥ- 259, 12: βουλοίμην ἂν παύσασϑαι τοὺς φλυαροῦντας, zu 
welcher Stelle er schreibt: Dele τοὺς, nisi subslituas αὐτούς. 


Or. de Pace p. 152, 13: eig Αἴγυπτον μέν γε διακόσιαι 
πλεύσασαι τριήρεις αὐτοῖς͵ τοῖς πληρώμασι διεφϑάρησαν. 80 
schrieb Mindorf nach der Urbinischen und Ambrosiariischen 
Handschrift. Die von Bekker, Leloup, Dobson und Bremi hei- 

, behaltene Vulgata, αὐτοῖς συληρώμασι, ist zwar die gebräuchli- 
chere Sprechweise, wie zu sehen-bei Pierson Verisimil. p- 40. 
Matihiae Gr. Gr. p. 741. Indessen war der Artikel jedoch nicht 
ganz ausser Geltung in solcher Redensart, wie Bremi behauptet. 
So sagt Xenoph. Cyropaed. I, 4, 7: πολλοὺς γὰρ ἤδη αὐτοῖς τοῖς 
ἵπποις κατακρημνισϑῆναι- 1], 9, 9: ὁ. δὲ νεανίας ἐκεῖνος εἵπετο 


‚“ Ὁ Dieses πράττειν hat'man nicht richtig aufgefasst. Es ist dort 
foviel wie das vorhergehende ευγχάνξιν, eine nicht seltene Bedeutung. 
So wiederum Or. ad Nicocl, p. 14, 17: πράξειν. τι παρὰ τῶν ϑεῶν 
ἀγαθύν. Andocid. de Redit. ὃ 4 P- 127: τὶ «ἀγαθὸν ἐξ ἐμοῦ πρᾶξαι. 
Plato Phaedr. p- 232 Ὁ: ὅσοι δὲ μὴ ἐρῶντες ἔτυχον, ἀλλὰ δ᾽ ἀρετὴν 
ἔπραξαν ὧν Hbdesrn, Plat. Theag. p. 180 E. Xenoph. Heilen. I, 4 2. 
Lysias contr. Eratosth. $ 35 p. 249. 80 möchte ich auch πράξειν ver- 

. „stehen Nicocl, p. Sl, 21. Ι 


ed 


An. 


Bemerkungen zu den Reden des Isocraies. ‚887 


τῷ λοχαγῷ σὺν αὐτῷ τῷ ϑώρακι. Herodot. II, 111: σὺν αὐτῇ 
τῇ πόλι. Mehrere Beispiele findet man bei Elmsley ad Euripid. 
Med. 160 p. 101. Lobeck ad Phrynich. p. 100. ΄ 


Ibid. 152, 34: καίτοι χρὴ πόλιν μὲν εὐδαιμονίζειν μὴ τὴν 
ἐξ ἁπάντων τῶν ἀνθρώπων εἰκῇ πολλοὺς πολίτας ἀϑροΐζουσαν, 
ἀλλὰ τὴν τὸ γένος» τῶν ἐξ ἀρχῆς τὴν πόλιν οἰκισάντων *) μᾶλλον 


“τῶν ἄλλων διασώζουσαν. Den Artikel vor ἀνθρώπων stellen wir 


sicher durch die Stelle des Themistius Or. VII p. 106, 23: βα- 
σιλέα γὰρ ἀξιοῦντα εἶναι πάντων τῶν ἐπὶ γῆς ἀνϑρώπων. Bremi 
zeigt hier mehr Fleiss als Umsicht. Nach meinem Dafürhalten 
darf der künftige Herausgeber durchaus nicht darnach fragen, 
ob Isocrates auch anderwärts zu ἄνθρωπος in Verbindung mit 
πᾶς oder ἅπας den Artikel gesetzt habe, oder nicht; er muss, 


᾿ vielmehr seine Leser darüber verständigen, mit welchgn Unter- 


schiede jene Worte mit und ohne Artikel gebraucht werden, 
Ist dieser auf die gehörige Weise auseinander gesetzt, dann 
wird Jeder einräumen, dass τῶν ohne wesentlichen: Nachtheil 
nicht fehlen könne. — Hergestellt ist jetzt auch μεϑ᾽ ἁπάσης 
τῆς Ἑλλάδος, für μετὰ πάσης Ἑλλάδος Euagor. p. 176, 3. So 
Or. de Pace p. 151, 6. 162, 3. Panath. p. 241, 81. Or. de 


Bigis p. 884, 28. 840, 33. ἁπάσης τῆς ᾿Ασίας Or. ad Nicocl. 


p- 11, 28. Helen. Laud. p. 187, 14. Panegyr. p. 46, 16. 
ἁπάσης τῆς Πελοποννήσου Archidam. p. 111, 12. ἁπάσης τῆς 
οἰκουμένης Archidam. p. 104, 18. ἁπασῶν τῶν πόλεων Panath,. 
Ρ. 219, 12. ἁπασῶν τῶν διατριβῶν Or. de Permut: p. 322, 22. 
ἁπάντων τῶν χτημάτων Or. ad Nicocl. p. 19, 86. ἁπάντων τῶν 
ἕωων Panegyr. p. 40, 5. ἁπάντων τῶν πραγμάτων Helen. Laud. 
Ρ. 181, 9. Or. de Permut. p. 807 , 32. ἁπάντων τῶν ῥηϑέντων 
Archidam. p. 99, 14. Or. de Pace p. 138, 18. ἁπάντων τῶν 
διδασκαλείων Or. de Permut. p. 811, 4. ἁπάντων τῶν ᾿“Σλλήνων 
Panath. p. 237, 13. 258, 18. Pfhtaic. p. 264, 10. Und noch 
vieles andere der Art. | ΟΝ | 

Busir. p. 200; 23: εἶ μὲν γὰρ ἄλλος τις ἦν φανερὸς ὃ ταῦτα 
πράξας ᾿ἀγὼ φημὶ γεγενῆσθαι di ἐκεῖνον, ὁμολογῶ λίαν εἶναι 
τολμηρὸς, εἰ περὶ ὧν ἅπαντες ἐπίστανται, περὶ τούτων μετα- 


*) Bei Leloup musste die Urbinische Lesart wieder der+Vulgata 
οἰκησάντων weichen, wegen des ἐξ ἀρχῆς» mit welcherlei Pleonasmen 
man sich doch bald. vertraut macht bei andern Schriftstellern und bei 
socrates, Uebereilt jedoch ist die Conjectur of/xicavrag ım Panath. p. 

‚27 wo nur οἰκήσαντας an seinem Orte ist. — Wenn nun die Urbi- 


᾿ς hische Handschrift in οὐκισάντων eine weit vorzüglichere Lesart erhielt, 


s0 ist derselben doch auf keine Weise zu folgen in der Auslassung des 
τῶν ἄλλων, wie Baiter will, es sey denn man striche auch μάλλον, 
oder man schriebe dafür μάλιστα, wie Helen. Laud. p. 191, 6. Aber 
die Vulgata μᾶλλον τῶν ἄλλων ist diesmal tadellos; vgl. Archidam. 
9,2. Epist. ad Mytil. Magistr. p. 404, 7. An welchen Stellen das 
τῶν ἄλλων den andern Abschreibern befremdlich gewesen seyn mag. 


I x 


el 


ἡ 


2985 Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. 


πείϑειν ἐπιχειρῶ Den Artikel vor ταῦτα wünscht. Baiter ad 
Panegyr. p. XIX entfernt zu sehen, do dass also πράξας von 
ἦν φανερὸς abhängig wäre, auf dieselbe Weise wie πεποιηκος 
von φανῇ in der ähnlichen Stelle Or. de Permut. p. 294, 21: 
καίτοι τοιοῦτον ἔργον ἄν τις ἄλλος φανῇ πεποιηκῶς, ὁμολογῶ 
ληρεῖν, ὅτι διαφερόντως ἐπαινεῖν ἐπιχειρῶ τὸν οὐδὲν περιττότερον 


᾿ ῶν ἄλλων διαπεπραγμένον. Wir achten das Ansehen der Hand- 


schriften, da durchaus kein Grund einleuchten will, warum 
der Artikel nicht geduldet werden könne. Plato Amator. p. 188 

ξ ὁπότε γάρ τοι, ἔφη, ὦ Σώκρατες, τὸ φιλοσοφεῖν αἰσχρὸν 
ἡγησαίμην εἶναι, οὐδ᾽ ἂν ἄνθρωπον νομίσαιμι ἐμαυτὸν εἶναι, 
οὐδ᾽ ἄλλον τὸν οὕτω διακείμενον. Lysias contr. Exatosth- $ 74 


ΟΡ. 257: Θηραμένης δὲ --- εἶπεν ὅτε οὐδὲν αὐτῷ "μέλοι τοῦ ὑμετέ- 


φου ϑορύβου, ἐπειδὴ πολλοὺς μὲν ᾿4ϑηναίων εἰδείη τοὺς τὰ ὅμοια 
πράττοντας αὐτῷ. Auch möchte ich nicht so ohne weiteres den 
Artikel vor μεμαρτυρηκὼς verbannen Or. adv. Callimach. p. 364, 
21: ἐπειδὴ δὲ ὁ κηδεστὴς μὲν ἦν ὁ τοὔτου κατηγορηκὼς, οὗτος 
δὲ ὁ μεμαρτυρηκὼς ἦ μὴν τεϑνάναι τὴν ἄνθρωπον. Denn es 
scheint mir dem Geiste der Sprache auf keine Weise zu wider- 
streben, wenn wie hier 7 ἐὴν τεθνάναι τὴν 'ἄνϑρωπον, von ei- 
nem substantivisch stehenden Particip abhängig gemacht ist, 


Panathen. p. 207, 26: διαλέγοιντο περί τε τῶν ἄλλων 
ποιητῶν καὶ τῆς Ἡσιόδου καὶ τῆς “Ὁμήρου ποιήσεως. Noth- 
wendig scheint hier die Wiederholung des Artikels τῆς wegen 
des verschiedenen Charakters beider Dichtungsarten,. während 
der einmalige genügte Or. ad Nicocl. p. 18, 11: σημεῖον δ᾽ ἂν 
τις ποιήσαιτο τὴν ᾿Ησιόδου καὶ Θεύγνιδος καὶ Φωκυλίδου ποίη-- 
σιν. Auf jene Weise liest man wieder Panath. p. 210, 19: περὶ 
δὲ τῆς ᾿Ομήρου καὶ τῆς Ἡσιόδου καὶ τῆς τῶν ἄλλων ποιήσεως. 
Busir. p. 195, 98: τὴν Δίόλου καὶ τὴν ᾿Ορφέως ζηλῶσαι δόξαν. 
Wiewehl ich nicht widerstreiten will, wenn Jemand behauptet, 
Isocrates habe den Artikel zur Vermeidung des Hiatus wieder- 


*) Diese Satzbildung, wo nämlich die Protasis zweimal ausgedrückt 
ist, erläuterten Matthiae Gr. Gr. p. 1311. Foertsch Comment. Crit. p. 33, 
Stallbaum ad Plat. Phaedon. p. 59. Andere Beispiele aus Isocrates sind 
Pauath. p. 219, 36: dya δ᾽ el βῥὲν ἔλαθον ἐμαυτὸν σλεονάξων, ἠσχν- 


., ψόμην ἂν, εἰ γράφειν ἐπιχειρῶν περὶ ὧν μηδεὶς ἂν ἄλλος ἐτόλαησεν, 


οὕτως ἀναισθήτως διδκείμην. Plataic..p. 269, 24. Aeginet. p. 373, ὃ. 
Themistius Or. VII p. 128, 8: φιλοσόφῳ δὲ — εἰ μὴ προράγοι aus 


χῶς λόγους ἐγκάρπους καὶ ὀνησίμους, zig οὐκ ἂψ δικαίως νεμδσήσειξν, 


εἰ σχῆμα ἀνειληφὼς γυμναστοῦ ἀμιλλῷτο ὀφαρεύταιρ. Or, de Pace p- 


140, 1: ἣν μὲν οὖν ἐνταῦϑα καταλίπω τὸν λόγον, οἶδ᾽ ὅτι δόξω τὴν 


σόλιν ἐλαττοῦν. εἰ Θηβαῖοι μὲν ἕξουσι Θεσπιὰς καὶ Πλαταιάς, an wel 
cher Stelle man sich κασαλείπειν τὸν λόγον, die Rede abbrechen, 
unvollendet lassen, bemerke. Euagor. Ρ 169, 94: ἡγοῦμαι μὲν 
οὖν, εἰ καὶ μηδενὸς ἄλλου μνησθείην, ἀλλ᾽ ἐνταῦϑα καταλείποιμι τὸν 


Yy 


λόγον. Andocid. contr. ‚Alcibiad. ὃ 17 p. 151: κατέλιπε τὸ ἔργον. 


1 


‘Bemerkungen zu den Reden des Isocratese. 889 


holt, Helen. Laud..p. 185, 5: τήν re Zulomvos καὶ Χερκύονος 
καὶ τῶν ἄλλων τῶν τοιούτων παρανομίαν. Anstössig war die 
᾿ Wiederholung des Artikels bei Demosih. contr. Midiam $ 124 
p. 499: τὰς τῆς ἰσηγορίας καὶ τὰς τῆς ἐλευθερίας ἡμῶν μετου- 
σίας ἀφαιρεῖσϑαι. Οἵ, Or. adv. Leochar. $ 44. p. 385: τὰς 
τῶν φρατόρων καὶ τὰς τῶν δημοτῶν μαρτυρίας. Dinarch. contr. 
Philocl. $ 21 p. 191: τῶν τοῦ δήμου καὶ τῶν τῆς βουλῆς ἀπο- 
φασεῶν. | 


Ibid. p. 246, 99: καίτοι τὴν μὲν φύσιν ἔχειν ἕκαστον τῶν 
ὄντων τὴν ἐναντίαν αὐτὴν *) αὐτῇ καὶ μὴ τὴν αὐτὴν οὐκ εὔκο- 


λύν ἔστιν. Hierzu schreibt Dobree in seinen Adversariis: Dele, ᾿ 


τὴν ante ἐναντίαν. So ist zwar das Adjectiv dem Substantiv ohne 
Artikel nachgesetzt Panath. p. 209, 36: τοὺς — τὴν δόξαν ἔἐπι- 
τυχὴ τῶν καιρῶν ἔχοντας. Jedoch wird an unserer ‚Stelle sich 


schwerlich Jemand den Artikel gern entreissen lassen; eher. ᾿ 


würde er vielleicht an Hinzusetzung des Particips οὖσαν denken, 
dessen Mangel Dobree, wenn wir richtig vermuthen, zu obigem 
Urtheile veranlasste. Indessen ist auch dieser Zusatz nicht streng 
erfoderlich; vergleichen wir Panath. p. 226, 14: ἐνόμιζον τῇ ᾿ 
πόλει τῇ τηλικαύτῃ μὲν τὸ μέγεϑος, τοιαύτην δ᾽ ἐχούσῃ δόξαν,. 

λυσιτελεῖν καὶ πρέπειν ἁπάσας ὑπομεῖναι τὰς δυφχερείας μᾶλλον 
ἢ τὴν “Δακεδαιμονίων ἀρχήν. Dass der Artikel nach πόλει zu 
wiederholen sey, bemerken wir noch im Folgenden; dass wir 
aber das οὔσῃ was Coray nach μέγεθος vermisste, leicht entbeh- 
ren können, ersehen wir aus der Stelle Epist. ad Philipp. I p. 
889, 1: μηδ᾽ ἐπιϑυμεῖν τοιαύτης δόξης ἧς πολλοὶ καὶ τῶν ᾿Ελ- 
λήνων καὶ τῶν βαρβάρων τυγχάνουσιν, ἀλλὰ τῆς τηλικαύτης τὸ 
μέγεϑος ἣν μόνος ὧν σὺ τῶν νῦν ὄντων κτήσασϑαι Övyndelng. 


’) Zehn Wörter nach einander mit dem Ausgange N! Liebhaberei . 
ist nicht zu verkennen, wenn die Erscheinung zuweilen auch blosser 
Zufall seyn mag. Areopag. p. 122, 35: στέργειν τὴν τοσούτων μὲν κα- 

κῶν αἰτίαν προτῆρον Yavo ) Ψψῦν. Or. de Pace p. 161, 81: πολ- 
λὴν ἡσυχίαν ἄξουσιν, ὅταν ἴδωσιν ἐφεδρούουσαν τὴν δύναμιν τὴν 
ἡμετέραν. Or. de Pace p. 152, 37. Archidam. p. 107, 17 wo πολιτείαν 
mit Recht zurückgerufen wurde. Panegyr. p. 87, 34. 50, 8. Helen. 
Laud. p. 183, 26. Or. adv. Callimach. p. 363, 20. Coray vermuthet ἐν 
ἐλάττοσιν Panath. p. 215, 5: τὴν μὲν ἡμετέραν πόλιν ἐλάττοσιν ἕτεσιν 
ἀναλαβοῦσαν αὐτήν. Die Sprache erlaubt die ARessunR der Präposi- 
.tiod. Or. ad Demonic. p. 10, 5: τοὺς τῷ βίῳ παντὶ ἐλαττουμένους, 
wo er sie der Symmetrie wegen ausliess, Herodian. Hist. IV, 4 p. 86, 
95: πάντα ὅσα ἕτεσιν ὀχτωκαίδεκα ὃ Σεβῆρος ἤθροισε. Und so auch 
vielfach bei deu Rednern: Foertsch Obaervat. Critt. p. 65. Jedoch ist 
jener Vorschlag nicht zu verachten, da die Präposition dort ebenso leicht 
übersehen werden konnte wie Or. de Pace p. 15%, 17: ἣν ἐν ἕπτακο- 
σίοιρ ἔτεσιν. p. 159, 14: ἐκείνων ἐν πολλοῖς ἔτεσιν. Panath. p. 235, 18: 
φανεῖον ἐν ἐκείνοις τὸ τοῖς χρόνοις. Und so giebt die Urbinische Hand- 
schrift die Präposition auch Or. de Permut. p. 324, 24: οὐδένες γὰρ ἐν 


[ad 


ἅπαντι τῷ βίῳ μᾶλλον ἐλαετοῦνται τῶν τοιούτων. 


ἃ 


: . Ὁ ,- t 
Ssy0 Bemerkungen zu den Keden des Isocrates. 


Dann heisst es feruer Or. ad Nicocl. p. 19, 17: ταῦτα δὲ διῆλ- 
Hov ἡγούμενός σε δεῖν. τὸν οὐχ ἕνα τῶν πολλῶν, ἀλλὰ πολλῶν 
βασιλεύοντα, μὴ τὴν αὐτὴν γνώμην ἔχειν τοῖς ἄλλοις. Hier lässt 
“Dobree den gleichfalls aus der Urbinischen Handschrift hinzuge- 
kommenen Artikel τὸν vor οὐχ zwar gelten, ‚aber er erträgt nicht 
den Mangel des ὄντα nach τῶν πολλῶν. Nicht genz unähnlich 
ist die Stelle des Themistius Or. VIll p. 188, 21: εἶ γὰρ καὶ zov' 
. ἥρω τὸν οὐ πολλοστὸν ἐκ Διὸς — τοσαύτης ἐνέπλησε ταραχῆς. 
Or. XVI P- 252, 20: καλεῖ μὲν ὁ ϑεὸς εἰς προστασίαν τὸν μόνον 
οἷόν za ἀντισχεῖν τοιούτῳ κατακλυσμῷ δυςπραγίας. Nicht sehr 
würde ich widerstreben, wenn Jemand nach dem Urbirias ὄντα 
tilgte Aeginet. p..369, 14: κατὰ τουτονὶ τὸν νόμον, ὦ ἄνδρες 
Ἱϊγινῆται, υἱόν μ᾽ ἐποιήσατο Θρασύλοχος, πολίτην μὲν αὐτοῦ καὶ 
φίλον ὄντα, γεγονότῳᾳ δ᾽ οὐδενὸς χεῖρον Σιφνίων. Hergestellt 
ist jetzt Archidam. p. 101, 92: σκοπούμενοι δὲ τὴν μαντείαν, 
εὕρισκον ἔάργος μὲν κατ᾽ ἀγχιστείαν αὐτῶν γιγνόμενον, — Ao- 
κεδαίμονα δὲ κατὰ δόσιν, --- Μεσσήνην͵ δὲ δοριάλωτον λη- 
. φϑεῖσαν. Gewöhnlich höchst verkehrt καταδουλωϑεῖσαν; zu 
wiederholen ist in Gedanken αὐτῶν γιγνομένην. Vergleiche Stall- 
‘baum ad Plat. Gorg. p. 191. Wiederum fehlt ὄντος in dem 
Urbinas Or. contr. Lochit. p. 377, 17: περὶ δὲ τῆς ὕβρεως, ὡς 
κοινοῦ τοῦ πράγματος ὄντος, ἕξεστε τῷ βουλομένῳ τῶν πολιτῶν 
— εἰρελθεῖν εἰς ὑμᾶς. Wer das Particip vertheidigen will, der 
kann vergleichen Demosth. contr. Midiam $ 8 p. 465: ὡς une 
κοινοῦ TOD πράγματος ὄντος καὶ προςέχων ἀκουσάτω καὶ τὰ φαι- 
νύμενα αὐτῷ δικαιότατ᾽ εἶναι ταῦτα ψηφισάσϑω. Or. de Permit, 
Ρ. 9716, 16: χρὴ δὲ τοὺς διεξιόντας αὐτὸν πρῶτον μὲν ὡς ὄντος 
μικτοῦ τοῦ λόγου καὶ πρὸς ἁπάσας τὰς ὑποϑέσεις ταύτας γεγραμ- 
μένου ποιεῖσϑαι τὴν ἀκρόασιν. Mir scheint es sa gar nothwen- 
dig nicht. — Ueber die Auslassung von εἰμὶ in seinen verschiede- 
nen Personen, Modis und Zeiten sehe man noch Matthiae Gr. Gr. 
δ 306. Buitmann ad Demosth. Mid. p. 161. Schaefer Melet. Crit. 
p: 43. Beispiele des ausgelasaenen ein, da dieser Fall selten il, 
füge ich aus Thewistius hinzu Or.-XIIl'p. 209, 3: ἀλλ᾽ “Ησίοδος 
μὲν οὐκ οἷδε") βασιλεῖς γῆς καὶ θαλάσσης οὖδ᾽ ὠνειροπόλησε 
μέαν τῆς γῆς ἀρχήν. διόπερ αὐτῷ καὶ ἐπάξιος κατεφαίνετο τῆς 
γονῆς τοῦ Διὸς, εἰ μιᾶς πόλεως προστατεύων, Φωκίδος ἢ Βοιῶ" 
τίας, χρηστὸς καὶ ἥμερος καὶ κρίνοι Tag δίκας μὴ σκολιῶς, WA 
Harduin εἴη vermisst nach ἥμερος: vgl. Or. XXI p. 809, 7: 
size ἀληϑεύοι τὴν τέχνην εἴτε ἀπατηλός τε καὶ ἀλαζών. 
Nach dieser Abschweifung wieder auf unseren Gegenstand 


/ 


®) Dieselbe Bedeutung hat old. Panath. p. 217, 8: ἡμῖν μὲν γὰρ 
συνέπεσε περὶ νησύδρια τοιαῦτα καὶ τηλικαῦτα τὸ μέγεθος ἐξαμαρτεῖν 
πολλοὶ τῶν Ἑλλήνων οὐδ᾽ ἴσασιν, Was Dobrea vörkennend .die 
Stelle’ mit Conjecturen heimsuchte. Ο, Or, ad Nicocl. p. 18, 31. Ly- 
sias contr. Alcibiad. I $ 12 p. 286. 


»- 


“- 


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Bemerkungen zu den Reden des Isoorates. 8391 


! 
\ 


_ zurüäckkommend;, so würde das zweite τῷ aus der Urbinischen 


Handschrift. hinzugefügt Panath. p. 249, 10: ἵνα τῷ τε πλήϑει 
τῷ τῶν πολιτῶν χαρίσῃ καὶ παρὰ τοῖς εὐνοϊκῶς πρὸς ὑμᾶς δια- 
κειμένοις εὐβοκιμήσῃς. Ein höchst seltner Fall, dass nach πλῆ- 
dog ulysdog der Artikel wiederholt wird. Der Grund der Wie- - 
derholung ist der Nachdruck, der wegen’ des gegenüberstehen- 
den παρὰ — διακειμένοις auf jenem rubt. Dagegen ohne Wie. 
derholang Or. ady. Callimach, p- 366, 26: ἵνα σωϑείσης τῆς 
πύλεως οἵ τ᾽ ἄλλοι τὰ σφέτερ᾽ αὐτῶν ἔχοιεν, ἡμῖν τε παρὰ τῷ; 


, πλήϑει τῶν πολιτῶν χάρις ὀφείλοιτο "). Zu jener Stelle. verglei- 


‚cher wir Archidam. p. 106, 97: ἐγκρατεστέραν δὲ τὴν ἀρχὴν' 
τὴν τῶν πολιτῶν κατεστήσατο, πολὺ δὲ μείζω τὴν δύναμιν τὴν" ΄ 


αὐτοῦ τῆς πρότερον ὑπαρχρύσης ἐκτήσατο." Nicocl. p. 80, 18: 
μὴ μόνον τὰς φύσεις αἰτίας νομίζετε τοῦ χαλεποὺς ἢ πράους " 
εἶναι τοὺς τυράννους, ἀλλὰ καὶ τὸν τρόπον τὸν τῶν πολινῶν. 


_ Auch setzen wir hierhin die Stelle des Lysias Epitaph. $ 40 p. 


182: τὰς δ᾽ αὐτῶν ψυχὰς ὀλίγας οὔσας ἀντιτάξαντες τῷ πλήϑει. 
τῷ τῆς ᾿Ασίας. “Das Wort μέγεϑὸς mit wiederholtem- Artikel 


‚ findet sich .Philipp. p. 79, 4: ὁρῶν τοὺς πρὸ αὐτοῦ ταύτῃ τῇ 


συμφυρᾷ κεχρημένους ἐπτηχόϑας διὰ τὸ μέγεθος τὸ νῆς πόλεως. 
Nethwendig ist -auch der aus den bessern Handschriften nach 
δοιγῷ jetzt hinzugekommene Artikel Panegyr. p. 85, 16? τῇ 
μὲν αὐτῶν πόλει τοὺς ὁμόρους εἰλωτεύειν ἀναγκάξουσι, τῷ δὲ 
χρινῷ τῷ τῶν συμμάχων οὐδὲν τοιοῦτον κατασκενάζουσιν. Da- 
gegen ohne Wiederholung Plataic. p. 265, 27: λέγουσιν ὡς ὕ- 

9 τοῦ χοιμοῦ τῶν συμμάχων ταῦτ᾽ ἔπραξαν. Zu jenem ver- 
gleiche man Or. de Permut. p. 325, 10: τοὺς τὰ τοιαῦτα μαν- 
ϑάνόντας nal μελετῶντας ἐξ ὧν καὶ τὸν ἴδιον οἶκον καὶ τὰ κοινά’ 
τὰ τῆς πόλεος καλῶς διοικήσουσιν. Or. de Bigis p. 339, 20: 
aste φαίνεσθαι Ta ποινὰ τὰ τῶν ἄλλων ἐλάττω τῶν ἰδίων raw: 
ἐκείνου. Hergestellt. ist der Artikel.nach φύσεν und φύσεις Or. 


| de Permut, p. 298, 20: ὁρᾷς δὲ τὴν φύσιν τὴν τῶν πολλῶν ὡς. 


διάχριται πρὸς τὸς ἡδονάς, καὶ διότι ἘΒ) μᾶλλον φιλοῦσι τοὺς 
τ-.---.- “ { ᾿ 


*) Or. ad Demon. p- 6, 14: χαλὸς γὰρ ϑησανρὸς παρ᾽ ἀνδρὶ 
ὑπουδαίῳ γάριᾳ ὀφειλομένη. Uurichtig supplirt Wolf ἀπόκειται nach 
σπουδαίῳ. --- Plutarch. de Liber. Educat. II, 8: καλὸς οὖν παῤῥησίας 
θησαυρὸς εὐγένεια - 

") Ueber dir: findet sich eine gute Bemerkung bei Baiter ad Pa— 


Degyr. p. 83. Nur steht da zu yiel die Stelle Or. adr. Euthyn. pı 882,4: . 


= ἔστι διότε av ἐπήρϑη ἀδίκως. Denn διότε ist hier nicht dass, 
sondern weswegen, was zwar auch Baiter nicht entging. Ich sehe 
aber nicht, warum die hergebrachte, und von Coray und Dobson will- 
kürlich in δι᾽ $ τε geänderte, Schreibung nicht zu dulden sey. Of. 


 Andoeid. de Myster. $ 133 p. 121. de Pace $ 16 p. 139. Lysias adv. 


Simon, 6.17 p. 194, contr. Agorat. $ 76 p. 278. Demosth. contr. Euerg. 
δὲ Müesib. $ 20 p. 376. pro Phormion. $ 53 p. 224 wo jedoch Dindorf 
τ den GCödices Zr διὰ. 6 schrieb: Themist. Or. IV p. 62, 4. 

hucydid, I, 23. 77 wo Stephanus, auf dieselbe Weise änderp wollte. 


. 


. 


398 Bemerkungen zu dei Reden des .‚Isocrates. 


πρὸς χάριν ὁμιλοῦντας ἢ τοὺς εὖ ποιοῦντας, wo διάκειται neben 
φιλοῦσι wohl untadelhaft ist. Or. δὰ Νίοοοϊ. p. 18, 90: εἶ 
ϑέλοιμεν σκοπεῖν Tag φύσεις τὰς τῶν ἀνθρώπων, εὑρήσομεν τοὺς 
σολλοὺς αὐτῶν οὔτε τῶν σιτίων χαίροντας τοῖς ὑγιεινοτάτοις. 
Dagegen wäre die Wiederholung unstatthaft Nicocl. p. 25, 97. 
Panath. p. 229, 22. Epist. ad Iason,. Fil. p.. 398, 87. Jedoch 
würde es zu weit führen, uod ich würde den Lesern wohl lästig. 
fallen, wenn ich alle die Stellen anmerkte, die durch die Urbi- 
nische Handschrift ihrer ursprünglichen Gestalt wiedergegeben 
sind. Daher ich dieses nur noch bemerke, dass der Beifall mich 
nicht erfreute, der mir zu Theil ward, weil ich auf ddäs Ansehen 
derselben Handschrift den zweiten Artikel σὰ zu tilgen angera- 
then hatte Philipp. p. 79, 87: οὐ μόνον δὲ τὰ τείχη τὰ τῆς ma- | 
 seldog ἀνώρϑωσεν, ἀλλὰ καὶ τὴν πόλιν εἰς τὴν αὐτὴν δόξαν 
“προήγαγεν. - Ä 1 
Die Stelle Plataic. p. 265, 80: ὑπὲρ τῶν πεπραγμένων, 
übergehe ich, da ausser Dobree wohl schwerlich Jemand den 
Artikel entfernt wünschen wird. Ebenso urtlıeile ich hinsicht- 
lich βούλομαι δὲ καὶ τοῦ τρίτου Or. de Permut. p. 286, 38. 
Gegründeter ist sein Verdacht geben den Artikel Or. de Bigis 


| 


pP 887, 1: καὶ οὐκ αἰσχύνονται τοιαύτῃ παῤῥησίᾳ χρώμενοι 


σερὶ τοῦ τεϑνεῶτος ἣν ἔδεισαν ὧν ποιήσασϑαι zip) ζῶντος *). 
ΟἹ. Aeginet. p. 367, 17: νῦν δ᾽ αὐτῇ τοσούτου δεῖ μεταμέλειν 
ὧν εἷς ζῶντα ἐξήμαρτεν, ὥςτε καὶ τεϑδνεῶτος αὐτοῦ πειρᾶται ἐήν 
τὸ διαϑήκην ἄκυρον --- ποιῆσαι. Indessen lässt man ihn auc 
obne Anstoss passiren. Es erseizt der Artikel, wie. es scheint, 
den Abgang des Pronomens αὐτοῦ. Denn dieses würde der 
Schriftsteller sicherlich dem τεϑνεῶτορ beigegeben haben, wenu 
es ihm gefallen hätte περὶ τεϑνεῶτος zu schreiben. — Ferner 
halten Orelli und Baiter den Artikel vor μεϑ᾽ ὑμῶν für unnöthig. 

Or. de Permut. p. 295, 6: Τιμόϑεος δ᾽ οὔτε τὴν τοῦ σῶ- 
ματος φύσιν ἔχων ἐῤξωμένην οὔτ᾽ ἐν τοῖς στρατοπέδοις τοῖς πλα- 
νῳμένοις κατατετριμμένος, ἀλλ᾽ ὁ μεϑ᾽ ὑμῶν πολιτευόμενος τῆ" 
λικαῦτα διεπράξατο. τὸ μέγεϑος. Sehr oft fand ich, dass Herans- 
geber bei Participialsätzen, die in Form einer Apposition einem 
Nomen Proprium beigegeben werden, den Artikel vermissten, 
seltener dass sie wie hier ihn verdrängten, ohne dass dieselben 
jedoch eine Bemerkung beifügten und die Gesetze angaben, un 
ter welchen ein solches Satzglied den Artikel haben müsse, und 
wann es denselben entbehren könne, So sagt auch Baiter blos: 
Articylus ὃ Jerri neguit, Auch ich fühle mich nicht im Stande 


*) Diese Stelle, nebst Or. adv. Callimach. p. 359, 23 kann wegen 
des Hiatus καὶ οὐκ zu dem von Dindorf bedrängten καὶ οὐδὲ Paneg, P- 
49, 12 verglichen werden. Letzteres findet sich auch nach Aeginet. P- 
374, 94: καὶ οὐδὲ τὸν ἀδελφὸν ἠσχύνετο τὸν ἔτι ζώνεα, οὕτωρ Ok 
γον φροντείζουσα τοῦ κεϑυεώξτορ. 


. Personen die gleichen Namen führen, unterschieden, sondern _ 


4 


Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. 303 


‘ darüber eine durchgreifende Regel aufzustellen, da ich gegen- 


wärtig nur eine sehr beschränkte Anzahl von Stellen, und meist 
nur Isocratische, vor mir habe. Jedoch empfinde ich soviel, 
dass man der Stelle einen nicht unbedeutenden Schaden zufügen 
würde, wenn man hier auf das nicht besonders gewichtige An- 
sehen der Laurentianischen Handschrift ὁ tilgte. Stelıt nämlich 
der Artikel, so wird das vorhergehende Nomen dadurch nicht 
immer nur aus seiner Unbestimmtheit gezogen und von andern _ 


| häufig wird dadurch gerade dieses Merkmal an ihm mit Nach- 


druck bervorgehoben. Es hängt nun natürlich von dem Cha- 


. rakter der jedesmaligen Stelle ab, wo dieses mit Fug geschehen 
kann. Dass aber eine solche Hervorhebung unserem Partici- 


pialsatze nicht übel kleide, dürften wohl Wenige läugnen. Auch 


_ werden sie es den Worten ὁ — εἰθισμένος einräumen, in einer 


Stelle die von der ‘unseren nicht wesentlich verschieden ist, 


_ Helen. Laud. p. 183, 2: καὶ πρῶτον μὲν Θησεὺς, ὁ Aeyopsvog 
| μὲν ‚Alylog, γενόμενος δ᾽ ἐκ Ποσειδῶνος, ἰδὼν αὐτὴν οὔπω μὲν 


ἀχμάζουσαν, ἤδη δὲ τῶν ἄλλων διαφέρουσαν, τοσοῦτον ἡττζήϑη 
τοῦ κάλλους ὁ κρατεῖν τῶν ἄλλων εἰϑισμένος, er, der über 
Andere zu siegen gewohnt war. Magegen wäre der Ar- 
tikel unstatthaft Trapezit. p. 347, 12: ταῦτα δὲ συγγράψαντες 
we) ἀναγαγόντες eig ἀκρύπολιν Πύρωνα Φεραῖον ἄνδρα, εἶϑι-- 
σμένον εἰςπλεῖν εἰς τὸν Πόντον, δίδομεν αὐτῷ φυλάττειν τὰς 
συνθήκας. “Auch mag wohl mit Recht τὸν in τὴν verwandelt 


_ worden seyn, oder, es scheint nicht nöthig τὸν τὴν zu schrei- 
ben Philipp. p. 83, 5: καὶ μὴ ϑαυμάσῃς, ἅπερ ἐπέστειλα καὶ 
πρὸς. Διονύσιον τὴν τυραννίδα κτησάμενον, da hier die Apposi- 


-- 


tion von keiner solchen Bedeutung auf das Uebrige der Darstel- 
lung ist, wie etwa im Euagor. p. 170, 12: ἀλλὰ μὴν τῶν y ἐπὶ 
τάδε γεγενημένων, ἴσως δὲ καὶ τῶν ἁπάντων, Κῦρον τὸν Μή- 
ὅους *) μὲν ἀφελόμενον τὴν ἀρχὴν, Πέρσαις δὲ κτησάμενον, καὶ 
πλεῖστοι καὶ μάλιστα ϑαυμάζουσιν. Doch ὍΡΟΣ scheint mir sehr 
noihwendig das τῇ, was eine nenere Hand des Urbinas vor ın- 
λικαύτῃ setzt und von Bekker und Dobson in Klammern aufge- 
nommen wurde im Panatlı. p. 226, 13: ἀλλ᾽ ὅμως οὐδὲν .dyvo- 
οὖντες τῶν προειρημένων ἐνόμιζον τῇ πόλει τῇ τηλικαύτῃ μὲν τὸ. 
μέγεϑορ.» ταιαύτην δ᾽ ἐχούσῃ δόξαν, λυσιτελεῖν καὶ πρέπειν ἀπά- 


” So Bekker, Dindorf und Pobson. Leloup dagegen nach der Vul- 


. gata Μήδων, in welcher Construction wir ἀφαιρεῖσθαε wieder finden 


Euagor. p. 175, 26. de Pace p. 155, 9. Helen. Laud. p. 192, &. Pan- 
δῖ, p. 224, 11. Welche Stellen zum Theil schon Leloup anführt. In- 
dessen hat die Construction mit doppeltem Accusativ keine geringere 
Autorität, Philipp. p. 92, 25. . Panath. p. 213, 80. 215, '21. 238, 13. 
80 wird jetzt ΜΜοσσηνίουρ statt Πρσσηνέων gleichfalls nach dem Urbinas 
gelesen im Archidam. p. 111, 81. 


͵ % 


, 


892 Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. 


σας ὑπομεῖναι τὰς δυςχερείας μᾶλλον ἢ τὴν Austbainovion ἀρ- 
χήν. Wenigstens sprechen folgende Stellen sehr für den Artikel. 
Epist. ad Philipp. I p. 890, 24: ev δὲ πόλιν τὴν τηλικαύτην 
δύναμιν κεκτημένην μὴ πειρῶνται ϑεραπεύειν. Helen. Laud. p. 
184, 32: ἡγήσατο κρεῖττον εἶναι τεϑνάναι μᾶλλον ἢ ξῆν ἄρχων 
τῆς πόλεως τῆς οὕτως οἰκτρὸν τοῖς ἐχϑροῖς φόρον ὑποτελεῖν ἡ- 
ναγκασμένης. Areopag. p. 131, 14: δεινὸν ἡγουμένους εἴ τις 
ὄψεται τὴν, πόλιν τὴν τῶν “Ελλήνων ἄρξασαν ταύτην Up Erf 
οὖσαν. Und nicht gegen den Artikel ist die Stelle des Aeschines 
contr. „Ctesiph. $17 p. 385: ἐν γὰρ ταύτῃ τῇ πόλει οὕτως ἀρ- 
χαία οὔσῃ καὶ τηλικαύτῃ τὸ μέγεθος οὐδείς, ἐστιν ἀνυπεύϑυνος. 
Ibid. p. 527, 21: καὶ πεποιηκότες ὅμοιον ὥςπερ ἂν εἰ Δα- 
κεδαιμόνιοι τοὺς τὰ περὶ τὸν πόλεμον ἀσκοῦντας ξημιοῦν ἐπιχει- 
ooiev. Durch ein Versehen *) wie es scheint, ist bei Bekker 
und Bindorf der Artikel τὰ vor περὶ ausgefallen. ‚ir. Panath, 
p. 212, 26: τῶν τὰ περὶ τὸν πόλεμον μάλιστ᾽ ἀσκούντων. Busır. 
p- 197, ‚ 9: τοὺς δὲ τὰ περὶ τὸν πόλεμον μελετᾶν ἠνάγκασεν. 
Areopag. p .134, 88: τῶν δὲ περὶ τὸν πόλεμον οὕτω Kun 
λήκαμεν. Philipp. p- 77, 27: οὕτω δὲ τὰ περὶ τὸν πόλὲμον & ἄτυ- 
χοῦσιν. Panatlı. p.-237, 26: ἡ πόλις ἡμῶν διέφερε τὰ περὶ τὸν 
πόλεμον.  Xenoph. Cyropaed. If, 1, 21: ἀσκεῖν τὰ ἀμφὶ -τὸν 
σόλεμον. Bemerkenswerth wegen der freieren Construction jet 
die Stelle Epist. ad Mytil, Mag. p- 402, 23: μιμουμένους τὰ περὶ 
τὴν. στάσιν τὴν πόλιν τὴν ἡμετέραν. Ebenso Panegyr. p. 40, 29: 
τὰ πρὸς τὸν πόλεμον αὐτὴν ἐπαινεῖν. Der Urbinischen' Hand- 
schrift verdanken wir den Artikel Archidam. p. 111, 2: οὕτω 
δ᾽ ἀπίστως τὰ πρὸς σφᾶς αὐτοὺς “καὶ δυςμενῶς ἔχουσιν. Chr. 
Areopag. ΤᾺ 126, 6: οὕτω καλῶς καὶ τὰ πρὸς σφᾶς αὐτοὺς 
- εἶχον. emosth. contr. Neaer. $ 12 p. 647: οὕτως οἰκείως 
ἔχων τὰ πρὸς τούτους. Besonders häufig ist diese Redeweise 
in Verbindung mit- διοικεῖν), wie ‚Äreopag. P- 125, 6: παφαπλη- 
σίως δὲ τοῖς εἰρημένοις καὶ τὰ πρὸς σφᾶς αὐτοὺς διώκουν. 
Äreopag. p- 132, 2: οὕτω τὰ πρὸς τοὺς ἄλλους καλῶς καὶ νο- 
μίμως διῳκησαν. Panath. p- 227, TA: οὕτω γὰρ ὁσίως καὶ κα' 
λῶς καὶ τὰ περὶ τὴν πόλιν καὶ τὰ περὶ σφᾶς αὐτοὺς διώκησαν, 
Or. de Permut. p. 808, 7: οὔτε τὰ περὶ τὴν πόλιν οὔτε τὰ 


5) Blosse Nachlässigkeit ist es auch, wenn in den nenern Ausgaben 
sich nicht mehr ἐστὶν nach τούτων findet Or. de Pace p- 161, 4; φαίη 
vor τέχνην Or. de Permut. p. 274, 12; σερατόπεδα vor μισϑοῦνται 
Epist. ad Philipp. I p. 390, 22. Ob τῶν λόγων. oder wie Einige lesen, 
τὸν λόγον, vor τὸν Epist. ad Archid. p. 404, 21 durch Fahrlässigkeit 
des Correctors ausgeblieben, oder ob es in den von Bekker verglichenen 
Handschriften fehlte, müssen wir dahin gestellt seyn lassen. Letztres 
däacht uns fast wahrscheinlicher bei Berücksichtigung der Stelle Areo- 
pag. p- 123, 21. Bei Dindorf fehlt wieder καὶ πείϑειν nach ὄντων 
Philipp. p. 71, 14. Beiden Ausgaben gemeinsam ist der Druckfehler 
γνώμην statt μνήμην Or. ad Nicocl. p. 17, 18. Und andereg der Art, 
“was in den Corrigendis nicht übergangen werden. durfte, 


- 


Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. 505 


| περὶ ἡμᾶς αὐτοὺς κακῶς διρκηκότες. Or. de Permut. ἢ. 317, 6: 
οὕτω τὰ σερὶ ἡμᾶς αὐτοὺς διοικοῦντας. Iulian. Or. [ ρ. 46 C: 
σοῦ τὰ περὶ τὴν ἀρχὴν καὶ τὰ! πρὸς τοὺς ἀδελφοῦυς διοικεῖν ἐπι: 
τρέψας μόνῳ, mit feiner Unterscheidung der Präpositionen; τὰ 
περὶ die Verhältnisse im Allgemeinen, τὰ πρὸς bezeichnet Jage- 
gen mehr die nähere Beziehung, worin Personen zu einander zu 
stehen kommen; wiewohl nicht zu läugnen ist, dass in manchen _ 
Fällen eimes für das andere gesetzt werden könne. Besser jedoch 
als πρὸς τὸν βίον heisst es jetzt Or. de Pace p. 140, 17: καὶ 
τὰ περὶ τὸν , βίον εὐπορώτεροε γιγνοίμεθα καὶ τά τε πρὸς 
ἡμᾶς αὐτοὺς ὁμονοοῖμεν. Panath. Ρ. 236, 98: τὰ περὶ τὸν βίον. 
Areopag. p. 129, 8: τὰ περὶ τὰς ϑεωρίας --- νοῦν ἐχόντως͵ ἐποί- - 
ουν. Dagegen Paneg. p. 38, 21: διαλύσασϑαι τὰ πρὸς ἀλλήλους. ᾿ 
Areopag. p. 132, 10. Panath. p- 215, 10: τὰ τοίνυν πρὸς τοὺς 
βαρβάρους ὡς ἑκάτεροι προςηνέχϑημεν δηλωτέον. Plataic. p. 968, ᾿ 
6: τὰ πρὸς τοὺς πολίτας- αὐτοῖς ἔχει καλῶς. Mit diesem Unter- 
schiede reicht man aber nicht aus in den Stellen Or, ad Demon. 
p. 3, 11: εὐσέβει τὰ πρὸς τοὺς ϑεούς. Nicocl. p. 20, 16: τὰ 
περὶ" τοὺς ϑεοὺς εὐσεβοῦμεν. Or. ad Nicocl. p. 14, 18: τὰ πρὸς 
τοὺς, ϑεοὺς ποίει μὲν ὡς οὗ πρόγονοι. κατέδειξεν, Areopag. 
p- 124, 29: τὰ περὶ τοὺς ϑεούς. — Regelmässig scheint περὶ 
zu seyn in folgenden Fällen. Philipp. p..78, 1: ἀλλὰ μὴν τὰ 
"περὶ Θηβαίους οὐδὲ σὲ λέληϑεν, die Angelegenheiten, 
die. Lage der Thebäer. Philipp. p. 79, 8: Σκέψαι δὲ. 
πρῶτον τὰ περὶ ᾿Αλκιβιάδην. Areopag. p. 120, 5: εἰρήνην δὲ᾽ 
καὶ τὰ περὶ τὴν χώραν ἀγούσης, was die Angelegenhei- 
ten des Landes betrifft. Euagor. p- 167, 20: ἀπιστῶν 
δὲ τοῖς πεπραγμένοις, καὶ βουλόμενος ἀσφαλῶς κατασκευάσασθαι 
τὰ περὶ αὐτὸν, τήν τε πύλιν ἐξεβαρβάρωσε. Auf den Wink der 
von ihm verglichenen Handschriften schloss Bekker das τὰ als 
verdächtig in Klammern; Leloup'tilgte es ganz, ohne jedoch sein 
Verfahren zu rechtfertigen. Οὐ, Philipp. P- 70, 19. Nicocl. p. 
30, 24. ΄’ 

Epist. ad Philipp. Ip. 387, 21: καὶ ταῦτ᾽ εἰδὼς ἐκεῖνα μὲν 
ὑπὲρ δόξης ὄντα, ταῦτα δ᾽ ὑπὲρ τῆς σωτηρίας, ἧς ὀλιγωρεῖν ἅπασιν 
ἔδοξας. Beachtenswerth ist hier δόξης dem τῆς σωτηρίας gegenüber. 
Jenes wurde unternommen, um Ruhm zu erlangen, 
dieses betrifft die Wohlfahrt. Ich halte es nicht für 
noihwendig mit Coray τῆς σῆς σωτηρίας zu lesen, da sich der 
Begriff. dein aus dem Zusammenbange von selbst "versicht: So 
heisst es wiederum in derselben Epistel p. 388, 11: μηδὲν μεῖζον ᾿ 
ἀγαϑὸν τῆς σωτηρίας ὑπολαμβάνειν, wo Dobree freilich densel- 
ben Einfall 'hat. | 

Jbid. p. 889, .88: καὶ γὰρ ἂν ἄτοπον *) ποιοίης, εἰ τὸν μὲν 


*) Archidam. p. 108, 6: «ὥς οὔκχ ἂν ποιήσαιτε καταγέλαστον. 
Epist. δὰ Alexandr, p. 395, 38: ἄτοπον ᾧμην ποιήσειν. a ad Ar- 


r 


306 : Bemerkungen zu den Reden des Isocraies. 


δῆμον τὸν ἡμέτερον Ψέγοις ὅτι ὁᾳδίως πείϑεται τοῖῤ᾽ διαβάλλου- 
σιν, αὐτὸς δὲ, φαίνοιο πιστεύων τοῖς τὴν τέχνην ταύτην ἔχουσι. 
Auf Bekkers Rath tilgte Dindorf den Artikel vor τέχνην. Bekannt- 
lich lassen die Griechen den Artikel bei einem Substuntiv weg, 
. wenn dasselbe das Prädicat des Satzes ausmacht. ᾿ Οἱ, Reisig 
Conjectan. p. 178. StaHbaum ad Platon. Gorg. p. 216. ad Prota- 
gor. p. 113. Funkbaenel ad Demosth. in Androt, p. 69. Bremi ad 
Lysiae Oratt. p. 486. So musste nothwendig τέχνην statt der 
Vulgata τὴν τέχνην geschrieben werden Or. de Bigis p. 835, 4: 


οὗ καὶ τοὺς ἄλλους διδάσκειν τέχνην ἔχουσιν, welche sogar | 


Andere zu lehren sich zum Geschäfte machen. Pan- 
atlı. p. 247, 4: ἀλλήλοις στασιάζειν τοὺς "Ellnvas, ὥςπερ τέ- 

χνὴν ἔχοντες, ἐποίουν. Xenoph. Cyneget. XIII, 4: τῶν ἐξαπα- 
᾿ τῶν τέχνην ἐχόντων. Verwandt ist die Redensart ἔργον ἔχειν, 
στοιδῖσϑαι. Or.de Permut. p. 299, 20: τοιγαροῦν ol μὲν ῥήτορες 
ἔργον εἶχον αἰκίας περὶ αὐτοῦ πολλὰς καὶ ψευδεῖς πλάττειν. Οἱ, 
de Bigis p. 840, 88: οὐ ,“4ακεδαιμόνιοι καὶ “ύσανδρος ὁμοίως 
ἔργον ἐποιήσαντ᾽ ἐκεῖνον ἀποκτεῖναι; Or. de Permut. p. 302, 11. 
Themistius Or. VIH p. 136, 20: τῶν μόνον τοῦτο ἔργον πε- 
ποιημένων. Or. Xp. 160, 14. Heindorf ad Plat. Phaedr. $ 14 
p- 220. Hermann ad Lucian, de Conser. History. p. 345. So: ist 
ferner τέχνην Prädicat zum Objecte ταύτην bei Lysias contr. An- 
docid.$ 7 p. 207: ὃς τέχνην ταύτην ἔχει, τοὺς μὲν ἐχϑροὺς μηδὶν 
᾿ ποιεῖν κακὸν, τοὺς δὲ φίλους ὅ 0 τι ὧν δύνηται κακόν. Ρἰαξ, Ion 
Ῥ. 587 Cs ὅτι τέχνην ταύτην ἔχει. Demosth. contr. Neaer. $ 18 
p-.549: ἐπισταμένη ϑρέψαι καὶ παιδεῦσαι ἐμπείρως, τέχνην ταῦ: 
τὴν κατεσκευασμένη καὶ ἀπὸ τούτων τὸν βίον συνειλεγμένη, 15- 
dem sie sich das zum Erwerbszweige gewählt 
hatte. Auf solche Weise ist auch zu fassen ‚die Stelle Panegyr. 
p. 38, 6: ἀρχὴν μὲν ταύτην ἐποιήσατο τῶν εὐεργεσιῶν, τρυφὴν 
τοῖς δεομένοις εὑρεῖν. Or. de Permut, 286, 9: λαβὼν οὖν ἀρ- 
χὴν ταύτην. Mit Recht wich die Vulgata τὴν ἀφορμὴν. ἃ .der Ur- 
binischen Lesart Euagor. p. 168, 81: λαβὼν δὲ ταύτην ἀφορμὴν 
ἥνπερ χρὴ τοὺς εὐσεβεῖν βουλομένους, ἀμύνεσθαι καὶ μὴ πρὸ" 
τέρους ὑπάρχειν. Nicht zu tadeln zwar ist die Vulgata τὰς ἀφορ- 
pas Aeginet. p. 368, 8: ἐκεῖνος τάς τὸ βίβλους τὰς περὶ τῆς μὰν» 
τικῆς αὐτῷ κατέλιπε καὶ τῆς οὐσίας μέρος τι vis νῦν οὔσης Fr 
δωκεν. λαβὼν δὲ Θράσυλλος ταύτας ἀφορμὰς ἐχρῆτο τῇ τέχνῃ. 
Mehr jedoch empfiehlt sich auch hier die aufgenommene Lesart; 

gerade so bei Andocides de Pace $ 87 p. 144: ταύτην δὲ λαβύν- 


chidam. p . 407, 26: nög οὐκ ἂν ER “ποιήσαιμον. Was ich zusam- 
mengestellt habe wegen Dobree, der an dem Singuler Anstoss nahm. 
Cfr. Lysias contr. Euandr. $ 10 p. 359: οὐκ ἂν ἄτοπον ποιήσαιτε. 


Plat. Politic. p. 287 D: καὶ μὲν δὴ χαλεπὸν ἐπιχειροῦμεν δρᾶν. Win ᾿ 
ckelmann ad Plat. Euthydem. p. πὰ Stallbaum.ad, Plat. Gorg. Ρ. 87. 


Fans Coniectan. p. 216. 


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Bemerkungen zu den Reden des Jsoerates. er "| 


ns ἀφορμὴν οὗ πατέρες ἡμῶν κατειργάσαντο τῇ πόλει δύναμιν ' 
τοσαυτην. Wie es scheint wurde mit Recht auch παράκλησιν - 
geschrieben für τὴν παράκλησιν, die Lesart der Vulgata und des 
Urbinas, im Euagor. p. 178, 6: ὧν ἕνεκα καὶ μᾶλλον ἐπεχείρησα 
γράφειν. τὸν λόγον τοῦτον, ἡγούμενος καὶ σοὶ καὶ τοῖς σοῖς παισὶ 
καὶ τοῖς ἄλλοις τοῖς ἀπ Εὐαγόρου yeyovocı πολὺ ") καλλίστην' 
ἂν γενέσϑαι ταύτην παράκλησιν, εἴ τις ἀϑροίσας τὰς ἀρετὰς τὰς 
ἐκείνου καὶ τῷ λόγῳ. κοσμήσας παραδοίη ϑεωρεῖν ὑμῖν. Denn 
such hier bildet παράκλησιν das Prädicat zum Sabjecte ταύτην. 
Ch Or. ad Nicocl. p. 10, 82: ἐγὼ δ᾽ ἡγησάμην av γενέσθαι ταύ- 
my καλλίστην δῳρεὰν —, εἰ δυνηϑείην ὁρίσαε ποίων ἐπιτηδευ- 
βατῶν ὀρεγομενοᾳ --- ἄριστ᾽ ἂν καὶ τὴν πόλιν καὶ τὴν βασιλείαν 
 διοικοῖς. Or. ad Nicocl, p. 14, 14: ἡγοῦ δὲ ϑῦμα τοῦτο κάλ-- 
οἄιστον εἶναι καὶ ϑεραπείαν μεγίστην, ἐὰν ὡς βέλτιστον καὶ δι- 
καιύτατῃν σαυτὸν παρέχῃς. Helen. Laud. p. 188, 80: ἡγοῦμαι 
γὰρ ταύτην μεγίστην εἶναι πίστιν τοῖς βουλομένοις “Ελένην ἐπαι- 
νεῖν, nv ἐπιδείξωμεν τοὺς ἀγαπήσαντας καὶ ϑαυμάσαντας ἐκείνην 
αὐτοὺς τῶν ἄλλων ϑαυμαστοτέρους ὄντας. ‚Trapezit. p. 345, 17: 
Ἰγούυμενος ἔλεγχον ἄν τοῦτον σαφέστατον γενέσϑαι περὶ ὧν ἐνε-- 
χαλουν. Aeginet, p. 867, 23: ἐγὼ μὲν γὰρ ἡγοῦμαι μεγάλην 
εἶναι καὶ ταύτην ζημίαν, ἐὰν ἐξελεγχϑέντες ας, ἀδίκως ἀμφισ- 
᾿βητοῦσιν, ἔπειϑ᾽ ὑμῖν δόξωσι yelvovg εἶναι. Will man aber die 
Lesart τὴν παράκλησιν im Euagoras beibelalten, so habe ich 
‚nichts dagegen, besonders da. der ganze Zusammenhang, das 
Vorhergehende sowohl wie das Nachfolgende, nicht wenig dafür 
sprechen, Auch würde ich Bedenken tragen, den Artikel gegen 
den Willen der Handschriften zu tilgen bei Lysias de Muner. 
Accept. δ 19 p. 333: ἡγούμενος ταύτην εἶναι τὴν λειτουργίαν 
ἱπονωτάτην., διὰ τέλους τὸν πάντα χρόνον κόσμιον εἶναι παὶ 
σώφρονα. Ebenso wenig würde ıch solches ihun bei unserem 
Schriftsteller Or. de Permut. p. 291, 18: ἱκανὴν ὑπὲρ ὧν φεύγω 
τὴν γραφὴν ἡγοῦμαι καὶ ταύφην εἶναι τὴν ἀπολογίαν. . Niemand 
wird läugnen, dass hier τὴν ἀπολογίαν ebenso gut gesagt werden 
könne, wie ἀπολογίαν ohne Artikel, Auf letztere Weise bei 
Plato Apolog. Socrat. p.24 B: περὶ μὲν οὖν ὧν οἱ πρῶτοί μον 
κατήγορος κατηγόρουν αὕτη ἔστω ἱκανὴ ἀπολογία πρὸς ὑμᾶς, 
wie Stallbaum nach Handschriften gab für ἡ ἀπολογία. Dagegen . 
schrieb derselbe Herausgeber gleichfalls nach Handschriften p 
18 A: δικαστοῦ μὲν γὰρ αὕτη ἡ ἀρετὴ, δήτορος δὲ τἀληθῆ Ad- 
γεν. Und .das ist nicht zu tadeln. Lysias contr. Agorat. $ 30 
pP. 268: ἡ δὲ ἀρχὴ αὕτη τοῦ παντὸς κακοῦ ἐγένετο. Xenoph. 
Anabas. I, 10, 18: ταύτης μὲν οὖν τῆς ἡμέρας τοῦτο τὸ τέλος 
ἐγένετο. Dagegen heisst es bei demselben Schriftsteller im Agesil. 


- 


5) Ich vergleiche dieses σὰ dem πολὺ δὲ μεγίστην διαφοράν im De- 
monicus, wegen Stephanus Diatrib. Ip. 11 ed. Dobson. 


[4 


308 Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. 
I, 88: τῶν μὲν δὴ ἐν τῇ ’Acle πράξεων τοῦτο τέλος ἐγένετο, 


πη nun auf die Stelle zurück zu kommen, wovon wir ausgin- 


gen, so gehört meines Erachtens auch diese zu denjenigen, wo 
beides gesagt werden kann: τέχνην und ᾿τὴν τέχνην. Weil nun 
'alle Handschriften in dem Artikel übereinstimmen, so werden 
wir bei dem letztern stehen bleiben müssen ; um so mehr da der 
Schrifisteller noch einmal ir einem vollkommen gleichen Falle 
sich desselben bedient hat. Or. de Pace p. 137, 16: ὃ καὶ" 
δικαίως ἄν τις ὑμῖν ἐπιτιμήσειεν, ὅτε συνειδότες πολλοὺς καὶ pi- 
γάλους οἵκους ὑπὸ τῶν κολακευόντων ἀναστάτους γεγενημένους, 
καὶ μισοῦντες ἐπὶ τῶν ἰδίων τοὺς ταύτην ἔχοντας τὴν τέχνην. 
Auch übergehen wir nicht die Stelle Or. de Permut. p. 530, 19: 
τοὺς ταύτῃ τῇ τέχνῃ χρωμένους. Irre ich nicht sehr, so ist auch 
bei Lysias pro Caede Eratosth. Ὁ 17 p. 164 der Artikel untadel- 
haft: ὃς οὐ μόνον τὴν σὴν γυναῖκα διέφϑαρκεν, ἀλλὰ καὶ ἄλλας 
σοολλὰς᾽ ταύτην γὰρ τὴν τέχνην ἔχει. Wenigstens handelte 
Foertsch vorsichtiger als Bekker, Bremi und Franz. 
Epist. ad Antipatr. p. 894, 18: οἵ τὸ πρῶτον ὅταν 107" 
σωνται χειμῶσιν, οὐκέτε ϑαῤῥοῦντες εἰςβαίνουσιν εἰς ϑαάλαττοαν, 
Den Artikel τὸ, den man hier der Urbinischen Handschrift ver- 
dankt, liebt Isocrates dem πρῶτον in‘.der Bedeutung anfangs 
beizugeben, Or. ἃς Bigis p. 333, 25: οἵ γὰρ τὸ πρώτον ἐπιβυν- 
λεύσαντες τῷ δήμῳ. Philipp. p. 72, 19. Archidam. p. 106, 3. 
Plataic. p. 269, 5. Or. de Permut. p. 304, 32. Trapezit. p 
349, 24. 352, 7. _ Or. adv. Callimach. p. 356, 17. 857, 9. Ci. 
Wasse ad Thucydid. II, 18. So fügte gleichfalls die Urbinische 


‚ Handschrift den Artikel vor πρότερον hinzu Panegyr. p. 48, ὁ: 


ὅτι καὶ τὸ πρότερον δ ἀρετὴν, ἀλλ᾽ οὐ διὰ τύχην ἐνίκησαν. (ἷ 
Areopag. p. 130, 11. Or. de Pace p. 142, 24. de Permut. p. 29 


. 28. de Bigis p. 340, 8. Plataic. p. 271, 11. 


“ Epist. ad lason. Fil. p. 396, 25: ἐγὼ δ᾽ ἕνεκὰ μὲν τῆν le 


᾿σονος καὶ Πολυαλκοῦς ξενίας ἡδέωδ ἂν ἀφικοίμην ὡς ὑμᾶς" οἶμαι 


γὰρ ἂν τὴν ὁμιλίαν τὴν γενομένην ἅπασιν ἡμῖν συνενεγκεῖν. 
deles τὴν, intell. εἰ γένοιτο. So wiederum Dobree in seinen Al. 


εν 


5) Or. de Pace p. 139, 17; ö καὶ πάντων ἐστὶ δεινότατον. Wel- 
cher Autorität Leloup folgte bei der Schreibung καὶ ὃ πάντων, ist mi 
unbekannt. Plataic. p. 265, 4: ὃ δὴ καὶ πάντων σχετλειώτατον. Or. de 
Pace p. 159, 8: ὃ καὶ πάντων udlıor’ ἄν τις ϑαυμάσειεν. Demosth 
Oratt. contr. Aristogit. 1 $ 31 p. 76: ὃ καὶ ϑαυμαστόν ἔστιν. 1 $1 
Β' 97: ὃ καὶ δεινότατον ἂν εἴη συμβαῖνον. Or. adr. Zenoth. $ 91 p. 109: 

καὶ μέγιστόν ἐστι σημεῖον τοῦ μηδὲν προρήκειν αὐτῷ. Or. adr. Cal 
licl. $ 20 p. 486: ὃ καὶ πώντων ἐστὶ δεινότατον. Erotic. $ 14.p. ‚5%: 
2 καὶ μάλιστ᾽ ἂν τις θαυμάσειεν, Aeschines contr. Timarch. $ 104 p- 964: 
ὃ καὶ δεινότατον. Themist. Or. V p. 77, 18: ὃ καὶ ἄντις ῥάλεστὰ αγα" 
σϑείη τῆς σῆς προμηϑείας. ---- Euagor. p. 168, 36: ὅϑεν καὶ μάλιστ᾽ (αΥ̓ 
zig καὶ τὴν φύσιν τὴν ἐκείνου καὶ τὴν δόξαν ἣν. εἶχο παρὰ τοῖς ἄλλοις 
ϑεωρήσειεν. Plataic. p+ 266, 34. 


Bemerkungen zu den Reden des Isocrates, 399 
Α 


versariis. Aber wie kann hier der Schriftsteller nach dem Vor- _ 
 ausgegangenen sagen: der-Umgang, wenn er Statt fän- 

de? Das wäre ja jener in Rede stehende Umgang. . Weit entfernt 
also dass durch Tilgung des Artikels etwas gewonnen würde, 80 
. wird dieStelle dadurch um ein Bedeutendes verschlechtert. Denn 
ich glaube dass der Umgang der Statt fände uns 
Allen von Nutzen seyn würde. An diesem Sinne wird 
wohl schwerlich Jemand etwas zu tadeln haben. Wir verglei- 
chen auch zag πλεονεξίας τὰς ἐσομένας, die Vortheile die 
erfolgen werden, Archidam, p. 113, 32. Panegyr. p. 34, 13... 
Aber jener Gelehrte scheint schon selbst das Schlechte seines Ein- 
falls eingesehen zu haben; daher er hinzufügt: Sed forsan leg. 
ταύτην. Und das ist um nichts besser. 

50 viel für diesmal über diesen Gegenstand. Zwei Stellen, 

ämlich Or. de Permut. p: 881, 27. Epist. ad Timoth. p. 401,20, 

deren Behandlung man vielleicht ungern vermissen wird, über- 
ging ich, weil ich selbst noch nicht ganz im Beinen damit bin, 
An letzterer werde ich jedoch, wie ich glaube, nie mich ent- 
schliessen, den Artikel zu tilgen. — An diese Bemerkungen über 
| den Artikel knüpfe ich die Behandlung folgender Stellen. 


Or.ad Nicocl. p. 14, 84: τοὺς πολλοὺς φόβους ἐξαίρει τῶν 
πολιτῶν, καὶ μὴ. βούλου περιδεεῖς εἶναι τοὺς μηδὲν ἀδικοῦντας 
ὅπως γὰρ ἂν τοὺς ἄλλους πρὸς σαυτὸν διαϑῇς, οὕτω καὶ σὺ πρὸς 
ἐκείνους ἕξεις. Die Heilung der Worte περιδεεῖς — ἀδικοῦντας 
verdanken wir der Urbinischen Handschrift. . Die Vulgata’ negı- 
δεὴς εἶναι τοῖς μηδὲν ἀδικοῦσιν wurde mit erstaunensweriher - 
Duldsamkeit.ertragen, sogar von Coray, der doch sonst so gern 
ändert. Auch im Lexicon von Passow wird noch jetzt περιδεὴς 
nm der Bedeutung sehr furchtbar aus Isoerates aufgeführt *). 
— Den Sinn der folgenden Worte hat Wolf nicht ganz richtig 
aufgefasst; wir erklären die Stelle auf diese Weise: In welches 
Verhältniss du die Andern zu dir setzest, in glei- 
chem wirst du zu ihnen stehen. Nas heisst mit andern 
Worten: Bist dw wohlwollend und freundlich gegen sie, 50 hast 
du von ihnen eine gleiche Liebe zu erwarten; benimmst du dich 
aber 80. gegen sie, dass sie sich vor dir fürchten, so werden sie 
dich hassen.- Wolfs Missgriff entstand aus einer einseitigen Auf- 
fassung der Präposilion πρὸς, wie wir dies auch finden beiBremi, 
wenn er sagt: Ex contextu accuratius dietum fuisset: οἵ noAl- 
ται πρὸς αὐτὸν διέκειντο, zu der Stelle des Lysias contr. 
en u | \ 

*) Panath. p. 207, 17: πὰάραναγιγνώσκοντες ὡς δυνατὸν κάκιστα - 
οἷς ἑανεῶν. Coray, und nach ihm Passow, übersetzt hier παραναγι- 
νώσκοντες mit κακῶς ἀναγιγνῴσχοντες, und ergänzt zu τοῖρ ἑαντῶν. 
las Wort μαϑηταῖς. ‚Ich denke die einzig gültige Ergänzung ist λόγοις, 
vie Or. de Permut. p. 320, 31. Und somit wird man das Verbum nur in 
lem Sinne fassen können, wie es Panegyr. p. 53, 23 vorkommt, 


\ 


“ὦ ..εβὦ 


409 Bemerkungen zu den Reden ‚des Isocrates. 


Ν 


. Ἀρροταῖ, $ 82 p. 279: τούτῳ᾽ τῷ τρόπῳ, ὦ ἄνδρες δικασταὶ, x0 
ἐπὶ Φυλῇ καὶ ἐν Πειραιεῖ πρὸς τοὺς πολίτας διέκειτο, in die 
sem Verhältnisse stand er mit den Bürgern, Indem 
selben Irrthume sind die. Herausgeber ‚befangen Or. de Permui 

274, 19: μέχρι μὲν οὖν πόῤῥω τῆς ἡλικίας. ῥύμην --- ἐπιεικῶ 
Bew πρὸς ἅπαντας. Das soll gesagt seyn für: ἐπιεικῶς ἔχειν πρὸ 
ἐμὲ ἅπαντας, und so rieth Retberg δορὰν. ζὰ lesen an! [0] 
glaubte mit Allen in einem guten Vernehmen 2 
stehen. Philipp. p. 82, 34: ὅταν οὕτω διαϑῇς τοὺς Ἕλληνα 
ὥςπερ δρᾷς “Λακεδαιμονίους τε πρὸς τοὺς ἑαυτῶν βασιλέας ἔχοντα 
τοὺς 9°’ ἑταίρους τοὺς σοὺς πρὸς σὲ διακειμένους. Or. de Permul 
p. 324, 30: τοὺς ἄριστα πρὸς τούτους ud ὦν ἂὶ αν οἰκῶσι κα 
πολιτεύωνται διακειμένους. Trapezit. p. 343, 18: οὕτως οἰκείω, 
πρὸς Σάτυρον διακείμενοι. Andere Beispiele übergehend, bemer 
ken wir nur dieses noch , dass der 'blosse Dativ bei ἔχειν, dıazei 
σϑαι häufig ebenso aufzufassen sey. 

Nicocl, p. 31, 19: περὶ ὧν av ἐν τοῖς λόγοις κατηγορῆτ 
μηδὲν τούτων ἐν τοῖς ἔργοις. ἐπιτηδεύετε. Für περὶ bei xarmyr 
‘eeiv, welche Construction hier anstössig war, fehlt es nicht at 
guten Beispielen. So bei Lysias de Olea ὃ 33 p. 223: περὶ ὧ; 
μόνος οὗτος κατηγορεῖ. Or. 1 contr. Alcibiad. $ 8 p: 284: περ 
μὲν οὖν τῶν ἄλλων ᾿Αρχεστρατίδης ἐκανῶς κατηγορήσε. Or. contr. 
Agorat. $ 50 p- 272: περὶ ὧν Ayogarog κατείρηκεν. Isocr. Tre 
pezit. p. 345, 18: περὶ ὧν ἐνεκάλουν. Aber auch viele andert 
Verba finden sich mit περὶ und dem Genitiv verbunden, die ge 
wöhnlich nur den blossen Genitiv oder den Accusativ bei sich 
haben. So δεῖσϑαι Plataic. p. 271, 3: gr οὐχ οἷόν δ᾽ ὑμῖν ἀμελῆ 
"cas περὶ ὧν ἐληλύϑαμεν δεησόμενοι, wo man, wenn man wollt 
nicht unrichtig περὶ τούτων περὶ ὧν construiren könnte.nach 
Alcidamas Odyss. p. 668, 20: un) ἀμελῆσαι περὶ τῶν νυνὶ λεγϑ 
μένων. Dann μέλει Or. de Pace p- 157, 6: περὶ ὧν αὐτοῖς pal 
λον μέλει. Xenoph. Hieron. IX, 10: ὅταν ys πολλοῖς περὶ τῶι 
ὠφελίμων μέλῃ. Plat. Lach. p. 187 C. Herodot. VI, 101. ὙΠ], 65 
‚ vgl. Buttınann ad Demosth. Mid. p. 26, wo für φροντίζειν 
gesetzt werden kann Herodot. VII, 236. ὙΠ], 86; vgl. a 
Ruediger ad Demosth. Philipp. Ip. 149. F erner ἐπιμελεῖσ 
Panegyr. p.41,32: περὶ ὧν οὐδένας ἄλλους εἰκὸς ἦν ἐπιμεληϑὴ 
Dann bemerken wir auch folgende Stellen. Or. de Bigis p. ὃ 
17: οὐδ᾽ ἐμέμψατο περὶ τῶν γεγενημένων. Epist. ad Archidi 
p. 405, 31: ἐνθυμηϑῆναι περὶ τῶν κοινῶν πραγμάτων. Ly 
contr. Eratosth, $ 45 p. 251: περὶ τῶν μελλόντων οὐκ ἔνϑυ 
σεσϑαι. Or. contr. Agorat. ὃ 89 p. 281: οὐ προρήκει περὶ τ 
τῶν ἀποδέχεσϑαι. Demosth. contr. Aphob. I$ 12 p. 107: τὸ 
ὑμῖν ἐπιδείξω, μετὰ δὲ ταῦτα καὶ περὶ τῶν ἄλλων, zu τοῖς 
Stelle Funkhaenel Quaest. Dem. p. XIV passend vergleicht 
adv. Macartat, $ 18 Ρ. 504: πειρασόμεϑα. δὲ καὶ ἡμεῖς. ὡς 
μάλιστα δυνώμεϑα, διὰ βραχυτάτων ἐπιδεῖξαι περὶ τοῦ γένους 


Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. ὦ 401 


Ayykoo. Ebenso bei Isaeus de Philogt. Her. $ 65 p. 82: καὶ ἐὼν 
περὶ αὐτοῦ τούξου κελεύητε ἐπιδεικνύναι.. Or. de Pyrrbi Her. 


$79 p. 45: καὶ περὶ τῆς τοῖς φράτορσι γαμηλίαρ μὴ ἀμνημονεῖτε. ἡ 


Herodian. Histor. I, 4 p. 4, 16:: ὅτε ὑπὲρ ὧν ἐεύχετε οὐκ ἀμνη- 

βονεῖξδ. Andocides de Myster. δ 148 p. 125: μὴ τοίνυν, εἰ αὐτοὶ 
τεϑνᾶσι, καὶ περὶ τῶν πεπραγμένων αὐτοῖς ἐπιλάϑησϑε. Nach 
der Urbinischen Handschrift liest man jetzt περὶ Philipp. p.80, 16: 

ἵνα μνησϑῶμεν καὶ περὶ τῶν βαρβάρων. Und diese Construction, 
τ nicht selten bei Isocrates. Epist. ad Dionys. p. 386, 26: καὶ. 
μὴν οὐδ᾽ ἀκαίρως φανησόμεϑα μεμνημένοι περὶ τούτων. Pane- 
gyt. Ρ. 82, 22. 44, 35. Helen. Laud. p. 182, 15. Panath. p. 

205, 22. 211, 32. Or. de Permut. p. 320, 87. Cf. Knebel ad 
Plat. Dialog. ΠῚ p: 93. Etwas zu voreilig wie es scheint billigte _ 
Bekker die Lesart des Vaticanus, ὅσην περ αὐτοῦ, Helen. Laud. 
p- 188, ὅ: ἀλλὰ δῆλον ἔτι τοσαύτην ἔσχον σπουδὴν ἐκλέξασϑαε 


| χριτὴν τὸν βέλτον,. ὅσην περὶ αὐτοῦ τοῦ πράγματος ἐπιμέλειαν 


inomoavzo. Dem ὅσος wird ‚freilich sehr oft ein πὲρ beigege- 
ben; jedoch geschieht dieses wenn ich nicht irre, nur dann, 


‚wenn das Satzglied mit ὅσος das Verbum mit dem vorhergehenden 


gemeinschaftlich hat, wie bei Demosth, Prooem. p. 612, 18: ἴσην 


᾿ πρόνοιαν τῶν αὐτοῖς οἰκείων, ὅσην περ τῶν ἀλλοτρίων ᾿ποιεῖσϑαι.. A 
Daher bleibe ich bei περὶ stehen, und vergleiche dazu Or. de 
_Permut, p, 285, 29: ἐν οἷ φανήσομαι περὶ τούτων ἁπάντων πολ- 


λὴν ἐπιμέλειαν πεποιημένος. Plataic. p. 270, 87. Epist. ad Phi- 
lipp. I p. 388, 14. Oelter ‚mit dem hlossan Genitiv wie Or. ad 


 Nicoch, p. 13, 20: ὧν αὐτὸν δεῖ ποιεῖσϑαι τὴν ἐπεμέλειαν. Ar- 


chidam, p. 107, 30. Or. de Pace p. 159, 2. Euagor. p. 171, 16. 


Or. de Permmat. p.: 299, 13. 816, 81. 319, 7. 326, 5. Epist, ad 


Timoth. p. 400, 28. So auch bei ἔχειν Or. ad Demon. p-7, 28: 
τῆς ὑγιείας πλείστην ἐπιμέλειαν ἔχαμεν: Busir. p. 202, 3: τῆς τῶν ' 
παίδων a ἀρετῆς ἔχειν ἐπιμέλειῶων. Dagegen Or. de Permut. p. 296, 


86: τοσαύτην εἶχεν ἐπιμέλειαν ὑπὲρ τοῦ μηδὲν γίγνεσθαι τοιοῦξον 


ὕσην περ οἱ δεσπόται τῶν χρημάτων. Ebenso hat μνείαν ποιεῖ- 


oda ‚die doppelte Construction. Panath. .p. 226, 36: περὶ τῶν 


προγόνων τῶν τὴν πόλιν κάλλισχᾳ διοιδησόντων μηδὲ μικρὰν 
ποιήσσμαι μνείαν. Panath. p. 996,17. Or. de Permut. Ρ. 292; 28. 


Ehilipp. p- 88, 21: Archidam. p. 109, 3: τίνας γὰρ ἔσμεν ὧν καὶ 


ποιήσασθαι μνείαν ἄξιόν ἔστι; Or. da Pace p. 138, 34. Aeginef. 
Ρ. 878, 27. Kerner πρόνοιαν ποιεῖσϑαι Philipp. p- 81, 4: περὶ 
ἧς οὐδεὶς ἄλλος φανήσεται τοιαύτην πρόνοιαν πεποιημένορ. Pla- 


taic-p. 262, 7.. Panegyr. p. 82, 6: ὧν εἰκὸς ἦν αὐτοὺς μᾶλλον u 


ποιήσασϑαι πρόνοιαν. Paneg. p. 56, 7. Philipp. p. 74, 11. 90, 37. 


‚Areopag. p.125, 8. Or. de Pace p. 151, 32. 168, 35. Plataic. 


Ῥ. 272, 23. Früher las 'man περὶ αὐτῶν Areopag. ρ. 123, 4: 

ποιῆσϑε καὶ τὴν αἵρεσιν καὶ τὴν κρίσιν αὐτῶν, wie Panegyr. p- 

38, 22: τὰς κρίσεις ἐποιήσαντο περὶ αὐτῶν. Euagor. p. 171, 27: 

τὰς κρίσεις ἐπρρεῖτο περὶ αὐτῶν. Or. adv. Callimach. p. 869, 16: 
ER  ΕΜΙ MENGE Βά.. Alt. 26 


’ -- 


΄ 
᾿ Ι 


408 Bemerkungen zu den Beden des Isocrates.. 


las “τερὶ αὐτοῦ ποιήσασϑαι. Or. de Permut. p. 811, 12: zoı- 
εἶσϑαι τὰς κρίσεις περὶ τῶν ὁμοίων πραγμάτων. Doch da die 
Präposition nicht unumgänglich nothwendig ist, so möchte ich 
nicht von der Lesart der: Urbinischen Handschrift abweichen. 
Or. ‚ad Nicocl, p. 15, 23: ἀκριβεῖς ποιοῦ τὰς δοκιμασίας τῶν 
συνοντῶν. ar 

Philipp p: 78, 80: ὅτι ταῦτα διοικεῖς πρὸ τῆς ἐπὶ τὸν βάρ. 
βαρον στρατείας, welche Worte Benselers Uebersetzung gar un- 
richtig wiedergiebt. Unter ταῦτα versteht der Schriftsteller hier, 
wie p. 75, 30, die Aussöhnung der Griechischen Staaten, und 
der Sinn der Worte ist: dass du dieses zu Stande briı- 
gest noch vor dem Feldzuge gegen die Barbaren. 
So steht διοικεῖν wiederum Panathen. p. 205, 8: ἣν γὰρ ταῦτα 
τῷ λόγῳ δυνηϑὼῶ διοικῆσαε κατὰ τρόπον. Panath. p. 237, 34: 
ὧν οὐδὲν av οἵα τὶ ἐγένετο διοικῆσαι κατὼ τρόπον. Beachtens- 
werth ist τὰς νίκας διοικεῖν κατὰ τρόπον, den rechten Ge- 
brauch von den Siegen machen, Episf. ad Philipp. I p. 


388, 11: καὶ μηδὲν μεῖζον ἀγαϑὸν τῆς σωτηρίας ὑπολαμβάνειν, 
ἵνα καὶ τὰς νίκας τὰς συμβαινούσας κατὰ τρόπον διοικῇς καὶ τὰς 


ἀτυχίας τὰς συμπιπτούσας ἐπανορϑοῦν δύνῃ. Themistius Or. Υἱ} 
p. 105, 98: νίκης γὰρ ὄφελος οὐδὲ ἕν τοῖς καλῶς αὐτὴν μὴ dir 
. Ψεγκοῦσιν. Ich bekenne gern, διενεγκοῦσιν nicht zu verstehen, 
und möchte dafür διοικοῦσιν lesen. | 


Areopag. p. 133, 10: καὶ τοῦτον εἴρηκα τὸν λόγον οὐ νῦν 
πρῶτον, ἀλλὰ πολλάκες ἤδη καὶ πρὸς πολλούς. Eine Spie- 
᾿ lerei wie Aeginet. p. 874, 19: ὥςτ᾽ ἐκεῖνον πολλάκις καὶ πρὸὺϊ 
πολλοὺς εἰπεῖν. Doch ist dies Spiel nicht blos dem Isocrales 
eigen, sondern den Griechen überhaupt, und am meisten unter 


ihnen den Alles übertreibanden Sophisten. Plutarch. de Liber 


Educat. XVII, 15: ὅπερ γὰρ πολλάκις καὶ πρὸς πολλοὺς τῶν 
σπατέρων διατελῶν λέγω; καὶ νῦν ἂν εἴποιμι. Bionys. de. Compos 
Verb. p. 146, 8: ταύτην δὲ οἱ μὲν ἐπὶ πολλῶν καὶ πολλᾳκιῷ 

μνάσαντες. Lucian. Bis Accusat. 11: πολλοὺς αὐτῶν πολλάκις 
ἤδη ἐθεασάμην. Themist. Or. X p. 167, 17: πολλῶν πρατήσας 
πολλάκις. Plat. Apolog. Socrat. p. 28 A: πολλή nos ἀπέχϑεια 
ἔγονε καὶ πρὸς πολλούς. Besonders liebte man die unmittelbare 
Verbindung Demades Fragm. $ 6 p. 487: πολλοὶ πολλάκις. De- 
mosth. contr. Neaer. $ 114 p. 576: πολλάκις πολλοῖς. Themist. 1 


p. 15, 15: πολλοῖς πολλάκις. Herodot. VIII, 102: zoAlovs mol 


λάκις. vgl. Herbst ad Xenoph. Meınor. IN, 12,6. Or. ad Demon. 
p..4, 12: ἡγοῦ τῶν ἀκουσμάτων πολλὰ πολλῶν εἶναι χρημάτων 
κρείττω. Demosth. adv. Leptin. $ 78 p. 484: πολλῶν πολλά. Or. 
contr. Midiam $ 169 p. 512: πολλοὶ πολλά. Plat. Apolog. Socrat. 
p. 32 C: πολλοῖς πολλά. Sympos. p. 179 C: πολλῶν πολλά. Χε- 
noph. Agesil. IV, 1: πολλοὶ πολλά. Thucydid, VII, 36: πολλῷ 
πολλαῖς. Gorgias Helen, p. 684, 6: πολλὰ δὲ πολλοῖς πολλῶν. 


ι 


- 


Bemerkungen zu ἐσ Beden des Isocrates, 388 


vgl. Elmsley ad Eurip. Heracl. 919. Was Orelli aus. Conjectur 


hinzufügte, πάντα, das fand sich nachher in der ‚Urbinischeu 
Handschrift Or. de Permut. p- 318, 24: ἐγὼ μὲν οὖν ἡδονῆς ἢ 
κέρδους ἢ τιμῆς ἕνεκα φημὶ πάντας πᾶντα mgarseıv *). So bei 
Gorgias pro Palamed. p. 687,32: δισσῶν γὰρ τούτων ἕνεκα πάντες 
πάντα πράττουσιν, ἢ κέρδος τι μετιόντες ἤ ζημίαν φεύγοντες ") 
Plato Sympos. p. 208 D: ὑπὲρ ἀρετῆς ἀθανάτον καὶ τοιαύτης 
δόξης εὐχλεοῦς. πάντες πάντα ποιοῦσιν. Xenoph. Hier. VII, 2: 
ὑπηρετῶσι μὲν ὑμῖν πάντες zavsa. Xen. Hellenic. IV, 4, 12: 
πάντας πάντα ὑπηρετοῦντῳς.. Andocid. de Pace $ 17 p. 139. Un- 
verdaulich ist die Anhäufung bei demselben „Sopbisten Gorgiag | 
pro Palamed. p. 686, 27: ἐν οἷς πάντα ὁρῶσι καὶ πάντες ὑπὸ 
πάντων ὑρῶνται. πάντως ἄρα καὶ πάντῃ πάντα πράττειν ἀδύνα-- 
τὸν ἦν μοι. — Ich verbinde hiermit noch einiges andere, was 
sich ‚der Art bei Isocrates worfindet. Aeginet. Ρ. 871, 29: οὕτως 


᾿ αὐτὸν ἐϑεράπευσα ὡς οὐκ οἵδ᾽ ὕρτις πώποθ᾽ ἕτερος ἕτερον 


Nicocl. p. 22, 84: ἣν μηδὲν ἕτερος ἑτέρου δύνηται πλέον ἔχειν. 
Plat. Sympos. p. 192 C: ἕτερος ἑτέρῳ. Euthydem, p. 285 E: ἕτέ- 
ρου ἑτέρῳ. — τ τὸ Trapezit. p..358, 8: περὶ ὧν „go νος πρὸς 
μὸ νον ἔπραξεν. Or. δάν. Euthyn. p. 382, 14: ἃ μόνος παρὼ 
μόνου ἔλαβεν. Plat. Gorg. p. 522 D: μόνος ὑπὸ μόνου. Ae- 
schin. de Fals. Legat. $ 196 p. 866: μύνος μόνῳ διελεγόμην. 
Deinosth..de Coron. $ 187 p. 245: μόνος μόνῳ συνῇήει. Or. adv. 
Onetor, 1 $ 22 p. 151: μόνος μόνῳ δ᾽ ἀποδιδούς. e adv. Phor- 
mion. ὃ 82 p. 189: μόνος μόνῳ. Euripid. Med. 518. Heraclid. 
807. Andromach, 1221 ed. Dind. — Epist.’ad Dionys. p. 385, 11: 
παρὼν πρὸς παρόντας. Demosth. contr. Midiam $ ji p- 475: 
ἑκὼν παρ ἑκόντος. — Or.adv. Callimach. p. 357, 86: τούτῳ 
τοῦτο. Ueber dieses, sowie über anderes Baal gehörige selıe 


°) Or. adv. Euthyn. p , 7: δῆλον γὰρ ὅτι πάντες κέρδους Per 
ἀδικοῦσιν. Lysias de Olea 8 δ p. 219: πάντες γὰρ ἄνθρωποι τὰ τοι» 
αδξα οὐχ εὔβοιως ἀλλὰ κέρδους ἕνεκα ποιοῦσι. Demosth. adr. Aphob. 


8 429 

ΒΡ Das ist ὅπως φεύγωσι, wie Stellbaum richtig erklärt Plat. Ἐα- 
thyj hr p- 8 C: ἀδικοῦντες γὰρ πάμπολλα, πάντα ποιοῦσι καὶ Alyovdı _ 
φεύγοντες τὴν δίκην. Daher man Marklands Conjectur κερδανοῦντες 
füglich entbehren kann bei Lysias pro Callia $ ἃ p. 205: οἴξενερ αὐτοὶ 
μεγάλα πκερδαίνοντες περὶ ἑτέρων ποιοῦνται ποὺς λόγους. Euripid. Med. 
868: δοκεῖς γὰρ ἄν ne τόνδε ϑωπεῦσαέ ποτ᾽ ἄν, εἰ μή zı κερδαίνουσαν 
ἢ τεχνωμένην; Andocid, de Myst, $ 62 p. 103: ταῦτα δ᾽ ἔλεγεν ἐξαπα- 
τῶν ἐκείνους. Lysias Ah 6 22% p. 177: &tegove σώξοντας φανερὰν 
ἔχθραν — καταθέσθαι. Präsens neben Futurum bei Euripid. Electr. 1024: 
nel αν πόλεως ἅλωσιν ἐξιώμενοιν ἢ ἢ day’ νήσων τἄλλα τ᾽ ἐκσώξων 
τέκνα ἔκτεινε πολλῶν μίαν ὕπερ, σύγγνωστ᾽ ἂν ἦν. Besonders häufig 
findet man so χζαριξόμενος. Antiphon de Caede Her. $ 57 p, 58: καὶ τίς 
σεωώποτε κε ιξό μενος ἑτέρῳ τοῦτο εἰργάσατο." Lysias de ünvik. 9m 
223. Und doch änderte neulich noch Wex in der Epistola ad Gesenium 
in einer Stelle des Epitaphias von Lysias gagsovpevog, ὃ ὃ p. 174. 5 12 


p- 175. 99 " 


4084 .- Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. 


man Schäfer Meletem. p. 133. Elmsley ad Eurip. Med. 787. 
Foertsch Comment. Crit. p. 44. Lobeck ad Sophocl. |Aiac.:865. 
 Valckenaer ad Herodot. IV, 16. — Früher las man τοῖς ἐμοῖς 
τυγχάνεε χρήμασι χρώμενος, für τοῖς ἐμοῖς χρήμασι τυγχάνει χϑῷ- 
μενος. „Trapezit. p. 851, 18. Wenn ich auch dort nicht geneigt 
wäre die Vulgata zurückzurufen, so würde ich es doch unbe- 
denklich thun, wenn der Codex Barocc. mit derselben in χρὴ 
übereinstimmte, Or. äd Demon. p. 10, 17: οἷς δεῖ παραδείγμασι 
χρωμένους, bewogen einestheils durch die schon in meiner Aus- 
"gabe ‘angeführten Stellen, und dann durch die des Lysias de Af- 
fectat. ‘Tyrann. $ 23 p. 864: χρὴ τοίνυν, ὦ ἄνδρες δικασταὶ, τοῖς 
πρότερον γεγενημένοις παραδείγμασε χρωμένους. Denn das δεῖ 
᾿ konnte den Abschreibern leicht entschlüpfen wegen. des. δεὲ in 
παραδείγμασι. Oder schrieb Isocrates selbst δεῖ um solcher’ Al- 
hiteration willen? Man sehe Bremi ad Isocr. Oratt. Ip. 209. — 
Mit mehr Gewissheit kann man wohl die Urbinische Lesart χρὴ 
δεδιέναι für die wahre ausgeben Areopag. p. 122, 34: καίτοι πῶς 
En ταύτην τὴν πολιτείαν ἐπαινεῖν —; πῶς δ᾽ οὐ χρ ὴ δεδιέναι; 
vulgo δεῖ δεδιέναι. Cfr. Philipp. p. 80, 23: πῶς οὐ σέ γε χρὴ. 
 προςδοκᾶν; Philipp. 90, 97: ποίαν τινὰ χρὴ προςδοκᾶν ; p. 94, 
20: ποίους τινὰς χρὴ προςδοκᾶν. Or. de Pace p. 161, 87: πό- 
᾿ σὴν δὲ χρὴ προςδοκᾶν; Plataic. p. 264, 26: οὕς τίνα χρὴ προς» 
δοκῶν; Or. adv. Callimach. p. 362, 82: πόσην δὲ on προςδο- 
κἂν; ἢ Damit man aber nicht etwa glaube, Isocrates habe vor 
‘ dem wiederholten χρη Abscheu gehabt‘, 6 vergleichen wir Paneg. 
Ῥ. 66, 13: πύσην τινὰ χρὴ νομίξειν — ποίων τινῶν χρή πρθὲ- 
- doxäv. Or. de Permut. p. 300, 16: ἵνα προειδὼς ἄμεινον προς» 
φέρῃ καὶ τοῖς λόγοις ἀσφαλεστέροις χρῇ πρὸς αὐτοὺς, ἐπεὶ νῦν ya 
τίνα χρὴ προςδοκᾶν, wo beiläufig gesagt, der Laurentianus χρή- 
on πρὸς enthält, wie die Vulgata ebenfalls χρήσῃ hat Or. ad 
Nicocl. p. 20, 5: κἂν σφόδρα yeg. Für den Indicativ χρῇ giebt 
dieselbe χρῷ Epist. ad Timoth. p. 399, 22. : 
Auf den Areopagiticus wiederum zurück kommend, be- 
richtige ich einen alten Fehler von mir p. 133, 12: ἐπέσταμαι 
γὰρ ἐν μὲν τοῖς ἄλλοις τύποις. Yuosıs ἐγγιγνομένας παρπῶὼν καὶ 
δένδρων καὶ ξώων ἰδίας ἐν ἑκάστοις καὶ πολὺ τῶν ἄλλων διαφε- 
φούσας. ı Eine vortreffliche Wortstellung! Das ἐν ἑκάστοις ist hier 


*) Berichtigt ist jetzt Lysias contr. Euandr. $ 7 p. 358: εἰ δὲ ταῦτα 
σάνϑ᾽ οὗτος ὥρτε γενέσθαι διαπέπρακται, τί προρδοκᾶτα; vulgo περορ- 
δοκῆσαι Ösi, was Foertsch Observ. Crit. p. 29 beibehalten wissen will. 
Aber dann müsste es doch wohl heissen προρδοκᾶν, wie bei Andockl. 
‚contr. Alcib. 8.15 p. 150: xalros ὅρτις ὑβρίξεε γυναῖκα τὴν ἑαυτοῦ —, 
τί χρὴ προςδοκᾶν ; Demosth. adv. Leptin. $ 7 p. 414: τί χρὴ προςδο- 
κἂν; Οὐ. contr. Midiam $ 9 p. 465: τί χρὴ τοὺρ τοιούτους ἂν ποιεῖν- 
Zwar findet man bei dem von Foertsch angeführte Xenoph, de Re 
Lei 3 πῶς χρὴ προρδοκῆσαι. Indessen möchte ich diese Stelle 

och nicht für den Lysias gebrauchen. 3 


᾿ 


παν 


΄ Bemerkungen zu den Reden des [ϑοοχαῖθδ,., 405 


᾿ zu verbinden mit ἐν — τόποις. Bekanntlich werden ϑκαστος, 


πολὺς, πᾶς oder ἅπας und andere des grösseren Nachdrucks 
wegen ihren Substantiven oft in weiter Trennung: nachgesetzt. 
Man erinnere sich nur an Archidam. p. 104, 88: ὁρῶ γὰρ"-- τοὺς 
πολέμους τοὺς προγεγενημένους οὐ κατὰ τὰς δυνάμεις, ἀλλὰ κατὰ 
τὸ δίκαιον τὸ τέλος ἅπαντας εἰληφότας. Nicocl. p. 28, 18. Ist 
nun das Substantiv mit einer Präposition versehen, so bekommt 
das dazu gehörige, nachfolgende Wort dieselbe gleichfalls; . so 
Philipp. p.87, 35: ὅ τε γὰρ πατήρ σου πρὸς τὰς πόλεις ταύτας αἷς 
σοὶ παραινῶ προςέχειν τὸν νοῦν, πρὸς ἁπάσας οἰκείως εἶχεν." 
Hierhin gehört auch die Stelle Or. de Permut.p. 817, 8: ἐν αἷς 
τοῦτον μὲν καὶ τοὺς τούτου φίλους εὕροιτ᾽ ἂν ἐν πολλαῖς äyys- 
γραμμένους. Näher noch unserem- ἰδίας ἐν ἑκάστοις kommt das 


ἣν παρ᾽ ἑκάστων Panegyr. p. 38, 37: ὥσϑ᾽ ἃ πάρὰ τῶν ἄλλων ἕν 


παρ᾽ ἑκάστων χαλεπόν ἐστι λαβεῖν. 
‚.„Or. de Pace p. 187, 31: οὗ δ᾽ οὐδὲν τοιοῦτον ὑποτείνουσιν, 
ἀλλ᾽ ὡς ἡσυχίαν ἔχειν δεῖ. Die Urbinische Lesart scheint vor der 
Vulgata προτείνουσιν den Vorzug zu verdienen, da der Begriff 
der Verschlagenheit der dem ὑποτείνειν und andern mit dersel- 
ben Präposition zusammengesetzten Verbis häufig inne wohnt 
(Philipp. p. 85, 6), zu dieser Stelle besonders passt. Ueber den 
Gehrauch des Wortes Demosth, contr. Aristocrat. $ 14 p, 560: εἰ 
πεισϑείητε ἐκ τῶν ὑποσχέσεων καὶ τῶν ἐλπίδων. ἃς ὑπέτεινεν ὁ 
Agsoröpeyog. Or. de Syntax. $ 19 p. 154: τὰς ἐλπίδας ὑμῖν ὑπο- 
τείνων. — Mit unserer Stelle, wo aus ὑποτείνουσιν nach ἀλλὰ 
in Gedanken zu ergänzen ist λέγουσιν, schützen wir wohl die Ur- 
binische Lesart in Plataic. p. 268, 26: ἦν τινες ὑμᾶς ἐχφοβώσι 
τῶν ῥητόρων ὡς κίνδυνός ἔστι, vulgo ξφητόρων λέγοντες wg, wie 
Epist. ad Dionys. p. 885,, 96: τινὲς ἤδη ne τῶν σοὶ πλησιασάντων 
ἐκφοβεῖν ἐπεχείρησαν, λέγοντες ὡς σὺ τοὺς μὲν πολακεύοντας 
τιμᾶς. An jener Stelle ist λέγοντες leicht zu entbehren. Demosth. 
de Symmor. $ 25 p. 166: φοβοῖεν ὡς ἥξει βασιλεύς, zu welcher 
Stelle Funkhaenel Quaest. Demosth. p. 33 auf Schaeier verweist. 
Ja auch an der andern könnte zur Noih λέγοντες fehlen. Lysias 
contr. Agorat. $ 70 p. 277: ἐξαπατῆσαι ὑμᾶς πειράσεται, ὡς — 
antxteıve, wo zu vergleichen ist Foertsch Comment. Crit. p. ὅδ. 
Stallbaum ad Plat. Protag. p. 64. Diesen Gebrauch berührte 
schon Krebs Observ. in Nov. Test, p. 225; vgl. auch Wopkens 
Lect. Tull. p. 244. : 
. Or. de Permut. p. 287, 10: ἐπιτιμῶ ταῖς μοναρχίαις.» oT 
δέον. αὐτοὺς τὴν φρόνησιν ἀσκεῖν μᾶλλον τῶν ἄλλων, οἱ δὲ χεῖρον. 
παιδεύονται τῶν ἰδιωτῶν. Baiter hat das of δὲ Panegyr. p. ΧΙ 
übergangen, nicht aus Nachlässigkeit, sondern, wie es scheint, 
dem Urbinas folgend, der dasselbe auslässt. Ich möchte es hier 
jedoch nicht gern entbehren, und lieber Bekkers Urtheile folgen, 
wiewohl nicht zu läugnen ist, daks die Abschreiber aus der Spra- 
clie der Späteren diesen Gebrauch mehrmalen bei den Schrifistel- 


I’. 


-- 


" 


᾿ 


406 - Bemerkungen zu den Reden des Isocrates. 


lern der bessern Zeit anwendeten. So las man früherOr. dePace 
p. 139, 1; τούτων δ᾽ αἴτιόν ἐστιν, ὅτι προςῆκον ὑμᾶς ὁμοίως 
ὑπὲρ τῶν κοινῶν ὥςπερ ὑπὲρ τῶν ἰδίων σπουδάζειν, ὑμεῖς δὲ 
οὐ τὴν αὐτὴν γνώμην ἔχετε περὶ αὐτῶν, wo ὑμεῖς δὲ auf das An- 
sehen des Urbinas getilgt wurde. 80 setzt wiederum die L.auren- 
tianische Handschrift δὲ nach ἡμεῖς Archidam. p. 114, 8: πάντων 
δ᾽ av δεινότατον ποιήσαιμεν, εἶ συνειδότες ᾿4ϑηναίοις ἐκλιποῦσι 
τὴν αὐτῶν χώραν ὑπὲρ τῆς τῶν ᾿Ελλήνων ") ἐλευϑερίας, ἡμεῖς ὃ ὃ 


4) Dobree vermuthet τῶν ἄλλων ἐλευϑερίαρ, wofür er hätte anfüh- 


ren können Paneg. p. 49, 33: τοὺς τὴν αὐτῶν ἐκλιπόντας ὑπὲρ τῆς τῶν 
ἄλλων σωτηρίας, und wiederum den Umstand, dass beide Wörter in den 


Handschriften vielfach verwechselt werden, wie Jacobs bemerkt Add. 


Anim. in Athen. p. 137. So Be die Vulgata ᾿Ελλήνων für ἄλλων Phi- 
lipp. p. 86, :27. Panath. p. 217, 11. Der Urbinas Busir. p. 195, 19. Um- 


gekehrt hat die Vulgata ἄλλων für Ἑλλήνων Philipp. p. 76, 8. ἄλλοις ἡ 


für Ἑλλησιν Busir. p. 900’, 81. Epist. ad Mytil. Mag. p. 40%, 11. Der 
Urbinas widerum ἄλλων Philipp. p- 91, 21. “Οἵ. de Pace p. 145, 6: ὅσον 
οἱ μὲν ὑπὲρ τῆρ τῶν Ἑλλήνων σωτηρίαρ τήν τὸ πατρίδα τὴν αὐτῶν 
ἐκλιπεῖν ἐτόλμησαν, wo denn Dobree, weun er sich gonsequent bleiben 
wollte, gleichfalls dem Urbinischen ἄλλων den Vorzug geben musste. 
Aber an beiden Stellen kann man wie ich glaube, bei der aufgenommenen 
Lesart stehen bleiben; vgl. Or. de Pace p. 162, 9: προστῆναι τῆς Ἑλλή- 
say ἐλευθερίας. Passender nock Philipp. p. 95, 26: τὴν αὐτῶν ἐξέλιπον 
ὑπὶρ τῆς τῶν Ἑλλήνων σωτηρίας. Wir ergänzen in diesem Falle das 
Wort anderer, an welchen Zusatz die Griechische und Lateinische 
Sprache aber nicht immer dachte. So sagt Archidamus p. 113, 33: τῶν 
Ἑλλήνων διενηνόχαμεν οὐ τῷ μεγέθει τῆς πόλεως, wo er sich und die 
Spartaner ebenso wenig aus der Zahl der Griechen ausschliest, wie oben 
. die Athener. 30 heisst es ferner von Conon Philipp. p. 79, 32: ἤλπισε 

Aunsdmpoviovs καταπολεμήσειν ἄρχοντας τῶν Ἑλλήκρν —. Δακεδαι- 
μονίους μὲν ἐξέβαλεν ἐκ τῆς ἀρχῆς, τοὺς δ᾽ "Elinvag ἠλευϑέρωσεν, 


wo die Vulgata ἄλλων und ἄλλους hinzufügt. ‚ Dasselbe thut sie in fol-. 


genden Stellen Philipp. p. 88, 15: διόπερ ἐπιχειρῶ συμβουλεύειν. τὸν 
φρύπον τοῦτον ὃν ἐγὼ πέφυχα καὶ δύναμαε, καὶ τῇ πόλει καὶ τοῖς Ἔ1- 
λησι καὶ τῶν ἀνδρῶν τοῖς ἐνδοξοτάτοις. Daher ist es nicht unhöflich 
wenn Isocrates zu Philippus sagt Ρ 94, 88: ὄὅρτις γὰρ ἔθνη τοσαῦτα 
Re κατεσεραμμένος ὅσας οὐδεὶς πώποτε τῶν Ἑλλήνων πόλεις elle. 

äre es nicht eine ganz gewöhnliche Auslassung gewesen, so musste 
der Schriftsteller, um nicht anzustossen, nothwendig ἄλλων hinzusetzen. 
Ferner heisst es Or. de Pace p. 140, 18: τά ra πρὸς ἡμᾶς ᾿αὐτοὺς ὅμο- 
ψοοῖμεν καὶ παρὰ τοῖς Ἔλλησιν εὐδοκιμοῖμεν, wo die Vulgata gleichfalls 
ἄλλοις hinzufügt; vgl. aber daselbst p. 161, 18. Panath. p. 233, 2. 
240, 22. de Permut. p. 297, 3. Dann aber giebt selbst der Urbinas mit 
andern Handschriften καὶ τοὺς ἄλλους "EAAnvag Epist. ad Archidam. p- 
407, 21: ἡγοῦμαι δὲ καὶ τοὺρ “Ἑλληνας εἰ δεήσειν αὐτοὺς ἐξ ἁπάνταν 
ἐκλέξασθαι τόν ze τῷ λόγῳ κάλλιστ᾽ ἂν δυνηθέντα παρακαλέσαι τοὺς 
Ἕλληνας ἐπὶ id τῶν βαρβάρων σερατείαν καὶ τὸν τάχιστα μέλλοντα 

τὸς πράξεις ἐπιτελεῖν τὰς συμφέρειν δοξάσας, οὐκ ἂν ἄλλους ἀνϑ᾽ 
ἡμῶν προκριθήῆναι. Coray bereut es sehr, dass er jene Lesart nicht in 
den Text aufgenommen, da doch Isocrates und Archidamus auch Grie- 
chen seyen. Wegen "Ellmveg — — "Eiinvag vgl, Or. de. Pace p, 152, 
& — 87. Wiederum giebt der Urbinas ἄλλους Or. de Pace Ὁ. 161, 18: 
οὐ μόνον εὐδαίμονα ποιήσετε ταύτην τὴν πόλιν, ἀλλὰ καὶ τοὺρ "λλη- 


-- 


΄ Bemerkungen zu den Reden des Isocrates, 40% 


μηδ᾽ ὑπὲρ τῆς ἡμετέρας αὐτῶν σωτηρίας ἀφέσθαι τῆς πόλεως 
τολμήσαιμεν ) gerade wie bei Aristides Declam. Leptin. I $ 45 p. 
20: καὶ τίσιν οὐκ ἂν δόξαιμεν βακοδαιμονᾶν, εἰ τὸ σύμφερον 
ἡμᾶς μᾶλλον ἐκτρίψει; Dagegen hatl,ysias den Zuwachs ὁ δ᾽ aus 
der besten Handschrift erhalten Or. contr. Alcibiad. 1 ᾧ 7 p. 285: 
ὅτι δεῖν ἕκαστον μετὰ τῶν ὁπλιτῶν κινδυνεύειν, ὁ δ᾽ ἱππεύειν 
ἕλετο. Die spätern Schriftsteller scheinen, wie gesagt, diese Ei- 
genheit vorzüglich zu lieben. So bedient sich derselben mehrmalen 
Themistius, wie Or. IV p. 60, 10 — 31: καὶ ἐξὸν αὐτῷ —— — 
ᾧ οὖν ταῦτα ἐξὸν ὑπομένειν, 6 δὲ εἵλετο. Or. XXIII p. 868, 
ὅ — 10: ἐξὸν αὐτοῖς ---- --- οἱ δὲ τοῦτο μὲν ἢ οὐχ οἷοί τέ εἰσιν. *) 
Or. de Permut. p. 300, 10: πρὸς τοῖς ἄλλοις κακοῖς τοῖς 

μὲν ἀδικοῦσι συναγωνίζονται καὶ συγγνώμην ἔχουσιν, οἷς δ᾽ ἂν 
φϑονήσωσιν ἀπολλύουσιν, ἤνπερ δυνηθῶσι. ταῦτα δὲ δρῶντες 
οὐκ ἀγνοοῦσι περὶ ὧν τὴν ψῆφον οἴσουσιν, ἀλλ᾽ ἀδικήσειν μὲν 
ovreg, ὀφθήσεσθαι 6’ οὐ προςδοκῶντες. Zu dieser Stelle 
bemerkt Dobree in seinen Adversariis Folgendes: Ob segg. ἐλπί- 
ἔοντες et προςδοκῶντες malim δρῶσιν et ἀγνοοῦντες. 
Vide marg. ad Porsoni Med. Diese Aenderung, die übrigens 
jedoch nicht eigener Einfall ist, sondern schon Lesart der Lau- 
tentianischen Handschrift, hat allerdings auf den ersten Anblick 
viel Wahrsebeinliches. So heisst es auf ähnliche Weise Panegyr. 
Ρ. 32, 14: ἥκω συμβουλεύσων — , οὐκ ἀγνοῶν ὅτι πολλοὶ τῶν 
προςποιησαμένων εἶναι σοφιστῶν- ἐπὶ τοῦτον τὸν λόγον ὥρμησαν, 
al’ ἅμα μὲν ἐλπίζων τοσοῦτον διοίσειν, wo nach ἀλλὰ das vor- 
ergehende ἥκω συμβουλεύσων zu wiederholen ist, wie an un- 
serer ταῦτα δρῶσιν. Epist. ad Iason. ΕἸ]. p. 397, 25: οὔτε νῦν 
ἔχων ταύτην τὴν διάνοιαν ἐπραγματευσάμην, ἀλλ᾽ ὑμᾶς μὲν ὁρῶν 
ἐν πολλοῖς καὶ μεγάλοις. πράγμασιν ὄντας, αὐτὸς δ᾽ ἀποφήνα- 
σϑαι βουλόμενος ἣν ἔχω γνώμην περὶ αὐτῶν. 80 ἰδὲ nämlich zu 


ag ἅπαντας. Man vergleiche unter andern Areopag. p. 135, 7. Daher 
iet die Conjectur τῶν δ᾽ ἄλλων, oder τῶν δ᾽ ἄλλων ‘'EAllnvos, die uns 
Coray anbietet, nicht anzunehmen Areopag. p. 129, 17: ὅταν ἴδῃ πολ- 
οὖς τῶν πολιτῶν αὐτοὺς μὲν περὶ τῶν ἀναγκαίων, sid’ ἕξουσιν εἴτα 
μὴ, πρὸ τῶν δικαστηρίων κληρουμένους, τῶν δ᾽ ᾿Ἑλλήνων τοὺς ἐλαύ- 
var τὰς ναῦς βουλομένους τφέφειν ἀξιοῦντας. Denn ist die Stelle ver- 
dorben und versteht der Schriftsteller unter den τοῦς — βουλομένους 
das Atlienische Volk selbst, so ist sie durch τῶν δ᾽ ἄλλων noch lange 
nicht geheilt. Versteht er aber unter denselben andere aus den Grie- 


ἡμῖν παντὸς μᾶλλον εἰδότες, ἡμεῖς δ᾽ ἐξεπίτηδες δρῶμεν ἃ παντὸς 


- 


chen, so ist, wie wir sahen, ἄλλων überflüssig. Es zweifelt aber wohl . 


ein vernünftiger Mensch daran, dass Isocrates letztere gemeint habe, 
nämlich etwa solche Menschen wie die von denen er im Panath. p. 226,4. 
redet; vgl, auch Or. de Pace p. 151, 7. Wiewahl diese beiden Stellen 
Bergman nicht entgingen, so konnte er doch nicht zu einer klaren An- 
sicht über diese Stelle gelangen. | 
[*) Freilich ist auch bei ältern Schriftstellern dieser ächt griechische 
prachgebrauch häufig von Abschreibern verwischt worden, vergl. R. Klotz 
Quaesis. ariss. ἐδ. I. p 65 fg. Die Red.] 


, 


΄ 


x 


$ 


4068. Bemerkungen zu den’ Reden des Isocrates. 


interpungiren, ünd im gleich Folgenden nach ἡγοῦμαι aus dem 
Urbinas δὲ aufzunehmen, wie Baiter ad Paneg.p. XXI richtig.be- 
merkt, und wie auch Bekker i in seines Londoner Ausgabe andeu- 
tete. Denn in den Adversariis von Dobree heisst es ausdrücklich: 
Wult Bekkerüs, αὐτῶν. ἡγοῦμαι d&—. Es scheint also, dass 
die Berliner Ausgabe mit der Londoner nicht ganz übereinstimmt; 


.denn in ‚jener sucht man diese Andeutung vergebens. Verglei- Ä 


chen wir ferner noch folgende ähnliche Satzbildungen Or. de 
Bace p. 153, 7: οὐχ ὁμοίως τοῖς λῃσταῖς ἐβίωσαν. τοτὲ μὲν πλείω 
τῶν ἱκανῶν ἔχοντες » τοτὲ δ᾽ ἐν σιτοδείαις καὶ πολιορκίαις καὶ τοῖς 
μεγίστοις γακοῖς᾽ καθεστῶτες, ἀλλὰ περὶ μὲν τὴν τροφὴν τὴν 


. a ἡμέραν οὔτ᾽ ἐν ἐνδείαις οὔτ᾽ ἐν ὑπερβολαῖς ὄντες. Panath. 


p- 225, 26: ns οὐ καταφρονήσαντες οὗ πατέρες ἡμῶν ἐπὶ τὴν νῦν 


καθεστῶσαν ὥρμησαν, ἀλλὰ περὶ μὲν τὰς ἄλλας πράξεις πολὺ. 
σπουδαιοτέραν ἐκείνην προκρίναντες. Panath. p. 266, 20: , οὐχ | 


ὁμαίως. δὲ διελέγοντο περὶ τούτων τοῖς ἀφοσιουμένοις, ἀλλ᾽ ὕπερ- 
᾿ ἐπαινοῦντες μὲν τὰ γεγραμμένα. An allen diesen Stellen ist also 
nach ἀλλὰ das Hauptverbum zu wiederhelen, nämlich ἐπραγμα- 
τευσάμην; ἐβίωσαν, ὥρμησαν, διελέγοντο. Da aber an unserer 
Stelle eine Wiederholung des ἀγνοοῦσι auf keine Weise angeht, 
so hat die andere Lesart, wie gesagt, vieles für sich. Indessen 


* binich weit entfernt, sie "für die ursprüngliche und wahre aus 


zugeben, schon des Umstandes wegen , weil Isocrates nie ög@0s 
braucht, sondern nur δράσωσιν. δεδρακότος, δεδρακότες ," ; δρῶν, 
δρῶντας, δρῶντες. Philipp. p. 77, 82: καὶ ταῦτα δρῶντες. οὕτω 
χαίρουσιν. Or. de Pace p. 161, 81: καὶ ταῦτα δρῶντες. Und 
dann steht der Laurentianus überhaupt in einem zu germgen An- 
sehen, als dass man demselben gern ausschliesslich folgte mit 
Hintansetzung der. bessern Autoritäten. Wie soll man nun aber 
erklären, da eine Wiederholung des ἀγνοοῦσι. unmöglich ist? 
Niemand wird mich hofentlich tadeln, wenn ich wiederkele τὴν 
" ψῆφον φέρουσιν, oder was dem Sinne nach dasselbe ist , ταῦτα 
δρώσιν. Panath. Ρ' 210, 55: οὐκ ἀγνοῶ δ᾽ ἡλίκος ὧν ὅσον ἕρ- 
γον ἐνίσταμαι τὸ μέγεθος, ἀλλ᾽ ἀκριβῶς εἰδὼθ, welche Stelle 
. von der unsrigen nür in sofern verschieden ist, als dort ἐνί- 
oraucı in derselben Form wiederholt wird. - 
Or. de Permut. 'p. 324, 30: τοὺς ἄριστα πρὸς τούτους 
_ μεϑ᾽ ὧν ἂν οἰκῶσι καὶ πολιτεύωνται διακειμένους καὶ τοὺς Bei- 
τίστους αὐτοὺς εἶναι δοκοῦντας. Das Pronomen αὐτοὺς war 
bier Orelli anstössig; es war dies auch schon den Alten, wie 
sich schliessen lässt aus dem Umstande, dass die Laurentiani- 
sche Handschrift es auslässt. Wir sichern es, wenn es des 


Schutzes bedarf, durch folgende Stellen. Or. de Pace p. 148, ᾿ 


25: ἐγὼ γὰρ ἡγοῦμαι καὶ τὴν πόλιν ἡμᾶς ἄμεινον οἰκήσειν καὶ 
“- βελτίους αὐτοὺς ἔσεσϑαι. Herodot. ΝΗ, 83: κόσμον δὲ πλεῖ 
στον παρείχοντο διὰ πάντων Πέρσαι, καὶ αὐτοὶ ἄριστοι ἦσαν. 
Antiphon de Caede Herod. $ 80 p. 64: dar δὲ eigsovseg εἰς ὑμᾶς 


- 


Φ 


| Bemerkurigen zu def Reden des Isocrates. 409 


πονηροὶ μὲν αὐτοὶ δοκῶσιν εἶναι. Ἐποι δῖ. Or. ΧΙ p. 182, 11: . 
περαότησαις δὲ αὐτῷ καὶ παῖδας συνάρχοντας ἤδη εὐγενεῖς καὶ 
αὐτοῦς ἀμφιϑαλεῖς. — Wiederum nahm Orelli Anstoss anı Pro-' 
nomen p. 298, 4: ἀλλὰ καὶ Τιμόϑεος μέρος τί συμβεβλημένος 
τοῦ μὴ κατὰ τρόπον γνωσθῆναι περὶ αὐτὸν. So lesen wir 
statt περὶ αὐτῶν.--,᾽,αἀὐτῶν könnte sich nur auf jene 
᾿φϑόνους und ταραχὰς beziehen, welches hier kei- 
neswegs passt. Isocrates lässt häufig nach einem männli-. 
ehen oder weiblichen Substantiv das Pronomen im Neutro Piu- 
ralis folgen, um die Verhältnisse, die die Person oder Sache 
hetreffen, zu bezeichnen. Panath, p. 248, 4: τὸν Aöyov — ἀνα- 
γηνώσπκων αὐτὼ «al διεξιών, wo Coray αὐτὸν venmuthete. 
Philipp. p. 81, 19: τινὰ λόγον — ἀκοῦσαι περὶ αὐτῶν. Or. de 
Permut. p. 822, 29: ἐπειδὴ — τὴν καλουμένην "ὑπό τινων φιλο- 
δοφίαν οὐκ εἶναι φημὶ, προφήκει τὴν δικαίως ἂν νομιζομένην 
ὑρίσαι καὶ δηλῶσαι πρὸς ὑμᾶς. ἁπλῶς δέ πως τυγχάνω γιγνώ- 
ὁκὼν περὶ αὐτῶν. Hiernach leidet es keinen Zweifel, dass 
περὶ αὐτῶν auf Timotheus zu beziehen. — Areopag. p. 132, 16: 
ars Aunsdasuovlous —— ἐλϑεῖν — δεησομένους μὴ περιιδεῖν αὐ- 
τοὺς ἀναστάτόυς γενομένους. Gewöhnlich σφᾶς αὐτοὺς. Bek- 

er aber meint, besser wäre σφᾶς allein. Mir scheint αὐτοὺς, 
oder wenn man lieber will, αὐτοὺς... untadelhaft. Lysias contr. 
Diogiton. $ 10 Ρ. 390: ἧκον πρὸς ἐμὲ — κλαίοντες καὶ παρακα- 
οὔγτές μὲ μὴ περιιδεῖν αὐτοὺς ἀποστερηϑέντας τῶν πατρῴων. 
Antiphon de Venefic, ὃ 29 p. 12: ἐπισκήπτουσι τιμωρῆσαι σφίσιν 
αὐτοῖς ἠδικημένοις. Wer hier an “σφίσιν αὐτοῖς Anstoss nimmt, 
der kann ebenso gut σφίσιν Lilgen, als auch, was Bekker wünscht, 


avzoig. Demosth. adv. Polycl. ὁ 5 p. 427: ἱκέτευον ὑμᾶς ἐν τῷ 


δήμῳ βοηϑῆσαι αὑτοῖρ. Wiederum heisst es bei Lysias corftr. 
Agorat. δ 92 p. 282: ἐπέσκηψαν καὶ ὑμῖν καὶ τοῖς ἄλλοις ἅπασι 
Bumgeiv ὑπὲρ σφῶν αὐτῶν ᾿Αγόύφατον. Bekker wünscht αὐτῶν 


enlfernt. Warum soll man aber nicht lieber schreiben ὑπὲρ αὖ-. 


τῶν wie es ὃ 94 heisst: οἷς ἐπέσκηπτον ἐκεῖνοι ὡς φίλοις οὖσι 
τιμωρεῖν ὑπὲρ αὐτῶν ? — Wieder giebt die Urbinische Hand- 
schrift mit Auslassung des σψᾶς nur αὐτοὺς Archidam. p. 117,15: 


΄,. N. δε ΄ 
τοιουτὸυς σφᾶς αὐτοὺς παρασχόντες. Man schreibe τοιούτους αὖ- 


τοὺς παροσχόντες, wie alle Handschriften geben Or. de Pace p. 
14, 2: καὶ γὰρ of πρόγονοι τοιούτους αὑτοὺς παρασχόντες: 
Lysias Epitaph. $ 44 p, 182: ἐν μὲν οὖν τῇ ναυμαχίᾳ τριούτους᾽ 
wwiovg παρασχῦντες. — ὕπι ποοῖ beim Pronomen stehen zu blei- 
ben, so schloss Bekker das von dem Urbinas dargebotene τού- 
τους als verdächtig in Klammern Euagor. p. 165; 6: ὥςϑ᾽ ἥδιον 


3 
ἂν εὐλογουμένων ἀκούοιεν οὖς οὐκ ἴσασιν εἰ γεγόνασιν ἢ τού- ' 
[4 ’ . 
τους Up ὧν εὖ πεπονϑύτες αὐτοὶ τυγχάνσυσιν. Diesen Ver- . 


dacht könnte man gegründet finden nach der Stelle Or. de Per- 
mut. p. 823, 18: 069’ ἥδιον ἔχετε δι᾽ οὖς ἀκούετε κακῶς ἢ δι 
ουὐς ἐπαινεῖσϑες. Und so wurde auf das Anselıen des Urbinas δ᾽ 


ν΄ 


b 
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410 Bemerkungen zu den Reden des Isocrates, 


ἐφ᾽ geschrieben für δὲ τούτους ὑφ᾽ Or. de Pace p. 167, 15: μι- 
σεῖν δ᾽ ὑφ᾽ ὧν οὐδὲν κακὸν πεπόνθασιν. ‘ Dindorf aber war be- 
sonnener und räumte die Klammern wieder weg. Üf..Aeginet. p. 


875, 25: καίτοι. τίσιν ἂν θᾶττον τὴν αὐτοῦ θυγατέρα ἐξέδωκεν 


N τούτοις παρ᾽ ὧν αὐτὸς λαμβάνειν ἠξίωσεν; Nicocl. p. 27, 94: 
ταῖς αὐτῶν ἡδοναῖς λυποῦσι ταύτας ὑφ᾽ ὧν αὐτοὶ μηδὲν ἀξιοῦσι 
λυπεῖσθαι. Panegyr..p. 33, 27: οὗτοι μὲν οὖν οὐ λελήϑασιν 
ὅτι τούτους ἐπαινοῦσιν ὧν ἐγγὺς αὐτοὶ τυγχάνουσιν ὄντες. 
Zum Ueberfluss füge ich noch hinzu Philipp. p. 89, 86: ἐξ ὧν 


ποιήσει τὰς στρατείας οὐ μετὰ τῶν βαρβάρων ἐφ᾽ ος οὐ δίκαιόν 


‚ ἄστιν, ἀλλὰ μετὰ τῶν Ἑλλήνων ἐπὶ τούτους πρὸς ode προςήκει 


τοὺς ἀφ᾽ Ἡρακλέους γεγονότας πολεμεῖν. — Höchst unglücklich 
änderte Orelli ὑμῖν αὐτῶν Or. de Permat. p. 291, 8: καὶ μάρ- 


“τυρας ὑμῶν αὐτῶν παρέξομαι περὶ ὧν ἂν λέγω τοὺς κατὰ τὴν 


ἡλικίαν τὴν ἐμὴν γεγενημένους. Während die Aenderung ὑμῖν 
die Tilgung des αὐτῶν zur nothwendigen Folge hat, so ist dis 
urkundliche Lesart ὑμῶν αὐτῶν ganz untadelhaft, und voll- 
kommen deutlich und klar. Antiphon de Caede Herod. $ 71 


ΠΡ. 62: ταῦϑ᾽ ὑμῶν αὐτῶν ἐγὼ οἶμαι μεμνῆσθαι τοὺς πρεσβυτέ 


ρους. Lysias de Olea $ 25 p. 222: αὐτοὺς τοίνυν ὑμᾶς τούτων 
μάρτυρας παρέξομαι. : Or. contr. Eratosth. $ 74 p. 257: καὶ sov- 
τῶν ὑμὰς αὐτοὺς μάρτυρας παρέξομαι. Isaeus de Astyphil. Her. 
δ 4 p. 109: τούτου δ᾽ ὑμῖν αὐτοὺς τοὺς ἐπιτηδείους τοὺς ἐκείνου 
μάρτυρας παρέξομοι. Mehreres zu geben wäre sehr überflüssig. 
Epist. ad Artipatr: p. 394, 7: οἷς πολλὰ χρήσεμος yivı- 
μενος οὐ μόνον τῷ συμβουλεύειν, ἀλλὰ καὶ τῷ πράττειν 
κινδυνεύειν. Wenn Baiter und ich die Urbinische Lesart οἷς περὶ 
στολλὰ für die wahre ausgaben, so sind wir mit Unrecht von Bek- 


“ kers und Dindorfs Urtheil abgewichen. Baiter vergleicht Nicodl. 


Ῥ. 29, 24: ὅσοι γὰρ ὧν ὑμῶν περὶ πλεῖστα τῶν ἐμῶν χρησίμους 
αὑτοὺς παράσχωσιν, nur soviel. Aber er musste auch das De- 
brige des Satzes berücksichtigen: οὗτοι πλεῖστα τοὺς οἴκους τοὺς 
αὐτῶν ὠφελήσουσιν. Die Wörter χρησίμους und ὠφελήσουσιν 
involviren so ziemlich denselben Begriff. Warum steht nun aber 
bei dem erstern περὶ πλεῖστα, und bei diesem nur πλεῖστα 2 Der 
Grund Jiegt klar am Tage; jenes bezeichnet die Rücksichten und 
Beziehungen, worin sie sich nützlich zeigen, dieses dagegen den 
Grad des Nutzens.. So sagt nun Isocrates an unserer Stelle, dass 
Diodotus deu Asiatischen Fürsten, nicht: in vielen Bezie- 
hungen, sondern: sehr nützlich gewesen, nämlich durch 
Rath und That. Die Relation des χρήσιμος liegt hier vielmehr 
in den nachfolgenden Infinitiven, nicht aber in πολλὰ, welches 
sich nur gleichsam adverbialisch an χρήσιμος. anschliesst. Bei 
des könnte gesagt werden in der Stelle Busir. p. 196, 30: εὖα- 
γωγὸς δὲ καὶ πρὸ; πολλὰ χρήσιμος τοῖς ἐντὸς αὐτοῦ κατοικοῦσιν. 
Dagegen ist die Präposition des Urbinas höchst nothwendig im 


Archidam. p. 101, 5: agyorigoug εἶναι πρὸς rag πράξεις, De 


Nm 


t 2 
ἢ 


Ἀ 


Bemerkungen zu den Reden des Isöcrates, 41] 


sonders Jiebt Demosthenes das einfache πολλὰ, wie Or. de Fals, 
Lepat. $ 277 p. 390: σπουδαῖος καὶ πολλὰ χρήσιμος τῇ πόλει. 
Or. pro Phormion. & 44 p. 292: πολλὰ καὶ τῷ σῷ πατρὶ καὶ σοὶ 
καὶ ὅλως τοῖς ὑμετέροις πράγμασι Φορμίων γέγονε χρήσιμος, wo 
περὶ πολλὰ weniger passend wäre. Οὐ. contr. Stephan. I $ 85. 
p- 362: πολλὰ: χρήσιμον αὐτὸν παρέσχε. Epistol. III p. 641, 7: 
πολλὰ χρήσιμος ἦν ὑμῖν ὁ πατήρ. Die Präposition könnte man 
‚erwarten Epist. II p. 685, 9: τοὺς καιροὺς ἐν οἷς τὰ μέγιστ᾽ ἐγὼ 
χρήσιμος ἦν τῇ πόλει. Auf gleiche Weise wird οὐδὲμ und μηδὲν 
oft ohne Präposilion mit χρήσιμος und andern verbunden; vgl. 
Herhst ad Xen. Memor. Ill, 9, 15. Or. ad Nicocl. p.19, 82: ὅ 
μηδὲν ὧν ἀὐτὸς χρήσιμος. Or. de Permut. p. 319, 16: τῇ μὲν 
zoles μηδὲν εἶεν χρήσιμοι. Demosth. adv. Phaenipp. ὁ 31 p. 299. . 
Epist. I] p. 686, 14: μηδὲν ἄλλο χρήσιμος. Dagegen τὸν οὐδὲ 
sad ἣν χρήσιμὸν τῇ πόλει Or. de Fals. Legat. (ὶ 281 p. 391. — 
— Zum Schlusse berübren wir noch eine andere Stelle aus dem 


‚ Briefe an Antipater Ὁ. 395, 8: τῶν re παρ᾽ ὑμῶν τιμῶν εὔξασθαι 


μὲν av τυχεῖν. Coray vermuthet παρ᾽ ὑμῖν. Beides lässt sich 88-- 


. gen, nur mit Unterschied. Mit dem Genitiv heisst es, die Ehren, 


die von euch kommen, die ihr unmittelbar selbst ertheilet. So 
im Vorhergehenden p. 394, 16: πρὸς τὰς παρ᾽ ὑμῶν ἐλπίδας 
ἀϑυμότερος ἦν, inBeziehung auf das was er von euch 
etwa zu hoffen hätte. Panath. p. 231, 12: ὥςτε τῶν πό- ὁ 
Amy τὰς εἰς τὸν πόλεμον. καϑισταμένας ἥδιον av καὶ ϑᾶττον 
ἐνίας *) εἰςδέξασϑαι τοὺς πολιορκοῦντας ἢ τὴν παρ᾽ ἡμῶν βοη- 
ϑειαν. Or. ad Demon. p. 5, 25. Mit dem Dativ dagegen würde 
es heisgen, die Ehren, die bei’euch befindlich sind. So steht - 
bei Demosth. contr. Aristogit. I $ 64 p. 85: ἐρὼ μόνος εὔνους 
Univ‘ πάντες οὗτοι συνεστᾶσι" προδέδοσϑε᾽ ἡ παρ᾽ ἐμοὶ μόνον 
εὔνοια λοιπή, wo Coray δὰ Isocrat. p. 182, 30 gerade umgekehrt 
παρ ἐμοῦ ‘schreibt, wie es heisst in den Prooemiis p. 611, 9: 
δεῖ γὰρ ὦ ἄνδρες ᾿Αθηναῖοι τὴν mag ὑμῶν εὔνοιαν μή τισιν, ὥς- 
περ ἐπ γένους. ἀλλὰ τοῖς τὰ βέλτιστα ἀεὶ λέγουσιψ' ὑπάρχειν, Es 
sieht schon jeder ohne mein Erinnern, dass nur das gültig sey, 
was aufgenommen ist. An jener Stelle herrscht nur Rube, daher 
παρ᾿ ἐμοὶ; an letzterer dagegen ist der Begriff des Ausgehens, 
wovon, und des wohin, gegeben, daher παρ ὑμῶν. So 
kann es an unserer Stelle keinem Zweifel unterworfen seyn, dass 
die handschriftliche Lesart, παρ᾽ ὑμῶν, bei weitem den Vorzug 
verdiene, . Vergleichen wir noch gleichsam zum Ueberfluss Or. de 
Pace p. 158, 35: αἱ δὲ πύλεις — ὑπομένουσι καὶ τὰς παρὰ τῶν 
ἀνθρώπων καὶ τὰς παρὰ τῶν ϑεῶν τιμωρίας. Or. adv. Calli- 


, Ἶ Dieselbe Coustruction wie bei Demosth. Olyuth, ΠῚ $ 11 p. 99: 
λέγω δὲ τοὺς περὶ τῶν ϑεωρικῶν, σαφῶς οὑτωσὶ, καὶ τοὺς περὶ τών 
στρατευομένων ἐνίουρ, daselbst Ruediger p- 196. Bremi ad Demostb. 
Oratt. 1 p.89. ᾿ , 


+ 


᾿ 6 


412 Car. Frid. Hermanni Disputatio de Aristoph. Nub. 


‘mach. p. 855, 16: μηδὲ τὴν παρὰ τῶν ϑεῶν τιμωρίαν ὕὑπομέ- 
ψοιξν. — Anders verhält es sich an „folgenden Stellen. Or. ‚adv. 
Callimach. p. 362, 7: καίτοι πῶς οὐκ ἄλογόν ἔστιν ἐν τούτῳ τῷ 
κινδύνῳ ξητεῖν αὐτὸν ἐλέους παρ᾽ ὑμῶν Ξυγχάνειν. Aeginet. p- 
367, 5: ἀναγκαίως ἔχει παρ ὑμῶν πειρᾶσϑαι τῶν δικαίων Tuy- 
χάνειν. An diesen Stellen könnte der Dativ recht wohl stehen, 
wie denn jetzt ὑμῖν für ὑμῶν nach den bessern Handschriften g- 
lesen wird Or. de Permut. p. 283, 22: μηδεμιὰς συγγνώμης suy- 
χάνειν παρ᾽ ὑμῖν. So auch bei Demosth. contr. Aphob. I $ 2 p. 
104: πολλὰς ἐλπίδας ἔχω καὶ παρ᾽ ὑμῖν τεύξεσϑαι τῶν δικαίων, 
wo Bremi p. 17 bemerkt: Nil referre opinatur Reiskius, quod 
nen existimo. Da hat nun der gute Reiske wohl nicht gemeint, 
dass kein Unterschied der Bedeutung Statt finde, sondern gewiss 
nur dieses, dass die Beschaffenheit der Stelle vor der Art sey, 
dass beides, von euch, und bei euch, stehen könne. ᾿ 


; \ | . Joseph Strange. 


Car. Frid, Hermanni Disputatia de Aristophanis 
N“bibus. 


᾿Ιροιοόρεα ex Indicibus lectioaum in Academia Marburgensi per 5 somesie 
aestivum a.. 1833. habendarum,] 


“ 


Circumspicientibus nobis ; Commsilitones ornatissimi ‚ unde 
potissimum, redeunte πᾶς scribendi opportunitate, praefationis 
argumentum repeteremus, spenle se obtulit Aristophanes ‚ quem 
hac ipsä de caus& interpretandum Vobis proposuimus, quia in 
omni antiquitatisgenere largissimam. dieserendi materiam praebet. 
Sive enim sermonis elegantiam requiritis, vix ullum purioris At- 
ticismi auotorem invenietis, quem ipsae apes Hymettiae mellis sui 
dulcedine aluisse videantur: sive rerum copiam spectatis nemi- 
nem unquam majore ariimo omnes et publicas et privatas fem- 
poris sui rationes complexum esse constat,. Summus in illo pa- 
triae amor, quam perniciosissimis levissimorum hominum co®- 
siliis pessumdatam retrahere ab exitio adque pristinae. laudis re- 
cordationem excitäre studebat; summa disciplinae severitas, quam 
guum et juventulis deliciis, et parentum imbecillitate, et per- 
versis magistrorum’studiis in dies depravari videret, acerbissi- 


᾿ mis admonitionibus coercebat; summus venustatis dignilatiaque 


poälicae sensus, cujus quum ipse perfectissimum exemplar ex- 
hiberet, imperita aegualium judicia, qui inani specie seducti, 
sensuum titillamenta flosculosque et futilis loquacitatis strepitum 
pro veris sauisque dictionis virtutibus captarent, per omuem oc- 
casionem salsissime notabat; summum denique veritatis studium, 


x ΄. 


® ᾿ 


Car. Frid. Hermanni Disputatio de’ Aristoph. Nub, 418 


cni quum novis inauditisque opinfonibus, quae tum maxime ex 
philosophorum scholis propullulabant, fucum fieri 5101 persua- 
sisset, quibuscungue armis valeret, et ridendo et reprehendendo 
subveniebat. Et hactenus certe debitä sibi laude frustrandus non 
est Aristophanes; qui, etiamsi durius nonnullos tractaverit, quam 
 mobis extra illius aetatis contentiones positis justum videri possit, 
tamen in universum ἴδε recte acuteque ommia existimavit, ut 
nunc quogue, quam eventus pateant, enedem plerumque causae 
et reipublicae Atheniensium exitii et literarum detyimenti et mo- 
rum eorruptelae, quas ılle infestissimo odio persecutus est, ap- 
pareant. Unus- est, in quem omnibus semper justo iriguior fuiese 
Visus sit, Socrates, magister #lle humanitatis, merum restitutor, 
15 denique, unde omnia- verae sanaequs sapientiae incrementa 
tecte repetantur, quem tamen adeo ille indigne habuit, ut in ἴω» 
bulä Nubium nomine inscriptä non solum pablice ridendum pro- 
poneret, verum etiam talia in eum opprobria conjiceret, quae in 
quemvis alilum potins quam in Socratem convenire videantur. 
Neve hoc temere excidisse per nimiam dicaeitutem homini omni- 
um facetissimo existimetis 1), tam parum eum sententiae suae 
poenituit,, ut ipsam illam fabulam postea quoque in deliciis ha-- 
buerit, reliquis omnibus suis illem praetulerit 2), quumgue inter 
agendum spectatoribus minus placuisset, secundis curis retra- ' 
clandam perpoliendamque sibi sumserit ?); unde factum est, ut 
208 quoque vix praestantiorem ullam invenire possimus, quae 
vel lepidius instituta, vel facetius -elaborata, vel numerorum 
Suavitate sententiarumgue gravitate diligentius culta atque ornuta 
st, Quaraım ipsarum virtutum causä quum hanc potissimum in- . 
terpretandam elegerimus, haud abs re-fore visum est, de illius 
Ave erroris sive invidiae causis, quae nobis Te saepius perpensä 
postque diversissima: virorum doctorum, quorum sententias dein- 
ceps recensebimus, rongmina proxime ad verum accedere videan- 
tur, strietim Vobiscum communicare. . . 

‚ Antiquissima fuit opinio eorum, qui ab Anyto Meletoque, 
gu postea accusatores Socratis exstiterunt, corruplum Aristo- 
Phanem ad invidiam illi procreandam arbitrarentur 3); quam opi- 
Nonem tum poätae virtuti °) tum temporis rationibus repugnare 


L 


1) Quo Wielandi redit sententia Mus. Att. III. 1, p.57 sqq. 2) Nubb. 
518. Vesp. v. 1083. 8) Sunt quidem, qui praeter parabasis partem 
v. 5{4— 558 guidquam novatum a po&tä negent; quorum agmen ducit 
Guil. Esser de primä et alterä, quae fertar, Nubium editione, Bonnae 
1823; sequuätur Süvern über Aristophanes Wolken, Berl. 1826, p. 88 
°9q.5 Rötscher, Aristophanes und sein Zeitalter, Berl. 1827, p. 922; Bet- 
518. in Mus. Rhenan. Il, p. 199; Ranke, de Aristophanis vitä p. 285-294 
et 424 sqg.; sed οὗν, Dindorf ad Aristoph. Fragmm. p. 18 sgqg. et G. Ber- ᾿ 
mann 'Praef, Edit. II. p. xxıı. 4) Aelian. Var. Histor. 11. 13, Diogeh. 
ne II, 2 et quos praeterea laudat Hermannas l. co. p. xxxır. 5) Rauke 
ΟΡ. Σ ΄ 


Φ 


.« 


r \ 
414 Car. Frid. Hermanni Disputatio de Aristoph. Nub. . 


dudum a.VV. DD. animadversum est. Praeterquam enim qued 
ejusmodi accusatio non viginti tribus annis, antequam fieret, men- 
tibua agitari potuit δ) — Meletum vix veri simile est, quum Nubes 
docerentur, jam e pueris egressum fuisse, quem valde juvenem 
fuisse, /quum ad Socratem accusandum prodiret, ex Platonis 
Euthyphrone colligimus 7); neque Anytum, ut mittamus, φορὰ 
Frerelus infirmis sane argumentis demonsirare conatus est 8) ab 
anno demum 410 Socrati inimicum factum esse — quadragene- | 
zıum tum fuisse 5) pro certo aflırmari potest. (Juae tamen utut 
sint, non 'primi soliusque Aristophanis operä invidiamı Socraii 
conflatam esse, γα] inde apparet, quod eodem et suppari tempore 
eundem aliorum aeque comicorum ludibria passum esse accep- 
"mus, quippe quem et Amipsias in Conno, quam eodem quo Än- 
stophanes Nubes atno adeoque majore cum successu docuit, in 
Sophistarum numero traduxerit 10), et alii in transcursu dicteris 
suis, quae Diogenes Laertius!!) servavit, saepius petierint. Unde 
facile intelligimus eam potius de Socrate in vulgus invaluisse opi- 
nionem, ut largam inde comici et ridendi et perstringendi male- 
‚riam nanciscerentur; idque Xenophon etiam significare voluisse 
videtur, quum eadem prorsus opprobria, 'quae apud Aristoph# 
nem legimus, praestigiatorem Syracusanum conjicientem in illum 
faciet 12). Quam tamen ipsam opinionem facile concedimus 
eandem fuisse, quä postea ad condemnandum Socratem popalus 
‚Athbeniensium adductus- sit; ıneque adeo fundamento cassam Ve 
terem illamı persussionem arbitramur, ut nihil omnino communt 
cum Socratis supplicii causis hujus fabulae argumentun habere 
eenseamus; modo ne, qui antiquitatis mos fuit, quae in intern) 
rei ipsius nexu posita sunt, a comsilio quodam arbitrioque bo 
minum certoque temporis momento repetamus, Sensit hoc nupef 
etiam doctus Gallus, Victor Consin, qui in ingeniosä disserte- 
tione hac ipsa de re conscriptä 1?) non excitasse quidem Socralß 


6) Reisig Praef. Edit. .p. ıx5 Süvern 1. c.p. 19. 7) P. 3.0: 9% 
γάρ τίς μοι φαίνεται καὶ ἀγνώς, ὀνομάξουσι μέντοι αὐτὸν og ἐγῴῷμαι 
Ηέλητον. 8) in Μεπι. de l’Acad. des Inscer. T. XLVII, p. 218 οἱ 2l. 
9) Ut F. A. Wolßus in Praef. p. x nullo testimonio adhibito dixitz αὶ 
si Plut. de malign. Her. c. 26 secutus est, vid. Exc. νι ad Herod, edit 
Baehr T. II, p. 660. 10) ΟΕ, Meineke Quaest. scen. spec. II, p. 43; Hanke 
in Seebod. Bibl. crit. 1823 n. 31, p. 247, 11) 1. 28. Summam eorı® 
egregie comprehendit Xenophon Oeconom, XI, 3: ὃς ἀδολεσχεῖν re δοκῶ 
καὶ ἀερομετρεῖν καὶ τὸ πάντων δὲ ἀνοητότατον δοκοῦν εἶναι ἔγκλημδ) 
σένης καλοῦμαι. 12) Conviv. VI. 6--10: dpa σὺ Σωκράεης ὃ φρο!" 
στὴς ἐπικαλούμενος; — AAN εἶπέ μοι, πόρους ψύλλα πόδας ἐμοῦ ἀπι 
zu; ταῦτα γάρ σε φασὶ yenuszgelv, coll. Nubb. v. 145—153 et ἴῃ 55" 
versum de proverbis ψυλλῶν πηδήματα μετρεῖν Boissonad. ad Eanapie# 
p: 206. 13) Socrate, de la part, que peut avoir eug dans son proc# 
la com&die des Nudes, in ejus Nouveaux fragmens philosophiques, Park 
1828, p. 150—159; cui qui obloguntus est A. Jay, les. Hermjtes en ΡΣ 

son, Vol. I, p.255—284, vereor ne operam luserit, ἐς, 


% 


Car. Frid, Hermanni Disputatie de Aristöph. Nub. 415 


condemnationern, verum tamen viam illi "munivisse Aristophanis 
Nobes comprobare studuit 1%); neque aliud est, quod Plato in 
Apologia Socratis!5) multo prius quam publice peteretur, a poetis 
comicis ingue primis Aristophane tam. inique descriptum tamque 
foedis criminationibus obrutum magistrum conquerilur, ut recie 
jadicare de eo homines de plebe non potuerint et jam ante dis- 
ceptationem causae judicium de eo perfectum esse videatur 35). 
. Quod ut vere dictum esse appareat, accusationis capita, quae 
apud Xenophontem et Diogenem Laörtium exstant 17), cum ipsä 
fabulä nosträ comparabimus. Et alterum quidem, quo spernere 
deos, qui publice Athenis colerentur, et nova quasdam numina 
colenda proponere Socrates arguitur, iisdem paene verbis in fa- 
bulä nosträ continetur 7°). Quod enim plerisqgue visum est novis 
illis numinibus unum illud δαιμόνιον signilicari, cujus consiliis 
gloriari Socrates solebat, secus esse ex ipsä Platonis Apologiä in- 
telligimus, unde eodem sensu illud in Socratem ponjectum fuisse 
spparet, quo et Anaxagoras et Protagoras et alii ejus aelatis so- 
phistae impietatis accusati sunt 19); qui .quum in causas rerum 
nalurales inquirerent, multaque quae vulgo divinitus accidere 
erederentur, cerfä lege et necessitate fieri .intellexissent, aque 
elementis polius quam a supremo auctore originem eorum repe- 
tendam duxissent, omnino tollere vim divinam videbantur. Quä 
in sentenliä utrum Socrates quogue fuerit an non, nihil ad rem; 
diserte enim mohemur, communia illa omnium philosophorum 
apud plebem crimina fuisse 20), quorum ad invidiam illud jam 
satis erat, quod supza: vulgus sapere videbantur; utque Arıstidi 
justi cognomen fraudi fuisse fertur, ita Sacrati exitio fuit sa- 
pientis appellatio, quam ab oraculo Delphico acceperat 24). Vi- 
dentur utique accusatores, quum aliquid tamen certi de ϑοογαία 
afferendum esset, 'öasuoviov: illius. exemplo usi-esse 22), non ta- 
men, ut quasi novum illud numen exprobrarent, sed quasi nova 
atque inaudita diis attribueret; quod enim postea nescio quem 
Genium Socrati affinxerunt 28), et a Platonis et a Xenophontis 


14) P. 159: Les Nodes ne soulevdrent pas l’accnsation de Socrate, 
mais lui frayörent la voie; ce qui avait produit la comedie, l’accrddita, 
et quand le tems etait venu, la convertit en accusation, 15) P. 18 et 
19; cf. Süvern 1. c. p. 69 ejusque censorem Rankium apud Seebod. 1. c. 
p- 246 et 250; eundemque de Vita Aristoph, p. 445. 16) Egregie hoc 
siguificat Isocrates de permutatione p. 88 ed. Orelli, quibus Socratem 
ıpectari dubium esse non potest. 17) Xenoph. Mem. Socr. I. 1. Diog. 
L. H.40,: 18) V. 248: ϑεοὶ ἡμῖν νύμισμ᾽ οὐκ ἔστιν, cf. v. 866 qq. 
19) P. 26 et27. 20) Plat. Apol. Soer..p. 23; cf. Republ. VI, p. 488 E; 
Politic. p. 299 B et Sohol, ad Nubes v. 97; plura apud Ruhuk. ud Xe- 
ı1oph. Mem. Socr. I. 2, 31. 21) Cf. Apol. Socr. Ὁ. 21 A; Xenoph. Apol. 
). 145 Cic. Academ. J. 4. 16; de Senect. c. 21; Val. Max. JII..4.; Vitruv., 
traef. 1. III, init.; Lucian. Amor. c. 48; Athen. V. 60; Diogen. L. II. 37. 
2) Plat. Euthyphr. p. 3. Bi cf. Xenoph. Mem. Socr. 1.1.9. 23) Plutar- 
'hus, Appulejus, alii, v. c. Ammian. Marcellin. XXI. 14; Minuc. Felix 


‚poviov illius, quod probe animadvertendum, nulla apud Aristo- 


, ὃ τὰς τραγφδίας ποιῶν τὰς περιλαλούσας οὗτός ἐστι τὰρ σοφάρ . qu0s- 


‘ 


416 °Car. Frid. Hermianni Disputatio de Aristoph. Nab, 


mente prorsus alienum fuit; neque aubstantive sed adjective illud 
nomen .intelligendum. esse recte Schleiermacherus contendit *), 
cui frustra obloguitur Astius 2°); nisi apud Herodotum quogue 
τὸ ϑεῖον de certo quodam numine intelligendum fuerit 356). 4er 


phanem mentio; nihilo tamen secius in hoc quoque capite sbi 
constabit accusationis cum fabulä comparatio; neque enim unun 
sed 'plura nova numina introduxisse Sogsatem criminabantur, 
qualia hic quoque audimus Aivov (v. 380), Avanvonv, Ζάρς, 
’Atoa (v. 623), Ὀμίχλην (v. 813), ex naturali illa doctrinä re 
petita, cujus ex Euripidis fabulis seria nobis vestigia servata 
sunt 27). Credebatur autem Euripides in tragoediis scribends 
-Socralis auxilio uti 28); quem quum constet illius fabulis unice 
‚delectalum esse 2°), fuerunt adeo, qui ommino easdem Socrati 
quas Euripidis persequendi causas Aristophani fuisse existims- 
rent ?°), ipsäque nosträ in fabula Euripidi quoque suas quasdau 
partes assignare Reisigius conatus est 31); sed quamvis minims 
negemus, illius etiam familiaritatem Socrati fraudı fuisse, ul, 
Archelai, ut Prodici aliorumque Sophistarum, quorum consuetu- 
dine üsus esse fertur, longe tamen maxime obfuit ei philosopli 
nomen, quod mimime eum recusasse salis constat., 

ld quod ex altero quoque accusationis capite apparet, qued 
Juwentutis corruptela continetur; quod idem fabulae nostrae in- 
Primis propositum esse, putidum foret pluribus demonstram, 
quum eo et tolius actionis argumentum spectet, et ipse Ariste 
phanes in Vespis 32) disertissimie de hoc βίο consilio exposuenil, 
uti recte Rankius obsetvarit 58), Quanquam non statuerims 


σ΄ 


Octar. 96. 8; Tertallian. de anima c. 1 οἷο. Οὗ Meiners werm. plilo 
Schr. T. III, p. 1-54. 24) T. I, P. 2. p. 4332—435.. 25) Plat. Leb.® 
Schr. p. 482—486. 46) CF. et Moser. ad Cic. de’Divin. 1.54. 2 ch 
Valckenar. Diatr. in’Eurip. Fragm. p. 25—57; Bouterweck de Philosophi 
Euripidea ia Comm. Soc. Gott. rec. T. IV, p. 7—24; Ed. Müller., 'Eur- 
pides Deorum popularinm contemtor, Vratislav. 1826; J. A. Schneiths 
diss. de Euripide philosopho, Groningae 1828. 8. 28) Diogen. Li 
18; cf. etiam ipsum Aristoph. Ran. v. 1598: Σωκράτει παρακαθημεν 
λαλεῖν, ἀποβαλόντά μουσικήν. 29) Aelian. Κ΄. Hist, I. 18. 80) 
praeter Reisigium in praef. edit. p. XIV sqq. etiam Ranks de Vit. Ar“ 
stoph. p. 447. 31) Cf. Mus. Rhenan. T. Il, p. 194201. Pertinent h® 
inprimis versus, quos ex ipsis Nubibus citat Diogenes 1. c.: Εὐριπίδη 


que quum in nostris exemplaribus frusfra quaeramus, inseri post Y. 

vel 218 jussit ideoque in titulo integriorem a se editam fabulam gloristus 
est. Sed', ut mittamus, quae contra hoc supplementum a VY. DD. 808’ 
vernio p. 58, -Dindorhio p. 27, Hermanno Praef. p. xviıı Qispatata δαὶ" 
nonne haec ipsius Strepsiadis esse possent interrogantis, qui quum dm 
βάδην ποιοῦντος Euripidis (Acharn. 418) meminisset, Socrate ipso 4 
corbe pensili conspecto hunc esse poetam arbitrari peterat, quem in MM 
ctatis officina versari certe veri haud absimile esset? - 32) V. 1074 εεῷ 


89) De vita Aristoph. p. 427485. - 


- 


I " . wre ; 


Car, Frid. Hermanni Disputatio de Aristoph, Nub, 417. 


cum-illo totius fabulae summam in δὰ oratione cerni, quä pri- 

scam educandi rationem Aristophanes sub δικαίου λόγου personä 

ornat et commendat. , Duae enim sunt, ut ipsius.accusationis, ita 

fabulae quoque partes aequales inter se nec minore studio excultäe: 

altera quä Strepsiadem Socrates ad Deorum contemtum minutias- 

que subtiliter quaerendas instituit, altera, quä Phidippidi utrius- 

que rationis el@ctionem proponit; theoretica altera, altera practi- 

ca} quamquam, ex illä tantum ad alteram confirmandam redun. 

dat, ut totius quoque fabulae argumentum ad juvenum corraptio- 
nem coercendam spectare Aristophanes gloriari potuerit. Duabus 

enim potissimum rebus corrumpi juvenum mores videbantur: agi- 
tandis quaestionibus infructuosis, quibus ad contemtum eorum, 

quae usu recepta essent, inducerentur reique publicae tractandae 
inepti fierent®®), et discendä arte oratoriä, quäinferiorem causam 
superiorem facere sibique ipsis et aliis de omnis rei, quamcungque 
foeda libido jussisset, justitiä et probitate persuadere assuesce- 
rent). Quorum utrumque summä cum arte Aristophanes hac 
in fabulä proposuit; et alterum quidem ita, ut non adolescentem 
aliquem in Socratis disciplinam adduceret, .cujus ingenio fervido 
atque illibato necdum vitae diuturnae consuetudinibus imbuto se- 
ΠΟ placere illa adeogue convenienlia videri poterant, sed decre- 
Pitum atque imbecillum senem, qui quamvis summä admiratione 
perfasus discendique cupidissimus, tamen unoquoque responso de- 
clararet, quam parum illa vitae communis usibus 36) cogitandique 
et agendi rationi inter homines receptae conveniant; — alterum 
autem ita, ut ipsius disciplinae rationes diversas personarum in 
speciem exornatas suis quamque armis, alteram gravitate hone-- 
staeque simplicitatis decore, praestigiis alteram’ blandaeque spe- 
ciei fuco, ita inter se depugnantes introduceret, ut inferior causa 
arte et versutiä superior evaderet; quä in re summum poetae inge- 
num conspicjtur, quo nemo unguam dexteriusutile Δ] αἱ miscere 
calluit. Quamvis enim utile fuisset, ante ipsos spectatorum ocu- 
los adolescentem dd malitiam institui, ut quasi subductis velis nu- 
da ipsius rei afrocitas et impudentia appareret, parum tamen vel 
venustatis vel ridiculi habitura erat innocentis pueri neque hebe- 
lis trietisaima seductio; opus aulem erat Aristophani vividissimä 
pristinae innocentiae severitatisque imagine, quam recentium mo- 
rum turpitudini opponeret; quam quum .ne repetere quideın ex 
Phidippidis personä posset, quippe qui et ipse jam paternä indul- 
gentiä et imbecillitate pronus ad corruptionem esset??); praecla- 


34) Eadem ratio edicti illius censorit de coörcendis rhetoribus lati.ıis 
pud Gell. XV. 11; cf. Tac. Dial. de Orat. c. 35. 35) Plat. de Legg. 
ὦ, Ρ. 890.A: ταῦτ᾽ ἐστὶν ἅπαντα ἀνδρῶν σοφῶν παρὰ νέοις ἀνθρωώ- 
ds, φασκόντων εἶναι τὸ δικαιότατον, ὅ τι τις νικᾷ βιαξόμενορ, ὅθεν 
σέβειαί τ ἐμπίπτουσι τοῖς νέοις x. τ. λ.: οἵ, Gorg. p. 488; Republ. 1. 
48. ΒΕ. 86) V. 644: τί δέ μ᾽ ὠφελήσουγα᾽ οὐ ῥυϑμοὶ πρὸρ ἄλφιτα; 
7) Ranke de: Aristoph. Vita p. 498 --- 431. 

Archiv 7. Philol. u. Pädag. Bd. Π. ft. 3. 27 


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4 
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418 ° Car. Frid. Hermanni Disputatio de Aristoph, Nab. 


rius agere non poterat, quam ut ipsarum causarum personisin sct- 
nam productis utriusque simul et agendi et disputandi rationem tum 
[czm?] Phidippidi tum vero etiam ipsi populo spectandam exhiberet, 
adolescentis autem exemplo exitum tantum illius corruptisnis de- 
monstraret, quam omnino in ipsis primum domesticis rationibus 
apparere patrumgue in capila redundare consentanenm erat, unde 
illi displicinae pueri traditi fuerant?®), Hoc tamen et ipsum com. 
mune philosophorum crimen fuisse, non πο testimonio con- 
οἷαι 39); quod et Prodico exitiosum fuisse dieitur*0); Socratis 
autem' persequendi triginta quoque tyrannis angam praebuisse X® 
nophon auctor est, qui-quum aliter ulcisci eum non possent, edi- 
xerunt ne quis artem oratoriam traderet, eoque tilulo Socrafem 
quoque sermones cum adolescentibus conferre vetuerunt *). 
Omnium quidem maximam illud ei invidiam conflasse, quod εἰ 
_ Alcibiades et Critias, ‚summae reipublicae Atheniensium pestes, 
ex ipsius disciplinä prodiisse viderentur, tum [em 2] ex Xenophonie 
apparet, qui hanc maxime culpam demovere ab eo studet, tum ex 
Aeschine oratore, qui illam ipsam'condemnationis causam fuisse 
testatar 22); qui quum sophistam Soeratem appellet, eandem hano 
cörrumpendorum juvenum infamism, quä omnino Sophistae labo- 


΄ rabant, haud obscure significat; neque tamen ideo cum viro im 


geniosissimo sub ipsä Phidippidis personä latere Alcibiadem sta- 
tuamus #3), quod cupidius sumtum esse facile demonstrari possit, 
Unum illud inde colligitur Aristophanem idem in ridendo quod 
plebem Atheniensem in condeinando Socrate spectasse; qui i# 
men quum nec Alcibiadis nec Critiae exemplo uti potuerit, 480" 


. rum neutrius tum magna in rempubligam peccata exstarent, 6 


magis comprobatur communem tantum de philosophiä opinionen 
secutus esse. ; 

Quae quum ita sint, vix verisimile est, quod nonnallis vi 
sum est, frivatä affensä Aristopharrem adductum Socratem in δ0θ- 
πὰ traduxisse#4), quem ne accusätores quidem ullo modo lacessi- 
tos in capitis discrimen adduxisse Plato significavit 46) ; qui nis 
hoc sibi persuasissimum habuisset, certo neque Aristophanem in 


„ Convivio neque in Menone Anytum confabulantes cum Socrate fe 


᾿ς cisset46). Longeque aliter tractare argumentum suum Aristophanes 


poterat, si Socratem ipsum uleisci vellet, quod tum[cwns?] ab alis 


- 


, 88)-C£. Nubb. 1840 et 1405 sag Aves τ᾿ 760: Vesp. v. 1080. Insignis 
etiam locus in Pluto v. 935. _ 89) Plat. Menone p. 91.C; Repabl. -VJ, p 
492 A; Protag. p. 312 A; cf. Isocr. ®. ἀντιᾶ, p. 98. 40) Suidas 5. τ΄: 
ἐν ᾿4Αϑήναις κώνειον πιὼν ἀπέθανεν og διαφϑείρων τοὺς ϑέουρ. (I. 
Welcker. in Novo Mus. Rhen. T. I, p. 13. 1) Xenoph. Mem. 1.9. 31. 
42) Adv. Timarch. c. 71. 48) Süvern 1.1. p 33 qq, 44) Ur A. 6. 
Schlegelio dramat. Vorl. I, p. 307 sgq. Bankio apud Seebod. 1. ο. p: 2% 
45) Euthyphr. p. 3; cf. Menon. p. 92 B. 46) 'Egregie Cousinus: Les 
deux personnespouvoient sevoir et m&me s’aimer;.les deux causes dtaient 
ennemis et la plus forte accabia Y’autre. | 


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"Car. Frid, Hermanni Disputatio de Aristoph.Nab, 419. 


tum a Welckero 47) recte abservatum est: multa erant in Socrate, 
quibus uti licebat poeätae, si hoc tantum sequeretur, ut ridendum- 
proponeret hominem sane singularem atque a communis vilae usi- 
bus maltis in rebus recedent&in — maxima oris deformitas, quam 
graphice Plato in Symposio 38) descripsit; ecstasis illa, de quä 
idem ibidem 49), quum interdum defixus in eodem vestigio per 
lengum tempus resisteret sibi tantum intentus neque horae nec 
tempestatis curans; artis obstetriciae circa ingenia adolescentium 
professio 50); mirae illae jurandi formulae per canem et alia; ex- 
empla a sutoribus et fullonibus repetita, quae vel in proverbium 
abiisse videri poterant 5!) — nec puerorum amoris mentionem ul- 
lam fecit, cujus stientiä vel gloriabundum Socratem apud Xeno- 
phontem Platonemgue videmus°?), quemque quamvis. sanctissi- 
mum obtrectator,, si cum Socrate ipso sibi res esset, facile in der 
terins convertere posset. Concedimus utique Suevernio, qui hoc 
ipso de loco doetissime disputavit5?), multa etiam ex verä Socra- 
tis specie in personetum illum translata esse, quod nisi fecisset, ne 
»omine quidem Socratis cum Δα veri similitudine uti poterat; 
onmia tamen yhilosophum spectant, non hominem; quod enim 
incessum ejus vultumque describit, 4008 ad veritatem rei expres- 
᾿ 808 Plato ipse testatur‘5%), fastum philosophicum notat; nec sor- . 
des ill reique familiaris angustias exprobrasset, nisi multi ejus 
familiares et ipsi pravo imitationes studio seducti eo delapsi essent, 
ut neglecto corporis cultu externum quogue illius habitum referre 
cum quaesitae paupertatis ostentationg. meditarentur?5); quorum 
᾿ς princeps Chaerephon fuit, cujus pallorem ex Socratis disciplinä, 
ut videbatur, coutractum saepius in ludibrium convertit 9). Unum. _ 
igitur philosophiae studium, ut accusandi, ita etiam ludificandi 
Socratis causa fuit; quam enim alteram condemnationis causam 
acutissime Freretus indagavit 57), quod populari reipublicae admi- 
-sistrationi minug favere Socrates videretur, Aristophani nulla esse 
potuit, qui in omnibus, quae ad rempublicam pertinerent, idem 
potius cum Socrate sensisse videtur®®). Neque tamen certam qli- 

m doctrinae rationem , sed quaecunque unguam a philosophis 
vel impie vel ridicule dicta essent, et ab accusatoribus et ab Ari- 


- ἢ 

47) Interpr. german. Giss. 1810, p. 918. 48) Ρ. 915 Β, cf. Xenoph. 
Symp. IV, 19 cum'intpp. 49) Ῥ. 17&D, et 220D. 50) Plat. The- 
aetet. p. 149 qq. 51) Xenoph. Mem. I, 2. 373 Plat. Gorg. δ᾽ 4914: 
cf. Dio Chrysost. p. 40 C et560D. 52) Xenoph. Mem. Il, 6. 28. IV, ᾿ 
1. 2; Plat. Sympos. p. 177 Ὁ; cf. Max. Tyr. XXIV, 43 Themist. Orat. 
ΧΗ͂Ι, ν. 161. 53) L.c.p.8sqq. 54) Sympos. p. 221B. coll. Nubb. 
vw: 861. 65) Plat. Sympos. p. 173B3; cf. Aves v. 1282. et 1561. Pytha- 
goristis quogue sordes exprobrat comicus ap. Diog. L. VIII, 38. 56) Ap. 
Schol, Plat. p. 331 Bekk. Νυκτὸς παῖδα appellat, sicut θϑῶν mwalösg οἱ 
Aevxol, Stallb. ad Plat. Renip. V, p. 474E. 67) Observations sur les 
causes et sur quelques circonstances de la condamnation de Socrate, in 


Mem. de l’Acad. XLVII, p. 233 sgg, 58) Οὗ, Ranke ap. Seobod. p. 254. 
Zi 5. 


420 Car. Frid. Hermänni Disputatio de Aristoph. Nab, 


stophane conferri in illum videmus. Sicuti enim quae Meletum ei 
exprobrantem Plato fecit, ad Anaxagoram pbtius, quam ad 80- 
eratem pertinent, ita quae Aristophanes ei attribuit, partim Ana- 
ximenis sunt, partim Democriti platita, partim δα Protagorae 
Prodieive doctrinam literariam spectarrt, neque omnino unius ali- 
cujus philosophi fidelem imaginem exhibent, nedum ut Socratem 
nobis genuinum referant, quem qui unquam ejusmodi studiis se- 
rism operam navasse arbitrati sunt 5°), ne illi parum recte eius in- 
genium existimarunt®®). Sed quicungue illä aetatd de rerum cau- 
sis disputaret, philosophi numen prae se ferret, discipulosque 
sibi adjungeret, quos disserendi intelligendique peritos 51) faceret, 
eommunem generis invidiam incurrebat; quae quum quorundam 
Sophistarum perversitate conflata esset, fieri non poterat, quin 
si quis externam eorum similitudinem referret, ejusdem farinse 
esse easdemque poenas commeruisse videretur, quibus Auaxago- 
ram, Protagoram, Diagoram petitos esse legimus. . Neque ehim 
Sophistas fuisse, quiSocratem injudicium vocaverint, jam pridem & 
Erereto *2) tam victricibus [Zuculentis ?] argunientis demonstratum 


est, ut satis mirari nequeamus, si quis fabulam illam etiam nunc. re- 


‚ coquat93); quem quum eam ipsam ob [οὖ eam ipsam?] causam judi- 
zibus condemnandum visum esse constet, quia Sophista haberelur, 
peti abiis, qui illa ipsa, quae crimini illi data sunt, profitebantur, 
certe non potuisse apparet; ut taceamus 1110 tempore, quo Socrates 
supplicium passus est, vixunum alterumve eorum, qui proprie 50 
phistae appellati sunt, superstitem Athenis fuisse, Quibus autem ab 
hominum generibus in judicium Socrates ductus sit, diserte Plato 
in Apologiä®*) declaravit, quum Meletum poeterum, Anytum po- 
liticorum, Lyconem rhetorum catsam suscepisse dicat; qui tan- 
tum aberat, ut pari cum sophistis loco habendi essent,, ‚ut Jiutur- 
nas cum illis inimicitias exercuisse plerosque illorum constet. Et 

-rhetores quidem ambitiosissime cavisse, ne cum Sophistis confun- 


derentur, velinde apparet, quod Gorgias, quamvis proxime ad 


illgs accederet, rhetorem se appellari maluit, Sophistae nomen 
semper deprecatus est‘); poötarum autem diyturnanf cum philo- 


59) UL F. A, Wolf in interpretatione germanicä, Berolini 1811. 
60) Cf. Xenoph. Mem. I, 11: IV, 7. Quod enim I, 6. 14: τοὺς θησαῦ- 
ροὺς, inguit, τῶν πάλαι σοφῶν ἀνδρῶν, οὖς ἐκεῖνοι ἕλισεον ἐν βιβλίοις 
γράψαντες, ἀνελίττων κοινῇ σὺν τοῖς φίλοις διέρχομαι, aperte poets 
spectat, non philosophos, cf. Plat. Menone p. 81 A; Phaedr. p. Bi 
quae autem in Phaedone p. 96 narrantur, ipsum Platonem non Socratem spe 
otare manifestum est; cf. Cic. Republ. 1.10; Gell.XIV,3; Themist. dePrer 
fect. c. 5. 61) Διαλεκεικοὺς, Xenoph. Mem. IV, 5. 12. Cf. et Plat. Ex 


thyphr. p. 3C: ᾿Αϑηναίοις γάρ τοι οὐ σφόδρα μέλει, ἄν τινα δεινὸν of | 


ayraı εἶναι, μὴ μέντοι διδασχαλικὸν τῆς αὑτοῦ σοφίας, ὃν δ᾽ ἂν 
ἄλλους οἴωνται ποιεῖν τοιούτους, θυμοῦνται. 69) L. c. p. 217 ἐη4 
68) ὕὲ ν. c. Astius in Annal. Vindobon. 1821. T. XIV, p. 90. 64)? 
23E. 65) Foss de Gorgia Leontino p. 41. 


--...»ἅ- DEN, 


2 


| 
Car. Frid. Hermanni Disputatio de Aristoph, Νὰ". 421 


sophis simultatem egregie testatur Plato°®); postremo politicos 
idem acutissime Sophistarum rivales (ἀντιτέχνους) sive aemulos 
appellat©’), Neque illud movere nos potest, ut Socrati ipsi po- 
tius quam universae philosophiae infensos illos fuisse censeamus, 
quod acumine Socratis importunisque quaestionibus irritatos fa- 
maeque invidiä in odium- adductos esse Plato narrat; eandem enim 
eommunem pbilogophorum omnium sortem Euripides 98) conque- 
stus est. Neque aliter evenire poterat in δὰ reipublicae formä ac 
natura, qualem et reliquarum Graeciae civitalum et Athenarum 
novimus;. quae quum partim-legibus ad vitae potius usum quam 
al certas rationes compositis uterentur, partim ipso usu moribus- 
que maiorum . continerentur, a philosophiä, quae certas ubiqug 
agendi.rationes exigerent, maxima sibi detrimenta totiusque fun- 
damenti concussionem metuere debebant; nec mirum eos homines 
qui eeusque usu tantum et diuturnä exercitatione edocti®®) vel 
naturali quädam facultate praediti summum in civitate locum te- 
muissent, infestissimo odio persequi illos, qui novä quädam arte 
et disciplinä multo et rectius et celerius eodem perveniri posse 
contenderent eamque doctrinam inter adolescentes publice proli- 
terentur. Facile enim intelligebant, si ad artem et rationem exi- 
gerentur, fore ut multorum, quae tum quidem hominum opinio- 
nibus celebrarentur, vel nullae et mancae rationes apparerent eo- 
rumique gloria evanesceret; quod quum vel ita fieri necesse 6856, 
ubi et reipublicae status florentissimus et philosophiae rationes 
optimae essent, multo etiam magis Atkenis evenire debebat, ubi tum 
summa mofuim depravatio ingruebat civitasque a rectä ratione plu- 
zimum defecerat, sapientia autem plerorumgue [plurimorum?] tam 
infans erat, ut vitae rationibus fere omnibus repugnaret potius 
quam conveniret. (uanquam ad qualemcungue philosophiam 
metus ille pertinebat; quae etiamsi eadem, quae usu legibusque 
recepta essent, sanciret, facile tamen intelligebant fore, ut komi- 
nes illa non legum amplius obedientiä neque auctoritate publicä, 
red ratione adducti facerent 79), eandem vero ob causam, si quid 
in legibus repugnare fationi visum esset, leges postponerent ne- 
que ullä amplius religione in officio continerentur”!), sicut eliam 
Socrati vitio datum est, infringi ab co patriam auctoritatem, dum 


- 66) Republ. X, p. 607 Β; de Legg. ΧΙ, p. 967 C; cf. Luciau. Prom. 
in Verb. c. 6, Bis acc. c. 34. 67) Republ. VI, p. 493 A; cf. Politic. 
p- 8030, 68) Medea vr. 300: σκαιοῖσε μὲν γὼρ καινὰ πρροφέρων 00- 
φὼ “ύξεις ἄχρειος κοὐ σοφὸρ πεφυκέναι" Τῶν δ᾽ αὖ δοκούντων εἰδέναι 
«τι ποικίλον Κρείσσων νομισθεὶς λυπρὸς Ev πόλει φανεῖ. 69) Plat. Me- 
διοΏ6 p. 92 Εἰ; Alcibiad. I, p. 110 E; Republ. VE, p. 4928: of. et Aristot, 
Eth. Nic. X. 9. 18. 70) Quod etiam Xenocratem ferunt, quum quaere- 
xetur ex eo, guid assegnerentar’ ejas discipuli, respondisse, ut id sud 
sponte facerent, quod cogerentur facere legibus; cf. Cic. Republ. I. 2. 
71),Cf. Plat, Legg. I, p. 634 Ε: μὴ ζητεῖν τῶν νέων μηδένα ἐᾷν ποῖα κα- 


λώρ αὐτῶν ἣ μὴ καλώρ ἔχει, 


422 Car. Frid. Hermanni Disputatio de Aristoph, Nub. 


ultra parentes sapere juvenes doceret?2). Quapropter nuper ex- 
stiterunt, qui Socratem et ipsum reverä inter Sophistas numera- 
rent recteque et merite illo nomine et ab Aristophane reprehensum 
et ab Atheniensibus condeimnatum non sine veri quädam- specie 
contenderent?®), quorum ia numero Cousinus quoque habendu 
est, qui recie egisse pro διὰ conditione Aristophanem censet, 
quum detrimenta ea, quae prieca de diis persuasio ὁ pariore So- 


eratis doctrinä acceptura esset, palam Atheniensihus indicaret?*); 


bis tamen quum alia multa, quae ad philosophias potius historiam 
pertinent, tum etiam hoc objici potest, quod eorum ipsorum, 
quae in Socratis ipsius doctsinä hujus ganeris esse illis visa sunt, 
neque in Aristophanis fabulä, neque in accusationis libello ne ver- 
bum quidem apparet; omnia de medio arrepta, eommunia philo- 
sophorum crimina, 4188 quum in pierosque reverä convenirenl; 
facile ab ignaris ad totum genus transferri poterant. Extrinsecus 


eniın rem »pectantibus pares videri amnes philesophi debebant, 
nec parum inter se similitudinis’ habehaut; eadem omnium super“ 


bie, quäa republicä gerendä abstinebantz idem discipulorum sti- 
patus, quos et ipsos a comimunis vitae consuetudine abalienars 
adque nugarum studia traducere a rebus seriis utilibusque vide- 
bantur?5); eadem cultus externi aflectatio, qui sive ornatior justo 
sive negligentior esset, semper aliquid offensionis vulgo praebebat. 
Interiofes differentias parum illi curabant, qui si tantum disseren- 
tem philosophum audissent, contaminari aures suas mentesque 
cormumpi arbitrabantur. Praeclare hoc in Menone 76) Plato spe- 
ctandum proposuit, ubi consulto Anytum, primarium Socratis 
abcusatorem, in scenam produxisse videtur, ut demonstraret, 
quantä hominum ignoranliä atque errore Socrates affliotatus fue- 
rit, neque ex- interiere sophisticae perversitatis cognitione, sed 
ex ipsius philosophiae edio oontemptugue persecutiones illas poli- 
ticorum 'promanasse; qui quum omnem propiorem Sophistarum 
notitiam fastidiose aspernarentur, nec differentiam illam, quase 
inter ipsos Socratemgque intereedebat, satis dignosgere poterant. 
Itaque Anytum, posteaque acerbissime in Sophistas inwectus ju- 
venum illis corruptionem exprobraverat, inßerroganti ϑοογοῦ, 
eosne homines norit? ‚Di prohibeant, respondestem fecit, ne ur 


72) Xenoph. Mem. I, 2. 49. 73) Rötscher Aristoph. u. 8. Ζεῦ 


247 sqg. 888 sqq. αὶ v. Hennings Priscipien der Ethik p. 40; Mussmanı 


ὁ Idealismo,, Berol. 1826, p. 22. 74) Disgns le nettement: en att« 
gaaze le paggnisme, sur lequel repasoit l’etat de Y’antiquit&, Socrate 

branlait l’etat, devant lequel il &toit coupable., Or Aristophane, excel- 
lent citoyen, gardien et vengeur de l’etat et de la religion --- devait jet 
un cri d’alarme ἃ la nopvelle direction des &etudes de Ja jeunesse Ath& 
nienne et ἃ l’apparition d’oisifs novateurs occupes des cieux plus que de 
la patrie, et dans les cieux trourant des. astres ἃ la place da dieug da 
pays. 15 Thucyd. U, Bd τὸν ad μος Aebsar ed ἐααὶ οὔκ ἀπρά- 

μονὰ ἃ 0708109 ψομιίξομῶν; ci. kiat. Aheactet. Ps Bepubl 
Yı, Ὁ. 4898Β. 76) P. 94. ὲ ’ 


Ὄ 


— 


— ln 


Varias lectiones ex aliquot scriptorum veterum codd. 428 


quam cognoscam!‘‘ Unde facile intelligetur, quomodo Socrates, 
postquam reliqui fere omnes interierant, peti etipse ad suppli- 
cum potuerit; difhicilius ütique videri possit, cur viginti tribus 
annis ante Aristophanes, quum tot circum Sophistae florerent eae- 


- 


demque in omnibus reprehendendi causae exstarent, Socratem po- ° 


tissimum arripuerit; quod certiesimum privatae simultatis indi- 
ciüm plerisque visum est; longe tamen probabiliorem rationem, 
quaeque nobis unice vera esse videatur, nuper Baukius??) pro. 
tulit, gquum.zolum inter omnes Socratem civem Atheniensem fuisse 
moneret. Id enim proprie pristae comsediae propesitum erat, ut 
civium perversitates netaret; quae lieetneque a peregrinis in sce- 
‚ nam producendis abhorruerit, argumentum tamen. fabulae inde 


* 


zepetere primasque partes peregrino dare certe non potuit. Unum ° 


igitar Socratem habuit, cujus personä in reprehendendä pravitate: 


philosophicä Aristophanes uteretur ; quod tamen ne'in:ipsius 80.-. 
cratis fraudem factum esse censeremus, νοὶ Aristoteles monere 
poterat, qui hac ipsä re diflerre ab iambis comoediam observat, 
gquod non vertos homines sed sub corum personis tota hominum 


genera petierit 78), 


5 ‚ ᾿ 
ὲ 1 


Variae lectiones ex aliquöt scriptorum 


veterum codd,. eicerptae. : 


Clarissimo ‚Jahnio 
Fr, Guilh, Schneidewin, Helmstadiensis, 
ΝΙΝ 8. P. ἢ. i 


‚Quod nuper, humanissime Jahni, num quid variarum lectio- 


᾿ mum servarem, 4186 Museo vestre insererentur, rogasti, id mihi 
Peropportunum cecidit. Namgue dum studiorum caussa Gottin- 
880 versabar, Mitscherlichius mecum communicavit fragmenta ali- 
quot codicum membranaceorum Ovidii, Horatii, Sallustii. Quae 
quidem nuper contuli cum editis exemplaribus: a quibus quae 
crepent in eum, finem notavi, ut, si commoda oflerretur occa- 


sio, publico‘usui patefacerem: nunc ad Te misi: Sunt ea exigua ' 


quidem, sed haud digna tamen, quae aeterno situ squaleant. Ac- 


“eperat,häec folia Mitscherlichius a beato Koeppeuio, Hildesiae, 


77) Apud Segbod. 1. 6. p. 255, et devita Aristoph. p. 439. 78) Podtic. 
IX, δ: Συστήσαντες γὰρ τὸν μῦϑον διὰ εἰκότων οὕτω τὼ τυχόντα ὀνό- 
ον ἐπι θέασι καὶ οὐχ ὥρπκερ οὗ ἰαμβοποιοὶ περὶ τῶν ad” ἕκασεον 
ποιθῦσι. : 


, 


434 Variae lectiones ex aliquot seriptorum veft. codd. 


vi fallit animus, sub tegumentis librorum reperta:. Ovidii Reme- 
diorum octo supersunt paginae; Sallustii bell, Catil. a cap. 
XXXVI, 6 — XLVIfin, Horatii Artis poeticae tria folia, quae 
venerabilis auctor muneris olim memorarat in Elencho cadd. Ho- 
zatianorums nos Theodoro Schmidio nostro utenda dedimus. 
Quattuor denique folia sunt codicis miscellanei, qui florilegium 
poetarum, Ovidii potissimum complexus videtur. De omnibus, 
, deinceps accuratius exposui. His subjungere visum est diversita- 
tem scripturae Moreti, Virgiliani carminis, ex codice Gottingensi 
excerptam, nondum, quoad reperio, consulto, Vale, vir cla-! 
rissime, Scribebam Brunsvigae mense Octobr. MDCCCXXXU, 


L Ovidii Remedia amoris. 


ι 


: ' 
. Codex in membrana subfusca exaratus forma quarta; sed: 
quae ad octavam quae dicitur prope accedat, incipit a versu 91." 
et pertinet usque ad 382. Scriptura saeculum XII vel XIII satis 
manifestare videtur. Scholia exigui pretii in margine adscripta; 
glossae satis multae inter versus additae. Contuli cum editione 
Wernsdorfiana. | 


V. 95. amor] amans; 96. dies] dies est. 97. pauca] magnz.‘ 
de magnis] parvis de. 99. parares] parabas. 101. primo] pri- 
mum. 102. longae — morae] longs—mora, 108. pectore] cor- 
pore. 111. guam—-parlem] qua— parte, 112. Certa debuerat] ! 
Debuerat celeri,. 116. tibi] quoque. 117. tentes] temptes! 
121. ab] in. 128. vetet] vetat. 129. expleverit] ΠΕΡΙ ΕΙΣ 
181. Temporis ars medicina fere est] Temporibtis medicina valet!- 
Jbid, prosunt] prodest.. 135. nostrae arti] nosträ arte. 137. ut 
$ec.] quod fec. 141, vino] rivo. 145. sub nullo] nullo sub 
147. animis] animo. 148. insidiosus] desidiosus, 150. teneatur] 
tueatur.. 159. Aetola] etholia. 161. Quaeritis] quaeritur. ῥά, 
Asgisthus] egystus.. 168. puer 1116 manet] manet ille puer. 

se + modulatur 
177. iucundo labentes] lab. iocundo. 180. modulatur} moderatur 
᾿ (manu sec.) 185. Quid?] Qui; sed a m. sec. guid. — Ibid, 
suppositas — taxos] suppositos — fumos: 186. torta] curvs. 
189. maturam — uvam] maturas—uvas. 190. Deligit] Colligit. 
193. deponere] deducere. 208. pavidos terre varia] var. terre 
pav. 206. pingui] dulci. 213. Tu tantum i) Tu t. et (in rasura.) 
— IJbid. quamvis firm.] firm. quamvis. In margine man. sec.: 
Ta tamen in vinclis. 215. ut) et. 219. vites] opta, 220. nec 
d. Allia] non ἃ. ale. 222. ut] baut. 225. vocet} vocat. 
228. mihi] michi est. 230. levabis] lavabis. 233. strictissima] 
tristissima. 236. prensos] pressos. 286. Ut] Et. 239. amicae] 
amice.. 240. suae] tue. 245. Si] Sed, 247. Quid, gnod ut] 
Quicquid et δῖ. 248. omne] esse. 249. Viderit] Fallitur. 
253. iubebitur] videbitur. 264. sua Neritias] tibi Dulichias. 266. Ule 


u‘ 


͵ 


Variae Jecliones ex aliquot scriptorum, vett, codd. 425 


F 


ferus 


’ a ᾿ + 
—fügae] Ille tamen ventis lintea plena dedit, 267. ferus] malus, 
7 primo 
268, at] et. 269. quae] tu. 273.primum. 274.coniux] coniunx. 


mera Ä 
‚278. mea vota] mea verba. 282. alius — Rhesus] aliquis — rur- 
sus. 287. adsuetas] asuetas. 288. Nec] Nan. 289. age] omiss, 
291. domina] dominae. 295. Si—tantum—illum] Sed— ta- 
men. Illum deest. 802. titulum) titulo.. 304. suam— forem] 
suss—fores, 805. amari] amare. 307. inacescant] marcescunt. 
309, possis] posses. 810. tantum] videtur esse tamen. . 312 non] 
nec. 313. podalirius] polidarius, 817. sunt nostrae dic.] dice- 
bam nostrae sunt. 818. vere] verum, ws 820. omissa. 

ἜΝ, uam 
321. nec] et, — guam m. poscit amantem] αὐ δὰ ‚possit amari. 
8. 110] ipso, 826. Iadicium) Indic. 329. poterit dici] diei _ 
poterit, 


II. Sallustius- 


‚ Codex Ovidiano vetustior, qui XI seculum si nan excedit, 
atlingit certe, Scriptura raro compendiis obscurata; forma quar- 
ta, octavae confinis. - Collatus est ad exemplum Kritzii. Incipit 


cap. XXXVII, 6. armis foret. Excita] excitata. omnis] oms, 
egentis] egentes. maxuma] maximia. Sullae]:sillae. imminutum 

inmin. haud] haut. Senati] senatus, Id adeo]Ids. XXXVIIl 
ὅπ, Pomp.] Gneivo P. homines] et postquam hom. adulescentes] . 
adol. largiundo] largiendo. pollicitando] pollicendo. Senafi 

specie] Senatus specialiter. per illa] post’illa. Senati] Senatus, 
maxuma] maxima.. XXXIX. Cn.] Gneius, immin. inmin. cete- 
108] ceterosque. qui plebem] quo pl. novandi]novandis. Quod- 
si primo] Quodsi a pr. superior] superbior. oppressisset] ob- 
press. initio]in inicio, A. Fulvius] Fulvius. Isdem] hisdem. Romae 
Lentulus] Lent, Rom. civis] cives. XL. existumans] existimans, 
gens Gallica] Gall, gens.. civitatium] civitatum. itaque] ita, 
auzili]. auxilii._ voltis] vultis. maxumam] maximam, uti] ut. 
cupidissume] cupidissime. Sie ubique. tum Brutus] Brutus, 
ab Roma] Roma. accersit] arcessit. XLI. 868, alien.] erat 868 ἃ], 
utieos]) ut eos. XLII. Isdem] Hisdem. Bruttio] Brutio. Apu- 
lia] in Apulia. antea] ante. inconsulte ac veluti per dementiam] 
incons. per demenciam. simulagebant] agebant. ex Senati Cons.] 
ex sociis coniurationis,. ulteriore] citeriore. C.Murena] G. Mu- 
rena,. XLIll. cum ceteris] desunt; sed a manu sec. margini al- 
ἐα; — qui principes] qui princeps; illud man, sec. videban- 
tur] videbatur. venisset] veniret. quisque) queque. divisa]: . 
diüsa*). Stat, et Gab.] Stat. Gabin, uti. incenderent] incenderet. 


[") quod est alias diverse. R. Klois.] 


᾿ Ν 
N } 


[ N - 


4526 αχὶδο lectiones ex aliquot scriptornm vett, codd, 
seque] sese. XLIV. ab Lent.] a Lent. facile eos ad] facih al. 


‘ ati] ut. et accepta] atque acc. ab omnibus) ommibus. Sed 


‚aliquid erasum est, iusserit] iusserat. XLV. uti] ut. permittit. 


Ili.] Permittit 116 hom. occulte] deest. sine mora] deest. co- | 


hortatus] hortatus, velut hostibus, Zlic desinit codex, 


II. Florilegium poeticum 
Codicis quattuor folia supersunt, de quibus dicere difhcile 


. est. Nam scriptura, quae saeculum XIV, prae se ferre videtur, 


‘ 


haud exiguis onerata conipendiis est. Post primam primae pagi- 


‚aae columnam legitur: -Ovidius de arte amandi.. Neque tamen 


plyra sequuntur quam primi duo versieuli, quortm malla ἃ Werns- 
dorfio est discrepantia. 8Sed excerptee videntur sententiae ex li- 
bris Ovidianis, velati statim subiicitur versus 152. Qusaelibet of- 
ficio vausa 'sit apta tuo. Interiectis 'aliquot pagihis segquifur: 
Ovidius sine tytulo, h. 8. Amorum libri. Post primum versiti 
Epigrammatis: Quö modo Nasonis sqq. eadem ratione delihat 
sunt flosculi sententiarum. Simillima sunt relicua ommia. 
IV. Firgilii Moretum : ᾿ 

Enotavimus has lectionum diversitates.ex codice Gotiingeesi, 
chartaceo, forma quarta, qui liber praeterea complectitur somnium 
Scipionis, Laelium, Catonem, Paradoxa, Horatiana quaedan 
carmina, inter quae est ars poetica. In ultimo folio δι 8071" 


_ ptumlegitur: „Zriburgi 1462 anno festo barbere‘‘ Ciceronian 


tamen, de quibus alio loco dictum est, hanc excedere aetatem vi- 
dentur. In prima pagina nomen possessor adscripsit: „Zuderr 
chs Wenig.“ Collatus liler cum edit. Teubneriana Jahnii. 

VW. 1.ibernas. 8. scimulus, 5.vilisensim. 10. is prima sub- 
missam. “11. acus stupasque hum,. 15. clausa que — clavis 


a 
17. petebat. 18. octenas. 21. fixa.. 22. philoso: ἐπ margin: 


A 
piloso. 23. cada, "27. tonsa — silie. repido. 31. scibale. het 
erat. 83. colore. 84. pectora lata tument — alvus. Post v. 86. 
in codice legitur hic. versus: Cruribus exilis spaciosa prodigi 
planta, 39. in finem. 40. manus. 42. sincere. 48. levi tun 
prot, illa. 44. et] om, 45. admixtaß —tunc, 46. manus liqw- 
‚do coacte. 47. inter—salem. 48. format op.— suis. 61. su 


ἘΝ T peragit a 
peraggerit. 52. spargit. 54. ne (eraso z). 58. medio. 62. redımita 
63. multa petebat. 66. illud] hortus. 67. casulae pluviaegn% 
68. festa vel lux—aratim. 69. disponere, 71. curat. 72. & 
late. 73. malvae violaeque. 74. siler et nomen cap. deb, bort% 


"75. bic et nocirum. 76. virorum. Post hunc vers. seguitur' 


Et gravis in latum demissa cucurbita ventrem,. — 77. Pluriss- 
que inter se detrudit ac. radix. 80. notisgue. 81. humero (pro 
olerum). 84.sectifamiem. 86,valtum. 86. Intuba et. 87. tun! 


= 


7 


Ἰ 


| 


rer 
1 


Mittheilungen a. d. liter, Nachlasse meines Vater. 427 
gaogae, 89. Atpr.—alea. 90. apigi— virentem. 92. conce- 
di 98. Clara inde familiam. 94. tunc-—nodose cort. notat. 

. 98. contentague. 96. adicit. 98. spargit—obeso.. 99. advehi- 
ter. 102%. tunc 104. ex plur. 106.in herbis. . 111. iam non. ᾿ 
| 112. graviter—lentusque, 116. Tunc digitis dem. 118 constat 
e& 119 exuit. 120. 168. 


| . ᾿ | ὃ 
Mittheilungen. aus dem litterarischen 
 Nachlasse ‚meines Vaters. 


m 


Jacob Baden, weiland Professor der Beredtssgikeit an der 
Köpenhagener Universität, hei Ausländern wie bei Inländern als 
sin vorzüglicher Latinist und ein geschmackvoller Kunstrichter 
bekannt, bat-während seines fünfundzwanzigjährigen Professorats 
| ausser andern klassischen Schriftstellern auch über Catull, Tibull, 
Properz und Virgil Vorlesungen gehalten. Eine Frucht dieser Vor- 
‚kungen aind die kritischen Bemerkungen, ‚welche dem Leser des 
Arelöve hies mitgetheilt werden. Ich habe sie aus den Heften 

des Verewigten herausgezogen, und wegen ihrer Gründlichkeit und’ 
Gelehraamkeit der Aufbewahrung werih gefunden. Nebenbei hielt 
er viel auf den Octavius des Minuciua Felix, soviel, dass er ihm 
den besten Dialogen Plato’s gleichstellte. Chateaubriand theilt 
hierin Geschmack .mit dem Verewigten, Siehe‘ Discours histor- " 
Ques Ἵ, I. p. 345. Mein Vater hat aım Bandg seines Exemplars 
von der Lindnerschen Ausgabe mehrere Verbesserungen des Textes 
aufgezeichnet. Ich theile diejenigen mit, welche mir so geartet 
schienen, dass sie einem künftigen Herausgeber des Minucius zu 
Stätten kommen könnten.  T Baden, 


Catullus. 


„ ZXIV, 88. Ipse suum Theseus pro caris corpus Athenis Pro- 
ütere optavit potius, quam talia Cretam Funera Qecoropiae ne— 
funera portarentur. Die Lesart des Achilles Statius, ne funere, 
macht es höchst wahrscheinlich, dass Catull geschrieben habe: . 
‚Funera Cecropiae ne in munere portarentur. Der Sinn ist; Er liess 
θὲ nicht bei dam Wunsche bewenden, dass keine solche Leichna- 
me von Athen nach Creta zum Geschenk gebracht werden möch- 
ten, sondern wollte lieber sein Leben für die geliebte &tadt hin- 
geben, ‚ne ist von aptavit abhängig. in munere i. 6.- muneris loco, ἡ 
Virg, Aen, δ, 537: Cratera impressum signis, quem Thracius ΟἹ θα 
Anchisae genitori. in magno munere Cjsaous Ferre sui dederat, mo=- 
numentum et pignus amoris, in ist von den Anfangsbuchstaben 
des folgenden Wortes verschlungen worden. Uebrigens haben die 
Abschreiber funus und munng leicht verwechseln können, Siehe 


4 | f " 


% 


& 
4 
ἐ 


488 _Miibeilungen a. ἃ, liter. Nachlässe meines Vaters, 


Voss zu Val. Fl. 5, 25. (A. G. Lange hat $. 116 seiner vermisch- 
ten Schriften die Fehlerhaftigkeit der bisherigen Lesart zur Gs- 
nüge bewiesen. Derselbe bessert: quam talia Cretam Funera Ce- 
cropiae sine funere portarentur, und erklärt es durch viva quasi 
funera. Man siebt aber nicht, was μι bewogen habe, das Ver- 
schlingen der Sylbe si in sine anzunehmen. funera bedeuten auch 
für sich Leute, die dem Tode nahe sind, Seneca Epist. 70: omne 
enim necessarii deseruerunt impie, iam non reum, sed funus. 
Wozu nutzt denn sine funere?). — LXVI, 77. Qui cum ego, 
dum virgo quondam fuit, omnibus expers Unguentis, una millıs 
multa bibi. Das, omnibus unguentis expers, will sagen: die ich 
jetzt ohne alle Salben bin. Vorzeiten war es anders. Um aller 
Salben wieder theilhaft zu werden, ermahnt sie gleich daraul 
die Neuvermählten, dass sie ihr wohlriechende Opfer bringen, 
So verstanden, scheint expers keiner Aenderung bedürftig. — 
Ibid. 91. Tu vero, regina, tuens quum sidera Divam Placabis ἴδ’ 
'stis lumiuibus Venerem Sanguinis expertem, non votis esse tuam 
'me,. Sed potius largis eflice muneribus. In den Handschriften 
und alten Ausgaben wird der dritte Vers also’ gelesen: Sanguinis 
expertem non vestris esse tuam me, Aus vestris bat Pontanıs 
votis gemacht. Ich vermuthe dextris, d. h. der ‚Rechten, wonk 
man die Götter verehrt Virg. Aen. 12, 930: Ille humilis, sup- 
plexque oculos dextramgque precantem Protendens. Ovid, Ber. 
7,130: Non bene caelestes impia dextra colit. Stat, Achil 1, 
361: ultro etiam veneratur supplice dextra. (Zu diesen Beispie 
3en füge noch Seneca’s ‚Herc. Fun 1005.: Dexirä precage 
rapuit), » . 


Tibullue. 


- 114, 25. Iam modo non possum contentus vivere para 
Ich halte contentas für eine Glosse, und lese: lam modo, nos 
possum non Jaetus vivere parvo. Seneca Herc. Fur. 161: inno- 
cuae quibus est vitae Tranquilla quies, et Zaeta suo Parvoque de- 
mus. — 8, 47. Non acies, non ira fuit, non bella; nec ensen 
Immiti saevus duxerat arte faber. Lies: Non aries, non ira full, 
. Statt dessen hat Seneca in der Beschreibung ‚des goldnen Alten 
Hipp. 635 gesagt: Nec torta clusas fregerat saxo gravi Balista 
portas. — 5, 61. Pauper erit praesto tibi, praesto pauper ad. 
ibit Primus. Lies: Pauper erit praesto tibi pransae ἃ. h. soball 
du gefrühstückt hast. — 7, 16. Quantus et, aetherio contit- 
gens vertice nubes, Frigidus intonsos Taurus arat Cilicas? Lie 
agat Cilicas i. e. dominetur Cilicibus, tanquam arbiter inaume 
rerum gentium, wie, Plinius ihn nennet Hist. Nat. 5, 7. - Dies 
Bedeutung des agere hat Burmann zu Val. ΕἸ, 5, 46 erläntet, 
(Aehnlichen Personiendichtungen hat der Einsender das Wort ge- 
redet zu Senec. Phoenis, 31, und in Miscel. Crit. V.I.P.1 p. 108.) 
— 10, 10. Non arces, non vallus erat; somnumgue petebat Se 


% 


Mittheilungen a. d. liter, Nachlasse meines Vater. 439 


cmus varias dux gregis inter oves. Lies validas .oves i. 6, nulli- 
dum obnoxias morbo. Dass varius und validus in Handschriften 
verwechselt werden, zeigt Heyne Observat. in Tibulli II, 3, 43. 
— 11.4, 5. Et nunquam misero vincla remittitamor. Et seu quid 
merui, seu quid peccavimus, urit. Statt des meruibietet die Röm. 
Ausgabe Veneri. Lies: seu quid renui, sed quid peccavimus ὦ, h. 
ich mag was gemissbilliget, oder was versehen haben. Cic. Or. 
pro C. Rabir. Post. 13, 36: quibus superciliis renuentes huic de- 
com millium crimibi! — IIL 2, 15. Praefatae ante meos Manes, 
anınamque precatae... 0ssa... legant. Die Handschriften erken- 
nen nicht precalae, sondern haben theils rogatae, theils rogate. . 
Lies: animamgue volantem. 80 bennt er die Seele, nach der 
Lehre des Pythagoras, welcher alle Dichter huldigen. Virgil. 
Georg. 4, 226: Scilicet huc 'reddi deinde ac revoluta referri 
Omnia; nec morti esse locum; sed viva volare Sideris in nume- 
rum, atque alto succedere coelo. Ovid. Trist. 8, 8, 61: morte 
carens vacugın volat altus in auram Spiritus. Claudian. 22, 482: 
Ante fores Natura sedet, cunctisque volantes Dependent membris 
animae,. — .4, 4: Ite procul. Vanum falsumque ayvertite visum. 
Desinite in vobis quaerere velle fidem. Die Handschriften bieten 
vani statt vanım, und in votis statt in vobis. Lies: Ite procul 
vahi, falsumque avertite visum ; Desinite in fatis quaerere velle 
fdem i. 6, in praedictionibus. Die Abschreiber haben auch bei. 
Lakan. 7, 113 vota mit fata verwechselt. — 4, 25. Non illo 
quicequam formosius ulla priorum Aetas, hämanum nec videt illud. 
ogus. Lies: humanum Aaec nec videt illud opus, Bei Actas hat 
man vidit zu verstehen aus dem folgendem videt. Dieser Ellipsis 
wegen siehe Grönov zu Liv. 80, 7 und Heyne Observat. in Tibulli 
Il, 6, 32. haee aber ist von nec verschlungen worden, — 
6, 13. Ile facit dites animos deus. Heyne bessert mites animos,, 
weil Amor nicht reich mache. Die Unhaltbarkeit dieses Grundes 
wird Jedem in die Augen fallen, der auf die Worte des armen 
Propertius I, 14, 8 achtet: Nescit Amor magnis cedere divitiis.. 
am sive optätam mecum trahit illa quietem, Seu facili totum du- 
titamore diem: Tum mihi Pactoli veniunt sub tecta liquores, Et 
legitur rubris ‚gemma sub aequoribus, Mit ihm stimmt Bürger 
überein, singend in Zust an Liebehen: Er achtet seiner Seligkeit 
Kein Gut auf Erden gleich. Er dünkt, verarmt bis auf den Deut, 
ich dennoch Krösusreich.“ — IV. 2, 23. Hoc solenne sa- 
"rum multos celebretur in annos. Statt celebretur haben die 
dandschriften: hoc sumet, haec sumet, haec sumit, hoc sumat. 
lies: Hoc solenne sacrum multos Aoc sumite in annos i, 6. hoc, 
106 sacrum vobis deligite, quod celebretis. Horat. Art. Poet. 38: 
Sumite materiam vestris, qui scribitis, aequam viribus. Die Ver- 


Ioppelung des hoc macht die Ermahnung noch eindringender. 


d.h. das Tageslicht. — V. 768. Ipsae iam matres, ipsi, quibus 


᾿ 


᾿Θβο te meis Immunem meditor dingere poculis, Plena dives ut ie 


‘ 


480 Mittkeilgngen a. &. liter. Nachlasse meiies Vaters, 


x 


Propers. 


I, 6, 17. An mihi sit tanti doctas oognoscere Athenas ‚. Αἴ. 
que Asine veteres cernere divitias, Ut mihi deducta Faciat vomi- 
εἶδ puppi Eynthis, οἵ insanis ora notet manibus: ‚Oseulaque op- 
Saale dicat sibi debita vento, Et nibjl infido durius esse wire? 
Die’ Worte, Oscula opposito ditat sibi debita vento, haben, wie 
es scheint, den Sinn: ‚dass die Küsse, welche ihr gebührten, 
für den Gegenwind seien.‘‘ opposito vento esse i. 6. in gratiam 
oppositi venti. Diesen Sprachgebrauch erläutert Korte zu Οἷς, 
Epist. ad Div. 5, 4, δ und öfter, Es ist auchnicht ungewöhnlich, 
dass Leute ihre Noth den Winden klagen. Beispiele gibt Huschke 
Epist. Crit. in Propert. p. 80..-- I. 8, 27. Sie.nos, nunc ino- 
pes laudis conscendere carmen, Pauperibus saeris vilia thura da- 
mus. lich meine, Properz habe geschrieben: laudis conscendere 
cautem i. 6. Parnasiam rupem. Denn er sagt gleich darauf: Non- 
dum etiam‘ Ascraeos norant mea carmina fontes. Er scheint aber 
jenen, von Cicero Brut. 18, 71 angeführten, Vers des Ennius vor 
Augen gehabt zu haben: neque Musarum scopulos quisquam 
superarat. ὁ | | 


Virgil, ' 

Eclog. VI, 16; Silenum pneri somno videre jacentem, Infla- 
tum hesterno venas, ut semper, Jaccho: Serta procul tantum 
capiti delapsa jacebant. Die Worte, procul tantum capiti delapsa, 
haben keinen Verstand. Lies: Serta procul, töncto capiti dela- 

psa, iacebant. tincto i. e. madido. Horat. Od. 4, 12, 23: mm 


1 


domo. — Aeneid. II, 471: Pyrrhus Exsultat, telis et luce-coru-+ 
scus aena. Qualis, ubi in lucem coluber mala gramina pastug, 
Frigida sub terra tumidum quem bruma tegebat, Nunc posilis 
novis exuviis mitidusque iuventa, Lubrica convolvit sublato 

ctore terga Arduus ad solem et linguis micat ore trisulcis, 

kann. der Wiederholung desselben Wortes keinen Geschmack ab« 
gewinnen, und halte lucem für eine Glosse des coelum, dessar 
Gegentheil terra ist, und das Virgil selbst bestätiget, indem’ αὐ 
Georg. II, 417 von der Natter sagt: coelumque exterrita fugäk, 


aspera quondam Visa maris facies, et non tolerabile nomen, re 
volunt. Heyne glaubt, dass nomen unter der epischen Würde 
sei. Mir scheint es gut, und entstanden aus der Nachahnrunf; 
jener Homerischen Stelle, Il. 5, 351, wo Diomedes zur Verm# 
sagt: El δὲ σύ γ᾽ ἐς πόλεμον πωλήσεαι, ἦτε σ᾽ ὀΐω Ῥιγήσιυκ 
σεύλεμόν γε, καὶ εἴ χ᾽ ἑτέρωϑι πύϑηαι. — -VII, 666. Ipse per 
des, tegumen torquens immane leonis, Terribili in 

cum dentibus albis Indutus capiti, sic regia tecta subibat Horri= 
dus. Man erklärt tegumen torguens von einem muthig einher 6865 


a 


" 


Mittheilungen a, ἃ, liter, Nechlasse meines Vaters. 481 


kenden, wo sieh die Löwenhaut mit herumdreht. Sie konnte 
_ dieses nicht ihun, ohne dass Aventinus geschwänzt hätte, Das 
Schwänzen aber steht einem Helden übel an, . Ferner um tegu- 
men torquens und Indates capiti mit amander zu vereinigen, in» 
terpungirt man: cum dentibus albis. Indutus capiti sic, regia te- 
cta.subibat etc. Allein dadurch bekommt sic ‚ein unverdientes 
Gewicht, und beziebt sich, mit Hintansetzung des Fussgängers, 
bloss auf seinen Anzug. Der Fehler steckt, wie Heyne vermu- 
ihete, in torquens. Lies: turgens, welches auf den Abkömen- 
ling des Herkules vortrefflich passt. Seneca Herc, Oet. 142: Heic 
mater tumidi nupserat Herculis. Ib. 167: Quis vastus Briareus, 
quis zumidus Gyges, Supra Thessalicos guam stetit aggeres, Ut. 
cotlo insereret vipereas manus, Hoc vultu riguit? — XII. 857.. 
116 volat, celerique ad terram turbine fertur. Non secus, ac 
nervo per urbem impulsa sagitta; Armatam saevi Parthus quam 
felle veneni, Parthus, sive Cydon, telum immedicabile, torsit; 
Stridens et celeris incognita transilit umbras. Wie dem Hcyne 
und Andern, scheint auch mir die Wiederholung des Parthus lä- 
stig. Ich möchte lesen: sagilta; Armatam saevi pardo quam felle 
veneni Parthus, sive Cydon, telum immedicabile, torsit. Val. 
Fl. 3, 194: Torserat hic totis connisus viribus hastam Yenator; 
Erymo. (Er würde gewiss anderes Sinnes geworden sein, wenn 
er Jalın’s goldne Anmerkung zur Stelle gesehen hätte.) 


O.ctavius,. 


: V, 9. Homo, et animal omne, quod nascitur, inspiratur et: 
alitur. Die Handschrift bietet attollitur. Lies: inpiratur, abole- 
fur ἃ, 6. moritur, exstinguitur. Plinias Hist. Nat. 7, Prooem.. 
multi exstitere, qui non nasei optimum censerent, aut quam ocis- 
ume aboleri. — VIII, 8. homines, inquam, deploratae, inlie® - 
ne, ac depravatae factionis. Lindner zweifelt nieht, dass man 
leplorätae inscitiae lesen müsse. Tertullian aber, das bestän-. 
hige Vorbild des Minucius, verbürgt inlicitae, sagend Apol. 38 pr. 
?roinde nec paullo levius inter licitas factiones sectam istam de- 
wtari oportebat, a qua nihil tale committitur, quale de: ülieitis 
actionibus timeri sole. — XVI, 6. sciat omnes homines sine: 
lelectu aetatis, sexus, dignitatis, rationis et sensus capaces ef- 
mbiles procreatos: nec fortuna nactos, sed natura insitos esse 
kpientram. Man bessert: insitam habere, insitem esse, und an- 
ers. Lies: nec fortuna nactos, sed natura insitam iis 6880 sa- 
ientiam. Das Pronomen ist vam Verbo verschlungen’ worden, — 
X VIII, 1. et nos’ enim idem fuimus; et eadem vobiscum quon- 
am adhuc caeci et hebetes sentiebamus, Meursius bessert: ü- 
errs foimus, Wopkens, weil απο facitis vorhergegangen ist: 
lemı fecimus. Ich lese: et’nos enim ztem fuimus 1. 6. aeque ta- 
8. Plaut. Poenul. 1, 2; 85.: item nos sumus.. — XXIX, 7. 
rızces etjam nec colimus, nec horremus. Die Römische Aus-- 


΄ 
΄ 


- 


432 Einige Inschriften, 


gabe hat oramns. Lies auramns. Tertull. De Coron. Mil. 14 
Hinc auratur lemmnlis. — XXX, 4. Tauris etiam Ponticis 
Aegyptio Busiridi ritus fuit hospites immolare: et Mercurio G: 
los hbumanas vel inhumanas victimas caedere, Lindner gla 
dass constat oder was ähnliches aus dem letzten Gliede herausgt 
fallen sei. Ich aber schreibe: et Mercurio Gallis mos human 
vel inbumanas victimas caedere. Das Hauptwort ist von de 
Eigenthamsnamen verschlangen worden. 


͵ BEREITETE BEE τς πἰ τ το τ τ 


Einige Inschriften 
mitgetheilt 
von 
Dr. Ludwig Roses aus Holstein. 


Herr Dr. Ludwig Ross, namentlich in seinem Vaterlani 
durch eine „Geschichte der Herzogthümer Schleswig und H 
stein bis auf den Regierungsantritt des Oldenburgischen Hause 
rühmlich bekarint, hat auch in diesen Jahrbüchern während κ 
nes Aufenthaltes in Leipzig theils aus neugriechischen Zeitschri 
ten Notizen über wissenschaftliche Gegenstände gegeben, the 
Aufsätze mitgetheilt, die für ihn als tüchtigen Philologen ur 
Antiquar ein Zeugniss ablegen; die Leser der Jabrbücher kenn: 
seine Erklärung 3 griechischer Inschriften, die auf der Ins 
Syrus gefunden und, von Andreas Mustoxydes in der „Alywaiı 
mitgetheilt wurden, sodann seinen Aufsatz „über eine Art de 
Abstimmung in den Athenischen Gerichten.“ Seit dem Juli vv 
rigen Jahres befindet er sich nun in Griechenland und ist ( 
selbst sowohl-'mit Auffassung und Erkenntniss der jetzigen 
stände griechischer Bildung und Verfassung, als auch mit Ver 
folgung der Spuren ehemaliger Kunst und Wissenschaft so δὸ 
schäftigt, dass wir, ohne Furcht aus freundschaftlicher Gesit 
nung zu übertreiben, erwarten können, er werde nach seine 

‘ Rückkehr schöne Früchte seiner Bemühungen liefern, wenn nic! 
die griechische Regierung, wie es den Anschein hat, ihn & 
das schöne Land bindet und durch Uebertragung eines antiqu 

‘ rischen Amtes Griechenland ihm zum zweiten Vaterlande macht 
Die „Blätter für Hterarische Unterhaltung‘ enthalten seit dem 
Juli 1832 Mitiheilungen über Griechenland, welche aus Brieles; 
die er an Unterzeichneten geschrieben, entnommen und ἃ 
Fragmente zu betrachten sind, die umgearbeitet in eine vo 
ständige Reisebeschreibung aufgenommen werden sollen. Das} 
ein Philolog namentlich auf Inschriften Jagd machen werd‘ 


% 


Einige Inschriften - 433 


isst sich erwarten, und so hat. auch Mr. Ross sich gefreut, ei- 
ge Inschriften gefunden zu.haben, die nicht ohne Wichtigkeit 
yn dürften. Einige böotische hat er an Herrn Prof. Boecklı, 
längste und_reichste unter allen von ihm gesammelten, eine 
“Mai dieses sahres auf der Akropolis gefundene, an das. In- 
jtot für archäologische Correspondenz in Rom geschickt, die 
genden aber für diese Jahrbücher gleichsam .als ein Lebens- 
ichen bestimmt, unter Verheissung künftiger reicherer Bei- 
äge. Wir verkennen nicht, dass mehrere darunter ohne be- 
nderes Interesse sind, einige aber, wie No. 1 --- 8, werden ge- 
iss nicht unwichtig erscheinen, und namentlich auf die zweite 
lauben wir uns aufmerksam zu machen. Unterzeichneter fühlt 
ch nicht berufen, der Aufforderung des Einsenders zu folgen, 
ige Bemerkungen über diese Inschriften anzuschliessen, son- 
n überlässt diess Männern von Fach; er erlaubt sich nur 
ch die Bemerkung, dass No. 1. und 3, orosyndoy, die Grab- 

, ἜΣ eben so geschrieben sind, dass immer alle Zeilen je- 


einzelnen von gleicher Länge sind, was das Charakteristi- 
e derselben ausmacht. ἊΣ 
‚Den andern schicken wir folgende Inschrift voraus, die 
en der besondern Schriftzeichen merkwürdig ists | 


EPHNH: BTZANTIA - 
er einer'stehendem weiblichen Figur mit einem Kinde in den Armen. 


YpINGhFOsKHAR 
Ueber einer sitzenden weiblichen Figut. 


ist auf einem Grabstein in einem Garten beim Peiraieus ge- 
den. Dr Ross selbst meint, ein Orientalist würde’sie am be- ᾿ 
nn entziffern können, !uns scheint sie doch griechische Charak- 
re zu enthalten; auf jeden Fall ist sie ein interessantes Räthsael. 


ipzig im September 18383. Dr. K. H. Funkhänel, 


Athen, 5. Juni 1833. wo 
Ihr jüngstes Briefchen, lieber Εἰ, mahnt mich an meiri längst 
ebenes Wort, einige Inschriften zu schicken, und gerne gehe 
δὴ die Lösung desselben, von der mich bis jetzt nur, oflen 
tanden, die Scheu vor dem wiederholten Copiren derselben 
ielt. Sie sehen, das Griechische Klima übt seinen Einfluss 
ch auf den Fremden, zumal im Sommer; die Hitze macht be- 
sm und arbeitsscheu. . 

Ich wähle aus meinen Inschriften solche aus, welche im 
ufe der letzten Jahre gelegentlich in der Erde gefunden worden 
d; als einen Beleg, wie viel sich von ‚vorzunehmenden 
achgrabungen erwarten lässt. Dass ich keinen Versuch zur . 
kclärung derselben mache, werden Sie mir nicht verargen; es 
st bei dem hier obwaltenden Büchermangel unmöglich. Ich’ be. 
Archiv 7. Philol. u. Pädag. Ba.ül. ΗΝ. 3 | 98. 


434 u Einige Inschriften, _ 


schränke mich daher auf Bemerkungen über den -Fundort der mit. 
getheilten Inschriften, ihren Zustand u. s. w. Br 

No. 1. ist eine etwa 2 Schuh hohe und 1} Schuh breite Mır- 
morplatte, im Besitz des Herrn Ὁ. Finlay, eines Schotten, der 
sie beim Bau seines Hauses einige hundert Schritte östlich vonden 
Resten desPrytaneion κε παρα hat. Nach den Schriftzügen scheint 
sie in die Zeit zwischen Alexander und den Römern zu gehören. 
Der Schluss derselben ist vollständig. 

No. 2. ein Fragment einer Marmorplatte etwa 13 Schuh hoch 
und 11 Schuh breit; von Herrn Georg PsyHlas (gegenwärtig Mini- 
ster des Innern) beim Bau seines Hauses, 150 Schritte nordöstlich 
vom Prytaneion gefunden. 'In der Inschrift wird: (Z, 20.) ein 
βαλανεῖον erwähnt, und es ist bemerkenswerth, dass ein sites 
türkisches Bad noch jetzt unmittelbar an den Fundort gränzt. 
Der Stein ist auf der linken Seite bis an den Rand erhalten, so dass 
die Zeilen 20 —24 vom Anfange vollständig sind; aber die obere. 
Hälfte ist durch Absplitterung gänzlich unleserlich ken 
Auf der rechten Seite und unten ist er abgebrochen. Die Büch- 
staben der ersten 6 Zeilen sind etwas grösser, als die der folgenden. 

No. 8. ist ein eine Spanne hohes und breites Fragment, in 

der Sammlung der Regierungsarchitekten, Herren Schaubert und 
Kleanthes. Die Inschrift fällt in die Zeit’ des Peloponnesischen 
Krieges oder noch früher, vor der Annahme des Ionischeti Alpha- 
bets. & ist ausgedrückt durch XS (Z. 4), H ist noch Zeichen 
der Aspiration. (2.8) u.s.w. Z. 11 scheint Er 8024 (ἐλϑοῦ- 
σα) gelesen werden zu müssen. Z. 9 ist derName [PJEPAIKKAI. 
Bezieht sich die Inschrift auf eins. der Bündnisse der Athenaeer 
mit dem Perdikkas von Makedonien vor dem Peloponnesischen 
Kriege (Thuk. I, 57; 61), oder auf das während des Krieges 
geschlossene (Thuk. 2, 29)? 
No. 4. Als im September und October des verflossenen Jah- 
res Herr A. Konföstavlos auf der Norgostseite der Stadt das Fun- 
‚dament zu einem neuen Hause legen liess, stiess man in einer Tiefe 
von 6 bis 8 Fuss auf alte Fundamente (wovon ich Ihnen damals, 
glaube ich, Einiges geschrieben habe). Sie bestanden aus Steinen 
der verschiedensten Art und Grösse, die durch Kalkmörtel mit! 
einander verbunden waren. Unter ihnen befanden sich, ausser 
einem wohlerhaltenen Basrelief auf einem Grabstein und verschie 
denen Fragmenten von Sculpturen, auch einige Inschriften. Zu 
dıesen gehört No. 4, auf zwei Bruchstücken eines grossen viersei- 
tigen Steines von einer weichen Kalksteinart. Die Buchstaben sind 
‚ sehr tief eingeschnitten und deutlich, Der Anfang der Zeile 
auf dem Bruchstücke αὶ ist vollständig; aber wie viele Buchstaben 
in dem Bruche oder am Ende der Inschrift fehlen mögen, kan 
ich nicht angeben. 

Die folgenden Nummern (5—23) sind sämmtlich Grabschrif- 
ten, gefanden am Fusse eines felsigen Hügels, der etwa drei bu 


«ἢ 


Einige Inschriften | 435 
vier Stadien nördlich vom Peiraieus liegt. Hier liess vor unge- 
fähr einem Jahre ein Verwandter des Admirals Miaulis einen Gar- 
ten anlegen und ein paar Häuschen Bauen, und stiess bei. diesen 

Arbeiten auf eine Menge von Gräbern. Die Grabsäulen und Grabt 
'steine waren umgefallen und abgebrochen, und nur leicht mi- 
Erde bedekt. . Viele derselben hat der, Besitzer. nach Hydra schaf. 
‚Sen lassen; einige zwanzig sind noch am Platze, ‚von denen ich 
Ihnen hier die meisten mittheile. - No, Sbis 11, 14,. 18, 20 und 
23 sind- Grabsteine (cippi); mit einem schlichten, unverzierten 
 Esenton (odemue). Bei einigen steht die Inschrift. auf dem Fron- 
ton,-gewöhnlich ‚unter demselben, No, 8, Z..1 ist vielleicht 
‚ APLLETJONO (Agsorovov) zu lesen. Der Genitiv auf O statt 


ο 


. OTist in diesen Grabschriften sehr häufig. Νο. 12 und 15 sind. 


Grabsänlen; No. 13 ist ein Cippus, dessen Fronton mit einer 
‚ hübschen Blume gezieft ist. fs. 16 auf einem "Grabstein über 
ı einem Basrelief, das zwei bärtige Mäuner darstellt; No. 17 über 
einem Basrelief, das zwei weibliche Figuren enthielt, aber 
nar der Kopf der Nausikrite ist noch erhalten. No. 19 ist auf 


einem Fragnmıent eines sehr grossen Grabsteins, über einem Basre- . 


lief, von dem nur der (sehr gut gearbeitete) Kopf der Dionysia 
‚zur Linken des Beschauers noch erhalten ist; doch erkennt man 
‚zurRechten noch die Umrisse von dem Kopfe und Unterleibe des 
Mannes, der zu seiner Gattin hingeneigt stand. Von der Inschrift 
‚fehlt in jeder Zeile noch ein Vers. No. 21 ist wieder über einem 
Basrelief auf einem Grahsteine; ein spielender Knabe (Demetrios) 
sitzt zur Linken auf der Erde, zu den Füssen seines Vaters, der 
(zur Rechten des Beschauers) auf einem Sessel sitzt und wohl- 
gefällig dem Spielenden zuzusehen scheint.. Endlich No. 22 ist 
über zwei.weiblichen Figuren in Basrelief auf einer massiven 
Marmorvase. _ eng Ä 

Zu diesen Attischen Inschriften füge ich noch. schliesslich 
eine Korinthische (No. 24), welche, glaube ich, auch noch un- 
edizt ist, Sie steht auf einem Architrav aus weissein Marmor, 
der aber zur Rechten abgebrochen ist. "Der Stein hat ungefähr 


ἡ Fusg,Länge, und liegt vor einer grossen, Moschee im obern 


Theile der Stadt, ‘in deren Mauern sich. verschiedene Marmor- 
teste finden, einige hundert Schritte östlich Yopy Tempel. 


EN \ 5. ἘΠῚ 


28 + 


486 Einige Inschriften, 
| 41 | 
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..:. AO TNAISEATTS2IKAII[ZEIT 
AJEINEMTPTT4ANEISIKAIILT? 
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10 ἢ ZIONTOBAAANEIONSPIEANT Ὁ 
ΟΜΗΣΑΝΤΗΝΡΗΝΕΙΑΝΩΡΙΣΑ͂ΝΑΝ 
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15 ΦΗΛΩΙΔΕΒΟΥΔΦΟΝΙΩΝΜΗΝΑΡΧΟΝΤΟΣΕΥΠΤΈΡΟΣ. 
. EPANEMIZONZANKAITOEZKHIIOEKAITAZOIKIAER AI 
. EITTOZIAHIANMHNAOHNHZEINAPXONTOEKPATHTOBE 
.NAPXONTOZETIITEPOERZTEATIOZLIAONAITHMMIZEBAE 
. JIEBQMENOEZKATATAEZTITPABAEMIZORZERZKES 
| »[AHH4 ΤᾺ : ΤΩΝΔΕΔΑΔΩΝΈΤΩΝ: [TAHHR 
AITHNIEPANEMIZORZANAEKAETHXPONOE 
MHNAPXONTOZAPRTAOZENAHARIIEPOZ 
. ORETEAIIOALAONAITOMMEMIZBRME 
ὩΣΙΝ: TXH4: ΤΗΝΘΑΛΑΥΤΑΝΤΗΝΑΘ 
45 ΤΗΝΕΝΡΗΝΕΙΔΙΕΜΙΣΘΩΣΑΝΖΈΚΑ 


+ 


Einige Inschriften, 481 
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AORERN φΦΤΑΦΙΘΒΟΝΊ ΟΑΜΑΤΟ 
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5. ΜΕΒΕΝΙΣΧῊ 
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6 NOMHNIÖZ: 
‚7. ETIKTHTOZ ΚΤΗΣΩ 
8. ΔΙΌΔΩΡΟΣ AP..ONO 

ΤΊ ΔΩ ΘΙΕΥΊΣ 
ALIOFEIOHZAIOARPO 
TAROETE 


9. APTEMIANPOE 
EBEZIOZDIAH 
APIZTO®IAH 
APTEMIA4R2PO 


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1. ΧΙ PT2Iz 
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KOPINOIA 


12. ΤΡΥΦΩΝ 
» XPHBZTOZ 


438 Einige Inschriften - 
Σ , ὦ 


1. Σ 


AAMTTPETE 
16. ΣΩΣΤΡΑΤΟΣ ΣΩΣΤΡΑΤΙΔῊΣ 
17. NATZIKPITH DIAINNA 


18. EIPMOAIRPOZEATTPO- 
ZATTPOZEPMOATKO . 
K]EIPIAdJHZOINAN®H 
dIONTZIOZETOTAI 
KOTETPETAIRN 


19. Pt; 


OTXIMEIAOTEOTXPTEONEBATMAZENEMBISIHIEAF .. 
ANTIAEZBEHBHESIONTZIAHAIKIASTETONAETAB[ON.. 


99. ΠΙΔΜΦΙΜΟΣ TPR20R 
TOP2SNA4IOE TOPRNALA 


ft.  BTROAEMOEZ 
ΔΗΜΉΤΡΙΟΣ 


2%, MNHZABETH O4ANATOPA 


28. ATOAARNIAHZIAZETE 
BPTAZZIZBITTR (sic). 
FE 24. 
, ἢ... HERMIDIVS» CELSVS- ΕἸ. L- RVTILIVS- 
AVGVSTI* ET# L* HERMIDIVS=* MAXIMVS®* ET® L* HEBMIDIVS 
AEDEM* ET* STATVAM® APOLLINIS® ETe TABERBNAS* DEC.- 


1 
Ἰ 


Placıdı Glossae 439 
τ GLOSSAR 
PLACIDIGRAMMATICIM. 
PRIMO PER A LITERAM. ἡ 


[p. 427. ed. Mai.] Alamna, ab alendo dicta: nam quae alit, ct 
quae alitur, alumna dici potest; id est nutrix, et quae nutritur, 
et nutrit. $ed melius tamen quae nutritur **). 

Abuti, et bene uti estet male υἱ. 

Abnuere, est recusare, abnegare: ΟἿ contrarium est adnuere, ὁ΄ 
id est dare vel concedere, 

Adscivit sibi, adiunxit sibi alienum quod non hahuit. 

Altrinsecus, non ex alto, sed ex altera parte. | 

Abactus est, de medio sublatus est, raptus: unde latrones ab- 

actores dicuntur. j 

Adhaesio, bene dicitur ub eo quod est haerere. 

Aeditaus, qui aedis est custos: et soribimus cüm diphthongo. 
Editissima vero loca monophthonga. 

Alterutra pars, utraque pars. ' 

Aethra, generis feminini: et est locus in quo sidera sunt:. unde 
aelheria sidera dicimus. Ceterum aether, generis masculini, su- 
pra caelos est igneae iuvisibilisque naturae, quem quidam deum 
magnum vel eius regnum dicunt. | 

Aevitas quidem potest dici, sed .rarum est: in usu magis perpe- 
tuitas vel aeternitas dicitur. 

[p. 428. ed. Mai.] Aevam autem generis neutri ost. 

Avus, pater patris est. Proavus avi pater. Atavus proavi pa- 
ter. Tritavus atavi pater. j 

Alterutrum, aut illud [scr.aliud?] aut utrumque significat.: magis. 
duas parteshabet.. . 

Alii, scribimus singulariter dativo casu, ut'de Catilina Sallustius 
dicit: multos iuvenum pellicebat diversis illecebris: alii scorta 
praebere, alii equos mercari, alii canes ad venandum. 

Arvina, pinguedo. | ! 

Altilitate***), ab alendo, id est ipsa res quae alitur. 

Acti, coacti, compulsi. 

Autumant, efferunt, confirmant, vel adseverant. 

Auspicium, est initium alicuius rei quae primo sumit exordium, ἢ 
id est inchoatur ut fiat. Est et auspicium, quod aves animali- 
bus +), paganis, auguribus, demonstrant, unde futura noscuntur. 
Sunt igitur bona auspicia, quae cogunt res inchoare: sunt mala, 
quae prohibent. | 0 
”) [Has glossas primus edidit Ang. Maius v. ol. in Classicorum auctorum. 

6 vaticanis codd. editorum tom. III. Equidem statueram glossasitareddere, ut 

erant editaeaMaio, sed in corrigendis librariorum plagulis non potui facere 

aus quaedam quemadmodum emendanda essent significarem, quae uncis In- 

ς 


udenda curavi. Cetera docti, qui in has res inquirunt ‚ipsi viderint. Rein- 
Aoldus Klotz.) "5) [cfr. Isidor. x, 8.1 ""*)Addelezicis R, K.] ‚P)lta codd. 4 


x 


4 Placidi Glossae 


Acta, dicuntur loca secreta circa mare, id est in litore, amoena 
et voluptaria. 

Ausim, verbum est promissivi modi: ut si dicas ausim dicere: 
cuius est verbi prima persona audeo, et dicit ausim ausis ausit, 

| vel audet [scr. audeat]. 

Aesculus, arboris nomen est glandiarine, ab esca dicta, qnod 
ante usum frumenti haec arbor victum mortalibus praebebat. 

Ip. 429. ed. Mai.] Arctos, est stella ursae in septentrione posita. 

͵ Nomen est Graecum, quia ursa Graece ἄρατος dicitur., Ergo 

pro stella septentrionali. 

Amphitrite, est den mafis, matrona Neptuni. ἐν 

Alapari*), est alapas minari, id est foedam et superbam aaa 
ut pro iactantia. 

‚ Adolevit, verbum est quod ire [scr. venire] siguificat. Adoleo ein 
estcresco: unde adulti dicuntur iuvenes in flore aetalis et'in- 
cremento ipso positi, 

‚Adorea, laus, de adore, id est laus bellica. . 

Adsentiae, adsentationes, id est consensio: ut si quis tibi de aliqua 
re dicat, et tu illi adsentias, ipsae res adsentiae nuncupantur. 

Achates, lapis est veluti galbanei [scr. galdacei] coloris in Achate 
, Auvio Sicilide plurimo **) ‚nascens, ad gratiam pertinens et Ve- 
“neri ἱ ῬΡ consecratus. 

Analogia, est vitium vel rectitudo alicuius verbi. 

Accipenser, genus piscis est, raro inventum, id est nobile. 

Asylum, graece templum, ad quod si quis confugiebat, nefas 
erat trahi; id est a trahendo spolium. 

Aporria, graecum nomen. Est autem affluxio, vel dirivatio, vel 
faeces, vel reliquiae ac sordes elementorum, 4888 in aere {) pur- 
gantur, unde gignuntur in terra diversa animalia, arbores, la- 
‘ pides, et herbae. 

. Apage, abscede et vade, 

Ip. 430. ed. Mai.] Atqui, immo, etsi, sed, 
Aiens, dicens, ut aio ais ait parlicipium fecit. 

Ancile, scutum quod elim apud Romanos caelo lapsum dicitur 

' sub Numa rege Romanorum, breve quidem et undigue rotun- 
. dum: unde omnia minora scuta ancilia dicuntur. 

Aspellens, expellens. 
Amiciter, amicabiliter. 
Adsulentes, adsilientes, 
Accipitres, equos [scr. aves?] ‚celeres. 

N Abdomen, Pinguedo carnium. 

Aeu, est interiectio.- 
Amove, remove, 
Artemo, temo, 
Antistant, meliores sunt, 


4) [Deponens adde Lexicih R. Κ] *) Ita adrerbialiter codd. 
’**) Codd 4, ser 9) Codd, Dora, | . 


VOR 


- Placadi Glio:s's-a'e. 4n 


Adstipulator, promissor. 

Alliciendos, inliciendos vel persuadendos. 

Amandata, extra mandata. .Amandari enim extra mendari ‚est, 
quod proprie ad hominem refertur, ut si-quis releget aut in 
longinqua transmittat. 

Ärtissime cummisit*), arlissime eoligavit:: conmissürae enim con- 
iunctiones dicuntur sive ligamina. : “ 

Averruncassint, avellerint vel averterint. 

Allegans, deputans, eligens, vel delegans. 

Anquirens, pro adquirens vel i ae ac ὌΡΕΙ . 

Adsciscenda, adiungenda. 

[p. 431. ed. Mai.] Abrupta sanctio, aperta lex dieitur. 

Aere vitam ducit ac menu, id est BER wann. collecia. 

Autrix , ab augendo diota est. 


- 


Auclor, ab auctoritate, generis est communis, ut hic et haec aucter. 


Aerarium, templum ubi pecunia publica ponitur. 
Altrinsecus, hinc etinde, vel desuper: sicut'extrinsecus dicimus 


ab eo quod exira, intrinsecns ab eo quod estintus. - νι 


Alternis, utrisque, hinc etinde, vel ex utrisgus vicibus. 
Absolutum bomum, id est perfectum, : ' i 
Artaba, genus mensurae Syra lingus. . 2 

Antelata, ante portata vel prolata aut 81018: | 

Arrogant, addunt, ae De 

Abrogant, detrahunt vel deducunt **). ᾿ Ἢ 

Ales, aquila: sed et omnes aves:passunt dich ales, εν -ς- 

Abuti, duas res significat: modo CODLIUHAFE et non αἱ, aha γε: 
de et satis aliguam rem ὉΠ. ς΄ ᾿ ἱ 

Adiuva me, adiuva mihi, ntrumdhe potest dici;- ‚nelies nn me, 
Adiuvo enim illum, potiusdicimus quamiilli: zutorge dicas: N 
mihi onus, quasi releva mihi onus, _ 

Ante me fugit dicimus, non ab ante me: nam Sales: praepo- 
sitioni adiungitur imprudenter: quia ante. et ab sunt duae.prac- 
positiones: sic et antevadit, quasi antecedil: et non possum. 
᾿ dicere inantecedit, inantevadit, et ab ante me fugit. ᾿ 


[p. 439,7 Age aceipit dum, et fit una vox agedum. Ergo dum na- 


tiva particula. Adverbium hortantis est: vel pro cito ac mode. " 
Amplexus autem et amplexatus recte dicimus: nam ab eo ΠΝ 

est verbum amplexor, amplexatüs sum facit; ut are Ban; 

cipia verba sua separata habeant,. 

Anethum, cum h. scribi oportet. 

Allaterati palmulis, qui circa latera palmas Zon 

Actutum, statim, continuo. 

Ad manticulandum ‚ ad dolum οἱ strophas excogitandum, 

Ad incitamt), ad extremam fortunam. 

Adbiteret, adveniret. Φ Σ τὰς Zr ) 


*) Codd. quo none. )Codd. ἀοδίοωνέ, . 4) Codd. 4. ad inatam. 


᾿ 


\ 


448 Placidi Gloaaae 


Adoria, gloria vel bana famas. 
Adorea, farra, ut apud Virgilium. Ä 
Ancrae, iniervalla arborgm [scr. arvorum 2]. 
Antiquare, quae inauguzata*) sunt. Alii..antiquare, ad stalum 
. Tevocare,. 
Armillum, vas virarium: unde anıs ad armillum. 
Antigerio, vel quemadmodum [scr, adınodum) vel in primis. 
Aequabiles, 'aequales, | 
Alitos, nutritos. 
Alimones, ab alimente: . 
[p- 433. ed. Mai.] Adulterina,, adultera. 
Abstemius, sobrius, 
Abludam [scr. Apludam}, paleam,. 
Adiumentum, adiutorium. 
Addimenta, adiectamenta. 
Andram, andronam, 
Arıdo, cupio: unde aviditas, avaricia, _ 
Adfurcillavi, sorbui, labefactavi, coneussi. 
Adagione, proverbio. 
Autumant, dicunt, loquuntur. 
Abstiteres[Scr. abiteres RK. ], abires : bitereenim ambulare signifat 
Apud, ad. 
-Apluda, furfurins, alii panici: quasi ductam a potu, πηγὴ dictam*). 
A penits, ab intima, id est penitus. 
Ad exitiarium, conspirationum, factiomum. 
, cireumsedentes. 
Antis, capillis muliebribus, ante, id est a fronte, pendenti bus. 
Achokuns, brevi, festinanter, prope. 
Aeque vident, non vident, 
Assarium, nummum assis. Latini quasi figuram dicunt denarii. 
Autne, quod anne dieimma, 
᾿ς Annitas, adiutas: interdum senectus est. 
Actum, iter vicinale quatuor pedes latum, quo jumenta agi possunt, 
[p- 434. ed. Mai.] Aginam, scapym trutinae, quod eo mensura 
ponderis agatur. 
Arcera+), vehiculum in arcae modum confictym, non utique plau- 
strum, äd estcarrum. , 
‚ Antes}}), convalles aut arborum [scr. arvorumhintervalla. 
Abiugare [Scr. adiugare R. K.], adiungere, adducere. 
Ad exodum, ad finem vel terminum. 
Assiduos, capite censos, qui nihil dare poterant nisi prolem: unde 
et proletarii dicti sunt, et adsidui militeg ab assiduitate oflicii. 
Acceptorem salutis, qui salutatus es. - 
Auscultare, parere, obsequi, obedire, 
Arnanti, prementi, murmuranti. 
5") Codd. 4. inaugures. *) [Haec verba corrupta ex Ἐοεῖον. apluda emendan- 
da ἘΠΕ] T)v.Intpp. ad Fest. v. Assıuma. Ti) δοά. 1..σπογόδ. Supra anoras. 


% 


Placidi’Glossee: 415 
Ambulacris, locis quibus ambulitur guoquo modo. , 
Ad incitas, ad summam rerum perturbationem desperationemgnue. 
Antegenitos dogmazare Ὄ, qui negavit queimgne [ser. ale ΥΚΟΝΝ ?} 
sapientiorem fuisse eo qui nomina rebus Smposnit, 
Agrippae, qui pedibus editiore capite parinnturs 
Aegre, vix, paene, non. .. 
Arseverse, proverbium, 
Aberruncando [scr. Auerrnenndo] . εἰμιοαύηδηδο: : φυλάξαι di- 
᾿ς eunt Graeci. 
Altiboans, altisonans, - ὝΕΣ ΔῊ ᾧ 
Aviditer, avide. 
Adiuctare, adridere, invitare. 
Ip- 435. ed. Mai .] Agredulae, ranae parvae mut in io Ioraite 
Anate, sollicitudine, cura; ei δι 
Aeque, quicquam, nihil, Ὁ 
Artitus, artibus edoctus. Ὁ 2 
Asisua, petauro pernice, εν 
Animalibus, hostiis quarum animae diis sacrificantur. ἄν Ὅς 
Arcent, tenent, custodiant: unde cokercake.- EN Ο 
Attrectant, astruunt, ᾿ ΤΕΥ. 
Apua, piscis minutus. ᾽ | Ξἢ ω 
Aceris, palea miliacea. ee ar re 
Altrinsecus, ex ältera parte: τος ἐλ τ 2 
Aeruscans, aes minutum. er 
Arveniet, adveniet. 
Austrare, humefäcere, dictum u ἀιτὸ, qui est pl, u. 
Adorans, alloquens. _ Ä ᾿ 
Adorientes, δᾶργοαϊοπξξδ. ἡ τὸν τὴς ἃς τ) συ 
Arilla, coactione, panniculario. | 
Acerata offula, furfuraceo Pe ἮΝ ὌΝ 
Acü pedum, velocitate pedum. ἣν, u 2 ι 
Ausculataus, oseulatus. ΄ ν᾿ > we 
Amui, servi. “4 
Anus aestuosa,quod modul a eestuantismati hensenitjd est bibexit, 
Altiplicem, dolosum, duplivem. - 
Ip- 456. ed. Mai.] Ambroriem; perditae #4) improbitatis a. gente 
Gallorum, qui tum-Oimbris Teutanisque crassantes periere, 
Amussis, regulae vel tabulae quibus utuntur artifices ad. saxa: 
unde ’adverbium diximus ’exännassim. N 

Agoniae, victimae vel hostiae. Hostia autem iminor, victims-ma- 
ior, quia icta cadit, vel quia vincta’ad aras ;perduoitur. ‘Ho®' 
sliae autem aeque ab höstimento, id est aequamento, vel quod 
deorum mentes extimentur-iniquae. Hostiae diotee ab eo ψιοᾶ " 
per illas sacerdotes futara nuncient. Antiqui etiam een 
et pari iure viventes, hostes- ‚eebent, 


*) Ita codd. 4 *") Codd. probitus. er 


ὩΣ 


«-, 


412 Plaeidi Glossae 


Inoipit per ZB litteram. 

Boni aegquique facer«, bono animo Serre. ͵ 

Blattit, prascipus*) lognitur. | 

Batioca, patera argenti ad sacrificandum. 

Bibinare**), sanguine inquinari: bibinarium antem est sanguis qui 
mulieribus menstruis venit. 

Boa, vehemens rubor: interdum genus serpcnlis. . 

Baburra, stultitia, ineptia. ᾿ 

Bobinator [scr. Bovinator], tricosus et inconstans, 

Baxae [scr. Baxeae], calcei malieris alti, 

Buteonem, iuvenem. 

Bolona, redemptor cetariarum tabernarum, i in quibus lesenie 
conduntur, quas tabernas vulgo cetarias vocaut. 

[p- 437. ed. Mai.] Batos, herbae genus. 

Bascas [scr. Baxeas], calciamenta. 


- 


, Bulga, saccus coretis [scr. scorteus]. 


Bibino, menstruo, id est fluvio sanguinis, 

Bubunı, senium, langüorem ***). 

Burrae vatroniae, fatuae, a stupidea fabula quadam Vatronis au- 
ctoris, quam Burra inscripsit: vel a meretrice Burra. 

Bardum, hebetem, stolidum, bretendum. 


‚ Bellica, columna ante aedem Bellonae, quae Pyrrhi ἜΝ 


constituta dicitur ‚ ut exeuntes ad bellun superiacerent eam 
hasta, veluti conspectö hoste issent. 

Bombinari, combicare, clamare, 

Boni consultum, bene acceptum, 

Byssus, generis est feminini, ' 

Babylona, principale civitatis nomen est, ut Troia: . Babylonia 
vero derivativum, ut si dicasgens, aut aliquas species, ut Troia 
troiana. Namı et Babylonem et Babylonam dieimus. ° 

Benivolentia et malivolentia, per .i. nom per .e. dicitur; quo- 
modo benignus et malignus, non beneguus. Saepe enim ex 
duabus partibus compositum nomen aut priorem aut sequentem 
‚kteram corrumpit. Ideo benivolentism dicknus non benevo- 
ἡ lentiam, quod crassum quiddam sonat. . 

[p-488.] Bos, quod valde perseguatur boves, unde et boa vocatur?). 

Balineum in prosa ponimus, balneunz in ‚tnetro : tamen utrum- 
que facit. 


Beli multi faerunt, praecipue rex Assyrioram Babylons; et Grae- 


corum alter. 
Bitumen, per .b. scribimus. | 
Blaterare, corrupte et perperam rem loqui, ut non magis fari se- 
cus [scr. sobrius?] Sam ebrius. he credatur. . 
— ! 
“ Dic Pestus bubinare, Μὴ Codd. 8. anguorem, 


perperam 
angorem. +) [αν Isidor: XI, 4,28, e quo loco haec verba emen- 
dance sunt.] 


Placidi Glosse. ‚45 


Bipatentia, bis pgtentia, bis aperta, 
Barrire, elephantorum’ est. 

Bipennem, bis acatum: pennum enim dicimus acnium. Si 
Benedicentum, melius quam benedicentium. 5 
Balbutire, male loqui et incongrae. 
Biremis,; duum zOmorUm navis ex anagaique pärte, 
Bilo, ie | 


Eocsa 


2 


% 


Incipiunt per σ᾽ litieram. | 
ον ἦν ν τ χε ὶ 

. Cucuntis, generis mascalii, ‚Anins eucamerid- ‚facions, ut. vorlis‘ 
et Yoiber. Ä 

Chaös,  mionoptoton est: facit sa hoc 3 μαΐαν chaos, 0 
chaos; et ab-hoc chaos, Sed Virgiliüs sc auctoritate Bes: 
mit ablativo: atque chao densos. 

[p. 439. ed. Mai.] Commata, sumt particulae sie Cs ἀϊοῖδό qube 
nexas fadiunt colam [scr. cölon]:. nam präscisus sensus tomma 
dicitur, πὶ apud Virgilium: arma virumque dar, commg' est: 
Itslier’fato profugus, ‘item comme’ estiVälo juousguie perveniet 
ad plenam sententiam, ut &st: Lavinägue venit Kttorar- u est 
ἡ) δὲ ’cano qui venit nd Lavinia-kttore “2 9. 

Compedes, puto magis generis feminini: ‚esse, ut ad eatenae ‚wefe- 
yab:'"iham pedicae, id est gtine pedes &kpiunt, ‚generis. feninkıi 
sunt Unde et compedes, güae insp#diunt pedes, aut medicak 
ee feminino dici debent“ ea Beate ment ner 

oratius dicit. 

Corel, "absolute Hokmdun. ' Comdieth vers, it dies ἘΝ 

ἠῤ. er 

Cucullus, . est generis. a "δὲ Aeeänkthr enenikin‘ onculli 
'enedllo 'cucullum:cucälle a’cucullo: et plürsliter sic dechiretur. 

Contendlint, “ contentionekti ’habtnt, vel'iptod&bcent ᾿ ΨῈ] asserunt. 

Corrigiae u coriis vocantur, "wel a collectibh&? gassi: Colligee, 

Calldis, ‚geniere masculino,. geminato .l. dichten. - Est δυϊπι: θὲ ed- 
ri6 factus, in quo parricidae cum’ gie δ 'gallo et serpenle 
inchisi in mare proiciuntur: Aliter preeeipitabantm. “5 

 Catiması ,' vas fiktile, meliäs'nentro Yicimus'quam maseuliho: nam 
et salinum-dicitur nihilo minus neutro, quaki για salibus: εἰ 
δι ΤᾺ ΤῸ dicimus qua -catinus. ni ne 

[p- 440.} Corispirare, bene dieimus'vel all: EN ad a 

Cribrum, nen’ ‚ dribrum; 5, ‚hentro geneit niagie. δβιοίαναι, uam 
masculind. εἰ 

‚ Coepta, incepta: egmposite N ὶ 

Cancri' destüs, meliuis dicitar quam eryoh, (Onnchirium end Ῥά- 
tet, ᾿ἀὐδοί putescab ipse cancer. ὁ 

Cornbusserit, geminato .s. scribimus: facit enim as eömbasei, 

Centurias, partes exercitus dieimus in ‚Centenos milites :divisas; 
unde et qui his praesunt;, senluriones dichntur. Ergo suecan- 


; 


t 


410 ‚Rlacidi Glosgsae , 


turiati sunt non qui in prima, sed quiin secunda canfuria sun, 
quasi pro prima centuria: tamen instructi etiam ipsi in- specu- 
lis positi in hello sunt, ut si primi defecerint, .isti, quos 
subesse *) diximus, ‚laborantibus primis subveniant: unde et ud 

insidiandum ponitur succenturiatua, quasi armis dolosis instructus 

Caelebs, per "ὃ, seribimus, caelebs gaelibis caelibi: hi. caelibes 
accusativo caelibes, voc. caelibes, tres .s. in numero plurali 
Et si etymologiam quaeras, caelebs dicitur ‚quasi caelo beatus 
Est autem gengrisıcphpmunis, Caelihatus enim, qui sine uxore 
“est, quasi caelo beatus. 

([p- 441. «εὐ, Ma;.}; Ceusoriym,:pgr οἷ. scrihimus, non per .e. Es 
autem censorius, qui dignus est ut sit censor, vel qui jam fuil 
Apud veteres.enim Bomanas magnum erat nomen cenaoris € 
- . dignitas, id 86. indicis tan primorum **) quam morum: cenger 
- enim iudicare est. 

Kollosat, melius dieimus per .L, nam ‚mollipr, et leyior ΒΟΠΏΒ. 
«εἴ: interduum . aim praepositio praeredeus sumit litteram se- 
quentig verbi, . ἘΝ Ä 

Censura animi est, Hon,corporis: ‚ideo melius membrarum. deco- 
‚rem 88} yulzhritudinem dicimus quam censuram.,. Tamen quia 
in usu censorium hominem dicimua pulchrum, sic potzst et ad 
..‚pulchritudinem, referzi.. 

„Kaxpaophilum, ‚sic seribimus, quad, volgns cariophalipn, Las 
‚Caro enim sic scribimug per .o. 

Chyatum autem cum «ἢ... scribi.oportet, . 

Caedrus, cum .a. scribi oportet. 

1ßassis;, φῇ, retia dicjtur et galea capitiga,sed. hoo ΠΝ mia, ze 
tie, huius cassis facit; galea vero huius cassidis: quapavis qui 

ἢ  dam.npapigatiyum ‚Haynida. dixerent.. | 

Capessitur, non nen, per :sc,, et est verbum impersonale ‚ut legitor. 
‚Prima. antem, verhi ‚pergona est :capesso. Est autem verbum 
agtiyapı; facit enip capesso capessor, ut lego legor. 

Columen,. vgl sanitag, vel substentaculum quod a columna fit. 

-[p. 442. ‚ad. Mai.]: Calgaria***), sunt acuti qui in ;calce homjnis l- 
gantur, id est in|pgdis pasferiore parte ad stimplandum. equon, 
‚quibys aut ‚pugnandum, ‚est auf mreendum, propter. ‚pigritian 
‚animalium. ‚aut, timorem. 

Cothurni , sunt tragica’ calciamenta, ‚quibus caleianäyr tragoedi, | 

εν, qui. in. theatzo,dicturi sunt alta et intonanti voce. Est autem 
calciamentj genus, humile quidem i in madum crepidarum, quo 
heroes }) utuntur, sed tale ut in dextro et in .laevo pede 
conveniat, 
Clime, ‚giagcum est,id get. cardo vel s:caeli, ut clima orientale. - 
Casus empedocleus, ne Tongplu Ateenfiane, " 


: ΠΝ 
2) Codd. sub se . “ υεοίκαν ὁ in en: ΞΡ PERLE, potri 
moniarum, .λ.Ν) CGodd. 2. calcarior 7) Codd, leries, Bed car. Isidorus- 


\ 


 Pineidirbiondue Eei4% 


est Siculus, qui naturain: Aotwas monis itvenigare Sortendit, 
deeidit in igngamoföreauti, etincandio coneumptineeki"" u. 
Comitia, dicuntur quae fiunt :Rormae» ad oyeandos magistratus -ka- 
lendis ianuarii 4w!osmpo Martio, 'atguessomnis populus Ronla- 
nus et universae convöniunt digmifates' ΤῊ Italia, Ergo cöihi- 
“ tia convenius necessarii nimis. ἢ 1. 
Concrepare, eonvenire, unde discrepare, dissantire. ὍΝ 
Chirresrum*), quod agunti[alunt? Rs ων ᾿ΕΝ ae σ 
Cameram | . Catmuram ?), curwem;. "ὦ Ἴ 
Concinne ,1 composite, . en 
Chamaslcon,. lacerta 4066 mıissa in’ igmem τὸν En 2 6p 
[p-448.] Crepido, axis extremitas rimata, et uuiuslibetzei altdrius. 
Coredulus, genus quoddam volatilis, quasi con edens. 1}: ı0'. 
Compita, multae vise iquse ad unum lecum campetunt'vebduoußt. 


Coniectere, : coniesturam: facere vel extimure.: | : . 1:3. i 
Chelydri, genus quoddam serpenkist.c2 Nele it θεν 
CGandys, vestis regia. αι Ὑθοθ ν FC ἡ 


Golamy. oölatoriumyoveb uude meiionib naht, ΣΝ 
Caelator,. argentarius qui argento puro extrinseous Faela.. ‚signa de- 
' „piimit; a.caelo descondens, quod.garmıs ferramektih οἰ 
‚Coliphium ;- ganüs „carnium, ' σον ϑΠηεῖκε, ‚vesountur''ad eorporis 


‚sanlitatem, ut'fohtesisint. ὀ 54... 191 ınubac. ernten ἢ 
. Crisatium, genus qusddam vini. ‘mai iin κα εΐσαμ 
Crepulum, imbrem cam ‚ond,geavioreenfen 1" 6. ton 
Capillamenta, summitates arboris. .:Is’2, ὑπο : „2 valrnze.) 
Coercere, in vincıula) wittere vel ἐκείαισθίιο hi nm en) 
'CGonclassate, oläassem iumgere) . "04... a one τ eier) 
Cit certamen, eweitab paguam velconpnewät, u) 
Comptissimus, ae. a ld in ge 
Co&öo, convenio, E: teilen 4 


'Conluvie, codngregätio ‚soediam. vebatäuziq malte: rose) 
Cuniculi, genus quoddam agrestium auimakum, guod Icanumi in- 


dagine concludi,consuevit speluncis..: © . „it Kebuuut 
Gonluebatur. Conhuitust,; si-didamus Ar sinum En DEr us 
enim lapsus dicitur eircumfluentig ebementa:: or, 
- Tp: 444. ed. Mui.] Clävus, interdum gübernaculam.: sa 
- Capesso, frequenton enpio, ἊΣ ΘΟ ἰάχων εὐ ιν οι 


Cariosi generis soboles, veteresoemtisgeneris.Klil, et: oputnedine 
redacti. Caxies enim proprie peut Uno esty quäe 
iisdem evenit carentibus wirtute, :-  --: ὑόν τ) 

_ Cidaris linteus est, quod repites”*) Indasarom die sabbute pe 
caput habent valde mundum, 

an praecepit vel iussit, | 


Chrtos‘) -acutub; ee kapiens,' pre ἜΣ Ὸ ,1 


el... fi 8 yırıl 


#) Ita codioes., . ”)-Rebbini., Cr. Bauctant.1V, 14. ; 


v8 a 2255 5 


Cam wisum ot, pro cum visum.eseat. ΄ 

Correpserunt, coxzzepie ingressi punk, - τ ΠΣ quod dicimun sopo 

Cieretar, vacaratur τὸ] evocaratur. = 

-‚ Celebraretur, fama esset oelebsis, fama moton, 

Chlamys, vestis purpazata, . τ 

Consiturus, inserturus, ne ’ 

Cymba, Isjdis*) navia, . rn 

Classioum canit, celeuma nayis dicit. ο 

Cetarii. : Cete dicitur genus naximae belune,. Ab bee vero ge- 
nere abusive piscatores cetarii dicuntur,. ‚Et qui. traotant ea 
quae ex piscihus fiunt, ABEL, qui ex Par ppmbus piscium 
humareım liquant, kn τ 

Choraula, cantator. - .. ehe 

Cinirae, crobes**) cineris. cloii bahenten,,. 

[p- 445. ed. ‘Mai.] Caltke,,. genus quoddam: inris vel δοῦν, 

Concinunt, consonant, conssnliupk . .. ı.n “: 


Concinis, consentis. ἜΝ 
Choros excitare, cankoa nn Chorös: ‚epiim- proprie. multitudo 
eat cantantium. . wenn | 


Compos dicäur, .eni contrariam est. impos;hid' est mentis alienns. 
Coniesationes ,. couvivia, kiiscrabämus Uno ‚u. οἱ UNO ,6., '. 
Calidus, homo interdum fervens, interdumfertis. intelligiker. 
Complices sunt qui non[scr.sunt]peccate velzesiu δαὶ crimine,iusct, 
Caesim, per caedes,. guemötlo vioissäm pen ViGeE. 

Cavamina, sunt loca cavala.. . .., .: Bm 2 αν 3: 
 Cis Rbenum, inter Rhenum;conieotunae:fartes;-.. : 

Cocytos amnis, flumina ignea apud.inkewgs,..id est in barathre. 
Culmäs, calamus spicae..quica: radieihus einaimascitur. 
Caespites, fructices, et scribimus diphthen gun. 

Commissa lumina, iuncta vel clausa. Ὁ 

Contractus, diciter placitgm: vel Anke. « Diektur contractns εἰ 
ὑπο dehilis per omsmia. 

Clandestina, res occulta. 

- Obngeska, :dicumtur quae &x maltia.in unum- congernntur, ut fahs, 

vestes, et frumente, aut paleasn in struem congesiae. 

᾿ Tp- 446. ed. Mas.) Commehta, plure sigyificat: : dieimuus enim com- 

minisci, crimen confingere: dicimus: ‚eb, eommıenie, interpretali 

nes gammeniariorkm, ut: pommenta juris, commenta Virgilis 

‚Cosrciti, vindicati, ἐᾷ es in quibus crimen panitur: coerce 

" φίδι vindicare. Item coercere dicimus circumvenire, et. civi 

'» tatem. fossa, velcampäm flavio. ᾿ οι 

Considere, est in uno loco sedere,,. , -:;: 

Cultus, est animi ac loci, 

Consulto, a consulende iractum eat, φοὰ: sie fit, ut ΠῚ 
nocere non possit, 


‘ 


*) Codd. Josie. “*) Ita codd. 4 ᾿᾿Βοὰ 1. oörbee.. 


“-- * ΕἾ 


Placidi Glossae, 449 - 


-Grcamspeclissime, nimis acute.: ° | 
Censorii, sunt patrimoniorum et morum iudices. u 
δᾶ, stercus: unde nos ea quae ex ore 'abicimus, excreare di- 
cimus, id est spuere. ἫΝ ᾿ 
Circum, granum mali punici, aut umbilicus lupini. _ 
Caculae *), lixae aut servi militum. 
Consonant, vocem dimissam sentiunt. 
Capedulum, vestimentum [capitis. ° ΝΣ | 
Creperae, res incertae dubiaegue, unde et crepusculum. 
Connum, proximum, nn 
Coniscere, ooescere *F), 
Casinar, senex, E Ä 
Calbae, ärmillae quibus milites ob virtutem donantur. - 
[P. 447. ed. Mai.] Conciter, statim, continuo, | 
Crapula, cruditas lenis. j 
Crassabundum, dubitantem, titubantem. 
'Cessin ire?- cesso ire? | 
Cordiagni, qui post tempus nati sunt. j 
Corruda, genus herbae. 
Cossos, vermiculos quiin materia nascuntur, 
Conditio***), in quo corpora mortaorum conduntur. 
Concubia, cum omnes excubant, 
Cicures, placidi, quieti. 
Crumena »sacculus, - ᾿ 
Calvitium, maeror. | 
Canterius, equus castratus. Ä 
Calpar, vinum quod primum levatar 6 dolio. 
Classarios, ‚classicos, 
Contigyum, quod contingi potest. 
Conlocare, deputare. 
Cilones, quorum capita oblonga.. 
Calvitur, frustratur, decipitur. 
Caesditum, creditum. 
Contumias, contumelias, i kn 
Caudeam vinceam, quasi vinceam caudae, et scirpum dicunt et tibin. | 
Coniector, coniecturae peritus id est praedivinandi. 
Captabat, capiebat. | un δι | 
Corineos, acervos, quos rustici ex vongerie lapidum δοίης. 
Ciet, .movet vel invocat. | | = 
[P. 448. ed. Mai.] Corneta, locus quem nunc ex parte magna tem-. 
plum Iovis occupavit. i | | 
Uaesariati, comali a caesarie dicti. 
Conieci, coniecturam feci, collegi, vel suspicatus sum. ὃ, 
Uarensis, pistoribus, a caria quod Afrorumlingua panem esse.dicinms. _ 
Carenatoribus, lanariis, quia cariunt, id est cardicant. ἡ 
°) [C£. Plaut. Trin, Ir, ὃ, 95.R.K] ”) [Fortassei congerere, coer- 
sereR.K.] +") [Conditoro® R.K.]) \ 
Archiv [.Philol,u. Padag. Ba. Ἡμ.. 90 


- 


) 


450 | Plaoidi Glossae 


Clunaculum, pugionem, dictum sb eo quod clunibus religatur, 
id est spatha, 

Cliva, aspera, difficilia. 

Commorsm, coram, cominus, 

Confoeditos, foedere copulatos, 

Congratum [coneretum? R.K.}, consatum, 

Capronas, iubas equorum. 

Cadula, frusta ex adipe: cada enim arvina dicitur. 

Cocetum, & graeco κακύονα cocina. ὦ 

Coculis, aereis vasis, a coquendo. οἷ assulis arıdis glebis terrae 
cum suo gramine. Inierdum alio loco ramis. , 

Colurnis, ex cornu factis. Nam et colurni qui ex corylo fiunt. 

 Choum, naturam universam, (Chao id est imani vel chao, 

Comegit, coegit. 

Cum primis, in primis, 

[Ρ. 449. ed. Mai.) Gavilla, cavilletio, 

Capta tempestate, tempore capto, id est sole comsulto: tempe- 
stas autem status caeli diciur 

Colore, corpore vel cute. . 

 Coepere , incepere. | | 

Censio, multa qua citatos si nom ponderum) afficiebat cemsor. 

Cum me, sic dicebatur, et cum te, 4αοὰ nuuc elegantius dic- 
mus tecum. | 

Cicindelas, araneorum genus quod volans lucet; 

Comptula, apte ornata vel decora, 

Cancros, calcellos. 

Commodo, tantum quod cum maxime, 

Carisa, vetus lana percalida, unde et in mimo fallaces ancilke 
catacarisia appellabantur. 

Concinnatus, factus. .. 

Concenturiat, instruit, ordinat : .dictum a centurzonibus qui mil- 
tes ordinant. ὃ : : 

Computet, veneat diligenter. . 

Conspieillo, ita ut conspici possint quid agunt longis lineis. 

Gonibus, creuronitatibus. | 

Centurum, centaurum, 

Consectariam, pernicialem. ΩΣ 

Cantilenas, fraudes dolosgue. 

Consultans, cogitans, 

Culere**), quare: unde. eliam, cur, 

[P. 450.-ed. Mai.] Cracentes, graciles, tabidos. | 

Controversam ruinam sive pugnam, cum aut occazsunt, hostes od 
metum, aut absentibus infertur. 

Coniectaverat, correxerat, contoraerat. 


x 


x 


*).Ita cadd. [Fortasse: sinon paruerunt.B.K.] *"Jıflta codd. For 
tasse; Cui rei. BR. K.] 


Placidi Glossa.n. \ .,481 


Crastinam, dilatam: & crastino,.id est postea. 

Caelitus, a caelo; quomodo divinitus a dei appellatione. 

Clataculum Ἵ clodorum. 
‚Callibus calcalorum 2% | | 

Conticinio, tempore noctis, galli cantu, quando cecinit et conticait, 
Cassae, erumnae. 

Ciarum, doctarum. 

Curriculo ‚ cursu veloci, 

Crassabundo, titubanti. 

Calorem faciet, rubori erit, vel exit, 

Gaperassere, inrugare,, contrahi. 

Conspicio, video, 

Clade, clam vel.acculte. 

Continari, cöngredi vel coires unde continentia et continua. et 

coniuncta, 

Casnari **) seni, Oscorum lingua, 

Corporato, vulnerato. 

Catialis collis, nunc lacus Fundani ***), est dictus a Catio loco. 

Catillo, gulosus, a catelli appetentia. 

Conset, parabitur, condetur.. 

[P. 451. ed. Mai.] Crepero, dubio, incerto, ads crepusculum. 

Carinator,, maledicus, conviciator. 

-Capuli, lecti fanerei γε] rogi in modum arae sixucti: est aulem 

capulus masculini generis. 

Conducibile, utile, συμφέρον. 

Consulta, consilia, placita. 

Cluram vel cluram, simium, cercopithesum, 

Consatius, magnus, 6 conlatio factus. 

Caltulum, cinguli genus, a coacto lare calte, 

Catum puerum, catam+) puellam; si hoc genere dieit nsisunt antiqui. 
_ Connivere, oculos claudere, interdum dissimulare, 

Circum circa ‚. huc illuc. | 

Cabonum, equum castralum, quem caballam nos dicimus. 


x * 


Incipiunt per D litteram.. 


Danium , sacrificium quod in operto fit, quod bonae deae mulie- 
res faciunt, 

Deportat, despoliat, detrahit, sed proprie ad purum redigit: et 
ex puro clarum accipiemus, manifestum ex claro. 

Diaquilii, inferi. Aquilosi antiqui nigros dicebant. | 

Deligare, deferre, quod et dedicare dioebaut pro eommereio ες 
. terarum, 

Desudatum , sudore transaclum. 


[P. 452. ed. a Demulganti defringenti, , vel subigenti4}). 


*)Cod. 1 calibus calcarium. **) p. 449 Casinar. """) Codd. 4 
FSunditur. Ὧ Codd. 4. ductam. τὴ Codd. 8. sub Ignu : ᾿ 


29" 


453 . & Placidi Glossae 


Dissertum, dispositum, digestum, 

Divinum factum, sacfificatum, 

Doumuitionem, domus reditum, 

Depeßisse, defixisse, a pagendo dictumt ve) transegisse a pa- 
ciscendo, 

Dracumis, lacrimis, ἃ 

Decumanae, maximae, a flaucta decimo, 

Dismirando, emirando, 

Derepente, subito. 

Depelliculari, decipere, dictum ἃ pelliciendo. 

Dice, dicam. 

Defresum, detritum, unde adhac fresa faba, quae obtrita frangilur. 

Dusmum, incultum, dumosum vel squalidum. 

Desudescere, desudare, id est deponere sudores, 

Denixe, enixe. | A 

Donicum evitem, donec refutem, 

Dividiose, moleste. 

Demisso, devito, dissimulo. 

Devirium [Scribe: deiurium R. K.), jüdtarandai certum iurare. 

Disliquida, disperspicua, id est quas liqueat esse, ut est sol et luna. 

Diumfidius, Iovis filius, | 

Derupsit, dispersit. 

Delioca, locus depressus prope cloacam maximam ubi appropin- 
quantibus Gallis sacra quaedam Romani loco occulta defenderunt 

Demum, tum deinceps, | 

Deliguio, oblivio. 

[P. 458. ed. Msi.] Divinum, cum impediunt auspicia actionem. 
Auspicium, quod quis secutus prospere rem gessisset. 

Deperis, perdite amas. | 

Decalcatis, de calce ablatis. 

Delisit, delivit, inquinavit. 

Dedecet , dispuditum, puduit, rubor fuit. 

Divortium dicimus, cum mulier a viro divortium facit. “ἡ 

Devertit vero, qui a via vel ratione deflexit. Tamen cum de- 
vertit dicatur, diversorium magis ‚glam deversorium usus ob- 
tinuit. Ergo utrumque usu et ratione.dicimus. ' 

De contra video, dicitur usu non ratione: sed melius est e con- 
tra quam de contra. 

Destrictus, sine. .n. scribimus, non destrinctus.’ Est autem de 
strictus adtentus vel severus ac non solutus et lenis. 

Destringo, verbum est activum. Participia facit destringens d 
stricturus: in passivo destrictus destringendus, 

Diruo, diruit cum .r. 

Docilis et docibilis, utrumque dicimus. 

Dereliquerit, in futuro sine .n. scribimus. 

Deripere, per de, non per di, scribitur. 

Deiero, iuro. 


, 


Placidi Glogsie. τ 408 


[P. 884. ed. Mai.) Delibutus, unctus, contactus, 

Defunctorium, est quod dicitur vel fit, ut ya finem alicuiug rei 
aut terminum spectet. 

Defurgi, enim finire significat, unde de morienfibus dicimus. 

Delibutum, dieimus hominem unctum oleo ut athletae solent, vel 
in ceromate pueris exeroeri dicimas: et delibutum gaudio ‚id 
est perfusum vel plenum. 

Dumis, pro arboribus vel silvis plerumgue spinosis et obscuris 
ponitur. 

Decrepiti, non qui a senectute avulsi sunt, sed qui jam crepare 
desierint, id est loqui cessaverint. _ 

Dubium quin, numquid dubium. 

Dryocolaptes, avis quae in capite suo in modum galli cristam ba- 
bet, quae vre suo arborem fodiens, ibidem sibi nidum facit. 

Diplosa [disclusaR, K.], divisa νοὶ eparaln: 

Dividit, dedit. 

Deciditis, caditis vel inciditis, 

Dandantur [deduntur?. R. K.], fregienter dantur. 

Dispercite [Scr. dispescite R.K.], separate vel seiungite, 

Dididit, dispersit, divulgavit: ut, tua terris didita fama. 

Deciscere [Ser. desciscere, B.& ) "desentire ‚„vela propopito alie- 
nari, νοὶ seiungi. 

Dirivata, digesta vel separata. |. | 

{}. 455. ed. Mai.] Derivatio, enim dicitur agnarum digestio vel 

᾿ separatio: unde dirivatores dicuntur, qui populum per centurias 
'et tribus dividunt. 

Deplicuisse*), in liquorema et defectum conversum esse. ἡ 

Degluptus, pelle exutus, id est cute spoliatus. 

Depudescentem , impudentem, 

_ Destricti enses, evaginati, id est e vagina ductl, 

Domi, humi, et cet., adverbium est. 

Dissiliunt utres, rumpuntur, 

Dedere, est a deditione dictum, 

Dedicio, enim dicitur quando seiuncti aut vinciendi hostes victo- 
zibus traduntur, 

Deicida, et qui deum occidit, ut homicida. 

Desecare [Scr. defaecare R. K.], est decolare, et res quondam 
mixtas a faecibus segregare. 

Discrimen, aliquando duarum rerum separationem ostendit quae 
coniunctae esse possunt, ut est in ornamentis mulierum: ali- 
quando pericnlum vitae et capitis. 


\ 


Incipiunt per E litteram. 
Elephans; nulli dubium est .quod (add. per R. K] pe buso- 


litum scribi, non per «ἢ, 


N 


.* [Sczibe delioussse a deliguescendo. R. K.] 


% 


454 Placidi Glossae 


Expers, carens. Exspes sine spe, et est nomen. Expertus au- 
tem participium est. Eüper vero sine .x. nihil est. 

[P. 456. ed. Mai] Expiavit, dictum pro satis petivit, et inimicis- 
sime ac vehementer adnisus est: ex enim pro valde ponilur. 

Euge, adverbium laudantis vel bortentie. 

Erebus, per .b. non per «ἃ. Est autem maritus noctis paterque 
furiarum, | et socius chaos. 

Eques, est qui equo sedet. Equester locus vel ordo: ut si dicas, 
ille honor equester est: item militat in gquestri ordine. 

Exultat, melius sine .ὁ. liitera dicimus: nam cum ipsa .x. ex 
.c. et .s. constet, quomodo cum in ea iam sit .s., Tursum ei 
addimus illam? 

Excrementum, quod in aligua re superexcrescit, ut puta in arbo- 
ribus ea quae putanter, excrementa dicuntur, ut vitibus. Et 
in corpore si quid excreverit, excrementum dici potest. 

Excreamentum vero, quod spuimus νοὶ excreamus, habetur. Item 
sementum virile, unde animalium et hominum corpora conci- 
piuntur. Hino creatores parentes dicuntur. : 

Examissim [Sie], uno .m. ante ῥεβθμίκιονι; 

Expudet, est quasi padet. 

Eous, est homo de oriente. “Ἕως aurora vel lucifer. Interdum 
etiam pro sole ponitur apud poetas. 

Equus in tutela ‚Neptuni inventoris su} est. 

Euphonia, vocis sonus suavis. 

Emipheria ‚ dimidia sphaera. 

[P. 457. ed. Mai.] Enixa, duas res significat, et comata ad' efli- 
ciendum .aliquid, et quae partu laborata est mulier. Niti enim 
vel eniti, conari vel efiicere est. 

Ergasterium, graecus sermo est ? id est operarikım ubi opus fit, 
vel taberna ubt alieuius’operis exercitia geruntur. 

Examussim, integre sine fraude: musis enim dicitur regula et 
mensura fabrilis. 

. Ex re, ex rasu, ex ratione quse agitur. 

Exerte, prolate: exercere enim proferre est, vel ΕΝ 


Ergastula dicuntur a graeco, ubi damnanitur noxii ad aliqupd opus 
faciendum, ut solent gladiatores : et qui, puta exules, marmo- Ὁ 


“χὰ secant, "et tamen vihculorum custodiis alligati- sunt. 
Epitheta sunt quae nominibus apponuntur. Est autem graecum: 
ut, puta, magnus homo, doctus philosophus, epitheta sunt. 
Elogium, elogia, laudes eleciae, ut puta si quis in basi sta- 

tuae alicuius laudes scribat aut in titulo i a elogia di- 
cuntur. 
. Exoticum, nomen est graecum, id est peregrinum, de foris ve- 
niens, Dicimus enim exoticum yinum, exoticam vestem, ex0- 
. ‚ticum mancipium. 
[Ρ. 458. ed. Mai.] Exerat, ‚proferat. Primum verbum .est exero 
activum; facit enim’exeror passivum; et nomen est exerius. 


=» 


Placidi Glosnae. 455 


x 

Echint, ‚animalia sunt quae in Jiteribus signuntur parya, quorum 
caro minio similis et dulcis, Est et duplex testula spinis acu- 
leata, in modum castanearum quando adhuc opertae de arbori- 
bus cadunt, 

Essentig, .dieta ab eo quod est aliguid ; ut si dicas substantiar 
et‘est generis feninini. | 

Effutire, foris aliquid eflundere vel ΤΕ ΠΤ. cum garrulıtate. 
Dicimus enim futiles homines vanos, superfluos et loquäcks: et 

. est metaphora a vasis, quia vasa rimosa non terient quae inieceris, 

Echo, graecum nomen est. Est autem imago vocis quae in Cön- 
cavis locis resultat offensa ac resonat. 

Eo ingenio, ea natura. Ingenium pro natura posuit. 

Ephebi, imberbes. 

Exanclare, exhaurire ex graeco veniens quod quidem verbum Plau- 
tus saecularis poeta comicus posüit in Sticho: ie iste edepol 
vini poculo pauxillulo exanclavit saepe. 

| Erugo, saepe vitium ferri, ab erodendo dicta, nom ab aeramento. 

Eventus, ipsa res. 

Eventa autem dicuntur quae ab evenfu veniunt, 

[P. 459. ed. Mai.] Experimini, experimentum capit6, 

Enormia, grandia vel ingentia. | 

Exedram, absis quaedam separata modicum Quid a praetorio aut 
a palatio. | 

Ex phenicea bysso, ex panno roseo, 

Excivit, excitavit. 

Exeitur, excitatur. 

Ex specula spectans, ex.alto loco intendens, 

'Exerte, indissimulanter atque ostentabiliter. u | 

Exerli autem dicuntur qui virtutem suam exerunt et in Freiiptet 
habent, 

Evacuans, exinanians fens? R. Kr 

Eguisse, indiguisse. 

Enuclkeo, perpendo. τ ᾿ 

Examussio, inquiro; et est verbum secundae coniugationis, 

Expopulariter iactas, id est apud populum vel more populi vul- 
goque iactas. 

Equininam, multitudo collecta et in unum congregata, 

Eliminare, extra limen proferre vel publice secretum quid dicere, 

Et per hostiam lustratum, per sacrilicium purgatum. 

Exsuperantissimus, inexsuperabilis, 

Efficentia, a faciendo dicta. ΝΞ | 

Exsul, dicitur qui extra solum est: ideo cum .s. debet scribi, ut 
est exstirpata, a radice subversa. 

[P. 460. ed. Mai.] Exalbidas, non albas sed prope albas. 

Emissarius, flagitiorum et Iuxuriae satellesı satelles autenf de 
satisfaciendo dictus. | 

Explicit, ad librum refertus. | n 


΄. 


δα "Blacidi Glonsae 


Expliciunt, auteni et explicuit et explicavit, ad hominem:'ut'si 
dicamus "explicit liber, explicuit homo opus suum. 
Extemplo, subito, ‚continuo, ilico. 
Elogia, laudes enucleatae. Item arcana vel mysteria deorum. Ὁ 
Edule, cibus vel esca, ab edendo dicia. 
Evitare, est locum aut hominem periculi aut formidinis plenum | 
evadere., 
Exitiabilis, “est homo qui alii exitium praestat: dicimus enjm ex- 
itiabilem locum in quo exitium fieri potest; ut fovea vel Eladios | 
Ephippia, sunt equorum frena. 
Exerimus, proferimus, 
Eritudo, dominatio. u 
Epripica, praelucida. 
‚Exanclare, examinare, vel exinanire, 
Eliminavit, extra limen expulit, 
EHafilatus, exero thumero*) id est exira filium *) manu, id est 
extra proferens, 
Exitam, finitam, exactam. 
- Era**), domina; eritum, dominum. 
E labore animi, figurate pro animi labore. 
[P. 461. ed. Mai.) Excetra, multiplex in rediveam redilebeam ἣ 
quae nanne significat, 
‘Excrocollum, pallium tenue meretricium, dictum a croceo colore. 
er Ergo, causa vel aperta. 
Experientia , experimentorum noticia. 
Exnuit, induit. 
En unquam, et quando. 
Egregius, erectus, evigil. 
Expergito, velut somno ablato. 
Exdorsuandum, indicandea +}). 
Experitus, non peritus, id est extra peritiam positus: sicut ex- 
pers, extra partem. 
Exsciterit, expavi vero exeruero. 
Exte, esse. . . 
Exfigurari , eXpurgare est. 
Exinde, deinde, 
Eccere, eccetilis, iureiurando parcere. 
‚Emussitatos, musim exactos. 
Exipitandum, dicendum, oscitandum. j 
Efflictim, fdeplorando dicere, 
Exanclata, exhausta et quasi exangulata, , id est per angulos quo- 
que exquisita. 
Extrancam , abortivam, quia plurimum abiciunt extra. 


! 


j *), Nam eserto kumero?_ "5 Ita codd, *") Sine ἃ etiam.ia alis 
austoribus. +) Ita codd. ἑἔζ) Ita codd. 4, | 


- Placidi Glossae. = 450 


Kchauterontibus, ubertim flentibus „velutl exhaurfehtibus 
Exlaudat, extra finem laudat, 
Insipiunt per F en 
“ 462. ed. μέρας Futor*,) consentiens. 
ugator, expulsor, i 

Falla, fallacia, artificii subtilitas, a fauco dicta, 

Fleminum, 'vestem in qua sanguis ambulando in pedes flnit. 

Favicora, " proverbium in eos qui domesticis alimentis usi, aliis 
laborarent; dietum ab eo quod Capitolium aedificanti Tarqui- 
nio fabros ac structores corvi cam δῆ victu miserunt. 

Faragonvta, intextura significans cuiusque dei opus. 

Favissae, fossae quaedam in Capitolio quae in modum cisterna- 
rum cavatae excipiebant dona lovis, ei quae vetusta erant ho- 
minum; a fruge danda. 

Forco, quam nunc falliscum appellamus nuno cultra: alias secu- 
laris, qua pontifices in sacris utuntur; dicta ab eo quad fe- 
rianda petat. 

Formastro, opere pistrino, 

Formum, calidum, 

Feriatum, perfractum. 


Fassitus, solutus sit aut consumptus vel exhaustus, a fatiscendo. 


Ferocientes „ ferociam exercentes. 

Flaxare, vigilias circumire., 

[P. 463. ed. Mai.] Faunorum ER NEON antigeissimorum versuum 
quibus Faunus celebratur. 

Famulatio, servitium: ut eritio, dominatio, 

Forda, plena, dicta a praegnante, quod proprie significat, 

Fracebunt, sordebunt, displicebunt, dictum a fracibus qui sunt 
stillicidia sterquilinii. 

Facinus, omne factum. 

Favonium, odium leve et sine causa, velut a vento collectum. 

Futavit, fuit, ᾿ἑ 

Fulsit, "perüit vel percussit, Fulgere enim ferire est: unde que- 
que  fulmen dietum, 

Fuctis**), vas aquarium perparvi operis. 

Facetiis, iocis, lusibus, salibus, urbanitate. 

Facul ‚ facile, 

Ferentarius, leviter armatıs Bu aut fundis. 

Flixerit, adflixerit, 

Fratria, fratris uxor. 

Frontesia, ostenta: unde praetendere vel ostendere. 

Flatellis, sordium glomusculis. 

Flatores, tibicines, a flando, 

Flagratores , qui flagris conducti caedlünt. 

Formitat, formitibus exassulat. 


\ 


*) fantor? ) futie ᾿ | ᾿ 


48, ΄ Placidi 610 8688 6) 


Funus et ferias, proverbium est morediat*), queniam funere 
publico feriae dicuntur. 

Fratrarent, turguerent, pubescerent, 

[P. 464. ed. Mai.) Fauri, compitum, ubi nune lacus captivus*) 

᾿ de hostibus recuperatos ***) domus Fabricia data est. 

Futavere, fuere, 

Frugem fecisti, probe fecisti, unde quidem frugi. 

Facesse, fac interdum. : | 

Fugitivae, aquae quae ἤαυηξ ex rivo publico indeque praehen- 
duntur: unde fugitiva dicta sunt quae furlim quis ac non auo 
iure uteretur., 

Fluxus, equitis quoddam genus ab ornamento equi quod fluxum 
vocant, 

Frestram, fenestram. 

Fostori, nomenclatori. 

Freta moeta, crumata vel modulosa, 

‚ Flatare, augere vel amplum facere. 

Flacessite, est frequentativum, Facite dicimus; et facessite, re- 
cedite ***), 

Foenero foeneror dicimus, habetque quatuor participia, ab activo 
duo, foeneratus foenerandus, 

Foenus generis neutri est, hoc foenus foenoris foenori foenus 
o foenus a foenere, Difficile in usu legimus plurali numero 

‚maxime, nominativum: possunt tamen foenora. 

Factus illa res dicitur, et factus illam rem: ut si dicas eflectus 
est caro, et effectus est carnem; sed melius nominativo quam 
accusativo, 

Fortipes non forfices dicimus, 

Faeneuris cum a. - Ä 

Fastus superbia, et est quarta declinatio, 

[P. 465. ed..Mai.] Furui, farorem passus sum, ‘ 

Furvarum nationum, gentium nigrarum, Indi, Aegyptii, Mauri, 
Aethiopes.. Furvum enim nos nigrum diecimus: unde fures qui 
inobscuro latent: et forni furni, ergo nigri. 

Fetutinis, id est sordidis occasionibus quae per mulieres foetum 
facere possunt. 


- 


Fidiculae, sunt ungulae quibus torquentur in eculed apud' Persas, 


Festinate, actutum}), cito, adulto, et est adverbium. 

Frimurium, generis neutri. Item feminini frimuria, 

Fetutina, res foedae et sordidae et inguinatissimae, ac zhulieres. 

Faxo, faciam, temporis est futuri, 

Fornicem, moechiam ++). 

Fastidiosumrenidens, vel pro adridens vel consetitines vel ridens. Re- 
nidens enim plerumgue vultus dicitur laetitia vel risu profusus. 


“Ita codd. 4. **) locus captivis? °*) recnperatis? “7 Codd. re 
cedimuss +) Codd, aucto, vel acto, Yf) Codd. & mohetiam. ΄᾿ 


-- -------- . 


Placidi Glossae 00 
Fastidiosum vero pre fastidiose dizit*), Romen pro adverbio: Ὁ 
ut est, torvumque repente clamat. 
Futura allucinentur, quasi luxurioso sermone incerie praedicant.: 
[P. 466. ed. Mai.] Ferrugo, genus quoddam tincturae,simul. ΤΡΡΌΝΒ 
nigrioris. 
Foedera dicuntur sacerdotes per 4808 foedera fiunt inter duas gen- 
tes, quae post bellum ad pacem redeant. 
Fatesceret χα), abunde aperiretur. 
Forasticas, exteriores, 
Flagitia dienntar turpia et sardıda Iibsdinum crimima. 
Festivissimus est dies plusquam festus. Dicitur et homo: festi- 
vissimus et urbanissimus, . 
Incipiuns per G litteram, 
Gestio, sic declinatur, quomodo audio, amieio amiciebam:: ‚est 
enim gestio nentrale verbum, | 
‚Glaucus color interdum pro viridi ponitur, et qui admixtum ha-* 
bet virori alborem,. Nam Virgilius.hoc sciens, gleucas salices, 
et olivas glascas dixit. Item. in egnis aut kominibus glauci 
oculi pro splendidi ponunter. Legimus. nonnumquam et. maris 
colorem glaseum. diei, sed tanc quamlo: canescit fluetibus. 
Unde Glaucus deus maris senior fingitur = canitie fluctuum. 
Grates, sunt gratiae: quae aguntur; sed: tamen- indiserete ponitur.- 
Globus dicitur genere mascwlino lunaris, we Virgilius lucentem- _ 
- que: globaus lunae. Globum:autem et glombum et ei neu-- 
tro genere pensa mulierum. 
[P. 467. ed. Mai.]. Gibbr, gibkoren _ 
Gurgustiolum, antrum secrete angustum. 
Guorum, ‚qui peritiam'primas veritatis insinwant. 
Garrire autem multa verba et sordide logui, 
Gratilieum, gratum. Gratificas est enim ati fachene 
Gratiosus, qui.non iuste unicuigue guod: meretur tribeit, 
Glaber, rasus, 
Gymnasia dicuntur loca in quibus nudi: hominex exereantur: unde 
omnium prope artium exencitia gyırmassa.. dieunter. 
Gazae dicuntur divitiae lingua Persarum,. a-Geza oppido Graeco- 
rum, in quo olim Persarum rex divitias: congesserat umversas. 
Grafissimus, et animo et corpare: dieitur. 
Genuinorum dentium, proprie ultimorum, 
Gutturneo, gutto. 
Gallus: pullus gallinacius. 
Gaaruris, gnarus, SCIEn8.. 
Galliciciola, cortice nucis iuglandis viridis , per guem corpus bu- 
᾿ς manum intelligi vult. 
Gravascela, graves, id est anni. 


*) Dixit nempe ille auctor, . quem: glomin ‚seribendis ezplannt Placidus. ' 
**) fatisceret. SE 


45 - : Placidi Glassae, 


Gramis,' gremis, quas sunt pituitae oculorum. 

Gerras, nugas ineptiasque, 

[P.468. ed.Mai.] Gorgos, adverbialis interposilio, ut poITo, pror- 
sus, nimirum. - 

-Gnari, canlionum, sermonum. 

Grallae, erticae*) ad quas cruribus colligatis ambulantes, gral- 
latores **) dicuntur... 

Gerro, nugator dictus a gerris. 

Genis, ea parte vultus quse inter malag et auriculas est : idea ge- 
nae dictae, eo quod infans ia utero caput inclinstum inter ge- 
- nua tenet, 

Gnoscet, sentiet, experietur. 

Gnoritur, cognitum sive compertum est. 

'Glomerum ,) pallium pastorale. 

Incipiunt per H litteram, 


Heroes, dicuntur viri aerei vel caelo digni, id est fortes velss- 
pientes, ab aere id es Junone, guam aörem dicunt esse, ubi 


zegnum et sedes animarum est. Üt, aöris in campis latis. Et 
Cicero in somnio Scipionis, ego heros huius herois. Mulier vero 
heroine „ vel heroina, aut herois***), ut Lemnias, 

Haec securis, huius securis, et roliqua, 

Harioli dicantur insani, qui spirita nescio quo inflati vaticinantes 
circa aras et templa discurrunt atque bacchantur., 


Heliton heros apnd Latinos nullus est Quaerendus ne ih Gras- | 


cis aut Persis? 
U: 469. ed. Mai.] Habena, id est loram per ἐδ. 
avena herba per .v. 
Honoripetes, sunt qui honores petunt: ut dicimus heredipetas 
‘+ qui hereditatem petunt, 

Hiulca, sunt quae aperiuntur, ab biando dicta: hjatus enim 
apertio est, ut sunt rimae in vasis, fula in terra, (et) quando 
aer suo candore finditur, aut si ovum in partes er 

Holitores, holerum distractoree, ᾿ 

Hovis, est quem pagani inter sacra siderum colant. 


Hosirim vero pro sole accipiunt. Simili modo etiam eoum s0- 


lem volunt, ϑως sive aurorae deum, 

Hesculapius, "Asclepius medicinae inventor, 

Hilum, quicquam. 

Hemdem, aeque, similiter. 

Habitudine, habitu, 

Harenam, ut hasas, nos aras; et lases, .quos nos lares di- 
cimus. 

“ Hiare, aperire. : 

Hinnirse, stridere. { 


9) Codd.: conlogni paroitis. Codd, gravatoren κ“,) Codd. be 
zons. am heroläs? ᾿ 2 
! 


\ 
| 


᾿ τς Ptaoidi Glossae, ᾿ 401 


Hariolatus est, divinavit, conlieotavit, 
Hastinate, cava staca*). ᾿ 
Hispido, truci, horrido. - 

Herbidius, ab herbae colpre, id est viridie ᾿ 

Habitior, plenioris habitus. x 

Herediolum, possessiunculam. 

[Ρ. 470. ed. Mai.} Herasintima ‚intestina, quorum diminutio dicuntur. 

Hosita, aequata, lenita. \ 

Habeo, habito, quod nunc frequentative dieitur, ga hic habet, 
pro habitat. 

Hellui, crapula veterani: unde helluones dicuntur. | 

. Herbam dedit. Hoc enfınm tontendentibus erat,, vulsam herbam 
qui vinceretur porrigendi, ; ut nuno dicitur, 

Horno, anno. ᾿ 

Hirudo, sanguisuge. 

Hermae, simulacra sunt Mercurii tantum caput et pedes haben- 
tia, corpus autem truncum est et quadrafum totum. Est au- 
tem nomen graecum. 

Hermes , id est Mercurius. 

Hara , locus est tenebrarum et percorum, 

Humus, terra ab humanitate dicta, quia cunctis humana est: et 
est generis feminini, 

Harioli, divini, qu# concepto ante aram spiritu futura praedicunt. 

Histus, proprie est omnis oris apertio, translata a feris quarum 

‚ aviditas hiatum, id est oris apertionem, monstrat. Inde. dici- 
tur et inhiare, intendere aliquid, et caute prospicere: ut si di- 
camus aruspicem in exta inhiare, 

Hirpices, tribula. 

Hydra, Jdraco fuit multorum pm in Lerna gunte provincias 
. Arcadiae. 

Habilis dicitur qui sese habet, id est integer et fortis. 


Incipiunt per I litteram. 


P.471.ed.Mai.] Infamia, non dubium est quin generis sit feminini: 
nam si neutro dicas, ut verbi gratia infamia locutus est verba, 
stabit quidem. 

Incestum, puto «Δ. litteram debere retinere: ab eo quod est inca- 

' stum venit. Cestum dicunt zonam pelliceam Veneris quae legi- 

limas nuptias ligat. Si quis ergo alieni legitimique matrimomii 
iura violaverit, incestum dicitur admisisse, id est quasi casti- 
tatis vinculum zonamque Veneris violasse, 

Iudaea**), cum .a. scribendum. 

Indagus, indaga,. indagum , participia sunt, cum ut tantum. 

Inguen, inguinis, generis neutrius est, partes corporis'pudendae. 

Inguinis vero in latino nomen est. ὁ 


5) Ita codd. 4. staota? aut pastinaca?_**) Codd. 3. Indem 


403 Plaoidi Glossae 
" Inclaudicabilis, et inclausibiligs inelandicabilis ad pedem refexter, 


inclausibilis ad locum.. 

Inclaudibilis vero inrationabile. 

Jannarius dicitur Jano deo sacratus, 

lanuarius est enim princeps deorum, quasi mundi vel caeli vd 
siderum vel mensium. 

Ianus autem qui est bifrons et quadrifons: bifrons qui.et orientem εἰ 
occidentemteneat, et praeterita vel futura cognescat: quadrifons 
quatuor elementa vel tempora vel canlines mundi. Hunc quidam 

[P.472.ed.Mai.] Iovem, quidam solem esse crediderunt, quiali- 

ı mes et ianua sunt anni. Februazius menlis a Februo id et 
Plutone, quia ianuarium diis superis, februarium diis mani- 
bus consecraverunt, Ergo februarius a deo Februo id est Plu- 
tone, Mensis februarius dictus est natura febre*). Martins 
Martis, Aprilis Veneris quasi ‚aproilis, quia graecs Ayeodim | 

Venus dicitur, quod ex maris spuma dicatar esse progenila: 

, ἀφρὸς enim graeos spuma eat: γοὶ sprilis ideo qua hoc. mense 
terrae omnis aperilur fructus. Maius a Maia matre Mercarii, 
vel a maioribus qui erant principes reipublicae. Nam unum 
mensem majioribus ; sequentem antigus innioribas consecrarunt: 
unde et iunius dicitur. Julius in honorem Gaii Inlii Caesasis 
imperatoris romani. Augustum in honorem Auguati simili mo- 
do imperatoris romani, qui Caesari suceessit. September a 
numero, quia septimus est; ut ociober quia oclavus. Similiter 
οἱ november quia nonus est: et ita december guia decimus οἱ 
mensis, 

Juspraetorium, iurispraetorii, juriprastorio, inspraetorium, or 
praetorium, ab hoc iurepraetorio, 

-Intendere autem multa quidem siguißcat. Intendere, abduceers, 
coronare, vel ligare, ut Virgilius, intenditque locam serie. 
Item intendere, minari. Sallustius, manum in os tendens. Intendit, 


. [P. 473. ed. Mai.] criminatur, Aut caedere, autiniuriam. Difficileta- 
men in bono est, 


-Iuvat, delectat, prodest. 
Incensant, recusant. 
Impnnita, quae poenam evasit, id est quaa punita non est. 
.Indoles, nobilitas generis. 
"Incubitus dicitur ab incambendo, sive iacendo, sive alieno optando. 
Invisi, inimici felicitatibus, vel odiosi. 
..Inurere, infligere notas veli insignia vel maculas: ut solent oquos 
variis signis ferro candenti designare, vel alia animalıa, 
Indespicere, aliquid incipere et perficere ac potiri**), 


Incela dieitur qui Es locum ad se pextinentem incolit. 
llitus, linitus, 


ἢ 


Ἶ 


*) Ita codd. 4. *) Tunc indepisci. 


\ 


Placidi Glossae a6 


Iubenale pharos, sermper virens δὲ numquam senescens Blasen: 
uti si de sole dicamus, 

Inkt, incipit fari. ne ΠΝ 

Infulae sunt ornamenta omnium honoram et dignitatum, et eguo- 
rum ephippia, sive freni, aliter epithia, 

Ingluvies, gula vel voracitas. 

Impraesentiarum pro impraesenti. 

Inseetandi et compellendi, cum iniuria apellandi. : 

[P. 574. ed. Mai.} Indiges dieitur interdum hemitbeus ut supra 
dictum est, ab indigendo divinitate, qui cum homines fuerint, 
indiguerint tamen divinis. Däicunt etiam quidam iudigentes *) 


deos naturales et caelestes, a eontrario guod zn indi- 


geant: 

Itidem, iterum atque iterum. Interdum et pro similiter. 

In aeteruae vitae crepidine fuit datus, in fine et propsnquitate vi- 
tae aeternae constabilitus **). 


Inextricabile, quod numgeası finitur,  facit adverbium inextri- 


eabiliter. 


Insignit, insigne facit, vel eiguum impenit, translatum ab anima- 


libus quae nota signantur. 

Immensorum thesaurorum ratio quidem facit, sed propter eupho- 
niam immansum dixit. 

Infersisti, replesti. 

In speculis, ia aspectibus ναΐ in visibus, 

Infercis , reples. 

Intemerare, valde contingere, νεῖ populari atque Falle, 

laventus, iuventas, iuwenla. Juventus iuvenum multitudb. Iu- 
ventas dea iuventutis. Iuventa ipsa nostra aetas est. Sedno- 
stri in plerisque locis aliter posuerunt. 

kobar, splendor solia ναὶ. luxise ve stellarum, quod in medum iu- 
barum radii ipsorum extenduntur, 

In inculta, domo non culta, 

[P. 475. ed. Mai.] Invalitudingriorum; Jangnentium. 

Inpensa, velinpendendo, quod erogando; .et seribitun per .n. 

Impraeiudicata, non iudicata, non aucta, 

Ingeri, est offerri: ut ingessit se iudiciis, id est obtuliß. 

Innexis ***), innitens, wt si quis kacule innitatur aut cokumnis 
fabricae, - 

In burim, in curvationem. ὃ 


In propatulo, est in aperto: patola enim. et propatula dicuntur 


loca diffusa et dilatata. 
Inevitabilis dicitur, qui fugi non potest vel declinari, . 
Ingruit, imminet, impendet, ut tompestas. 
In flustris, in porta, 
Impilasti, convicio conscidisti, interdum castigasti. 


ἢ Itacodd. 45) Codd. constabilias. **) innixas. 


- 


48 Plaoidi Glossae ᾿ 


7 


Ν 


Impulsas, impositas: unde hodie quoque. impulsari fascem dici- 
mus, quod magis imponi decentius dicitur. 

Interibi, interea, vel interim. | 

Ibulsis*), id est illis, | 

Iuxta oppidum, pröpe carceris"), _ | 

In ridiculo, in risu, in cachinno, 

Iudace, antebat”**). 

Impubem, investem, sine barba. 

Instragula, strangula ab sternendo, 4 

Ingratis, sine voluntate, Ru 

[P. 476. ed. Mai.] Infuit, diotum ab eo quod praster tempus significel. 

Juvencam, iuvesem puellam, 

Iugi [unoni, a gua vicus iugarius. Ara ibi sita est. 

Infellicare, infelioem facere, infligere. - | 

Involant, invadunt, arripiunt, 

Iterant, dicunt, indicant. : 

Insiente, innitente, pariente, a ciemdo et iavocando proximos| 
quosque auxiliatores, 

Inluvie, incuria, sordibus, 

Inclamitari, convitium pati: interdum terripi est. 

Igitur, dum, deinde. . 

Ingluviem, Cornutus ventrem, Plinius edacitatem. 

In mundo, expedito, vel ad manum, procincto. 

Iaculatores}), dictum a iacnlis, qui sunt militares _ 


Interficto, interrumpe. . 

Impatibile, quod quis pati non potest. : ; 

Inmoene, improbum, culpaudum}}), vel interdum munere li 
beratum. 


lecore, iocinore, | a. 


ter intra serunt. 


. Imploratis, invocatis. 


Induttff) te, erga te, vel ante te. 

Jurgio, incursation, 

Interstat, interest. : | 

[P. 477. ed. Mai.] Iuge, sine defectione, peremne ao perpetuuM. 

Judicatus, iudicio addictus damnafusque. . RE 

Infrequens, absens, alienus: dictum a militum igsominia qui οἱ 
vocati non adfuissent, infrequentes notabantur., 

Infindis, ingens,  oblitus. 

Insequis, narras, refers, etinterdum pergis. ἢ 


: u ö Ita 
*) Ursinas in marg. ait: “fortasse illibas, sicut hibas. 2 
oodd. 4. **) Itacodd. 4. +) Codd. Iani labor serviam. 


4 ΗΜ Φ .n ® itus 
apud Ciceronem Accius, prout ipsum recitat scholiastes a m® ed Ita 


ad or. pro $extio cap. 57.” ++) Codd. iter Infermentar. . 


΄. 
ι 


eh  Placidi Glossae. 465 
Infurvas, insulas*) offandi. Ὁ | 


Immerito, zon merito, 

Insortem, infelicitatem. 

Instabor , instar, vel similitudo. 
[stamcine, istam ergo. ᾿ 
lactatus, inductus, captus. 
Impitus, implicitus, vel inrelitus, 
Intercus, hydrops, | 
Impotens, impos, vel sine potentia, interdam praepotens, 


‘ 


Incipiunt per -Κ litteram. ον 
Kalendae, mensis inceptio, | 
Kaput, prima pars hominis, 
Kalumnia, äurgium litis. 


λ 


Incipiunt per L litteram; 


Ludicrum, spectaculum, ludibrium, 

Lemurum, larvarum, | | | 

[P. 478. ed. Mai.] Lupam, meretricem, a rapacitate, vel a libi- 
dine huius animalis, unde et lupanar dicitur. | 

Lepidula, festiva. . 

Ludibunda, adulescens. 

Laudaxe, nominare, vel referre, 

Litumos, patientiam calcatam, vel crudelitatem inritam **), 

Lorarius, tortor. 

Latrinis, Ἰοοὶ quibus solebant lavari sordida. 

Lustris, locis abditis, in quae potandi libidinumque causa se- 
cedebant. | u οἱ 

Longinquius, longius, ulterius. 

| m, :vocaboe, 

Lucide, palam. 

Lues, solves, - aba, ach 

Larundam, quam quidam viam dicunt. | | 

Limasses, conlocasses. Wh 

Latro, satelles, dictus a lateris custodia. (Sine praepositione 
oblitus, immemor ***). ΝΣ | 

Laterna, punica, a pellibus quasi ab unculis et gularum adfixas 
'extendent }), 


“ 


7 


*) nebulas? *) Codd. 4. in ritum. : *”) Comma translaticium. 
7) Locus corruptus, Vide Isidorum voc. lacerna etym. lib. XIX, 24, Et 
quidem totum hoc Placidi opusculum mendis scatet, quae ghatuor aeque 
vaticanos codices obsident; ita at ab uno fere corruptissimo vetere derivati 
videantur. Iam tot errores ope critices persanare, nec facile est, nec modicae 
meditationis aut temporis. Praeterea cavendum valdg est, ne dum singula 
paradoxa ad communem usum revocare volamus, genus ipsum operis pes- 
sam detur. Ego igitur pleraque omnia intacta reliqui, Coniecturas tan- 
tum aliquöt vel emendationes in.margine scripsi. | 

Archiv f.Philol, u. Pädag. Ba. II. Hfi.3. 429 


, eayumque indioes a aa ; ᾿ 


! | 1 
4166 Placidi Glossae,. ‘ 


Libassius, Liber pater. 

Luculentasset, Juculentum fecisset. 

[P. 479. ed. Mai] Luncuns, ‚nominalivus gloseimaticos δ) 

Lucunti, genere neutro, numero seinper plurali. L. mentus”) 
autem genere masculino dicunt Iudaei et eotum filii, cimices 
non lecti genialis, sed scandaphilae amphitheattalis. 

Lepidus, mollis dicitur a lepore, ‘quod animal tröllissiehum est. 
Facelus'vero quiiocos gestu et factis commendat, a faCiendo 
dictus. 

Libitina, est dea paganorum, quam auidem Venerem infernalem 
esse dixerunt. Tamen et libitina dicitur lectus gortuorum, vel 
locus in quo mortui conduntur. 

Laestrigonae, gentes sunt cradelissimae, ut Cyclopas diximus. 

Lepos, urbänitas elegans et mellis ac faceta; unde®omiries 'tales 
lepidi vocantur. 

Licet, adverbium permittentis esse intelligitur. 

Libare, est leviter aliquid contingere; ut si quis invifatos ad 
convivium Vel potum, perexiguum quoddam de esca vel pößc- 
ne sumat, non valde vel nimium Aatis. 

Litua, virga itcurva pastoralis, geheris fein. 

Lembus, navis brevis. “ 

Lucinam, alii Iumonem, alii Dianam dicunt, quae parientibus 
raeest. 

[P. 480. ed. Mai.] Eimuo, porpura. 

Lynx, genus ferae agrestis variae, similis leopardo, Libero patri 
‚sacratum. 

Liberavit, de praeterito per «νι: liberabit, ‘de futuro per .b. 
scribitur ***), j 

Lymphari, est bacchari, et faria quadam aut daemonibus imple- 
tum rotari huc atque illuc, et discurrere sicut Iympha ἢ 
aqua; sicut aqua huc atque illuc dirivata aut fusa disc 
Sunt 185 qui dicunt Iymphaticos spiritu deoden aquarım 
pefturbatos agitari. 

Liventia, nomen factum ab eo quod dicitur livet. 

Lampenae, stellae sic dictae. 

Liniamenta, extremitates corporum, ut puta ubi finitar ternden 
deorsum äuricula:; unde pictores liniamenta appellant desigms- 
tiones singulorum locorum in imagine, vel impressiotreis quas 
postea coloribus manifestant. 


Laeus, excepliones in quas aqua decurrit, &t scribitur una .c. 
Locis his, quae eruerant, repletis, Metapliora ἃ fossis: fossas 


, »ἢ ἢ ὰ 5 
ἐ 


Li 


'*) glossematicus. en Ita codd. 4. Μὴ Hoc dieitar a Placido 
contra vitiosam harum litterarum permutationem , quae in vetustissimi 
-mss, abundatz cuius rei testes suft classicorum auctoram editiones ınea 


ee 


Placidi Glossae. ὰ 467 


enim bs dicuntur, et komines herbi' οἷ ἃ nee den-, 
“ tium +) .liberentur. 

IP. 481. ed. Mai.] Lebeta, olla, generis feminini. | 

Lagessere, metaphora a canibus vel a feris, quae solent ecrande 
provocare, Verbum coniugationis tertiae correptae, 

Läniena, locus ubi animalia mactanftur, dictus a laniatura. 

Labyrinthus, locus in Creta insula parietibus obscuris circum- 
textus, quem aedihicavit Daedalus artifex. 

Lacunaria sunt, quad cameram subtegnnt et ornant, quae et 1a- 
quearia dicuntur, | 

Lomentis, laquearibus. 

Lacteus circulas, via quae in sero [scr. coelo?] videtur quasi alba: 


quem aliı dicunt animis heroum antiquorum refertum, et me- ὁ 


rito resplendere: alii viam esse quam circuit sol, et ex ap 
. doris ipsius transitu ita lucere, 


Ludibrium, est aliqua res quae Judo et contemtu digna est. Mo- 


do etiam ludibria pro ognibus criminibus dicimus. 

Loculos. Locus dicitur ad aliquid ponendum in terra factus: un- 
de tractum est per diminutionem, ut loculos dicamus et locel- 
los ad vestes vel pecuniam custodiendam. 


Laestrigones, feri homines ut Cyclopes fuisse dicuntur, Italise_ 


vicini. 

Lancino, est lanio frequenter. Lancinare per lances dividere. 

[P. 482. ed. Mai.) Livimpescium, heluesarium, 

Luum, lues enim dicunlur. 

Lemniscata, maior palma gladialorum. Est nomen prodaucti- 
vum, generis feminini. | 


Incipiunt per M litieram. 


“"Woltifariam, multifarie, adverbialiter utrumque dicimus bene. 
Magnalia, in nullo auctore leguntur, quia est verbum nimis s vilis- 
simum, nisi forte in aliquibus antiquis. 


Malus. granata, arbor, generis feminini ; Ppomum vero genaris 


neutri est, , 
Maturrimum eliam εἰ maturissimum ana. Denique Sallastius 
in historiis maturrimum magis quam maturissimum dixit. 
Mausolea, sepulchra seu.monimenta regum maxime Aegyptiorum. 
A Mausolo illorum rege dictum est. 


Manübiae, dicuntur spolia hostium quae a rege aut duce eiusdem - 


manibus deportantur. Ut exuviae et indubiae dicuntur. 

Munifica et munificus, dicitur qui alicui multa munera dat, vel 
ille qui munus suum, id est officium, quod debet implet: .ut 
put; munifica Sicilia imperio Romana, id est quae ei impo- 
eitum munus Besser obsequium. ᾿ 


Ὁ) Codd. 4. dent, er ᾿ | 


ur 


4 


368 Placıdı Glossae ':ἅ 


[P. 488. ed. Mai.] Macte, verbum est bene alicui optantis, ut 
‚Virgilius dicit: macte nova virtute puer, a est multum 
aucte, magne puer οἱ sublimis. 

Meditullium, dicitur in quo aliqua meditantur sive ad docendum 

‘ sive ad discendum. 

Murex, dicitur cochlea maris acuta, quae alio nomine con- 
chylia nominatur, ex qua purpura nobilis inficitur. Dicum- 
tur et murices peträe in litore similes muricis huius, aculis- 
simae et navibus perniciosae. 

Mysta Graecum est, id est mysterüi auctgr. Summysta, qui sub 
eo est. 


Mithra, pallium Phrygium vel Persarum, aut ornatus capitis. 


(Intestinague sordes crevit: unde ematiciarii dicuntur gui 68» 
dem tractant aut vendunt ἢ). 

Margo, pars cuiuslibet loci, ut puta maris: et est generis commu- 
nis, ut bic et haec margo. 

Mulcator corporis, qui corpora aflicit vel cruciat. 

Molari, exiguo saxo vel brevi vel modico. 

Morbus regius, genus morbi quem moris sic nuncupandi, quia 
tanto potior est guanto deterior ceteris ommibus. 

Meritissime , dignissime. 

. Medullitus capitque **) ad penetralia medulla detenti. 

[P. 484. ed. Mai.] Munia, tributa, munera, vel officia. 

Moris quippe, habet morem vel consueludinem vel usum. 

Meticulosus, metuendus. 

Municipes, curialium maiores, ex eo quod munera fisch de- 
‚mancipiant. 

Mordicus tenens, morsu quasi tenens. 

Mutilare, est aliquid quod sit integrum detruncare:- ut si quis 
homini manum amputet, mutilabit eum, aut arboris parte 
aliquam vel aedificii, 

Menenca, in cerebro membrana qusedam, vel pars cerebri: est 
autem Graecum. 

Magnopere, est ad magnum opus esse quemquam necessarium. 

Minitari, est alicui plagas vel caedes minari. 

. Mulcator”***), delinitor, compositor: mulcere enim delinire est, 
a mulo dictum. Vel verbis blandis deleniens, a mulso, id est 
melle, quod acceptum lenit fauces nd, aut oppletum 
sordibus stomachum solvit. 

Moliri conamen, est aliquid cum mora agere. 

Manticulatio, fallacia vel lenotisia Ὁ. | 


- 


‘ Murgissor, irrisor, lusor. 


Masio, malo. 
Manticulam , viatoriam peram, 


*) Comma_ translaticium. ") Ita code. 4. “ἢ Ita cold 5. 
Ὧ Ita codd,. 4. [Scr. lenocininm. v. Intpp. ad Fest. γ, mantiouari. 


| 


4 


Subscription, “47 


Subscription 


Im Laufe dieses J. erscheint eine Sammlung griechischer Ge- 
dichte, übersetzt aus Römischen (Horat., Ovid., Virg.) und Deut- 
‚schen Dichtern (Schiller, Matihisson-etc.); zugleich ein Hilfsbuch 
zur Erlernung und Einübung der griechischen Prosodie; nebst 
einem: kurzen Verzeichniss der Metren, und einer homerischen, 
mit prosodischen Anmerkungen versehenen Stelle. Für Subscriben- 
ten wird das Exemplar nicht über 1 fl. kosten. Sammler das 


1116 gratis. Man subscribirt bei: 
- Hrn. Buchhändler Steinkopf in Stuttgart, 
—  Antiquar Steinkopf' das., | 


dem Verfasser. 


Professor C. F. Tafel in Tübingen, 
Professor L. Schmid in Limburg, ἣν 
der literarisch - artistischen Anstalt in München, und 


Die Subscription ist offen bis Ende dieses Jahres. 
Hiebei | eins Probe, 


Horatü Odar. C. I. 31. 


dd Apollinem. 


Qaid dedicatum poscit Apollinem 
Vates? quid orat, de patera novam 
Fundensliguorem? Non opimas 

. Sardiniae segetes feracis;; 


Non aestuosae grata Calabriae 
Armenta; non anrum, aut ebur In- 
-  dicum3 
Non rura, quae Liris quieta 
Mordet aqua, taciturnus amnis. 


Premant Calena falce, quibus dedit 
Fortuna, vitem: dives et anreis 
Mercator exsiccet culullis 
Vina Syra reparata merce, 


Dis carusipsis; quippe ter et quater 
Anno revisens aequor Atlanticum 
Iımpune,. Me pascant olivae, 
Me cichorea levesque malvae. 


\ 


Metrum alcaicum. 
A “- vom — |—uu— [vu 
-- ne | N un “Ὁ | —— 1: — u 
— un | — u | — u — 
Μάντις δ᾽ ᾿ἀπόλλω ἑἐξοσιούμενον 
Πῶς εὔξεται; σπένδων τί Öenostan 
οΟἷνόν δ᾽ ἕτειον; Ani’ οὕπω 

Πίονα Σαρδόνος εὐφόροιο. 


Χαυστῆς δέ 6 οὐκ ἀσπαστὰ Καλα- 


Βοσκήματ᾽" οὐκ ᾿Ινδὼν ἐλέφαντ᾽ 
| ἄρ᾽, οὔ 
Χρνσόν τ᾽, ἀγρούς 9’, οῦς Aigıs 
Ye 
10 δάχ' ὑγρῷ, ποταμὸς σιωπῶν. 
"Aonn Καλήνῃ ἄμπελον, ᾧ Τύχη 
“όσκεν, πεέξζοι" οἶνον Lö’ ἔμπορος 
Πλουτῶν ἀφαύσαι xavgioıo, 
. Ὃν Συρικῶν ἄρ᾽ ἄμειψεν 
ὠνῷ 


4] 


Θεῶν φίλος τίς 6’. ὡς κατ᾽ Erog 
r -πλ ͵ 


ἐὼν  : 
᾿ Τρὶς, τετράκις τ᾽ εἰς πόντον Ἄτλαν- 


+ 


τικὸν . 
Νήποινα" Kızdan εἰ. Aaln, ° 
“Καὶ μαλαχή w ἐλαφρὴ τρέφοιεν. 


͵ \ 


418 


Frui paratis et valido mihi, 
Lato®, dones, et, precor, integra 
Cum mente; nec turpem senectam 
Degere, nec cithara carentem. 


Das Grab. 
(v. Salia.) 


Das Grab ist tief und stille, 
Und schauderhaft sein Rand. 

Es deckt mit schwarzer Hülle 
Ein unhekanntes Land. ΄ 


Das Lied der Nachtigallen 

Tönt nicht in seinem Schoos. 
Der Freundschaft Rosen fallen 

Nur auf des m Moos. 


Verlassne Bräute ı ringen 
Umsonst die Hände wund; 

Der Waise Klagen dringen 
Nicht in der Tiefe Grund, 


Doch sonst an keinem Orte 
Wohnt die efsehnte Ruh’; ἢ 

: Nur durch die dunkle Pforte’ 

Geht man der Heimath zu. 


* Das arme Herz hienieden 

Von manchem Sturm bewegt, 
Erlangt den wahren Frieden 

Nur wo es nicht mehr schlägt. 


᾿Θανὼν τί οὖν ἄκουσεν 


Subscription _( 
ἔχει". 


Hagnosgdaı ὄντ᾽ οὖν, ἠδ᾽ ὑγιεῖ 


μοί, 
darge, καὶ φυχῇ, δὸς & ἄρ᾽, εὔχομαι. 


Ἁγνῇ, ἀτερπὲς und γῆρας 
ad ἢ κιθάρης ἐρῆμον. 
ui Τάφος. 


Metrum ron ou altero οἶα: 
lectico 


-Σιγῶν τάφος βαϑύς ze, 
Φρικεὸν τὸ lan’ δοϑ" 
ar reger ρΥ τὰ 


δέ «ου. 


Mäny’ re 
Φίλων δόδα σεέ 
ἸΜνίον λόφον ee 


“Νύμφ᾽ al! μάτην ἔρημος 


τὰ χεῖρε συντρί 7 
Οὐκ es ὀδυρμόᾳ 
Βύσσου βάϑορδ᾽ ἔβη. 


δα τύχοις KL: παύληρ 

κ ἄλλοθ᾽ ᾽ ἧς ποϑεῖρ. 
“ιὰ γὰρ πύλης ἀμαύρηᾳ 

Movos οἶκον ἐκπονεῖς. 


Τὸ κῆρ, τὸ οἶκερον, ἔνϑα 

2 βίῃ τυπέν, de 
0Ans μὸ χίχον 

Πνέμν {ὦ χλιπέν. Ὁ 


Einige andere Uebersetzungen 8. im 2. Suppl-Bde. 1. Heft 


1833 dieser Jahrbücher. 


Ehingen an ἃ, Donau, Juli 1885. 


Scheiffele. 


‚Greseri Carmen gratulatorium. ° 18 


A , 


GUILIELMIO BICHTERO 


Professori Regio | 
Gymnasii Gubenensis adhuc Rectori \ 


Munere 
Per XL annos singulari cum virtute gesto 


D. a m. Septembr. a. MDCCCXXXIII. 
Se abdicanti 


τ 


Poculum argenteum 


Pietatis suae monumentum a 


Offerentes 
. Hoc oarmen dicarunt 


= Cum: - Diseipulis Collegae. 


πολι; 
, 
Υ 
} 
ν ᾿ 


Audisne laetos Hebilibus modis ; 
, Cantus solutos? Serta chorum vides 


Sacra oflerentem, Jacrimarum 
Rore micantia tristiore ? 2 


Divae sorores, en, praeeunt duces, 
Quarum sequuntur cum pueris viri 
Gradum volentes, quo nuere | 
Sancta Fides Pietasque pura. z 


TE nam suorym hoc utraque vult die 
Fructus honorum carpere debitos, 

Iussitque cum caris alumnis \ 

Carmine TE celebrare amicos. 


Functum bis aevo TE colimus senem, 
Mire iuvaret dum gravis impigrum 
Labor.quater denos per annos: 
Quo pueros iuvenesque doctus 


Doctis laborasti imbuere artibus, 
, Vörtutis et quid, quid Sapientiae 
Divina posset vis, tenella ut 
‚ Imbi erent animi iuventa. 


- \, 


[2 


450 Berichtigung. 


‚Qua TE perenni praedicat ἐδ δῶν. 
Gubena laude, et dum virides lavat ° 
Sonora colles Nissa, sero 
Posteritas nieinorabil aevo, 


At laeta nohis corda premit dolor. 
Moestam vides, cui mitis eras pater 
Dulci cohorti, nec fideles 
Moestitiam superant amici. 
\ 
Haec nam palaestrae lux rapiet bonum 
Nostrae magistrum, haec iam moderamine 
Orbat parentis. — Leniora 
Sed medicamina volneri affert 


Solamen unum, Tempora quippe amor 
Invicta vincit. Noster eris, Pater, 
Tuique nos, donec tenebunt, - 
Sceptra ‚Fides Pietasque terris. 


Quare perennis foederis arcipe 
Sacrata signa. En, laurea poculum N 
Cingit corona argenteum, ipso 
Numine quod ferimus deszum. ἡ 
bh 
‚Hinc saepe. amicis quum viridis aenex 
Seros in annos non sine carmine 
Merum ‚propinabis, beato 
Nostra aderit pia turba vati. 
. Graser., 


Berichtigung 


Br. Dr. L. Tross zu Hamm hat in den Supplementen der 
Jahrbb. Bd. 2 Hft. 2. S. 318 ein angeblich ungedrucktes Gedicht 
von Muretus bekannt gemacht. Dieses Gedicht ist aber , so wie 
die Veranlassung, sehr bekannt, und befindet sich, nebst an- 
dern auf denselben Gegenstand z. B. in der Ausg. v. oratt., epist. 
et poem. des Muretus v.J. E. Kapp (Lpz. 1741) poemm. p. 42 54. 

Weilburg, den 30. Oct. 1833. Friedemann. 


ARCHIV 


PHILOLOGIEuPEDAGOGIK. 


Herausgegeben. 


von. 


Dr. Gottfried Secbode, 
=“. Johann Christian Fa 


und 


- Prof. Reinhold Klotz. 


Zweiter Band. Viertes Heft. 


Druck und a von B. 6. Teubner. 


1833, 


NEUE 


2 AHRBÜCHER. 


FÜR 
PHILOLOGIEumPEDAGOGIK, = 


: oder 


Kritische Bibliothek 


für das ΄ 


Schul- und Unterrichtswesen. 


In Verbindung mit einem Verein vonGelehrten _ 


herausgegeben 


von 


- Dr. Gottfried Secbode, 
M.. ‚Johann Christian ua 


nnd 


Prof. Reinhold Klotz. | 


Drititier Jahrgang. 
Zweiter Supplementband. Viertes Heft. ; 
| | 4 


Leipzig, 
Druck und Verlag von B. 6. Teubner. 


1833 


GLOSSAR | ; 
‚PLAGIDIGRAMMATICL_ 


Incipiunt per O litteram. 


[P. 489. ed. Mai.] Oeconomia, est ipsa dispositio ‚rei alicuius. 
Sicut prius ordinatur οἵ disponitur domus et sic fabricalur, 
sic et a.poetis et ab actoribus oeconomia prius ordinatur, et 
sic describitar: ut puta, ne laederetur Iuno per, Didonern 
Troianorum rex, haec dispositio oeconomia dicitur. _ 

Odorifer, masculino genere, non odoriferus; quomodo femini: 
num haec odorifera, neutrum hoc odoriferum. 

Obter, nibil est, ne mendosum sit: et fit aut propter praepo- 
silio, aut obiter adverbium. : τ 

Obtundens, obtusus facit praeteriti temporis participium sine 
.n., et est. verbum activum. _ 

Obtundere, est aliquid in angustias includere vel impellere. 

Obstruere autem, sive homiuem prohibere, sive locum aedifi- 
cando claudere, 

Opobalsamum, dicimus sucos balsami, et ni fallor opus sucus 
dicitur. ὌΝ " | 

Orgia, est Graecum, id est sacra, quae per furorem eelebran- 
tur, ut Liberi patris et Matris deum. ᾿Οργυιὰ autem mensu- 
ra, quod latine dicitur ulna. : 

Opipare, et opulente, divitiis id est opibus convivium in- 
structum. ' Ἴ - 

[P. 490. ed. Mai.] Osor, dicitur qui alium odio habet, et est 
nomen generis communis, hic et haec osor. Osrix enim dici 
non potest nisi a stultis. ‚ | 

Occidio, dicitur generis feminini hasc occidio: id est quando 
multi occiduntur, ipsa res oceidio dicitur; et melius quam' 
occisio, quia occidi dieimus non occisi. Verbum est occido. 

Ortygometra, genus avium, id est coturnices. 

Oenum, vinum. | 3 

Obnuberat, cooperuerat. Idcirco nuptiae ab obnuendo puelks 
capita dicuntur. | 

Opera, et operam: opera sunt arles singulorum et artificum: 
operam vero adiulorium esse cognoscimus. ER er 

. | Re 


> - 


΄ 


486 ’ Placidi Glossae 


Obkevit, oblinivit, 

Orbia, genus quoddam escarum, quod quidam Saturni obviam 
vocant. 

Ornos, genus quoddam arboris, feminini generis, numeri singula- 

‘ ris. At vero pluraliter oxni facit. 

Oblinire, linare*). 

Oraculum, unde responsa dantur, id est funduntur, vel praedi- 
cantur: nach et ipsa res, id est vesponsum quod un Oracu- 
luın dieitur, 

Occasio arrisit, opportuna se praebuit vel secunda successit. 

Oeconomia, est dispositio vel praemeditatio vel praeparalio. 

Opificium, est res aliqua, quae in opere est, ubi opera fiunt. 

[P. 491. ed. Mai.) Obstinatus, est qui aliquid Press plane 
et sine revocatione facere festinat. 

Obesse, nocere est: obesse-enim dicitur inimicus alıi. 

Offa, Jataranlium est: diminutivum oflellam facit. Haec si 18 os 

, cani jacitur, satiatus ilico compescitur et silescit. 

Obstipusculus, inclinato capite, ut solent adseverantes. 

Obvenisse nisum canimago°*), proverbium in eos gun prae- 
ter spein centingit aliquid νοὶ successit: 

Ofutiarum, fallacium, aut rerum. ad decipiendum speciose com- 
paratarum; dictum ab officiando, quod est furtim collocare. 
Obarbas, circumscribis; dictum ab arbp qui est ia curvalura 
aratri, vel a sulco urbium, quia primus aratri***) circamducius 

propter allitudinem murus appellatur. = 

Obpletum, oblitum usque ad plenum. s 

Oppido, quemadmodum, sed nanc valde. 

Opipare, laute opulenterque. 

Opiteros, qui-obito patre et avo vivente nascitur. ἡ 

Obfirmatum, firme decretum, obstinatum, 

Occedere, occurrere, vel obviam cedere. 

Oblegatum, niunctum, mandatum. 

Obpetere, obire vel mori. 

IP. 492. ed. Mai.] Obstrulenta , appetenda, 

Oriefreni, habenae ab ore er | 

Omentat}), exspectat, dictum a mantando, ıd est diu manendo. 

Officio migravi, ab officio recessi. 

Oculati}}), |praesentis; ab oculis+H}). 

Obdet, obiciet, suggesserit. 

Ofucas ; offers, vel in fraudem das. 

“ 


a 


*) Ita codd. 4, ”) Ita codd. 2. Alüi 2. eamimaga. 9) Codd. 
u. Ὁ Codd. 4. omente. 11) Codd. 4, opulato. Tr) Codd. 4. 
ut up ᾿ 


Placıdi σ᾽ δου νὰ ᾿ ᾿ΑΒῚ 


Incipiunt per P tiiteram, 


Pan est, qguem pagani deum dicunt, velincubum appellant, ec» 
prinis pedibus, barbatum, rubicunda facie, in dextra figtulam, 
laeva virgam tenentem; quem volunt rerum et totius »alurae 
deum: unde Pana, quasi omnia, appellant, ΄ ᾿ 

Paedor, sordes, \ | | & 

Perpetuare, coniungere, | 

Pertineaf, perveniat. 

Persolas, personas. 

Plotoris, a pedibus ductos. 

' Parietinas, parietum ruinag. 

Porcam, terram quae inter sulcos est lata. 

Plango, cum pugnum alicui retollas, 

Plangas, splangas, N 

Putium, pytbium Apollinem 

Portum, domum νοὶ ianuam, interdum petitum, 2 

[P. 493: ed. Mai.] Pelvis, ab eo quod pedum pelluvio sit, ut 
malluvium manuum. | 

Pollubreo, tulleo. a. , ΜΝ 

Pullum, puerum in amoribus. Unde Romae Q. Fabius eburnug ᾿ 
quod natibus fulguratus erat, pullus Iovis dictus est. 

Pacere, pacisci. ν΄ / | 

Partim, dimidium, hinc et inde: parliri dicitur quod dividatur. 

Papillas, summa nuclea mammarum. 

Pataginem, cum proöpter pituitam non facile labra moveht, 

Pul, iusiurandum per Pollucem; _ | R 

Postliminio, id est qui recessissak et redisset iterum, 

Protendi, porrexi. “= | 

‚Pedo, füste pastorali capite incurvo. 

Plaudo tibi una rem, potest bona locutio esse. 

Propetale, est vergo pedibus. - 

Plaudant corvi, ecilicet carmina dicunt. 

Palpitans, est qui animam trahit: nam palpitrans non. est Lati- 
num;, potest tamen a palpebris venire, | 

Per vitam iurat, melius dicimus quam vitam iurat:-tamen iurat - 
etiam vitam absolute. 

Pro fratre dicimus, et propter fratrem. Sed si volens, pro fra- 

tre; siinvitus, propter fratrem. i | | 

Pullos, quidem dicimus omnium avium natos: sed et anımalium 
quadrupedum dicuntur pulli: homoque parvus, pullus est: 
vel recena nati, pulli, eo quod polluti sunt: unde vestis nigra 

ulla est dicta. | 

[P. 494. ed. Mai.] Pytho, Pyihonis, cum y scribitur. 

_ Paedor, genere masculino dicitur, hie paedor et hi paedores, non 

paedora: ut Lucanıs, longusque in carcere paedor. 

Putris, generis communis est, hio et haec putsis. 


x 


488 Placidi Glossne, 


Pensum, cum .n. a pendendo dictum. 

Pueras, pro puellis, et item puellos pro pueris legimus: nam 
sexum pLO sexu non ponimus, nisi per ironiam aliquem Tur- 
pemgrirum et muliebria patientem, per puellam et mulierem 
velimus notare, 

‚Pronuba,, est quae nuptlis praesast, guaeque nubentem viro ton- 
iungit, quod oflicium ad Iunonem pertinet dean) coniunctionis, 

Procos, id est pronubos. 

Pulvinus et pulvini, genere mascnlino; neutro pulvinar, pulvina- 
ris: sed pulvinus privati hominis cervical vel culcitra, Pul- 
vinar vero ac pulvinaria R Bracpuim sunt vel regum, id est 
lectisternia. 

Pellexeris, persuaseris, 

Pelliciens, persuadens dicitur. ‚ 

Pellex, concubina. 

Perduelliones, rebelliones, Per du as*) bella oriontur. Duellum 
enim dicitur quasi duorum bellum, 

[P. 495. ed. Mai.] Protellata, distillata. 

Prolictabimi, dicitur et mulla significat; nam proligi est per- 
suadere. - 

Puberes, iuvenes adulti. _ 

Posihumus, dicitur puer qui mortuo patre nascitur, quasi post 
humum patris, id est post sepulturam. 

Pubes, modo iuventus, modo pars. corporis verenda vel potius 
oriendo**). 

Promulgatum, est foras prolatum ve] constitutum, ut lex di- 
citar promulgata. Promulgatum altem in omnium notitiam 
et totius vulgi intimatum. 

Pellacias, pro blandicias decipientis. 

Pila, si brevis ‚p- sillaba, omnis rotunditas, vel de ligno facta, 
qua pueri in triviis Judunt. Si .p. longa est, pila dicuntur te- 
la grandia in bello necessaris, generis neutri, ut hoc pilum et 
haec pila. Item pilam dicimus genere feminino haec pila, sub- 
stentaculum domus et cuiuslibet edificii. 

Phalaricae, sunt tela maiora pilis bello necessaria. 

“ Pseudomeni, dicuntur fallaces qui rem aliguam mentionibus. co- 
nantur adserere: ut diximus de philosophis, qui dicunt, si 
dico commenta et mentior}), verum dico. 

Pegma, est genus machinamenti , in theatris exhiberi soliti, ' quo 
arte mechanica scenici ludunt variis modis. 

Pseudothyrum, posticum id est latens ostium, quod SEO» 
tum est. 

IP. 496. ed. Mai.] Pinaces, dicuntur i imagines mire depictae, id est 
tabulae marmoreae aequales, Item penaces genera vasorum sunt, 


*) Ita codd. 4. *) Ita codd. 4. +) Codd. 4. mentarü et mentitur. 


Placidi Glossae N 


Piysicn, Graecum est, id est naturalia; physis enim Grasce na- 

ura dicitur rerum, ur 

Penthesilea, Amazonum regina. Amazones vero erant feminae bel- 
latrices ex genere Scytharum descendentes. Hanc ergo Home- 
rus introducit tempore belli Troici in auxilium Priamo venisse, 
quam Achilles, unus Graecorum ducum ‚fortissimus, occidit, 

Pella, est genus scuti in modum lunae semis vel magis terliae aut 

| quartae, quibus eaedem Amazones utuntur in pugna, 

Piacularia, sacrilega, peccatis plena. 

’Pignora, filiorum sunt vel aflectuum inter se. Pignera quae 
ereditoribus dantur. Sed utraque confundit auctoritas lectionis, 

Plagiatores, seductores. ' 

Phlegethontas‘, flumina apud inferos igue flammantia, 

Privilegia, leges. privatorum, sea benelicia guae a principibus 
conceduntur. Sed interdum a quibusdam pro legibus privi- 
legia 'dicuninr, 

Pinnatae plagae, plagae sunt vincula retiarum, extensique funes, 
quibus capiustur agrestes ferae, in quibus funibus avium eri-" 


guntur pennae. 
Incipiunt per R litieram, 


[P. 497. ed. Mai.] Resensitilibri, non recenseti; quomodo prae- 
biti, non praebeti, Ä 

Reliquatum, μεταφορικῶς ‚dietum reliquum ἢ), 

Redubiae, dicuntur spolia serpentum, quibus quotguot a annis se- 
mescunt, 8680 exuunt, quasi quibus exuti in iuventam redeunt: 
dicuntur enim induviae, exuviae, reduviae. 

Regulus, nomen serpentis basilisci. 

Rictus, yocatur omnis apertio oris vel Patefactio hiatus, tam fe- | 
.rae quam hominis. Dicitur et rictus os ipsum, ; >) 

Resultatio, id est reluclatio, quae renititur et contra contendit, | 
Item resultare dicuntur vocum sonitus, id est reaudiri. 

Recutiti, Iudaei. 

Residuus, quasi tardus. 

Raptari, frequenter rapi. 

Romam ex aquilone retiae stringant*F): vel conlimitant, vel fini- 
bus se ei adiungunt. 

Rubigo, a rodendo dicitur, 

Resultant, resiliunt. 

Regulas proponentes ac magiae retecti, regulas doctrinas ee dis- 
ciplinas magorum ostendi vult. 

Reduncum, quasi subrectum, sursum versnm curvatum, 

[P. 498. ed. Mai] Redivivus, exuvius}). 


*) Codd. 4. religuatum. **) Sunt verba alicuius Pe de barbaris. 
ΕΝ, Ita codd, a. 


f 


490 Placidi Glossae 

Redimiae, res quae redimuntur a praedonibus. 

Rivales, qui quasi de uno amore descendunt. - 

Renidenti vultu, interdum laeto et hilari, isterdum splendenti. 
Item floremi, si dicamus terra renidenti,. 

Refervit, iterum recaluit. 


Incipiunt per S litteram. 


Scamnum, diminuit scabillum, non scabellum: ut Cicero, sca- 
billa concrepant. 

Sublinginum, sonitum pessimum, dictum est et transonans, (qui 
sub lingua sonal: quasi non rectus aut bonus senitus, aut 
submurmur. Ἵ 

Sublevit, subiunxit, a liniendo. 

Salsamenta, sunt omnes res salsae, ut pisces et sardae. 

Salsaginem, puto ipsam rem dici quae facit salsum. 

Sacrum, media res est, et bonum et malum. Nam dicimus sacer 
est, id est alicui, quem tolumus execrari aut occidi. .Item 
consecrari ad bonum, ut sacra mari colitur medio’gralissima 
tellus.. Ad malum: auri sacra fames. Et sacrae panduntur 
undae, etignis sacer dicitur ulcus horribile, 

Sciscitor, verbum est coımmune, id est interrogo ‚ vel scire cu- 
pjo. Aliter non dictmus. 

p-.499.] Suppliciter Jegimus et supplicanter, quia nomina quae ini. 
finiunt dativo, accepla syllaba .ter,, adverbia faciunt, ut sup- 
‘pliciter, agiliter. Si vero dicas huic supplicanti, potest -fieri 
supplicanter pro adverbii qualitate. Ergo buic praeeipiti, 
pfaecipiter Saceret, iuxta regulam suppliciter: sed.quia eu- 
phoniam offendit, melius praecipitanter. dicimus quam prae- 
cipiter, 

ge est internodium in spina dorsi vel imo eiusdem ‚spi- 
.mae, quod nomen est ex desertis, sed ex vulgaribus, qui ta- 
men locus dum debilitatus interdum exit et eminet, tumes. 

Sapphirinus scribimus, quia lapis sapphirus dicitur. 

Suggillare, est regulam constringere, quomodo dicimus strangu- 
lare. Suggillo activum, sugillor passivum. 

Senatus unus et verus Romanus, a senectute appellatus a Romu- 
lo, qui vel fundavit vel auxit Romam, Hic elegit de exercitu 
suo seniores centum, quos senatores appellavit. Dicuntur qui- 
dem et ceterarum civitatum senatores, curiae ac principes ; ; sed 
in boc in antiquis senator diei non potest, nisi qui in curia 
Romana fuerit. Nam primordines vel plurimordines dicuntur 
illustres; secundi, spectabiles; tertii, clarissimi, Jam iuferius 
quartum aliquod genus non*) est. . 


5 Deest non in codd.8. In cod. 1. superadditur. 


-- 


Plaoeidi EEE u 491 


[ρ. 500. ed. Mai 1 Scasrus, malus“ pessimi ac trucis animi et cru-. 
delis dicitur, et diphthongon habet. , 

Secus, et aliter et aequaliter ponitur, 

Sublevi, subsignavi; ut relevi, resignavi; hbc est subsignare 
qui alio signante iterum resignat, Resignavi est quod dicitur 
relevi, si ea quae signata sunt aperiuntur. Item sublitus dici- 
tur cui imposturae fiunt, qui decipitur, cui verba dantur, vel 
qui non satis doclus est: ut si dicas, sublilum mihi est og, non 
bene doctum vel indoctum. 

Sublegi, est te legente insidiando furatus sum: uf si quis 80-- 
lus legat, et alius ex occulto verba eius furetur, et es 

. prodat. Σ 

Stipulatores, promissores dicuntur. Stipulari enim promitlere 
est, ex verbis juris praetorum, 

Spiris, nodis. 

Sistentes, vel prohibentes significat, id est qui aligquam rem in 
loco stare facit: ut Virgilius, sistere aguam fluviis. Potest 
significare consistentes, id est habitantes vel stantes: ut Virgi- 
lius, eonstitit in digitos. Significat Tesistere, Tepugnare, Yir- 
gilius, e contra in litore sistit. 

Scythia, est provincia remota sub septentrione, frigoribus rigens, 
nuda gignentium, moribus barbara. - Ä 
Scena, est camera hinc inde*) composita, ‘'quae inumbrat lo-. 
cum in theatro, in quo ludi actitantur. Item scena dicitur 
[P. 501. ed. Mai.] arborum in se incumbentium quasi concamera» 
ta densatio, ut subterpositos tegere possit. Item scena voca» 

“tur compositio alicuius carminis, quod. dignum sit agi in ihea- 
tro exclamationibus tragicis, Tragoedia est enim genus carmi- 
nis, quo poetae regum casus durissimos et scelera inauditä να] 
deorum res alto sonitu describunt. Comoedia, quae res priva- 
torum et humilium personarum comprehendit, non tam alto ut 

ο΄  tragvedia stilo, sed mediocri et dulci. 

Supremi, et summi significat et imi.. Primi autem occultarıi, 

Soritica **), est ars vel argumentum philosophorum. Σωρὸς grae- 
ce acervus.dicitur. Aiunt enim in hoc acervo, puta frumenti, 
si addideris granum .unum et aliud et terlium, capere potest, 
sic ut ad infinitum procedat. Vel manus si capax .est detem 

“.solidorum, addas unum et alium et tertium, capere potest. Si® 

ergo ad infinitum tendit. 
Sphaera, est rotunditas mundi volubilis, et quioquid tale est δᾶ 

- volubilitatem. Dicunt etiam sphaeras ex capillis et pellibus 

factas, quibus ludunt infantes. 
Separata,.discreta, 
Subsistentia, dieuntur vel constituta, vel fixa , vel ex quibus ali- 


> 


. 


“) Codd. 4. in cicinde. κ“5) Codd. 4. socratica. 


40Σ Placidi Glossaen 


quae res subsistunt, ut dicimus substantias; et si elements, 
quibus factus est mundus, velimus substantias dicere. 

[P. 502. ed. Mai.] Suggillavit, irrisit. 

' Supertietur, superiacielur vel supponetur. 

Sanctuarium, locus vel cubiculum ubi sanctae res geruntur. 

Scurrilitas, iocus improbus, quasi velut caecus currit. 

$Spurium baplisma, falsum et corruptum et adulterinum. 

Suppetit, superut, νοὶ constat, vel invenitur. 

Subnixus, est instructus aliquo auxilio. Item subnixus, suffaltus 
ex omni parte. 

‚ Supelleetile, dicitur omne instrumentum et ornatus domus, 

Sacrilegium, dicitur sacri furtum. Legere enim et sublegere, fü- 
rari dicitar. Ä 

Scylla virgo pube tenus, reliqua park inferior cincta canibus et 
lupis, quae dicebatur inter Siciliam et Italiam latere, quaegue 
navis transeunies in litore trahebat, et ex his arreptos homines 
suis canibus lupisque proiciebat, 


Incipiunt per T litteram. 


Taedet, taediosum, vel satis odiosum. 

Trutina , dicitur libramentum, vel unde ponderamus statera “ 
nam, ναὶ examinamus filum. 

[P. 503. ed. Mai.] Teloneum, telonearius, melius quam teloniarius, 

Temetum, vinum, quod temptet mentes, et faciat titubare. 

Tonsae, remi. 

Toris, "membris; 

Tempestum, opportunum, 

Turget, tumet, irascitur, inflatur. 

Trux, saevus. 

Tabes, orbor *) sanguinis. 

Tabe, morbo, macie, aegritudine. Tabescunt enim qui nimio 
languore aut macie veniunt. 

Tenax, est inter avarum et medie arrogantem. 


Incipiunt per V litteram, 


‘ _Valde, adverbium est comprobantis vel probantis, 

Vernales fructus, magis quam verniles**), consideratione aliarum 
ex temporibus derivationum, dicere debemus ; ut antumnalis, | 
hiemalis, aestivalis. 

Ultro citroque, huc atque illuc; citro, ad.nos; ultro, illuc. 

Virgultorum, id est virgarum, vel humillimarum arborum genern. 

Vernulus, subdolus et malus, servilis: unde vernae dicuntur servi 
qui domi nascuntur, Vernalis a verno tempore dicitur. 


*) Ursinus core. rubor. “Ἴ Codd. 4, vernales. 


Phbilologische Skizzen, . 498 


Philologische Skizzen, 
die Geschichte der römischen Sprache und Lite- 
ratur betreffend, 


| von 
Ferdinand Winkelmann. 


᾿ 


1, Ueber die Umgangssprache der Römer. 


Die Frage, ob die lateinische Sprache in derjenigen Form, in 


welcher wir sie durch die noch vorhandenen römischen Schrift- 


steller kennen lernen, auch bei der grössern Masse des römischen 
Volkes zu finden war, oder ob sie sich verschiedenartig im Ge- 
brauch der einzelnen Stände und Bewohner des Reiches gestaltete, 
hat die Gelehrten in den, vergangenen Jahrhunderten nicht wenig 
beschäftigt. Die meisten unter ihnen glaubten annehmen zu kön- 
nen, dass ein solcher Unterschied stattgefunden habe; jedoch 
waren sie über die Art, wie man sich die Sache denken solle, un- 
einig und in der Beweisführung oft ungenügend. Am Lebhafte- 
sten wurden die Untersuchungen hierüber in Italien betrieben. 
Einige Gelehrte dieses Landes liessen sich in ihrem Eifer zu der 


Behauptung verleiten, dass das heutige Italienische unter der 


Hand schon im alten Latium gesprochen sei, und machten aus 
der Verfechtung dieses unhalibaren Satzes, welchen Leonardo 
Bruni aus Arezzo im funfzehnten ‘Jahrhundert zuerst aufgestellt 
hatte, eine Nationalsache. Doch fehlte es auch nicht an andern 
italienischen Literatoren, welche die Unzulässigkeit dieser An- 
nahme darzuthun bemüht waren*). 

Bevor wir den Gegenstand unserer Untersuchung umständli- 
cher erörtern, mögen einige, zum bessern Verständniss alles Fol- 
genden, nöthige Bemerkungen vorangehen; wir wollen sehen, 


auf welche Theile des Sprachgebäudes im Allgemeinen sich die 


Eigenthümlichkeiten erstrecken, durch deren Vorhandensein Dia- 
lecte im engern oder weitern Sinne begründet werden. 

Die dialectischen Verschiedenheiten, welche sich in einer 
Sprache vorfinden, können sich sowohl auf die äussere Form als 
auch auf das innere Wesen derselben beziehen. Die äussere Form 
betrifft die hörbaren Bestandtheile, aus welchen die Sprache zu- 
sammengesetzt ist, also die Aussprache. Die Verschiedenartig- 


*) Das umfassendste Werk über diese in Italien so vielfach verhandel- 
te Sache hat den Titel: Trattato della vera origine e del processo e nome 
della nostra lingua. Venez. 1601. Der Verfasser, Gelso Eittadini, ist ein 
eifriger Verfechter der Ansicht Bruni’s, ; 


= 


404 Philologische Skizzen, 


keit dieser letztern führt in einem gewissen Sinne und’ Grade zu 
der Trennung 'in einzelne Mundarten. Die Abweichungen aber, 
welche in das innere Wesen einer Sprache eingreifen, verbreilen 
sich über die Grammatik und das Wörterbuch. Es können also 
einzelne Theile eines Sprachstammes, mit welchem Worte wir 
alle einer Sprache zugetbane Menschen bezeichnen wollen, ihre 
besondesn etymologischen und syntaclischen Gesetze und Ge 
bräuche haben, und ebenso können sie sich auch m lexicalischer 
Hinsicht von einander unterscheiden, oder, mit andern Worten, 
sie bedienen sich entweder Ausdrücke, welche andere Glieder de . 
nämlichen Sprachstammes in ihren Gebrauch nicht aufgenommen 
haben, oder sie nelımen allgemein übliche in einer eignen Bedeu- 
tung. Wenn sich solche Abwdchune in einer Sprache fest- 
selzen, wenn sie sich in einer systematischen Form und in einer 
gewissen Allgemeinheit bei einenı Sprachstamme finden, so spricht 
man vom Vorkandensein von Mundarten. 

Nach diesen vorläufgen Bemerkungen wollen wir zur nähen 
Beleuchtung unseres Gegenstandes übergehen. . | 

Wenn man die zur Entscheidung unserer Frage dienenden 
Materialien prüfend zusamınen nimmt, so kann man nicht umhin, 
für die dialectische Verschiedenheit der römischen Sprache, also 
für die Ansicht zu stimmen, dass dieselbe im Munde der ganzen 
römischen Nation nicht blos Eine Form und zwar nur diejenige 
hatte, in welcher sie uns aus den noch vorhandenen Werken ihrer . 
Schriftsteller entgegentritt. Es sind die auf diese Ueberzeugung 
hinführenden Beweisgründe von zweierlei Art; sie stützen sich 
entweder auf Erfahrungen, welche die Beobachtung der Schick- 
sale aller Sprachen in Allgemejnen gewährt und die also in einem 
analogen Sinne auch auf das Lateinische angewendet werden kön- 
nen, oder sie sind geschichtlichen Ursprunges, das heisst, sie las- 
sen sich aus den übrig gebliebenen römischen Schriftstellern oder 
auf ähnlichen historischen Wegen nachweisen. - 

Wer auf den Gang der Sprachen nur einigermaassen aufmerk- | 
sam gewesen ist, wird sich für überzeugt halten, dass auch das 
Lateinische weder in Bezug auf seine äussere noch auf seine in- 
nere Beschaffenheit in einer Einheit der Form bei dem ganzen Tö- 
mischen Volke vorhanden gewesen sein kann, Die Aussprache 
muss sich zunächst schon durch die verschiedenartige Bildung def 
.Sprachorgane jedes einzelnen lateinisch redenden Individuums auf | 
das Mannigfaltigste geartet haben. Denn wenn auch diese Org» 
ne allen Menschen gleich verliehen sind, so wirken dochr fr. 
ziebung, Beispiel, Gewöhnung u. s. w. in jedem besondern 
Falle anders auf ihre Ausbildung ein. Ueberdies aber befördern 
auch die räumlichen Entfernungen, in welchen sich die Gliedef, 
einer Nation über das von ihnen bewohnte Gebiet verbreiten, 
eben sowohl Trennungen in der Art und Weise, in welcher sie 
die gemeinschaftliche Sprache vortragen, als in Sitten und Ge- 


die Geschichte der römi. Sprache u. Literatur betreffend. 495 


bräuchen; es entstehen auf diesem Wege Eigenthümlichkeiten der 
Ausprache, welche, wenn sie scharf genug hervortreten, den 
Character eines besondern Dialectes annehmen. Zu Erscheinun- 
gen dieser Art muss die römische Sprache ebenso gut wie jede 
andere Gelegenheit gegeben haben. — Auch möchte wohl bis Jda- 
hin noch keine Sprache vorhanden gewesen sein, die von allen 
Theilen des Volkes nach gleichen grammatischen Grundsätzen ge- 
braycht worden ist. In allen lebenden Sprachen kommen Ab-, 
weichungen zum Vorschein, welche sich. einzelne Menschenclas- 
sen oder Gegenden eines Sprachgebietes in der Formenlehre und 
in dem syntactischen Theile der Grammatik erlauben. Noch auf- 
fallender aber sind diese Abweichungen in Bezug auf das Wörter-. 
buch. Es ist unvermeidlich, dass nicht die einzelnen Glieder 
eines Sprachstammes eine gewisse lexicälisch - dialectische Selbst- 
ständigkeit behaupten, indem sie entweder von andern nicht ge- 
brauchte Ausdrücke für einzelne Begriffe haben, oder für gewisse 
Ausdrucksarten eine besondere Vorliebe an den Tag legen, oder 
auch wohl allgemein gültige in einem nur ihnen eigenen Sinne 
anwenden. Jeder Mensch hat schon als intellectuelles Wesen sei- 
nen besondern Character und daher auch seine besondern Sprach- 
bedürfnisse, um seine Gedanken in der Individualität, in welcher - 
sie sich bei ihm bilden, wiedergeben zu können, Ausserdem aber 
befindet sich jeder Einzelne in einem eigenthümlichen Kreise von 
äussern Verhältnissen, welche den ihm nöthigen Wortvorrath be- 
stimmen und gestalten. Zu diesen äussern Verhältnissen gehören 
die Menschen, unter welchen er lebt, Klima, Boden und poli- 
tische‘ Verfassung des Landes, Lebensbeschäftigung , Erziehung _ 
u. 8. w. Auch auf diesem Wege seizen sich Dialecte in dem 
Wörterbuch jeder Sprache fest. Das Lateinische wird nicht allein 
von diesem allen Sprachen gemeinsamen Schicksal ausgeschlossen 
gewesen sein. 

Wenn man ausserdem sieht, in wie viele Mundarten von 
grösserem und kleinerem Umfange die gebildeten Sprachen des ge» _ 
genwärligen Europas trotz dem Umstande zerfallen, dass wer 
durch die Erfindung der Buchdruckerkunst ein so bequemes Mit- 
tel erlialten haben, die einzelnen Sprachen auch iın Munde der 
grössern Volksmasse auf höhere grammatische und lexicalische 
Einheit zurückzuführen, und dass auch die von den neuern Stas- 
ten für Volksbildang getroffenen Massregeln diesen Zweck unter 
stützen, so kann man mit Gewissheit annelimen, dass die Spra- 
che der Römer, welche weder die Buchdruckerkunst kannten, 
noch ein allgemeines System einer wissenschaftlichen Volkserzie- 
hung bei sich eingeführt hatten, unter den verschiedenen Classen 
der Nation auch einen verschiedenen Charakter besass. Es muss 
lies um so mehr stattgefunden haben, je’grösser die Ausdehrung 
les römischen Sprachgebietes gewesen ist. 

Was die Beweise hetrifit, welche uns die römischen Schrift- 


- 


΄ 


 weisstellen aus den Schriftstellern einlassen, welche die römi- 


‚u. 8. w. wie ein e ausgesprochen habe, also wie es noch jelzt 


_ diesem Buchstaben bei einem folgenden r geschieht. Ebenso soll 


weisen, dass die lateinische Sprache bis zu den Zeiten des Au- 


jener Epoche zeigt, hatte sich zu schnell und eigentlich nur in 


498 ἘΒΡΟ ΤΟ ΔΙ ΕΘΗΘ Skizzen, 


steller selbst für unsern Gegenstand i in die Hände geben, so he- 
stehen dieselben nur aus einzelnen wenigen und zufälligen Anden- 
tungen. Wir wollen uns hier nur auf Mittheilung derjenigen Be- 


sche Sprache in dem fraglichen Punkte bis in die Zeiten des 
Augustus berühren, 

Um die Verschiedenartigkeit der Aussprache unter den 
Römern darzuthan, erinnern wir hier zunächst an die Bemer- 
kung des Festus, "dass der ältere Scipio das a in zedar$uisse 


in einigen Gegenden Deutschlands und auch im Englischen zit 


Scipio nach dem nämlichen Schriftsteller wider den allgemeinen 
Gebrauch pertisum statt pertaesum gesagt haben (cujus memi- 
nit Lucilius). Das Epigramm CatulP’s auf den Römer, welcher 
chommoda für commoda zu sagen pflegte, ist bekannt. Am besten 
aber bezeugen die Aufschrifien auf Münzen und andern Denk- 
mälern die Ungleichheit der Aussprache unter den Römern, 
Da die Masse des römischen Volkes eben so wenig ein ortho- 
graphisches, wie ein etymologisches und syntactisches Normal- 
system kannte, so hielt sich die Rechtschreibung vorzugsweise. 
an die Aussprache. Daher kommt es, dass auch diejenigen var- 
den noch vorhandenen, mit Inschriften versehenen Denkmälern, 
welche durch öffentliche Veranstaltung entstanden. sind und auf 
denen man also eine sorgfältig berücksichtigte Rechtschreibung 
voraussetzen muss, so viele orthographische Eigenthümlichkei- 
ten aufzeigen. Diese Ungleichheiten führen uns demnach anf, 
die sich mannigfaltig artende Aussprache der mit der. Anferti- 
gung jener Inschriften beauftragten Personen ‚zurück. 

Ebenso kanu man aus den römischen Schriftstellern nach-, 


gustus auch in Bezug auf ihre innere Beschaffenheit nicht im 
Gebrauche aller Volksclassen die nämliche Form gehabt hat. 
Der Redner L. Crassus erzählt bei Cic. de orat. III, 12. von seiner 
Schwiegermutter Laelia: Equidem cum audio socrum meam Lae- 
liam (facilius enim mulieres incorraptam antiquitatem conser- 
vant, quod, multorum sermonis expertes, ea tenent semper, 
‚quae prima didicerunt), sed eam sic audio, ut Plautum mihi 
aut Naevium videar audire. Lälia stand in dieser Beziehung: 
gewiss nicht allein unter ihren Zeitgenossen da. . Die geläuterte 
römische Sprache, wie sie sich in den besten Schriftstellern 


einem kleinem Kreise wissenschaftlicher Männer gebildet; der 
grössere Theil der Nation, welcher an und für sich schon. 
gleichgültig gegen höhere Cultur war, hatte von seinem Stand 
Bu aus diese Fortschritte der Sprache theils nicht bemer 

en, theile ihnen nicht folgen können. Um sich noch men hier- 


die Geschichte d.röm. Sprache u, Literatur betreffend. 497 


von zu überzeugen, brachte man, wie sehr sogar die Schrift. 
&eller dieser Periode in grammatischer und lexicalischer Hin- 
sicht von einander abweichen, und halte in diesem Sinne Ca- 
tall und Horaz, Sallust und Cicero u. s. w. zusammen. Doch ' 
am Deutlichsten beweist Vitruv, wie umgleich man sich zu 
Rom unter Augustus ausdrückte. Der Styl dieses Schriftstellers 
hat oft die Verwunderung der Gelehrten erregt; es schien ih- 
nen unerklärlich, wie jemand zu einer Zeit, in welcher Cicero 
gelebt hatte, so habe schreiben können. Vitruv wird daher 
gewöhnlich als ein Flecken dieser so hoch stehenden schrift- 
stellerischen Epoche behandelt, jedoch gröstentheils mit Un- 
recht. Zunächst sind 'viele der bei ihm vorkommenden’ un- 
gewöhnlichen Ausdrücke technisch; dann aber auch hat er 
gewiss andere uns jetzt auffallende Wortformen und Bedeu. 
tomgen aus dem Gebrauche der grossen Masse des römischen 
Volkes, mit welcher ihn seine Beschäftigung als ausübenden | 
Baumeister zusammenbrachte, "entnommen. Er steht zufälliger- 
weise unter den -Schriftstellern jener Periode allein in seiner 
Art da; hätten wir noch andere gl:ichzeitige Werke aus der 
Sphäre übrig, zu welcher seine Schriften ihrem Gegenstande 
nach gehören, so würden wir uns auf das Deutlichste überzeu- ἡ 
gen können, wie wenig‘ der grammatische und lexicalische Aus- 
druck ‚Cicero's und der ihm verwandten Schriftsteller uns als 
ıligemeine Norm für ihre ganze Mitwelt gelten kann*). da Ci. 
sero selbst kann in einem gewissen Sinne als Beweis für unse- 
rem Gegenstand benutzt werden. In seinen leicht hingeschrie- 
senen Briefen, vorzüglich in den an Atticus gerichteten, zeigen 
ich Eigenthümlichkeiten des Ausdruckes, die ohne Zweifel der 
?opulärsprache seiner Zeit angehören, und welche in seinen 
jorgfältiger ausgearbeiteten Werken nicht wieder vorkommen., 
Unter den kleinern, dem Virgil gewöhnlich zugeschriebe- 
ten Gedichten findet sich (Catal. Virg, 9.) auch das folgende, 
velches trefflich hierher passt: | 


"Scilicet hoc sine fraude, Vari dulcissime, dicamz 
Dispeream, nisi me perdidit iste putus. 
Sin autem praecepta vetant me dicere, 8818 
Non dicam, sed me perdidit iste puer. 


tar‘ Ausdruck putus kommt sonst nirgends in dieser Bedeutung 
ei den römischen Schriftstellern vor, und ohne die angeführ- 


*) Als Beispiele der Spracheigenthümlichkeit Vitruv’s mögen dienen: 
allibi (sonst unter Augustus nicht,zu finden), faciliter, Ulyssis erratio- 
°Sy expertiones für experimenta, responsus für harmonia, commensas für 
mametris, deformatio, membratura, calefaciuntur, nocentur (Il, 7.). 
ıch setzt er den Plural gern an Stellen, in welchen die übrigen Schrift- 
elfer den Singular gebrauchen, z. B. pulver Puteolanus — non modo 
eteris aedificiis praestat firmitates. (II. 6.) u. s. w. j 

Archiv 7. Philol, u. Pädag, Βα. ἢ. Hft. 4. ‘9 y 


.ἢ 


: 


- ten Verse würden wir nichte von seiner valksthümlichen Ei- 


- 


408 Philologische Skizzen, 


istenz erfahren haben. Die römische Umgangssprache halte ge 
wiss noch viele Bestandiheile ähnlicher Art, von welchen die 
geläuterte Sprache der Schriftsteller uns nichts sagt.: Ta ein 
Gespräch mit einem Mitgliede des horazischen popellus im al- 
ten Rom ohne Anstoss durchzuführen, würde die Kenntnis der 
römischen Sprache, wie wir uns dieselbe aus den Classikern er- 
werben, in keiner Beziehung ausgereicht haben. 

Wir glauben, dass man auch auf einem von den Gelehrten 
noch nicht, eingeschlagenen Wege Beweise für den Gegenstand 
dieser Abhandlung erhalten kann. Diejenigen zordischen 6e- 
nerationen nämlich, welche sich in Folge der Völkerwanderung 
zwischen den römisch - redenden Bewohnern Italiens, Spaniens, 
Frankreichs u. s. w. niederliessen und den Grund zu den ver- 
schiedenen, in den genannten Ländern jetzt gesprochenen Idio- 
men legten, lernten das Römische nur von der grossen uncu- 
tivirten Masse der von ihnen besiegten Nation. Sie nahmen di 
römische Sprache so auf, wie sie dieselbe im Verkehr mit deu 
gemeinen römischen Manne kennen lernten; die Schriftsprache 
stand ihnen als ungebildeten Menschen ganz fern. Wir glaube 
nun in den von jenen Nordländern begründeten Töchterspr 
shen der lateinischen bis jetzt noch deutliche Spuren die 
Ursprunges und also Belege zu finden, dass die römische Um 
gangssprache, aus. welcher sie augenscheinlich ausgegangen = 
Eigenthümlichkeiten besass, durch welche sie sich von der 
jetzt bekannten römischen Schriftsprache unterschied. Die fe. 
genden Beispiele mögen unsere Ansicht deutlicher auseinander 
"setzen. j 

Wir wollen von dem oben angeführten Worte putus 80» 
gehen. Obwohl dieser Ausdruck nur einmal bei den römisch« 
Schriftstellern vorkommt, so findet er sich doch im Italien 
schen (putto und a putana u. 8. w.), Spanischen (puta, putsis 
mo u. 8, w.) und im Französischen (putain, putanisme U. ἡ 


- w.)*) in ganz üblichen Formen vor. Er hätte aber ἐπ dien 
„Sprachen nicht übergeben können, wenn er nicht zu der Zei 


als dieselben sich aus dem Röniischen herausbildeten, im lebe 
digen Volksgebrauche gewesen wäre. Wenn nun die oben ar 
geführten Verse uns nicht darauf aufmerksam gemacht hätten, 
dass dieser Ausdruck nur der römischen Populärsprache ang* 
börte, so hätten wir dies höchst einfach folgendermassen sehlies 
sen können. Allgemein gebräuchlich muss putus gewesen si 
da es in die genannten neuern Sprachen übergegangen ist; bi 
den römischen Schriftstellern ist dieses Wort, trotz. der All 
meinheit des in ihm liegenden Begriffs, nicht üblich, es ma 


_ also in dem römischen Volksidiome, welches die Grundlage 1! 


*) Auch das deutsche Patte, Puttchen u. 6. w. gehört hierher. 


% 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend, 499 


dem heutigen Italfenischen, Französischen u, s. w. gegeben hat, 
‚seinen Platz gehabt haben. Ebendaselbst sind gewiss auch die - 
uns jetzt unbekannten Stämme zu vielen andern Wörtern : der 
römischen Töchtersprachen zu suchen. Die römischen Schrift- 
steller liefern uns zu wenig Materialien über diese so wichtige 
Seite ibrer Sprache; auch unsere Bekanntschaft mit der Wur- 
zel des italienischen putto u.,%. w. ist nur etwas Zufälliges. 
Höchst interessante,’ unsern Gegenstand betreffende Bemer- ᾿ 
‘kungen macht man, wenn man auf das Benehmen der lateini- 
schen Töchtersprachen für den Fall achtet, dass sie aus meh- 
 rern im Lateinischen zur Bezeichnung des nämlichen Begriffes 
"dienenden Wortformen zu wählen hatten. Es ist anzuneluher, 

‘ @ass der Ausdruck, auf welchen ilıre Wahl fiel, der im Um- 
"gänge“üblichste war. Wir wollen die Sache an einigen Substan 
tiven, Adjectiven und Zeitwörtern der genannten Sprachen 
durchführen; ἜΝ ᾿ 

Die römische Schriftsprache hat zwei Wörter, um Pferd 
auszudrücken, equus und caballus; das letztere enthält jedoch 
’den Nebenbegriff von schlecht u. 8. w., so dass es dem deut» 
‘schen Klepper entspricht. Ist es nun nicht etwas Auffailendes, 
‚dass diie lateinischen Töchtersprachen «sich vorzugsweise an die 
Form caballas gehalten haben, und dass sie das edlere equus 
'bis auf einzelne wenige mit ihm gemachte Zusammensetzungen 
(im Franz, equipage u. 8. w.) fast ganz bei Seite haben liegen 
lassen? Die Italiener haben cavallo, die Spanier caballo und _ 
‘die Franzosen cheval mit einer grossen Familie von caballus 

 "abgeleiteter Formen. Es scheint uns einleuchtend, dass cabal- 
Jus der gewöhnliche Ausdruck für Pferd im Munde des gemei. 
nen römischen Mannes war, aus dessen Sprache sich Jas Ita- 
Tierische u. 8. w. entwickelte; der höhere Styl hingegen hing 

- dieser Bezeichnung einen Makel an und bediente sich der Form 
equus. Im Deutschen haben wir den gleichen Fall mit dem 
Worte Mähre. Unsere Schriftsprache gebraucht dasselbe wie 
die römische ihr caballus, während dieser Ausdruck in der 
Volkssprache vieler Gegenden Deutschlands imi guten Sinne üb- 
lich und mitunter sogar gewöhnlicher ist als Pferd. Es ist 
überhaupt eine Eigenthümlichkeit aller Volksidiome, dass sie 

"oft Ausdrücke, welche in dem Schriftdialecte die Nebenbedeu- 
tung von hässlich, schlecht u. 8. w. erhalten haben, ohne die- 
selbe gelten lassen. Der Grund dieser Erscheinung liegt ge- 
wöhnlich in dem Umstande, dass jede Sprache mehr Aenderun- τ 
gen in den Händen der nach Bildung strebenden höhern Volks- - 
classen als im Gebrauch der niedern erleidet. . Diese letztern 
bewahren alles Ueberlieferte"länger als jene in seiner ursprüng- 

Nichen Form auf; sie erhalten daher auch so manchen Ausdrack, 
dessen ursprünglicher Bedeutung die Schriftsprache im Verlauf 
der Zeit Nebenbegriffe angehängt hat, in seiner ersten reinen ΄ 

ἜΝ = | 2° 


- . 
J 


500 Philologische Skizzen, 
Währung ih Gebrauch, wie denn bekanntermassen auch Mähre 


ia der frübern Sohriftsprache im guten Sinne gesetzt wurde. 


Wichtig für uusern Gegenstand sind die Wörter, welche die 
römischen Töchtersprachen von dem hteinischen hostis abge- 
leitet haben. Das lateinische Stammwort bedeutet ursprünglich, 
wie bekannt, einen Fremden, die römische Schriftsprache aber 
gebrauchte es nor in dem Sinne von Feind. Jene erste Be- 
deutung ging in dem Volksgebrauche gewiss nicht nur nicht 
‚anter, sondern blieb wahrscheinlich auch bis in die späteren 
Zeiten die allgemeinere. Die sich zwischen die Römer eindrängem 
den nordischen Nationen fanden hostis noch in diesem Sinne 
vor, und bildeten daber oste, ostello, osteria u, 8. w. italien, 
hostalero, hostena span., höte, hötel, hötellerie u, s. w. franz. 
für die Menschen and Gebäude, welche Fremde aufnehmen. a 
höte u. s, w. heisst auch der Fremde, der Gast bis jetzt noch 
im Französischen. Wäre diese ursprüfgliche Bedeutung des 
Wortes hostis zur Zeit der Völkerwanderung nicht mehr im Munde 
. der grössera römischen Volksmasse gewesen, so Jiesse es sich 
nicht erklären, warum. sich die ‚genannten Nationen zur Be- 
zeichnung des Begriffes Gast, Herberge für Fremde τ. 8. W 
gerade an diesen lateinischen Namen gehalten haben. 

Die lateinischen Töchtersprachen haben das Wort gladius, 
welches in der römischen Schriftsprache ausschliesslich für den 
hierdurch bezeichneten Begriff üblich ist, nicht beachtet, sor- 
dern sich vielmehr für das seltnere spatha erklärt, woher denn 
spada, espada, epee’'u. 8, w. kommen. Spatha war vermutlh- 
lich der volksthümliche Ausdruck, gladius hingegen gehörte 
mehr der Schriftsprache an, wie auch jetzt noch im, Französi- 
schen das von ihm abgeleitete glaive nur im höhern Styl vor- 
kommt. Die spanische Sprache hat gar keine’ Form nach. gls- 
dius gebildet, die italienische besitzt gladio, jedoch in einem 
sehr eingeschränkten Gebrauche. 

Zu gleichen Bemerkungen geben die Ausdrücke Veranlas- 
sung, mit welchen die ‚lateinischen Töchtersprachen den. Begrif 
. Haus bezeichnen. Man hätte erwarten sollen, dass sie zu der 
in der lateinischen Schriftsprache sanctionirten Form domus ihre 
Zuflucht nehmen würden, Die spanische hat domus gar nicht 
aufgenommen. Die italienische und französische haben dies zwar 
geiban, jedoch gebrauchen sie ihre Ableitungen (duoms, döme 
u. 8. w. der Dom) in einem beschränkten und, ‘um so zu sagen, 
vornehmen Sinne. Dahingegen wird in ihnen der allgemeine 
Begriff von Haus durch, Wörter angegeben, welche in der rö- 
mischen Schriftsprache Nebenbedeutungen haben. Aueh hierbei 
war ihnen gewiss das römische Volksidiom mit seinem Beispiele 
vorangegangen. Casa gilt bei den römischen Schriftstellern für 
ein schlechtes Haus, eine Hütte, wie die Franzosen ihr case bis 
jetzt rioch gebrauchen; es verhielt δίο 4180 zu.domus ungefähr 


ἐν \ 
Ι 
4 


die Geschichte der röm. Sprache u, Literatur: betreffend. 501 


wie caballus zu equus. Und doch ist casa der Normalausdruck 
für die Sache im Italienischen und Spahischen geworden. Auch‘ 
die französische, Sprache hat domus für diesen Zweck unbe- 
rücksichtigt gelassen und: sich maison ‚aus mansio gebildet. Die- 
ses letztere Wort kommt 'schof bei Palladius, also einem Schrift-- 
steller, desseri Sprache des "Gegenstandes en opuläre Be-' 
standtheile enthalten musste, in dem allgemeirien‘ Sinne von’ 
Haus vor; in.den römischen‘'Ftinerarien ist dasselbe die fest-' 
stehende Bezeichnung für Nächsherberge, weswegen dem auch: 
die Spanier mansion, meson;, 'mesonero ἘΦ 8. w. für Wohnung ' 
Nachtlager,, -Gastwirth τς“ 8. w. sagen, Ὁ | 
Wenn man sieht, wie die Italiener. und Spanier das römi-' 
sche casa, die Franzosen aber mänsio für 'den Begriff Haus’ 
gewählt haben,; so möchte ntan hieraus nicht‘ allein auf den 
populärern Gebraueh dieser Wörter bei den Römern schliessen, 


sondern sogar diierin Andeutungen finden, wie auch in den vie- 


len Theilen des: römischen Sprachgebietes dialectartige Verschie- 
denheit in der, Umgangssprache oßwaltete, so dass also viel-. 
leicht casa bei dem gemeinen italischen Römer, hingegen man- 
sio bei (dem gallischen für den gleichen Begriff üblicher war. 
Andere Beispiele, welche uns auf die nämliche Bemerkung zu- 
rückzuführen scheinen, finden sich in Menge. So hat sich die 
italignische und spanische Sprache vorzugsweise an das lateini- 
sche clamare gehalten, um zennen, heissen auszudrücken und 


(hiamare ,. llamar gebildet;, die Franzosen aber haben in dem . 


nämlichen Sinne nommer von nominare gemacht. Vermuthlich 
war ın der Umgangssprache des römischen Galliens nominare, 
ἢ Italien. und Spanien hingegen clamare in der nänlichen Be- 
leutung ΠΝ er *).-: Die Spanier drücken den Begriff „das 
nenschliche Gesicht‘‘ mit rostro aus, ‚was von dem lateinischen 
ostrum abgeleitet ist. Leizteres Wort ist bei den römischen 
schriftstellern , im Allgemeinen nicht in der Bedentung üblich, 
lie es im Spanischen Sr hat; doch finden sich bei eini- 
‚en, dergelben, dewen Styl einen mehr populären, Character hat, 
Plautgs, Betron nnd auch die Pandecten IX, 1, 17. 8. d. Wör- 
erbücher) „ hin und wieder, Stellen, wo. rosirym für os, den 
lund des Menschen, steht, Vorzüglich wichtig in dieser Hin- 


icht sind; die Pandecten. Wenn man .auc sagen ‚wollte, dass’ 


lautus u, 84, w. diesen Ausdruck mehr scherzhafter Weise auch 
uf den M chen übergetragen habe, 80 lässt sich das nämliche 
icht vom = Handacken ἢ κἀκ  πκὰν die, als Gesetzbücher, auch 


N . Ὁ υ 1 r ; - ι RE ᾿ 


De AT; 
pP 


%) Das lateinische olamare findet sich im Französischen aneh'noch ia dem 
orte: chamade (chiamata ital.) vor. Es bezeichnet dasselbe, rn 
hden in dem frühern Kriegen stattfindenden Gebrauch, die feindliche 
tei durch Trommelschlag (daher battre chamade) u. 8, w. zü Unter- 
ıdlungen und vorzugsweise zar' Capitulation herbeizdtufen. ᾿ 


᾿ 


; ; 
602 Philologische Skizzen, _ 


in ihrem Wortausdrucke ernst und würdig erscheinen mussten 
und also gewiss kein mehr der gewöhnlichen Schriftstellerwelt 
als ihnen zustehendes‘Spiel ‚mit dem erwähnten Wort getrieben 
hsben würden. Ebenso kann man aber auch auf die Allg 
meinheit der Bedentung, in welcher die Pandecten rostrum an 
der angeführten Stelle gebrauchen, schliessen, da der Gesetz- 
geber vorzugsweise auf Deutlichkeit der rhetorischen Form, in 
‚ welche er seine Befehle kleidet, sieht und zur Erreichung die- 
sos Zweckes seine Worte nur in. demjenigen Sinn anwendet, is 
welchem sie unter der Masse des Volks bekannt sind. So möchte 
denn wohl feststehen, dass die römische Vulgärsprache rostrum 
für os, den.Mund, des :Menschan, ohne alle unedie Nebenbe- 
deutung gebraucht hat und dass die Spanier so zu ihrem Au- 
druck rostro, für das menschliche Gesicht, gelangt sind. 


Aus den vielen Adjectivformen der lateinischen Töchter 
sprachen, welche auf die Existenz und den Charakter .des rö- 
mischen Volksidioms hinweisen, wollen wir hier nur eihige ΜῈ’ 
uige herausheben.  “ ; 

. Um den Begrifi gross im Allgemeinen anzugeben, hat die 
römische Sprache magnus. Jedoch ist dieser Ausdruck bei dem 
gemeinen Römer wahrscheinlich nicht ganz gewöhnlich gewe 
sen. Denn alle lateinische Töchtersprachen erkennen ihn kaum 
in einigen Nebenbildungen an und haben das in der römischen 
Schrifisprache mit einem Nebenbegriffe verbundene grandis vor- 
gezogen und grande ital. und span, und grand franz. gemacht. 

ον «αὶ Gleichag Schicksal mit magıus hat pulcher gehabt. Von 
diesem letztern, bei den römischen Schriftstellerh ‘so, allgentein 
üblichen Worte finden sich in den lateinischen Töchtersprach® 
kaum noch einige Spuren; .dahingegen hat ihnen bellus die For- 
men für den allgemeinen” Begriff von schön geliefert (beilo ital, 
und span., beau franz. Ü.. δ. w.). Die spanische Sprache hat 
zwar pulcro und pulcritud, jedoch stehen diese Ausdrücke dem 
hermoso (von formosus) u. 8, w. im Gebrauche nach. „— Us 
den Begriff rotA' zu bezeichnen, kennt die römisthe Schritt 
sprache fast nur ruber; das ihm zur Seite stehende, russüs zeigt 
sich nur äusserst selten und steis mit einer Nebenbedeutun;. 
Dessenungeachtet 'haben die lateinischen Töchtersprachen' rabe 
fast ganz verschmäht und aus russus ihre Bezeichnungen für 
die rothe Farbe gebildet (rosso, roxo, roux, rouge u. 8. W.) 
Rubro ist im Italienischen und Spanischen weniger üblich. 


' Nicht minder reich sind die lateinischen Töchtersprach® 
an Zeitwörtern, welche sich eben so wie die bis dahin aufge 
“stellten Subatantive und Adjective zum Beweis der hier durc- 
zuführegden Ansicht eignen. Wir wollen aus der grossen, sich 


uns darbietenden Menge derselben hier nur auf einige aufmerk 
„ ‚sam machen. ἢ er 


\ 


I 


᾿ - j . Vo 2 8 » 
die Geschichte der röm. Sprache πὶ Literatur betreflend. ὅθ δ " 


Sapere heisst: in der römischen Schriftsprache schmecken; 
eine seltene Bedeutung, welche sich vorzugsweise noch in sa- 
piens erhalten hat, ist wissen. ‘Doch gerade in diesem letztern - 
Sinne muss es sich im Munde des römischen Volkes bis in die’ 
spätesten Zeiten erhalten haben, Dies bezeugen die ihm ver- 
wandten Formen sapere, saber, savoir u. 8. w., mit welchen’ 


die lateinischen Töchtersprachen wissen ausdrücken. Wir ha-' - 
ben hier wieder einen Fall, in welchem. diese letztern das vor- -: 


zugsweise für einen gewissen Begriff von den römischen Schrift- 
stellern gebrauchte Wort übergangen und sich zu einer entfern- 


; 


ter stehenden Form geschlagen haben. Das im Lateinischen aus- ' 


schliesslich übliebe scire hat |dem obscuren säpere weichen 
müssen. Su 
Die römische Schriftsprache wendet das Zeitwort cambio’ 


(oder campso), ich tausche, wechsele u. 8, w. nur höchst sel-" 


ten an; wenn die ‘eben genannten Begriffe ausgedrückt werden 
sollen, so tinnt sie zu,andern Wörtern ihre Zuflucht, Wäh-- 
rend nun cambio bei den römischen Stylisten fast ganz ausser- 


Gebrauch war, hat es wahrscheinlich bei: der grossen Masse’ _ 


der Nation um so mehr gegolten. Denn die lateinischen Töch-- : 


+ 


tersprachen haben sich mit Nichtbeachtung der Wörter, welche .᾿ 


jene für wechseln, tauschen setzen, an jenes verstossene cam- 
bio gehalten, und nach ‘ihm cambiare, cangiare ital, camıbiar, 
cambio span., chauger franz. u. s. w. gebildef, . en 
τς Wie nun diese "einzelnen aus demi Wörterbuche der latei-' 
mischen Töchtersprachen genommenen Beispiele uns darzuthun 
scheinen, dasg die Umgangssprache der Römer einen eigenen, von‘ 
dem höhlern Style geschiedenen Charakter ‚gehabt hat, so glau- 
ben wir auch durch manche Eigenheiten der grammatischen‘ 
Systeme jener neuern Idiome zu dem gleiehen Ergebnisse gelan- 
gen zu können. Es finden sich nämlich in diesen letztern viele 
Foruien und. 'Constructionen, deren Spuren sich auch bis in die‘ 
rönrische Schriftsprache verfolgen lassen; hier kommen sie je-' 
doch selten‘ ünd, um so zu sagen, nur verstohlner Weise vor.‘ 
Da nun aber die lateinischer Töchtersprachen, welche die. rö-° 
mische, Pöpufärsprache mit''ihfen Eigenthümlichkeiten in sich‘ 
"aufgenommen häben, ganz allgemeinen Gebrauch von diesen sich 
in. dei römischen Schriftstyle sparsam: zeigenden Constractions- 
arterı miachen, so wird unserer Ansicht nach der volksthüm-' 
liche Charakter dieser letzter’ hierdurch beurkundet.. Die un- _ 
ten mitgefheilten Beispiele werden die Sache deutlicher machen.‘ 
Sollteri‘”äber auch einzelne von den nachstehenden Fällen die‘ 
Ansicht "Zulassen, dass sich‘ dieselben in den von dem Römi.' 
söhen abstammenden neuern Idiomen selbstständig haben bilden 
Können‘ und dass''sie also nicht als Uebergänge aus jeriem in 
diese und‘ demmath’ such nitht “als Beweisgründe für die römi- 
sche Umgangssprache anzusehen sind, ‘so möchte es doch man- 


-- 


I 


6504 "  Philologische Skizzen, 


chem Sprachforscher Vergnügen gewähren, wenn er gewisse 
Seltenbeiten des höhern lateinischen Styles von den römischen 
a als vollgültig anerkannt und weiter ausgebil- 
det sicht, 

Die lateinische Grammatik arbeitet ebenso wie die griechi- 
sche in ihrem etymologischen Theile auf ein Zusammendrängen 
der Begriffe in einzelnen Wortformen hin. Die lateinischen Töch- 
tersprachen hingegen verfahren auflösend; sie trennen. die ein- 
zelnen zu gewissen grammatischen Bildungen gehörigen Begrifie 
und drücken dieselben durch besondere Formen aus. Um also 
den Comparativ hervorzubringen, setzen sie das me/r bezeich- 
nende Wort (piu, plus, mas) zu dem Adjective. Es ist be- 
merkenswerth, dass sich auch achon in der römischen Schnit- 
sprache Beispiele finden, in welchen plus den nämlichen Dienst 
verrichtet, Plautus sagt (Aulul. III, 2, 6.) plus lubegs und eben- 
so Nemesian (Ecl. IV, 72.) plus formosus. Es sind diese Com- 
parativformen ganz ungewöhnliche grammatische Erscheinungen, 
und doch lässt sich von der andern Seite nicht annehmen,, dass 


sich jene beiden Autoren Werselben bedient haben würden, wenn 


sie der Masse der römischen Nation ganz unbekannt. gewesen 
wären. Sollten diese Ausdrucksarten nicht eigentlich in der 
römischen Volksaprache zu Hause gewesen sein, so. dass die 
lateinischen Töchtersprachen, zum, Theil schon durch sie auf 
das System, nach 'welchem sie, ihre Vergleichungsgrade bilden, 
hiugeführt wurden? Die spanische Sprache hat ihr mas augen- 
scheinfich den ‚lateinischen mit magis geformten Gomparativen 
nachgebildet. . 

Die Gerundien der italienischen und spanischen Sprache 
sind aus der nämlichen auf o ausgehenden Verbaform der la 
teinischen entstanden ‚(videndo Jat., vedendo ital., viendo span.); 
jedoch haben sie nicht die ihrem römischen Stamme zu Grunde 
“liegende Bedeutung, sondern eine in das Gebigt des Particips 
übergehende angenommen. Doch anch hierbei ist ihnen, wahr- 
scheinlich die römische Populärsprache mit ihrem Beispiele vor- 
angegangen. Es findet sich nämlich der Gebrauch, ‚das Gerun- 
. dium auf Ὁ anstatt.des Particips zu setzen, in der lateinischen 
Schriftsprache, unter Umständen, welche auf,.den volksthünli- 
cher Character dieser Constructionsweise schliessen lassen und 
demnach zu der Ansicht berechtigen, dass die lateinischen Töch- 
tersprachen sich auch in diesem: Falle an .das von dem. zömi- 
schen Volksidiom aufgestellte Muster hielten. Unter den, Schrift 
stellern aus der Zeit des Augustus wendet nämlich Vifray, auf 
dessen populären Styl wir schon oben aufmerkaam ‚gemacht ha- 
hen, das Gerundium auf o in diesem Sinne häufig an, . Sp steht 
z. B, VI, 9. impediundo; in der Vorrede zum, zehnten Buch 
sagt er: Nam qui quadraginta ad opus possunt parare, si ad- 
jiciant centum dabendo spem perfectionis delectalionibus tenes- 


τῶν 


ει, 
hi 


die‘Geschichte der röm, Sprache u. Literatur betreffeud. 605 
tur. Buch.X. Cap. 22. findet sich comparando u. δι w. In 


den spätern Zeiten, in welchen dieser auch schon bei Livius . 


vorkommende Gebrauch deutlicher hervortritt, ist für uns in 
dieser Beziehung vorzüglich Ammianus Marcellinus wichtig. Es, 
lernte derselbe, als geborner Grieche, die lateinische Sprache 


mehr. durch den Umgang als durch, theoretische Bemübüngen. ὦ 


Hiervon zeugt denn auch sein Styl. Wer sich mit diesem Schrift-. 
steller beschäftigt hat, wird ‚wissen, wie sehr er diesem Gebrau- 
che des Gerundiums auf o in der Bedeutung des Particips zu-, 
gethan ist, 

Das Perfectum. fui von esse kömmt in der lateinischen Schrift- 
sprache mehrmals im Sinne der entsprechenden Form von ire 
oder.auch venire vor. Forcellini führt unter sum vier Stellen 
(Varro ap. Non. c. 2. n. ‚499. Cic. ad, Att. X. ep. 4. u u. ep. 16.. 
Liv. XXVIO. c. 18., wo jedoch die: Lesarten verschieden sin )» 


an, in welchen dies der Fall ist, z. B. commodum ad te de» 


deram literas, cum ad me bene mane Dionysius fuit. Man wird, 
geneigt diese Construction, welche bei den römischen Schrift- 
stellern zwar selten vorkommt, jedoch aber durch die ‚angeführ- 
ten Stellen binlänglich beglaubigt ist, als zur Volkssprache ge- 
hörig zu betrachten, wenn man sieht, wie die apanische Spra-, 
che das erste Perfectum u. 8 W, ihres Zeitwortes ir, gehen, 
mit dieser nämlichen an von esse ausschliesslich macht, und, 
fui, ich ging, fuiste, ‚du.gingat, .108 ‚enemigos se Jueron reti=,' 
rando u, 8. w. sagt. 4 
Auadrucksweise;: daher 1] fut Hemer u. 8. w. ‚Ei 188. ἀδτγίρθηα. 
wohl zu beachten, dass sich ὦ icerg jesen ‚Gebrauch ‚von Sul, 
nur in seinen dem „populären, st iyle. ‚günstigen Briefen ‚erlaubt, .. 
ala welchen Um ‚land ‚unsere "Ängicht von, ' dem. volk kathünalie” 
= Character dieher. Öphstzuegienssit € eine bedeutende‘ Stütze, 


τὴν "hie Italiener drücken. N sein, öder DREI RU 


rem em ‚Zeitworte vegire,;aus, jesem; Sinne "sagen, jr ‚questa 


Cosa, mi vigne piacevolg,. u Saahg ji dr ‚mir angenehm Yon 16. 


fatto, es geschah U: 8% w., Hier 8 he te, For di 
venire mit, .dem, ahraichen Mg Bus ur geh höt due 
französische devenir dem Urspruie und er "Bedeutung E 
hierher. Man möchte. glauben, d 5 e ‚auch, diese Constructian, 


a 


eine. Weberlieferung der Fömischen,, ie: gesprache ‚ist, , fern | 


ana. diqgplbe sich hin, and, wieder aych in, den Schriftstellern 
zeigen m t, Unter anlern. sagt Pröpesz L 10, 25. 'imilata v ve-, 
nit (d. h. fit), quando. ‚soptepanitur. la; , ‚84, 81. non. tamen 
ulli venjent (ἃ ‚h., egunt), ingrata legenti ; siehe auch 1, 15, 4., 

we, yenig für es ste t.. ‚Facis carmina, ut dignus venias | ede-, 
zis, hat Jüyenal Yu, 29. Man vergleiche ‚hierzu‘ Heyne, zum, 
Virgil. An. V ‚3 und die Wörterbücher." _ Beiläufig bemar- τ 


der prie- 


ken wir noch, dass ähnliche ‚Ausdrucksarten auch in,der gie, 


uch ..di e ‚Franzosen haben: eine ähnliche. » 


- 


ι 


"as 


N 


. 


506 Philologische Skizzen, 


chischen Sprache nicht unbekannt waren. Homer gebraucht 
xio in dem bezeichneten Sinn; Sophocles setzt (Electra Ὗ, 497 
folg.) &uolsg auf gleiche Weise; es möchte daber auch wohl die 
Stelle in der Anabasis Xenophons (III, 2, 8.), wo ἐλϑεῖν für 
γενέσϑαι steht, ihre Richtigkeit haben. 

Die lateinischen Töchtersprachen, und unter ihnen vor- 
zugsweise die französische, bedienen sich des Zeitwortes, wel- 


. ches gehen in ihnen bedeutet, um das Vorhaven, den Anfang 
‚8 8. w. der ini dem’ folgenden Zeitworte liegenden Handlung 


anzugeben, also z. B. je vais parler, voy & hablar, Vielleicht 
nahmen sie auch diesen Gebrauch aus ihrem Stamme, der römi. 
scheri Populärsprache. Zu dieser Vermuthung wird man durch 
diejenigen Stellen der römischen Schriftsteller aufgefordert, in 
welchen ire in dem gleicheh Sinne steht: Forcellini führt sechs 
Beispiele aus Plautus, Terenz, Properz und Statius an, in wel- 
chen diese Verbindung vorkommt. Die Stelld aus Statius pu- 
det ire fateri ist besonders bezeichuend. Hierher gehören auch 
die Zusammensetzungen des ire mit dem Supinum, ire perdi- 
tum, ire operam datum alicui u. 8. w., welche sich bei Plan 
tus so häufig finden. Wir machen auf die Autorität des Plau- 
tus um so mehr aufmerksam, da man bei ihm vorzugsweise Ei- 
genheiten der römischen Populärsprache suchen “darf. Gellius 
theilt ΧΙ], 25. die Redensart contumelia mihi, factum itur mit, 
S. auch Zumpt lat. Gramm. δ, 83. 2. Anm. Der lateinischen 
Sprache war in. dieser Eigenthümlichkeit a griechische mi 
ihrem Beispiele vorangegangen; auch sie verbindet die ge/ren be- 
deutenden Zeitwörter auf die gleiche Weise. ' So sagt Herotbt 
ἔρχομαι ἐρέων. VII, 49. und sonst noch sehr oft; yauorw στείχει 
συνάφῳν Euripid. Iphig. Taur. 1196. οἴχεται φέρον, 'Demosth. 
de pace $. 12. εἴ τις ldroelav γράψων Tor,‘ Lucian.' 9. quo 
modo.hist. conscr. sit n. 2, w. a 


'" Das lateinische stare dient "den römischen Töchfersprachen 
als Hülfszeitwort. Die Italiener "sagen "io und stato u. 5. W.; 
die Spaxier haben einen gleichen Gebrauth, ‚(estoy, esta, estä 
estär' leyendo, estärse cäyend6 ü. 5, w.). Die Frhuzosen benutzen 
das in’ etr& (früher estre) ümgewändelte lateinische stare so sehr 
in diesem Sinne, däss, ihrer Sprache ‚Kein einzelnes “Verbum übrig 
geblieben ist, um den Begriff stehen im Allgemeinen auszudrücken, 
Auch dieser Gebrauch von stare geht wrahirsch£fnlich bis in das 
römische Volksidiom zurück; er zeigt sich zu wiederholten ma- 
len bei den römischen Schriftstellern.” So sagt 2. B. Tibull E' 
1, 64. .nec in tenero’ Libi "siat. corde silex.'! De ᾿ ee 
“ “ Nachdem wir nun ‘gezeigt haben, wie uns die aus dem La- 
teinischen entspyungenen Sprachen durch, gewisse Eigenthäiglich- 


. keiten ihrer lexicalischen und grammatischen Bildung zu der 


an 


Veberze gung von der Existenz einer Tömischeh ‘Umpangssprs- 
elie verhelfen können, wollen wir kürzlich "noch einige An- 


- . f 
Ν “ 


die Geschichte der röm, Sprache u/ Literatur betreffend. 507’ 


sichten über den geschichtlichen Gang aufstellen, welchen die- ' 
ses Volksidiom, in so weit wir es als von der römischen Schrift- 
sprache geschieden ansehen, genommen haben möchte. 

Wären wir, durch umständlichere Mittheilungen der römi- 
schen Schriftsteller in den Stand gesetzt, gründlicher über die-" 
sen Gegenstand zu urtleilen, und könnten wir die lateinische ' 
Sprache in dieser Beziebung von ihren frühesten Zeiten bis auf‘ 
die spätesten übersehen, 80 würde sich ergeben, dass eine die- ' 
sen Punkt betreffende Geschichte in zwei Hauptabschnitte zer-’ 
fallen müsste, Das unter Augustus entstehende Kaiserthum würde” 
die Greuzlinie zwischen beiden abgeben. ὁ 

Die lateinischg Sprache hat sich gewiss von der Gründutig ’ 
Roms an lange in einer gewissen Einheit der Form erhalten.’ - 
Der Grund hiervon liegt zunächst in dem geringen Umfange des’ 
Gebietes, in welchem man römisch sprach. Je kleiner der aum 
ist, auf welchen ein Volk eingeschränkt ist, um so weniger" 
kann seine Sprache in besondere Mundarten abweichen. Als’ 
aber in den letzten Epochen . der Republik sich mit der politi- 
schen ‚Herrschaft auch die Grenzen des römischen Sprachbe-" | 
reiches erweilerten,. musste die, Sprache nach uud nach dia-' 
lectartig, in sich. zerfallen und. jene Einheit der Form, welche’ 
sie in dem Munde .der Bewohner von Latium lange bewahrt, 
hatte, in ihren äussern und innern Theilen. leiden. ° Wir spre-, 
chen hier nicht von "der. ei entlichen Ver staltung der Jateini- 
schen Sprache, welche Aa in ‚dieser nämlichen Zeit’ dadurch” 
anfıng, dass sich fremde, ihrem ursprünglichen 'Chäracter, wie 
derstrebende Bestandtheile. in sie 'eindrängten "sondern πα κι > 
den Aenderungen, welche, ihr ‚erweitert Wirkungskz kreis "jetzt, 
unvermeidlich machte, - ΤῊΝ dass ihre tichanter, um ἐῤ᾽ kur 
sagen, hierdurch, behelligt wurde, Auch die rep gblikänlsche, 
Form des römischen: Staates muss von 'gro8 em. Ein uss. ä Li 
Erhaltung der. 'urgprünglichen Spracheinheit BeWestn ἃ sein. γ θδὲ 
Geist dieser. ‚Staatsverfassung ἢ besteh t πὴ All ehe in "dem, 
Streben, die möglichste Gleichheit ünter heder ΠΝ, eg ἀ- 
litischen Vereins: hervorzubri ringen, ἢ u zu all ὁ wie. abet ΠΝ 
Verfassung, der ‚Masse ‚der Bürger, ἃ die, hpchste & διὰ gewätt RN 
die Hände ‚gibt, so “macht. „Bi alle einzel en“ yon einander a 
hängig. In den Republiken sind dig Bürge v3 ef“ selbst, ὙΠ 
absoluten Reichen aber . dem Monarchen Me ar. Diegee, 
stem 'von wechselseitiger. Abhängigkeit. ἢ In fen, .. bei 
die Bewohner des Landes näher. unter, eiriande ᾿ 2 sathr ἽΝ ün 
steht der Bildung von Siäı iyden und. "privilegirten 
rein mönarchiche Reiche sie. aufzuweisen haben. in eb, δε ei 
entgegen, : ‚als dieselben nıcht schon durch die Verlassung‘'se 
begründet sind. Obwohl ἢ es. nun in 'der Keansien τὰ 
Patricjer und Plebejer gab ünd der Haan he welchen ' 
tbum und Armuth überall machen, ’aüch i i Wei freiöh ἜΠΗ 


- = 


‚08 Philologische Skizzen, 


obwalten musste, so rüttelte doch das. gemeinsame durch die 
Grundgesetze des Landes erzeugte Leben alle Staatsmiitglieder, 
von dein ersten bis zu dem letzten herunter, so sehr zusammen, 
dass sich zu Rom lange eine gewisse 'Einfalt und Uebereinstim- 
mung nicht alleia in Sitten und Gebräuchen, sondern, was hier- 
mit ia Verbindung steht, auch in der Sprache erhalten baben 
mag. Zwischen der Ausdrucksweise, deren sich der Redner 
auf dem Forum bediente, und der Sprache der Volksmasse, zu 
welcher er sprach, war gewiss während einer geraumen Zeit 
nur wenig Unterschied zu finden. Hierdurch sollen jedoch ein- 
zelne Eigenthümlichkeiten, welche wahrscheinlich schon von 
den frühesten. Perioden an in den, verschiedenen Regionen des 
römischen Sprachbezirkes umbherschlichen und allmälig an Be- 
deutung zunahmen, nicht ausgeschlossen ‘werden. 

In dem’ Zeitabschnitte, in welchem die Römer Bekamt- 
schaft mit den griechischen Künsten und Wissenschafter mach- 
ten, wurde ihre Aufmerksamkeit auch auf die Bildung ihrer 
Müttersprache geleitet. Einzelne unter ihnen bemühten sich, 
derselben eine höhete ‚grammatische und lexicalische Reinheit 
zu geben und sie. zu einer edlen rhetorischen Form zu erhe- 
ben, wie dieselbe .an der. griechischen Sprache zu sehen war, 
Die Masse der römischen Nation kümnierte sich nicht um die 
Aenderungen, welche die Sprache unter den Händen ihrer gelehr- 

n nun an die Trennung zwi- 
Volkes und der gebildeten 
te. Wir haben aus der oben 
ıs. and zum Theil auch aus 
\bstand zwischen beiden im 
ng. ἢ 
zeit muss diese Sprachsonde- 
ben, so dass sie als zweite 
1 anzusehen ist. 
ur Roms’ nach’ einer vor- 
'Bärger‘ unter einander 
je kaiberichen Regierung. 
8. A f zwar keine besondern 
jedoch wirkte er auch nicht 
er "Staafsmitglieder. Es stand 
jer politisch unabhängig von 
er “auch ‚gasellig isoliren, wie 
ıte dieser Zeit lehrt uns, dass 
‘Wissenschaften. wurdeh jetzt 
"während der RepuBlik be- 
eit wurde erst von’ dem An- 
Römern einheimisch, Wäh- 
nde "Theil der Nation vor- 
k auf sbinet ziedern Cultur- 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend. 500 


stufe steben. Die wissenschaftliche und intellectuelle Ungleich- 
heit wurde auf diese Weise jetzt unter der Nation bedeuten-— 
der: als früher. — Luxus und Schwelgerei erreichten in den 
Kaiserzeiten eine bis dahin zu Rom nicht bekannte Höhe, Hier- 


durch wurde die Entfernung zwischen den reichern und ärmern ᾿ 
Bewohnern des Reiches in dem geselligen Verkehr besonders 


befördert. Und überhaupt erhebt der Reichthum seinen Be- 
sitzer mehr in absoluten als in freien Verfassungen. Der Geist 
der. letztern widerstrebt den Anmassungen des Reichthums, wäh- 
rend jene ihnen kein Hinderniss in den Weg legen. — Ueber- 
dies fasste die römische Sprache erst unter den Kaisern in den 
verschiedenen Gegenden des weitläufigen Reiches festen Fuss. — 
Die Gesammtwirkung aller dieser Verbältnisse erstreckte sich, 
gewiss, wie auf manches Andere, so auch auf die Sprache. Jene 
politische und gesellige Trennung der Bewohner des römischen 
Kaiserthums musste dialectartige Sonderungen und Abwei- 
chungen von der systematisch , begründeten Schriftsprache in 
einem Umfange hervorbringen, wie es in den vorausgehenden 
republicanischen Zeiten nicht geschehen konnte. 

Zum Schluss wollen wir unsern Lesern ein Verzeichnisse 
von Schriften mittheilen, in welchen sich schon frühere Ge- 
lehrte mit dem Gegenstande dieses Aufsatzes beschäftigt haben. 


Der Verfasser der vorliegenden Blätter bedauert, dass ihm kein _ 


einziges der nachverzeichneten Werke bei Abfassung seiner Ar- 
‘beit zu Händen gewesen ist. 

- Poggii Florentini historia convivalis, utrum priscis Romanis 
latina lingua omnibus communis fuerit, an alia quaedam 
doctorum virorum, alia plebis et vulgi. s. dessen opera 
᾿ Basil. 1538 fol. p. 82 folg, 

Pihlmanni Romanus bilinguis, sive dissertatio de differentia 


linguae plebejae et rusticae tempore Augusti a sermone 


honestiore hominum urbanorum. Upsal. oct, 
Heumanni programma de orationis lalinae idiotismis, sive de 
latinitate plebeja aevi Ciceroniani, — 8. seine Poecile 


τ. IIL 8. 807. 
Pagendarm, dissertatio de lingua Romanorum rustica. Jen, 
1735. 


Auch berchien Inchhofer in seiner Geschichte der lateini- 


schen Sprache III. Kap. 3 bis 6 und C, Barth in den a 


X. ο. 19. unsern Gegenstand, 


, 8109 Philologische Skizzen, Es 


II. Das römische Nationalschauspiel. 


Das Trauerspiel. 


‚_ Die Tragödie der Griechen stützte sich, ehenso wie das Epos, 
auf die Heroengeschichte des Volkes. Alle griechischen Trauer- 
‚spieldichter von den frühesten bis auf die’ spätesten Zeiten be- 
‚nutzten diese Quelle und entfernten sich aus dieser an poetischen 
‚Glanzgestalten überreichen Atmosphäre se wenig, dass vaterlän- 
dische, in einer spätern Zeit spielende Dramen, wie die Erobe- 
‚rung Milet’s von Phrynichus (s. Herodot VI, 21.) und die Perser 
des Aeschylus als bemerkenswerihe Ausnahmen von der Regel da- 
stehen. Noch weniger aber hat es sich ein griechischer Trauer- 
spieldichter erlaubt, einen selbsterfundenen, durch Volksüberlie- 
ferung nicht gebeiligten Stoff seiner Dichtung unterzulegen. 

Es war ganz naturgemäss, dass die Griechen ibre eigene Ge- 
schichte zum Gegenstande ihrer‘ Tragödie machten. Wenn sie sich 
aber hierbei ausschliesslich an die Epoche ihrer Heroenzeit hiel- 
ten, 80 lag dies wahrscheinlich in dem Umstande, dass die drama- 
“tischen Darstellungen bei ihnen zunächst zur Verherrlichung der 
Götterfeste dienten. Es schienen die Heldengestalten jener frü- 
bern Zeit der Würde der Götter besser zuzusagen, als das jün- 
‘gere in einer glanzlosen Wirklichkeit dasteliende‘ Menschenge- 
schlecht. Aus diesem nämlichen Grunde waren die Griechen noch 
weniger geneigt, selbstersonnene, ausserhalb des mythischen und 
geschichtlichen Horizontes der Nation liegende Stoffe zu Trader- 
spielen zu benutzen. — Auf diesem ganz volksthümlichen Wege 
gelaugte die griechische Tragödie wenigstens zum Theil zu dem 
Character, in welchem sie jetzt vor unsern Augen liegt. ἡ : 

Die Römer lernten das so gebildete griechische Trauerspiel 
: nach dem zweiten punischen Kriege kennen und nahmen dasselbe, 
wie die meisten übrigen Theile der hellenischen Literatur, als un- 
geschickte Nachahmer bei sich auf. Anstatt also das Musterbild, 
welches ihnen die griechische unter nationellen Einflüssen geform- 
te Tragödie darbot, auf eine freie geistreiche Weise der Indivi- 
“dualität ihres eigenen Volkes anzupassen, begnügten sich die jetzt, 
auftretenden römischen Trauerspieldichter, die Stücke der griechi- 
schen Tragiker in ungelenken, sich ängstlich an die Originale 
.anschliessenden Nachbildungen in Rom auf die Bühne zu bringen. 
Die meisten dieser römischen Tragödien waren nichts als wörtliche 
Uebersetzungen aus einer höchst 'geläuterten Sprache in eine we- 
nigstens anfangs noch sehr ungebildete. ' Cicero hatte zwei Re- 
den aus dem Griechischen in das Lateinische übertragen, wenn 
nun Jemand, bemerkt er (d. opt. gen. orat. 6.) wissen wollte 
warum ich dies gelhan habe, da man ja beide Werke in der Ur- 
sprache lesen kann, so würde ich antworten, dass die so ΕἾΔ’ 


ng | 


die Geschichte der röm, Sprache u Literatur betreffend, 611 


genden nicht allein den Menander, sondern auch den Terehiz und 


Cäcilius lesen und sich mehr mit Ennius und Pacuvius, ale mit 


Spphocles und Euripides beschäftigen. Cicero hätte diesen Ver- - 


gleich nicht machen ‚können, wenn sich die genannten lateini- 
schen Schriftsteller zu dei, griechischen nicht wie Uebersetzungen 
zu Originalen verhalten hätten. Diese sclavische Nachahmung 
.der griechischen Tragiker von Seite der römischen aus jener Zeit 
wird noch ausserdem auf vielfache Weise bestätigt. Die höchste 
Freiheit, ‚welche sich die Römer bei Benutzung: und Bearbeitung 

rer Vorbilder i in dieser Gattung der Literatur erlaubten, bestand 

arin, dass sie mitunter mehrere griechische Tragödien zu Einem 
dramatischen Gedichte verarbeiteten. 

. „Jedoch sind zu Rom einige Versuche gemacht worden, der 
römischen Tragödie den Character einer geistigen, aus nationel- 
len Bedürfnissen ausgehenden Selbstständigkeit zu geben. Mehrere 
‚römische Tragiker entlehnten nämlich zuweilen wohl den Gegen- 


stand ihrer dramatischen Arbeiten aus der Geschichte ihrer eige- : 


nen Nation, Was für Ansichten aber die Römer selbst über Ver- 
suche dieser Art hatten, ynd wie bedenklich sie solche, Neuerun- 
gen fanden, lehrt uns Horaz, Epist. 8. B. II. V. 285 folg. Die- 
ser nur griechische Muster anerkennende Dichter sieht e3 als ein 


zwar lobenswertlies, aber auch kühnes Wagstück (nil intentatum 


u, 8. w.) an, dass einige wenige römische Dramatiker auch aus- 
serhalb der griechischen Welt in der Geschichte ihres Volkes, das 


heisst also an der natürlichsten Naelie, die ie Gegenstände zu ihren . 


Dichtungen gesucht hatten. 
Wenn nun auch die Römer, als eine spät entstandene Na- 
tion, nicht eine so prächtige Heroenzeit wie die Griechen besassen, 


so enthielt doch die Geschichte ihrer Stadt und vorzugsweise die - 


frühere, so manchen der tragischen Muse würdigen Stoff. Wir 
wollen die römischen Dichter, welche aus dieser Quelle schöpften, 
hier nennen, in soweit wir uns aus den alten Schriftstellern Nach- 


. richt von ihnen und ihren. Arbeiten verschaffen können. Obwohl 


' ‚einzelne hierher gehörige Notizen für uns verloren ‚gegangen sein 
‚ mögen, so steht es doch fest, dasa dieser Bezirk im Gebiete der 


römischen Tragödie nur dürftig angebaut war. — Das Träuer- 


spiel dieser Gattung hiess übrigens mit seinem Kunstausdrucke 
togata praetextata*), oder auch allein praetextata und praetexta 


(8. Horaz ars poet. v. 288.) von der dem römischen Volke eige- | 


nen Mlanteltracht praetexta: ihm gegenüber standen die grie- 
‚chisch. römischen Tragödien unter dem Namen palliatae. 

Als tragoedia praetextata wird der Paulus des Pacuvius 
angeinhzt, ‚Der Held des Stückes war der berühmte L. Aemilius 


*) Togata präetextata a tragoedia däffert, quod in tragoedia heroes 
inducuntör. Diomed. Ill. 8. 487. Tragoedia heisst in dieser Stelle das 
griechischen Mustern folgende Trauerspiel. . 


- 


sa Philologische Skizzen, 


Paulus, welcher den Perseus, König von Macedonien, schlug 
‘ Es sind nur ein paar geringfügige Bruchstücke von dieser Dich. 
'tung vorhanden. ἜΝ 

Von dem Tragiker Attius besass die römische Literstur einen 
Brutus und einen Decius oder Aeneadae. Der Gegenstand d 
erstern Drama’s war die Vertreibung der Könige aus Rom. Cicer 
erwähnt (pro Sext. 56. 7. 8.) dass dasselbe nach seiner Rückke 
aus der Verbannung gegeben und der berühmte Schauspieler A 
sopus in ihm aufgetreten sei. Auch von ihm sind nur unbeder- 
“ tende Ueberbleibsel bis zu uns gekommen, Das zweite Stück be 
» zog sich auf den freiwilligen Tod des Consuls P. Decius im Krieg: 
gegen die Samniter. ͵ ; 

Auch Nävius hatte eine praetextata, den Romulus, geschrie- 
ben. S. Varro d. L.L. 8. 92. 101. 

Diomedes spricht (III. 8. 487.) auch von einem Marcellu 
als einem römischen Nationaltrauerspiele, ohne jedoch weder da 
Gegenstand noch den Verfasser näher zu bezeichnen. 

Es ist dies Alles, was wir durch die Alten selbst über ur 
sern Gegenstand erfahren. Es lässt sich also nicht bestimmen, ü 
welcher Art und bis wie weit sich die römischen Tragiker δέ 
Arbeiten dieser Gattung unabhängig von ihren Lehrern, de 
Griechen, benommen, welche Form und welchen Character st 
"ihnen überhaupt verlieben haben. Doch kann man aus der Wall 

solcher nationellen, Stoffe an und für sich schon schliessen, das 
die sie behandelnden römischen Dichter freier zu Werke gingen, 
als wenn sie griechische Trauerspiele bearbeiteten. Die an Or 
ginalität so arme römische Dichtkunst hat das Unglück gehabt, 
dass der grösste "Theil ihrer wenigen selbstständigen Product 
einen frühzeitigen Untergang gefunden und so der wissbegier- 
gen Nachwelt entzogen worden ist. Ausser der Alles verzer 
renden Zeit ist hieran gewiss auch die geringe Theilnahnt 
Schukl, welche die Römer selbst in ihrer Vorliebe für alle 
Griechische den Regungen der eigentlichen Nationalpoesie: schenk- 
ten. Sie hatten nur wenig Interesse für die Erhaltung poeli- 
scher Erzeugnisse, welche von den Formen der griechische 
Dichtkunst abgingen. | 


Das Lustspiel 


Es ist der römischen Poesie im regelmässigen Lustspiele im 
Allgemeinen nicht viel besser als-im Trauerspiele ergangen. Pie 
von den griechischen Comikern aufgestellten Muster wurde 
von den Römern nicht mit Urtheil zu selbstständigen Dichtun- 
gen benutzt, sondern nur in wörtlichen Nachahmungen in das 
Lateinische übertragen. Bej .dieser Operation ging ausser mal- 
chem Andern auch der zarte Hauch verloren, welchen ei 
geistreiche Sprache über die Originale zu verbreiten gewant 


4 


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die Geschichte der röm. Sprache u, Literatur betreffend. 515 


ti. Es genügten die so entstandenen Nachbildungen der 

iechischen Comödie keinesweges den Anforderungen der hö- 

"ern Stände zu Rom und noch weniger dem Geschmacke der 
zössern Menge des Volkes; Die römischen Schriftsteller bekla- 
n sich oft über die Schwäche ihrer Literatur in diesem Puncte, 
Doch gab es zu Rom neben diesem griechisch -römischen 

„Pstpiele noch eine zweite Gattung dieser Dichtungsart, welche 

„gen Stoff aus der Sphäre des italischen und römischen Volks- - 
ens nahm, und denselben, so viel wir wissen, - unabhängig 

den Geseizen der griechischen Aesthetik verarbeitete. Je 
niger dieselbe aus diesem Grunde der vornehm gebildeten 
sse der Nation zusagte, um so mehr fand sie bei der Masse 
srselben. Gunst. Waher blühte sie auch noch, nachdem das 
nstgerechte Lustspiel der römischen Literatur schpn längst, 
βάθη Untergang gefunden hatte, 

, So. wie nun die Römer ihr Trauerspiel, wenn es aus der 
"ktionalgeschichte entnommene Gegenstände betraf, togata nann- 
‚so gaben sie auch der eben bezeichneten Gattung des Lust 
els den nämlichen Namen. Man nimmt gewöhnlich drei Αγ 

derselben an. Die erste wird comoedia praetexta genannt;, 
ihr sollen mit der obrigkeitlichen Prätexta angethane Perso-. 

ἢ ‚aufgetreten sein. Als zweite Art wird die comoedia-tra-, 
‚Ma, von dem römischen Riltermantel (trabea) so ‚benannt, 

führt, _C. Melissus (8, Sueton. d. ill. gram.), Vorsteher der 
liothek im Porticus der Octavia zu Rom unter Augustus, 
dete sie. Handelnde Personen waren ih ihr senatores pri- 
hr cum togis. ‚Die dritte Classe dieses römischen National» 
ag ‚wird comoedia tabernaria genannt. Zur Erklärung 
Ausdrucks führen wir folgende Stelle aus Rabanus Mau«, 

δὶ (d. art. gr. — 5. Osann. Anal. crit. 85. 69) an: Secunda 
Aegies togatarum, quae tabernariae dicuntur, humilitate perso- 
Rum et argumentorum similitudine comoediis pares, in quibus 
ὧι magistratus regesque, sed humiles et privatae domus indu- 
intur: quae, quod olim tabernis legerentur, communiter ta» 
irnariae vocabanlur. — Wir können diese von mehrern neuern 
ünstrichtern (von Scaliger. poet. 1. 7. und atıdern) .angenom- - 
ene Eintheilung de römischen Nationallustspieles nicht als | 
ehtig anerkennen. Wenn man nämlich die hierher gehörigen: 
ellen aus den Alten vergleicht, so kömmt man zu folgender 
nsicht. T ogata ist die allgeeine Bezeichnung, für das römi- 
he N ationalschauspiel ‚in seinen' beiden Hauptgattungen, der 
ragödie und der Comödie. Wollte man diese beiden letztern. 
γι einauder unterscheiden, so bediente man sich des Aus. 
uckes togata praetexta u. 8. w. für das Nationaltrauerspiel; 

8. Nationallustspiel uber biess vorzugsweise togata (8. Horaz 

. 1. 3. V. 288) und in spätern Zeiten togata tabernaria zur 

yauern Trennung von dem Trauerspiel, der togatla’ praetexia 

Archiv. Philol, u, τ᾿ θά: Ba. IL ΙΝ. % . 48 - 


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* 


518 Philologische Skizzen, 


Von einee comoedia praetexta, ia welcher nach der nhen mit- 
getheilten Classenemtheilung Personen Aus den höohern Kreisen 
des politisch geselligen Leberis in Rom aufgetreten wären, fin 
den sich in den noch vorliandenen Beständtheilen der rönt- 
schen Literatar keine Spuren. : Die trabeata war vermuthlich 
nur eine momentane, in den historischen Gang des römischen 
‚Nationaldramas wenig eingreifende Erscheinung. 

’ Zu der comoedia togata gehören die sogenannten Atells- 
nen, oder vielmehr die comcedia togata und die: fabulae Atd- 
lanae bezeichnen die nämliche Classe des römischen Laustspie- 
les. Um sich von der gleichen Bedeutung beider Ausdrücke zu 
überzeugen, halte man die verschiedenen diesen Punct betre- 
fenden Aussagen der römischen Schriftsteller zusammen, Afrs- 
nius, bemerkt Quimtilian, zeichnet sich im Fache des römischen 
Nationallustspieles aus (in togatis excellit). Vergleicht man nun 
die Titel, weiche uns die Alten von den Stücken des Afraniw 
aufbewahrt haben, mit den Ueberschriften der Atellanen des 
Novias und Pompeonius, so gelangt man zu der Ueberzeugung, 
dass alle drei Dichter in der nämlichen Art des Lustspieles ge 
arbeitet haben und dass‘ die Stücke des Pomponius und Novius, 
welche von allen Alten einstimmig als Atellanen angesehen wer- 
den, eben so gut comoediae togatae als die des Afranius sind. 
Diomedes macht (B. III. 5. 487. Putsch.) die für unsern Ge 
genstand besonders wichtige Bemerkung: Togata tabernaria ἃ 
comoedia diflfert, quod in ‚comoedia graeci ritus' inducuntur 
personaeque graecae, in illa vero latinae. Togatas tabernaris 
in scenam ductaverunt praecipue duo, Afranius et C. id 


nam Terentius et Caecilius comoedias scripserunt. Es wird 1 
‘dieser Stelle die griechisch-römische Comödie, wie Terenz un 
andere sie: bearbeitet hatten, streng von der togata un 
Da nun die ‘Atellanen einerseits in die von Diomedes gegeben 
Erklärung von der comoedia togata passen, andererseits abe! 
dieselben von den alten Kritikern nirgends als besondere Gal- 
tung des’ römischen Nationallustspieles classifrcirt werden, 8 
scheint es uns sich von selbst zu ergeben, dass’ die Atellaneı 
in der comoedia togata. enthalten sind. | | 

Man achte übrigens auf den Sinn, in welchem Diomed« 
in der mitgetheilten Stelle‘ das Wort comoedia braucht. Di 
römischen Schriftsteller verstehen vorzugsweise unter diesen 
Worte nur ihr dem griechischen nachgebildetes Lustspiel. Wen! 
also Quintilian (Inst. X, 1) sagt in comoedia maxime clandic: 
mus, 80 meint er hiermit nicht das Lustspiel seiner Nation il 
Allgemeinen, sondern nur jene schulgerechte, von den röm: 
schen Kunstrichtern allein für vollgültig anerkannte Gattung 
Alles ausserhalb derselben Liegende wurde von ihuen fast nu 
als ein leidiger Auswuchs angesehen. Daher kommt es, das 
in den bekannten von Gellius (XV, 24.) aufbewahrten Verse 


᾿ die Geschichte der röm-Sprache u. Literatur betreffend. 318 
des Vulcatius Sedigitus, in welchen die tomischen' Bichter der 


Römer ihren innern Gehalte. nach ‚geordnet en Afreuiub - 
mit-Stillschweigen übergangen ist, trotz dem; dass em: 'ardage- 


zeichnet in der Togata galt. Ä > ta πδι) 
Die Atellanen waren seit frühen: Zeiten. bei den: Röieen 
eirheimisch, ‚Wahrscheinlich wurden ‚sie :anfangs mehr 'Austterh 


Stegrbife uls nach einem ganz ausgeführten ‚Temte’gespielt.. In - 


der ’Periode, in 'weleher die Hömer die griechische. Corödie un- 


ter sich aufrehmen und überhaupt “sich wissenschaftlich auszu- 


bilden anfingen; scheinen such die Atellandn! eine regehnäßsi- 
gere, mehr schriftstellerisch ausgearbeifete Form erhalteh 'zü 
haben. Sie fanden mehrere tüchtige Bearbeiter, und'constitdim 
ten sidh, um so zu sagen, itersrisch.; » Die.rdmischen Kritiker, 


welche non diese bei der Masse des Volkes allgemein‘. beliebte ἢ 


Gattung "Ges Lustspieles aserkerinen: nfussteh, nannten sib von 
jeizt an comvedia togata ‚im Gegensatz von der ‚griechisch: r62 
mischerl Comödie; zu dieser:Bezeichnung fügte: man 'nach ‘diesen 
noch den Ausdruck. tdbernaria’ hinzu, dessen Bedeutting oben 


nach: Rabamus :Maurus angegeben ist, . .Die- ursprüngliche Berner : 


nung »%edlanen blieb. aber im gewöhnlichen Gebrauche‘ neben 
der allgemeinen teehnischen Bezeichnung zomdedia 'togata.: δὰ 
ist dies wahrscheinlich der geschichtliche. Gang des Verhältnis- 


ses, in. welchem Atellanen 'ünd aadie togate zu &inihder - 


standen. a EN 


-Ehe. wir uns naa auf: die Charaoterschildiarung dieses röc 


mischen Natiönallustspieles einlassen ‚halten wir‘ es für zweck« 
möässig, die folgenden Bemerkungen hier einzusehalten. 


. Ein :bervorstechender :Zug in dem 'Chiaraeter des römischen 


Volkes. :jst.ıdie Vorliebe. für burlesken Witz ‘und Scherz. Ey 


‚zeigt sich diese Eigentkümlichkeit in -ullen ‚Epochen und unter ὦ 


allen Classen der Nation. Wenn sich in det frühern Zeiten die 
Familie des römischen Landmannes, das :heisst die Herrschaft 
und die Stlaven, Abends nach voellbrachter : Arbeit: um den 
Herd gesammelt hatte, so ergetzte sie sich ‚hier. dureh heitere;, 
witzig: neckende Wechselgespräche, (8. Virg.'Georg. Ἢ 886 folg. 

Horaz &p. I. 2. 140 folg.) Bei solchen. Gelegenheiten pflegten 
die. Theilnehmenden auch wolil nach der aus Virgil angeführ, 
ten Stelle unförmige Gesichtsmasken anzulegen. : Späterhin, ale 
die’ nach Rom fliessenden. Reichthümer die Mittel verschafften/ 
um auf eine kimstliche Weise den geistigen. und. sitinlichen 
Bedürfriissen zu genügen, wurde auch diese Vorliebe für das 
Burleskcomische systematischer befriedigt. Es bildete sich 
von jetzt δι᾿ εἶπ, um so zu sagen, privilegirter Stand: "von 
Possenreissern. Das Interesse für dieselben war zu Rom ganz 


allgemein. Athenäus erzähl (im sechsten Buche), dass L; Corn. ὁ 


Sylla. ein ro grosses Vergnügen an dieser Classe von Menschen 
fand, .dass-er ihnen sogar Geschenke mit Staatsländereien machte. 
8 ὰ 


ῖ 
, 
" 


ὥ 
, 


616 Philologische Skizzen, 


Die Reichen liessen dieselben während ‚des Tisches zur Erhei- 
terung der geladenen Gesellschaft auftreten. Diese Lustigmacher 
sugkten. nicht allein durch witzige Einfälle und Reden, in wel. 
sie öftres die Anwesenden selbst nicht schonten, sondern 
auch ‚Aurch neckische Verdrehungen ihres Körpers und über- 
haupt durch ihf ganzes Aeussere den Zweck, wegen welches 
sie gerufen waren, zu erreichen. Ihr Körper war gewöhnlich 
missgestaltet, ihr Kopf glatt geschoren. Dem. Leser wird hier- 
bei wohl die Stelle aus der Reise des Horaz ‚nach Brundisium 
(Sat, 1,5, 61 falg.)' einfallen, in- welcher er den drelligen 
Wettkampf zweier solcher Gesellen erwähnt. Auch bei den 
spätern Griechen. war es Sitte geworden, die Gäste wärend der 
Mahlzeit durch Leute dieser Art zu unterhalten. S.. Eucian, 
cohviv« $..18 folg. 

, In dem nämlichen Sinne trat "auch öfters. auf den römi- 
schen Theatern nach Beendigung. einer Tragödie der sogenannte 
exodiarius ‚als, lustige Person auf, um durch seine lächerliche 
Erscheinung, wie sich der- Scholiast zu Javenal (11, 175) aus 
drückt ‚die durch das Trauerspiel ernst gewordenen Gemüther 
aufzuheitern. Ein solches fröhliches Nachspiel wurde exodium 
genannt. $. auch die Erklärer za Sueton. 'Tib. K. 45. 

Wie sehr die Römer: diese Art: der Unterhaltung liebten, 
ergibt sich auch aus den vielen Ausdrücken, welche ihre Spra- 
che, besonders in den spätern Zeiten, zur Bezeichnung von 
Possenreigsern besitzt. Wir wollen hier nar die sanniones als 
die hekannteste und für unsern Gegenstand wichtigste Gattung 
derselben nennen. Sanna, der Stamm dieses Wortes, bedeutet 
eins fratzenliafte Verdrehung der Gesichismuskeln. Die sannio- 
nes ahmten mit Begleitung dieser sannae Sitten und Gewohn- 
heiten nach. (8. Cic. :orat. II), sie machten also ungefähr. das, 
was die heutigen Italiener lazzi nienen. Auch findet sich in 
. der italienischen Spräcbe der .von sannio abgeleitete Ausdruck 
zanni in seiner ursprünglichen Bedeutung vor.. 8. Oxtav. Fer- 
rar. ἃ, pautom, $.’36. Wolfenb. 1714. 

Auf diese Vorliebe des römischen Volkes‘ für das Grottesk- 
comische in Worten und Geberden stützte sich, die @tellanen. 
Die lustige Person: spielte in ihnen die Hauptrolle. Sie trat 
unter verschiedenen Beneanungen und Gestalten auf, vorzugs- 
weise aber als maccus, bucco und pappus. Diese Namen be- 
zeichnen drei Arten lächerlich : gekleideter Charactermasken, 
welche das römische Publicum durch. ihr linkisches und dum- 
nes Benehmen ergetzten. Siehe Forcellini, —— . Aufch der man- 
ducus gehörte zu den Lieblingsmesken in den Atellanen. Es 
war derselbe ein gespensterhaftes, mit einem ganz unformigen Ge- 
sichte ausgestaltetes Wesen. Er hatte dicke, weiss bemalte Ba- 
᾽ν cken, der weit aufgesperrte Mund seigte lange und spiize Zähne, 
mit welchen er einen fürchterlichen Lärm machte. Diese Maske 


- 


N 


. die Geschichte.der röm. Sprache u, Literatur betreffend. 817 


hatte ein so possierlich schreckhaftes Aeussere, dass die Mütter 
zu Rom eigeusinnigen Kindern mit den Worten zu drohen pfleg- 
ten, manducus würde sie holen. 8. Juvenal III, 174.’ Bayle 
vergleicht in seinem Wörterbuche den manducus mit dem loup-: 
garou der Frauzosen. 8. auch Forcellini, Wahrscheinlich trat 
der manducus unter abwechselnden Namen auf. So zeigte er 
sich nach Scaliger’s Meinung als Pytho Gorgonius in dem gleich- 
namigen Stücke des Pomponius. Wie alt übrigens ähnliche Mas- 
ken bei dem römischen Volke waren, sieht man aus den schon 
oben erwähnten Versen des Virgils (Georg. II, 385.). 

Das Gebiet, über welches sich die Atellanen erstreckten, lag 
in dem Bereiche des gewöhnlichen, vorzüglich des ländlichen 
Lebens, Die verschiedenen arbeitenden Classen und die niedern 
Stände des Volkes (piscatores, fullones, pistores u, a. w.) ent- 
richteten ebenso wie die Bewohner der einzelnen Provinzen 
(Galli transalpini, Campari u. s. w. waren Stücke des Pom- 
ponius) durch ihre Eigenthümlichkeiten ihr Scherflein an die- 
Muse dieser dramatischen Possen. Auch gaben die öffentlichen 
Feste und Volkslustbarkeiten (Megalensia, :Compitalia Ὁ. 8 w.) 
Stoff zu diesen Dichtungen her. Aus. den unten mitgetheilten 
Ueberschriften von Atellanen werden wir noch bestimmter die 
Grenzen kennen lernen, innerhalb welcher sich diese dramati-- 
schen Compositionen bewegten. .Die Durchführung der von 
dem Dichter gewählten Gegenstände war durchaus heiter; Scherz 
und Witz, wie ihn der derbe Geschmack: des römischen Publi-: 
cums ‚verlangte, und die muthwilligste Laune herrschten in ih- 
nen vor. An unanständigen Zweideutigkeiten fehlte es nicht 
(s. Quintil. inst. VI, 3. Suet. Calig. K. 27). Vorzüglich wären 
es die fullones, fullonia u. s. w. genannten Stücke; welche sich- 
in dieser letztern Beziehung auszeichneten. Auch die oben er- 
wähnten exodia wurden in den Atellanen angebracht. . Livius 
VII, 2. 

Die römische Sprache zeigte sich in diesen dramatischen: 
Scherzen wahrscheinlich in ibrer volksthümlichsten Gestalt. We- 
aigstens führen die Grammatiker aus dem Pomponius und dem’ 
bm verwandten Schriftstellern viele Spracheigentbümlichkeiten 
un, welche dem gebildeten römischen Style fremd sind. Auch‘ 
wurde öfters‘ der mit dem Lateinischen zusammenhängende osei- 
che Dialect in ihnen gesprochen, Denn in diesem Sinne ist 
lie Stelle Strabo’s IL 11. 85. 288) ἔδιον δέ τι τοῖς "Οσκοις συμ-- 
ἔβηκεν. Τῶν γὰρ "Ooxov. ἐκλελοιπότων ἡ διάλεκτος μένει παρὰ 
οἕρ" Ῥωμαίοις, ὥστε ποιήματα σκηνοβατεϊσϑαὶ κατά τινα 
'γῶνα πάτριον καὶ μιμολογεῖσϑαι zu deuten. Der Vortrag’. 
er Schauspieler in diesen Stücken wurde von: übertriebenen 
vesticulationen und Bewegungen begleitet. a 

Der -Geist, welcher Wie römischen ;Atellanen schuf, regt sich 
sch. noch in. dem Geschtnacke: der heutigen Bewohner Italiens 


= 


— 


S18 . .  Philologische Skizzen, 


und zeigt sich ig vielen Theilen des italienischen Volkalebens, 
hesonders in den Carnevalsbelustigungen. Der Policinall und 
die ihm verwandten Characteye sind Producte dieses Geistes. 
Ebenso finden sich auch die characteristischen Bestandtheile der 
Atellanen zum Theil in dam Nationallustspiele der Italiener wie- 
der. Arlecchino, Brighella, Pantalon u. s. w. sind Nachfolger 
der in den Atellanen figurirenden Masken. Sogar die Tracht 
des Arlecchino ist, wie bekannt, altitalisch. Auch der maccus 
und der bucco der Alten waren in der Art des von den It 
Jienern adeptirten Pierrot’s der Franzosen gekleidet. -S, For- 
cellini unter beiden Wörtern. Wenn diese italienischen. Cha- 
ractermasken den Dialect der Provinz sprechen, aus welcher 
sie abstammen, so haben sie auch diese Eigenihümlichkeit mit 
den Masken der Atellanen gemein. 

Die Aehnlichkeit, welche die heutigen Bewohner Italiens 


“ mit den frühern in dem berührten Puncte haben, wird um so 


auffallender, wenn man berücksichtigt, dass das höhere kuust- 
gerechte Lustspiel ebensowenig, bei jenen als bei diesen hat ge- 


‚deihen wollen.‘ Die sonst so reichhaltige italienische Puesie hat 


in diesem Fache nur sehr. wenig bemerkenswertbes aufzuzeigen 
und hält keinen Vergleich mit den hierher gehörenden Producten 
anderer ‚europäischen Völker aus. Der. Geschmack des italieni- 


. sehen Volkes in Masse neigt sich, wie bei seinen tömischen Vor- 


fahren, zu dem Burlesken hin; das feinere Lustspiel konnte 
nicht aufkommen, weil, es eine zu geringe Unterstützung in der 
Theilnahme den Nation. fand. . 

"Wir wollen zur. Vervollständigung der bis dahin über die 
Atellanen gemachten Bemerkungen auch die sie betreffenden hi- 
storisch -literarıschen Notizen übersichtlich mittheilen. 

Als ‚Vaterland der Atellanen wird uns von den Alten die 
oscische ‚Stadt, Atella, hentzutaga das Dorf.5t.-Arpino im Terra 
di lavoro nicht weit von Neapel, genannt. Daher haben sie 
auch die Benennung osci Iudi (Fir. ad fam, VII, 1.) erhalten. 
Sje sind wahrscheinlich schon sehr früh, nach Rom gekommen. 


Wir sehr sie hier gefielen, ergibt sich, auch ays dem Umatande, 


dass sich die römische Jugend selbst mit- Ausschluss. der gewöhnli- 
chen Schauspieler mit ihreg Aufführung befasste (8. Livius VII, 
2.), und dass die in. ihnen auftretenden Individuen sowohl in 


ihrer Tribus blieben, als. auch ihr Anrecht auf den Kriegsdienst 


behielten (s. M&m. d. l’Acad. d. b, Il, t. XXVL 3. 889). Es 
ging vermuthlich, wie .wir schon oben bemerkt haben, eine 
lange Zeit hin, während welcher. die Atellanen nux- aus.dem 
Stegreife vorgetragen wurden. Der Plan machte nur ganz im 
Allgemeinen angelogt,.die. Ausführung, der einzelnen Theile aber 
der Geschicklichkeit dex:Srhauspieler. überlassen nein. Wahr- 
scheinlich wurden- auch in den frühasten Zeiten die Atellanen 
mehr durch „@abendenspiel, ;als..durrh. Dialog vorgestellt. Erst 


ὶ 


die Geschichte der röm. Sprache u, Literatur betreffend, 610, 


später fing man an, sie umgtändlicher auszuarbeiten und nieder- 
zuschreiben. Jedoch liessen sie auch. noch zu der Zeit, als sie 
den höchsten Gipfel ihrer schriftstellerischen Ausbildung erreicht 
hatten, dem extemporirenden Talente der darstellenden Künst- 
ler ein weites Feld offen, wie aus so manchen Gründen zu 
schliessen ist. BR, 

Als frühester Verfasser niedergeschriebener Atellanen wird 
uns Fabius Dossenus :genannt. : Horaz (ep. II, 1. V. 174 folg.) 
tadelt ilum wegen der nachlässigen Ausarbeitung seiner. Dich- 
tungen. τς; ας 
Auch der Dictator L. Corn. Sulla verdient hier genannt zu 
werden, Die σατυρικπαὶ κωμῳδίαι,γ welche‘ er nach einer Stella 
bei Athenäus im sechsten Buche geschrieben haben soll, gehör- 
ten. gewiss in Eine Classe mit den Atellanen. 

Ὁ. Novius, ein Zeitgenosse des Vorhergehenden, wird von 
den, Alten als fleissiger Atellanendichter aufgeführt. Es sind 
noch Bruchstücke aus 42 namhaft gemachten, von ibm verfer- 
tigten Stücken vorhanden. Titel derselben sind: Agricola, Bu- 
bulcus, Cerdo, Fullones feriati, Hetaera, Milites pometinenses 
(das heisst die Spiessbürger), Macci, Macgus. caupo, Maccus 
exul, Sardus, Vindenilatores, Virgo praegnans u. 8. w. | 

Aus. den Ueberschriften mehrerer Stücke des comischen 
Dichtexs Vectius Titinius sieht man, dass aueh er Atellanen ge- 
schrieben hat. Es werden uns unter diesen Fullones,oder Ful- 
lonia, Hortensius, Jurisperita, Psaltria, Quintus Varus u. s..w. 
genannt, Ε ΠΝ ; 
. ΟΣ Quintias ‚Atta wird ebenso als ‚scriptor togatarım er- 
wähnt. Wir kennen die Titel von zehn seiner Stücke, unter wel-. 
chen sich Aedjilicia, Megalensia, Supplicatio, Tiro proficiscens 
(nämlich ad bellum) u. s. w. befinden, Er starb 652 oder 
nach. Andern 677 nach Erbauung der Stadt. FE τ 

Als Epoche in der. Geschichte der Atellanen machend ist . 
L. Pomponius aus Bononia anzusehen. Er lebte um das Jahr 
Roms 664 nach: Eusebius, Vellejus Paterculus nennt ihn (II, 9.) 
segsibus celebrem, verbis rudem et novitate inventi a se operis 
commendabilem. Man muss.den Vellejus an dieser Stelle nicht 
so verstehen, als wenn er den Pomponius als Erfinder der Atel- 
lanen ausgeben wolle. Ppmponius hatte diese Dichtungsart nur 
bedeutend vervollkommnet und wird deswegen von dem Vellejus, 
auf die oben mitgetheilte Weise bezeichnet. Bei Macrobius gilt 
unser Pomponius als ein egregius Atellangrum poeta. Es finden 
sich noch Ueberbleibsel. von 61 seiner comischen Dichtungen, 
unter deren Aufschriften auch die nachatehenden vorkommen: 
Alaones, Agamemnen suppositus, Atreus, Augur, Bucco ad- 
optatus, Calendae Martiae, Campani, Ergastulum, Fullo oder 
Fullones und. Fullenia, Hirnea: pappi, Macci gemini, :Maccus, 
Maccus müles, Mascus: sequester, Pappus agricola, Pappus prae- 


δ. ᾿ _ Philologische Skizzen, 


teritus, Prostibulam, Quinquatria, .Verres aegrotus u. 8. w. Der 
Agamemnon suppositus und der Atreus waren vermuthlich comi- 
sche Parodien im Geschmacke des plautinischen Amphitruo. - 

Macrobius nennt uns (Sat. X, 1.) den G. Memmius als Αἰεὶ. 
lonendichter mit dem Bemerken, dass derselbe die lange darnie- 
derliegende Kunst der Atellanen nach Novius und Pomponins 
wieder erweckt habe. 

Doch der bedeutendste Dichter im Fache der comoedia topa- 
ta scheint L. Afranius (um 660 nach Roms Erb.) gewesen zu sein. 
Die Alten (Quintilian, Gellius u. 8. w.) rühmen ibn ganz beson- 
ders. Er war nacli dem Urtheile Cicero’s ein homo perargutus,. 
in fabulis disertus. Den Menander benutzte er häufig zu “sein 
Dichtungen, woraus er selbst auch kein Hehl machte (s. Funct. 
ἃ. adol. L.L. 5. 97.. Hierauf beziehen sich die. Worte des Hr, 


, 88 (ep. II, 1, 57.) 
Dicitur Afrant toga convenisse Menandro. 


‚ 


Zur nähern Characteristik sowohl seiner eigenen Stücke als auch 
der Atellanen im Allgemeinen ist auch die Befnerkung Quinti- 
han’s (Inst. X, 1) nicht zu übergeben: utinam non inquiraset 
_ (Afranius) argumenta puerorum foedis amoribus mores suos fas- 
sus. Diomedes (B. III. 8, 487 Putsch.) führt an, dass vor Alla 
zwei Männer, unser Afranius und C. Quintius Alta, die togatae 
tabernarise auf die Bühne gebracht hätten (in scenam ductave 
yunt). Wir besitzen noch Fragmente aus 46 seiner dramatischen 
Arbeiten. Aufschriften.derselben sind: Augur, Bvundisini, Buc- 
co adoptatus, Compitalia, Emancipatus, Libertus, Megalensia, 
Prodigus Temerarius u. s. w, | 
Wenn wir oben den Untergang sämmtlicher römischen Na- 
tionaltrauerspiele bedauerten, so ist der Verlust aller dieser Ns- 
tionallustspiele noch um Vieles empfindlicher. Denn sie waren 
aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allein originellere und des- 
wegen interessantere Schöpfungen als jene Tragödien, sondern 5i6 
würden uns auch noch in einer ganz eigenen Beziehung von we- 
sentlichem Nutzen gewesen sein. Wir kennen nämlich zwar darch 
die noch vorhandenen Schriftsteller das politische Treiben des 
“römischen Volkes und das Privatleben der höhern Stände in ihm) 
. aber von dem Thun und Lassen des gemeinen römischen Bürgers 
in dem engen Bezirke des häuslichen und nachbarlichen Ver- 
. kehrs, seinen Temperamentseigenthümlichkeiten und seinem gan- 
zen geistigen Behaben können wir: uns nur sehr unklare Begriffe 
machen, Was uns in dieser Hinsicht verborgen geblieben ist, 
hätten uns die Atellanen am Besten lehren können. Sie würde 
uns das römische Volk, welches wir fast nur von seiner ernsten 
Seite kennen, auch von der heitern gezeigt haben. = 
j An die Atellanen schliessen sich die Mimen an,. Auch sind 
sie bis auf wenige Bruchstücke untergegangen. Unsere Kennt- 


4 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend, 521 


nisse von ihnen beruhen auf den dürftigen Nachrichten, welche 

- uns die römischen Schriftsteller über sie hier und da mittheilen, 
Wir wollen die wichtigsten dieser Angaben hier zusammenstellen 
und dann sehen, welches Bild wir uns mit ihrer“ Hülfe von I 
ser Dichtungsart machen können, 

Zunächst bemerken wir, dass die römischen Mimen nicht | 
als Nachahmungen der griechischen anzusehen noch mit diesen’ 
zu verwechseln sind. Diese letztern waren, als prosaische Auf- 
sälze, nicht für die iheatralische Aufführung bestimmt. Ebenso 
müssen die Mimen der Römer von ihren Pantomimen, in welchen 
gar nicht gesprochen wurde, unterschieden werden. -- 

Die römischen Mimen ahmten nach der Erklärung der alten 
Grammatiker‘ (des Monat und Diomedes) die Reden und Handlan- 
gen aller Welt in übermüthiger Laune’ (cum lascivia) nach. Sie 
dienten dem herrschenden Volksgeschmacke für das Grottesk- 
‚cofmische. Vor allem Andern war es die Liebe, welche in ihren 
verschiedenartigen Erscheinungen im geselligen Leben Stoff zu 
den mimischen Dichtungen gab. Untreue Frauen und betrogene 
Ehemänner spfelten Hauptrollen in denselben. Ovid bemerkt ' 
(Trist. U. V. 497— 516), dass Gegenstände dieser Art die Zu- 
schauer am Meisten angesprochen hätten. Auf andere sitiliche 
Zustände und menschliche Mängel, welche lächerliche Seiten 
darbieten, wie z. B. Geiz und Tronkenheit, figurirten in den Mi. 
men. In der Durchführung des Inhaltes fehlte es nicht an Un- 
anständigkeiten aller Art. Aus diesem Grunde waren die Mimen;: 
nach der Versicherung des Valerius Maximus (11, 6. 7), in 
Massilia verboten. — So wie diese Dichtungsart menschliche 
Verhältnisse in spasshaften 'Zusammenstellungen auf die Bühne 
brachte, so wagte sie sogar die Mythen der Volksreligion zum 
Gegenstande ihges burlesken Witzes zu machen., Die Götter selbst 
zeigten sich nach Tertullian (in dem Apologet) in Jächerlichen La- 
gen in den Mimen; Diana z. B. erhielt Schläge, Luna trat als 
Mann auf u. 8. w. Auf mehrern antiken Vasen sind Seenen im 
Geiste dieser mimischen Licenzen dargestellt. Uebrigens mochte 
der sittliche Werth der einzelnen mimischen Dichtungen sehr ver«- 
schieden sein, so dass einige den Anstand mehr, andere vene 

verletzten. : 

Die oscische Sprache war in den Mimen ebenso wie in den; 
Atellanen üblich. In diesem Sinne steht der Ausdruck μιμολογεῖσθαν, 
in der oben aus Strabo angeführten Stelle. 

Obwohl der Plan des einzelien Mimus von dem Verfasser im: 
Allgemeinen angegeben und wenigstens in seinen wesentlichsten 
Tbeilen durchgeführt war, so hatten doch die Schauspieler die- 
Freiheit, ihr Talent im Extemporiren nach Belieben κα zeigen, 
Hierbei wurde es denri eben nicht sehr genau genommen, Cidero 
bemerkt (pro Coel.K. 27.) Mimi ergo iam .exitus est non fabulae: 
in quo cum clausula non invenitur, fugit aliquis e manibus; de» - 


22 - : Philologische Skizzen, 


“ inde scabella concrepant, aulaeum tollitur. Nach unserer An- 
sicht ist diese Stelle Cicero’s folgendermassen zu deuten. Wenn 
die den Mimus darstellenden Personen die Fabel durch ihr Spiel 
aus dem Stegreife so verwirrt hatten, dass sich der Knoten des 
Ganzen nicht bequem lösen wollte, so suchten sie sich durch eine 
sicht ursprünglich im Plane liegende Wendung aus der Verlegen- 
heit zu ziehen, so dass sich also einer der Mitspielenden im Ein- 

verständnisse mit den übrigen von der Bühne entfernen musste; 
hierauf wurde den Zuschauern erklärt, jene in diesem Augen- 
blicke so.nötlige Person sei verschwunden, man wolle sie su- 
chen; das iibrige Persoual des Stückes stellte sich hierbei auf eine 
gomische Weise höchst verlegen, das Publicum lachte, der Vor- 
bang wurde vorgezogen, das Stück war zu Ende. 

Diese aus Cicero mitgetheilte Stelle beweist auch, dass die An- 
zahl der in einem Mimus handelnden Personen nicht, immer auf 
aur zwei beschränkt war, wie einzelne Literatoren es öfters ange- 
»ommen haben. Wäre die Ansicht dieser leiztern xichtig, 30 
hätte Cicero gewiss nicht fugit alöiguis e manibus gesagt. Die 
Wahl des Ausdruckes aliquis zeigt, dass die einen Mimus dar- 
stellende Gesellschaft auch wahl aus mehrern Mitgliedern bestand. 
Jedoch geht aus der Art und Weise, wie sich die Alten sowohl 
über die Mimen als auch über die Atellanen ausdrücken, hervor, 
dass die zu ihrer Aufführung nöthige Personenzahl in der Regel 
sehr klein gewesen sein muss und dass oft vielleicht nur ein ein 
ziger Schauspieler hierbei. beschäftigt war. Der Grund hiervon 
ist in dem in diesen Stücken üblichen Spiele aus dem Stegreif zu 
suchen, Die Schwierigkeit der theatralischen Darstellung eins 
Mimus musste mit der Zahl der in ihm vorkommenden Rollen stei- 
gen. Am Unabhängigsten stand Ein improvisirender Schauspie- 
ter da; dieSache wurde misslicher, je mehr Personen wechselseitig 
in ihıe aus dam Stegreifa entstandenen Gedanken schnell und 
passend. eingehen sollten. Durch dieses in den Mimen sehr be- 
schränkte Personal und die wahrscheinlich geringen scenischen 
Vorkehrungen, welcher sie bedurften, wurde die Darstellung der- 
selben auch ausserhalb eines kunstmässig angelegten Theaters 
. möglich,. Der Mimus konnte seine Residenz in der taberns 
(daher togata tabernaria) und in jedem andern Privatlocal auf 
schlagen, 

Das Aeusserg der mimischen Künstler hatte manches von 
der allgemeinen Tracht der alten Schauspieler Abweichendes. Sie 
legten keine Gesichtsmasken an; ihr Kopf war ganz kahl ge 
schoren, wie der aller Possenreisser;, das Gesicht färbten sie sich; 
δία trugen auch nicht den soccus des regelmässigen-Lustapieles, 
asien sie von den römischen Schriftstellern planipedes genannt 
Werden, , : 
ον , Der einzelne mimische Schauspieler heisst mimus , bei Vul- 

eatins auch. φοῦχτα mimarius, Mimus bezeichnet: ausserdem. auch. 


die Geschichte der röm., ‚sprache u. Literatar betreflend. 5 525 


‚ das Gedicht selbst und seinen Verfasser. ' Vebrigens spielten in 


den Mimen nicht allein Männer, sondern auch Frauen (mimaez; 


8. Οἷς, ad Attic. IV, 18. pro Rosc: ‚Com. K.. 8. Juven. .VI, 65 
folg. Haraz Sut, I, 10, 76.), was in dem regelmässigen Drama 
. nicht geschah. | 
Dass die Mimen sich keiner besondem .Gunst bei den hö- 
hern griechisch-gebildeten Ständen in Rom zu erfreuen halten, 
lässt sich aug einer Aeusserung Cicero’s abnehmen, Er sagt (ad 
ἴδια. XII, 8): Equidem sic iam obdurui, ut ludis Caesäris no- 
eiri — audirem Laberii et Publü poemata (4 6: miimos). Ci- 
cero apricht hier von seiner Geringschätzung der Mimen ala wie 
von einer sich von selbst verstehenden Sache, so dass man daher 
eeine Worte in einer allgemeinen Beziehung deuten kann. 
Wenn man die characteristisehen ‚Züge der Atellanen mit 
den der Mimen zusamnıenhält, so wird man geneigt, diese letzter 


für nichts als eine mit jenen genau verwandte Gattung: odes 


vielmehr als eine Fortsetzung derselben -anzuschen. Bas Abwei- 


chende hezog sich wahtscheinlich nur auf einiges Aeussere im _ 


der ‘Art der ‚Darstellung. Die Spieler in den Atellanen legtem 
Gesichtsmasken an,. die Mimen ihaten. dies nicht. In diesenz 
Umsatande .mächte. auch wohl die .eigentliche, von den später 
Grammatikern. freilich anders angegebene Erklärung des Aus- 
druckes mimus von dem griechischen μιμεῖσϑαι zu auchen' sein. 
Die: Maske gab dem Schauspieler in den Atellanen die seiner 
Rolle zukommenden Gesichtszüge und schloss «alles Geberden- 
spiel aus. Die mimischen Künstler führten keine Masken, som 
_ dera ahmten mit freiem Mienenspiele Handlungen und Personen 
der. wirklichen Welt nach. Auf diese Weise musste freilich der 
manducus andere mit ihm |wenigstens formell zusammehhän- 


τᾶ 


gende Charactere der Atellanen aus dem: Bereiche der a 


ausscheiden. 

Die Atellanen waren ἰοὺ mit, Masken, de Mimen ΕΝ 
dieselben aufgeführte Possen. Denn was den innern Character 
beider Dichtungaarten "betrifft, so lässt sich nach allen- dem, 
was uns die Alten hierüber mittheilen, kein wesentlicher Un- 


terschied zwischen ihnen auffinden. Sogar die Titel, welche die _ 


Mimen des Laberius führen (Compitalia, Fullo, Lacus Avernus, 
Necyonlantia, Saturnalia u, 8. νύ} kommen: entweder schon baiı 
den Atellanen vor, oder lassen wenigstens. auf ein generische& 
Verbältniss der durch sie: bezeichneten Stücke zu denselben, 


schliessen. In, dieser: Ansicht wird man auch dadurch bestärkt, \ 


dass in der römischen Literatur kein Mimendichter vor‘ "Labe— 


zius “erwähnt wird. Die römischen Kritiker würden sich gewiss, 
ganz andera über die Mimen ausgesprochen haben, wenn diese, 


eine neue, erst dusch Laberius oden wenigstens im seiner Zeit, 


erfundene- Art dramatischer Dichtungen gewesen wägen. | Sie 


Waren. ‚der. Sache. nach his. dabia schon. in:den. Atellansn vor- 


524 : Pbilologische Skizzen, 


handen. Ebenso wird auch von Laberius an kein Atellanendich- 
ter weiter in der römischen Literstur genannt. Sollten die Atel- 
lanen, diese bei dem Volke so beliebte Gattung des Lustspieles, 
keinen der Erwähnung werthen Bearbeiter mit einem Male von 
dieser Zeit an gefunden haben! Gewisa nicht, Sie dauerten als 
Dichtungsgattung fort, man nahm nur die aben angedeutete, 
weniger ihre innern als ihre formellen Eigenthümlichkeiten an- 
. gehende Reform mit ihnen vor und nannte sie von jelzt an Mi- 
men. In diesem neuen Kleide und unter diesem Namen blieben 
sic noch lange Lieblingsvergnügungen des römischen Volkes, 
Denn die Vorstellungen der Mimen gingen auch unter den Kai- 
sern, also zu einer Zeit, in welcher das kunstgerechte Drama 
fast ganz verfallen und verschollen war, ununterbrochen fort. 
Es ergibt sich dies aus vielen Stellen der spätern Schriftsteller, 
unter andern auch aus Capitolin’s Leben Antönin’s des Philo- 
soplen C. 29. " 

Die Mimen der Alten leben unserer Ansicht nach auch heut 
zu Tage, wenn auch vielleicht nur in ihrer niedrigsten Gestalt, 
noch fort. Es gibt nämlich’ in Italien bis jetzt noch eine Menge 
Spassmacher, welche apf Strassen und öffentlichen Plätzen das 
Volk durch launige, zum Theil vorher schon überdachte und 
eingelernte und zum Theil improvisirte Vorträge zu unterhalten 
bemüht sind. ‘Ein solcher moderner, meistens seinem artisti- 
schen Character gemäss gekleideter Nime meldet sich bei dem um 
ihn versammelten Publicum als Mitglied irgend eines Standes oder 
. einer Classe der bürgerlichen Gesellschaft an. Bald stellt er einen 
reisenden Bettler vor und macht eine lustige Beschreibung von den 
auf seinen Zügen erlebten Abenteuern, bald spielt er einen Kranke 
besuchenden Arzt, bald legt er es darauf an, als leidenschaftli- 
cher, sich mit aller Welt überwerfender Missgestalteter das La- 
‚chen der Umsteheuden zu erregen u. s. w. Die Durchführung sei- 
nes Gegenstandes sucht er durch grelle Nachahmung der Stimme 
und Geberden der Personen, mit welchen er angeblich zu thun 
hat, zu beleben, wie überhaupt seine ganze Darstellungsmanier 
munter und aufregend ist. Zuweilen nimmt ein solcher Lustig- 
macher noch einen Gehülfen oder eine Gehülfin an, um dramati- 
sche Mannigfaltigkeiten in seine Spässe zu bringen. Nicht selten 
sind auch einzelne Zuschauer mit ihm einverstanden und helfen 
ihm seine Rolle durchführen; sie unterbrechen den Mimen, wi- 
“ dersprechen ihm u. 8. w., so dass ein lächerlicher, dem Anschein 
' nach oft ernster Wortwechsel zur Ergetzung der um die Verabre- 
dung nicht wissenden Menge entsteht. Eine mimische Unterhal- 
tung dieser Art währt öfters eben so lange als die Aufführung 
einer kleinen dramatischen Posse auf unsern Theatern. — Auch 
in Frankreich ist diese Gattung der populären Comik bekannt 
und beliebt. Unter andern ist Paris reich an jenen Strassenkünst- 
lern.’ Oefters treiben dieselben auch wohlin den niedern Volks- 


= 
die Geschichte: der rör,.Sprache u, Literatur betreffend. “ 525 


schenken anf.einein besonders für sie erkichteten scenischen ‚Apr. 
parate ihr Wesen, 80 dass 'ihren τοι υάβεα recht Penich 
der Name tabernariae zukommt. 

:Die ersten und zugleich die berühmtesten Verfasser Yan, rö- 
mischen Mimen gehören der Zeit des Julius Cäsar an. Sie sind, 
Detimus Laberius, Publius Syrus und Cn. Mattius, 

Laberius (won 648 ‚bis:710 nach Erb, d. Si.) war ein dleissi» 
ger Dichter in seinem Fache... Wir kennen.bis jetzt'noch die Ti 
tel von 40 ihm zugeschriebenen Mimen. Auch. hat sich (bei. Ma- 
erobius Sat: U, 7.) der merkwürdige Prolog erhalten, in ‚wel- . 
chem’er ‚sich bitter beklagt,,. dass er, ein;rämischer. Ritter, auf 
das Geheiss Julius. Cäsar’s als. mimischer ‚Schauspieler die Bühne 
habe betreten müssen. Es-ist ein treflliches Stück ,:darch wel. 
ches Labeifus sehr für seine.Persönlichkeit einnimint. +- Die Al- 
ten schrieben if einen scharfen beissenilen. Witz zu. 'Horaz: gibt 


(Sat. 1, 10, 5.) nur sehr wenig auf seine dramatischen Dichtun» _ 


gen; 'er. will' sie nicht .äls‘ poetische :Kunsiwerke. igelten : lassen. 
Wahrscheinlich kamen, dem griechisch‘: gebildeten Geschmacks . 


des Horaz die Erfindung und der Styl in den Mimen des Laberius- 


zu roh vör.’ Auch haben andere alte Schriftsteller an seinem 
Wortausdrucke Manches :auszusetzen. ‚Gellius bemerkt (XIX, 13.), 
dass’Laberius unedle Wörter. (verba ignobilia nimis et sordentia) 
in die lateinische Sprache gebracht habe; an einer andern Stelle 
(XVI,::7:) macht er ihm den Vorwurf, dass’er zu keck in Bildung 
neuer Wörter gewesen: sei. ' Und wirklich enthalten die hoch 


‚vorhandenen Bruchstücke‘ des''Laberius ‘eine Bestätigung .dieser _ 
Bemerkung; sie bestehen ale aus gewagten oder Bag 


wöhmlichen Wortformen.® 

Der zweite der oben genannten Mimendichter ist Publius, 
nach -seinem Vaterlande der öyrer genannt. Er kam frühzeitig 
nach Italien und trat zuerst mit seinen Mimen in den kleinern Städ. 
ten des Landes auf, bis ihn Julius Cäsar nach Ron: brachte. Die 
alten Kunstrichter ziehen ihn nicht allein seinem Zeitgenossen 
und Nebenbahler .Laberius vor (s. Gell. XVII, 14.), sondern 
urtheilen überhaupt höchst vortheilhaft über seinen schriftstelle- 
rischen Werth.. Sie gestehen. ihm in seinen Versen viel Scharf- 
sinn ‘und Geist zu. Bündige Kürze urd häufig angebrachte 
Antithesen chararterisirten seine stylistische: Manier. Hierin liegt 
wahrscheinlich der Grund, : weswegen er: dem Philosophen 565 
neca so 'besonders 8661" (Senee. ep. I, 8. und d. trang. vit. 1, 
11.). Auch kamen in seinen Mimen viele Moralsprüche vor 
(s. auch Gell. X, 24.), aus welchem Umstande nian einen vor- 
theilbaften Schluss ‚auf ihre sittliche Haltung mächen möchte”), 


*) Die Vorliebe Für den Gebrauch solcher Sentenzen artete andierhfn 
ınter den Römern bis zur Wüuth (insauia) aus (8. Senec. pat. cont, VI, 3.) 


- - \ 
Ω 


x 1΄ 


> 


28 Philelogische Skizzen, 


Diese Sprüche wurden zu der Zeit des Kirchenvaters Bierony- 
mus den Kindern zum Auswendiglernen gegeben. Die unter 
dem Namen des Publius bis auf uns gekommenen Sentenzen 
(sie: belaufen sich auf ‘tausend und einige) tragen die: oben ar- 
‚gedeuteten Eigenheiten seines: Ausdruckes an sich, 

Cnejus Mettiss, .der schriftstellerische College des L+- 
Deriis und Publius, wird von den Alten öfters erwähnt (1. 
Gell. X, 24 folg. und auch Funcc. d, adol. L, L.:S. 95.). Ge- 
dius,; welcher ihm. die Beinamen: inpense dootus und eraditn 
gibt, führt mehrere Beispiele ‚seiner Kühnlıeit in Wombildungen 

an (s, Noct, λει. XX, 9. und XV, 25.) Er war auch den 
Römern 'als Uebersetzer der homerischen Alias bekannt, Cäsar 
ging sehr freundschaftlich miit ihm um . 
κω »Aus-den Zeiten des Kaisers M. Antoninus des Philosophen 
fährt Capitolia (Anton. > C. 29) An Marullus als dbimen- 
dichter an. 
.. Als solche werden uns auch Ὁ. Lutitios Catulus ‚Lac 
Acılius und Lentulus, döch ohne nähtre Angabe ihrer Lebens 
verhältriisse von den Alten: bezeichnet. ᾿ 

Gewiss gab «es. ausser .den genannten noch viele anders 
Verfasser von Mimen unter .den Römern. Ihre Namen aber sind 
ebenso wie ihre Werke untergegangen. Wahrscheinlick seirten 
nicht alle den Text :ihrer mimischen Diehtungen so durch 
führt auf, νέο Laberius u. 8. w. es that. Ihre 'skizsirten ‚Pläüe 
mochten oft nur durch die Kunst der. darstellenden Sehauspie- 
ler einen augenblicklichen Werth erhalten und im Ganzen zu 
wemg literarische Consistenz ‚besitzen, um ein Interesse für ihre 
Aufbewahrung und die ΠΟΘ ΕΙΣ 8 ‚der naBien ährer γα. 
fasser zu um 


m. Zustand - der römischen PR. am Finde de 
zweiten punischen Krieges.. 


| Ale Einleitung zu unserm δέροηδῥωϊης mag eine Bemerkung 
des Polybius dienen, ‚durch welche derselbe auf das. Verhältnis, 
ia welchem die läteiniache Sprache aus der uns hier beschäf- 
genden Periode gegen die bis dahin verflossenen Zeiten steht, auf- 
merksam macht. : Es versichert nämlich dieser SchriftsteHer: (I, 
29.), dass sich die römische Sprache von ihrem Entstehen bis zu 
dem Ende des zweiten punischen Krieges so sehr verändert habe, 
dass auch: die mit ihrer Muttersprache am Meisten vertraute? 
Römer dieselbe in ihrer frühern Gestalt nur mit Mühe verstar- 
den. ‚Polybius gibt uns erden. nicht .an, auf welche Theile des 


die Geschichte der röm, Sprache u. Eiteratur betreffend, 527 


Sprachgebäudes sich diese Umwandlung vorzugsweise erstreckt 
ὁ hat. Es ist jedoch glaublich, dass die Schwierigkeiten, welche 
seine römischen Zeitgenossen in dieser Hinsicht fanden, ‘weniger - 
in der Umgestaltung der grammatischen und lexicalischen Grund- 
lage des Lateinischen als in den Veränderungen zu suchen’ sind, 
welche die äussere Form der Wörter, also zunächst die Alisspra+ 
cbe betroffen hatten. Eine Sprache, welche keine Literatur be- 
sitzt, wie dies bis dahin mit der römischen der Fall gewesen war; 


muss in einem Zeilraume von über 500 Jahren manche Aenderung 


in ihrem innern und äussern Wesen erleiden, 

Bei Anordnung 'der nachstehenden Materiälien haben wir zu- 
nächst auf die grammatischen und dann auf die lexicalischen Ei- 
genthümlichkeiten der genannten Sprachperiode Rücksicht genom- 
men. Die erstern sollen der "bequemen Uebersicht wegen in der 
Reihenfolge mitgetheilt werden, in welcher die ’einzelneä Rede- 
theile in der Grammatik abgehandelt zu werden pflegen. 


Die Aussprache. 


Der Ton, in welchem die Rönrer aus dem bezeichneten Ζέ 
abschnitte sprachen, war sehr räuh. Der barsche Hauchkut des 


äolischen Digamınas war der stäte Begleiter der Rede, Er fand. 


seinen Platz vor jeder mit einem Vocale anhebenden Sylbe (Liv, 
Orat. C. 48) und drängte sich gern zwischen zwei Selbstlauter iA 
eineın Worte ein. Was Gellius (ll, 8) von der aspirirten Aus- 
sprache vieler Wörter durch die Einschiebang des h erwähnt, 
steht hiermit in Verbindung. Nach und nach wurde jener rauhe 
Laut entweder ganz verdrängt, oder er lösste sich in inildere Be= 


standiheile auf. Die mit ihm verwandten Buchstaben v,b, "Ὁ, und f 


(s. Laurenb. Antig. lit. F.) traten zum Tbeil an seine Stelle. Wera 
er zwischen zwei Vocalen stand, 30 pflegte man ihn durch das 
Zeichen des Bachstabenis v anzugeben, also z. B. adnuvit, fuoit, 
cluvebant bei Ennius, Pfautus u. s. w. Julius Cäsar schlug für 
dieses v, wenn es die Stelle des äolischen Digammas vertrat, das 


Zeichen f vor, doch behielt die alte Gewohnheit die Oberhand‘. 


(5. Priscian. I.). Dass zur Zeit Cicero’s die Sitte, mit dem 
Hauchlaute zu sprechen, noch nicht untergegangen war; sieht 
man aus Quintil. inst. I, 9. und Catull. n. 84. —. Auclı pflegten 
die Römer aus der Periode, mit welcher wir es hier zu than ha- 
ben, einzelne Wörter mit andern harten Tönen, welche aber später 
auch wegfielen, einzuleiten. Sie sprachen unter andern silites, 
stlocus, gnarigare u. s. w. für lites, locus, narrare. Diese Eigen- 
tbümlichkeit, der Aussprache einen harten Hauchlaut beizumi- 
schen, findet sich in der Regel bei allen Völkern in der Zeit, in wel- 
cher eine feinere sittliche und gesellige Bildung noch nicht an der 
rohen Form ihrer geistigen und physischen Natur gefeilt hat: So 
wie ihre Gefühle heftig und leidenschaftlich sind, so sprechen sie 


͵ 


538 Philologische Skizzen, 


auch ihre Rede mit einem starken Drange von innen nach aussen 
und mit einem kräftigen Tone aus, welcher dem Vortrage einen 
harten‚Character gibt, Die meisten Sprachen können in ihren 
frühesten Perioden als Beweis’hierfür dienen. _ Wie viele deutsche 
Wörter wurden nicht von unsern Vorfahren mit einem vorgeselz- 
ten H geschrieben und gesprochen (Hrabanus, Hroswitha u. 8. w.)! 
Mit fortschreitender Bildung wurde auch die Aussprache milder, 
so dass auch dieser Gebraych des H, wie viele andere mit ihm 
verwandte Härten, wegliel, Ä 


Das Alphabeı, 


Je geringer die Cultur eines Volkes ist, je mehr fliessen die 
Laute der einzelnen Wörter in der lebendigen Rede zusammen. 
Daher kommt es zum Theil, dass die Sprachen wilder Nationen 
gewöhnlich nur unbequem durch das Alphabet gebildeter Völker 
ausgedrückt werden können. Bei vorwärts gehender Bildung 
trennen sich die Buchstaben schärfer in der Aussprache und tre- 
ten in einer mehr selbstständigen Form auf. Man articulirt als- 
dann nicht allein milder, sondern .auch deutlicher, so dass jeder 
Buchstabe einen genauer begränzten Wirkungskreis erhält und das 
frühere unbestimmte Schwanken zwischen den einzelnen mit ein- 
ander verwandten Lauten mehr oder weniger aufhört. Zur Auf- 
rechthaltung dieser Ordnung unter den Bestandtheilen des Alpha- 
bets trägt das Schreiben in der Sprache sehr viel bei. Nur erst 
hierdurch werden die unklaren Elemente der Aussprache auf eine 
fixe Form zurückgebracht. Die römische Sprache steht zur Zeit 
des zweiten punischen Krieges. auf dem Uebergangspuncte von 
jenem ungeregelten Alphabete zu dem mehr systematisch br 
gründeten, _ 

Die nur etwas gleichartigen Laute. gehen noch leicht in 
einander über. Unter den Selbstlautern ist dies vorzüglich mit 
u und o (notrix, epistula u. 8. w.), e und i (in den Ablatiten 
der dritten Declination, Menerva u. 8. w.) der Fall. Das u steht 
nicht allein in einem sehr genauen Verhältnisse zu o, wie dies 
besonders noch in dem heutigen Englischen Statt findet, sob- 
dern es wird auch für das griechische y und i (Cuclops, Olum- 
pus u, .s. w.) gebraucht. Aehnliche Verwechselungen kommen 
auch unter den Mitlautern vor. V vertritt die Stelle des b und 
umgekehrt, Dieser Gebrauch, b und v unter einander zu ver 
tauschen, geht übrigens durch alle Zeiten der lateinischen Spra- 
che, wie dies die Inschriften dartbun (8. auch Laurenb. Antig. 
lit. B und V). Wahrscheinlich haben die Römer das b sehr 
weich ausgesprochen, wie es die Spanier, in deren Alphabete 
v und b genau unter sich verwandt sind, bis jeizt noch thun. 
‚— Ausserdem werden auch ἃ und t (set, quot, aput u, 8, w.), 
ἃ und 1 (dingua, dacruma u, 8. w.), ἃ und r (apur und apor 


\ 
x . 


die Geschichte de röm. Sprache u, Literator betreffend. 4329 


für apnd, arvocatus u. 5. w.), sundr (esit, esunt, en 
Auselii, Papisii,‘Valesii u. s. w.) oft mit einander verwechselt. 

— Auch ‚floss die Aussprache des c und g noch in einander 
über, so dass man a in den Fällen setzte, in welchen später 
g seinen Platz fand. Ein Freigelassener, mit Namen Spur. 
Carvilius, welcher grammatischen Untersicht zu Rom um 554 
nach Erb. der Stadt ertheilte, ‚soll sich zuerst des Schriftzei- 
chens g zur Modificirung des bis dahin allein gebräuchlichen 
c bedient haben (s. Funcc. de origine et puerit. L. L, S. 310). | 
Doch erhielt sich das c an der Stelle des g auch noch bis ın 
spätere Zeiten. So findet man es auf den Münzen des Marcus 
Lepidus, Marcus Antonius und anderer. 8. Eckbel doctr. n. 
Th, 11, S. 74. — Vorherrschende Buchstaben in dem Alphabete 
sind u, r und s. Die Sprache erhält durch diese Laute einen 
einförmigen, rauhen und finstern Character. Das s kam beson- 
ders häufig in der Endigung der Substantive vor (tristitias, ami- 
citias u. 8. w.). Jedoch wurde das vor einem Consonanten ste- 
'hende s in den Endigungssylben auf us und is in der Dichter- ἢ 
sprache dieser Periode ausgelassen. Das d wurde nach der 
Bemerkung. Quintilian’s (inst. I, 7.) oft an das Ende der mit. 
einem Vocale schliessenden Wörter gesetzt (med, pucnandod: ἢ 
u. s. w. siehe die columna rostrata). Das n blieb öfters nach . 
griechischer Art weg, daher praegnas, inias, fros, fus u. 8. w. 


Die πο δ» τ: 


\ 


Es ist nafürlich, dass bei einer so grossen Verschiedenar- . 
tigkeit der Aussprache auch die Orthographie noch sehr im Ar. 
gen lag. Es gab so viel verschiedene Systeme derselben’ als Ar- 
ten des mündlichen Ausdruckes vorhanden waren. Ein Jeler 
schrieb, wie er zu sprecherr verstand. Die sich hierdurch er- 
zeugende Verwirrung veranlasste den Diehter Lucilius eine Sa- ᾿ 
tire (es war die neunte seiner Sammlung) gegen die Unwissen- 
heit der Abschreiber in diesen Puncte aufzusetzen (nach Isi- 
lor, Terentius Scaurus und Velius Longus). — Der Uebelstand 
:iner in sich nicht übereinstimmenden Rechtschreibung wurde 
ren jetzt an um so fühlbarer, je mehr in der Sprache geschrie- 
‚en wurde. Nach und nach gelangte die römische Sprache 
uch in diesem Stücke zu einer höhern Regelmässigkeit. Je 
nehr gelesen und geschrieben wurde, um so leichter konnte Ein 
'ystem der Rechtschreibung durchdringen. Jedoch hat sich die 
ateinische Sprache nie ganz frei von dem Einflusse. einer in- 
onsequenten mangelhalten Aussprache gemacht, noch sich einen 
Ilgemeinen ‚orthographischen Systeme in der Art unterworfen, 
rie es die Schriftsprachen der gebildeten neueuropäischen Völ- 
er thun. Die Inschriften aus den verschiedensten Epochen (les 
>mischen Alterthums bezeugen dies, Orthographische Archais. 

Archiv 7. Philol. u. Pälag. Ba. 1. Hft.4. RT 


530 Philologische Skizzen, 


men finden sich, wenn auch nur selten, sogar noch auf dan 
Münzen nach Augustus.: 8. Eckhel, doctr. n, Th. 1. 8. 73 folg. 


Die Formenle)hre 


Auch in dem etymologischen Theile der Sprachlehre herrscht 
jetzt noch vielfache Unbestimmtheit und willkürliches Schwan- 
ken (s. Funcc. d. adol. L. L. 8. 254). Das nämliche Hauptwort 
hatte oft verschiedene Endigungen. Ebenso gehörte auch eine 
und dieselbe Substantivform oft verschiedenen Geschlechtern an. 
Die Unbestimmtheit in den Derlinationsendigungen tritt noch be- 
deutend hervor (s. Gell. IX, 14). Nicht immer bildet ein Wort 
seine Casus nur nach Einer Declination. Zuweilen finden sich 
ausser diesen Unregelmässigkeiten auch griechische Beagungsfor- 
men (wie z. B. pelage als Plural noch bei Lucrez steht). 

Die gleichen Anomalien zeigen sich in der Formation der 
Bei- und Fürwörter. | 

Auch in den Endigungen der einzelnen Conjugation herrscht 
noch grosses Schwanken (5. die eben aus Gellius angeführte 
Stelle. Die Conjugationen selbst werden unter einander ver- 
wechselt, ebenso wie Deponentialformen häufig für active und 
umgekehrt stelın (s. Gell. XVIII, 12). Ausserdem finden sich 
in der Beugung der Zeitwörter, vorzüglich in den Conjuncli- 
ven und Infinitiven, noch viele harte Formen, welche von der 
folgenden Zeit verstossen werden. — Als £rsalz für so vielk 
Unregelmässigkeiten und Unebenheiten zeigen sich aber auch 
jetzt viele Formen, besonders von 'Zeitwörtern, in ihrer Urge- 
stalt, deren Aeusseres späterhin eine Aenderung, vorzüglich darch 
Abkürzung oder Zusammenziehung, erhielt 


De Wortfügung. 

Die Syntax leidet nicht weniger als der etymologische Theil 
:der Grammatik an Unsicherheit und Mangel an Uebereiustim- 
mung. Ausserdem veranlasste das Streben der Römer, sich nach 
der griechischen Literatur zu bilden, und die eifrige Beschäfti- 
gung mit den Schriftstellern derselben, dass viele Idiome 
der griechischen Syntax in die lateinische übergingen und sich 
zum Theil auch noch in der folgenden Periode erhielten. Hier- 
‘ durch geschah der analogen Ausbildung und der reinen Form 
der Sprache mancher Eintrag. Zu Constructionen dieser Art ge- 
hört sed istum, quem guaeris, ego sum u, 8. w. Viele Bei- 
spiele 8. bei Sanct. Minerva V. 12 und seinen Erklärern. 


Li 


᾿ Das Wörterbuch. | 


Das Wörterbuch enthält jeizt noch viele einfache Stämme, 
. für welche späterhin längere Wortbildungen gebraucht werde 


| 


ῃ 3 
\ 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend. 381 


Wie natürlich diese Erscheinungtist, so bemerkenswerth ist es 
auf der andern Seite, dass vorzüglich durch Präpositionen ver- τ᾿ 
längerte Zeitwörter da gesetzt werden, wo später im gleichen 
Sinne die emfachen Formen stehen. Plautus gibt auf jeder Seite 
Belege für diese Eigenthümlichkeit. — In dem Wortvorrathe, 
dessen sich die Schriftsteller dieser Periode bedienen, befinden 
sich viele Ausdrücke, welche höchst bezeichvend für den in ih- 
nıen enihaltenen Begriff sind. Ein grosser Theil derselben kam in 
den folgenden Zeiten ausser Gebrauch. Die lateinische Sprache ' 
verfuhr in diesem Falle so, wie es alle übrigen thun. _ Sie ver- 
schmähen einzelne Ausdrücke zum Theil aus Laune, zum Theil 
auch weil die äussere Gestalt derselben dem Zeitgeschmacke nicht 
mehr zusagt. Oft auch wird die Verstossung eines ‚Wortes da- 
durch veranlasst, dass der in ihm liegende Begriff’ selbst ausser 
Gebrauch kommt. Eine Sammlung von Wörtern, welche nach 
dieser Periode ungewöhnlich wurden, 8. bei Funcc, ἃ. 860], L.L. 
8. 215 folg. 

Die jetzigen Schriftsteller und anter ihnen besonders die Dich- 
ter erlauben sich, durch das Beispiel. ihrer griechischen Muster 
angeregt, viele kecke Wortzusammensetzungen. Hierher gehö- 
ren tardigemulus, pudoricolor (aurora), nocticelor, triseclisenex, 
dulcioreloquus. (bei Nävius vorkommende Ausdrücke. S. Gell, 

. XIX, 7.)”). Die römische Sprache eignet sich bequerh zu diesen, 
besonders dem Dichter werthen Bildungen. Und doch verlor 
sich der Gebrauch derselben im Fortgange der Zeit. Die spätern _ 
Dichter haben nur durch einige wenige, fast bei ihnen allen wie. 
derkehrende Wortformen das Andenken an jene frühere Freiheit« 
erhalten. Das Auffallendste hierbei ist, dass sich einige Schrift- . 
steller sogar entschieden gegen diesen Gebrauch aussprechen. 
Dies ihut unter andern Livius XXYVII, 11. Nach seiner Ansicht 
eignet sich die römische Sprache weniger als die griechische 
zu solchen Zusammenstellangen. Noch strenger ist Gellius (XVII, 

“s41), welcher diese Eigenthümlichkeit des frühern Styles gera- 
dezu tadelt. Der Vergleichung wegen bemerken wir, dass auch: 
die heutige italienische Sprache in diesem Puncte wie ihre Vor- 
gängerin, die römische, verfährt. Auch ihr wird es leicht, 

schöne Wortvereinigungen in der gedachten Art hervorzubrin- 
gen, jedoch thut sie es nicht. Der Dichter Chiabrera, welcher 

«iiese Eigenschaft seiner Muttersprache höchst glücklich zur 

Bildung malerischer Wortformen benutzt hat, ist ohne Nachfol-" 

_ ger in dieser Hinsicht geblieben. — Wenn man übrigens sieht, 
lass der Satirendichter Lucilius, welcher doch viele griechische 

Wörter in seine Verse einmischt, von jenen Wortzusammenfü- 
zzungen keinen Gebrauch macht, so möchte man glauben, dass 


*) Es wurden übrigens nicht allein römische Wortformen zu Fön 
schen, sondern auch römische zu griechischen gefügt. =; 


64° 


533 Philologische Skizzen, 


vorzugsweise nur diejenigen Dichter sich derselben bedienten, 
welche griechische Muster nachahmten und in das Lateinische 
übertrugen. Die Satiren des genaunten Schriftstellers hatten 
dagegen einen selbstständigen Character. Freilich lebte Luci- 
-lius auch mehr gegen das Ende der Periode, von welcher hier 
die Rede ist. | 

Die Schriftsprache des uns hier beschäftigenden. Zeitäb- 
schnittes bedient sich sehr häufig griechischer Wörter. Aus 
diesem Grunde nennt Sueton (d. illustr. gr. 1.) den Livius An. 
dronicus einen Halbgriechen (semigraecum). Ueber den Luc- 
lus drückt sich Horaz auf die gleiche Weise aus (8. auch Funct. 
ἃ. adol. L. L. 8. 69.). Die griechische Sprache übte jetzt eine 
Herrschaft über die römische von fast ähnlicher Art aus, wie 
die französische aus den Zeiten Ludwig’s XIV. über ibre Nach- 
‘ barinnen. Diese griechischen, die einheimischen Sprachformen 
verdrängenden Bestandiheile treten bei den lateinischen Schrift- 
stellern theils in ihrer ursprünglichen Gestalt auf (wie sich 5. 
B. μνημόσυνον noch bei Catull n. 13. findet), oder sie werden 
auf römische Weise umgemodelt. Eine Sammlung griechischer 
Ausdrücke, welche jetzt vorkommen, sielie bei Funcc. ἃ, adol. 
L. L. S. 241 folg. 


4ilgemeines. 


Man kann wohl ohne Bedenken annehmen, dass so man- 
che Formen, welche sich bei den römischen Dichtern aus der 
frühesten ‚Literaturperiode finden, auch für sie schon altertbüw- 
lich waren. Sie gebrauchten dieselben wie Virgil ast, olli u. 8. w. 
setzt, und wie überhaupt die Dichter oft aus dem Worivor- 
ralhe der vergangenen Zeiten schöpfen. 

‚ Die Spracheigenthümlichkeiten der Epoche, von welcher 
wir bis dahin gesprochen haben, verschwanden nach und nach 
aus dem höhern Style, jedoch erhielten sie sich zum Theil ge- 
wiss noch lange im Gebrauche des Volkes. Zu dieser Ansicht 
gelangt man durch die uns von den Atellanen des Novius und 
Pomponius übrig gebliebenen Abschnitte. Alle sprachlichen Ur- 
regelmässigkeiten des Plautus kommen in denselben wieder zum 
Vorschein (s. die Fragmente der comischen lateinischen Dichter). 
Auch jene nach griechischer Weise. zusammmengefügte Wortfor- 
men sind noch bei den Mimenschreibern aus Cäsar’s Zeiten 
(Laberius, Mattius u. 8. w.) üblich. Da,nun die Atellanen und 
Mimen zunächst für die grosse Masse der Römer berechnet wa- 
ren, so kann man wohl annehmeu, dass die sich in ihnen fin- 
denden Idiome . af Rechnung der allgemeinen .Volkssprache 
zu bringen sind. | 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend. 533 
δ ® L[ SER | 7 
IV. Die Commentare Julius Cäsar’s, 


Die neuern Gelehrten haben öfters Zweifel über die Aecht- 
beit der unter Cäsar’s Namen hekannten Schriften über den 
birgerlichen und die gallischen Kriege aufgestellt. Einige un- 
ter ihnen baben behauptet, dass En der beiden genannten 
Werke seinen besondern Verfasser habe, jedoch keines von Cä- 
sar’s Hand sei; andere hingegen haben letzterem nur die drei, 
Bücher über den bürgerlichen Krieg mit Pompejus abgespro- 
chen. Gegen Behauptungen dieser Art sind viele andere Kriti- 
ker (in frühern Zeiten auch Vossius d. hist. lat. I, 13. S. 62%. 
63.) aufgetreten (8. Bayle, art. Cesar), Zu der Partei dieser 
Letztern gesellen auch wir uns, und zwar um so bereitwilliger, 
je mehr der Character dieser Schriften dem Bilde entspricht, 
welches man sich von dem Geiste Cäsar’s machen muss. Im 
Fall dieselben. aber nicht von ihm herstammen sollten, müssten 
sie wenigstens einem ebenso. klaren Verstande, als der seinige 
war, angehören. 

Es lässt sich jedoch nicht läugnen, dass sich die Bücher 
über den bürgerlichen Krieg stylistisch um etwas von den Denk. 
würdigkeiten der gallischen Kriege unterscheiden. Es sind diese 
letztern in einem mehr abgerundeten Periodenbau und in einer 
vollern Manier als jene erzählt. Hieraus folgt aber noch nicht 
die Verschiedenheit der Verfasser. In beiden Werken weht der 
nämliche Geist; jedoch scheint Cäsar die gallischen Kriege mit 
mehr Musse ausgearbeitet zu haben, 

Lipsius meinte, dass die gallischen Kriege durch Celsus 
interpolirt auf uns gekommen wären. Obwohl sich nun man- ᾿ 
che Glossen in den Text eingeschlichen haben mögen, so sind 
diese doch gewiss von geringerer Bedeutung, als Manche ange- 
nommen zu haben scheinen. Unseren Ansichten nach möchten 
die drei letzten Bücher (das fünfte bis siebente) zunächst von 
diesem Schicksale betroffen sein. Es zeigen sich in ihnen ge- 
wisse Unebenheiten des Styles, welche früher nicht vorkom- 
men. Ueberhaupt finden sich in den vier ersten Büchern der 
gallischen Kriege diejenigen Eigenschaften der Darstellung, we- 
gen, welcher Cäsar schon von den Alten: besonders gerühmt 
wird, in einem mehr im die Augen springenden Grade, als in 
den hierauf folgenden. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Un- 
terschied von einem mehr verdorbenen Texte herrührt. 

Guischard, von. dessen schätzenswerthen Denkwürdigkei- 
ten über Julius Cäsar wir weiter unten sprechen werden, glaubt, 
dass zweifelsohne Lücken in den Commentaren desselben vor- 
kommen, obgleich sich die Stellen dieser Art nicht immer ge- 
mau angeben lassen. Die-in den Ausgaben Ὁ. οἷν, III, 50. be- 

zeichnete Lücke ist seiner Meinung nach bedeutend und bringt 


534 ᾿ Philologische Skizzen, 


uns um die Kenntniss der kriegerischen . Ereignisse, welche 
durch die Vertheidigung der Verschanzungen Cäsar’s bei Dyr- 
rachium veranlasst wurden. Guischard glaubt auch, dass das 
Ende des zweiten Buches des bürgerlichen Krieges verstümmelt 
sei. Ebenso führt er auch Stellen an, in welchen Cäsar sich 
auf geihane Erwähnungen bezieht, welche sich nicht ‘mehr 
vorfinden, 

Die Sprache Cäsar’s ist in grammatischer Hinsicht durch- 
aus rein zu nennen. Es finden sich in ihr nur wenige Fälle, 
welche von den allgemeinen Gesetzen der lateinischen Gram- 
malik abweichen, Zu seinen stylistischen Eigenthümlichkeiten 
gehört die Vorliebe für Wiederholung desjenigen Hauptwortes 
im Relativsatz, auf welches sich das Relativpronomen bezieht 


(5. B. itinera dao, quibus itineribus u. 8. w.). Auch erzäblt 


Cäsar, besonders in den gallischen Kriegen, gern im Präsens. 
Es macht dieser Gebrauch des Schriftstellers eine gute Wirkung; 
die Darstellung erhält durch ibn ein munteres Leben. Seine 
Satzbildung ist leicht und kunstlos, Eine Periode wie ὃ. gal, 
11, 25. ist als Seltenheit für die Manier Cäsar’s zu merken. 

᾿ Eine dem Geist des Lesers wohltbuende Klarheit der Ge 
danken und eine natürlich einfache Form .in der Mittheilung der- 
‚selben sind characteristische Kennzeichen Cäsar’s als Schrit- 


stellers. Cäsar gehörte zu den glücklichen Menschen, welche 


die Erscheinungen des äussern Lebens in allen ihren Beziehun- 
gen rein und scharf auffassen. Ausserdem aber erleichterte ihm 
auch der erhabene Standpunct, von welchem aus er die Ge- 


genstände seiner Darstellung überschaut battie, den Ueberblick | 


über, dieselben; er war nicht allein Augenzeuge, sondern auch 
Lenker der in seinen Commentaren enthaltenen Begebenheiten 


gewesen. In diesen Umständen liegt der Schlüssel zu der er 


sten jener beiden oben genannten Eigenschaften seines Style, 
au seinem klaren Vortrag, — Cäsar war durch den hohen p« 
litischen Wirkungskreis, welcher ibn beschäftigte, gewöhnt wor- 
den, die Welt und die Menschen mit dem sichern Tacte de 
grossen Staatsmannes zu behandeln und auf die bedeutendsten 
Verhältnisse des Lebens mit derjenigen geistigen Ruhe herabzu- 
blieken, welche die Folge einer langen practischen Erfahrung 


zu sein pflegt. Vieles, was Andern ausserordentlich schien, 


-musste ihm,. dem in einer grossen Schale gebildeten Regierer 
der politischen Schicksale seiner Mitwelt, nur gewöhnlich vor- 
_ kommen. Dieser von einer günstigen Natur verliehene, durch 
ein thatenreiches Leben ausgebildete Zug in dem Character Ci- 
sar's, siets über den Ereignissen, nie unter ihnen zu stehen, 
diese Gewöhnung das Treiben _ der Menschen mit einer nie aus 
der Fassung zu bringenden Ruhe aufzufassen und anzusehen, 
ist auch in seinen schriftlichen Ausdruck übergegangen und spie- 
gelt sich in der zweiten von den oben erwähnten Eigenschaften 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur beirellend, 385 


seines Sıyles, in der ruhigen Einfachheit seiner Darstellungs- 

manier ab. Cäsar beherrscht als Schriftsteller seinen Stoff in 

dem nämlichen Sinne, in welchem er es als Feldherr und Staäts- 

mann ihat; er erzählt leidenschaftlos, man möchte oft sagen, 

gleichgültig. Er spricht auch in den wichtigsten Moinenten der 

Darstellung nur zu dem Verstande,. Das Streben so vieler Ge- 
schichtschreiber, die Theilnahme ihrer Leser durch eine ge- 
schmückte blumenreiche Ausstaffirung des Gegenstandes zu rei- 
zen, ist ihm so fremd, dass man in seinen historischen Wer- 
ken vielleicht nicht eine einzige bildliche Redensart finden möchte 

Doch gerade diese nüchterne Besonnenheit ‘der Erzählung ist 
es, welche in Vereinigung mit jener logischen Klarheit der Ge- 
danken ihm einen so hoben Rang unter den Geschichtschreibern 
aller Zeiten verschafft. Man muss sich wundern, wie neuere 
Kritiker (8. Bayle, art. Cesar) djese anspruchlose Manier Cä- 
sar’s, hinter welcher die wahrste Kunst des historischen Vor- 
trags verborgen liegt, als Vernachlässigung und denmach als Ge- 
genstand des 'Tadels haben behandeln können. Ganz anders fal- 
len die Urtheile der grössten Heerführer und Staatsmänner des 
neuern Europa’s über Cäsar in dieser Beziehung aus So wie, 


sie durch ihre Stellung zur Welt mit Cäsar verwandt waren, 


so war ihnen auch seine Art, die Gegenstände aufzufassen und 
darzustellen, ganz geläufig, Sie wussten, als in der hohen Schule 
der Welt geläuterte Männer, die sachgemässe Sprache Cäsar's von 
dem unwahren, die Menge aber gewöhnlich: blendenden Tone je- 
ner Geschichtswerke zu unterscheiden, deren Verfasser aus 
Mangel an practischer Bekanntschaft mit den höhern Regionen 
des politischen. Lebens ihrer Einbildungskraft als Führerin in 
dem historischen Vortrage zu folgen pflegen. Ja, der Styl vieler 
grossen neuern'F eldherren, welche die eigenen Thaten beschrieben 
haben, ruft die Commentare des Julius Cäsar i in das Gedächtniss 
der Leser zurück. Wir erinnern hier nur an Friedrich den Gro3- 
sen und auch an Napoleon, als Verfasser der Memoiren von 
Helena, 

Es ist unserem Cäsar vielfältig, im Alterthum schon von Asi- 
nius Pollio (Sueton. Cäsar C. 56.), der Vorwurf gemacht, dass 
er nicht überall in seinen geschichtlichon Darstellungen die streng- 
ste] Wahrheit mitgetheilt habe. Einem solchen Vorwurfe konnte 
Cäsar auch bei dem besten Willen nie ganz entgehen. Er hätte 
mehr als Mensch seiri müssen, um in seiner Stellumig die Ange- 
legenheiten der ihm gegenüberstehenden ‚Parteien stets so oline 
Leidenschaft aufzufassen, wie es der parteilose Zuschauer konnte, 
Auch lässt sich wohl annehmen, dass Cäsar von einzelnen Vor- 
fällen mitunter nicht ganz der Wahrheit gemäss unterrichtet 
worden war. So oft mochte .es das Interesse der Berichter- 
stattenden verlangen, den Gegenstand der Meldung nicht in 
dom eigentlichen Lichte vor ilm erscheinen zu lassen. Cäsar 


* 


636 Philologische Skizzen, 


konnte in solchen Fällen um so eher getäuscht werden, dader 
Schauplatz seiner kriegerischen Unternehmungen oft sehr aus- 
gedchnt war, und er selbst doch nur auf Einer Stelle gegen- 
wärtig sein konnte. Ausserdem muss .man auch bedenken, dass 
er nicht eine pragmatische Geschichte des bürgerlichen und 
der gallischen Kriege, sondern zunächst nur Tagebücher der 
Schicksale der von ihm geleiteten Heera und Partei liefern wollte, 
Die Geschichte seiner Gegner ist von ihm nur in soweit mitge 
theilt, als sie unmittelbar in den eigentlichen Gegenstand se- 
ner Erzählung eingreilt. 

Wenn nun Cäsar aber auch wirklich einzelne Vorfälle sei- 
nes an Thaten und Ereignissen so reichen Lebens mit Bewusst- 
sein in einem andern als dem wahren Character dargestellt hat, 
so ist dies zwar nicht zu billigen, jedoch darf ınan aus den 
einzelnen, gewiss seltenen Fällen dieser Art noch nicht den | 
Schluss auf ein ‚allgemeines vorsätzliches Streben Cäsar’s, die 
Wahrheit zw seinen Gunsten zu entstellen , machen. Ein » 


“falsches Verfahren liegt durchaus nicht in seinem offenen gera- 


den Character. Auch gibt die Art und Weise, in welcher er 
die Interessen der verschiedenen Parteien in seinen Comments | 
ren behandelt, keine Veranlassung zu einer solchen Annahme. 
Nirgends zeigt er den Vorsatz, sich selbst und seine Sache auf 
Uukösten seiner Gegner zu erheben. Man kann nicht: beschei- 
dener von sich sprechen als er es in den St len (Βαϊ, in wel- 
chen er seine Person berühren muss. 

Vossius führt (d. hist. lat. I, 13) ein paar Fälle an, in wel- 
chen sich Cäsar nicht ganz offenherzig. benimmt. Er verschweigt, 
sagt der ‚genannte Gelehrte, in dritten Buche des bürgerlichen 
Krieges den Umstand, dass durch das Feuer, welches er bei 
seiner Vertheidigung in Alexandrien auf die Schiffe werfen liess, 
das Schiffswerft und die Bibliothek des Serapeum’s mit ver- 
brannt sind. Ausserdem stellt Cäsar im ersten Buche des bür- 


. gerlichen Krieges den Vorfall, als er mit gewaltsamer Zurück- 


weisung des Tribunen Metellus (s. Bayle, art, Luc. Metellus) 
die Thüren der Schatzkammer zu Rom erbrach, ganz anders dar, 
als Cicero, Lucan, Florus, Dio, Plutarch u. 8. w. — In dieser 
Art will man noch Manches in Cäsar’s Commentaren finden. 

Der Tadel, welchen einzelne Gelehrte vorgebracht haben 
(s. Harles. not. L.L. Th. II. 8. 196.), dass nicht alle Nachrich- 
ten Cäsar's über die Germanen‘, Gallier und Bataver streng 
richtig sind, fällt in sich selbst zusammen. Es war nicht die 
Schuld unseres Schriftstellers, wenn er keine bessern Nach- 
sichten über diese bis zu seiner Zeit so wenig gekannten Völker 
geben konnte. Um aber absichtlich die über sie eingezogenen 
Erkunßigungen zu verfälschen, hatte er durchaus kein Interesse. 

Es ınögen sich an die bis dahin über Cäsar mitgetheilten Be- 
merkungen einige andere anschliessen, welche uns zu einer ge 


/ 
die Geschichte der röm, Sprache u. Literatur betreffend, 537 


nauern Beurtheilung einzelner in seinen Commentaren vorkon» 
meilden Begebenbeiten dienlich zu sein scheinen, 

Julius Cäsar konnte es wagen, die Eroberung Galliens 80. 
anzufangen und durchzuführen, wie er es geihan hat. Kein neue- 
rer Feldherr. aber hätte in dem gleichen Falle nach dem von 
ihm befolgten System verfahren können. Der in der neuern 
Kriegskunst so complicirte Munition- und Waffenbedarf erzeugt 
Schwierigkeiten, von welchen die Alten nichts wussten. ' Der 
neuere Heerführer muss stets auf den hinreichenden Vorrath je- 
ner so nölhigen und zugleich so mühsam anzuferiigenden Gegen- 
stände bedacht sein. Zu diesem Endzwecke errichtet er mit ih. 
nen versehene Niederlagen. Die für ihn unentbehrliche Verbin- 
dung mit diesen wird um so misslicher, je weiter er sich von 
ibnen entfernt. ‘Hierdurch wird sein ganzes Operationssystem 
bedeutend bedingt. Wie viele Heere und feste Plätze haben nicht 
schon dadurch, dass ihnen die Communicationen abgeschnitten ἢ 
waren und dass es ihnen an den zur Verthbeidigung nöthigen Ma- 
terialien gehrach, unterliegen müssen! Cäsar hingegen und über- ı 
haupt die Alten fanden überall Gelegenheit, abgängig gewordene 
Munitionsbedürfnisse zu erneuern. Das pilum des römischen Le- 
gionsoldaten liess sich überall verfertigen, dem Schleuderer konnte 
es nirgends an Stoff für seine Wafle fehlen, während das Ge- 
welır unseres Fusssoldaten nicht allein eine an und für sich schon 
kunstreich zusammengesetzte Maschine ist, sondern auch erst 
durch ein anderes Kunstproduct, das Schiesspulver, brauchbar 
wird. Das Gleiche gilt von dem Geschütz, dessen, Fortschaffung 
überdies von hemmendem Einfluss auf die Bewegungen der Heera 
ist. Wie wünschenswerth nun auch dem. alten Feldherrn eine 
Verbindung mit seinem Rücken, seinen Depots u. 8, w. sein 
musste, so wenig konnte ihm jedoch im Allgemeinen 'eine Ab. 
schneidung derselben die Nachtheile zufügen, welche einen Feld- 
herrn der jetzigen Zeit in einem solchen Falle bedrohen. Cäsar 
konnte sich und sein Heer in Gallien ruhig in Lagen sehen, 
welche unfehlbar den Untergang jeder neuern Armee herbeige- 
führt haben würden. 

Den Fortschritten Cäsar’s in Gallien kamen die Ipolitischen 
Verhältnisse der Einwohner sehr zu Statten. Es wurde dieses 
Land damals von vielen einzelnen Völkerschaften bewohnt, wel- 
che nicht allein durch kein politisches Band zu einem geschlos- 
senen Ganzen vereinigt waren, sondern auch zum Theil unier 
einander selbst in Unfrieden lebten. Obwohl dieselben rohe 
Tapferkeit im höchsten Grade besassen, so fehlte ihnen doch 
die Kunst der Kriegführung , wie die Römer sie kannten, Des- 
sen ungeachtet aber hätte Cäsar einen harten Stand haben sol 
len, wenn die Gallier gleich anfangs vereint gegen ibn aufge» 
treten wären. Die Aussicht auf das Schicksal, welches ihnen 
von Seite der’ Römer bevorstaud, hätte sie zu diesem gemein- 


\ 


ὅδ - Philologische Skizzen, 


schuftlichen Schritte auffordern sollen. So aber handelten sie 
wie role Völker und Menschen zu handeln pflegen. Jeder Theil 
war nur auf Zurückweisung der augenblicklichen Noth bedacht 
und setzte sich nur dann erst zur Wehr, wenn er sich persön- 
lich von dem Verderben ergriffen sah. Wer ausserhalb der Ge- 
fahr war, verbielt sich rulig und ohne thätigen Antheil an Jen 
Ereignissen zu nehmen, deren Folgen über kurz oder lang auch 
auf ihn zurückwirken mussten; jeder Einzelne nahm Anstand, 
sich durch Anstrengung in der Gegenwart den Frieden für die 
Zukunft zu erkaufen.. Unter diesen Umständen wurde es dem 
Julius Cäsar möglich mit einem gallischen Volke nach dem an- 
dern fertig zu werden. 

Es war übrigens keine leichte Aufgabe für Cäsar, die Gal- 
lier, welche voll bösen Willens gegen die Römer nach ihrer 
Unterjochung sein mussten, im Zaume zu halten und nur εἰς 
nem Geiste wie dem seinigen konnte es gelingen, sich gegen die 
hiermit verbundenen Schwierigkeiten aufrecht zu erhalten. Am 
Schlimmsten steht es mit ibm in der Krisis, von welcher das 
siebente Buch handelt, . Cäsar wird mit einmal von allen Pun- 
‘ cten darch den Aufstand der Gallier gedrängt. Doch auch dies 
mal zieht er sich zum Staunen der Zuschauer aus seiner ver- 
zweifelten Lage heraus. Sein Gegner Vercingetorix nämlich, ein 
sonst recht tüchtiger Mann, macht einen hächst einfältigen Streich, 
der den unglücklichen Ausgang seines ganzen Unternehmens herbei 
führt. Anstatt das freie Feld zu halten und seinen um Vieles schw» 
chern Feind durch einen Angriffskrieg zu ermüden und zu er- 
‘ drücken, wirft er sich mit seinem 80,000 Mann Fussvolk (C. 
71) und 15,000 Mann Reiterei starken Heere nach Alesia und 
lässt sich hier ruhig einschliessen. Abgeschnitten von seine 
gallischen Verbindungen, unterliegt er binter den ‚Mauern de 
genannten Ortes der Belagerungskunst der Römer, von deren 
Gewalt er wahrscheinlich keinen richtigen Begriff hatte, als « 
sich in die Falle begab. . | 

Cäsar stellt im ersten Buche der gallischen Kriege die Gründe, 
welche ihn in den helvetischen Feldzug verwickelten, mil 
einer bemerkenswertken Unbefangenheit auf; seinen Worten nacı 
sollte man glauben, dass das grösste Recht auf seiner Seite se. 
Mit dem nämlichen Scheine des Rechts weiss er sich in die ihn 
nichts. angehenden Angelegenheiten der gallischen Völker zu mi 
schen und seinem Anselın und der Macht des römischen Volke 
immer melır festen Boden in den noch nicht unterjochten Län 
dern zu gewinnen. Hierbei verstelit- er Alles so schlau und fein 
einzuleiten, dass man seinen Schritten formell nichts anhabei 
kann, wie verwerflich sie auch ihrem Geiste nach, sein mög 
Cäsar’s hartes Benehmen gegen den Aeduer Dumnorix (im 
sten‘ Buche), sein Befehl, denselben unter obrigkeitliche Aufsic 
zu stellen, scheint durch die Beleidigungen, welche er von 


”» 


die Geschichte d.röm. Sprache u. Literatur betreffend, 539 


‚sem empfangen hat,- gerechtfertigt zu sein. Und doch ist ei- 
gentlich Dumvorix der Beleidigte; ihm hatte Cäsar zuerst ge- 
schadet. Dumnorix konnte nieht ruhig mit ansehen, wie ein 
Freridling auf seinem vaterländischen Boden den Herrn .. spielte 
und ibn um Macht und Ansehn brachte; es mussten ihm: und 
seinen Landsleuten die Einmischungen und Anmassungen der 
Römer, wie wenig sie sich auch derselben erwehren: konnten, 
im höchsten Grade unerträglich sein. Man sieht überall, dass 
die Aeduer nur gerad& so viel für die fremden Eindringlinge 
thun, als sie wenigstens zur Rettung des Scheines thun müssen, 

Cäsar handelte und sprach in seinen politischen Verhält- 
nissen zu den gallischen Völkerschaften so, wie sich Napoleon 
in unsern Tagen bei ähnlichen Gelegenheiten benommen hat. 
Was muthet er nicht Alles dem Ariovist vor dem Ausbruch der 
Feindaeligkeiten gegen ihn an! Und doch spricht er Cap. 40 
im 1. Buche von der aequitas seiner ihm gemachten Vorschläge! 
Man-muss um so mehr über ‚die anmassende Sprache, welche 
Cäsar bei dieser Gelegenheit führt, staunen, wenn man die mit | 
dem gesunden Menschenverstande so sehr übereinkommenden 
Antworten. Ariovist’s auf jene Anforderungen berücksichtigt. 85: 
Cap. 34, die erste Hälfte von C. 36 und C. 44. 

Die im sechsten Buche C. 11 bis 28 mitgetheilten Notizen 
über Sitten und Gebräuche in Gallien und Germanien passen 
nicht gut an diese Stelle: Julius Cäser unterbricht sich hierdurch 
in der Erzählung einer kriegerischen Unternehmung gerade in 
dem Augenblicke, in welchem die Spannung. der Leser auf das 
Höebsite gesteigert ist. Man verlangt zu wissen, was Cäsar nach 
Empfarrg der Nachricht, dass die Sueven sich in die Wälder 
zurückgezogen und hier den Angriff der Römer abzuwarten be- 
schlossen haben, beginnen wird. 

Es ist zu verwundern, wie die meisten derjenigen Züge, ἡ 
mit welchen Cäsar (VII. 22 u. 8. w.) den Character der alten 
Gallier schildert, noch bis jetzt zu einer Temperamentszeich- 


nung der gegenwärtigen Bewohner ihres Landes benutzt werden ἢ 


köhnen. Die neuern Franzosen sind in ihren Vorfahren nicht 
zu verkennen. 

Zu den interessantesten Abschnitten in dem militärischen 
Leben Cäsar’s gehört der in Spanien gegen die Stellvertreter des 
Pompejus geführte Krieg (in der zweiten Hälfte des ersten B. 
des bürg. Kr.). Wir wollen hier einige Bemerkungen zur ge- 
nauern Würdigung jenes auf den Sieg Oäsar’s über den Fomps- 
jus so einflussreichen Ereignisses einschalten. 

Die Provinz Spanien erhielt bei dem Ausbruche des bür- 
gerlichen Krieges eine hohe militärische Wichtigkeit für die 
Feinde Gäsar's. Pompejus hatte in ihr zu dieser Zeit sechs alte- 
Legionen stehen, ih deren Besitz er schon bis dahin den in Gal. 
lien gemachten Fortschritten seines Nebenbuhlers ruhig hätte 


& 


540 | Philologische Skizzen, 


zuseben köunen. Zu diesen Streitkräften kaimen noclı viele spa- 
nische Hülfstruppen. Afranius und Petrejus, seine hier comman- | 
direnden Feldherrn, waren Leute von grossem militärischen Ver- 
dienste, eifrige Republicaner, und ihm ganz ergeben. Da Pon- 
nejus das Uebergewicht zur See hatte, so konnte er sich leicht 
mit,ihnen von Griechenland aus in Verbindung setzen und mit 
so vereinigten Kräften gegen Cäsar auftreten. Auch erwartete 
man in Spanien allgemein, dass Pompejus in diesem Sinne über 
Africa operiren würde. Ueberdies waren die Bewohner der volk- 
reichen, mit militärischem Bedarf so wohl versehenen pyrenäi- 
schen Halbinsel durchgängig pompejanisch gesinnt. Das Land 
selbst eignete sich durch seine geographische Lage gegen den 
ganzen Westen des römischen Reiches zu Diversionen aller Art. 

Julius Cäsar fühlte nach Vertreibung der Pompejaner aus 
Italien die Gefahr sehr wohl, welche ihm von jenen Gegenden 
her drohte. Er konnte seine Feinde nicht eher in Griechenland 
aufsuchen, als bis er sich seinen Rücken durch Vernichtung der 
ihnen in Spanien zu Gebote stehenden Mittel gesichert und die 
Möglichkeit einer Vereinigung aller pompejanischen Streitkräfte 
auf diesem Puncte zu nichte gemacht hatte. So wie ey daher 
seine Angelegenheiten in Italien nur einigermassen in Ordnung 
gebracht sah, . beschloss er sich gegen Afranius und Petrejus zu 
wenden. Er rechnete in seinem Plaue zu diesem Feldzuge dar- 
auf, dass ihm die Verwirrung, in welcher sich, die poimpejau- 
sche Partei in Griechenland befand, und die Organisation der gegen 
ihn hier zu bildenden Streitkräfte Zeit zur Abmachung dieser 
keinen Aufschub duldenden militärischen Episode lassen würden. 

Es vereinigten sich in diesem spanischen Feldzuge alle im 
Kriege nur möglichen Schwierigkeiten gegen Julius Cäsar. Der 
Boden, auf welchem er den Feind zu bekämpfen hatte, war sehr 
durchschnitten und setzte durch seine Berge, Thäler, Bäche u. 
8. w. seinen militärischen Operationen bedeutende Hindernisse 
entgegen. Alle Gewässer waren durch häufigen Regen hoch ang- 
schwollen, Die Zeit war kurz vor der Ernte, so dass also die Vor- 
rätlıe der Landleute beinahe aufgezehrt waren. Die Verbindung 
mit Gallien hatte grosse Schwierigkeiten. Da ausserdem Cäsarı 
Fouragirungen auf einen nur kleinen Raum eingeschränkt w: 
ren, so entstand bald drückender Mangel und Hunger in seinem 
Heere.. Dagegen war die feindliche aus Kernmannschaften be- 
stehende Armee mit allen Lebensbedürfnissen reichlich versehen 
und halte Zeit gehabt, sich auf einem fast unangreifbaren, 18 
allen Beziehungen vortheilhaften Puncte festzusetzen. Ueber alles 
dies hatte Cäsar, wie schon oben bemerkt ist, auch noch die 
Stimmung im Lande gegen sich. Seine Lage war äusserst misslich. 

Jedoch Cäsar’s Genie bedurfte nur einer kleinen Unterstü- 
tzung von Seite des Glücks, um ‘wieder Herr der Dinge zu wer- 
den. Es gelang ihm einen grossen Trausport. von Lebensmitteln 


die Gesghichte der röm, Sprache u. Literatur betreffend, 341 


und Truppen aus Gallien an sich zu ziehen, während auch De- 
cimus Brutus, einer seiner geschicktesten Feldherrn, vor Mas- 
silia die Flotte des mit der Vertheidigung dieses Platzes beauf. 
tragten republicanischen Generals Domitius schlug. Die hier- 
durch .für ‘Cäsar entstandenen Vortheile waren sebr gross; Al. 
les änderte sich von nun an zu seinen Gunsten. Als nun auch 
einige spanische in der Nähe des Kriegsschauplatzes wolnende 
Völkerschaften von der poınpejanischen Partei abfielen und die 
cäsarianische vermehrten, fühlten sich die Feldherrn des Pom- 
pejus veranlasst, ihre feste Stellung bei llerda aufzugeben. Sie 
bewegten sich hierauf dem Iberus zu, um nach Celtiberien zu 
gelangen. Aber auf dem Marsche nach diesem Flusse wurden 
sie von dem auf dem Fusse folgenden Cäsar aufgehalten und so 
sehr in die Enge getrieben, dass sie zuletzt sich ergeben muss- 
ten. Alle Kriegskundige bewundern die Operationen, durch 
welche Cäsar dieses Resultat herbeiführte, als ein hohes strate- 
gisches Meisterstück. Diese Operationen bestanden fast nur aus 
Märschen und Gegenmärschen. In den hierbei stattfindenden 
Manövern hatte er durch die Mehrzahl und Trefflichkeit seiner 
Reiterei einen bedeutenden Vortheil vur seinem Feinde voraus. 
Sie bat eigentlich die Sache entschieden. Keine Bewegung der 
sich zurückziehenden Pompejaner blieb der . wachen 'Ihätigkeit 
seiner Reiter verborgen; überall stellten sich dieselben den feind- 
lichen Unternehmungen in den Weg. — Der: grosse Conde& hat 
zu der Zeit, als er in den Umgebungen von Lerida Krieg führte, 
die Darstellung der Manover Julius Cäsar’s auf Ort und Stelle 
untersucht, jedoch leider über diese Vergleichung nichts schrift- 
lich mitgetheilt. — Den zweiten Mai übernahm Cäsar den Ober- 
befebl über sein Heer in Spanien, den sechsten Juni ergab sich 
der Feind. Zur Eroberung der ganzen pyrenäischen Halbinsel 
brauchte er etwas über fünf Monate, 

Bei der Mittheilung der vorstehenden Bemerkungen über . 
jen Krieg gegen Afranius und Pompejus sind wir zum Theil 
len Andeulungen gefolgt, welche wir in Guischard’s memoires 
‚ar plusieurs points d’antiquites militaires (a Berl. 1774. 9.) 
anden *). Es enthalten ‘diese Denkwürdigkeiten eine meister- 
safto Auseinandersetzung und Kritik der in diesem spanischen 
“eldzuge vorkommenden Ereignisse. Nimmt man den durch Fo- 
ard erläuterten Polybius aus, so möchte -wohl nicht leicht der 
ein militärische Theil irgend eines alten Geschichtwerkes einen 
o sachkundigen Erklärer gefunden haben, wie es Guischard für 
äsar ist. Auch dem nicht militärisch gebildeten Leser muss 


4) Der Verfasser dieses Werkes ist auch unter dem Namen Quintus 
ılius als Obrist Friedrich’s des Grossen bekannt. Auch die von ihm hin- 
:rlassenen memoires militaires sur les Grecs et les Romains enthalten vie- 
's zum genauern Verständnuiss Cäsar’s Gehörige. 


542 .. Philologische Skizzen, 


es Vergnügen gewähren, sich von einem so wohl unterrichteten 
Führer die Thaten des grossen Cäsar und seines Heeres mit | 
Scharfsinn und Klarheit deuten und überhaupt sich darauf auf- 
merksam machen zu lassen, wie man in Cäsar’s Jahrbücher 
‚etwas mehr als lateinische Vocabeln und Redensarten zu 80" 
chen hat. 

Cäsar’s Schriften haben ein doppeltes Interesse. Sie sind 
zunächst als Beiträge zur Geschichte im Allgemeinen, dann aber 
auch als Materialien zur Characteristik des mächtigen Geiste, 
dem sie ihren Ursprung verdanken, wichtig. In dieser letztern 
Beziehung wollen wir sie jetzt in das Auge fassen und aus ih- 
nen die Züge zusammentragen, durch welche. der Ruhm Cäsar 
als grossen Feldherrn und Staatsmannes begründet wird. Es 
scheint uns eine solche Zusammenstellung zum richtigen Ver- 
ständniss seiner Commentare nicht weniger dienlich zu sein, ah 
die grammatischkritischen Erläuterusgen, mit welchen der Text 
derselben versehen zu werden pflegt. Zur bessern Rundunz 
des auf diese Weise entstehenden Characterbildes sei es uns ver. 
‚gönnt, auch wohl ausserhalb der eigenen Schriften Cäsar's lie 
gende Hülfsmittel nach Umständen zu benutzen. 

Wir heben vor allem aus Cäsar’s grossen Eigenschaflen seie 
unermüdliche Thätigkeit heraus, Er scheint das Bedürfnis der 
Ruhe und Erholung nicht wie andere Sterbliche gehabt zu br 
ben. Er musste wirken, wenn er sich wohl fühlen sollte. Um 
diesen stets schaffenden und vorwärts strebenden Geist in st- 
ner höchsten Glorie kennen zu lernen, muss man sich vorzugr | 
weise zu dem ersten Buche des bürgerlichen Krieges wenden. 
Es ist eine wahre Lust dasselbe zu lesen! Cäsar’s ungestüm 
Thatkraft tritt uns aus den in ihm erzählten Begebenheiten is 
grossarligen Umrissen entgegen. Schlag auf Schlag folgt εἰ 
wohl berechnetes und glücklich ausgeführtes Unternehmen aul 
das andere, Cäsar lässt dem Feinde, der anfangs Fehler über 
Fehler macht, nicht einen Augenblick Ruhe, um zur Besinnung 2 
gelangen; überall ist er früher, als dieser es menschlicher Weis 
erwarten kann. Der Leser durchfliegt mit ihm Italien. — Wenn κυ 
die so schnell vollendete Eroberung dieses Landes etwas Aussexor- 
dentliches ist, so muss man die Leichtigkeit, mit welcher er die vie 
len ihn hierauf erwartenden Geschäfte, vor Allem aber die Orge- 
nisirung der ihm noch nöthigen Streitkräfte zu Stande bracht, 
nicht weniger bewundern. Cäsar hatte in dieser Beziehung die 
Meisterschaft, wie Friedrich der Grosse und Napoleon erreicht: 
Bei dem Ausbruche des bürgerlichen Krieges bestand sein Heer 
‚aus 10 gedienten Legionen und (nach Appian) aus 10,000 Mann 
Reiterei. In dem Augenblicke, als er sich für den Krieg επί" 
schied, hatte er nur 5000 Mann von’ diesen Truppen um geint 
Person versammelt; die übrigen standen noch weiter zurück 
Seine ihm an Kräften bei weitem überlegenen Feinde glaubte 


die Geschichte der röm, Sprache u, Literatur betreffend, 518 ὃ 


nicht, dass er es wagen würde, sie mit dieser Handvoll Leute 
anzugreifen, so dass Cicero das Unternehmen Cäsar’s Raserei 
nennt (8. ad fam. XVI. 12.). Doch glückte diese Raserei. Das 
kleine, wohlgeführte Heer Cäsar’s warf die an. Truppenzahl 
 stärkern Pompejaner aus Italien heraus. Hierauf rüstele sich 
Cäsar zu den bevorstehenden Kämpfen auf das Kräftigste. Er 
zog alle von Pompejus beim Ausbruche der Feindseligkeiten in 
Italien ausgeschriebenen Recruten an sich und vertheilte sie un- 


ter seine alten Legionen. Auf diese Weise bildete er sich in - 


kaum 3 Monaten eine Armee, welche vor seiner Landung ἴα 


Epirus 30 Legionen stark war, zu denen späterhin noch 7 neue 


kamen. Wenn man zu dieser Organisation des Heeres noch die 
gleichzeitige Beseitigung der politischen Angelegenheiten Ita- 
liens und den spanischen Feldzug in Anschlag bringt, so muss 
inan über das, was Cäsar in einem so kurzen Zeitraume zu lei- 
sten wusste, staunen. | | > 3% 


- Cäsar leitete alle nur einigermassen bedeutenden militäri- 
schen Geschäfte in eigner Person. : Ueberall, wo es nur sein 
konnte, war er gegenwärlig. Dieser unruhige, Alles selbst an- 
ordnende Geist war es, der ihn während des Marsches sich gewöhn- 


lich bei dem Vortrab aufhalten liess (Sueton Cäs.); er wollte ΄ 


für jeden möglichen Fall gleich bei der Hand sein. Aber nicht 
allein die höchsten strategischen und taktischen Bestimmungen 
‘gingen von ihm aus, sundern auch die Besorgung von Gegen- 
ständen 5 welche der eigentlichen Wissenschaft des Feldherrn ent- 
fernt liegen, liess er sich nicht nehmen. Der Plan zn der Brücke 
über den Rhein gehört ihm (b. g. IV. 17). Ebenso gibt er (b. 
g. -V. 1) die Bauart .der Schiffe an, auf welchen er nach Bri- 
tannien übersetzen will. Durch diese nach allen Seiten hin ge- 
richtete eigene Thätigkeit und Aufmerksamkeit brachte Cäsar 
diejenige Einheit in alle seine Unternehmungen, durch welche 
allein grosse Kräfte auch das Grosse leisten. i 


Auf diesen ungeduldigen Unternehmungsgeist Cäsar’s stützte 
sich auch sein Grundsatz, nie, wenn es sein konnte, den An- 
griff der Feinde abzuwarten, sondern stets selbst zuerst anzu- 
greifen. Seine ganze Kriegsgeschichte kann als Beweis hierfür 
dienen (s. auch b, Afric. C.35 im Anfange). Alle grossen sieg- 


reichen Feldherrn dachten und handelten in diesem Puncte 


wie er. 


sar einen durchdringenden Scharfblick. Er fasste seine jedes- 
malige. Lage schnell und richtig auf. Kein Fehler, keine Blösse 
seiner Gegner entging ibm ungenutzt. So wie er sich rasch ent- 
schloss, 80. gebrauchte er auch nie halbe Massregeln bei der 
Ausführung. Hierdurch gelang es ihm Herr der Umstände zu 
werden, Alle seine Gegner, und vorzugsweise der methodisch- 


Ausser einer. unerschütterlichen Geistesgegenwart besass Cä- Ἧ 


« 


544 Philologische Skizzen, 


bandelnde Pompejus, standen ihm in diesen Beziehungen weit 
nach. 

Was man so oft is Glück Cäsar’s zu nennen pflegt, ist 
gewöhnlich nur das Ergebniss seines geistigen Uebergewichts 
Das Bewusstsein dieser Ueberlegenheit gab ihm ein hohes Ver- 
trauen 'zu sich; dieses Vertraueır führte zu Sieg und Glück. Er 
‚konnte wagen, "weil. er wusste, dass er an seinem Genie einen 
ihn nie im Stich lassenden Bundesgenossen hatte. — Nach der 
Schlacht von Pharsalus verfolgte Cäsar den Pompejus mit einem 
‚ einzigen Schiffe in der Richtung nach Aegypten zu. Unterwegs 
kommt ihm die zehn Segel starke feindliche Flotte des Lueius 
Cassius entgegen. Entfliehen war nicht mehr möglich. ‘Seine 
Geistesgegenwart aber rettete ihn auch diesmal. Er ging den 
Feinden mit dreister Stirne entgegen, so dass sie die Ansicht 
_ gewinnen mussten, er habe es ‚bei seiner Fahrt nur auf sie ab- 
gesehn, und erklärte sie, ohne πῶ] einen Augenblick zur Be- 
sinnung übrig zu lassen, für kriegsgefangen. Cassius glaubte in 
der ersten Ueberraschung, dass Cäsar nicht ohne eine bedeutende 
Seemacht in der Nähe zu haben, so aprechen würde, und hielt 
es daher, um den Zorn des furchtbaren Gegners nicht noch 
mehr zu reizen, für das Rathsamste, sich ilın sofort zu erge- 
ben. — Noch öfter hat sich Cäsar durch seine Entschlossenheit 
aus ähnlichen Lagen gezogen. 

Durch diese Zuversicht, welche er auf sich und sein Glück 
setzte, stärkte er ausserdem den Muth aller derer, die er.zur 
Ausführung seiner Zwecke nöthig hatte. Der Glaube wirkte auf 
seine Untergebenen in der gewohnten Art. Indem dieselben näm- 
lich überzeugt waren, dass es ihnen unter der Führung Cäsar's 
nicht fehlen könnte, wurde ihr Glaube zur That; sie waren un- 
besiegbar, weil sie sich dafür hielten. Der Feldherr, welcher, 
ausser der eigenen Intelligenz, das unbedingte Vertrauen seiner 
Truppen besitzt, hat gewonnenes Spiel, 

Cäsar verstand sich trefllich auf die Behandlung der Men- 
schen in Masse und im Einzelnen; er wusste in jedem Momente, 
welche Seite seines Characters er herauskehren musste und wel- 
che Rolle er zu spielen hatte, — Pompejus erklärte jeden rö- 
mischen Bürger, der es nicht mit seiner Partei halten würde, 
‚ für seinen Feind. Dagegen liess Cäsar bekannt machen, dass 
er die Neutralbleibenden als seine Freunde ansehen wollte: (s. 
"Suet. Cäs. C. 75.). Unter diesen Umständen mussten wohl alle 
Neutralen ihm den Sieg wünschen, da sie im entgegenpeselzten 
‚Falle Alles zu fürchten hatten. Auch verzieh Cäsar allen wäh- 
rend des Bürgerkrieges in seine Hände fallenden Feinden und 
. gab die Gefangenen ohne Umstände frei. Ueberhaupt benutzte 
er die über die pompejanische Partei errungenen: Vortheile mit 
grosser Mässigung, wodurch er die allgemeine Stimmung sehr 
für sich gewann. Wie sehr auch die Politik ibm ein solches 


[4 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatiir betreffend. 835 


Benehmen ’anratben mochte; so muss man ’doch auch seinemi wohl. 
wollenden Character und seiner Versöhnlichkeit einen bedeuten- 
den Antheil an demselben zugestehen. Die mitis et tlemens na- 
tora Cäsar’s war seinen Zeitgenossen ‘wohl bekannt (8. Cic. ad 
fam. VI. 6.) So wurde er durch sein menschliches und welt- 
kluges Verfahren schon vor der Schlacht von Pharsalus Siege 
des Pompejus (5, Οἷς, ad Altic, VHI. 18%, 
Ebensu zeigt er stets den richtigen Tact in der Behandlung 
seiner Truppen. Wie vortrefllick weiss er dieselben nach den 
Unfällen bei Gergovia (b. g. VII. 62. 53) und Dyrrachium zu 
füssen! "Bei diesem letztern Orte hätte er sich zum ersten Mal 
seit dem Ausbruche des Krieges mit: der Hauptmatht des Pom- 
pejus gemessen und hierbei empfindliche Verluste erlitten. Da 
er nun mit Recht die Folgen des bösen Eindruckes fürchtete, 
welchen diese Niederlage auf seine zum Theil erst jüngst gebil- 
deten Truppen gemacht hatte, so suchte er alle möglichen Mit- 
tel auf, um ihren Mutlı wieder zu erheben. Hierher gehörte 
auch; dass er sie über die wahre Bedeutung jener unglücklichen 
Gefechte zu täuschen suchte. Cäsar wusste, wie leicht derje- 
nige, welcher das: Vertrauen der ‘Menge besitzt, der Meinung 
derselben eine seinen Absichten zusageride Richtung geben kann. 
Er behandelte ‚daher den ganzen Vorfall vor deni versammelten 
Heere als ein nur höchst geringfügiges, vielleicht nur durch‘. 
ein reines Missverständniss (error) veranlasstes Ereigniss (medio-, 
cre proelium). Zur Sühne für die Armee bestrafte er einige Ald-' 
lerträger, welche währscheinlich an der‘ in jeheth’ bösen Treffen. 
gemachten rückgängigen Bewegung Schuld gewesen sein sollten 
(δ. e, III. 73 folg.). — Die Nachrichten über den Ariovist und‘ 
seine Deutschen‘ hatten Cäsar’s Soldaten so sehr in Schrecken 
jesetzt, dass sie Miene machten, nicht gegen diese so fürchter- 
ich erscheinenden Gegner marschiren zu wollen. Cäsar musste 
ıierdurch in die grösste 'Verlegenheit gerathen; er hatte das 
schlimmste zu befürchten, was einem Feldherrn im Augenblicke - 
ler Gefahr begegnen kann, nämlich Verweigerung des Gehor-' 
ams von Seile seiner Untergebenen. Bis zu’ diesem Aeussersten’ 
hırfte er die Sache nicht kommen "lassen, ἴδῃ sich nun aus 
ieser bitterbösen Lage mit Aristand zu ziehen‘, that er Folgen-' 
es {b. g. 1.40). Er erklärte ihnen, dass er: von ihrer Furcht 
or den Germanen und ihrem Widerwillen sich mit denselben‘ 
n Felde zu messen gehört habe; 'er wolle es darauf ankoınıtien 
ssen, ob Zaghafligkeit oder das Pflichtgefühl mehr über ihren. 
atschluss vermögen würde; wenn alle‘ Uebrigen aber ihn im 
tich lassen würden, so wolle er sein Glück gegen den Feind‘ 
it der zehnten Legion allein versuchen; er wisse, dass er’ auf. 
iese noch zählen könne. — Dieses Mittel half, Die zehnte Le 
ion, welche wahrscheinlich gleiche Gesinnungen mit den andern‘ 
atte, fühlte sich durch das ihr von Cäsar bezeigts Verlrauen | 
Archiv 7. Philolıw. Pädag. Bd. U. Bft. % SE 8 


͵ 


‚546 u Philologische Skizzen, 


so sehr geschmeichelt, dass sie ihm mit der Versicherung ihre 


 treuesten Dienste für dasselbe dauken liess, Der Ehrgeiz der 


übrigen Truppen war durch die Anerkennung, welche ihr Feld- 
herr der Tüchtigkeit ihrer Cameraden won jener zehnten Legion 
hatte zukommen lassen, auf eine so eupfindlicke Weise rege ge- 
macht, dass auch sie, um nicht schlechter als die ihuen vor- 
gezogenen zu erscheinen, demselben ihren unerschütterlichen Ge- 
horsam durch ihre Vorgesetzten kund thun liessen. Hiermit 
hatte Cäsar erreicht, was er wollte, und war aus dem una- 
genehmsten Dilemma geretiet, 

Kam es aber darauf an, mit Festigkeit gegen seine Truppen 
aufzutreten, so war Cäsar auch hierzu ganz Mann. Er salı ih 
nen Vieles in Nebensachen nach ‘und liess vorzüglich nach ge 
wonnenen Schlachten ihrem Uebermuthe freien Lauf; doch war 
er äusserst streng in allen Hanptangelegenheiten des militärischen 
Dienstes. Unerbittlich zeigte er sich gegen Meuterer und Aus 
reisser. Die neunte Legion löste er Aufrahrs wegen zu einer 
Zeit auf, ala Pompejus noch unversehrt ihm gegenüber stand, 
Bei Gelegenheit anderer unter seinen Truppen ausgehrochenen 
Unruhen liess er sich so wenig durch seing mwissliche Lage ein- 
schüchtern, dass er dieselben mit dem unter diesen Umständen 
verächtlichen Ausdrucke Quirites anredete, Auf diese Weise er- 
reichte Cäsar, dass Ergebenheit in seine Befehle die Haupteigen- 
schaft seines Heeres nach einer jede Probe aughaltenden Tapfer- 
keit wurde. 

Wenn Cäsar zu seinen versammelten Soldaten spricht, so 
hört man aus seinem Munde nur immer. das für Zeit und Gele 
genheit 'Schickliche. Es ist angenehm zu.sehen , wie er sich oft 
mit ihnen verständigt, sie durch Anreden zu einem bestimmten 
Zwecke bearbeitet und überhaupt sie nicht als blosse mechani- 
sche Werkzeuge, sondern als Gehülfen und Brüder ansieht und 
behandelt. Auf "Anreden an sie vor der Schlacht legte er einen 
grossen Werth; wenn.es nur möglich war, versäumte er diesen 
Gebrauch nie. Er bemerkt einmal in seinen Commientaren aus- 
drücklich, dass ihm die plötzliche Gegenwart des Feindes keine 
Zeit gelassen habe, sich vor dem Gefechte mit ein paar Wor- 
ten an sein Heer zu wenden. Dig Soldaten wurden bei solchen 
Gelegenheiten commilitpnss von, ihm genannt. Es ist geschicht- 
lich bemerkenswerth,. dass Augustus diesedben nach den bürger- 
lichen Kriegen nur schlechthin. milites anredete. Dem Impers- 
tor Augustus schien der Ausdruck commilitones zu vertraulich 
für die Stellung, in welcher er sich gegen die ihm gehorchende 
Römerwelt betrachtet wissen wollte. 

In Julius Cäsar sind unserer. Einsicht nach alle Eigenschalf- 
ten vereint, welche den: wahrhaft, grossen Staatsmanu für das 
Leben im friedlichen und im kriegerischen Zustande ausmachen. 
Cäsar. würde ; wenn er jelzt. wieder aulireten könnte, noch gans 


\ 
΄ 


᾿ | ᾿Ξ 
die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend. 547 


dem ’Rahme stehen, den ihm seine geistige Grösse bei seinen 
Zeitgenossen verschaffte. Das politische Leben der Staaten und 
‚die Hülfsmittel, mit ‚welchen man jetzt Krieg führt, haben sich 
zwar seit seinen Tagen bedeutend geändert; doch ist der Geist, 
der doch am Ende zu allen Zeiten allein den grossen Feldherrn 
und Staatsmann bildet, der nämliche geblieben. — Man muss 
«sich übrigens über die Verblendung derjenigen Römer verwun- 
dern, welche ihrem Vaterlande einen solchen Mann, wie Cäsar 
war, auf die bekannte gewaltthätige Weise entzogen. Je mehr 
anan sich die damalige innere Lage Rom’s vergegenwärtigt, um 
sö'mehr überzeugt man sich, dass Cäsar dem Staate unter so 
bewandten Umständen unentbehrlich war, und dass weniger er 
.die politischen Verhältnisse seiner Zeit herbeirief als diese ihn, 
Hätte sich Cäsar nicht der höchsten Leitung derselben bemäch- 
tigt, so würde es irgend ein Anderer gethan haben. Jedes Land, 
‚welches sich in einer Lage befindet, wie die der römischen Re. 
ublik in jenen Zeiten war, muss wünschen, dass ein Julius 
Cäsar sobald als möglich in ihm 'äuftrete. Es war ein Unglück 
für Rom, dass nicht alle seine Bürger die innere und äussere 


| Nothwendigkeit der Schutzherrschaft desselben einsahen. 


.Wenn Cäsar durch seine persönliche Tüchtigkeit den Sieg 


| über seine Gegner und insbesondere über Pompejus davon trug, 
᾿ 80 muss man doch aber auch nicht vergessen, ein besonderes 


, Gewicht zum glücklichen Ausgange seitier Unternehmungen in. 


dem Character und den Geiste seines. Heeres zu suchen, Doch . 
auch hier haben wir wieder eine Gelegenheit, den Ruhm Cäsar’s 
zu verkünden. Das Heer und die Führer desselben sind näm- 


ch nur als Cäsar’s Schöpfungen anzusehen; er hatte es verstan- 
‚den, beiden nicht allein einen kriegerischen Geist einzuhauchen, 


sondern denselben auch so zu formen, dass er zu der Indivi- 
düaluät, welche er als Cäsar hatte, passte. Julius Cäsar, seine 
Feldherrn und seine Armee bildeten ein in sich vollendetes, or- 
gänisch in einander greifendes Ganzes. (Cäsar wusste, was er. 
von seinen Truppen erwarten und. fordern konnte; diese hatten 


‘es gelernt in den Sinn ihres Führers einzugehen und ihm gemäss 


zu handeln; nur Ein Geist beseelte sie alle. Solche Heere tha- 
ten von jeher Wunder. Alle Feldherrn, welche Grosses gelei- 
stet- haben, bildeten sich den Geist der ihnen gehorchenden Mas- 
ser. So machte es Friedrich der Grosse ΜΕ noch in unsern 
Tagen Napoleon. 

Cäsar zog durch den Umstand grossen Vortheil für diese 
Identificirung seiner Person und seiner Armee, dass er als Stalt- 
halter von Gallien mehrere Jahre hindurch die nämlichen Sol. . 
daten unter seinen Händen hatte, Diese lernten in der weiten 
Entfernung von Rom und in der gänzlichen Abgeschiedenheit 
von allen heimischen Verhältnissen das Vaterland vergessen. Sie 
mussten sich zuletzt nicht melır als Verfechter der Interessen 


835 4 


T 


-_ 


518 Philologische Skizzen, 


der römischen Republik, sondern nur als Soldaten Cäsar’s be- 


trachten. Eine Reihenfolge glänzender Siege und Eroberungen 
hatte ihnen nicht allein eine hohe Meinung von sich und ibrem 
Feldherrn und einen kriegerischen, von Cäsar klüglich unterhal- 
tenen und benutzten Stolz (s. b. g. VII. 17.) beigebracht, son- 
dern sie auch so selır an die Person dieses Letztern gewöhnt, 


dass sie sich nicht von ilım getrennt denken konnten, ohne de 


:mit ihm vollbrachten Heldentbaten in einem gewissen Sinne zu 
annalliren. Als es nun zum bürgerlichen Kriege kam, konnten 


die Truppen ihren Führer, ohne sich selbst zu behelligen, nicht 


sinken lassen; ihre kriegerische Ebre nicht weniger als ihr äa«- 
serer Vortlieil geboten ihnen Cäsar’s Interesse als mit dem ihri- 
geu verknüpft anzusehen. Der Untergang Cäsars musste sie ms- 
teriell und moralisch berühren. — An diese alten zuverlässigen 
Soldaten sehlossen sich nach dem Ausbruche der Feindseiigkei- 
ten gegen die pompejanische Partei Bestandiheile des römischen 
Volkes an, welche, ebwohl aller höheren bürgerlichen Tugem- 
deu ermangelnd, doch den Kern der militärischen Brauchbarkeit 
in sich trugen. Es ist interessant, Cicero sich über diese dem 
Eroberer Galliens in der genannten Epoche zuströmende Mer- 
schenclasse aussprechen zu hören. Verum tamen, sagt er (ad 
Attic. VII, 3), boc video, cum homine audacissimo puralissi- 
moque (nämlich Cäsar) negotium esse; omnes damnatos , omne 
ignominia aflectos, oınnes damnatione ignominiaque dignos illac 
facere, omnem fere juventutem, omnem illam urbauam ac per 
ditam plebem, tribunos valentes, addito Q. Cassio, .ommes, qui 
aere alieRb premantur; 4108 plures esse intelligo, quam puts- 
ram. Caussam solum illa caussa non habet, ceteris rebns abun- 


dat. Auch in einer andern Stelle (ad Aitic. VIII. 7.) drückt 


sich Cicero ganz in dieser Art über Cäsar aus und erwähnt 
nochmals der demselben zugethanen perdita juventus. Es war 
sehr natürlich, dass die Talente und der” Unternehmungsgeist 
Cäsar’s eine Menge kecker feuriger Männer und vorzugsweise die 
für allen äussern Schein so empfängliche Tugend an sich zogen. 
Aber auch die niedern Volksclassen theillen diese Interesse für 
seine Sache. Die Erscheinungen der Welt wirken ja mehr darch 
ihrer, äussern oder materiellen, als durcli ihren innern Character 
auf die ungebildete Menge. Hierin liegt ein Hauptgrund , wes- 
wegen sich der gemeine Mann zu Roın an Cäsar anschloss. Der 
moralische Character, in welchem sich Pompejus an der Spitze 
seiner Partei zeigte, wurde von den blendenden Eigenschaften 
seines Nebenbuhlers überstrahblt.e. Die gebildetern vornehmen 
Stände biugegen durchschauten die geheimen Triebfedern und das 
Ziel der Handlungen Cäsar’s und vereinigten sich daher mit Pom- 
pejus, den: sie reinere Absichten zutrauten. Doch vermochte 
die höhere sittliche Bildung der pompejanischen' Partei und ihr 
Glaube, für die bessere Sache zu känpfen, nicht die Vortheile 


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die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend. 540 


aufzuwiegen, welche Cäsar aus den mehr kriegerischen als mo. 
ralischen Elementen seines Heeres zog. - 


Jeder Feldberr kommt in Lagen, in welchen er nicht allein 
durch die Anforderungen des militärischen Gehorsams auf seine 
Truppen wirken kann, sondern vielmehr ihren guten Willen ” 
ansprechen muss. Bei solchen Gelegenheiten zeigt sich der Grad 
des persönlichen Interesses, welches der Soldat für seinen Füh- ° ν. 
rer und seine Sache hegt. Die Soldaten Cäsar’s entsprachen in 
solchen Fällen stets seinen Wünschen und Absichten auf das Be. 
reitwilligste und waren der erstaunungswürdigsten Anstrengun- _ 
-gen in ihrem Enthusiasmus für ihn fähig. Welche Gewaltmär- . 
sche muthet Cäsar oft seinen Truppen zu, um der erste auf 
dem Platze, wo es galt, zu sein! Man denke nür an den Marsch, 
welchen er nach Spanien gegen Pompejus den Sohn machte’ (s.- 
Appian. b. οἷν. II. 103). Um sein Heer auch von dieser Seite 
kennen zu lernen, beachte man’ die hin und wieder in seinen. 
Commentaren zersireuten Züge, welche sich auf die Thaten ein-, 
zelner Soldaten bezieben. Alle seine Krieger scheinen den Zweck. 
ihres Lebens nur in der Ehre und in dem Vortheile der cäsa- 
rianischen Waffen gefunden zu haben. In diesem Sinne gaben. 
sie ihr Leben mit beispielloser beldenmüthiger Rulıe hin; nur. 
ann Cäsar dachten sie in den Augenblicken, in welchen der Tod 
sie aus den Reihen ihrer Kampfgenossen herausriss. Die Ὁ. g. 
VII. 50 erzählte That des Centurionen Petrejus ist der Unsierb- 
lichkeit werth. Der Mann hatte übrigens seines Gleichen unter 
seinen Cameraden. Nur wenige von der Geschichte uns genannte 
Feldherrn mögen sich rühmen können, dass ibnen yon ihren, 
Untergebenen gleich grosse Aufopferungen dargebracht sind, wie 
sie Cäsar von den seinigen zu Theil wurden. Eine so magische . 
Kraft übte er durch seine persönlichen Eigenschaften über die; 
Gemüther seiner Umgebungen aus. Ὁ Ä | 

τ ‘Auch kommen in der Geschichte der Armee Cäsar’s nur- 
höchst selten Beispiele von. Untreue vor. Labienus ist. der’ ein-: 
zige Mann von Bedeutung, welcher von ihm abfiel und zu Pom- 
pejus überging. . Cäsar: hatte demselben stets die wichtigsten 
Commandos unvertraut., Der Rubm und die grossen Reichtbü- 
mer, welche Labienus sich bei diesen Gelegenheiten erworben-hatte, ᾿ 
machten jhn.. stolz ünd übermütbig, so dass er sich seinem 
Herrn und Meister gleich stellen wollte. Als'nun Cäsar ihn des- 
wwegen weniger. zu schätzen und gleichgülliger zu behandeln an- 
fing, fühlte .er sich beleidigt und rat aus Furcht:vor den Fo. -. 
gem des unangenehmen Verhältnisses, welches sich zwischen ihm’ ᾿ 
und seinem Feldberrn entsponnen hatte, zur pompejanischen Par- Ὁ 
tei- über (ε. Dio Cassius ΧΧΧΧΙ, 4.). Doch blieb dieser Abfall‘ 
ein isolirtes, keinen. Einfluss auf das Ganze susübendes Ereig- 
zsiss.: Labienus nahm nicht einen einzigen Mann ‚mit sich über, N 


ἔ = ‘ Ἢ 4 


"» 


v + 


δὴ ᾿ Philologische Skizzen, 


80 dase Pompejus nichts als die Person desselben hierbei ge- 


᾿" 
— 


wann (s. Cic, ad fam. XVL 12. — ad Attic VII. 9. — 
VIL 18. 16.). 


’ 


V. Ueber das Gebiet der römischen Sprache im 
Zeitalter des Augustus, 


Die Verbreitung der römischen Sprache in den verschiedenen 
Theilen des Reiches wurde auf mancherlei Weise veranlasst und 
gefördert. 

Zunächst hatten die von den Römern unterjochten Völker 
ihres eigenen Vortheils wegen das grösste Interesse, die Sprache 
ihrer Sieger kennen zu lernen. Nicht allein die politische Ab- 
hängigkeit, in welche sie gegen die Römer zu stehen gekommen 
waren, sondern auch die hierdurch entstandenen geselligen, kauf. 


 männischen u. δ. w. Verhältnisse, durch welche sie sich mit den- 


selben berührten, mussten ihnen die Kenntniss der römischen 
Sprache wünschenswerth machen und auf diese Weise Mittel zur 
Verbreitung derselben auch ausserhalb Latium’s werden, 

Der Aufenthalt der römischen Heere in den Provinzen wirkte 
auf die niämliche Weise. Die römischen Soldaten wurden die 
Sprachmeister der Völker, bei welchen sie sich aufhielten. 

Die Colonien, welche von Rom aus in die eroberten Länder 
geschickt wurden, hatten zwar nur politische Zwecke; jedoch 
müssen sie auch sehr einflussreich auf Festsetzuug der lateinischen 
Sprache in den verschiedenen Gegenden des Reiches gewesen sein. 
Es wurde dieselbe auch in der Entfernung von ihrem eigentlichen 
Vaterlande aufrecht erhalten, wie man dies auch ‚aus dem Um- 
stande abnehmen kann, dass die Münzen der meisten über das 


‚ganze römische Gebiet zerstreuten Colonien lateinische Aufschrif- 


ten haben. S, Eckhel dactr. ὦ, Th. 1. proleg. S. 98. Es fügten 
sich also die Colonisten weniger der Sprache der Landesbewoh- 
ner, unter denen sie sich befanden, als umgekehrt. 

Da der römische Staat überdies das Interesse hatte, seiner 
Sprache in den eroberten Ländern Achtung zu Verschaffen, so 
traf er manche hierauf abzweckende Verordnungen. Auch auf 
diese Weise wurden die Bewohner der Provinzen zum Erlernen 
des Lateinischen veranlasst. Es war unter anderem Gesetz, dass 
die aus Rom zu ihnen geschickten Behörden bei allen öffentlichen 
Gelegenheiten römisch sprechen mussten. Es wurde zu Rom als 
eine Ehrensache angesehn ‚' dass die Besiegten die Befehle in der 
Sprache ihrer Sieger erhielten. Dies sagen die römischen Schrift- 
steller mit ausdrücklichen Worten. ὃ. Valerius Max. [1]. 2. 9. Hser- 
her gehört auch. die Stelle aus den Paudecten (D, lb. 48, Ὁ. de 


die Geschichte der-röm, Sprache u.Literatuit betreffend. 651 


re jnd; 42.1): tlecreta'a praetorihus. latine änterponi debent. Ci- 
cero musste in den Verrinischen Streitigkeiten es als Vorwurf hö- 
ren, dass er zu der Zeit, als er zur Untersuchung ‘der Verbre- 
chen des Verres durch Sicılien reiste, griechisch vor den sicili- 
schen Behörden gesprochen und dadurch der Würde der von ihm 
vertretenen Nation Eintrag geihan habe (s. orat. Verr. 1V. 66).— 


Ebenso verlangte auch der Senat zu Rom, dass alle fremden vor 


ihm auftretenden Gesandten lateinisch zu ihm redeten,. In dem 
Falle, dass sie dies nicht 'konnten, war :6ὲ ihuen erlaubt sich 
durch den Mund der Dolmetscher auszudrücken. Auch ertheilie 
der Senat seine Antworten nie anders als in. römischer Sprache (s, 
die aus Val. Max. angeführte Stelle). — Nicht selten trafen: did 


Römer auch Anstalten, um auf eine unmittelbare Weise die Ein- 


wohner der Provinzen ‚zur Erlernung des. Lateinischen zu veran- 
lassen (a. Val. Max. Vellej, Pat.. Il. 110. 'und die Vorrede des. Di 
Fresne. zu seinem lex. med. δεν, 8..10), . Ä 

: Es liess sich jedoch die römische Sprache nicht nach. allen 


Gegenden des Reiches. in. gleichem Masse verpflanzen; sie fasste 


weder in,der Periode, von welcher wir hier sprechen, noch spä- 
ter in allen Ländern, in welchen sich der römische Adler nieder- 
gelassen hatte, ‚feste Wurze. Wenn daher Plutarch (quaest. Plat. 
opp. ed. Fref. Tb. II. S. 1010) sagt, ὧν (τῶν Ῥωμαίων) μὲν λύγῳ 
νῦν (also χὰ Trajan’s Zeiten) μου τε πάντες ἄνϑρωποι χρῶνται, 
so soll dies wohl eigentlich-nur heissen, man findet jetzt in aller 
Theilen, des Reiches Leute, welche Römisch verstehen, so dass 
man sioh mit der Keuntnies desselben überall durchbelfen kann. 
Den meisten Eingang hat die lateinische Sprache in den westeure 
päischen Provinzen gefunden. Der Grund hiervon ist in der ge« 
ringen Cultur der Bewohner dieser Länder zu suchen. Der unge- 
bildete Mensch nimmt leicht alle sittlichen Eindrücke an, welelse 


5 


der gebildetere ihın zu geben bemüht 161; er opfert diesem nicht - 


allein. seine Sitten und Gebräuche, sondern auch seine Sprache 
auf. Es fällt dem cultivirten Sieger um so leichter, auch seiner 
Sprache. die Herrschaft unter dem 'unterjochten Volke zu ver- 
schaflen, je weniger dasselbe durch eine Nationalliteratur für die 
Anfrechterhaltung seiner: eigenen Sprache interessirt ist. Daher 


aetzte;sich die gebildete sömische Sprache schnell und allgemein 


bei den Bewohnern der westeuropäischen Länder fest. Dahiuge- 


‚gen fand sie in denjenigen Gegenden des Reiches, in wels ὁ᾿ 


chen griechisch geredet wurde, grössere Hindernisse. Wen 
die Römer sich Herrn der Griechen in politischer Hissicht nann- 
ten , so mussten gie sich doch in allen übrigen Beziehungen als 
von denselben üiberwanden anerkennen. Die griechische Sprache 
war durch ihre innere Bildung, ' durch den Reichthum ihrer Lite- 
ratur und durch die ‚gabze geistige Gultur des 'Menschenstan- 
mes, welcher. sich ihrer. bediente, der rümischen so überlegen, 
dass sie von dieser in ikzer Moreschaft nicht allein nicht beschräukt 


553 _Philologische Skizzen, 
wurde, sohdern sogar auf dem eigenen Boden Latium’s Eröbt- 


sungen machte. — In noch andern Gegenden waren andere 
äussere Verhältnisse der Verbreitung der römischen Sprache 
»icht günstig, ‘Hierher sind vorzüglich die Ostprovinzen zu 
zählen. Die geograpliische Entfernung, in welcher dieselben 
von dem Hauptsitze des Reiches lagen, schwächte allein schon 
die Kraft der von dort ausgehenden politischen und sittlichen 
EinHüsse, . 

Wir kommen jetzt zur Mittheilung der Stellen sus den 
Schriftstellern selbst, welche uns über die Verbreitung‘ der rö- 
mischen Sprache bis in die Zeiten des Augustus aufklären. Wir 
haben es hierbei nach der ‚schon oben gemachten Bemerkung 
nur mit dem Westen des Reiches 2u Ihan, ‘da in den östlichen 
‘Provinzen nicht allein das Griechische und andere Idioime vor- 
berrschend blieben, sondern auch die Römer selbst uns zu spar- 
same Nachrichten über die Fortschritte geben, welche ihre Spra- 
che in diesen Gegenden bis zu der genannten Periode gemacht 
hatte. Auch die Andeutungen der Alten‘ über die Verpflanzung 
und Ausbreitung des Lateinischen in jenen westlichen Provin- 
zen sind nur dürftig und unvollständig, so dass das von die- 
sem Gegenstande aufzustellende Bild sehr mangelhaft hlei- 
ben muss, 

Wir wollen unser Augenmerk zunächst nf Italien - selbst 
lenken. Die lateinische Sprache konnte hier um so leichter um 
sich greifen, je mehr die einzelnen Theile dieses Landes an 
Bom, als an den eigentlichen Herd derselben, angränzten, je 
enger die politische Verbindung (durch das Bürgerrecht, jus Ls- 
ἘΠ u. 8. w-) zwischen den Bewohnern dieser Gegenden und den 
Römern war und je näher viele von deniin Italien herrschenden 
Sprachen der römischen als verwandte Dialecte standen. Dieser 
letztere Umstand ist von mehrern italischen Idiomen, unter an- 
dern auch von der Sprache der in Unteritalien wohnenden Brat-. 
tier (Liv. XXXI, 7.) bekannt. Ueberdiess hatte sich ja auch keine 
Provinz bis zu Augustus so lange unter römischem Einflusse be- 
fanden, als Italien. — Wenn man das Vaterland der einzelnen röm. 
Schriftsteller berücksichtigt, welche bis in die Zeiten des genann- 
ten Kaisers geschrieben haben, so erfährt man auch auf diesem 
Wege, in welchen Theilen Italiens sich das Lateinische bis .dakin 
eingebürgert hatte. P3autus und andere sind aus Unteritalien, 
Virgil aus: der Gegend von Mantua u. 8. w. — Zu den sich auf 
unsern Gegenstand besiehenden Notizen gehört auch die von Li» 
vius (XL, 42) gemachte Bemerkung, dass der römische Senat im 
Jahre 572 nach Erb. d.Sr,, also kurz nach Besiegung des Königs 
Antiöchus von Syrien, der Stadt Cama die Erlaubniss ertheilt 
habe, sich bei Versteigerungen und andern öffentlichen Angele- 
genheiten der römischen Sprache zu: bedienen. — Neben dem L»- 
teinischen bestanden aber gewiss noch auf geraume Zeit andere 


f U 


Ἁ. 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend. 568 


its Italien einheimische Sprachen. Das. Tuscische zum: Beispiel 
verschwand erst nach und nach unter den Kaisern. Wenn man. 
eus den griechischen Aufschriften der untexitalischen ‚Münzen 
(s. Eckhel doctr. n. Tb. 1:) einen Schluss machen will, so hat’ 
sich das Griechische in den Gegenden, in welchen sie geprägt 
sind; noch lange gebalten, — Auch ist glaüblich‘, dass sich der 
gemeine Mann in vielen Districten Italiens eines aus dem Lateini-' 
schen und seiner eigentlichen Matterspräche zusammengesetzten', .- 
Dislectes bediente. In diesem Sinne nennt Horaz (Sat. I, 10,80): - 
die Bewohner von Canusium bilingues.- Der Zusammenhang der ὦ 
Stelle zeigt, dass der Dichter ünter diesem Ausdrucke ein Ge- ’ 
misch von Griechisch und Lateinisch verstand, - -- " 
.. In Spanien ‚hatte Sertorius viel zur Ausbreitung der'römi-- ; 
schen Sprache beigetragen, Er errichtete unter andern in der. 
hier gelegenen Stadt Osca Schulen, in welchen die Kinder der; 
angesehensten Eingehornen ‚lateinisch Jernten und überhaupt rö., 
mjsche Cultur empfingen (s. Plutarch. Sertor. 14). ‚Unter Augp-, 
tus scheint dag Römische daselbst schon sehr allgempin gewesen _ 
zu sein; es gibt jetzt eine Menge’spanischer Städtemünzen, welche; 
nur lateinische Aufschriften haben, Zu Styabo’s Zeiten (Strab..Hl,, 
$,, 151.) hatte der grösste Theil der Spanjer die Sprache und, 
Sitten ihrer Sieger angenommen; ‚die eigentliche Landessprache, 
war zum Theil schon:gauz vergemem 0. an 
In! der vorzugsweise kogenaniten :Provinz Gallien waren: 
unter den ersten’ Kaisehn "Sitten und Sprache römisch (8. Plin 
hist. υ. II, 4): οὕ] Die Bewrohrler von’ Massilia wurden schon! 
von Vario, dein’ bekannten Polyhistor, trilingues genantit, quod! 
et graece' löguuntur'&t latine οὗ gallice' (nach Isider. orig. XV.J*)) 
Ins übrigen Gallien bat sieh jedoch’ die Landessprache.norh! 
lange erhalten‘ Irenäus, welcher Bischof zu Lugdunum gegen: 
Ἐπ ε΄ des'zweiten christlichen Jahrhunderts war, erzäblt, dass: 
in diesem Lande zu seiner Zeit das Celtische neben dem Latei“\ 
ziischen 'fürtgesprocheri "wurde, ‘und’ dass er sich genüthigt ge- 
sößen habe;,- dieses altgallisthie Idiom, um s»llgemein verständ-: 
lich zu sem, zu erlernen. Auch itl ‘der heutigen, vorzugsweise: 
an ‘alten Sitten und Gebräuchen hähgenden 'Breitägne blieb die’ 
Lemdessprache in‘ ihrer vollen Kraft (s. Jornand. G,45.);: Ueber: 


haupt kann man ‘wohl änriehmen, dass in den meisten ausser-: = 


italischen- Rrovinzeri des römischen Sprachgebietes sich die ur - 
sprünglieh. einheimischen Idiome bei einem Theile des Volkes, 
wenn auch nur in-emer gedfückten Form, erbielten. 4 

Die Britannier lernten die römische Sprache erst unter 


") Wenn Apulejas (Metam. XI. 8. 226.) die Sicilianer mit. dem näm- 
Jichen Worte bezeichnet, so deutet er auf die bei ihnen übliche griecht- 
sche; punische und lateinische Sprache hin, Ä 


δι, Philologische. PRO ᾿ 


Agricola, also. βοσΐι. ὅἄδγ Periode,‘ weiche uns hier besch 
(« Tacit. Agric. 19 folg.). 

.  Vellejus Paterculus versichert (II, 110. ), dass die Bahn 
gleich nach ihrer Unterjochung durch Augustus Lateinisch ge- 
lernt hätten. 
In der Provinz ‘Africa wurde die römische - Sprache auch 

eingeführt; neben ihr blieb jedoch (die punische steben, An 
diese letztere hielt sich. jedoch der. .gemeina Mann (rustjcus) 
auch noch in den spätern Zeiten. (s. Augustin. expos. ep. ad 
. Bam. opp. ed. Bened. Th. ΠΕ, $..678 und dessen serni. 24.). 

- δὲ ‚ist schon. oben atigeführt, ı dass das Lateinische in den- 
jenigen Ländern, in welchen .'grieckindh:gesprochen wurde, als 
Volkssprache nur geringe Fortschritte machte. Auffallend aber 

ilt es, dass auch sogar die gebildeterd Griechen der römischen 

jpräche und 'Eiteratar 'so wenig Aufmerksamkeit geschänkf'ha- 
ben. 80 verstand z. B. Plutarch kein Römisch. Es sind fast 
mar die bekannten römischen Geschichtschreiber, welche von 
den griechischen Historikern zuweiles wohl angeführt werden. 
Dahingegen werden die meisten übrigen römischen Prosaiker und 
Dichter von den griechischen Schriftstellern’ so wenig berück- 
chtift, als wenn ihr Vorhandensein denselben ganz verborgen 
gehjlieben wäre. 'Auch bei den’ passendsten Gelegenheiten wird 
gewöhnlich nicht einmal ihrer ‚Namen Erwähnung gethan, ge- 
schweige, denn, dass umständlichere 'Urtheile über 816 ausge- 
‘ sprochen oder Abschnitte aus ihrey Schriften. angeführt. 'wür- 
dex. Stellen wie Anth, gr. Th. UL;..S.. 176. ed, δας, ud Plu- 
tarch.£rass. C. 39, welche. von Virgil; und Horaz,sprerhen, ge 
lösen zu den Seltenheiten in der griechischen: Literatur., Sogar 
Cieerg hat als Schriftsteller die Aufmerksamkeit der Griechen 
nicht auf sich gewogen. Wenn man .bedenkt, wie gross der li 
terarische Ruf desselben bei seinen Landslenfem war; ‚20 muss 
man sich über diese ihm von den Griechen zu Fe gewor- 
dene Nichtbeachtung wundern... σ᾿ 
Schliesslich bemerken. wir na. a auch die Tümischen 
Provinsialniazen als Beiträge zur Geschiebte der Fortschritte, 
welche die lateinische Sprache ia..den verachiedauen Gegenden 
dee, Reiches gemecht hat, bimatzt werden können. Es sind die 
Aufschriftem derselban zämlich in der Begel zo. lauge bilingues, 
das heisst, δὸ lange: in der römischen und ‚zugleich in der ur- 
sprünglicken Sprache der Landesbewohner. abgefasat,, als diese 
letstere nech die Vorhand hatte; sa wie aber. die erstere mehr 
Boden gewamn, wusdg sie allein zu diesem Zwecke gebraucht. 


TER 


die Geschichte der röm. Sprache u. Läteratuir betreffend. ὅδ. 


VI. Gebrauch der griechischen Sprache zu Rom ' 
| während der. Republik, 


. ᾿ ; ; : Ἢ N 
Die Bekanntschaft, welche die Römer von dem zweiten; . 
punischen. Kriege an mit den Griechen machten, gereichte ihrer, 
Bildung im Allgemeinen zum grössten. Vortheil. Es lässt. aich je-, 
doch nicht läugnen, dass die römische Sprache und Literatur 
durch die Herrschaft, welche das ‚Griecbenthum seit dieser, 
Zeit zu Rom .ausübte, in] vielen Beziehungen . heeinträghtigd 
wurde. Die Vorliebe für .das Griechische . wurde unter den 
Römern nach und nach s0 heftig, dass yiele von ihnen die ei- 
gene Muttersprache gänzlich verstiessen;. es, spielig dasselbe zu, 
Rom die nänliche Rolle, in welcher sich as Französische seit, 
Ludwig dem vierzehnten in Europa zeigte. "Wer unter den Rö-, 
nern auf Bildung. Anspruch machen wollte, musste diese all», 
gemeine Modesprache verstehen.. Cieero beklagt sich zu wie-, 
derholten Malen über diese Gräcomanie seiner. Landsleute (d. fi-, 
nib. I, 8. u. 8. w.). Wie gross übrigens die Anzahl der mit 
dieser Sprache vertrauten Römer schon zu den Zeiten des Hi-., 
storikers Polybius gewesen sein mag, sieht 'man aus dem Um-' 
stande , dass derselbe bei der Abfassung seines Geschichtswer- 
kes vorzüglich auf römische Leser rechnete. . ° ἐν 
Diese Grätomanie wurde nicht allein’ durch die politischen 
Verhältnisse, in welchen Rom jetzt zu den Griechen’ stand, er- 
halten, sondern auch durch mädnche Nebenumstände begünstigt. - 
Viele Griechen zogen nach der Hauptstadt ihrer Sieger, um: 
Unterricht daselbst zu ertkeilen. Polybius spricht (XXXH, 10) 
von der Menge seiner Landsleute‘; ‘weiche 'zu seiner Zeit au 
diese Weise beschäftigt waren... Asch'wurde diese Vorliebe der’ 
Römer. für griechische Bildung dureh:'die vielen Bibliötkeken 
gesährt, welcbe ihnen in Grieckenland ἐπ die Hände‘ gefallen 
wreren und hierauf den Weg mach Rom hatten antreten müs- 
sen*). -- Ian gsnz Unteritalien, von Campanien an, war das 
Griechische Landessprache. Da: nun die vornehmen Römer ihre. 
Leandsitze in diesen Gegenden hatten, so erhielten sie nuck auf: 
diese. Weise eine Aufferderung, das Griechische für den ge- 
wöhnlichen Umgaug zu gebrauchen, — Es waren aber. nicht. 
allein die höhern Stände zu Rom, bei denen :man jeixt die 
K.enntniss der griechischen Sprache zu suchen hat; auch das. 
gemeine römische Volk war. mit derselben vertraut, wie sich, ἢ 
dies aus den Lustapielen des Plautss, ‚welche mit griechischem. 


® 


Fi 


. 4 Aemilius Paulus ‚hatte nach dem mit Persens vol Macı onien ἔοι i 
Fiforten Kriege den ersten griechischen Büchertfansport nach Bom schaf« ! 
Besen Inssen (lid. og VL, ὅ. u mm. .. .. N 


4 


856 Philologische Skizzen, 


Wörtern u. s. w. durchflochten sind, schliessen lässt. Plautus 
würde diese fremden Einmischurigen gemieden haben, wenn er 
nicht gewusst hätte, dass er von seinem Publicum, welches 
doch zum grössten Theil aus Leuten der mittlern und niedem 
Classen bestendg verstanden werden würde. Die Kriege’ in 
Unteritalien und Griechenland selbst τα ἴθ ausser dem von 
den Vornehmen gegebenen Beispiel die Verbreitung der griechi. 
schen Sprache auch unter den gemeinern Römern veranlasst. — 
Wir wollen hier die einzelnen Angaben der alten Schriftsteller, 
welche den Wirkungskreis dieser Sprache unter den Römern bis 
Augustus näher bezeichnen, übersichtfich zusammenstellen. 
Appian bemerkt (b. ο. 1, 7.2. Th. 1. 8. 57. ed. Schweigh.), 
dass römischt Gesandte zu Tarent schon im Jahre 472 nach 


Erb. d. St. griechisch a hätten. Dionysius von Hali. 
‚ 7.) den nämlichen Umstand mit dem 


carnass erzählt (ant. XV 
Zusatze, dass die Tarentiner auf 'alle Verstösse, welche sich 


diese Gesandten in ‘der audptache des age hätten zu 
nisch gelauert und die ganze Art 


Schulden kommen lassen, hö 
des Vortrages barbarisch genannt hätten. 

Ein gewisser Titus Albutius, welcher zur Zeit der Gracchen 
Proprätor von Sardinien gewesen war, hatte sich so sehr von dem 
Griechenthume fesseln lassen, dass er sein Vaterland für immer 
verliess, nach Atlıen zog und hier, sich eifrigst bemühte, in al- 
len Stücken für einen Eingebornen zu gelten. s. Bayle unter 
diesem Art. 

.. Der Satirendichter Lucilias behagte nach Horaz (Sat. I, 10. 
20 folg.) vielen Römern schon deswegen, weil er viele griechi- 


sche Ausdrücke in seine Dichtungen aufgenommen hatte. Diese 


Vermischung der lateinischen -und griechischen Sprache, :s0 


. meinten die Zeitgenossen Horaz’s, gäbe ein angenehmes Ganzes, 


wie wenn man Chierwein. mit Falerner vermischte, 


Die Briefe Cicero’s, and unter ihnen besonders diejenigen, 


welche ganz in einem leichten vertraulichen Tone geschrieben 
sind, zeigen enı Klarsten, in welchem Grade sich die griecht- 
sche Sprache: für den geselligen und freundschaftlichen Verkehr 
der Römer ‚unter einander. unentbehrlich gemacht hatte. Sıe 
sind voll von griechischen Wörtern und Redensarten. 8. ad 
Attic.. II, 5 + se i ' 

: Die letzten Worte; welche Julius Cäsar in seinem Leben 
auısgesproehen hat, können nicht weniger als alles Vorstehende 
ztum’Beweis diegen, wie sehr die griechische Sprache den Rö- 
mern zur zweiten Natur geworden war. Er redete nämlich in 
dem fürchterlichen, gewiss alle Affectation ausschliessenden Au- 
genblicke, als er sich im öffentlichen Senate zu Rom von aei- 
nen Mördern umringt sah, den -Junius Brutus nicht, wie man 
es unter solchen Umständen hätte erwarten sollen, in seiner ihm 


| 


die Geschichte der röm, Sprache u; Litemtur betreffend, Pr 


zunächst liegenden Mättersprache, sondern mit dem bekaunien 
griechischen καὶ σὺ τέκνον an. δ᾽ 
Auch in den Lebensbeschreibungen Plutarch’s finden sich 
viele Nachweisungen über die Allgemeinheit der griechischen 
Sprache in den Umgangsverhältnissen zu Rom?)  : 
. Jedoch nicht blos auf den geselligen Verkehr beschränkte 
sich die Herrschaft. dieser Sprache; auch viele römische Schrift- 
‚steller bedienten sich derselben zur Abfassung ihrer Werke. — 
Die römische Sprache war zu der Zeit, als die Römer anfıngen 
Wissenschaften zu reiben, noch sehr ungebildet, so daps, sie dem 


schriftlichen Gebrauche manche Schwierigkeit entgegenstellte. 


Durch diesen Umstand liessen sich gewiss einzelne Römer be- 
stimmen, sich lieber des Griechischen zu ihren ‚schrifistelleri- 
schen Zwecken zu ‚bedienen. Auch mochte der Gedanke, dass 
ein griechisch abgefasstes Werk. eine grössere. Ogffentlichkeit ἐγ 


” 


“ 


halten könnte, als ein lateinisch ‚geschriebengs (latina exiguis ἡ 


finibus eontepta erant,, graeca in ommibus, fere gentibus legeban- 
tur. Cic. pro Arch, K. 19:), oft zu diesem Entschlusse beitragen. 
‚Vorzugsweise waren es geschichtliche Gegenstände, welche von 
den ‘Römern in dieser Sprache behandelt wurden. Die Schrif- 
ten dieser Art geben sich gewöhnlich durch Hinzufügung des 
Adjectivs graecus u. s. w. zu dem Haupttitel zu erkennen. Es 
bezieht sich dieses Beiwort, nicht sowohl auf‘ den, Inhalt als auf 
die Sprache, welcher diese Werke angehören. 

Die annales graeci des. ältesten römischen Historikers, des 
Q. Fabius Pictor, waren aller Vermutbung nach griechisch ge 
schrieben (8, Funcc. ἃ, adol. L. L. S. 202.), 'ebenso wie die hi« 
storia graeca des grossen Publius Scipiv. In der nämlichen 
Sprache hatte auch C. Acilius (aus den Zeiten des zweiten pu- 
ssischen Krieges) seine, von einem gewissen Claudius später in 


das Lateinische übertragenen annales graeci aufgesetzt. Dass die ᾿ 


annales graeci des L. Cincius Alimentus, eines Zeitgenossen des 
Vorhergehenden, griechisch geschrieben wären, sagt Diosrysius 
won Halicarnass ausdrücklich; aus diesem ’ Grunde haben sich 
auch keine Fragmente von diesem unter den Römern hochge: 
achteten Werke, welches ‘die Geschichte ihres Staates von der 
Erbauung der Stadt bis in die Zeiten seines Verfassers behan: 
delte, bei den römischen Schriftstellern erhalten. ' Hierher ge- 
hört auch die historia graeca (8. Plutarch Cato 12. Gell. XI, 
3.) des Consuls A, Posthumius Albinus. Plutarch [s. auch 
zapophtl. Th. VIE S.-150 ed. Hutt.) erzählt, dass Albinus in 
diesem Geschichtswerke um Entschuldigung für den' Fall gebe- 


u) Uebrigens erreichte diese römische Gräcomanie eigentlich erst unte» | 


ΒΞ: οὐ Kaisern ihren höchsten Gipfel. 8. die te Sat. Juvenal’s (non possum 
Fesrre, Quirites, graecam urbem, omnia graece; concumbuut graece 


Ze» ὃς Wl. 


- 


588 - ‚Philologische Skizzen, ᾿ 


θη habe, dass marı seinen griechischen Ausdruck nicht frei von 
. Tadel finden möchte; hierdurch habe sich der ältere Cato zu 
‘der spöttelnden Bemerkung veranlasst gefunden, dass’ man sich 
eine solche Entschuldigung alsdann wohl gefallen lassen könnte, 
wenn Albinus durch einen Beschluss der Amphictyonen zum 
Gebrauch der griechischen Sprache genöthigt worden wäre, — 
Von Ρ. Rutilius Rufus, welcher 649 nach Rom’s Erbauung Con- 
eul war, besassen die Römer eine griechisch aufgesetzte Ge 
schichte des Numantinischen Krieges, — Plutarch bemerkt im Le- 
ben des Lucullus, dass dieser seine Geschiehtsbücher griechieh 
niedergeschrieben- habe. Ebenso hatte es Atticus, . welcher mit 
dem oben erwähnten Titus Albutius in die nämliche Categorie 
zu zählen ist, mit seinem über das Consulat Cicero’s bekannt 
gemachten Werke gehalten. — Ja der grösste lateinische ΘΕ 
Cicero selbst, muss hier genannt werden. Er schrieb sowohl 
ein Gedicht in drei Büchern über sein Consulat, als auch ein 
anderes zum Ruhme Julius Cäsar’s in griechischer Sprache (s. 
ad Qamt. HU, 16, — UI, 1. — II, 9. w s. w.). 


: 


YIL Die epischen Dichter der Römer bis in die 
j Zeiten Virgil's, 


- Das Epos wurde bei den Römern mı der Zeit begründet, 
als überhaupt, die wissenschaftliche Bildung des Volks anlng, 
also nach dem zweiten .punischen Kriege. Alle von jetzt bis 
gu Augustus in Latium entstandenen epischen Gedichte sind 
zit Ausnahme der Aeneide Virgil’s untergegangen; nur von εἰς 
nigen wenigen haben sich unbedeutende Bruchstücke erhakaı 
Auch belehren uns die Alten nicht umständlich genug über den 
Geist, in welchem die einzelnen abgefasst waren. Doch sehon 
aus dem Wenigen, was wir über diesen Gögenstand wissen, 
geht deutlich hervor, dass sich die römische epische Dichtkuns 
nicht zu der geistigen Höhe und zu dar schönen freien Form, 
welche das griechische Epos bezeichnet, erhoben hat. Die mei. 
‘ sten epischen Gedichte der. Römer aus der in der Ueberschrift 
dieses Aufsatzes genannten Periode erhielten wabrschemlich we- 

niger ihres poetischen Characters als des Versmasses wegen, in 
“ welchem sie geschriebsn waren, diese Benennung, Ein grosser 
Theil derselben bestand aus in Verse gebrachten Chroniken, die 
bald eisen längern, bald einen kürzern Abschnitt der römischen, 
mitunter gleichzeitigen Geschichte umfassten und an ähnliche 
Werke aus dem sogenannten Mittelalter des heutigen Europa’s 
erinnern. Andere römische Epiker übertrugen griechische Vor- 


\ 


Ι ᾿ 


die Geschichte der rbm. PEN u; Litegatur betreffend. 6 


bilder“ in ihre Muttersprache. Βα wenn auch hoch andere von 
einem freiern politischen Genius geleitet gewesen zu sein schei- 
nen, so kann man doch ohne alles Bedenken im Allgemeinen 
annehmen, dass die Römer auch in dem Theile der Poesie, 
von welchem wir hier sprechen, nur wenig Originalität gezeigt 
haben. Diese Ansicht gewinnt um.’ so mehr Halt, wenn man 
berücksichtigt, dass wir in der Aeneide Virgil’s einen allgemei- 
nen Massstab für das Verlorengegangene hesitzen.. Die Bömer 
hielten einstimmig Virgil für ihren. grössten epischen Dichter. 
Es lässt sich ein Schluss auf die andern, nicht. mehr vorhan- 
denen römischen Epiker machen, wenn man bedenkt, wie 68 
mit der poetischen Origmaliät Virgil’s aussieht, 

Die Geschichte der epischen Dichtkunst unter den Römern 
fängt mit der Odyssee ihres überhaupt frühesten Dichters, des 
Livius Andronicus; an, Cicero. vergleicht (Brut. 18.) dieselbe 
mit einem, Werke des Dädalus, also mit einem. sehr rohen Pror 
duete. Sie war, wenn man nach dem Cliaracter der übrigen 
Arbeiten des Andronicus schliessen darf, nür eine. wörtliche 
Vebersetzung des homerischen Gedichtes gleiches Namens. Die 
Versart war. die aus unregelmässigen Iamben bestehende satur« 
nische (s Osann. arial. crit. 1. Hermann d.. metr. Gr, et; Lats 
poet. 1. III. S. 404 bis 406). Näheres lässt sich aus Mangel 
ei Nachrichten. nicht angeben. — Einige Literatoren haben 5e- 
glaubt, dass Livius es aueh ein episches Gedicht in 
zwei und zwanzig oder melrern Büchern. verfertigt habe, dei» 
sen Gegenstand die Schilderung der Thaten berühmter Männer 
gewesen sein soll. Doch zweifeln andere Gelehrte (8, Baillet 
jugem. ἃ. sav. Th. IH. 8. 166 und.Osann. in: den anal. crif;) 
sn der Richtigkeit dieser Annahme und. erweisen aus Diome- 
des, dass der Name des Ennius zit dem: des [νέας rsigie ἴεν! 
wechselt ist, | 

- Ga. Nävius, des Ουρι wählte sich die Geschichte den, 
ersten punischen Krieges, an welchem οὐ nach Vatro persün+ 
lich Theil genommen hatte, zum Gegenstand eines Gedichtes, 
welches gewiss mehr nach seiner äussern Form als nach der poe. 
tischen Behandlung des Stoffes episch genannt zu: werden ver- 
diente. Schon die Wahl eines mit der: frischen Gegenwart δο 

-malıe verknüpften Ereignisses lässt üns ia diesem Werke nicht viel 
ınehr als ein in Vierse gebrachtes historisches Tagebuch suchen. 
Vielleicht war die. Darstellung nicht ohne Verdienst. Cicere 
mernt dieses Gedicht (Brut. 19) ein ergetzliches Werk, welches 
Enonius stark besmtzt habe. Eine. andere Stelle Cicero’s (ἃ. ses 
ect. 14) sagt. uns, dass Nävius unter allen seinen Werken be- 
sondern Werth auf dieses legte. Es bestand dasselbe aus satur- 
nischen Versen, die man ebenso wenig wie die andern Verse des 
Dichters ala Muster aufstellen konnte (s. Atil. Fortun. 8. 2680). 
Ein gewisser C. Oct. Lampadius 1heilte dieses ursprünglich unun- 


Ι 


v 


500 τι Philologische Skizsen, 


terbrochen fortlaufende Gedicht in 7 Bücher ein (Suet. ἃ. ill. 
gr. 2.). In der Einleitung, welche sich über das erste Buch hin. 
aus erstreckte, scheint Nävius über den Ursprung des römischen 
‚und cartbagischen Staates gesprochen zu haben. Die von dem 
Ganzen vorhandenen Bruchstäcke sind in Rücksicht ihres Umfan- 
ges sehr unbedeutend; sie bestehen gewöhnlich nur in einzelnen 
aus dem Zusammenhange heraus gerissenen Wörtern. Die Spra- 
che zeigt sich in den grössern Fragmenten merklich ungelenker 
und härter als bei Ennius. Die Lesarten sind sehr verdorben, 
Aus einer Aeusserung des Gellius möchte man schliessen, das 
dieses Gedicht schon zu seiner Zeit nicht mehr vorhanden gewe-. 
sen ist. Er sagt nämlich XXVI, 21.: quem (Naevium) M. Varn, 
in libro de poetis primo stipendia fecisse ait bello Poenico pri-' 
mo, idque ipsum Naevium dicere in eo carmine, quod dee. 
dem‘ bello scripsit. Gellius wusste also diesen Umstand nur, 
durch das aus Nävius entlehnte Citat Varro’s; hätte ihm der Or-| 
ginaltext dieses Gedichtes noch zu Gebote gestanden, so würde εἴ, 
wohl die Worte idque ipsum Naevium dicere in eine andere Form 
gebracht haben. Freilich konnte auch Gellius das Gedicht in: 
Originale bis dahin nur noch nicht gelesen, oder wenigsten 
in dem Augenblicke, als er diese Worte niederschrieb, nicht zu 
Hand gehabt haben, 2: | 

ı Ein anderes von Nävius in Hexametern geliefertes Gedicht, | 
die'cyprische Ilias, soll nichts als eme Uebersetzung aus dem 
Griechischen gewesen sein. ΜΝ 

Ungefähr 60 oder 60 Jahre, nachdem Livius Andronicus mit 
seiner römischen Odyssee aufgetreten war, schrieb Quint. En- 
nüus ein Scipio genanntes Heldengedicht in trochäischem Ver=- 

.mass (s. Schol. zu Horaz Sat. II, 1, 16.). Der Gegenstand 
vezog sich also auch in ihm auf die Zeitgeschichte. Der Aus 
epruch eines römischen Kritikers über dasselbe lautet: Rude εἰ 
impolitum praeconium, quo Ennius superiorem Africanum cel® 
bravit (6. Val. Max. VIII, 14. — Gell. IV, 7. —.Macrop. Sat 
VI, 2.). Die Zeit hat uns auch dieses Werk bis auf einige we | 
nige Fragmente entzogen”). 

Ennius, dieser römische zweite Homer, wie ihn die Zeitgenor 
sen des Horaz nannten-(s. Horaz ep. U, 1, 50.), schrieb auch ri 
mische Annalen, welche der Form und dem ‘Inhalte nach hier- 
her gehören. Nach Sueton (ἃ. ill. Gr. 2) theilte ein gewisser (. 
Varguntejus dieses Gedicht in 18 ‚Bücher ein; es ist jedoch 
wahrscheinlich, dass schon Ennius selbst eine ähnliche Einther- 
lung gemacht hatte. In den spätern Zeiten erschienen Erklä- 
zungen zu diesem Werke, | ἜΝ, 


Y 


4) Der Vergleichun Ä wegen erinnern wir, dass Petrarca den nänli- 
chen Gegenstand unter dem Titel Africa zu einem lateinischen Epos Ver" 
arbeitet hat. u " 


die Geschichte ἃ. τότε, ΞΡΤΆΡΗΕΥ u. Literatur betreffend. 561 


Es haben sich noch so manche Nachrichten und Bruchstü- 
κα von dieser Dichtung erhalten, dass es den neuern Gelehrten 


möglich geworden ist, uns nach Zusammenstellung aller einzelnen 


‘bierher gehörigen Materialien umständlicher über den Plan, nach 
welchem dieselbe durchgeführt war, zu belehren. Wir wollen 
#enselben hier übersichtlich, nach den Ansichten jener Lite- 


Satoren mittheilen (8. Q. Ennii Annalium libb. XVIIL frag- 


“penla u. 3. w., opera et studio E, 8, Lips. 1825.). — Ennius 
ρας in der Einleitung seines Werkes die Musen an. Hierauf 
‚tzählt er, wie er einstens geträumt habe, auf dem Parnass 
ingeschlafen zu sein; hier sei ihm Homer erschienen und habe 
iin mit dem Bedeuten zum Dichten aufgefordert, dass’ seine 
’Homer’s) Seele in einen Pfau und aus diesem in ibn, den En: 
:jus, übergegangen sei. Hierauf folgt Anrufung der Schutz- 
iottheiten des römischen Volkes, dann Geschlechtsregister der 


sönige.von Troja, Niederlassung des Aeneas in Italien und Na- 


Aenverzeichniss der Könige von Alba longa.. Das erste Buch 
!ehliesst mit dem Tode des Romulus. Nach diesem Ereignisse 


cersammeln sich die Götter, um zu entscheiden, ob Romulus : 


inter sie aufzunehmen sei. Das zweite Buch geht bis zu An- 
;us Martius; in ihm erzählt der Dichter unter Anderm, wie 
inem Tubabläser der Kopf während des Blasens abgehauen sei, 
ἤδη Instrument aber allein den Ton voll@udet habe. Die Ver- 
reibung der Könige, die Jahre der Stadt 408, 461, 487, 524, 
42,. 5852, 556, 559, 561, 562, 563, 564, 574, 576 und 581 
eteichnen die Abschnitte, mit welchen die einzelnen folgenden 
üücher endigen Auf die Schilderung des ersten punischen Krie- 
es hatte sich Ennius nicht weitläufig. eingelassen (nur ein Theil 
δ5 Tten Buches beschäftigte sich mit demselben), weil schon 
ävins (s. oben) den nämlichen Gegenstand poetisch abgehan- 
elt hatte (s. Cic. Brut. 19). Mit desto grösserer Umständlich- 
eit hatte er seine eigene Zeitgeschichte (er lebte von 515 bis 
84 nach Erb. d. St.) ausgeführt. Am Schlusse des ganzen 
'erkes theilte er Mehreres über seine persönlichen Verhältnisse, 
inen Ursprung, Leben u. 8. w. mit; die Dichtkunst habe er 
jer Alles geschätzt, in ihr sei er alt geworden. Hierauf kam 
a Gebet für das Wohl des römischen Reiches; Jupiter solle 
s Viergespann seines Zornes gegen die Feinde desselben los- 
ssen (irarumque eflunde quadrigas). . 

Dies. war der Inhalt dieses weitläufigen historischen Ge- 


chtes in seinen wesentlichsten Theilen. Wenn wir uns nun’ 


r nähern. Betrachtung seiner innern Eigenthümlichkeit wen- 
n, so gelangen wir zu folgenden Ansichten. 

Ennius hat seinen Stoff nichts weniger als trocken behan- 
Ἔ; ‚es herrscht vielmehr. in seiner Dichtung ein munteres, fast 
ımatisches Leben. Die Darstellung der frühesten Geschichte 


‘ er. durch die Aufnahme .der sich hierauf beziehenden Volks. 


drohiv J- Philol, u, Pädog. Ad. τὰ 4, S6 


1) 


563 Philologische Skizzen, - 
myiben verziert, so dass seinem Werke in diesem Abschnitte 
wenigstens gewisse materielle Bestandtleile des höhern Epos 
nicht fehlten. Die Handlung spielt im Himmel und auf der 
Erde. Einmischungen der Gölter in die menschlichen Angel 
genheiten kommen sogar noch in des letzten Büchern vor. Ju- 
piter lässt im 6ten Buche nach der Annahme der Erklärer des 
Enmius Nacht werden, um der durch Pyrrhus den Römern ber 
gebrachten Niederlage ein Ende zu machen. Ebenso tritt noch 
im 8. Buche die Juno als handelnde Person auf. Sehr viele 
Stellen bürgen für die wahrhaft dichterischen Anlagen ihre 
Verfassers. In dem Traume, welcher von der Rlea Silvia m 
ersten Buche (s. Οἷς. d. div. I, 20.) mitgetheilt wird, liegt viel 
poetisches Gefühl. Manche Schilderungen, besonders von Schlacht- 
scenen, 'sind so wohl: gelungen zu nennen, dass sich kein grus- 
ser Dichter ihrer zu schämen braucht. — Ennius batte seinen 
Gegenstand, insoweit die Bruchstücke einen Schluss auf die 
Beschaffenheit des Ganzen erlauben, in einem’ wännlichen na- 
türlichen Tone vorgetragen. Die Erzählung ist ruhig und erntt, 
frei von Schwulst, mitunter etwas hart, jedoch nach der schon 
oben mitgetheilten Bemerkung Cicero’s (Brut. 19) geglätteter 
als die seines Vorgängers Nävias. Zuweilen finden sich Spuren 
eines unreifen Geschmacks und Sonderbarkeiten, wie cere — 
commindit — brum; Tite tute u. s. w. Virgil hat viele Stellen 
aus diesem Gedichte zum eigenen Gebrauch benutzt, wie εἴ 
sich denn überhaupt die ganze Erzählungsmanier des Ennius ἰῃ 
einem gewissen Grade angeeignet hat. — Der Verlust dieser 
Annalen ist sehr zu bedauern. Ennius war ein Mensch vos 
Geist; dies sprechen ausser den Alten (Ennius ingenio maximus 
arte rudis, Ovid. Trist, III, 424 u. s. w.) auch die überkomu« 
nen Bruchstücke laut aus. . Doch erinnern wir an die schon 
erwähnte Aeusserung Cicero’s, dass Ennius Vieles aus Nävius 
entlehnt habe, obgleich er die Werke desselben für altväterisch 
erklärte (Naevium in vatibus et Faunis enumerat Ennius, a. Cic. 
Brut. 19). — Uebrigens scheint ausser mehrern andern Schrilten 
des Ennius auch dieses Werk noch im 13. Jabrkundert vorban- 
den gewesen zu sein. Alanus spricht wenigstens in seinem Ar- 
tielaudian so von demselben, als wenn er es gelesen hätte. δ. 
Gramer‘s Hauschronik, 85. 223... 

Auch die annales des Trauerspieldichters L. Atiius waren in 
Versen geschrieben. Macrobius führt (Sat. I, 7.) ein Bruchstück 
aus ihnen an. Ä δὰ j 

Es tritt hierauf eine Pause ein, während welcher die röm 
sche Literatur keinen Zuwachs an Gedichten in epischer Form er 
halten zu haben scheintg Erst gegen Ende der Republik zeige 
sich wieder epische Dichter und zwar 18 bedeutender Menge, ΝῊ 
wollen die einzelnen uns durch die Alten bekannt gewordend 
hier aufzählen, . Von ihren Gedichten wissen wir in der Regel bi 


+ 


die Gesehichte der röm, Sprache u. Literatur betreffend. ὅδ 


auf den Titel nichts Näheres. Viele derselben entlehnten ihren 
Stoff aus den Tagesereignissen und beschäftigten sich mit dem 
Ruhme und den 'Ihaten eines einzelnen Mannes oder einer Partei. 
Es ist wahrscheinlich, dass das den Namen Tibull’s führende 
Lobgedicht auf den Messala im Wesentlichen in den Character 
dieser Dichtungen eingeht, obwohl einzelne unter ihnen ihren 
Gegenstand mit mehr Geist durchgeführt und reicher ansge-. 
schmückt haben mögen, als es in dem genannten Gedichte ge-, 
schehen ist, 

Poetische Annalen werden aus den letzten Zeiten des römi- 
schen Freistaates noch von Furius und Albinus erwähnt. Das ΄ 
Werk des Letztern, der nicht mit dem lange vor ihm lebehden 
Consul A. Posthumius Albinus zu verwechseln ist, betraf die Tha- 
ten des Pompejus (8. Voss. d. poet.1l. L. 1.). 

Cicero hatte in seinen frühern Jahren die Thaten seines 
Landsmannes Marius in Verse gebracht; der Stoff war, wie er 
es selbst bemerkt, mit dichterischer Freiheit behandelt. Sein von 
ibm öfters erwähntes Gedicht in 3 Büchern über sein Consulat ist 
vermuthlich das nämliche Werk, welches wir schon obefl als 
griechisch geschrieben aufgeführt "haben. Aus seinen an Atticus 
gerichteten Briefen erhellt, dass im 2ten Buche desselben die Mu- 
se Urania, im äten Calliope über den Gegenstand sprachen. Er 
scheint jedoch diese Dichtung dem grossen Publicum nicht mitge- 
theilt zu haben. 

Auch Quintus Cicero ging mit der Absicht um, ein Gedicht 
über den Feldzug Cäsar’s nach Britannien, an welchem er als Le- 
gat Theil_ genommen hatte, za liefern (8. Cic, ad Quint. II, 16, — 

IM, 6. 
| rn Mattius, Zeitgenosse und Vertrauter Cäsar’s und bebiiar 
ter Mimendichter , übertrug die lliade Homer’s in lateinische He- 
xameter. Gellius führt (IX, 14) das 23ste Buch dieser Ueber: 
‘ setzung an. Es haben sich nur 4 Verse von ihr erhalten, 

Eine andere römische Dias hatte einen gewissen Ninnius 
(auch Nunnius oder Nummius) Crassus zum Verfasser. Die Ascht- 
heit dieses Namens ist jedoch noch nicht ausgemacht. (s; Voss, d. 
poet. 1. c.'2). 

Hostius (aus den Zeiten Cäsar’s) schrieb ein kistorisches Ge- 
dicht, welches den istrischen Krieg betraf. Bruchstücke aus 
demselben finden sich noch bei Festus, Servius und Macrobius. _ 
Dieser letztere Schrifisteller führt an, dass Virgil Manches aus 
diesem istrischen Kriege des Hostius entlehnt habe, Hostia, dia 
Enkelin unseres Hostius, soll die Cynthia des Properz ge- " 
wesen sein. . 

P. Terentius Varro (uni 70% der Stadt), von seinem Ge- 
burtsorte ‘Atax im südlichen Frankreich Atacinus genannt, machte 
ein.Gedicht über den sequanischen Krieg bekannt. Es wird 
noch Ein Vers aus demselben angeführs Auch besassen die 


86 


Eu 


56% Philologische Skizzen, 


Alten ein Gedicht in 4 Büchern über den Argonautenzug von 
ihm; dasselbe war jedoch alllem Anscheine nach nichts als eine 
Uebersetzung des Apollonius aus Ahodus, Bruchstücke finden 
sich. Auch scheint seine von Ovid, Servius, Festus und An- 
dern erwähnte Dichtung Europa hierher gehört zu haben. Quin- 
tilian bemerkt (inst. X, 1), dass sich der Name, den sich Varro 
als Dichter gemacht habe, nur auf Uebersetzungen fremder Ar- 
beiten gründe; obwohl er im Allgemeinen nicht verachtet zu 
werden verdiene, so sei doch seine poetische Manier zu dürf- 
tig, als dass der Redner sich aus ihm bereichern könne. _ 

Helvius Cinna gab seinen Landsleuten ein episches Werk 
unter dem Namen Smyrna. Er verwendete 9 Jahre auf die 
“ Vollendung desselben, weswegen Catull (n. 94) ihm eine lange 
Existenz prophezeite (s. auch Quintilian, Gellius u. s. w.). Der 
Gegenstand bezog sich auf die Geburt des Adonis. Aus einem 
Epigramme Martial’s auf dieses Gedicht ergibt sich, dass Smyr- 
na der Name eines Frauenzimmers war (s. Voss ἃ, poet. |.) 
Diese Dichtung war so schwerfällig und so dunkel gehalten, dass 
der Grammatiker Crassitius eine schriftliche Erklärung dersel- 
‚ben anfertigte. — Minder berühmt als die Smyrna des Cinna 
waren sein Achilles, Telephus, Xerxes u. s. w. Es hatten diese 
Werke wahrscheinlich auch die epische Form. — Uebrigens 
scheint Cinna im Rufe eines grossen Dichters bei seinen Zeit- 
genossen gestanden zu haben. 8. Virg. Ecl. IX, 85. 

Anser, ein Freund des Triumvirs Marcus Antonius, beschrieb 
die Thaten desselben in Versen. 

C. Rabirius gab eine poetische Beschreibung des bellum 
Actiacum heraus. Die Alten sind über den Rang, den Rabi- 
rıms als Dichter einnimmt, nicht ganz einig, Vellejus Patercu- 
las stellt ihn mit: Virgil zusammen. In der nämlichen Art spricht 
sich Ovid in der letzten Elegie des 4ten Buches aus (magni- 
que Rabirius oris). Dagegen bemerkt Quintilian (inst. X, 1.), 
dass, wenn man gerade nichts Nöthigeres zu thun habe, auch 
Rabirius des Lesens nicht unwürdig sei*). 

Auf. die gleiche Weise äussert sich Quintilian über Pedo 
Albinovanus, den Verfasser der an die Livia Augusta gerichte- 
ten noch vorhandenen Elegie auf den Tod des Drusus Nero. 
Albinovanus musste hier seiner spurlos verloren gegangenen The- 
seis (s. Ovid. Pont. IV, 10, 71.) wegen erwähnt werden. 

Aemilius Macer aus Verona (gestorben im J. 736 d. St), 
der sich auch als Verfasser von Gedichten physischen und nre- 
dicinischen Inhalts bekannt gemacht hat, verfertigte auch ein 
Epos über den trojanischen Krieg, in welchem er sich mit den 
von Homer nicht behandelten Ereignissen desselben beschäftigte 


*) Spalding sagt irrthümlich zu dieser Stelle, dass Rabirius das bel- 
lum Achaicum besungen habe. 


᾽ν 


die Geschichte der röm, Sprache u, Literator betreffend. 565 5 ΄ 


(5. Ovid. Pont. II, 10.). Scaliger (ad Euseb. 8. 157.) unter- 
scheidet zwar den Epıker Macer von dem Herausgeber der 
Gedichte über die Pflanzen, der Theriaca u, 8. w., jedoch mit ᾿ 
Unrecht. Das Urtheil Quintilian’s (inst. X, 1, 87.) bezieht sich 
mehr auf diese Werke des Macer als auf sein, Epos, I 

᾿ς Domitius Marsus, welcher zwischen Virgil und Ovid lebte, 
hatte eine Amazonis geliefert. Der Gegenstand dieses Werkes, 
welches die Alten selbst als nichts Vorzügliches ansahen, war 
der Krieg des Hercules gegen die Amazonen. Es möchten auch 
wohl seine narrationes fabulosae, insofern sie nicht einen Mar- 
sus aus einer andern Zeit zum. Verfasser haben, hierher ge- 
hört haben.. ἢ | 

Cornelius Severus (aus den letzten Jahren des Augustus), 
von welchem wenigstens nach der gewöhnlichen Annahme das 
Gedicht Aetna herrührt, hatte sich den sicilischen Krieg zum 
Stoff eines Epos gewählt. Wir wollen unsern Lesern das Ur- 
theil, welches Quintilian (inst. X, 1.) über. ihn fällt, mitthei- 
len: Cornelius Severus, eliamsi versificator quam poeta melior, « 
88 tamen ad exemplar primi libri bellum Siculum perscripsisset, 
vindicaret sibi jure secundum locum (nämlich nach Virgil). Sed 
eum. consummari mors immalura non passa est. Puerilia tamen 
eius opera et maximam indolem ostendunt, et mirabilem prae- 
cipue in aetate illa recti generis voluntuatem, Ovid nennt den 
"Severus @inmal vates magnorum maxime regum, ‚und ein ande- 
res Mal sagt er von ihm Latio dedisse carmen regale. 

Tibull (IV, 177 — 180, 8. auch Brouckh. zu diesen Versen 
und Andere erwähnen sehr. ehrenvoll des Valgius Rufus als 
eines epischen Dichters. Niemand soll nach der Aeusserung 
Tibull’s dem Homer so nalıe gekommen sein wie er. An die- 
sen nämlichen Valgius Rufus hat auch Horaz die 9te Ode des 
@&ten Buches gerichtet.  _ i : 

Als grosser Epiker wurde von seinen Zeitgenossen Lucius 
Varius ganz besonders gefeiert. Er wird von ihnen, seinem 
Freunde Virgil als Nebenbuhler zur Seite gestellt. Horaz, der 
in. genauer Verbindung mit ihm stand (8. Sat. I, 5, 40), spricht 
stets sehr lobrednerisch von ibm; er sagt (Sat. I, 10, 43 folg.), 
dass hoher poetischer Schwung und Kraft in seinen Werken 
sei (8. auch Eunce. d. vir. δεῖ. L. L. 8. 296 — 98). — Man 
muss bei diesen und ähnlichen Urtheilen, welche die Alten selbst 
über unserer Kritik jetzt entzogene Schriftsteller fällen, stets 
bedenken, dass die persönlichen Verhältnisse des Beurtheilen- 
den zu dem Beurtheilten von grösserem Einflusse auf die Aus- 
sprüche über den schriftstellerischen Werth der Letztern sein 
mussten. Wie oft hat die unparteiische Nachwelt das.Lob, welches 
die Vorwelt einzelnen ihrer Zeitgenossen gespendet hat, nicht be. 
stätigen können! Man möchte diese Bemerkung für den Varius 
um 80 mehr gelten lassen, da Quintilian denselben in seinem Ver- 


ἥ, 


606 - Philologische Skizzen, 


zeichnisse der epischen Dichter der Römer (inst. X, 1) nicht mit 
aufführt, Befremdend ist dieses Uebergehen eines bei seinen Zeit- 
genossen so hoch stehenden Namens auf jeden Fall. Bei dem . 
gänzlichen Untergang der poetischen Erzeugnisse des Varius lässt 
sich die Sache nicht näher erörtern. 

Doch wir kommen zu dem berühmtesten aller unter den Rö- 
mern aufgetretenen epischen Dichter, zu Virgil. Sein grosses, 
aus der Gründungsgeschichte des römischen Volkes entlehntes 
Epos hat sich’ bis auf uns erhalten. Wir wollen hier unsere in- 
dividuellen Ansichten über dasselbe in einem offenen, selbstständi- 
gen Urtheile mitiheilen, wie viel Widerspruch wir auch bei an- 
ders Denkenden finden mögen. Es schien uns würdiger, uasere 
Veberzeugung über Virgil’s Gedicht; auch wenn sie beleidigen sollte, 
unverhohlen auszusprechen, als herkömmlichen, oft nur auf guten 
Glauben angenommenen Ansichten und verjährten Vorurtheilen 
blind zu huldigen, 

Die Wahl des Gegenstandes zur Aeneis ist höchst glücklich 
zu nennen. Wenn Virgil ein episches Gedicht einmal schreiben 
wollte, so konnte er demselben keine grössere Theilnahme unjer 


seinen Landsleuten, für welche er doch zunächst schrieb , ver- 


schaffen, als indem er sich für diese die Urgeschichte ihres Vol- 
kes beireffende Begebenheit entschied. Er schmeichelte durch die 
Aufnahme dieses Stoffes der Eitelkeit der Rönier, welche der 
Sage, dass sie durch Aeneas und seine Gefährten mit jenem be- 


'rühmten Trojanerstamme verwandt wären, so gern Gehör gaben. 


Der Schauplatz dieser epischen Handlung lag grössteutheils in ih- 
sen vaterländischen Fluren, sie bewohnten noch die Gegenden, 


‘in welchen jene grossen, durch ihre Folgenso bedeutenden Tha- 


ten einer entlegenen Vorzeit statt gefunden haben sollten. Die 
Dichtung Virgil’s goss über. die prosaische Wirklichkeit, in wel- 


“cher der Boden Latium’s vor ihren Augen lag, den Zauber der 


poetischen Weihe; so mancher kleine Flecken um Rom,. so man- 
che an und für sich unbedeutende Stelle des classischen Bezirkes, 


‘auf welchem Trojaner und Rutuler einst gekämpft haben sollten, 


leuchteten in den Versen des Dichters in einem Glanze, welchen 
die Gegenwart ihnen nicht zu geben vermochte. 

Wie viele Namen wurden nicht durch die Aeneis verherr- 
licht! Vorzüglich: war dies mit dem Geschlechte der Fall, wel- 


‘chem der grosse Cäsar und der mächtige Augustus, also zwei 


Männer angehörten, die mehr als Andere in das Geschick der Rö- 


'merwelt eingegriffen hatten. Die Theilnahıne der [Zeitgenossen 


Virgil’s für sein Gedicht musste nicht wenig gesteigert werden, 
wenn sie den in der Gegenwart Alles überstrablenden Stamm der 
Julier schon das poetisch- geschichtliche Halbdunkel jener frühen 


Zeiten erhellen sahen. Die Römer fühlten die enge Verbindung, 


in welcher das Geschlecht ihrer Herrscherfamilie mit der allgemei- 
nen Handlung der Aeneis stand, so sehr, dass sich unter ihnen 


rm, 


die Geschichte der röm, Sprache u. Literatür betreffend. 567 


‚ die Ansicht bildete, Virgil würde sich in einer Fortsetzung sei- 
nes Epos umständlich wit den Thaten des Augustus beschäftigen, 

Kurz, die Aeneis berührte so viele örtliche und natiunelle 
‚Interessen des ‚römischen Volkes, dass sie in dieser Hinsicht 
der unbedingtesten. Theilnahme gewiss sein konnte. Die Röomer- 
sahen das ganze Gedicht von einem so allgemein nationellen 
Gesichtspuncte an, dass sie dasselbe, freilich unpassend genug, - 
auch wohl gesta Ppopuli romani nannten (8. Servius 'ad Aen. 
VI, 457). Für die Neuern fällt der Reiz jener örtlichen und 
volksthümlichen Beziehungen weg. 

Virgil suchte ausserdem das nationelle Interesse der Rö- 
mer für seinen Gegenstand auch durch die Einmischung der. 
Dido als Gründerin des carthagischen Staates zu erhöhen. Es 
war ein glücklicher Gedanke des Dichters, den Helden, wel- 
‚cher wenigstens mittelbar der Stifter der römischen Maolıt wurde, 
nach Carthago 'zu führen. Der Einblick, welchen Virgil auf 
diese Weise seinen Landsleuten in die Urgeschichte dieser Stadt 
verschafft, musste, für sie um so anziehender sein, eine je 
wichtigere Rolle diese Gründung Dido’s in der spätern römi- 

en Geschichte spielt. Carthago und die Stifter des römischen 
Etschlechtes zeigen sich in der Aeneide noch als Freunde; 
doch schon wird der Grund zu dem mörderischen Hasse ge- 
legt, welcher die Nachkommen Beider entzweite und mit dem 
Untergange Carthago’s besiegelt wurde. Der- römische Leser 
Virsil’s konnte mit nationellem Selbstgefühl auf die Ruinen der 
stolzen Stadt zeigen, welche (nach der Annahme des Dichters) 
schon längst vor der Zeit aufblühte, ehe Rom’s Name genannt 
wurde, und welche seine Urväter als hülfsbedürftige Beinal- 
lose Fremde in sich einziehen gesehen hatte. | 

Die Alten (s. Donat. vita Virg. 16.) und die Neuern ΓΝ 
ben dem Virgil öfters einen Vorwurf daraus gemacht, dass er 
die Ankunft des Aeneas in Africa und die Erbauung Carthugo’s 
durch die Dido als gleichzeitig behandelt, obwohl beide Ereig- 
nisse 200 Jahre aus einander liegen. Es wäre Schade gewesen, 
wenn Virgil diesen ‘chronologischen Bedenklichkeiten die Vor- 
theile, welche ihm-die poetische Verknüpfung beider Begeben- 
heiten gewährt hat, aufgeopfert hätte. _Ausserdem wäre ein 
solches Opfer um so mehr zwecklos gewesen, da die Verhält« 
nisse, unter welchen Aeneas und Dido gelebt hatten, sich für 
die Masse des Volkes, für welches Virgil schrieb, so sehr in 
das Nebelhafte einer frühen Vorzeit verlief, dass der- innere 
Sinn desselben durch eine solche Zusammenstellung nicht be- 
 leidigt und das.Interesse, welches sich der Pichter von sei- 
nen römischen Lesern wünschen, musste, nicht durch das 
Gefühl gestört werden konnte, welches eine grobe] Ver- 
letzung tief eingeprägter historischer Wahrhciten zu erzengen 
pflegt. Hierzu kommt noch folgender Umstand. Heyne zeigt 


508 ἣ Philologische Skizzen, 


(excurs, I. zu dem 4ten Buche der Aeneis) aus einer Stelle des 
Servius zu Aen. IV, 682, dass schon eine alte römische Volks 
sage den Aeneas zur Dido koınmen liess. Virgil verfuhr also 
bei seiner Annahme nicht gsnz so eigenmächtig, wie man wohl 
denken möchte; er fügte sich nur dem allgemeinen Volksglauben 
und zwar um so lieber, je mehr er als Dichter seinen Vortheil 
hierbei fand. Auch sieht es der poetischen Verfahrungsweise Vir- 
gil’s ganz ähnlich, dass er jenen Schritt gegen die chronologische 


Wahrheit nicht ohne eine vorgängige Autorisation unternahm *). 


Die Aeneide ist mit Ausnahme des rasenden Roland von 
Ariost diejenige unter allen Epopöen des ältern und neuern Eu- 
ropa’s, in welcher die grösste Mannigfaltigkeit des Stoffes und 
der höchste poetische Reichtbum herrscht. Wäre Virgil der 


‚ selbstständige Schöpfer der Zauberwelt, welche sein Gedicht uns 


eröffnet, so müsste man ihn unter die grössten Geister des Par- 
nasses verseizen. Doch prangt er nur mit fremdem Schmuck, 
Er ist nicht den Dichtern zuzuzählen, welche durch das Feuer 


einer umfassenden und schaflenden Einbildungskraft diesen Na- 


men in der reinsten Bedeutung des Wortes verdienen. Er ist 
nur dem Künstler vergleichbar, welcher sich die edeln Steige, 
mit denen er das schöne Geschmeide zusammensetzt, durch die 
Hände Anderer reichen lässt. Virgil steht stets abhängig von 
andern .höhern Geistern da; die Natur hatte ihm die Kraft ver- 
sagt, mit schöpferischer Hand und ohne fremde Mitwirkung aus 
seinem Innersten Gestalten der Dichtkunst hervorzurufen. Ein 
so schönes Loos ist überhaupt nur sehr wenigen römischen Dich- 
tern gefallen, 

Virgil schöpfte die Materialien zu seiner Aeneis aus verschie- 
denen Quellen, welche schon die Alten theils in ihren allgemei- 
nen Erklärungen zu diesem Gedichte, theils in besondern diesen 
Gegenstand betrefienden Abhandlungen namhaft gemacht haben. 
Eine Schrift von der letzten Art hatte einen gewissen Perilius 
Faustinus zum Verfasser ; ebenso wies Ὁ, Octavius in einem aus 
8 Büchern bestehenden Werke.die Verse nach, welche Virgil 
aus andern Schriftstellern entlehnt hatte (s. Donat. v. V. 16.). 

Zunächst waren es römische Volksmytlien, welche Virgil zu 
seiner Aeneis benutzte. Man sieht nicht allein aus hin und wie- 
der zu findenden Andeutungen der Alten, sondern auch aus dem 
Character, welchen die noch ibrig gebliebenen Stellen der Anna- 
len des Ennius an sich tragen, dass sich das Andenken an so man- 
che Ereignisse, welche die Entstehung und Bildung des römischen 
Volkes und Staates begleitet haben mochten, sehr umständlich im 
Munde der Nation erhalten hatte. Durch die Zeit waren diese 


*) Beiläufig erwähnen wir bier noch, dass Dido und Aeneas nach New- 


ton’s Berechnung (s. Newton’s etymology of ancient kingdoms reformed. 
8. 83.) zu gleicher Zeit gelebt haben. 


—— .- - 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreffend. 509 


Verfälle ausgeschmückt und in eine poetische Form gebracht. An 
diese Form hielten sich vor Virgil schon Ennius und Andere. So 
wie sich nun der Hauptgegenstand der Aengis, die Landung des 
Aeneas in Italien und die hierdurch veranlasste Gründung des rö- 
mischen Stammes, auf’den Volksglauben stützte, so hatten auch 
minder bedeutende Ereignisse des Gedichtes den nämlichen Ur- 
‘sprung. Es ist schon oben bemerkt, dass Virgil einer römischen 
Volkssage nachkam, wenn er den Aeneas zu der Dido bringt. 
: Auch in der Geschichte der Camilla folgte er der nämlichen Lei- 
tung näch der Angabe des Servius (8. Heyne excurs. Il. 1. XI). 
Auf demselben Wege kam er wahrscheinlich auch zu der Erzdh- 
lung von der Sau mit 80 Jungen im achten Buche. Die Aufnahme 
einer so wunderbaren Fiction in seine Dichtung lässt sich nur 
hierdurch erklären. Aus der nämlichen Quelle stammen auch oh- 
ne Zweifel die Stellen, in welchen er den Tod des Palinurus, Mi- 
senus und seiner Amme Cajeta erwähnt, Man erkennt solche in 
die Aeneide aufgenommenen Ueberlieferungen oft daran, dass sie 
in einer weniger strengen Verbindung mit der Haupthandlung ste- 
hen, wie dies unter andern mit der Erzählung von dem Lebens- 
enge der Cajeta der Fall’ist. — Auch’ bei Schilderungen religiö- 
ser Sitten und Gebräuche (wie ΧΙ], 169 folg. und öfter) hat Vir- 
gil sich gewiss genau nach den Traditionen der Vorzeit gerichtet, 
Alle sich hierauf beziehenden Untersuehungen bestätigen die bhi- 
storische Genauigkeit, mit welcher er bei solchen Gelegenheiten 
zu Werke ging, 
Ebenso bemerken die Alten, dass Virgil. die frühern römi- 
schen Dichter bald mebr bald weniger, frei nachgeahmt und ihre 
Gedanken und Erfindungen seinen Dichtungen einverleibt haft. 
Vorzüglich war es ausser den Tragikern Ennius, welcher ihm zu 
diesem Zwecke dienen musste (z. B. Aen. IX. 806. — s. auch Ma- 
crob. ΥἹ. 8. — V.2.— V.17.— V.1 und 2). | : 
Doch die Fundgrube, welche ihm die reichhaltigsten Materia- 
lien zu seiner Arbeit gab, waren die griechischen Dichter, ynd 
unter diesen vor allen Homer. Wie würde es mit der Aeneis aus- 
sehen, wenn Homer sein Eigenthum zurückfordern wollte! Das 
ganze Gebäude dieser Dichtung würde in diesen Falle in sich zu- 
sammenstürzen; es würden ihm nicht allein seine Hauptstützen, 
sondern auch der grösste und schönste Theil seiner Verzierungen 
genommen werden. — Apollonius von Rhodus musste dem Virgik 
das vierte Buch der Aeneis durchführen helfen. — In dem glei. 
chen Sinne dienten ihm die griechischen Tragiker und unter den 
viejen griechischen Dichtungen, welche den trojanischen Krieg 
bebandelten, besonders die kleine Ilias (8. Heyne excurs. 1 zu |. 
1I.). — Auch die Erfindung im zweiten Buch der Aeneis ist nicht 
Virgil’s Eigenthum. Dies wusste Jedermann im Alterthum. Und 
wenn auch Virgil, wie Heyne gegen Macrobius (exc. 1. zul. II.) 
behauptet, dieselbe nicht aus dem Pisander hat nehmen können, 


870 Philologische Skizzen, 
so wird hierdurch doch noch keinesweges das von Macrobius b«- 
strittene Anrecht Virgil’s auf den Inhalt des genannten Buches 
dargethan.,: ᾿ 

Wenn man nun sieht, wje sehr Virgil den noch vor unsern 
Augen ljegenden Homer benutzt bat und wie oft die Alten auf 
jetzt verloren gegangene Schriftsteller, welche Beiträge zur Aeneis 
‚geliefert haben, verweisen, kurz, wenn man das Alles zusammen 
nimmt, was wir über das poetische Entlelinungesystem Virgil’s 
wissen, so muss man auch gegen diejenigen Bestandtheile seines 
Epos ‚misstrauisch werden, denen die Nachalımnung zur Zeit nicht 
hat nachgewiesen werden können; man möchte zweifeln, ob 
sowohl irgend ein grösseres Ereigniss, als auch irgend ein klei- 
neres Bild, irgend ein Gleichniss oder ein untergeordneter Ge 
danke der Einbildungskraft Virgils in dem Masse angehört, das 
derselbe sich keines Einspruches von Seite anderer vor :hm le 
benden Schriftsteller zu gewärtligen habe. Was ‘würde man sa- 
gen, wenn irgend ein neuerer Dichter in dieser Beziehung s0 
wie Virgil verfahren wollte! 

Das von Andern Entlehnte verarbeitete unser Dichter als 
ängstlicher Nachabmer. Er liess das Materielle, die innere Sub- 
stauz seiner Vorbilder, durchaus stehen und trug, wie die Ver- 
gleichung mit Homer uns jetzt noch zeigt, die Gedanken der 
benutzten Originale meistens wörtlich in seine Dichtung über 
(6. auch Servius ad Aen. III. 10—12.). Die Aenderungen, wel- 
. che er mit den fremden Eigenthum vornahm, bezogen sich fast 
ner auf die Form, in welcher er dasselbe zum Vorschein brachte 
Die Bewunderer, Virgil’s meinen, dass die Urbilder in solchen 
Fällen unter den Händen ihres Günstlings stets gewonnen hät- 
ten. Ist dies auch. wirklich richtig, wie wir es nicht im All- 
gemeinen und am allerwenigsten in Bezug auf Homer zugeben 
können, se bleibt doch das Verdienst dieser sich gewöhnlich 
bloss auf äussere Politur beziebenden Vervollkommnung nur εἶ- 
was sehr Untergeordnetes. 

Der mit Homer vertraute Leser Virgil’s findet überall in 
der Aeneis ihm schon aus jenem bekannte Ideen. Die Wirkung 
solcher Entlehnungen kann nicht frisch und kräftig sein. Aeneas 


redet in der Unterwelt (VI. 450 folg.) den Schatten der ibm zür- 


nenden Dido an, er erhält aber keine Antwort von ihr. Wie 
kann sich einer in die Homerische Welt Eingeweihter dieser und 
ähnlicher Stellen erfreuen! Am Gröbsten aber beleidigen dieje 
rigen Verse in der Aeneis, welche nichts als buchstäbliche Nach- 


᾿ ahmungen dem Leser bekannter griechischer Originalstellen sind. 
Wenn wir dem Virgil nur ein geringes Verdienst als Schö- 


pfer des in seinem. Epos enthaltenen Stoffes zugestanden haben, 
so verdient er wegen der technischen Beliandlung desselben das 
höchste Lob. Wir können ihm dieses Lob um so unbedankli- 
cher zukommen lassen, je mehr’ er in dieser Beziehung auf sich 


„mul. 


3 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur heireffend. 571 


selbst beschränkt war. Alles, was in der Aeneis zu dem Aeus- 
sern der Darstellung gehört, ist meisterhaft.’ Das Beiwort πνείων 
εὐεπίης, welches Christodor (griech. Anthol. Th. III. 5. 176. ed. 
Jac.) von unserm Dichter gebraucht, bezeichnet ihn in dieser 
Hinsicht ganz 1reffend. Die Sprache ist nach den Grundsätzen 
eines schönen, grossartigen Geschmackes ausgearbeitet. Nirgends 
stösst man auf Ugebenheiten;, Alles bewegt sich: in edien Formen. 
harmonisch fort. Die Worte schmiegen sich passend an die Ge- 
danken an und unterstützen ihren innern Sinn _auf das Beste. 
Was der Zauber eines vollendeten Versbaues, was die reine 
schöne Aussenseite eines poetischen Productes auf das Gemüth 
des Lesers vermag, kann man aus Virgil ersehen. 

Unser Dichter hat den grössten Fleiss auf diesen Theil sei- 
nnes Werkes verwendet. Wir wissen aus den Alten selbst, mit 
welcher Sorgfalt. er an der Form seines poetischen Stoffes zu 
arbeiten pflegte, und wie strenge Anforderungen er in dieser 
Hinsicht an sich selbst machte. Er verglich sich mit den Bä- 
ren, ‚welche Thiere, dem Glauben der Alten gemäss, ihren Jun- 
gen erst durch Lecken die schickliche Gestalt geben (s. Donat 
und Gellius XVII. 10 bei Bayle ad Virgil.). In seirrem 42. Le 
bensjahre fing er die Aeneis an; vier Jahre brachte er mit der 
eigentlichen poetischen Zusammenstellung und Anordnung der 
Materialien zu; bis zu seinem 8 Jahre hierauf erfolgten Tode 
feilte er an dem so entstandenen Werke. Wie wenig ihm jedoch 
die Aeneis in dem Zustande genügte, in welchem sie sich in 
dieser Zeit befand, bezeugt die bekannte Erzählung, dass er ste®- 
bend von seinen Freunden die Vernichtung dieses Gedichtes 
durch Feuer verlangt habe. ' ) 

Die Römer erkannten dem Virgil den Ruhm ihres ersten 
epischen Dichters zu. Ausser Cicero und Horaz ist wohl kei- 
nem römischen Schriftsteller von seinen Landsleuten eine gleich’ 
grosse Verehrung wie ihm zu Theil geworden *). Seine Werke 
fanden eine Menge Erklärer unter ihnen. Schon zu V.s Leb- 
zeiten hielt der Grammatiker Cäctilius öffentliche Vorlesungen 
über dieselben (s. Suet.d. ill. gr. 16). Viele nach’ Virgil auftre- 
tende römische Dichter (Silius Italicus, Stalius u. s. ν᾽.) sahen 
ihn als ihren Leitstern bei ihren poetischen Bemühungen an, — 
Um übrigens dieses vortheilhafte Urtheil dar Römer über Virgil 
gehörig zu würdigen, bedenke man, wie sehr dieselben an poe- 


*) Zu der besondern Achtung, in welcher Virgil bei seinen Zeitgenos- 
sen stand, mag auch seine liebenswürdige Persönlichkeit nicht wenig bei- 
getragen haben. Virgil bezeigte sich stets frei von Ehrgeiz und Neid ge- 
gen andere Dichter und gewann durch seinen wohlwollenden sanften Cha- 
racter (anima candida nach Horaz) und sein liebenswürdiges Benehmen 
“Aller. Herzen (s. Bayle,. Virg.). — Auch die Gunst, welche er bei dem 
allgewaltigen Augustus genoss, musste der Erhöhung seines Namens sehr 
förderlich sein. 2 ἜΝ" | 


572: Philologische Skizzen, 


tische Nachahmungen und Zusammensetzungen aus vorzüglich 
griechischen Originalen gewöhnt waren. 

Wenn sich Virgil eines so grossen und dauernden Rufes bei 
seiner eigenen Nation zu erfreuen halte, so war auch er es, den 
die Griechen unter allen römischen Dichtern am besten, man 
kann fast sagen, ausschliesslich kannten. Sein Name wird öfters 
(in der Anthologie u, s. w.) von ihnen erwähnt. Auch über- 
setzte ein gewisser Polybius, ein Frei elassener des Cäsar Clau- 
dias die Aeneide in das Griechische 8, Senec. consol ad Polyb. 
:26). Eine gleiche Ehre möchte wohl Den andern römischen 
Dichterna von den Landsleuten Homer’s widerfalren sein. 

Die Neuern baben die Alten in der Verehrung Virgil’s fast 
noch überboten. Das Mittelalter kannte wenige römische Schrilt- 
steller so genau wie ihn; überall stösst man auf Spuren seines 
damals allgemein verbreiteten Namens. Die sich an diese Epo- 
che anschliessenden Zeiten haben ihn nicht minder wohlwollend 
aufgenommen, Vorzugsweise war die Periode der wieder auf- 
blühenden Wissenschaften seiner Verehrung günstig. Die italie- 
“nischen Gelehrten aus dem Ende des funizehnten und dem An- 
fange des sechszehnten Jahrhunderts (Saunazar u. 8. w.) feierten 
sein Andenken, wie das eines Heiligen. 


Sehr oft hat sich diese Bewunderung Virgil’s auf falsche 


Grundsätze der Kritik gestützt. Viele Verehrer der Aeneide ha- 
ben nicht bedacht, dass sie die Achtung, welche dieses Gedicht 
ihnen einflösste, nur selır bedingt auch auf die Person Virgil's 
übertragen durften. Sie haben die Aeneide genommen, wie sie 


jeizt vor unsern Augen liegt, ohne zu berücksichtigen, wie gross. 


᾿ und vod welcher Art das Eigenthumsrecht Virgil’s an dieses 
Werk ist. Die Menge der in diesem Gedichte enthaltenen poe- 
tischen Erfindungen, die vielen grossen innern Schönheiten des- 
selben baben sie so sehr gefesselt, dass sie ohne weitere Nach- 
frage über die wahren Quellen dieser Herrlichkeiten den Mann 
dankbar verehrten, aus dessen Händen sie diese Genüsse zu- 
nächst erhielten. Auch derjenige kann seine Verdienste haben, 
welcher von Andern gelieferte Materialien in einer neuen Form 
wiedergibt. Will man aber den Wertli solcher Schöpfungen un- 
parteiisch festsetzen, so muss. man das suum cuique stets im 
Auge behalten. Ganz anders muss das Urtheil über Virgil’s poe- 
tisches Talent ausfallen, wenn man die Aetneide in allen ihren 
Theilen als sein rechtmässiges geistiges Besitzihunı ansehen will, 
und wieder anders, wenn man auch der vor Virgil lebenden 
Dichterwelt das Recht zugesteht, ihr in dieses Epos übergegan- 
genes Eigenthum zurückzunehmen und alsdann bedenkt, wie we- 
nig Virgil für sich behält und welche Zweifel sich auch gegen 
den rechtmässigen Besitz dieses Wenigen erheben lassen. 

Am Wunderlichsten haben sich viele Verehrer unseres Dich- 
ters in der Vergleichung mit Homer benommen, Das hierbei 


1 


| 


die Geschichte der röm, Spfache u, Literatur betreffend. 578 


von ihnen befolgte System geht sehr oft von höchst enbherzi- 
gen, mehr der Schule als der Natur angehörenden Grundsätzen 
aus. Viele von denjenigen Kritikern, welche den’ römischen Dich- 


ter dem griechischen vorziehen, haben. sich durchaus nicht in 


die Natur der Homerischen Welt finden können. Ueberdies: ist 
ihre ‘ganze Verfahrungsweise bei diesen krilischen Zusammenstel- 
lungen gewöhnlich ganz unzulässig. : Sie betrachten nämlich we- 


der die Homerischen Gesänge noeh die Aeneide 'als ästhetische , 


Ganze in ihrem innern geisligen Zusammenhange und Character, 
sondern ‘begnügen sich einzelne Abschnitte, Gleichnisse, Schil« 
derungen u. 8. w. aus beiden Schriftstellern herauszureissen, und 


sie als für sich dastehende poetische Erzeugnisse gegen einander 


zu balten. In diesen Fällen soll es sich dann meistens zeigen, 


dass der Römer sich weit eleganter und was sonst noch für ᾿ 


Phrasen bei solchen Gelegenheiten zum Vorschein kommen, aus- 


zudrücken weiss, als der Grieche. Auf solchen Wegen gelangt ? 


man denn zur Gewissheit‘, dass Virgil' über Homer steht! Der 
Jüngere Scaliger, welcher eben’ so ‚wenig wie andere Gelehrte 
der frühern Zeiten in den wahren Charatter der Homerischen 
Gesänge eingedrungen ist, sagt in seiner Poetik: Homerus moles 
quidem, sed, ut ait Ovidius, rudis indigestaque, Virgilius au- 
tem ejusdem poetae deus et melior natura. In diesem Sinne 
sind Virgil und Homer seit Scaliger noch oft beurtbeilt worden, 
Um wie vieles richtiger spricht sich nicht der Verfasser eines 


in der griechischen Anthologie befindlichen, an eine Bildsäule 


des Dichters Claudian gerichteten Epigrammes (n- 589. ed. Palat. 
Jac.) aus, wenn er dem Homer die göttliche μοῦσα, dem Virgil 
aber nur den νοῦς, also den kalt berechnenden Sinn zuerkennt; 


Uebrigens hat es dem Virgil weder unter den Alten noch | 


unter den Neuern an ungünstigen Beurtheilern gefehlt. Schon 
der mit unserm Dichter fast gleichzeitige Asconius Pedianus fand 
sich veranlasst eine Vertheidigungsschrift desselben herauszuge- 
ben.. Auch kannten die Römer eine Aeneidomastix von Carbi- 
lius Pictor. Ein gewisser Herennius halte in einem besonderun 
Werke die von Virgil gemachten Fehler gezeigt. Zu der Zahl 


dieser Ungünstigen gehörte auch der zwar tolle, aber nicht. 


dumme Kaiser Caligula. Er meinte es fehle dem Virgil durch- 
aus an dem eigentlichen Dichtergenie (Virgilius nullius insenti 
s. Sueton, Calig. 34). — Auch in den neuern Zeiten ist dem Ver- 
fasser der Aeneis der Platz auf dem Parnass, welchen ihm seine 
Verehrer angewiesen haben, oft streitig gemacht. Ueber keinen 
alten Dichter sind die Urtbeile der Neuern so von einander ab- 
weichend gewesen als über ihn. Es ist auch bemerkenswerth, 
dass keine poetische Composition aller europäischen Literaturen 
so oft und mit so viel Glück in sogenannten Travestien lächer. 
lich gemacht ist, wie die Aeneide. Die hierher gehörigen Werke 
des Lalli ( Venez. 1651. 12.), Scarron und »Blumauer sind in 


574 Philologische αὐ νὸν, 


. Italien, Frankreich.und Deutschland bekannt; sie verdanken ihr 
Entstehen den vielen Schwächen ihres Vorbildes. 


Nachdein wir nun bis dabin nur geschichtlich und mehr 


im Allgemeinen über Virgil's poetisches Talent, die Natur des 
Stoffes zur Aeneis und die Art und Weise, wie Virgil zu dem- 
selben gekommen ist, gesprochen haben, können wir zu einer 
. nähern Beleuchtung dessen, was der Dichter unter den gedach- 
ten Umständen in seinem Epos geleistet hat, übergehen. Wir 
wollen unserm oben geihanen Versprechen gemäss unsere eige- 
nen Ansichten sowohl über die Grundzüge, als auch über ein- 
zelne Abschnitte und kleinere Stellen dieses Gedichtes hier frä 
‚ und offenherzig mittheilen, indem wir nur noch Folgendes be- 
: merken. — Da es bei dem Verluste der meisten von Virgil be 
nutzten Quellen an Mitteln zur genauen Festsetzung und Wür- 
digung der Ansprüche fehlt, welche ausser Virgil auch Andere 
an die Aeneis machen könnten, so tragen wir sowohl das in 
unsern Urtheilen Jiegenda Lob als auch den Tadel auf den Na- 
men Virgil’s über. Wenn es nun oft ungewiss bleiben muss, ob 
das Lob, welches uns einzelne Stellen der Aeneis zu verdienen 
scheinen ‚ demselben allein und unbedingt zukommt, so muss 
doch der Tadel, den wir über andere auszusprechen haben, 
ganz auf V.’s alleinige Rechnung gehen. Die Verantwortlichkeit 
des Dichters bleibt gleich gross, mag er nun durch Nach- 
ahmung- oder durch sich ‚selbst in gewisse Fehler verfallen 
sein. Dass aber Alles, was im Allgemeinen über die Anlage 
und Durchführung des Gegenstandes, Characterzeichnung und 
Harmonie der Theile zu dem Ganzen gesagt werden. wird, 
den Virgil sowohl im Guten als auch im Bösen allein betrifft, 
versteht sich von selbst. Virgil konnte sich zwar die Materis- 
lien zu seiner poetischen Schöpfung im Einzelnen von Anden 
geben lassen; jedoch musste sowohl der Plan im Ganzen, als 
auclı das Verknüpfen und ‚Verschmelzen dieser fremden Ingre- 
dienzen sein Werk sein. 


Vor allen Dingen fehlt es der Aeneis an freier natürlicher‘ 


Beweguag und innerer Wärme. Die Handlung und die Personen 
haben fast durchgängig. eine steife, manierirte Haltung. Ein so 
musivartig zusammengestelltes Ganzes, wie diese Dichtung ist, 
‚ konnte von Mängeln dieser Art nicht frei bleiben. — Dann auch 
harmoniren die einzelnen in ihr geschilderten Begebenheiten und 
Personen, Gefühle und Gesinnungen nicht unter einander; sie 
gehören nicht alle nur Einer Zeit und Einer Culturperiode an. 
„Auch hiervon liegt der Grund in dem Umstande, dass Virgil die 
Bestandtheile zu seinen Zeichnungen aus Schriftstellern, welche 
'-in ganz verschiedenen Epochen gelebt und in dam verschieden 
arligsten Geschmacke geschrieben hatten, zusammentrug, olıne 
das Talent zu besitzen, die von Andern "geliehenen Substanzen 
geistreich zu benutzen, sie in einen gleichförmigen Guss zu brim- 


x 


| die Geschichle der röm. Sprache u, Literatur betreffend, zu 


gen und Einen Ton über seine Schöpfungen zu verbreiten. Am 
Bemerkenswerthesten scheint uns in dieser Beziehung der Cha- 
racter der Dido zu sein, den er in sejnen Hauptzügen von der 
Medea des Apollonius aus Rhodus eninahm. Die Dido Virgil’s 
passt durchaus nicht in die dem Homer ‚nachgezeichuete Helden- 
zeit; ihre Liebe zu Aeneas hat hierzu einen viel zu sentimenta- 


len Character. Wie allgemein wahr auch die Züge dieser Lei-_ 
denschaft von dem Wichter aufgefasst und dargestellt sein mö- ' 


gen, so wenig harmonirt doch der individuelle Ton, durch wel. 
che dieselbe sich in der Person der Dido zu erkennen gibt, zu 
dem Tone des Ganzen. In eine Zeitalter, in welchem man 
noch Menschen opfert (den. XI. 81), ist die Liebe von einer 
mehr materiellen als metaphysischen Beschaffepheit. Virgil kanpte 
nun zwar nach den Gesetzen der poetischen Freiheit der. Zeit, 
in. welche er den Gegenstand. seines Gedichieg legte, einen von 
der allgemeines Annalnne abgehanden Character geben, jedoch 
musste er alsdann denselben wenigstens folgerscht. durchführen. 
Wenn wir eben auf die, geringe Harmonie, in welcher die 
Bestandtiheile der Aeneis gegen einander stehen, aufmerksam ge« 
macht haben, so müssen wir dem Virgil auch. den Vorwurf ma- 
chen, dass er die einzelnen Charactere in sich selbst inconser 
quent gezeichnet hat. Er nahm die Srundzüge zu seinen. Per» 
sonen als. handelnden Wesen so, wie er sie bei Homer und an- 
dern seiner Vorgänger fand; jedoch mischte er ihnen als ‚mora- 
lischen Wesen so viel von Keiner eigenen Persönlichkeit und dem 
sittlichen Character seiner -Mitwelt bei, dass hierdurch. ein Miss- 
verhältniss zwischen ibren Thaten und Gesinnungen entstand, 
Die Helden der Aeneide handela wie die Homerischen, eu pfin- 
den .und -fühlen aber wie die gebildeten Zeitgenossen Virgil’s. 
Die Characterzeichnung des Aeneas gibt die sohlagendaten Beweise 
hierzu, Homer lässt den Achilles, um den Patroclus zu ehren, 
mehrere kriegsgefangene Trojaner schlachten. Virgil ahnt. dies 
nach. ‚Auch Aeneas bringt (XI. 81 folg.) dem gatödteten Pallaa 
mebrere in seine Gewalt. gefallene Feinde als Opfer dar. Mit 
dieser Handlung halte man nun die Worte zusammen, welche 
Aeneäs (ΧΙ. 42 --- 58) bei der Leiche des Pallas ausspricht. Er 
drückt in dieser. Stelle die zartesten Gesinnungen aus und zeigt 
_ sich von.der nämlichen milden gefühlvollen Seite, von. welcher 
wir ihn schon früher bei einer ähnlichen Gelegenheit (X. 821. 


folg.) kennen gelernt haben. Wer aber 80 schön sprechen kann, ἡ 


opfert gewiss keine Menschen, eben so wie das umgekehrie Yer- 
hältniss nicht vorkommt. Was dem Achill Homer’s steht, passt 
nicht dedwegen auch für den Aeneas Virgil’a.. Will man übri- 
gens den Mangel an Consequenz , welchen‘ sich. der römische 
Dichter in der Zeichnung seines Haupthelden hat zu Schulden 
kommen lassen, recht lebhaft fühlen, so denke män sich deit- 
selben nur in die Gesänge Homer’s versetzt. Aeneas gehört sei- 


δῖ. Philologische Skizzen, 


nen Thaten nach in die Homerische Welt; als moralisches In- 
dividuun aber steht er ihr auch ganz fern. 

Nach diesen allgemeinen Andeutungen über den Widersprüch 
ewischen den materiellen upd moralischen Bestandtheilen der in 
der Aeneide vorkommenden Personen, wollen wir die bedeutend- 
sten Charactere einzeln beleuchten. 

Zunächst scheint uns der Held, nach welchem sich die 
Dichtung Virgil’s nennt, in den meisten Beziehungen ganz ver- 
unglückt zu sein. Schon der Umstand, dass Aeneas genöthigt 
ist, den siegreichen Griechen seinen vaterländischen Boden zu 
überlassen und sich landflüchtig nach neuen Wohnsitzen umze- 
sehen, wirft kein besonders günstiges Licht auf sein Helden- 
thum. Ganz anders kehrt Odysseus von llion nach Hause zu- 
rück. Doch würde hierdurch dem Bilde des Aeneas wenig Ein- 
trag geschehen, wenn Virgil dasselbe nur sonst noch auf die 
rechte Weise zu heben gewusst hätte. Aber gefade in diesem 
Puncte hat es dem Dichter nicht gelingen wollen, Er macht sei- 
nen Helden mehr durch Worte als Handlungen gross; ex lässt 
ihn oft prablerisch von sich sprechen, damit ‘er bedeutend er- 
scheinen soll. Es geschieht dies. vorzugsweise in dem zweiten 

Buche. Aeneas drückt sich in demselben in einem jedem frem- 
den Erzähler eher als ihm zustehenden Tone über seine Persen 
aus. Das Schlimmste hierbei ist, dass die Heldenthaten., weiche 
er in jener berühmten, den Untergang Troja’s herbeiführenden 
Nacht verrichtet, durchaus von keinem Belange sind. Man sieht 
nicht, dass er und seine Gefährten trotz dem, dass er diese und 
sich selbst mit heisshungerigen Wölfen vergleicht (1. 355 folg.), 
᾿ irgend etwas in das Schicksal des Tages Eingreifendes schaffen, — 
Wie grosssprecherisch ist nicht die Anrede des Aeneas an seinen 
Soh B, XII. 485 folg.! In dem nämlichen durch Selbstlob mis- 
fälligen Tone ist auch die Drohung (VIII. 537.) gehalten , wel- 
che derselbe bei der Nachricht, dass Vulcan ihm Waffen ferti- 
gen werde, ausstösst. Hierher ist auch ausser vielen andern 
die Stelle (X. 829) zu zählen, in welcher er, vor der Keiche 
des von ilim getödteten Lausus stehend, sagt: 
Hoc tamen infelix miseram solabere mortem, 

Aeneae magni dextra cadis. 

Das Beiwort magni ist in dem eigenen Munde des Kaisis ganz 
unschicklich, Im zweiten Buche V. 721 nennt er selbst seine 
Schultern die breiten. Ebenso kündigt er sich I. 378 (siehe auch 
X. 826) als pius Aeneas an, was sich übrigens an dieser Stelle 
weinerlich genug ausnimmt. Dieses Selbsterbeben stimmt mit der 
rohen Natur der Homerischen Helden, nicht aber mit dem so 
fein gehaltenen Character des Aeneas überein. 

Ueberhaupt ist das Hauptbeiwort desselben pius nicht glück- 
lich gewählt. Wenn Aeneas sich als Held auf dem Felde der 
Moral zeigte, so könnte sich ein Attribut dieser Art wohl für 


die Geschichte der römi. Sprache-u. Literatur betreflend, 7% 
ibn ‚eignen; seine Grösse soll aber in dem Ruhme seiner krie- 
gerischen Thaten bestehen. : Ausserdem aber verdankt er dieses, 
Beiwort einer Handlung, die nichts weniger als zu den ausser- 
ordentlichen moralischen Erscheinungen zu zählen ist. Er hat 
seinen alterschwachen Vater aus den Flammen des brennenden 
Troja getragen. Was ist denn Grosses zum Ruhme des Aencas 
in dieser That? Die Liebe zu den Aeltern ist so etwas Allge _ 
meines, dass jeder andere Erdensohn unter den gleichen Umstän- 
den ebenso gehandelt haben würde. Ueberdies zeigt sich diese 
von dem Dichter so oft herausgehobene Pietät seines Helden nur 
eigentlich in dem bemerkten Falle und bei den Spielen thätig, 
durch welche er dem Andenken seinea Vaters im fünften Buche 
huldigt. Von da an aber thut Aeneas nichts, was den Virgil ᾿ς 
ihn pius zu nennen berechtigen könnte. Denn dass er den An . 
chises. bei seiner Anwesenheit in der Unterwelt aufsucht, ist eine 
Pietät der natürlichsten Art. 

Andere Beiwörter, welche Virgil dem Aenea$ nächst pius 
gern gibt, sind maghanimus und ingens (VIII. 867 und Hasla 
Auch diese Bezeichnungen werden nicht. hinlänglich durch Hand. 
langen unterstützt. Der,Dichter macht es fast wie die Verkäu- 
fer. schlechter Waaren; er lässt sich die Gegenstände nicht selbst 
durch ihren eigenen Werth ‚eımpfeblen, ‘sondern preist sie mit - 
Redensarten an. Wo Thaten fehlen, sollen hochklingende Worte 
ausbelfen. Wie anders verfährt Homer in diesem Puncte! Die 
Beiwörter, welche er seinen Helden ertheilt, ‘ergeben sich alle 
von selbst aus ihren Handlungen; sie dienen weniger zum 
Schmucke, als zur Bezeichnung von Eigenschaften, die diese wirk- 
lich besitzen und im Verlauf der Diebtung auch zeigen. Odys- 
seus heisst bei ihm nicht blos der Dulder, sondern er ist 
es auch. 
Es ist auffallend, wie oft Virgil dem Character seines Haupt- 
helden auch gerade zu schadet und wie unwürdig er denselben 
so oft auftreten lässt. Im neunten Buche von V. 781 an erzählt 


der Dichter, dass Turnus in das Lager der Trojaner eingebro- . 


chen sei.. Die Thaten, welche dieser hierbei verrichtet, über- 
stiegen am- Tapferkeit Alles, was Aeneas in. dem gänzen Fpos 
thut. Virgil’s Hauptheld tritt ganz in den Schatten gegen die 


mächtige: Gestalt des Turnus zurück. Ueberhaupt ist der Con- 


trast, in welchem die Kernnatur dieses Kriegers gegen das ge» 
zierte Wesen des Aenesas steht, der Characterwürde dieses Letz- 
tern noch öfters nachtheilig. — In dem VIH. 71 folg. enthalte- 
zen Gebet sagt Aeneas, zu den Laurentischen Nywmphen und zum 
Liber Blehend : 

Aceipite Aeneam, et tandem arcete periclis. | 
Die Bitte au die Götter, sie möchten ihn- mit Gefahren verscho- 
sen, ist eines wahrhaft grossen Helden unwürdig. Aeneas g& 
iteht hier ein, wie selır er der Sache überdrüssig Bei, und was ‘ 

Archiv 7. Philol, u. Püdog. Bd, U. ΗΝ, 4, ΔΎ" 


-- 


En 


᾿ einmal eine klar hervortretende Persönlichkeit darzubisten,. Wenn 


tern Vorwürfen der Dide ergibt, er befördert sie noch darch 


T 


s 


518 ‚Philologische [Skizsen, 


für ein schwaches Werkzeug sich die Götter zur Fortpflanzung 
des trojanischen Namens und. zur Gründung des grossen itali- 
sehen Reiches auserkoren haben. 

:; Auch steht Aeneas in dem ganzen vierten Buche in einem 
keinesweges vortheilhaften Lichte da. Nachdem sich Dido in 
ihn verliebt hat, thut er nicht allein nichts, um. ihre Liebe in 
dam ersten Keime zu zerstören, sondern, wie sich aus den spi- 


ein höchst zweideutiges Hinhalten, obwohl er weiss, dass da 
Schicksal ihm keine ernstlich gemeinte Verbindung mit der Be 

berrscherin von Carthago erlaubt. Nachdem er nun ruhig er 
gesehen hat, wie die Leidenschaft der Dido bis zur Raserei ge 
steigert ist, verlässt er seine Wohlthäterin, indeın er sich tro- 
cken bei ihr wegen der Unmöglichkeit, ihr Gemabl zu werden, | 
entschuldigt. Dido, die Unglückliche, ermordet sich aus Ver- 
zweifelung. Man kann das vierte Buch nicht lesen, ohne da 
innigste Mitleiden mit ihrem Endschicksale zu fühlen. Wenn 4 
neas such wirklich nur die ganz unschuldige Verarilsssung zu dem 
Tode einer so sehr um ihn verdienten, in jeder Rücksicht Theil- 
nehme erregenden Frau wäre, so kann doch diese durch ihn 
herbeigeführte Catastrophe nie zu einer Erhebung seines Chara- 
eters dienen. Wo ist der Mensch‘, dem es gleichgültig: ist, ob 
die Welt ihn als Ursache, wenn auch nur als schuldiose, des 
Todes eines reinen liebevollen Mitgeschöpfes bezeichnet! Ds 
menschliche Gefühl spricht sich ja stets zu Gunsten des Ur 
glücklichen aus, 

- Der alte Anchises ist eine lästige Beilage für den Character 
des Aenens. Es tritt dieser, so lange jener lebt, nie als mün- 
dig auf: Der Vater Anchises spielt in der ersten Zeit der Flucht 
von Troja eine so bedeutende Rolle, dass sein Sohn nichta Wich- 
tiges unteruimmt,: ohne ihn erst um Rath gefragt zu haben (s.| 
11. 9. und öfter); er ist gewissermassen das geistige Princip, 
welches dia Fäden der Handlung leitet. Er schadet der posti- 
schen Würde des Aeneas, ohne selbst eine interessante, ja nicht 


men nun die Bedeutsamkeit, welche Virgil dem alten Anchises 
verleiht, und die zarten Verhältnisse, in welchen Vater und Sohn 
zu einander stehen, in das Auge fasst, so muss man sich über 
die Art und Weise wundern, in welcher Aeneas den in Sicilien 
erfolgten Tod des Anchises mittheilt. Aeneas, dessen Hanpt- 
beiwort (pius) auf seine besondere kindliche. Liebe hinweist, be- 
bandelt dieses Ereigniss fast ganz beiläufig und gleichgültig; er 
widmet ihm kaum 6 Verse (III. 708— 13). Es war fast nicht 
möglich die Sache kürzer abzuthun. Anchises verschwindet au 
dem Gedichte mit einem Male, man weiss nicht wie. Um ds 
Unpassende dieser Stelle in seinem vollen Umfange zu fühlen, 
vergesse ınan nicht, dass Aeneas selbst, der fromme Sohn und 


»,’ 


die Se der τῦπι. Sprache u, Literatur Detreffend. 579 


nicht ein fremder Erzähler spricht. Virgil unterrichtet uns (VII. 
1 folg.) von dem ganz gleichgültigen Tode der nie aufgetretenen 
Amme des Aeneas fast ebenso umständlich, wie dort Aeness den 
Fod seines Vaters vorträgt. Im sechsten "Buche schildern uns 
23 Verse (212 --- 2856) die Bestattung des Misenus, einer bis da- 
hin kaum einmal (IIL 239) genannten obscuren Person. In wel- _ 
chem Missverhältnisse steht diese umständliche Berücksichtigung 
eines für das Ganze so unwesentlichen Ereignisses mit der rasch 
abfertigenden Manier, in welcher uns Virgil das Lebensende des 
Anchises mittheilt! 

‘ Die Dido ist diejenige unter den Hanptäguren der Aoneis, 
welche mit der grüssten Wahrheit und Consequenz gezeichnet 
ist. Wie wenig sie jedoch in den Ton des Ganzen passt, haben 
wir schon oben: bemerkt. 

In den letzten Biichern des Gedichtes treten noch einige 
Charactere auf, welche durch ihre Thatkraft und ihre ganze Per- 
sönlichkeit Theilnahme erregen. Hierlier gehört vor allen Tur- 
118. Seine hohe Tüchtigkeit nimmt die Aufmerksamkeit des Le- 
sers stets in Anspruch. Aber auch in der Schilderung seines 
Characters verfällt Virgil durch das Streben, seinen Aeneas glän« 
zen zu lassen, in Inconsequenzen. Er bemerkt XII. 216, dass 
die Rutuler, che es zu dem Kampfe zwischen Aeneas und Tur- 
nus kommt, für den Verfechter ihrer Sache besorgt gewesen 
wären; hierauf fügt er hinzu (219 folg.): 


Adjuvat, incessu tacito progressus et aram 
Suppliciter venerans demisso lumine Turnus | 
Pubentesque genae, et juvenili in corpore pallor. 


Wie unnatürlich ist diese Stelle! Turnus trägt aus freien Stücken 
auf den Kampf mit Aeneas an, er hat sich bis dahin im höch- 
sten Grade tapfer erwiesen und mit einem Male steht er als zit- 
ternder Sünder da! Man sieht nicht ein, wie der sonst so un- 
. erschrockene Turnus plötzlich zu einer so grossen Furcht vor 
᾿ς seinem Gegner kommt, Auch die gewaltigen Thaten, welche er 
nach dem Ausscheiden dieses Leiztern aus dem Treffen verrich- 
tet, stimmen hiermit ebenso wenig als der Umstand überein, dass 
er sich späterhin (V. 695) nochmals zum Kampfe mit Aeneas 
anbietet. — Virgil vergeht sich hierauf noch einmal gröblich an 
dem ‚Character des Turnus, indem ersihm in dem „Augenblicke 
seines Todes folgende seiner ganz unwürdige Worte in den Mund 
legt (XII. 930): 


Ille humilis, supplexque oculos dextramque precantem 
‚ Protendens: Equidem merui,; nec deprecor (inquit), 
Utere sorte tua — \ 


Wie in aller Welt soll Turnus zu den Worten equidem sic me- 
zui kommen? Ist es denn etwas Verbrecherisches, wenn er sich 
87 * 


᾽ 


| 580 Philologische Skizzen, ἡ 


nicht durch einen Fremdling, seine Braut und sein wohlverdien. 
tes Ansehen im Lande entreissen lassen will und sich gegen sol- 
che Absichten zur Wehre setzt? Virgil lässt den bis dahin so 
characterfesten, ja trotzigen Turnus, für dessen Sache alle mensch. 
lichen Gesetze sprechen, wie einen bussfertigen Delinquenten en- 
den. Es#fehlt dieser ganzen Scene, -wenn man neue Sitten mit 
alten vermischen will, weiter nichts, als ein die Absolution er- 
theilender Beichtiger. 

- Camilla ist eine sehr angenehme Erscheinung. Sie gibt der 
Aeneis den Reiz, welchen ähnliche weibliche Gestalten über die 
Gesänge Ariost’s und Tasso’s verbreiten. Man möchte wünschen 
sie schon früher den Schauplatz betreten und ihn erst späte 
verlassen zu sehen. — Auch Mezentius weiss die Aufmerksam- 
keit auf sich zu lenken. 

Unter den Gefährten des ÄAeneas findet sich keine einzige 
Person, welche auf eine nur mässige Theilnahme Anspruch ma- 
chen kann. Das Interesse, welches Virgil seinen Lesern für die 
trojanische Partei‘ beibringen möchte, leidet hierdurch um so 
mehr, je reicher die ihr in Italien gegenüberstehenden Feinde an 
anziehenden Characteren sind und je weniger Aeneas, das Haupt 
der Trojaner, für jenen Mangel schadlos halten kann. Achates, 
der’ bekannteste unter den Begleitern des Letztern, ist ein äus- 
serst frostiges Wesen. Das ihn, gewöhnlich begleitende Beiwort 
der treue, erhält er auch mehr propter agenda als propter acta. 
Er thut wenigstens nichts, um vorzugsweiss diese Bezeichnung 
zu verdienen. | 

Am Uebelsten kommen die Griechen in der Aeneis weg. Alle 
möglichen Unvollkommenheiten werden ihnen von dem Dichter 
den Trojanern gegenüber aufgebürdet. Sie werden als feige, hin- 
terlistige und treulose Menschen geschildert. Die guten Troje- 
ner, weiche nichts von den Ränken dieser argen: Welt wissen, 
müssen stets auf ihrer Huf sein, um nicht von diesen‘ bösen 
Gesellen hinter das Licht geführt zu werden. Virgil geräth bei 
Durchführung dieser den Griechen verliehenen Characterz@ge in 
grosse Widersprüche. Aeneas hebt im zweiten Buche besonders 
die’ Hinterlist der Feinde seines Vaterlandes heraus, und dach 
legen er_und seine Gefährten in der Nacht, in welcher Troja 
eingenommen wurde, griechische Waffen an, um jene zu täu- 
schen und ihnen unter dieser Maske desto’ sicherer Schaden zu- 
zufügen. Kann derjenige, welcher dies thut, von Jer Hinterlist 
seiner Gegner sprechen ?'— Aeneas schreitet (VI. 489) fewapp- 
net durch die Unterwelt. Bei diesem fürchterlichen Änblicke 
fliehen die Schatten der griechischen Krieger; einige von ihnen 
öffnen sogar den Mund zu einem Angstgeschrei. Und doch wa- 
ren dies die Geister der nämlichen Griechen, vor deren Muth 
und Tapferkeit Aeneas sammt seinen Gefährten über Hals und 
Kopf aus Troja hatte weichen müssen. ‘Hierzu kommt noch, 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur betreflend. 581 


dass sich, die Furcht des Aeneas vor .den Griechen auch nach 


der Eroberung Ilium’s bei jeder Gelegenheit (siehe das 8. Buch) 


kund thut. Er und seine Trojaner laufen, wo sie nur den Na- 
men der Danaer aussprechen hören. 

Dieses Streben Virgil’s, den Character der Griechen zur Er- 
hebung der Trojaner niederzudrücken, hat ihn zu dem wider- 
lichen Bilde verleitet, welches uns die Verse 494 folg. VI. dar- 
halten. Aeneas trifft bei seinem Besuche in der Unterwelt seinen 
Freund und Landsmann Deiphobus auf eine entsetzliche Weise 
verstümmelt an. Es sind ihm nämlich beide Hände, die Nase 
und die Ohren abgeschnitten. Der Leser erfährt, dass Helena 
den Deiphobus verräthen und die Griechen (Menelaus u. 8. w.) 
ihn in diesen Zustand versetzt haben. Einer so ausgesuchten 
Grausamkeit sind wohl Türken, aber keine Homerischen Grie- 
chen fähig. ὍΝ : 

Das Loos, welches die Griechen im Allgemeinen in der Aeneis 
trifft, erstreckt sich auch auf Diomed insbesondere. Es spricht 

᾿ς derselbe (XI. 255 folg.) mit wehmüthigem Gefühle über seinen 

Antheil an der Eroberung Troja’s; er fühlt Gewissensbisse! 'S. 
auch V. 275 folg. — Auch klingt die Lobrede auf die Tapfer- 
keit des Aeneas (282 folg.) in dem Munde Diomed’s für denje- 
'nigen ganz wunderbar, der mit dem Verhältnisse, in welchem 
Diomed und Aeneas in der Iliade gegen einander stehen, ver- 
traut‘ ist. Die tiefe originelle Wahrheit, mit welcher die Home- 
rischen Gesänge ihre Helden zeichnen, drückt sich so scharf, iu 
den Sinn jedes Lesers ein, dass dieser sich nur ungern eine. von 
jenen Urbildern abweichende Schilderung gefallen lässt. 

.Viele Kritiker baben einen Unterschied zwischen dem Wer- 


ihe der sechs ersten und der folgenden Bücher der Aeneis ge- 


macht. Sie haben sich zu dieser Ansicht durch so manche tech- 
nische Vorzüge jener vor diesen und ausserdem durch die grös- 
sexe Mannigfaltigkeit der in jenen enthaltenen Ereignisse bestim- 
men lassen. Man kann nicht in Abrede stehen, dass die sechs’ 
leiztern Bücher. von dem Dichter in beiden Beziehungen weni- 


ger‘ begünstigt sind. Fasst man aber zunächst den Plan des Gan-. 


zen..in die Augen, so muss man gestehen, dass die sechs letz- 


tern Bücher dem Hauptgegenstande des Gedichtes wesentlicher 


entsprechen als die sechs früheren, die nichts als eine Einleitung, 
und zwar eine viel zu gedehnte zu jenen bilden: Aeneas treibt 
sich zu lange herum, ehe er zu seinem Hauptzwecke, feste, ihm 
von den Göttern bestimmte Wohnsitze in Italien zu finden und 


hierdurch den Grund zu einem mächtigen ‚Reiche zu legen, ge- 


langen kann. Es, wird der Augenblick, in welchem dies ge-, 
schieht, noch durch die Umständlicbkeit, mit welcher Virgjl die, 
dem Anchises zu Ehren gefeierten Spiele im fünften. Buche be- 
schreibt, mehr als, billig aufgeschoben. Endlich fasst Aeueas 


Fuss in Latium; Hatte ihn das Schicksal bis dahig zwecklo: 


; 


82 Philologische Skizzen, 


umhergeworfen, so sind alle von nun an eintretenden Begeben- 
heiten auf das eigentliche Ziel seiner Wanderung und seines Stre- 
bens gerichtet. — Wenn übrigens jene ersten Bücher den grössern 
Reichthum an Ereignissen aufzuweisen haben, so enthalten diese 
letzteren die grössere Mannigfaltigkeit an interessanten Characte- 
ren. Man bat es in ihnen nicht allein, wie in jenen mit dem Ae- 
ness, sondern auch mit andern poetischen Gestalten zu ihun, 
welche über die Theile des Gedichtes, in denen sie sich zeigen, 
ein dramatisches Leben verbreiten. Ja, Virgil selbst scheint sich 
freier und natürlicher in dieser zweiten Hälfte seiner Dichtung zu 
bewegen; der Boden und die Menschen, welche ihn zuletzt be- 
schäfligen, stehen ihm näher; er ist in seinem Stoffe mehr als 
früher zu Hause, 

Wir wollen an diese allgemeinen Ansichten über die Aeneis 
die Kritik einzelner Abschnitte aus ihr unknüpfen. 

Die Erzählung von der Zerstörung Troja’s im zweiten Βα- 
che ist sehr theatralisch gehalten. Die Darstellung ist zu an- 
spruchsvoll und steif. Das Bild, welches uns von jenem Ereig- 
nisse vorgeführt wird, hat trotz seiner reichen Ausstaflirung kein 
wahres Leben, 

Um die Ansicht aufrecht zu erhalten, dass die Zerstörung 
Nium’s doch nicht den Untergang des trojanischen Geschlechtes 
habe herbeiführen können, lässt Virgil den Aeneas auf seinen Irr- 
fahırten auch in der Entfernung von seinem vaterländischen Bo- 
den im dritten Buche Troja und Trojaner finden. Diese Idee, 
welche uns von durchaus keinem wesentlichen Nutzen für den 
Gegenstand zu sein scheint, hat den Dichter zu einer sehr schwa- 
chen Stelle veranlasst. Aeneas kommt zu der Andromache He- 
etor’s und ihrem dermaligen Gemahl, dem Trojaner Helenus. 
Beide haben sich wohnlich' in der griechischen Epirus niedergelas- 
sen. Bei ihnen findet Aeneas (III. 349 folg.) zu seiner Herzstär- 
kung Troja, Pergama, das scäische Thor u. s. w. wieder. Es 
sind dies Anlagen, welche Helenus im Kleinen nach der Natur ge- 
macht bat. Sogar an einem Xanthus fehlt es nicht. Dieses neue 
niedliche Ilium, dieses scäische Thor u. s. w. im verjüngten Mass- 
stabe sind kindische Ideen, welche der ebenen Würde des Ge- 
dichtes ganz wunderlich stehen, 

Das vierte Buch enthält grosse Schönheiten. Wenn Virgil 
in den vorhergehenden Büchern öfters den rechten Ton der Dar- 
stellung verfehlte, weil er sich in den Character der zu schildern- 
den Zeiten, Sitten und Begebenheiten nicht finden konnte, so ist 
er in diesem Abschnitte seiner Dichtung ganz wahr. Es wurde 
ihm dies möglich, weil er eine Leidenschaft zu malen hatte, die 
in ihren Wirkungen und Aeusserungen zu allen Zeiten die näm- 
liche bleibt; er brauchte nur in die vor. ihm liegende ""elt zu 
blicken, um die Farben zu seinem Bilde zu erhalten. Der An- 


‚ klang, welchen dieser Theil der Aeneis’ in der Brust des Lesers 


« | 


\ 


die Geschichte der röm. Sprache u. Literatur. betzeflend, 683 


findet, ist um so voller und reiner, je vertrauier dieser selhst 
mit den bier gezeichneten sittlichen Zuständen ist, Doch auch 
' dieses so herrlich ausgestattete Buch ist nicht ganz frei von Un- 
natürlichkeiten. Virgil verfällt in seine üble Gewohnheit, seine 
‚ Personen hocltönend von sich sprechen zu lassen, wenn er (V,. 
654) der so bescheidenen Dido die Worte in den Mund legt:: 
Et nunc magna mei sub terras 1011 imago, 
Die Verse (860 folg. im 6. B.), welche den Marcellus ver- 
herrlichen, beweisen das zartfühlende Gemüth des Dichters. Sie 
verdienen ihren Ruf. . Freilich mochte die Mutter jenes Hinge- 
schiedenen in ilınen noch Manches finden, was dem nicht durch - 
persönliche Theilnahme bewegten Leser verbargen bleibt. 
Zu den besonders, ansprechenden Stellen des ganzen Epos 
gehört das Gespräch zwischen der Furie Alecto und Turnus, 
und die Schilderung der den Letztern hierauf ergreifenden Wuth. 


(Ν1. 416 folg.). Die Verse 458 bis 466 verdienen vorzugsweise ΄ 


bemerkt zu werden. _ 
_ Im siebenten Buche ist viel Bewegung und malerisches Le- .. 
ben; die Verse 626 bis 640, welche die Kriegsrüstungen in La- 
tium gegen die Trojaner beschreiben, sind trefflich. ὦ 
Das achte Buch enthält viel Züge eines pedantischen, sich 
steif und unnatürlich bewegenden Geistes, 
Die Episode. im. neunten Buche V. 176 bis 449, welche das 
unglückliche Schicksal des Nisus und Euryalus’ erzählt, ist.vom 
hober Schönheit, Die Grundidee ist zwar auch aus Homer ge- 
nommen, jedoch nur in den allgemeinsten Zügen. Das Ganze 
‘ ist Eigenthum des römischen Dichters durch die böchst gläckliche 
Wendung geworden, welche er seinem Vorbilde gegeben hat. 


Die Erfindung ist zart, die Durchführung rein und natürlich, die ! 


Wirkung auf Sipn und Gemüth innig und bleibend. 

Die Verse 390 folg. im’10. Buche stellen einen sehr spie- 
lenden Gedanken auf. Pallas, der Sohn Evander’s, kämpft mit 
Larides und Thymber. Diese Beiden sind Zwillingsbrüder und . 
einander so ähnlich, dass nicht einmal die Eltern sie unterschei- 
deu können. Doch Pallas kommt diesem Uebelstande zu Hülfe, 
Dem Einen haut er den Kopf, dem Andern die rechte Hand 
ab. Von diesem Augenblicke an sind sie bequemer zu unter- 
scheiden, Der sonst so richtig fühlende Tasso hat sich durch 
Virgil’s Beispiel zu einer ähnlichen Schwäche in seinem befrei- 
ten Jerusalem (Ges. IX. St. 84) verleiten lassen. 

‚In der Erzählung vom Tode des Lausus und seines Vaters 
Mezentius (B. X gegen Eıfde) herrscht Wahrheit und Gefühl. 
Vorzüglich Jässt sich dies von den Klagen des Mezentius um sei- 
nen gebliebenen Sohn und von seinem hierauf erfolgenden Tode 
sagen. Der ganze Abschnitt ist dem Besten in der Aeneide zu- 
zuzählen; er ist des grössten Dichters würdig. | 

Das Gleichniss im 11. B. V.492 ist schön ausgeführt, den 


e 
\ 


684 Obbarüi Epic de aliquot Horatii ocis, = / 


Hauptbestandtheilen ΠΕ aber aus Homer entnommen, den schon 
Eunius nachgeahmt hatte. 

Opis, eine Nymphe der Diana, sieht (XI, V. 836) dem Tref- 
fen zwischen den Lateinern und den Gefährten des Aeneas von ei 
ner hohen Bergspitze zu, Virgil sagt von ihr: 

spectatque interrita pugnas. 

Was soll interrita in dieser Stelle bedeuten? Die Opis ist als Be- 
gleiterin der Diana von göttlicher Natur, dje Beschäftigung mit der 
Jagd müss sie mehr als andere Frauen gleichgültig gegen Gefah- 
ren gemacht haben und überdies befindet sie sich auf einenr aus- 
serhalb der Schlacht gelegenen Puncte. Warum macht nun Vir- 
gil noch besonders darauf aufmerksam, dass sie ohne Furcht 
geschaut ? 

Es ist ganz wider den Character der eifersüchtigen, alle ihre 
. Nebenbuhlerinnen wüthend verfolgenden Juno, wenn sie 
143 folg. zur Juturna, der Schwester des Turnus sagt: 


Scis, ut te cunctis unam, quaecunque Latinas 
Magnanimi Jovis ingratum ascendere cubile, 
Praetulerim, coelique libens in parte locarim — 

Die Stelle (XIL. 681 —695), in welcher Virgil _den !Ent- 
schluss des Turnus, sein Leben hinzugeben, mittheilt, und die 
Gefühle und das Benehmen desselben in den Augenblicken schil- 
dert, als er sich durch Unglück von allen Seiten bedrängt z. 
gehört : zu den besondern Zierden des Gedichts, \ 


τ τ - τ ---- - - - - - ---- π᾿ ΠῚ 
Viro Praestantissimo 
Theodoro Schmi-dio 

&.PBD | 
L. δ. Obbariue 


‘ 

Jam multum temporis praeterlapsum est, ex qua ad me de- 
disti *) literas et humanitatis et benevolentiae erga me Tuae ple- 
nissimas. ‘(Juod ad eas nondum respondi, non in culpa est ani- 
mus, qui officium amico ze retuset, sed temporum τ 


“«" 


5) Via, „Eipistols obseroationen in Horatit locos aliquos ont. ad L. 8. 
Obbarium — missa“‘ etc. Progr. scholast. Halberst. 1028., quod 'soram 
cansa, qui haec logent, monitum vollen, 


\ 


Obbarii Epistola de aliquot Horatii locis. 585. 


tas, quae, quo minus facerem quae volebam, impedivit. Quod 
quidem non Tua ipsius causa moneo, qui, quo in Te sim animo, 
optime scias, sed aliorum causa, apud quos ne ın crimen lenti 
amici ineurram, mibi mäxime est verendum. Itaque ea omilto ex- 
promere, quae amicorum fidei melius committuntur. Hoc autem 
non possum sileritio praetermittere, quod. ex Horatianis Epistolis a 
Te emendalius editis maximam cepi voluptatem, quae eo maior 
exstitit, quo magis viros eruditos, quorum erat, istum librum 
tabulis censoriis inscribere, in lJaude Tua:- consentientes videbam. 
Stetisti enim promissis, 2. e. quae Tua et elegans et diligens do- 
ctrina sperare nos iübebat, perfecisti. Quod a me adulatorum 
more, modoque dictum ne quis existimare velit, ofhicit et animi 
mei simplicitas et aliorum candidum de Tuo opere iudicium; 
quanquam nemo erit, qui imbecillijatem humanam affırmet un- 
quam tulisse atque laturum esse opus omnibus numeris absolur 
tum. Quicquid est, apud arimum meum constitui, χάλκεα, quon- 
iam aliter non possum, addere χρυσέοις Tuis, Tuoque nomini, 
- optime vir, inscribere observationes aliquot, quas pro Tua in 
me amicitia ut benevole accipias et tanguam munusculum levi- 
dense οἱ crasso filo inseras diviti supellectili Tuae magnum in 
modum’Te rogo atque obsecro. Annotationes istae, quas Tecum 
communicalas volo, ad ‚poetam Venusinum, in quo Tu Tui no- 
minis domicilium posuisti, penitus cognoscendum maximam par- _ 
ἣν 'spectant, Primus, qui nobis se offert locus, legitur Epist. ᾿ 
13, 19. ; 

Vade, ναῖε, cave ne titubes mandataque frangas, 
Dubius haeres, utrum Poeta de pede an de lingua titubante Iı. l. 
löquatur et tantum abest, ut istud toto anime probes, ut hoc 
Tibi prae altero placeat, quod factum nollem. Quanguam utrum- 
que in usu fuisse bene doces, δὰ quem etiaın retulerim Grae- 
corum oAsodalvaıv, quo usus Socrates. dixisse fertur ‚(Orell. I. 
nr. 74. p. 26): κρεῖττόν ἔστι τῷ ποδὶ ὀλισϑαίνειν ἢ τῇ γλώσσῃ", 
dubitari tamen nequit, quin verba quae sequuntur: mandata- 
que frangas, rectum huius loci intelligendi modum suppeditent. 
Facile enim franguntur, quae quis pede titubante fert, gestat, 
portat. Inde iocosam lepidamque imaginem, quam Horatius 
verbo titubandi quasi ob oculos ponit, immiscet ex ludicra 
quadam dictione rei ipsi; quare non opus videtur, ut locutio= 
zes, quales sunt frangere fidem, foedus, aliaeque huic loco 
accoommodentur. Similis est enim locus Od. I, 86, 19 "45. 

Purpurei metuunt tyranni, . 

dniurioso. ne pede proruas 

Stantem columnam, neu populus frequens 

Ad arma, cessantes ad arma 
Concitet imperiumque fra | 

abi dici non potest, quantopere hallueinati sint interpretes. At 
Boll stans cum h. 1, nikil aliud sit nisi Becusıtele. et fcli» 


* 


688 Obbarii Epistola de aliquot Horatäi loeis. . 


citatis, cui omnes adspirent populi, signum et quasi symbolum, 
sua sponte apparet, imperium frangere idem esse quod impe- 
rium destruere sive subvertere. Poeta enim mira imaginis et 
rei ipsius confusione fragilitatem columnae in altero enunciato 
transfert ad ipsum rerumpublicarum stetum, qui a Fortuna im- 
mutari et subverti dicitur. Ceterum loci lotius sensum optime 
ezpedivit Mitscherlichius, venerum poeticarum indagator acer- 
rimus. (δ re observata alii loco ab interprelibus misere tur- 
bato sua enascetur lux grataque perspicuitas, Legitur iste Od, 
I, 8, 21 sqqg.: 


Te suis matres metuunt iuvencis, 

Te senes parci miseraeque nuper 

Virgines nuptae, tua ne retardet 
Aura maritos. 


Dorighello, coll. Od. IV, 18, 19., auram intelligit quicquid pel- 
licere potest amantes, ut vultus, incessus, motus molliculos 
membrorum, vocis blanditiss etc., non male quidem, si = pr* 
ma vocabuli notione i. e. metaphora discesseris Vanderbour- 
gius autem, ut aliorum insulsa commenta taceam, fastidioso 
quodam venustatis poeticae sensu ductus verbis istis hanc vim 
inesse opinatar: „Les nouvelles &pouses craignent, que ton veut 
(le vent qui pousse de ton cote) ne retarde leurs maris.““ Sed 
ut id dicam, quod sentio:'interpretes illi, qui veram inuterpre- 
tandi rationem eam ob causam aspernantur, quod ea aut sen- 
sui nostro rebus honestis perpolito adversetur aut insuavis re- 
periatur ad aures teretes et xeligiosas, ii id agere mihi viden- 
tur, ut non ἴδηι ipsos poetas veteres emendent et corrigant, 
quam eorum tempora et mores. Nos quidem non patiemur, ut 
ulla res nostrae mentis praestringat oculos veritatis studiosissi- 
mos. At ex iis, quae supra dixi, in promptu erit, Horatius 
etiam hoc lpco imaginem paulo ante adumbratam rei ipsi im- 
miscuisse. Hinc zuram, quod v. 21. metaphora a tauris iu- 
vencis desumpta est, Tanaquillus Faber, Dacierius, Mitscher- 
lichius Doeringiusque, a quibus discessionem facit novissimus 
‘ carminum editor, Braunhardus, rectissime intelligunt ‚‚odorem 
illum a juvenca emissum, quo captato iuvencus in amorem fa- 
riose fertur!‘ Ac ne talis comparatio nos offendat, alii a no- 
bis impetrabunt loci, ut Od. U, 5, 1 sqg. III, 11, 9 8η4ᾳ. ibique 
Mitscherl. Neque ad hanc naturalem , ne dicam, ighonestam 
veteris poeseos indolem referre dubitaverim illam delicatulis au- 
sibus odiosam virginum recens nuptarum descriptionem: Jam 
virum expertae (Od. III, 14, 10), in qua haud scio an Poesta 
εἴρων Graecorum illud: ᾿ἀνθρωθεῖσαι ob oculos habuerit. CE. 
Valcken. ad Eurip, Hipp. 490. p. 215. ed. Lips. — At contra 
aliis locis Horatius imaginum delineationem re ipsa interposita 
interrumpit et quasi dissecat, ut Od. II, 7, 15 ar 


nn ες. ee RS ἦς Ἔν Ἢ Kara μὰ Ὁ τ Ki ΟΝ ΥΩ ἃ 4 


4 


. 
‘ \ 


”. Ἐν ες 
Obbarii Epistola de aliquot Horatii locis. 587. 


Te rursus in bellum resorbens 
' Unda fretis tulit aestuosis — 


Dixit in bellum, ubi ex lege allegoriae in altum dicendum erat. 
Neque absimilis est locus, qui legitur Od. I, 5, 5 sqgq.: 


Heu quoties fidem ' 

Mutatosque deos flebit, et aspera 
Nigris aequora ventis 
Emirabitur insolens, 
Qui nunc te fruitur credulus aurea, 
Qui semper vacuam, semper amabilem 
"  Sperat, nescius aurae ' 
Fallacis! 


Versus 9. et @. veram rei notionem indicantes ex more Hora- _ 
tiano sunt; neque tamen allegoriam bac re turbatam aegre fe-. 

ras; id quod Hornio, critico illi acerrimo (Elem. crit. II, 20), 
accidisse videmus. Etenim si rem comparatam bene teneamus, 
ipsi ‚nobis persuadebimus, verba ad puellam spectantiä artis al- 
legoriae limitibus non coercenda esse. Quod quam verum sit, 
bene vidit Mitscherlichius. Quapropter magnopere cavendum 
est, ne ad normam, quam nosmet ipsi opinione quadam finxi- 
mus, temere redigamus omnia, quemadmodum a nonnullis in- 
terpretibus factum experientia edocti scimus, ut Od. 11, 10, 9. 


Saepius ventis agitatur ingens 
Pinus, es celsae graviore. casu etc. 


ubi, ut pleniore ore et poetico sono omnia sonarent, ex uno mis. 
Sorb. apud Valartum posuerunt seevius. Scripturam autem vul- 
garem bene defendit Bethius atqye ea, qua solet, acunıinis 50- 
lertia interpretatur Jahnius noster hisce usus verbis:. „Hoc enim 
vult ppeta, quod homo excelsipre loco canstilutus et saepius et 
gravius (graviore casu) fortunae iniquitate prematur.‘“ Contra- . 
rium fere, at eadem notionum congruentia usus attribuit Cicero 
pbilosophorum quietae vivendi rationi: (Of. I, 21, 73) Quae fa- 
ciliora sunt philosophis, quo minus multa patent in eorum vita, 
quae Fortuna feriat, εἰ quo minus multis rebus egent, εἰ quia, 
δὲ quid adversi eveniat, tqm graviter cadere non. possunt, ϑοά΄ 
nunc ad alium alius generis locum pergamus. Legitur Epist. 
,13,7.8 | 

Si forte, in medio positorum abstemius, herbis 

Vivis et urtica. — | 


Fuerunt qui vrticam intelligerent piscem marinum, qui quam ' 
inepfe huic loco accommodetur, Tu, mi Schmidi, pluribus de- 
monstrasli; inter quae non ultimum hoc est, quod ex more Hora- 
Liano generi saepe subiicitur species, ita ut talibus locis particula 
εξ vim quandam explicandi habeat, cuius generis multa exermpla_ 


} ͵ 


868 Obbarii Epistola de alignot Horatii locis, 


etiam Handius in Tursell. II. p..477. attulit Tuant comprobans g- 
plicationem, Scire tsmen velim, cum genus urticae tam late‘) 
ateat, quae urtica intelligenda sit h. e. utrum ex Tua et Biller- 
beckii ‘(Flor. class. p. 229.) sententia diosca illa an alıa quaedam. 
C£. Vulp. ad Catull. 44, 15. Quicguid est, quentopere Sicilien- 
ses etiam hoc tempore delectentur herbarum usu fructugue, fa- 
eile perspicitur ex Goethii nostratis itinerario Italico (XXVIIL. p. 
183), qui quomodo illi carduorum quodam genere vescantur in- 
ter alia haecce enarrat: „Mit Verwunderung sahen wir diese bei- 
den ernsthaften Männer (nobiles e Sicilia. oriundos) mit scharfen 
Taschenmessern ‚vor einer solchen Distelgruppe stehen und die 
obersten Theile dieser emporstrebenden Gewächse niederhauen; 
sie fassten alsdann diesen stachlichen Gewinn mit spitzen Fin- 
gern, schälten den Stengel und verzehrten das Ignere desselben 
mit Woblgefallen. Damit beschäftigten sie sich eirf@Mange Zeit, in- 
dessen wir — Der Vetturine bereitete uns dergleichen Stengelwerk 
und versicherte, es sey eine gesunde, küblende Speise, sie wollte 
uns aber so werig schmecken als der rohe Kohlrabi zu Segesta“ 
Verba quae sequuntur: sic vives protenus, ut te Confestim liqur 
‚dus Fortupae rivus inauret, ex loeutione proverbiali videntur 
esse. Sic Poeta Graecus (Delect. Epigr. Gr. ed. lacobs VII, 70, 
3.4. p- 951): καὶ σοῦ τὴν ὀφρὺν καὶ τὸν τῦφον [τὸ δαιμύνιον) 
καταπαύσει, κἂν ποταμὸς χρυσοῦ νάματά σοι παρέχῃ. — | 


Epist. I, 15, 26 — 82. 
Maenius, ut rebus — — 
: Pernicies et tempestas barathrumque macelli | 
Quicquid quaesierat ventri donabat avaro. 


Contra Bentleii rationem normamque, qui ex conieclurs, 
teste δα, ed. Cadom. 1480 comprobata: donares in ipsis Poetse | 
verbis posuit, Tu, mi amice, bene tueris indicativum donabas, 
utpote qui non continuata oraltionis serie per se stet suumgut 
in enuntiato primario locum teneat53 quod quanquam place, 
nescio tamen, quomodo mihi probetur scriptura illa “μετα 
codd. mss. confirmata: donarat; quam si receperis jocosi quid 
et ridiculi in hoc loco invenies et its, ut Maenii voracitas male 
rem in modum ante oculos ponatur. .Describitur enim homini 
aviditas, qua quicquid invenit in viscera etatim demissum habet 
Haec est vis utriusque plusguamperfecti utramgue rem um 
quasi temporis puncto absolutam indicantis. Quod εἰ concesse- 
ris, tantum abest, ut plusquamperfectum. donarat imperfecti πο’ 
tionem respuat, ut eam admittat requiratgue, cf. Ramalı. Cr. 
lat. p. 403.:ed. I. Eandem scripturam. etiam tuitus est, ut nunc 
video, Becherus, V. D., in Obss. in aliquot Horasii locos mas 


5) vid. F. G. Dietrici Nachtrag zum vollständigen Lexicon der Gärt’ 
und Botanik EX. p. 359 — 376 οἱ Lexicon ipsum X, p. 276-297. .: 


ΟΡ αι Epistöla’de aliquot Horatii locis, 689 
mans partem critt. specim. Liegnitz. 1830. p. 10: Ceteram mihi 


liceat ad hanc 'hominis voracissimi descriptionem alios conferre ° 


locos, ut huius loci elegantia iocosaque festivitas magis &ppa- 
reat, Sie Ovid:Metam. VIE, 842 sqqg. Cibus omnis in illo Causa 
cibi est; semperque locus fit inanis edende, Jamque fame pa- 
trias altique vorafine ventris Attenuaras opes etc. Cicero pr: 
Sextio 52, 111. Utrum ego tibi patrimonium eripui,:Gelli, an 
tu oomedisti? quid? tu meo periculo, gurges ac vorago pairi- 
monii, helluabare etc. Sidon. Apollin. Carm. 5. p. 297. Elmenh; 
past quina , P-itellii Millia famosi ventris damnata .baratkro. 
Seneca N: Qu. [, praef. 3. Quid enim erat, cur in numero ψὲς 


ventish me posilum 6686 gauderem? an ut cibos εἰ potiones . 


pereolarem? Id. Epist, 77, 14. nihil interest, centum per vesicam 
tuam, anımille amphorae transeant. Saccus’es. Invitus relin- 
quis macellum, in quo nihil reliquisti. Omnino Latini ad 
Graecorum exemplum, quibus ’'homo gulae ac ventri deditus 
ἀσκός, θύλακος, γαστὴρ εἰ ἠθμὸς audit, talem appellare solent 
utrem, follem, corticem, saccum, ventrem etc,, caius rei multa 
ex Graecis et Latinis exempla afferunt*Cäsaubonas ad Theophr. 
Char. c: δὲ p. 67. ed. F., Perizon. ad Aelian. V. H. I, 28. et 
Koeler. ad Senec. Qu. Nat. p. 262. Aliis exemplis docte, ut so-+ 
let, locum Horatianum illustravit Mitscherlichius in Racem, Ve- 
nus. Fasc. IV.'typis repetit. in Seebodii „Archiv“ 1830. nr. 47. 
?- 869. 'Nunc aliqua eligere lioeat ex Epist. 1, 16. v.5—7. 


Continui montes, ni dissocientur opaca 
Vulle, sed ut veniens dextrum latus aspiciat Sol, 
 Laevum discedens curru fugiente vaporet.; 


Rectissime Casaubonus, Te teste, 'verbum vaporandi priscae 
latinitatis verbum, cui notio calefaciendi inesset, dixit; quare 
Te nollem dixisse illud a Poeta foriasse positum, quod sol occi- 
dens‘ valles tepido vapore obduceret et obumbraret, id quod 
nos: ämdunsten — nominamus, duae explicatio sereno illius 
iractus ‘coelo parum accommodata esse videtur. Tibi quidem 


praeter Doeringium et.Vossium etiam assentitur Carolus Passo- 


vius („Dicht fortzieht sich die Reihe der Berg’, ob sie schattig 
ein Thal auch Trennt, doch. so dass im Nahen die Sonn’ an- 
blicket die rechte‘ Seit’ und umdunstet die - link’, abscheidend 


auf fliehendem Wagen); at aeris et salubritate et puritate bene 


perpensa vaporare h. 1. nil aliud esse existimaverim nisi modi- 
co et temperato calore afflare, calefacere quid. Sic Palladius 
R. R.1, 20. Δα purus calor olei cellam sine fumi nidore vapo- 
rabit. Fulgent. Myth. I. p. 18. Mck. Calliope Zudibunda pal- 
mıclae tactu meum vaporans pectusculum poeticae pruriginis dul- 
cedinem spargit. Üf. Ernestii gloss: ad Ammian. Marc. ἢ. v. 
Etekini quo minus acrior solis calor (Epod. 3, 15) h. 1. intelliga- 
tur, obsiant soquenlia: Temperiem Jaudes — quas quamvis ne- 
' 


0 Obbarli Epistola de aliguot Horatli locis. 


mo non sciat, tamen non possum, quin proferem auge qui 
huc apprime Tacit, locum ex Lsctantii Inat. II, 11, 2. Non erant, 
inquiunt, in principio mundi hiems et aestas, sed ‚perpetua 
Sernperies et ver aequabile. Ceterum formulam: Sol aspick — 
pluribus illustrat Burmannus ad Nemes. Ecl, 1, 34., sed explia- 
tio: donge et alte videre, de hoc quidem loco claudicat, Est 
hic potius: So non inhaeret dextro lateri, sed ei mox se subdır 
eis, Praeterea eleganter h. 1. soli tanquam personae tribultor, 
quod est rei. Huc etiam speciat dictio illa a Te et Marklando εἰ 
Stat. Silv. I, 6, 10. bene explicata: Sol veniens, pariter atqus 
δου: curru fugiente, de qua dixerunt Cortius ad Lucan. VI], $, 
Burm. ad Anth. lat. II. p. 805. interpp. ad Carın. saec. v. 9. εἰ 
Od. III, 6, 41., ubi So) Amicum tempus agere abeunte ourru ὦ» 
citur. Atque haud scio an eam ob causam Poeta, cum dis. 
dens scriberet, huic verbo generaliorem tribuerit abeundi no- 


᾿ς, tionem prosopopoeiae maxime accommodatam ; quod quam bene 


de sole dicatur,. alii confirmant loci, ut Claud. Nupt. Hon. εἰ 
Mar, 288. tardumgue aupit discedere, Solam. Cicero N. DI, 
7, 19. posseine solis aowessus discessusque solstitiis brumisqu 
cognosci? Alioquin Bentleii coniecturam decedens ingeniosisei- 
mam nominaverim, quoniam hoc verbum in hac re eg 
optime describit solem ad occasum declive iter tenentem, ser- 
sim paulatimque post mentes occidentem ac plane evanescenten, 
ut Homer, Od. 15, 471. Δύσσετο τ᾽ ἠέλιος. Exemplis a Bentleio 
in rem allatis adde Virg. Ge. I, 449. Ovid. Met. IV, 91. Pind. 
Theb. Epitom. Iliad. 107. (Werned. P. Lat. min. IV. p. 681.) εἰ 
Lactant: Inst. 11, 5,23. Ad haec decedere, discedere et descender:, 
quod bhic aliquot codices exhibent, ubique permutantur. Vi. 
quos indicant Drakenb. ad Sil, 17, 1. et Buenem. ad Lactsrt 
Inst. IV, 21, 2., quibus adde Feam ad Epist. I, 20, 5. A. P. 518. 
Burm. nd Nem. Eel. 2, 89, interpp. ad Liv. XXXVI, 16, 4. 
Cort. adLycan. III, 682. VI, 451. Bach. ad Tib. I, 2, 19. Forbig. 
ad Lucret. I, 387. 681. Heyn. ad Virg. Ecl. II, 67. Misc. Obss. |. 
p. 202. Beier. ad off. Ill, 9, 88. et Wernsd. ad Cic. pr. Plan. 
14, 83. lItaque non est, quod miremur, Bentleium secutos esse 
Cuningamium, Merv., lon,, Francis., Sandb., Dorigh., Comb, 
Oberl., Habexf., Wetzel., Prasdie., Both., Jaeck. et Doeringium. 
‚Sic etiam’locum Jaudat Foxcellinius ν. ἐΑΡΌΤΟῦε: Pergamas οἱ 
v. 86 664. 


Idem si clamet furem, neget esse PEN 

Contendat laqueo collum. pressisse paternum: 
Mordear opprobrüs falsis mutemque colores?. 
Falsus honur iuvat et mendax infamia terret 
Quem nisi mendpsum et mendacem? — — 


Sic Tu, V. D., scripsisti, idgue mea sententia rectigaime; cum 
.vero satis babueris, breviter tanfum sententiam Iuam prop%- 


Obbarii Epistola dt aliquot Horatii Ιου, , 801 


uere, meum esse duco, pluribus quod contra dixerupt adversa— . 
rii si non plane refutare, at certe rem nostram defendere., In 
am enim nuperrime exstitit Mitscherlichius (Racem. Venus. Fasc. 
VII p. 7), qui Bentleium secutus signo interrogationis post co- 
lores deleio et scriptura medicandum recepta sententiarum pro- 
gressionem hanc esse arbitratur: „Maximam ad vitam beatam 
vim habet, si, quod videri vis, vere sapiens, vere bonus 98. 
Virtutis enim simulatio te non praestat beatam, etsi opinione 
vulgi, externa. specie, quam mentiris, delusus, beatus habearia, 
teque hac ipsa- vulgi existimatione inductus’frustreris, atque inde 
laude boni et sapientis viri, quam {ἰδὲ impertit, impense de- 
lecteris. .Atqui, si laus ἰδία, quas tibi non merenti ruborem ex. 
cutere deberet, magnam tibi delectätionem affert;. fieri non pot- 
est, quin Opprobriis in te coniectis, etsi falsis, contrario modo 
afficiare; quod documente est, aninum, a vulgi levitate penden-' 
tem, longe adhue a sapientig abesse, ac medicutiane egere.“ — 

Nibil nunc dicam de auctoritate tat bonerum codicum in scripiur 
ra snendacem consentientium, .nihil .de illo librariorum fastidio, 
que vocabulum paulo ante lectum repetere. dubitabant;. at omnis 
huius loci argumentatio in eo posita est, utille var bonus, qui 
: ἃ sola vulgi assentatione pendeat ac non aptus sit EX 8680, suarum 
rerum et simulator et dissimulatbr*) ostendatur. Quare horum 
versuum et proxime antecedentium nexum statuo huncce: ‚Qui 
falsa viri boni laude delectatur, idem et hanc sibi eripi personam 
aegre ferat necesse est; nemo aulem falsis criminibus ab eodem 
vulgo levi affeotus aeque dolebit; atqui, uti non dolendum falesis 
opprebriis, ita non laetandum falsia ‚Jaudibus, gquod in neminem 
alium cadit nisi in eum [mendacem], qui alius atque est vult vi- 
deri ideoque perpetuo mentitur; neque quisquam falsis crimini- 
bus terretur, nisi mendosus i. e, vitiis.vere inquinatus. Ergo 
[quod quidem Poeta non ipsis verbis, sed re dicit] in quem illud 
utramque cadit, is et pro kirnulatore et dissimulatore censendus 
est, atque inde multum abhorret a sapiente 110, qui vulgi et lau- 
dibus et opprobriis non nimium aut nihil tribuens, sed in se ipso 
constitutus vero virtutis aggore rectum sequitur.‘“ Quae si ita 
sunt, eliam in .promptu erit, verba: Mordear — colores interro- 
gative efferenda itemque :per chiasmum **) Horatio usitatissimum 
vocabulum mendosum proxime ad mend. inf. atque νοῦ. menda. 
cem ad fals. kon. referendum esse, ita tamen,. ut nomen mendacis 
utramquerem vi quadam cogilandi coniungat. Ex quo etiam emer- 
git, quantopere ii errent, qui, Bentleio auclore, idem primae 
personae volunt esse, quod si concesseris, verbis illis: c/Jamet — 
rreget — nude positis Horatium ambiguitatis crimen vix eflugere 
potuisse dixerim. At per idem cum vi quadam irrisionis repeli 


.5) Οὗ, ν. 93. 24. 30. 31. 45. 54. 59—62. 5) Vid. Heind, ad Sat. 1, 
8, 52. Hoched. ad A. P. 46. 109, 188, 246, 273..203. 884. 371 L 


: ἢ 


. 


602 Obbaxii Epistola de alfquot Horatüi.locis. 


tum anne significater populus, qui modo laudat, modo Vitapent, 


modo honores detrahit, modo famam eripit. Quis est, quin hoc 
loco ‚vulgi levitatem mutebilitatemgue facete describi sentiat? Non 
hac ipsa re eius, qui illi aliquid tribuit, animus imbecillus sibi- 
que non constans magis apparet? Restat, ut quod primum erst, 
ponam ultimum. Mendacem exhibent codices Bernenses *) A. C. 


D.E. f. F. [/allacem cum gl. fallaciis 6.1, Ambrosiani A.B.D.F. 


H.N.O.P, [in A. medicandum a 2. un. et ad marginem et: mendi- 
cum; sic enim, teste Hauthalio, scriptum videtur. Idem in dao- 
bus mss. Monac. invenit et recepit Hocheder; sed vocabula men- 
daci, mendicd, mendoso etiam permutantur apud Apulöj. Met, 9. 
p- 687. ed. Wouw. 1606. — mendosum mendacem Ar. Ο, Pr. ἃ. 


(manus νοὶ prima vel certe eiusdem aetatis ex mendica emendavit 


mendacem) L. z. tz. (illum qui mentiri consnevit et falsa in ali 


quem obprobria finxit; gl.) I. (in var. scr. cum gl. insanum) IL 
mendosum (et factis) mendacem (et verbis, gl.) x; alios aliorum 
libros manu scriptos nanc non moror. Contra medioandum in Pa- 


‘risinis B. (ad marginem a 1. m. mendacem) E. y. 9. Ita otiam 
legisse videtur Porphyrio, qui iuterpretatur: non.sanum. At quid 
est, quod non scholiorum scriptores legerint et interpretati sint? 
Videatur Ferd. Hauthalius ad Pers. 1, 5. p. 6 --9. (Lips., Baum- 
gaertner. 1833.) Rectius tamen fecerit,. qui Tibi illud on sanım 
pro interpretatione ‚vocabuli merdoszm habenti asserisum prae- 
buerit. — [δαὶ videamus de 'scriptura: mutemgwe colores, οἱ 
cum qua causa singularem numerum praetulerit nnperrimus Ho- 
ratianarum Epistolarum editor, C. Passovius, sane nescio. Üt 
usitalissima sit formula: colorem mutare; plurali tamen numero 
huic loco nihil est accommodatius, Nam uti postae epilheta saepe 
ab eventu**) desumunt, sic etianı per prolepsin quandam quorus- 
dam substanlivor&m plurali namero praeter morem utuntur, εἰ 

quid plures in partes divisum vel mutationi obnoxium, a pluribus 
factum vel saepius repetitum atque omnino cum Vi quadam efle- 


rendum mentis quasi oculis proponunt; inde mutare codores nihil 


aliud est nisi mutare colorem, ut plures exinde evadant colores, 


rubori succedät pallor et contra; qua rem Plutarchus (Virt.mor. 


VII. p. 763. ed. R.) per χροᾶρ μεταβολὰς significat. -- Ex.qgo satis 
intelligi arbitror,, ista formula apprime describi: eum, qui non 
consistit ore, ut ait Cicero ad Quint. Frat. II, 3., cu color non 
certa sede manet, ut ipse Horatius Od. I, 18, ὅ. indicat. Exem- 


plis a Bentleio in hanc rem allatis adde "Augustin. Epistt. Nom 


etiam nos indignando aut laetando ceterisgue huiusmodi motihus 
multos in nostro corpore vultus: coloresque Jormamus. Aristaenel, 
J, 11. ὑφ᾽ ἡδονῆς παντοδαπὰ χρώματα παρ᾽ ἕκαστον λόγον ὑφίεν 


" De his codd. vide Ferd. Hauthalium loco I, 3. pag. 461. Iandato. 


”) Vide sis Sn meam ad ERBE Ι, 4, ©. P- 13. et cf. Cort. 


ad Lucan. I, 305. ed 


\ 


Obbarii Epistola de aliquot Horatiilucn 698 


Dubito tamen, mım huc pertincat Plinius H, N. VIIL, 84. Mutat 
colores Scytharum tarandus. Wide, si tanti est, quos de talibua 
substantivis praeter consuetudinem plurali numero usurpatis attu- 
limus ad Epist. I, 2, 8. p. 25., cf. Hoched. ad A. P. 158. p. 78.) 
Ochsner. ad Οἷς. Eclog. p. 87. ed. 2. et Rotliii Quaest. Grammat, 
εἰς, in Seebodii „Archiv“ 1830. p. 18. Omnino librarii pluraleni 
substantivorun numerum in singularen mutare solent, cuius rei 
malta congessit exempla Cortius ad Lucan. I, 140. II, 299. Hinc 
recte Od. IV, 15, 15. orius pro ortum scripserunt Vanderbourgius 
et exacti iudicii vir, Iahnius noster. Et quem fugit, quas turbas 
commoverit scriptura illa apud Cicerouem pro Archia pveta 6, 13. 
guanium — conceditur temporum, quam huperrime aliis exem- 
plis_bene tuitus Stuerenburg ad h. I. p. 97. Sed iam ad id, unde 
degressi sumus, revertamur. Scripluram colorem admodum pauci 
babent codices, ut 6 Bernensibus f. (de Ambrosianis nihil nobis 
innotuit), 3 mss. ap. Cruquium cum eius Commentatore et aliquot 
ap. Bentleium. Reliqui, quod sciam, de suis codicibus tacent. 
Ceteroguiu non dissimulandum est, editionem Locheri et, teste 
Hauthalio, edd. Venetas 1488, 486. scripluram praebere: mus 
tentque colores, cuius eliam mentionem facit Nodellius in Not. critt: 
c. 4. p. 98. ed. Aviani. Bene gnidem ea defenditur exemplis a 
Valpio ad Catull. 22, 11., a Cortio ad Sall, Iug. 88, 10. atque a 
Drakenb. ad Liv. IL, 10,6. XXXIX, 51, 10. allatis, similiter enim 
Graeci: πρόσωπα μεταβεβληκότα ap. Theophr. Char. eth. 8, 2. 
displicet'tamen subiecti, quod dicunt, subita mutatio, Alia huius 
generis exempla contuli in Seebodii bibl. crit, 1828. ch. 15. p: 
116., quibus nunc addas velim Forbig. ad Lucret. 1, 398. Ceteram 
horum verborum varielatem persequi huius non est loci neque 
temporis. Sed vix mihi tempero, quin aliquot locos, qui ad rem 
faciant, huc-transscribam. Notum est illad Ciceronis (de Off, 
I, 29, 102): Licet or@a ipsa cernere iratorum aut eorum, Qui aut 
Lbidine aligua aut metu commoti sunt aut voluplate nimia pe= 
iunt, quorum omnium voltus, vuces, motus statusque mutan« 
sr; a quo dieto non abhorret Quintilianus (XI, 8, 78): sangwis 
Ze, qui mentis habitu movelur, et, cum infirmam verecundia 
usern accepit, effunditur in ruborem etc. Hinc crebram illam co- 
oris mutalionem quacunque ex causa fatlam vario modo descti- 
ὩΣ Latini, Sic Seneca Med. 857., pallor fugat ruboremt Nullum 
agante forma servas diu colorem, Id. Nerc. Oet; 251 sqq« Nec 
ws habitus durat — = Pallor ruborem pellit, et formas dolor 
Errat per omnes — Lucan, Υ, 214, Stat nunquam Jacies: rubor 
graesss inficit ora. Ovid, Heroid. 21, 163. Quique erat in palla, 
rarssit in ura rubor. 1d. 20, 8. Quid pudor ora subit. _ Id. Met. 
[, 601. EB pariter vultusque Deo plectrumque colorgue Baeidit, 


idon. Carm.7,259. Sibimet multas vultum variata per unam Ira 


zcöt facies, Liv. XXXIX,34. AIdeo perturbavit ez vox regen, ut 
ογε color, non vultus ei oonstiterit, Plura dabit Wassius ad Sel- 
Archiv fı Philol, u; Pädag: Bd; IL ΗΝ. 4: a3 


Wr 


| 
% 


‘ 0: Obbarü Epistola de aliquot Horatii locis, e 


last. Iug. 114. p. 378. et 191. p: 896. ed. Haverc. cf. γαῖ. οἱ 
Catull, 51, 9. FYultui Δ} vario fere opponitur stans, Graecis 
ἐστώς. γιὰ. Drak. δὰ Sil. 15,29. Cort. ad Lucan. V, 214. Dorvill 
ad Charit. 8, 9. p. 404. ed. Lips. Ceterum colorem pro colore f- 
ciei in’tali re absolute dici bene .ubservavit Osannus ad Apulei. de 
Ortlogr. $. 41. p. 66. — Unum adhuc relinguitur observatione 
quadam non indignum. Ad verba’enim: Jdem si clamet furem— 
intelligendum arbitraris me-esse. Quodsi quis boc quidem verbum 
non necessarium putet, ei ego son valde repugnaverim. Etenim 
absolutus huius verbi asus etiam alibi reperitur, ut Propert. 1V,3, 
58. (ibique Burm. p. 869): Zerrita vicinas Teia clamat aquas. 
Ovid. Met, III, ἮΝ Jgnari --- absentem certatim Actaeona cla- 
mant. Petron. c. 107. Nam quod invidiam Jacis nobis, inge- 
nuos honestosque clamando, vide, ne deteriorem facias confida- 
tia causam. Sic Graeci βοᾶν φινὰ, vid. quos e Graecis et Latinis 
affert locos Reitzius ad Lucian. Toxar. VI. p. 456. Bip. et cf. J- 
cob. ad eundem locum p. 125. Huo accedit, quod verbum cla- 
mandi ex usitata formula est, qua, qui furem insegwebatar, εἶμ 
mabat: prehende Jurem; vid.‘ Brisson. de Form. 8, 29. p. 69%. 
Itemque is, qui manifesti furti furem aliquem arguere volebat, id 
elamore aut accursu indicare debebat; vid. Heinecc. Antig. Rom. 
Iurispr. IV, 1, 5. Itaque si rem patrii sermonis regula metiar®: 
wenn Jemand Dieb ruft — ne pronomine me quidem opus 6820 
fortasse dixerit quispiam. Ac ne argutari videar, etiam alium 
huius verbi usum, quo de qualibet re invidiosa dicitar, huic loco 
convenire ingenue vonhtebor. Jam loco ad Epist. il, 1, 80 a Te 


| Ἐπ observato addi possunt Cic. Republ. 8, 11. Auct. ad Herem. 


10. Mart. Ep. I, 53, 8. Quicquid est, pronomen me et hic el 
in sequentibus verbis: περ εἰ — contendat non sine idonea canss, 
quam inquirant Grammatici, a Poeta omissum esse persuasum ha- 
beo. De tali ellipsi videndi sunt quos laudat Stallbaumius ad Te- 


‘rent. ἀπὰς, II, 8, 27. p. 109. Beier. ad Cic. Oratt. Fragm. p. 197. 


et Handius ad Wopk. Leecit. Tull. p. 13., qui bene distnguendam 
bene praecipit. Aliter enim res se habet Epist. I, 2, 10. Quid 
Paris? — Cogi posse negat, ubi idem subiecttum ex verbo re- 
gente, quod dicunt, traducitur atque facile intelligitur. 

Sed iam, ne aut Tibi, Vir doctissime, taedium creem, δαὶ 
aliis is videar, qui laureolam in mustaceo quaeram, finis facien- 
dus est longae epistolae. In qua scribenda si nihil aliud eg, 
quam ut de rebus ad Poetam nostrum pertinentibus loquaciter Te- 
cum confabularer, etiam hoc a Te peto, ut has literas publicum 


. quasi amicitiae nostrae documentum .esse.velis, Scis enim, del. 


cissime amice, amicitiam nostram communione studiorum iniem 
quam arto pustea coniunzxerit vinculo ipse animorum et volunta- 
tum consensus. Neque est, cum utrique nostrum illud ἀληϑεύξιν 
dv ἀγάπῃ propositum sit, quod verear, ne, δὶ de hac illave- r 


aliter senserimus, animus noster abalienetur. Hoc est’enim. ho 


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Ομ 


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Erklärung einer Stelle in Sanchuniathons Geschichte, 896 


ER: 
minum, qui humanitatem profitentür verbo, re abnegant. Per- 
suasum igitur Tu habeas, oınni tempore sincera pro Tua Tuo- 
rumque salute vota nancupake atque nuncupaturum esse, ita ut 
Deus optimus maximus omni omnium bonorum Te beet copia. At. 
quemcungue Deus Tibi fortunaverit horam, vive mei memor, 
meque, ut facis, ama. Scripsi natali Tuo mensis Decembris 


MDCCCXXXIU. | 


Erklärung einer Stelle in SanchuniathonsGeschichte - 
nach Philo Byblius Uebersetzung bei Eusebius 
(Praeparat, Evangel,-L. I. cap. X) 5 
von nn 
Guest Seyffarth, 
ausserord. Profi ἃ, Archäol, zu Leipsig, 


Zu den merkwürdigsten Ueberlieferungen des Altertliums ge- 
hört unstreitig die Nachricht von der Erfindung der Schrift bei 
Sanchuniathon, indem dadurch nicht blos die Gesetze, nach wel- 
chen unser Alphabet entstand, sondern auch die Zeit seines Ur- 
sprungs historisch bestimmt werden. Hierzu dient folgende, bis- 
her, so viel uns bekannt ist, noch nicht vollständig erklärte Stelle; 
Πρὸ δὲ τούτων ϑεὸς Taavrog, μιμησάμενος τὸν οὐρανὸν, τῶν 
θεῶν ὄψεις, Κρόνου τε καὶ ΖΙαγῶνος καὶ τῶν λοιπῶν, διετύπωσεν 
ποὺς ἱεροὺς τῶν στοιχείων χαρακτῆρας ἐπενόησε δὲ καὶ τῷ Κρόνῳ 
«εαράσχημα βασιλείας πτέ. ᾿ ee 

Die editio princeps, Viger und der neuste Bearbeiter Orelli 
baben,. eben so wenig als Scaliger, Grotius,' Bocchart, Selden, 
CTumberland, Voss, Gosselin, Wagner, Kanne, Dupuis, Paravey 
u. a. Erklärer, abweichende Lesarten bemerkt, Auch bedarf es 
keiner Textveränderung, da die Stelle an sich klar ist und voll- 
kogımen in. den Zusammenhang pasit, 


Die recipirte Uebersetzung der Stelle ist folgende: Taautus 
vero Deus, cum iam ante Coeli imaginem effinxisset, mox Saturni 
stianı atque Dagonis caeterorumque Deorum vultus, ὉΠ 8 4118 sacros 
sJementorum characteres expressit. Jedoch setzt Orelli in einer 
Note hinzu: Quid hoc sibi vult? Num ante Taautun Uranus sive 
Coelus primus effinxit θεῶν ὄψεις ἢ Equidem crediderim scriben- 
um οὐρανὸν, ut sensus sit, Taautum prius ante Deorum imagi- 
»e8s sphaerani coelestem vel simile aliquid effinxisse, - Dupuis Ori- 
gisze de tous las eultes Hl. p. 208, - ἢ | 

᾿ 495 


508 Erklärung einer Stelle in Sanchunisthons Geschichte. 


Dagegen ist zu bemerken, dass jenes unaque keineswegs im 
Texte steht. Folglich ist der Mittelsatz Apposition entweder des 
folgenden, oder des vorhergehenden, "Oyssg ϑεῶν gehört entwe- 
der zu οὐρανὸν, oder zu στοιχείων χαρακτῆρας. Darüber entscha- 
det der Zusammerhang. | 


Der Wendepunct ist der Ausdruck ὄψεις ϑεῶν. Man verstand 
darunter die Bildsäulen der Götter, welche Taaut erdacht habe. 
Allein in den ersten Zeiten, wo, wie sich unten zeigen wird, 
Taaut lebte, hatte man weder Tempel noch Bildsäulen der Götter 
(8. Herod. II. 52. Selden. d. Diis Syr. 11. 1. p. 196. 200). Die 
Worte ὄψεις ϑεῶν sind gleichbedeutend mit DD (facies) ΠΡῸΣ 
(imago) δῷ» und (persona), Facies (Firmicus Astron, 
L.IL p. 17. Basel.), Decanı (vultus), ἐπισκόποι, ὁροσκόποι, πρίδ- 
era (8. Salmasius Anni Climacterici p..555 ff. Stanleius Hist. Phi- 
los, p. 1138.). Man erinnere sich, dass Sanchuniathon, der einige 
hundert Jahre vor Trojas Zerstörung lebte, Phönicisch d. h. Semi- 
tisch schrieb, von Philo Byblius aber erst ins Griechische über- 
setzt wurde (Euseb. Praep. Evang. I. p. 31. Vig. Cyrill. Alex. Vi. 
con. Jul.p.205). Sonach sind ὄψεις ϑεῶν zunächst die 86 Abtheilu- 
gen des Thierkreises, welchen die Götter d.h. die Planeten ebenso 
wie den Zeichen des Thierkreises vorstanden (S. m. System 
astronomiae Aegyptiscae quadripartitum p. 23. col. 214). "Oyıs 
ϑεῶν bezeichnen Aber auch die Zeichen selbst, weil die Decu- 
rien (Facies) den Zeichen ähnlich sind. Daher werden beide 
Ζωώδια genannt (Salmas. de ann. clim. p. 559). Beiden stehen 


die Planeten auf gleiche Weise vor und so wie 12 Zeichen, #8 


werden bei den Alten häufig 12 Decurien für 1 Jahr genom- 
men, worauf z. B, die Eintheilung des alten Jahres in 3 Theile 
bei den Persern, Indern, Germanen, Aegyptern u. a., so wiedie 
bekannten Triaden in Jen Mythologien sich gründen (Systems 
astronem. Aegypt. p. 351). Folglich sind ὄψεις ϑεῶν den Git- 
tern zugeschriebene Segmente des Thierkreises, gleichsam die 
Antlitze der Götter. So konnte man allerdings nach den Prir- 
cipien der alten Beligionsphilosophie die Prototypen der Monate 


und anderer: Zeitabschnitte nennen. Denn die Götter der Ata 


sind nicht, wie man bisher glaubte, gewisse specifische Nalur- 
kräfte, sondern Complexe von verschiedenen in Raum und’Zei 


sich offenbarenden Potenzen, deren sichtbare Abbilder die See 


mente des Thierkreises und die ihnen vorstehenden Planeten gal- 
ten (8. m. Abh. über die höchsten Gottheiten der Germanischen 
Völker u. 8. w. in Illgen’s Zeitschrift f. hist. Theol. 1834. 1. St). 
Von diesen Antlitzen der Gölter werden in unserer Stelle n= 
mentlich 2 genannt, die ὄψεις Κρόνου (ἢ) und Δαγῶνος (}}), 
ἃ. h. Saturnus und Jupiters Zeichen (22 Y xx X), ihre Dec 
rien u. 8. w. Jayav wird vorher ausdrücklich Zeug ἀράτριος 
genannt und hiermit stimmt sein Zeichen 4 (Widder mit Fisch- 


Erklärung einer Stelle i in Sanchuniathons Geschichte. - 50% 


Jeib), da bekanntlich Dagon ebenfalls mit Fischleib' abgebildet 
wurde und der 3 wirklich das Haus (ὄψις) des 2} Dagon ist 
(Creuzer Symbol. I. p. 74 8... 
“ Dem gemäss muss unsere Stelle so übersetzt werden: Ante 
(dipartitionem terrarum inter numina zodiacalia) divinus Taau- 
tus, imitando coelum, (quippe) Facies divinas zodiacales (veluti) 
-Saturni ( Ὁ) Dagonis (2}) et religquorum deorum (2% »O), 
expressit sacra ‚literarum signa ; quemadmodum excogilavit nn 
lis numinibus sua paraschemate cet. 
Οὐρανὸς ist hier nicht der Gott, sondern der Himmel, wie 
sogleich aus den zunächst vorangehenden Worten erhellt, "San. 
᾿ ebuniathon erzählt, dass Saturn, nachdem er seinen Sohn Muth, ᾿ 
(den Tod) dem Uranus geopfert, Phöniciens Provinzen unter die 
Götter vertheilt habe, wobei Boaltis. Biblos, Neptun Berytus 
erhielten. In’ dieser Prolepsis, wie sich unten deutlicher zeigen " 
wird, ist der Satz ausgedrückt, dass nach der Fluth die Zeichen 
des Thierkreises ebenso wie die Länder und deren Provinzen unter 
᾿ die Götter vertbeilt wurden (Systerna astron. Aeg. p. 356). Die 
Provinz Berytus entspricht dem εἰς und wirklich sagt San., dass 
daselbst das übrige Meer (πόντου λείψανα hinversetzt worden. 
Die Meinung, dass bei μιμησάμενος τὸν Ουρανὸν an eine Bild- 
säule des Coelus, oder eine astronomische Sphäre zu denken sei, 
ist aus der Luft gegriffen. ἤοψεις ϑεῶν gehört zu οὐρανός. Nicht 
den ganzen Himmel mit seinen Sternbildern-.ahmte Taaut nach, 
indem er das Alphabet bestimmt; sondern nur den Thierkreis, 5; 
die 12 Häuser, die 24 Stunden desselben. Wollte man ὄψεις 
ϑεῶὼν mil στοιχείων χαρακτῆρας verbinden, wornach jene Segmente Ὁ 
des Thierkreises als die göttlichen Vorbilder des "Alphabets be- 
zeichnet würden; so müsste man unnatürlicher Weise οὐρανός | 
für den Thierkreis nehmen und hätte im folgenden, δα wie "πὶ 
vorhergehenden die Wiederholung der Nachricht, dass Taaut die 
Zeichen des durch Saturn bestimmten Thierkreises erdacht habe, ἡ 
Denn die παρασχήματα Κρόνου und der übrigen Götter sind eben 
@liese Zeichen. Die 4 Augen und 4 Flügel, welche Taaut dem Sa- 
@urn (Ὁ) gab, während .die übrigen deren je nur 2 erbiel- 
ten, bezeichnen die beiden benachbarten Häuser Saturnus (a2) 
rmit ihren 4 Seitengestirnen nach den Polen zu, während die ge- 
trennten Zeichen der übrigen Götter deren nur 2 haben konnten, 
am mit Saturn zu fliegen, wie sich San, ausdrückt, d. h. um sich 
am die Erde zu bewegen. San. wollte, da er schon vorher die 
„ekannte Erfindung der Buchstaben durch Taaut besprochen, die 
Weit jener Erfindung bestimmen und deren Art und Weise be- 
zeichnen. 
Dass aber wirklich das alte Phönicische Alphabet eine Nach- 
‚Bhmung des Thierkreises ist, hat sich früher erwiesen (Systema 
zstron. Aeg, quadr. p. 375). Die Eintheilung des Thierkreises in 
»4 Abschnitte, woraus die 24 Stunden und 24 Monate entstan- 


0@ Erklärung einer Stelle in Sanchuniathon’s Geschichte. 


den, ist bekannt und noch jetzt bei den Chinesen und andern ge 
wöhnlich (Journal Asistique 1832. No. 60. p. 481. Bailly bit. 
de l’astron. p. 364. Bohlen d. alte Indien 11, p. 287). Aus eben 
so viel Buchstaben besteht das Alphabet, obgleich der mensch- 
liche Sprachorganismus nur 15 specifisch verschiedene Laute her- 
vorzubringen vermag (S. m. B. De senis literarum Graecar. pag. 
224), daher auch in manchen Alphabeten überflüs:ige Buchsts- 
ben ausgefallen sind. Alle Alphabete haben denselben Ursprung 
und .da findet sich, dass das Aegyptische aus 24 4 1 Buchstaben 
(Plutarch. d. Is. p. 874), das Hebräische aber, welches mit 
9==V der Römer, T der Griechen schloss (Ps. 25 und 84) 
and n bald für h, bald für & brauchte, wie aus dem H z.B. 

ia HHAIOC bekannt ist, wirklich aus 24 Elementen wie der 
alte Thierkreis bestand. Endlich hat sich gezeigt, dass die 
‚Buchstaben Aleph, Beth, Gimel u, s. w. ebenso wie die Figuren 

im Thierkreise, wie die Decane u. 8, w. Symbole der Planeten 
“ (Götter) in der bekannten Ordnung sind ()) 9 ΘΟ 2. Ὁ 5. Syst 
asir. Aeg. p. 573). Deshalb nennt Sanch. die Buchstaben ἱεροὺς 
φῶν στοιχείων χαρακτῆρας, Bilder von geheiligten Gegenständen, 
Hierzu kommt, dass das Alphabet und der Thierkreis mit.demselben 
Punkte des Himmels begonnen, nämlich dem $liere, daher die 
' Perser noch jeizt durch x den Stier, durch 2 die II bezeichnen 
u. 8. w. (Castell. Eexic. Heptagl. litt. | (> u. 6. w.) 


So hätten wir denn einen historischen Beweis für einen frü- 
ber ausgesprochenen merkwürdigen Satz, den viele vielleicht 
für blosse Hypothose genommen haben (Syst. astr. Aeg. a. a. 0.). 
Noch merkwürdiger ist es aber, dass die Entstehungszeit der 
Schrift, welche bei allen Völkern ihrem Principe nach dieselbe 
ist, durch Sanuch, Ueberlieferung bestimmbar wird. Wann leble 
und wer ist jener Taaut, Thoih, Hermes, Mercurius, der Urbe- 
‚ber des Thierkreises, dem alle die Erfindung der Schrift zuschrei- 
ben.(Plata Phaed. c. 69. Τὶ X, p. 379. Phileb, IV. p. 223. Bip. 
Cic, N. D. ΠΙ, c. 22. Hygin Fab. 277. al.)? Er ist nach Sanch, 
der Sabn Misor’s, der 12te Nachkomme Protagenus und Aeon, 
der ersten Menschen nach der Schöpfung; er wurde der erste 
König Aegyptens d. ἢ. der nach Art Aegyptens und des Thier- 
kreises unter die Götter vertheilten Erde, als Saturn in den Mit- 
tsg (Νότου χώραν) kam, nachdem Saturnus Sohn Muth aufgehört. 
Gerade sa viele (11) Generationen rechnen Moses von Adam bis 
Noah dem Astronom (Jos. An. I, III, 9.); Manetho von Menes bis 
Sesostzis, der sein Schiff dem Ammon darbrachte; eben so viele 
Alexander Polyhistor (Sync. p. 82. 78 Par.), die Chaldäer, Inder, 
Chinesen bis zu ihrem Sisustro, Menu, Fohi, den Erfindern der 
Schrift und Astronomie, unter denen die Fluth sich ereignete 
(Vergl. London For. Quarterly Rev. 1838. Oct.). Gewiss fällt die 
Erfindung der’ Schrift in eine sehr hohe Zeit, weil wir bei allen 


—_ 


[ 


x \ ᾿ . Π ὃ 
Rückblick auf den in Kopenhagen gefalrten Streit etc. aut 


Völkern dasselbe Alphabet, oder dech das eigenthümliche Prin- 
cip unserer Schrift, wie bei den Aegyptern, Chinesen und Ja- 
panesen, wieder finden (Syst. astr. Aeg.,p. 365). Hierüber bei - 
_ einer andern Gelegenbeit ausführlicher. Die Fragmente Sanchu- 
niathons verdienen darum vorzügliche Beachtung, weil wir nach_. 
PorphyriusZeugniss (τὰ περ)᾽ Ἰουδαίων ἀληϑέστατα,τι καὶ τοῖς τόποις 
καὶ τοῖς ὀνόμασιν αὐτῶν τὰ συμφωνύότατα Σαγχουνιάϑων ὁ ὁ Βηρύτιος, ἡ 
εἰληφὼς τὰ ὑπόμνήματα παρὰ ἸἹερομβάλου τοῦ Ιερέως ϑεοῦ τοῦ Ἰεύω. 
Orellii Sanch, Fragnı, Lips. 1896. p. 2) aus ihnen lernen kon- 
nen, wie die Alten geschichtliche und naturhistorische Erfah- 
rungen auffassten und wie aus deren Mythen der historische Ge+_ 
halt gewonnen werden könne. Vergl. Scriptores rerum mytbhicc, 
ed. Bode 'Cell. 1834. Vol. II. p. VII. Indessen mögen diese Be- 
merkungen zur Bestätigung des Satzes dienen, dass die Schriften 
der Alten, wozu die blosse Sprachkenntniss nicht ausreicht, um _ 
so vollkommner verstanden werden, jemehr wir mit der Archio- 
logie der Urwelt vertraut werden. 


Rückblick auf den in Kopenhagen geführten Streit, 
die gelehrten Schulen betreffend, -᾿ 


„O Fürsten, Väter Eures Vaterlands! Geläng’ es Euch das 

alberne Gewäsch. der Griechen und der Römer allzumal 
. durch Hand des Büttels zu verbrennen, und auch selbst die 

Kunde neuer Zeiten so zu säubern, dass nicht ohne Glimpf 

und Scheu die Wahrheit, wenn sie zu gefährlich ist, .er- 

schiene, Väter Eures Yalsslandı, Ihr sässet ruhiger auf 

Eurem Thron, "ς 

Fried. Leopold Graf zu Stolberg. 


Wie in Deutschland, stritten auch bei uns Humanismus und 
Realismus mit einander. Den Streit fing ein Botaniker.-an. Sein 
unerwarteter Angriff auf die classische Schulbildung. wurde von 
einem. Pragmatiker, einem Handelsbedienten und andern Laien 
nach Kräften unterstützt. Es fehlte zwar nicht an wackern Ver- 
theidigern der guten Sache. Aber die Realisten lassen sich, der 
von Roth angegebenen Ursache wegen *), nicht durch Gründe 
widerlegen, sondern müssen durch Thatsachen ihres Irrthums 
überführt werden. Um die Realisten Deutschlands zur Vernunft 
wieder zu bringen, brauchte man ihnen nur die herrlichen 
Früchte vorzuhalten ; welche das in den gelehrten Schulen des- 


᾽. ϑ. Jahrbücher der Philologie und Pädagogik 1832, Β, 6, H. 2 
. 189. 


000 Rückblick auf den in Kopenhagen geführten Streit, 


selben mit Sorgfalt gepflegte hamanistische Studiam trägt. Wir 
können ups leider! solcher Thatsachen nicht rülmen *), und 
entfergen selbst die Aussicht zur Erhaltung derselben, wenn wir 
die Pädagogik des Hundelsbedienten loben. Sein Schriftchen wi- 
‚der die gelehrten Schulen hat, wie sein Anhang wähnet, dem 
Humanismus den empfindlichsten Streich versetzt, Wes Geistes 
Kind es sei, mag der Leser nach dem urtheilen, was ich ihm 
davon mitiheilen werde. Der Handelsbediente sagt an einem 
Orte, dass sich durch die Erlernung einer lebenden Sprache, z. B. 
der deutschen ader der französischen, auf dieselbe gründliche, 
analysirende und kritische Weise, wie die lateinische Sprache er- 
lernt wird, viel, sehr viel von dem erreichen liesse, was man bis 
her nur von der lateinischen Sprache holen zu können geglaubt 
hat. Dies ist hundertmal gesagt worden, aber widerlegt durch 
die Bemerkung, dass Grammatıken der lebenden Sprachen, wel- 
che Veränderungen unterworfen sind, nicht so zweckmässig, als 
die der lateinischen Sprache, sein können; eine Bemerkung, die 
der Handelsbediente an einem andern Orte aufnimmt und bill» 
get, ohne gewalır zu werden, dass er sich selbst dadurch wi- 
derspricht. Das Schriftchen ist nichts anderes als ein Ableger 
von Campe’s eigennütziger Pädagogik, In Gemässheit derselben 
sagt der Handelsbediente, zur Herabwürdigung der Humanität, 
dass „die Erdbürger lieber etwas lernen wollen, wodurch sis 
die Münze erwerben können, als zu wissen bekommen, wie sis 
vor Zeiten bei Römern und Griechen ausgesehen habe. Erwerb 
sei ausserdein eine allgemeine und erkannte Nothwendigkeit, 
sichtbare Früchte nach der Aussaat ein allgemeiner Wunsch, und 
die Ausbildung der Individuen zum Realisiren dieser Forderus- 
gen ein der wichtigsten Zwecke des bürgerlichen Vereins.“ Wer 
denkt nicht bei diesem Aealisiren an das Examen, welches Ho- 
raz mit dem Sohne des Geldwechslers anstellt: „„Sag’ uns Doch 
das Söhnchen Albius: man hat fünf Unzen, und hebt Eine da- 
von; was bleibt? Nur heraus! du weisst es. — Ein Drittel. — 
Bravo! Du sollst wohl bergen dein Gut! und die eine dazu, 
was Wird es? — Ein Halb.“ Horaz entlässt den hoffnungsvol- 
len Sobn des Geldwechlers mit der Selbstbetrachtung; „Hat so 
anrostende Sorge des Sparguts Einmal die Seelen geträukt; was 
hoffen wir Werke der Dichikunst, Würdig des Cedernöls, und 
gehegt im eypressenen Kästlein?‘“ Der grösste und varzüglichste 
Theil der alten Litieratur besteht in Werken der Einbildungs- 


Ὃ Es gibt sogar Lehrer, welche: sioh nicht entbläden, die Herabes- 
tzung des classischen Alterthums zum Gegenstande ihrer Schulprogramme 
za machen. Videant oonsules, ne quid respublica detrimenti capiat. Zur 
Beschämung jener Lehrer sagt der König von Baiern: „Aus dem bestän- 
digen Druck des kleinlichen täglichen Lebens Flüchtete schnend der Geist 
sich zu den Classikern hin, Und vergass die Gegenwart, fand die Heiter- 
keit wieder, Fand sie mächtig erregt, mächtig vermehret die Kraft.‘ 


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die gelehrten Schulen beireflend. ᾿ co. 
‚kraft und des Geschmacks, die sich durch die. höchste Origina- 
' tät in Gedanken und im Ausdruck der Gedanken, und. durch _ 
eine ehen so originelle Sprach® auszeichnen. Auf diese Gattung 
von Werken beschränkt sich die Frage des Horaz. Wir aber fragen 
noch ferner mit dem erfahrensten Pädagogen: was würde aus 
den Wissenschaften werden, wenn jeder, der sich dem Studium 
derselben widmet, immer nur bei dem unmittelbar Nützlichen ste- 
hen bleiben, niemals weiter dringen wollte, oder bei jedem Schritt, 
den sein unermüdet thätiger Geist in dem unermesslichen Felde des _ 
menschlichen Wissens zu wagen entschlossen ist, durch die klein- 
᾿ liche Berechnung der oft nicht gleich bemerkbaren Vortheile seines 
Strebens sich von der Ausführung seines Vorsatzes abschrecken 
liesse? Der Handelsbediente und diejenigen, welche, mit ibm 
gemeinschafiliche Sache machend, der griechischen und römi- 
schen Sprache ihr, auf Vernunft und Erfahrung gegründetes, 
Vorrecht die Entwickelung der -Geisteskräfte zu befördern, ent- 
reissen wollen, müssen keinen Begriff von dem vollendeten Staate 
haben, sondern es mit dem Demagogen Cleon halten, welcher 
behauptete, dass Staaten besser von unkundigen als von kundi- _ 
gen Leuten regiert würden *), Kann sich, wie der Handelsbe- 
diente zu verstehen gibt, klassische Schulbildung mit der uns ver- 
biessenen Einführung der Provinzialstände nicht vertragen, sp 
müssen wir, wenn eine von beiden soll aufgeopfert‘ werden, lie- 
ber der letzten entbehren, als auf die erste Verzicht ihun, weil 
die Folge von dem Verluste derselben sein wird, dass wir in 
die Barbarei zurückfallen, als deren Bollwerk Deutschland schon 
lange das gründliche Studiam der alten Sprachen betrachtet hat, 
jetzt auch Frankreich es betrachtet. Was weiss der Handelsbe- 
diente davon? Dennoch will er die gelehrten Schulen reformi- 
ren. Es kann nicht fehlen, dass Sachkenner ihm zurufen müs- 
sen: Schuster bleib bei deinem Leisten! | 
Der Pragmatiker ist den gelehrten Schulen darum abgeneipgt, 
weil die Schüler nur gewisse Pensa von den Alten durchgehen, 
und verlangt, dass die Abiturienten jeden ihnen aufgegebenen. 
lateinischen Verfasser mit derselben Leichtigkeit sollen deuten: 
können, wie diejenigen, welche eine lebende Sprache gründlich 
gelernt haben, jedes darin geschriebene Buch übersetzen. Er 
fordert mehr von den Lehrlingen, als der Lehrer selbst leisten 
kann, und übersieht die Eigenheiten, welche das Verstehen und 
Erklären der altclassischen Verfasser gar sehr erschweren. Diese 
Eigenheiten sind an die Zeit gebunden, zu welcher die Verfasser 
lebten und schrieben. Man nimmt gewöhnlich fünf Perioden den 
römischen Litteratur an, welche einen Zeitraum von tausend Jahren 
und darüber ausmachen. Die Verfasser einer jeden Periode drü, 
cken sich in einer Sprache aus, welche das Gepräge ihres Zeit« 


“) Thuoydid, 8, 87. | | 


683 Rückblick auf den in Kopenhagen geführten Streit u. s. w. 


alters an sich trägt. Die Spracherklärung jedes in einer gewis- 
sen Periode ausgezeichneten Schriftstellers setzt beinahe ein neuss 
Studium voraus, und derjenige, welcher die Verfasser der re- 
publikanischen Zeit, ohne yiele Schwierigkeiten, in Ansehung des 
Ausdrucks, verstehen gelernt hat, ist darum noch nicht im Stan- 
de, der Sprache der Verfasser des manarchischen Zeitalters, mit 
gleichem Glück sich zu bemächligen. Eine ganz andere Bewandt- 
nisse hat es mit der neueren Literatur unsrer lebenden Sprachen, 
die sich meistens auf den verhältnissmässig kleinen Zeitraum von 
zwei oder drei. Jahrhunderten beschränkt, in welchem, bei ei- 
nem Volke früher, bei dem andern später, eine Reihe vorzög- 
licher Schriftsteller die Nationalsprache zu einem hohen Grade 
der Vollkommenheit ausbildete, und die verschiedenen Mundar- 
ten derselben durch eine angenommene Schriftsprache, die durch 
ihr Ansehen und Beispiel classisch wurde, aus den Büchern ver- 
drängte *). 

Ausser diesen Vorwürfen bet man auch die gelehrten Schu- 
len dsdurch verhasst zu machen gesucht, dass man sagte, die 
Humsuisten taugten nichts zu Geschäften. Wie? „Haben etwa 
die von der Analogie herausgegebenen Bücher Cäsars Wirksam- 
keit geschwächt?‘ fragt der Vater, der Pädagogik, Quintilian, 
um den Klüglingen den Mund zu stopfen, welche behaupteten, 


‚ . dass die Schulgelehrsamkeit der Tod des ‚Geschäftslebens wäre. 


Fr. Heinr. Jacobi, geistvoll bestreitend dasselbe Geschwätz, nennt 
in seinem Woldemar eige Menge Humanisten älterer und neuere _ 
Zeit, die sich als Geschäftsmänner hervorthaten. Dieser Philo- 
soph hatte von Humaniora den rechten Begriff, geerbt vom σῦν 
mischen Senate, der den ΜΝ, ΟἹ]. Tacitus zum Kaiser vorschla- 
„gend, diesen Vorschlag mit den merkwürdigen Worten unter- 
stützte: „Wer regiert besser als ein Humanist?“ Gleich wie 
sich jener Kaiser durch die Erhaltung der Meisterwerke seines 
Bluts- und Namensverwandten um die ganze aufgeklärte Welt 
wohlverdient gemacht hat, so verdanken wir ins Besondere der 
Ermunterung unseres vielgeliebten Königs die vollendete däni- 
sche Uebersetzung desselben Geschichtschreibers, ausser der Fort- 
pflanzung so vieler andern Classiker auf unseren eigenen Grund und 
Boden *#), dass also diejenigen, welche der Hoffnung leben, das 
Latein aus den höheren Lehranstalten herausgewiesen zu sehen, 
sich, allem Ansehen nach, mit einer falschen Hoffnung schmei- 
cheln. Ihre filzige und alle Humanität vernichtende Pädagogik 
wird schwerlich die Genehmigung eines solchen Königs erhalten. 


®) Groddeck a. .0. “5 Bin hiesiger Schulmann hat Uebersetzun- 
gen für Luxusartikel erklärt, die gar keinen‘ Nutzen haben sollten. Er 
. musste doch aus der Litteraturgeschichte wissen, wie viel gute Ueberse- 
tzungen der Classiker zur Ausbildung der lebenden Sprachen beigetragen 
haben. Wir sind in dieser Rücksicht hinter andern Nationen, aber was 
da geschieht, um dieselben einzuholen, ist aller Ehre werth. 


΄ 


4 


Das höhere Schulwesen in dem Königr. Hannover. 603 ᾿ 


Auch darf man wohl annehmen, dass eine weise Regierung, nach 
Allem, was gegen die gelehrten Schulen geschrieben ist, den Un- 
terricht i in ‘den alten Sprachen eher schärfen als einschränken 
werde. Unsere Realisten setzen ihre Hoffnung auf die Jugend, 
und glauben, dass, wenn diese erst gewonnen ist, auch der 
Kampf gewonnen sei: Wir aber verbitten uris das Regiment der 


Unmündigen, eingedenk, dass die grössten Staaten von Jünglin- ° 


gen zu Grunde gerichtet, von Alten aufrecht erhalten und wieder 
hergestellt sind, und dass, wenn keine Alten gewesen wären, 


so würde schlechterdinge kein Staat sein. Beides hat Cicero ge- 


sagt in seinem Buche von dem Alter, einem so vortrefflichen 
Buche, dass es die Jugend uns nicht nehmen kann, ohne sich 
„an der Menschheit zu versündigen. 1. Baden, 


Das höhere See BEE in dem Königreich Han- 
nover in. den Jahren 1830 bis 1834 Ὁ). 


Es wird für die Leser dieser Zeitschrift nicht ohne ἡ ἐβουδὰ 


seyn, eine Uebersicht der Entwickelung des höheren Schulwe. , 


sens im Königreiche, seit der Erlassung der neuen organischen 
Gesetze über dasselbe, zu lesen. Wenn dieser Bericht einigen 
Umfang gewinnt, so wird dieses mit der Länge -des Zeitraums, 
den er umfasst, entschuldigt werden. 

Das Bedürfnis durchgreifender organischer Einrichtungen i im 
Kreise des höhern Schulwesens, wie es sich in neuern Zeiten in 
allen den Staaten geäussert hat, die nicht hinter der Entwicke- 


lung der Zeit zurückbleiben wollten, entsprang im Königreiche’ 


Hannover vorzüglich aus dem immer stärker gefühlten Bedürf- 
nisse einer Aufsicht von Seiten des Staates darüber, dass nur 
gründlich vorbereitete Schüler zu den academischen Studien über- 
gehen möchten. In dieser Beziehung musste es bedenklich er- 


scheinen, dass aus älterer Zeit her in den kleineren Städten des ' 


Landes eine Anzahl von gelehrten Anstalten bestanden, welche 
ihre Schüler zu der Universität entliessen, ohne doch die erfor- 
derlichen Mittel und die Lehrerzahl zu besitzen, um einen den 
Bedürfnissen der Zeit entsprechenden Unterricht gewähren zu kön- 


sıen. Es bestanden solche Schulen mit drei, ja mit zwei Leh-- 
rern, welche den ganzen Kreis des gelehrten Unterrichts vertre- . 


ten sollten, Es bedarf wohl keiner Auseinandersetzung, warum 
dieses nicht länger geduldet werden konnte. Dje Möglichkeit, 
gleichsam vor der Thür des väterlichen Hauses den Weg zur 


*) Aus der Hanuoverschen Zeitung 1838 Nr. 286 u, 286 abgedsuckt. 


! «- 


086% Das höhere Schulwesen in dem Königr. Hannover. 


. Vorbereitung bis sur Universität an jedem auch kleineren Orte 
zu finden, musste die Zahl der Studirenden übermässig vermeh- 
ren, und die Mangelhaftigkeit ihrer Vorbereitung konnte nicht 
obue Gefshr. für die Bildung ganzer Stände bleiben, welche ein- 
re der gründlichen gelehrten Ausbildung für ihren Beruf be- 

en. 

Es kam dazu, dass aus Mangel einer allgemeinen Gesetzge- 
bung, oder auch nur einer wissenschaftlichen Central - Behörde 
für das höhere Schulwesen, der Unterrichtsplan der verschiede- 
nen gelehrten Anstalten gar zu ungleichartig war, so dass Schü- 
ler, die aus einer Anstalt in die andere übergingen, oft viele 
Zeit verloren, ehe sie nur irgend in die Weise der neuen Anstalt _ 
passten; und endlich, dass einige der wichtigern Unterrichts- . 
zweige, welche erst in neueren Zeiten ihren Platz in deren Reihe 
‚einzunehmen angefangen, namentlich die Mathematik und die Na- 

 turwissenschaften, auf mehreren der Hannoverschen Anstalten 
diesen Platz noch nicht gefunden hatten. 

Diese Gründe, welche hier nur eben angedeutet werden kön- 
zen, mit mehreren andern verbunden, haben seit dem Jahre 
. 1829 die Schulgesetzgebung im Königreiche Hannover geleitet. - 

Es wurde zuerst durch die königl. Verordnung vom 11. Sept. 
1829 und die darauf gegründete Ministerisl-Instruction vom 30. 
Nov. dess, Jahrs, die Prüfung der zur Universität ab- 
gehenden Schüler über ihre Reife in den Schulkenntnissen 
angeordnet, und vom 1. Januar 1830 in Wirksamkeit gesetzt, 
Diese Verordnung slimmt in ihren Grundgedanken mit den ähn- 
lichen Verordnungen anderer deutscher Staaten, namentlich der 
des preussischen Staates, überein, hat jedöch auch ihre Eigen- 

„thümlichkeiten, unter welchen die bedeutendste Abweichung von 
der preussischen Abiturienten-Prüfungs-Ordnung diese ist, dass? 
in letzterer nur zwei Stufen der Reife zur Universität angenom- 
men und durch Nummern bezeichnet werden, während in der 
Haunoverschen deren drei sind, wonach sich wiederum die An- 

- forderungen an jede dieser Stufen etwas verschieden gestalten, 
Und dann ordnet das Hannoversche Gesetz auch noch eine Vor- 
prüfung an, welche um die Zeit des Uebertritts des Schülers 
aus den mittleren in die oberen Classen, gewöhnlich bald nach 
der Confirmation, durch eine eigene Commission mit demselben 
vergenommen wird, um seine Fähigkeit zu den gelehrten Stu- 
dien gründlich zu ermitteln, und, wenn der Erfolg entschieden 
ungünstig ist, ihm und seinen Angehörigen von der Verfolgung 
eines Weges absurathen, der ihm von der Natur nicht an- 
gewiesen zu sein scheint, 

. Wenn wir, um einen Augenblick bei dem Maturitäts- Prö- 
fangs- Gesetse zu verweilen, sogleich nach der Wirkung eines 
solchen Gesetzes fragen, und bei der Entwickelung derselben 
auf eine Licht- und eine Schattenseite stossen, — jene, dass 


1 


Das höhere Schulwesen in dem Königr. Hannover; 5 


offenbar die Gleichmässigkeit der Bildung der Studirenden beför- 
dert, und gegen das Eindringen der Unwissenheit und Unfähig- 
keit ein Damm aufgeführt, diese, dass die freie, eigenthümliche 


und selbstständige Bildung der ausgezeichnetern Köpfe, ‘welche ' 
gern ihren eigenen Weg gehen, einigermassen eingeengt wird — . 


so wird zwar der durch längere Erfahrung mit diesem. Gegen- 
stande bekannte Schulmann gern beide Seiten der Sache anerken- 
nen, jedoch einmal den Nutzen entschieden überwiegend. finden, 
und zweitens, selbst wenn darüber im Allgemeinen noch gestrit- 
ten werden könnte, zugesteben müssen, dass für gewisse Ueber- 
gangsperioden in der Geschichte des Schulwesens solche bestimmte 


Geseize unerlässlich nothwendig sind, um- den Schulen selbst eine 


feste Richtung, Sicherheit und lebendigen Aufschwung zu geben. 
Ist dieses Alles gewonnen und befestigt, so mag auch vielleicht 
die Ferm wieder freier werden, um dem indiyiduellen Streben 
mehr Raum zu lassen, So viel ist gewiss, dass die allgemeine 
Stimme der Schulmänner, so wie der sachkundigen Beobachter 
in unserm Lande, seit dem Eingreifen des Maturitäts-Prüfungs- 
Gesetzes in das innere Leben der Gymnasien die erfreulichsten 
Wirkungen auf Fleiss, Gründlichkeit, Eifer und DESMBE unter 
den Schülern anerkannt hat, 


Ein zweites Bedeuken gegen das Möturitäte-Brüfangs-Gesets, ‚ 


welches sehr häufig laut geworden, geht dahin,. dass die darin 
aufgestellten Forderungen über die Kenntnisse der abgehenden 
Schüler zu streng seyen. . Der Verfasser dieser Zeilen, der seit 
beinahe zwanzig Jahren die Wirkungen von Maturitäts-Prüfungen 
sehr speciell kennen zu lernen Gelegenheit hatte, und namentlich 
auch über die Strenge der aufgestellten Forderungen vielfache Be- 


obachtungen angestellt, und mit sachkundigen Männern sich be- . 


„pprochen hat, kann im Allgemeinen in jene Ansicht nicht einslim- 
men. Die Forderungen unseres Gesetzes sind zwar sehr umfas- 
send; sie erstrecken sich auf eine ‚bedeutende Reihe von ‚Unter- 
sichtsgegenständen; es wird nicht viele Schüler geben, welche 
eine solche Leichtigkeit der Auffassung und der innern Geistesthä- 
tigkeit, eine solche Geschmeidigkeit und Treue des Gedächtnis- 
ses, verbunden mit stets ausdauerndem Fleisse und einer dazu 
ausreichenden festen Gesundheit besitzen, dass sie in allen jenen 
- Fächern eine gleich gediegene Ausbildung gewinnen; und darum 


ist auch mit Recht das Zeugniss Nr. 1, welches jene gleichmäs- ᾿ 


sige Ausbildung vorausseizt, als eine Ausnahme von der Regel und 
als besondere Auszeichnung hingestellt. Es ist wichtig, dass auch 
in der Ausführung des Gesetzes dieser Standpunct festgehalten 
werde, und dass die Prüfungs-Commissionen nicht aus Wohlwol« 


len gegen übrigens sehr brave Schüler, oder aus Neigung, ihre 
Anstalt in möglichst voriheilbaftem Lichte erscheinen zu lassen, 
mit der ersten Nummer zu freigebig sind. Und eben aus den än- 
geführten Gründen ist auch das Zeugniss Nr, .2 als ein durchaus 


τὰ" 


696 Des höhere Schulwesen in dem Körigr. Hannover. 


ebrenvolles zu betrachten, und das Hannoversche Prüfungs: Geselz 
hat darin, dess es noch eine Stufe der bedingten Fähigkeit mit 
dem Zeugnisse Nr. 8 zulässt, unserer Ansicht nach, einen Vor 
sug vor dem preussischen., in welchem Nr. 3 schon die Unreife 
su den academischen Studien bezeichnet. Dass aber ein fleissi- 
ger und von der Natur nicht geradezu verwahrloseter Schüler, 
bei ordentlichem Unterrichte, in einigen Hauptgegenständen das 
Ziel erreiche, in anderen sich demselben wenigstens nähere, und 
se mit gutem Fug das zweite Zeugnisse erlange, ist in der That 
keine so schwierige Sache, als der, welcher das Gesetz ner 
flüchtig ‘durchlieset und das Wort vielleicht in einer dem Stand. 
puncte des Schülers nicht angemessenen Strenge nimmt, glauben 
mag. Denn es ist doch ein Unterschied zu machen, wenn an 
einen Sehüler die Forderung gestellt wird, er solle z. B. mit 
Leichtigkeit einen lateinischen oder griechischen Autor. verste- 
ben, er solle eine Uebersicht der Weltgeschichte. besitzen u. 6. w., 
als wenn dieselbe Forderung an ‚den Gelehrten gemacht wird; 
und da die Prüfung Lehrern übertragen worden, welche den 
Standpunct des Schülers von dem des gereilten Mannes durch 
ihre tägliehe Erfahrung zu unterscheiden gelernt baben, und 
noch dazu in der Regel den eigenen bisherigen Lehrern des za 
Prüfenden , so ist mit Recht zu erwarten, dass die Prüfungs- 
Commissionen den angedeuteten Standpunct wohl festzuhalten 
wissen werden. Endlich ist auch noch darch die nachträgli- 
chen Modiheationen des Maturitäts - Prüfungs - Gesetzes vom 2%. 
Januar 1831 eine namhafte Erleichterung für die Erlangung. des 
Zeugnisses Nr. 2. eingetreten. — Aber es gibt andere ÜUrss- 
chen, welche den eigentlichen Grund zu Urtheilen und Klagen 
der oben bezeichneten Art enthalten; dazu gehört die Verweich- 
liehung und Schwäche unserer Zeit, welche Arbeitsscheu mit 
sich führt, und freilich such oft eine tüchtige Anstrengung un- 
möglich macht; die häufige Verwöhnung der Jugend im Fami- 
Menleben, die Störungen und Zerstreuungen, ‘welche dieses 99 
eft mitsich führt; endlich die Entwöhnung des Geistes von einfs- 
cher, kräftiger Erfassung eines, besonders im. Anfange, nicht 
gerade anziehenden Gegenstandes, weil die Pflicht es so for- 
dert. — Doch diese Betrschtangen führen zu tief in das We. 
‚aen der Sache selbst, um in diesem Aufsatze erschöpft werden 
zu können, welcher nur eine Uebersicht der Entwickelung des 
höheren Schulwesens in unserm Lande seit vier Jahren beab- 
sichtigt. Wir kehren daher zu dieser zurück. 

Die Nothwendigkeit einer speciellen Beaufsichtigung der Aus 
führung des neuen Prüfungsgeseizes, und noch mehr. einer kei- 
tung der organischen Einrichtung aller gelebrten Anstalten, um 
das Ziel jenes Gesetzes auch wirklich, erreichen zu. können; 
führte als zweiten wesentlichen Schritt die Errichtung einer 
Central-Behörde für das höhere Schulwesen des gesamm- 


[4 
ΜΝ L 


ἕ 


_ Das höhere Schulwesen in den: Königr. Hannove, 687 


ten Königreichs mit sich, welche denn auch durch das König- ὦ 


liche Patent vom 9. Jan 1838 in dem Ober-Schul-Col= 


legio wirklich eingesetzt wurde. Der Wirkungskreis dieser . 


Behörde musste sich gleichmässig über die äugsern und innere 
Angelegenheiten aller gelehrten Anstalten des Königreichs er- 


strecken, seyen sie Königlichen, städtischen oder ritterschaflli-_ 
ehen Paironats, umfassten sie den ganzen Kreis der Gymna. 


sial- Bildung, oder nur einen ‚vorbereitenden Theil derselben; 
denn alle sollten auf dasselbe Ziel hinarbeiten und alle mussten 
wicht nur im Wesentlichen eine übereinstimmende Einsichtung 
bekommen, sondern auch in derselben fortwährend erhalten wer+ 
den. Und dazu reichte nicht etwa eine Reihe von wissenschaft«- 
lichen und disciplinarischen - Bestimmungen, Planen und Vor; 
schriften hin, sondern es musste die Ausführung derselben un- 
ter beständiger möglichst naber Aufsicht gehalten werden. Diese’ 
Aufsicht wurde dem Ober-Schül- Collegio übertragen, und in- 
sonderheit bestimmte das angeführte Königliche Patent, dass der 
Verstand des Collegii zugleich General-Inspector der sämmtli« 
chen höhern Schulanstalten des Königreichs seyn, und dass es 
zu seinen wesentlichen Pflichten. gehören solle, durch öftern 
Besuch derselben sich eine anschauliche Kenntniss ihres innern 
Zustandes zu verschaflen, sich in nahe Berührung mit den Di 
rectoren und Lehrern und den Patronat-Behörden zu setzen, 
und so durch persönliche Verständigung specieller in das innere 
Leben .der Anstalten einzuwirken, als durch schriftlichen Ver- 
kehr aus dem, Ferne möglich ist. In keinem Kreise geistiger 
Thätigkeit kommt es so sehr auf die Persönlichkeit an, in kei. 
nem ist .ein su grosser Unterschied zwischen der blos pflicht- 
mässigen Thätigkeit, welche das Gesetz tadellos erfüllt, und der- 
seelenvollen, bingebenden, welche in jedem. Augenblicke das 
Beste, was in dem Innern lebt, mit voller Wärme des Gemi« 
thes, und der angestrengtesten "Thätigkeit des Geistes hervor 
bringt,. als gerade im Lehrerberufe. Wenn der Lehrer allein 
seinen Schülern gegenüber stelıt, von keinem Auge bewacht, da 
kann keine Vorschrift des Gesetzes ihn nöthigen, mehr zu thun, 
als die nächste Pflicht fordert, und sich gleichsum über sick 
selbst zu erheben, um auch die Schüler aus dem gewöhnlichen: 
und geinächlichen Zustande zu einer schaflenden Thätigkeit der 
Seele zu erwecken. Nur sein eigener kräftiger Wille, seine Be- 
geisterung für seinen Beruf, seine Ehrfurcht vor-dem erhabenen: 
Bilde menschlicher Würde und menschlicher Bestimmung, wel- 
ches er pflegen soll, seine Liebe zu den Schülern und der Ge- 
danke an Gott, können ihn so emporheben, dass’ er die selbst- 
verleugnende , ihn selbst aufzehrende Anstrengung der Seele 


nicht scheuet, die Ausserordentliches zu schaffen vermag. Solche ᾿ 


Lehrer, die mit Herz und Seele wirken, lernt. man in ihrer- 
ganzen Eigenthünlichkeit nicht aus Berichten kennen; man 


͵ 


608 Das hölıere Schulwesen in dem Königr. Hannover. 


muss ilmen in’s Auge sehen, wenn sie vor ihren Schülern sie- 
hen; und ihr eigener Eifer wird ebenfalls erfrischt, wenn ein 
sachkundiger Zeuge das Wort der Anerkennung und Theilnah- 
me mit Wärme ausspricht, und der Mensch dem Menschen ge- 
genüber die lebendigen Ideen über des Lehrers Besiimmung, 
über die Freuden und Mühen seines Berufes austauschen kann. 
Dem ihm gewordenen Auftrage gemäss hat der General- 
Inspector in den viertehalb Jahren seiner Wirksamkeit zweimal 
die höheren Unterrichtsanstalten der Provinz Ostfriesland, der 
Landdrosteien Osnabrück, Stade, Lüneburg und Hildesheim, so 
wie des Harzes, viermal das Pädagogium in Ilfeld besucht, und 
ausserdem den Maturitäls- Prüfangen zu Hannover, Hildesheim, 
Celle und Osnabrück beigewohnt, 
Ein wichtiger Fortschritt für den Lehrerstand und die ge- 
lehrten Anstalten wurde ferner dadurch gewonnen, dass eins 
lebendigere Verbindung zwischen allen höhern Schulen des Lan- 
des durch das Ober-Schulcollegium vermittelt worden, und das 
die Lehrer die Aussicht auf ein rascheres Fortschreiten in ihrer 
- Bahn durch Versetzung von der einen Anstalt an die andare 
᾿ gewinnen konnten, Bisher standen diese zu vereinzelt da; die 
Patronatbehörden jedes Ortes halten wenig Gelegenheit, den 
tüchtigen Schulmann, der entfernt von ihnen lebte, kennen zu 
lernen, um bei einer entstehenden Vacanz auf ihn Rücksicht 
nehmen zu können. Je inniger der Lehrer für seinen täglichen 
Beruf lebt, desto weniger hat er Musse übrig, um sich etwa 
durch Schriften bekaunt zu machen, und so lebt er in einer 
gewissen Verborgenheit, und. der Kreis derer, die ihn in aeinem 
ganzen Werthe kennen lernen können, ist oft nur klein. Wie 
viele solcher treuen Arbeiter sind auf dem untergeordneten 
Platze, den ‚sie gleich anfangs erlangt hatten, stehen geblieben 
und alt geworden, weil bei ihrer Anstalt kein Wechsel Statt 
fand und ihnen die Verbindungen fehlten, anderswo eine bes- 
sere Stelle zu erlangen. Jetzt haben die Patronatbehörden das 
Mittel in den Händen, sich die Empfehlung solcher Lehrer, die 
rade für einen bestimmten eröffneten Platz passen, durch das 
ber-Schulcolleggum zu verschaffen; und bei den Anstalten 
Königlichen Patronats kann das Ober-Schulcollegium selbst je- 
des einzelne Bedürfniss abwägen, um nach seiner Kenntniss der 
Personen den rechten Mann an den für ihn passenden Platz zu 
bringen. Die Bildung eiues eigenen Lehrerstandes, des seinen 
bestimmten Kreis hat, und in ihm fortschreiten kann, ist in 
unserm Lande erst durch die neuen Anordnungen möglich ge- 
worden. | 
Für die Bildung eines solchen eigenen Lehrerstandes war 
aber noch eine andere Massregel nöthig, welche im Jahre 1831 
in’s Leben trat, nämlich die Errichtung einer eigenen Prü- 
fungs-Behörde für das Lehramt an den höheren Unter- 


- Ν᾿ 
; j δ 


Das höhere Schulwesen in dem Königr. Hannover. 6000 
richtsanstalteh. Eine solc*e war noch nicht vorlianden gewe- 
sen, sondern der angehende Lehrer,‘ meistens seinem Baupt- 
studium nach Theologe, war nach bestandener theologischer 
Prüfung, welche seine philologischan und historischen Kennt: '‘. 
nisse nur nebenher berücksichtigen konnte, und oft auch ‚ohne 
alle Prüfung, in das Schulamt eingetreten, hatte sich practiseh 
weiter gebildet, war aber häufig, wenn er eben Erfalırung ge- 
nug gesammelt hatte, um den kürzern Weg zum schwierigen 
Ziele zu finden, in das Pfarramt übergetreten; und 'unter de- 
nen, welche im Schulamte blieben, waren dagegen manche nicht 
aus innerer Neigung und dem Bewusstseyn, dass hier ihr Le- 
bensberuf liege, sondern aus Mangel an Gelegenheit oder Fähig- 
keit zur Veraetzung darin zurückgeblieben. Eine andere Folge war. 

. diese % dass verhältnissmässig sehr viele Ausländer aus andern 
deutschen Gegenden, namentlich aus Sachsen und Thüringen, wo 
die Neigung zum selbstständigen Stadium der Schulwissenschaften 
früher erwacht war, im Hannoverschen ihren Platz gefunden ha- 
ben. Es sind sehr wenige höhere Schulen des Landes, an denen, 
nicht ausländische Schulmänner, grossentheils in den oberen Stel- 
len, fungiren*). ER OR: 

Zur Ermittelung der Fäbigheit und der hinreichenden Kennt.. 
nisse der Schulamts - Candidaten und eventualiter der zum Auf- 
rücken in höhern Stellen bestimmten Lehrer, wurde durch die 
Königliche Verordnung vom 22. April 1831 eine wissen- 
schaftliche Prüfungs-Commission in Göltingen ange- 
ordnet, durch eine Ministerial- Verfügung vom 17. Mai mit einer 
Instruction für die Ausübung ihrer Fuüction versehen, und durch 
Ernennung von fünf Professoren der philosophischen und theolo- 
gischen Facultät zu ihren Mitgliedern vom 1. Juli 1831 an ins 
Leben gerufen. Die ein Schulamt aspirirenden Candıdaten muss- 
ten von nun an eine Prüfung über ihre erworbenen Kenntnisse 
bei dieser Commission bestehen, und ausserdem , um ihre practi- 
sche Anlage, oder schon erworbene Uebung darzuthun, vor 
dem Ober-Schulcollegio eine Probelection mit Schülern halten. _ 
‚Durch die Verordnung vom 11. Septbr, 1829 über die 

Prüfung der zur Universität abgehenden Schüler; durch das Pa- 
tens: vom: 2, Jüni 1880 über Niedersetzung eines. Oberschul- 
collegii, ‚so wie durch die Errichtung einer eigenen Prüfungs- 
bebörde im Jahre 1831 war der Grund gelegt und das Gerüst 
aufgerichtet, um den neuen Bau des höhern Unterrichts im Kö- 


*) Ein ungefährer Veberschlag ergibt, dass an den it Jahre’ 1830 ° 


der Oberaufsicht des Schulcollegii übergebenen evangslischen Anstalten 

unter etwa 120 durch academische Studien gebildeten Lehrern einige und 

vierzig Ausländer waren, also vollkommen der’ dritte Theil der ganzen 

Zahl: Bei den katholischeti Anstalten war das Verhältniss aüs Gründen, 

welthe in der Eigenthümlichkeit dieser Anstalten liegen, verschieden, in- 

dem unter 86 Lehrern nur 1 Ausländer war; 
Archiv 7. Philolı u, Pädag. Bd. u. fi. 4 49 


912 Das höhere Schulwesen in dem Königr. Hannover. 


dazu 2) die Einkünfte vom Schulgelde (incl. 

der Pensisnen der Alumnen in Ilfeld und 

auf der Ritteracademie) circa . . . . . 83,600 Rihlr. 
und 8) die oben berechneten Zuschüsse aus 

öffentlichen Staatsfonds . . - = . . . . 29,296 — 


ERS EH FRRE ἘΞ. AR ren REN 
ergibt die Totalsumme von 103,403 Rthir., 
welche für die Bedürfnisse der 16 Gymnasien des Königreichs 
jährlich verwendet wird, 


Ein grosses Capital! Möchte es nach Verhältniss seine Zinsen 
tragen in reichen Fortschritten der mit seiner Hülfe zu bilden- 
den Jugend! 

An diesen 16 Gymnasien arbeiten zusammen 135 Lehrer, 
die wissenschaftlichen Hülfslehrer mit eingerechnet und 18 bis 
20 ausserordentliche Hülfslehrer im Schreiben, Zeichnen und 
Gesange; sie beziehen zusammen an Gelhalten 79,237 Rihlr. 
Wenn davon 1400 bis 1500 Rthir,. für die nicht wissenschaftli- 
chen Hülfslehrer abgerechnet werden, so kommt im Durch- 
schnitte ein Gehalt von 575 Rtlılr. auf jeden studirten Lehrer. 
Die Schülerzabl beträgt gegen 2200, welche in 96 gesonderten 
Classen unterrichtet werden ; es werden also, wenn die oben an- 
geführte Totalsumme von 103,403 Rthir. auf die Köpfe vertheilt 
wird, in den Gymnasien auf die Bildung jedes Schülers im Durch- 
schnitte 47 Rthir. jährlich verwendet. 

Die zweite Classe der höheren Schulen, welche der Auf. 
sicht dea Ober-Schulcollegii, zum Theil unter Mitwirkung des 
Königl. Consistorii in Hannover, untergeordnet sind, bilden fol- 
gende vierzehn: die gelehrte Schule zu Emden, und die Pro- 
gymnasien zu Münden, Einbeck, Nordheim, Osterode, Goslar, 
Duderstadt, Hameln, Nienburg, Harburg, Ottendorf, Norden, 
Leer und Quakenbrück. Diese Anstalten sind jedoch sehr ver- 
schiedenartig in ihrem Umfange und in ihrer nächsten Bestim- 
sıung. Nur wenige unter ihnen könrien den gelehrten Vorbe- 
feitungs- Unterricht, von welchem sie den Namen Progymnasien 
führen, 'verrherrschend verfolgen; die meisten sind überwie- 
gend als Bürgerschulen anzuseben, und müssen den Unterricht 
für die bemittelte Bürgerclasse, auf das practische Bedürfniss 
berechnet, als Hauptsache verfolgen; den künftig Stadirenden 
müssen sie daneben die nöthigste Hülfe su leisten suchen, da- 
mit sie in eine der mittlern Classen eines vollständigen Gymns- 
sl eintreten können. Diese Doppelseitigkeit ist zwar in mancher 
Hinsicht schwierig, allein sie kann doch durch einen verstän- 
digen Plan utid därch geschickte Lehrer überwunden werden. 
Ueberdies haben diese Anstalten dieselbe mit der Mehrzahl aller 
Gymnasien, nicht nur in ünserm Lande, gemein. Nur in den 
grössten Städten ist es möglich, neben den Gysminasien noch 
selbstständige höhere .Bürgerschulen zu .unterhalten. Es gibt in 

ii 


% 


Das höhere Schulwesen in dem Königr, Hannover, 618 


der ganzen Preussischen Mouarehis vielleicht keine 10 Städte, 
in welchen der Unterricht der Studirenden und der höhern bür- 
gerlichen Berufsarten getrennt, und in besonderen vollständig 
- organisirten Schulen ertheilt wird; in unserm Lande besteht noch 
keine einzige selbstsländige höhere Bürger- oder Realschule; 
selbst die Residenz hat sich noch keiner solchen zu erfreuen, 
da die, höhere Gewerbschyle nur bestimmte Gegenstände des 
Unterrrichts für einzelne Berufsarten, ihrer eigentbümlichen Be- 
stimmung nach, darbietet. So muss sich die grössere Mehrzahl 
aller Gymnasien in ihren unteren und mittleren Classen auch 
derjenigen Schüler annehmen, welche bald nach der Confirma- 
tion in des bürgerliche Leben übertreten wollen, und dennoch 
einer höhern Schulbildung bedürfen, ala die Elementar- oder 
niedere Bürgerschule zu geben vermag. In unserm Königreiche 
ist einzig das Pädagogium in llfeld rein gelehrte Anstalt, weil 
es abgesondert liegt, nicht auf das Publicum einer Stadt Rück- 
eicht zu nehmen braucht, und überdies die Schüler erst nach 
der Confirmation aufnimmt. ΄ 

Unter den Progymnasien sind mehrere, welche die Elemen- 
tarschule mit den höhern Classen verbinden, — und bei diesen’ 
tritt eben die Mitaufsicht des Königlichen Consistorii ein; — 
die übrigen nehmen ihre Schüler nur mit einem gewissen Masse 
von Vorkenntnissen auf. Zuträglicher für die Schule und den: 
Unterricht ist es, wenn alle Classen vom ersten Unterrichte an, 
als ein geschlossenes Ganzes unter der Leitung eines Vorstehers. 
stehen, der den höhern wie den niedern Unterricht zu Beur- 
theilen im Stande ist. | 

Aus einer Zusammenstellung der jährlichen Einkünfte der 14 
Schulen, welche keine Maturitäts - Prüfungs - Commission haben, 
aber doch im grössern oder geringern Umfange den gelehrten 
Vorbereitungs- Unterricht mit dem der -Bürgerschule verbinden, 
ergibt sich folgendes Resultat: 

Ihre Gesammteinnahme beträgt, incl. der Schulgelder, etwa 
26,300 Rthir.;, dafür müssen, ohne einige Hülfslehrer für ein- 
zelne Nebenfächer, 64 Lehrer erhalten werden, die ‚Elementar- 
Lehrer an den untersten Classen, wo diese mit den oberen zu 
einem Ganzen vereinigt sind, mit eingerechnet, Es werden in 
diesen Schulen über 2100 Kinder, also beinahe so viel als in 
den Gymnasien, unterrichtet, und auf jedes derselben also eine 
Summe von 124 Rthlr. jährlich verwendet; wobei jedoch, wie 
billig, in Anschlag zu bringen ist, dass unter dieser Kinder- 
zahl etwa 1300 jüngere Kinder mitgerechnet sind, welche, zu 
50 bis 100 in einer Classe vereinigt, nur den Elementarunter- 
richt erhalten; und ebenso unter den Lehrern 22, die nur Ele- 
mentarlehrer sind, und keine höhere Bildung dureh academi- 
sche Studien erhalten haben. . Gleichwohl ist nicht zu verken- 
nen, dass manche dieser Schulen, namentlich von denen, die 


ν 
x 


6014 Das höhere Schalwuen ἢ in dem ΞΕ Hannover. 


den riedern Unterricht mit besorgen müssen und daher mit 
Schülern überfüllt sind, durch den Mangel der Mittel sehr ge- 
drückt werden, dass manche Lehrergehalte eu kärglich sind, 
für Lehrmittel fast gar keine Fonds sich finden, ja dass bei εἰς 
nigen nicht einmal die gehärige Lehrerzahl angestellt werden 
kann. 
Bei solchen Betrachtungen blickt der Menschenfreund mit 
Wehmuth auf die Zeiten zurück, wo der fromme Sinn der Rei- 
chen, welche gern für das Wohl der Jugend, der Kirche, der 
Armuth noch nach ihrem Tode wirken wollten, durch Vermächt. 
nisse den öffentlichen Anstalten Hülfsquellen eröffnete, an wel- 
chen diese sich noch nach Jahrhunderten erfreuen. Wie selten 
sind jetzt solche Vermächtnisse, und wie oft werden dagegen 
grosse Summen für nichtige Zwecke verschwendet! Wollte mar- 
cher Reiche in das tägliche Leben der schlecht fandirten Schule 
blicken, und sähe er dort den treuen Lehrer mit bittern Nah- 
rungssorgen kämpfen, die wissbegierigen Kinder oft zu Hunder- 
ten unnatürlich zusammengedrängt nach Geistesnalirung schmach« 
ten, wie gern würde er einen Theil seines Ueberflusses zur Ab- 
hülfe dieser zugleich leiblichen und geistigen Noth verwenden! 
Die Veränderungen, welche in den viertehalb Jahren seit der 


. Wirksamkeit des Ober- Schulcollegii in dem böhern Schulwesen 


- 


des Landes vorgegangen, sind hedeutend gewesen. Sie lassen 
sich am besten nach den Versunerongen im Personale der Leb» 
rer abmessen. 

Es sind in dem genannten Zöttauine bei den höhern Unter- 
richtsanstalten 15-neue Lehrstellen errichtet worden, weil an 
vielen die Lehrerzahbl nicht ausreichte; unter diesen 5 für Mathe- 
malik und Natürwissenschaften. Ferner sind 35 Lehrer in Ruhe 
getreten oder in audere Berufsarten versetzt worden; darunter 
allein 7 Directoten und Rectoren. 4 Directoren und 6 andere 
Lehrer sind gestorben. Es sind also 45 Varanzen entstanden, 
welche mit den 15 neu errichteteten Stellen 60 neue Anstellun- 
gen nötbig machten‘, da indess einige der erledigten Stellen noch 
nicht wieder besetzt werden konnten, so sind bis jetzt nur 55 
neue Anstellungen, neben 24 bedeutenden Verbesserungen und 
Versetzungen vorhandener Lehrer, erfolgt. Unter den 55 neu 
angestellten Lehrern sind 4 aus dem Auslande berufene Schulmän- 
ner, von denen einer bereits wieder in das Ausland zurückge- 
kehrt ist, und 4 zu provisorischer Aushülfe zugelassene Schul- 
amts- Candidaten, die im Auslande geboren sind, aber in Göt- 
tingen ihre Studien und ihre Prüfung gemacht, und sich von Ar- 
fang an dem Hannoverschen Dienste gewidmet haben. Aus die- 
ser Zusammenstellung, verglichen mit der Zahl von Ausländern, 
welche das Ober-Schulcollegium im Hannoverschen Schulwesen 
vorfand, wird sich der hin und wieder ausgesprochene Vorwürf 
würdigen lassen, als wenn in neuerer Zeit die Anstellung von 


r \ 


Das höhere Schülwesen in dem Königr. Hannover. 615 | 


Ausländern begünstigt wäre. Es liegen dem Ober - Schulcollegio 
eine bedeutende Anzahl von wohlempfohlenen Anstellungsgesu- 
chen auswärtiger Schulmänner vor; dasselbe hat es sich aber, 
wie jede Behörde. es soll, zur a ες ἢ Pflicht gemacht, bei 
gleichen Leistungen unbedingt dem Inländer den Vorzug zu ge- 
ben, .und nur alsdann, weun ausserordentliche Verhältnisse eine 
Ausnahme gebieten, für das Wohl der Sache diese eintrefen zu 
lassen, Auch ist jede der drei gegenwärtig mit auswärtigen 
Schulmännern besetzten Stellen zuvor einheimischen Schulmän- 
nern angeboten, von diesen aber abgelehnt worden. — Es ist 
aber überall sehr leicht, aus der Ferne und ohne. genaue Kennt- 
niss der entscheidenden Umstände eine jede Massregel zu tadelır. 

So grosse Veränderungen und so viele neue Anstellungen, 
wie in dem verflossenen Zeitraume Statt gefunden haben, wer- ἢ 
den nun freilich in der Folge nicht vorkommen. Die’ Zahl der 
Versetzungen in den Ruhestand und in andere Berufsarten musste 
in der Zeit der Organisation des höhern Schulwesens überwie- 
gend. seyn; in Zukunft. werden sie nur in geringem Masse ein- 
treten, und die Vacanzen werden meistens nur durch Todes- 
- fälle entstehen; und wenn diese aus dem angegebenen Zeitraume 
als Massstab angenommen werden, so möchten künftig in je- 
dem Jahre, die Versetzungen mit eingerechnet, etwa nur 4 bis 
5 erledigte Stellen zu besetzen seyn. Dalıer muss ein zu gros- 
ser Andrang zum höhern Schulstande für die jungen Männer, 
die sich demselben widmen, bedenklich erscheinen, 

Seit dem 1. Juli 1831, dem Zeitpuncte des Eintritts der 
wissenschaftlichen Prüfungs - Commission, welche ihr für das hö- 
here Schulwesen unseres Landes so wichtiges Geschäft mit wah- 
rer. Liebe und mit der gründlichsten ‘Sachkunde übt, sind 85 - 
Candidaten für das Schulfach: geprüft worden; unter ihnen 5 
katholische. Ausserdem haben 2 katholische Lehrer, die schon 
im Amte waren, aber aus rühilichem Eifer für ihre Fortbil- 
dung noch einen academischen Cursus machten, die Oberlehrer- 
Prüfung gemacht, und rühmlichst bestanden. Von den 35 Can- 
didaten sind 27 im Schulfache thäils definitiv, theils nur vor- 
laufig angestellt worden, indem sie entweder noch in der Ab- . 
haltung der gesetzlich vorgeschriebenen Probezeit begriffen sind, 
oder nur zur Aushülfe an Anstalten arbeiten, an welchen eine 
obere Stelle nicht sofort definitiv besetzt werden konnte. Vier . 
andere Candidaten haben sich gegenwärtig bereits zur Prüfung 
gemeldet; wenn sie diese bestehen, so wird, mit Einschluss der 
‚früher geprüften und noch nicht beschäftigten Gandidaten, eine 
Zahl von 12 auf Anstellung warten, und nach der oben ange- 
stellten Berechnung noch für das Bedürfniss der nächsten 2 bis 
8 Jahre ausreichen. _ 

Das Resultat der Maturitäts- Prüfungen aus den vier ver- 
Dlosseneu Jahren ist folgendes gewesen: 


» 


“ 


616 Em. Ludovici a Leutsch 1heses normullse. 


Im Jahre 1880 wurden geprüft 115; davon erhielten das 

er Cl. 1. 23; Cl. U. 86; Cl. IIL 45; abgewiesen wur- 
en 11 

Im Jahre 1831 wurden geprüft 147; davon erhielten das 
Zeugniss Cl. I. 81; Cl. I. 94; Cl. 11I,_165 abgewisen wurden 6. 

Im Jahre 1832 wurden geprüft 135; davon erhielten das 
Zeugniss Cl. 1.23; CI. 1. 72; CI. 111. 325 abgewiesen wurden 8. 

Im Jahre 1883 wurden geprüft 168; davon erhielten as 
Zeugniss Cl. 1. 22; Cl. Il. 117; Cl. III. 21; abgewiesen wurder6. 

In den Jahren 1830 — 1833 zusammen wurden geprüft 565; 
davon erhielten das Zeugniss ΟἹ, 1. 99; CL 1, 819; Οἱ. IL 
414; abgewiesen wurden 88, 


Theses nonnullae excerptae ex Thesibus sexaginta, 
quas...in Academia Georgia Augusta 
pro 
Assessoratu rite obtinendo publice defendit 
Ernestus Ludovicus a Leuisch.*) 


4 


Unicum quod superest de Homer ὁ testimonium fide histo- 
rica dignum, invenitur apud Har arpocrationem: cf. Lexic. δ. v. 
Opneldar γένος dv Χίῳ, ὥσπερ Ακουσίλαος dv τρίτῃ" Ei- 
Aavınog ἐν ᾿ἀγλαντιάδι (scrib. Arkavıldı) ἀπὸ τοῦ ποιητοῦ 
ὀνομάσϑαι. Σέλευκος δὲ ἐν δευτέρῳ περὶ βίων ἁμαρτάνειν φησὶ 
Κράτητα, νομίζοντα ἐν ταῖς ἱΪεροποιΐαις ᾿Ομηρίδας ἀπογόνους 
εἶναι τοῦ ποιητοῦ. Cf. Scholiast. ad Pind. Nem, II, 1. Strab. 
XIV. Τ. 1. p. 924. Falcon., Simonid, Epigramm. XCVIIL An- 
thol. Gr. T. I, 1. Jacobs, Theocrit. Id. VII, 47. coll. Bassler. 
de genlib. et fam. Aitic. sacerd. Darmst. 1833.: addas nunc de- 
mum “Ouygsiovs Corp. Inscriptt. T. II. or. 2221. etBoeckh. 
ad Corp, Inser. T. c. p. 202. Quae, sive in patriam et vitam 
poetae, sivein carminum ipsorum historiam et indolem inquirere 
propositum, firmissima disquisitionis fundamenta esse contendo. 
‘ Igitur errant inter alios Frid. Aug. Wolf. Prolegg. in Ham. p. 
XCVIll. G. G. Nitzsch. ad Plat. Ion. proll. pag. 10., Erklaer, 
Anmerk, z. Hom. Odyss. T. II. praef. p. XI. 


) Libellas Gottingae typis Dieterichianis anna 1883, descriptus Ib 
dem in libraria Dieterichiana prostat. 


- 


\ 


| Ern. Ludovici a Leutsch iheses nönnullae, _ | 93 


Craerii ipsi in virtatibus <armindır detegendis optimi οἱ saga- 
eissimi: recentiores saepe ne sagaces quidem. Exempli’loco Dio. 
nysii Halicarnassensis, iudicis peritisfimi, de Homero 
observalio exagitetur, prolata in libro, qui est de _Compos. Verb. 
δ. 164. p. 136. T. V. Reisk. p. 274. Schaef.: ταῦτα δὲ παρα 
φοῦντα δεῖ τὸν ἀγαϑὸν ποιητήν τε καὶ ῥήτορα μιμητικὸν 
εἶναι τῶν πραγμάτων ; ὑπὲρ ὦ ὧν ἂν τοὺς λόγους ἐκφέρῃ» μὴ μόνον 
κατὰ τὴν ἐκλογὴν τῶν ὀνομάτων, ἀλλὰ καὶ κατὰ τὴν σύνθεσιν. Ὃ 
zo εἴωθεν ὁ δαιμονιώτατος " Oungos, καίτοι μέτρον ἔχων ἕν cett. 


- Quae non ipse invenit Diorysius: iam diu ante eum, ut mihi vi- 


‚detur, Telephus demonstravit in libro’ optimo περὶ τῆς καϑ᾽ 
“Θμηρον ῥητρρικῆς: cf. Spengel Τεχν. συναγ. p- 7.211. Hinc 
exorta sententia, ipsa genera dicendi iam antiquitus tradita 
esse ab Homero, magnificum in Ulysse et ubertum, subtile in Me- 
nelao et cohibitum, mixtum moderstumque in Nestore, uti Gel- 
lius scripsit Noctt. Att. XI. c.15.: Hermo [5 de form. Orat. IL 
pP. 481. edit. ‚Colon. Allobr, 1614: ἐπειδὴ οὖν ταῦϑ᾽ οὕτως ἔχει 
τάχ᾽ ἂν ταυτὸν εἰρηκὼς εἴην, einov εἶναι ποιητῶν ἄριστον, 
ὡς καὶ ῥητόρων ἄριστον καὶ λογογράφων ἔλεγον. ΟἿ, 


“ Laurent. Comm, ad h. I. p. 185. ad d. Hom. Il. III, 222. 213. 


1,249. Odyss. VII, 166. Cic. Brut. 10, 40. Incert, Auet, 
Carm. ad Pison. ap. Wernsd. Poet. Lat. Min. ΤΟΙ͂Ν, 1. p. 248, 
Quintil. Inst. Orat. II, 17, 8. X, 1, 46. 81. ΧΙ, 10, 64 
Pseudo-Tibull. IV, 1,48. Est verissima, modo thesin se» 


. cundam sequare: videant igitur philologi, ne, quum talia rideant, 
‘ ipsi risum debeant: cf, Westerm, Gesch, ἃ, griech. Beredts, 


x 


pag. 22. 
Finis Odysseae, ab Aristarcho obelo notatus (ef Schal. 
Buttm. ad Hom. Odyss. XXI, 297. τοῦτο zu τέλος τῆρ Odvo- 
oelag φησὶν Aglsragyog καὶ ᾿Δριστοφάνης) non 116 reiiciendus, 
uti visum et Aristarcho et Spohnio (Comment. de exir. part. 
Odyss. cett. 1816.). Exstabant enim, quae ibi describuntur, iam 
in prima et antiquissima Odysseae forma, 

Schola Hesiodia exstitit fluruitque in ipsa Graecia: errat 
Nitzsch. Histor. Homer. fasc. 1. p. 119. 

Scholia Hesiodia et Hesiodus non recentior Homero est, sed 
tamen derivandus ab lonia. Ut verum sit, quod veteres dicunt, 
Hesiodum esse Cumaeum. 

Dio Chrysostomus dicit de regn. „u. p- 77. Reisk.: οὐ 
μέντοι" Ἡσίοδος, ὦ πάτερ; δοκεῖ Kos οὐδὲ αὐτὸς ἀγνοεῖν τὴν ἔαυ- 
τοῦ δύναμιν, ὅσον ἐλείπετο" Ὁμήρου" πῶς λέγεις; ὅ τι ἐκείνου περ 
τῶν ἡρώων ποιήσαντος αὐτὸς ἐποίησε γυναικὼν κατάλογον καὶ τώ 
ὄντι τὴν γυναικωνῖτιν ὕμνησεν, παραχωρήσας “Ομήρῳ τοὺς ἀνδρὸς 
ἐπαινέσαι. Alii alia somniarunt. Hesiodus Locrensis fuit 
poeta: cf. Welcker. in Iahn, Annal, Philol, et Paed. T. IX. p. 
138.: ex huius populi fabulis non solum carminis materiem hau- 
stam 8866 dico, sed etiam formam externam: ch, Polyk, 


018 Era. Ludovici a Leutsch theses nonnullae, 
ΧΗ, δ. (8): πρῶτον μὲν ὅτι πάντα τὰ διὰ προγόνων ἔνδοξα παρ 


αὐτοῖς ἀκ τῶν γνναικῶν, οὐκ Ara τῶν ‚aydodv ein. τῆν 
εὐϑέως εὐγενεῖς παφά σφισι νομῖΐζεσϑαι τοὺς ἀπὸ τῶν ἑκατὸν 
οἰκιῶν λεγομένους" ταύτας δ᾽ εἶναι τὰς ἑῥκατὸν οἰκίας, τὰς 
προχριθείσας ὑπὸ τῶν “οκρῶν πρὶν ἢ τὴν ἀποικίαν ἐξελθεῖν, ἐξ 
ὧν ἔμελλον οὗ “οκροὶ κατὰ τὸν χρησμὸν κληροῦν τὰς ἀποσταλησο- 
μένας παρϑένους εἷς Ἴλιον. Ch, Heyne Opusec. T. Il. p. 46. 53. 
Boeckh. ad Pind. T. U]. P.2. Expll. p. 188, 
Quale fuerit exordium calalogi Hesiodei, quaeritur. Compa- 
zes quaeso Hom. hymn. in Apoll. Pyth. 29. (207). 
πὼς τ' ἄρ α᾽ ὑμνήσω πάντως εὔυμνον πίω, 
ni σ᾽ ἐνὶ μνηστῇρσιν ἀείδω καὶ φιλό 
ὅπποσ᾽ ἀνωόμενος ἕκιες Arlayılda κούρην 
’ ap ἀντιϑέω ᾿Ελατιονίδῃ εὖ 
j une “Δευκίππῳ καὶ “ευκίπποιο Ida μαρτι 
σεζός, ὁ δ᾽ ἵπποισιν᾽ οὐ μὴν Τρίοπός γ᾽ Arlabeer 
«. . 
. 


N ὡς τὸ πρῶτον χρηστήριον ἀνθρώποισιν cett. 
In Graecia cuiuscunque aetatis poetis -vestigia repperiuntur 


formae, qua Hesiodius Catalogi et Eoearum poeta usus est: cf. | 
Hom. hymn, in Vener. 201 sq., Simonides Amorginus 
Phocylides, Archestratus, Theocritus (XVII, 84.) 
Hermesianax (Athen. XIII, p. 597.), Phanocles (Stob. Flor. 
Gt. LXIV. T. II p. 418. ed. Gaisf. Lips.) Sosicrates, Nicae- 
netus (Athen. XIII. p. 590. B.) Lucianus (cf. Amor, δ. 8. Τ᾿ V. 
p. 259. Bip:) Pisander Larandensis (Heyn. ad Virg. Aen. 
IH. Exc. II.) Fabric. Bibl. Gr. T. I. p. 585. Neque Latini poectae 
banc formam detrectaverunt: adest Lucanus (Vales. Emendd. 
. 222., Oudend. Vit. Lucan.), fortasse Statius (Schol. ad Stat. 
eb. VI, 900. VII, 364. 707. IX, 745. XI, 46. Vales. Emendatt. 
p- 223). Plura apponere possem: haec sententiae sufficiant, e | 
veterum monumentis Catalogi formam eine dubio posse erui. 

Scholia st. ad Nicandr. Theriac, Il. p. 48. Schn. dicit: 
ἑστέον δὲ, ὅτι ψεύδεται ὁ Νίκανδρος ἐνταῦϑα" οὐδαμοῦ γὰρ τοῦτο 
εἶπεν "Ησίοδος ἐν τοῖς πραττομένοις. Errat; etenim quod quaerit, 
dixerat Hesiodus in ἔργοις μεγάλοις. 

Pindari Carmina mythologiae Hesiodeae fona integerrimus,. 

Empedocles carminum Hesiodeorum formam imitatus est: 
ef. vss, 10. 11. 34. 105. Sturz. et alii insunt loci, ἡσιοδεῖον χα- 
ρακτῆρα prae se ferentes, 

Passovius in libro, cui indicem fecit: Grundzüge der 
Griech. u. Roem. Liter. u. Kuost- Gesch. ed, II, p. 67, epicos Bo- 
manorum paelas hoc ordine commemoravit: 

Q. Ennius. L. Attius, Porcius Licinius. A. Furius Antias. L. 

Plotius, M. Tullias Cicero. Cn. Mattius. Hostius. (Ὁ, Valerius 

Catullus,. P, Terentius Varro Atacinus. M. Furius Bibaculus. 


΄ 


Ern,. Ludovici ἃ Leutsch theses nonaullas 690 | 


Albinus. C. Helvias Cinna. Cassius (Severus) Parmensts: Cor- 
nelius Gallus Εἰ. L. Varius. T. Valgius Rufus. De bello Actia+ 
. co. C. Rabirius. P. Virgilius Maro. — Anser. Iulius Monta- 
nus. Pontieus. .Plotius Tucca. Albius Tibullus. Aemilius Ma: 
cer. Sp. P, Ovidius Naso. — C. Pedo Albinovanus. F. Aulua 
Sabinus. Corn. Severus F. Sextilius Haena. Julius Antonius, 
'Domitius Marsus. M. Annaeus Lucanus. — Polla Argentaria; 
Nero Imperator. .C. Valerius Flaccus. Silius Italicus. Saleius. 
Bassus. F. A, Septimius Serenus. F. P. Papinius Statius. — 
Aruntius Stella. | 
Scribendumvidetur: Q. Ennius. Attius. Hostius. Ninnius 
Crassus. Aul, Fur. Antias. Laevius,. M.T. Cicero. C. Matius.- 
M. Fur. Bibaculus: P. Τοῦ. Varro Atacinus. Albinus. C. Helv. 
Cinna. L. Varius. Rabirius. Sext. Haena. P, Virg. Maro. Do-- 
mitius Marsus. Valerius Largus. Ponticus (?) Tuticaqus. Ca- 
rus, Corn. Severus. Abronius Silo. Macer. P. Ovid. Naso, 
Pedo Albinovanus. Camerinus. I. Montanus. Cotta. Attius 
Labeo. M. Annaeus Lucanus. Polla Argentaria. Nero. Euo- 
dus. C. Val. Flaccus.. Salei. Bassus. Serranus. P, Pap. 'Sta- 
tius. 81}. Italicus, Codrus, Sauras: Sextus. Ciris. Panegyri- 
_  eus Messalae. 

Romani Graecos imitati sunt, at non ita,_ ut hodie a pluri- 
mis accipi video. « Neque Plautus aut Terentius, neque Horatius 
aut ullus alius poeta Latinus classicus Graecas ad verbum trans- 
iulit, sed certas quasdam leges secutus, suum quisque ingenium - 
exercnit. Exemplum docebit, quomodo hoc intelligam. Cum. 
Virgilii versibus, Aen. VIII, 26. | en | 

‚ Nox erat et terras animalia fessa per omnes . 

Alituum pecudumque genus sopor altus babebat. 
Senec. Controv. XI confert locum e Varrone Atacino ‚petitum: 

Desierant latrare canes urbesque silebant, 

Omnia noctis erant placida composta quiete. 
Uterque vero hauserat ex Apoll. Rhod. Arg. Ill, 749, immo’ ver- 
terat huius poetae verba, quae me quide ein iudice longe Latinis . 
praestant: 

Οὐδὲ κυνῶν ὑλακὴ ἔν ἀνὰ πτόλιν, οὔ ϑρόος ἦεν 

ἡχήεις. on δὲ μελαινομένην ἔχεν ὀρφνὴν. 
Infirmis igitur argumentis niluntyr duplices illae poematum recen- 
‚siones, quas esse statuit Ösann, Anal, Crit.; idem valet de Wei- 
cherti iudicio, in libro, qui est de Apoll. Rhod. p. 406, prolala. 

Poema Virgilii, nomine Culicis insignitum, nobis mala for, 

tuna ereptum. Nam quem nos ‚Culicem habemus, est is quidem 6 
Virgiliano ductus, sed saeeulo tertio aut quarto p. Chr. ἢ. eodeın 
modo interpolatus, quo Germanici Phaenomena et alia multa. Vi- 
δι enim tum studium veteres scriptores Latinos retractandi, quuın 
iaın ab hamiuum ingenio abhorrerent: Etenim neque omnes jisdem 
rebus, nec oımni tempore, nec similiter delsclamur. ' 


8 . Era. Ludovici a. Leutsch theses nonnullae, 


Ciris poema Virgilio abiudicandum et uti periodorum ratio 
fisgitat, Hadriani temporibus sdscribendum. 
ο΄ Fragmentum carminis bucolici Hesiodei a Fulgent. II], 
4 servatam, Munckeri editio hunc in modum exhibet: “Pe- 
prigrosis Ta Fulve Ulactis Menes Emorum, id est, 
sordidus uvarum bene calcatsrum sanguineo rore”. Codices γὰ- 
riant: Cod. Leid., quem contulit Munckerus, haec habet: 

Pritos iste flueu tactis mene semorum 

Ms. Bibliotheeae Bodlei. i. ap. Dind., Hesiod. p. 97: 


Pepigros sta fulve lactismenesemorum 
Ms. Bibliotb. Gothan. in Goettling. Hesiod. p. 208 ab lacobsio 
evulgatum - 
Protoc ctapoyaon cadoctaktec sunasgatsoc APo®oC 
Ipse nunc addo e cod. Gudian. 831. 
Pritos ista ful veu lactis mene se morum 


ecod. Rottendorph. 888. (cf. Hall. Allg. Liter. Ztg. 1831. nr. 188) 


pepi gros ista fulveulactis mene semorum. 
Unde certissime haec possunt erui: 
φοοοϊτὸς eyeiiur Ξ 
εὖ λακτιξομένων — αἱματόεντι δρόσῳ — 

nam Welckeri coniectura nuperrime in Mus, Rhen. ΤΟΊ, 8. 
p- 424 prolata reiicienda videtur. Ultima vocis αἰματόενει et aliis 
ocis ante δρόσῳ corripitur: cf. Spitzn. de vs. heroic. ρΡ.90: 
tum αἰματόεις ὁρόσος Hesiodiae dialecto proprium fuisse videtur: 
Aesch. Agam. 561. Isler. Quaest. Hesiod. p. 18. Wue- 
stem. ad Theocr. XVIII, 24. XX, 8. Bernhard. ad Dio- 

nys. Perieg. T.II.p. 604. Boeckh. ad Pind. ΟἹ. VLT.D 
" P. 2%. p- 155. Ceterum revera exstitit μος fragmentum in carmi=- 
ne bucolico Hesiodeo, quod ἔργα μέγαλα dicebatur: apud Athe- 
naeum enim VIII. p. 364 B ebenda: ἅπερ πάντα ἐκ τῶν 
eis ᾿Ησίοδον ἀναφερομένων μεγάλων ᾿Βοίων καὶ μεγάλων 
ἔργων παρῷδηται. 

‘ ΑΥδῖορΒ, Equit, 178 legendum est cum codicibus 

us. 
ἔτι ψῦν τὸν ὀφϑαλμὸν παράβαλλ᾽ εἷς Καρίαν 
τὸν δεξιὸν, τὸν δ᾽ ἕτερον sig Καρχη ὃ όνα. 


Errant enim editores cum Boeckh. Staatsh. der Athen. 
J. p. 314. Καλχηδόνα scribentes. Nam Carthaginem Atheniensibus 
non ignotam fuisse et Hermippus probat ap. Athen. I. p. 28 
A. et Plutarch, Pericl. 20. Alcib. 17: tum contendo, non 
potuisse ab Aristophane soribi Καλχηδόνα: debebat saltem X a4- 
κηδόνα: ef. Goettling ad Aristot. Polit. p. 323.: denique voce 
Καρχηδόνα sensus exsistit cum optimus tum vere comicus: cf. 
Arist. Equit. 167. Ne quem offendat verbum: παράβαλλε, aflero 
REISDE Nub,. 360. Thesmoph. 665. Plat. Sympos. pag. 


[4 
’ 
% 


m 
% 


Versuch einer deutschen Uebersetzung der Medeav.Eurip. ΟΣ ᾿ 


'221 B. ἰδίᾳ. interpp., Eurip. Orest. 1262. Elmsl; ad Eurip. He- ᾿ 

racl. 876. Blomf, ad Aesclhryl. Pers. 430. 

Arist. Equit. 262 cum codicibus- legendum esse contendo: 
κἄν τιν᾽ αὐτῶν γνὼς ἀπράγμον᾽ ὄντα καὶ κεχηνόνα κα- 
ταγαγὼν ἐκ Χεῤῥονήσου διαβαλὼν ἠγκυρίδας. 

: εἶτ᾽ ἀποστρέψας τὸν ὦμον, αὐτὸν ἐνεκολήβασας. 

Infrmis enim argumentis - falti interpp. et edilt. διαλαβὼν im 

textum receperunt: cf. Arist. Equit. 68. 288. Stallb. ad 

- Plat. Eutbyph. p. SB. intt. ad Propert. I, 4, 21. ostt. cett. 

Plat. Beip. I. p. 333 E. scribendum: ae’ οὖν zul νόσον 
ὅστις δεινὸξὶ φυλάξασθαι καὶ λαϑεῖν, οὗτος δεινότατος καὶ 

ἐμποιῆσαι; εἴ, Boeckh. ind. Lectt. 1829 — 1880. Ä 
Plat. ‚Reipubl. I. p. 341 C. sine dubio scripsit: ”4g” οὖν καὶ 

ἑκάστη τῶν τεχνῶν ἔστε τι ξυμφέρον ἄλλο ἢ ὅτι μάλιστα τελέαν 

ns Errant igitur Bekkerus, Stallbaumius, Schnei- 
erus, ᾿ ; : j ᾿ 


4 


Medea von Euripides 
Versuch einer deutschen Uebersetzung 
von 


4 St*) 


Zu .Prolog , 
O, wäre nie der flügelschnellen Argo Kiel | 
Zum Kolcherlaud durcheilt der Symplejaden Grau! 
Noch in den Schluchten Pelions gesunken je | 
Gefällt die Fichte! Nie erlauchter Fürsten Hand . 

6: Versehn mit Rudern, welche nach dem goldnen Vliess 
Für Pelias-fahren; nie wohl wär’ die Herrin mein, - 
Medea, zu Iolkos Thürmen hergeschifft, 

Von Liebe zu Jason überwältiget: | 
Nie, nach des Vatermordes Rath, zu dem sie dann 
10. Bewegt des’ Pelias Töchter hätte sie bewohnt _ 
Korinthos Land mit Kindern und Gemahl, zuerst 
illkommen zwar der Bürger Land, dem sie vertraut, 
Auch selbst mit Iason tragend aller Dinge Last — 
(Wohl immer"ward erfunden dies als höchstes Heil. 


en ? Zu Gründe gelegt ist; namentlich in det Chören, die Ausgabe von 
Pflugk, . ᾿ Schar ar ἢ ar 


N 


652 . Versuch einer deutschen Haneasstzung 


46. Wenn Weib dem Manne niemals hält die ‚Widerpart) — 
Doch jetzt ist Alles feindlich, und das Liebste krankt. 
Denn seine Kinder, meine Herrin ‚sie verräth 
Iason, der im königlichen Brautbett ruht, 

:Heimführend Kreon’s Tochter, der des Landes Haupt, 

20. Indess Medea, schmachbedeckt, die Aermeste 
Laut ruft die Eide, ruft der Rechte höchstes Pfand 
In’s Angedenken, raft der Götter Zeugnis an, 

Für sotchen Lohn, wie ibr won Jason. wird zu Theil, 
So liegt sie obne Nahrung, gibt dem Schmerz den Lab 


-25. Dabın, und zehrt die ganze Zeit in“ Ihräsen auf, 


nl 


. Seit sie von ihrem Gatten schmachbedeckt sich sak, 
Das Aug’ nicht hebt sie, wendet nicht'der Erde ab 
Das Antlitz; hört der Freunde lindernd Trosteswort 
Gleichwie ein Felsblock , ader wie des Meeres Fluih. 
80. Es sei denn, dass den Schwanenlaäls sie abwärts kehrt 
Und still für sich um ihren lieben Vater weint, 
Und’s Vaterhaus and Heimethlend,. die sie verrieth, 
Dem Mann zu folgen, der sie jetzt so schmählich hält. 
Am eignen Elend lernte die Unglückliche, 
85. Wie köstlich sei zu bleiben stets im Heimatbland. 
Die Kinder hasst sie: nicht erfreut ilır Anblick sie. 
Ich zitı’re, dass nicht Unerhörtes sie’ erducht} ᾿ 
Ist wild ihr Sinn doch, und ertragen wird sie nicht 
:So bitt’re Schmach: ieh kenne sie! und fürchte nur 
(Für sie), Dass sie den Stahl durch’s Herze scharfgezückt sich 
. stoset, ἡ | 
40. Ja, gar die Herrscher Pe dem Bräutigam erschlägt; 
Und dann — noch” ‚grösser αν δ. Haupt sich 
. Adi, ᾿ 
Denn furchtbar ist sie Wahrlich, wer zum Hass sie reizt, 
Nicht leicht wird der den Siogespreig empfab’ n. — | 
Doch sieh! die Kinder! satt des Renuspiels kommen sie 
45. Dort schon zurück; nicht kümmert sie der Mutter Leid: 
Denn ee Denken liebt nicht Kümmerniss. u 


Der Pädagogan. 
(tritt mit den ‚beiden Kinderp, auf). 
Du, meiner Herrin treuergebnes Eigenthum;- 
Was stehst du einsam weilend vor der Pforte hier? 
Beweinend still für dich allein das Missgeschick? 
' 50. Wie?; auch von dir verlassen will Medea sein? 
Die Amme. 
O, dieser Kinder Iason’s greiser Führer, du, 
Dem ‚wack’ren Diener wird des Herren Unglückafall 
Zum Missgeschick, das tief 1 im Herzen ihn berührt. 


SE der Meden von Euripiden > = . 088 
s bin ich denn vom Herzeleid dahin gelangt, 


65. Dass Selinsucht mich erfasste, hier herausgeeilt, ze 
Der Herrin Leiden, Erd’ und Himmel darzuthun. 
᾿ Greis, 
. So Jässt denn noch von Jammern nicht die Aermste ab 7 
. „Amme, 
| Wie BBInE: du nur? den Anfang katim verliess ihr weht 
Greis, 


Die Thörin! -—— wenn zu nennen so die Herren a 
60. Wie ἘΠ so ganz der neue Schlag ihr unbekannt! - 
Amme, 
' Was jet, o Greis, o weigr’ es nicht zu ı künden mirt 
Greis, 
’ ist nichts! Ranch ‚reüt selbst das Gesprochne a). 
Amme. 
Bei deinem Bart! o.hehl’ es der Mitsclavin nicht! 
65. Denn Schweigen , wenıf es nöthig, gern gelob’ ichta an. 
" Greis, 
‚Ich hörte sagen, ohne: dass ich ER sebien, 
Dem Spielplatz nahend, wo die Aelt’sten, wie du went, 
Gelager® sitzen um Peireng’ 's ‚heil’gen' Beru. — 
Dass diese Kinder zum Korintherland hinaus 
70. Vertreiben sammt der. -Muiter will des Landes Fürst | 
Kreon. Die Sage freilich, ob sie wahrhaft sei, " 
᾿ Nicht weiss ich:s. "Doch‘ich wünsehte-wohl, sie sgi es nicht, >, 
; Amme. EDEN a 
Und solches Jiesse Iason an den Kindern tiun 
10. Wenn auch. mit ihrer Mutter Zwiespalt hegt sein Herz ?. 
Greis.  ' . 
Es stehen alte neuen Freumdschaftsbanden' eh 
en ist auch ‚euer diesem Hause’ nicht ıhehr Eraane. ᾿ 
“ Amme. ΕἾ HH 
So sind wir denn verloren! wenn zum.alten uns, ARE, 
Eh’ es. verschmerzt ist, neues Unglück treffen soll, 
Greis, 
80. Doch du; dann noch ist’s Zeit nicht, Änspdic, Hein di 
Erfahre,, halt’ dich ruhig und verschweig‘, das Werten. m: 
; __ μπεπλε (m den Binder gewendet); 
O, Kinder, ihört, wie gegen Euch der Vater ‚denkt! 
Ich fluch*ihm — nicht —— er ist mein, Herr — doeh..schlecht 
Wird: Bogen Freunds. er erfunden in ee Ahat.: . ,: 
a 7 Greie, Σ EN ἐκεῖ 
85. Wer wird jan nicht j im Leben! sahst An εἰς döch;: ! 
Dass Jeder wöhl sich-selbst mehr, als den Nächsten, Hebt, 
Mit Recht‘ die Einen —- And’re auch wohl aus Eigennatz, 
Wie diese hier, der Braut zu Lieb’, der Vater hasst.. 


werıu 


024 Versuch einer deutschen Uebersetzung 


Mas 
Geht, Kinder, ὦ denn 6᾽ ist rathsam, in das Haus hinein! 
00.Du aber halt’, so viel es möglich, sie allein 
Und bringe nicht der zorn’gen Mutter sie zu nah, 
Schon sah’ ich sie, das Auge wild auf diese hin 
So unglückdrohend rollen, und es legt sich nicht 
Ihr Groll, ich weiss es, eh’ nicht wer am Boden liegt, 
95. O dass doch Feind’, nicht Freunde treffe ihre That. 
Medeia, \ 
Weh’. wir! . 
- Unseelige ich! O des Jammergeschicks ! 
Weh’ mir! Wie soll ich nur enden! 


Amme, 
Da hört ihr’s, geliebleste Kinder, es regt 
100. Die Mutter das Herz, sie reget den Grimm. ᾿ 
Eilet Euch schneller, tretet in’s Haus ein 
. Und dass ibr nur nicht dem Auge ihr naht! 
Geht auch nicht hin zu ihr, wahret Euch lieber 
Vor des Herzens Grimm und der wilden Natur 
. Des gewaltsamen Sinn’s, 
405. Nun geht! entweicht aufs schnellste hinein; 
Denn sicherlich wird, da sie einmal begann, 
Mit hefiigerm Sinn der Betrübnies Gewölk 
Sie bald aufs Neue. eniflammen. Was wird 
Der gewaltige, schwersuzügelnde Sing, 
110. Von ‚Leiden genagt, ee 
Me . 


ia, 
Weh mir! Weh mir! 
Ich unseelige litt, ich erlitt, wss werth 
Des unsäglichsten Jammers. — O, Sshret dahin 
Von ‚unseeliger Mutter, ihr Kinder, verflucht, 
416. Mit dem Vater: es stürze das Haus ganz, 


N = Amme, 

O weh mir! Weh mir Unglücklichen! Weh! 

Was verschuldeten denn durch des Vaters Sünd’ 

Die ‚Kinder? Warum trifft diese dein Hass? 

Weh mir! Wie'zittr ich, Kinder, für Euch! — — 
420. Starr ist der Herrschenden Sinn und meistens, 

Nur von Wen’gen beberrscht, Vieles. bewält’gend, 

Veränderü nur schwer sie. den zornigen Muth. 

Doeh mit Gleichen zu leben nach gleichem Gesetz 

Ist besser: so sei mir, wenn gleich nicht im Glanz, 
125. Doch in Frieden der Abend des Lebens 

Denn “überall siegt, als erster genunnt, 

'Des Müssigen Nam’; es geniessen, das ist 

‚Bei weitem der Sterbliehen herrlichstes Theil! . 

Das Uebermäse, nimmer bedeutet es Heil: 


der Medea von. Euripides.. 635 - 


180. Nur. gröss’res Unheil, zürnet ‚er einst, 
Vernängt Gott über die Fürsten. 
| Der Chor. 
Ich vernelim die Stimme, ich vernahm das Geschrei 
Der unseeligen 
Kolcherin; immer noch ruht sie nicht — aber, o Greisin, 
135. Sprich; denn am doppelgethorten Pallast hört’ ich Klag- 


geschrei, 
‘ Nimmer auch’ freu’ ich, o Weib, ob der Leiden des Hau- . 


ses mich, ; 
. Da mir es theuer worden. | 
᾿ Amme. | 
Nicht ist mehr das Haus! Das Alles ist hin! 
Fürstliches Bett hält ihn gefesselt — 
440. Sie im Gemach härmet das Herz sich, 
Die Herrin; von keinem der Freunde gestillt 
Wird das Herz mit freundlichen Worten, 
Medeia. 
Weh mir! O dass durch das Haupt vom Himmel οἱ ein ἘΠ 
‚145. Mir führe! Was ist 'mir noch Leben Gewinn? 
Weh mir! O, könnt’ ich des Daseins Noth, ᾿" 
Verlassend im Tode es enden! 
Chor. 
Strophe, 
Du vernahmst, ὃ Zets und Erd’ und Licht, | 
150. Welch’ Jammergeschrei das unseelige Weib 
'Ertönen lässt. — 
Wie mag des verlass’nen Ehebetts 
Dir solches Verlangen, Thörin, 
Doch des- Todes Erlösung beeilen ? 
Nicht wünsche dir solches! 
"455. Doch wenn dein Gemahl 
Neuer Geliebten anhängt, 
So zürne nicht also furchtbar. ᾿ 
Zeus wird dir ein Helfer sein; nicht zu sehr 
Verzehr’ um den Gemabl 'weinend dich! 
Medeia. 
160. Ο erhabene Themis, und heilige Artemis! 
Seht, was ich leide, mit gewaltigem Schwur 
Verbindend mir den verfluchten Gemahl, 
O säh’ ich ihn einst sammt seinem Gespons 
"Zusammt dem Pallast zu Boden gestreckt, 
165. Sie, die mich zuerst zu beleid’gen gewagt. 
O Vater! o Stadt! die ich schändlich verliess, . 
Mit dem Blute des eigenen Bruders befleckt. — 
Amme. 
Hört ihr's, was sie spricht, und rufet dazu 
‚Archiv . Pbilol.u. Pädag, Ba: U. ΗΡ.4, 6 40 


686 Versuch einer deutschen Vebersetzung 


Die erhörende Themis und Zeus, der des Schwurs 
170. Verwalter dem Menschen seit Ewigkeit galt? 
Unmöglich wird mit kleinlichem Ding 
Den Zorn die Herrin beenden, 
Chor, 
Antistrophe. 
Wie bewegen wir sie, dass sie nahe dem Blick 
Vor uns, und der tröstenden Worte Klang 
175. Zu Herzen nimmt? 
Auf dass sie den tiefen Ingrimm 
Und Zorn aus dem Herzen wende. 
Nie soll mein bereiter Wille 
"Den Freunden entstehen! 
180. Auf denn! führe sie 
Eilig hierher aus dem Pallast! 
Freundlich verkünd’ ihr dieses. 
ΕΠ’ dich, eh’ sie noch schädigt die da d’rinn; 
Denn ihr Kummer ‚gewaltiglich erhebt sic. 
Amme. 
185. Thun will ich's. Doch schwerlich bewegt mein Wort 
Die Gebieterin mein. 
Doch gern sei die Mühe des Dienstes gewährt! 
Zwar ähnlich der Löwin, die Junge gebar, 
Stiert an sie die Sclaven, sd einer es wagt, 
190. Ein Wort vorbringend der Wilden zu nahn, 
Ja, thöricht nennend, und nimmer gescheut 
Die vor uns gelebt, nicht irrete mar, 
Die Gesänge, sowohl für blühende Lust, 
Wie zu Festesfreuden und gastlichem Schmaus 
.196. Erfanden, des Lebens erheiternden Klang, \ 
Doch Keiner der Sterblichen je es erfand, 
Das stygische Weh mit Musik und Gesang 
Vielstimmiger Saiten. zu bannen.‘ Darum 
r "Raflt Tod und Verderben die Häuser dahin. ᾿ 
200. Und solches mit Liedern zu bannen, verlohat 
Doch der Mühe sich noch: doch dass fröhlich das ΜΙ, 
Was strengen vergeblich die Stimme sie an? 
Denn des Festmahls Fülle gewährt ja allein 
Für sich schon Freude .den Menschen. 


Chor (Epodos). 
205. Ein Gesehrei vernahm ich, voll Jammergetön, 
Schmerzlichen Klagerufs über den Mann, ’ 
‚Der sie verrieth, den Treulosen, stösst sie aus. 
Zu den Göttern ruft sie, Schmäliches duldend 
Zur Eideszeugin Themis, die sie geführet 


x 


, 


ı > 


der Medea von Euripide. 027 


210. Herüber an Hellas Gestad. 
Durch das nächtliche Meer zu dem salzigen 
Thor des unendlichen Meeres?) ἢ 


] 


- 


Zweiter Act, 


Medeia (titt auf, geführt yon ihrer Amme, vielleicht auch mit 

-ἢ einigen Dienerinnen.) ἜΝ Pr 

. Ihr'Frau’n Korinth’s, auf dass ihr mich nicht tadelt, komm’ 

I Zu‘ Euch heraus ich (denn schon manchen Sterblichen ' 

215. Zieh’ man des Hochmuths, wie ich weiss, bald, weil 
sie fersi 
Sich bielten, bald, weil öffentlich; und Manche gar, 
Die rubig lebten, traf der Schlaffheit Vorwurf hart), 
Denn nimmer ist Gerechtigkeit des Menschen Theil, 
‘ Der, eh’ des Andern Inn’res er genau erforscht, 

220. Mit Hass ihn anblickt, der ihn nie beleidigte. — 
Nun muss ein Fremdling zwar ‚bequemen sich der Stadt — 
Ja, selbst den Bürger lob’ ich nicht, der, Trotzes voll; 
Den Bürgern. Noth durch seinen Unverstand erregt — 
‚Doch mir hat unerwartet zugestoss’'nes Leid 

225. Das Herz zerrissen — ich bin hin — und werfend weg 
Des Lebens Freude, wünsch’ ich, freudenarm, den Tod, 
Denn er, indem mir Alles Reizes voll erschien, 
Der Männer schlechtster ist geworden mein Gemahl, 
Von Allem, was da lebend ist und Einsicht hat, 

230. Ist doch ein Weib das unglückseeligste Geschöpf; 

Die wir zuerst mit Uebermass von Geld und Gut 
Den Gatten kaufen und den Leib als Eigenthum 
Hingeben müssen, was des Schlimmen Schlimmstss ist, 

. Und dann das grösste Wagespiel, ob böse sei, . 

235. Ob gut, den wir empfingen. Denn nicht rühmlich ist 
Die Scheidung Weibern, und den Mann verschmäh’n, nicht 

Se leicht, — 

‘So aber eine neuer 81: und Satzung naht, : 
Nur Sehergeist, wenn sie’s von Hause aus nicht weiss, 
Kann sagen ihr, wer künftig sei ihr Bettgenoss, ᾿ 

240. Und wenn uns soviel Leidende mit Freundlichkeit 
Der Mann behandelt, nicht unwillig trägt das Joch — 
Beneidenswerthes Leben! Doch, wo nicht, ist besser Tod. 
Der Mann, wenn’s d’rinnen ihm zu sein verdriesslich ist, 


.*) d. h. durch den Pontas Euzinus zu dem Hellespont, welcher gleich- 
. sam das Thor (Schlüssel sagt Euripides) ist zu dom Pontus. 
40" 


Ä | 
028 Versuch einer deutschen Uebersetzung 


Erleichtert wohl, das Haus verlassend, sich das Herz, 
245. Zum Freund sich wendend, oder zu. Genossen hin. 
Doch uns’re Aussicht schränkt sich auf Ein Wesen ein. 
Da sprechen sie, gefalrlos Leben lebten wir 
Im Hause, doch sie echwängen in der Schlacht den Speer! 
Wie irren sie! Ehr dreimal möcht’ in Kampfesreih’n 
250. Ich stehn, viel lieber, als gebären einmal nur. 
Doch, — diese Rede trifit nicht dich und mich zugleich: 
Du bist in deiner Heimathstadt, im Vaterhaus, 
Im Lebensglück,, in liebevoller Freunde Kreis — 
Ich, die Verlass’ne, Heimathlose, bin ein Spott 
256. Dem Manne, der aus fremdem Lande mich geraubt. 
‘Nicht Mutter, Schwester nicht, nicht Blutsfreund ist, 
Der Zuflacht mir in meinem Jammerschicksal beut. 
Nur soviel also zu erlangen, steht mein Wunsch, 
Dass du, wenn Weg und Mittel irgend nur sich beut 
260. Dem Gatten dieses Leids Vergeltung anzuthun, 
So wie dem, der die Tochter gab, und ihr, der Braut, 
oc Mir schweigest. Denn das Weib ist sonst wohl voller 
Furcht, 
Und schwach, wenn’s Stärk’ und Eisen gilt zu schau’n: 
Doch wird an ihres Eh’betts Ehre sie beschimpft, 
265..Nicht ist ein and’res Wesen wohl blutdürstiger. 


Chor. 


Das soll geschehn. Denn Rache übt an dem Gemahl 
Mit Recht Medeia; auch den Kummer fass’ ich wohl. 
Dech seh’ ich Kreon auch, des Landes Herrscher dort, 
Als neuer Willensmeinung Boten her sich nah’n. 
: Kreon. 
270. Dich da, die trotzigblickende, voll Gattenzorn, 
Medea, heiss’ ich meiden. dieses Land’s Gebiet, 

Auf Flüchtlings Fuss’, mitnehmend auch dein Kinderpaar, 
Und sonder Zögern; denn des Wort’s Herold bin ich! 
Und nicht zum Pallast kehr’ ich wieder jetzt zurück, 

275. Eh’ aus des Landes Gränzen ich vertrieben dich. 


Medeia, 


Weh mir! mir Armen droht vollständ’ger Untergang ! 

Denn alle Segel spannen meine Feinde auf! 

Und nirgends beut erreichbar sich ein Rettungsweg! 

Doch will ich fragen, leid’ ich hartes Unrecht auch: 
280. Weswegen du, o Kreon, aus dem Land’ mich treibst? 


Kreon. 
Ich fürchte dich — nicht braucht’sdes Umschweifs gegen dich, 


» 
der Medea von Euripides. - 6% 
Dass ἀπ unheilbar Uebel mir der Tochter thust. 
Und vieles eint sich zu dieser Furcht Bestätigung, 
Verschlagen bist du, vieler Tücken wohlgewandt, 

285. Auch kränkt’s dich, dass des Eh’gemahls beraubt du bist. 
Dann hör’ ich auch, du drohest; wie man meldet mir, 
Dem Vater und dem Bräuligam, mitsammt der Braut, 
Was anzuthun. D'rob also hüten will ich mich. 

. Und mir ist’s besser, jetzt dir Feind zu werden, Weib, 
. 290. Als Weichmuth später zu beseufzen bitterlich. 


Medeia. 


" 
ἐ 


weht Weht 
Nicht jetzt zuerst, o Kreon, sondern oftmals schon 
Hat Schaden mir und grosses Leid mein Ruf gebracht, 

- Wohl nimmer soll, wem Einsicht die Natur verlieh, 

905. Die Kinder auferziehn, allzu 'klug belehrt. 

Denn zu der Trägheit Vorwurf, dem sie nicht entgeh’n 
Erernten sia der Bürger widerwärt’ gen Neid. 

Denn legst du Neues, klug Erdachtes, Thoren vor, 
So giltst du ihnen thöricht selbst und ungeschickt. 

800. Doch wenn dein Ruf die, deren Einsicht hoch man hält, 
Verdunkelt, als gefährlich giltst du dann der Stadt. 

‘ Ich selber auch bin theilbaft dieses Missgeschicke, 
Denn meine Kingheit, diesem ist sie toi! zum Neid, 
Dem widerwärtig. Und was ist mein Vfissen denn? — 

305. So fürchtest du mich, dass ich Böses an dir thu: 

So steht's za mir nicht — fürcht’, o Kreon, nichts von 
mir, — 

Dass gegen Herrscher zu vergeh’n ich wagte mich. — 

Hast Du mich denn beleidigt ? = za du doch ‚dein 
Kin 

Zu wem dein Herz dich führte. Aber den Gemall, 

310. Den hass’ ich; doch du, mein’ ich, thatest klüglich 80, 
So gönn’ ich auch, was dich betrifft, dir alles Glück. 
Macht Hochtzeit; lebt in Freuden! Nur den Boden hier 
Lasst mich bewohnen; denn obgleich ich Unrecht litt, . 
Will schweigen ich, mich willig fügend Stärkeren, 


Kreon. 


315. Du sprichst, wenn man’s so hört, gelind, doch innerlich 
- Fasst mich Besorgniss, dass ein böses Ding du sinnst. 
. Nur um so minder, als zuvor, trau’ ich Dir jetzt. _ 
So Weib als Mann, wer leicht "auflodert, leichter ist's _ 
Vor ihm sich hüten, als, wer schweigsam Tücke birgt. 
920. Wohlan! so weiche eiligst: sprich nicht leeres Wort. 
Denn das steht fest, und keine List ersinnest. du, 
Bei uns zu bleiben, a du mir so feindlich bist. — 


, , 
᾿ [4 ‚ _ 


830 Versuch einer deutschen Uebersetzung 
Medria, 
Bei deinen Knie’n! Bei deinem Kinde! Wolle nicht — 
Kreon 
Verlier’ nicht Worte! nimmermehr bewwegst du mich. 
" Medeia. 
825. So treibst du fort mich? nicht erbarmt mein Flehen dich ? 
Kreon. 
Weil ich dich mehr nicht liebe, als mein eignes Haus. 
O Vaterland! Wie bitter jetzt gedenk’ ich dein! 
Kreon. 
Nächst meinen Kindern ist das Liebste such mir die Stadt. 


Medeia, | 
Weh! Web! welch’ Leiden schafft die Liebe den Sterblichen! 
Kreon. 
830. Nachdem, vermein ich, and’res Schicksal trifft dazu. 
Medeia, 
Zeus! nimmer berg’ sich dieses Jammers Stifter dir! 
Kreon, 
Geh’, Thörichte, befrei von diesen Nöthen mich. 
Medeia, 
Ich bin in Nöthen,, und bedarf nicht neuer Noth, 
Kreon. 


Bald wirst von Dienern mit Gewalt du fortgeführt — 


Medeia, 
| 835. Du wiret doch dies nicht? Kreon ich beschwöre dich — 
Kreon, 
Noch fürder willst da, scheint es, lästig sein, o Weib? 
Medeia. 


‘ Ich will ja flieh'n; nicht dies zu wenden, bat ich ja. 
Kreon. 
Was sträubst du’also, und entfernst nicht schleunig dich? 
Medeia, 
Lass diesen einen einz’gen Tag verweilen mich, 
340. Um sorgend auszudenken einen Weg der Flucht 
Und Zuflucht meinen Kindern, da ihr Vater ja 
Für seine Kinder lieber gar nicht sorgen mag. - 
Erbarm’ dich ihrer! du ja auch bist Vater selbst - 
. Von Kindern, und so ziemt dir’s sehr, barmherzig sein. 
846. Ich bin’s ja nicht, weshalb die Flucht mir Kummer macht, 
Nur sie bewein’ ich, dass sie solches Schicksal trifft. — 
Kreon. ᾿ 
Gar νοΐ ward Tyrannensinn mir doch zu Theil: 
Weichherzigkeit hat mir verdorben Vieles schon. 
So seh’ auch jetztich, dass ich Unrecht thn’, o Weib, 
850. Dennoch sei dir’s gewährt; doch verkünd? ich dir: 
Trifft dich beim Aufgelhn Phoibos Fackel noch allbier, 


n 


N 
„der Medea von Euripides. _ 631 


Und deine Kinder in des Landes Grenzen an: 

So stirbst du; unerschüttert bleibet dieser Spruch. 

Jetzt aber, musst du bleiben, bleib’ noch Einen Tag... | 
355. Denn nichts ‚verüben sollst du, dass mich Furcht beherrscht. . 


Chor, 


Unglückliches Weib! 
Weh! Weh! Unseelige, über dein Leid! 
Wo wend’st du dich’hin? welch’ gastliches Haus, 
Welch’ Land, als Retter im Leidensgeschick, 
360. Wirst finden du? 
| Wie hat in-der Leiden unendliches Meer, 
—. ein Gott dich gesendet! 


Medeia. 


Unglücklich steht es überall! wer läugnet es? 
Allein so ist's noch nicht zu Ende, meint es nicht! 

365. Noch warten Kämpfe dieses neuvermählten Paars, 
Und der Verwandten nicht geringe Trübsalsnoth ! 
Vermeinst du denn, ich hätte je geschmeichelt ihm, 
Wenn ich auf Trug und Vortheil nicht den Sinn gestellt? 
‚Nein, nimmer angeredet, nimmer seine Hand 

570. Hätt’ ich berührt! Doch er ist so bethörten Sinn, 
. Dass er, in dessen Hand es stand, vertrieb er mich, 

ι „Mein Sinnen zu vereiteln, mich noch diesen Tag 
Hier weilen lässt, an dem ich meiner Feinde drei 
Zu.Leichen mache, Vater, Tochter und Gemahl. 

375. Nun hab’ für sie zum Tode ich der Wege viel, 
Doch welchen ich erwähle, schwank’ ich, Freundinnen; — 
Lass ich in Flammen lodern auf das Hochzeitsbaus? — 
Stoss ich des Schwerdtes Schärfe beiden in das Herz? — 
Mich leisen Tritts ins Haus zum Brautbett schleichend hin? 

380. Doch eins ist mir im Wege! — — wenn man mich erieppe 
Betretend des Pallastes Räume argen Sinns: 
So wird mein Tod ein Spott für meine Feinde sein, 
Am Besten, gradesweges! Worin die grösste Macht : 
Natur mir gab: durch Zaubermittel tödt’ ich sie! 

985. N Woehlan! — — 
Sie sind getödtet — ; welche Stadt nimmt danır mich auf? 
Wer beut als Gastfreund ein Asyl, ein sich’res Dach = 

- Mir schützepd an und rettet mich aus Todesnoth? — 

Ach keiner! D’rum noch harr’ ich eine Weile aus: 

890, Und wenn sich dann ein sich’rer Rettungsthurm mir zeigt, 
Vollend mit List ich und mit Schweigen diesen Mord. 
Doch hemmt mein _Thun ein unabwendbar Missgeschick, 
Sa nehm? ich selbst, und soll ich sterben auch, das samen 
Und tödte sie, und wage so das Aeusserste. 


Lu 


mu π δ (CHE DOC. 


632 Versuch einer deutschen Uebersetzung 


895. Denn nimmer, bei der Herrin, die vor Allen ich 
Verehr’ am meisten und ΖΒΓ Helferin erkohr, 
Der Hekate, die in des Hauses Innern thront, 
Soll ihrer einer, der mein Herz gekränkt, sich freu’n. 
Zu bitt’rer Trauer will die Hochzeit, bitter will 
400. Mein Leid für sie ich machen, mein Verbannungsloos! 
Wohlauf denn! brauch’, Medea, Deine ganze Kunst: 
Auf arge Listen brüte, sinne Pläne aus: 
Geh’ bis zum Aergsten! Jetzt ist Zuversicht dir notlı! 
Sieh’, was du leidest! Nicht zum Hohngelächter darfst 
405. Kreons und lasons Hochzeitgästen werden du, 
Du, edlen Vaters Tochter, Helios entstammt. 
Nicht mangelt Klugbeit: und dazu schuf dich Natur 
Zum Weibe, hülflos, wo es edle Thaten gilt, 
Doch alles Argen wohlgewandiste Meisterin, 


Chor, 
L Strophe: 
410. Hinauf zu den Quellen die heiligen Ströme fliessen : 
Recht und Alles wendet sich, kehret sich um: 
Männer, sie hegen jetzt Arglist: Götterschwur 
Nicht mehr unwandelbar bleibet. 
Aber unser Leben verkehren zum Ruhm der Menschen Stimmen, 
415. Ehre wird anjetzt dem weiblichen Geschlecht! 
Fürderhin schmählicher Ruf nicht mehr die Frauen schändet.— 
I. Antistrophe: 
Die Musen uralter Gesänge erschallen nicht mehr, 
Von der Frauen schwankender, wankender Treu, 
Hätte nur unserem Geist der heil’gen Leier 
420. Gmbe der Herrscher des Sanges 
Phoibos eingeflösst. Ja, ich sänge wohl auch ein Lied ent- 
᾿ς gegen 
Diesem Mannsgeschlecht, ei; nare Zeit, sie beut 
Vieles von unserem und der Männer Loos zu singen. 


II. Strophe: 
Du bist aus deinem heimischen Land geflohen, 
425. Hast mit verblendetem Herzen durchmessen die Doppelfelsen 
Des Meeres; und in fremdem Land 
Wohnst jetzo du, hast verloren 
Den Gatten des öden Lagers, 
‚Unseelige wirst mit Schmach aus 
430. Dem Lande vertrieben. 


II. Antistrophe: 
Dahin ist Eidstreue, es bleibt nicht Schaam in 


der Medes von Euripides, | a 633 


Hellas, der weiten; sie flog zu.den himmlischen Lüften auf- 
ἫΝ ‘wärts: 
Du hast weder Vaterhaus 
. Unseelige, das dir Zuflucht 
435. Der Leiden gewährt; und deines 
Ehebetts ist die fremde Herrin 
‘ Jetzt mächtig geworden. 


Jason. ne 
Nicht jetzt zuerst erkannt’ ich, sondern oftmals schon, 
Welch unbesiegbar Uebel sei der wilde Zorn. 
440. Bei dir ja stand es, fügtest du dich Mächtigern 
Mit Sanftmuth nur, zu bleiben hier in Land und Haus 
Nun musst um eitlen Redens aus dem Land du flieh’n. 
Mich zwar bekümnierts wenig, magst du fort und fort 
Doch sagen: „Iason ist der allerschlecht'ste Mann!“ — 
445. Doch was vom Königshause du geredet hast, 
Da preiss’ dich glücklich, dass dich nur Verbannung straft. - 
Zwar ich hab! oft der Herrscher Zürnen abgewandt. 
Von deinem Haupt, und wollte, dass du bliebest hier. 
‘Du aber, unablässig thöricht, schmähtest fort 
450. Und fort die Herrscher. D’rum denn trifft dich Landesflucht, . 
Doch auch nach diesem geb’ ich, was ir lieb, nicht auf, 
Und komme, sorgsam nur für dich bedacht, o Weib, ΄ 
Dass hülflos mit den Kindern nicht du zögest fort, 
Noch irgend was bedürfend (Zieht Verbannung doch 
455. Viel Uebel mit sich); denn wenn du mich hassest auch, 
‚ Sokönnt’ ich doch nicht sein dir jemals misgesinnt, 


Medeia, 


O Allerschlecht’ster — denn so mag dich wohl mein Mund 
Mit deiner F eigheit grösstem Schimpfesworte'schmäh’a — 
‘Du kamst zu mir, du kamest, Allverhasstester ? 
460. Nein wahrlich! das ist Kühnheit nicht, nicht Wagemuth, 
' Gekränkten Freunden treten unter’s Angesicht : 
Vielmehr der ganzen Menschheit allerschmählichstes 
Gebrechen, Unverschämtheit. Gut auch so indess! ı ΄ 
Denn ich, dich schmähend, will der Brust Erleichterung 
465. Gewähren; dich soll bitter kränken, was du ‚hörst. 
Beginne denn vom Ersten auch mein 1 zuerst, 
Ich habe dich gerettet — Zeugen sind, so viel 
Hellenen mit dir waren auf dem Argoschiff — 
‘Als du geschickt ward’st, feuersprüh’nder Stiere Wuth 
470. Im Joch zu bänd’ gen und zu streu’n die Todessaat ἡ Ä 
Den Drachen such, der bei dem strahlend gold’nem Vlies 
Mit vielgeschlung’nen Ringeln schlaflös hielt die Wacht, 


ss Versuch einer deutschen Uebersetzung 


Ich tödtet’ ihn, und zeigte dir ein Rettungslicht. 
Dann selbst den Vater opfernd und mein Heimathland 

475. Zur Peliotis nach Iolkos zog ich hin 

Mit dir; der Klugheit hatte Liebe obgesiegt, 

Und tödtete den Pelias elendiglich 

Durch seine Töchter, und entnabm dich alltr Furcht. 
Und, da ich solches, schlechister Mann, an dir gethan, 

480. Verrieth’st du mich; hast dir ein neues Weib gefreit! 
Und hast doch Kinder!" — Wärest du noch kinderlos, 
Verzeihlich wär’ dann dieses Ehebund’s Begier. 
Doch hin ist Eidschwurs Treue; und ich fass’ es nicht, 
Ob jener Götter Macht beendigt, oder ob : 

485. Jetzt neu Gebot den Menschen du gegeben glaubst, 

| Da wohlbewusst du Meineid gegen mich begehst, 
Fluch dieser Rechten, die so oftmals du gedrückt, 
Fluch diesen Knie'n! Wie so vergeblich überliess 
Ich mich dem schlecht’sten Mann! Wie ward ich doch Pr 

| täuscht! — 

490. Wohlan! als Freund denn will ich dich zu Rathe zieh’n — 
Wiewohl von dir nicht hoffend irgend Freundschaftsdienst — 
Dennoch, damit mein Fragen dich noch mehr beschimpft! 
Wohin mich wenden jetzo? Wohl zum Vaterhaus, 

Das, sammt der Heimaih, deinetwillen ich vekliess ? 

495. Zu Pelias unglückseel'gen Töchtern? Herrlich wohl 

Empfängen sie des eig'nen Vaters Mörderin! 
Denn also steht es: denen, die mir lieb daheim, 
Ward ich verhasst; noch And’re, die mich nie gekrankt, 

Hab’ dir zu Liebe mir zu Feinden ich gemacht, 

600. Freilich! du hast vor Vielen im Hellenenland 
Dafür glückseelig mich gemacht; ich hab’ an dir 
Ein Wunder von Gemahl und Treu’, ich Aermeste! 
Da ausgestossen aus dem Lande flieh’n ich muss, 
Der Freunde baar, mit meinen Kindern ganz allein, 

605. Ein trefflich Lob für dich, den jungen Bräutigam. 
Als Bettler zieh’n die Kinder und die Retterin! 

O Zeus! Warum vom Golde nur, ob es verfälscht, 
Hast sich’re Zeichen du dem Menschen zußetheilt, 
Da doch, woran der schlecht’ste Mann erkennbar sei, 

610. Natur kein Merkmal hat dem Leibe eingeprägt. — _ 


Chor. . 

Gewaltig ist und schwer zu heilen solcher Zorn 

Wenn Freund mit Freunden erst geräth ἢ in Zwistigkeit. 
Jason. 


Ich habe, 5 scheint’s, nicht schlechter Rednergabe noth, 
Und, wie des Schifles wohlerfalırner Steuermann, 


der Medea von Euripides. 35 


515. Die Seegel bis aufs Letzte spyaunend muss ich fliehn,  , 
Ὁ Weib, vor deiner gift’gen Zungenfertigkeit; — . 
Ich nun, da du so übermässig dein Verdiehst 
‚Aufthürmst, erkenn’ als meines Seezugs Retterin 
᾿ Kypris allein von Göttern und von Sterblichen, 
6520. Zwar fein ist deine Klugheit, doch unangenehm 
Dir vorzuhalten, dass dich Eros nöthigte, 
Mit unfliehbaren Pfeilen, zu erretten mich. - 
Doch leg’ ich darauf nicht ein allzugross Gewicht = 
Denn, wie du mir auch nütztest, bleibt’s doch dankenswerth; ἡ 
625. Docli hast für meine Rettung Gröss’res du fürwahr ἵν 
Empfangen als gegeben, wie ich zeigen will. 
Zunächst vertauschtest dein barbarisch Heimathland 
Um Hellas du, und lerntest Recht und Sitt’ verstehn,. . 
Und nach Gesetzen leben, nicht nach roher Kraft; — 
630. Ganz Hellas ferner hat, wie klug du seist, erkannt, 
Und Ruhm erlangtest du; da, wenn du bliebst daheim 
Am End’ der Erde, Niemand hätte dein gedacht. ᾿ 
Ich wenigstens, ich wünsche mir nicht Gold noch Gut, 
* Noch Sangesgabe, die selbst Orpheus Lied besiegt, 
635. Wenn Ruhm nicht meines Looses Glück verherrlichte. — 
So viel nun sei von dem, was ich für dich gethan, 
Gesagt; da du den Streit der Worte angeregt; — 
Da ferner du, dass ich um Kreons Tochter warb, 
.  Geschmäht, so zeig’ zunächst ich mich als kluger Mann, 
540. Sodann besonnen , endlich als. dein treuer Freund - 
Und meiner Kinder. Also hör’ mich ruhig an! 
Da ich hieher gezogen von lolkos Land 
Belastet mit viel rettungslosem Missgeschick: 
' + Wie hätt’ erwünschtern Fund ich wohl zu thun vermocht, 
545. Als dass ich Flüchtling durft’ die Königstochter ἔγε ἢ 7 
Nicht, was dich stachelt, weil ich deines Bettes satt, 
Noch von Verlangen nach: der neuen Braut gespornt, 5 
Auch war mein Sinn auf Kindermenge nicht gestellt; 
Denn, die ich habe g’nügen; nicht verlang’ ich mehr. 
550. Vielmehr, damit vornehmlich mit Behaglichkeit 
Wir lebten, obne Mangel; weil mir wohl bewusst, 
Dass aus dem Wege jeder Freund dem Armen geht, 1 
Und ferner, meine Kinder würdig zu erziehn; 
Und, Brüder zeugend denen, die du mir gebarst, \ 
555. Wollt einend sie zu eines Stamm’s Genossenschaft, 
Ich glücklich sein. Denn du bedarfst der Kinder nicht, 
Und mich erfreut’s, zu nützen durch die künftigen 
Den schon gebornen Kindern. „Heisst das schlecht gesorgt? Ὁ 
So sprächst du selbst nicht, plagte dich nicht Eifersucht. 
560. Jedoch, so seid ihr Weiber, bleibt in Ordnung nur 
‚Der Ehebund,, da meint ihr, sei auch Alles. gut. 


“ 


- , ῃ 
! . 


636 Versuch einer deutschen Ueberseizung 


Doch, triflt ein Unfall irgend nur das Ehebett, τ 
Da dünkt das Liebst’ und Schönste auch das Feindlichste, 
In eurem Sinn. Es müsste anders wie der Mensch 

665. Sich Kinder zeugen, und nicht sein der Frau’n Geschlecht: 
Kein Uebel dann mehr gäb’ es für die Sterblichen. 


Chor. 
Du hast, Iason, deine Rede wohl geschmückt, 
Doch mir, und käm’ dir unerwartet auch mein Wort, 
Scheinst du deia Weib verrathend ungerecht zu hun. 


670. Wohl vielfach von so Vielen weicht mir ab der Sinn! 
Mir scheint, es hab’, wer Unrecht zu beschön’gen weiss 
Mit Rednerkunst, der Strafen härteste verdient. 
Denn weil die Zunge Unrecht aufzustutzen weiss, 
Wagt er zu freveln. Doch sein Witz ist selten fein. 
675. So mein’ auch du nicht, dass du mir in gatem Licht 
Und wohlberedi erschienst. Ein Wort nur schmett're dich 
Zu Boden: Warst du redlich hättest du vorher 
Mich überzeugt, nicht keimlich diesen Bund geknüpft. 
"Jason. 
Gewiss du hättest schön befördert diesen Plan, 
680. Hätt’ ich ibn dir eröffnet, da du nicht einmal 
Jetzt deines Herzens schweren Zorn bewält’gen magst. 


Medeia. 
Nicht diess hielt ab dich! Der Barbarin Ehebund 
Erschien in spätern Alter dir nicht ehrenvoll. 
Jason. ᾿ 
Noch einmal sei versichert, dass das Feib ich nicht 
685. Gefreit, als ich die Königstochter heimgeführt, — 
Schon vorher sagt’ ichs, — sondern retten wollt’ ich dich 
Und meinen Kindern Brüder, königlichem Blut 
Entspross’ne, zeugen, zu des Hauses Schatz und Schirm. 


Medeia. 
Fern bleibe mir so bittere Glückseeligkeit 
690. Und solche Reichthumsfülle, die mein Herz zernagt! 


Jason. 
Kannst du nicht Bess’res flehn und weiser zeigen dich? _ 
OÖ, nimmer scheine, was dir heilsam, kümmervoll, 
Noch, was dein Glück ist, Unglücksschicksal dir zu sein! 
Media. 
Treib deinen Spott nur! Sichern Rückhalt hast du ja! 
695. Doch ich verlassen soll aus diesem Lande fliehn ! 
ason. 


I 
Selbst wähltest du es! klage keinen Andern an! 


‚ der Medea „von ‚Euripides. nn | 633 


.  Medeia. 
Wodurch? Vielleicht weil ich dich πεῖν und. dann verrieth? | 


Jason. 


Weil du den Herrschern unheilvollen Fluch geflucht. 


Medeia. 
Auch deinem Hause steh’ ich als Verfluchte da! 


Jason. 

600. Ich will mit dir nieht weiter hadern dieserhalb. 

Doch, willst du irgend für die Kinder oder dich 

Von meinen Schätzen Hülfe zu der Flucht empfahn; 

So sprich nur! Gern mit vollen Händen geb’ ich dir, 

Und schick’ den Freunden Zeichen, gastlichen Empfang 
605. Dir sichergd. Thöricht wär's, verwürfst du diess, o Weib, 

Viel besser fährst du, wenn den Zorn du bändigest. 


| Medeia, 
Nicht deiner Gastfreund’ Hülfe sprech’ ich jemals an! 
Noch nehm’ ich irgend etwas, biete nichts mir dar! ; 
Denn Keen Seegen bringt des schlechten Manns Geschenk. 


Jason. 
610. So ruf ich denn zu Zeugen an die Himmlischen, 
Wie gern ich dir, den Kindern, Alles leistete; 
Doch dir gefällt das Gute nicht:. dein Eigensinn 
Stösst ab die Freunde. Nun 80 miehre denn dein Leid! 
---- ’ (ab). 
| Medeia, 
Geh’ nur! Die Sehnsucht nach der neuvermäblten Braut 
615. Reisst dich hinweg; — Zu lange schon verweiltest du! 
Halt Hochzeit! Leichtlich möchtest du (hilft mir ein en 
Ein Ehebündniss schliessen, dem du fluchen wirst! 


- (Fortsetzung folft). 


M. Seyflert’s Ucbersetzung 


Aus Schillers Braut von 'Messina. 


Durch die Strassen der Städte, 
Vom Jammer gefolget, 
Schreitet das Unglück. 
Lauernd umschleicht es 
Die Häuser der Menschen, 
Heute an dieser 
Pforte pocht es, 
Morgen an jener; ᾿ 
Aber noch Keinen hat es verschont. 
Die unerwünschte 
Schmerzliche Botschaft, 
Früher oder später : 
Bestellt es an jeder | 
Schwelle, wo ein Lebendiger wohnt. 


Wenn die Blätter fallen 
In des Jahres Kreise, 
Wenn zum Grabe wallen 
Entnervte Greise: 

Da gehorcht die Natur 
Ruhig nur 

Ihrem alten Gesetze, 
Ihrem ewigen Brauch, 

Da ist nichts, was den Menschen entsetze. 


Aber das Ungeheuer auch 
Lerne erwarten im menschlichen Leben! 
Mit gewaltsamer Hand 
Löset der Mord auch das heiligste Band. 
In sein Stygisches Bett 
Raflet der Tod 
Auch der Jugend blühendes Leben. 


Wenn die Wolken geihürmt den Himmel schwärzen, 
Wenn dumpf tosend der Donner hallt, 
Da, da fühlen sich alle Herzen 
In des furchtbaren Schicksals Gewalt. 
Aber auch aus entwölkter Höhe 
Kann der zündende Donner schlagen. 
Darum in deinen fröhlichen Tagen 
Fürchte des Unglücks tückische Nähe! 

‘ Nicht an die Güter hänge dein Herz, 
. Die das Leben vergänglich zieren. 
Wer besitzt, der lerne verlieren, 
Wer im Glück ist, der lerne den Schmerz. 


aus Schiller’s Braut von Messina.’ . 689 


Urbium tractus coitante luctu 

Fata dum serpunt tacilisque furta 

Excubant tectis, repetita pulsu | ἔτ 
Ostia mutant. 


Nesciunt ullum caput haec vereri: 

Serius seu nunc inamata tetrae 

Deserunt, quoquo lare vita durat, 
Nuntia- mortis, 


"Sive vertenti decas arbor anno 

Ponat, informis: seniumve tabes 

Inferis addat, nihil haec treınenda : 
. _ Jura revolvit ae 


_ Prisca naturae series. Sed ausu 
Rumpit immiti pia vincta letum 
Et secat flores teneros: manere 
Dira memento, 


Nubium coeca ‚glomerante nocte 

Üt tonat coeli reboantis ira, 

Corda submittunt domitoris omnes 
ne Conscia fati. 


Flamma sed novit Iove vel sereno 
Missa concussas feriisse terras, 
- Hinc die laeto caveas propinqui 
Improba casus. 


Sperne, quae vitam peritura lactant, 9 
Prodigus vanis inbiare rebus. . og 
‚Integer discat minui, dolorem 

Gaudia discant. _ - 


M. Seyffert. 


Zu Virgil Ecl. IV, 15 ft. 


In meiner Kuscähe des Virgil habe ich zu Eclog. v, 15. die Be- 
ı hauptung aufgestellt, dass in dem genannten Verse durch das Pro- 
nomen ille Octavianus bezeichnet werde, nicht aber in jenen Wor- 
ten von dem Knaben des Pollio die Rede sein könne. Hr: Wagner 
hat dagegen neuerdings diese Worte wieder von dem neugeborenen 
Knaben verstanden, und gegen mich Folgendes bemerkt: „Iahnius 
Octavianum pronomine üle indicari putat, cull Ecl. I, 7.42. 44. 
Sed illorum locoruım longe alia est ratio. Hic quidem nec C’gramma- 


— 


640 Zu Virgil Ecl. IV, 15 ff. 


tica patitur, nec res, de Octaviano cogitare. Puerum nascentem, 
pergit Iahnius, intelligi non posse propter vs, 18., ubi particula at 
' oppositioni inserviet; deceptus videlicet eo, quod non senserat, il- 
lam particulam eo loco trenseuntis esse ad navam rem, non alterum 
alteri opponentis.‘“ Indess ist doch die Schwierigkeit der Stelle durch 
Hrn, Wagners Bemerkung noch nicht gehoben, MI " ist keineswegs 
eingefallen, blos der Partikel αὐ wegen vom 8. Verse an einen Gegen- 
satz anzunehmen —: sie könnte an sich recht gut die von W. ange- 
nommene Bedeutung haben ; — vielmehr liegt dieser Gegensatz dort | 
im ganzen Bau der Rede und im Fortgange der Gedank« reihe. Man 
kann für 41 tibi jede andere Verbindungsweise, selbst ı ıe rein co- 
pulative (etwa _Ac tibi) hinstellen, und doch bleibt de\&egensatz. 
Schon die Stellung des tibi, das hier durchaus als scharf betont gel- 
ten muss, zeigt ihn an. Voss hat zwar wohlweislich dieses betonte 
tibs verwischt durch die Uebersetzuug: Aber zuerst wird, Knabe, 
dir kunstlos kleine Geschenke wuchern das Erdreich ; allein der Ge- 
‚danke bleibt auch so noch lahm und verkehrt. Zum wenigsten hätte 
es heissen müssen: Zuerst nämlich wird dir die Erde u. s.w.- Ja 
‘wenn man auch das zibi an dieser Stelle des Verses für ton- und 
bedeutungslos gelten lassen wollte, — was ohne einen angenomme- 
nen Felıler kaum möglich ist; — so bliebe immer die Schwierigkeit. 
Beziehen sich nämlich Vs. 16—17. schon auf den Knaben ; so kön- 
nen die folgenden Verse nur eine Art von Epexegesis und weitere 
Erläuterung seines glücklichen Lebens enthalten. Zu einer’ solchen 
jedoch passt at in keiner Bedeutung, so lange es nicht nämlich oder 
und zwar oder etwas dergleichen bezeichnen kann. Wenn man aber 
‚im 18. Verse einen Gegensatz zugestehen muss; dann darf auch ide 
im 15. Verse nicht auf den Knaben bezogen werden. Nun kann die- 
aes ille an sich freilich nicht den Octavianus bezeichnen; sondern 
bildet eigentlich nur den Gegensatz zu Zollio im 12. Verse. Allein 
wenn es, wie wir geselien haben, nicht auf den Knaben geht; so 
findet man auch in der ganzen Ecloge nichts, worauf man es bezie- 
. hen kann; und es lässt sich daher kaum anders auffassen, als in 
der Bedeutung: jener Andere, jener Bekanıtte, den ich im Sinne habe. 
Dass ille so gebraucht werde ist bekannt; so sehr man auch zuge- 
stehen muss, dass es hier etwas auffallender als gewöhnlich ateht. 
Ist aber ille einmal ein Ungenannter und von Pollio und dem Kna- 
ben Verschiedener; dann bedarf es wohl keines Beweises mehr, 
dass die damaligen Zeitumstände nnd noch mehr die Schilderungen 
in Vs. 15—17 und in Vs. 48—58 jedem Leser des Gedichtes verra- 
ihen mussten, Virgil könne sich unter dem ide keinen Anderen als 
den Octavianus gedacht haben. Ein ähnlicher Gebraucli des ἰδ 
findet sich irgendwo bei Horaz, und aus Virgils erster Ecloge sieht 
man, dass er es damals für gut befand, den Octavianus nicht mit 
seinem Namen zu erwähnen, sondern nur auf entferntere Weise 
anzudeuten. Jahn. 


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